Allgemeine Zeitung, Nr. 142, 26. März 1908.Nr. 142. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 26. März 1908. [Spaltenumbruch]
Ueber die Verhältnisse der Republik Kolumbien, wie sie unter ihrem gegenwärtigen Präsidenten, General "Die in Kolumbien wohnenden deutschen Reichs- Die Aeußerung stammt aus dem Oktober 1907. Hof und Gesellschaft. München, 25. März.-- Prinz Ludwig wohnte gestern abend 71/2 Uhr mit den -- Oberstleutnant a. D. Franz v. Sicherer, zuletzt bis Münchener Stadtanzeiger. München, 25. März.* Liberaler Kongreß in München. Auf Anregung des t. Orientalische Gesellschaft. In Gegenwart des Prinzen * Gleitflugmodell-Wettbewerb anläßlich der Ausstellung "München 1908". Auf das Preisausschreiben, welches der Sport- * Einführungskurs in das Verständnis politischer Fragen. Donnerstag, den 26. März, abends 81/2 Uhr, Vortrag des Herrn m. Erdbebenregistrierung. Nachdem in den letzten eh. Elektrische Beleuchtung der Billenkolonie Herzogpark. Das Villenquartier wird nicht, wie früher beabsichtigt, von der dr. Schließung einer öffentlichen Speisehalle. Vom 1. April * Wenn der pfälzische Weinkontrolleur in München ist. ... Wir haben vor einigen Tagen berichtet, daß der pfälzische Wein- * Deutsche Kolonialgesellschast, Abteilung München. Der * Der Zweigverein München des großen Deutschen Bank- b. Im Polytechnischen Verein sprach letzten Montag im [Spaltenumbruch] auf, während er, alles Leid vergessend, in beseligter Freude "Hanna! Du, mein Weib! Mein über alles geliebtes, Er sprang wieder auf. "Nun mag ich an gar nichts anderes mehr denken ... "Was mußt du tun, Georg?" Sie hatte die Verlegenheit und Scham überwunden "Hinfahren zu den Leuten, zum alten Halbach, auch "Aber du kannst doch nicht" .... Sie erschrak förmlich. "Nein, das ist ja wahr" -- er besann sich -- "ich meine Nun endlich wagte er es, sich seiner Frau wieder zu Hanna erwiderte seine Liebkosung; aber sie blieb ernst Seine starke Freude fand keinen Widerhall in ihrem Georg aber vergaß Gegenwart und Vergangenheit und Theater und Musik. D. Kgl. Hoftheater. Herrn Max Montor vom Deutschen W. 10. Kaim-Konzert. Herr Hofrat Kaim hat selbst in einer tz. Konzerte. Der Klavierabend von Alice Ripper hat Nr. 142. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 26. März 1908. [Spaltenumbruch]
Ueber die Verhältniſſe der Republik Kolumbien, wie ſie unter ihrem gegenwärtigen Präſidenten, General „Die in Kolumbien wohnenden deutſchen Reichs- Die Aeußerung ſtammt aus dem Oktober 1907. Hof und Geſellſchaft. München, 25. März.— Prinz Ludwig wohnte geſtern abend 7½ Uhr mit den — Oberſtleutnant a. D. Franz v. Sicherer, zuletzt bis Münchener Stadtanzeiger. München, 25. März.* Liberaler Kongreß in München. Auf Anregung des t. Orientaliſche Geſellſchaft. In Gegenwart des Prinzen * Gleitflugmodell-Wettbewerb anläßlich der Ausſtellung „München 1908“. Auf das Preisausſchreiben, welches der Sport- * Einführungskurs in das Verſtändnis politiſcher Fragen. Donnerstag, den 26. März, abends 8½ Uhr, Vortrag des Herrn m. Erdbebenregiſtrierung. Nachdem in den letzten eh. Elektriſche Beleuchtung der Billenkolonie Herzogpark. Das Villenquartier wird nicht, wie früher beabſichtigt, von der dr. Schließung einer öffentlichen Speiſehalle. Vom 1. April * Wenn der pfälziſche Weinkontrolleur in München iſt. ... Wir haben vor einigen Tagen berichtet, daß der pfälziſche Wein- * Deutſche Kolonialgeſellſchaſt, Abteilung München. Der * Der Zweigverein München des großen Deutſchen Bank- b. Im Polytechniſchen Verein ſprach letzten Montag im [Spaltenumbruch] auf, während er, alles Leid vergeſſend, in beſeligter Freude „Hanna! Du, mein Weib! Mein über alles geliebtes, Er ſprang wieder auf. „Nun mag ich an gar nichts anderes mehr denken ... „Was mußt du tun, Georg?“ Sie hatte die Verlegenheit und Scham überwunden „Hinfahren zu den Leuten, zum alten Halbach, auch „Aber du kannſt doch nicht“ .... Sie erſchrak förmlich. „Nein, das iſt ja wahr“ — er beſann ſich — „ich meine Nun endlich wagte er es, ſich ſeiner Frau wieder zu Hanna erwiderte ſeine Liebkoſung; aber ſie blieb ernſt Seine ſtarke Freude fand keinen Widerhall in ihrem Georg aber vergaß Gegenwart und Vergangenheit und Theater und Muſik. D. Kgl. Hoftheater. Herrn Max Montor vom Deutſchen W. 10. Kaim-Konzert. Herr Hofrat Kaim hat ſelbſt in einer tz. Konzerte. Der Klavierabend von Alice Ripper hat <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 142. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 26. März 1908.</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ueber die Verhältniſſe der Republik<lb/> Kolumbien,</hi> </head><lb/> <p>wie ſie unter ihrem gegenwärtigen Präſidenten, General<lb/><hi rendition="#g">Kafael Reyes,</hi> ſich geſtaltet haben, haben die <hi rendition="#g">frem-<lb/> den Diplomaten in Bogotà</hi> Aeußerungen abge-<lb/> geben, die nun in einer Zuſammenſtellung erſchienen ſind.<lb/> Wir entnehmen ihr die nachſtehenden Bemerkungen des<lb/> deutſchen Geſandten <hi rendition="#g">Frhrn. v. d. Goltz.</hi> Nachdem der<lb/> Geſandte die perſönliche Liebenswürdigkeit des Präſiden-<lb/> ten und ſeinen Eifer um die guten Beziehungen beſonders<lb/> auch zu Deutſchland gerühmt, fährt er fort:</p><lb/> <cit> <quote>„Die in Kolumbien wohnenden <hi rendition="#g">deutſchen Reichs-<lb/> angehörigen</hi> erfreuen ſich des wohlwollenden und wirk-<lb/> ſamen Schutzes des Herrn Präſidenten, was ihrerſeits dankbar<lb/> anerkannt wird. Der Handel zwiſchen Kolumbien und Deutſch-<lb/> land iſt in einem erfreulichen Aufblühen begriffen. Wie ſehr<lb/> die kaiſerlich deutſche Regierung auf die Stetigkeit in der fort-<lb/> ſchreitenden Entwicklung des Handelsverkehrs zwiſchen den beiden<lb/> Ländern rechnet, iſt daraus zu erſehen, daß deutſcherſeits neuer-<lb/> dings <hi rendition="#g">zwei neue Konſulate,</hi> in Orocué und in Santa<lb/> Marta, ins Leben gerufen worden ſind. Dieſe hocherfreuliche<lb/> Lage iſt dem ſegensreichen Walten des Herrn Präſidenten Reyes<lb/> zu verdanken, dem es gelungen iſt, den <hi rendition="#g">Kredit und das<lb/> Anſehen Kolumbiens im Ausland zu heben.</hi><lb/> Der Name Kolumbiens wird heute in der ganzen Welt mit Hoch-<lb/> achtung genannt, für ſeinen Präſidenten. Herrn General Reyes,<lb/> herrſcht ungeteilte Bewunderung.