Allgemeine Zeitung, Nr. 7, 7. Januar 1830.[Spaltenumbruch]
[Tabelle] Deutschland. * Vom Harze, December. Wer nun seit zwei Monaten in [irrelevantes Material] Litterarische Anzeigen. [39] So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen Deutsch- Die Regierungsvormundschaft im Verhältnisse zur Lan- [9] So eben ist bei Metzler in Stuttgart erschienen: Shakspeare's Schauspiele von Johann Heinrich womit diese trefliche Uebersezung Shakspeare's nun vollständig Gerichtliche Bekanntmachungen. [1026] Da der ledige Handelsjude Alexander Blumen- [Spaltenumbruch]
[Tabelle] Deutſchland. * Vom Harze, December. Wer nun ſeit zwei Monaten in [irrelevantes Material] Litterariſche Anzeigen. [39] So eben iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſch- Die Regierungsvormundſchaft im Verhältniſſe zur Lan- [9] So eben iſt bei Metzler in Stuttgart erſchienen: Shakſpeare’s Schauſpiele von Johann Heinrich womit dieſe trefliche Ueberſezung Shakſpeare’s nun vollſtändig Gerichtliche Bekanntmachungen. [1026] Da der ledige Handelsjude Alexander Blumen- <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <pb facs="#f0007" n="27"/> <cb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> </div> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Deutſchland.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#g">Vom Harze</hi>, December.</dateline><lb/> <p>Wer nun ſeit zwei Monaten in<lb/> den Hochgebirgen des Harzes eingeſchneit iſt, wo bei dem Fort-<lb/> ſteigen der Kälte bis über 20 Grad die Bäume vor Froſt krachen<lb/> und ſpalten, und wo die Stürme von Oſten wie von Norden<lb/> durch die dunkeln Tannenwälder ſauſen, dem iſt es wohl nicht<lb/> zu verdenken, wenn er grämlich wird, und ſeinem Mißmuthe die<lb/> Zeitungen Luft machen. In den Zeitungen, da ſchallt es und rauſcht es<lb/> von ſteigendem Wohlſtande, von aufregendem Geiſte der Verwaltung,<lb/> von fortſchreitender Aufklärung. Daß Gott erbarm! Wer iſt im<lb/> Wohlſtande? Die Gutsherren! Das raſche Gedeihen, der reiche Ver-<lb/> kehr der Kreditkaſſen, das Ausgebot der Staatsgüter ohne Käufer zu<lb/> finden, für einen nach den jezigen Kornpreiſen berechneten Abſchä-<lb/> zungswerth, die ſchweren Steuerlaſten ſprechen dagegen; unſre<lb/> adelichen Familien ſind tief verſchuldet, und eine vom Himmel<lb/> ihnen zufallende Milliarde, denn nirgendher ſonſt könnte ſie kom-<lb/> men, würde die Verluſte nicht erſezen, die der Krieg und noch<lb/> mehr der Frieden ihnen gekoſtet haben. Der Edelmann trat ſonſt<lb/> als Fürſtbiſchof unter die Fürſten, als geiſtlicher Kurfürſt hatte er<lb/> königliche Ehren, und fand in Stiftern gute Verſorgung für ſeine<lb/> Kinder. Das iſt vorbei. Die höheren Staatsämter und Offizier-<lb/> ſtellen waren ſein Eigenthum, jezt theilt er beide mit dem<lb/> Bürgerlichen. Seine Güter ſind im Kriege ſo mitgenommen, als<lb/> wären ſie weggenommen, und im Frieden ſind die Kriegserpreſ-<lb/> ſungen als bleibende Beſteurungen in die Form Rechtens gebracht.<lb/> Gewerbe mit den Gütern zu verbinden hat weit und breit nur<lb/> der Kaufmann Nathuſius zu Neuhaldensleben bei Magdeburg<lb/> verſucht; es müßte ſonſt der Pferdehandel ſeyn, wobei der Betrug<lb/> zur Ehre gereichen ſoll. Aber die Handelsleute gehen eben ſo wenig<lb/> auf Roſen; wenn man berechnet, was ſie an Wolle und Korn, und<lb/> durch verunglükte Gewerkanlagen und durch die gleichfalls verun-<lb/> glükten Handelsverſuche in beiden Indien verloren haben, ſo wäre<lb/> es beſſer geweſen, ſie hätten gar nicht mit dem Auslande