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Allgemeine Zeitung, Nr. 133, 20. März 1908.

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Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908.
Hof und Gesellschaft.


-- Se. kgl. Hoheit der Prinzregent besichtigte
heute wiederholt die dieswöchige Ausstellung des Kunst-
vereins und erwarb das Bild "Winterlandschaft" von
Andersen-Lundby.


-- Erzherzogin Adelgunde von Modena, die heute ihr
85. Lebensjahr vollendet, erhielt bereits zu früher Morgenstunde
den Gratulationsbesuch Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten. Im
Laufe des Vormittags statteten die Familen des Prinzen Ludwig
und Ludwig Ferdinand der Erzherzogin ihre Glückwünsche ab.
Zahlreiche Blumenspenden und Glückwunschtelegramme liefen in
der Residenz für die Erzherzogin ein. Zahlreiche Personen der
Hofgesellschaft trugen ihre Namen in die aufliegenden Gratu-
lationslisten ein. Heute nachmittag sind zur Hoftafel bei dem
Prinzregenten die der Erzherzogin besonders nahestehenden Per-
sönlichkeiten geladen.


-- Herzogin Karl Theodor feiert heute ihr Geburts-
und ihr Namensfest. Se. kgl. Hoheit der Prinzregent sowie die
sämtlichen Mitglieder der königlichen Familie fuhren im Laufe
des Vormittags beim Herzog Karl-Palais vor, um ihre Gratu-
lationsbesuche zu machen. Von den befreundeten Höfen, von Ver-
einen, die unter dem Protektorat der Herzogin stehen, sowie aus
allen Kreisen der Bürgerschaft erhielt die Herzogin Blumen- und
Glückwünsche.


-- Prinz Joseph Clemens, der kleine Sohn des Prinzen
Alfons, feiert heute ebenfalls sein Namensfest.


-- Der König von Sachsen, für den in ganz Gries kein
passendes Absteigequartier aufzutreiben war, weil alle größeren
Appartements besetzt sind, wird während seines eintägigen Auf-
enthaltes im Hotel Bristol in Bozen Wohnung nehmen. Die
Ankunft des Königs in Bozen wird mit dem fahrplanmäßigen
Schnellzuge München-Verona am Morgen des 24. März erfolgen.
Der König reist im strengsten Inkognito, weshalb kein offi-
zieller Empfang
stattfinden wird, jedoch wurde seitens
der Statthalterei die Anordnung getroffen, daß sich der Statt-
haltereirat Graf Ceschi, der Leiter der Bezirkshauptmann-
schaft Bozen, dem König zur Verfügung zu stellen hat.


-- Nach dem Reichsanzeiger hat der Kaiser und König von
Preußen den Major und Flügeladjutanten Sr. kgl. Hoheit des
Prinzregenten von Bayern Otto Grafen zu Castell-Castell,
den Kämmerer, Major und Adjutanten der 2. Division Wilhelm
Frhrn. v. Reitzenstein, den Kammerjunker und kais. Vize-
konsul Friedrich Walther Frhrn. v. Falkenhausen zu Ant-
werpen, den Kämmerer, Rittmeister und Eskadronschef im
1. Schweren Reiter-Regiment Prinz Karl von Bayern Ralf
Bresselau v. Bressensdorf nach Prüfung derselben
durch das Kapitel und auf Vorschlag des Durchlauchtigsten Herren-
meisters Prinzen Eitel Friedrich von Preußen,
Königlicher Hoheit,
zu Ehrenrittern des Johan-
niterordens
ernannt.

Münchener Stadtanzeiger.

50jähriges Priesterjubiläum des Papstes.

st. In der Metropolitankirche zu A. L. Frau fand heute
vormittag um 10 Uhr aus Anlaß des 50jährigen Priester-
jubiläums des Papstes Pius X. ein feierliches Pontifikalamt
mit Tedeum statt. Die Kirche prangte in Blumenschmuck. Militär
bildete im Innern Spalier und Hofoffizianten empfingen die
königlichen Prinzen und die Würdenträger. Se. kgl. Hoheit der
Prinzregent fuhr in großer Generalsuniform in Galawagen
am Hauptportal an. In seiner Begleitung befanden sich General-
adjutant v. Haag, Flügeladjutant Generalmajor v. Reschreiter
sowie die Herren des Kammerdienstes Frhr. v. Eichthal, Dr. Frhr.
v. Pöllnitz und Frhr. v. Massenbach. Der Regent wurde am
Kirchenportal von dem Erzbischof Dr. v. Stein und dem Oberst-
hofmarschall Grafen v. Seinsheim, der noch an Stelle des durch
Krankheit in seiner Familie abgehaltenen Grafen Moy als
Oberstzeremonienmeister funktionierte, empfangen und zum
Presbyterium geleitet. Dort hatten vorher schon die Prinzen
Ludwig. Rupprecht. Karl, Franz. Heinrich, Ludwig Ferdinand
und Herzog Christoph Platz genommen. Dem feierlichen Gottes-
dienste wohnten noch bei der päpstliche Nuntius Msgr. Dr.
Frühwirth, die Gesandten Frhr. v. Friesen, v. Velics, v. Schlözer
und v. Moser, die Standesherren, die obersten Hofchargen, die
Staatsminister mit Baron v. Podewils an der Spitze, die päpst-
[Spaltenumbruch] lichen Geheimkämmerer Graf Saedt, v. Fugger-Kirchberg und
Graf Bopp v. Oberstadt, zahlreiche Reichsräte, Staatsräte, Land-
tagsabgeordnete, Vertreter der Stadt und der Hochschulen, die
Herren des Festkomitees. Anwesend waren ferner etwa 1500 Mit-
glieder katholischer Vereine mit ca. 35 Fahnen.

Der Erzbischof zelebrierte das Hochamt.

Der Kirchenchor brachte die Messe in B für Chor und Orchester
von Ett, das Offertorium "Veritas mea" von Haller und das
Tedeum für Chor und Orchester von Gänsbacher zum Vortrag.

Der Regent wurde bei der An- und Abfahrt von der Kirche
vom zahlreich erschienenen Publikum lebhaft begrüßt. Um 11 Uhr
fand in der St. Kajetans-Hoskirche ein vom Stiftspropst Dr.
v. Türk zelebriertes Pontifikalamt für die Damen der Hof-
gesellschaft statt. Zu diesem waren Frau Prinzessin Ludwig, die
Herzogin von Calabrien, die Prinzessinnen Adelgunde, Wiltrud,
Helmtrud, Therese, Klara und Herzogin Karl Theodor erschienen.
Weiter sah man dort die Damen des diplomatischen Korps, die
Damen standesherrlicher Häuser, die Palastdamen, die Damen
der drei Hofrangklassen, die Stiftsdamen von Neuberghausen,
die englischen Fräuleins, viele Klosterfrauen etc. Hier gelangte
die Festmesse von Hummel und das Tedeum von Ett-Roeder unter
Leitung des Chordirektors Meilbeck zum Vortrag.

V Militärische Aufgaben der bayerischen Staatsbahnen.

Nach der Neuordnung der Staatseisenbahnverwaltung wurde vom
Verkehrsministerium ein neuer Bevollmächtigter für
die Militärangelegenheiten
der bayerischen Staats-
eisenbahnen aufgestellt und hierzu ein früher der Generaldirek-
tion der Staatsetsenbahnen angehörender Beamter bestimmt, der
jetzt Referent der Eisenbahndirektion München ist. Diesem Be-
vollmächtigten obliegt nun die Herstellung der Mobilmachungs-
behelfe und der sonstigen Vorbereitungen für den Kriegsfall, so-
wie die Regelung und Durchführung der Militärtransporte im
Frieden für den ganzen Bereich der bayerischen Staatsbahnen.
Kürzlich wurde derselbe auch mit der Aufgabe betraut, die be-
triebstechnischen, bautechnischen und Zugförderungsreferenten der
fünf Eisenbahndirektionen, ferner die sämtlichen Inspek-
tionsvorstände,
sowie die Vorstände der Hauptbetriebs-
stationen und der Betriebswerkstätten über ihre Aufgabe im
Mobilmachungsfalle
zu unterrichten. Die Eisenbahn-
direktionen und die Aemter der Staatseisenbahnverwaltung
wurden angewiesen, dem Bahnbevollmächtigten in militärischen
Angelegenheiten tunlichst entgegenzukommen und ihn bei Erfül-
lung seiner Aufgabe, die auch im Frieden bei Truppentransporten
z. B. zum und vom Manöver keine geringe ist, zu unterstützen.

st. Tafel bei dem Nuntius.

Heute mittag 1 Uhr fand
bei dem päpstlichen Nuntius zur Feier des Jubelfestes Sr.
Heiligkeit des Papstes eine Tafel statt, zu welcher Minister-
präsident Frhr. v. Podewils, Kultusminister v. Wehner,
die Gesandten Sachsens, Oesterreichs und Rußlands, Frhr.
v. Friesen, v. Velics und v. Westmann, der Erzbischof von
München, Hofmarschall Frhr. v. Laßberg, der preußische
Legationsrat v. Hindenburg, die Reichsräte Frhr. v. Soden-
Fraunhofen und Frhr. v. Cramer-Klett, der päpstliche Ge-
heimkämmerer Gras Saedt, die kgl. Kämmerer Baron
Moreau und Hauptmann Frhr. v. Hacke, Rechtsanwalt Dr.
Rumpf, Dr. Jochner und die beiden Uditores Msgr. Mar-
chetti und Msgr. Gualtieri geladen waren. Staatsminister
Frhr. v. Podewils brachte in deutscher Sprache einen
Toast auf Papst Pius X. aus, in welchem er das
Haupt der katholischen Kirche feierte und auch seiner Freude
Ausdruck gab, den Nuntius in deutscher Sprache
begrüßen zu können.
Nuntius Dr. Frühwirth sprach
seinen Dank für den vertrauensvollen Willkommgruß aus
und feierte in überaus herzlichen Worten Se. kgl. Hoheit
den Prinzregenten.