<lb/> Dieſe günſtige Beurteilung durch das Ausland erſcheint als<lb/> völlig berechtigt, wenn ein Blick auf die Art und Weiſe geworfen<lb/> wird, wie Herr Präſident Reyes die Regierung führt. Seiner<lb/> unnachahmlichen Geſchicklichkeit iſt es gelungen, die <hi rendition="#g">Gegen-<lb/> ſätze zwiſchen den politiſchen Parteien auszu-<lb/> gleichen,</hi> ſo daß dieſe, anſtatt ſich wie früher in blutigen<lb/> Bürgerkriegen gegenſeitig zu zerfleiſchen, jetzt gemeinſam unter<lb/> der Leitung des Präſidenten an der Förderung des allgemeinen<lb/> Wohles arbeiten. Der innere Friede des Landes kann als ge-<lb/> ſichert angeſehen werden, und die Hoffnung iſt nicht unverechtigt,<lb/> daß die Ruhe und Ordnung für abſehbare Zeit nicht mehr geſtört<lb/> werden wird. Iſt ſchon dies ein glänzendes Verdienſt des Herrn<lb/> Präſidenten, ſo muß auch ſeine von begeiſterter Vaterlandsliebe<lb/> durchglühte unermüdliche Tätigkeit, ſeine mit zäher Ausdauer<lb/> und gänzlicher Hingabe an ſein Werk fortgeführte Arbeit, die<lb/> für die kolumbianiſche Ration eine Aera des Wohlſtandes her-<lb/> beizuführen bezweckt, hervorgehoben werden. Die induſtrielle<lb/> Entwicklung, die Hebung der Landwirtſchaft und des Verkehrs-<lb/> weſens, die Schaffung einer modernen Armee und Flotte, die<lb/> Regelung der Finanzen, ſind die großen Ziele, die der Präſident<lb/> ſich geſteckt hat, denen er unaufhaltſam zuſtrebt. Faſt jeder<lb/> Tag fördert neue, vom Chef der Regierung angeordnete oder<lb/> inſpirierte Fortſchritte zutage. Heute wird eine Telegraphen-<lb/> linie vollendet, morgen eine Brücke eingeweiht, dann eine<lb/> Eiſenbahnſtrecke in Dienſt geſtellt, oder eine Fahrſtraße zur Ver-<lb/> bindung bis dahin von einander getrennter Landesteile er-<lb/> öffnet. Der Abſchluß von Kontrakten für Legung von See-<lb/> kabeln zum engeren Anſchluß Kolumbiens an das Kabel und<lb/> Telegraphennetz der Welt, für Erbauung neuer oder Vollendung<lb/> hereits begonnener Eiſenbahnſtrecken, die geplante Verbeſſerung<lb/> des Schiffahrtsbetriebes auf der Hauptſchlagader des Verkehrs,<lb/> dem Magdalenaſtrom, ſind alles Zeichen und Beweiſe für das un-<lb/> abläſſige Streben des Herrn Präſidenten. Nicht genug damit,<lb/> auch mit der Schöpfung einer neuen Stadt aus dem Nichts, im<lb/> Zentrum der neu ins Leben gerufenen Baumwollenkultur, be-<lb/> ſchäftigt ſich der rege Geiſt des Herrn Präſidenten. Auf allen<lb/> Gebieten entdeckt man ſeine nimmer raſtende Tätigkeit.<lb/> Alles in allem, ergibt ſich ein in hohem Grade erfreuliches<lb/> und hoffnungsvolles Bild. Unter der Leitung des Herrn Präſi-<lb/> denten Reyes geht Kolumbien einer glänzenden Zukunft ent-<lb/> gegen, und muß jeder aufrichtige Freund des Landes wünſchen,<lb/> daß dem Präſidenten noch eine lange, lange Regierung be-<lb/> ſchieden ſei.“</quote> </cit><lb/> <p>Die Aeußerung ſtammt aus dem Oktober 1907.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hof und Geſellſchaft.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 25. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Prinz <hi rendition="#g">Ludwig</hi> wohnte geſtern abend 7½ Uhr mit den<lb/> Prinzeſſinnen <hi rendition="#g">Adelgunde, Hildegard, Wiltrud</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Helmtrud</hi> der zweiten Aufführung der patriotiſchen Feſt-<lb/> ſpiele „In Treue feſt“ — von der Calderon-Geſellſchaft — im<lb/> Hotel Union an. — Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig</hi> wohnte abends den<lb/> vom „Verein für Vogelſchutz in Bayern“ im alten Rathaus-<lb/> ſaale veranſtalteten Vortrage des Herrn Friedrich <hi rendition="#g">Schwabe</hi><lb/><cb/> aus Eiſenach über das Thema: „<hi rendition="#g">Zeitgemäßer Vogel-<lb/> ſchutz</hi>“ bei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Oberſtleutnant a. D. Franz v. <hi rendition="#g">Sicherer,</hi> zuletzt bis<lb/> 1888 Bataillonskommandeur im 7. Infanterie-Regiment in Bay-<lb/> reuth, iſt in Weißenburg im 70. Lebensjahre geſtorben. 1859<lb/> zum Offizier ernannt, hat er im 10. Infanterie-Regiment den<lb/> Krieg 1866 und im 4. Infanterie-Regiment den Feldzug <formula notation="TeX">\frac{1870}{71}</formula>,<lb/> insbeſondere die Belagerung von Bitſch, mitgemacht.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Münchener Stadtanzeiger.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 25. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Liberaler Kongreß in München.</hi></head> <p>Auf Anregung des<lb/> „<hi rendition="#g">Nationalvereins für das liberale Deutſch-<lb/> land</hi>“ wird vom 20. bis 23. Juni dieſes Jahres in Mün-<lb/> chen ein liberaler Kongreß abgehalten werden. Es beſteht<lb/> die Ausſicht, daß der Beſuch aus allen Teilen Deutſchlands<lb/> und <hi rendition="#g">aus allen Lagern des Liberalsmus</hi> ein<lb/> recht reger wird. Die Münchener Liberalen werden ſich be-<lb/> mühen, die Veranſtaltung möglichſt eingehend vorzube-<lb/> reiten, ſo daß an einem Erfolg nicht zu zweifeln iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">t.</hi> <hi rendition="#b">Orientaliſche Geſellſchaft.</hi> </head> <p>In Gegenwart des Prinzen<lb/><hi rendition="#g">Ludwig</hi> ſprach in der Sitzung am Samstag Abend Prof. Dr.<lb/> Georg <hi rendition="#g">Steindorff.</hi> Der Vortrag des Leipziger Aegyptologen<lb/> „<hi rendition="#g">Auf alten und neuen Wegen durch Aegypten</hi>“<lb/> behandelte die Ergebniſſe einer zweiten Reiſe, die im Jahre 1906<lb/> nach Aegypten unternommen wurde. Diesmal war es der eng-<lb/> liſche <hi rendition="#g">Sudan</hi>, dem die Expedition galt. Noch in aller Er-<lb/> innerung ſind die Kämpfe, die England um dies Land auszu-<lb/> fechten gehabt hat. In Karthum iſt Gordon Paſcha gefallen:<lb/> mit ſeiner Niederlage fiel der ganze Sudan in die Hände des<lb/> Kalifen und ſeines Nachfolgers, des Mahdis. Erſt Kitchener<lb/> gelang es, den Sudan für England wieder zurückzuerobern. Aber<lb/> das ganze Land war verwüſtet. Trotzdem haben die Engländer<lb/> in kaum 10 Jahren es verſtanden, den Sudan zu patiſizieren und<lb/> in ein fruchtbares Land umzugeſtalten. In erſter Linie verdankt<lb/> England dieſes Kulturwerk dem in letzter Zeit viel genannten<lb/><hi rendition="#g">Lord Cromer</hi>. Schon in alter Zeit war der Sudan Kultur-<lb/> land. Um 2000 v. Chr. von ägyptiſchen Dynaſtien erobert,<lb/> bildete es um 900 v. Chr. ein eigenes Reich: <hi rendition="#g">Aethiopien,</hi><lb/> von den alten Schriftſtellern <hi rendition="#g">Meroe</hi> genannt. Mit der ägyp-<lb/> tiſchen Herrſchaft faßte auch die ägyptiſche Kultur und der Kul-<lb/> tus Fuß, aber er vermengte ſich mit der heimatlichen nubiſchen<lb/> zu einer Miſchkultur. Auch die äthiopiſchen Herrſcher haben, wie<lb/> die Pharaonen, Nekropolen errichtet und Pyramiden gebaut.