gehan-<lb/> delt. In welcher Handelsſtadt folgen ſich die Bankerotte nicht<lb/> Schlag auf Schlag! Den Gutsherren iſt doch wenigſtens noch<lb/> Kredit geblieben, der kaufmänniſche Kredit aber iſt zerſtört, und<lb/> mit ihm der einzige Hebel zu großem Geſchäftstriebe. Ginge<lb/> es den Handwerkern beſſer, könnten ſie Brod vollauf und Fleiſch<lb/> dazu kaufen, wie könnten denn die Kornpreiſe ſo tief gefallen<lb/> ſeyn! Die Bauern endlich, einſt ſo rüſtig und tüchtig durch ein,<lb/> wenn auch ſchwaches Erbrecht an ihren Höfen, werden verflüch-<lb/> tigt, da ſie unmöglich mit ihren Einnahmen die Ausgaben deken<lb/><cb/> können, und daher den Nothverkauf ihrer Höfe dulden und vor<lb/> ihrer eigenen Thüre betteln müſſen. Wegen Steuerrükſtänden ſol-<lb/> len indeß nach einer königl. preußiſchen Verordnung Grundſtüke<lb/> nicht weiter verkauft werden. Der Geiſt der Verwaltung hat die<lb/> Kaſernen und Armenhäuſer belebt, und neue Wege durch Fröh-<lb/> ner neuer Art, durch Heere von Sträflingen wegen neuer Verbote<lb/> wider Holzleſe, Spiel und Tanz u. ſ. w. gebaut. Neue Land-<lb/> ſtände haben neue Steuern, und die Beamten in ihrer neuen<lb/> hochberechtigten unantaſtbaren Stellung mit reichen Beſoldungen<lb/> anerkannt. Aber ſind Millionen zu Preiſen für neue Erfindun-<lb/> gen, zu Großanſtalten, für Künſte und Gewerbe verwilligt! Hat<lb/> man Telegraphen errichtet? Schiffe gebaut? Kolonien gegründet?<lb/> rühmliche Werke zu bleibendem Nuzen für Kind und Kindeskin-<lb/> der angelegt? oder iſt man nur von einem Tage zum andern ſo<lb/> fortgeſchlichen? Wie läßt ſich, die Zeitungsnachrichten über Spa-<lb/> nien und Portugal vor Augen, von fortſchreitender Aufklärung<lb/> ſprechen! Wie die Erde nach der Meynung der Naturforſcher im-<lb/> mer mehr erkalten ſoll, ſo ſcheinen die Menſchen ſchwächlicher<lb/> und zärtlicher zu werden, und wenn ſie groß thun wollen, ſo<lb/> ſprechen ſie nach, was die alten Griechen gedacht haben. 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Deutſchland.
* Vom Harze, December.
Wer nun ſeit zwei Monaten in
den Hochgebirgen des Harzes eingeſchneit iſt, wo bei dem Fort-
ſteigen der Kälte bis über 20 Grad die Bäume vor Froſt krachen
und ſpalten, und wo die Stürme von Oſten wie von Norden
durch die dunkeln Tannenwälder ſauſen, dem iſt es wohl nicht
zu verdenken, wenn er grämlich wird, und ſeinem Mißmuthe die
Zeitungen Luft machen. In den Zeitungen, da ſchallt es und rauſcht es
von ſteigendem Wohlſtande, von aufregendem Geiſte der Verwaltung,
von fortſchreitender Aufklärung. Daß Gott erbarm! Wer iſt im
Wohlſtande? Die Gutsherren! Das raſche Gedeihen, der reiche Ver-
kehr der Kreditkaſſen, das Ausgebot der Staatsgüter ohne Käufer zu
finden, für einen nach den jezigen Kornpreiſen berechneten Abſchä-
zungswerth, die ſchweren Steuerlaſten ſprechen dagegen; unſre
adelichen Familien ſind tief verſchuldet, und eine vom Himmel
ihnen zufallende Milliarde, denn nirgendher ſonſt könnte ſie kom-
men, würde die Verluſte nicht erſezen, die der Krieg und noch
mehr der Frieden ihnen gekoſtet haben. Der Edelmann trat ſonſt
als Fürſtbiſchof unter die Fürſten, als geiſtlicher Kurfürſt hatte er
königliche Ehren, und fand in Stiftern gute Verſorgung für ſeine
Kinder. Das iſt vorbei. Die höheren Staatsämter und Offizier-
ſtellen waren ſein Eigenthum, jezt theilt er beide mit dem
Bürgerlichen. Seine Güter ſind im Kriege ſo mitgenommen, als
wären ſie weggenommen, und im Frieden ſind die Kriegserpreſ-
ſungen als bleibende Beſteurungen in die Form Rechtens gebracht.
