Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 14. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
stimmung.) Es ist 6 Uhr, und schon leert sich das Haus als Hr. Dahirel den Antrag In dem Proceß der Mörder der Geiseln von Roquette wurde gestern * Paris, 11 Jan. Die Nationalversammlung würde heut am Ende Italien. Rom, 9 Jan. Der Papst hat am Sonntag eine Anzahl Frauen aus Verschiedenes. ° Göttingen, 9 Jan. Heut ist der zum ordentlichen Professor in der philo- Wien, 12 Jan. (Bauernfeld-Feier.) Heute Morgens fanden sich die [Spaltenumbruch]
ſtimmung.) Es iſt 6 Uhr, und ſchon leert ſich das Haus als Hr. Dahirel den Antrag In dem Proceß der Mörder der Geiſeln von Roquette wurde geſtern • Paris, 11 Jan. Die Nationalverſammlung würde heut am Ende Italien. ⵔ Rom, 9 Jan. Der Papſt hat am Sonntag eine Anzahl Frauen aus Verſchiedenes. ° Göttingen, 9 Jan. Heut iſt der zum ordentlichen Profeſſor in der philo- Wien, 12 Jan. (Bauernfeld-Feier.) Heute Morgens fanden ſich die <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0006" n="198"/><cb/> ſtimmung.) Es iſt 6 Uhr, und ſchon leert ſich das Haus als Hr. <hi rendition="#g">Dahirel</hi> den Antrag<lb/> ſtellt daß der Bericht des Hrn. Buiſſon auf die Tagesordnung am künftigen Montag<lb/> geſetzt werde. Der <hi rendition="#g">Miniſter des Innern</hi> und, ihm zu Hülfe kommend, Hr. <hi rendition="#g">Thiers</hi><lb/> machen geltend daß man die Steuerdebatten nicht noch einmal un terbrechen dürfe.<lb/> Man habe, ſagt der Präſident der Republik, den Kopf voll von Ziffern und könne da-<lb/> neben an nichts anderes denken. (Stimmen: Warum nicht gar?) Er für ſeine Perſon<lb/> fühle ſich ſchon erſchöpft, und habe nicht die nöthige Sammlung um neben den Finanz-<lb/> fragen auch noch eine principiell ſo wichtige Angelegenheit, wie die der Rückkehr nach<lb/> Paris, mit der nöthigen Freiheit des Geiſtes behandeln zu können. Auf dieſe dringen-<lb/> den Vorſtellungen beſchließt man, jedoch nur mit ziemlich ſchwacher Mehrheit, über den<lb/> Bericht des Hrn. Buiſſon erſt nach Erledigung ſämmtlicher Steuervorlagen zu verhandeln</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In dem Proceß der <hi rendition="#g">Mörder der Geiſeln von Roquette</hi> wurde geſtern<lb/> das Verhör der Angeklagten fortgeſetzt. Hure, der Greffier von La Roquette, Poidevin,<lb/> Hérault, Larmerour, Leſénéchal, die dem Erecutionspeloton des Hauptmanns Vérige an-<lb/> gehört oder zur Zeit der Hinrichtung in La Roquette auf Poſten geweſen ſein ſollen,<lb/> Péchin der Koch, und Vattier, der Lampenanzünder des Gefängniſſes unter der Commune<lb/> ſind nur untergeordnete Mitwirkende des Trauerſpiels. Dagegen laſtet auf <hi rendition="#g">Pigerre</hi><lb/> die Anklage mit aller Schwere: ſchon wegen Theilnahme an dem Aufſtande zur Deportation<lb/> nach einem befeſtigten Platz verurtheilt, wird er von den Angeklagten Ramain, Picon,<lb/> Vattier und Latour mit Beſtimmtheit als der Officier erkannt der das Executionspeloton<lb/> befehligte. Pigerre läugnet hartnäckig, und erklärt: er könne nicht begreifen warum die<lb/> Genannten, die ihm ganz fremd ſeien, ſich zu ſeinem Verderben verſchworen hätten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>• <hi rendition="#b">Paris,</hi> 11 Jan.</dateline><lb/> <p>Die Nationalverſammlung würde heut am Ende<lb/> ihrer unrühmlichen Laufbahn ſein, wenn die Börſe über ihre Auflöſung zu entſchei-<lb/> den hätte. Man iſt empört über die Frivolität des Berichterſtatters, welcher mit<lb/> dem ſchlechten Witze ſchloß: „Paris war heroiſch, alſo bleiben wir in Verſailles.“<lb/> Die Nationalverſammlung ſelbſt ſchämte ſich ihrer Heiterkeit, und kaum hundert<lb/> Mitglieder riskirten ein Zeichen des Beifalls. Die Angelegenheit wird nach etwa<lb/> zwei Wochen zur Discuſſion gelangen; bis dahin muß eine Auswahl unter den<lb/> Steuerprojecten getroffen ſein. Es begegnen ſich hingegen das „J. des Débats“<lb/> und das Journal Gambetta’s in der Auffaſſung daß in den neuerlichen Wahlergeb-<lb/> niſſen die Nation abermals ſich für die Republik des Hrn. Thiers ausgeſprochen hat.