<lb/> aber dieſe ſind kleiner als die Originale, auch iſt ihr Neigungs-<lb/> winkel ein anderer. Steindorff hat das Gebiet zwiſchen Nil und<lb/> Atbara durchreiſt und Naga und die alte Hauptſtadt Meroe<lb/> aufgeſucht. Für die Aegyptologie haben ſich dabei viele inter-<lb/> eſſante Neuheiten ergeben. Der feſſelnde Vortrag war von zahl-<lb/> reichen wohlgelungenen Lichtbildern begleitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Gleitflugmodell-Wettbewerb anläßlich der Ausſtellung<lb/> „München 1908“.</hi></head> <p>Auf das Preisausſchreiben, welches der Sport-<lb/> ausſchuß der Ausſtellung „München 1908“ mit Unterſtützung<lb/> durch Mitglieder des Münchener Vereins für Luftſchiffahrt er-<lb/> laſſen hat, ſind im ganzen 22 Anmeldungen eingegangen. Unter<lb/> den Konkurrenten ſind die verſchiedenſten Berufsarten vertreten:<lb/> Ingenieure, Maſchinentechniker, Offiziere, Künſtler, Aerzte,<lb/> Metallarbeiter uſw.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Einführungskurs in das Verſtändnis politiſcher Fragen.</hi></head><lb/> <p>Donnerstag, den 26. März, abends 8½ Uhr, Vortrag des Herrn<lb/> Redakteurs Dr. Paul <hi rendition="#g">Buſching</hi> über die <hi rendition="#g">Wohnungs-<lb/> frage und die politiſchen Parteien.</hi> Danach findet<lb/> wie bisher Beſprechung der jüngſten politiſchen Ereigniſſe ſtatt.<lb/> Gäſte, Damen und Herren, willkommen. Ort: Kleiner Saal der<lb/> Reſtauration zur Blüte, Ecke Barer- und Blütenſtraße.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">m.</hi> <hi rendition="#b">Erdbebenregiſtrierung.</hi> </head> <p>Nachdem in den letzten<lb/> Tagen ſich wieder eine allgemeine Bodenunruhe bemerk-<lb/> lich machte, deren Urſprung wohl meiſt in meteorologiſchen<lb/> Momenten zu ſuchen iſt, wurde am 23. März gleichzeitig<lb/> von dem regiſtrierenden Seismometer ein <hi rendition="#g">heftiges,<lb/> lang andauerndes Fernerdbeben</hi> aufgezeich-<lb/> net. Durch dieſes Zuſammentreffen der beiden Boden-<lb/> bewegungen erſcheinen die Regiſtrierungen des Bodens be-<lb/> ſonders am Anfange etwas geſtört, weshalb dieſer nicht<lb/> genau angegeben werden kann. Um 1 Uhr 50 Min. jedoch<lb/> zeigen bereits beide Komponenten deutliche Ausſchläge,<lb/> doch bleiben die oſtweſtlichen Bewegungen ſtets ſtärker als<lb/> die nordſüdlichen. Bald werden die kurzen Erſchütterungen<lb/> verdrängt und, der langſam dahinrollenden Brandung<lb/> vergleichbar, kommt Woge auf Woge, die ſo ſtark wurden,<lb/><cb/> daß ſie zur Zeit des Maximums zwiſchen 2 Uhr 25 Min.<lb/> und 2 Uhr 32 Min. Beträge erreichten, die über einen<lb/> Millimeter ausmachten. Wenn man bedenkt, daß der Herd<lb/> dieſes Bebens in mehr als 16,000 Kilometer Entfernung<lb/> liegt, ſo muß die Erſchütterung beſonders heftig geweſen<lb/> ſein, um noch bei uns Antipoden in dieſem Maße gefühlt zu<lb/> werden. Das Schüttergebiet iſt in den bekannten Beben-<lb/> gebieten des <hi rendition="#g">ſüdlichen Stillen Ozeans</hi> zu ſuchen,<lb/> von dem die deutſche Erdbebenſtation auf Samoa ſchon ſo<lb/> oft Nachrichten brachte und die gerade erſt durch dieſe<lb/> Warte kennen gelernt wurden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">eh.</hi> <hi rendition="#b">Elektriſche Beleuchtung der Billenkolonie Herzogpark.</hi> </head><lb/> <p>Das Villenquartier wird nicht, wie früher beabſichtigt, von der<lb/> Unterſtation am Prinzregententheater mit Gleichſtrom, ſondern<lb/> vom Transformatorenhaus in der Hirſchau mit einem Drehſtrom<lb/> von 5000 Volt Spannung verſorgt werden. Der Strom, der von<lb/> dem Elektrizitätswerk in Moosburg mit 50,000 Volt Spannung<lb/> kommt, wird nach ſeiner Umwandlung in 5000 Volt über die<lb/> Iſar geleitet und wird die neu entſtehenden Villenbauten er-<lb/> heblich billiger mit elektriſchem Licht verſorgen, als dies vom<lb/> Prinzregententheater aus möglich wäre.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">dr.</hi> <hi rendition="#b">Schließung einer öffentlichen Speiſehalle.</hi> </head> <p>Vom 1. April<lb/> ab wird die öffentliche Speiſehalle <hi rendition="#aq">II</hi> am Radlſteg und der<lb/> Küchelbäckerſtraße ihren Betrieb einſtellen. Der Grund iſt darin<lb/> zu ſuchen, daß der Hausbeſitzer einen früher gewährten Zins-<lb/> nachlaß zum Teil wieder zurückzog, wodurch der an und für ſich<lb/> ſehr beträchtliche Zuſchuß für den Verein für öffentliche Speiſe-<lb/> hallen zu hoch geworden wäre. Auch die defekte Kücheneinrich-<lb/> tung hätte einer gänzlichen Erneuerung bedurft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Wenn der pfälziſche Weinkontrolleur in München iſt. ...</hi></head><lb/> <p>Wir haben vor einigen Tagen berichtet, daß der pfälziſche Wein-<lb/> kontrolleur Weißer von der Staatsanwaltſchaft nach München<lb/> berufen worden iſt, um in einzelnen beſtimmten Fällen ſeines<lb/> ſauren Amtes zu walten. Was die Abweſenheit des Herrn<lb/> Weißer für unſere lieben pfälziſchen Landsleute bedeutet, das<lb/> lehrt folgende Geſchichte, die wir der Pfälziſchen Preſſe ent-<lb/> nehmen: Es iſt bekannt, daß der pfälziſche Weinkontrolleur<lb/> Weißer ein äußerſt findiger Herr iſt, und es ſind in den Zei-<lb/> tungen ſchon öfter mehr oder minder gelungene Stückchen von<lb/> der Furcht erzählt worden, die dieſer im Lande umherreiſende,<lb/> heute da und morgen dort an die Fäſſer pochende Beamte unter<lb/> denen verbreitet, die ſich in der Nachahmung des Wunders zu<lb/> Kanaan üben. Das folgende Geſchichtchen hat außer dem Vorzug<lb/> der Originellität den weiteren, buchſtäblich wahr zu ſein, und<lb/> ſtammt aus einer pfälziſchen Weingegend, die der Ehre des Be-<lb/> ſuches des geſtrengen Weinkontrolleurs beſonders oft teilhaftig<lb/> werden ſoll. Ein ländlicher Ratsherr kommt dieſer Tage in die<lb/> freundliche Trinkſtube des Löwenwirtes und beſtellt ſich einen<lb/> Schoppen „Vierziger“. Der Löwenwirt erhebt ſich, um den Wein<lb/> zu holen, legt die Zeitung, in der er geleſen hat, beiſeite und<lb/> meint: Hoſcht’s ſchunn geleſe, Hannes, de Weißer hann ſie nüwer<lb/> uff Minche kumme loſſe, ſor die dortige Keller zu revediere!