Allgemeine Zeitung, Nr. 103, 13. April 1849.[Spaltenumbruch]
die Freiheit und Größe des Gesammtstaats mitbegründen kann. Unsre A Triest, 4 April. Die am 20 März verschobene Wahl von zwei * Triest, 7 April. Gestern langte der sardinische Obrist des Ge- Oesterreichische Monarchie. Pesth, 8 April. Seit letzter Nacht befindet sich das Hauptquar- Pesth, 8 April. Der Kampf, der nun sieben Tage währt, hat "Die Städte Ofen und Ladis- law Graf Wrbna." bestätigt jetzt die Wiener Ztg. selbst. In Hermannstadt soll Meßaros, in Kronstadt Bem befehligen, der jetzt in die Bukowina sich werfen zu wollen scheine. So wenig noch Comorn gefallen ist, so fest halten die Insurgenten auch Peterwardein, dessen Besatzung in den letzten Tagen durch Perczel und Bathyany Verstärkung erhalten haben soll. Spanien. Madrid, 4 April. Die Regierung hat durch telegraphische Depesche Großbritannien. Das ganze Staatseinkommen in dem am 5 April d. J. abgelaufenen *) Der betreffende Correspondent steht den dortigen Parteien fern. *) Zedlitz' Soldatenbüchlein.
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die Freiheit und Größe des Geſammtſtaats mitbegründen kann. Unſre A Trieſt, 4 April. Die am 20 März verſchobene Wahl von zwei * Trieſt, 7 April. Geſtern langte der ſardiniſche Obriſt des Ge- Oeſterreichiſche Monarchie. ∸ Peſth, 8 April. Seit letzter Nacht befindet ſich das Hauptquar- ∷ Peſth, 8 April. Der Kampf, der nun ſieben Tage währt, hat „Die Städte Ofen und Ladis- law Graf Wrbna.“ beſtätigt jetzt die Wiener Ztg. ſelbſt. In Hermannſtadt ſoll Meſzaros, in Kronſtadt Bem befehligen, der jetzt in die Bukowina ſich werfen zu wollen ſcheine. So wenig noch Comorn gefallen iſt, ſo feſt halten die Inſurgenten auch Peterwardein, deſſen Beſatzung in den letzten Tagen durch Perczel und Bathyany Verſtärkung erhalten haben ſoll. Spanien. Madrid, 4 April. Die Regierung hat durch telegraphiſche Depeſche Großbritannien. Das ganze Staatseinkommen in dem am 5 April d. J. abgelaufenen *) Der betreffende Correſpondent ſteht den dortigen Parteien fern. *) Zedlitz’ Soldatenbüchlein.
<TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0005" n="1577"/><cb/> die Freiheit und Größe des Geſammtſtaats mitbegründen kann. Unſre<lb/> Deputirten ſind jetzt aus Frankfurt abberufen. Sie verdienen unſern Dank<lb/> dafür daß ſie bis zum letzten Moment ausgeharrt in dem edlen Beſtreben<lb/> nichts unverſucht zu laſſen um die deutſche Einheit herzuſtellen. Auf den<lb/> Ruf ihrer Regierung verlaſſen ſie jetzt eine Verſammlung deren Mehr-<lb/> heit ihr Mandat, <hi rendition="#g">Deutſchland groß zu machen,</hi> dahin verſtanden und<lb/> ausgelegt hat: <hi rendition="#g">Preußen</hi> groß zu machen. Wir ergeben uns der Hoff-<lb/> nung daß andere deutſche Regierungen das angemeſſene des Schrittes wel-<lb/> chen Oeſterreich gethan hat, anerkennen und demſelben folgen werden.<lb/> Dem Erzherzog-Reichsverweſer aber möchten wir jetzt den Wunſch an das<lb/> Herz legen ſeinen Poſten nicht zu verlaſſen. Er <hi rendition="#g">allein</hi> iſt für den Mo-<lb/> ment der Repräſentant der deutſchen Einheit, und durch ſeinen Rücktritt<lb/> würde ſie vielleicht auf immer gefährdet werden.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">A</hi><hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 4 April.