Allgemeine Zeitung, Nr. 106, 16. April 1849.[Spaltenumbruch]
steckt. General Welden geht morgen nach Ungarn um das Commando zu ^ Wien, 13 April. Noch immer keine entscheidende Nachricht von Cilli. Die Herstellung des Hauptiunnels am Sömmering ist be- * Triest, 10 April. Ein Theil der sardinischen Flotte wird hier Triest, 11 April. Die sardinische Flotte hat sich hier mit Er- Oesterreichische Monarchie. Pesth, 10 April. In der Stellung unserer Armee hat sich Pesth, 11 April. Gestern Vormittag gab es eine kleine Kano- b Pesth, 11 April. Gestern Vormittag fand ein Treffen in der Agram, 4 April. Die Dinge in der Wojwodowina nehmen eine *) Wir bemerken dem Hrn. Correspondenten daß dieser Brief 32 Stunden
nach seinem jüngsten, gestern aufgenommenen (ebenfalls vom 10 April) angekommen ist. Insofern also zeigt sich der Weg über Wien, auffal- lenderweise, als der raschere, Indessen ging uns mit dem obigen Brief zugleich einer aus Triest vom 11 zu. [Spaltenumbruch]
ſteckt. General Welden geht morgen nach Ungarn um das Commando zu ◬ Wien, 13 April. Noch immer keine entſcheidende Nachricht von Cilli. Die Herſtellung des Hauptiunnels am Sömmering iſt be- * Trieſt, 10 April. Ein Theil der ſardiniſchen Flotte wird hier ♂ Trieſt, 11 April. Die ſardiniſche Flotte hat ſich hier mit Er- Oeſterreichiſche Monarchie. ∷ Peſth, 10 April. In der Stellung unſerer Armee hat ſich ∷ Peſth, 11 April. Geſtern Vormittag gab es eine kleine Kano- β Peſth, 11 April. Geſtern Vormittag fand ein Treffen in der Agram, 4 April. Die Dinge in der Wojwodowina nehmen eine *) Wir bemerken dem Hrn. Correſpondenten daß dieſer Brief 32 Stunden
nach ſeinem jüngſten, geſtern aufgenommenen (ebenfalls vom 10 April) angekommen iſt. Inſofern alſo zeigt ſich der Weg über Wien, auffal- lenderweiſe, als der raſchere, Indeſſen ging uns mit dem obigen Brief zugleich einer aus Trieſt vom 11 zu. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0005" n="1525"/><cb/> ſteckt. General Welden geht morgen nach Ungarn um das Commando zu<lb/> übernehmen. Windiſch-Grätz wird wahrſcheinlich zurücktreten. Graf<lb/> Stadion hat auf acht Tage Urlaub genommen und begibt ſich ſolange zur<lb/> Erholung von der angeſtrengten Arbeit aufs Land. Vom Rücktritt iſt<lb/> nicht die Rede.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>◬ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 13 April.</dateline><lb/> <p>Noch immer keine entſcheidende Nachricht von<lb/> Peſth, doch zeigte ſich ſchon deutlich die Abſicht der Inſurgenten nicht nur<lb/> Comorn zu entſetzen, ſondern auch in der Nähe von Ofen den Donau-<lb/> übergang zu erzwingen, und dieſe Feſtung von der Rückſeite anzugreiſen.<lb/> Während der tagtäglichen hartnäckigen Gefechte einzelner Brigaden ſuchten<lb/> ſie die Vorbereitungen hiezu zu treffen. Sie gaben ſich den Anſchein den<lb/> Uebergang bei R<hi rendition="#aq">à</hi>tzkevi zwei Stunden unter Peſth erkämpfen zu wollen.<lb/> Als hier das Gefecht entſponnen war, und die kaiſerlichen Geſchütze von<lb/> drüben tüchtig aufräumten, wendeten ſich die Inſurgenten, mit Zurück-<lb/> laſſung ihrer Vorpoſten, dem kaiſerlichen Centrum gegenüber, am 10 April<lb/> Nachmittags mit aller Kraft gegen den linken Flügel der kaiſerlichen Ar-<lb/> mee, welcher oberhalb Peſth gegen Waitzen zu aufgeſtellt iſt. Hier ver-<lb/> ſuchten ſie die kaiſerlichen Truppen, namentlich bei Szent-Endre zu durch-<lb/> brechen, und an dieſem Orte anderthalb Stunden von Peſth eine Brücke<lb/> über die Donau zu ſchlagen. Die