Allgemeine Zeitung, Nr. 126, 16. März 1908.Nr. 126. München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1988. [Spaltenumbruch]
Bayerischer Landtag. München, 14. März.11. öffentliche Plenarfitzung der Kammer der Reichsräte. (Schluß.) Schlußberatung über den Antrag der Abge- Referent Dr. Frhr. v. Soden-Fraunhofen empfiehlt unver- Gegen den Bericht der Staatsschuldentilgungs- Hierauf berichtet Referent Graf zu Törring über die Aus- R.-R. Frhr. v. Hertling: Es wurde dabei auf das vorzügliche Beispiel Englands Finanzminister v. Pfaff: Der zweite Punkt, in dem ich ebenfalls mit dem R.-R. Frhrn. R.-R. Fürst zu Leiningen bemerkt, die Erbschaftssteuer habe R.-R. Frhr. v. Soden bekennt sich gleich dem Vorredner als R.-R. Dr. Schanz: Referent Graf Törring repliziert unter anderem auf die Schluß 13/4 Uhr. Nächste Sitzung 28. März. Letzte Nachrichten. Geheimrat Professor Julius Lessing +. n. Berlin, 14. März. 9.34 N. (Privattelegramm.) Letzte Handelsnachrichten. * New-York, 14. März. Börsenbericht. (Per Gerichtssaal. Räuberische Erpressung an einem Mitgliede des bayerischen Königshauses. S. Eine sensationelle Verhandlung findet heute vor der Herzog Franz Joseph wollte dem Bauern mit Verbandszeug Wir werden über den Prozeß ausführlich berichten. Gemälde-Russtellungen, Kunstgewerbe, Kunst-Antiquariate, Ausstellungen alter Kunst, numismatische Sammlungen in München. Galerie Hernemann, Lenbachplatz 5/6. Ausstellung von Ge- Galerie Helbing, Liebigstraße 21. Ausstellung von Gemälden Galerie Oskar Hermes, Promenadeplatz 11, gegenüber dem Moderne Kunsthandlung, Goethestraße 64. Moderne Werke Kunstsalon Zimmermann, Maximilianstraße 38. Gemälde- Kunsthandlung Benno Spaeth, Wurzerstr. 17/I. Verkauf von Julius Böhler, kgl. bayer. und preußischer Hofantiquar, Wilh. Böhler, Briennerstraße 47. Antiquitätenhandlung. Jacques Rosenthal, Karlftraße 10. Buch und Kunst-Anti- Dr. Eugen Merzbacher Nachf., Karlstraße 10. Münzen- Anton Pössenbacher, Hof-Möbelfabrik, Briennerstraße 55. Ludwig Rosenthals Antiquariat, Hildegärdstraße 16. Kost- M. T. Wetzlar, Hoflieferant, Maximilianstraße 9, Entresol. Jacob Doppler, Barerstraße 12. Im Blauen Haus. Künst- Julius Leitner, Prinzregentenstr. 2. Kunstgegenstände, Ge- [irrelevantes Material]
Nr. 126. München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1988. [Spaltenumbruch]
Bayeriſcher Landtag. München, 14. März.11. öffentliche Plenarfitzung der Kammer der Reichsräte. (Schluß.) Schlußberatung über den Antrag der Abge- Referent Dr. Frhr. v. Soden-Fraunhofen empfiehlt unver- Gegen den Bericht der Staatsſchuldentilgungs- Hierauf berichtet Referent Graf zu Törring über die Aus- R.-R. Frhr. v. Hertling: Es wurde dabei auf das vorzügliche Beiſpiel Englands Finanzminiſter v. Pfaff: Der zweite Punkt, in dem ich ebenfalls mit dem R.-R. Frhrn. R.-R. Fürſt zu Leiningen bemerkt, die Erbſchaftsſteuer habe R.-R. Frhr. v. Soden bekennt ſich gleich dem Vorredner als R.-R. Dr. Schanz: Referent Graf Törring repliziert unter anderem auf die Schluß 1¾ Uhr. Nächſte Sitzung 28. März. Letzte Nachrichten. Geheimrat Profeſſor Julius Leſſing †. n. Berlin, 14. März. 9.34 N. (Privattelegramm.) Letzte Handelsnachrichten. * New-York, 14. März. Börſenbericht. (Per Gerichtsſaal. Räuberiſche Erpreſſung an einem Mitgliede des bayeriſchen Königshauſes. S. Eine ſenſationelle Verhandlung findet heute vor der Herzog Franz Joſeph wollte dem Bauern mit Verbandszeug Wir werden über den Prozeß ausführlich berichten. Gemälde-Rusſtellungen, Kunſtgewerbe, Kunſt-Antiquariate, Ausſtellungen alter Kunſt, numismatiſche Sammlungen in München. Galerie Hernemann, Lenbachplatz 5/6. Ausſtellung von Ge- Galerie Helbing, Liebigſtraße 21. Ausſtellung von Gemälden Galerie Oskar Hermes, Promenadeplatz 11, gegenüber dem Moderne Kunſthandlung, Goetheſtraße 64. Moderne Werke Kunſtſalon Zimmermann, Maximilianſtraße 38. Gemälde- Kunſthandlung Benno Spaeth, Wurzerſtr. 17/I. Verkauf von Julius Böhler, kgl. bayer. und preußiſcher Hofantiquar, Wilh. Böhler, Briennerſtraße 47. Antiquitätenhandlung. Jacques Roſenthal, Karlftraße 10. Buch und Kunſt-Anti- Dr. Eugen Merzbacher Nachf., Karlſtraße 10. Münzen- Anton Pöſſenbacher, Hof-Möbelfabrik, Briennerſtraße 55. Ludwig Roſenthals Antiquariat, Hildegärdſtraße 16. Koſt- M. T. Wetzlar, Hoflieferant, Maximilianſtraße 9, Entreſol. Jacob Doppler, Barerſtraße 12. Im Blauen Haus. Künſt- Julius Leitner, Prinzregentenſtr. 2. Kunſtgegenſtände, Ge- [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header">Nr. 126. München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1988.</fw><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſcher Landtag.</hi><lb/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">11. öffentliche Plenarfitzung der Kammer der Reichsräte.</hi><lb/> (Schluß.)</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#b">München,</hi> 14. März.</hi> </dateline><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#g">Schlußberatung über den Antrag der Abge-<lb/> ordneten Dr. Jäger-Dillingen, Dr. Pichler und<lb/> Gen. Verbeſſerung der wirtſchaftlichen Ver-<lb/> hältniſſe im Königreich Bayern betreffend,<lb/> hier „Tarifierung von Mehl und Getreide.“</hi> </p> </argument><lb/> <p>Referent Dr. <hi rendition="#b">Frhr. v. Soden-Fraunhofen</hi> empfiehlt unver-<lb/> ändert. <hi rendition="#g">Annahme</hi> des Antrages, was geſchieht</p><lb/> <p>Gegen den Bericht der <hi rendition="#g">Staatsſchuldentilgungs-<lb/> kommiſſion</hi> beſteht keine Erinnerung und dem Staats-<lb/> ſchuldentilgungskommiſſär der Reichsratskammer, Ritter <hi rendition="#g">von<lb/> Maffei,</hi> wird die Anerkennung erteilt.