</dateline><lb/> <p>Die am 20 März verſchobene Wahl von zwei<lb/> Abgeordneten nach Frankfurt und zwei Stellvertretern ſollte heute ſtattfin-<lb/> den; geſtern jedoch wurde ein Miniſterialerlaß vom 31 März hier bekannt-<lb/> gegeben, welcher die Berufung der Wähler abſtellt. Man ſchreibt dieſes<lb/> den telegraphiſchen Berichten aus Frankfurt vom 28 v. M. zu. Allerdings<lb/> hatte in der Verſammlung vom 20 März die Betrachtung Einfluß daß<lb/> die Abgeordneten nicht mehr Frankfurt zur Abſtimmung über die alles-<lb/> entſcheidenden Anträge erreichen könnten, doch ward hauptſächlich deß-<lb/> wegen eine kurze Friſt beantragt, weil man thatſächlich nur Einen Tag<lb/> dieſen Wahlen allgemeine Aufmerkſamkeit hatte widmen können, nach-<lb/> dem man ſechs Monate lang im Zweifel gelaſſen worden war, ob eine<lb/> Wahl angeordnet werden würde oder nicht. Die Erwähnung der Namen<lb/> zweier Wähler, in Verbindung mit deren Eigenſchaft als Conſuln, „Trieſt<lb/> 21 März“ (Nr. 86) gibt ein falſches Licht, und kann kaum andern als Par-<lb/> teiabſichten zugeſchrieben werden.<note place="foot" n="*)">Der betreffende Correſpondent ſteht den dortigen Parteien fern.</note></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 7 April.</dateline><lb/> <p>Geſtern langte der ſardiniſche Obriſt des Ge-<lb/> neralſtabs, Baron Stralla, mit dem Befehl ſeiner Regierung an das ſar-<lb/> diniſche Geſchwader nach den ſardiniſchen Gewäſſern zurückzukehren, hier<lb/> an, und ſetzte am Nachmittag ſeine Reiſe nach Ancona auf dem öſterrei-<lb/> chiſchen Kriegsdampfer „Vulcan“ fort. Die feindliche Flotte ſcheint auch<lb/> dießmal dasſelbe Spiel wie voriges Jahr machen zu wollen. 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Man kann ſich leicht vorſtellen daß hier große Bewe-<lb/> gung herrſcht, und alles mit verſchiedenen Empfindungen der großen Dinge<lb/> harrt die da kommen ſollen. Gegen Zuſammenrottungen iſt heute eine<lb/> energiſche Kundmachung erſchienen. Nach unverbürgten Gerüchten ſoll<lb/> Schlick im Rücken der ungariſchen Armee operiren. (?)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>∷ <hi rendition="#b">Peſth,</hi> 8 April.</dateline><lb/> <p>Der Kampf, der nun ſieben Tage währt, hat<lb/> ſich näher gegen Peſth gewendet und in einen Brennpunkt zuſammen-<lb/> gezogen, da ſich auch das erſte Armeecorps von der Szolnoker Straße, der<lb/> Bewegung des Feindes entſprechend, nach Gödöllö wandte. Das Gemetzel<lb/> war blutig und iſt rückſichtlich der Dauer bisher unerhört in den Annalen<lb/> der Kriegsgeſchichte. Die rückgängige Bewegung der Kaiſerlichen geſchah<lb/> großentheils aus ſtrategiſchen Gründen. Erſtlich wollte man ſo raſch als<lb/> möglich über die Reſerve verfügen können, zweitens iſt nunmehr die Gar-<lb/> niſon von Ofen und Peſth im Stand erſchöpfte oder geſprengte Bataillone<lb/> augenblicklich abzulöſen. Von Wien werden gleichfalls vier bis ſechs Ba-<lb/><cb/> taillone Verſtärkung erwartet. Der Feldmarſchall Fürſt Windiſch-Grätz<lb/> verweilt noch immer auf dem Schlachtfeld. Der Ban hat wie ein Löwe<lb/> gefochten und als ein anderer Mürat mehrere Reitergeſchwader ins Hand-<lb/> gemenge geführt. Das tapfere Infanterieregiment Franz Karl, das ſich<lb/> bekanntlich im vorigen Sommer bei Volta nicht ablöſen ließ, ſondern trotz<lb/> ſeiner Erſchöpfung mit dem Ruf „Wir laſſen den Marſchall grüßen<lb/> ſchön“<note place="foot" n="*)">Zedlitz’ Soldatenbüchlein.