Inſurgenten fochten mit Wuth und<lb/> Ausdauer; mit Tapferkeit ſchlugen die Kaiſerlichen mehrere Angriffe zu-<lb/> rück, doch gelang es den Huſaren die eherne Kraft der öſterreichiſchen Co-<lb/> lonnen zu brechen, oder wurde bei einbrechender Nacht der Rückzug anbe-<lb/> fohlen, genug — mehrere Schaaren der Inſurgenten gelangten an das Donau-<lb/> Ufer und machten Anſtalten zum Schlagen der Brücke. Indeſſen erneuer-<lb/> ten die kaiſerlichen Truppen vorgeſtern früh den Angriff, und als die Poſt<lb/> abging währte das Gefecht noch unentſchieden fort. Aus dieſen Vorgän-<lb/> gen erhellt die Abſicht der Inſurgenten die Stadt Peſth, wo unter den Ka-<lb/> nonen Ofens der Uebergang unmöglich wäre, unberührt zu laſſen, denſel-<lb/> ben in der Nähe zu forciren, und wenn er auch nicht gelingt das Gros der<lb/> kaiſerlichen Armee in Schach zu halten um Görgey’s Vordringen gegen<lb/> Comorn zu erleichtern. — Ueber Bem, ob er wirklich in Kalotſcha erſchie-<lb/> nen, verlautet ſeit jener erſten Nachricht nichts beſtimmtes. General<lb/> Wohlgemuth iſt bereits nach Neuhäuſel abgegangen, und man erwartet<lb/> demnächſt einen Bericht über die Operationen des dort aufgeſtellten Corps,<lb/> welches der von den Inſurgenten ergriffenen Offenſive raſch ein Ende ma-<lb/> chen könnte. Comorn wird noch immer beſchoſſen. — Graf Stadion iſt<lb/> trotz ſeines Unwohlſeyns ſpäter dennoch nach Olmütz abgereist. Er kehrte<lb/> heute noch immer unbäßlich zurück, und will 14 Tage in Baden die Bäder<lb/> krauchen — Anlaß genug um dem falſchen Gerüchte ſeiner Reſignation noch<lb/> mehr Nahrung zu geben. Der Präſtdent des Rechnungsdirectoriums Pi-<lb/> pitz beſorgt einſtweilen die dringendſten Geſchäfte im Miniſterium des In-<lb/> nern. Stadion iſt nicht der Mann um in gefahrvollen Augenblicken die<lb/> Löſung der Aufgabe, welche er ſich ſelbſt geſtellt hat, auf andere Schultern<lb/> zu wälzen, ſeine Reſignation würde einen Mangel an jener Energie welche<lb/> man ihm zuzuſchreiben geneigt iſt, beurkunden. Ich glaube daher daß der<lb/> Rücktritt unterbleiben wird. Die ſchauerlichen Nachrichten Ihres φ<lb/> Correſpondenten in der Allg. Ztg. vom 8 April über die Grauſam-<lb/> keiten in Hermannſtadt finden in den amtlichen Berichten von Temes-<lb/> var keine Beſtätigung. Lächerlich iſt ſein Vorwurf daß an dem Fall<lb/> Siebenbürgens die Conſervativen Ungarns ſchuld ſeyen. Ich glaube auch<lb/> daß in dieſem Augenblicke wo die Inſurgenten den Sieg in ihren Hän-<lb/> den zu haben glauben, eine vernünftige Paciſication nicht denkbar iſt;<lb/> Ungarn muß beſiegt werden, aber erhalten kann es das Miniſterium nur<lb/> dann wenn die Organiſation und Verwaltung des Landes nicht der<lb/> extremen Apponyiſchen oder Batthyanyſchen, ſondern derjenigen Partei<lb/> anvertraut wird welche zwiſchen beiden die rechte Mitte hält.</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <dateline> <hi rendition="#b">Cilli.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Herſtellung des Hauptiunnels am Sömmering iſt be-<lb/> reits im Wege der öffentlichen Concurrenz ausgeſchrieben. Die Koſten<lb/> dieſes Rieſenbaues, welcher bis zum 15 Sept. 1851 vollendet ſeyn muß,<lb/> ſind annäherungsweiſe auf 1,155,125 fl. C. M. berechnet, welche Summe<lb/> jedoch bloß als Grundlage zur Bemeſſung der Caution zu dienen hat.