Allgemeine Zeitung, Nr. 133, 20. März 1908.Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908. Hof und Gesellschaft. * München, 19. März.-- Se. kgl. Hoheit der Prinzregent besichtigte -- Erzherzogin Adelgunde von Modena, die heute ihr -- Herzogin Karl Theodor feiert heute ihr Geburts- -- Prinz Joseph Clemens, der kleine Sohn des Prinzen -- Der König von Sachsen, für den in ganz Gries kein -- Nach dem Reichsanzeiger hat der Kaiser und König von Münchener Stadtanzeiger. * München, 19. März.50jähriges Priesterjubiläum des Papstes. st. In der Metropolitankirche zu A. L. Frau fand heute Der Erzbischof zelebrierte das Hochamt. Der Kirchenchor brachte die Messe in B für Chor und Orchester Der Regent wurde bei der An- und Abfahrt von der Kirche V Militärische Aufgaben der bayerischen Staatsbahnen. Nach der Neuordnung der Staatseisenbahnverwaltung wurde vom st. Tafel bei dem Nuntius. Heute mittag 1 Uhr fand * Arbeitermuseum. Im Lesezimmer des Arbeitermuseums * Reisestipendium. Die Witwe des Generalstabsarztes dr. Aus der Arbeiterbewegung. Die Organisationen * Verband der Pensionsbesitzerinnen. Im Cafe Luitpold * Sozialdemokratische Märzfeier. Im Münchner Kindl-Keller * Verein Knabenhort. In der ordentlichen Generalversamm- [irrelevantes Material] Bildende Kunst. Sammlung (im Erdgeschoß der Alten Pinakothek) * Künstlerische Jugendbücher. Der Kunstwart, eifrig bemüht, "Nun -- Und auch Speckters * Aus Zeitschriften. Von der rühmlichst bekannten Wiener Bunte Chronik. * Die Existenz von Wasserdämpfen auf dem Mare, über deren "Seit * Wie schnell läuft ein Hase? Ein Automobilist schreibt der Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908. Hof und Geſellſchaft. * München, 19. März.— Se. kgl. Hoheit der Prinzregent beſichtigte — Erzherzogin Adelgunde von Modena, die heute ihr — Herzogin Karl Theodor feiert heute ihr Geburts- — Prinz Joſeph Clemens, der kleine Sohn des Prinzen — Der König von Sachſen, für den in ganz Gries kein — Nach dem Reichsanzeiger hat der Kaiſer und König von Münchener Stadtanzeiger. * München, 19. März.50jähriges Prieſterjubiläum des Papſtes. st. In der Metropolitankirche zu A. L. Frau fand heute Der Erzbiſchof zelebrierte das Hochamt. Der Kirchenchor brachte die Meſſe in B für Chor und Orcheſter Der Regent wurde bei der An- und Abfahrt von der Kirche V Militäriſche Aufgaben der bayeriſchen Staatsbahnen. Nach der Neuordnung der Staatseiſenbahnverwaltung wurde vom st. Tafel bei dem Nuntius. Heute mittag 1 Uhr fand * Arbeitermuſeum. Im Leſezimmer des Arbeitermuſeums * Reiſeſtipendium. Die Witwe des Generalſtabsarztes dr. Aus der Arbeiterbewegung. Die Organiſationen * Verband der Penſionsbeſitzerinnen. Im Café Luitpold * Sozialdemokratiſche Märzfeier. Im Münchner Kindl-Keller * Verein Knabenhort. In der ordentlichen Generalverſamm- [irrelevantes Material] Bildende Kunſt. Sammlung (im Erdgeſchoß der Alten Pinakothek) * Künſtleriſche Jugendbücher. Der Kunſtwart, eifrig bemüht, „Nun — Und auch Speckters * Aus Zeitſchriften. Von der rühmlichſt bekannten Wiener Bunte Chronik. * Die Exiſtenz von Waſſerdämpfen auf dem Mare, über deren „Seit * Wie ſchnell läuft ein Haſe? Ein Automobiliſt ſchreibt der <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="Seite 3[3]"/> <fw place="top" type="header">Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908.</fw><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hof und Geſellſchaft.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* München,</hi> 19. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Se. kgl. Hoheit der <hi rendition="#g">Prinzregent</hi> beſichtigte<lb/> heute wiederholt die dieswöchige Ausſtellung des Kunſt-<lb/> vereins und erwarb das Bild „Winterlandſchaft“ von<lb/> Anderſen-Lundby.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Erzherzogin <hi rendition="#g">Adelgunde</hi> von Modena, die heute ihr<lb/> 85. Lebensjahr vollendet, erhielt bereits zu früher Morgenſtunde<lb/> den Gratulationsbeſuch Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten. Im<lb/> Laufe des Vormittags ſtatteten die Familen des Prinzen Ludwig<lb/> und Ludwig Ferdinand der Erzherzogin ihre Glückwünſche ab.<lb/> Zahlreiche Blumenſpenden und Glückwunſchtelegramme liefen in<lb/> der Reſidenz für die Erzherzogin ein. Zahlreiche Perſonen der<lb/> Hofgeſellſchaft trugen ihre Namen in die aufliegenden Gratu-<lb/> lationsliſten ein. Heute nachmittag ſind zur Hoftafel bei dem<lb/> Prinzregenten die der Erzherzogin beſonders naheſtehenden Per-<lb/> ſönlichkeiten geladen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Herzogin <hi rendition="#g">Karl Theodor</hi> feiert heute ihr Geburts-<lb/> und ihr Namensfeſt. Se. kgl. Hoheit der Prinzregent ſowie die<lb/> ſämtlichen Mitglieder der königlichen Familie fuhren im Laufe<lb/> des Vormittags beim Herzog Karl-Palais vor, um ihre Gratu-<lb/> lationsbeſuche zu machen. Von den befreundeten Höfen, von Ver-<lb/> einen, die unter dem Protektorat der Herzogin ſtehen, ſowie aus<lb/> allen Kreiſen der Bürgerſchaft erhielt die Herzogin Blumen- und<lb/> Glückwünſche.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Prinz <hi rendition="#g">Joſeph Clemens,</hi> der kleine Sohn des Prinzen<lb/> Alfons, feiert heute ebenfalls ſein Namensfeſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Der <hi rendition="#g">König von Sachſen,</hi> für den in ganz Gries kein<lb/> paſſendes Abſteigequartier aufzutreiben war, weil alle größeren<lb/> Appartements beſetzt ſind, wird während ſeines eintägigen Auf-<lb/> enthaltes im Hotel Briſtol in <hi rendition="#g">Bozen</hi> Wohnung nehmen. Die<lb/> Ankunft des Königs in Bozen wird mit dem fahrplanmäßigen<lb/> Schnellzuge München-Verona am Morgen des 24. März erfolgen.