Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.geschüttelt, ach! von unbekannten Fiebern, von dir gejagt, Gedanke! Unnennbarer! Verhüllter! Entsetzlicher!du Jäger hinter Wolken! darniedergeblitzt von dir,du höhnisch Auge, das mich aus Dunklem anblickt: -- so liege ich, biege mich, winde mich, gequält von allen ewigen Martern, getroffen von dir, grausamster Jäger,du unbekannter -- Gott ... Triff tiefer! Triff Ein Mal noch! Zerstich, zerbrich diess Herz! Was soll diess Martern mit zähnestumpfen Pfeilen? Was blickst du wieder, der Menschen-Qual nicht müde, mit schadenfrohen Götter-Blitz-Augen? Nicht tödten willst du, nur martern, martern? Wozu -- mich martern, du schadenfroher unbekannter Gott? -- Haha! Du schleichst heran bei solcher Mitternacht? ... Was willst du? Sprich! geschüttelt, ach! von unbekannten Fiebern, von dir gejagt, Gedanke! Unnennbarer! Verhüllter! Entsetzlicher!du Jäger hinter Wolken! darniedergeblitzt von dir,du höhnisch Auge, das mich aus Dunklem anblickt: — so liege ich, biege mich, winde mich, gequält von allen ewigen Martern, getroffen von dir, grausamster Jäger,du unbekannter — Gott ... Triff tiefer! Triff Ein Mal noch! Zerstich, zerbrich diess Herz! Was soll diess Martern mit zähnestumpfen Pfeilen? Was blickst du wieder, der Menschen-Qual nicht müde, mit schadenfrohen Götter-Blitz-Augen? Nicht tödten willst du, nur martern, martern? Wozu — mich martern, du schadenfroher unbekannter Gott? — Haha! Du schleichst heran bei solcher Mitternacht? ... Was willst du? Sprich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0034" n="27"/> <l>geschüttelt, ach! von unbekannten Fiebern,</l><lb/> <l>zitternd vor spitzen eisigen Frost-Pfeilen,</l><lb/> <l rendition="#et">von dir gejagt, Gedanke!</l><lb/> <l>Unnennbarer! Verhüllter! Entsetzlicher!</l><lb/> <l rendition="#et">du Jäger hinter Wolken!</l><lb/> <l>darniedergeblitzt von dir,</l><lb/> <l>du höhnisch Auge, das mich aus Dunklem anblickt:</l><lb/> <l>— so liege ich,</l><lb/> <l>biege mich, winde mich, gequält</l><lb/> <l>von allen ewigen Martern,</l><lb/> <l rendition="#et">getroffen</l><lb/> <l>von dir, grausamster Jäger,</l><lb/> <l>du unbekannter — <hi rendition="#g">Gott</hi> ...</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Triff tiefer!</l><lb/> <l>Triff Ein Mal noch!</l><lb/> <l>Zerstich, zerbrich diess Herz!</l><lb/> <l>Was soll diess Martern</l><lb/> <l>mit zähnestumpfen Pfeilen?</l><lb/> <l>Was blickst du wieder,</l><lb/> <l>der Menschen-Qual nicht müde,</l><lb/> <l>mit schadenfrohen Götter-Blitz-Augen?</l><lb/> <l>Nicht tödten willst du,</l><lb/> <l>nur martern, martern?</l><lb/> <l>Wozu — <hi rendition="#g">mich</hi> martern,</l><lb/> <l>du schadenfroher unbekannter Gott? —</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Haha!</l><lb/> <l>Du schleichst heran</l><lb/> <l>bei solcher Mitternacht? ...</l><lb/> <l>Was willst du?</l><lb/> <l>Sprich!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0034]
geschüttelt, ach! von unbekannten Fiebern,
zitternd vor spitzen eisigen Frost-Pfeilen,
von dir gejagt, Gedanke!
Unnennbarer! Verhüllter! Entsetzlicher!
du Jäger hinter Wolken!
darniedergeblitzt von dir,
du höhnisch Auge, das mich aus Dunklem anblickt:
— so liege ich,
biege mich, winde mich, gequält
von allen ewigen Martern,
getroffen
von dir, grausamster Jäger,
du unbekannter — Gott ...
Triff tiefer!
Triff Ein Mal noch!
Zerstich, zerbrich diess Herz!
Was soll diess Martern
mit zähnestumpfen Pfeilen?
Was blickst du wieder,
der Menschen-Qual nicht müde,
mit schadenfrohen Götter-Blitz-Augen?
Nicht tödten willst du,
nur martern, martern?
Wozu — mich martern,
du schadenfroher unbekannter Gott? —
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Du schleichst heran
bei solcher Mitternacht? ...
Was willst du?
Sprich!
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