<lb/> Durch die anhaltend ungünſtige Witterung des letzten Monats wurden<lb/> auch die Arbeiten an der Südbahn verzögert, doch dürfte die Eröffnung<lb/> der Linie bis Laibach vorausfichtlich im Spätſommer dieſes Jahres erfol-<lb/> gen. — Im nächſten Monat ſoll auch die bis jetzt eingehaltene Geſchwin-<lb/> digkeit der Bahnzüge bedeutend erhöht werden. Eine andere Maßregel<lb/> welche demnächſt ins Leben tritt, betrifft die Trennung jener telegraphi-<lb/> ſchen Correſpondenzen welche ſich auf den Betrieb der Staatseiſenbahn<lb/> erſtrecken, zu welchem Zwecke bereits die Führung eines zweiten Lei-<lb/> tungsdrahtes auf der im Betrieb ſtehende Linie bewerkſtelligt wird. (Gr. Z.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>* <hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 10 April.</dateline><lb/> <p>Ein Theil der ſardiniſchen Flotte wird hier<lb/> erwartet, um ſich zu verproviantiren und zugleich ihre Kranken auszu-<lb/> ſchiffen. In Ancona konnten ſie ſich nicht einmal Waſſer verſchaffen; ſie<lb/><cb/> mußten ſich deßhalb an die „Barbaren“ wenden um das nöthige zu ihrer<lb/> Heimreiſe zu erhalten.<note place="foot" n="*)">Wir bemerken dem Hrn. Correſpondenten daß dieſer Brief 32 Stunden<lb/> nach ſeinem jüngſten, geſtern aufgenommenen (ebenfalls vom 10 April)<lb/> angekommen iſt. Inſofern alſo zeigt ſich der Weg über Wien, auffal-<lb/> lenderweiſe, als der raſchere, Indeſſen ging uns mit dem obigen Brief<lb/> zugleich einer aus Trieſt vom 11 zu.</note></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>♂ <hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 11 April.</dateline><lb/> <p>Die ſardiniſche Flotte hat ſich hier mit Er-<lb/> laubniß des Generals Giulay verproviantirt, und zum Zeichen der Beob-<lb/> achtung des Waffenſtillſtands die weiße Flagge an allen Schiffen aufge-<lb/> zogen. Heute geht die der Flotte durch den Waffenſtillſtand für ihren<lb/> Abzug geſtellte Friſt zu Ende. Viceadmiral Dahlerup übernimmt heute<lb/> den Oberbefehl der öſterreichiſchen Schiffsdiviſion.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreichiſche Monarchie.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>∷ <hi rendition="#b">Peſth,</hi> 10 April.</dateline><lb/> <p>In der Stellung unſerer Armee hat ſich<lb/> nichts weſentliches verändert. Auch der Oſtermontag verging in ziem-<lb/> licher Ruhe; nur gab es ein kleines Scharmützel zwiſchen den Vorpoſten,<lb/> wobei die Huſaren den kürzeren zogen und ihrer einige gefangen wurden.<lb/> Nachmittags wogten wieder Tauſende von Neugierigen nach dem öſter-<lb/> reichiſchen Lager; auch der Bloksberg ward von vielen Schauluſtigen be-<lb/> ſucht, da man den Weg bis zur Sternwarte, gegen meine Vermuthung,<lb/> freigegeben hatte. Die Maſſe ſchwoll jedoch nicht bedeutend an, da der<lb/> Himmel ſeine Schläuche öffnete und die Promenade durch einen tüchtigen<lb/> Regenguß ſäuberte. Auch heute regnet es fein, aber unaufhörlich, was<lb/> wohl auch für die militäriſchen Operationen von lähmendem Einfluß ſeyn<lb/> wird. Der Feldmarſchall Fürſt Windiſch-Grätz hat ſich geſtern nach der<lb/> königlichen Burg in Ofen begeben, heute aber eine neue Recognoscirung<lb/> der Schlachtlinie bis Waitzen vorgenommen. Intereſſant ſind die Details<lb/> welche man jetzt über die ſechstägigen Kämpfe vernimmt. Das Hand-<lb/> gemenge war oft mörderiſch. Allein bei dem Capuzinerkloſter Besnyl,<lb/> das auf einer ſteilen Anhöhe bei Gödöllö liegt, ſollen die Ungarn gegen<lb/> 2000 Mann verloren haben, und kamen dennoch erſt in den Beſitz des-<lb/> ſelben als man den Rückmarſch antrat, um ſie in die Ebene zu locken. In<lb/> jenen bergigen Defiléen war kein geeignetes Terrain für Cavallerie und<lb/> Artillerie, zumal die Gegend daſelbſt mit mehr als drei Schuh tiefem Sand<lb/> bedeckt iſt. Es wurde alles mit dem Bajonet abgemacht und die Muskete<lb/> oft erſt mit der Mündung auf der Bruſt des Gegners abgedrückt. Die<lb/> Honved ſchlugen ſich mit großer aushaltender Tapferkeit. Dieſer Tage ſoll<lb/> eine Abtheilung vom Nugent’ſchen Armeecorps hier eintreffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>∷ <hi rendition="#b">Peſth,</hi> 11 April.