Allgemeine Zeitung, Nr. 133, 20. März 1908.
Mehr den Wünschen der liberalen Kreise als der wirk- n. Berlin, 19. März, 9.24 V. (Privattelegramm.) Politische Rundschau. Das Kompromiß über das Reichsvereinsgesetz. Wie man erfährt, ist nun auch die letzte strittige Frage Das Jubiläum Kaiser Franz Josephs. Die N. Fr. Pr. läßt sich aus Berlin telegraphieren: Kaiser Wilhelm kommt, wie bereits berichtet, auf der Wir verzeichnen diese Meldung, ohne über ihre größere Von der französischen Marine. Die Anklagen, die aus Anlaß der fast ununterbrochenen -- Die deutschen bürgerlichen Parteien in der -- Der Vorstand des Wahlvereins der Liberalen für den -- Der geschäftsführende Ausschuß der nationallibe- -- Auf das Huldigungstelegramm des neu gegründeten "Ich habe Mich über die heute im Kaiserin Friedrich- -- Die zweite Konferenz der Zentralstelle für -- Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee hat Heer und Flotte. Sl. Der neue kommandierende General des 11. Armeekorpo * Die neue Felddienstordnung soll am 22. März, Politische Nachrichten. Eigener telegr. Dienst der "Allgemeinen Zeitung". Der 18. März. Die sozialdemokratischen Demonstrationen am gestrigen * Berlin, 19. März. In der Landsberger Allee wurde Die Unruhen auf Haiti. u. Paris, 19. März. 10.45 V. (Privattelegr.) v. A. St. Petersburg, 19. März. 9.44 V. (Privattele- Theater und Musik. Jadwiga. Operette in 3 Akten von Rudolf Dellinger. München soll die sechsundsechzigste Stadt sein, die dieses Werk Auch die Textdichter dürfen sich ein gut Teil des Erfolges Rudolf Dellinger dirigierte seine Operette selbst mit viel Die Direktion hatte durch neue, sehr geschmackvolle Kostüme Msi. Eine Chronik des Weimarischen Hoftheaters von 1817 * Von der Budapester Oper. Ueber eine im Stile Wagners + Theater am Gärtnerplatz. Dellingers "Jadwiga" + Münchener Volkstheater. Am Freitag, den 20. d. M., + Alice Ripper. Der kürzlich wegen Erkrankung der Künst- Bildende Kunst. * Die Serie Menzelscher Handzeichnungen, Pastelle
Mehr den Wünſchen der liberalen Kreiſe als der wirk- n. Berlin, 19. März, 9.24 V. (Privattelegramm.) Politiſche Rundſchau. Das Kompromiß über das Reichsvereinsgeſetz. Wie man erfährt, iſt nun auch die letzte ſtrittige Frage Das Jubiläum Kaiſer Franz Joſephs. Die N. Fr. Pr. läßt ſich aus Berlin telegraphieren: Kaiſer Wilhelm kommt, wie bereits berichtet, auf der Wir verzeichnen dieſe Meldung, ohne über ihre größere Von der franzöſiſchen Marine. Die Anklagen, die aus Anlaß der faſt ununterbrochenen — Die deutſchen bürgerlichen Parteien in der — Der Vorſtand des Wahlvereins der Liberalen für den — Der geſchäftsführende Ausſchuß der nationallibe- — Auf das Huldigungstelegramm des neu gegründeten „Ich habe Mich über die heute im Kaiſerin Friedrich- — Die zweite Konferenz der Zentralſtelle für — Das Kolonial-Wirtſchaftliche Komitee hat Heer und Flotte. Sl. Der neue kommandierende General des 11. Armeekorpo * Die neue Felddienſtordnung ſoll am 22. März, Politiſche Nachrichten. Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“. Der 18. März. Die ſozialdemokratiſchen Demonſtrationen am geſtrigen * Berlin, 19. März. In der Landsberger Allee wurde Die Unruhen auf Haiti. u. Paris, 19. März. 10.45 V. (Privattelegr.) v. A. St. Petersburg, 19. März. 9.44 V. (Privattele- Theater und Muſik. Jadwiga. Operette in 3 Akten von Rudolf Dellinger. München ſoll die ſechsundſechzigſte Stadt ſein, die dieſes Werk Auch die Textdichter dürfen ſich ein gut Teil des Erfolges Rudolf Dellinger dirigierte ſeine Operette ſelbſt mit viel Die Direktion hatte durch neue, ſehr geſchmackvolle Koſtüme Msi. Eine Chronik des Weimariſchen Hoftheaters von 1817 * Von der Budapeſter Oper. Ueber eine im Stile Wagners † Theater am Gärtnerplatz. Dellingers „Jadwiga“ † Münchener Volkstheater. Am Freitag, den 20. d. M., † Alice Ripper. Der kürzlich wegen Erkrankung der Künſt- Bildende Kunſt. * Die Serie Menzelſcher Handzeichnungen, Paſtelle <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0002" n="Seite 2[2]"/><fw place="top" type="header">München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908. Nr. 133.</fw><lb/> halten ſeien. Gegen die Broſchüren iſt auf Antrag des Wiener<lb/> Oberſtaatsanwaltes bereits die Maßregel der Konfiskation ver-<lb/> fügt worden. Ein beſtimmtes Petit hat der apoſtoliſche Nun-<lb/> tius aus dieſem Anlaß nicht vorgebracht.“<lb/> Das Fremdenblatt bemerkt hierzu: Wie aus dieſem Schreiben<lb/> erſichtlich iſt, handelt es ſich um eine <hi rendition="#g">einfache Mitteilung<lb/> und Aeußerung des Nuntius gegenüber dem<lb/> Miniſter des Aeußern.</hi> Wäre der Vertreter Seiner<lb/> Heiligkeit darüber hinausgegangen, um ein konkretes Petit in<lb/> der Angelegenheit zu formulieren, worüber die Entſcheidung den<lb/> öſterreichiſchen Organen vorbehalten iſt, ſo hätte Frhr. v. Aehren-<lb/> thal, auf dieſe Zuſtändigkeit hinweiſend, die Vermittelung nicht<lb/> übernehmen können.</quote> </cit><lb/> <p>Mehr den Wünſchen der liberalen Kreiſe als der wirk-<lb/> lichen Sachlage dürfte die nachſtehende Meldung ent-<lb/> ſprechen:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#aq">n.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 19. März, 9.24 <hi rendition="#aq">V.</hi> <hi rendition="#g">(Privattelegramm.)</hi><lb/> Wie die Voſſiſche Zeitung aus Wien erfährt, iſt die dortige Stel-<lb/> lung des päpſtlichen Nuntius Granito di Belmonte unhaltbar<lb/> geworden. Belmonte hat ſich ohne Auftrag der päpſtlichen Kurie<lb/> in die Wahrmund-Affäre eingemiſcht, wobei er ſich auf die Be-<lb/> ſtimmung des (längſt aufgehobenen) Konkordats von 1858 berief,<lb/> daß der römiſchen Kurie das Aufſichtsrecht über das öſterreichi-<lb/> ſche Unterrichtsweſen zuſtehe. Der Miniſter des Auswärtigen<lb/><hi rendition="#g">Frhr. v. Aehrenthal</hi> ging auff die nichtoffiziellen Aeuße-<lb/> rungen Belmontes nicht ein und teilte deren Inhalt <hi rendition="#g">rein in-<lb/> formativ</hi> dem Unterrichtsminiſter Dr. <hi rendition="#g">Marchet</hi> mit. Es<lb/> verlautet, daß die öſterreichiſch-ungariſche Regierung <hi rendition="#g">Be-<lb/> ſchwerde wegen der Handlungsweiſe des Nun-<lb/> tius beim Vatican</hi> erheben werde. Eine etwaige <hi rendition="#g">Note<lb/> der Kurie,</hi> die mit der Forderung des Nuntius gleichlautend<lb/> wäre, würde von der öſterreichiſchen Regierung entweder von<lb/> vornherein abgewieſen oder damit beantwortet werden, daß ſie<lb/> ſich als ungehörige Einmiſchung in rein innere Angelegenheiten<lb/> Oeſterreichs darſtelle.