<lb/> Daraus ſchließt das erſtere Blatt auf die Fortdauer des Proviſoriums, Gambetta’s<lb/> Journal hingegen auf die Opportunität dem Nationalwillen Rechnung zu tragen.<lb/> Thiers ſoll auf die Chimäre der Republik ohne Republicaner verzichten, und ſeine<lb/> Anhänger ſollen ſeine Ideen durch die Rückkehr nach Paris und durch Amneſtie-<lb/> maßregeln verwirklichen, eine Regierungspartei bilden welche den Antrag auf Selbſt-<lb/> auflöſung der Nationalverſammlung unterſtützt. Gambetta mißbilligt alſo den<lb/> Antrag im linken Centrum, die Nepublik mit Drittel-Erneuerung der Nationalver-<lb/> ſammlung und mit einem Oberhauſe zu proclamiren. Das „Siècle“ hingegen<lb/> ſtimmt dem Antrag unter einigen Vorbehalten bei. Das rechte Centrum unter<lb/> Saint-Marc Girardin fängt zu begreifen an: die Drittel-Erneuerung allein könne<lb/> der Auflöſung vorbeugen. Sie wird jedoch von der Proclamirung der endgültigen<lb/> Republik unzertrennlich ſein. Der Berichterſtatter hat den ängſtlichen Gedanken<lb/> der monarchiſch – klerikalen Coalition verrathen: die Nationalverſammlung<lb/> und das Proviſorium, wie ſie ſind, können in Paris nicht fortbeſtehen. — Die Be-<lb/> werber um die Conceſſion einer Eiſenbahn von Calais über Paris nach Marſeille<lb/> ſehen ſich genöthigt gegen die Finanzpotentaten und Transportmonopoliſten in der<lb/> Kammer an das Publicum zu appelliren. Sie wollen dem Staate den Induſtrie-<lb/> palaſt in den Champs Elyſées abkaufen, um einen rieſigen Centralbahnhof ſämmt-<lb/> licher Linien für die Reiſenden zu errichten, deren Fahrpreiſe ſie um je eine Claſſe<lb/> in den beſtehenden Tarifen herabſetzen. Sie eröffnen den Betrieb ihrer Bahn nach<lb/> ſpäteſtens drei Jahren, und nicht nur verlangen ſie durchaus keine Garantie oder<lb/> Subvention oder ſonſtige Begünſtigungen, ſondern ſie ſtellen auch ihre Bahnhöfe<lb/> etwaigen Seitenlinien koſtenfrei zur Verfügung und commanditiren den Bau ſol-<lb/> cher Linien mit ihren Capitalien. Es iſt dieß allerdings eine gründliche Umwäl-<lb/> zung in der bisherigen Bahnpolitik, gegen welche der Finanzminiſter Hr. Pouyer-<lb/> Quertier ſchon im geſetzgebenden Körper gedonnert hatte. Mehr als tauſend Kauf-<lb/> leute und Induſtrielle von Paris haben in einer geſtrigen Verſammlung einſtimmig<lb/> die Erklärung beſchloſſen: „Wir proteſtiren auch gegen die niedrigſten Einfuhrszölle<lb/> auf Rohſtoffe und ziehen ihnen jede andere Beſteuerung vor.“ Die Patentſteuer<lb/> z. B. in Paris trägt dem Staate 90 Millionen ein; der Handelsſtand will ſich eine<lb/> Erhöhung um 40 oder 60 Millionen gefallen laſſen. Sobald die Zeit weniger<lb/> drängt, wird man auf die überaus praktiſche Idee des Barons Soubeyran zurück-<lb/> kommen müſſen: Verbeſſerungen in der Auflage und Einhebung der bereits be-<lb/> ſtehenden alten und neuen Steuern ſind hinreichend um den Mehrbedarf des<lb/> Staates zu decken. Die Verbeſſerung des gänzlich veralteten Grundkataſters,<lb/> deſſen notoriſche Veränderungen ſeit einem halben Jahrhundert raſch und mit ge-<lb/> ringen Koſten conſtatirt werden könnten, würde allein und ohne Steuerdruck das<lb/> Erträgniß der Grundſteuer beträchtlich vermehren. — Der Miniſter des Innern<lb/> hat die Präfeeten der drei Departements in welchen ein mehr oder minder<lb/> bonapartiſtiſcher Candidat gewählt wurde nach Verſailles berufen. — Das radi-<lb/> cale Batt „Conſtitution“ beſpricht die Bemerkungen Ihres Blattes über<lb/> den ſkandalöſen Widerruf der Abb<hi rendition="#aq">é</hi>s Maret und Gratry. Außerhalb der<lb/> kirchlichen Kreiſe hat davon kaum jemand in Frankreich Notiz genommen. Das<lb/> franzöſiſche Ideal hält ſich bei keiner kirchlichen oder religiöſen Reform auf; ſeine<lb/> Formel iſt kategoriſch folgende: Trennung zwiſchen Staat und Kirche, zwiſchen<lb/> Schule und Kirche. Die Organe der proteſtantiſchen Kirche, insbeſondere im Sü-<lb/> den, befördern dieſe Bewegung, welche ausſchließlich politiſch