* Arbeitermuseum.

Im Lesezimmer des Arbeitermuseums
an der Pfarrstraße fand Montag abend 8 Uhr die ordentliche
Beiratssitzung
dieses Museums für 1908 statt. Von den
Hauptpunkten der Tagesordnung wurde der Schaffung einer
museumseigenen Abteilung über den Alkoholismus nach
lebhaften Erörterungen für und wider zugestimmt. Die Ab-
haltung von Wandervorträgen mit Lichtbildern an Stelle
von Wanderausstellungen einzelner Abteilungen des Museums
sowie die Beistellung der nötigen Apparate hierzu fand allgemein
wärmste Befürwortung. Bezüglich der Frage einer Sonder-
ausstellung für Heimarbeit und Hausindustrie ging
die einstimmige Anschauung dahin, daß eine solche, wenn sie etwas
Ganzes bieten sollte, soviel Zeit und Arbeit zur Vorbereitung
[Spaltenumbruch] erfordere, daß das Arbeitermuseum allein in der nächsten Zeit
-- auch schon wegen der Platzfrage -- unmöglich eine solche Ver-
anstaltung bewilligen könne, daß aber im gegebenen Augenblick
das Museum selbstverständlich zu kräftigster Mitwirkung be-
rufen sei.

* Reisestipendium.

Die Witwe des Generalstabsarztes
a l. s. der Armee, Exzellenz Anna v. Lotzbeck, eine Enkelin des
Begründers der kgl. bayer. Baugewerkschule in München, des
Baurates Vorherr, hat dem Absolventen dieser Schule, Leonhard
Gall, ein Stipendium von 1000 M verliehen zum Zwecke einer
Studienreise nach Italien. Exzellenz Lotzbeck beabsichtigt auch
dem Vernehmen nach, eine sehr namhafte Stiftung für
Reisestipendien
an der Baugewerkschule zu gründen.

dr. Aus der Arbeiterbewegung.

Die Organisationen
der Holzarbeiter haben den Arbeitgebern ihre For-
derungen unterbreitet. Auch die Steinarbeiter
haben dem Arbeitgeberverband ihre neuen Tarifentwürfe
übermittelt. Die Steinmetzmeister haben sich aber dahin
geäußert, daß sie Lohnerhöhungen usw. wegen der schlechten
Geschäftslage nicht bewilligen können. Hingegen sind sie
bereit, den bestehenden Tarif auf weitere zwei Jahre zu
verlängern. Die Lohnkutscherinnung hat ihre Mitglieder
aufgefordert, Chauffeure und Kutscher, welche am
12. März noch streikten, nicht mehr einzustellen, und wo
dies geschehen, wieder zu entlassen. Das Ende des Streiks
ist also eine Aussperrung geworden. Die Lohnkutscher-
Innung gewährt ihren Mitgliedern für jedes durch den
Streik außer Verkehr befindliche Fuhrwerk eine Entschädi-
gung von 3 M pro Tag.

* Verband der Pensionsbesitzerinnen.

Im Cafe Luitpold
versammelten sich am Dienstag, 12. ds., die Pensionsbesitzerinnen
Münchens, um zu der lang vorbereiteten Gründung einer Ver-
einigung Münchener Pensionsbesitzerinnen
zu
schreiten. Nach einem Vortrag der Vorsitzenden des Verbandes
deutscher Pensionsbesitzerinnen, Frau zur Nedden-Berlin, gaben
von den Erschienenen 40 ihre Unterschrift zum Beitritt in die
Vereinigung.

* Sozialdemokratische Märzfeier.

Im Münchner Kindl-Keller
hatten die Sozialdemokraten für gestern abend eine Versamm-
lung zur Feier des 18. März einberufen, die sehr stark besucht
war. Das bekannte Mitglied des österreichischen Reichsrates
Dr. Ellenbogen aus Wien hielt die Festrede, in der er die
Bedeutung des 18. März 1848 und die Entwicklung seit dieser
Zeit schilderte. Zum Schluß wurde eine Resolution angenommen,
in der für Preußen das allgemeine, gleiche, direkte und geheime
Wahlrecht gefordert wird.

* Verein Knabenhort.

In der ordentlichen Generalversamm-
lung am 13. März gab der Vorsitzende Universitätsprofessor Dr.
W. Herzog einen Bericht über die Tätigkeit und den Stand
des Vereins. Der Verein unterhielt 12 Anstalten mit 943 Zög-
lingen. Sehr erfreuliche Entwicklung zeigt der Handfertigkeits-
unterricht und die Beschäftigung der Zöglinge mit Gartenarbeit.

[irrelevantes Material]
Bildende Kunst.

Sammlung (im Erdgeschoß der Alten Pinakothek)
öffentlich zugänglich, wo sie gleich in den ersten Besuchs-
stunden eine große Anzahl Kunstfreunde anlockte. Der
große Berliner Zeichner ist jetzt, was hier noch einmal mit
Freude festgestellt sei, in unserer Staatssammlung würdig
vertreten. -- Solche hochherzigen Stiftungen, wie die
der Menzel-Kollektion oder jüngst die der Sammlung Arndt,
tun unserem Kunstleben recht not. Der Staat kann unmög-
lich alle Lücken füllen, die in unserem Museumswesen längst
als Schaden empfunden werden. Dazu verfügt er, wie wir
alle wissen, nicht über die nötigen Mittel. Um so aner-
kennenswerter ist es, wenn Private sich unserer Samm-
lungen erinnern und als Stifter mit ihnen in Verbindung
treten. Ihre Wohltaten dürfen immer des Dankes der
Allgemeinheit sicher sein.

* Künstlerische Jugendbücher.

Der Kunstwart, eifrig bemüht,
alte Schätze zu heben, gibt eben in seinem Verlag (Georg D. W.
Callwey in München) einige neue Werke heraus, die in Familien,
wo auf gute Bücher Wert gelegt wird, viel Gutes stiften können:
von Paul Konewka 2 kleine Bändchen: "Schattenbilder"
und "Kinder und Tiere" und eine sehr schön ausgestattete
Liebhaberausgabe von den altbekannten Blättern zum "Ge-
stiefelten Kater"
von Otto Speckter. Was soll man
über Konewkas Schattenrisse Neues sagen? Geben wir lieber
dem Herausgeber der niedlichen Bücher, Ferdinand Avena-
rius,
das Wort, der die munteren Silhouetten mit den neu
verfaßten kindlichen Reimen folgendermaßen einleitet:

"Nun
sind Jahre vergangen, seit wir Konewkas "Sommernachtstraum",
"Falstaff und seine Gesellen" und den "Osterspaziergang" neu
herausgegeben haben, aber außer gerade den Bildern zu "Faust",
die Konewka noch lange nicht auf seiner Höhe zeigen, ist nichts
wieder von ihm erschienen. Es ist, als wollte man von ihm
nichts mehr wiederbeleben; selbst seine alten Verleger, die doch
im Besitze der Platten sind, haben bis auf den heutigen Tag noch
nichts wieder neugedruckt. Also tun wir das. Und wir tun's in
der Ueberzeugung: wenn angesichts der Bilder für die "Großen"
vielleicht doch der und jener Ganzgescheite da und dort etwas un-
zureichend gefunden haben sollte, so muß angesichts der Konewka-
schen Werke für die "Kleinen" (die freilich gerade so gut für die
"Großen" sind) doch auch sein Bemängeln schweigen. Ich
wenigstens kann mir nicht vorstellen, wie einer aussieht, den
diese Anmut der Gestalten, diese Schönheit und zugleich diese
Ausdruckskraft der Bewegungen nicht entzückt. So geben wir
denn die schönsten der Bilder in zwei Sammlungen heraus. Die
"Schattenbilder" sind von Anfang an so gesammelt gewesen, wie
[Spaltenumbruch] wir sie wiedergeben, "Kinder und Tiere" enthält die Bilder der
Sammlung "Allerlei Tiergeschichten", vermehrt um die best-
geeigneten der in den "Deutschen Bilderbogen" erschienenen
Konewkaschen Schattenrisse. Mit dem "Schwarzen Peter" warten
wir noch, da ein Gerücht geht, der Verleger wolle ihn wieder
auflegen. Die Begleitverse sind neu."

-- Und auch Speckters
"Gestiefelter Kater" mit dem neuen Text von Ferdinand Ave-
narius wird in dem schönen Gewand überall freundlich aufge-
nommen werden.

* Aus Zeitschriften.