</quote> </cit> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Rundſchau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das Kompromiß über das Reichsvereinsgeſetz.</hi> </head><lb/> <p>Wie man erfährt, iſt nun auch die letzte ſtrittige Frage<lb/> in Sachen des Vereinsgeſetzes, die ſich auf die <hi rendition="#g">Zulaſſung<lb/> der Jugendlichen</hi> zur Mitgliedſchaft von politiſchen<lb/> Vereinen und zu öffentlichen politiſchen Verſammlungen<lb/> bezog, glücklich gelöſt, und zwar durch ein Nachgeben der<lb/> Freiſinnigen. Die Kreuzzeitung wenigſtens teilt ganz be-<lb/> ſtimmt mit, es ſolle im Paragraph 10 ausgeſprochen wer-<lb/> den, daß Perſonen unter 18 Jahren nicht Mitglieder von<lb/> politiſchen Vereinen ſein und in politiſchen Verſammlungen<lb/> nicht anweſend ſein dürfen; Vereinsvorſtände und Ver-<lb/> ſammlungsleiter, die jugendliche Perſonen in Vereinen<lb/> oder Verſammlungen dulden, ſollen mit Geldſtrafe beſtraft<lb/> werden. Die Kreuzzeitung meint, größer als das Zuge-<lb/> ſtändnis der Freiſinnigen in dieſer Frage ſei das Entgegen-<lb/> kommen der Konſervativen in der Sprachenbeſtimmung;<lb/> darüber wird man in weiten Kreiſen andrer Anſicht ſein.<lb/> Aber wie dem auch ſei: wir freuen uns der Schlußfolgerung<lb/> des konſervativen Blattes, die dahin geht, daß die Konſer-<lb/> vativen durch ihre Zuſtimmung zum Vereinsgeſetz trotz<lb/> ſchwerer Bedenken den „zwingenden“ Beweis liefern, „daß<lb/> ſie dem Block treu bleiben wollen“.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das Jubiläum Kaiſer Franz Joſephs.</hi> </head><lb/> <p>Die N. Fr. Pr. läßt ſich aus <hi rendition="#g">Berlin</hi> telegraphieren:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#g">Kaiſer Wilhelm</hi> kommt, wie bereits berichtet, auf der<lb/> Rückreiſe von Korfu nach <hi rendition="#g">Wien,</hi> um Kaiſer Franz Joſeph per-<lb/> ſönlich zu ſeinem Jubiläum zu gratulieren. Der Aufenthalt des<lb/> Deutſchen Kaiſers in Wien wird nur ſehr kurz ſein und nicht<lb/> länger als einen Tag dauern. Ob die Deutſche Kaiſerin ihren<lb/> Gemahl nach Wien begleiten wird, iſt noch ungewiß.<lb/> Unter den <hi rendition="#g">deutſchen Bundesfürſten</hi> beſteht, wie<lb/> Ihr Korreſpondent von wohlinformierter Stelle erfährt, der<lb/> Wunſch, ſich der Huldigung Kaiſer Wilhelms für Kaiſer Franz<lb/> Joſeph anzuſchließen. Ueber die Einzelheiten ſind noch keine Be-<lb/> ſtimmungen getroffen, aber es iſt wahrſcheinlich, daß zugleich mit<lb/> Kaiſer Wilhelm eine Anzahl deutſcher Bundesfürſten nach Wien<lb/> kommt, und zwar vorausſichtlich die <hi rendition="#g">Könige von Würt-<lb/> temberg</hi> und <hi rendition="#g">Sachſen,</hi> der <hi rendition="#g">Prinzregent von Bayern</hi><lb/> und vielleicht auch die deutſchen Großherzoge.</quote> </cit><lb/> <p>Wir verzeichnen dieſe Meldung, ohne über ihre größere<lb/> oder geringere Wahrſcheinlichkeit im gegenwärtigen Augen-<lb/><cb/> blick etwas ſagen zu wollen. Irgendwelche feſten Entſchlüſſe<lb/> ſcheinen bisher nicht gefaßt zu ſein. Es liegt ja auch auf<lb/> der Hand, daß der an und für ſich gewiß jedermann ſym-<lb/> pathiſche Gedanke, dem Glückwunſch des Deutſchen Reiches<lb/> und ſeiner verbündeten Fürſten zum Regierungsjubiläum<lb/> Kaiſer Franz Joſephs entſprechend der Ehrwürdigkeit des<lb/> kaiſerlichen Jubilars, der Seltenheit des Feſtes und der be-<lb/> ſonders innigen Beziehungen zwiſchen den beiden Reichen<lb/> eine beſonders feierliche Form zu geben, in der Ausfüh-<lb/> rung auf allerlei Schwierigkeiten ſtoßen kann.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von der franzöſiſchen Marine.</hi> </head><lb/> <p>Die Anklagen, die aus Anlaß der faſt ununterbrochenen<lb/> Kette von Unfällen und Mißgeſchicken in der franzöſiſchen Marine<lb/> gegen die Flottenverwaltung gerichtet werden, finden, wie man<lb/> uns aus Paris ſchreibt, eine neue merkwürdige Beſtätigung in<lb/> einer von der Dépeche de Breſt gemeldeten Geſchichte, die den<lb/> neuen großen Panzer Liberté betrifft. Das ſtolze Schiff, das<lb/> von Breſt auslaufen ſollte, um ſich dem Mittelmeergeſchwader<lb/> anzuſchließen, konnte in Breſt ſelbſt ſeinen Munitionsvorrat nicht<lb/> vervollſtändigen, ſondern mußte zunächſt in Cherbourg und<lb/> Lorient den Beſtand ſeiner Pulverkammern ergänzen, ſodann<lb/> die Inſel Aix anlaufen, um im Hafen von Rochefort die Kar-<lb/> tuſchen für die ſchwere Artillerie zu faſſen; die leichte Artillerie<lb/> erhielt erſt im Hafen von Toulon ihren Vorrat an Kartuſchen<lb/> ausgefolgt. Nun beſitzt die Liberté genau die nämlichen Geſchütze<lb/> von 305 Millimeter wie die übrigen Fahrzeuge ihrer Klaſſe, die<lb/> Linienſchiffe République, Patrie, Juſtice, Verité, die nach dem<lb/> Programm von 1900 gebaut wurden, und führt außerdem die<lb/> 190 Millimeter-Geſchütze, mit denen die Democratie, die Juſtice,<lb/> Jules Verry, Victor Hugo und einige weitere Fahrzeuge des<lb/> Nordgeſchwaders beſtückt ſind. Daraus ergibt ſich die unerfreu-<lb/> liche Schlußfolgerung, daß im Falle eines plötzlichen Kriegs-<lb/> ausbruches keines der genannten Fahrzeuge, die das jüngſte<lb/> und beſte Kontingent der Flotte bilden, nach einem Gefecht in<lb/> den Gewäſſern des Atlantiſchen Ozeans in Breſt, dem größten<lb/> franzöſiſchen Kriegshafen dieſer Küſte, ſeine Munitionsvorräte<lb/> hätte erneuern können. Möglicherweiſe handelt es ſich im Falle<lb/> der Liberté nur um mehr zufällige Dispoſitionsfehler, die aber<lb/> bei ernſthaften Anläſſen gefährlich genug werden können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Die <hi rendition="#g">deutſchen bürgerlichen Parteien</hi> in der<lb/><hi rendition="#g">Provinz Poſen</hi> haben ſich für die preußiſchen Landtags-<lb/> wahlen auch diesmal wieder geeinigt. Sämtliche Parteien be-<lb/> wahren ihren Beſitzſtand.