iſt, während eine<lb/> religiöſe Bewegung bloß als klerikale Agitation zu Gunſten der ſocialen und der poli-<lb/> tiſchen Einflüſſe der Geiſtlichkeit beſteht. Die Kirche ſoll eine private Genoſſen-<lb/> ſchaft werden, die Religion privatiſſime eine Gewiſſensfrage verbleiben; alsdann<lb/> will die Fortſchrittspartei beide ignoriren, und der Staat ſoll ſich damit nicht be-<lb/> ſchäftigen. Darum konnten Maret und Gratry kein ſociales oder politiſches Aerger-<lb/> niß erregen, und wird die altkatholiſche Bewegung ausſchließlich in den Bereich der<lb/> theologiſchen Tagesbegebenheiten oder Curioſitäten verwieſen. Eine Geſellſchaft<lb/> welche ſich gegen einen Veuillot, Dupanloup, Fallour zu wehren hat, augenblick-<lb/> lich um den unentgeltlichen obligaten Bolksunterricht, um die Schulfreiheit der<lb/> Gemeinde kämpft, erübrigt keine Zeit und Aufmerkſamkeit für eine rein kirchliche oder<lb/> theologiſche Polemik. In Frankreich beſteht die Religion hauptſächlich als ſociale<lb/><cb/> Reaction der höheren und reichen Stände gegen die Gelüſte und die Aufklärung<lb/> der Volksmaſſen. Auf dieſen Standpunkt wird ſich Biſchof Dupanloup in der<lb/> Unterrichtsfrage ſtellen. Ultramontane und Legitimiſten ſehen allmählich ein daß<lb/> ſie kein Intereſſe haben die Republik zu ſtürzen, an deren Stelle ſie nichts als die<lb/> Revolution zu ſetzen haben. Sie wollen alle ihre Anſtrengungen darauf concen-<lb/> triren ſich der Schule zu bemächtigen, den Volksunterricht durch die Kirche zu<lb/> monopoliſiren, um auf dieſem Umwege langſamer, jedoch zuverläſſiger zum Ziele zu<lb/> gelangen. In dieſem Sinne wollen ſie eine religiöſe Bewegung der conſervativen<lb/> Intereſſen veranſtalten, und die Schule ſoll die Parole der kirchlich – ſocialen<lb/> Reaction gegen die Demokratie werden. Neu-Katholiken und Alt-Katholiken ſind<lb/> in Frankreich gleich viel werth, da ſie alle bloß ſo viel Katholicismus als reactionären<lb/> Intereſſen-Fanatismus beſitzen. Deßhalb handelt es ſich zunächſt darum den Staat<lb/> von der Kirche zu befreien, welche ſich alsdann nach Gutdünken reformiren mag.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>ⵔ <hi rendition="#b">Rom,</hi> 9 Jan.</dateline><lb/> <p>Der Papſt hat am Sonntag eine Anzahl Frauen aus<lb/> Trastevere empfangen und ihnen den Segen ertheilt, ſelbſtverſtändlich nicht ohne<lb/> eine Anrede an ſie zu richten. In ſeiner Rede erinnerte er daran daß er auch<lb/> einmal, vor nun 24 Jahren, die Einwohner von Trastevere empfangen habe, die<lb/> gekommen waren ihm einen rieſigen Blumenſtrauß zu überreichen. „Ich befand<lb/> mich damals im Quirinal ... Die guten Trasteveriner ſtiegen in den Palaſt herauf;<lb/> die Frauen verblieben auf dem Platze, und um ſie zu ſegnen trat ich hinaus auf<lb/> jene Loggia die gegenwärtig von andern Frauen verunehrt wird.“ (.. <hi rendition="#aq">le donne<lb/> rimasero sulla piazza, onde io per benedirle m’affacciai a quella loggia ora<lb/> profanata da altre donne ...,</hi> ſo lautet die päpſtliche Rede in der Verſion der<lb/> klerikalen „Voce della Verit<hi rendition="#aq">à</hi>.“) Die Frauen welche nach dem Ausſpruche des<lb/> Papſtes heute die Loggia des Quirinals verunehren, ſind die Kronprinzeſſin Mar-<lb/> gherita und deren Damen. Man kann es begreifen daß der Papſt ärgerlich wird<lb/> wenn er auf die heutigen Bewohner des Quirinals zu ſprechen kommt; man wird<lb/> den Ausdruck nicht billigen den er mit Bezug auf die erſte Frau des Landes ge-<lb/> braucht hat; doch das iſt eine Sache des guten Geſchmacks, und ſelbſt das letzte Concil<lb/> hat den Geſchmack des Papſtes nicht unfehlbar gemacht; — aber, ſo iſt man be-<lb/> rechtigt zu fragen, verträgt es ſich mit der Würde des Königs von Italien dem Papſte<lb/> Neujahrswünſche zu ſchicken, die dieſer eine Woche ſpäter damit beantworten wird<lb/> daß er vor einer Verſammlung von fünf bis ſechshundert Unterthaninnen des<lb/> Königs von deſſen Schwiegertochter, der Frau des Thronfolgers, einen Ausdruck<lb/> braucht durch den jede