</dateline><lb/> <p>Geſtern Vormittag gab es eine kleine Kano-<lb/> nade und darauf ein mörderiſches Vorpoſtengefecht, wobei die Huſaren eine<lb/> tüchtige Schlappe erlitten. Das tapfere italieniſche Chevaulegersregiment<lb/> Kreß (frühere Noſtitz) hieb ſo wacker ein daß die Dollmanns bis nach Gö-<lb/> döllö zurückgeworfen wurden. Leider haben die braven Italiener bei die-<lb/> ſem Gefechte zwei Officiere verloren. Unſere Truppen cantoniren nun-<lb/> mehr, da man die hölzernen Markthütten nach dem Lagerplatze transpor-<lb/> tirte und ſo dem Heer ein Obdach aufſchlug. Man will gewiß wiſſen daß<lb/> General Hammerſtein an der Spitze ſeiner Heerſäule bereits in Kaſchau<lb/> eingetroffen ſey. Ebenſo heißt es daß die ſerbiſchen Hülfstruppen wieder<lb/> nach Ungarn zurückkehrten. Dieſer Tage war das Militärſpital in Waitzen<lb/> auf Dampfſchiffen nach Peſth gebracht. Dieß und der Umſtand daß die<lb/> ungariſchen äußerſten Vorpoſten an den Weingärten hinter Palota, einem<lb/> nahegelegenen Vergnügungsort, an der Eiſenbahn ſtehen, dürften das thö-<lb/> richte Gerücht veranlaßt haben daß eine Abtheilung Inſurgenten über die<lb/> Donau gegangen und bereits in Sanet Andrä eingerückt ſey.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>β <hi rendition="#b">Peſth,</hi> 11 April.</dateline><lb/> <p>Geſtern Vormittag fand ein Treffen in der<lb/> Nähe von Peſth ſtatt. Ein ſtarkes Streifcommando, welches in der Rich-<lb/> tung nach Waitzen recognoscirte, beſtand einen lebhaften aber kurzen<lb/> Kampf mit einem Inſurgentenhaufen, welcher geworfen wurde. Soviel<lb/> und nicht mehr konnte man mit einem guten Fernrohr von der Feſtung<lb/> aus bemerken. Die kaiſerlichen Truppen bivouakiren fort und fort um<lb/> Peſth herum. Die Witterung iſt übrigens warm und heiter geworden.<lb/> Die Diviſion Cſorich iſt aus dem nördlichen Ungarn eilends vor Peſth<lb/> eingetroffen. Die Hauptmacht der Magyaren zieht ſich nach der obern<lb/> Donau. Doch iſt Waitzen überfüllt mit kaiſerlichen Truppen und die<lb/> Eiſenbahnroute von Peſth bis dahin vollkommen ſicher. Man erwartet<lb/> große Verſtärkungen aus Italien, auch an ſtrategiſchen Capacitäten, was<lb/> vor allem nöthig.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Agram,</hi> 4 April.</dateline><lb/> <p>Die Dinge in der Wojwodowina nehmen eine<lb/> bedrohliche Wendung. Die neueſten Blätter und Briefe von dort enthal-<lb/> ten nur bittere Klagen über den Vandalismus der Magyaren, deren<lb/> Gräuelthaten unerhört ſeyen. Beinahe an allen Punkten, an welchen es<lb/> bisher zu einem Conflicte zwiſchen Magyaren und Serben kam, mußten<lb/> letztere weichen. Die Fahrläſſigkeit der Behörden, vorzüglich der militä-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1525/0005]
ſteckt. General Welden geht morgen nach Ungarn um das Commando zu
übernehmen. Windiſch-Grätz wird wahrſcheinlich zurücktreten. Graf
Stadion hat auf acht Tage Urlaub genommen und begibt ſich ſolange zur
Erholung von der angeſtrengten Arbeit aufs Land. Vom Rücktritt iſt
nicht die Rede.