<lb/> Der König reiſt im ſtrengſten Inkognito, weshalb <hi rendition="#g">kein offi-<lb/> zieller Empfang</hi> ſtattfinden wird, jedoch wurde ſeitens<lb/> der Statthalterei die Anordnung getroffen, daß ſich der Statt-<lb/> haltereirat Graf <hi rendition="#g">Ceschi,</hi> der Leiter der Bezirkshauptmann-<lb/> ſchaft Bozen, dem König zur Verfügung zu ſtellen hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Nach dem Reichsanzeiger hat der Kaiſer und König von<lb/> Preußen den Major und Flügeladjutanten Sr. kgl. Hoheit des<lb/> Prinzregenten von Bayern Otto Grafen zu <hi rendition="#g">Caſtell-Caſtell,</hi><lb/> den Kämmerer, Major und Adjutanten der 2. Diviſion Wilhelm<lb/> Frhrn. v. <hi rendition="#g">Reitzenſtein,</hi> den Kammerjunker und kaiſ. Vize-<lb/> konſul Friedrich Walther Frhrn. v. <hi rendition="#g">Falkenhauſen</hi> zu Ant-<lb/> werpen, den Kämmerer, Rittmeiſter und Eskadronschef im<lb/> 1. Schweren Reiter-Regiment Prinz Karl von Bayern Ralf<lb/><hi rendition="#g">Breſſelau v. Breſſensdorf</hi> nach Prüfung derſelben<lb/> durch das Kapitel und auf Vorſchlag des Durchlauchtigſten Herren-<lb/> meiſters Prinzen <hi rendition="#g">Eitel Friedrich von Preußen,<lb/> Königlicher Hoheit,</hi> zu <hi rendition="#g">Ehrenrittern des Johan-<lb/> niterordens</hi> ernannt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Münchener Stadtanzeiger.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* München,</hi> 19. März.</dateline><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">50jähriges Prieſterjubiläum des Papſtes.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">st.</hi> In der Metropolitankirche zu A. L. Frau fand heute<lb/> vormittag um 10 Uhr aus Anlaß des 50jährigen Prieſter-<lb/> jubiläums des Papſtes <hi rendition="#g">Pius</hi> <hi rendition="#aq">X.</hi> ein feierliches Pontifikalamt<lb/> mit Tedeum ſtatt. Die Kirche prangte in Blumenſchmuck. Militär<lb/> bildete im Innern Spalier und Hofoffizianten empfingen die<lb/> königlichen Prinzen und die Würdenträger. Se. kgl. Hoheit der<lb/><hi rendition="#g">Prinzregent</hi> fuhr in großer Generalsuniform in Galawagen<lb/> am Hauptportal an. In ſeiner Begleitung befanden ſich General-<lb/> adjutant v. Haag, Flügeladjutant Generalmajor v. Reſchreiter<lb/> ſowie die Herren des Kammerdienſtes Frhr. v. Eichthal, Dr. Frhr.<lb/> v. Pöllnitz und Frhr. v. Maſſenbach. Der Regent wurde am<lb/> Kirchenportal von dem Erzbiſchof Dr. v. Stein und dem Oberſt-<lb/> hofmarſchall Grafen v. Seinsheim, der noch an Stelle des durch<lb/> Krankheit in ſeiner Familie abgehaltenen Grafen Moy als<lb/> Oberſtzeremonienmeiſter funktionierte, empfangen und zum<lb/> Presbyterium geleitet. Dort hatten vorher ſchon die Prinzen<lb/> Ludwig. Rupprecht. Karl, Franz. Heinrich, Ludwig Ferdinand<lb/> und Herzog Chriſtoph Platz genommen. Dem feierlichen Gottes-<lb/> dienſte wohnten noch bei der päpſtliche <hi rendition="#g">Nuntius</hi> Mſgr. Dr.<lb/> Frühwirth, die Geſandten Frhr. v. Frieſen, v. Velics, v. Schlözer<lb/> und v. Moſer, die Standesherren, die oberſten Hofchargen, die<lb/> Staatsminiſter mit Baron v. Podewils an der Spitze, die päpſt-<lb/><cb/> lichen Geheimkämmerer Graf Saedt, v. Fugger-Kirchberg und<lb/> Graf Bopp v. Oberſtadt, zahlreiche Reichsräte, Staatsräte, Land-<lb/> tagsabgeordnete, Vertreter der Stadt und der Hochſchulen, die<lb/> Herren des Feſtkomitees. Anweſend waren ferner etwa 1500 Mit-<lb/> glieder katholiſcher Vereine mit ca. 35 Fahnen.</p><lb/> <p>Der Erzbiſchof zelebrierte das Hochamt.</p><lb/> <p>Der Kirchenchor brachte die Meſſe in <hi rendition="#aq">B</hi> für Chor und Orcheſter<lb/> von Ett, das Offertorium „<hi rendition="#aq">Veritas mea</hi>“ von Haller und das<lb/> Tedeum für Chor und Orcheſter von Gänsbacher zum Vortrag.</p><lb/> <p>Der Regent wurde bei der An- und Abfahrt von der Kirche<lb/> vom zahlreich erſchienenen Publikum lebhaft begrüßt. Um 11 Uhr<lb/> fand in der St. Kajetans-Hoſkirche ein vom Stiftspropſt Dr.<lb/> v. <hi rendition="#g">Türk</hi> zelebriertes Pontifikalamt für die Damen der Hof-<lb/> geſellſchaft ſtatt. Zu dieſem waren Frau Prinzeſſin Ludwig, die<lb/> Herzogin von Calabrien, die Prinzeſſinnen Adelgunde, Wiltrud,<lb/> Helmtrud, Thereſe, Klara und Herzogin Karl Theodor erſchienen.<lb/> Weiter ſah man dort die Damen des diplomatiſchen Korps, die<lb/> Damen ſtandesherrlicher Häuſer, die Palaſtdamen, die Damen<lb/> der drei Hofrangklaſſen, die Stiftsdamen von Neuberghauſen,<lb/> die engliſchen Fräuleins, viele Kloſterfrauen ꝛc. Hier gelangte<lb/> die Feſtmeſſe von Hummel und das Tedeum von Ett-Roeder unter<lb/> Leitung des Chordirektors Meilbeck zum Vortrag.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">V Militäriſche Aufgaben der bayeriſchen Staatsbahnen.</hi> </head><lb/> <p>Nach der Neuordnung der Staatseiſenbahnverwaltung wurde vom<lb/> Verkehrsminiſterium ein neuer <hi rendition="#g">Bevollmächtigter für<lb/> die Militärangelegenheiten</hi> der bayeriſchen Staats-<lb/> eiſenbahnen aufgeſtellt und hierzu ein früher der Generaldirek-<lb/> tion der Staatsetſenbahnen angehörender Beamter beſtimmt, der<lb/> jetzt Referent der Eiſenbahndirektion München iſt. Dieſem Be-<lb/> vollmächtigten obliegt nun die Herſtellung der Mobilmachungs-<lb/> behelfe und der ſonſtigen Vorbereitungen für den Kriegsfall, ſo-<lb/> wie die Regelung und Durchführung der Militärtransporte im<lb/> Frieden für den ganzen Bereich der bayeriſchen Staatsbahnen.<lb/> Kürzlich wurde derſelbe auch mit der Aufgabe betraut, die be-<lb/> triebstechniſchen, bautechniſchen und Zugförderungsreferenten der<lb/> fünf Eiſenbahndirektionen, ferner die ſämtlichen <hi rendition="#g">Inſpek-<lb/> tionsvorſtände,</hi> ſowie die Vorſtände der Hauptbetriebs-<lb/> ſtationen und der Betriebswerkſtätten über ihre <hi rendition="#g">Aufgabe im<lb/> Mobilmachungsfalle</hi> zu unterrichten. Die Eiſenbahn-<lb/> direktionen und die Aemter der Staatseiſenbahnverwaltung<lb/> wurden angewieſen, dem Bahnbevollmächtigten in militäriſchen<lb/> Angelegenheiten tunlichſt entgegenzukommen und ihn bei Erfül-<lb/> lung ſeiner Aufgabe, die auch im Frieden bei Truppentransporten<lb/> z. B. zum und vom Manöver keine geringe iſt, zu unterſtützen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">st.</hi> <hi rendition="#b">Tafel bei dem Nuntius.