der Hörerinnen, wenn ſo von ihr geredet würde, ſich tief ge-<lb/> kränkt fühlte? Genug daß der König von Italien ſich des Rechts begeben hat<lb/> die beleidigenden oder aufreizenden Reden, die der Papſt gegen Dynaſtie und Re-<lb/> gierung hält, zu ahnden. Der Papſt fährt fort ſolche Reden zu halten, welche<lb/> Artigkeiten der König ihm auch erweiſe. Sollte da der König nicht endlich merken<lb/> daß er nur ſeiner eigenen Majeſtät zu nahe tritt, indem er mit den Artigkeiten fort-<lb/> fährt, während der Papſt immer neue Beleidigungen häuft? Es mag dem König<lb/> Victor Emmanuel ein unbehaglicher Gedanke ſein mit dem Oberhaupt der Kirche<lb/> in Unfrieden zu leben. Allein es gibt nun einmal verdrießliche Nothwendigkeiten,<lb/> in die ein Mann, und zumal ein König, ſich ſchicken muß. Wenn man den Ruhm<lb/> erſtrebt und errungen hat Italien geeinigt zu haben, und auch auf das Vergnügen<lb/> nicht hat verzichten mögen den Quirinal zu bewohnen, nun, ſo muß man es eben<lb/> zu ertragen wiſſen daß der auf den Beſitz des Vaticans beſchränkte Papſt ſchlechter<lb/> Laune bleibt und von Verſöhnung nichts wiſſen mag. — Sogar die „Opinione“ meint<lb/> heute daß die zarten Rückſichten welche die italieniſche Regierung dem Vatican<lb/> gegenüber nimmt, ihren Zweck verfehlen. Die Regierung übt in Rom eine<lb/> Theatercenſur welche von den römiſchen Bühnen jedes Stück ausſchließen möchte<lb/> worin ein Mönch, ein Prieſter oder gar ein Cardinal vorkommt. In dem Apollo-<lb/> Theater iſt die Aufführung der „Hal<hi rendition="#aq">é</hi>vy’ſchen Jüdin“ nur erlaubt worden unter der<lb/> Bedingung daß der Cardinal ſich nicht vor dem Juden niederwerfe. Und jetzt hat<lb/> man dem bekannten Schauſpieler Salvim unterſagt auf dem von ihm geleiteten<lb/> Theater den „Arduino d’Ivrea“ zugeben — ein Stück welches ſeit zwei Jahren die<lb/> Runde über alle italieniſchen Bühnen gemacht, und deſſen Autor in Anerkennung<lb/> ſeines Dichtertalents einen Orden erhalten hat. Das Stück behandelt den Con-<lb/> flict zwiſchen Staat und Kirche zur Zeit des Inveſtiturſtreites.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Verſchiedenes.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>° <hi rendition="#b">Göttingen,</hi> 9 Jan.</dateline> <p>Heut iſt der zum ordentlichen Profeſſor in der philo-<lb/> ſophiſchen Facultät ernannte bisherige außerordentliche Profeſſor der Landwirthſchafts-<lb/> lehre, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Guſtav <hi rendition="#g">Drechsler,</hi> in den Senat eingeführt worden. — Für das durch den<lb/> Tod von Profeſſor <hi rendition="#g">Wicke</hi> erledigte Fach der Agriculturchemie iſt Profeſſor <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Zöller</hi><lb/> aus Erlangen berufen, und wird dieſem Ruf zu Oſtern d. J. Folge leiſten. Dagegen iſt<lb/> die durch die Zeitungen gehende Nachricht von einer Berufung des Geh. Juſtizraths <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/><hi rendition="#g">Ihering</hi> in Wien in die hieſige Juriſtenfacultät mindeſtens verfrüht. Unterhandlungen<lb/> haben zwar ſtattgefunden, aber bis jetzt beiderſeits zu keinem Abſchluß geführt. — Die<lb/> Zahl der Studierenden auf unſerer Georg-Auguſt-Univerſität, die während des Kriegs-<lb/> jahres bis auf 499 zurückgegangen war, hat ſich im vorigen Sommerſemeſter wieder<lb/> auf 707, in dem lanfenden Winterſemeſter auf 804 gehoben, ſo daß genau wieder der<lb/> Stand vor dem Krieg im Jahr 1870 erreicht iſt. Von jener Zahl kommen auf die philo-<lb/> ſophiſche Facultät 377, worunter beſonders zahlreich die Philologen und Hiſtoriker ver-<lb/> treten ſiud; von den drei übrigen Facultäten zählt die mediciniſche 172, die juriſtiſche<lb/> 142, die evangeliſch-theologiſche 113 immatriculirte Zuhörer. Die Geſammtzahl der In-<lb/> länder (Preußen) beträgt 607, die der Ausländer 197, worunter 150 aus den übrigen<lb/> deutſchen Staaten, 32 aus andern europäiſchen Ländern, 15 aus Amerika. Die Zahl der<lb/> Docenteu beträgt in der theologiſchen