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Der Vorſtand des Wahlvereins der Liberalen für den<lb/> Wahlkreis <hi rendition="#g">Teltow-Storkow-Beeskow-Charlot-<lb/> tenburg</hi> hat beſchloſſen, im Landwahlkreiſe Teltow-Beeskow-<lb/> Storkow Herrn Gaedke und Herrn Dr. Breitſcheid die Kandida-<lb/> tur zum Landtag anzubieten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Der geſchäftsführende Ausſchuß der <hi rendition="#g">nationallibe-<lb/> ralen Partei</hi> hat entſprechend einem Beſchluß des <hi rendition="#g">Zen-<lb/> tralvorſtandes</hi> den <hi rendition="#g">allgemeinen preußiſchen<lb/> Vertretertag</hi> auf den 25. und 26. April d. J. nach Magde-<lb/> burg berufen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Auf das Huldigungstelegramm des neu gegründeten<lb/><hi rendition="#g">Reichsausſchuſſes für das ärztliche Fortbil-<lb/> dungsweſen</hi> iſt vom <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> folgende Antwort einge-<lb/> gangen: </p> <cit> <quote>„Ich habe Mich über die heute im Kaiſerin Friedrich-<lb/> Haus erfolgte Bildung eines Reichsausſchuſſes für das ärztliche<lb/> Fortbildungsweſen und das treue Gedenken Meiner unvergeß-<lb/> lichen Mutter herzlich gefreut. Mein lebhaftes Intereſſe und<lb/> Meine wärmſten Wünſche werden die vereinte Arbeit der deut-<lb/> ſchen Landeskomitees auf dieſem für unſer Vaterland ſo wichtigen<lb/> Gebiete begleiten. <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> <hi rendition="#aq">I. R.</hi>“</quote> </cit> </div><lb/> <div n="3"> <p>— Die zweite <hi rendition="#g">Konferenz der Zentralſtelle für<lb/> Volkswohlfahrt</hi> wird, wie ihre Zeitſchrift <hi rendition="#g">Concordia</hi><lb/> mitteilt, am Montag, 11. Mai, und Dienstag, 12. Mai, in Ber-<lb/> lin ſtattfinden. Es werden referieren Frau Kommerzienrat Hed-<lb/> wig <hi rendition="#g">Heyl</hi> (Berlin) über die allgemeine Bedeutung der <hi rendition="#g">haus-<lb/> wirtſchaftlichen Bildung;</hi> Geh. Rat Dr. Max <hi rendition="#g">Rub-<lb/> ner</hi> (Berlin) über Haushaltung und Volksgeſundheit; Stadt-<lb/> ſchulrat Dr. <hi rendition="#g">Kerſchenſteiner</hi> (München) über Ausbau und<lb/> Organiſation der hauswirtſchaftlichen Unterweiſung; Frln. Dora<lb/><hi rendition="#g">Martin</hi> (Berlin) über die praktiſche Durchführung der haus-<lb/> wirtſchaftlichen Unterweiſung. Für das Thema: „Der hauswirt-<lb/> ſchaftliche Unterricht für Schulkinder“ iſt ein Referent noch nicht<lb/> beſtellt. Anmeldungen zur Konferenz ſind zu richten an das<lb/> Bureau der Zentralſtelle für Volkswohlfahrt. Im Anſchluß an<lb/> die Konferenz findet am 13. Mai die erſte Sitzung des Beirats<lb/> ſtatt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <p>— Das <hi rendition="#g">Kolonial-Wirtſchaftliche Komitee</hi> hat<lb/> an den Reichstag eine Eingabe gerichtet, die die Zuſtimmung<lb/> zu den Vorlagen der Reichsregierung über den Ausbau der<lb/><hi rendition="#g">Eiſenbahnen</hi> in den afrikaniſchen Kolonien befürwortet.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heer und Flotte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#aq">Sl.</hi><hi rendition="#b">Der neue kommandierende General des 11. Armeekorpo<lb/> in Kaſſel,</hi> General der Infanterie Frhr. <hi rendition="#g">Reinhard von<lb/> Scheffer-Bojadel,</hi> ſeit Februar 1906 Kommandeur der<lb/> 2. Garde-Diviſion in Berlin, iſt ein auch in der <hi rendition="#g">Münchener<lb/> Geſellſchaft</hi> ſehr bekannter Offizier, war er doch vom<lb/> 3. November 1894 bis Ende Mai 1896 dem Generalinſpektem<lb/> der 4. Armee-Inſpektion <hi rendition="#g">Prinzen Leopold von Bayern</hi><lb/> als Generalſtabsoffizier zugeteilt. Er iſt am 28. März 1851 zu<lb/> Hanau geboren, nahm als Fähnrich des Inf.-Regts. Nr. 83 am<lb/> Feldzuge gegen Frankreich teil und avancierte im Februar 1871<lb/> zum Leutnant. Nach einem Kommando zur Kriegsakademie und<lb/> zum Generalſtab wurde er 1883 Hauptmann in dieſem, darauf<lb/> 1888 Kompagniechef im Kaiſer Ulanen-Garde-Regt., und nach-<lb/> dem er von 1889 bis 1893 wieder im Generalſtab und dann im<lb/> 4. Garde-Regt. Dienſte geleiſtet hatte, 1896 — nach Abſchluß ſeiner<lb/> Münchener Tätigkeit — Generalſtabschef des Gardekorps, 1899<lb/> Kommandeur der 1. Garde-Grenadiere, 1900 Brigade-Komman-<lb/> deur in Berlin und 1903 Oberquartiermeiſter im Generalſtab,<lb/> zugleich Chef der Landesaufnahme. Seit 1904 war er General-<lb/> leutnant. v. Scheffer iſt Beſitzer des Fideikommiſſes Brojadel<lb/> im Kreiſe Grünberg.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>* Die <hi rendition="#g">neue Felddienſtordnung</hi> ſoll am 22. März,<lb/> dem 111. Geburtstage Kaiſer Wilhelms <hi rendition="#aq">I.,</hi> zuſammen mit einer<lb/> Kabinettsorder des Kaiſers veröffentlicht und in die Hand der<lb/> Truppen gegeben werden. Die fertiggeſtellte und von dem<lb/> oberſten Kriegsherrn genehmigte Faſſung der neuen Vorſchrift<lb/> befindet ſich zurzeit im Druck.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <argument> <p><hi rendition="#b">Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“.</hi><lb/> Die Benutzung unſerer Ortginalnachrichten iſt nur mit der Quellenangabs<lb/> „Allg. Ztg.“ geſtattet.</p> </argument><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der 18. März.</hi> </head><lb/> <p>Die ſozialdemokratiſchen Demonſtrationen am geſtrigen<lb/> 18. März ſind in Berlin wie in den anderen Großſtädten<lb/> im allgemeinen ruhig verlaufen. Gegen Abend jedoch<lb/> machte der Mob, der ſich aus halbwüchſigen Burſchen zu-<lb/> ſammenſetzte, einigen Radau, und dabei iſt es leider nicht<lb/> ohne Verletzungen abgegangen. Hierüber gehen uns fol-<lb/> gende Telegramme zu:</p><lb/> <cit> <quote>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 19. März. In der Landsberger Allee wurde<lb/> geſtern ein radfahrender <hi rendition="#g">Schutzmann</hi> von Demonſtranten<lb/><hi rendition="#g">angegriffen</hi> und <hi rendition="#g">verletzt.</hi> Der Beamte kam auf dem<lb/> Rade die Landsberger Allee herunter, als plötzlich ein Schuß<lb/> fiel, der aus einem Bierlokal zu kommen ſchien. Der Poliziſt<lb/> ſprang vom Rade, um den Täter zu ermitteln. Da ertönte eine<lb/> Stimme: „Der Schutzmann hat ſelber geſchoſſen!“ Der Beamte<lb/> wurde hierauf von der Menge umzingelt und verletzt. Im<lb/> ganzen wurden ungefähr <hi rendition="#g">vierzig Perſonen ſiſtiert.</hi><lb/> * <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 19. März. Dem Lokal-Anzeiger zufolge fand<lb/> geſtern abend Ecke der Dirkſen- und Kaiſer Wilhelm-Straße ein<lb/><hi rendition="#g">ernſtlicher Zuſammenſtoß der Schutzmannſchaft<lb/> mit Exzedenten</hi> ſtatt. Eine große Menſchenmenge, meiſt<lb/><hi rendition="#g">halbwüchſige Burſchen,</hi> hatte ſich zuſammengerottet und<lb/> wollte nach dem königlichen Schloſſe ziehen. Einige von den<lb/> jungen Leuten hatten Steine mitgebracht und ſchleuderten ſie<lb/> gegen die Beamten. <hi rendition="#g">Zwei Schutzleute wurden erheb-<lb/> lich verletzt.