Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.mein Unbekannter, -- Nein! Komm zurück! mit allen deinen Martern! All meine Thränen laufen zu dir den Lauf! Und meine letzte Herzensflamme -- dir glüht sie auf! Oh komm zurück, mein unbekannter Gott! mein Schmerz! mein letztes Glück! 2. -- Hier aber konnte sich Zarathustra nicht länger Ich will dir schon warme Beine machen, du schlimmer -- "Lass ab, sagte der alte Mann und sprang vom Solcherlei gehört zu meiner Kunst; dich selber mein Unbekannter, — Nein! Komm zurück! mit allen deinen Martern! All meine Thränen laufen zu dir den Lauf! Und meine letzte Herzensflamme — dir glüht sie auf! Oh komm zurück, mein unbekannter Gott! mein Schmerz! mein letztes Glück! 2. — Hier aber konnte sich Zarathustra nicht länger Ich will dir schon warme Beine machen, du schlimmer — „Lass ab, sagte der alte Mann und sprang vom Solcherlei gehört zu meiner Kunst; dich selber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <pb facs="#f0037" n="30"/> <l>mein Unbekannter,</l><lb/> <l>mein Henker-Gott! ...</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>— Nein!</l><lb/> <l>Komm zurück!</l><lb/> <l><hi rendition="#g">mit</hi> allen deinen Martern!</l><lb/> <l>All meine Thränen laufen</l><lb/> <l>zu dir den Lauf!</l><lb/> <l>Und meine letzte Herzensflamme —</l><lb/> <l><hi rendition="#g">dir</hi> glüht sie auf!</l><lb/> <l>Oh komm zurück,</l><lb/> <l>mein unbekannter Gott! mein <hi rendition="#g">Schmerz</hi>!</l><lb/> <l rendition="#et">mein letztes Glück!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head>2.<lb/></head> <p>— Hier aber konnte sich Zarathustra nicht länger<lb/> halten, nahm seinen Stock und schlug mit allen Kräften<lb/> auf den Jammernden los. „Halt ein! schrie er ihm zu,<lb/> mit ingrimmigem Lachen, halt ein, du Schauspieler!<lb/> Du Falschmünzer! Du Lügner aus dem Grunde! Ich<lb/> erkenne dich wohl!</p><lb/> <p>Ich will dir schon warme Beine machen, du schlimmer<lb/> Zauberer, ich verstehe mich gut darauf, Solchen wie du<lb/> bist — einzuheizen!“</p><lb/> <p>— „Lass ab, sagte der alte Mann und sprang vom<lb/> Boden auf, schlage nicht mehr, oh Zarathustra! Ich<lb/> trieb's also nur zum Spiele!</p><lb/> <p>Solcherlei gehört zu meiner Kunst; dich selber<lb/> wollte ich auf die Probe stellen, als ich dir diese Probe<lb/> gab! Und, wahrlich, du hast mich gut durchschaut!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0037]
mein Unbekannter,
mein Henker-Gott! ...
— Nein!
Komm zurück!
mit allen deinen Martern!
All meine Thränen laufen
zu dir den Lauf!
Und meine letzte Herzensflamme —
dir glüht sie auf!
Oh komm zurück,
mein unbekannter Gott! mein Schmerz!
mein letztes Glück!
2.
— Hier aber konnte sich Zarathustra nicht länger
halten, nahm seinen Stock und schlug mit allen Kräften
auf den Jammernden los. „Halt ein! schrie er ihm zu,
mit ingrimmigem Lachen, halt ein, du Schauspieler!
Du Falschmünzer! Du Lügner aus dem Grunde! Ich
erkenne dich wohl!
Ich will dir schon warme Beine machen, du schlimmer
Zauberer, ich verstehe mich gut darauf, Solchen wie du
bist — einzuheizen!“
— „Lass ab, sagte der alte Mann und sprang vom
Boden auf, schlage nicht mehr, oh Zarathustra! Ich
trieb's also nur zum Spiele!
Solcherlei gehört zu meiner Kunst; dich selber
wollte ich auf die Probe stellen, als ich dir diese Probe
gab! Und, wahrlich, du hast mich gut durchschaut!
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