Facultät 6 ord., 3 außerord. Profeſſoren, 1 Privat-<lb/> docent und 3 Repetenten; in der juriſtiſchen 8 ord., 2 außerord. Prof., 2 Privatdoc., in<lb/> der mediciniſchen 9 ord., 6 außerord. Prof., 5 Privatdoc., in der philoſophiſchen 31 ord.,<lb/> 1 Prof. emerit., 12 außerord. Prof., 16 Privatddoc., nebſt 10 weitern Lebrern und<lb/> Erercitienmeiſtern, alſo zuſammen ein Lehrerperſonal von 115. — Dem ſchon ſeit zwei<lb/> Jahren in Kairo verweilenden Profeſſor <hi rendition="#g">Brugſch</hi> iſt ſein Urlaub bis 1 April d. J. ver-<lb/> längert worden. Der Aſſeſſor der philoſ. Facultät <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Wüſtenfeld</hi> befindet ſich zum<lb/> Zweck hiſtoriſcher Studien in Italien, der Privatdocent <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Grenacher</hi> (Zoolog) mit<lb/> einem Reiſeſtipendinm der Senckenbergiſchen Stiftung in Portugal und auf den Azoren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 12 Jan.</dateline> <head>(<hi rendition="#g">Bauernfeld-Feier.</hi>)</head><lb/> <p>Heute Morgens fanden ſich die<lb/> erſten Deputationen bei Bauernfeld ein, um ihm die Glüchvünſche zur Feier ſeines<lb/> ſiebenzigſten Geburtstags zu überreichen. Um 11 Uhr Vormittags überbrachte Graf<lb/> Wrbna jun. die Gratulationen des Kaiſers in Begleitung eines Brillantringes, der den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0006]
ſtimmung.) Es iſt 6 Uhr, und ſchon leert ſich das Haus als Hr. Dahirel den Antrag
ſtellt daß der Bericht des Hrn. Buiſſon auf die Tagesordnung am künftigen Montag
geſetzt werde. Der Miniſter des Innern und, ihm zu Hülfe kommend, Hr. Thiers
machen geltend daß man die Steuerdebatten nicht noch einmal un terbrechen dürfe.
Man habe, ſagt der Präſident der Republik, den Kopf voll von Ziffern und könne da-
neben an nichts anderes denken. (Stimmen: Warum nicht gar?) Er für ſeine Perſon
fühle ſich ſchon erſchöpft, und habe nicht die nöthige Sammlung um neben den Finanz-
fragen auch noch eine principiell ſo wichtige Angelegenheit, wie die der Rückkehr nach
Paris, mit der nöthigen Freiheit des Geiſtes behandeln zu können. Auf dieſe dringen-
den Vorſtellungen beſchließt man, jedoch nur mit ziemlich ſchwacher Mehrheit, über den
Bericht des Hrn. Buiſſon erſt nach Erledigung ſämmtlicher Steuervorlagen zu verhandeln
In dem Proceß der Mörder der Geiſeln von Roquette wurde geſtern
das Verhör der Angeklagten fortgeſetzt. Hure, der Greffier von La Roquette, Poidevin,
Hérault, Larmerour, Leſénéchal, die dem Erecutionspeloton des Hauptmanns Vérige an-
gehört oder zur Zeit der Hinrichtung in La Roquette auf Poſten geweſen ſein ſollen,
Péchin der Koch, und Vattier, der Lampenanzünder des Gefängniſſes unter der Commune
ſind nur untergeordnete Mitwirkende des Trauerſpiels. Dagegen laſtet auf Pigerre
die Anklage mit aller Schwere: ſchon wegen Theilnahme an dem Aufſtande zur Deportation
nach einem befeſtigten Platz verurtheilt, wird er von den Angeklagten Ramain, Picon,
Vattier und Latour mit Beſtimmtheit als der Officier erkannt der das Executionspeloton
befehligte. Pigerre läugnet hartnäckig, und erklärt: er könne nicht begreifen warum die
Genannten, die ihm ganz fremd ſeien, ſich zu ſeinem Verderben verſchworen hätten.
• Paris, 11 Jan.
Die Nationalverſammlung würde heut am Ende
ihrer unrühmlichen Laufbahn ſein, wenn die Börſe über ihre Auflöſung zu entſchei-
den hätte. Man iſt empört über die Frivolität des Berichterſtatters, welcher mit
dem ſchlechten Witze ſchloß: „Paris war heroiſch, alſo bleiben wir in Verſailles.“
Die Nationalverſammlung ſelbſt ſchämte ſich ihrer Heiterkeit, und kaum hundert
Mitglieder riskirten ein Zeichen des Beifalls. Die Angelegenheit wird nach etwa
zwei Wochen zur Discuſſion gelangen; bis dahin muß eine Auswahl unter den
Steuerprojecten getroffen ſein. Es begegnen ſich hingegen das „J. des Débats“
und das Journal Gambetta’s in der Auffaſſung daß in den neuerlichen Wahlergeb-
niſſen die Nation abermals ſich für die Republik des Hrn. Thiers ausgeſprochen hat.