</p><lb/> <p>Hierauf berichtet Referent <hi rendition="#b">Graf</hi> zu <hi rendition="#b">Törring</hi> über die Aus-<lb/> ſchußverhandlungen zum <hi rendition="#g">Etat der Erbſchaftsſteuern,<lb/> Gebühren, Stempelabgabe</hi> und <hi rendition="#g">Strafen</hi> für die<lb/> Jahre 1908 und 1909.</p><lb/> <p>R.-R. Frhr. <hi rendition="#b">v. Hertling:</hi> <cit><quote>Der zweite Ausſchuß hat ſich mit<lb/> Fragen beſchäftigt, die von hervorragender Bedeutung für<lb/> Bayern und das Neich ſind. Eine Aeußerung des Finanzminiſters<lb/> im Ausſchuß iſt in der norddeutſchen Preſſe falſch wiedergegeben<lb/> worden, und es konnte ſich die Meinung verbreiten, daß Bayern<lb/> geſonnen ſei, ſeinen grundſätzlichen Widerſtand gegen die direk-<lb/> ten Reichsſteuern aufzugeben. Dieſe Auffaſſung iſt durchaus un-<lb/> richtig und ich glaube, daß die Staatsregterung meine Anſchau-<lb/> ung teilt. <hi rendition="#g">Für die verbündeten Regierungen iſt<lb/> die Einführung direkter Steuern undiskutabel,</hi><lb/> da ſie mit der Natur eines föderativen Staatsgebildes unver-<lb/> einbar ſind. Das hieße die Finanzhoheit der Einzelſtaaten auf<lb/> das Reich übertragen und die <hi rendition="#g">Souveränität der Ein-<lb/> zelſtaaten auf ein Minimum herabdrücken.</hi> Da-<lb/> durch würden den Einzelſtaaten die Mittel entzogen, ihre Kultur-<lb/> aufgaben zu erfüllen, und es würde ein langſames <hi rendition="#g">Siechtum</hi><lb/> der Einzelſtaaten eintreten und die Einzelſtaaten würden all-<lb/> mählich in das allgemeine Staatsgebilde abſorbiert. Was die<lb/> Ausgeſtaltung der <hi rendition="#g">Erbſchaftsſteuern</hi> betrifft, ſo ſcheint<lb/> dafür im Reichstag zurzeit wenig Neigung zu beſtehen. Die<lb/> Einbeziehung der Deſzendenten würde einen großen, unerträg-<lb/> lichen Druck auf die grundbeſitzende Bevölkerung des Landes<lb/> ausüben und würde doch kein wirkliches Heilmittel darſtellen.</quote></cit></p><lb/> <cit> <quote>Es wurde dabei auf das vorzügliche Beiſpiel <hi rendition="#g">Englands</hi><lb/> hingewieſen Aber in England ſind große Vermögen durch die Erb-<lb/> ſchaftsſteuern ruiniert worden. Alſo, mit der Erbſchaftsſteuer iſt<lb/> es nichts. Was an deren Stelle treten ſoll, weiß ich nicht. Wenn<lb/> wirklich eine <hi rendition="#g">großzügige Finanzreform</hi> durchgeführt<lb/> wird, ſo iſt unſere wichtigſte Aufgabe die reinliche Scheidung<lb/> zwiſchen den Budgets des Reiches und der Einzelſtaaten. Der<lb/> jetzige Zuſtand iſt nicht haltbar. Die Einzelſtaaten können unter<lb/> den jetzigen Verhältniſſen nicht mehr erfolgreich weiter exiſtie-<lb/> ren. Der <hi rendition="#g">Fixierung der Matrikularbeiträge</hi> auf<lb/> ein Maximum ſtehe ich ſympathiſch gegenüber. Eine großzügige<lb/> Reichsfinanzreform birgt auch manche Gefahren in ſich, beſonders<lb/> die Gefahr, daß man dann ſo aus dem Vollen ſchöpft. Wir haben<lb/> große Aufgaben vor uns, die Aufrechterhaltung der<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Armee, die unſer Stolz iſt,</hi></hi><lb/> die Haltung der <hi rendition="#g">Kolonien,</hi> die wir auch nicht aufgeben kön-<lb/> nen, unſere erhabene Miſſion in der <hi rendition="#g">Sozialpolitik.</hi> Aber<lb/> dieſe ſchweren Aufgaben können wir nur dann auf die Dauer<lb/> erfüllen, wenn ſich die einzelnen Reſſorts nach allen Seiten hin<lb/> die <hi rendition="#g">größte Sparſamkeit</hi> auſerlegen. (Beifall.)</quote> </cit><lb/> <p> <hi rendition="#c">Finanzminiſter <hi rendition="#b">v. Pfaff:</hi></hi> <cit> <quote>Meine Anſchauungen über die Reichsfinanzreform und die<lb/> finanzillen Beziehungen zwiſchen dem Reich und ſeinen Einzel-<lb/> ſtaaten ſtimmen mit denen des Vorredners in den weſentlichſten<lb/> Punkten überein. Die Regierung nimmt entſchieden Stellung<lb/> gegen die Einführung der <hi rendition="#g">direkten</hi> Reichs-Vermögensſteuer.<lb/> Ich halte es für <hi rendition="#g">ausgeſchloſſen,</hi> daß zum Zwecke der Be-<lb/> friedigung von Reichsbedürfniſſen die direkte Steuer der Bun-<lb/> desſtaaten in Anſpruch genommen werden dürfe. Dadurch wer-<lb/> den die Einzelſtaaten in ihrer finanziellen und politiſchen Tätig-<lb/> keit mehr und mehr untergraben, und der föderative Charakter<lb/> des Reiches würde eine weſentliche Alterierung erfahren. Das<lb/> Reich iſt angewieſen, ſeine Bedürfniſſe durch <hi rendition="#g">Vermehrung<lb/> der in direkten Steuern</hi> zu beſtreiten. Das Reich hat es<lb/> unterlaſſen, dieſe Steuern in gleichem Schritt mit den wachſen-<lb/> den Bedürfniſſen auszubauen. Ganz beſonders gilt dies für die<lb/> beiden Artikel<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Branntwein und Tabak.</hi></hi><lb/> (Der Miniſter verlieſt hier eine Aufſtellung über die Höhe der<lb/> Steuer für beide Artikel pro Kopf der Bevölkerung in verſchie-<lb/> denen Staaten.) Dieſe Steuerquellen laſſen zweifellos eine<lb/><hi rendition="#g">weſentliche Steigerung</hi> zu, ohne daß über einen ernſten<lb/> Steuerdruck geklagt werden kann, um ſo weniger, als es ſich —<lb/> wenigſtens bei Tabak — um einen Luxusartikel handelt. Immer-<lb/> hin wäre es aber möglich, daß ſich im Reichstag eine Mehrheit<lb/> nicht für die ausſchließliche Bewilligung von indirekten Steuer-<lb/> abgaben entſcheidet. In dieſem Fall würde ich die <hi rendition="#g">Deſzen-<lb/> denten-Erbſchaftsſteuer</hi> als das kleinere Uebel be-<lb/> trachten. Dieſelbe iſt ohnehin ſchon in einer Reihe anderer Stag-<lb/> ten in Ausſicht genommen, ſo in einigen Kantonen der Schweiz.