</hi> Die Exzedenten wurden dann mit der Waffe<lb/> zurückgetrieben und zerſtreut.</quote> </cit> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Unruhen auf Haiti.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#aq">u.</hi><hi rendition="#b">Paris,</hi> 19. März. 10.45 <hi rendition="#aq">V.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">(Privattelegr.)</hi><lb/> Der Matin fragte telegraphiſch beim Miniſter des Innern<lb/> der Inſel Haiti an über die Gründe der <hi rendition="#g">Hinrichtung.</hi><lb/> Der Miniſter antwortete, die Regierung hätte Beweiſe, daß<lb/> die Verſchwörer den Präſidenten und ſeine Familie er-<lb/> morden wollten. Die Verſchwörer wurden mit der Waffe<lb/> in der Hand in dem Augenblick feſtgenommen, als ſie ihre<lb/> Abſicht ausführen wollten; ſie wurden hingerichtet, nachdem<lb/> ſie die Abſicht eingeſtanden hatten.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">v. A.</hi><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 19. März. 9.44 <hi rendition="#aq">V.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">(Privattele-<lb/> gramm.)</hi> General <hi rendition="#g">Fock</hi> wird ſich jetzt auch noch mit General<lb/><hi rendition="#g">Gorbatowsky,</hi> dem ehemaligen Artilleriechef in Port Arthur,<lb/> duellieren müſſen, da derſelbe ihn wegen <hi rendition="#g">beleidigender<lb/> Aeußerungen</hi> während des Stöſſel-Prozeſſes gefordert hat.</p><lb/> </div> </div> <trailer> <hi rendition="#b">(Weitere Nachrichten ſiehe Seite 6.)</hi> </trailer> </div><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Theater und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Jadwiga.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Operette in 3 Akten von <hi rendition="#g">Rudolf Dellinger.</hi><lb/> Text von P. Hirſchberg und Robert Pohl.<lb/> Zum erſtenmal im Theater am Gärtnerplatz.</p> </argument><lb/> <p>München ſoll die ſechsundſechzigſte Stadt ſein, die dieſes Werk<lb/> zu ſehen und zu hören bekommt, und wenn der Erfolg überall ſo<lb/> herzlich und warm geſpendet wurde, wie hier, dann dürften die<lb/> Autoren wohl zufrieden ſein. Rudolf Dellinger hat den<lb/> Beifall ſich redlich verdient. Seine Partitur iſt ja nicht gerade<lb/> reich an originellen Einfällen, aber friſch empfunden iſt jede Note,<lb/> und die ſaubere, gediegene muſikaliſche Arbeit hebt dieſes Werk<lb/> hoch über ſo manches windige Fabrikat der Wiener Schule.</p><lb/> <p>Auch die Textdichter dürfen ſich ein gut Teil des Erfolges<lb/> zuſchreiben. Eine hiſtoriſche Operette, wie man ſie in jenen Tagen<lb/> liebte, da Dellinger ſeinen Don Ceſar ſchrieb. Die junge Königin<lb/> Maria Ludovica ſoll die Regierung übernehmen. Die Groß-<lb/> würdenträger haben ſich, während ſie die Regentſchaft führten,<lb/> auf Koſten des Landes bereichert. Um die drückende Schuldenlaſt<lb/> vom Reich abzuwälzen, beſchließt ſie, den reichen Kronſchatz heim-<lb/> lich zu verkaufen, und begibt ſich zu einer Fälſcherbande, um von<lb/> dieſer den billigeren Erſatz für die Koſtbarkeiten anfertigen zu<lb/> laſſen. Ein junger Adeliger fällt der Bande in die Hände;<lb/> Jadwiga befreit ihn aus einer ſehr peinlichen Situation. Er<lb/> aber verliebt ſich gleich bis über die Ohren und bedauert nur,<lb/> daß eine ſo reizvolle und liebenswürdige Perſon ein Zigeuner-<lb/> kind ſein ſoll, während er ſeine adelige Couſine heiraten ſoll.<lb/> Allerhand komiſche Dinge paſſieren, bis endlich der junge Offizier<lb/> auf dem Throne Polens das Zigeunerkind wiederfindet und von<lb/> dieſem zum Gemahl erkoren wird. Die Textdichter verſtanden<lb/> es, dieſe Handlung eines nicht ſehr guten Romans recht ſpannend<lb/> zu entwickeln und zu geſtalten. Dem Regiſſeur und dem Koſtümier<lb/> boten ſie allerhand dankbare Aufgaben — vor allem aber gaben<lb/> ſie dem Komponiſten reichlich Gelegenheit, ſich zu betätigen.<lb/> Rudolf Dellinger begnügte ſich nicht damit, ein paar anmutige<lb/> Geſangsweiſen zu erfinden, ſondern er verſuchte zu der an äuße-<lb/> ren Effekten reichen Handlung auch eine dramatiſch belebte Muſik<lb/> zu ſchreiben. Und es gelang ihm ganz ausgezeichnet. Sein<lb/> Theaterblut bewahrte ihn davor, bei rührſamen Momenten allzu-<lb/> lange auszuharren. Der Hörer war von Anfang bis zu Ende<lb/><cb/> gefeſſelt und konnte an mancher hübſch erſonnenen Epiſode ſeine<lb/> beſondere Freude haben. Sehr wirkungsvoll war der Schluß<lb/> des zweiten Aktes: Die Fälſcherbande wird von Soldaten auf-<lb/> geſtöbert. Um ſich zu retten, verkleiden ſich die braunen Zigeuner-<lb/> herrſchaften als büßende Nonnen und ziehen langſam, fromme<lb/> Weiſen ſingend, ab. Die fromme Weiſe iſt aber nichts als ein<lb/> Maikäferliedchen, das der Chor vorher in aller Luſtigkeit ge-<lb/> ſungen hat, das aber nun in entſprechender muſikaliſcher Um-<lb/> geſtaltung erſcheint, — ſeit vielen Jahren das erſte Mal, daß<lb/> ein Operettenkomponiſt einen echten Muſikantenſcherz wagt.</p><lb/> <p>Rudolf Dellinger dirigierte ſeine Operette ſelbſt mit viel<lb/> Temperament, und ſeiner befeuernden Leitung iſt es hauptſächlich<lb/> zu danken, daß die Künſtler des Gärtnerplatztheaters vom Helden-<lb/> tenor bis zum letzten ſtreikenden Orcheſtermuſiker ihr Beſtes her-<lb/> gaben. Vor allem wurde wieder einmal wirklich hübſch geſungen:<lb/> Paula Linda (Jadwiga) und Franz Gruber (Michael), Mizzi<lb/> Freihardt (Sonja), Hans Koppe (Henrik) und Rudolf Seibold<lb/> (Meſchko) waren die Stützen des muſikaliſchen Enſembles und<lb/> entzückten mit hübſchen Stimmen und friſcher Laune die Zuhörer.<lb/> Für die Heiterkeit ſorgte vor allem Joſeph Ludl als Warſchauer<lb/> Polizeichef. In ſeinem Couplet widmete er eine Strophe der<lb/> Tänzerin Ruth St. Denis; und als er nun gar mit ſeiner — wie<lb/> er ſelbſt ſagt — „glücklichen“ Figur den Schlangentanz parodierte,<lb/> wollten Lachen und Beifall kein Ende nehmen. Erl, Glonny<lb/> und Jenny Heinz trugen auch viel zur Heiterkeit bei.</p><lb/> <p>Die Direktion hatte durch neue, ſehr geſchmackvolle Koſtüme<lb/> für eine reiche Ausſtattung geſorgt, Graſelli führte mit bewähr-<lb/> tem Geſchick die Regie. So durften denn alle an dem wohl-<lb/> verdienten Erfolg teilnehmen.