“<lb/> „Was de Henker,“ erwidert das alſo angeredete Mitglied des<lb/> hohen Rates, das im Geruche ſteht, beſonders ſpitzfindig zu ſein,<lb/> „des kann nix ſchade — awer, was ich ſage wollt, loß des mit<lb/> ‘m Wei’, <hi rendition="#g">bring mer liewer ’n Schoppe Bier!</hi>“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Deutſche Kolonialgeſellſchaſt, Abteilung München.</hi></head> <p>Der<lb/> Vortrag des Herrn Major a. D. <hi rendition="#g">Baumann</hi> am 27. d. M. findet<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> im zoologiſchen Hörſaal, ſondern im Kunſtgewerbehaus,<lb/> Pfandhausſtr. <formula notation="TeX">\frac{7}{I}</formula>, ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Der Zweigverein München des großen Deutſchen Bank-<lb/> beamten-Vereins, c. V.,</hi> hat Herrn Dr. K. <hi rendition="#g">Weigt,</hi> Hannover,<lb/> zu einem Vortrag über das Thema: <hi rendition="#g">Marokko,</hi> Land und<lb/> Leute, gewonnen. Der Vortrag findet Freitag, 27. d. M., abends<lb/> 8½ Uhr, im großen Saale des Evangeliſchen Vereinshauſes<lb/> ſtatt, und wird durch zahlreiche Lichtbilder unterſtützt. Ein-<lb/> ladungen zu dieſem Vortrag ſind durch die Vorſtandſchaſt, ſowie<lb/> durch die Mitglieder erhältlich; Nichtmitglieder haben pro<lb/> Perſon 1 Mark Eintritt zu zahlen.</p> </div><lb/> <div xml:id="a2a" next="#a2b" type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#aq">b.</hi><hi rendition="#b">Im Polytechniſchen Verein</hi> ſprach letzten Montag im<lb/> Kunſtgewerbehauſe Diplomingenieur C. M. <hi rendition="#g">Lewin</hi> über<lb/> Moderne Fabrikorganiſation. Unter Fabrikorganiſation verſteht<lb/> man die überſichtliche und zweckmäßige Geſtaltung der mit dem<lb/> Geſchäftsgange im Fabrikbetriebe zuſammenhängenden techniſchen<lb/> und kaufmänniſchen Arbeiten in der Form, daß es einer einzigen<lb/> Perſon möglich gemacht wird, von einer Zentralſtelle aus das<lb/> ganze Geſchäft zu überſehen und zu leiten. Es iſt klar, daß eine<lb/> Diſziplin, die ſo weiten Umfang hat, ſich in viele einzelne Zweige<lb/> gliedert; ſo gibt es eine Organiſation des Ein- und Verkaufs,<lb/> der Lohn-, Lager-, Fabrikbuchführung, Selbſtkoſtenabrechnung uſf.,<lb/> die mit der wachſenden Konkurrenz und dem Umfange des Be-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jArticle" n="2"> <p>auf, während er, alles Leid vergeſſend, in beſeligter Freude<lb/> ſtammelte:</p><lb/> <p>„Hanna! Du, mein Weib! Mein über alles geliebtes,<lb/> geſegnetes Weib! ... Was gelten uns noch die Menſchen<lb/> und ihr lächerliches, törichtes Urteil in dieſer Stunde. ...<lb/> Wir ſind ja nicht mehr allein ... nicht mehr verurteilt<lb/> und gerichtet! ... Ich, du, wir beide ſind ja geſegnet. ..<lb/> Wir können nun nicht mehr zugrunde gehen — wir dürfen<lb/> ja nicht. ... Das Schickſal, von dem wir glaubten, daß es<lb/> uns vernichten wollte, es hat uns geſegnet, das es für uns<lb/> auf der Welt gibt. ... Nein — weine nicht, Hanna ...<lb/> oder ſage, daß du es vor lauter Glück tuſt ... daß es<lb/> Freudentränen ſind, die du weinſt! Ich wage ja kaum, dich<lb/> anzuſehen oder deinen Mund zu küſſen, weil ich fühle, daß<lb/> ich dich nur anbeten darf.“ ...</p><lb/> <p>Er ſprang wieder auf.</p><lb/> <p>„Nun mag ich an gar nichts anderes mehr denken ...<lb/> oder doch: in den nächſten Tagen, morgen ... am liebſten<lb/> ſchon heute muß ich es tun.“ ...</p><lb/> <p>„Was mußt du tun, Georg?“</p><lb/> <p>Sie hatte die Verlegenheit und Scham überwunden<lb/> und ſah ihm zärtlich ins Geſicht.</p><lb/> <p>„Hinfahren zu den Leuten, zum alten Halbach, auch<lb/> zu den Kramsdorffs und zu allen, die ich durch meine<lb/> Worte beleidigt habe.“ ...</p><lb/> <p>„Aber du kannſt doch nicht“ ....</p><lb/> <p>Sie erſchrak förmlich.</p><lb/> <p>„Nein, das iſt ja wahr“ — er beſann ſich — „ich meine<lb/> ja auch nicht, daß ich ihnen das ſagen ſoll. Aber ſie um<lb/> Verzeihung bitten, mich ausſprechen mit ihnen ... alles<lb/> zurücknehmen ... Klarheit ſchaffen überall ... und —<lb/> den Weg ebnen für den Erben auf Helldorf ... O, wenn<lb/> ich ihnen doch auch das ſagen könnte!“ ...</p><lb/> <p>Nun endlich wagte er es, ſich ſeiner Frau wieder zu<lb/> nähern. Scheu und beinahe zaghaft küßte er ſie und zog<lb/> ſie zärtlich an ſeine Bruſt.</p><lb/> <p>Hanna erwiderte ſeine Liebkoſung; aber ſie blieb ernſt<lb/> und nachdenklich.</p><lb/> <p>Seine ſtarke Freude fand keinen Widerhall in ihrem<lb/> Herzen. Sie dachte an die Szene des vergangenen Abends,<lb/> und ſie ſagte ſich, daß es ihm nie mehr gelingen würde, den<lb/> Weg zu ebnen. Sie wollte ſeine Hoffnungen nicht ſchon im<lb/> Keime erſticken und ſchwieg deshalb.</p><lb/> <cb/> <p>Georg aber vergaß Gegenwart und Vergangenheit und<lb/> dachte nur an die Zukunft, die dem Erben auf Helldorf ge-<lb/> hören ſollte.<lb/> (Fortſetzung folgt.)</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Theater und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#b">Kgl. Hoftheater.</hi> </head> <p>Herrn Max <hi rendition="#g">Montor</hi> vom Deutſchen<lb/> Schauſpielhauſe in Hamburg geht der Ruf eines hervorragenden<lb/> Künſtlers voraus und ſo durfte der Gaſt von vornherein als ein<lb/> ernſthafter Bewerber um das durch den Abgang des Herrn Heine<lb/> zur Erledigung kommende Fach der erſten Charakterrollen an<lb/> unſerer Hofbühne gelten. Herrn Montors geſtriges erſtes Auf-<lb/> treten als König Philipp in <hi rendition="#g">Schillers Don Carlos</hi> hat<lb/> dieſe Annahme durchaus gerechtfertigt. Der vollen Wirkung<lb/> ſeiner künſtleriſchen Leiſtung ſtand allerdings im Wege, daß der<lb/> Gaſt, an bequemere akuſtiſche Verhältniſſe gewöhnt, für unſer<lb/> Rieſenhaus im allgemeinen viel zu wenig Stimme gab — wir<lb/> wiſſen zufällig, daß dies nicht etwa auf einem natürlichen Mangel<lb/> beruht, daß Herr Montor vielmehr über ein ausgezeichnetes<lb/> volles und ſonores Organ verfügt. Wenn man ſodann ſeinem<lb/> Philipp zu Anfang und zu Ende auch geiſtig einige „Zoll“ König<lb/> mehr hätte wünſchen können, etwas mehr Schärfe in der Sprache,<lb/> etwas mehr ſichere Abgemeſſenheit in den Bewegungen, ſo mag<lb/> das daher rühren, daß die Rolle wohl kaum zu dem bisherigen<lb/> ſtändigen Repertoire des Künſtlers gehört, ſo