Von der rühmlichst bekannten Wiener
Zeitschrift "Die graphischen Künste" (Verlag der Gesell-
schaft für vervielfältigende Kunst in Wien) sind soeben zwei
neue Hefte erschienen, das vierte des dreißigsten und das erste
des einunddreißigsten Jahrganges. Sie enthalten den Schluß
der äußerst sorgfältigen Arbeit Karl M. Kuzmanys über die
jüngeren österreichischen Radierer der Gegenwart,
einen Aufsatz V. v. Logas über Goyas Zeichnungen und eine
Studie Clement-Janins über den französischen Maler und Ra-
dierer Andre Dauchez, der sich besonders die landschaftliche
Schilderung der Bretagne zur Aufgabe gemacht hat. Sehr reich-
haltig ist wieder der illustrative Schmuck der beiden Hefte; be-
sonders hervorgehoben seien die Originalblätter der Oesterreicher
Brömse, Kasimir, Pankiewicz, Pontini, Roux, Stretti und Uprka
und eine Radierung von Dauchez sowie vier wohlgelungene
Lichtdrucktafeln nach Zeichnungen von Goya. Das Beiblatt, die
"Mitteilungen", bringt neben Ausstellungsberichten, Anzeigen
neuer Erscheinungen und ähnlichem größere illustrierte Aufsätze
über Schrotblätter und über frühe italienische Nachahmungen
nordischer Stiche. -- Gleichzeitig mit diesen Heften gelangen auch
die "Jahresmappe" und die "Prämie" der Gesellschaft
für das Jahr 1907 zur Ausgabe. Die Mappe besteht aus vier
Blättern, Radierungen der Oesterreicher Simon (Der Wind)
und Kasimir (Dürnstein) und des Niederländers P. Dupont
(Arbeitspferd) und einer farbigen Originallithographie ("Pro-
zession in Volendam") des Wieners Kruis. Eine besonders
schöne und kostbare Gabe aber bietet die Gesellschaft ihren Mit-
gliedern in der diesjährigen Prämie: einer großen neuen Ori-
ginalradierung ("Klostersuppe") von Ferdinand Schmutzer,
dem nunmehr im In- und Ausland mit Recht so gefeierten
Wiener Maler-Radierer.

Bunte Chronik.

* Die Existenz von Wasserdämpfen auf dem Mare, über deren
Entdeckung durch eine Spektralanalyse des nordamerikanischen
Astronomen Lowel in verschiedenen Blättern berichtet
wurde, berechtigt zur weiteren Annahme, daß auch Wasser, eine
[Spaltenumbruch] der elementarsten Bedingungen für das organische Leben, sich
auf dem Mars befinden muß. Herr Direktor Archen-
hold
von der Treptow-Sternwarte, der neben dem Italiener
Schiparelli einer der bedeutendsten Marsforscher ist, teilt
auf eine Anfrage zu dieser Nachricht folgendes mit:

"Seit
Jahren vertrete ich die Ansicht, daß die Erscheinungen der Kanäle
und der Meeresflächen auf dem Mars, wie sie durch das Fern-
rohr beobachtet wurden, der Wirklichkeit entsprechen. Von unseren
zuverlässigen Marsbeobachtern wurden dort Veränderungen fest-
gestellt, die man nicht auf Einwirkungen von Naturvorgängen
zurückführen kann, sondern bei denen künstliche Vorrichtungen
im Spiele sein müssen. Diese Kanäle, die 30--50 Kilometer breit
sind, scheinen dazu bestimmt zu sein, die Schmelzprodukte, die,
wie die Beobachtung lehrt, im Sommer von den Polkuppeln ab-
fließen, in die entsprechenden Wege zu leiten. Dies sind vor-
läufig die Folgerungen, die man aus dieser Entdeckung ziehen
kann. Zur Herstellung dieser Spektralanalyse, in der sich der
fragliche Wasserdampf nachweisen läßt, waren Apparate von
besonderer Empfindlichkeit nötig, wie sie bisher noch nicht benutzt
werden konnten. Der amerikanische Forscher, der über sehr reiche
Mittel verfügt, war in der Lage, die kostspieligen Instrumente,
wie sie dazu nötig sind, herzustellen."
* Wie schnell läuft ein Hase?

Ein Automobilist schreibt der
Kölnischen Zeitung: Durchfährt man im Kraftwagen wildreiche
Gegenden bei Nacht, so kommen nicht selten Hasen in den Bereich
der Scheinwerfer und ergreifen natürlich schleunigst die Flucht.
Da ist es dann ergötzlich für den Fahrer, der keine bösen Absichten
auf das Leben dieser Tiere hat, den Renneifer eines Hasen zu
beobachten. Er läuft und läuft schnurstracks geradeaus, unmittel-
bar vor der Maschine her, und merkt nicht, daß ein Sprung seit-
wärts in den Straßengraben ihn vor der Verfolgung retten
könne. Welches ist nun das Verhängnis, das dem Hasen den
rettenden Ausweg verbirgt? Die Scheinwerfer, die ihren blitzen-
den Lichtstrahl in schmalen Streifen geradeaus werfen. Das
geblendete Tier sieht nur einen Ausweg: die vom Scheinwerfer
grell beleuchtete Straße. Rechts und links ist schwarze Finsternis
für den Hasen, ein gähnender Abgrund, und erst wenn die Straße
eine Wendung macht und der Schein vorübergehend in den
Graben und auf freies Feld hinübergleitet, findet er Rettung
aus der Gefangenschaft der Lichtstrahlen und sitzt plötzlich, wohl
zu seinem nicht geringen Erstaunen, im tiefsten Dunkel. Bei
diesem Wettlauf kann man die Geschwindigkeit eines Hasen leicht
feststellen. Sobald ihn die Lichtstrahlen eingefangen haben,
mäßige man die Geschwindigkeit, bis der Abstand zwischen Wagen
und Tier gleichbleibt. Ein Blick auf den Geschwindigkeitsmesser
zeigt uns die Geschwindigkeit des Hasen: auf ebener Straße
22 bis 25 Kilometer in der Stunde, bergab aber kaum 20 Kilo-

Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908.
Hof und Geſellſchaft.


— Se. kgl. Hoheit der Prinzregent beſichtigte
heute wiederholt die dieswöchige Ausſtellung des Kunſt-
vereins und erwarb das Bild „Winterlandſchaft“ von
Anderſen-Lundby.


— Erzherzogin Adelgunde von Modena, die heute ihr
85. Lebensjahr vollendet, erhielt bereits zu früher Morgenſtunde
den Gratulationsbeſuch Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten. Im
Laufe des Vormittags ſtatteten die Familen des Prinzen Ludwig
und Ludwig Ferdinand der Erzherzogin ihre Glückwünſche ab.
Zahlreiche Blumenſpenden und Glückwunſchtelegramme liefen in
der Reſidenz für die Erzherzogin ein. Zahlreiche Perſonen der
Hofgeſellſchaft trugen ihre Namen in die aufliegenden Gratu-
lationsliſten ein. Heute nachmittag ſind zur Hoftafel bei dem
Prinzregenten die der Erzherzogin beſonders naheſtehenden Per-
ſönlichkeiten geladen.


— Herzogin Karl Theodor feiert heute ihr Geburts-
und ihr Namensfeſt. Se. kgl. Hoheit der Prinzregent ſowie die
ſämtlichen Mitglieder der königlichen Familie fuhren im Laufe
des Vormittags beim Herzog Karl-Palais vor, um ihre Gratu-
lationsbeſuche zu machen. Von den befreundeten Höfen, von Ver-
einen, die unter dem Protektorat der Herzogin ſtehen, ſowie aus
allen Kreiſen der Bürgerſchaft erhielt die Herzogin Blumen- und
Glückwünſche.


— Prinz Joſeph Clemens, der kleine Sohn des Prinzen
Alfons, feiert heute ebenfalls ſein Namensfeſt.


— Der König von Sachſen, für den in ganz Gries kein
paſſendes Abſteigequartier aufzutreiben war, weil alle größeren
Appartements beſetzt ſind, wird während ſeines eintägigen Auf-
enthaltes im Hotel Briſtol in Bozen Wohnung nehmen. Die
Ankunft des Königs in Bozen wird mit dem fahrplanmäßigen
Schnellzuge München-Verona am Morgen des 24. März erfolgen.
Der König reiſt im ſtrengſten Inkognito, weshalb kein offi-
zieller Empfang
ſtattfinden wird, jedoch wurde ſeitens
der Statthalterei die Anordnung getroffen, daß ſich der Statt-
haltereirat Graf Ceschi, der Leiter der Bezirkshauptmann-
ſchaft Bozen, dem König zur Verfügung zu ſtellen hat.


— Nach dem Reichsanzeiger hat der Kaiſer und König von
Preußen den Major und Flügeladjutanten Sr. kgl. Hoheit des
Prinzregenten von Bayern Otto Grafen zu Caſtell-Caſtell,
den Kämmerer, Major und Adjutanten der 2. Diviſion Wilhelm
Frhrn. v. Reitzenſtein, den Kammerjunker und kaiſ. Vize-
konſul Friedrich Walther Frhrn. v. Falkenhauſen zu Ant-
werpen, den Kämmerer, Rittmeiſter und Eskadronschef im
1. Schweren Reiter-Regiment Prinz Karl von Bayern Ralf
Breſſelau v. Breſſensdorf nach Prüfung derſelben
durch das Kapitel und auf Vorſchlag des Durchlauchtigſten Herren-
meiſters Prinzen Eitel Friedrich von Preußen,
Königlicher Hoheit,
zu Ehrenrittern des Johan-
niterordens
ernannt.

Münchener Stadtanzeiger.