</hi> </head><lb/> <p>Heute mittag 1 Uhr fand<lb/> bei dem päpſtlichen Nuntius zur Feier des Jubelfeſtes Sr.<lb/> Heiligkeit des Papſtes eine Tafel ſtatt, zu welcher Miniſter-<lb/> präſident Frhr. v. Podewils, Kultusminiſter v. Wehner,<lb/> die Geſandten Sachſens, Oeſterreichs und Rußlands, Frhr.<lb/> v. Frieſen, v. Velics und v. Weſtmann, der Erzbiſchof von<lb/> München, Hofmarſchall Frhr. v. Laßberg, der preußiſche<lb/> Legationsrat v. Hindenburg, die Reichsräte Frhr. v. Soden-<lb/> Fraunhofen und Frhr. v. Cramer-Klett, der päpſtliche Ge-<lb/> heimkämmerer Graſ Saedt, die kgl. Kämmerer Baron<lb/> Moreau und Hauptmann Frhr. v. Hacke, Rechtsanwalt Dr.<lb/> Rumpf, Dr. Jochner und die beiden Uditores Mſgr. Mar-<lb/> chetti und Mſgr. Gualtieri geladen waren. Staatsminiſter<lb/> Frhr. v. Podewils brachte in deutſcher Sprache einen<lb/><hi rendition="#g">Toaſt auf Papſt Pius</hi> <hi rendition="#aq">X.</hi> aus, in welchem er das<lb/> Haupt der katholiſchen Kirche feierte und auch ſeiner Freude<lb/> Ausdruck gab, <hi rendition="#g">den Nuntius in deutſcher Sprache<lb/> begrüßen zu können.</hi> Nuntius Dr. Frühwirth ſprach<lb/> ſeinen Dank für den vertrauensvollen Willkommgruß aus<lb/> und feierte in überaus herzlichen Worten Se. kgl. Hoheit<lb/> den <hi rendition="#g">Prinzregenten.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Arbeitermuſeum.</hi></head><lb/> <p>Im Leſezimmer des Arbeitermuſeums<lb/> an der Pfarrſtraße fand Montag abend 8 Uhr die <hi rendition="#g">ordentliche<lb/> Beiratsſitzung</hi> dieſes Muſeums für 1908 ſtatt. Von den<lb/> Hauptpunkten der Tagesordnung wurde der Schaffung einer<lb/> muſeumseigenen Abteilung über den <hi rendition="#g">Alkoholismus</hi> nach<lb/> lebhaften Erörterungen für und wider zugeſtimmt. Die Ab-<lb/> haltung von <hi rendition="#g">Wandervorträgen</hi> mit Lichtbildern an Stelle<lb/> von Wanderausſtellungen einzelner Abteilungen des Muſeums<lb/> ſowie die Beiſtellung der nötigen Apparate hierzu fand allgemein<lb/> wärmſte Befürwortung. Bezüglich der Frage einer Sonder-<lb/> ausſtellung für <hi rendition="#g">Heimarbeit und Hausinduſtrie</hi> ging<lb/> die einſtimmige Anſchauung dahin, daß eine ſolche, wenn ſie etwas<lb/> Ganzes bieten ſollte, ſoviel Zeit und Arbeit zur Vorbereitung<lb/><cb/> erfordere, daß das Arbeitermuſeum allein in der nächſten Zeit<lb/> — auch ſchon wegen der Platzfrage — unmöglich eine ſolche Ver-<lb/> anſtaltung bewilligen könne, daß aber im gegebenen Augenblick<lb/> das Muſeum ſelbſtverſtändlich zu kräftigſter Mitwirkung be-<lb/> rufen ſei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Reiſeſtipendium.</hi> </head><lb/> <p>Die Witwe des Generalſtabsarztes<lb/><hi rendition="#aq">à l. s.</hi> der Armee, Exzellenz Anna v. <hi rendition="#g">Lotzbeck,</hi> eine Enkelin des<lb/> Begründers der kgl. bayer. Baugewerkſchule in München, des<lb/> Baurates Vorherr, hat dem Abſolventen dieſer Schule, Leonhard<lb/><hi rendition="#g">Gall,</hi> ein Stipendium von 1000 M verliehen zum Zwecke einer<lb/> Studienreiſe nach Italien. Exzellenz Lotzbeck beabſichtigt auch<lb/> dem Vernehmen nach, eine ſehr namhafte <hi rendition="#g">Stiftung für<lb/> Reiſeſtipendien</hi> an der Baugewerkſchule zu gründen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">dr.</hi> <hi rendition="#b">Aus der Arbeiterbewegung.</hi> </head><lb/> <p>Die Organiſationen<lb/> der <hi rendition="#g">Holzarbeiter</hi> haben den Arbeitgebern ihre For-<lb/> derungen unterbreitet. Auch die <hi rendition="#g">Steinarbeiter</hi><lb/> haben dem Arbeitgeberverband ihre neuen Tarifentwürfe<lb/> übermittelt. Die Steinmetzmeiſter haben ſich aber dahin<lb/> geäußert, daß ſie Lohnerhöhungen uſw. wegen der ſchlechten<lb/> Geſchäftslage nicht bewilligen können. Hingegen ſind ſie<lb/> bereit, den beſtehenden Tarif auf weitere zwei Jahre zu<lb/> verlängern. Die Lohnkutſcherinnung hat ihre Mitglieder<lb/> aufgefordert, <hi rendition="#g">Chauffeure</hi> und <hi rendition="#g">Kutſcher,</hi> welche am<lb/> 12. März noch ſtreikten, nicht mehr einzuſtellen, und wo<lb/> dies geſchehen, wieder zu entlaſſen. Das Ende des Streiks<lb/> iſt alſo eine Ausſperrung geworden. Die Lohnkutſcher-<lb/> Innung gewährt ihren Mitgliedern für jedes durch den<lb/> Streik außer Verkehr befindliche Fuhrwerk eine Entſchädi-<lb/> gung von 3 M pro Tag.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Verband der Penſionsbeſitzerinnen.</hi> </head><lb/> <p>Im Café Luitpold<lb/> verſammelten ſich am Dienstag, 12. ds., die Penſionsbeſitzerinnen<lb/> Münchens, um zu der lang vorbereiteten Gründung einer <hi rendition="#g">Ver-<lb/> einigung Münchener Penſionsbeſitzerinnen</hi> zu<lb/> ſchreiten. Nach einem Vortrag der Vorſitzenden des Verbandes<lb/> deutſcher Penſionsbeſitzerinnen, Frau zur Nedden-Berlin, gaben<lb/> von den Erſchienenen 40 ihre Unterſchrift zum Beitritt in die<lb/> Vereinigung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Sozialdemokratiſche Märzfeier.</hi> </head><lb/> <p>Im Münchner Kindl-Keller<lb/> hatten die Sozialdemokraten für geſtern abend eine Verſamm-<lb/> lung zur Feier des 18. März einberufen, die ſehr ſtark beſucht<lb/> war. Das bekannte Mitglied des öſterreichiſchen Reichsrates<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Ellenbogen</hi> aus Wien hielt die Feſtrede, in der er die<lb/> Bedeutung des 18. März 1848 und die Entwicklung ſeit dieſer<lb/> Zeit ſchilderte. Zum Schluß wurde eine Reſolution angenommen,<lb/> in der für Preußen das allgemeine, gleiche, direkte und geheime<lb/> Wahlrecht gefordert wird.</p> </div><lb/> <div xml:id="a02a" next="#a02b" type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Verein Knabenhort.</hi> </head><lb/> <p>In der ordentlichen Generalverſamm-<lb/> lung am 13. März gab der Vorſitzende Univerſitätsprofeſſor Dr.<lb/> W. <hi rendition="#g">Herzog</hi> einen Bericht über die Tätigkeit und den Stand<lb/> des Vereins. Der Verein unterhielt 12 Anſtalten mit 943 Zög-<lb/> lingen. Sehr erfreuliche Entwicklung zeigt der Handfertigkeits-<lb/> unterricht und die Beſchäftigung der Zöglinge mit Gartenarbeit.