daß man es nicht<lb/> mit einer in allen Einzelheiten feſtſtehenden künſtleriſchen Leiſtung<lb/> zu tun hatte, die auch im fremden und nicht immer günſtigen<lb/> Milieu mit der Sicherheit eines höheren Mechanismus ſich ab-<lb/> ſpielt. Was wir zu ſehen bekamen, war mehr die lebendige künſt-<lb/> leriſche Auseinanderſetzung eines hochbegabten Schauſpielers mit<lb/> einer der größten und in gewiſſem Sinne auch ſchönſten und dank-<lb/> barſten Aufgaben, die unſere Bühne kennt. Aber dieſe Ausein-<lb/> anderſetzung bot einen hohen, zuweilen ganz vollkommenen Ge-<lb/> nuß. Daß man den König Philipp nicht als Böſewicht und<lb/> Wüterich ſpielt, verſteht ſich für einen Schauſpieler von der In-<lb/> telligenz und dem künſtleriſchen Inſtinkt Montors, der zudem von<lb/> der Bühne Alfred v. Bergers kommt, von ſelbſt. Es iſt keine<lb/> leere Schmeichelei, wenn Poſa dem König ſagt: „Sie waren gut,“<lb/> und es iſt wunderbar ergreifend zu ſehen, wie ſich dieſes von<lb/> dreifach harter Schale verſchloſſene Königsherz dem ungewohnten<lb/> Strahle einer reinen freien und ſchönen Menſchlichkeit öffnet,<lb/> freilich nur, um ſich, furchtbar enttäuſcht, mit zehnfacher Härte<lb/> wieder zu ſchließen. Und in dem großen dritten Akt, der den<lb/> Deſpoten, den König, den „Gott“ von der einſamen eiskalten<lb/> Höhe ſeines Thrones in die Gefilde der Menſchlichkeit herab-<lb/><cb/> ſteigen ſieht, ſtand denn auch Montor vollauf auf der Höhe ſeiner<lb/> Aufgabe und erwies ſich als ein Schauſpieler, der unſerer Hof-<lb/> bühne ſicherlich zu Nutzen und Ehre gereichen würde und deſſen<lb/> Mephiſto wir mit lebhaftem Intereſſe entgegenſehen dürfen.<lb/> — Von der übrigen Aufführung iſt leider nicht durchweg Günſtiges<lb/> zu ſagen. Ausgezeichnet aber war Frl. Berndl als Königin und<lb/> auch Frl. v. Hagen hat der Unnatur der großen Eboli-Szene<lb/> ſoviel ſchöne Natürlichkeit gegeben, als ſich ihr eben geben läßt.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">W.</hi><hi rendition="#b">10. Kaim-Konzert.</hi> Herr Hofrat Kaim hat ſelbſt in einer<lb/> ſeiner Erklärungen zum Falle Cor de Las ausgeſprochen, daß<lb/> es verfrüht und ungerecht ſei, heute ſchon ein abſchließendes<lb/> Urteil über ſein neues Orcheſter zu fällen. Er erkennt damit<lb/> wohl an, daß die Leiſtungen der Geſamtheit ſeiner Muſiker noch<lb/> nicht den Anforderungen entſprechen, die man an ein großes<lb/> Orcheſter ſtellen muß: vor allem die Hörner erſchienen diesmal<lb/> wieder wenig gut, beſſer zum Beiſpiel der erſte Flötiſt, der recht<lb/> gewandt und mit weichem Ton blies. Der Streichkörper hat ſich<lb/> von neuem verſtärkt: er muſiziert einwandfreier wie die Bläſer;<lb/> die rhythmiſche Feſtigung dürfte jedoch auch da noch etwas größer<lb/> ſein. Haydns intereſſante Symphonie „<hi rendition="#aq">le midi</hi>“, zu einem<lb/> Tageszeiten-Zyklus gehörig (Programmſymvhonien ſchrieb Haydn<lb/> ja eine ziemliche Anzahl) und 1761 in Eiſenſtadt komponiert,<lb/> bildete das ſymphoniſche Hauptſtück des Programms (die Pro-<lb/> gramm-Zuſammenſtellung war offenſichtlich von den Ausfüh-<lb/> rungsmöglichkeiten unlieb beſchränkt); auffällig iſt in ihr das<lb/> ſtark konzertierende Element, das der Solovioline (Konzert-<lb/> meiſter Hende) und dem Solovioloncello (Konzertmeiſter van<lb/> Vliet) im Adagio und Finale breiten Raum gibt. In dieſem<lb/> Werk wie in Mozarts Serenade „Eine kleine Nachtmuſik“ (vor<lb/> kurzem im Volks-Symphoniekonzert aufgeführt) und Beethovens<lb/> Prometheus-Ouvertüre holte der wieder einmal an die Stätte<lb/> ſeiner früheren Wirkſamkeit zurückgekehrte Weimaraner Hof-<lb/> kapellmeiſter Peter <hi rendition="#g">Raabe</hi> mit ebenſo energiſcher und um-<lb/> ſichtiger als feinnuancierter Direktion alles nur Mögliche aus<lb/> ſeinen Muſikern heraus, ſo daß die Darbietungen im allgemeinen<lb/> einen recht freundlichen Eindruck machten. Als Soliſtin trug<lb/> Frau <hi rendition="#g">Hirzel-Langenhan</hi> Chopins <hi rendition="#aq">F-moll</hi>-Klavierkonzert<lb/> vor. Die Begleitung durch das Orcheſter war leider teilweiſe<lb/> verſchwommen und unklar, und darunter ſchien im erſten und<lb/> letzten Satz. die nicht ganz mit der bei ihr ſonſt gewohnten<lb/> Verve und Kraft zu Gehör kamen, ſogar die gefeierte Künſtlerin<lb/> ſelbſt einigermaßen zu leiden: ſehr poetiſch und klangſchön geriet<lb/> dafür das Larghetto. Frau Langenhan wie der Dirigent fanden<lb/> reichſten und herzlichſten Beifall und wurden mit Blumen- und<lb/> Lorbeerſyenden geehrt.</p> </div><lb/> <div xml:id="a3a" next="#a3b" type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">tz.</hi> <hi rendition="#b">Konzerte.</hi> </head> <p>Der Klavierabend von <hi rendition="#g">Alice Ripper</hi> hat<lb/> in mir gewiſſe hiſtoriſche Reminiszenzen wachgerufen, nicht etwa</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 142. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 26. März 1908.
Ueber die Verhältniſſe der Republik
Kolumbien,
wie ſie unter ihrem gegenwärtigen Präſidenten, General
Kafael Reyes, ſich geſtaltet haben, haben die frem-
den Diplomaten in Bogotà Aeußerungen abge-
geben, die nun in einer Zuſammenſtellung erſchienen ſind.
Wir entnehmen ihr die nachſtehenden Bemerkungen des
deutſchen Geſandten Frhrn. v. d. Goltz. Nachdem der
Geſandte die perſönliche Liebenswürdigkeit des Präſiden-
ten und ſeinen Eifer um die guten Beziehungen beſonders
auch zu Deutſchland gerühmt, fährt er fort:
„Die in Kolumbien wohnenden deutſchen Reichs-
angehörigen erfreuen ſich des wohlwollenden und wirk-
ſamen Schutzes des Herrn Präſidenten, was ihrerſeits dankbar
anerkannt wird. Der Handel zwiſchen Kolumbien und Deutſch-
land iſt in einem erfreulichen Aufblühen begriffen. Wie ſehr
die kaiſerlich deutſche Regierung auf die Stetigkeit in der fort-
ſchreitenden Entwicklung des Handelsverkehrs zwiſchen den beiden
Ländern rechnet, iſt daraus zu erſehen, daß deutſcherſeits neuer-
dings zwei neue Konſulate, in Orocué und in Santa
Marta, ins Leben gerufen worden ſind. Dieſe hocherfreuliche
Lage iſt dem ſegensreichen Walten des Herrn Präſidenten Reyes
zu verdanken, dem es gelungen iſt, den Kredit und das
Anſehen Kolumbiens im Ausland zu heben.
Der Name Kolumbiens wird heute in der ganzen Welt mit Hoch-
achtung genannt, für ſeinen Präſidenten. Herrn General Reyes,
herrſcht ungeteilte Bewunderung.