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#aq">P. S.</hi> </byline> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#aq">Msi.</hi><hi rendition="#b">Eine Chronik des Weimariſchen Hoftheaters</hi> von 1817<lb/> bis 1907, als Feſtſchrift zur Einweihung des neuen Hoftheater-<lb/> Gebäudes am 11. Januar d. J., hat <hi rendition="#g">Adolf Bartels</hi> im Ver-<lb/> lage von Hermann Böhlaus Nachfolger (Weimar) heraus-<lb/> gegeben. Es iſt keine eigentliche Geſchichte des Weimarer<lb/> Theaters, ſondern eine richtige Chronik, beſſer geſagt das Reper-<lb/> toire des Theaters vom Abgang Goethes als Theaterleiters an<lb/> bis zum 28. November v. J., d. i. der letzten Vorſtellung im<lb/> Interiumstheater, alſo eine wertvolle Fortſetzung zu Burkhardts<lb/> Repertoire des Weimariſchen Theaters unter Goethes Leitung<lb/> 1791—1817 und eine unumgängliche Vorarbeit für eine künftige<lb/> Geſchichte der Weimariſchen Hofbühne. Eine trefflich orien-<lb/> tierende Einleitung und alphabetiſche Regiſter der Künſtler, der<lb/><cb/> aufgeführten Stücke, der Autoren und Komponiſten erhöhen die<lb/> Brauchbarkeit des willkommenen Werkchens.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Von der Budapeſter Oper.</hi> </head><lb/> <p>Ueber eine im Stile Wagners<lb/> gehaltene neue Oper, deren Erſtaufführung jüngſt an der Königl.<lb/> Oper in Budapeſt ſtattgefunden hat, wird uns von dort berichtet:<lb/> Die neue Oper des Direktors der Ungariſchen Landes-Muſik-<lb/> akademie, Edmund v. <hi rendition="#g">Mihalovich, „Eliana“,</hi> Text nach<lb/> den Königsidyllen Tennyſons von Harrig, erzielte einen glän-<lb/> zenden Erfolg. Es war ein Feſt für die zahlreichen ungar-<lb/> ländiſchen Wagnerianer, als deren geiſtiger Führer Mihalovich,<lb/> der zum intimſten Kreiſe des großen Meiſters gezählt hatte, zu<lb/> betrachten iſt. Obſchon begeiſterter Nacheiferer Wagners, betätigt<lb/> Mihalovich in dieſem neuen Werke gleichwohl eine durchaus ſelb-<lb/> ſtändige Erfindung und reißt die Zuhörer durch die Wärme und<lb/> Leidenſchaft ſeines Melodienreichtums hin. Die Inſtrumentation<lb/> vertieft noch den Eindruck des Tonwerkes, für deſſen Gelingen<lb/> ſich die erſten Kräfte des Inſtituts einſetzten, wie Anthes, Elſa<lb/> Szamoſſy, Gräfin Vasquez, Takács und der Dirigent Kerner,<lb/> bekannt als Leiter der philharmoniſchen Konzerte. Zu Ehren<lb/> des Autors fand ein Feſtmahl ſtatt, bei welchem Unterrichts-<lb/> miniſter Graf Apponyi und der geweſene Miniſterpräſident<lb/> Baron Bánffy den Erfolg der „Eliana“ feierten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">† Theater am Gärtnerplatz.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Dellingers „Jadwiga“</hi><lb/> beherrſcht bis Sonntag, den 22. März, den Spielplan. In der<lb/> nächſten Woche erleiden die Aufführungen derſelben infolge des<lb/> erneuten Gaſtſpiels Miß <hi rendition="#g">Ruth St. Denis'</hi> inſofern eine<lb/> Unterbrechung, als nur Mittwoch, den 25., und Sonntag, den<lb/> 29. März, Wiederholungen von „Jadwiga“ ſtattfinden. Die<lb/> Gaſtſpiele Ruth St. Denis’ werden allabendlich mit dem zweiten<lb/> Akt der „Fledermaus“ eingeleitet. Mittwoch, den 25. März,<lb/> wird nachmittags <hi rendition="#g">„Don Ceſar“</hi> mit Herrn Ludwig <hi rendition="#g">Nach-<lb/> baur</hi> in der Titelrolle aufgeführt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">† Münchener Volkstheater.</hi> </head><lb/> <p>Am Freitag, den 20. d. M.,<lb/> kommt ſtatt „Gegen den Strom“ <hi rendition="#g">„Heimat“</hi> mit Frau Lucie<lb/><hi rendition="#g">Vierna</hi> als Gaſt zur Aufführung.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">† Alice Ripper.</hi> </head><lb/> <p>Der kürzlich wegen Erkrankung der Künſt-<lb/> lerin unterbliebene Klavierabend findet nunmehr beſtimmt<lb/> Montag, den 23. März, im Muſeum ſtatt. (Karten bei Otto<lb/> Bauer, Maximilianſtraße 5.)</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bildende Kunſt.</hi> </head><lb/> <div xml:id="a01a" next="#a01b" type="jComment" n="3"><lb/> <p>* <hi rendition="#b">Die Serie Menzelſcher Handzeichnungen, Paſtelle<lb/> und Guaſchen,</hi> die von Fräulein <hi rendition="#g">Krigar-Menzel</hi> dem<lb/> bayeriſchen Staat geſchenkt wurde, iſt ſeit Donnerstag vor-<lb/> mittag im Ausſtellungsraum der <hi rendition="#g">kgl. Graphiſchen</hi></p> </div> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [Seite 2[2]/0002]
München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908. Nr. 133.
halten ſeien. Gegen die Broſchüren iſt auf Antrag des Wiener
Oberſtaatsanwaltes bereits die Maßregel der Konfiskation ver-
fügt worden. Ein beſtimmtes Petit hat der apoſtoliſche Nun-
tius aus dieſem Anlaß nicht vorgebracht.“
Das Fremdenblatt bemerkt hierzu: Wie aus dieſem Schreiben
erſichtlich iſt, handelt es ſich um eine einfache Mitteilung
und Aeußerung des Nuntius gegenüber dem
Miniſter des Aeußern. Wäre der Vertreter Seiner
Heiligkeit darüber hinausgegangen, um ein konkretes Petit in
der Angelegenheit zu formulieren, worüber die Entſcheidung den
öſterreichiſchen Organen vorbehalten iſt, ſo hätte Frhr. v. Aehren-
thal, auf dieſe Zuſtändigkeit hinweiſend, die Vermittelung nicht
übernehmen können.
Mehr den Wünſchen der liberalen Kreiſe als der wirk-
lichen Sachlage dürfte die nachſtehende Meldung ent-
ſprechen:
n. Berlin, 19. März, 9.24 V. (Privattelegramm.)
Wie die Voſſiſche Zeitung aus Wien erfährt, iſt die dortige Stel-
lung des päpſtlichen Nuntius Granito di Belmonte unhaltbar
geworden. Belmonte hat ſich ohne Auftrag der päpſtlichen Kurie
in die Wahrmund-Affäre eingemiſcht, wobei er ſich auf die Be-
ſtimmung des (längſt aufgehobenen) Konkordats von 1858 berief,
daß der römiſchen Kurie das Aufſichtsrecht über das öſterreichi-
ſche Unterrichtsweſen zuſtehe. Der Miniſter des Auswärtigen
Frhr. v. Aehrenthal ging auff die nichtoffiziellen Aeuße-
rungen Belmontes nicht ein und teilte deren Inhalt rein in-
formativ dem Unterrichtsminiſter Dr. Marchet mit. Es
verlautet, daß die öſterreichiſch-ungariſche Regierung Be-
ſchwerde wegen der Handlungsweiſe des Nun-
tius beim Vatican erheben werde. Eine etwaige Note
der Kurie, die mit der Forderung des Nuntius gleichlautend
wäre, würde von der öſterreichiſchen Regierung entweder von
vornherein abgewieſen oder damit beantwortet werden, daß ſie
ſich als ungehörige Einmiſchung in rein innere Angelegenheiten
Oeſterreichs darſtelle.
