Allgemeine Zeitung, Nr. 11, 12. Januar 1924.Samstag, den 12. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 11 [Spaltenumbruch]
Bayerischer Landtag. Sicherung der Wahlfreiheit. Der Verfassungsausschuß beschäftigte Die Antragsteller ließen durch den Abg. Abg. Dr. Held (B. Vp.) äußerte Bedenken Minister des Innern Dr. Schweyer griff Abg. Dr. Müller (D. D. P.) erklärte, eine Im weiteren Verlaufe der Aussprache wurde Schließlich wurde der Antrag in der Fassung: "Ebenso ist das Recht der Person, soweit es sich 14 Stimmen gegen 11 Stimmen der Bayerischen Volkspartei angenommen. Die Zustimmung im Plenum vorausgesetzt, bedeutet der Beschluß eine Art "Kandidatenschutzgesetz" gegenüber dem Generalstaatskommissariat. Das Verbot der "Freien Bauernschaft". Abg. Dr. Roth (fraktionslos) hatte beantragt, Der Antragsteller betonte den christlichen Minister des Innern Dr. Schweyer hob Abg. Dr. Held (B. Vp.) erinnerte in seiner Abg. Saenger (V. S. P.) stimmte aus Abg. Brosiu&sr; (B. Mp.) meinte, der Land- Abg. Roth beteuerte, daß ein scharfer Tren- Abg. Dr. Müller (D. D. P.) unterstrich ge- Mit 14 Stimmen der Bayerischen Volkspartei Der Personalabbau in Bayern. Eine Reihe von Personaleingaben an Staatsrat Dr. v. Deybeck erklärte sich mit Der Vorsitzende des Eingabenarsschusses Abg. Die vorliegenden Eingaben wurden der Personalabbau und Künstlerschaft. Die Münchener Künstlerschaft beabsichtigt, in Da der Verfassungsausschuß beschlossen hat, Nochmals die liberale Einheitsfront. Zu den verschiedenen Gerüchten und Nachrich- Im übrigen müssen wir es den beiden beteilig- In der Lage, wie sie in Bayern gegeben ist, Die in dem deutschnationalen Blatt dreinge- Aus der Pfalz. Berlin, 11. Januar. Gegen die Verhaf- Mainz, 11. Januar. General de Metz in 1. Die Einreise nach der Rheinpfalz wird sämt- 2. Die Brückenübergänge über den Rhein wer- 3. Die Brücke von Ludwigshafen nach Mann- 4. In der Stadt Speyer wird der Verkehr in Frankenthal, 11. Januar. Der stellvertreteude Die freie Bauernschaft der Pfalz gegen die Separatisten. Dieser Tage fand eine Sitzung des Verkehrssperre. Der Rheinübergang Politische Rundschau. Zur Reichstagskandidatur Luden- Zur Beratung der Neuorganisation An der Universität Frankfurt hat sich eine Gegen den thüringischen Minister Herr- In Sachsen finden am kommenden Sonn- In London ist eine englische Bauern- Vermischte Nachrichten. Garmisch, 11. Januar. Auf der Strecke Deggendorf, 11. Januar. Die Sirius- Ergoldsbach, 11. Januar. Wenige Wochen vor [Spaltenumbruch] Die Goetheausstellung in Kopenhagen. Der Die Ausstellung wird drei Hauptabteilungen Korngolds Mißerfolg in Rom. Wie aus Rom -- Die Münchener Kammerspiele haben mit der Ein Konzert auf 13 000 Kilometer. Als ein In dem sehr reichhaltigen Januarheft der Kleine Nachrichten. Regensburg. Hier wird demnächst mit der Er- Graphik-Auktion. Das Antiquariat Paul Donnerstag, 17. Januar, Odeon (71/2 Uhr): Das Programm stellt eine Heitere Soiree in Ein Vorabend findet am Mittwoch, 16. Jan. Freitag, 18. Januar, im Odeon (71/2 Uhr): Programm: Lieder von Järnefelt, Sibelius, Heise, Heute Samstag, 12. Januar, veranstaltet Heute, Samstag, den 12. Januar: Ton- Samstag, den 12. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 11 [Spaltenumbruch]
Bayeriſcher Landtag. Sicherung der Wahlfreiheit. Der Verfaſſungsausſchuß beſchäftigte Die Antragſteller ließen durch den Abg. Abg. Dr. Held (B. Vp.) äußerte Bedenken Miniſter des Innern Dr. Schweyer griff Abg. Dr. Müller (D. D. P.) erklärte, eine Im weiteren Verlaufe der Ausſprache wurde Schließlich wurde der Antrag in der Faſſung: „Ebenſo iſt das Recht der Perſon, ſoweit es ſich 14 Stimmen gegen 11 Stimmen der Bayeriſchen Volkspartei angenommen. Die Zuſtimmung im Plenum vorausgeſetzt, bedeutet der Beſchluß eine Art „Kandidatenſchutzgeſetz“ gegenüber dem Generalſtaatskommiſſariat. Das Verbot der „Freien Bauernſchaft“. Abg. Dr. Roth (fraktionslos) hatte beantragt, Der Antragſteller betonte den chriſtlichen Miniſter des Innern Dr. Schweyer hob Abg. Dr. Held (B. Vp.) erinnerte in ſeiner Abg. Saenger (V. S. P.) ſtimmte aus Abg. Broſiu&ſr; (B. Mp.) meinte, der Land- Abg. Roth beteuerte, daß ein ſcharfer Tren- Abg. Dr. Müller (D. D. P.) unterſtrich ge- Mit 14 Stimmen der Bayeriſchen Volkspartei Der Perſonalabbau in Bayern. Eine Reihe von Perſonaleingaben an Staatsrat Dr. v. Deybeck erklärte ſich mit Der Vorſitzende des Eingabenarsſchuſſes Abg. Die vorliegenden Eingaben wurden der Perſonalabbau und Künſtlerſchaft. Die Münchener Künſtlerſchaft beabſichtigt, in Da der Verfaſſungsausſchuß beſchloſſen hat, Nochmals die liberale Einheitsfront. Zu den verſchiedenen Gerüchten und Nachrich- Im übrigen müſſen wir es den beiden beteilig- In der Lage, wie ſie in Bayern gegeben iſt, Die in dem deutſchnationalen Blatt dreinge- Aus der Pfalz. Berlin, 11. Januar. Gegen die Verhaf- Mainz, 11. Januar. General de Metz in 1. Die Einreiſe nach der Rheinpfalz wird ſämt- 2. Die Brückenübergänge über den Rhein wer- 3. Die Brücke von Ludwigshafen nach Mann- 4. In der Stadt Speyer wird der Verkehr in Frankenthal, 11. Januar. Der ſtellvertreteude Die freie Bauernſchaft der Pfalz gegen die Separatiſten. Dieſer Tage fand eine Sitzung des Verkehrsſperre. Der Rheinübergang Politiſche Rundſchau. Zur Reichstagskandidatur Luden- Zur Beratung der Neuorganiſation An der Univerſität Frankfurt hat ſich eine Gegen den thüringiſchen Miniſter Herr- In Sachſen finden am kommenden Sonn- In London iſt eine engliſche Bauern- Vermiſchte Nachrichten. Garmiſch, 11. Januar. Auf der Strecke Deggendorf, 11. Januar. Die Sirius- Ergoldsbach, 11. Januar. Wenige Wochen vor [Spaltenumbruch] Die Goetheausſtellung in Kopenhagen. Der Die Ausſtellung wird drei Hauptabteilungen Korngolds Mißerfolg in Rom. Wie aus Rom — Die Münchener Kammerſpiele haben mit der Ein Konzert auf 13 000 Kilometer. Als ein In dem ſehr reichhaltigen Januarheft der Kleine Nachrichten. Regensburg. Hier wird demnächſt mit der Er- Graphik-Auktion. Das Antiquariat Paul Donnerstag, 17. Januar, Odeon (7½ Uhr): Das Programm ſtellt eine Heitere Soiree in Ein Vorabend findet am Mittwoch, 16. Jan. Freitag, 18. Januar, im Odeon (7½ Uhr): Programm: Lieder von Järnefelt, Sibelius, Heiſe, Heute Samstag, 12. Januar, veranſtaltet Heute, Samstag, den 12. Januar: Ton- <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Samstag, den 12. Januar 1924 <hi rendition="#g">Allgemeine Zeitung</hi>. Nr. 11</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſcher Landtag.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Sicherung der Wahlfreiheit.</hi> </head><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Verfaſſungsausſchuß</hi> beſchäftigte<lb/> ſich am Freitag vormittag mit einem unerledigt<lb/> gebliebenen Punkt der demokratiſchen Anträge<lb/> zur <hi rendition="#g">Sicherung der Wahlfreiheit</hi>, der<lb/> urſprünglich in Ziff. 4 dieſer Anträge hätte auf-<lb/> genommen werden ſollen, dann aber als Ziffer 5<lb/> von den Sozialdemokraten beantragt wurde:<lb/> Ebenſo iſt das <hi rendition="#g">Recht der Perſon</hi> gemäß<lb/> den allgemeinen Straf- und ſonſtigen Geſetzen<lb/><hi rendition="#g">ſicherzuſtellen</hi>.</p><lb/> <p>Die Antragſteller ließen durch den Abg.