Dieſe günſtige Beurteilung durch das Ausland erſcheint als
völlig berechtigt, wenn ein Blick auf die Art und Weiſe geworfen
wird, wie Herr Präſident Reyes die Regierung führt. Seiner
unnachahmlichen Geſchicklichkeit iſt es gelungen, die Gegen-
ſätze zwiſchen den politiſchen Parteien auszu-
gleichen, ſo daß dieſe, anſtatt ſich wie früher in blutigen
Bürgerkriegen gegenſeitig zu zerfleiſchen, jetzt gemeinſam unter
der Leitung des Präſidenten an der Förderung des allgemeinen
Wohles arbeiten. Der innere Friede des Landes kann als ge-
ſichert angeſehen werden, und die Hoffnung iſt nicht unverechtigt,
daß die Ruhe und Ordnung für abſehbare Zeit nicht mehr geſtört
werden wird. Iſt ſchon dies ein glänzendes Verdienſt des Herrn
Präſidenten, ſo muß auch ſeine von begeiſterter Vaterlandsliebe
durchglühte unermüdliche Tätigkeit, ſeine mit zäher Ausdauer
und gänzlicher Hingabe an ſein Werk fortgeführte Arbeit, die
für die kolumbianiſche Ration eine Aera des Wohlſtandes her-
beizuführen bezweckt, hervorgehoben werden. Die induſtrielle
Entwicklung, die Hebung der Landwirtſchaft und des Verkehrs-
weſens, die Schaffung einer modernen Armee und Flotte, die
Regelung der Finanzen, ſind die großen Ziele, die der Präſident
ſich geſteckt hat, denen er unaufhaltſam zuſtrebt. Faſt jeder
Tag fördert neue, vom Chef der Regierung angeordnete oder
inſpirierte Fortſchritte zutage. Heute wird eine Telegraphen-
linie vollendet, morgen eine Brücke eingeweiht, dann eine
Eiſenbahnſtrecke in Dienſt geſtellt, oder eine Fahrſtraße zur Ver-
bindung bis dahin von einander getrennter Landesteile er-
öffnet. Der Abſchluß von Kontrakten für Legung von See-
kabeln zum engeren Anſchluß Kolumbiens an das Kabel und
Telegraphennetz der Welt, für Erbauung neuer oder Vollendung
hereits begonnener Eiſenbahnſtrecken, die geplante Verbeſſerung
des Schiffahrtsbetriebes auf der Hauptſchlagader des Verkehrs,
dem Magdalenaſtrom, ſind alles Zeichen und Beweiſe für das un-
abläſſige Streben des Herrn Präſidenten. Nicht genug damit,
auch mit der Schöpfung einer neuen Stadt aus dem Nichts, im
Zentrum der neu ins Leben gerufenen Baumwollenkultur, be-
ſchäftigt ſich der rege Geiſt des Herrn Präſidenten. Auf allen
Gebieten entdeckt man ſeine nimmer raſtende Tätigkeit.
Alles in allem, ergibt ſich ein in hohem Grade erfreuliches
und hoffnungsvolles Bild. Unter der Leitung des Herrn Präſi-
denten Reyes geht Kolumbien einer glänzenden Zukunft ent-
gegen, und muß jeder aufrichtige Freund des Landes wünſchen,
daß dem Präſidenten noch eine lange, lange Regierung be-
ſchieden ſei.“
Die Aeußerung ſtammt aus dem Oktober 1907.
Hof und Geſellſchaft.
München, 25. März.
— Prinz Ludwig wohnte geſtern abend 7½ Uhr mit den
Prinzeſſinnen Adelgunde, Hildegard, Wiltrud und
Helmtrud der zweiten Aufführung der patriotiſchen Feſt-
ſpiele „In Treue feſt“ — von der Calderon-Geſellſchaft — im
Hotel Union an. — Prinzeſſin Ludwig wohnte abends den
vom „Verein für Vogelſchutz in Bayern“ im alten Rathaus-
ſaale veranſtalteten Vortrage des Herrn Friedrich Schwabe
aus Eiſenach über das Thema: „Zeitgemäßer Vogel-
ſchutz“ bei.
— Oberſtleutnant a. D. Franz v. Sicherer, zuletzt bis
1888 Bataillonskommandeur im 7. Infanterie-Regiment in Bay-
reuth, iſt in Weißenburg im 70. Lebensjahre geſtorben. 1859
zum Offizier ernannt, hat er im 10. Infanterie-Regiment den
Krieg 1866 und im 4. Infanterie-Regiment den Feldzug [FORMEL],
insbeſondere die Belagerung von Bitſch, mitgemacht.
Münchener Stadtanzeiger.
München, 25. März.
* Liberaler Kongreß in München. Auf Anregung des
„Nationalvereins für das liberale Deutſch-
land“ wird vom 20. bis 23. Juni dieſes Jahres in Mün-
chen ein liberaler Kongreß abgehalten werden. Es beſteht
die Ausſicht, daß der Beſuch aus allen Teilen Deutſchlands
und aus allen Lagern des Liberalsmus ein
recht reger wird. Die Münchener Liberalen werden ſich be-
mühen, die Veranſtaltung möglichſt eingehend vorzube-
reiten, ſo daß an einem Erfolg nicht zu zweifeln iſt.
t. Orientaliſche Geſellſchaft. In Gegenwart des Prinzen
Ludwig ſprach in der Sitzung am Samstag Abend Prof. Dr.
Georg Steindorff. Der Vortrag des Leipziger Aegyptologen
„Auf alten und neuen Wegen durch Aegypten“
behandelte die Ergebniſſe einer zweiten Reiſe, die im Jahre 1906
nach Aegypten unternommen wurde. Diesmal war es der eng-
liſche Sudan, dem die Expedition galt. Noch in aller Er-
innerung ſind die Kämpfe, die England um dies Land auszu-
fechten gehabt hat. In Karthum iſt Gordon Paſcha gefallen:
mit ſeiner Niederlage fiel der ganze Sudan in die Hände des
Kalifen und ſeines Nachfolgers, des Mahdis. Erſt Kitchener
gelang es, den Sudan für England wieder zurückzuerobern. Aber
das ganze Land war verwüſtet. Trotzdem haben die Engländer
in kaum 10 Jahren es verſtanden, den Sudan zu patiſizieren und
in ein fruchtbares Land umzugeſtalten. In erſter Linie verdankt
England dieſes Kulturwerk dem in letzter Zeit viel genannten
Lord Cromer. Schon in alter Zeit war der Sudan Kultur-
land. Um 2000 v. Chr. von ägyptiſchen Dynaſtien erobert,
bildete es um 900 v. Chr. ein eigenes Reich: Aethiopien,
von den alten Schriftſtellern Meroe genannt. Mit der ägyp-
tiſchen Herrſchaft faßte auch die ägyptiſche Kultur und der Kul-
tus Fuß, aber er vermengte ſich mit der heimatlichen nubiſchen
zu einer Miſchkultur. Auch die äthiopiſchen Herrſcher haben, wie
die Pharaonen, Nekropolen errichtet und Pyramiden gebaut.
aber dieſe ſind kleiner als die Originale, auch iſt ihr Neigungs-
winkel ein anderer. Steindorff hat das Gebiet zwiſchen Nil und
Atbara durchreiſt und Naga und die alte Hauptſtadt Meroe
aufgeſucht. Für die Aegyptologie haben ſich dabei viele inter-
eſſante Neuheiten ergeben. Der feſſelnde Vortrag war von zahl-
reichen wohlgelungenen Lichtbildern begleitet.
* Gleitflugmodell-Wettbewerb anläßlich der Ausſtellung
„München 1908“. Auf das Preisausſchreiben, welches der Sport-
ausſchuß der Ausſtellung „München 1908“ mit Unterſtützung
durch Mitglieder des Münchener Vereins für Luftſchiffahrt er-
laſſen hat, ſind im ganzen 22 Anmeldungen eingegangen. Unter
den Konkurrenten ſind die verſchiedenſten Berufsarten vertreten:
Ingenieure, Maſchinentechniker, Offiziere, Künſtler, Aerzte,
Metallarbeiter uſw.
* Einführungskurs in das Verſtändnis politiſcher Fragen.
Donnerstag, den 26. März, abends 8½ Uhr, Vortrag des Herrn
Redakteurs Dr. Paul Buſching über die Wohnungs-
frage und die politiſchen Parteien. Danach findet
wie bisher Beſprechung der jüngſten politiſchen Ereigniſſe ſtatt.