Politiſche Rundſchau.
Das Kompromiß über das Reichsvereinsgeſetz.
Wie man erfährt, iſt nun auch die letzte ſtrittige Frage
in Sachen des Vereinsgeſetzes, die ſich auf die Zulaſſung
der Jugendlichen zur Mitgliedſchaft von politiſchen
Vereinen und zu öffentlichen politiſchen Verſammlungen
bezog, glücklich gelöſt, und zwar durch ein Nachgeben der
Freiſinnigen. Die Kreuzzeitung wenigſtens teilt ganz be-
ſtimmt mit, es ſolle im Paragraph 10 ausgeſprochen wer-
den, daß Perſonen unter 18 Jahren nicht Mitglieder von
politiſchen Vereinen ſein und in politiſchen Verſammlungen
nicht anweſend ſein dürfen; Vereinsvorſtände und Ver-
ſammlungsleiter, die jugendliche Perſonen in Vereinen
oder Verſammlungen dulden, ſollen mit Geldſtrafe beſtraft
werden. Die Kreuzzeitung meint, größer als das Zuge-
ſtändnis der Freiſinnigen in dieſer Frage ſei das Entgegen-
kommen der Konſervativen in der Sprachenbeſtimmung;
darüber wird man in weiten Kreiſen andrer Anſicht ſein.
Aber wie dem auch ſei: wir freuen uns der Schlußfolgerung
des konſervativen Blattes, die dahin geht, daß die Konſer-
vativen durch ihre Zuſtimmung zum Vereinsgeſetz trotz
ſchwerer Bedenken den „zwingenden“ Beweis liefern, „daß
ſie dem Block treu bleiben wollen“.
Das Jubiläum Kaiſer Franz Joſephs.
Die N. Fr. Pr. läßt ſich aus Berlin telegraphieren:
Kaiſer Wilhelm kommt, wie bereits berichtet, auf der
Rückreiſe von Korfu nach Wien, um Kaiſer Franz Joſeph per-
ſönlich zu ſeinem Jubiläum zu gratulieren. Der Aufenthalt des
Deutſchen Kaiſers in Wien wird nur ſehr kurz ſein und nicht
länger als einen Tag dauern. Ob die Deutſche Kaiſerin ihren
Gemahl nach Wien begleiten wird, iſt noch ungewiß.
Unter den deutſchen Bundesfürſten beſteht, wie
Ihr Korreſpondent von wohlinformierter Stelle erfährt, der
Wunſch, ſich der Huldigung Kaiſer Wilhelms für Kaiſer Franz
Joſeph anzuſchließen. Ueber die Einzelheiten ſind noch keine Be-
ſtimmungen getroffen, aber es iſt wahrſcheinlich, daß zugleich mit
Kaiſer Wilhelm eine Anzahl deutſcher Bundesfürſten nach Wien
kommt, und zwar vorausſichtlich die Könige von Würt-
temberg und Sachſen, der Prinzregent von Bayern
und vielleicht auch die deutſchen Großherzoge.
Wir verzeichnen dieſe Meldung, ohne über ihre größere
oder geringere Wahrſcheinlichkeit im gegenwärtigen Augen-
blick etwas ſagen zu wollen. Irgendwelche feſten Entſchlüſſe
ſcheinen bisher nicht gefaßt zu ſein. Es liegt ja auch auf
der Hand, daß der an und für ſich gewiß jedermann ſym-
pathiſche Gedanke, dem Glückwunſch des Deutſchen Reiches
und ſeiner verbündeten Fürſten zum Regierungsjubiläum
Kaiſer Franz Joſephs entſprechend der Ehrwürdigkeit des
kaiſerlichen Jubilars, der Seltenheit des Feſtes und der be-
ſonders innigen Beziehungen zwiſchen den beiden Reichen
eine beſonders feierliche Form zu geben, in der Ausfüh-
rung auf allerlei Schwierigkeiten ſtoßen kann.
Von der franzöſiſchen Marine.
Die Anklagen, die aus Anlaß der faſt ununterbrochenen
Kette von Unfällen und Mißgeſchicken in der franzöſiſchen Marine
gegen die Flottenverwaltung gerichtet werden, finden, wie man
uns aus Paris ſchreibt, eine neue merkwürdige Beſtätigung in
einer von der Dépeche de Breſt gemeldeten Geſchichte, die den
neuen großen Panzer Liberté betrifft. Das ſtolze Schiff, das
von Breſt auslaufen ſollte, um ſich dem Mittelmeergeſchwader
anzuſchließen, konnte in Breſt ſelbſt ſeinen Munitionsvorrat nicht
vervollſtändigen, ſondern mußte zunächſt in Cherbourg und
Lorient den Beſtand ſeiner Pulverkammern ergänzen, ſodann
die Inſel Aix anlaufen, um im Hafen von Rochefort die Kar-
tuſchen für die ſchwere Artillerie zu faſſen; die leichte Artillerie
erhielt erſt im Hafen von Toulon ihren Vorrat an Kartuſchen
ausgefolgt. Nun beſitzt die Liberté genau die nämlichen Geſchütze
von 305 Millimeter wie die übrigen Fahrzeuge ihrer Klaſſe, die
Linienſchiffe République, Patrie, Juſtice, Verité, die nach dem
Programm von 1900 gebaut wurden, und führt außerdem die
190 Millimeter-Geſchütze, mit denen die Democratie, die Juſtice,
Jules Verry, Victor Hugo und einige weitere Fahrzeuge des
Nordgeſchwaders beſtückt ſind. Daraus ergibt ſich die unerfreu-
liche Schlußfolgerung, daß im Falle eines plötzlichen Kriegs-
ausbruches keines der genannten Fahrzeuge, die das jüngſte
und beſte Kontingent der Flotte bilden, nach einem Gefecht in
den Gewäſſern des Atlantiſchen Ozeans in Breſt, dem größten
franzöſiſchen Kriegshafen dieſer Küſte, ſeine Munitionsvorräte
hätte erneuern können. Möglicherweiſe handelt es ſich im Falle
der Liberté nur um mehr zufällige Dispoſitionsfehler, die aber
bei ernſthaften Anläſſen gefährlich genug werden können.
— Die deutſchen bürgerlichen Parteien in der
Provinz Poſen haben ſich für die preußiſchen Landtags-
wahlen auch diesmal wieder geeinigt. Sämtliche Parteien be-
wahren ihren Beſitzſtand.
— Der Vorſtand des Wahlvereins der Liberalen für den
Wahlkreis Teltow-Storkow-Beeskow-Charlot-
tenburg hat beſchloſſen, im Landwahlkreiſe Teltow-Beeskow-
Storkow Herrn Gaedke und Herrn Dr. Breitſcheid die Kandida-
tur zum Landtag anzubieten.
— Der geſchäftsführende Ausſchuß der nationallibe-
ralen Partei hat entſprechend einem Beſchluß des Zen-
tralvorſtandes den allgemeinen preußiſchen
Vertretertag auf den 25. und 26. April d. J. nach Magde-
burg berufen.
