Allgemeine Zeitung, Nr. 157, 5. Juni 1860.
[] Florenz, 30 Mai. Man kann sich in Deutschland wohl nicht [] Florenz, 31 Mai. Der "außerordentliche k. Commissär für die [𝜆] Turin, 1 Jun. Der General Lanza in Palermo soll, die Unmög- *) "Palermo," sagt ein Pariser Blatt, "liegt in der Biegung einer Bay, an der Mündung des Flüßchens Oreto. Die alte Stadt ist mit einem 21/2 Lieues langen bastionirten Wall umschlossen, der sich in ziemlich schlechtem Zustand be- findet. Die neue Stadt erstreckt sich jenseits der Fortificationen, an der Straße nach Monreale. An dieser Stelle hat die Umwallung eine ungefähr 300 Metres breite Lücke. Die eigentliche Schutzwehr Palermo's sind die Werke nach dem Meer hin, bestehend aus zwei Hauptforts, das eine, Castel-Lucio am äußersten Ende des Hafens, das andere, Castellamare, eine sehr große rechtwinklige Citadelle. Der Hafen ist durch einen 400 Metres langen Molo geschlossen, mit einem Leuchtthurm auf der einen, einer Batterie auf der andern Seite. Garibaldi kam am 26 Mai vor Palermo an, und besetzte am folgenden Tag die neue Stadt. Die Bevölkerung erklärte sich alsbald zu Gunsten des Auf- stands, und General Lanza fand es rathsam die Vertheidigung des südlichen Stadttheils nicht fortzusetzen, sondern sich auf das starke Castellamare zurück- zuziehen." **) Dieser Brief lautete (nach der Neapeler Correspondenz der Times) also:
"Calatasimi, 15 Mai. (Höchst dringend.) Excellenz! Hülfe, Hülfe! (ajuto! pronto ajuto!) Die heute Morgens von Salemi ausgerückten Banden haben alle Höhen südlich und südwestlich von Calatasimi besetzt. Die eine Hälfte meiner Colonne rückte auf Schußweite vor, und griff die Rebellen an, welche zu Tausenden auf allen Punkten hervorkamen. Das Feuer wurde gut unter- halten, aber Massen von Sicilianern hatten sich mit den italienischeu Banden vereinigt. Wir haben den Befehlshaber der italienischen Freischaaren getödtet, und ihre Fahne erobert. Unglücklicherweise fiel ein Geschütz vom Rücken eines Maulthiers das erschossen wurde, und blieb in den Händen der Rebellen; das durchschneidet meine Seele mit Schmerz. Meine Colonne war genöthigt unter fortwährendem Feuer auf Calatafimi zurückzugehen, wo ich mich auf der Defensive halte, da die Rebellen in großer Anzahl uns anzugreifen Miene machen. Ich bitte daher Ew. Exc. dringend mir eine tüchtige Verstärkung an Infanterie und wenigstens noch eine halbe Batterie zu schicken, da die seind- lichen Massen zahlreich und hartnäckig (ostinatamente) kampflustig sind. Ich fürchte in meiner Stellung angegriffen zu werden. Ich will mich vertheidigen so lang als möglich; aber wenn ich nicht schnelle Hülfe erhalte, so weiß ich in der That nicht wie es ausgehen wird. Die Munition der Artillerie ist fast erschöpft, die der Infanterie beträchtlich vermindert. Ich habe 62 Verwundete; die Todten kann ich im Augenblick nicht genau angeben, da ich gleich nach dem Rückzug schreibe. Nöthigenfalls muß ich mich auf Alcamo zurückziehen. Meine Eolonne ist von Feinden umringt welche die Mühlen angegriffen, und das für die Truppen bereitete Mehl genommen haben. Die Colonne focht lebhaft von 10 Uhr Bormittags bis Nachmittags 5 Uhr, wo ich meinen Rückzug antrat. Der commandirende General, Marschall Landi." -- Derselbe Correspondent fügt bei: wenn die Truppen in Sicilien nicht gut zusammengehalten würden, wäre "ausgedehute Desertion" zu befürchten. Eine solche scheint wirklich statt- gefunden zu haben.