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bildende Kunſt.</hi> </head><lb/> <div xml:id="a01b" prev="#a01a" type="jComment" n="3"> <p><hi rendition="#g">Sammlung</hi> (im Erdgeſchoß der Alten Pinakothek)<lb/> öffentlich zugänglich, wo ſie gleich in den erſten Beſuchs-<lb/> ſtunden eine große Anzahl Kunſtfreunde anlockte. Der<lb/> große Berliner Zeichner iſt jetzt, was hier noch einmal mit<lb/> Freude feſtgeſtellt ſei, in unſerer Staatsſammlung würdig<lb/> vertreten. — Solche hochherzigen <hi rendition="#g">Stiftungen,</hi> wie die<lb/> der Menzel-Kollektion oder jüngſt die der Sammlung Arndt,<lb/> tun unſerem Kunſtleben recht not. Der Staat kann unmög-<lb/> lich alle Lücken füllen, die in unſerem Muſeumsweſen längſt<lb/> als Schaden empfunden werden. Dazu verfügt er, wie wir<lb/> alle wiſſen, nicht über die nötigen Mittel. Um ſo aner-<lb/> kennenswerter iſt es, wenn Private ſich unſerer Samm-<lb/> lungen erinnern und als Stifter mit ihnen in Verbindung<lb/> treten. Ihre Wohltaten dürfen immer des Dankes der<lb/> Allgemeinheit ſicher ſein.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Künſtleriſche Jugendbücher.</hi> </head><lb/> <p>Der Kunſtwart, eifrig bemüht,<lb/> alte Schätze zu heben, gibt eben in ſeinem Verlag (Georg D. W.<lb/> Callwey in München) einige neue Werke heraus, die in Familien,<lb/> wo auf gute Bücher Wert gelegt wird, viel Gutes ſtiften können:<lb/> von Paul <hi rendition="#g">Konewka</hi> 2 kleine Bändchen: <hi rendition="#g">„Schattenbilder“</hi><lb/> und <hi rendition="#g">„Kinder und Tiere“</hi> und eine ſehr ſchön ausgeſtattete<lb/> Liebhaberausgabe von den altbekannten Blättern zum <hi rendition="#g">„Ge-<lb/> ſtiefelten Kater“</hi> von <hi rendition="#g">Otto Speckter.</hi> Was ſoll man<lb/> über Konewkas Schattenriſſe Neues ſagen? Geben wir lieber<lb/> dem Herausgeber der niedlichen Bücher, Ferdinand <hi rendition="#g">Avena-<lb/> rius,</hi> das Wort, der die munteren Silhouetten mit den neu<lb/> verfaßten kindlichen Reimen folgendermaßen einleitet: </p> <cit> <quote>„Nun<lb/> ſind Jahre vergangen, ſeit wir Konewkas „Sommernachtstraum“,<lb/> „Falſtaff und ſeine Geſellen“ und den „Oſterſpaziergang“ neu<lb/> herausgegeben haben, aber außer gerade den Bildern zu „Fauſt“,<lb/> die Konewka noch lange nicht auf ſeiner Höhe zeigen, iſt nichts<lb/> wieder von ihm erſchienen. Es iſt, als <hi rendition="#g">wollte</hi> man von ihm<lb/> nichts mehr wiederbeleben; ſelbſt ſeine alten Verleger, die doch<lb/> im Beſitze der Platten ſind, haben bis auf den heutigen Tag noch<lb/> nichts wieder neugedruckt. Alſo tun <hi rendition="#g">wir</hi> das. Und wir tun’s in<lb/> der Ueberzeugung: wenn angeſichts der Bilder für die „Großen“<lb/> vielleicht doch der und jener Ganzgeſcheite da und dort etwas un-<lb/> zureichend gefunden haben ſollte, ſo muß angeſichts der Konewka-<lb/> ſchen Werke für die „Kleinen“ (die freilich gerade ſo gut für die<lb/> „Großen“ ſind) doch auch ſein Bemängeln ſchweigen. Ich<lb/> wenigſtens kann mir nicht vorſtellen, wie einer ausſieht, den<lb/> dieſe Anmut der Geſtalten, dieſe Schönheit und zugleich dieſe<lb/> Ausdruckskraft der Bewegungen <hi rendition="#g">nicht</hi> entzückt. So geben wir<lb/> denn die ſchönſten der Bilder in zwei Sammlungen heraus. Die<lb/> „Schattenbilder“ ſind von Anfang an ſo geſammelt geweſen, wie<lb/><cb/> wir ſie wiedergeben, „Kinder und Tiere“ enthält die Bilder der<lb/> Sammlung „Allerlei Tiergeſchichten“, vermehrt um die beſt-<lb/> geeigneten der in den „Deutſchen Bilderbogen“ erſchienenen<lb/> Konewkaſchen Schattenriſſe. Mit dem „Schwarzen Peter“ warten<lb/> wir noch, da ein Gerücht geht, der Verleger wolle ihn wieder<lb/> auflegen. Die Begleitverſe ſind neu.“</quote> </cit> <p> — Und auch Speckters<lb/> „Geſtiefelter Kater“ mit dem neuen Text von Ferdinand Ave-<lb/> narius wird in dem ſchönen Gewand überall freundlich aufge-<lb/> nommen werden.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Aus Zeitſchriften.</hi></head><lb/> <p>Von der rühmlichſt bekannten Wiener<lb/> Zeitſchrift <hi rendition="#g">„Die graphiſchen Künſte“</hi> (Verlag der Geſell-<lb/> ſchaft für vervielfältigende Kunſt in Wien) ſind ſoeben zwei<lb/> neue Hefte erſchienen, das vierte des dreißigſten und das erſte<lb/> des einunddreißigſten Jahrganges. Sie enthalten den Schluß<lb/> der äußerſt ſorgfältigen Arbeit Karl M. Kuzmanys über die<lb/><hi rendition="#g">jüngeren öſterreichiſchen Radierer</hi> der Gegenwart,<lb/> einen Aufſatz V. v. Logas über <hi rendition="#g">Goyas</hi> Zeichnungen und eine<lb/> Studie Clément-Janins über den franzöſiſchen Maler und Ra-<lb/> dierer André <hi rendition="#g">Dauchez,</hi> der ſich beſonders die landſchaftliche<lb/> Schilderung der Bretagne zur Aufgabe gemacht hat. Sehr reich-<lb/> haltig iſt wieder der illuſtrative Schmuck der beiden Hefte; be-<lb/> ſonders hervorgehoben ſeien die Originalblätter der Oeſterreicher<lb/> Brömſe, Kaſimir, Pankiewicz, Pontini, Roux, Stretti und Uprka<lb/> und eine Radierung von Dauchez ſowie vier wohlgelungene<lb/> Lichtdrucktafeln nach Zeichnungen von Goya. Das Beiblatt, die<lb/> „Mitteilungen“, bringt neben Ausſtellungsberichten, Anzeigen<lb/> neuer Erſcheinungen und ähnlichem größere illuſtrierte Aufſätze<lb/> über Schrotblätter und über frühe italieniſche Nachahmungen<lb/> nordiſcher Stiche. — Gleichzeitig mit dieſen Heften gelangen auch<lb/> die <hi rendition="#g">„Jahresmappe“</hi> und die <hi rendition="#g">„Prämie“</hi> der Geſellſchaft<lb/> für das Jahr 1907 zur Ausgabe. Die Mappe beſteht aus vier<lb/> Blättern, Radierungen der Oeſterreicher <hi rendition="#g">Simon</hi> (Der Wind)<lb/> und <hi rendition="#g">Kaſimir</hi> (Dürnſtein) und des Niederländers P. <hi rendition="#g">Dupont</hi><lb/> (Arbeitspferd) und einer farbigen Originallithographie („Pro-<lb/> zeſſion in Volendam“) des Wieners <hi rendition="#g">Kruis.</hi> Eine beſonders<lb/> ſchöne und koſtbare Gabe aber bietet die Geſellſchaft ihren Mit-<lb/> gliedern in der diesjährigen Prämie: einer großen neuen Ori-<lb/> ginalradierung („Kloſterſuppe“) von Ferdinand <hi rendition="#g">Schmutzer,</hi><lb/> dem nunmehr im In- und Ausland mit Recht ſo gefeierten<lb/> Wiener Maler-Radierer.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>* <hi rendition="#b">Die Exiſtenz von Waſſerdämpfen auf dem Mare,</hi> über deren<lb/> Entdeckung durch eine Spektralanalyſe des nordamerikaniſchen<lb/> Aſtronomen Lowel in verſchiedenen Blättern berichtet<lb/> wurde, berechtigt zur weiteren Annahme, daß auch Waſſer, eine<lb/><cb/> der elementarſten Bedingungen für das organiſche Leben, ſich<lb/> auf dem Mars befinden muß. <hi rendition="#g">Herr Direktor Archen-<lb/> hold</hi> von der Treptow-Sternwarte, der neben dem Italiener<lb/> Schiparelli einer der bedeutendſten Marsforſcher iſt, teilt<lb/> auf eine Anfrage zu dieſer Nachricht folgendes mit: </p> <cit> <quote>„Seit<lb/> Jahren vertrete ich die Anſicht, daß die Erſcheinungen der Kanäle<lb/> und der Meeresflächen auf dem Mars, wie ſie durch das Fern-<lb/> rohr beobachtet wurden, der Wirklichkeit entſprechen. Von unſeren<lb/> zuverläſſigen Marsbeobachtern wurden dort Veränderungen feſt-<lb/> geſtellt, die man nicht auf Einwirkungen von Naturvorgängen<lb/> zurückführen kann, ſondern bei denen künſtliche Vorrichtungen<lb/> im Spiele ſein müſſen. Dieſe Kanäle, die 30—50 Kilometer breit<lb/> ſind, ſcheinen dazu beſtimmt zu ſein, die Schmelzprodukte, die,<lb/> wie die Beobachtung lehrt, im Sommer von den Polkuppeln ab-<lb/> fließen, in die entſprechenden Wege zu leiten. Dies ſind vor-<lb/> läufig die Folgerungen, die man aus dieſer Entdeckung ziehen<lb/> kann. Zur Herſtellung dieſer Spektralanalyſe, in der ſich der<lb/> fragliche Waſſerdampf nachweiſen läßt, waren Apparate von<lb/> beſonderer Empfindlichkeit nötig, wie ſie bisher noch nicht benutzt<lb/> werden konnten. Der amerikaniſche Forſcher, der über ſehr reiche<lb/> Mittel verfügt, war in der Lage, die koſtſpieligen Inſtrumente,<lb/> wie ſie dazu nötig ſind, herzuſtellen.“</quote> </cit> </div><lb/> <div xml:id="a03a" next="#a03b" type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Wie ſchnell läuft ein Haſe?</hi></head><lb/> <p>Ein Automobiliſt ſchreibt der<lb/> Kölniſchen Zeitung: Durchfährt man im Kraftwagen wildreiche<lb/> Gegenden bei Nacht, ſo kommen nicht ſelten Haſen in den Bereich<lb/> der Scheinwerfer und ergreifen natürlich ſchleunigſt die Flucht.<lb/> Da iſt es dann ergötzlich für den Fahrer, der keine böſen Abſichten<lb/> auf das Leben dieſer Tiere hat, den Renneifer eines Haſen zu<lb/> beobachten. Er läuft und läuft ſchnurſtracks geradeaus, unmittel-<lb/> bar vor der Maſchine her, und merkt nicht, daß ein Sprung ſeit-<lb/> wärts in den Straßengraben ihn vor der Verfolgung retten<lb/> könne. Welches iſt nun das Verhängnis, das dem Haſen den<lb/> rettenden Ausweg verbirgt? Die Scheinwerfer, die ihren blitzen-<lb/> den Lichtſtrahl in ſchmalen Streifen geradeaus werfen. Das<lb/> geblendete Tier ſieht nur einen Ausweg: die vom Scheinwerfer<lb/> grell beleuchtete Straße. Rechts und links iſt ſchwarze Finſternis<lb/> für den Haſen, ein gähnender Abgrund, und erſt wenn die Straße<lb/> eine Wendung macht und der Schein vorübergehend in den<lb/> Graben und auf freies Feld hinübergleitet, findet er Rettung<lb/> aus der Gefangenſchaft der Lichtſtrahlen und ſitzt plötzlich, wohl<lb/> zu ſeinem nicht geringen Erſtaunen, im tiefſten Dunkel. Bei<lb/> dieſem Wettlauf kann man die Geſchwindigkeit eines Haſen leicht<lb/> feſtſtellen. Sobald ihn die Lichtſtrahlen eingefangen haben,<lb/> mäßige man die Geſchwindigkeit, bis der Abſtand zwiſchen Wagen<lb/> und Tier gleichbleibt. Ein Blick auf den Geſchwindigkeitsmeſſer<lb/> zeigt uns die Geſchwindigkeit des Haſen: auf ebener Straße<lb/> 22 bis 25 Kilometer in der Stunde, bergab aber kaum 20 Kilo-</p> </div> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [Seite 3[3]/0003]
Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908.
Hof und Geſellſchaft.
* München, 19. März.
— Se. kgl. Hoheit der Prinzregent beſichtigte
heute wiederholt die dieswöchige Ausſtellung des Kunſt-
vereins und erwarb das Bild „Winterlandſchaft“ von
Anderſen-Lundby.
— Erzherzogin Adelgunde von Modena, die heute ihr
85. Lebensjahr vollendet, erhielt bereits zu früher Morgenſtunde
den Gratulationsbeſuch Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten. Im
Laufe des Vormittags ſtatteten die Familen des Prinzen Ludwig
und Ludwig Ferdinand der Erzherzogin ihre Glückwünſche ab.
Zahlreiche Blumenſpenden und Glückwunſchtelegramme liefen in
der Reſidenz für die Erzherzogin ein. Zahlreiche Perſonen der
Hofgeſellſchaft trugen ihre Namen in die aufliegenden Gratu-
lationsliſten ein. Heute nachmittag ſind zur Hoftafel bei dem
Prinzregenten die der Erzherzogin beſonders naheſtehenden Per-
ſönlichkeiten geladen.
— Herzogin Karl Theodor feiert heute ihr Geburts-
und ihr Namensfeſt. Se. kgl. Hoheit der Prinzregent ſowie die
ſämtlichen Mitglieder der königlichen Familie fuhren im Laufe
des Vormittags beim Herzog Karl-Palais vor, um ihre Gratu-
lationsbeſuche zu machen. Von den befreundeten Höfen, von Ver-
einen, die unter dem Protektorat der Herzogin ſtehen, ſowie aus
allen Kreiſen der Bürgerſchaft erhielt die Herzogin Blumen- und
Glückwünſche.
— Prinz Joſeph Clemens, der kleine Sohn des Prinzen
Alfons, feiert heute ebenfalls ſein Namensfeſt.
— Der König von Sachſen, für den in ganz Gries kein
paſſendes Abſteigequartier aufzutreiben war, weil alle größeren
Appartements beſetzt ſind, wird während ſeines eintägigen Auf-
enthaltes im Hotel Briſtol in Bozen Wohnung nehmen. Die
Ankunft des Königs in Bozen wird mit dem fahrplanmäßigen
Schnellzuge München-Verona am Morgen des 24. März erfolgen.
Der König reiſt im ſtrengſten Inkognito, weshalb kein offi-
zieller Empfang ſtattfinden wird, jedoch wurde ſeitens
der Statthalterei die Anordnung getroffen, daß ſich der Statt-
haltereirat Graf Ceschi, der Leiter der Bezirkshauptmann-
ſchaft Bozen, dem König zur Verfügung zu ſtellen hat.
— Nach dem Reichsanzeiger hat der Kaiſer und König von
Preußen den Major und Flügeladjutanten Sr. kgl. Hoheit des
Prinzregenten von Bayern Otto Grafen zu Caſtell-Caſtell,
den Kämmerer, Major und Adjutanten der 2. Diviſion Wilhelm
Frhrn. v. Reitzenſtein, den Kammerjunker und kaiſ. Vize-
konſul Friedrich Walther Frhrn. v. Falkenhauſen zu Ant-
werpen, den Kämmerer, Rittmeiſter und Eskadronschef im
1. Schweren Reiter-Regiment Prinz Karl von Bayern Ralf
Breſſelau v. Breſſensdorf nach Prüfung derſelben
durch das Kapitel und auf Vorſchlag des Durchlauchtigſten Herren-
meiſters Prinzen Eitel Friedrich von Preußen,
Königlicher Hoheit, zu Ehrenrittern des Johan-
niterordens ernannt.
Münchener Stadtanzeiger.
* München, 19. März.
50jähriges Prieſterjubiläum des Papſtes.
st. In der Metropolitankirche zu A. L. Frau fand heute
vormittag um 10 Uhr aus Anlaß des 50jährigen Prieſter-
jubiläums des Papſtes Pius X. ein feierliches Pontifikalamt
mit Tedeum ſtatt. Die Kirche prangte in Blumenſchmuck. Militär
bildete im Innern Spalier und Hofoffizianten empfingen die
königlichen Prinzen und die Würdenträger. Se. kgl. Hoheit der
Prinzregent fuhr in großer Generalsuniform in Galawagen
am Hauptportal an. In ſeiner Begleitung befanden ſich General-
adjutant v. Haag, Flügeladjutant Generalmajor v. Reſchreiter
ſowie die Herren des Kammerdienſtes Frhr. v. Eichthal, Dr. Frhr.
v. Pöllnitz und Frhr. v. Maſſenbach. Der Regent wurde am
Kirchenportal von dem Erzbiſchof Dr. v. Stein und dem Oberſt-
hofmarſchall Grafen v. Seinsheim, der noch an Stelle des durch
Krankheit in ſeiner Familie abgehaltenen Grafen Moy als
Oberſtzeremonienmeiſter funktionierte, empfangen und zum
Presbyterium geleitet. Dort hatten vorher ſchon die Prinzen
Ludwig. Rupprecht. Karl, Franz. Heinrich, Ludwig Ferdinand
und Herzog Chriſtoph Platz genommen. Dem feierlichen Gottes-
dienſte wohnten noch bei der päpſtliche Nuntius Mſgr. Dr.
Frühwirth, die Geſandten Frhr. v. Frieſen, v. Velics, v. Schlözer
und v. Moſer, die Standesherren, die oberſten Hofchargen, die
Staatsminiſter mit Baron v. Podewils an der Spitze, die päpſt-
lichen Geheimkämmerer Graf Saedt, v. Fugger-Kirchberg und
Graf Bopp v. Oberſtadt, zahlreiche Reichsräte, Staatsräte, Land-
tagsabgeordnete, Vertreter der Stadt und der Hochſchulen, die
Herren des Feſtkomitees. Anweſend waren ferner etwa 1500 Mit-
glieder katholiſcher Vereine mit ca. 35 Fahnen.
Der Erzbiſchof zelebrierte das Hochamt.
Der Kirchenchor brachte die Meſſe in B für Chor und Orcheſter
von Ett, das Offertorium „Veritas mea“ von Haller und das
Tedeum für Chor und Orcheſter von Gänsbacher zum Vortrag.
Der Regent wurde bei der An- und Abfahrt von der Kirche
vom zahlreich erſchienenen Publikum lebhaft begrüßt. Um 11 Uhr
fand in der St. Kajetans-Hoſkirche ein vom Stiftspropſt Dr.
v. Türk zelebriertes Pontifikalamt für die Damen der Hof-
geſellſchaft ſtatt. Zu dieſem waren Frau Prinzeſſin Ludwig, die
Herzogin von Calabrien, die Prinzeſſinnen Adelgunde, Wiltrud,
Helmtrud, Thereſe, Klara und Herzogin Karl Theodor erſchienen.
Weiter ſah man dort die Damen des diplomatiſchen Korps, die
Damen ſtandesherrlicher Häuſer, die Palaſtdamen, die Damen
der drei Hofrangklaſſen, die Stiftsdamen von Neuberghauſen,
die engliſchen Fräuleins, viele Kloſterfrauen ꝛc. Hier gelangte
die Feſtmeſſe von Hummel und das Tedeum von Ett-Roeder unter
Leitung des Chordirektors Meilbeck zum Vortrag.
V Militäriſche Aufgaben der bayeriſchen Staatsbahnen.
Nach der Neuordnung der Staatseiſenbahnverwaltung wurde vom
Verkehrsminiſterium ein neuer Bevollmächtigter für
die Militärangelegenheiten der bayeriſchen Staats-
eiſenbahnen aufgeſtellt und hierzu ein früher der Generaldirek-
tion der Staatsetſenbahnen angehörender Beamter beſtimmt, der
jetzt Referent der Eiſenbahndirektion München iſt. Dieſem Be-
vollmächtigten obliegt nun die Herſtellung der Mobilmachungs-
behelfe und der ſonſtigen Vorbereitungen für den Kriegsfall, ſo-
wie die Regelung und Durchführung der Militärtransporte im
Frieden für den ganzen Bereich der bayeriſchen Staatsbahnen.
Kürzlich wurde derſelbe auch mit der Aufgabe betraut, die be-
triebstechniſchen, bautechniſchen und Zugförderungsreferenten der
fünf Eiſenbahndirektionen, ferner die ſämtlichen Inſpek-
tionsvorſtände, ſowie die Vorſtände der Hauptbetriebs-
ſtationen und der Betriebswerkſtätten über ihre Aufgabe im
Mobilmachungsfalle zu unterrichten. Die Eiſenbahn-
direktionen und die Aemter der Staatseiſenbahnverwaltung
wurden angewieſen, dem Bahnbevollmächtigten in militäriſchen
Angelegenheiten tunlichſt entgegenzukommen und ihn bei Erfül-
lung ſeiner Aufgabe, die auch im Frieden bei Truppentransporten
z. B. zum und vom Manöver keine geringe iſt, zu unterſtützen.
st. Tafel bei dem Nuntius.
Heute mittag 1 Uhr fand
bei dem päpſtlichen Nuntius zur Feier des Jubelfeſtes Sr.
Heiligkeit des Papſtes eine Tafel ſtatt, zu welcher Miniſter-
präſident Frhr. v. Podewils, Kultusminiſter v. Wehner,
die Geſandten Sachſens, Oeſterreichs und Rußlands, Frhr.
v. Frieſen, v. Velics und v. Weſtmann, der Erzbiſchof von
München, Hofmarſchall Frhr. v. Laßberg, der preußiſche
Legationsrat v. Hindenburg, die Reichsräte Frhr. v. Soden-
Fraunhofen und Frhr. v. Cramer-Klett, der päpſtliche Ge-
heimkämmerer Graſ Saedt, die kgl. Kämmerer Baron
Moreau und Hauptmann Frhr. v. Hacke, Rechtsanwalt Dr.
Rumpf, Dr. Jochner und die beiden Uditores Mſgr. Mar-
chetti und Mſgr. Gualtieri geladen waren. Staatsminiſter
Frhr. v. Podewils brachte in deutſcher Sprache einen
Toaſt auf Papſt Pius X. aus, in welchem er das
Haupt der katholiſchen Kirche feierte und auch ſeiner Freude
Ausdruck gab, den Nuntius in deutſcher Sprache
begrüßen zu können. Nuntius Dr. Frühwirth ſprach
ſeinen Dank für den vertrauensvollen Willkommgruß aus
und feierte in überaus herzlichen Worten Se. kgl. Hoheit
den Prinzregenten.
* Arbeitermuſeum.
Im Leſezimmer des Arbeitermuſeums
an der Pfarrſtraße fand Montag abend 8 Uhr die ordentliche
Beiratsſitzung dieſes Muſeums für 1908 ſtatt. Von den
Hauptpunkten der Tagesordnung wurde der Schaffung einer
muſeumseigenen Abteilung über den Alkoholismus nach
lebhaften Erörterungen für und wider zugeſtimmt. Die Ab-
haltung von Wandervorträgen mit Lichtbildern an Stelle
von Wanderausſtellungen einzelner Abteilungen des Muſeums
ſowie die Beiſtellung der nötigen Apparate hierzu fand allgemein
wärmſte Befürwortung. Bezüglich der Frage einer Sonder-
ausſtellung für Heimarbeit und Hausinduſtrie ging
die einſtimmige Anſchauung dahin, daß eine ſolche, wenn ſie etwas
Ganzes bieten ſollte, ſoviel Zeit und Arbeit zur Vorbereitung
erfordere, daß das Arbeitermuſeum allein in der nächſten Zeit
— auch ſchon wegen der Platzfrage — unmöglich eine ſolche Ver-
anſtaltung bewilligen könne, daß aber im gegebenen Augenblick
das Muſeum ſelbſtverſtändlich zu kräftigſter Mitwirkung be-
rufen ſei.
* Reiſeſtipendium.
Die Witwe des Generalſtabsarztes
à l. s. der Armee, Exzellenz Anna v. Lotzbeck, eine Enkelin des
Begründers der kgl. bayer. Baugewerkſchule in München, des
Baurates Vorherr, hat dem Abſolventen dieſer Schule, Leonhard
Gall, ein Stipendium von 1000 M verliehen zum Zwecke einer
Studienreiſe nach Italien. Exzellenz Lotzbeck beabſichtigt auch
dem Vernehmen nach, eine ſehr namhafte Stiftung für
Reiſeſtipendien an der Baugewerkſchule zu gründen.
dr. Aus der Arbeiterbewegung.
Die Organiſationen
der Holzarbeiter haben den Arbeitgebern ihre For-
derungen unterbreitet. Auch die Steinarbeiter
haben dem Arbeitgeberverband ihre neuen Tarifentwürfe
übermittelt. Die Steinmetzmeiſter haben ſich aber dahin
geäußert, daß ſie Lohnerhöhungen uſw. wegen der ſchlechten
Geſchäftslage nicht bewilligen können. Hingegen ſind ſie
bereit, den beſtehenden Tarif auf weitere zwei Jahre zu
verlängern. Die Lohnkutſcherinnung hat ihre Mitglieder
aufgefordert, Chauffeure und Kutſcher, welche am
12. März noch ſtreikten, nicht mehr einzuſtellen, und wo
dies geſchehen, wieder zu entlaſſen. Das Ende des Streiks
iſt alſo eine Ausſperrung geworden. Die Lohnkutſcher-
Innung gewährt ihren Mitgliedern für jedes durch den
Streik außer Verkehr befindliche Fuhrwerk eine Entſchädi-
gung von 3 M pro Tag.
* Verband der Penſionsbeſitzerinnen.
Im Café Luitpold
verſammelten ſich am Dienstag, 12. ds., die Penſionsbeſitzerinnen
Münchens, um zu der lang vorbereiteten Gründung einer Ver-
einigung Münchener Penſionsbeſitzerinnen zu
ſchreiten. Nach einem Vortrag der Vorſitzenden des Verbandes
deutſcher Penſionsbeſitzerinnen, Frau zur Nedden-Berlin, gaben
von den Erſchienenen 40 ihre Unterſchrift zum Beitritt in die
Vereinigung.
* Sozialdemokratiſche Märzfeier.
Im Münchner Kindl-Keller
hatten die Sozialdemokraten für geſtern abend eine Verſamm-
lung zur Feier des 18. März einberufen, die ſehr ſtark beſucht
war. Das bekannte Mitglied des öſterreichiſchen Reichsrates
Dr. Ellenbogen aus Wien hielt die Feſtrede, in der er die
Bedeutung des 18. März 1848 und die Entwicklung ſeit dieſer
Zeit ſchilderte. Zum Schluß wurde eine Reſolution angenommen,
in der für Preußen das allgemeine, gleiche, direkte und geheime
Wahlrecht gefordert wird.
* Verein Knabenhort.
In der ordentlichen Generalverſamm-
lung am 13. März gab der Vorſitzende Univerſitätsprofeſſor Dr.
W. Herzog einen Bericht über die Tätigkeit und den Stand
des Vereins. Der Verein unterhielt 12 Anſtalten mit 943 Zög-
lingen. Sehr erfreuliche Entwicklung zeigt der Handfertigkeits-
unterricht und die Beſchäftigung der Zöglinge mit Gartenarbeit.
_ Bildende Kunſt.
Sammlung (im Erdgeſchoß der Alten Pinakothek)
öffentlich zugänglich, wo ſie gleich in den erſten Beſuchs-
ſtunden eine große Anzahl Kunſtfreunde anlockte. Der
große Berliner Zeichner iſt jetzt, was hier noch einmal mit
Freude feſtgeſtellt ſei, in unſerer Staatsſammlung würdig
vertreten. — Solche hochherzigen Stiftungen, wie die
der Menzel-Kollektion oder jüngſt die der Sammlung Arndt,
tun unſerem Kunſtleben recht not. Der Staat kann unmög-
lich alle Lücken füllen, die in unſerem Muſeumsweſen längſt
als Schaden empfunden werden. Dazu verfügt er, wie wir
alle wiſſen, nicht über die nötigen Mittel. Um ſo aner-
kennenswerter iſt es, wenn Private ſich unſerer Samm-
lungen erinnern und als Stifter mit ihnen in Verbindung
treten. Ihre Wohltaten dürfen immer des Dankes der
Allgemeinheit ſicher ſein.
* Künſtleriſche Jugendbücher.
Der Kunſtwart, eifrig bemüht,
alte Schätze zu heben, gibt eben in ſeinem Verlag (Georg D. W.
Callwey in München) einige neue Werke heraus, die in Familien,
wo auf gute Bücher Wert gelegt wird, viel Gutes ſtiften können:
von Paul Konewka 2 kleine Bändchen: „Schattenbilder“
und „Kinder und Tiere“ und eine ſehr ſchön ausgeſtattete
Liebhaberausgabe von den altbekannten Blättern zum „Ge-
ſtiefelten Kater“ von Otto Speckter. Was ſoll man
über Konewkas Schattenriſſe Neues ſagen? Geben wir lieber
dem Herausgeber der niedlichen Bücher, Ferdinand Avena-
rius, das Wort, der die munteren Silhouetten mit den neu
verfaßten kindlichen Reimen folgendermaßen einleitet:
„Nun
ſind Jahre vergangen, ſeit wir Konewkas „Sommernachtstraum“,
„Falſtaff und ſeine Geſellen“ und den „Oſterſpaziergang“ neu
herausgegeben haben, aber außer gerade den Bildern zu „Fauſt“,
die Konewka noch lange nicht auf ſeiner Höhe zeigen, iſt nichts
wieder von ihm erſchienen. Es iſt, als wollte man von ihm
nichts mehr wiederbeleben; ſelbſt ſeine alten Verleger, die doch
im Beſitze der Platten ſind, haben bis auf den heutigen Tag noch
nichts wieder neugedruckt. Alſo tun wir das. Und wir tun’s in
der Ueberzeugung: wenn angeſichts der Bilder für die „Großen“
vielleicht doch der und jener Ganzgeſcheite da und dort etwas un-
zureichend gefunden haben ſollte, ſo muß angeſichts der Konewka-
ſchen Werke für die „Kleinen“ (die freilich gerade ſo gut für die
„Großen“ ſind) doch auch ſein Bemängeln ſchweigen. Ich
wenigſtens kann mir nicht vorſtellen, wie einer ausſieht, den
dieſe Anmut der Geſtalten, dieſe Schönheit und zugleich dieſe
Ausdruckskraft der Bewegungen nicht entzückt. So geben wir
denn die ſchönſten der Bilder in zwei Sammlungen heraus. Die
„Schattenbilder“ ſind von Anfang an ſo geſammelt geweſen, wie
wir ſie wiedergeben, „Kinder und Tiere“ enthält die Bilder der
Sammlung „Allerlei Tiergeſchichten“, vermehrt um die beſt-
geeigneten der in den „Deutſchen Bilderbogen“ erſchienenen
Konewkaſchen Schattenriſſe. Mit dem „Schwarzen Peter“ warten
wir noch, da ein Gerücht geht, der Verleger wolle ihn wieder
auflegen. Die Begleitverſe ſind neu.“ — Und auch Speckters
„Geſtiefelter Kater“ mit dem neuen Text von Ferdinand Ave-
narius wird in dem ſchönen Gewand überall freundlich aufge-
nommen werden.
* Aus Zeitſchriften.
Von der rühmlichſt bekannten Wiener
Zeitſchrift „Die graphiſchen Künſte“ (Verlag der Geſell-
ſchaft für vervielfältigende Kunſt in Wien) ſind ſoeben zwei
neue Hefte erſchienen, das vierte des dreißigſten und das erſte
des einunddreißigſten Jahrganges. Sie enthalten den Schluß
der äußerſt ſorgfältigen Arbeit Karl M. Kuzmanys über die
jüngeren öſterreichiſchen Radierer der Gegenwart,
einen Aufſatz V. v. Logas über Goyas Zeichnungen und eine
Studie Clément-Janins über den franzöſiſchen Maler und Ra-
dierer André Dauchez, der ſich beſonders die landſchaftliche
Schilderung der Bretagne zur Aufgabe gemacht hat. Sehr reich-
haltig iſt wieder der illuſtrative Schmuck der beiden Hefte; be-
ſonders hervorgehoben ſeien die Originalblätter der Oeſterreicher
Brömſe, Kaſimir, Pankiewicz, Pontini, Roux, Stretti und Uprka
und eine Radierung von Dauchez ſowie vier wohlgelungene
Lichtdrucktafeln nach Zeichnungen von Goya. Das Beiblatt, die
„Mitteilungen“, bringt neben Ausſtellungsberichten, Anzeigen
neuer Erſcheinungen und ähnlichem größere illuſtrierte Aufſätze
über Schrotblätter und über frühe italieniſche Nachahmungen
nordiſcher Stiche. — Gleichzeitig mit dieſen Heften gelangen auch
die „Jahresmappe“ und die „Prämie“ der Geſellſchaft
für das Jahr 1907 zur Ausgabe. Die Mappe beſteht aus vier
Blättern, Radierungen der Oeſterreicher Simon (Der Wind)
und Kaſimir (Dürnſtein) und des Niederländers P. Dupont
(Arbeitspferd) und einer farbigen Originallithographie („Pro-
zeſſion in Volendam“) des Wieners Kruis. Eine beſonders
ſchöne und koſtbare Gabe aber bietet die Geſellſchaft ihren Mit-
gliedern in der diesjährigen Prämie: einer großen neuen Ori-
ginalradierung („Kloſterſuppe“) von Ferdinand Schmutzer,
dem nunmehr im In- und Ausland mit Recht ſo gefeierten
Wiener Maler-Radierer.
Bunte Chronik.
* Die Exiſtenz von Waſſerdämpfen auf dem Mare, über deren
Entdeckung durch eine Spektralanalyſe des nordamerikaniſchen
Aſtronomen Lowel in verſchiedenen Blättern berichtet
wurde, berechtigt zur weiteren Annahme, daß auch Waſſer, eine
der elementarſten Bedingungen für das organiſche Leben, ſich
auf dem Mars befinden muß. Herr Direktor Archen-
hold von der Treptow-Sternwarte, der neben dem Italiener
Schiparelli einer der bedeutendſten Marsforſcher iſt, teilt
auf eine Anfrage zu dieſer Nachricht folgendes mit:
„Seit
Jahren vertrete ich die Anſicht, daß die Erſcheinungen der Kanäle
und der Meeresflächen auf dem Mars, wie ſie durch das Fern-
rohr beobachtet wurden, der Wirklichkeit entſprechen. Von unſeren
zuverläſſigen Marsbeobachtern wurden dort Veränderungen feſt-
geſtellt, die man nicht auf Einwirkungen von Naturvorgängen
zurückführen kann, ſondern bei denen künſtliche Vorrichtungen
im Spiele ſein müſſen. Dieſe Kanäle, die 30—50 Kilometer breit
ſind, ſcheinen dazu beſtimmt zu ſein, die Schmelzprodukte, die,
wie die Beobachtung lehrt, im Sommer von den Polkuppeln ab-
fließen, in die entſprechenden Wege zu leiten. Dies ſind vor-
läufig die Folgerungen, die man aus dieſer Entdeckung ziehen
kann. Zur Herſtellung dieſer Spektralanalyſe, in der ſich der
fragliche Waſſerdampf nachweiſen läßt, waren Apparate von
beſonderer Empfindlichkeit nötig, wie ſie bisher noch nicht benutzt
werden konnten. Der amerikaniſche Forſcher, der über ſehr reiche
Mittel verfügt, war in der Lage, die koſtſpieligen Inſtrumente,
wie ſie dazu nötig ſind, herzuſtellen.“
* Wie ſchnell läuft ein Haſe?
Ein Automobiliſt ſchreibt der
Kölniſchen Zeitung: Durchfährt man im Kraftwagen wildreiche
Gegenden bei Nacht, ſo kommen nicht ſelten Haſen in den Bereich
der Scheinwerfer und ergreifen natürlich ſchleunigſt die Flucht.
Da iſt es dann ergötzlich für den Fahrer, der keine böſen Abſichten
auf das Leben dieſer Tiere hat, den Renneifer eines Haſen zu
beobachten. Er läuft und läuft ſchnurſtracks geradeaus, unmittel-
bar vor der Maſchine her, und merkt nicht, daß ein Sprung ſeit-
wärts in den Straßengraben ihn vor der Verfolgung retten
könne. Welches iſt nun das Verhängnis, das dem Haſen den
rettenden Ausweg verbirgt? Die Scheinwerfer, die ihren blitzen-
den Lichtſtrahl in ſchmalen Streifen geradeaus werfen. Das
geblendete Tier ſieht nur einen Ausweg: die vom Scheinwerfer
grell beleuchtete Straße. Rechts und links iſt ſchwarze Finſternis
für den Haſen, ein gähnender Abgrund, und erſt wenn die Straße
eine Wendung macht und der Schein vorübergehend in den
Graben und auf freies Feld hinübergleitet, findet er Rettung
aus der Gefangenſchaft der Lichtſtrahlen und ſitzt plötzlich, wohl
zu ſeinem nicht geringen Erſtaunen, im tiefſten Dunkel. Bei
dieſem Wettlauf kann man die Geſchwindigkeit eines Haſen leicht
feſtſtellen. Sobald ihn die Lichtſtrahlen eingefangen haben,
mäßige man die Geſchwindigkeit, bis der Abſtand zwiſchen Wagen
und Tier gleichbleibt. Ein Blick auf den Geſchwindigkeitsmeſſer
zeigt uns die Geſchwindigkeit des Haſen: auf ebener Straße
22 bis 25 Kilometer in der Stunde, bergab aber kaum 20 Kilo-
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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