<lb/><hi rendition="#g">Endre&ſr</hi>; erklären, daß die Freiheit der <hi rendition="#g">Per-<lb/> ſon</hi> im Rahmen der Geſetze nur eine <hi rendition="#g">Er-<lb/> gänzung</hi> der Rede-, Preß- und Verſamm-<lb/> lungsfreiheit während der Wahl ſei; der An-<lb/> trag ſoll auch verhindern, daß über mißliebige<lb/> Perſonen in der Zeit des Wahlkampfes die<lb/> Schutzhaft verhängt wird.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Held</hi> (B. Vp.) äußerte Bedenken<lb/> gegen den Wortlaut des Antrages, der zu un-<lb/> klar ſei.</p><lb/> <p>Miniſter des Innern Dr. <hi rendition="#g">Schweyer</hi> griff<lb/> dieſe Bedenken auf. Der Ausnahmezuſtand,<lb/> deſſen Aufhebung abgelehnt wurde, dürfe nicht<lb/> von dieſer Seite her aufgehoben werden. Nach<lb/> den weitgehenden Beſchlüſſen zur Sicherung der<lb/> Wahlfreiheit beſtehe auch ſachlich <hi rendition="#g">kein Be-<lb/> dürfni&ſr</hi>;. Weiter ſei zu beachten, daß bei Auf-<lb/> hebung des bayeriſchen Ausnahmezuſtandes der<lb/> Reichsausnahmezuſtand — mit Schutzhaft —<lb/> an ſeine Stelle trete.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> (D. D. P.) erklärte, eine<lb/> andere Formulierung als notwendig. Im übrigen<lb/> ſchloß er ſich der Forderung des Abg. Endres<lb/> an, daß die Regierung die Verordnung zur <hi rendition="#g">Si-<lb/> cherung der Wahlen möglichſt raſch</hi><lb/> vorzulegen habe, da davon die endgültige Stel-<lb/> lungnahme der Parteien zur Landtagsauflöſung<lb/> abhänge.</p><lb/> <p>Im weiteren Verlaufe der Ausſprache wurde<lb/> auch <hi rendition="#g">Art. 2 des Landeswahlgeſetze&ſr</hi>;<lb/> angezogen, der hinſichtlich der Schutzhaft alles<lb/> Notwendige erhalte. Von ſozialdemokratiſcher<lb/> Seite wurde dies beſtritten und im übrigen er-<lb/> klärt, daß die in Ziff. 4 der demokratiſchen An-<lb/> träge geforderte Wiederherſtellung der Rede-,<lb/> Preß- und Verſammlungsfreiheit den <hi rendition="#g">Aus-<lb/> nahmezuſtand</hi> ſchon zu einem weſentlichen<lb/> Teil <hi rendition="#g">beſeitigt</hi> habe. Wird der Ausnahmezu-<lb/> ſtand nicht faktiſch aufgehoben, ſind Wahlen un-<lb/> möglich.</p><lb/> <p>Schließlich wurde der Antrag in der Faſſung:<lb/><floatingText><body><div n="1"><p>„Ebenſo iſt das Recht der Perſon, ſoweit es ſich<lb/> um die an den Wahlvorbereitungen beteiligten<lb/> paſſiven Wähler handelt, gemäß den allgemeinen<lb/> Straf- und ſonſtigen Geſetzen ſicherzuſtellen“</p></div></body></floatingText> mit<lb/> 14 Stimmen gegen 11 Stimmen der Bayeriſchen<lb/> Volkspartei angenommen. Die Zuſtimmung im<lb/> Plenum vorausgeſetzt, bedeutet der Beſchluß eine<lb/> Art „<hi rendition="#g">Kandidatenſchutzgeſetz</hi>“ gegenüber<lb/> dem Generalſtaatskommiſſariat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das Verbot der „Freien Bauernſchaft“.</hi> </head><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Roth</hi> (fraktionslos) hatte beantragt,<lb/> der „<hi rendition="#g">Freien Bauernſchaft</hi>“ des rechts-<lb/> rheiniſchen Bayern, die als wirtſchaftliche Orga-<lb/> niſation von der Kreisbauernkammer Nieder-<lb/> bayern anerkannt ſei, gleich den anderen bäuer-<lb/> lichen Organiſationen volle Verſammlungsfrei-<lb/> heit zu gewähren und die ſofortige Aufhebung<lb/> der entgegenſtehenden Anordnungen zu veran-<lb/> loſſen.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Antragſteller</hi> betonte den chriſtlichen<lb/> Charakter der Organiſation, die ſich wegen ihrer<lb/> antimarxiſtiſchen Einſtellung eigentlich der be-<lb/> ſonderen Gunſt des Generalſtaatskommiſſars er-<lb/> freuen müßte, ihre konfeſſionelle Neutralität<lb/> und Mitgliederſtärke, ſowie das Recht des Land-<lb/> tags, ſich mit der Sache zu befaſſen. Von eini-<lb/> gem Intereſſe war eine bittere Klage Roths<lb/> darüber, daß Graf Du Moulin Eckart jüngſt in<lb/> Bayreuth nicht einmal über „Richard Wagner<lb/> und das deutſche Volkstum“ ſprechen durfte!</p><lb/> <p>Miniſter des Innern Dr. <hi rendition="#g">Schweyer</hi> hob<lb/> hervor, es handle ſich um einen Akt der Exeku-<lb/> tion. Die Freie Bauernſchaft ſei eine <hi rendition="#g">ausge-<lb/><cb/> ſprochen politiſche Organiſation</hi>,<lb/> auch keineswegs ſo harmlos. Wenn auch ein<lb/> Trennungsſtrich zur Pfälziſchen Freien Bauern-<lb/> ſchaft gezogen wurde, die Zuſammenhänge ſind<lb/> doch gegeben. Leute von drüben haben die Orga-<lb/> niſation hier durchgeführt. Die Verſammlungs-<lb/> freiheit wurde ſchon durch die Maiverordnung<lb/> beſchränkt, durch die Septemberverordnung auf-<lb/> gehoben; ein beſonderes Verbot iſt nicht ergan-<lb/> gen. Alle Verſammlungen fallen unter das allge-<lb/> meine Verſammlungsverbot. Die „Freie Bauern-<lb/> ſchaft“ iſt nach ihrer ganzen Zuſammenſetzung<lb/> der öffentlichen Ordnung nicht ungefährlich;<lb/> man braucht nur an die unheilvolle Tätigkeit<lb/> ihres geiſtigen Oberhauptes Heinz-Orbis zu er-<lb/> innern. Auch die rechtsrheiniſche Organiſation<lb/> habe verſucht, <hi rendition="#g">Reichs- und Staatsregie-<lb/> rung herabzuſetzen</hi>, den <hi rendition="#g">Vollzug</hi> von<lb/> Geſetzen und Verordnungen <hi rendition="#g">zu hintertrei-<lb/> ben</hi>, hat zum <hi rendition="#g">Liefer- und Steuerſtreik</hi><lb/> aufgefordert.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Held</hi> (B. Vp.) erinnerte in ſeiner<lb/> den Antrag mit Rechtsgründen — Eingriff in die<lb/> Exekution — ablehnenden Rede den Abgeord-<lb/> neten Roth daran, daß er als Miniſter mit aller<lb/> Schärfe die Exekution für ſich gefordert habe.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Saenger</hi> (V. S. P.) ſtimmte aus<lb/> grundſätzlichen Erwägungen dem Antrage zu.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Broſiu&ſr</hi>; (B. Mp.) meinte, der Land-<lb/> tag könne ſich das Recht der Exekutivkontrolle<lb/> nicht nehmen laſſen.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Roth</hi> beteuerte, daß ein ſcharfer Tren-<lb/> nungsſtrich zwiſchen hüben und drüben gezo-<lb/> gen ſei.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi> (D. D. P.) unterſtrich ge-<lb/> genüber Held, daß nur ein <hi rendition="#g">Erſuchen</hi> vor-<lb/> liege, das ſtets ſtatthaft ſei. Da es ſich um die<lb/> Frage der vollen Verſammlungsfreiheit ſchlecht-<lb/> hin handelt, kann ich, ohne die Tendenzen der<lb/> „Freien Bauernſchaft“ zu billigen, um Zuſtim-<lb/> mung zum Antrag Roth erſuchen.</p><lb/> <p>Mit 14 Stimmen der Bayeriſchen Volkspartei<lb/> und Bayeriſchen Mittelpartei gegen 12 Stim-<lb/> men der Sozialdemokraten, Demokraten und<lb/> Bauernbündler verfiel der Antrag der <hi rendition="#g">Ab-<lb/> lehnung</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Perſonalabbau in Bayern.</hi> </head><lb/> <p>Eine Reihe von <hi rendition="#g">Perſonaleingaben</hi> an<lb/> den Landtag ließ dem Verfaſſungsausſchuß die<lb/> Erörterung der Frags zweckmäßig erſcheinen, ob<lb/> es nach der durch den Antrag Helb erteilten Er-<lb/> mächtigung an die Landesregierung angebracht<lb/> ſei, ſich mit dieſen Eingaben im einzelnen zu<lb/> befaſſen und dadurch geradezu die Luſt zu Ein-<lb/> gaben zu wecken. Der Ausſchuß ſtellte ſich nahe-<lb/> zu einſtimmig auf den Standpunkt, daß der Re-<lb/> gierung in keiner Weiſe in den Arm gefallen<lb/> werden darf. Der <hi rendition="#g">Perſonalabbau</hi> muß an-<lb/> geſichts der ernſten Finanzlage <hi rendition="#g">durchge-<lb/> führt</hi> werden. Der Regierung ſoll aber ein<lb/><hi rendition="#g">Gutachterausſchuß</hi> zur Seite geſtellt wer-<lb/> den, der ſie mit Vorſchlägen unterſtützt.</p><lb/> <p>Staatsrat Dr. v. <hi rendition="#g">Deybeck</hi> erklärte ſich mit<lb/> der Bildung eines ſolchen Ausſchuſſes einver-<lb/> ſtanden.</p><lb/> <p>Der Vorſitzende des Eingabenarsſchuſſes Abg.<lb/><hi rendition="#g">Eiſenhei&ſr</hi>; (D. D. P.) teilte mit, daß auch<lb/> dieſem Ausſchuß bereits ein <hi rendition="#g">Stoß von Bitt-<lb/> ſchriften</hi> vorliege; es ſei unmöglich, über alle<lb/> dieſe Dinge jetzt zu Gericht zu ſitzen.</p><lb/> <p>Die vorliegenden Eingaben wurden der<lb/> Staatsregierung als <hi rendition="#g">Material</hi> hinüberge-<lb/> geben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Perſonalabbau und Künſtlerſchaft.</hi> </head><lb/> <p>Die Münchener Künſtlerſchaft beabſichtigt, in<lb/> den nächſten Tagen eine Eingabe an den Land-<lb/> tag zu richten, welche die <hi rendition="#g">Ruheſtandsver-<lb/> ſetzung der ſieben Akademieprofeſ-<lb/> ſoren</hi> zum Gegenſtand hat. Im Verfaſſungs-<lb/> ausſchuß des Landtages griff Abg. Dr. <hi rendition="#g">Müller</hi><lb/> (Meiningen) gelegentlich einer allgemeinen De-<lb/> batte über Perſonalabbau-Petitionen die Sache<lb/> auf und wies vorſorglich auf das <hi rendition="#g">große kul-<lb/> turelle Moment</hi> dieſer Angelegenheit hin,<lb/><hi rendition="#g">demgegenüber das finanzielle<lb/> keine Rolle ſpiele</hi>. Der Vertreter des Fi-<lb/> nanzminiſters, Dr. v. <hi rendition="#g">Deyleck</hi>, gab als Grund<lb/> für die Ruheſtandsverſetzung die <hi rendition="#g">Ueber-<lb/> ſchreitung der Altersgrenze von 65<lb/><cb/> Jahren</hi> an und wies im übrigen auf die ernſte<lb/> Finanzlage und die Notwendigkeit einer allge-<lb/> meinen Durchführung des Perſonalabbaues hin.</p><lb/> <p>Da der Verfaſſungsausſchuß beſchloſſen hat,<lb/> Eingaben zum Perſonalabbau nicht im einzelnen<lb/> zu würdigen, und eine Reihe ſolcher Eingaben<lb/> der Regierung kurzerhand als Material hinüber-<lb/> gab, ſcheint vorerſt wenig Ausſicht zu beſtehen,<lb/> dieſe — wie Dr. Müller hervorhob —, für das<lb/> Staatsintereſſe und das <hi rendition="#g">Intereſſe der<lb/> Kunſtſtadt München</hi> ſo bedeutungsvolle<lb/> Angelegenheit materiell im Landtag zu erör-<lb/> tern. Vielleicht aber gibt ſich Gelegenheit, den<lb/> Gutachterausſchuß, deſſen Einſetzung der Ver-<lb/> faſſungsausſchuß beſchloſſen hat und der die Re-<lb/> gierung beim Perſonalabbau mit Vorſchlägen<lb/> unterſtützen ſoll, mit der Sache zu befaſſen und<lb/> auf dieſem Wege einen empfindlichen Schaden<lb/> um Münchens Kunſtleben abzuwenden.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Nochmals die liberale Einheitsfront.</hi> </head><lb/> <p>Zu den verſchiedenen Gerüchten und Nachrich-<lb/> ten über Beſprechungen zwiſchen <hi rendition="#g">Deutſcher<lb/> Volkspartei</hi> und <hi rendition="#g">Deutſcher Demokra-<lb/> tiſcher Partei</hi> in Bayern bringt die „Mün-<lb/> chen-Augsburger Abendzeitung“ in Erwiderung<lb/> auf unſere letzte Notiz („Allg. Ztg.“ Nr. 6 vom<lb/> 7. Januar) eine Darſtellung, „aus den Kreiſen<lb/> der Deutſchen Volkspartei“, die nach unſerer<lb/> Kenntnis der Dinge <hi rendition="#g">völlig unzutreffend<lb/> und irreführend</hi> iſt. Sie ſtellt <hi rendition="#g">keines-<lb/> fall&ſr</hi>; die Auffaſſung der <hi rendition="#g">Deutſchen Volks-<lb/> partei als ſolcher</hi> dar, ſondern gibt im<lb/> beſten Fall die Meinung der <hi rendition="#g">Leute um<lb/> Herrn Dahn</hi> wieder, die es durch ihre Spe-<lb/> zialpolitik längſt dahin gebracht haben, daß ſie<lb/> nirgends mehr ernſt genommen werden.</p><lb/> <p>Im übrigen müſſen wir es den beiden beteilig-<lb/> ten Parteien überlaſſen, die Angelegenheit zu<lb/> klären und zu Ende zu führen. <hi rendition="#g">Unſer</hi> Stand-<lb/> punkt iſt nicht zweifelhaft:</p><lb/> <p>In der Lage, wie ſie in Bayern gegeben iſt,<lb/> halten wir <hi rendition="#g">eine klare deutſche Front<lb/> des geſamten freiheitlich und<lb/> deutſch geſinnten Bürgertum&ſr</hi>; für<lb/> ein Gebot politiſcher Notwendigkeit, namentlich<lb/> angeſichts der ungeheueren parteipolitiſchen Zer-<lb/> ſplitterung. Wir ſehen dieſe Front als ein <hi rendition="#g">Ziel</hi><lb/> an, das bei der <hi rendition="#g">weitgehenden beider-<lb/> ſeitigen Uebereinſtimmung</hi> in poli-<lb/> tiſcher und wirtſchaftspolitiſcher Hinſicht <hi rendition="#g">ſach-<lb/> lich</hi> durchaus erreichbar wäre.</p><lb/> <p>Die in dem deutſchnationalen Blatt dreinge-<lb/> gebenen gehäſſigen Ausfälle gegen uns bewegen<lb/> ſich in dem dort heimiſchen rüden Ton. Sie ſind<lb/> einer Erwiderung nicht wert.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Aus der Pfalz.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Gegen die <hi rendition="#g">Verhaf-<lb/> tung von Geiſeln</hi> durch die pfälziſchen Se-<lb/> paratiſten, die ohne Bewilligung und Unter-<lb/> ſtützung durch die franzöſiſchen Beſatzungsbehör-<lb/> den in Speyer nicht möglich geweſen wäre und<lb/> nicht aufrechterhalten werden könnte, wird, wie<lb/> angenommen werden darf, von der <hi rendition="#g">Rhein-<lb/> landskommiſſion</hi> alsbald <hi rendition="#g">Proteſt ein-<lb/> gelegt</hi> werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Mainz,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>General <hi rendition="#g">de Metz</hi> in<lb/> Speyer hat folgende Anordnungen infolge der<lb/> Ermordung von Heinz-Orbis getroffen:</p><lb/> <p>1. Die Einreiſe nach der Rheinpfalz wird ſämt-<lb/> lichen Perſonen aus dem unbeſetzten Gebiet, die<lb/> nicht in der Pfalz anſäſſig ſind, unterſagt.</p><lb/> <p>2. Die Brückenübergänge über den Rhein wer-<lb/> den für den Verkehr geſperrt.</p><lb/> <p>3. Die Brücke von Ludwigshafen nach Mann-<lb/> heim ſteht zu beſtimmten Stunden für das Pu-<lb/> blikum offen, beſonders um die Verpflegung der<lb/> Stadt zu ſichern.</p><lb/> <p>4. In der Stadt Speyer wird der Verkehr in<lb/> der Zeit von 7 Uhr abends bis 8 Uhr morgens<lb/> unterſagt. Die Reſtaurants und Cafés uſw.<lb/> müſſen während dieſer Zeit geſchloſſen bleiben.<lb/> Sämtliche Anſammlungen ſind ſtrenge verboten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Frankenthal,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Der ſtellvertreteude<lb/> Landgerichtsdirektor <hi rendition="#g">Gießen</hi> und der Bürger-<lb/> meiſter <hi rendition="#g">Zaun</hi> ſind von den Separatiſten ver-<lb/><cb/> haftet worden und nach Speyer verbracht wor-<lb/> den. Offenbar ſollen ſie, wie die in Zweibrücken<lb/> verhafteten Beamten, als Geiſeln für die Er-<lb/> ſchießung der Separatiſten feſtgehalten werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Die freie Bauernſchaft der Pfalz gegen die<lb/> Separatiſten.</hi> </head><lb/> <p>Dieſer Tage fand eine Sitzung des<lb/><hi rendition="#g">Geſamtvorſtandes der Freien Bau-<lb/> ernſchaft der Pfalz</hi> ſtatt. Anweſend war<lb/> auch ein Vertreter des franzöſiſchen Provinzdele-<lb/> gierten. Es entſpann ſich eine <hi rendition="#g">heftige De-<lb/> batte</hi>, aus der jedoch mit überwältigender<lb/> Mehrheit der <hi rendition="#g">Beſchluß</hi> hervorging, daß den<lb/> Vorſtandsmitgliedern, wie überhaupt jedem Mit-<lb/> glied der Freien Bauernſchaft <hi rendition="#g">verboten ſein<lb/> ſoll</hi>, ſich an der <hi rendition="#g">ſeparatiſtiſchen Bewe-<lb/> gung</hi> zu beteiligen. Verſchiedene frühere Mit-<lb/> glieder der Freien Bauernſchaft, die ſich als<lb/> Afterbezirksamtmänner und in ähnlicher Weiſe<lb/> betätigen, ſind aus der Vereinigung <hi rendition="#g">ausge-<lb/> ſchloſſen</hi> worden. Der jetzt nicht mehr am<lb/> Leben weilende Präſident <hi rendition="#g">Heinz</hi>-Orbis hatte<lb/> bereits vor längerer Zeit ſeinen <hi rendition="#g">Austritt</hi> aus<lb/> der Freien Bauernſchaft erklärt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">Verkehrsſperre.</hi> </head><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Rheinübergang<lb/> Mannheim-Ludwigshafen</hi> iſt ſeit heute<lb/> morgen 10 Uhr für jeden Verkehr vollkommen<lb/> geſperrt. Vor Reiſen in die Pfalz wird dringend<lb/> gewarnt.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Rundſchau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Zur <hi rendition="#g">Reichstagskandidatur Luden-<lb/> dorff</hi> wird aus Kreiſen der Vaterländiſchen<lb/> Verbände erklärt, daß eine Unterſtützung dieſer<lb/> Kandidatur durch die Vaterländiſchen Verbände<lb/><hi rendition="#g">nicht in Frage</hi> kommt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Zur Beratung der <hi rendition="#g">Neuorganiſation<lb/> bei der Reichsbahn</hi> trat heute der Orga-<lb/> niſationsausſchuß im Reichsverkehrsminiſterium<lb/> zuſammen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>An der Univerſität Frankfurt hat ſich eine<lb/><hi rendition="#g">Arbeitsgemeinſchaft der Jugend-<lb/> bewegung</hi> gebildet, die alle bewegten Grup-<lb/> pen von den <hi rendition="#g">Völkiſchen</hi> bis zu den <hi rendition="#g">Sozia-<lb/> liſten</hi> umfaßt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Gegen den thüringiſchen <hi rendition="#g">Miniſter Herr-<lb/> mann</hi> und den Regierungsaſſeſſor <hi rendition="#g">Kunze</hi> iſt<lb/> die <hi rendition="#g">öffentliche Klage</hi> erhoben worden. Der<lb/> Unterſuchungsrichter beim Landgericht Weimar<lb/> hatte die Haftbefehle beſtätigt, und zwar wegen<lb/> ſchwerer Urkundenfälſchung im Amte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Sachſen</hi> finden am kommenden Sonn-<lb/> tag <hi rendition="#g">Gemeindewahlen</hi> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>In London iſt eine <hi rendition="#g">engliſche Bauern-<lb/> partei</hi> gegründet worden. Sie will bei den<lb/> nächſten <hi rendition="#g">Wahlen Kandidaten</hi> aufſtellen,<lb/> die ſich verpflichten müſſen, die Intereſſen der<lb/> engliſchen Landwirtſchaft im Unterhaus zu ver-<lb/> fechten.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vermiſchte Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Garmiſch,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Auf der Strecke<lb/><hi rendition="#g">Reutte-Innsbruck</hi> der Mittenwaldbahn<lb/> wird bis auf weiteres die zweite Wagenklaſſe<lb/> nicht mehr mitgeführt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Deggendorf,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Sirius-<lb/> Werke</hi>-A.-G. errichten zurzeit in Deggen-<lb/> dorf in der Nähe des Donauhafens eine <hi rendition="#g">chemi-<lb/> ſche Fabrik</hi> großen Umfangs. Der Bau ſieht<lb/> ſeiner Vollendung entgegen. In den Werken, die<lb/> ihren Betrieb bereits in den nächſten Monaten<lb/> aufzunehmen gedenken, werden Tone aller Art<lb/> verarbeitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Ergoldsbach,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Wenige Wochen vor<lb/> ſeinem 80. Geburtstag, iſt Herr <hi rendition="#g">Sebaſtian<lb/> Ramſauer</hi> in Oberergoldsbach — wahr-<lb/> ſcheinlich in der Schlaftrunkenheit — nachts die<lb/> Stiege ſeines Wohnhauſes heruntergeſtürzt und<lb/> tödlich verunglückt. Ramſauer hatte ſechs Jahre<lb/> lang das Amt des Bürgermeiſters inne und hat<lb/> im vorigen Monat ſeine goldene Hochzeit in<lb/> voller Rüſtigkeit gefeiert.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Goetheausſtellung in Kopenhagen.</hi> </head><lb/> <p>Der<lb/> deutſch-däniſchen Goetheausſtellung, die, vom<lb/> 27. Januar bis etwa Mitte Februar von der<lb/> deutſch-däniſchen Geſellſchaft veranſtaltet, in Ko-<lb/> penhagen ſtattfindet, wird von den bedeutendſten<lb/> deutſchen Goetheſammlungen reichlichſtes Material<lb/> zur Verfügung geſtellt werden. Ausgeſtellt wer-<lb/> den die wertvollen Weimarer Sammlungen, die<lb/> der Univerſität Leipzig, die Frankfurter Samm-<lb/> lung, die berühmte Sammlung Kippenberg, Dr.<lb/> Stummes Fauſtſammlung, die des deutſchen<lb/> Buchmuſeums, darunter Briefe Goethes, andere<lb/> Handſchriften, Originalausgaben uſw. An der<lb/> Ordnung und Einrichtung des umfangreichen<lb/> Materials arbeiteten u. a. Dr. Hünnich vom In-<lb/> ſelverlag und Dr. Rockwitz vom deutſchen Buch-<lb/> muſeum, der nach Kopenhagen berufen worden iſt.</p><lb/> <p>Die Ausſtellung wird drei Hauptabteilungen<lb/> umfaſſen; die hiſtoriſche deutſche Abteilung be-<lb/> leuchtet Goethes Leben von der Wiege bis zum<lb/> Grabe; die moderne deutſche Abteilung zeigt die<lb/> neue Goethe-Literatur, und endlich zeigt die<lb/> däniſche Abteilung, was in Dänemark über<lb/> Goethe geſchrieben worden iſt und veranſchau-<lb/> licht die Bedeutung Goethes für das däniſche Gei-<lb/> ſtesleben. Während der Goethe-Ausſtellung wer-<lb/> den folgende Vorträge gehalten werden: Ge-<lb/> ſandter Dr. Mutius: Goethe als Aktualität;<lb/> Prof. Albert Köſter: Fauſt; Prof. Louis Ham-<lb/> merich: Goethe und der Orient; Dozent Wan-<lb/> ſcher: Goethe und die bildende Kunſt; Prof.<lb/> Karl Larſen: Goethe und Dänemark.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Korngolds Mißerfolg in Rom.</hi> </head><lb/> <p>Wie aus Rom<lb/> berichtet wird, hat der Wiener Komponiſt W. E.<lb/><hi rendition="#g">Korngold</hi> bei ſeinem erſten Auftreten in Ita-<lb/> lien als Dirigent eigener Kompoſitionen kei-<lb/> neswegs den erwarteten Erfolg. Der Dirigent<lb/> gefiel wenig, die Kompoſitionen wurden aus-<lb/> geziſcht! Nur die ja wirklich reizende „Suite“ zu<lb/> Shakeſpeares „Viel Lärm um Nichts“, die wir<lb/> auch in München kennen, fand lebhaften, wohl-<lb/> verdienten Beifall. Starke Reklame hatte die Er-<lb/> wartungen für Korngolds Konzert aufs höchſte<lb/> geſteigert. Man rechnete mit Senſation — um ſo<lb/> arger die Enttäuſchung. Für Rom iſt Korngold<lb/><cb/> wohl erledigt — das heißt, man wird dort nur<lb/> die wenigen glücklichen Werke ſeiner ſchwächlichen<lb/> Muſe bieten können. Dieſer wird wohl mit der<lb/> Zeit das Schickſal von Korngolds Muſik über-<lb/> haupt ſein.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"><lb/> <p>— <hi rendition="#b">Die Münchener Kammerſpiele</hi> haben mit der<lb/> Beſetzung der Rolle des Louis Ferdinand im<lb/> gleichnamigen Drama von Unruh durch Karl<lb/> Ludwig <hi rendition="#g">Di<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>hla</hi>. a. G. der Dichtung einen ausge-<lb/> zeichneten Dienſt erwieſen. Herr Diehl hält ſein<lb/> ſtarkes Temperament in ſtraffen Zügeln und<lb/> brachte in die Aufführung die dem erſten Abend<lb/> fehlende dramatiſche Belebung durch feine Ab-<lb/> tönung der durchaus nicht ſo ganz auf Siedehitze<lb/> geſtellten Rolle. Dadurch erſchien auch der ſpä-<lb/> tere Uebergang natürlicher, und der Bruch, der<lb/> durch die Dichtung geht, überbrückt. Weiter er-<lb/> freulich war, daß auch die meiſten der übrigen<lb/> Darſteller ſeit der Erſtaufführung gewonnen ha-<lb/> ben, ſo Herr <hi rendition="#g">Riewe</hi> als Rieſel und die Damen<lb/><hi rendition="#g">Molten</hi> (Königin) und <hi rendition="#g">Jacobſon</hi> (Pauline).<lb/> Glücklich war auch die Umbeſetzung des Staats-<lb/> kanzlers, den nun Herr <hi rendition="#g">Horwitz</hi> diskret ſpielt.<lb/> Mancherlei Kleinigkeiten dagegen ſcheinen etwas<lb/> vernachläſſigt.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#aq">E. I.</hi> </byline> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Konzert auf 13 000 Kilometer.</hi> </head><lb/> <p>Als ein<lb/> neuer Triumph der drahtloſen Telephonie wird<lb/> die Tatſache bezeichnet, daß ein Konzert, das von<lb/> Pittsburg in den Vereinigten Staaten drahtlos<lb/> nach London übermittelt wurde, zu gleicher Zeit<lb/> auch von Mithörern zu Middleburg in Kapland<lb/> genoſſer werden konnte. Das in Amerika veran-<lb/> ſtaltete Konzert konnte über eine Strecke von<lb/> mehr als 18 000 Kilometer gehört werden. Dies<lb/> iſt mehr als ein Drittel des Erdumfangs am<lb/> Aequator.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"><lb/> <p>In dem ſehr reichhaltigen Januarheft der<lb/><hi rendition="#b">„Literatur“</hi> (Herausgeber: Ernſt Heilborn, Ver-<lb/> lag: Deutſche Verlags-Anſtalt Stuttgart-Berlin)<lb/> gewährt ein ruſſiſcher Mitarbeiter, <hi rendition="#g">Wladimir<lb/> Aſtrow</hi>, Einblick in die neueſten literariſchen<lb/> Vorgänge des bolſchewiſtiſchen Rußland, von<lb/> denen bislang nur überaus ſpärliche Kunde zu uns<lb/><cb/> gedrungen iſt. Er charakteriſiert den tiefgreifen-<lb/> den Auffaſſungsunterſchied eines <hi rendition="#g">Trotzki</hi>, dem<lb/> alle Religion nur äußerliches Schaugepränge be-<lb/> deutet und der uns eben auf einen literariſchen<lb/> Zukunftsſtaat zu vertröſten weiß, und eines<lb/><hi rendition="#g">Tſchitſcherin</hi>, dem doch eine mehr ſeeliſche<lb/> Erkenntnis ſich aufdrängt, um alsdann aus der<lb/> neueſten Dichtung ſelbſt ein Bild zu gewinnen.<lb/> Er ſchreibt: <cit><quote>„Der erfolgreichſte Lyriker im bolſche-<lb/> wiſtiſchen Rußland iſt der ‚Futuriſt’ <hi rendition="#g">Maja-<lb/> kowſki</hi>. Seine Art wird von einem begeiſterten<lb/> Kritiker wie folgt charakteriſiert: ‚Der Poet be-<lb/> ginnt in der Poeſie ſo zu ſprechen, wie er und<lb/> alle anderen es im täglichen Leben zu tun ge-<lb/> wohnt ſind; endlich findet der Dichter eine ge-<lb/> meinſame Sprache mit ſeinen Mitmenſchen, ohne<lb/> ſie dabei aus der Wirklichkeit in ein Bereich un-<lb/> tätiger, emotionaler Beſchaulichkeit zu entführen,<lb/> ſondern, im Gegenteil, mittätig in ihr ſoziales<lb/> Tun eingreifend. Bis in ihre Formen wird die<lb/> Poeſie ſozial-utilitär.’ In ähnlicher Weiſe wollen<lb/> auch die anderen Literaturgruppen (Serapions-<lb/> brüder, Imaginiſten) Sprachrohre der neuen Zeit<lb/> ſein; ſie ahmen ihre raſtloſe Dynamik nach, ihre<lb/> Ueberſtürzung, die Auflöſung aller gewohnten<lb/> Syntheſen, die die Wirklichkeit in einen phantaſti-<lb/> ſchen Traum verwandeln, die Vergötterung der<lb/> Maſſe und der Maſchine. Das ‚realiſtiſche’ Prin-<lb/> zip wird auf die Spitze getrieben in der bevor-<lb/> zugten Ausmalung der roheſten, äußerlichſten,<lb/> entſeelten Wirklichkeit. Und man muß ſchon tief<lb/> in dieſer Wirklichkeit befangen ſein, um noch an<lb/> ihrem getreuen Spiegelbild Gefallen zu finden.“</quote></cit></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kleine Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Regensburg.</hi> </head><lb/> <p>Hier wird demnächſt mit der Er-<lb/> richtung einer Dombauhütte begonnen, in der<lb/> alle Arbeiten zur <hi rendition="#g">Iſtandſetzung des Re-<lb/> gensburger Dom&ſr</hi>; zur Ausführung kom-<lb/> men ſollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Graphik-Auktion.</hi> </head><lb/> <p>Das Antiquariat Paul<lb/> Graupe, Berlin, verſchickt ſeinen Katalog zur 29.<lb/> Auktion „Graphik und Handzeichnungen des 19.<lb/><cb/> und 20. Jahrhunderts“ (darunter eine umfaſſende<lb/> Sammlung von Probe- und Zuſtandsdrucken von<lb/> Corinth, Liebermann, Meid, Oppler und Sle-<lb/> vogt). Verſteigerung am 25. und 26. Januar.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#g">Donnerstag</hi>, 17. Januar, <hi rendition="#g">Odeon</hi> (7½ Uhr):<lb/> 4. <hi rendition="#g">Konzert</hi> der Konzertgeſellſchaft für Chorgeſang<lb/> unter Leitung von Dr. Hans <hi rendition="#g">Rohr</hi>.</p><lb/> <p>Das Programm ſtellt eine <hi rendition="#g">Heitere Soiree</hi> in<lb/><hi rendition="#g">Alt-Wien</hi> dar und enthält heitere Chöre, Ge-<lb/> ſänge, Orcheſterwerke, Kammermuſiken des Wiener<lb/> Rokoko und Biedermeier von Dittersdorf bis Schubert.<lb/> Mitwirkende: Adele <hi rendition="#g">Kern</hi> (Koloraturſopran der<lb/> Staatsoper), Irma <hi rendition="#g">Donle-Gorter</hi> (Mezzo-<lb/> ſopran), Karl <hi rendition="#g">Seydel</hi> (Tenor der Staatsoper), Wil-<lb/> helm <hi rendition="#g">Bauer</hi> (Bariton-Augsburg), Jani <hi rendition="#g">Szanto</hi><lb/> (Violine), das <hi rendition="#g">Münchener Streichquartett</hi>,<lb/> Chorgruppen der Konzertgeſellſchaft für Chorgeſang<lb/> und ein Kammerorcheſter.</p><lb/> <p>Ein <hi rendition="#g">Vorabend</hi> findet am <hi rendition="#g">Mittwoch</hi>, 16. Jan.<lb/> im <hi rendition="#g">Odeon</hi> (7½ Uhr) ſtatt. Karten bei <hi rendition="#g">Bauer</hi><lb/> und Hieber.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#g">Freitag</hi>, 18. Januar, im <hi rendition="#g">Odeon</hi> (7½ Uhr):<lb/> Lieder- und Arien-Abend Lauritz <hi rendition="#g">Melchior</hi> (Tenor)<lb/> und Maria <hi rendition="#g">Delbran</hi> (Sopran).</p><lb/> <p>Programm: Lieder von Järnefelt, Sibelius, Heiſe,<lb/> Grieg, Sjöberg, Hermann, Trunk, Strauß. Arien von<lb/> Mozart, Puccini und Leoncavallo. Am Klavier:<lb/> Richard <hi rendition="#g">Trunk</hi>. Karten bei <hi rendition="#g">Bauer</hi> und Hieber.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#g">Heute Samstag</hi>, 12. Januar, veranſtaltet<lb/> die <hi rendition="#g">Münchener Jugendbühne</hi> Guſt.<lb/> Rud. Sellners im <hi rendition="#g">Steinickeſaal</hi>, Adalbert-<lb/> ſtraße 15, einen <hi rendition="#g">Hofmannsthal-Abend</hi>.<lb/> Zur Aufführung gelangen: Prolog zu Antigone,<lb/> Tod des Tizian, Kaiſer und Here. Tor und Tod.<lb/> Die Abendkaſſe iſt ab 6.30 Uhr geöffnet. Beginn<lb/> 7.30 Uhr, Ende gegen 10 Uhr. Der Reinerlös<lb/> wird dem Roten Kreuz für das Tagesheim der<lb/> Notleidenden zugeführt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#g">Heute</hi>, Samstag, den 12. Januar: <hi rendition="#g">Ton-<lb/> halle:</hi> Zweites <hi rendition="#g">Promenade-Konzert</hi><lb/> mit Tanz. <hi rendition="#g">Odeon</hi> (8 Uhr): <hi rendition="#g">Münchener<lb/> Volksbuhne, Soliſten-Konzert</hi>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Samstag, den 12. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 11
Bayeriſcher Landtag.
Sicherung der Wahlfreiheit.
Der Verfaſſungsausſchuß beſchäftigte
ſich am Freitag vormittag mit einem unerledigt
gebliebenen Punkt der demokratiſchen Anträge
zur Sicherung der Wahlfreiheit, der
urſprünglich in Ziff. 4 dieſer Anträge hätte auf-
genommen werden ſollen, dann aber als Ziffer 5
von den Sozialdemokraten beantragt wurde:
Ebenſo iſt das Recht der Perſon gemäß
den allgemeinen Straf- und ſonſtigen Geſetzen
ſicherzuſtellen.
Die Antragſteller ließen durch den Abg.
Endre&ſr; erklären, daß die Freiheit der Per-
ſon im Rahmen der Geſetze nur eine Er-
gänzung der Rede-, Preß- und Verſamm-
lungsfreiheit während der Wahl ſei; der An-
trag ſoll auch verhindern, daß über mißliebige
Perſonen in der Zeit des Wahlkampfes die
Schutzhaft verhängt wird.
Abg. Dr. Held (B. Vp.) äußerte Bedenken
gegen den Wortlaut des Antrages, der zu un-
klar ſei.
Miniſter des Innern Dr. Schweyer griff
dieſe Bedenken auf. Der Ausnahmezuſtand,
deſſen Aufhebung abgelehnt wurde, dürfe nicht
von dieſer Seite her aufgehoben werden. Nach
den weitgehenden Beſchlüſſen zur Sicherung der
Wahlfreiheit beſtehe auch ſachlich kein Be-
dürfni&ſr;. Weiter ſei zu beachten, daß bei Auf-
hebung des bayeriſchen Ausnahmezuſtandes der
Reichsausnahmezuſtand — mit Schutzhaft —
an ſeine Stelle trete.
Abg. Dr. Müller (D. D. P.) erklärte, eine
andere Formulierung als notwendig. Im übrigen
ſchloß er ſich der Forderung des Abg. Endres
an, daß die Regierung die Verordnung zur Si-
cherung der Wahlen möglichſt raſch
vorzulegen habe, da davon die endgültige Stel-
lungnahme der Parteien zur Landtagsauflöſung
abhänge.
Im weiteren Verlaufe der Ausſprache wurde
auch Art. 2 des Landeswahlgeſetze&ſr;
angezogen, der hinſichtlich der Schutzhaft alles
Notwendige erhalte. Von ſozialdemokratiſcher
Seite wurde dies beſtritten und im übrigen er-
klärt, daß die in Ziff. 4 der demokratiſchen An-
träge geforderte Wiederherſtellung der Rede-,
Preß- und Verſammlungsfreiheit den Aus-
nahmezuſtand ſchon zu einem weſentlichen
Teil beſeitigt habe. Wird der Ausnahmezu-
ſtand nicht faktiſch aufgehoben, ſind Wahlen un-
möglich.
Schließlich wurde der Antrag in der Faſſung:
„Ebenſo iſt das Recht der Perſon, ſoweit es ſich
um die an den Wahlvorbereitungen beteiligten
paſſiven Wähler handelt, gemäß den allgemeinen
Straf- und ſonſtigen Geſetzen ſicherzuſtellen“
mit
14 Stimmen gegen 11 Stimmen der Bayeriſchen
Volkspartei angenommen. Die Zuſtimmung im
Plenum vorausgeſetzt, bedeutet der Beſchluß eine
Art „Kandidatenſchutzgeſetz“ gegenüber
dem Generalſtaatskommiſſariat.
Das Verbot der „Freien Bauernſchaft“.
Abg. Dr. Roth (fraktionslos) hatte beantragt,
der „Freien Bauernſchaft“ des rechts-
rheiniſchen Bayern, die als wirtſchaftliche Orga-
niſation von der Kreisbauernkammer Nieder-
bayern anerkannt ſei, gleich den anderen bäuer-
lichen Organiſationen volle Verſammlungsfrei-
heit zu gewähren und die ſofortige Aufhebung
der entgegenſtehenden Anordnungen zu veran-
loſſen.
Der Antragſteller betonte den chriſtlichen
Charakter der Organiſation, die ſich wegen ihrer
antimarxiſtiſchen Einſtellung eigentlich der be-
ſonderen Gunſt des Generalſtaatskommiſſars er-
freuen müßte, ihre konfeſſionelle Neutralität
und Mitgliederſtärke, ſowie das Recht des Land-
tags, ſich mit der Sache zu befaſſen. Von eini-
gem Intereſſe war eine bittere Klage Roths
darüber, daß Graf Du Moulin Eckart jüngſt in
Bayreuth nicht einmal über „Richard Wagner
und das deutſche Volkstum“ ſprechen durfte!
Miniſter des Innern Dr. Schweyer hob
hervor, es handle ſich um einen Akt der Exeku-
tion. Die Freie Bauernſchaft ſei eine ausge-
ſprochen politiſche Organiſation,
auch keineswegs ſo harmlos. Wenn auch ein
Trennungsſtrich zur Pfälziſchen Freien Bauern-
ſchaft gezogen wurde, die Zuſammenhänge ſind
doch gegeben. Leute von drüben haben die Orga-
niſation hier durchgeführt. Die Verſammlungs-
freiheit wurde ſchon durch die Maiverordnung
beſchränkt, durch die Septemberverordnung auf-
gehoben; ein beſonderes Verbot iſt nicht ergan-
gen. Alle Verſammlungen fallen unter das allge-
meine Verſammlungsverbot. Die „Freie Bauern-
ſchaft“ iſt nach ihrer ganzen Zuſammenſetzung
der öffentlichen Ordnung nicht ungefährlich;
man braucht nur an die unheilvolle Tätigkeit
ihres geiſtigen Oberhauptes Heinz-Orbis zu er-
innern. Auch die rechtsrheiniſche Organiſation
habe verſucht, Reichs- und Staatsregie-
rung herabzuſetzen, den Vollzug von
Geſetzen und Verordnungen zu hintertrei-
ben, hat zum Liefer- und Steuerſtreik
aufgefordert.
Abg. Dr. Held (B. Vp.) erinnerte in ſeiner
den Antrag mit Rechtsgründen — Eingriff in die
Exekution — ablehnenden Rede den Abgeord-
neten Roth daran, daß er als Miniſter mit aller
Schärfe die Exekution für ſich gefordert habe.
Abg. Saenger (V. S. P.) ſtimmte aus
grundſätzlichen Erwägungen dem Antrage zu.
Abg. Broſiu&ſr; (B. Mp.) meinte, der Land-
tag könne ſich das Recht der Exekutivkontrolle
nicht nehmen laſſen.
Abg. Roth beteuerte, daß ein ſcharfer Tren-
nungsſtrich zwiſchen hüben und drüben gezo-
gen ſei.
Abg. Dr. Müller (D. D. P.) unterſtrich ge-
genüber Held, daß nur ein Erſuchen vor-
liege, das ſtets ſtatthaft ſei. Da es ſich um die
Frage der vollen Verſammlungsfreiheit ſchlecht-
hin handelt, kann ich, ohne die Tendenzen der
„Freien Bauernſchaft“ zu billigen, um Zuſtim-
mung zum Antrag Roth erſuchen.
Mit 14 Stimmen der Bayeriſchen Volkspartei
und Bayeriſchen Mittelpartei gegen 12 Stim-
men der Sozialdemokraten, Demokraten und
Bauernbündler verfiel der Antrag der Ab-
lehnung.
Der Perſonalabbau in Bayern.
Eine Reihe von Perſonaleingaben an
den Landtag ließ dem Verfaſſungsausſchuß die
Erörterung der Frags zweckmäßig erſcheinen, ob
es nach der durch den Antrag Helb erteilten Er-
mächtigung an die Landesregierung angebracht
ſei, ſich mit dieſen Eingaben im einzelnen zu
befaſſen und dadurch geradezu die Luſt zu Ein-
gaben zu wecken. Der Ausſchuß ſtellte ſich nahe-
zu einſtimmig auf den Standpunkt, daß der Re-
gierung in keiner Weiſe in den Arm gefallen
werden darf. Der Perſonalabbau muß an-
geſichts der ernſten Finanzlage durchge-
führt werden. Der Regierung ſoll aber ein
Gutachterausſchuß zur Seite geſtellt wer-
den, der ſie mit Vorſchlägen unterſtützt.
Staatsrat Dr. v. Deybeck erklärte ſich mit
der Bildung eines ſolchen Ausſchuſſes einver-
ſtanden.
Der Vorſitzende des Eingabenarsſchuſſes Abg.
Eiſenhei&ſr; (D. D. P.) teilte mit, daß auch
dieſem Ausſchuß bereits ein Stoß von Bitt-
ſchriften vorliege; es ſei unmöglich, über alle
dieſe Dinge jetzt zu Gericht zu ſitzen.
Die vorliegenden Eingaben wurden der
Staatsregierung als Material hinüberge-
geben.
Perſonalabbau und Künſtlerſchaft.
Die Münchener Künſtlerſchaft beabſichtigt, in
den nächſten Tagen eine Eingabe an den Land-
tag zu richten, welche die Ruheſtandsver-
ſetzung der ſieben Akademieprofeſ-
ſoren zum Gegenſtand hat. Im Verfaſſungs-
ausſchuß des Landtages griff Abg. Dr. Müller
(Meiningen) gelegentlich einer allgemeinen De-
batte über Perſonalabbau-Petitionen die Sache
auf und wies vorſorglich auf das große kul-
turelle Moment dieſer Angelegenheit hin,
demgegenüber das finanzielle
keine Rolle ſpiele. Der Vertreter des Fi-
nanzminiſters, Dr. v. Deyleck, gab als Grund
für die Ruheſtandsverſetzung die Ueber-
ſchreitung der Altersgrenze von 65
Jahren an und wies im übrigen auf die ernſte
Finanzlage und die Notwendigkeit einer allge-
meinen Durchführung des Perſonalabbaues hin.
Da der Verfaſſungsausſchuß beſchloſſen hat,
Eingaben zum Perſonalabbau nicht im einzelnen
zu würdigen, und eine Reihe ſolcher Eingaben
der Regierung kurzerhand als Material hinüber-
gab, ſcheint vorerſt wenig Ausſicht zu beſtehen,
dieſe — wie Dr. Müller hervorhob —, für das
Staatsintereſſe und das Intereſſe der
Kunſtſtadt München ſo bedeutungsvolle
Angelegenheit materiell im Landtag zu erör-
tern. Vielleicht aber gibt ſich Gelegenheit, den
Gutachterausſchuß, deſſen Einſetzung der Ver-
faſſungsausſchuß beſchloſſen hat und der die Re-
gierung beim Perſonalabbau mit Vorſchlägen
unterſtützen ſoll, mit der Sache zu befaſſen und
auf dieſem Wege einen empfindlichen Schaden
um Münchens Kunſtleben abzuwenden.
Nochmals die liberale Einheitsfront.
Zu den verſchiedenen Gerüchten und Nachrich-
ten über Beſprechungen zwiſchen Deutſcher
Volkspartei und Deutſcher Demokra-
tiſcher Partei in Bayern bringt die „Mün-
chen-Augsburger Abendzeitung“ in Erwiderung
auf unſere letzte Notiz („Allg. Ztg.“ Nr. 6 vom
7. Januar) eine Darſtellung, „aus den Kreiſen
der Deutſchen Volkspartei“, die nach unſerer
Kenntnis der Dinge völlig unzutreffend
und irreführend iſt. Sie ſtellt keines-
fall&ſr; die Auffaſſung der Deutſchen Volks-
partei als ſolcher dar, ſondern gibt im
beſten Fall die Meinung der Leute um
Herrn Dahn wieder, die es durch ihre Spe-
zialpolitik längſt dahin gebracht haben, daß ſie
nirgends mehr ernſt genommen werden.
Im übrigen müſſen wir es den beiden beteilig-
ten Parteien überlaſſen, die Angelegenheit zu
klären und zu Ende zu führen. Unſer Stand-
punkt iſt nicht zweifelhaft:
In der Lage, wie ſie in Bayern gegeben iſt,
halten wir eine klare deutſche Front
des geſamten freiheitlich und
deutſch geſinnten Bürgertum&ſr; für
ein Gebot politiſcher Notwendigkeit, namentlich
angeſichts der ungeheueren parteipolitiſchen Zer-
ſplitterung. Wir ſehen dieſe Front als ein Ziel
an, das bei der weitgehenden beider-
ſeitigen Uebereinſtimmung in poli-
tiſcher und wirtſchaftspolitiſcher Hinſicht ſach-
lich durchaus erreichbar wäre.
Die in dem deutſchnationalen Blatt dreinge-
gebenen gehäſſigen Ausfälle gegen uns bewegen
ſich in dem dort heimiſchen rüden Ton. Sie ſind
einer Erwiderung nicht wert.
Aus der Pfalz.
Berlin, 11. Januar.
Gegen die Verhaf-
tung von Geiſeln durch die pfälziſchen Se-
paratiſten, die ohne Bewilligung und Unter-
ſtützung durch die franzöſiſchen Beſatzungsbehör-
den in Speyer nicht möglich geweſen wäre und
nicht aufrechterhalten werden könnte, wird, wie
angenommen werden darf, von der Rhein-
landskommiſſion alsbald Proteſt ein-
gelegt werden.
Mainz, 11. Januar.
General de Metz in
Speyer hat folgende Anordnungen infolge der
Ermordung von Heinz-Orbis getroffen:
1. Die Einreiſe nach der Rheinpfalz wird ſämt-
lichen Perſonen aus dem unbeſetzten Gebiet, die
nicht in der Pfalz anſäſſig ſind, unterſagt.
2. Die Brückenübergänge über den Rhein wer-
den für den Verkehr geſperrt.
3. Die Brücke von Ludwigshafen nach Mann-
heim ſteht zu beſtimmten Stunden für das Pu-
blikum offen, beſonders um die Verpflegung der
Stadt zu ſichern.
4. In der Stadt Speyer wird der Verkehr in
der Zeit von 7 Uhr abends bis 8 Uhr morgens
unterſagt. Die Reſtaurants und Cafés uſw.
müſſen während dieſer Zeit geſchloſſen bleiben.
Sämtliche Anſammlungen ſind ſtrenge verboten.
Frankenthal, 11. Januar.
Der ſtellvertreteude
Landgerichtsdirektor Gießen und der Bürger-
meiſter Zaun ſind von den Separatiſten ver-
haftet worden und nach Speyer verbracht wor-
den. Offenbar ſollen ſie, wie die in Zweibrücken
verhafteten Beamten, als Geiſeln für die Er-
ſchießung der Separatiſten feſtgehalten werden.
Die freie Bauernſchaft der Pfalz gegen die
Separatiſten.
Dieſer Tage fand eine Sitzung des
Geſamtvorſtandes der Freien Bau-
ernſchaft der Pfalz ſtatt. Anweſend war
auch ein Vertreter des franzöſiſchen Provinzdele-
gierten. Es entſpann ſich eine heftige De-
batte, aus der jedoch mit überwältigender
Mehrheit der Beſchluß hervorging, daß den
Vorſtandsmitgliedern, wie überhaupt jedem Mit-
glied der Freien Bauernſchaft verboten ſein
ſoll, ſich an der ſeparatiſtiſchen Bewe-
gung zu beteiligen. Verſchiedene frühere Mit-
glieder der Freien Bauernſchaft, die ſich als
Afterbezirksamtmänner und in ähnlicher Weiſe
betätigen, ſind aus der Vereinigung ausge-
ſchloſſen worden. Der jetzt nicht mehr am
Leben weilende Präſident Heinz-Orbis hatte
bereits vor längerer Zeit ſeinen Austritt aus
der Freien Bauernſchaft erklärt.
Verkehrsſperre.
Der Rheinübergang
Mannheim-Ludwigshafen iſt ſeit heute
morgen 10 Uhr für jeden Verkehr vollkommen
geſperrt. Vor Reiſen in die Pfalz wird dringend
gewarnt.
Politiſche Rundſchau.
Zur Reichstagskandidatur Luden-
dorff wird aus Kreiſen der Vaterländiſchen
Verbände erklärt, daß eine Unterſtützung dieſer
Kandidatur durch die Vaterländiſchen Verbände
nicht in Frage kommt.
Zur Beratung der Neuorganiſation
bei der Reichsbahn trat heute der Orga-
niſationsausſchuß im Reichsverkehrsminiſterium
zuſammen.
An der Univerſität Frankfurt hat ſich eine
Arbeitsgemeinſchaft der Jugend-
bewegung gebildet, die alle bewegten Grup-
pen von den Völkiſchen bis zu den Sozia-
liſten umfaßt.
Gegen den thüringiſchen Miniſter Herr-
mann und den Regierungsaſſeſſor Kunze iſt
die öffentliche Klage erhoben worden. Der
Unterſuchungsrichter beim Landgericht Weimar
hatte die Haftbefehle beſtätigt, und zwar wegen
ſchwerer Urkundenfälſchung im Amte.
In Sachſen finden am kommenden Sonn-
tag Gemeindewahlen ſtatt.
In London iſt eine engliſche Bauern-
partei gegründet worden. Sie will bei den
nächſten Wahlen Kandidaten aufſtellen,
die ſich verpflichten müſſen, die Intereſſen der
engliſchen Landwirtſchaft im Unterhaus zu ver-
fechten.
Vermiſchte Nachrichten.
Garmiſch, 11. Januar.
Auf der Strecke
Reutte-Innsbruck der Mittenwaldbahn
wird bis auf weiteres die zweite Wagenklaſſe
nicht mehr mitgeführt.
Deggendorf, 11. Januar.
Die Sirius-
Werke-A.-G. errichten zurzeit in Deggen-
dorf in der Nähe des Donauhafens eine chemi-
ſche Fabrik großen Umfangs. Der Bau ſieht
ſeiner Vollendung entgegen. In den Werken, die
ihren Betrieb bereits in den nächſten Monaten
aufzunehmen gedenken, werden Tone aller Art
verarbeitet.
Ergoldsbach, 11. Januar.
Wenige Wochen vor
ſeinem 80. Geburtstag, iſt Herr Sebaſtian
Ramſauer in Oberergoldsbach — wahr-
ſcheinlich in der Schlaftrunkenheit — nachts die
Stiege ſeines Wohnhauſes heruntergeſtürzt und
tödlich verunglückt. Ramſauer hatte ſechs Jahre
lang das Amt des Bürgermeiſters inne und hat
im vorigen Monat ſeine goldene Hochzeit in
voller Rüſtigkeit gefeiert.
Die Goetheausſtellung in Kopenhagen.
Der
deutſch-däniſchen Goetheausſtellung, die, vom
27. Januar bis etwa Mitte Februar von der
deutſch-däniſchen Geſellſchaft veranſtaltet, in Ko-
penhagen ſtattfindet, wird von den bedeutendſten
deutſchen Goetheſammlungen reichlichſtes Material
zur Verfügung geſtellt werden. Ausgeſtellt wer-
den die wertvollen Weimarer Sammlungen, die
der Univerſität Leipzig, die Frankfurter Samm-
lung, die berühmte Sammlung Kippenberg, Dr.
Stummes Fauſtſammlung, die des deutſchen
Buchmuſeums, darunter Briefe Goethes, andere
Handſchriften, Originalausgaben uſw. An der
Ordnung und Einrichtung des umfangreichen
Materials arbeiteten u. a. Dr. Hünnich vom In-
ſelverlag und Dr. Rockwitz vom deutſchen Buch-
muſeum, der nach Kopenhagen berufen worden iſt.
Die Ausſtellung wird drei Hauptabteilungen
umfaſſen; die hiſtoriſche deutſche Abteilung be-
leuchtet Goethes Leben von der Wiege bis zum
Grabe; die moderne deutſche Abteilung zeigt die
neue Goethe-Literatur, und endlich zeigt die
däniſche Abteilung, was in Dänemark über
Goethe geſchrieben worden iſt und veranſchau-
licht die Bedeutung Goethes für das däniſche Gei-
ſtesleben. Während der Goethe-Ausſtellung wer-
den folgende Vorträge gehalten werden: Ge-
ſandter Dr. Mutius: Goethe als Aktualität;
Prof. Albert Köſter: Fauſt; Prof. Louis Ham-
merich: Goethe und der Orient; Dozent Wan-
ſcher: Goethe und die bildende Kunſt; Prof.
Karl Larſen: Goethe und Dänemark.
Korngolds Mißerfolg in Rom.
Wie aus Rom
berichtet wird, hat der Wiener Komponiſt W. E.
Korngold bei ſeinem erſten Auftreten in Ita-
lien als Dirigent eigener Kompoſitionen kei-
neswegs den erwarteten Erfolg. Der Dirigent
gefiel wenig, die Kompoſitionen wurden aus-
geziſcht! Nur die ja wirklich reizende „Suite“ zu
Shakeſpeares „Viel Lärm um Nichts“, die wir
auch in München kennen, fand lebhaften, wohl-
verdienten Beifall. Starke Reklame hatte die Er-
wartungen für Korngolds Konzert aufs höchſte
geſteigert. Man rechnete mit Senſation — um ſo
arger die Enttäuſchung. Für Rom iſt Korngold
wohl erledigt — das heißt, man wird dort nur
die wenigen glücklichen Werke ſeiner ſchwächlichen
Muſe bieten können. Dieſer wird wohl mit der
Zeit das Schickſal von Korngolds Muſik über-
haupt ſein.
— Die Münchener Kammerſpiele haben mit der
Beſetzung der Rolle des Louis Ferdinand im
gleichnamigen Drama von Unruh durch Karl
Ludwig Di_hla. a. G. der Dichtung einen ausge-
zeichneten Dienſt erwieſen. Herr Diehl hält ſein
ſtarkes Temperament in ſtraffen Zügeln und
brachte in die Aufführung die dem erſten Abend
fehlende dramatiſche Belebung durch feine Ab-
tönung der durchaus nicht ſo ganz auf Siedehitze
geſtellten Rolle. Dadurch erſchien auch der ſpä-
tere Uebergang natürlicher, und der Bruch, der
durch die Dichtung geht, überbrückt. Weiter er-
freulich war, daß auch die meiſten der übrigen
Darſteller ſeit der Erſtaufführung gewonnen ha-
ben, ſo Herr Riewe als Rieſel und die Damen
Molten (Königin) und Jacobſon (Pauline).
Glücklich war auch die Umbeſetzung des Staats-
kanzlers, den nun Herr Horwitz diskret ſpielt.
Mancherlei Kleinigkeiten dagegen ſcheinen etwas
vernachläſſigt.
E. I.
Ein Konzert auf 13 000 Kilometer.
Als ein
neuer Triumph der drahtloſen Telephonie wird
die Tatſache bezeichnet, daß ein Konzert, das von
Pittsburg in den Vereinigten Staaten drahtlos
nach London übermittelt wurde, zu gleicher Zeit
auch von Mithörern zu Middleburg in Kapland
genoſſer werden konnte. Das in Amerika veran-
ſtaltete Konzert konnte über eine Strecke von
mehr als 18 000 Kilometer gehört werden. Dies
iſt mehr als ein Drittel des Erdumfangs am
Aequator.
In dem ſehr reichhaltigen Januarheft der
„Literatur“ (Herausgeber: Ernſt Heilborn, Ver-
lag: Deutſche Verlags-Anſtalt Stuttgart-Berlin)
gewährt ein ruſſiſcher Mitarbeiter, Wladimir
Aſtrow, Einblick in die neueſten literariſchen
Vorgänge des bolſchewiſtiſchen Rußland, von
denen bislang nur überaus ſpärliche Kunde zu uns
gedrungen iſt. Er charakteriſiert den tiefgreifen-
den Auffaſſungsunterſchied eines Trotzki, dem
alle Religion nur äußerliches Schaugepränge be-
deutet und der uns eben auf einen literariſchen
Zukunftsſtaat zu vertröſten weiß, und eines
Tſchitſcherin, dem doch eine mehr ſeeliſche
Erkenntnis ſich aufdrängt, um alsdann aus der
neueſten Dichtung ſelbſt ein Bild zu gewinnen.
Er ſchreibt: „Der erfolgreichſte Lyriker im bolſche-
wiſtiſchen Rußland iſt der ‚Futuriſt’ Maja-
kowſki. Seine Art wird von einem begeiſterten
Kritiker wie folgt charakteriſiert: ‚Der Poet be-
ginnt in der Poeſie ſo zu ſprechen, wie er und
alle anderen es im täglichen Leben zu tun ge-
wohnt ſind; endlich findet der Dichter eine ge-
meinſame Sprache mit ſeinen Mitmenſchen, ohne
ſie dabei aus der Wirklichkeit in ein Bereich un-
tätiger, emotionaler Beſchaulichkeit zu entführen,
ſondern, im Gegenteil, mittätig in ihr ſoziales
Tun eingreifend. Bis in ihre Formen wird die
Poeſie ſozial-utilitär.’ In ähnlicher Weiſe wollen
auch die anderen Literaturgruppen (Serapions-
brüder, Imaginiſten) Sprachrohre der neuen Zeit
ſein; ſie ahmen ihre raſtloſe Dynamik nach, ihre
Ueberſtürzung, die Auflöſung aller gewohnten
Syntheſen, die die Wirklichkeit in einen phantaſti-
ſchen Traum verwandeln, die Vergötterung der
Maſſe und der Maſchine. Das ‚realiſtiſche’ Prin-
zip wird auf die Spitze getrieben in der bevor-
zugten Ausmalung der roheſten, äußerlichſten,
entſeelten Wirklichkeit. Und man muß ſchon tief
in dieſer Wirklichkeit befangen ſein, um noch an
ihrem getreuen Spiegelbild Gefallen zu finden.“
Kleine Nachrichten.
Regensburg.
Hier wird demnächſt mit der Er-
richtung einer Dombauhütte begonnen, in der
alle Arbeiten zur Iſtandſetzung des Re-
gensburger Dom&ſr; zur Ausführung kom-
men ſollen.
Graphik-Auktion.
Das Antiquariat Paul
Graupe, Berlin, verſchickt ſeinen Katalog zur 29.
Auktion „Graphik und Handzeichnungen des 19.
und 20. Jahrhunderts“ (darunter eine umfaſſende
Sammlung von Probe- und Zuſtandsdrucken von
Corinth, Liebermann, Meid, Oppler und Sle-
vogt). Verſteigerung am 25. und 26. Januar.
Donnerstag, 17. Januar, Odeon (7½ Uhr):
4. Konzert der Konzertgeſellſchaft für Chorgeſang
unter Leitung von Dr. Hans Rohr.
Das Programm ſtellt eine Heitere Soiree in
Alt-Wien dar und enthält heitere Chöre, Ge-
ſänge, Orcheſterwerke, Kammermuſiken des Wiener
Rokoko und Biedermeier von Dittersdorf bis Schubert.
Mitwirkende: Adele Kern (Koloraturſopran der
Staatsoper), Irma Donle-Gorter (Mezzo-
ſopran), Karl Seydel (Tenor der Staatsoper), Wil-
helm Bauer (Bariton-Augsburg), Jani Szanto
(Violine), das Münchener Streichquartett,
Chorgruppen der Konzertgeſellſchaft für Chorgeſang
und ein Kammerorcheſter.
Ein Vorabend findet am Mittwoch, 16. Jan.
im Odeon (7½ Uhr) ſtatt. Karten bei Bauer
und Hieber.
Freitag, 18. Januar, im Odeon (7½ Uhr):
Lieder- und Arien-Abend Lauritz Melchior (Tenor)
und Maria Delbran (Sopran).
Programm: Lieder von Järnefelt, Sibelius, Heiſe,
Grieg, Sjöberg, Hermann, Trunk, Strauß. Arien von
Mozart, Puccini und Leoncavallo. Am Klavier:
Richard Trunk. Karten bei Bauer und Hieber.
Heute Samstag, 12. Januar, veranſtaltet
die Münchener Jugendbühne Guſt.
Rud. Sellners im Steinickeſaal, Adalbert-
ſtraße 15, einen Hofmannsthal-Abend.
Zur Aufführung gelangen: Prolog zu Antigone,
Tod des Tizian, Kaiſer und Here. Tor und Tod.
Die Abendkaſſe iſt ab 6.30 Uhr geöffnet. Beginn
7.30 Uhr, Ende gegen 10 Uhr. Der Reinerlös
wird dem Roten Kreuz für das Tagesheim der
Notleidenden zugeführt.
Heute, Samstag, den 12. Januar: Ton-
halle: Zweites Promenade-Konzert
mit Tanz. Odeon (8 Uhr): Münchener
Volksbuhne, Soliſten-Konzert.
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(2022-12-19T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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