[] Florenz, 30 Mai. Man kann ſich in Deutſchland wohl nicht [] Florenz, 31 Mai. Der „außerordentliche k. Commiſſär für die [𝜆] Turin, 1 Jun. Der General Lanza in Palermo ſoll, die Unmög- *) „Palermo,“ ſagt ein Pariſer Blatt, „liegt in der Biegung einer Bay, an der Mündung des Flüßchens Oreto. Die alte Stadt iſt mit einem 2½ Lieues langen baſtionirten Wall umſchloſſen, der ſich in ziemlich ſchlechtem Zuſtand be- findet. Die neue Stadt erſtreckt ſich jenſeits der Fortificationen, an der Straße nach Monreale. An dieſer Stelle hat die Umwallung eine ungefähr 300 Mètres breite Lücke. Die eigentliche Schutzwehr Palermo’s ſind die Werke nach dem Meer hin, beſtehend aus zwei Hauptforts, das eine, Caſtel-Lucio am äußerſten Ende des Hafens, das andere, Caſtellamare, eine ſehr große rechtwinklige Citadelle. Der Hafen iſt durch einen 400 Mètres langen Molo geſchloſſen, mit einem Leuchtthurm auf der einen, einer Batterie auf der andern Seite. Garibaldi kam am 26 Mai vor Palermo an, und beſetzte am folgenden Tag die neue Stadt. Die Bevölkerung erklärte ſich alsbald zu Gunſten des Auf- ſtands, und General Lanza fand es rathſam die Vertheidigung des ſüdlichen Stadttheils nicht fortzuſetzen, ſondern ſich auf das ſtarke Caſtellamare zurück- zuziehen.“ **) Dieſer Brief lautete (nach der Neapeler Correſpondenz der Times) alſo:
„Calataſimi, 15 Mai. (Höchſt dringend.) Excellenz! Hülfe, Hülfe! (ajuto! pronto ajuto!) Die heute Morgens von Salemi ausgerückten Banden haben alle Höhen ſüdlich und ſüdweſtlich von Calataſimi beſetzt. Die eine Hälfte meiner Colonne rückte auf Schußweite vor, und griff die Rebellen an, welche zu Tauſenden auf allen Punkten hervorkamen. Das Feuer wurde gut unter- halten, aber Maſſen von Sicilianern hatten ſich mit den italieniſcheu Banden vereinigt. Wir haben den Befehlshaber der italieniſchen Freiſchaaren getödtet, und ihre Fahne erobert. Unglücklicherweiſe fiel ein Geſchütz vom Rücken eines Maulthiers das erſchoſſen wurde, und blieb in den Händen der Rebellen; das durchſchneidet meine Seele mit Schmerz. Meine Colonne war genöthigt unter fortwährendem Feuer auf Calatafimi zurückzugehen, wo ich mich auf der Defenſive halte, da die Rebellen in großer Anzahl uns anzugreifen Miene machen. Ich bitte daher Ew. Exc. dringend mir eine tüchtige Verſtärkung an Infanterie und wenigſtens noch eine halbe Batterie zu ſchicken, da die ſeind- lichen Maſſen zahlreich und hartnäckig (ostinatamente) kampfluſtig ſind. Ich fürchte in meiner Stellung angegriffen zu werden. Ich will mich vertheidigen ſo lang als möglich; aber wenn ich nicht ſchnelle Hülfe erhalte, ſo weiß ich in der That nicht wie es ausgehen wird. Die Munition der Artillerie iſt faſt erſchöpft, die der Infanterie beträchtlich vermindert. Ich habe 62 Verwundete; die Todten kann ich im Augenblick nicht genau angeben, da ich gleich nach dem Rückzug ſchreibe. Nöthigenfalls muß ich mich auf Alcamo zurückziehen. Meine Eolonne iſt von Feinden umringt welche die Mühlen angegriffen, und das für die Truppen bereitete Mehl genommen haben. Die Colonne focht lebhaft von 10 Uhr Bormittags bis Nachmittags 5 Uhr, wo ich meinen Rückzug antrat. Der commandirende General, Marſchall Landi.