50jähriges Prieſterjubiläum des Papſtes.

st. In der Metropolitankirche zu A. L. Frau fand heute
vormittag um 10 Uhr aus Anlaß des 50jährigen Prieſter-
jubiläums des Papſtes Pius X. ein feierliches Pontifikalamt
mit Tedeum ſtatt. Die Kirche prangte in Blumenſchmuck. Militär
bildete im Innern Spalier und Hofoffizianten empfingen die
königlichen Prinzen und die Würdenträger. Se. kgl. Hoheit der
Prinzregent fuhr in großer Generalsuniform in Galawagen
am Hauptportal an. In ſeiner Begleitung befanden ſich General-
adjutant v. Haag, Flügeladjutant Generalmajor v. Reſchreiter
ſowie die Herren des Kammerdienſtes Frhr. v. Eichthal, Dr. Frhr.
v. Pöllnitz und Frhr. v. Maſſenbach. Der Regent wurde am
Kirchenportal von dem Erzbiſchof Dr. v. Stein und dem Oberſt-
hofmarſchall Grafen v. Seinsheim, der noch an Stelle des durch
Krankheit in ſeiner Familie abgehaltenen Grafen Moy als
Oberſtzeremonienmeiſter funktionierte, empfangen und zum
Presbyterium geleitet. Dort hatten vorher ſchon die Prinzen
Ludwig. Rupprecht. Karl, Franz. Heinrich, Ludwig Ferdinand
und Herzog Chriſtoph Platz genommen. Dem feierlichen Gottes-
dienſte wohnten noch bei der päpſtliche Nuntius Mſgr. Dr.
Frühwirth, die Geſandten Frhr. v. Frieſen, v. Velics, v. Schlözer
und v. Moſer, die Standesherren, die oberſten Hofchargen, die
Staatsminiſter mit Baron v. Podewils an der Spitze, die päpſt-
[Spaltenumbruch] lichen Geheimkämmerer Graf Saedt, v. Fugger-Kirchberg und
Graf Bopp v. Oberſtadt, zahlreiche Reichsräte, Staatsräte, Land-
tagsabgeordnete, Vertreter der Stadt und der Hochſchulen, die
Herren des Feſtkomitees. Anweſend waren ferner etwa 1500 Mit-
glieder katholiſcher Vereine mit ca. 35 Fahnen.

Der Erzbiſchof zelebrierte das Hochamt.

Der Kirchenchor brachte die Meſſe in B für Chor und Orcheſter
von Ett, das Offertorium „Veritas mea“ von Haller und das
Tedeum für Chor und Orcheſter von Gänsbacher zum Vortrag.

Der Regent wurde bei der An- und Abfahrt von der Kirche
vom zahlreich erſchienenen Publikum lebhaft begrüßt. Um 11 Uhr
fand in der St. Kajetans-Hoſkirche ein vom Stiftspropſt Dr.
v. Türk zelebriertes Pontifikalamt für die Damen der Hof-
geſellſchaft ſtatt. Zu dieſem waren Frau Prinzeſſin Ludwig, die
Herzogin von Calabrien, die Prinzeſſinnen Adelgunde, Wiltrud,
Helmtrud, Thereſe, Klara und Herzogin Karl Theodor erſchienen.
Weiter ſah man dort die Damen des diplomatiſchen Korps, die
Damen ſtandesherrlicher Häuſer, die Palaſtdamen, die Damen
der drei Hofrangklaſſen, die Stiftsdamen von Neuberghauſen,
die engliſchen Fräuleins, viele Kloſterfrauen ꝛc. Hier gelangte
die Feſtmeſſe von Hummel und das Tedeum von Ett-Roeder unter
Leitung des Chordirektors Meilbeck zum Vortrag.

V Militäriſche Aufgaben der bayeriſchen Staatsbahnen.

Nach der Neuordnung der Staatseiſenbahnverwaltung wurde vom
Verkehrsminiſterium ein neuer Bevollmächtigter für
die Militärangelegenheiten
der bayeriſchen Staats-
eiſenbahnen aufgeſtellt und hierzu ein früher der Generaldirek-
tion der Staatsetſenbahnen angehörender Beamter beſtimmt, der
jetzt Referent der Eiſenbahndirektion München iſt. Dieſem Be-
vollmächtigten obliegt nun die Herſtellung der Mobilmachungs-
behelfe und der ſonſtigen Vorbereitungen für den Kriegsfall, ſo-
wie die Regelung und Durchführung der Militärtransporte im
Frieden für den ganzen Bereich der bayeriſchen Staatsbahnen.
Kürzlich wurde derſelbe auch mit der Aufgabe betraut, die be-
triebstechniſchen, bautechniſchen und Zugförderungsreferenten der
fünf Eiſenbahndirektionen, ferner die ſämtlichen Inſpek-
tionsvorſtände,
ſowie die Vorſtände der Hauptbetriebs-
ſtationen und der Betriebswerkſtätten über ihre Aufgabe im
Mobilmachungsfalle
zu unterrichten. Die Eiſenbahn-
direktionen und die Aemter der Staatseiſenbahnverwaltung
wurden angewieſen, dem Bahnbevollmächtigten in militäriſchen
Angelegenheiten tunlichſt entgegenzukommen und ihn bei Erfül-
lung ſeiner Aufgabe, die auch im Frieden bei Truppentransporten
z. B. zum und vom Manöver keine geringe iſt, zu unterſtützen.

st. Tafel bei dem Nuntius.

Heute mittag 1 Uhr fand
bei dem päpſtlichen Nuntius zur Feier des Jubelfeſtes Sr.
Heiligkeit des Papſtes eine Tafel ſtatt, zu welcher Miniſter-
präſident Frhr. v. Podewils, Kultusminiſter v. Wehner,
die Geſandten Sachſens, Oeſterreichs und Rußlands, Frhr.
v. Frieſen, v. Velics und v. Weſtmann, der Erzbiſchof von
München, Hofmarſchall Frhr. v. Laßberg, der preußiſche
Legationsrat v. Hindenburg, die Reichsräte Frhr. v. Soden-
Fraunhofen und Frhr. v. Cramer-Klett, der päpſtliche Ge-
heimkämmerer Graſ Saedt, die kgl. Kämmerer Baron
Moreau und Hauptmann Frhr. v. Hacke, Rechtsanwalt Dr.
Rumpf, Dr. Jochner und die beiden Uditores Mſgr. Mar-
chetti und Mſgr. Gualtieri geladen waren. Staatsminiſter
Frhr. v. Podewils brachte in deutſcher Sprache einen
Toaſt auf Papſt Pius X. aus, in welchem er das
Haupt der katholiſchen Kirche feierte und auch ſeiner Freude
Ausdruck gab, den Nuntius in deutſcher Sprache
begrüßen zu können.
Nuntius Dr. Frühwirth ſprach
ſeinen Dank für den vertrauensvollen Willkommgruß aus
und feierte in überaus herzlichen Worten Se. kgl. Hoheit
den Prinzregenten.

* Arbeitermuſeum.

Im Leſezimmer des Arbeitermuſeums
an der Pfarrſtraße fand Montag abend 8 Uhr die ordentliche
Beiratsſitzung
dieſes Muſeums für 1908 ſtatt. Von den
Hauptpunkten der Tagesordnung wurde der Schaffung einer
muſeumseigenen Abteilung über den Alkoholismus nach
lebhaften Erörterungen für und wider zugeſtimmt. Die Ab-
haltung von Wandervorträgen mit Lichtbildern an Stelle
von Wanderausſtellungen einzelner Abteilungen des Muſeums
ſowie die Beiſtellung der nötigen Apparate hierzu fand allgemein
wärmſte Befürwortung. Bezüglich der Frage einer Sonder-
ausſtellung für Heimarbeit und Hausinduſtrie ging
die einſtimmige Anſchauung dahin, daß eine ſolche, wenn ſie etwas
Ganzes bieten ſollte, ſoviel Zeit und Arbeit zur Vorbereitung
[Spaltenumbruch] erfordere, daß das Arbeitermuſeum allein in der nächſten Zeit
— auch ſchon wegen der Platzfrage — unmöglich eine ſolche Ver-
anſtaltung bewilligen könne, daß aber im gegebenen Augenblick
das Muſeum ſelbſtverſtändlich zu kräftigſter Mitwirkung be-
rufen ſei.

* Reiſeſtipendium.

Die Witwe des Generalſtabsarztes
à l. s. der Armee, Exzellenz Anna v. Lotzbeck, eine Enkelin des
Begründers der kgl. bayer. Baugewerkſchule in München, des
Baurates Vorherr, hat dem Abſolventen dieſer Schule, Leonhard
Gall, ein Stipendium von 1000 M verliehen zum Zwecke einer
Studienreiſe nach Italien. Exzellenz Lotzbeck beabſichtigt auch
dem Vernehmen nach, eine ſehr namhafte Stiftung für
Reiſeſtipendien
an der Baugewerkſchule zu gründen.

dr. Aus der Arbeiterbewegung.

Die Organiſationen
der Holzarbeiter haben den Arbeitgebern ihre For-
derungen unterbreitet. Auch die Steinarbeiter
haben dem Arbeitgeberverband ihre neuen Tarifentwürfe
übermittelt. Die Steinmetzmeiſter haben ſich aber dahin
geäußert, daß ſie Lohnerhöhungen uſw. wegen der ſchlechten
Geſchäftslage nicht bewilligen können. Hingegen ſind ſie
bereit, den beſtehenden Tarif auf weitere zwei Jahre zu
verlängern. Die Lohnkutſcherinnung hat ihre Mitglieder
aufgefordert, Chauffeure und Kutſcher, welche am
12. März noch ſtreikten, nicht mehr einzuſtellen, und wo
dies geſchehen, wieder zu entlaſſen. Das Ende des Streiks
iſt alſo eine Ausſperrung geworden. Die Lohnkutſcher-
Innung gewährt ihren Mitgliedern für jedes durch den
Streik außer Verkehr befindliche Fuhrwerk eine Entſchädi-
gung von 3 M pro Tag.