◬ Wien, 13 April.
Noch immer keine entſcheidende Nachricht von
Peſth, doch zeigte ſich ſchon deutlich die Abſicht der Inſurgenten nicht nur
Comorn zu entſetzen, ſondern auch in der Nähe von Ofen den Donau-
übergang zu erzwingen, und dieſe Feſtung von der Rückſeite anzugreiſen.
Während der tagtäglichen hartnäckigen Gefechte einzelner Brigaden ſuchten
ſie die Vorbereitungen hiezu zu treffen. Sie gaben ſich den Anſchein den
Uebergang bei Ràtzkevi zwei Stunden unter Peſth erkämpfen zu wollen.
Als hier das Gefecht entſponnen war, und die kaiſerlichen Geſchütze von
drüben tüchtig aufräumten, wendeten ſich die Inſurgenten, mit Zurück-
laſſung ihrer Vorpoſten, dem kaiſerlichen Centrum gegenüber, am 10 April
Nachmittags mit aller Kraft gegen den linken Flügel der kaiſerlichen Ar-
mee, welcher oberhalb Peſth gegen Waitzen zu aufgeſtellt iſt. Hier ver-
ſuchten ſie die kaiſerlichen Truppen, namentlich bei Szent-Endre zu durch-
brechen, und an dieſem Orte anderthalb Stunden von Peſth eine Brücke
über die Donau zu ſchlagen. Die Inſurgenten fochten mit Wuth und
Ausdauer; mit Tapferkeit ſchlugen die Kaiſerlichen mehrere Angriffe zu-
rück, doch gelang es den Huſaren die eherne Kraft der öſterreichiſchen Co-
lonnen zu brechen, oder wurde bei einbrechender Nacht der Rückzug anbe-
fohlen, genug — mehrere Schaaren der Inſurgenten gelangten an das Donau-
Ufer und machten Anſtalten zum Schlagen der Brücke. Indeſſen erneuer-
ten die kaiſerlichen Truppen vorgeſtern früh den Angriff, und als die Poſt
abging währte das Gefecht noch unentſchieden fort. Aus dieſen Vorgän-
gen erhellt die Abſicht der Inſurgenten die Stadt Peſth, wo unter den Ka-
nonen Ofens der Uebergang unmöglich wäre, unberührt zu laſſen, denſel-
ben in der Nähe zu forciren, und wenn er auch nicht gelingt das Gros der
kaiſerlichen Armee in Schach zu halten um Görgey’s Vordringen gegen
Comorn zu erleichtern. — Ueber Bem, ob er wirklich in Kalotſcha erſchie-
nen, verlautet ſeit jener erſten Nachricht nichts beſtimmtes. General
Wohlgemuth iſt bereits nach Neuhäuſel abgegangen, und man erwartet
demnächſt einen Bericht über die Operationen des dort aufgeſtellten Corps,
welches der von den Inſurgenten ergriffenen Offenſive raſch ein Ende ma-
chen könnte. Comorn wird noch immer beſchoſſen. — Graf Stadion iſt
trotz ſeines Unwohlſeyns ſpäter dennoch nach Olmütz abgereist. Er kehrte
heute noch immer unbäßlich zurück, und will 14 Tage in Baden die Bäder
krauchen — Anlaß genug um dem falſchen Gerüchte ſeiner Reſignation noch
mehr Nahrung zu geben. Der Präſtdent des Rechnungsdirectoriums Pi-
pitz beſorgt einſtweilen die dringendſten Geſchäfte im Miniſterium des In-
nern. Stadion iſt nicht der Mann um in gefahrvollen Augenblicken die
Löſung der Aufgabe, welche er ſich ſelbſt geſtellt hat, auf andere Schultern
zu wälzen, ſeine Reſignation würde einen Mangel an jener Energie welche
man ihm zuzuſchreiben geneigt iſt, beurkunden. Ich glaube daher daß der
Rücktritt unterbleiben wird. Die ſchauerlichen Nachrichten Ihres φ
Correſpondenten in der Allg. Ztg. vom 8 April über die Grauſam-
keiten in Hermannſtadt finden in den amtlichen Berichten von Temes-
var keine Beſtätigung. Lächerlich iſt ſein Vorwurf daß an dem Fall
Siebenbürgens die Conſervativen Ungarns ſchuld ſeyen. Ich glaube auch
daß in dieſem Augenblicke wo die Inſurgenten den Sieg in ihren Hän-
den zu haben glauben, eine vernünftige Paciſication nicht denkbar iſt;
Ungarn muß beſiegt werden, aber erhalten kann es das Miniſterium nur
dann wenn die Organiſation und Verwaltung des Landes nicht der
extremen Apponyiſchen oder Batthyanyſchen, ſondern derjenigen Partei
anvertraut wird welche zwiſchen beiden die rechte Mitte hält.
