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Allgemeine Zeitung, Nr. 106, 16. April 1849.

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[Spaltenumbruch] fügen würden. Ja es scheint sogar als ob der General Oxholm ausdrück-
lich zugestanden hat daß Dänemark nur durch dieß Vertrauen auf die Un-
terstützung des Grafen Arnim auf seinen Forderungen beharrt hat, und
versichert gewesen ist daß je näher die Gefahr des Krieges träte, desto nach-
drücklicher diese Unterstützung werden, ja daß sie mit dem Ausbruch dessel-
ben bis zum Separatfrieden führen werde. Ob die factischen Grundlagen
dieser dänischen Anschauungen richtig sind wird man am besten in Berlin
wissen, und werden die Berliner Kammern am leichtesten ans Licht brin-
gen können. Leider kann der Umstand daß diese Kammern sich in sehr
entschiedener Weise gegen ein unehrenvolles Verfahren in der dänischen
Frage ausgesprochen haben, nicht hinreichen Zweifel dagegen zu erregen,
denn das Ministerium Brandenburg hat namentlich in auswärtigen An-
gelegenheiten kaum die Existenz der Kammern beachtet."

Bayern.

Das Gerücht taucht wieder
auf daß v. d. Pfordten nun doch ins Cabinet treten und das Porte-
feuille des Auswärtigen erhalten werde. Ich muß die Bestätigung dahin-
gestellt seyn lassen. Gewiß aber ist daß nach eben gefaßter königlicher Ent-
schließung der Landtag abermals bis zum 15 Mai vertagt worden ist, und
zwar aus demselben Grunde aus welchem die letzte Prorogation erfolgt
war -- wegen der verlängerten Ungewißheit der Lösung der Dinge in
Frankfurt. Es fragt sich nur, ob er nicht gerade deßwegen berufen wer-
den sollte.


Der akademische Senat der Universität Erlangen hat unterm
5 April eine Adresse an den König in Bezug auf die Kaiserwahl abge-
schickt, deren Schluß lautet: "Wir würden einer heiligen Pflicht zu fehlen
glauben, wenn wir nicht in diesen ebenso ernsten als hoffnungsreichen
Tagen vor dem Thron Ew. k. Majestät die ehrfurchtsvolle Bitte laut
werden ließen, Ew. k. Majestät wolle dem Werke der deutschen National-
versammlung Allerhöchstihre Anerkennung nicht versagen und mit dem
mächtigen Gewichte der Krone Bayerns die große Wendung der Geschicke
unser gemeinsamen Vaterlandes heilvoll entscheiden. Dann wird in
dem Glanz des deutschen Kaiserthums Bayerns Chre nur um so herrlicher,
in der Stärke des deutschen Kaiserreichs Bayerns Kraft nur um so mäch-
tiger werden."

Gr. Baden.

Heute fand hier eine Ver-
sammlung der Bevollmächtigten sämmtlicher "vaterländischer Vereine"
Badens im Rathhaussaal statt, bei welcher auch die Vertreter der vater-
ländischen Vereine von Stuttgart, Darmstadt u. s. w. zugegen waren.
Man beschloß eine Adresse an den Großherzog, in welcher dieser gebeten
wird zu erklären daß er die deutsche Reichsverfassung, wie die Reichsver-
sammlung sie beschlossen, als deutsches Gesetz betrachte. Ferner beschloß
man eine Ansprache an alle deutschen Bruderstämme, sie möchten kräftig
darauf hinwirken daß ihre Regierungen sich ungesäumt der Reichsver-
fassung unterwerfen.

Kurhessen.

In der heutigen Ständesitzung
ecössnete die Landtagscommission: die Regierung erkenne die in der Sitzung
der Nationalversammlung vom 28 März verkündete Reichsverfassung an,
und halte etwanige Abänderungen derselben nur auf dem in ihr bezeichne-
ten Wege für ausführbar.