Daraus ſchließt das erſtere Blatt auf die Fortdauer des Proviſoriums, Gambetta’s
Journal hingegen auf die Opportunität dem Nationalwillen Rechnung zu tragen.
Thiers ſoll auf die Chimäre der Republik ohne Republicaner verzichten, und ſeine
Anhänger ſollen ſeine Ideen durch die Rückkehr nach Paris und durch Amneſtie-
maßregeln verwirklichen, eine Regierungspartei bilden welche den Antrag auf Selbſt-
auflöſung der Nationalverſammlung unterſtützt. Gambetta mißbilligt alſo den
Antrag im linken Centrum, die Nepublik mit Drittel-Erneuerung der Nationalver-
ſammlung und mit einem Oberhauſe zu proclamiren. Das „Siècle“ hingegen
ſtimmt dem Antrag unter einigen Vorbehalten bei. Das rechte Centrum unter
Saint-Marc Girardin fängt zu begreifen an: die Drittel-Erneuerung allein könne
der Auflöſung vorbeugen. Sie wird jedoch von der Proclamirung der endgültigen
Republik unzertrennlich ſein. Der Berichterſtatter hat den ängſtlichen Gedanken
der monarchiſch – klerikalen Coalition verrathen: die Nationalverſammlung
und das Proviſorium, wie ſie ſind, können in Paris nicht fortbeſtehen. — Die Be-
werber um die Conceſſion einer Eiſenbahn von Calais über Paris nach Marſeille
ſehen ſich genöthigt gegen die Finanzpotentaten und Transportmonopoliſten in der
Kammer an das Publicum zu appelliren. Sie wollen dem Staate den Induſtrie-
palaſt in den Champs Elyſées abkaufen, um einen rieſigen Centralbahnhof ſämmt-
licher Linien für die Reiſenden zu errichten, deren Fahrpreiſe ſie um je eine Claſſe
in den beſtehenden Tarifen herabſetzen. Sie eröffnen den Betrieb ihrer Bahn nach
ſpäteſtens drei Jahren, und nicht nur verlangen ſie durchaus keine Garantie oder
Subvention oder ſonſtige Begünſtigungen, ſondern ſie ſtellen auch ihre Bahnhöfe
etwaigen Seitenlinien koſtenfrei zur Verfügung und commanditiren den Bau ſol-
cher Linien mit ihren Capitalien. Es iſt dieß allerdings eine gründliche Umwäl-
zung in der bisherigen Bahnpolitik, gegen welche der Finanzminiſter Hr. Pouyer-
Quertier ſchon im geſetzgebenden Körper gedonnert hatte. Mehr als tauſend Kauf-
leute und Induſtrielle von Paris haben in einer geſtrigen Verſammlung einſtimmig
die Erklärung beſchloſſen: „Wir proteſtiren auch gegen die niedrigſten Einfuhrszölle
auf Rohſtoffe und ziehen ihnen jede andere Beſteuerung vor.“ Die Patentſteuer
z. B. in Paris trägt dem Staate 90 Millionen ein; der Handelsſtand will ſich eine
Erhöhung um 40 oder 60 Millionen gefallen laſſen. Sobald die Zeit weniger
drängt, wird man auf die überaus praktiſche Idee des Barons Soubeyran zurück-
kommen müſſen: Verbeſſerungen in der Auflage und Einhebung der bereits be-
ſtehenden alten und neuen Steuern ſind hinreichend um den Mehrbedarf des
Staates zu decken. Die Verbeſſerung des gänzlich veralteten Grundkataſters,
deſſen notoriſche Veränderungen ſeit einem halben Jahrhundert raſch und mit ge-
ringen Koſten conſtatirt werden könnten, würde allein und ohne Steuerdruck das
Erträgniß der Grundſteuer beträchtlich vermehren. — Der Miniſter des Innern
hat die Präfeeten der drei Departements in welchen ein mehr oder minder
bonapartiſtiſcher Candidat gewählt wurde nach Verſailles berufen. — Das radi-
cale Batt „Conſtitution“ beſpricht die Bemerkungen Ihres Blattes über
den ſkandalöſen Widerruf der Abbés Maret und Gratry. Außerhalb der
kirchlichen Kreiſe hat davon kaum jemand in Frankreich Notiz genommen. Das
franzöſiſche Ideal hält ſich bei keiner kirchlichen oder religiöſen Reform auf; ſeine
Formel iſt kategoriſch folgende: Trennung zwiſchen Staat und Kirche, zwiſchen
Schule und Kirche. Die Organe der proteſtantiſchen Kirche, insbeſondere im Sü-
den, befördern dieſe Bewegung, welche ausſchließlich politiſch iſt, während eine
religiöſe Bewegung bloß als klerikale Agitation zu Gunſten der ſocialen und der poli-
tiſchen Einflüſſe der Geiſtlichkeit beſteht. Die Kirche ſoll eine private Genoſſen-
ſchaft werden, die Religion privatiſſime eine Gewiſſensfrage verbleiben; alsdann