“ — Derſelbe Correſpondent fügt bei: wenn die Truppen in Sicilien nicht gut zuſammengehalten würden, wäre „ausgedehute Deſertion“ zu befürchten. Eine ſolche ſcheint wirklich ſtatt- gefunden zu haben. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p> <cit> <quote><pb facs="#f0007" n="2619"/><cb/> erheben und ſie abſchneiden<note place="foot" n="*)">„Palermo,“ ſagt ein Pariſer Blatt, „liegt in der Biegung einer Bay, an<lb/> der Mündung des Flüßchens Oreto. Die alte Stadt iſt mit einem 2½ Lieues<lb/> langen baſtionirten Wall umſchloſſen, der ſich in ziemlich ſchlechtem Zuſtand be-<lb/> findet. Die neue Stadt erſtreckt ſich jenſeits der Fortificationen, an der Straße<lb/> nach Monreale. An dieſer Stelle hat die Umwallung eine ungefähr 300 M<hi rendition="#aq">è</hi>tres<lb/> breite Lücke. Die eigentliche Schutzwehr Palermo’s ſind die Werke nach dem<lb/> Meer hin, beſtehend aus zwei Hauptforts, das eine, Caſtel-Lucio am äußerſten<lb/> Ende des Hafens, das andere, Caſtellamare, eine ſehr große rechtwinklige<lb/> Citadelle. Der Hafen iſt durch einen 400 M<hi rendition="#aq">è</hi>tres langen Molo geſchloſſen,<lb/> mit einem Leuchtthurm auf der einen, einer Batterie auf der andern Seite.<lb/> Garibaldi kam am 26 Mai vor Palermo an, und beſetzte am folgenden Tag<lb/> die neue Stadt. Die Bevölkerung erklärte ſich alsbald zu Gunſten des Auf-<lb/> ſtands, und General Lanza fand es rathſam die Vertheidigung des ſüdlichen<lb/> Stadttheils nicht fortzuſetzen, ſondern ſich auf das ſtarke Caſtellamare zurück-<lb/> zuziehen.“</note>. Die Nacht iſt ruhig vorübergegangen. Die<lb/> Infurgenten, ſo vermuthet man, werden zu einer entſcheidenden Bewegung<lb/> concentrirt, und man erwartet dieſe von einem Moment zum andern. 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Unglücklicherweiſe fiel ein Geſchütz vom Rücken eines<lb/> Maulthiers das erſchoſſen wurde, und blieb in den Händen der Rebellen; das<lb/> durchſchneidet meine Seele mit Schmerz. Meine Colonne war genöthigt unter<lb/> fortwährendem Feuer auf Calatafimi zurückzugehen, wo ich mich auf der<lb/> Defenſive halte, da die Rebellen in großer Anzahl uns anzugreifen Miene<lb/> machen. Ich bitte daher Ew. Exc. dringend mir eine tüchtige Verſtärkung an<lb/> Infanterie und wenigſtens noch eine halbe Batterie zu ſchicken, da die ſeind-<lb/> lichen Maſſen zahlreich und hartnäckig (<hi rendition="#aq">ostinatamente</hi>) kampfluſtig ſind. Ich<lb/> fürchte in meiner Stellung angegriffen zu werden. Ich will mich vertheidigen<lb/> ſo lang als möglich; aber wenn ich nicht ſchnelle Hülfe erhalte, ſo weiß ich in<lb/> der That nicht wie es ausgehen wird. Die Munition der Artillerie iſt faſt<lb/> erſchöpft, die der Infanterie beträchtlich vermindert. Ich habe 62 Verwundete;<lb/> die Todten kann ich im Augenblick nicht genau angeben, da ich gleich nach dem<lb/> Rückzug ſchreibe. Nöthigenfalls muß ich mich auf Alcamo zurückziehen. Meine<lb/> Eolonne iſt von Feinden umringt welche die Mühlen angegriffen, und das für<lb/> die Truppen bereitete Mehl genommen haben. Die Colonne focht lebhaft von<lb/> 10 Uhr Bormittags bis Nachmittags 5 Uhr, wo ich meinen Rückzug antrat.<lb/> Der commandirende General, Marſchall <hi rendition="#g">Landi.</hi>“ — Derſelbe Correſpondent<lb/> fügt bei: wenn die Truppen in Sicilien nicht gut zuſammengehalten würden,<lb/> wäre „ausgedehute Deſertion“ zu befürchten. Eine ſolche ſcheint wirklich ſtatt-<lb/> gefunden zu haben.