* Verband der Penſionsbeſitzerinnen.

Im Café Luitpold
verſammelten ſich am Dienstag, 12. ds., die Penſionsbeſitzerinnen
Münchens, um zu der lang vorbereiteten Gründung einer Ver-
einigung Münchener Penſionsbeſitzerinnen
zu
ſchreiten. Nach einem Vortrag der Vorſitzenden des Verbandes
deutſcher Penſionsbeſitzerinnen, Frau zur Nedden-Berlin, gaben
von den Erſchienenen 40 ihre Unterſchrift zum Beitritt in die
Vereinigung.

* Sozialdemokratiſche Märzfeier.

Im Münchner Kindl-Keller
hatten die Sozialdemokraten für geſtern abend eine Verſamm-
lung zur Feier des 18. März einberufen, die ſehr ſtark beſucht
war. Das bekannte Mitglied des öſterreichiſchen Reichsrates
Dr. Ellenbogen aus Wien hielt die Feſtrede, in der er die
Bedeutung des 18. März 1848 und die Entwicklung ſeit dieſer
Zeit ſchilderte. Zum Schluß wurde eine Reſolution angenommen,
in der für Preußen das allgemeine, gleiche, direkte und geheime
Wahlrecht gefordert wird.

* Verein Knabenhort.

In der ordentlichen Generalverſamm-
lung am 13. März gab der Vorſitzende Univerſitätsprofeſſor Dr.
W. Herzog einen Bericht über die Tätigkeit und den Stand
des Vereins. Der Verein unterhielt 12 Anſtalten mit 943 Zög-
lingen. Sehr erfreuliche Entwicklung zeigt der Handfertigkeits-
unterricht und die Beſchäftigung der Zöglinge mit Gartenarbeit.

[irrelevantes Material]
Bildende Kunſt.

Sammlung (im Erdgeſchoß der Alten Pinakothek)
öffentlich zugänglich, wo ſie gleich in den erſten Beſuchs-
ſtunden eine große Anzahl Kunſtfreunde anlockte. Der
große Berliner Zeichner iſt jetzt, was hier noch einmal mit
Freude feſtgeſtellt ſei, in unſerer Staatsſammlung würdig
vertreten. — Solche hochherzigen Stiftungen, wie die
der Menzel-Kollektion oder jüngſt die der Sammlung Arndt,
tun unſerem Kunſtleben recht not. Der Staat kann unmög-
lich alle Lücken füllen, die in unſerem Muſeumsweſen längſt
als Schaden empfunden werden. Dazu verfügt er, wie wir
alle wiſſen, nicht über die nötigen Mittel. Um ſo aner-
kennenswerter iſt es, wenn Private ſich unſerer Samm-
lungen erinnern und als Stifter mit ihnen in Verbindung
treten. Ihre Wohltaten dürfen immer des Dankes der
Allgemeinheit ſicher ſein.

* Künſtleriſche Jugendbücher.

Der Kunſtwart, eifrig bemüht,
alte Schätze zu heben, gibt eben in ſeinem Verlag (Georg D. W.
Callwey in München) einige neue Werke heraus, die in Familien,
wo auf gute Bücher Wert gelegt wird, viel Gutes ſtiften können:
von Paul Konewka 2 kleine Bändchen: „Schattenbilder“
und „Kinder und Tiere“ und eine ſehr ſchön ausgeſtattete
Liebhaberausgabe von den altbekannten Blättern zum „Ge-
ſtiefelten Kater“
von Otto Speckter. Was ſoll man
über Konewkas Schattenriſſe Neues ſagen? Geben wir lieber
dem Herausgeber der niedlichen Bücher, Ferdinand Avena-
rius,
das Wort, der die munteren Silhouetten mit den neu
verfaßten kindlichen Reimen folgendermaßen einleitet:

„Nun
ſind Jahre vergangen, ſeit wir Konewkas „Sommernachtstraum“,
„Falſtaff und ſeine Geſellen“ und den „Oſterſpaziergang“ neu
herausgegeben haben, aber außer gerade den Bildern zu „Fauſt“,
die Konewka noch lange nicht auf ſeiner Höhe zeigen, iſt nichts
wieder von ihm erſchienen. Es iſt, als wollte man von ihm
nichts mehr wiederbeleben; ſelbſt ſeine alten Verleger, die doch
im Beſitze der Platten ſind, haben bis auf den heutigen Tag noch
nichts wieder neugedruckt. Alſo tun wir das. Und wir tun’s in
der Ueberzeugung: wenn angeſichts der Bilder für die „Großen“
vielleicht doch der und jener Ganzgeſcheite da und dort etwas un-
zureichend gefunden haben ſollte, ſo muß angeſichts der Konewka-
ſchen Werke für die „Kleinen“ (die freilich gerade ſo gut für die
„Großen“ ſind) doch auch ſein Bemängeln ſchweigen. Ich
wenigſtens kann mir nicht vorſtellen, wie einer ausſieht, den
dieſe Anmut der Geſtalten, dieſe Schönheit und zugleich dieſe
Ausdruckskraft der Bewegungen nicht entzückt. So geben wir
denn die ſchönſten der Bilder in zwei Sammlungen heraus. Die
„Schattenbilder“ ſind von Anfang an ſo geſammelt geweſen, wie
[Spaltenumbruch] wir ſie wiedergeben, „Kinder und Tiere“ enthält die Bilder der
Sammlung „Allerlei Tiergeſchichten“, vermehrt um die beſt-
geeigneten der in den „Deutſchen Bilderbogen“ erſchienenen
Konewkaſchen Schattenriſſe. Mit dem „Schwarzen Peter“ warten
wir noch, da ein Gerücht geht, der Verleger wolle ihn wieder
auflegen. Die Begleitverſe ſind neu.“

— Und auch Speckters
„Geſtiefelter Kater“ mit dem neuen Text von Ferdinand Ave-
narius wird in dem ſchönen Gewand überall freundlich aufge-
nommen werden.

* Aus Zeitſchriften.

Von der rühmlichſt bekannten Wiener
Zeitſchrift „Die graphiſchen Künſte“ (Verlag der Geſell-
ſchaft für vervielfältigende Kunſt in Wien) ſind ſoeben zwei
neue Hefte erſchienen, das vierte des dreißigſten und das erſte
des einunddreißigſten Jahrganges. Sie enthalten den Schluß
der äußerſt ſorgfältigen Arbeit Karl M. Kuzmanys über die
jüngeren öſterreichiſchen Radierer der Gegenwart,
einen Aufſatz V. v. Logas über Goyas Zeichnungen und eine
Studie Clément-Janins über den franzöſiſchen Maler und Ra-
dierer André Dauchez, der ſich beſonders die landſchaftliche
Schilderung der Bretagne zur Aufgabe gemacht hat. Sehr reich-
haltig iſt wieder der illuſtrative Schmuck der beiden Hefte; be-
ſonders hervorgehoben ſeien die Originalblätter der Oeſterreicher
Brömſe, Kaſimir, Pankiewicz, Pontini, Roux, Stretti und Uprka
und eine Radierung von Dauchez ſowie vier wohlgelungene
Lichtdrucktafeln nach Zeichnungen von Goya. Das Beiblatt, die
„Mitteilungen“, bringt neben Ausſtellungsberichten, Anzeigen
neuer Erſcheinungen und ähnlichem größere illuſtrierte Aufſätze
über Schrotblätter und über frühe italieniſche Nachahmungen
nordiſcher Stiche. — Gleichzeitig mit dieſen Heften gelangen auch
die „Jahresmappe“ und die „Prämie“ der Geſellſchaft
für das Jahr 1907 zur Ausgabe. Die Mappe beſteht aus vier
Blättern, Radierungen der Oeſterreicher Simon (Der Wind)
und Kaſimir (Dürnſtein) und des Niederländers P. Dupont
(Arbeitspferd) und einer farbigen Originallithographie („Pro-
zeſſion in Volendam“) des Wieners Kruis. Eine beſonders
ſchöne und koſtbare Gabe aber bietet die Geſellſchaft ihren Mit-
gliedern in der diesjährigen Prämie: einer großen neuen Ori-
ginalradierung („Kloſterſuppe“) von Ferdinand Schmutzer,
dem nunmehr im In- und Ausland mit Recht ſo gefeierten
Wiener Maler-Radierer.

Bunte Chronik.