<lb/> In Deutſchland beſteht die Steuer bereits in den Hanſaſtädten<lb/> und in Elſaß-Lothringen, und es wird hier nicht über einen<lb/> allzu hohen Druck geklagt. Bei Annahme der Deſzendentenſteuer<lb/> wären aber gewiſſe <hi rendition="#g">Kautelen</hi> notwendig, damit durch die<lb/> Steuer nicht der kleine Beſitz zu ſtark belaſtet und andrerſeits<lb/> der Grundbeſitz und das unbewegliche Vermögen nicht in einer<lb/> Weiſe in Anſpruch genommen werden kann, welche eine allzu<lb/> große Schuldenlaſt herbeiführen würde. Durch den <hi rendition="#g">Perſonal-<lb/> wechſel im Reichsſchatzamt</hi> bin ich heute noch im Un-<lb/> klaren darüber, nach welcher Richtung ſich die Steuerreformpro-<lb/> jekte des neuen Staatsſekretärs bewegen werden.</quote> </cit> </p><lb/> <cit> <quote>Der zweite Punkt, in dem ich ebenfalls mit dem R.-R. Frhrn.<lb/> v. Hertling übereinſtimme, iſt die <hi rendition="#g">Notwendigkeit einer<lb/> feſten Grenze für die Beitragsleiſtungen der<lb/> einzelnen Bundesſtaaten.</hi> Bei den jetzigen Verhält-<lb/> niſſen ſind die Hilfsmittel des Reiches unerſchöpflich, da ja ſtets<lb/> die Möglichkeit der <hi rendition="#g">Erhöhung der Matrikularbei-<lb/> träge</hi> frei ſteht. Dieſe Freiheit, mit der im Reich über die<lb/> Mittel verfügt werden kann, verleitet aber — abgeſehen davon,<lb/> daß dadurch die Finanzwirtſchaft der Bundesſtaaten auf ganz<lb/> unſichere Baſts geſtellt wird — auch die Reichsregierung unwill-<lb/> kürlich zu einem etwas freieren Schalten mit den Mitteln. Der<lb/> Miniſter erinnert dann an den Standpunkt, den Fürſt Bismarck<lb/> ſeinerzeit in dieſen Fragen eingenommen habe, und verlieſt einige<lb/> darauf bezügliche Stellen aus deſſen Reden. Er bemerkt zum<lb/> Schluß, daß wir uns bei der bisherigen Regelung ſehr wohl ge-<lb/> fühlt hätten und in dieſer Beziehung in keiner Weiſe eine Aen-<lb/> derung eintreten laſſen dürften.</quote> </cit><lb/> <p>R.-R. <hi rendition="#b">Fürſt zu Leiningen</hi> bemerkt, die Erbſchaftsſteuer habe<lb/> große Bedenken, und der Einführung von Kantelen würden in<lb/><cb/> den einzelnen Bundesſtaaten große Hinderniſſe entgegenſtehen.<lb/> Sicher würde die Erbſchaftsſteuer eine <hi rendition="#g">große Schädigung<lb/> des Grund beſitzes,</hi> und es wäre aufs äußerſte zu be-<lb/> dauern, wenn es zur Einführung der Erbſchaftsſteuer käme.</p><lb/> <p>R.-R. Frhr. v. Soden bekennt ſich gleich dem Vorredner als<lb/> Anhänger eines weiteren Ausbaues der indirekten Steuern und<lb/> bedauert, daß das Zuſtandekommen des <hi rendition="#g">Branntwein-<lb/> monopols</hi> geſcheitert ſei. Er gibt noch einmal der Meinung<lb/> Ausdruck, daß von der jetzigen Reichstagsmehrheit eine glückliche<lb/> Löſung der Reichsfinanzreform nicht zu erwarten ſei; vom Zen-<lb/> trum wäre dies ſchon zu erwarten geweſen. Der Referent habe<lb/> ſchon auf dieſe ſeine Aeußerung im Ausſchuß hingewieſen und<lb/> gemeint, es müßte mich in dieſer Beziehung mein ſonſt ſo gutes<lb/> Erinnerungsvermögen im Stich gelaſſen haben. Ich wiederhole<lb/> nochmals, daß ich die Ueberzeugung habe, daß wenn die Ver-<lb/> hältniſſe noch ſo lägen wie früher, <hi rendition="#g">wenn noch die Majori-<lb/> tät des Zentrums und der Konſervativen vor-<lb/> handen wäre, keine ſo vollkommene Verwir-<lb/> rung auf dem fraglichen Gebiet eingetreten<lb/> wäre, wie ſie jetzt beſteht.</hi> Im Intereſſe der Landwirt-<lb/> ſchaft bedaure ich es ſehr, daß dieſe Mehrheit nicht mehr beſteht.<lb/> Im Gegenſatz zum Referenten erinnere ich mich nicht, daß je<lb/> eine ſolche Störung im Gange der Staatsmaſchine im Reich ein-<lb/> getreten iſt, wie es jetzt der Fall iſt. Es kann nicht mehr ſo<lb/> weiter gehen, und wenn es der jetzigen Majorität gelingt, eine<lb/> geſunde Reichsfinanzreform einzuführen, bin ich auch ihr dafür<lb/> dankbar.</p><lb/> <p>R.-R. <hi rendition="#b">Dr. Schanz:</hi> <cit><quote>Ich bin ebenfalls der Meinung, daß eine<lb/> reinliche Scheidung zwiſchen Reichs- und Bundesfinanzen ein-<lb/> treten muß. Einig bin ich auch mit dem Miniſter in der Frage<lb/> der direkten Reichsſteuern. Man meint immer noch, daß ſehr viel<lb/> Raum wäre für die Ausdehnung der direkten Steuern. Dem iſt<lb/> aber nicht ſo. Denn wenn man zu den direkten Steuern noch die<lb/> kommunalen Umlagen hinzurechnet, ſo ſchnellt der Geſamtbetrag<lb/> der direkten Steuern ganz enorm in die Höhe. Nach der<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">jetzigen politiſchen Lage</hi></hi><lb/> iſt es aber unmöglich, daß die Reichsfinanzreform bloß auf<lb/> Grund der bloßen Verbrauchsſtenern durchgeführt wird. Ich<lb/> meine, daß es eine <hi rendition="#aq">nobile officium</hi> der beſitzenden Klaſſen iſt,<lb/> in dem Augenblick, wo man der Maſſe der Bevölkerung eine<lb/> Menge Verbrauchsſteuern auferlegen will, auch ihrerſeits ihr<lb/> Scherflein auf den Altar des Vaterlandes zu legen, und darum<lb/> ſcheint mir doch die Ausdehnung der Erbſchaftsſteuer nicht abzu-<lb/> lehnen zu ſein. Eine Steuer, gegen die keine Bedenken geltend<lb/> gemacht werden können, gibt es nicht. Weitaus die größte Mehr-<lb/> zahl der ausländiſchen Staaten hat dieſe Ausdehnung ohne er-<lb/> hebliche Schädigung. In England iſt allerdings die Erbſchafts-<lb/> ſteuer in übertriebener Weiſe ausgebildet. Auf der anderen<lb/> Seite habe aber die Erbſchaftsſteuer ungeheure Vorteile. Vor<lb/> allem iſt ſie die einzige Steuer, die abſolut <hi rendition="#g">unabwälzbar</hi><lb/> iſt. Ein weiterer Vorzug beſteht darin, daß ſie ein treffliches<lb/> Kontrollmittel iſt hinſichtlich der allgemeinen Einkommensſteuer.