will die Fortſchrittspartei beide ignoriren, und der Staat ſoll ſich damit nicht be-
ſchäftigen. Darum konnten Maret und Gratry kein ſociales oder politiſches Aerger-
niß erregen, und wird die altkatholiſche Bewegung ausſchließlich in den Bereich der
theologiſchen Tagesbegebenheiten oder Curioſitäten verwieſen. Eine Geſellſchaft
welche ſich gegen einen Veuillot, Dupanloup, Fallour zu wehren hat, augenblick-
lich um den unentgeltlichen obligaten Bolksunterricht, um die Schulfreiheit der
Gemeinde kämpft, erübrigt keine Zeit und Aufmerkſamkeit für eine rein kirchliche oder
theologiſche Polemik. In Frankreich beſteht die Religion hauptſächlich als ſociale
Reaction der höheren und reichen Stände gegen die Gelüſte und die Aufklärung
der Volksmaſſen. Auf dieſen Standpunkt wird ſich Biſchof Dupanloup in der
Unterrichtsfrage ſtellen. Ultramontane und Legitimiſten ſehen allmählich ein daß
ſie kein Intereſſe haben die Republik zu ſtürzen, an deren Stelle ſie nichts als die
Revolution zu ſetzen haben. Sie wollen alle ihre Anſtrengungen darauf concen-
triren ſich der Schule zu bemächtigen, den Volksunterricht durch die Kirche zu
monopoliſiren, um auf dieſem Umwege langſamer, jedoch zuverläſſiger zum Ziele zu
gelangen. In dieſem Sinne wollen ſie eine religiöſe Bewegung der conſervativen
Intereſſen veranſtalten, und die Schule ſoll die Parole der kirchlich – ſocialen
Reaction gegen die Demokratie werden. Neu-Katholiken und Alt-Katholiken ſind
in Frankreich gleich viel werth, da ſie alle bloß ſo viel Katholicismus als reactionären
Intereſſen-Fanatismus beſitzen. Deßhalb handelt es ſich zunächſt darum den Staat
von der Kirche zu befreien, welche ſich alsdann nach Gutdünken reformiren mag.
Italien.
ⵔ Rom, 9 Jan.
Der Papſt hat am Sonntag eine Anzahl Frauen aus
Trastevere empfangen und ihnen den Segen ertheilt, ſelbſtverſtändlich nicht ohne
eine Anrede an ſie zu richten. In ſeiner Rede erinnerte er daran daß er auch
einmal, vor nun 24 Jahren, die Einwohner von Trastevere empfangen habe, die
gekommen waren ihm einen rieſigen Blumenſtrauß zu überreichen. „Ich befand
mich damals im Quirinal ... Die guten Trasteveriner ſtiegen in den Palaſt herauf;
die Frauen verblieben auf dem Platze, und um ſie zu ſegnen trat ich hinaus auf
jene Loggia die gegenwärtig von andern Frauen verunehrt wird.“ (.. le donne
rimasero sulla piazza, onde io per benedirle m’affacciai a quella loggia ora
profanata da altre donne ..., ſo lautet die päpſtliche Rede in der Verſion der
klerikalen „Voce della Verità.“) Die Frauen welche nach dem Ausſpruche des
Papſtes heute die Loggia des Quirinals verunehren, ſind die Kronprinzeſſin Mar-
gherita und deren Damen. Man kann es begreifen daß der Papſt ärgerlich wird
wenn er auf die heutigen Bewohner des Quirinals zu ſprechen kommt; man wird
den Ausdruck nicht billigen den er mit Bezug auf die erſte Frau des Landes ge-
braucht hat; doch das iſt eine Sache des guten Geſchmacks, und ſelbſt das letzte Concil
hat den Geſchmack des Papſtes nicht unfehlbar gemacht; — aber, ſo iſt man be-
rechtigt zu fragen, verträgt es ſich mit der Würde des Königs von Italien dem Papſte
Neujahrswünſche zu ſchicken, die dieſer eine Woche ſpäter damit beantworten wird
daß er vor einer Verſammlung von fünf bis ſechshundert Unterthaninnen des
Königs von deſſen Schwiegertochter, der Frau des Thronfolgers, einen Ausdruck
braucht durch den jede der Hörerinnen, wenn ſo von ihr geredet würde, ſich tief ge-
kränkt fühlte? Genug daß der König von Italien ſich des Rechts begeben hat
die beleidigenden oder aufreizenden Reden, die der Papſt gegen Dynaſtie und Re-
gierung hält, zu ahnden. Der Papſt fährt fort ſolche Reden zu halten, welche
Artigkeiten der König ihm auch erweiſe. Sollte da der König nicht endlich merken
daß er nur ſeiner eigenen Majeſtät zu nahe tritt, indem er mit den Artigkeiten fort-
fährt, während der Papſt immer neue Beleidigungen häuft? Es mag dem König
Victor Emmanuel ein unbehaglicher Gedanke ſein mit dem Oberhaupt der Kirche