Cilli.
Die Herſtellung des Hauptiunnels am Sömmering iſt be-
reits im Wege der öffentlichen Concurrenz ausgeſchrieben. Die Koſten
dieſes Rieſenbaues, welcher bis zum 15 Sept. 1851 vollendet ſeyn muß,
ſind annäherungsweiſe auf 1,155,125 fl. C. M. berechnet, welche Summe
jedoch bloß als Grundlage zur Bemeſſung der Caution zu dienen hat.
Durch die anhaltend ungünſtige Witterung des letzten Monats wurden
auch die Arbeiten an der Südbahn verzögert, doch dürfte die Eröffnung
der Linie bis Laibach vorausfichtlich im Spätſommer dieſes Jahres erfol-
gen. — Im nächſten Monat ſoll auch die bis jetzt eingehaltene Geſchwin-
digkeit der Bahnzüge bedeutend erhöht werden. Eine andere Maßregel
welche demnächſt ins Leben tritt, betrifft die Trennung jener telegraphi-
ſchen Correſpondenzen welche ſich auf den Betrieb der Staatseiſenbahn
erſtrecken, zu welchem Zwecke bereits die Führung eines zweiten Lei-
tungsdrahtes auf der im Betrieb ſtehende Linie bewerkſtelligt wird. (Gr. Z.)
* Trieſt, 10 April.
Ein Theil der ſardiniſchen Flotte wird hier
erwartet, um ſich zu verproviantiren und zugleich ihre Kranken auszu-
ſchiffen. In Ancona konnten ſie ſich nicht einmal Waſſer verſchaffen; ſie
mußten ſich deßhalb an die „Barbaren“ wenden um das nöthige zu ihrer
Heimreiſe zu erhalten. *)
♂ Trieſt, 11 April.
Die ſardiniſche Flotte hat ſich hier mit Er-
laubniß des Generals Giulay verproviantirt, und zum Zeichen der Beob-
achtung des Waffenſtillſtands die weiße Flagge an allen Schiffen aufge-
zogen. Heute geht die der Flotte durch den Waffenſtillſtand für ihren
Abzug geſtellte Friſt zu Ende. Viceadmiral Dahlerup übernimmt heute
den Oberbefehl der öſterreichiſchen Schiffsdiviſion.
Oeſterreichiſche Monarchie.
∷ Peſth, 10 April.
In der Stellung unſerer Armee hat ſich
nichts weſentliches verändert. Auch der Oſtermontag verging in ziem-
licher Ruhe; nur gab es ein kleines Scharmützel zwiſchen den Vorpoſten,
wobei die Huſaren den kürzeren zogen und ihrer einige gefangen wurden.
Nachmittags wogten wieder Tauſende von Neugierigen nach dem öſter-
reichiſchen Lager; auch der Bloksberg ward von vielen Schauluſtigen be-
ſucht, da man den Weg bis zur Sternwarte, gegen meine Vermuthung,
freigegeben hatte. Die Maſſe ſchwoll jedoch nicht bedeutend an, da der
Himmel ſeine Schläuche öffnete und die Promenade durch einen tüchtigen
Regenguß ſäuberte. Auch heute regnet es fein, aber unaufhörlich, was
wohl auch für die militäriſchen Operationen von lähmendem Einfluß ſeyn
wird. Der Feldmarſchall Fürſt Windiſch-Grätz hat ſich geſtern nach der
königlichen Burg in Ofen begeben, heute aber eine neue Recognoscirung
der Schlachtlinie bis Waitzen vorgenommen. Intereſſant ſind die Details
welche man jetzt über die ſechstägigen Kämpfe vernimmt. Das Hand-
gemenge war oft mörderiſch. Allein bei dem Capuzinerkloſter Besnyl,
das auf einer ſteilen Anhöhe bei Gödöllö liegt, ſollen die Ungarn gegen
2000 Mann verloren haben, und kamen dennoch erſt in den Beſitz des-
ſelben als man den Rückmarſch antrat, um ſie in die Ebene zu locken. In
jenen bergigen Defiléen war kein geeignetes Terrain für Cavallerie und
Artillerie, zumal die Gegend daſelbſt mit mehr als drei Schuh tiefem Sand
bedeckt iſt. Es wurde alles mit dem Bajonet abgemacht und die Muskete
oft erſt mit der Mündung auf der Bruſt des Gegners abgedrückt. Die
Honved ſchlugen ſich mit großer aushaltender Tapferkeit. Dieſer Tage ſoll
eine Abtheilung vom Nugent’ſchen Armeecorps hier eintreffen.