<lb/> Außerdem kommt bei Beurteilung der Erbſchaftsſteuer noch ein<lb/> ganz anderer Geſichtspunkt in Betracht: Die Erbſchaſtsſteuer iſt<lb/> eigentlich nichts anderes als eine Beſteuerung des <hi rendition="#g">fundier-<lb/> ten Einkommens.</hi> So meine ich, ſei doch das richtigſte, wenn<lb/> alle Klaſſen, nicht bloß die breiten Maſſen des Volkes, ſondern<lb/> auch die beſitzenden Klaſſen des Volkes zuſammenhelfen würden,<lb/> um das Reich aus ſeiner Not zu befreien. Es iſt doch unſer<lb/> Schutz und Hort und der Wahrer unſerer nationalen Ehre.</quote></cit></p><lb/> <p>Referent <hi rendition="#b">Graf Törring</hi> repliziert unter anderem auf die<lb/> Ausführungen des Frhrn. v. <hi rendition="#g">Soden</hi> und erinnert daran, daß<lb/> unter der Zentrumspartei, ſo lange ſie die Majorität im Reichs-<lb/> tage hatte, die <hi rendition="#g">gleichen mißlichen Verhältniſſe</hi> im<lb/> Reiche beſtanden wie heute, gerade die <hi rendition="#g">Zentrumspartei</hi><lb/> ſei in der Hauptſache an dieſem <hi rendition="#g">konfuſen Abrechnungs-<lb/> verfahren</hi> zwiſchen dem Reich und den Einzelſtaaten <hi rendition="#g">ſchuld.</hi></p><lb/> <p>Schluß 1¾ Uhr. Nächſte Sitzung 28. März.</p> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Letzte Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Geheimrat Profeſſor Julius Leſſing †.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">n.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 14. März.</dateline> <p>9.34 <hi rendition="#aq">N.</hi> (<hi rendition="#g">Privattelegramm.</hi>)<lb/> Der verdienſtvolle Direktor des kgl. Kunſtgewerbemuſeums in<lb/> Berlin, Geheimrat Profeſſor Julius <hi rendition="#g">Leſſing,</hi> iſt, wie uns ein<lb/> Privattelegramm meldet, heute im Alter von 65 Jahren ge-<lb/> ſtorben. Er war Diabetiker, und das Leiden hatte ſeine Kräfte<lb/> in den letzten Jahren ſo aufgebraucht, daß er im vorigen Jahre<lb/> um ſeine Entlaſſung bat. Mit dem 1. April d. J. wollte er<lb/> ganz in den Ruheſtand treten; aber ſchon ſeit Monaten war<lb/> Leſſing an das Zimmer gefeſſelt. Es hatte ſich ein Fußleiden<lb/> eingeſtellt, das auf die Zuckerkrankheit zurückzuführen war. Das<lb/> Uebel verſchlimmerte ſich ſeit Beginn dieſes Monats. Vorgeſtern<lb/> mußte er, um ſich einer Operation zu unterziehen, eine Klinik<lb/> aufſuchen und iſt nun an den Folgen der Operation geſtorben.<lb/> Leſſings Nachfolger iſt Dr. v. <hi rendition="#g">Falke,</hi> der bisherige Direktor<lb/> des Kölner Kunſtgewerbemuſeums. Er wird am 1. April an<lb/> ſeine Stelle treten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Letzte Handelsnachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* New-York,</hi> 14. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Börſenbericht.</hi> (Per<lb/> Kabel.) Auch der heutige Wochenſchluß zeichnete ſich wieder<lb/> durch lebhaftere Geſchäftstätigkeit aus. In Uebereinſtim-<lb/> mung mit der Stimmung am Londoner Amerikanermarkte<lb/> und auf neuerliche Bemühungen, die auf eine weitere Er-<lb/> höhung des Kursniveaus hinzielten, verkehrte die Börſe<lb/> anfangs in feſter Haltung. Einige Käufe für Rechnung<lb/> privaten Publikums und Deckungen eingeengter Baiſſiers<lb/> begünſtigten die Aufwärtsbewegung. In der letzten Bör-<lb/> ſenſtunde zeigte ſich Neigung, die erzielten Gewinne ſicher-<lb/> zuſtellen. Da aber das Angedot gute Aufnahme fand, ſchloß<lb/> die Börſe in ſehr feſter Haltung. In Aktien wurden 570,000<lb/> Stück umgeſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gerichtsſaal.</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Räuberiſche Erpreſſung an einem Mitgliede des bayeriſchen<lb/> Königshauſes.</hi> </hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">S.</hi> Eine ſenſationelle Verhandlung findet heute vor der<lb/> Strafkammer des kgl. Landgerichts Eichſtätt ſtatt. Angeklagt iſt<lb/> der Bauer Johann Hofmeier von Dorndorf (Niederbayern) mit<lb/> Genoſſen wegen räuberiſcher Erpreſſung. Ein ſkandalöſes Vor-<lb/> kommnis war es, das der Ankloge zugrunde liegt, und das Se.<lb/> kgl. Hoheit <hi rendition="#g">Herzog Franz Joſeph von Bayern</hi> in eine<lb/> ſehr gefahrdrohende Lage brachte. Am Sonntag, den 4. Auguſt,<lb/> fuhr Se. kgl. Hoheit mit ſeinem Auto, das er ſelbſt lenkte, <hi rendition="#g">von<lb/> München in ſeine Garniſonsſtadt Bamberg,</hi> wo<lb/> er als Leutnant im 1. Ulanen-Regiment ſteht. In einem Walde<lb/> bei Dorndorf kam dem Auto des Herzogs abends gegen 8 Uhr ein<lb/> Bauernfuhrwerk entgegen, beſetzt mit einem Bauern und einer<lb/> Bäuerin. Der Bauer bemerkte das mit mäßiger Geſchwindigkeit<lb/> heranfahrende Auto, ſprang vom Bock und riß das Pferd ganz<lb/><cb/> unnötig in den Straßengraben. Inzwiſchen, und noch bevor er<lb/> in gleicher Höhe mit dem Fuhrwerke kam, hatte auch der Herzog<lb/> angehalten. Der anſcheinend angetrunkene Bauer riß aber ſo<lb/> lange an dem Pferde herum, bis er zu Boden fiel und vom<lb/> Pferde am Kopf leicht verletzt wurde.</p><lb/> <p>Herzog Franz Joſeph wollte dem Bauern mit Verbandszeug<lb/> hilfreich beiſtehen, doch wurde ſeine Hilfe mit rohem Schimpfen<lb/> abgelehnt. Inzwiſchen waren noch zwei radſahrende Bauern-<lb/> burſchen dazu gekommen, die ſich auf Seite des Bauern ſtellten<lb/> und verlangten, daß ſofort zur nächſten Ortſchaft gefahren werde.