H. Nassau.

In Ihrer Zeitung wurde
schon mehrmals erwähnt daß sich General Uminski bei der Armee der Un-
garn befinde, dem ist jedoch nicht so. Derselbe weilt schon seit mehreren
Jahren beständig in Wiesbaden, und obgleich derselbe, nachdem er von
einem Beinbruch wieder genesen, sich einer guten Gesundheit erfreut, so
möchte doch sein hohes Alter ihn an der Theilnahme eines ungarischen Feld-
zugs verhindern. -- Das zweite hier stehende Regiment wird dieser Tage
nach Holstein zur Reservearmee marschiren. Eine halbe Batterie unster
ausgezeichneten Artillerie ist schon seit einiger Zeit dahin abgegangen, und
wird jetzt auch schon ohne Zweifel im Feuer gestanden haben. (Sie ent-
schied mit bei Eckernförde.) -- Seit den Märzfestlichkeiten ist eine außer-
ordentliche politische Windstille bei uns eingetreten, eine Art Resignation,
ein gewisses Verzweifeln an einer bessern Gestaltung der Dinge. Die
Kaiserwahl hat diese Stimmung nicht gebessert, indem man den Reichs-
apfel als einen Zankapfel der Zwietracht ansieht, den der Böse unter die
Fürsten geworfen. Die Masse des Volkes hier am Rhein hat von jeher
gegen Altpreußen eine gewisse Antipathie gehegt, und die neuesten Vor-
gänge in Berlin haben keine freundlichere Gesinnung erweckt. Jeder Un-
befangene sieht auch ein daß es mit der Constituirung eines engern Bun-
des im Bunde, dem Hauptziel der jetzigen preußischen Politik, nur auf die
Vermehrung der Macht von Preußen abgesehen ist, und daß man bei er-
ster Gelegenheit die Schutzbefohlenen reichsunmittelbar machen, d. h. ein-
ziehen wird. Das Interesse Deutschlands kommt natürlich hiebei nicht in
Betracht, es geht in Preußen auf. Wie gesagt, das Volk ist hier gegen
Preußen gestimmt, jedoch nicht so der größte Theil der Staatsbeamten,
auch nicht solche welche von rein egoistischen Triebfedern geleitet werden.
[Spaltenumbruch] Die Beamten hoffen an Preußen einen Anhaltspunkt gegen die Demokratie
zu finden, und gesetzt auch sie würden preußisch, so hoffen sie sich in ihrer
Besoldung eher zu verbessern. -- Ungeachtet der großen politischen Ruhe
sind die Eisenbahnstationen nach Frankfurt noch fortwährend mit Militär
besetzt; unnöthige Vorsicht! Es geht hier das Gerücht daß sich ein Für-
stencongreß zur desinitiven Regelung der beutschen Angelegenheiten in
einem der rheinischen Bäder versammeln werde. (Wird widersprochen.)

Hansestädte.

Laut eben erhaltenen
Handelsbriefen haben die Dänen bereits zwei bremische Fahrzeuge ge-
nommen, den Emigrant, ein volles Schiff, von H. H. Meyer und Comp.
und die Henriette mit 5000 Sack Caffee. Die Blokade beginnt mit dem
morgigen Tage.

Preußen.

Die Frage ob das Ministerium Bran-
denburg abtreten werde, beschäftigt jetzt lebhaft das Publicum. Daß es die
Verpflichtung hätte abzutreten, liegt sehr auf der Hand. Das Ministe-
rium Brandenburg konnte dem Staate sehr gute Dienste leisten zu einer
Zeit wo es gelten konnte mit den der Bureaukratie von altersher noch
zu Gebote stehenden Mitteln die Ruhe im Innern des Landes herzustellen.
Diese Mission ist erfüllt. Wir bedürfen jetzt eines Ministeriums dessen
Blick weit über die Bureaur hinaus und weit in die Ferne geht. Ein
Ministerium, das nicht eine Art Weltblick hat, könnte Preußen schon in
der nächsten Zeit, wenn die Verwickelungen nach außen hin ernsthafter
werden, an den Abgrund des Verderbens bringen. Daß ich dem Ministe-
rium Brandenburg-Manteuffel diesen Weltblick eben nicht zutraue, geht
schon aus dem obigen hervor. Aber auch von einem Ministerium Vincke
-- so sehr ich dasselbe wünsche -- ist in diesem Punkt nicht alles zu hof-
fen. Bis jetzt haben wir in der Politik dieses Mannes, sofern es sich nicht
in Preußen selbst um die Wahrung des Rechtsbodens nach allen Seiten
hin handelte, mehr Aufwallungen und Stimmungen als feste und groß-
artige Grundsätze bemerkt. Es ist etwas wahres daran wenn man der
preußischen Diplomatie nicht viel zutraut. Im allgemeinen hat der
Preuße weniger jenen Weltblick (den der Oesterreicher weit eher besitzt) als
die Kraft einer gewissen intenstven politischen Bildung, die mit seinem tiefen
persönlichen Rechtsgefühl zusammenhängt. Hr. v. Vincke ist nun aber
einmal durch und durch Preuße, und alles was man daher für den Fall
eines Ministerwechsels wünschen kann, ist daß bei Besetzung der Stelle ei-
nes Ministers der auswärtigen Angelegenheiten mit ganz besonderer Vor-
sicht verfahren werde.


* In der zweiten Kammer wurde am 13 von mehreren Mitgliedern
der Linken ein dringlicher Antrag auf Anerkennung der Reichsverfassung
gestellt. Die Kammer erkannte die Dringlichkeit an; am folgenden Tage
sollte eine Commission dafür gewählt werden.

Schleswig-Holstein.