</note> des Generals<lb/> Landi auf, worin er um Hülfe fleht, und den Verluſt des Geſchützes damit<lb/> entſchuldigt daß das Maulthier welches es trug getödtet worden ſey. Dem<lb/> wird aber auf Seite der Inſurgenten widerſprochen; die Kanone war geladen<lb/> und lag auf der Lafette. Alles geſchieht im Namen Italiens und Victor<lb/> Emmanuels. „Annexion“ iſt das Feldgeſchrei, und dazu: „Keinen Ver-<lb/> gleich!“ und: „Keine Republik!“ Der neu angekommene neapolitaniſche<lb/> General Lanza, derſelbe der im Jahr 1848 in Sicilien war, iſt ein guter<lb/> Regimentsoberſter, aber kein Feldherr. Er ſoll eine liberale Conſtitution in<lb/> der Taſche haben, aber die Sicilianer ſagen: Es iſt zu ſpät.</quote> </cit> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><supplied>&#xfffc;</supplied><hi rendition="#b">Florenz,</hi> 30 Mai.</dateline><lb/> <p>Man kann ſich in Deutſchland wohl nicht<lb/> leicht einen Begriff machen mit welchen Schwierigkeiten man hier zu kämpfen<lb/> hat um aus dem täglichen Wirrwarr von Lügen und Parteifärbungen die<lb/> Wahrheit herauszufinden. Auch nicht eine Partei ſagt die Wahrheit um der<lb/> Wahrheit willen. Die „Unit<hi rendition="#aq">à</hi> Italiana“ Mazzini’s läßt den Frhrn. v. 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Aus Rom haben<lb/> nicht nur Depeſchen der Regierung den im Scharmützel bei Le Grotte angeb-<lb/> lich erfolgten Tod des Freiſchärlers Ceſare Orſini gemeldet, ſondern der Be-<lb/> richt des Oberſten Pimodan an Lamorici<hi rendition="#aq">è</hi>re beſtätigt, nach der „Gazzetta di<lb/> Venezia,“ dieſe Nachricht, aber ein Brief aus Scanſano vom 25 Mai beſagt<lb/> daß die beiden Hauptleute des Zambianchi’ſchen Corps, nämlich Andrea Sga-<lb/> rallino und Ceſare Orſini, in Ketten geſchloſſen nach Florenz abgeführt wur-<lb/> den, und heute erfahren wir daß ſich dieſe beiden Herren hier in der Fortezza<lb/> dabbaſſo befinden, aus der man, wie es heißt, geſtern Abends 9 Uhr 27 Frei-<lb/> ſchärler desſelben Corps, die am 24 Mai hieher gebracht wurden, wieder in<lb/> Freiheit geſetzt hat. Jene Hauptleute ſollen übrigens durch eine vor Abgabe<lb/> der Waffen abgemachte Capitulation gegen jede ernſte Strafe geſichert ſeyn.<lb/> Dieſe Capitulation iſt vielleicht gar auf römiſchem Gebiet gemacht worden,<lb/> denn der Rückzug Zambianchi’s von Latera nach Le Grotte, noch ehe man<lb/> einen Feind, oder vielmehr die päpſtlichen Gendarmen, geſehen, ſoll in Folge<lb/> einer Depeſche der Regierung erfolgt ſeyn, was „L’Unit<hi rendition="#aq">à</hi> Italiana“ als be-<lb/> ſtätigt wieder gibt. Aber nicht die Rückſichten auf das Völkerrecht, ſondern die<lb/><cb/> Furcht vor den ächten Republicanern von denen ſich etwa 30 in der Freiſchaar<lb/> befanden, hätte die Regierung zur Rückzugsordre veranlaßt, was jene Repu-<lb/> blicaner wieder ſehr ungerecht finden, da ſie bei jener Gelegenheit ja offen er-<lb/> klärt hätten daß die einzige mögliche Regierung in Italien die des Hauſes<lb/> Savoyen ſey — ſolange dasſelbe für die nationale Einheit kämpfe. Die ge-<lb/> nauen Berichte hieſiger Blätter über das Scharmützel bei Le Grotte beſagen<lb/> endgültig daß auch die zwei früher als todt gemeldeten Freiſchärler ſich