<lb/> Der Bauer entfernte ſich aber dann mit dem einen Radfahrer,<lb/> während der andere Radler und die Bäuerin das Weiterfahren<lb/> des Autos verhinderten. Bald darauf kamen aus dem Orte<lb/> Graupendorf etwa 25—30 Bauern, die das Auto umlagerten,<lb/> und vom Orte her kam Hofmaier mit einer weiteren gleich großen<lb/> Schar; er hatte anſcheinend das ganze Graupendorf mobil ge-<lb/> macht und falſch informiert, denn die Leute befanden ſich in<lb/> größter Erregung und wüteten und ſchimpften auf die Auto-<lb/> mobilfahrer, immer mehr angefeuert von Hofmaier und einer<lb/> Mannsperſon, die ſich als Schwager des Hofmaier ausgab. Die<lb/> Situation wurde immer bedrohlicher und der Herzog befand ſich<lb/> momentan in Lebensgefahr; er wurde gezwungen, das Auto<lb/> ſofort zu verlaſſen. In ihrer blinden Wut verlangten die Bauern<lb/> die ſofortige Zahlung von 120 Mark, dann könne das Auto<lb/> weiterfahren. Man zwang den Herzog ſogar nach dem Diktate<lb/> des Bauern Hofmaier auf einer Viſitenkarte niederzuſchreiben,<lb/> daß er ſich verpflichte, den Betrag von 120 Mark innerhalb drei<lb/> Tagen an ihn (Hofmaier) zu ſenden. Um endlich loszukommen —<lb/> es waren inzwiſchen ſchon 2 Stunden vergangen — tat dies der<lb/> Herzog. Als die Bauern die Nachgiebigkeit des hohen Herrn<lb/> bemerkten, wurden ſie noch unverſchämter mit ihren Forderungen<lb/> und als der Chauffeur ankurbeln wollte, ſtießen ihn die Bauern<lb/> zurück mit den Worten: „Wenn ihr nicht mehr gebt, könnt ihr<lb/> ſtehen bleiben bis morgen früh.“ Nun verſprach der Herzog<lb/> 150 Mark zu ſenden, womit endlich die Hauptmacher zufrieden<lb/> waren. Abfahren konnte aber Se. kgl. Hoheit immer noch nicht,<lb/> denn nun kamen erſt die anderen Bauern und verlangten<lb/> „Zeugengebühr“. Um endlich — nachts halb elf Uhr — freie<lb/> Bahn zu bekommen, mußte der Herzog 40 Mark in bar aus-<lb/> zahlen. Anderntags wurde Anzeige erſtattet und auch Sr. kgl.<lb/> Hoheit dem Prinzregenten wurde der geradezu unerhörte Vorfall<lb/> zur Kenntnis gebracht.</p><lb/> <p>Wir werden über den Prozeß ausführlich berichten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gemälde-Rusſtellungen, Kunſtgewerbe,<lb/> Kunſt-Antiquariate, Ausſtellungen alter Kunſt,<lb/> numismatiſche Sammlungen in München.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#b">Galerie Hernemann, Lenbachplatz</hi> 5/6. Ausſtellung von Ge-<lb/> mälden und Skulpturen erſter moderner Meiſter. Täglich ge-<lb/> öffnet von 9 bis 7 Uhr, Sonntags von 9 bis 1 Uhr. Eintritt 1 M.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Galerie Helbing, Liebigſtraße</hi> 21. Ausſtellung von Gemälden<lb/> alterer und moderner Meiſter. Täglich geöffnet von 9 bis 7 Uhr,<lb/> Sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Eintritt frei.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Galerie Oskar Hermes,</hi> Promenadeplatz 11, gegenüber dem<lb/> Bayeriſchen Hof. Original-Gemälde erſten Ranges.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Moderne Kunſthandlung, Goetheſtraße</hi> 64. Moderne Werke<lb/> erſter Münchener Künſtler. An Wochentagen geöffnet von<lb/> 9 bis 5 Uhr.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Kunſtſalon Zimmermann, Maximilianſtraße</hi> 38. Gemälde-<lb/> ausſtellung moderner Meiſter. Täglich geöffnet von 8 bis 7 Uhr.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Kunſthandlung Benno Spaeth, Wurzerſtr.</hi> 17/<hi rendition="#aq">I.</hi> Verkauf von<lb/> Orig.-Oelgemälden beſter Künſtler. Geöffnet 10—5. <hi rendition="#g">Tel.:</hi> 2151.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Julius Böhler,</hi> kgl. bayer. und preußiſcher Hofantiquar,<lb/> Briennerſtraße 12. Sammlung von Antiquitäten und alter<lb/> Oelgemalde.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wilh. Böhler, Briennerſtraße 47.</hi> Antiquitätenhandlung.<lb/> Spez.: Alte Möbel, Zinn uſw.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Jacques Roſenthal, Karlftraße 10.</hi> Buch und Kunſt-Anti-<lb/> quariat. Spezialitäten: Koſtbare Miniaturenmanuſkripte, In-<lb/> kunabeln, Holzſchnitt- und Kupferwerke des 15. und 16. Jahr-<lb/> hunderts, ſowie einzelne frühere Holzſchnitte und Kupferſtiche.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Dr. Eugen Merzbacher Nachf., Karlſtraße 10.</hi> Münzen-<lb/> handlung.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Anton Pöſſenbacher, Hof-Möbelfabrik,</hi> Briennerſtraße 55.<lb/> Ausſtellung für Wohnungskunſt. Große Auswahl in Teppichen,<lb/> Stoffen, Tapeten, Kunſtgegenſtänden ꝛc. ꝛc.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Ludwig Roſenthals Antiquariat, Hildegärdſtraße 16.</hi> Koſt-<lb/> bare Bücher, Einbände, Miniaturen-Manuſkripte, Inkunabeln,<lb/> Holzſchnitt- und Kupferſtichwerke des 15. bis 18. Jahrhunderts,<lb/> Stiche von Dürer, Schongauer uſw., Geſchichtswerke, Theologie<lb/> Americana.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">M. T. Wetzlar, Hoflieferant, Maximilianſtraße 9, Entreſol.</hi><lb/> Kunſtgewerbliche Silberwaren, Ehrenpreiſe, Beſtecke.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Jacob Doppler, Barerſtraße 12. Im Blauen Haus.</hi> Künſt-<lb/> leriſche Wohnungseinrichtungen, Antiquitäten, Japan-Samm-<lb/> lung, Kunſtgegenſtände.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Julius Leitner, Prinzregentenſtr. 2.</hi> Kunſtgegenſtände, Ge-<lb/> mälde alter Meiſter.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 126. München, Montag Allgemeine Zeitung 16. März 1988.
Bayeriſcher Landtag.
11. öffentliche Plenarfitzung der Kammer der Reichsräte.
(Schluß.)
München, 14. März.
Schlußberatung über den Antrag der Abge-
ordneten Dr. Jäger-Dillingen, Dr. Pichler und
Gen. Verbeſſerung der wirtſchaftlichen Ver-
hältniſſe im Königreich Bayern betreffend,
hier „Tarifierung von Mehl und Getreide.“
Referent Dr. Frhr. v. Soden-Fraunhofen empfiehlt unver-
ändert. Annahme des Antrages, was geſchieht
Gegen den Bericht der Staatsſchuldentilgungs-
kommiſſion beſteht keine Erinnerung und dem Staats-
ſchuldentilgungskommiſſär der Reichsratskammer, Ritter von
Maffei, wird die Anerkennung erteilt.
Hierauf berichtet Referent Graf zu Törring über die Aus-
ſchußverhandlungen zum Etat der Erbſchaftsſteuern,
Gebühren, Stempelabgabe und Strafen für die
Jahre 1908 und 1909.
R.-R. Frhr. v. Hertling: Der zweite Ausſchuß hat ſich mit
Fragen beſchäftigt, die von hervorragender Bedeutung für
Bayern und das Neich ſind. Eine Aeußerung des Finanzminiſters
im Ausſchuß iſt in der norddeutſchen Preſſe falſch wiedergegeben
worden, und es konnte ſich die Meinung verbreiten, daß Bayern
geſonnen ſei, ſeinen grundſätzlichen Widerſtand gegen die direk-
ten Reichsſteuern aufzugeben. Dieſe Auffaſſung iſt durchaus un-
richtig und ich glaube, daß die Staatsregterung meine Anſchau-
ung teilt. Für die verbündeten Regierungen iſt
die Einführung direkter Steuern undiskutabel,
da ſie mit der Natur eines föderativen Staatsgebildes unver-
einbar ſind. Das hieße die Finanzhoheit der Einzelſtaaten auf
das Reich übertragen und die Souveränität der Ein-
zelſtaaten auf ein Minimum herabdrücken. Da-
durch würden den Einzelſtaaten die Mittel entzogen, ihre Kultur-
aufgaben zu erfüllen, und es würde ein langſames Siechtum
der Einzelſtaaten eintreten und die Einzelſtaaten würden all-
mählich in das allgemeine Staatsgebilde abſorbiert. Was die
Ausgeſtaltung der Erbſchaftsſteuern betrifft, ſo ſcheint
dafür im Reichstag zurzeit wenig Neigung zu beſtehen. Die
Einbeziehung der Deſzendenten würde einen großen, unerträg-
lichen Druck auf die grundbeſitzende Bevölkerung des Landes
ausüben und würde doch kein wirkliches Heilmittel darſtellen.
Es wurde dabei auf das vorzügliche Beiſpiel Englands
hingewieſen Aber in England ſind große Vermögen durch die Erb-
ſchaftsſteuern ruiniert worden. Alſo, mit der Erbſchaftsſteuer iſt
es nichts. Was an deren Stelle treten ſoll, weiß ich nicht. Wenn
wirklich eine großzügige Finanzreform durchgeführt
wird, ſo iſt unſere wichtigſte Aufgabe die reinliche Scheidung
zwiſchen den Budgets des Reiches und der Einzelſtaaten. Der
jetzige Zuſtand iſt nicht haltbar. Die Einzelſtaaten können unter
den jetzigen Verhältniſſen nicht mehr erfolgreich weiter exiſtie-
ren. Der Fixierung der Matrikularbeiträge auf
ein Maximum ſtehe ich ſympathiſch gegenüber. Eine großzügige
Reichsfinanzreform birgt auch manche Gefahren in ſich, beſonders
die Gefahr, daß man dann ſo aus dem Vollen ſchöpft. Wir haben
große Aufgaben vor uns, die Aufrechterhaltung der
Armee, die unſer Stolz iſt,
die Haltung der Kolonien, die wir auch nicht aufgeben kön-
nen, unſere erhabene Miſſion in der Sozialpolitik. Aber
dieſe ſchweren Aufgaben können wir nur dann auf die Dauer
erfüllen, wenn ſich die einzelnen Reſſorts nach allen Seiten hin
die größte Sparſamkeit auſerlegen. (Beifall.)
Finanzminiſter v. Pfaff: Meine Anſchauungen über die Reichsfinanzreform und die
finanzillen Beziehungen zwiſchen dem Reich und ſeinen Einzel-
ſtaaten ſtimmen mit denen des Vorredners in den weſentlichſten
Punkten überein. Die Regierung nimmt entſchieden Stellung
gegen die Einführung der direkten Reichs-Vermögensſteuer.
Ich halte es für ausgeſchloſſen, daß zum Zwecke der Be-
friedigung von Reichsbedürfniſſen die direkte Steuer der Bun-
desſtaaten in Anſpruch genommen werden dürfe. Dadurch wer-
den die Einzelſtaaten in ihrer finanziellen und politiſchen Tätig-
keit mehr und mehr untergraben, und der föderative Charakter
des Reiches würde eine weſentliche Alterierung erfahren. Das
Reich iſt angewieſen, ſeine Bedürfniſſe durch Vermehrung
der in direkten Steuern zu beſtreiten. Das Reich hat es
unterlaſſen, dieſe Steuern in gleichem Schritt mit den wachſen-
den Bedürfniſſen auszubauen. Ganz beſonders gilt dies für die
beiden Artikel
Branntwein und Tabak.
(Der Miniſter verlieſt hier eine Aufſtellung über die Höhe der
Steuer für beide Artikel pro Kopf der Bevölkerung in verſchie-
denen Staaten.) Dieſe Steuerquellen laſſen zweifellos eine
weſentliche Steigerung zu, ohne daß über einen ernſten
Steuerdruck geklagt werden kann, um ſo weniger, als es ſich —
wenigſtens bei Tabak — um einen Luxusartikel handelt. Immer-
hin wäre es aber möglich, daß ſich im Reichstag eine Mehrheit
nicht für die ausſchließliche Bewilligung von indirekten Steuer-
abgaben entſcheidet. In dieſem Fall würde ich die Deſzen-
denten-Erbſchaftsſteuer als das kleinere Uebel be-
trachten. Dieſelbe iſt ohnehin ſchon in einer Reihe anderer Stag-
ten in Ausſicht genommen, ſo in einigen Kantonen der Schweiz.
In Deutſchland beſteht die Steuer bereits in den Hanſaſtädten
und in Elſaß-Lothringen, und es wird hier nicht über einen
allzu hohen Druck geklagt. Bei Annahme der Deſzendentenſteuer
wären aber gewiſſe Kautelen notwendig, damit durch die
Steuer nicht der kleine Beſitz zu ſtark belaſtet und andrerſeits
der Grundbeſitz und das unbewegliche Vermögen nicht in einer
Weiſe in Anſpruch genommen werden kann, welche eine allzu
große Schuldenlaſt herbeiführen würde. Durch den Perſonal-
wechſel im Reichsſchatzamt bin ich heute noch im Un-
klaren darüber, nach welcher Richtung ſich die Steuerreformpro-
jekte des neuen Staatsſekretärs bewegen werden.
Der zweite Punkt, in dem ich ebenfalls mit dem R.-R. Frhrn.
v. Hertling übereinſtimme, iſt die Notwendigkeit einer
feſten Grenze für die Beitragsleiſtungen der
einzelnen Bundesſtaaten. Bei den jetzigen Verhält-
niſſen ſind die Hilfsmittel des Reiches unerſchöpflich, da ja ſtets
die Möglichkeit der Erhöhung der Matrikularbei-
träge frei ſteht. Dieſe Freiheit, mit der im Reich über die
Mittel verfügt werden kann, verleitet aber — abgeſehen davon,
daß dadurch die Finanzwirtſchaft der Bundesſtaaten auf ganz
unſichere Baſts geſtellt wird — auch die Reichsregierung unwill-
kürlich zu einem etwas freieren Schalten mit den Mitteln. Der
Miniſter erinnert dann an den Standpunkt, den Fürſt Bismarck
ſeinerzeit in dieſen Fragen eingenommen habe, und verlieſt einige
darauf bezügliche Stellen aus deſſen Reden. Er bemerkt zum
Schluß, daß wir uns bei der bisherigen Regelung ſehr wohl ge-
fühlt hätten und in dieſer Beziehung in keiner Weiſe eine Aen-
derung eintreten laſſen dürften.
R.-R. Fürſt zu Leiningen bemerkt, die Erbſchaftsſteuer habe
große Bedenken, und der Einführung von Kantelen würden in
den einzelnen Bundesſtaaten große Hinderniſſe entgegenſtehen.
Sicher würde die Erbſchaftsſteuer eine große Schädigung
des Grund beſitzes, und es wäre aufs äußerſte zu be-
dauern, wenn es zur Einführung der Erbſchaftsſteuer käme.
R.-R. Frhr. v. Soden bekennt ſich gleich dem Vorredner als
Anhänger eines weiteren Ausbaues der indirekten Steuern und
bedauert, daß das Zuſtandekommen des Branntwein-
monopols geſcheitert ſei. Er gibt noch einmal der Meinung
Ausdruck, daß von der jetzigen Reichstagsmehrheit eine glückliche
Löſung der Reichsfinanzreform nicht zu erwarten ſei; vom Zen-
trum wäre dies ſchon zu erwarten geweſen. Der Referent habe
ſchon auf dieſe ſeine Aeußerung im Ausſchuß hingewieſen und
gemeint, es müßte mich in dieſer Beziehung mein ſonſt ſo gutes
Erinnerungsvermögen im Stich gelaſſen haben. Ich wiederhole
nochmals, daß ich die Ueberzeugung habe, daß wenn die Ver-
hältniſſe noch ſo lägen wie früher, wenn noch die Majori-
tät des Zentrums und der Konſervativen vor-
handen wäre, keine ſo vollkommene Verwir-
rung auf dem fraglichen Gebiet eingetreten
wäre, wie ſie jetzt beſteht. Im Intereſſe der Landwirt-
ſchaft bedaure ich es ſehr, daß dieſe Mehrheit nicht mehr beſteht.
Im Gegenſatz zum Referenten erinnere ich mich nicht, daß je
eine ſolche Störung im Gange der Staatsmaſchine im Reich ein-
getreten iſt, wie es jetzt der Fall iſt. Es kann nicht mehr ſo
weiter gehen, und wenn es der jetzigen Majorität gelingt, eine
geſunde Reichsfinanzreform einzuführen, bin ich auch ihr dafür
dankbar.
R.-R. Dr. Schanz: Ich bin ebenfalls der Meinung, daß eine
reinliche Scheidung zwiſchen Reichs- und Bundesfinanzen ein-
treten muß. Einig bin ich auch mit dem Miniſter in der Frage
der direkten Reichsſteuern. Man meint immer noch, daß ſehr viel
Raum wäre für die Ausdehnung der direkten Steuern. Dem iſt
aber nicht ſo. Denn wenn man zu den direkten Steuern noch die
kommunalen Umlagen hinzurechnet, ſo ſchnellt der Geſamtbetrag
der direkten Steuern ganz enorm in die Höhe. Nach der
jetzigen politiſchen Lage
iſt es aber unmöglich, daß die Reichsfinanzreform bloß auf
Grund der bloßen Verbrauchsſtenern durchgeführt wird. Ich
meine, daß es eine nobile officium der beſitzenden Klaſſen iſt,
in dem Augenblick, wo man der Maſſe der Bevölkerung eine
Menge Verbrauchsſteuern auferlegen will, auch ihrerſeits ihr
Scherflein auf den Altar des Vaterlandes zu legen, und darum
ſcheint mir doch die Ausdehnung der Erbſchaftsſteuer nicht abzu-
lehnen zu ſein. Eine Steuer, gegen die keine Bedenken geltend
gemacht werden können, gibt es nicht. Weitaus die größte Mehr-
zahl der ausländiſchen Staaten hat dieſe Ausdehnung ohne er-
hebliche Schädigung. In England iſt allerdings die Erbſchafts-
ſteuer in übertriebener Weiſe ausgebildet. Auf der anderen
Seite habe aber die Erbſchaftsſteuer ungeheure Vorteile. Vor
allem iſt ſie die einzige Steuer, die abſolut unabwälzbar
iſt. Ein weiterer Vorzug beſteht darin, daß ſie ein treffliches
Kontrollmittel iſt hinſichtlich der allgemeinen Einkommensſteuer.
Außerdem kommt bei Beurteilung der Erbſchaftsſteuer noch ein
ganz anderer Geſichtspunkt in Betracht: Die Erbſchaſtsſteuer iſt
eigentlich nichts anderes als eine Beſteuerung des fundier-
ten Einkommens. So meine ich, ſei doch das richtigſte, wenn
alle Klaſſen, nicht bloß die breiten Maſſen des Volkes, ſondern
auch die beſitzenden Klaſſen des Volkes zuſammenhelfen würden,
um das Reich aus ſeiner Not zu befreien. Es iſt doch unſer
Schutz und Hort und der Wahrer unſerer nationalen Ehre.
Referent Graf Törring repliziert unter anderem auf die
Ausführungen des Frhrn. v. Soden und erinnert daran, daß
unter der Zentrumspartei, ſo lange ſie die Majorität im Reichs-
tage hatte, die gleichen mißlichen Verhältniſſe im
Reiche beſtanden wie heute, gerade die Zentrumspartei
ſei in der Hauptſache an dieſem konfuſen Abrechnungs-
verfahren zwiſchen dem Reich und den Einzelſtaaten ſchuld.
Schluß 1¾ Uhr. Nächſte Sitzung 28. März.
Letzte Nachrichten.
Geheimrat Profeſſor Julius Leſſing †.
n. Berlin, 14. März. 9.34 N. (Privattelegramm.)
Der verdienſtvolle Direktor des kgl. Kunſtgewerbemuſeums in
Berlin, Geheimrat Profeſſor Julius Leſſing, iſt, wie uns ein
Privattelegramm meldet, heute im Alter von 65 Jahren ge-
ſtorben. Er war Diabetiker, und das Leiden hatte ſeine Kräfte
in den letzten Jahren ſo aufgebraucht, daß er im vorigen Jahre
um ſeine Entlaſſung bat. Mit dem 1. April d. J. wollte er
ganz in den Ruheſtand treten; aber ſchon ſeit Monaten war
Leſſing an das Zimmer gefeſſelt. Es hatte ſich ein Fußleiden
eingeſtellt, das auf die Zuckerkrankheit zurückzuführen war. Das
Uebel verſchlimmerte ſich ſeit Beginn dieſes Monats. Vorgeſtern
mußte er, um ſich einer Operation zu unterziehen, eine Klinik
aufſuchen und iſt nun an den Folgen der Operation geſtorben.
Leſſings Nachfolger iſt Dr. v. Falke, der bisherige Direktor
des Kölner Kunſtgewerbemuſeums. Er wird am 1. April an
ſeine Stelle treten.
Letzte Handelsnachrichten.
* New-York, 14. März. Börſenbericht. (Per
Kabel.) Auch der heutige Wochenſchluß zeichnete ſich wieder
durch lebhaftere Geſchäftstätigkeit aus. In Uebereinſtim-
mung mit der Stimmung am Londoner Amerikanermarkte
und auf neuerliche Bemühungen, die auf eine weitere Er-
höhung des Kursniveaus hinzielten, verkehrte die Börſe
anfangs in feſter Haltung. Einige Käufe für Rechnung
privaten Publikums und Deckungen eingeengter Baiſſiers
begünſtigten die Aufwärtsbewegung. In der letzten Bör-
ſenſtunde zeigte ſich Neigung, die erzielten Gewinne ſicher-
zuſtellen. Da aber das Angedot gute Aufnahme fand, ſchloß
die Börſe in ſehr feſter Haltung. In Aktien wurden 570,000
Stück umgeſetzt.
Gerichtsſaal.
Räuberiſche Erpreſſung an einem Mitgliede des bayeriſchen
Königshauſes.
S. Eine ſenſationelle Verhandlung findet heute vor der
Strafkammer des kgl. Landgerichts Eichſtätt ſtatt. Angeklagt iſt
der Bauer Johann Hofmeier von Dorndorf (Niederbayern) mit
Genoſſen wegen räuberiſcher Erpreſſung. Ein ſkandalöſes Vor-
kommnis war es, das der Ankloge zugrunde liegt, und das Se.
kgl. Hoheit Herzog Franz Joſeph von Bayern in eine
ſehr gefahrdrohende Lage brachte. Am Sonntag, den 4. Auguſt,
fuhr Se. kgl. Hoheit mit ſeinem Auto, das er ſelbſt lenkte, von
München in ſeine Garniſonsſtadt Bamberg, wo
er als Leutnant im 1. Ulanen-Regiment ſteht. In einem Walde
bei Dorndorf kam dem Auto des Herzogs abends gegen 8 Uhr ein
Bauernfuhrwerk entgegen, beſetzt mit einem Bauern und einer
Bäuerin. Der Bauer bemerkte das mit mäßiger Geſchwindigkeit
heranfahrende Auto, ſprang vom Bock und riß das Pferd ganz
unnötig in den Straßengraben. Inzwiſchen, und noch bevor er
in gleicher Höhe mit dem Fuhrwerke kam, hatte auch der Herzog
angehalten. Der anſcheinend angetrunkene Bauer riß aber ſo
lange an dem Pferde herum, bis er zu Boden fiel und vom
Pferde am Kopf leicht verletzt wurde.
Herzog Franz Joſeph wollte dem Bauern mit Verbandszeug
hilfreich beiſtehen, doch wurde ſeine Hilfe mit rohem Schimpfen
abgelehnt. Inzwiſchen waren noch zwei radſahrende Bauern-
burſchen dazu gekommen, die ſich auf Seite des Bauern ſtellten
und verlangten, daß ſofort zur nächſten Ortſchaft gefahren werde.
Der Bauer entfernte ſich aber dann mit dem einen Radfahrer,
während der andere Radler und die Bäuerin das Weiterfahren
des Autos verhinderten. Bald darauf kamen aus dem Orte
Graupendorf etwa 25—30 Bauern, die das Auto umlagerten,
und vom Orte her kam Hofmaier mit einer weiteren gleich großen
Schar; er hatte anſcheinend das ganze Graupendorf mobil ge-
macht und falſch informiert, denn die Leute befanden ſich in
größter Erregung und wüteten und ſchimpften auf die Auto-
mobilfahrer, immer mehr angefeuert von Hofmaier und einer
Mannsperſon, die ſich als Schwager des Hofmaier ausgab. Die
Situation wurde immer bedrohlicher und der Herzog befand ſich
momentan in Lebensgefahr; er wurde gezwungen, das Auto
ſofort zu verlaſſen. In ihrer blinden Wut verlangten die Bauern
die ſofortige Zahlung von 120 Mark, dann könne das Auto
weiterfahren. Man zwang den Herzog ſogar nach dem Diktate
des Bauern Hofmaier auf einer Viſitenkarte niederzuſchreiben,
daß er ſich verpflichte, den Betrag von 120 Mark innerhalb drei
Tagen an ihn (Hofmaier) zu ſenden. Um endlich loszukommen —
es waren inzwiſchen ſchon 2 Stunden vergangen — tat dies der
Herzog. Als die Bauern die Nachgiebigkeit des hohen Herrn
bemerkten, wurden ſie noch unverſchämter mit ihren Forderungen
und als der Chauffeur ankurbeln wollte, ſtießen ihn die Bauern
zurück mit den Worten: „Wenn ihr nicht mehr gebt, könnt ihr
ſtehen bleiben bis morgen früh.“ Nun verſprach der Herzog
150 Mark zu ſenden, womit endlich die Hauptmacher zufrieden
waren. Abfahren konnte aber Se. kgl. Hoheit immer noch nicht,
denn nun kamen erſt die anderen Bauern und verlangten
„Zeugengebühr“. Um endlich — nachts halb elf Uhr — freie
Bahn zu bekommen, mußte der Herzog 40 Mark in bar aus-
zahlen. Anderntags wurde Anzeige erſtattet und auch Sr. kgl.
Hoheit dem Prinzregenten wurde der geradezu unerhörte Vorfall
zur Kenntnis gebracht.
Wir werden über den Prozeß ausführlich berichten.
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mälden und Skulpturen erſter moderner Meiſter. Täglich ge-
öffnet von 9 bis 7 Uhr, Sonntags von 9 bis 1 Uhr. Eintritt 1 M.
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alterer und moderner Meiſter. Täglich geöffnet von 9 bis 7 Uhr,
Sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Eintritt frei.
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Bayeriſchen Hof. Original-Gemälde erſten Ranges.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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