Gäſte, Damen und Herren, willkommen. Ort: Kleiner Saal der
Reſtauration zur Blüte, Ecke Barer- und Blütenſtraße.
m. Erdbebenregiſtrierung. Nachdem in den letzten
Tagen ſich wieder eine allgemeine Bodenunruhe bemerk-
lich machte, deren Urſprung wohl meiſt in meteorologiſchen
Momenten zu ſuchen iſt, wurde am 23. März gleichzeitig
von dem regiſtrierenden Seismometer ein heftiges,
lang andauerndes Fernerdbeben aufgezeich-
net. Durch dieſes Zuſammentreffen der beiden Boden-
bewegungen erſcheinen die Regiſtrierungen des Bodens be-
ſonders am Anfange etwas geſtört, weshalb dieſer nicht
genau angegeben werden kann. Um 1 Uhr 50 Min. jedoch
zeigen bereits beide Komponenten deutliche Ausſchläge,
doch bleiben die oſtweſtlichen Bewegungen ſtets ſtärker als
die nordſüdlichen. Bald werden die kurzen Erſchütterungen
verdrängt und, der langſam dahinrollenden Brandung
vergleichbar, kommt Woge auf Woge, die ſo ſtark wurden,
daß ſie zur Zeit des Maximums zwiſchen 2 Uhr 25 Min.
und 2 Uhr 32 Min. Beträge erreichten, die über einen
Millimeter ausmachten. Wenn man bedenkt, daß der Herd
dieſes Bebens in mehr als 16,000 Kilometer Entfernung
liegt, ſo muß die Erſchütterung beſonders heftig geweſen
ſein, um noch bei uns Antipoden in dieſem Maße gefühlt zu
werden. Das Schüttergebiet iſt in den bekannten Beben-
gebieten des ſüdlichen Stillen Ozeans zu ſuchen,
von dem die deutſche Erdbebenſtation auf Samoa ſchon ſo
oft Nachrichten brachte und die gerade erſt durch dieſe
Warte kennen gelernt wurden.
eh. Elektriſche Beleuchtung der Billenkolonie Herzogpark.
Das Villenquartier wird nicht, wie früher beabſichtigt, von der
Unterſtation am Prinzregententheater mit Gleichſtrom, ſondern
vom Transformatorenhaus in der Hirſchau mit einem Drehſtrom
von 5000 Volt Spannung verſorgt werden. Der Strom, der von
dem Elektrizitätswerk in Moosburg mit 50,000 Volt Spannung
kommt, wird nach ſeiner Umwandlung in 5000 Volt über die
Iſar geleitet und wird die neu entſtehenden Villenbauten er-
heblich billiger mit elektriſchem Licht verſorgen, als dies vom
Prinzregententheater aus möglich wäre.
dr. Schließung einer öffentlichen Speiſehalle. Vom 1. April
ab wird die öffentliche Speiſehalle II am Radlſteg und der
Küchelbäckerſtraße ihren Betrieb einſtellen. Der Grund iſt darin
zu ſuchen, daß der Hausbeſitzer einen früher gewährten Zins-
nachlaß zum Teil wieder zurückzog, wodurch der an und für ſich
ſehr beträchtliche Zuſchuß für den Verein für öffentliche Speiſe-
hallen zu hoch geworden wäre. Auch die defekte Kücheneinrich-
tung hätte einer gänzlichen Erneuerung bedurft.
* Wenn der pfälziſche Weinkontrolleur in München iſt. ...
Wir haben vor einigen Tagen berichtet, daß der pfälziſche Wein-
kontrolleur Weißer von der Staatsanwaltſchaft nach München
berufen worden iſt, um in einzelnen beſtimmten Fällen ſeines
ſauren Amtes zu walten. Was die Abweſenheit des Herrn
Weißer für unſere lieben pfälziſchen Landsleute bedeutet, das
lehrt folgende Geſchichte, die wir der Pfälziſchen Preſſe ent-
nehmen: Es iſt bekannt, daß der pfälziſche Weinkontrolleur
Weißer ein äußerſt findiger Herr iſt, und es ſind in den Zei-
tungen ſchon öfter mehr oder minder gelungene Stückchen von
der Furcht erzählt worden, die dieſer im Lande umherreiſende,
heute da und morgen dort an die Fäſſer pochende Beamte unter
denen verbreitet, die ſich in der Nachahmung des Wunders zu
Kanaan üben. Das folgende Geſchichtchen hat außer dem Vorzug
der Originellität den weiteren, buchſtäblich wahr zu ſein, und
ſtammt aus einer pfälziſchen Weingegend, die der Ehre des Be-
ſuches des geſtrengen Weinkontrolleurs beſonders oft teilhaftig
werden ſoll. Ein ländlicher Ratsherr kommt dieſer Tage in die
freundliche Trinkſtube des Löwenwirtes und beſtellt ſich einen
Schoppen „Vierziger“. Der Löwenwirt erhebt ſich, um den Wein
zu holen, legt die Zeitung, in der er geleſen hat, beiſeite und
meint: Hoſcht’s ſchunn geleſe, Hannes, de Weißer hann ſie nüwer
uff Minche kumme loſſe, ſor die dortige Keller zu revediere!“
„Was de Henker,“ erwidert das alſo angeredete Mitglied des
hohen Rates, das im Geruche ſteht, beſonders ſpitzfindig zu ſein,
„des kann nix ſchade — awer, was ich ſage wollt, loß des mit
‘m Wei’, bring mer liewer ’n Schoppe Bier!“
* Deutſche Kolonialgeſellſchaſt, Abteilung München. Der
Vortrag des Herrn Major a. D. Baumann am 27. d. M. findet
nicht im zoologiſchen Hörſaal, ſondern im Kunſtgewerbehaus,
Pfandhausſtr. [FORMEL], ſtatt.
* Der Zweigverein München des großen Deutſchen Bank-
beamten-Vereins, c. V., hat Herrn Dr. K. Weigt, Hannover,
zu einem Vortrag über das Thema: Marokko, Land und
Leute, gewonnen. Der Vortrag findet Freitag, 27. d. M., abends
8½ Uhr, im großen Saale des Evangeliſchen Vereinshauſes
ſtatt, und wird durch zahlreiche Lichtbilder unterſtützt. Ein-
ladungen zu dieſem Vortrag ſind durch die Vorſtandſchaſt, ſowie
durch die Mitglieder erhältlich; Nichtmitglieder haben pro
Perſon 1 Mark Eintritt zu zahlen.
b. Im Polytechniſchen Verein ſprach letzten Montag im
Kunſtgewerbehauſe Diplomingenieur C. M. Lewin über
Moderne Fabrikorganiſation. Unter Fabrikorganiſation verſteht
man die überſichtliche und zweckmäßige Geſtaltung der mit dem
Geſchäftsgange im Fabrikbetriebe zuſammenhängenden techniſchen
und kaufmänniſchen Arbeiten in der Form, daß es einer einzigen
Perſon möglich gemacht wird, von einer Zentralſtelle aus das
ganze Geſchäft zu überſehen und zu leiten. Es iſt klar, daß eine
Diſziplin, die ſo weiten Umfang hat, ſich in viele einzelne Zweige
gliedert; ſo gibt es eine Organiſation des Ein- und Verkaufs,
der Lohn-, Lager-, Fabrikbuchführung, Selbſtkoſtenabrechnung uſf.,
die mit der wachſenden Konkurrenz und dem Umfange des Be-
auf, während er, alles Leid vergeſſend, in beſeligter Freude
ſtammelte:
„Hanna! Du, mein Weib! Mein über alles geliebtes,
geſegnetes Weib! ... Was gelten uns noch die Menſchen
und ihr lächerliches, törichtes Urteil in dieſer Stunde. ...
Wir ſind ja nicht mehr allein ... nicht mehr verurteilt
und gerichtet! ... Ich, du, wir beide ſind ja geſegnet. ..
Wir können nun nicht mehr zugrunde gehen — wir dürfen
ja nicht. ... Das Schickſal, von dem wir glaubten, daß es
uns vernichten wollte, es hat uns geſegnet, das es für uns
auf der Welt gibt. ... Nein — weine nicht, Hanna ...
oder ſage, daß du es vor lauter Glück tuſt ... daß es
Freudentränen ſind, die du weinſt! Ich wage ja kaum, dich
anzuſehen oder deinen Mund zu küſſen, weil ich fühle, daß
ich dich nur anbeten darf.“ ...
Er ſprang wieder auf.
„Nun mag ich an gar nichts anderes mehr denken ...
oder doch: in den nächſten Tagen, morgen ... am liebſten
ſchon heute muß ich es tun.“ ...
„Was mußt du tun, Georg?“
Sie hatte die Verlegenheit und Scham überwunden
und ſah ihm zärtlich ins Geſicht.
„Hinfahren zu den Leuten, zum alten Halbach, auch
zu den Kramsdorffs und zu allen, die ich durch meine
Worte beleidigt habe.“ ...