</note> die Höhen mit dem Bajonnet erſtürmte, fand an den rieſigen<lb/> Söhnen der Likka würdige Nebenbuhler und ächte Cameraden. 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Uebrigens iſt alles möglich. Die letzten zwei Tage wurde<lb/> die Bagage des kaiſerlichen vereinigten Heeres nach Ofen transportirt.<lb/> Eine Menge Verwundeter und Kranker, wie dieß bei einem ſo hartnäcki-<lb/> gen und langwierigen Kampf nicht anders der Fall ſeyn konnte, iſt gleich-<lb/> falls zurückgekehrt. Letztere wie die Packwägen und ihre Escorte lagern<lb/> auf der Generalwieſe bei Ofen. Die Aufregung in Peſth war geſtern<lb/> fürchterlich, und die halbe Einwohnerſchaft ſtand bis in die ſinkende Nacht<lb/> auf den Straßen. Die Brückenköpfe wurden daher doppelt beſetzt, und ge-<lb/> ſtern ſpät Abend nachſtehende Verordnung erlaſſen: <floatingText><body><div n="1"><p>„Die Städte Ofen und<lb/> Peſth befinden ſich im Belagerungszuſtande, daher Verſammlungen auf<lb/> Straßen und Plätzen verboten ſind. Da aber dieſem Befehle ſeit einigen<lb/> Tagen nicht nachgelebt wird, ſo finde ich mich bemüſſigt hiemit zu erin-<lb/> nern daß die Einwohner in den Häuſern zu verbleiben haben, wie auch des<lb/> unnützen Fahrens ſich enthalten werden. Die Patrouillen ſind beauftragt<lb/> gegen jede Zuſammenrottung mit dem vollen Gebrauch der Waffen einzu-<lb/> ſchreiten. Die nächſte Folge einer meuteriſchen Bewegung wäre die augen-<lb/> blickliche Beſchießung der Stadt, wozu bereits alles vorbereitet iſt. </p><closer><signed>Ladis-<lb/> law Graf Wrbna.“</signed></closer></div></body></floatingText></p><lb/> <trailer>Daß wirklich auch Kronſtadt in die Hände der Inſurgenten gefallen,<lb/> beſtätigt jetzt die <hi rendition="#g">Wiener Ztg</hi>. ſelbſt. In Hermannſtadt ſoll Meſzaros,<lb/> in Kronſtadt Bem befehligen, der jetzt in die Bukowina ſich werfen zu<lb/> wollen ſcheine. 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So namentlich ſoll eine 250<lb/> Mann ſtarke Carliſtenbande unter Vilella und andern Häuptlingen bei<lb/> einem Zuſammenſtoß mit der Colonne Igualada 70 bis 80 Mann an Tod-<lb/> ten und Gefangenen verloren haben. Das Gefecht fiel in Catalonien vor,<lb/> der Ort iſt aber nicht näher angegeben. Eine andere Bande ſoll nach<lb/> Frankreich verſprengt ſeyn. Der Generalcapitän von Catalonien war in<lb/> Gerona angekommen, um an die der Regierung ergebenen Dorfgemeinden<lb/> der Küſte Waffen behufs ihrer Vertheidigung zu vertheilen. (<hi rendition="#g">Span. Bl</hi>.)</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Das ganze Staatseinkommen in dem am 5 April d. J. abgelaufenen<lb/> Finanzjahr war 48,800,141 Pf. St. — 867,289 Pf. mehr als in dem<lb/> Jahr 1847/48.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1577/0005]
die Freiheit und Größe des Geſammtſtaats mitbegründen kann. Unſre
Deputirten ſind jetzt aus Frankfurt abberufen. Sie verdienen unſern Dank
dafür daß ſie bis zum letzten Moment ausgeharrt in dem edlen Beſtreben
nichts unverſucht zu laſſen um die deutſche Einheit herzuſtellen. Auf den
Ruf ihrer Regierung verlaſſen ſie jetzt eine Verſammlung deren Mehr-
heit ihr Mandat, Deutſchland groß zu machen, dahin verſtanden und
ausgelegt hat: Preußen groß zu machen. Wir ergeben uns der Hoff-
nung daß andere deutſche Regierungen das angemeſſene des Schrittes wel-
chen Oeſterreich gethan hat, anerkennen und demſelben folgen werden.
Dem Erzherzog-Reichsverweſer aber möchten wir jetzt den Wunſch an das
Herz legen ſeinen Poſten nicht zu verlaſſen. Er allein iſt für den Mo-
ment der Repräſentant der deutſchen Einheit, und durch ſeinen Rücktritt
würde ſie vielleicht auf immer gefährdet werden.“
A Trieſt, 4 April.
Die am 20 März verſchobene Wahl von zwei
Abgeordneten nach Frankfurt und zwei Stellvertretern ſollte heute ſtattfin-
den; geſtern jedoch wurde ein Miniſterialerlaß vom 31 März hier bekannt-
gegeben, welcher die Berufung der Wähler abſtellt. Man ſchreibt dieſes
den telegraphiſchen Berichten aus Frankfurt vom 28 v. M. zu. Allerdings
hatte in der Verſammlung vom 20 März die Betrachtung Einfluß daß
die Abgeordneten nicht mehr Frankfurt zur Abſtimmung über die alles-
entſcheidenden Anträge erreichen könnten, doch ward hauptſächlich deß-
wegen eine kurze Friſt beantragt, weil man thatſächlich nur Einen Tag
dieſen Wahlen allgemeine Aufmerkſamkeit hatte widmen können, nach-
dem man ſechs Monate lang im Zweifel gelaſſen worden war, ob eine
Wahl angeordnet werden würde oder nicht. Die Erwähnung der Namen
zweier Wähler, in Verbindung mit deren Eigenſchaft als Conſuln, „Trieſt
21 März“ (Nr. 86) gibt ein falſches Licht, und kann kaum andern als Par-
teiabſichten zugeſchrieben werden. *)
* Trieſt, 7 April.
Geſtern langte der ſardiniſche Obriſt des Ge-
neralſtabs, Baron Stralla, mit dem Befehl ſeiner Regierung an das ſar-
diniſche Geſchwader nach den ſardiniſchen Gewäſſern zurückzukehren, hier
an, und ſetzte am Nachmittag ſeine Reiſe nach Ancona auf dem öſterrei-
chiſchen Kriegsdampfer „Vulcan“ fort. Die feindliche Flotte ſcheint auch
dießmal dasſelbe Spiel wie voriges Jahr machen zu wollen. Gleich als
hier der Wortlaut des Waffenſtillſtands bekannt wurde, ſandte unſer Ci-
vil- und Militärcommandant Graf Gyulai einen Parlamentär nach An-
cona mit einer Depeſche an Albini, worin er ihm eine Abſchrift des Waf-
ſenſtillſtands einſchickte. Der Marquis v. Villare, proviſoriſcher Com-
mandant der ſardiniſchen Flotte, nahm dieſelbe in Empfang, und erwiederte
einfach daß er die Depeſche an Albini übergeben werde ſobald dieſer zurück-
kehre, was bald geſchehen müſſe. Nach Venedig ſegelten die franzöſiſchen Fre-
gatten „Pſyche“ und „Panama,“ dagegen kam von Toulon die Brig „l’Agile,“
und geſtern Abend von Venedig der Dampfer „Solon“ mit 42 Paſſagie-
ren hier an. Man erlaubte nur denjenigen von ihnen ans Land zu ſtei-
gen die einen Bürgen hier ſtellen konnten, die andern kehrten mit demſel-
ben Dampfer dieſe Nacht nach Venedig zurück. Viceadmiral Dahlrup
kam geſtern von Olmütz wieder hier an.
Oeſterreichiſche Monarchie.
∸ Peſth, 8 April.
Seit letzter Nacht befindet ſich das Hauptquar-
tier des Fürſten Windiſch-Grätz wieder in unſerer Stadt. Der größte
Theil der öſterreichiſchen Armee iſt nun ganz in der Nähe von Peſth con-
centrirt; die ungariſche Armee ſoll ihr in nicht zu großer Ferne gegenüber
ſtehen, und allem Anſchein nach kommt es heute oder morgen auf dem hi-
ſtoriſch berühmten Felde Rakoſch zu einer Hauptſchlacht. Ueber die nähern
Urſachen des ſchnellen Rückzuges der Kaiſerlichen, ſowie über die vorher-
gegangenen Ereigniſſe circuliren nur dunkle Sagen; es fehlen durchaus
fichere Nachrichten. Man kann ſich leicht vorſtellen daß hier große Bewe-
gung herrſcht, und alles mit verſchiedenen Empfindungen der großen Dinge
harrt die da kommen ſollen. Gegen Zuſammenrottungen iſt heute eine
energiſche Kundmachung erſchienen. Nach unverbürgten Gerüchten ſoll
Schlick im Rücken der ungariſchen Armee operiren. (?)
∷ Peſth, 8 April.
Der Kampf, der nun ſieben Tage währt, hat
ſich näher gegen Peſth gewendet und in einen Brennpunkt zuſammen-
gezogen, da ſich auch das erſte Armeecorps von der Szolnoker Straße, der
Bewegung des Feindes entſprechend, nach Gödöllö wandte. Das Gemetzel
war blutig und iſt rückſichtlich der Dauer bisher unerhört in den Annalen
der Kriegsgeſchichte. Die rückgängige Bewegung der Kaiſerlichen geſchah
großentheils aus ſtrategiſchen Gründen. Erſtlich wollte man ſo raſch als
möglich über die Reſerve verfügen können, zweitens iſt nunmehr die Gar-
niſon von Ofen und Peſth im Stand erſchöpfte oder geſprengte Bataillone
augenblicklich abzulöſen. Von Wien werden gleichfalls vier bis ſechs Ba-
taillone Verſtärkung erwartet. Der Feldmarſchall Fürſt Windiſch-Grätz
verweilt noch immer auf dem Schlachtfeld. Der Ban hat wie ein Löwe
gefochten und als ein anderer Mürat mehrere Reitergeſchwader ins Hand-
gemenge geführt. Das tapfere Infanterieregiment Franz Karl, das ſich
bekanntlich im vorigen Sommer bei Volta nicht ablöſen ließ, ſondern trotz
ſeiner Erſchöpfung mit dem Ruf „Wir laſſen den Marſchall grüßen
ſchön“ *) die Höhen mit dem Bajonnet erſtürmte, fand an den rieſigen
Söhnen der Likka würdige Nebenbuhler und ächte Cameraden. Als näm-
lich ein eben aus dem Schlachtfeuer rückkehrendes und todmüdes Likkaner-
bataillon den tapfern Jellachich perſönlich zum Angriff commandiren ſah,
griff es nochmals żur Muskete und raſſelte in den Feind, auf daß ihr Lieb-
ling nicht zuerſt in das blutige Durcheinander gerathe. Die Inſurgenten
ſind uns freilich numeriſch überlegen, doch hoffe ich noch immer auf einen
ſieghaften Erfolg der kaiſerlichen Waffen, und kann es nicht glauben daß
der öſterreichiſche Adler weichen müſſe. Für Peſth ſcheint mir keine Ge-
fahr zu drohen; das Ziel der Inſurgenten dürfte vorderhand der Entſatz
von Comorn ſeyn, auch werden ſie ihre eigene Hauptſtadt ſchwerlich der
Gefahr eines Bombardements ausſetzen; endlich erklärte, heißt es, Dem-
binski ausdrücklich, Polen ſey in den dreißiger Jahren bloß geſtorben
weil man Warſchau als das noli me tangere aller ſtrategiſchen Pläne
betrachtet habe. Uebrigens iſt alles möglich. Die letzten zwei Tage wurde
die Bagage des kaiſerlichen vereinigten Heeres nach Ofen transportirt.