Die Statthalterschaft
hat am 29 v. M. eine Verordnung wegen Erhebung der von der Landesver-
sammlung der gemeinsamen Regierung zur Disposition gestellten 4 Mill.
M.-C. als einer außerordentlichen Kriegssteuer erlassen. Dieselbe beträgt
1 Proc. von dem Landsteuertarationswerth der Ländereien und 1/2 Proc.
von dem Brandversicherungswerth der haussteuerpflichtigen Gebäude. Die
Steuer wird in drei Terminen, zwischen dem 15 Mai und 15 Sept d. J.,
bezahlt.

Oesterreich.

Bange Gerüchte aus Ungarn
gehen seit einigen Tagen von Ohr zu Ohr. Baldheißt es die Oesterreicher, bald
die Magyaren haben gesiegt. Thatsache ist daß letztere einige Stunden von
Pesth stehen, und sich zu einem Hauptschlag vorbereiten. Sie wollen diesen, wie
es in einem Schreiben aus Pesth vom 10 heißt, in der Nähe von Waitzen
liefern, und letztere Stadt erstürmen. Leider zeigen sich in Pesth selbst sehr
starke Sympathien für die Magyaren, während man sich dort in der ersten
Zeit so glücklich über den Einmarsch der kaiserlichen Truppen gefühlt hatte.
Was diesen Umschwung der Gesinnung bewirkt hat, ist nicht schwer zu er-
rathen. Die Leiter der Armee haben es nicht verstanden die Gemüther für
sich zu gewinnen. Strenge soll und muß gehandhabt werden, nur sollte dieß
stets in einer Weise geschehen daß der Betroffene selbst die Strafe als ge-
recht anerkenne; wenn aber, wie es geschieht, der Unschuldige für den
Schuldigen verantwortlich gemacht wird, dann wendet sich die Zuneigung
mehr und mehr ab. Unsere Armee hat daher in Ungarn einen sehr harten
Stand, und wenn auch die Magyaren nur vorübergehende Vortheile er-
ringen können, so wären doch auch diese schlimm genug für die gute Sache
Oesterreichs! Gebe der Himmel daß die 40,000 Mann die aus Italien und
von anderer Seite im Anmarsche sind, nicht "zu spät" in Ungarn eintreffen.


Heute sind wichtige Berichte aus Ungarn
eingetroffen. Waitzen ist von den Ungarn erstürmt und genommen wor-
den. Die österreichische Armee concentrirt nun alle ihre Macht um eine
Schlacht bei jener Stadt zu liefern und die Ungarn von Komorn, das sie
entsetzen wollen, abzuhalten. Letztere Festung hat die schwarze Flagge als
Zeichen der höchsten Noth (oder des entschlossensten Widerstands?) aufge-

[Spaltenumbruch] fügen würden. Ja es ſcheint ſogar als ob der General Oxholm ausdrück-
lich zugeſtanden hat daß Dänemark nur durch dieß Vertrauen auf die Un-
terſtützung des Grafen Arnim auf ſeinen Forderungen beharrt hat, und
verſichert geweſen iſt daß je näher die Gefahr des Krieges träte, deſto nach-
drücklicher dieſe Unterſtützung werden, ja daß ſie mit dem Ausbruch desſel-
ben bis zum Separatfrieden führen werde. Ob die factiſchen Grundlagen
dieſer däniſchen Anſchauungen richtig ſind wird man am beſten in Berlin
wiſſen, und werden die Berliner Kammern am leichteſten ans Licht brin-
gen können. Leider kann der Umſtand daß dieſe Kammern ſich in ſehr
entſchiedener Weiſe gegen ein unehrenvolles Verfahren in der däniſchen
Frage ausgeſprochen haben, nicht hinreichen Zweifel dagegen zu erregen,
denn das Miniſterium Brandenburg hat namentlich in auswärtigen An-
gelegenheiten kaum die Exiſtenz der Kammern beachtet.“

Bayern.

Das Gerücht taucht wieder
auf daß v. d. Pfordten nun doch ins Cabinet treten und das Porte-
feuille des Auswärtigen erhalten werde. Ich muß die Beſtätigung dahin-
geſtellt ſeyn laſſen. Gewiß aber iſt daß nach eben gefaßter königlicher Ent-
ſchließung der Landtag abermals bis zum 15 Mai vertagt worden iſt, und
zwar aus demſelben Grunde aus welchem die letzte Prorogation erfolgt
war — wegen der verlängerten Ungewißheit der Löſung der Dinge in
Frankfurt. Es fragt ſich nur, ob er nicht gerade deßwegen berufen wer-
den ſollte.