in Unfrieden zu leben. Allein es gibt nun einmal verdrießliche Nothwendigkeiten,
in die ein Mann, und zumal ein König, ſich ſchicken muß. Wenn man den Ruhm
erſtrebt und errungen hat Italien geeinigt zu haben, und auch auf das Vergnügen
nicht hat verzichten mögen den Quirinal zu bewohnen, nun, ſo muß man es eben
zu ertragen wiſſen daß der auf den Beſitz des Vaticans beſchränkte Papſt ſchlechter
Laune bleibt und von Verſöhnung nichts wiſſen mag. — Sogar die „Opinione“ meint
heute daß die zarten Rückſichten welche die italieniſche Regierung dem Vatican
gegenüber nimmt, ihren Zweck verfehlen. Die Regierung übt in Rom eine
Theatercenſur welche von den römiſchen Bühnen jedes Stück ausſchließen möchte
worin ein Mönch, ein Prieſter oder gar ein Cardinal vorkommt. In dem Apollo-
Theater iſt die Aufführung der „Halévy’ſchen Jüdin“ nur erlaubt worden unter der
Bedingung daß der Cardinal ſich nicht vor dem Juden niederwerfe. Und jetzt hat
man dem bekannten Schauſpieler Salvim unterſagt auf dem von ihm geleiteten
Theater den „Arduino d’Ivrea“ zugeben — ein Stück welches ſeit zwei Jahren die
Runde über alle italieniſchen Bühnen gemacht, und deſſen Autor in Anerkennung
ſeines Dichtertalents einen Orden erhalten hat. Das Stück behandelt den Con-
flict zwiſchen Staat und Kirche zur Zeit des Inveſtiturſtreites.
Verſchiedenes.
° Göttingen, 9 Jan. Heut iſt der zum ordentlichen Profeſſor in der philo-
ſophiſchen Facultät ernannte bisherige außerordentliche Profeſſor der Landwirthſchafts-
lehre, Dr. Guſtav Drechsler, in den Senat eingeführt worden. — Für das durch den
Tod von Profeſſor Wicke erledigte Fach der Agriculturchemie iſt Profeſſor Dr. Zöller
aus Erlangen berufen, und wird dieſem Ruf zu Oſtern d. J. Folge leiſten. Dagegen iſt
die durch die Zeitungen gehende Nachricht von einer Berufung des Geh. Juſtizraths Dr.
Ihering in Wien in die hieſige Juriſtenfacultät mindeſtens verfrüht. Unterhandlungen
haben zwar ſtattgefunden, aber bis jetzt beiderſeits zu keinem Abſchluß geführt. — Die
Zahl der Studierenden auf unſerer Georg-Auguſt-Univerſität, die während des Kriegs-
jahres bis auf 499 zurückgegangen war, hat ſich im vorigen Sommerſemeſter wieder
auf 707, in dem lanfenden Winterſemeſter auf 804 gehoben, ſo daß genau wieder der
Stand vor dem Krieg im Jahr 1870 erreicht iſt. Von jener Zahl kommen auf die philo-
ſophiſche Facultät 377, worunter beſonders zahlreich die Philologen und Hiſtoriker ver-
treten ſiud; von den drei übrigen Facultäten zählt die mediciniſche 172, die juriſtiſche
142, die evangeliſch-theologiſche 113 immatriculirte Zuhörer. Die Geſammtzahl der In-
länder (Preußen) beträgt 607, die der Ausländer 197, worunter 150 aus den übrigen
deutſchen Staaten, 32 aus andern europäiſchen Ländern, 15 aus Amerika. Die Zahl der
Docenteu beträgt in der theologiſchen Facultät 6 ord., 3 außerord. Profeſſoren, 1 Privat-
docent und 3 Repetenten; in der juriſtiſchen 8 ord., 2 außerord. Prof., 2 Privatdoc., in
der mediciniſchen 9 ord., 6 außerord. Prof., 5 Privatdoc., in der philoſophiſchen 31 ord.,
1 Prof. emerit., 12 außerord. Prof., 16 Privatddoc., nebſt 10 weitern Lebrern und
Erercitienmeiſtern, alſo zuſammen ein Lehrerperſonal von 115. — Dem ſchon ſeit zwei
Jahren in Kairo verweilenden Profeſſor Brugſch iſt ſein Urlaub bis 1 April d. J. ver-
längert worden. Der Aſſeſſor der philoſ. Facultät Dr. Wüſtenfeld befindet ſich zum
Zweck hiſtoriſcher Studien in Italien, der Privatdocent Dr. Grenacher (Zoolog) mit
einem Reiſeſtipendinm der Senckenbergiſchen Stiftung in Portugal und auf den Azoren.
Wien, 12 Jan. (Bauernfeld-Feier.)
Heute Morgens fanden ſich die
erſten Deputationen bei Bauernfeld ein, um ihm die Glüchvünſche zur Feier ſeines
ſiebenzigſten Geburtstags zu überreichen. Um 11 Uhr Vormittags überbrachte Graf
Wrbna jun. die Gratulationen des Kaiſers in Begleitung eines Brillantringes, der den
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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