„Aber du kannſt doch nicht“ ....
Sie erſchrak förmlich.
„Nein, das iſt ja wahr“ — er beſann ſich — „ich meine
ja auch nicht, daß ich ihnen das ſagen ſoll. Aber ſie um
Verzeihung bitten, mich ausſprechen mit ihnen ... alles
zurücknehmen ... Klarheit ſchaffen überall ... und —
den Weg ebnen für den Erben auf Helldorf ... O, wenn
ich ihnen doch auch das ſagen könnte!“ ...
Nun endlich wagte er es, ſich ſeiner Frau wieder zu
nähern. Scheu und beinahe zaghaft küßte er ſie und zog
ſie zärtlich an ſeine Bruſt.
Hanna erwiderte ſeine Liebkoſung; aber ſie blieb ernſt
und nachdenklich.
Seine ſtarke Freude fand keinen Widerhall in ihrem
Herzen. Sie dachte an die Szene des vergangenen Abends,
und ſie ſagte ſich, daß es ihm nie mehr gelingen würde, den
Weg zu ebnen. Sie wollte ſeine Hoffnungen nicht ſchon im
Keime erſticken und ſchwieg deshalb.
Georg aber vergaß Gegenwart und Vergangenheit und
dachte nur an die Zukunft, die dem Erben auf Helldorf ge-
hören ſollte.
(Fortſetzung folgt.)
Theater und Muſik.
D. Kgl. Hoftheater. Herrn Max Montor vom Deutſchen
Schauſpielhauſe in Hamburg geht der Ruf eines hervorragenden
Künſtlers voraus und ſo durfte der Gaſt von vornherein als ein
ernſthafter Bewerber um das durch den Abgang des Herrn Heine
zur Erledigung kommende Fach der erſten Charakterrollen an
unſerer Hofbühne gelten. Herrn Montors geſtriges erſtes Auf-
treten als König Philipp in Schillers Don Carlos hat
dieſe Annahme durchaus gerechtfertigt. Der vollen Wirkung
ſeiner künſtleriſchen Leiſtung ſtand allerdings im Wege, daß der
Gaſt, an bequemere akuſtiſche Verhältniſſe gewöhnt, für unſer
Rieſenhaus im allgemeinen viel zu wenig Stimme gab — wir
wiſſen zufällig, daß dies nicht etwa auf einem natürlichen Mangel
beruht, daß Herr Montor vielmehr über ein ausgezeichnetes
volles und ſonores Organ verfügt. Wenn man ſodann ſeinem
Philipp zu Anfang und zu Ende auch geiſtig einige „Zoll“ König
mehr hätte wünſchen können, etwas mehr Schärfe in der Sprache,
etwas mehr ſichere Abgemeſſenheit in den Bewegungen, ſo mag
das daher rühren, daß die Rolle wohl kaum zu dem bisherigen
ſtändigen Repertoire des Künſtlers gehört, ſo daß man es nicht
mit einer in allen Einzelheiten feſtſtehenden künſtleriſchen Leiſtung
zu tun hatte, die auch im fremden und nicht immer günſtigen
Milieu mit der Sicherheit eines höheren Mechanismus ſich ab-
ſpielt. Was wir zu ſehen bekamen, war mehr die lebendige künſt-
leriſche Auseinanderſetzung eines hochbegabten Schauſpielers mit
einer der größten und in gewiſſem Sinne auch ſchönſten und dank-
barſten Aufgaben, die unſere Bühne kennt. Aber dieſe Ausein-
anderſetzung bot einen hohen, zuweilen ganz vollkommenen Ge-
nuß. Daß man den König Philipp nicht als Böſewicht und
Wüterich ſpielt, verſteht ſich für einen Schauſpieler von der In-
telligenz und dem künſtleriſchen Inſtinkt Montors, der zudem von
der Bühne Alfred v. Bergers kommt, von ſelbſt. Es iſt keine
leere Schmeichelei, wenn Poſa dem König ſagt: „Sie waren gut,“
und es iſt wunderbar ergreifend zu ſehen, wie ſich dieſes von
dreifach harter Schale verſchloſſene Königsherz dem ungewohnten
Strahle einer reinen freien und ſchönen Menſchlichkeit öffnet,
freilich nur, um ſich, furchtbar enttäuſcht, mit zehnfacher Härte
wieder zu ſchließen. Und in dem großen dritten Akt, der den
Deſpoten, den König, den „Gott“ von der einſamen eiskalten
Höhe ſeines Thrones in die Gefilde der Menſchlichkeit herab-
ſteigen ſieht, ſtand denn auch Montor vollauf auf der Höhe ſeiner
Aufgabe und erwies ſich als ein Schauſpieler, der unſerer Hof-
bühne ſicherlich zu Nutzen und Ehre gereichen würde und deſſen
Mephiſto wir mit lebhaftem Intereſſe entgegenſehen dürfen.
— Von der übrigen Aufführung iſt leider nicht durchweg Günſtiges
zu ſagen. Ausgezeichnet aber war Frl. Berndl als Königin und
auch Frl. v. Hagen hat der Unnatur der großen Eboli-Szene
ſoviel ſchöne Natürlichkeit gegeben, als ſich ihr eben geben läßt.
W. 10. Kaim-Konzert. Herr Hofrat Kaim hat ſelbſt in einer
ſeiner Erklärungen zum Falle Cor de Las ausgeſprochen, daß
es verfrüht und ungerecht ſei, heute ſchon ein abſchließendes
Urteil über ſein neues Orcheſter zu fällen. Er erkennt damit
wohl an, daß die Leiſtungen der Geſamtheit ſeiner Muſiker noch
nicht den Anforderungen entſprechen, die man an ein großes
Orcheſter ſtellen muß: vor allem die Hörner erſchienen diesmal
wieder wenig gut, beſſer zum Beiſpiel der erſte Flötiſt, der recht
gewandt und mit weichem Ton blies. Der Streichkörper hat ſich
von neuem verſtärkt: er muſiziert einwandfreier wie die Bläſer;
die rhythmiſche Feſtigung dürfte jedoch auch da noch etwas größer
ſein. Haydns intereſſante Symphonie „le midi“, zu einem
Tageszeiten-Zyklus gehörig (Programmſymvhonien ſchrieb Haydn
ja eine ziemliche Anzahl) und 1761 in Eiſenſtadt komponiert,
bildete das ſymphoniſche Hauptſtück des Programms (die Pro-
gramm-Zuſammenſtellung war offenſichtlich von den Ausfüh-
rungsmöglichkeiten unlieb beſchränkt); auffällig iſt in ihr das
ſtark konzertierende Element, das der Solovioline (Konzert-
meiſter Hende) und dem Solovioloncello (Konzertmeiſter van
Vliet) im Adagio und Finale breiten Raum gibt. In dieſem
Werk wie in Mozarts Serenade „Eine kleine Nachtmuſik“ (vor
kurzem im Volks-Symphoniekonzert aufgeführt) und Beethovens
Prometheus-Ouvertüre holte der wieder einmal an die Stätte
ſeiner früheren Wirkſamkeit zurückgekehrte Weimaraner Hof-
kapellmeiſter Peter Raabe mit ebenſo energiſcher und um-
ſichtiger als feinnuancierter Direktion alles nur Mögliche aus
ſeinen Muſikern heraus, ſo daß die Darbietungen im allgemeinen
einen recht freundlichen Eindruck machten. Als Soliſtin trug
Frau Hirzel-Langenhan Chopins F-moll-Klavierkonzert
vor. Die Begleitung durch das Orcheſter war leider teilweiſe
verſchwommen und unklar, und darunter ſchien im erſten und
letzten Satz. die nicht ganz mit der bei ihr ſonſt gewohnten
Verve und Kraft zu Gehör kamen, ſogar die gefeierte Künſtlerin
ſelbſt einigermaßen zu leiden: ſehr poetiſch und klangſchön geriet
dafür das Larghetto. Frau Langenhan wie der Dirigent fanden
reichſten und herzlichſten Beifall und wurden mit Blumen- und
Lorbeerſyenden geehrt.
tz. Konzerte. Der Klavierabend von Alice Ripper hat
in mir gewiſſe hiſtoriſche Reminiszenzen wachgerufen, nicht etwa
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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