* Die Exiſtenz von Waſſerdämpfen auf dem Mare, über deren
Entdeckung durch eine Spektralanalyſe des nordamerikaniſchen
Aſtronomen Lowel in verſchiedenen Blättern berichtet
wurde, berechtigt zur weiteren Annahme, daß auch Waſſer, eine
[Spaltenumbruch] der elementarſten Bedingungen für das organiſche Leben, ſich
auf dem Mars befinden muß. Herr Direktor Archen-
hold
von der Treptow-Sternwarte, der neben dem Italiener
Schiparelli einer der bedeutendſten Marsforſcher iſt, teilt
auf eine Anfrage zu dieſer Nachricht folgendes mit:

„Seit
Jahren vertrete ich die Anſicht, daß die Erſcheinungen der Kanäle
und der Meeresflächen auf dem Mars, wie ſie durch das Fern-
rohr beobachtet wurden, der Wirklichkeit entſprechen. Von unſeren
zuverläſſigen Marsbeobachtern wurden dort Veränderungen feſt-
geſtellt, die man nicht auf Einwirkungen von Naturvorgängen
zurückführen kann, ſondern bei denen künſtliche Vorrichtungen
im Spiele ſein müſſen. Dieſe Kanäle, die 30—50 Kilometer breit
ſind, ſcheinen dazu beſtimmt zu ſein, die Schmelzprodukte, die,
wie die Beobachtung lehrt, im Sommer von den Polkuppeln ab-
fließen, in die entſprechenden Wege zu leiten. Dies ſind vor-
läufig die Folgerungen, die man aus dieſer Entdeckung ziehen
kann. Zur Herſtellung dieſer Spektralanalyſe, in der ſich der
fragliche Waſſerdampf nachweiſen läßt, waren Apparate von
beſonderer Empfindlichkeit nötig, wie ſie bisher noch nicht benutzt
werden konnten. Der amerikaniſche Forſcher, der über ſehr reiche
Mittel verfügt, war in der Lage, die koſtſpieligen Inſtrumente,
wie ſie dazu nötig ſind, herzuſtellen.“
* Wie ſchnell läuft ein Haſe?

Ein Automobiliſt ſchreibt der
Kölniſchen Zeitung: Durchfährt man im Kraftwagen wildreiche
Gegenden bei Nacht, ſo kommen nicht ſelten Haſen in den Bereich
der Scheinwerfer und ergreifen natürlich ſchleunigſt die Flucht.
Da iſt es dann ergötzlich für den Fahrer, der keine böſen Abſichten
auf das Leben dieſer Tiere hat, den Renneifer eines Haſen zu
beobachten. Er läuft und läuft ſchnurſtracks geradeaus, unmittel-
bar vor der Maſchine her, und merkt nicht, daß ein Sprung ſeit-
wärts in den Straßengraben ihn vor der Verfolgung retten
könne. Welches iſt nun das Verhängnis, das dem Haſen den
rettenden Ausweg verbirgt? Die Scheinwerfer, die ihren blitzen-
den Lichtſtrahl in ſchmalen Streifen geradeaus werfen. Das
geblendete Tier ſieht nur einen Ausweg: die vom Scheinwerfer
grell beleuchtete Straße. Rechts und links iſt ſchwarze Finſternis
für den Haſen, ein gähnender Abgrund, und erſt wenn die Straße
eine Wendung macht und der Schein vorübergehend in den
Graben und auf freies Feld hinübergleitet, findet er Rettung
aus der Gefangenſchaft der Lichtſtrahlen und ſitzt plötzlich, wohl
zu ſeinem nicht geringen Erſtaunen, im tiefſten Dunkel. Bei
dieſem Wettlauf kann man die Geſchwindigkeit eines Haſen leicht
feſtſtellen. Sobald ihn die Lichtſtrahlen eingefangen haben,
mäßige man die Geſchwindigkeit, bis der Abſtand zwiſchen Wagen
und Tier gleichbleibt. Ein Blick auf den Geſchwindigkeitsmeſſer
zeigt uns die Geſchwindigkeit des Haſen: auf ebener Straße
22 bis 25 Kilometer in der Stunde, bergab aber kaum 20 Kilo-

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Callwey in München) einige neue Werke heraus, die in Familien,<lb/>
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[Seite 3[3]/0003] Nr. 133. München, Freitag Allgemeine Zeitung 20. März 1908. Hof und Geſellſchaft. * München, 19. März. — Se. kgl. Hoheit der Prinzregent beſichtigte heute wiederholt die dieswöchige Ausſtellung des Kunſt- vereins und erwarb das Bild „Winterlandſchaft“ von Anderſen-Lundby. — Erzherzogin Adelgunde von Modena, die heute ihr 85. Lebensjahr vollendet, erhielt bereits zu früher Morgenſtunde den Gratulationsbeſuch Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten. Im Laufe des Vormittags ſtatteten die Familen des Prinzen Ludwig und Ludwig Ferdinand der Erzherzogin ihre Glückwünſche ab. Zahlreiche Blumenſpenden und Glückwunſchtelegramme liefen in der Reſidenz für die Erzherzogin ein. Zahlreiche Perſonen der Hofgeſellſchaft trugen ihre Namen in die aufliegenden Gratu- lationsliſten ein. Heute nachmittag ſind zur Hoftafel bei dem Prinzregenten die der Erzherzogin beſonders naheſtehenden Per- ſönlichkeiten geladen. — Herzogin Karl Theodor feiert heute ihr Geburts- und ihr Namensfeſt. Se. kgl. Hoheit der Prinzregent ſowie die ſämtlichen Mitglieder der königlichen Familie fuhren im Laufe des Vormittags beim Herzog Karl-Palais vor, um ihre Gratu- lationsbeſuche zu machen. Von den befreundeten Höfen, von Ver- einen, die unter dem Protektorat der Herzogin ſtehen, ſowie aus allen Kreiſen der Bürgerſchaft erhielt die Herzogin Blumen- und Glückwünſche. — Prinz Joſeph Clemens, der kleine Sohn des Prinzen Alfons, feiert heute ebenfalls ſein Namensfeſt. — Der König von Sachſen, für den in ganz Gries kein paſſendes Abſteigequartier aufzutreiben war, weil alle größeren Appartements beſetzt ſind, wird während ſeines eintägigen Auf- enthaltes im Hotel Briſtol in Bozen Wohnung nehmen. Die Ankunft des Königs in Bozen wird mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge München-Verona am Morgen des 24. März erfolgen. Der König reiſt im ſtrengſten Inkognito, weshalb kein offi- zieller Empfang ſtattfinden wird, jedoch wurde ſeitens der Statthalterei die Anordnung getroffen, daß ſich der Statt- haltereirat Graf Ceschi, der Leiter der Bezirkshauptmann- ſchaft Bozen, dem König zur Verfügung zu ſtellen hat. — Nach dem Reichsanzeiger hat der Kaiſer und König von Preußen den Major und Flügeladjutanten Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten von Bayern Otto Grafen zu Caſtell-Caſtell, den Kämmerer, Major und Adjutanten der 2. Diviſion Wilhelm Frhrn. v. Reitzenſtein, den Kammerjunker und kaiſ. Vize- konſul Friedrich Walther Frhrn. v. Falkenhauſen zu Ant- werpen, den Kämmerer, Rittmeiſter und Eskadronschef im 1. Schweren Reiter-Regiment Prinz Karl von Bayern Ralf Breſſelau v. Breſſensdorf nach Prüfung derſelben durch das Kapitel und auf Vorſchlag des Durchlauchtigſten Herren- meiſters Prinzen Eitel Friedrich von Preußen, Königlicher Hoheit, zu Ehrenrittern des Johan- niterordens ernannt. Münchener Stadtanzeiger. * München, 19. März. 50jähriges Prieſterjubiläum des Papſtes. st. In der Metropolitankirche zu A. L. Frau fand heute vormittag um 10 Uhr aus Anlaß des 50jährigen Prieſter- jubiläums des Papſtes Pius X. ein feierliches Pontifikalamt mit Tedeum ſtatt. Die Kirche prangte in Blumenſchmuck. Militär bildete im Innern Spalier und Hofoffizianten empfingen die königlichen Prinzen und die Würdenträger. Se. kgl. Hoheit der Prinzregent fuhr in großer Generalsuniform in Galawagen am Hauptportal an. In ſeiner Begleitung befanden ſich General- adjutant v. Haag, Flügeladjutant Generalmajor v. Reſchreiter ſowie die Herren des Kammerdienſtes Frhr. v. Eichthal, Dr. Frhr. v. Pöllnitz und Frhr. v. Maſſenbach. Der Regent wurde am Kirchenportal von dem Erzbiſchof Dr. v. Stein und dem Oberſt- hofmarſchall Grafen v. Seinsheim, der noch an Stelle des durch Krankheit in ſeiner Familie abgehaltenen Grafen Moy als Oberſtzeremonienmeiſter funktionierte, empfangen und zum Presbyterium geleitet. Dort hatten vorher ſchon die Prinzen Ludwig. Rupprecht. Karl, Franz. Heinrich, Ludwig Ferdinand und Herzog Chriſtoph Platz genommen. Dem feierlichen Gottes- dienſte wohnten noch bei der päpſtliche Nuntius Mſgr. Dr. Frühwirth, die Geſandten Frhr. v. Frieſen, v. Velics, v. Schlözer und v. Moſer, die Standesherren, die oberſten Hofchargen, die Staatsminiſter mit Baron v. Podewils an der Spitze, die päpſt- lichen Geheimkämmerer Graf Saedt, v. Fugger-Kirchberg und Graf Bopp v. Oberſtadt, zahlreiche Reichsräte, Staatsräte, Land- tagsabgeordnete, Vertreter der Stadt und der Hochſchulen, die Herren des Feſtkomitees. Anweſend waren ferner etwa 1500 Mit- glieder katholiſcher Vereine mit ca. 35 Fahnen. Der Erzbiſchof zelebrierte das Hochamt. Der Kirchenchor brachte die Meſſe in B für Chor und Orcheſter von Ett, das Offertorium „Veritas mea“ von Haller und das Tedeum für Chor und Orcheſter von Gänsbacher zum Vortrag. Der Regent wurde bei der An- und Abfahrt von der Kirche vom zahlreich erſchienenen Publikum lebhaft begrüßt. Um 11 Uhr fand in der St. Kajetans-Hoſkirche ein vom Stiftspropſt Dr. v. Türk zelebriertes Pontifikalamt für die Damen der Hof- geſellſchaft ſtatt. Zu dieſem waren Frau Prinzeſſin Ludwig, die Herzogin von Calabrien, die Prinzeſſinnen Adelgunde, Wiltrud, Helmtrud, Thereſe, Klara und Herzogin Karl Theodor erſchienen. Weiter ſah man dort die Damen des diplomatiſchen Korps, die Damen ſtandesherrlicher Häuſer, die Palaſtdamen, die Damen der drei Hofrangklaſſen, die Stiftsdamen von Neuberghauſen, die engliſchen Fräuleins, viele Kloſterfrauen ꝛc. Hier gelangte die Feſtmeſſe von Hummel und das Tedeum von Ett-Roeder unter Leitung des Chordirektors Meilbeck zum Vortrag. V Militäriſche Aufgaben der bayeriſchen Staatsbahnen. Nach der Neuordnung der Staatseiſenbahnverwaltung wurde vom Verkehrsminiſterium ein neuer Bevollmächtigter für die Militärangelegenheiten der bayeriſchen Staats- eiſenbahnen aufgeſtellt und hierzu ein früher der Generaldirek- tion der Staatsetſenbahnen angehörender Beamter beſtimmt, der jetzt Referent der Eiſenbahndirektion München iſt. Dieſem Be- vollmächtigten obliegt nun die Herſtellung der Mobilmachungs- behelfe und der ſonſtigen Vorbereitungen für den Kriegsfall, ſo- wie die Regelung und Durchführung der Militärtransporte im Frieden für den ganzen Bereich der bayeriſchen Staatsbahnen. Kürzlich wurde derſelbe auch mit der Aufgabe betraut, die be- triebstechniſchen, bautechniſchen und Zugförderungsreferenten der fünf Eiſenbahndirektionen, ferner die ſämtlichen Inſpek- tionsvorſtände, ſowie die Vorſtände der Hauptbetriebs- ſtationen und der Betriebswerkſtätten über ihre Aufgabe im Mobilmachungsfalle zu unterrichten. Die Eiſenbahn- direktionen und die Aemter der Staatseiſenbahnverwaltung wurden angewieſen, dem Bahnbevollmächtigten in militäriſchen Angelegenheiten tunlichſt entgegenzukommen und ihn bei Erfül- lung ſeiner Aufgabe, die auch im Frieden bei Truppentransporten z. B. zum und vom Manöver keine geringe iſt, zu unterſtützen. st. Tafel bei dem Nuntius. Heute mittag 1 Uhr fand bei dem päpſtlichen Nuntius zur Feier des Jubelfeſtes Sr. Heiligkeit des Papſtes eine Tafel ſtatt, zu welcher Miniſter- präſident Frhr. v. Podewils, Kultusminiſter v. Wehner, die Geſandten Sachſens, Oeſterreichs und Rußlands, Frhr. v. Frieſen, v. Velics und v. Weſtmann, der Erzbiſchof von München, Hofmarſchall Frhr. v. Laßberg, der preußiſche Legationsrat v. Hindenburg, die Reichsräte Frhr. v. Soden- Fraunhofen und Frhr. v. Cramer-Klett, der päpſtliche Ge- heimkämmerer Graſ Saedt, die kgl. Kämmerer Baron Moreau und Hauptmann Frhr. v. Hacke, Rechtsanwalt Dr. Rumpf, Dr. Jochner und die beiden Uditores Mſgr. Mar- chetti und Mſgr. Gualtieri geladen waren. Staatsminiſter Frhr. v. Podewils brachte in deutſcher Sprache einen Toaſt auf Papſt Pius X. aus, in welchem er das Haupt der katholiſchen Kirche feierte und auch ſeiner Freude Ausdruck gab, den Nuntius in deutſcher Sprache begrüßen zu können. Nuntius Dr. Frühwirth ſprach ſeinen Dank für den vertrauensvollen Willkommgruß aus und feierte in überaus herzlichen Worten Se. kgl. Hoheit den Prinzregenten. * Arbeitermuſeum. Im Leſezimmer des Arbeitermuſeums an der Pfarrſtraße fand Montag abend 8 Uhr die ordentliche Beiratsſitzung dieſes Muſeums für 1908 ſtatt. Von den Hauptpunkten der Tagesordnung wurde der Schaffung einer muſeumseigenen Abteilung über den Alkoholismus nach lebhaften Erörterungen für und wider zugeſtimmt. Die Ab- haltung von Wandervorträgen mit Lichtbildern an Stelle von Wanderausſtellungen einzelner Abteilungen des Muſeums ſowie die Beiſtellung der nötigen Apparate hierzu fand allgemein wärmſte Befürwortung. Bezüglich der Frage einer Sonder- ausſtellung für Heimarbeit und Hausinduſtrie ging die einſtimmige Anſchauung dahin, daß eine ſolche, wenn ſie etwas Ganzes bieten ſollte, ſoviel Zeit und Arbeit zur Vorbereitung erfordere, daß das Arbeitermuſeum allein in der nächſten Zeit — auch ſchon wegen der Platzfrage — unmöglich eine ſolche Ver- anſtaltung bewilligen könne, daß aber im gegebenen Augenblick das Muſeum ſelbſtverſtändlich zu kräftigſter Mitwirkung be- rufen ſei. * Reiſeſtipendium. Die Witwe des Generalſtabsarztes à l. s. der Armee, Exzellenz Anna v. Lotzbeck, eine Enkelin des Begründers der kgl. bayer. Baugewerkſchule in München, des Baurates Vorherr, hat dem Abſolventen dieſer Schule, Leonhard Gall, ein Stipendium von 1000 M verliehen zum Zwecke einer Studienreiſe nach Italien. Exzellenz Lotzbeck beabſichtigt auch dem Vernehmen nach, eine ſehr namhafte Stiftung für Reiſeſtipendien an der Baugewerkſchule zu gründen. dr. Aus der Arbeiterbewegung. Die Organiſationen der Holzarbeiter haben den Arbeitgebern ihre For- derungen unterbreitet. Auch die Steinarbeiter haben dem Arbeitgeberverband ihre neuen Tarifentwürfe übermittelt. Die Steinmetzmeiſter haben ſich aber dahin geäußert, daß ſie Lohnerhöhungen uſw. wegen der ſchlechten Geſchäftslage nicht bewilligen können. Hingegen ſind ſie bereit, den beſtehenden Tarif auf weitere zwei Jahre zu verlängern. Die Lohnkutſcherinnung hat ihre Mitglieder aufgefordert, Chauffeure und Kutſcher, welche am 12. März noch ſtreikten, nicht mehr einzuſtellen, und wo dies geſchehen, wieder zu entlaſſen. Das Ende des Streiks iſt alſo eine Ausſperrung geworden. Die Lohnkutſcher- Innung gewährt ihren Mitgliedern für jedes durch den Streik außer Verkehr befindliche Fuhrwerk eine Entſchädi- gung von 3 M pro Tag. * Verband der Penſionsbeſitzerinnen. Im Café Luitpold verſammelten ſich am Dienstag, 12. ds., die Penſionsbeſitzerinnen Münchens, um zu der lang vorbereiteten Gründung einer Ver- einigung Münchener Penſionsbeſitzerinnen zu ſchreiten. Nach einem Vortrag der Vorſitzenden des Verbandes deutſcher Penſionsbeſitzerinnen, Frau zur Nedden-Berlin, gaben von den Erſchienenen 40 ihre Unterſchrift zum Beitritt in die Vereinigung. * Sozialdemokratiſche Märzfeier. Im Münchner Kindl-Keller hatten die Sozialdemokraten für geſtern abend eine Verſamm- lung zur Feier des 18. März einberufen, die ſehr ſtark beſucht war. Das bekannte Mitglied des öſterreichiſchen Reichsrates Dr. Ellenbogen aus Wien hielt die Feſtrede, in der er die Bedeutung des 18. März 1848 und die Entwicklung ſeit dieſer Zeit ſchilderte. Zum Schluß wurde eine Reſolution angenommen, in der für Preußen das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht gefordert wird. * Verein Knabenhort. In der ordentlichen Generalverſamm- lung am 13. März gab der Vorſitzende Univerſitätsprofeſſor Dr. W. Herzog einen Bericht über die Tätigkeit und den Stand des Vereins. Der Verein unterhielt 12 Anſtalten mit 943 Zög- lingen. Sehr erfreuliche Entwicklung zeigt der Handfertigkeits- unterricht und die Beſchäftigung der Zöglinge mit Gartenarbeit. _ Bildende Kunſt. Sammlung (im Erdgeſchoß der Alten Pinakothek) öffentlich zugänglich, wo ſie gleich in den erſten Beſuchs- ſtunden eine große Anzahl Kunſtfreunde anlockte. Der große Berliner Zeichner iſt jetzt, was hier noch einmal mit Freude feſtgeſtellt ſei, in unſerer Staatsſammlung würdig vertreten. — Solche hochherzigen Stiftungen, wie die der Menzel-Kollektion oder jüngſt die der Sammlung Arndt, tun unſerem Kunſtleben recht not. Der Staat kann unmög- lich alle Lücken füllen, die in unſerem Muſeumsweſen längſt als Schaden empfunden werden. Dazu verfügt er, wie wir alle wiſſen, nicht über die nötigen Mittel. Um ſo aner- kennenswerter iſt es, wenn Private ſich unſerer Samm- lungen erinnern und als Stifter mit ihnen in Verbindung treten. Ihre Wohltaten dürfen immer des Dankes der Allgemeinheit ſicher ſein. * Künſtleriſche Jugendbücher. Der Kunſtwart, eifrig bemüht, alte Schätze zu heben, gibt eben in ſeinem Verlag (Georg D. W. Callwey in München) einige neue Werke heraus, die in Familien, wo auf gute Bücher Wert gelegt wird, viel Gutes ſtiften können: von Paul Konewka 2 kleine Bändchen: „Schattenbilder“ und „Kinder und Tiere“ und eine ſehr ſchön ausgeſtattete Liebhaberausgabe von den altbekannten Blättern zum „Ge- ſtiefelten Kater“ von Otto Speckter. Was ſoll man über Konewkas Schattenriſſe Neues ſagen? Geben wir lieber dem Herausgeber der niedlichen Bücher, Ferdinand Avena- rius, das Wort, der die munteren Silhouetten mit den neu verfaßten kindlichen Reimen folgendermaßen einleitet: „Nun ſind Jahre vergangen, ſeit wir Konewkas „Sommernachtstraum“, „Falſtaff und ſeine Geſellen“ und den „Oſterſpaziergang“ neu herausgegeben haben, aber außer gerade den Bildern zu „Fauſt“, die Konewka noch lange nicht auf ſeiner Höhe zeigen, iſt nichts wieder von ihm erſchienen. Es iſt, als wollte man von ihm nichts mehr wiederbeleben; ſelbſt ſeine alten Verleger, die doch im Beſitze der Platten ſind, haben bis auf den heutigen Tag noch nichts wieder neugedruckt. Alſo tun wir das. Und wir tun’s in der Ueberzeugung: wenn angeſichts der Bilder für die „Großen“ vielleicht doch der und jener Ganzgeſcheite da und dort etwas un- zureichend gefunden haben ſollte, ſo muß angeſichts der Konewka- ſchen Werke für die „Kleinen“ (die freilich gerade ſo gut für die „Großen“ ſind) doch auch ſein Bemängeln ſchweigen. Ich wenigſtens kann mir nicht vorſtellen, wie einer ausſieht, den dieſe Anmut der Geſtalten, dieſe Schönheit und zugleich dieſe Ausdruckskraft der Bewegungen nicht entzückt. So geben wir denn die ſchönſten der Bilder in zwei Sammlungen heraus. Die „Schattenbilder“ ſind von Anfang an ſo geſammelt geweſen, wie wir ſie wiedergeben, „Kinder und Tiere“ enthält die Bilder der Sammlung „Allerlei Tiergeſchichten“, vermehrt um die beſt- geeigneten der in den „Deutſchen Bilderbogen“ erſchienenen Konewkaſchen Schattenriſſe. Mit dem „Schwarzen Peter“ warten wir noch, da ein Gerücht geht, der Verleger wolle ihn wieder auflegen. Die Begleitverſe ſind neu.“ — Und auch Speckters „Geſtiefelter Kater“ mit dem neuen Text von Ferdinand Ave- narius wird in dem ſchönen Gewand überall freundlich aufge- nommen werden. * Aus Zeitſchriften. Von der rühmlichſt bekannten Wiener Zeitſchrift „Die graphiſchen Künſte“ (Verlag der Geſell- ſchaft für vervielfältigende Kunſt in Wien) ſind ſoeben zwei neue Hefte erſchienen, das vierte des dreißigſten und das erſte des einunddreißigſten Jahrganges. Sie enthalten den Schluß der äußerſt ſorgfältigen Arbeit Karl M. Kuzmanys über die jüngeren öſterreichiſchen Radierer der Gegenwart, einen Aufſatz V. v. Logas über Goyas Zeichnungen und eine Studie Clément-Janins über den franzöſiſchen Maler und Ra- dierer André Dauchez, der ſich beſonders die landſchaftliche Schilderung der Bretagne zur Aufgabe gemacht hat. Sehr reich- haltig iſt wieder der illuſtrative Schmuck der beiden Hefte; be- ſonders hervorgehoben ſeien die Originalblätter der Oeſterreicher Brömſe, Kaſimir, Pankiewicz, Pontini, Roux, Stretti und Uprka und eine Radierung von Dauchez ſowie vier wohlgelungene Lichtdrucktafeln nach Zeichnungen von Goya. Das Beiblatt, die „Mitteilungen“, bringt neben Ausſtellungsberichten, Anzeigen neuer Erſcheinungen und ähnlichem größere illuſtrierte Aufſätze über Schrotblätter und über frühe italieniſche Nachahmungen nordiſcher Stiche. — Gleichzeitig mit dieſen Heften gelangen auch die „Jahresmappe“ und die „Prämie“ der Geſellſchaft für das Jahr 1907 zur Ausgabe. Die Mappe beſteht aus vier Blättern, Radierungen der Oeſterreicher Simon (Der Wind) und Kaſimir (Dürnſtein) und des Niederländers P. Dupont (Arbeitspferd) und einer farbigen Originallithographie („Pro- zeſſion in Volendam“) des Wieners Kruis. Eine beſonders ſchöne und koſtbare Gabe aber bietet die Geſellſchaft ihren Mit- gliedern in der diesjährigen Prämie: einer großen neuen Ori- ginalradierung („Kloſterſuppe“) von Ferdinand Schmutzer, dem nunmehr im In- und Ausland mit Recht ſo gefeierten Wiener Maler-Radierer. Bunte Chronik. * Die Exiſtenz von Waſſerdämpfen auf dem Mare, über deren Entdeckung durch eine Spektralanalyſe des nordamerikaniſchen Aſtronomen Lowel in verſchiedenen Blättern berichtet wurde, berechtigt zur weiteren Annahme, daß auch Waſſer, eine der elementarſten Bedingungen für das organiſche Leben, ſich auf dem Mars befinden muß. Herr Direktor Archen- hold von der Treptow-Sternwarte, der neben dem Italiener Schiparelli einer der bedeutendſten Marsforſcher iſt, teilt auf eine Anfrage zu dieſer Nachricht folgendes mit: „Seit Jahren vertrete ich die Anſicht, daß die Erſcheinungen der Kanäle und der Meeresflächen auf dem Mars, wie ſie durch das Fern- rohr beobachtet wurden, der Wirklichkeit entſprechen. Von unſeren zuverläſſigen Marsbeobachtern wurden dort Veränderungen feſt- geſtellt, die man nicht auf Einwirkungen von Naturvorgängen zurückführen kann, ſondern bei denen künſtliche Vorrichtungen im Spiele ſein müſſen. Dieſe Kanäle, die 30—50 Kilometer breit ſind, ſcheinen dazu beſtimmt zu ſein, die Schmelzprodukte, die, wie die Beobachtung lehrt, im Sommer von den Polkuppeln ab- fließen, in die entſprechenden Wege zu leiten. Dies ſind vor- läufig die Folgerungen, die man aus dieſer Entdeckung ziehen kann. Zur Herſtellung dieſer Spektralanalyſe, in der ſich der fragliche Waſſerdampf nachweiſen läßt, waren Apparate von beſonderer Empfindlichkeit nötig, wie ſie bisher noch nicht benutzt werden konnten. Der amerikaniſche Forſcher, der über ſehr reiche Mittel verfügt, war in der Lage, die koſtſpieligen Inſtrumente, wie ſie dazu nötig ſind, herzuſtellen.“ * Wie ſchnell läuft ein Haſe? Ein Automobiliſt ſchreibt der Kölniſchen Zeitung: Durchfährt man im Kraftwagen wildreiche Gegenden bei Nacht, ſo kommen nicht ſelten Haſen in den Bereich der Scheinwerfer und ergreifen natürlich ſchleunigſt die Flucht. Da iſt es dann ergötzlich für den Fahrer, der keine böſen Abſichten auf das Leben dieſer Tiere hat, den Renneifer eines Haſen zu beobachten. Er läuft und läuft ſchnurſtracks geradeaus, unmittel- bar vor der Maſchine her, und merkt nicht, daß ein Sprung ſeit- wärts in den Straßengraben ihn vor der Verfolgung retten könne. Welches iſt nun das Verhängnis, das dem Haſen den rettenden Ausweg verbirgt? Die Scheinwerfer, die ihren blitzen- den Lichtſtrahl in ſchmalen Streifen geradeaus werfen. Das geblendete Tier ſieht nur einen Ausweg: die vom Scheinwerfer grell beleuchtete Straße. Rechts und links iſt ſchwarze Finſternis für den Haſen, ein gähnender Abgrund, und erſt wenn die Straße eine Wendung macht und der Schein vorübergehend in den Graben und auf freies Feld hinübergleitet, findet er Rettung aus der Gefangenſchaft der Lichtſtrahlen und ſitzt plötzlich, wohl zu ſeinem nicht geringen Erſtaunen, im tiefſten Dunkel. Bei dieſem Wettlauf kann man die Geſchwindigkeit eines Haſen leicht feſtſtellen. Sobald ihn die Lichtſtrahlen eingefangen haben, mäßige man die Geſchwindigkeit, bis der Abſtand zwiſchen Wagen und Tier gleichbleibt. Ein Blick auf den Geſchwindigkeitsmeſſer zeigt uns die Geſchwindigkeit des Haſen: auf ebener Straße 22 bis 25 Kilometer in der Stunde, bergab aber kaum 20 Kilo-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 133, 20. März 1908, S. Seite 3[3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine133_1908/3>, abgerufen am 18.06.2024.