Der akademiſche Senat der Univerſität Erlangen hat unterm
5 April eine Adreſſe an den König in Bezug auf die Kaiſerwahl abge-
ſchickt, deren Schluß lautet: „Wir würden einer heiligen Pflicht zu fehlen
glauben, wenn wir nicht in dieſen ebenſo ernſten als hoffnungsreichen
Tagen vor dem Thron Ew. k. Majeſtät die ehrfurchtsvolle Bitte laut
werden ließen, Ew. k. Majeſtät wolle dem Werke der deutſchen National-
verſammlung Allerhöchſtihre Anerkennung nicht verſagen und mit dem
mächtigen Gewichte der Krone Bayerns die große Wendung der Geſchicke
unſer gemeinſamen Vaterlandes heilvoll entſcheiden. Dann wird in
dem Glanz des deutſchen Kaiſerthums Bayerns Chre nur um ſo herrlicher,
in der Stärke des deutſchen Kaiſerreichs Bayerns Kraft nur um ſo mäch-
tiger werden.“

Gr. Baden.

Heute fand hier eine Ver-
ſammlung der Bevollmächtigten ſämmtlicher „vaterländiſcher Vereine“
Badens im Rathhausſaal ſtatt, bei welcher auch die Vertreter der vater-
ländiſchen Vereine von Stuttgart, Darmſtadt u. ſ. w. zugegen waren.
Man beſchloß eine Adreſſe an den Großherzog, in welcher dieſer gebeten
wird zu erklären daß er die deutſche Reichsverfaſſung, wie die Reichsver-
ſammlung ſie beſchloſſen, als deutſches Geſetz betrachte. Ferner beſchloß
man eine Anſprache an alle deutſchen Bruderſtämme, ſie möchten kräftig
darauf hinwirken daß ihre Regierungen ſich ungeſäumt der Reichsver-
faſſung unterwerfen.

Kurheſſen.

In der heutigen Ständeſitzung
ecöſſnete die Landtagscommiſſion: die Regierung erkenne die in der Sitzung
der Nationalverſammlung vom 28 März verkündete Reichsverfaſſung an,
und halte etwanige Abänderungen derſelben nur auf dem in ihr bezeichne-
ten Wege für ausführbar.

H. Naſſau.

In Ihrer Zeitung wurde
ſchon mehrmals erwähnt daß ſich General Uminski bei der Armee der Un-
garn befinde, dem iſt jedoch nicht ſo. Derſelbe weilt ſchon ſeit mehreren
Jahren beſtändig in Wiesbaden, und obgleich derſelbe, nachdem er von
einem Beinbruch wieder geneſen, ſich einer guten Geſundheit erfreut, ſo
möchte doch ſein hohes Alter ihn an der Theilnahme eines ungariſchen Feld-
zugs verhindern. — Das zweite hier ſtehende Regiment wird dieſer Tage
nach Holſtein zur Reſervearmee marſchiren. Eine halbe Batterie unſter
ausgezeichneten Artillerie iſt ſchon ſeit einiger Zeit dahin abgegangen, und
wird jetzt auch ſchon ohne Zweifel im Feuer geſtanden haben. (Sie ent-
ſchied mit bei Eckernförde.) — Seit den Märzfeſtlichkeiten iſt eine außer-
ordentliche politiſche Windſtille bei uns eingetreten, eine Art Reſignation,
ein gewiſſes Verzweifeln an einer beſſern Geſtaltung der Dinge. Die
Kaiſerwahl hat dieſe Stimmung nicht gebeſſert, indem man den Reichs-
apfel als einen Zankapfel der Zwietracht anſieht, den der Böſe unter die
Fürſten geworfen. Die Maſſe des Volkes hier am Rhein hat von jeher
gegen Altpreußen eine gewiſſe Antipathie gehegt, und die neueſten Vor-
gänge in Berlin haben keine freundlichere Geſinnung erweckt. Jeder Un-
befangene ſieht auch ein daß es mit der Conſtituirung eines engern Bun-
des im Bunde, dem Hauptziel der jetzigen preußiſchen Politik, nur auf die
Vermehrung der Macht von Preußen abgeſehen iſt, und daß man bei er-
ſter Gelegenheit die Schutzbefohlenen reichsunmittelbar machen, d. h. ein-
ziehen wird. Das Intereſſe Deutſchlands kommt natürlich hiebei nicht in
Betracht, es geht in Preußen auf. Wie geſagt, das Volk iſt hier gegen
Preußen geſtimmt, jedoch nicht ſo der größte Theil der Staatsbeamten,
auch nicht ſolche welche von rein egoiſtiſchen Triebfedern geleitet werden.
[Spaltenumbruch] Die Beamten hoffen an Preußen einen Anhaltspunkt gegen die Demokratie
zu finden, und geſetzt auch ſie würden preußiſch, ſo hoffen ſie ſich in ihrer
Beſoldung eher zu verbeſſern. — Ungeachtet der großen politiſchen Ruhe
ſind die Eiſenbahnſtationen nach Frankfurt noch fortwährend mit Militär
beſetzt; unnöthige Vorſicht! Es geht hier das Gerücht daß ſich ein Für-
ſtencongreß zur deſinitiven Regelung der beutſchen Angelegenheiten in
einem der rheiniſchen Bäder verſammeln werde. (Wird widerſprochen.)