∷ Peſth, 11 April.
Geſtern Vormittag gab es eine kleine Kano-
nade und darauf ein mörderiſches Vorpoſtengefecht, wobei die Huſaren eine
tüchtige Schlappe erlitten. Das tapfere italieniſche Chevaulegersregiment
Kreß (frühere Noſtitz) hieb ſo wacker ein daß die Dollmanns bis nach Gö-
döllö zurückgeworfen wurden. Leider haben die braven Italiener bei die-
ſem Gefechte zwei Officiere verloren. Unſere Truppen cantoniren nun-
mehr, da man die hölzernen Markthütten nach dem Lagerplatze transpor-
tirte und ſo dem Heer ein Obdach aufſchlug. Man will gewiß wiſſen daß
General Hammerſtein an der Spitze ſeiner Heerſäule bereits in Kaſchau
eingetroffen ſey. Ebenſo heißt es daß die ſerbiſchen Hülfstruppen wieder
nach Ungarn zurückkehrten. Dieſer Tage war das Militärſpital in Waitzen
auf Dampfſchiffen nach Peſth gebracht. Dieß und der Umſtand daß die
ungariſchen äußerſten Vorpoſten an den Weingärten hinter Palota, einem
nahegelegenen Vergnügungsort, an der Eiſenbahn ſtehen, dürften das thö-
richte Gerücht veranlaßt haben daß eine Abtheilung Inſurgenten über die
Donau gegangen und bereits in Sanet Andrä eingerückt ſey.
β Peſth, 11 April.
Geſtern Vormittag fand ein Treffen in der
Nähe von Peſth ſtatt. Ein ſtarkes Streifcommando, welches in der Rich-
tung nach Waitzen recognoscirte, beſtand einen lebhaften aber kurzen
Kampf mit einem Inſurgentenhaufen, welcher geworfen wurde. Soviel
und nicht mehr konnte man mit einem guten Fernrohr von der Feſtung
aus bemerken. Die kaiſerlichen Truppen bivouakiren fort und fort um
Peſth herum. Die Witterung iſt übrigens warm und heiter geworden.
Die Diviſion Cſorich iſt aus dem nördlichen Ungarn eilends vor Peſth
eingetroffen. Die Hauptmacht der Magyaren zieht ſich nach der obern
Donau. Doch iſt Waitzen überfüllt mit kaiſerlichen Truppen und die
Eiſenbahnroute von Peſth bis dahin vollkommen ſicher. Man erwartet
große Verſtärkungen aus Italien, auch an ſtrategiſchen Capacitäten, was
vor allem nöthig.
Agram, 4 April.
Die Dinge in der Wojwodowina nehmen eine
bedrohliche Wendung. Die neueſten Blätter und Briefe von dort enthal-
ten nur bittere Klagen über den Vandalismus der Magyaren, deren
Gräuelthaten unerhört ſeyen. Beinahe an allen Punkten, an welchen es
bisher zu einem Conflicte zwiſchen Magyaren und Serben kam, mußten
letztere weichen. Die Fahrläſſigkeit der Behörden, vorzüglich der militä-
*) Wir bemerken dem Hrn. Correſpondenten daß dieſer Brief 32 Stunden
nach ſeinem jüngſten, geſtern aufgenommenen (ebenfalls vom 10 April)
angekommen iſt. Inſofern alſo zeigt ſich der Weg über Wien, auffal-
lenderweiſe, als der raſchere, Indeſſen ging uns mit dem obigen Brief
zugleich einer aus Trieſt vom 11 zu.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-09-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |