Allgemeine Zeitung, Nr. 105, 15. April 1849.[Spaltenumbruch]
^ Wien, 12 April. Aus Ungarn nichts wesentlich neues. Der Abends. Sie bestätigen die Nachrichten unsrer obigen verläßlichen Wie- ner Correspondenz. London, 10 April. In Portsmouth wird die Dampf-Yacht "Vie- Paris, 11 April. Die Nationalversammlung hat gestern das Ge- selbst sich zum Belagerungsheer vor Venedig begeben werde. Alessan- dria wird nun doch von österreichischen Truppen besetzt, und zwar am 14 April. In Genua dauerte -- wenigstens bis zum 8 d. Abends -- der Aufstand fort, von Gräueln begleitet. So melden Turiner Blätter, die bis zum 11 d. reichen. Handels- und Börsennachrichten. London, 10 April. Consols 91 7/8 . Paris, 11 April. 3proc. 56.50; 4proc. 66; 5proc. 89; Bankactien Augsburg, 13 April. Bayer. 31/2proc. Oblig. 79 P., 781/2 G. 4proc. Wien, 12 April. 5proc. Met. 87 7/8 ; 21/2proc. 463/4; Bankact. 1138; Verantwortliche Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart. [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
◬ Wien, 12 April. Aus Ungarn nichts weſentlich neues. Der Abends. Sie beſtätigen die Nachrichten unſrer obigen verläßlichen Wie- ner Correſpondenz. London, 10 April. In Portsmouth wird die Dampf-Yacht „Vie- Paris, 11 April. Die Nationalverſammlung hat geſtern das Ge- ſelbſt ſich zum Belagerungsheer vor Venedig begeben werde. Aleſſan- dria wird nun doch von öſterreichiſchen Truppen beſetzt, und zwar am 14 April. In Genua dauerte — wenigſtens bis zum 8 d. Abends — der Aufſtand fort, von Gräueln begleitet. So melden Turiner Blätter, die bis zum 11 d. reichen. Handels- und Börſennachrichten. London, 10 April. Conſols 91⅞. Paris, 11 April. 3proc. 56.50; 4proc. 66; 5proc. 89; Bankactien Augsburg, 13 April. Bayer. 3½proc. Oblig. 79 P., 78½ G. 4proc. Wien, 12 April. 5proc. Met. 87⅞; 2½proc. 46¾; Bankact. 1138; Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. 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Da eine große Zahl<lb/> der engliſchen Gäſte ſich auf den Tribünen befand, ſo war dieſer unerhörte<lb/> Vorfall einer Thätlichkeit zwiſchen Mitgliedern für die Verſammlung um<lb/> ſo beſchämender. Mit der Verhaftung des Grafen v. Montemolin hat<lb/> es ſeine Richtigkeit gehabt. Franzöſiſche Zollſchutzwächter an der cataloni-<lb/> ſchen Gränze hatten ihn bei dem Dorf St. Laurent de Cerdagne, wie er<lb/> eben mit drei Begleitern unter falſchen Namen, aber unbewaffnet, ſich nach<lb/> Spanien hinüber ſtehlen wollte, feſtgenommen und nach der Citadelle von<lb/> Perpignan gebracht. 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◬ Wien, 12 April.
Aus Ungarn nichts weſentlich neues. Der
Feldmarſchall hat ſich auf ſeinen linken Flügel gegen Waitzen zu begeben,
und leitet in Perſon die Operationen gegen den keck vordringenden Gör-
gey, während Graf Schlick im Centrum durch Dembinski vollauf beſchäf-
tigt wird. Die Huſaren ſchlagen ſich mit einer Tapferkeit welche jedes
Vordringen der kaiſerlichen Armee, ohne bedeutende Verſtärkungen, un-
möglich macht. Dieſe Magyaren ſind keine Piemonteſen; ſelbſt Radetzky’s
ganze Armce hätte hier ein ſchweres Spiel. Sowie aber Fürſt Windiſch-
Grätz mit 100,000 Mann im Felde wird operiren können, rückt er vor, und
ſchwerlich dürfte außer der leichten Reiterei ein Drittel der Inſurgenten
über die Theiß entkommen. Ob die von allen Seiten heranziehenden Ba-
taillone rechtzeitig ankommen werden? das iſt die Frage, um deren Lö-
ſung es ſich jetzt handelt. Die Vorhut des Generals Hammerſtein iſt ſchon
in Kaſchau und Eperies (d. h. jetzt im Rücken der Inſurgenten); General
Benedek eilte hier durch geſtern nach Kaſchau um die Brigade zu überneh-
men. Das Corps des Baron Haynau bleibt vor Venedig und marſchirt
nicht nach Ungarn, wie hieſige und Olmützer Blätter wiſſen wollen; ebenſo
falſch iſt das in alle hieſigen Blätter übergegangene Börſengerücht eines
entſcheidenden Sieges vor Peſth. Die Inſurgenten ſcharmützelten ohne Er-
folg, die kaiſerliche Armee behauptete ihre Stellung. In Folge dieſes
Gerüchtes ſtiegen aber die Metalliques auf 88¼; nun erdichteten die Contre-
Mineurs eine Abdankung des Grafen Stadion, der heftiger Kopfſchmer-
zen wegen geſtern nicht nach Olmütz zur Conferenz fahren konnte, und
die Fünfprocentigen ftelen auf 86. Letztere Nachricht iſt aber ebenſo falſch
als die erſte; kein Mitglied des Miniſteriums denkt an eine Reſignation.
Amtliche Berichte von Temeswar melden das Einrücken der Ruſſen in Sie-
benbürgen von der Hermannſtädter und Klauſenburger Seite; das Mini-
ſterium konnte aus Rückſicht auf die dort bloßgeſtellte Bevölkerung dieſe
Pille nicht abwenden. Nach Ungarn aber kommen keine Ruſſen. Der junge
Kaiſer ſoll eine entſchiedene Abneigung gegen die Intervention derſelben in
Ungarn hegen, und um jeden Preis ſie zu vermeiden ſuchen.
* Unſre heutigen Briefe aus Peſth reichen bis zum 10 April
Abends. Sie beſtätigen die Nachrichten unſrer obigen verläßlichen Wie-
ner Correſpondenz.
London, 10 April.
In Portsmouth wird die Dampf-Yacht „Vie-
toria and Albert“ für den im Junius bevorſtehenden Ausflug der königli-
chen Familie vorbereitet; es heißt nun wieder: die Königin werde Dublin
beſuchen. — Die Times wünſcht heut als am Jahrstag des gefürchteten
Charitſtenaufſtandes (10 April 1848), wo ſo umfaſſende Vertheidigungs-
anſtalten in London getroffen wurden, England zu ſeiner tiefen Ruhe
Glück, und meint daß, obgleich jetzt Frankreich vergleichsweiſe ruhig ge-
worden ſey, doch die dermalen in Paris auf Beſuch befindlichen Englän-
der Betrachtungen anſtellen werden die ſehr zu Gunſten der Inſtitutionen
ihres Vaterlands ausfallen dürften. Dasſelbe Blatt gibt einen aus Jaſſy,
in der Moldau, geſchriebenen Brief eines engliſchen Officiers, der von den
ungariſchen Inſurgenten längere Zeit unter Mißhandlungen gefangen ge-
halten worden, und nun über Koſſuth und deſſen Anhang und Unterneh-
men das ſchlimmſte Urtheil fällt. — Nachrichten aus Braſilien (Rio de
Janeiro, 27 Febr.) zufolge dauerte der Aufſtand in Pernambuco fort, und
die Regierung hatte eine beträchtliche Land- und Seemacht dahin beordert.
Paris, 11 April.
Die Nationalverſammlung hat geſtern das Ge-
ſetz über die gerichtliche Organiſation in zweiter Berathung erledigt, aber
unmittelbar mit 548 gegen 88 Stimmen beſchloſſen zu keiner dritten Be-
rathung zu ſchreiten, d. h. das ganze Geſetz fallen zu laſſen. Vorausge-
gangen war der Beſchluß die Magiſtratur in ihrer Integrität zu erhalten,
und die etwanigen Reductionen in der Zuſammenſetzung der Tribunale
nur in dem Maß vorzunehmen als auf dem Weg der Natur Stellen frei
würden. Hr. v. Montalembert hatte dieſe Anerkennung der richterlichen
Inamovibilität beantragt, und (mit 344 gegen 322 Stimmen) durchgeſetzt.