Gewerbe mit den Gütern zu verbinden hat weit und breit nur
der Kaufmann Nathuſius zu Neuhaldensleben bei Magdeburg
verſucht; es müßte ſonſt der Pferdehandel ſeyn, wobei der Betrug
zur Ehre gereichen ſoll. Aber die Handelsleute gehen eben ſo wenig
auf Roſen; wenn man berechnet, was ſie an Wolle und Korn, und
durch verunglükte Gewerkanlagen und durch die gleichfalls verun-
glükten Handelsverſuche in beiden Indien verloren haben, ſo wäre
es beſſer geweſen, ſie hätten gar nicht mit dem Auslande gehan-
delt. In welcher Handelsſtadt folgen ſich die Bankerotte nicht
Schlag auf Schlag! Den Gutsherren iſt doch wenigſtens noch
Kredit geblieben, der kaufmänniſche Kredit aber iſt zerſtört, und
mit ihm der einzige Hebel zu großem Geſchäftstriebe. Ginge
es den Handwerkern beſſer, könnten ſie Brod vollauf und Fleiſch
dazu kaufen, wie könnten denn die Kornpreiſe ſo tief gefallen
ſeyn! Die Bauern endlich, einſt ſo rüſtig und tüchtig durch ein,
wenn auch ſchwaches Erbrecht an ihren Höfen, werden verflüch-
tigt, da ſie unmöglich mit ihren Einnahmen die Ausgaben deken
können, und daher den Nothverkauf ihrer Höfe dulden und vor
ihrer eigenen Thüre betteln müſſen. Wegen Steuerrükſtänden ſol-
len indeß nach einer königl. preußiſchen Verordnung Grundſtüke
nicht weiter verkauft werden. Der Geiſt der Verwaltung hat die
Kaſernen und Armenhäuſer belebt, und neue Wege durch Fröh-
ner neuer Art, durch Heere von Sträflingen wegen neuer Verbote
wider Holzleſe, Spiel und Tanz u. ſ. w. gebaut. Neue Land-
ſtände haben neue Steuern, und die Beamten in ihrer neuen
hochberechtigten unantaſtbaren Stellung mit reichen Beſoldungen
anerkannt. Aber ſind Millionen zu Preiſen für neue Erfindun-
gen, zu Großanſtalten, für Künſte und Gewerbe verwilligt! Hat
man Telegraphen errichtet? Schiffe gebaut? Kolonien gegründet?
rühmliche Werke zu bleibendem Nuzen für Kind und Kindeskin-
der angelegt? oder iſt man nur von einem Tage zum andern ſo
fortgeſchlichen? Wie läßt ſich, die Zeitungsnachrichten über Spa-
nien und Portugal vor Augen, von fortſchreitender Aufklärung
ſprechen! Wie die Erde nach der Meynung der Naturforſcher im-
mer mehr erkalten ſoll, ſo ſcheinen die Menſchen ſchwächlicher
und zärtlicher zu werden, und wenn ſie groß thun wollen, ſo
ſprechen ſie nach, was die alten Griechen gedacht haben. Wir ſind
allerdings reicher an Kunſtmitteln als die Alten, aber wohin wür-
den dieſe mit ihnen gekommen ſeyn!
_ Litterariſche Anzeigen.
[39] So eben iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſch-
lands und der Schweiz zu haben:
Die Regierungsvormundſchaft im Verhältniſſe zur Lan-
desverfaſſung. Ein publiziſtiſcher Verſuch mit beſon-
derer Rükſicht auf die zwiſchen Sr. hochfürſtlichen
Durchlaucht dem Herzoge von Braunſchweig und höchſt-
deſſen Landſtänden über die Rechtsbeſtändigkeit der
erneuerten Landſchaftsordnung vom 25 April 1820
obwaltenden Differenzen, nach Urkunden und Akten-
ſtüken ausgearbeitet von Dr. Zöpfl, Privatdocenten
der Rechte in Heidelberg. Mit einem Anhange von
Urkunden 1830. gr. 8. geh. Preis 18 ggr. ſächſ. oder
1 fl. 12 kr. rhein.
[9] So eben iſt bei Metzler in Stuttgart erſchienen:
Shakſpeare’s Schauſpiele von Johann Heinrich
Voß, und deſſen Söhnen, Heinrich und Abraham
Voß. Mit Erläuterungen. 9ten Bandes 2te Abthei-
lung. gr. 8. 2 fl. 40 kr. rhein. oder 1 Rhlr. 16 gr. ſächſ.
womit dieſe trefliche Ueberſezung Shakſpeare’s nun vollſtändig
iſt. Da mit Ausnahme der nicht gelungenen Benda’ſchen Ueber-
ſezung ſeit den älteren Ueberſezungen von Eſchenburg und
Wieland keine deutſche Uebertragung der ſämtlichen drama-
tiſchen Werke des größten brittiſchen Dichters mehr erſchienen iſt,
ſo wird die Nachricht von Vollendung dieſer Voß’ſchen, durch
Treue und Kraft der Sprache beſonders ausgezeichneten Uebertra-
gung Vielen um ſo willkommener ſeyn. — Die beigefügten Er-
läuterungen fanden ſelbſt Shakeſpeare’s Landsleute ſo werth-
voll, daß davon eine engliſche Ueberſezung in London, ſo wie eine
zweite in Nordamerika veranſtaltet worden. Vorräthig in allen
guten Buchhandlungen, in Augsburg in der Wolff’ſchen Buch-
handlung, in München in der litterariſch-artiſtiſchen Anſtalt,
in Wien bei Mörſchner und Jasper.
Gerichtliche Bekanntmachungen.
[1026] Da der ledige Handelsjude Alexander Blumen-
thal aus Altenſtadt, königl. bayeriſchen Landgerichts Illertiſſen,
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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