Hanſeſtädte.

Laut eben erhaltenen
Handelsbriefen haben die Dänen bereits zwei bremiſche Fahrzeuge ge-
nommen, den Emigrant, ein volles Schiff, von H. H. Meyer und Comp.
und die Henriette mit 5000 Sack Caffee. Die Blokade beginnt mit dem
morgigen Tage.

Preußen.

Die Frage ob das Miniſterium Bran-
denburg abtreten werde, beſchäftigt jetzt lebhaft das Publicum. Daß es die
Verpflichtung hätte abzutreten, liegt ſehr auf der Hand. Das Miniſte-
rium Brandenburg konnte dem Staate ſehr gute Dienſte leiſten zu einer
Zeit wo es gelten konnte mit den der Bureaukratie von altersher noch
zu Gebote ſtehenden Mitteln die Ruhe im Innern des Landes herzuſtellen.
Dieſe Miſſion iſt erfüllt. Wir bedürfen jetzt eines Miniſteriums deſſen
Blick weit über die Bureaur hinaus und weit in die Ferne geht. Ein
Miniſterium, das nicht eine Art Weltblick hat, könnte Preußen ſchon in
der nächſten Zeit, wenn die Verwickelungen nach außen hin ernſthafter
werden, an den Abgrund des Verderbens bringen. Daß ich dem Miniſte-
rium Brandenburg-Manteuffel dieſen Weltblick eben nicht zutraue, geht
ſchon aus dem obigen hervor. Aber auch von einem Miniſterium Vincke
— ſo ſehr ich dasſelbe wünſche — iſt in dieſem Punkt nicht alles zu hof-
fen. Bis jetzt haben wir in der Politik dieſes Mannes, ſofern es ſich nicht
in Preußen ſelbſt um die Wahrung des Rechtsbodens nach allen Seiten
hin handelte, mehr Aufwallungen und Stimmungen als feſte und groß-
artige Grundſätze bemerkt. Es iſt etwas wahres daran wenn man der
preußiſchen Diplomatie nicht viel zutraut. Im allgemeinen hat der
Preuße weniger jenen Weltblick (den der Oeſterreicher weit eher beſitzt) als
die Kraft einer gewiſſen intenſtven politiſchen Bildung, die mit ſeinem tiefen
perſönlichen Rechtsgefühl zuſammenhängt. Hr. v. Vincke iſt nun aber
einmal durch und durch Preuße, und alles was man daher für den Fall
eines Miniſterwechſels wünſchen kann, iſt daß bei Beſetzung der Stelle ei-
nes Miniſters der auswärtigen Angelegenheiten mit ganz beſonderer Vor-
ſicht verfahren werde.


* In der zweiten Kammer wurde am 13 von mehreren Mitgliedern
der Linken ein dringlicher Antrag auf Anerkennung der Reichsverfaſſung
geſtellt. Die Kammer erkannte die Dringlichkeit an; am folgenden Tage
ſollte eine Commiſſion dafür gewählt werden.

Schleswig-Holſtein.

Die Statthalterſchaft
hat am 29 v. M. eine Verordnung wegen Erhebung der von der Landesver-
ſammlung der gemeinſamen Regierung zur Dispoſition geſtellten 4 Mill.
M.-C. als einer außerordentlichen Kriegsſteuer erlaſſen. Dieſelbe beträgt
1 Proc. von dem Landſteuertarationswerth der Ländereien und ½ Proc.
von dem Brandverſicherungswerth der hausſteuerpflichtigen Gebäude. Die
Steuer wird in drei Terminen, zwiſchen dem 15 Mai und 15 Sept d. J.,
bezahlt.

Oeſterreich.

Bange Gerüchte aus Ungarn
gehen ſeit einigen Tagen von Ohr zu Ohr. Baldheißt es die Oeſterreicher, bald
die Magyaren haben geſiegt. Thatſache iſt daß letztere einige Stunden von
Peſth ſtehen, und ſich zu einem Hauptſchlag vorbereiten. Sie wollen dieſen, wie
es in einem Schreiben aus Peſth vom 10 heißt, in der Nähe von Waitzen
liefern, und letztere Stadt erſtürmen. Leider zeigen ſich in Peſth ſelbſt ſehr
ſtarke Sympathien für die Magyaren, während man ſich dort in der erſten
Zeit ſo glücklich über den Einmarſch der kaiſerlichen Truppen gefühlt hatte.
Was dieſen Umſchwung der Geſinnung bewirkt hat, iſt nicht ſchwer zu er-
rathen. Die Leiter der Armee haben es nicht verſtanden die Gemüther für
ſich zu gewinnen. Strenge ſoll und muß gehandhabt werden, nur ſollte dieß
ſtets in einer Weiſe geſchehen daß der Betroffene ſelbſt die Strafe als ge-
recht anerkenne; wenn aber, wie es geſchieht, der Unſchuldige für den
Schuldigen verantwortlich gemacht wird, dann wendet ſich die Zuneigung
mehr und mehr ab. Unſere Armee hat daher in Ungarn einen ſehr harten
Stand, und wenn auch die Magyaren nur vorübergehende Vortheile er-
ringen können, ſo wären doch auch dieſe ſchlimm genug für die gute Sache
Oeſterreichs! Gebe der Himmel daß die 40,000 Mann die aus Italien und
von anderer Seite im Anmarſche ſind, nicht „zu ſpät“ in Ungarn eintreffen.


Heute ſind wichtige Berichte aus Ungarn
eingetroffen. Waitzen iſt von den Ungarn erſtürmt und genommen wor-
den. Die öſterreichiſche Armee concentrirt nun alle ihre Macht um eine
Schlacht bei jener Stadt zu liefern und die Ungarn von Komorn, das ſie
entſetzen wollen, abzuhalten. Letztere Feſtung hat die ſchwarze Flagge als
Zeichen der höchſten Noth (oder des entſchloſſenſten Widerſtands?) aufge-

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[1524/0004] fügen würden. Ja es ſcheint ſogar als ob der General Oxholm ausdrück- lich zugeſtanden hat daß Dänemark nur durch dieß Vertrauen auf die Un- terſtützung des Grafen Arnim auf ſeinen Forderungen beharrt hat, und verſichert geweſen iſt daß je näher die Gefahr des Krieges träte, deſto nach- drücklicher dieſe Unterſtützung werden, ja daß ſie mit dem Ausbruch desſel- ben bis zum Separatfrieden führen werde. Ob die factiſchen Grundlagen dieſer däniſchen Anſchauungen richtig ſind wird man am beſten in Berlin wiſſen, und werden die Berliner Kammern am leichteſten ans Licht brin- gen können. Leider kann der Umſtand daß dieſe Kammern ſich in ſehr entſchiedener Weiſe gegen ein unehrenvolles Verfahren in der däniſchen Frage ausgeſprochen haben, nicht hinreichen Zweifel dagegen zu erregen, denn das Miniſterium Brandenburg hat namentlich in auswärtigen An- gelegenheiten kaum die Exiſtenz der Kammern beachtet.“ Bayern. Δ München, 15 April. Das Gerücht taucht wieder auf daß v. d. Pfordten nun doch ins Cabinet treten und das Porte- feuille des Auswärtigen erhalten werde. Ich muß die Beſtätigung dahin- geſtellt ſeyn laſſen. Gewiß aber iſt daß nach eben gefaßter königlicher Ent- ſchließung der Landtag abermals bis zum 15 Mai vertagt worden iſt, und zwar aus demſelben Grunde aus welchem die letzte Prorogation erfolgt war — wegen der verlängerten Ungewißheit der Löſung der Dinge in Frankfurt. Es fragt ſich nur, ob er nicht gerade deßwegen berufen wer- den ſollte. Der akademiſche Senat der Univerſität Erlangen hat unterm 5 April eine Adreſſe an den König in Bezug auf die Kaiſerwahl abge- ſchickt, deren Schluß lautet: „Wir würden einer heiligen Pflicht zu fehlen glauben, wenn wir nicht in dieſen ebenſo ernſten als hoffnungsreichen Tagen vor dem Thron Ew. k. Majeſtät die ehrfurchtsvolle Bitte laut werden ließen, Ew. k. Majeſtät wolle dem Werke der deutſchen National- verſammlung Allerhöchſtihre Anerkennung nicht verſagen und mit dem mächtigen Gewichte der Krone Bayerns die große Wendung der Geſchicke unſer gemeinſamen Vaterlandes heilvoll entſcheiden. Dann wird in dem Glanz des deutſchen Kaiſerthums Bayerns Chre nur um ſo herrlicher, in der Stärke des deutſchen Kaiſerreichs Bayerns Kraft nur um ſo mäch- tiger werden.“ Gr. Baden. Karlsruhe, 9 April. Heute fand hier eine Ver- ſammlung der Bevollmächtigten ſämmtlicher „vaterländiſcher Vereine“ Badens im Rathhausſaal ſtatt, bei welcher auch die Vertreter der vater- ländiſchen Vereine von Stuttgart, Darmſtadt u. ſ. w. zugegen waren. Man beſchloß eine Adreſſe an den Großherzog, in welcher dieſer gebeten wird zu erklären daß er die deutſche Reichsverfaſſung, wie die Reichsver- ſammlung ſie beſchloſſen, als deutſches Geſetz betrachte. Ferner beſchloß man eine Anſprache an alle deutſchen Bruderſtämme, ſie möchten kräftig darauf hinwirken daß ihre Regierungen ſich ungeſäumt der Reichsver- faſſung unterwerfen. Kurheſſen. Kaſſel, 13 April. In der heutigen Ständeſitzung ecöſſnete die Landtagscommiſſion: die Regierung erkenne die in der Sitzung der Nationalverſammlung vom 28 März verkündete Reichsverfaſſung an, und halte etwanige Abänderungen derſelben