So war freilich das Hauptintereffe des neuen Geſetzes verloren, und die
Verſammlung zog daher vor es ganz aufzugeben. In dieſer Sitzung lief
von dem Vicepräſidenten der Republik Hrn. Boulay (de la Meurthe) die
Erklärung ein: da die Verſammlung die von ihm übrigens nicht verlang-
ten Repräſentationskoſten verweigert habe, ſo könne er auch keine Staats-
wohnung annehmen, und in ſeiner beſcheidenen Privatwohnung könnte er
einen Gehalt von 48,000 Fr. nicht für ſeine Stellung verwenden, wie er
vorgehabt, er müſſe alſo auch auf den Gehalt verzichten. Heute wurde die
Wahl der Staatsräthe bekannt gemacht, aber nur zwanzig hatten die abſo-
lute Majorität erhalten (Vivien, Bethmont, Cormenin, Havin ꝛc.), und
die Wahl muß daher fortgeſetzt werden. Dann entwickelte Hr. Ledru-
Rollin die voraus angekündigte Interpellation über die Intervention der
Polizei bei den Wahlverſammlungen, als er aber mitten in der Rede war,
entſtand plötzlich eine lebhafte Aufregung im Saal — Hr. Raſpail (der
Neffe des Verurtheilten) hatte dem Hrn. Point, wie es ſcheint, wegen des ge-
gen ſeinen Oheim in Bourges abgelegten Zeugniſſes, einen Schlag ins
Geſicht verſetzt. Der Generalprocurator ſtellte ſogleich den Antrag auf
Ermächtigung Hrn. Raſpail gerichtlich zu verfolgen, welche ihm denn auch
mit Abkürzung aller Förmlichkeiten bewilligt wurde. Da eine große Zahl
der engliſchen Gäſte ſich auf den Tribünen befand, ſo war dieſer unerhörte
Vorfall einer Thätlichkeit zwiſchen Mitgliedern für die Verſammlung um
ſo beſchämender. Mit der Verhaftung des Grafen v. Montemolin hat
es ſeine Richtigkeit gehabt. Franzöſiſche Zollſchutzwächter an der cataloni-
ſchen Gränze hatten ihn bei dem Dorf St. Laurent de Cerdagne, wie er
eben mit drei Begleitern unter falſchen Namen, aber unbewaffnet, ſich nach
Spanien hinüber ſtehlen wollte, feſtgenommen und nach der Citadelle von
Perpignan gebracht. Auf einen telegraphiſchen Befehl aus Paris iſt der
Prinz bereits wieder in Freiheit geſetzt, gleichzeitig wurde jedoch der ſpa-
niſchen Regierung von dem Vorfall Nachricht gegeben.
* Unſere Briefe aus Mailand (12 April) glauben daß Radetzky
ſelbſt ſich zum Belagerungsheer vor Venedig begeben werde. Aleſſan-
dria wird nun doch von öſterreichiſchen Truppen beſetzt, und zwar am
14 April. In Genua dauerte — wenigſtens bis zum 8 d. Abends — der
Aufſtand fort, von Gräueln begleitet. So melden Turiner Blätter, die
bis zum 11 d. reichen.
Handels- und Börſennachrichten.
London, 10 April.
Conſols 91⅞.
Paris, 11 April.
3proc. 56.50; 4proc. 66; 5proc. 89; Bankactien
2420; belg 5proc. 92½; 4½proc. 83; öſterr. Looſe v. 1834 herausgekommene
505; röm. 77; ſpan 3proc. 31; innere Sch. 23; piemont. 890; St. Germain
E.-B. 425. Verſ. rechte 215; linke 170; Paris-Orleans 855.25; Rouen 555;
Straßburg 375.73; Nordbahn 457.50; Rouen-Havre 300; Marſ.-Avignon 220;
Straßb.-Baſel 107.50; Orl.-Vierzon 362.50; Bordeaur 412.50; Tours-
Nantes 323.75; Dieppe-Fecamp 175; Montereau-Troyes 132.50.
Augsburg, 13 April.
Bayer. 3½proc. Oblig. 79 P., 78½ G. 4proc.
88 G. Bankactien I. Sem. 618 P., 612 G. Promeſſen 43 P. Oeſterr. Met.
5proc. 76 G. Bankactien I. Sem. 1010 P. Württemb. 3½proc. 79 P.
4½proc. 93 G.
Wien, 12 April.
5proc. Met. 87⅞; 2½proc. 46¾; Bankact. 1138;
Nordbahn 96¼.
Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
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(2022-09-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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