Eine Menge Verwundeter und Kranker, wie dieß bei einem ſo hartnäcki-
gen und langwierigen Kampf nicht anders der Fall ſeyn konnte, iſt gleich-
falls zurückgekehrt. Letztere wie die Packwägen und ihre Escorte lagern
auf der Generalwieſe bei Ofen. Die Aufregung in Peſth war geſtern
fürchterlich, und die halbe Einwohnerſchaft ſtand bis in die ſinkende Nacht
auf den Straßen. Die Brückenköpfe wurden daher doppelt beſetzt, und ge-
ſtern ſpät Abend nachſtehende Verordnung erlaſſen: „Die Städte Ofen und
Peſth befinden ſich im Belagerungszuſtande, daher Verſammlungen auf
Straßen und Plätzen verboten ſind. Da aber dieſem Befehle ſeit einigen
Tagen nicht nachgelebt wird, ſo finde ich mich bemüſſigt hiemit zu erin-
nern daß die Einwohner in den Häuſern zu verbleiben haben, wie auch des
unnützen Fahrens ſich enthalten werden. Die Patrouillen ſind beauftragt
gegen jede Zuſammenrottung mit dem vollen Gebrauch der Waffen einzu-
ſchreiten. Die nächſte Folge einer meuteriſchen Bewegung wäre die augen-
blickliche Beſchießung der Stadt, wozu bereits alles vorbereitet iſt.
Ladis-
law Graf Wrbna.“
Daß wirklich auch Kronſtadt in die Hände der Inſurgenten gefallen,
beſtätigt jetzt die Wiener Ztg. ſelbſt. In Hermannſtadt ſoll Meſzaros,
in Kronſtadt Bem befehligen, der jetzt in die Bukowina ſich werfen zu
wollen ſcheine. So wenig noch Comorn gefallen iſt, ſo feſt halten die
Inſurgenten auch Peterwardein, deſſen Beſatzung in den letzten Tagen
durch Perczel und Bathyany Verſtärkung erhalten haben ſoll.
Spanien.
Madrid, 4 April.
Die Regierung hat durch telegraphiſche Depeſche
die Nachricht erhalten daß der Ex-König Karl Albert von Sardinien in
St. Sebaſtian angekommen; er ſchien ſich in dieſem Hafen ausſchiffen zu
wollen, um von da ſeine Reiſe nach Liſſabon zu Land fortzuſetzen. Die Re-
gierung übermachte ſogleich den Ortsbehörden von St. Sebaſtian den Be-
fehl dem Reiſenden alle ſeinem Range ſchuldigen Ehren zu erzeigen; zugleich
lud ſie ihn nach Madrid ein, man glaubt aber daß Karl Albert dieſer
Einladung nicht Folge leiſten werden. — Der Senat dürfte heute die
Discuſſion über das Geſetz zur Dotirung des Cultus und der Geiſtlich-
keit zu Ende bringen; es wird in der vom Miniſterium beantragten Form
aus dieſer Kammer hervorgehen. Der Congreß beſchäftigt ſich dermalen
mit einem Geſetzvorſchlag zur Regelung der Attribute des Senats als höch-
ſten Gerichtshofs für den Fall daß Miniſter oder Senatoren in Anklage-
ſtand verſetzt werden. — Aus dem Norden berichtet man wieder mehrere
mit Faccioſos beſtandene glückliche Gefechte. So namentlich ſoll eine 250
Mann ſtarke Carliſtenbande unter Vilella und andern Häuptlingen bei
einem Zuſammenſtoß mit der Colonne Igualada 70 bis 80 Mann an Tod-
ten und Gefangenen verloren haben. Das Gefecht fiel in Catalonien vor,
der Ort iſt aber nicht näher angegeben. Eine andere Bande ſoll nach
Frankreich verſprengt ſeyn. Der Generalcapitän von Catalonien war in
Gerona angekommen, um an die der Regierung ergebenen Dorfgemeinden
der Küſte Waffen behufs ihrer Vertheidigung zu vertheilen. (Span. Bl.)
Großbritannien.
Das ganze Staatseinkommen in dem am 5 April d. J. abgelaufenen
Finanzjahr war 48,800,141 Pf. St. — 867,289 Pf. mehr als in dem
Jahr 1847/48.
*) Der betreffende Correſpondent ſteht den dortigen Parteien fern.
*) Zedlitz’ Soldatenbüchlein.
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(2022-09-16T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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