— Auf das Huldigungstelegramm des neu gegründeten
Reichsausſchuſſes für das ärztliche Fortbil-
dungsweſen iſt vom Kaiſer folgende Antwort einge-
gangen:
„Ich habe Mich über die heute im Kaiſerin Friedrich-
Haus erfolgte Bildung eines Reichsausſchuſſes für das ärztliche
Fortbildungsweſen und das treue Gedenken Meiner unvergeß-
lichen Mutter herzlich gefreut. Mein lebhaftes Intereſſe und
Meine wärmſten Wünſche werden die vereinte Arbeit der deut-
ſchen Landeskomitees auf dieſem für unſer Vaterland ſo wichtigen
Gebiete begleiten. Wilhelm I. R.“
— Die zweite Konferenz der Zentralſtelle für
Volkswohlfahrt wird, wie ihre Zeitſchrift Concordia
mitteilt, am Montag, 11. Mai, und Dienstag, 12. Mai, in Ber-
lin ſtattfinden. Es werden referieren Frau Kommerzienrat Hed-
wig Heyl (Berlin) über die allgemeine Bedeutung der haus-
wirtſchaftlichen Bildung; Geh. Rat Dr. Max Rub-
ner (Berlin) über Haushaltung und Volksgeſundheit; Stadt-
ſchulrat Dr. Kerſchenſteiner (München) über Ausbau und
Organiſation der hauswirtſchaftlichen Unterweiſung; Frln. Dora
Martin (Berlin) über die praktiſche Durchführung der haus-
wirtſchaftlichen Unterweiſung. Für das Thema: „Der hauswirt-
ſchaftliche Unterricht für Schulkinder“ iſt ein Referent noch nicht
beſtellt. Anmeldungen zur Konferenz ſind zu richten an das
Bureau der Zentralſtelle für Volkswohlfahrt. Im Anſchluß an
die Konferenz findet am 13. Mai die erſte Sitzung des Beirats
ſtatt.
— Das Kolonial-Wirtſchaftliche Komitee hat
an den Reichstag eine Eingabe gerichtet, die die Zuſtimmung
zu den Vorlagen der Reichsregierung über den Ausbau der
Eiſenbahnen in den afrikaniſchen Kolonien befürwortet.
Heer und Flotte.
Sl. Der neue kommandierende General des 11. Armeekorpo
in Kaſſel, General der Infanterie Frhr. Reinhard von
Scheffer-Bojadel, ſeit Februar 1906 Kommandeur der
2. Garde-Diviſion in Berlin, iſt ein auch in der Münchener
Geſellſchaft ſehr bekannter Offizier, war er doch vom
3. November 1894 bis Ende Mai 1896 dem Generalinſpektem
der 4. Armee-Inſpektion Prinzen Leopold von Bayern
als Generalſtabsoffizier zugeteilt. Er iſt am 28. März 1851 zu
Hanau geboren, nahm als Fähnrich des Inf.-Regts. Nr. 83 am
Feldzuge gegen Frankreich teil und avancierte im Februar 1871
zum Leutnant. Nach einem Kommando zur Kriegsakademie und
zum Generalſtab wurde er 1883 Hauptmann in dieſem, darauf
1888 Kompagniechef im Kaiſer Ulanen-Garde-Regt., und nach-
dem er von 1889 bis 1893 wieder im Generalſtab und dann im
4. Garde-Regt. Dienſte geleiſtet hatte, 1896 — nach Abſchluß ſeiner
Münchener Tätigkeit — Generalſtabschef des Gardekorps, 1899
Kommandeur der 1. Garde-Grenadiere, 1900 Brigade-Komman-
deur in Berlin und 1903 Oberquartiermeiſter im Generalſtab,
zugleich Chef der Landesaufnahme. Seit 1904 war er General-
leutnant. v. Scheffer iſt Beſitzer des Fideikommiſſes Brojadel
im Kreiſe Grünberg.
* Die neue Felddienſtordnung ſoll am 22. März,
dem 111. Geburtstage Kaiſer Wilhelms I., zuſammen mit einer
Kabinettsorder des Kaiſers veröffentlicht und in die Hand der
Truppen gegeben werden. Die fertiggeſtellte und von dem
oberſten Kriegsherrn genehmigte Faſſung der neuen Vorſchrift
befindet ſich zurzeit im Druck.
Politiſche Nachrichten.
Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“.
Die Benutzung unſerer Ortginalnachrichten iſt nur mit der Quellenangabs
„Allg. Ztg.“ geſtattet.
Der 18. März.
Die ſozialdemokratiſchen Demonſtrationen am geſtrigen
18. März ſind in Berlin wie in den anderen Großſtädten
im allgemeinen ruhig verlaufen. Gegen Abend jedoch
machte der Mob, der ſich aus halbwüchſigen Burſchen zu-
ſammenſetzte, einigen Radau, und dabei iſt es leider nicht
ohne Verletzungen abgegangen. Hierüber gehen uns fol-
gende Telegramme zu:
* Berlin, 19. März. In der Landsberger Allee wurde
geſtern ein radfahrender Schutzmann von Demonſtranten
angegriffen und verletzt. Der Beamte kam auf dem
Rade die Landsberger Allee herunter, als plötzlich ein Schuß
fiel, der aus einem Bierlokal zu kommen ſchien. Der Poliziſt
ſprang vom Rade, um den Täter zu ermitteln. Da ertönte eine
Stimme: „Der Schutzmann hat ſelber geſchoſſen!“ Der Beamte
wurde hierauf von der Menge umzingelt und verletzt. Im
ganzen wurden ungefähr vierzig Perſonen ſiſtiert.
* Berlin, 19. März. Dem Lokal-Anzeiger zufolge fand
geſtern abend Ecke der Dirkſen- und Kaiſer Wilhelm-Straße ein
ernſtlicher Zuſammenſtoß der Schutzmannſchaft
mit Exzedenten ſtatt. Eine große Menſchenmenge, meiſt
halbwüchſige Burſchen, hatte ſich zuſammengerottet und
wollte nach dem königlichen Schloſſe ziehen. Einige von den
jungen Leuten hatten Steine mitgebracht und ſchleuderten ſie
gegen die Beamten. Zwei Schutzleute wurden erheb-
lich verletzt. Die Exzedenten wurden dann mit der Waffe
zurückgetrieben und zerſtreut.
Die Unruhen auf Haiti.
u. Paris, 19. März. 10.45 V.
(Privattelegr.)
Der Matin fragte telegraphiſch beim Miniſter des Innern
der Inſel Haiti an über die Gründe der Hinrichtung.
Der Miniſter antwortete, die Regierung hätte Beweiſe, daß
die Verſchwörer den Präſidenten und ſeine Familie er-
morden wollten. Die Verſchwörer wurden mit der Waffe
in der Hand in dem Augenblick feſtgenommen, als ſie ihre
Abſicht ausführen wollten; ſie wurden hingerichtet, nachdem
ſie die Abſicht eingeſtanden hatten.
v. A. St. Petersburg, 19. März. 9.44 V.
(Privattele-
gramm.) General Fock wird ſich jetzt auch noch mit General
Gorbatowsky, dem ehemaligen Artilleriechef in Port Arthur,
duellieren müſſen, da derſelbe ihn wegen beleidigender
Aeußerungen während des Stöſſel-Prozeſſes gefordert hat.
(Weitere Nachrichten ſiehe Seite 6.)
Theater und Muſik.
Jadwiga.
Operette in 3 Akten von Rudolf Dellinger.
Text von P. Hirſchberg und Robert Pohl.
Zum erſtenmal im Theater am Gärtnerplatz.
München ſoll die ſechsundſechzigſte Stadt ſein, die dieſes Werk
zu ſehen und zu hören bekommt, und wenn der Erfolg überall ſo
herzlich und warm geſpendet wurde, wie hier, dann dürften die
Autoren wohl zufrieden ſein. Rudolf Dellinger hat den
Beifall ſich redlich verdient. Seine Partitur iſt ja nicht gerade
reich an originellen Einfällen, aber friſch empfunden iſt jede Note,
und die ſaubere, gediegene muſikaliſche Arbeit hebt dieſes Werk
hoch über ſo manches windige Fabrikat der Wiener Schule.
Auch die Textdichter dürfen ſich ein gut Teil des Erfolges
zuſchreiben. Eine hiſtoriſche Operette, wie man ſie in jenen Tagen
liebte, da Dellinger ſeinen Don Ceſar ſchrieb. Die junge Königin
Maria Ludovica ſoll die Regierung übernehmen. Die Groß-
würdenträger haben ſich, während ſie die Regentſchaft führten,
auf Koſten des Landes bereichert. Um die drückende Schuldenlaſt
vom Reich abzuwälzen, beſchließt ſie, den reichen Kronſchatz heim-
lich zu verkaufen, und begibt ſich zu einer Fälſcherbande, um von
dieſer den billigeren Erſatz für die Koſtbarkeiten anfertigen zu
laſſen. Ein junger Adeliger fällt der Bande in die Hände;
Jadwiga befreit ihn aus einer ſehr peinlichen Situation. Er
aber verliebt ſich gleich bis über die Ohren und bedauert nur,
daß eine ſo reizvolle und liebenswürdige Perſon ein Zigeuner-
kind ſein ſoll, während er ſeine adelige Couſine heiraten ſoll.