nur auf dem in ihr bezeichne- ten Wege für ausführbar. H. Naſſau. * Wiesbaden, 9 April. In Ihrer Zeitung wurde ſchon mehrmals erwähnt daß ſich General Uminski bei der Armee der Un- garn befinde, dem iſt jedoch nicht ſo. Derſelbe weilt ſchon ſeit mehreren Jahren beſtändig in Wiesbaden, und obgleich derſelbe, nachdem er von einem Beinbruch wieder geneſen, ſich einer guten Geſundheit erfreut, ſo möchte doch ſein hohes Alter ihn an der Theilnahme eines ungariſchen Feld- zugs verhindern. — Das zweite hier ſtehende Regiment wird dieſer Tage nach Holſtein zur Reſervearmee marſchiren. Eine halbe Batterie unſter ausgezeichneten Artillerie iſt ſchon ſeit einiger Zeit dahin abgegangen, und wird jetzt auch ſchon ohne Zweifel im Feuer geſtanden haben. (Sie ent- ſchied mit bei Eckernförde.) — Seit den Märzfeſtlichkeiten iſt eine außer- ordentliche politiſche Windſtille bei uns eingetreten, eine Art Reſignation, ein gewiſſes Verzweifeln an einer beſſern Geſtaltung der Dinge. Die Kaiſerwahl hat dieſe Stimmung nicht gebeſſert, indem man den Reichs- apfel als einen Zankapfel der Zwietracht anſieht, den der Böſe unter die Fürſten geworfen. Die Maſſe des Volkes hier am Rhein hat von jeher gegen Altpreußen eine gewiſſe Antipathie gehegt, und die neueſten Vor- gänge in Berlin haben keine freundlichere Geſinnung erweckt. Jeder Un- befangene ſieht auch ein daß es mit der Conſtituirung eines engern Bun- des im Bunde, dem Hauptziel der jetzigen preußiſchen Politik, nur auf die Vermehrung der Macht von Preußen abgeſehen iſt, und daß man bei er- ſter Gelegenheit die Schutzbefohlenen reichsunmittelbar machen, d. h. ein- ziehen wird. Das Intereſſe Deutſchlands kommt natürlich hiebei nicht in Betracht, es geht in Preußen auf. Wie geſagt, das Volk iſt hier gegen Preußen geſtimmt, jedoch nicht ſo der größte Theil der Staatsbeamten, auch nicht ſolche welche von rein egoiſtiſchen Triebfedern geleitet werden. Die Beamten hoffen an Preußen einen Anhaltspunkt gegen die Demokratie zu finden, und geſetzt auch ſie würden preußiſch, ſo hoffen ſie ſich in ihrer Beſoldung eher zu verbeſſern. — Ungeachtet der großen politiſchen Ruhe ſind die Eiſenbahnſtationen nach Frankfurt noch fortwährend mit Militär beſetzt; unnöthige Vorſicht! Es geht hier das Gerücht daß ſich ein Für- ſtencongreß zur deſinitiven Regelung der beutſchen Angelegenheiten in einem der rheiniſchen Bäder verſammeln werde. (Wird widerſprochen.) Hanſeſtädte. < Bremen, 11 April. Laut eben erhaltenen Handelsbriefen haben die Dänen bereits zwei bremiſche Fahrzeuge ge- nommen, den Emigrant, ein volles Schiff, von H. H. Meyer und Comp. und die Henriette mit 5000 Sack Caffee. Die Blokade beginnt mit dem morgigen Tage. Preußen. × Berlin, 12 April. Die Frage ob das Miniſterium Bran- denburg abtreten werde, beſchäftigt jetzt lebhaft das Publicum. Daß es die Verpflichtung hätte abzutreten, liegt ſehr auf der Hand. Das Miniſte- rium Brandenburg konnte dem Staate ſehr gute Dienſte leiſten zu einer Zeit wo es gelten konnte mit den der Bureaukratie von altersher noch zu Gebote ſtehenden Mitteln die Ruhe im Innern des Landes herzuſtellen. Dieſe Miſſion iſt erfüllt. Wir bedürfen jetzt eines Miniſteriums deſſen Blick weit über die Bureaur hinaus und weit in die Ferne geht. Ein Miniſterium, das nicht eine Art Weltblick hat, könnte Preußen ſchon in der nächſten Zeit, wenn die Verwickelungen nach außen hin ernſthafter werden, an den Abgrund des Verderbens bringen. Daß ich dem Miniſte- rium Brandenburg-Manteuffel dieſen Weltblick eben nicht zutraue, geht ſchon aus dem obigen hervor. Aber auch von einem Miniſterium Vincke — ſo ſehr ich dasſelbe wünſche — iſt in dieſem Punkt nicht alles zu hof- fen. Bis jetzt haben wir in der Politik dieſes Mannes, ſofern es ſich nicht in Preußen ſelbſt um die Wahrung des Rechtsbodens nach allen Seiten hin handelte, mehr Aufwallungen und Stimmungen als feſte und groß- artige Grundſätze bemerkt. Es iſt etwas wahres daran wenn man der preußiſchen Diplomatie nicht viel zutraut. Im allgemeinen hat der Preuße weniger jenen Weltblick (den der Oeſterreicher weit eher beſitzt) als die Kraft einer gewiſſen intenſtven politiſchen Bildung, die mit ſeinem tiefen perſönlichen Rechtsgefühl zuſammenhängt. Hr. v. Vincke iſt nun aber einmal durch und durch Preuße, und alles was man daher für den Fall eines Miniſterwechſels wünſchen kann, iſt daß bei Beſetzung der Stelle ei- nes Miniſters der auswärtigen Angelegenheiten mit ganz beſonderer Vor- ſicht verfahren werde. * In der zweiten Kammer wurde am 13 von mehreren Mitgliedern der Linken ein dringlicher Antrag auf Anerkennung der Reichsverfaſſung geſtellt. Die Kammer erkannte die Dringlichkeit an; am folgenden Tage ſollte eine Commiſſion dafür gewählt werden. Schleswig-Holſtein. Altona, 10 April. Die Statthalterſchaft hat am 29 v. M. eine Verordnung wegen Erhebung der von der Landesver- ſammlung der gemeinſamen Regierung zur Dispoſition geſtellten 4 Mill. M.-C. als einer außerordentlichen Kriegsſteuer erlaſſen. Dieſelbe beträgt 1 Proc. von dem Landſteuertarationswerth der Ländereien und ½ Proc. von dem Brandverſicherungswerth der hausſteuerpflichtigen Gebäude. Die Steuer wird in drei Terminen, zwiſchen dem 15 Mai und 15 Sept d. J., bezahlt. Oeſterreich. ᗜ Wien, 12 April. Bange Gerüchte aus Ungarn gehen ſeit einigen Tagen von Ohr zu Ohr. Baldheißt es die Oeſterreicher, bald die Magyaren haben geſiegt. Thatſache iſt daß letztere einige Stunden von Peſth ſtehen, und ſich zu einem Hauptſchlag vorbereiten. Sie wollen dieſen, wie es in einem Schreiben aus Peſth vom 10 heißt, in der Nähe von Waitzen liefern, und letztere Stadt erſtürmen. Leider zeigen ſich in Peſth ſelbſt ſehr ſtarke Sympathien für die Magyaren, während man ſich dort in der erſten Zeit ſo glücklich über den Einmarſch der kaiſerlichen Truppen gefühlt hatte. Was dieſen Umſchwung der Geſinnung bewirkt hat, iſt nicht ſchwer zu er- rathen. Die Leiter der Armee haben es nicht verſtanden die Gemüther für ſich zu gewinnen. Strenge ſoll und muß gehandhabt werden, nur ſollte dieß ſtets in einer Weiſe geſchehen daß der Betroffene ſelbſt die Strafe als ge- recht anerkenne; wenn aber, wie es geſchieht, der Unſchuldige für den Schuldigen verantwortlich gemacht wird, dann wendet ſich die Zuneigung mehr und mehr ab. Unſere Armee hat daher in Ungarn einen ſehr harten Stand, und wenn auch die Magyaren nur vorübergehende Vortheile er- ringen können, ſo wären doch auch dieſe ſchlimm genug für die gute Sache Oeſterreichs! Gebe der Himmel daß die 40,000 Mann die aus Italien und von anderer Seite im Anmarſche ſind, nicht „zu ſpät“ in Ungarn eintreffen. ⩍ Wien, 13 April. Heute ſind wichtige Berichte aus Ungarn eingetroffen. Waitzen iſt von den Ungarn erſtürmt und genommen wor- den. Die öſterreichiſche Armee concentrirt nun alle ihre Macht um eine Schlacht bei jener Stadt zu liefern und die Ungarn von Komorn, das ſie entſetzen wollen, abzuhalten. Letztere Feſtung hat die ſchwarze Flagge als Zeichen der höchſten Noth (oder des entſchloſſenſten Widerſtands?) aufge-

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 106, 16. April 1849, S. 1524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine106_1849/4>, abgerufen am 21.11.2024.