Allerhand komiſche Dinge paſſieren, bis endlich der junge Offizier
auf dem Throne Polens das Zigeunerkind wiederfindet und von
dieſem zum Gemahl erkoren wird. Die Textdichter verſtanden
es, dieſe Handlung eines nicht ſehr guten Romans recht ſpannend
zu entwickeln und zu geſtalten. Dem Regiſſeur und dem Koſtümier
boten ſie allerhand dankbare Aufgaben — vor allem aber gaben
ſie dem Komponiſten reichlich Gelegenheit, ſich zu betätigen.
Rudolf Dellinger begnügte ſich nicht damit, ein paar anmutige
Geſangsweiſen zu erfinden, ſondern er verſuchte zu der an äuße-
ren Effekten reichen Handlung auch eine dramatiſch belebte Muſik
zu ſchreiben. Und es gelang ihm ganz ausgezeichnet. Sein
Theaterblut bewahrte ihn davor, bei rührſamen Momenten allzu-
lange auszuharren. Der Hörer war von Anfang bis zu Ende
gefeſſelt und konnte an mancher hübſch erſonnenen Epiſode ſeine
beſondere Freude haben. Sehr wirkungsvoll war der Schluß
des zweiten Aktes: Die Fälſcherbande wird von Soldaten auf-
geſtöbert. Um ſich zu retten, verkleiden ſich die braunen Zigeuner-
herrſchaften als büßende Nonnen und ziehen langſam, fromme
Weiſen ſingend, ab. Die fromme Weiſe iſt aber nichts als ein
Maikäferliedchen, das der Chor vorher in aller Luſtigkeit ge-
ſungen hat, das aber nun in entſprechender muſikaliſcher Um-
geſtaltung erſcheint, — ſeit vielen Jahren das erſte Mal, daß
ein Operettenkomponiſt einen echten Muſikantenſcherz wagt.
Rudolf Dellinger dirigierte ſeine Operette ſelbſt mit viel
Temperament, und ſeiner befeuernden Leitung iſt es hauptſächlich
zu danken, daß die Künſtler des Gärtnerplatztheaters vom Helden-
tenor bis zum letzten ſtreikenden Orcheſtermuſiker ihr Beſtes her-
gaben. Vor allem wurde wieder einmal wirklich hübſch geſungen:
Paula Linda (Jadwiga) und Franz Gruber (Michael), Mizzi
Freihardt (Sonja), Hans Koppe (Henrik) und Rudolf Seibold
(Meſchko) waren die Stützen des muſikaliſchen Enſembles und
entzückten mit hübſchen Stimmen und friſcher Laune die Zuhörer.
Für die Heiterkeit ſorgte vor allem Joſeph Ludl als Warſchauer
Polizeichef. In ſeinem Couplet widmete er eine Strophe der
Tänzerin Ruth St. Denis; und als er nun gar mit ſeiner — wie
er ſelbſt ſagt — „glücklichen“ Figur den Schlangentanz parodierte,
wollten Lachen und Beifall kein Ende nehmen. Erl, Glonny
und Jenny Heinz trugen auch viel zur Heiterkeit bei.
Die Direktion hatte durch neue, ſehr geſchmackvolle Koſtüme
für eine reiche Ausſtattung geſorgt, Graſelli führte mit bewähr-
tem Geſchick die Regie. So durften denn alle an dem wohl-
verdienten Erfolg teilnehmen.
P. S.
Msi. Eine Chronik des Weimariſchen Hoftheaters von 1817
bis 1907, als Feſtſchrift zur Einweihung des neuen Hoftheater-
Gebäudes am 11. Januar d. J., hat Adolf Bartels im Ver-
lage von Hermann Böhlaus Nachfolger (Weimar) heraus-
gegeben. Es iſt keine eigentliche Geſchichte des Weimarer
Theaters, ſondern eine richtige Chronik, beſſer geſagt das Reper-
toire des Theaters vom Abgang Goethes als Theaterleiters an
bis zum 28. November v. J., d. i. der letzten Vorſtellung im
Interiumstheater, alſo eine wertvolle Fortſetzung zu Burkhardts
Repertoire des Weimariſchen Theaters unter Goethes Leitung
1791—1817 und eine unumgängliche Vorarbeit für eine künftige
Geſchichte der Weimariſchen Hofbühne. Eine trefflich orien-
tierende Einleitung und alphabetiſche Regiſter der Künſtler, der
aufgeführten Stücke, der Autoren und Komponiſten erhöhen die
Brauchbarkeit des willkommenen Werkchens.
* Von der Budapeſter Oper.
Ueber eine im Stile Wagners
gehaltene neue Oper, deren Erſtaufführung jüngſt an der Königl.
Oper in Budapeſt ſtattgefunden hat, wird uns von dort berichtet:
Die neue Oper des Direktors der Ungariſchen Landes-Muſik-
akademie, Edmund v. Mihalovich, „Eliana“, Text nach
den Königsidyllen Tennyſons von Harrig, erzielte einen glän-
zenden Erfolg. Es war ein Feſt für die zahlreichen ungar-
ländiſchen Wagnerianer, als deren geiſtiger Führer Mihalovich,
der zum intimſten Kreiſe des großen Meiſters gezählt hatte, zu
betrachten iſt. Obſchon begeiſterter Nacheiferer Wagners, betätigt
Mihalovich in dieſem neuen Werke gleichwohl eine durchaus ſelb-
ſtändige Erfindung und reißt die Zuhörer durch die Wärme und
Leidenſchaft ſeines Melodienreichtums hin. Die Inſtrumentation
vertieft noch den Eindruck des Tonwerkes, für deſſen Gelingen
ſich die erſten Kräfte des Inſtituts einſetzten, wie Anthes, Elſa
Szamoſſy, Gräfin Vasquez, Takács und der Dirigent Kerner,
bekannt als Leiter der philharmoniſchen Konzerte. Zu Ehren
des Autors fand ein Feſtmahl ſtatt, bei welchem Unterrichts-
miniſter Graf Apponyi und der geweſene Miniſterpräſident
Baron Bánffy den Erfolg der „Eliana“ feierten.
† Theater am Gärtnerplatz.
Dellingers „Jadwiga“
beherrſcht bis Sonntag, den 22. März, den Spielplan. In der
nächſten Woche erleiden die Aufführungen derſelben infolge des
erneuten Gaſtſpiels Miß Ruth St. Denis' inſofern eine
Unterbrechung, als nur Mittwoch, den 25., und Sonntag, den
29. März, Wiederholungen von „Jadwiga“ ſtattfinden. Die
Gaſtſpiele Ruth St. Denis’ werden allabendlich mit dem zweiten
Akt der „Fledermaus“ eingeleitet. Mittwoch, den 25. März,
wird nachmittags „Don Ceſar“ mit Herrn Ludwig Nach-
baur in der Titelrolle aufgeführt.
† Münchener Volkstheater.
Am Freitag, den 20. d. M.,
kommt ſtatt „Gegen den Strom“ „Heimat“ mit Frau Lucie
Vierna als Gaſt zur Aufführung.
† Alice Ripper.
Der kürzlich wegen Erkrankung der Künſt-
lerin unterbliebene Klavierabend findet nunmehr beſtimmt
Montag, den 23. März, im Muſeum ſtatt. (Karten bei Otto
Bauer, Maximilianſtraße 5.)
Bildende Kunſt.
* Die Serie Menzelſcher Handzeichnungen, Paſtelle
und Guaſchen, die von Fräulein Krigar-Menzel dem
bayeriſchen Staat geſchenkt wurde, iſt ſeit Donnerstag vor-
mittag im Ausſtellungsraum der kgl. Graphiſchen
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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