wieder<lb/> eingefunden haben, daß ein dritter von ſeinen Wunden geneſen wird, daß mit-<lb/> hin gar kein Verluſt zu beklagen iſt, wiewohl, als beſtimmt erwieſen, nur 18<lb/> bis 20 Freiſchärler bei dem Handgemenge mit den Gendarmen, die von 60<lb/> bis auf 100 angegeben werden, zugegen waren, und von dieſen letztern wenig-<lb/> ſtens 20 mauſetodt machten, alſo nach der erfahrungsmäßigen Proportion<lb/> bei Gefechten wahrſcheinlich auch noch 60 Gendarmen verwundeten, die nicht<lb/> exiſtirten. — Ein neues Journal „La Bandiera Italiana,“ das eine bedeu-<lb/> tende Stelle einnehmen zu wollen ſcheint, ſagt: daß Piemont ſich gegen Sici-<lb/> lien nicht ſo zögernd wie gegen Toscana zeigen dürfe, ſondern daß es die In-<lb/> ſel gleich nach dem Anſchlußvotum „annexiren“ müſſe. — In Bezug auf<lb/> Giovachino Taddei, berühmten Chemiker, Mitglied vieler Akademien, Sena-<lb/> tor, und einen der Vierzig der „Italieniſchen Geſellſchaft,“ der geſtern früh im<lb/> 69. Lebensjahr geſtorben iſt, und heute unter patriotiſchen Ehren und Beglei-<lb/> tung der Nationalgarde beerdigt wird, ſagt dieſes Blatt: daß er zehn Jahre<lb/> lang durch die großh. Regierung Verfolgungen erlitten habe. — Als der Car-<lb/> dinal Corſi in Turin in den Convent der Miſſionari geführt wurde, frug er:<lb/> ob das ſein Gefängniß ſey? Nein, antwortete man, er ſey in voller Freiheit.<lb/> „Nun wenn ich frei bin,“ meinte er, „ſo gehe ich lieber gleich wieder nach Piſa<lb/> zurück.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><supplied>&#xfffc;</supplied><hi rendition="#b">Florenz,</hi> 31 Mai.</dateline><lb/> <p>Der „außerordentliche k. Commiſſär für die<lb/> Provinzen Neapel und Sicilien,“ Hr. La Farina, hat ſchon ſein Mini-<lb/> ſterium aus folgenden Mitgliedern gebildet: Poerio, Imbriani, Mancini,<lb/> Piſanelli und Interdonato. Nach La Nazione haben die Florentiniſchen<lb/> Frauen ſich zur Unterſtützung der Sicilianer vereinigt, und in allen toscani-<lb/> ſchen Orten beſtehen Vereine zur Sammlung von Geldern. Nach der Unità<lb/> Italiana dagegen hat ſich ein großer Theil der toscaniſchen Municipien,<lb/> darunter das Florentiniſche obenan, ziemlich karg gezeigt, indem ſie nicht<lb/> nur die Anträge auf eine directe Unterſtützung Siciliens zurückwieſen, ſon-<lb/> dern auch das während ſo vieler Monate für die Million Gewehre Gari-<lb/> baldi’s geſammelte Geld jetzt nicht herausgeben wollen. Das unter dem<lb/> Generalgouverneur Ricaſoli ſtehende Toscana macht hierin von den andern<lb/> italieniſchen Ländern eine wunderliche Ausnahme. Die Privatſammlungen<lb/> gehen indeß langſam vor ſich; pünktlich aber vor allen erweist ſich die Mazzi-<lb/> niſtiſche Partei, welche, wie eben die Collecte der hieſigen Unità Italiana mit<lb/> 1260 Lire zeigt, zur angekündigten Stunde auch ihre Gelder abſchickt. In den<lb/> Summen, wie dieſe von den armen Arbeitern zuſammengebracht werden, ſtehen<lb/> die Liſten von La Nazione, die von allen Enden des Landes zuſammen etwa<lb/> 15,000 Lire betragen, in einem ärmlichen Verhältniß zu dem Vermögen der<lb/> beſitzenden Claſſe. Das kleine Municipium von Seſto hat officiell 300 Lire<lb/> geſpendet. — Die außerordentlichen Beilagen der Allg. Ztg. kommen auch in<lb/> Toscana nie an, ſowie überhaupt dieſelbe durch die Poſt ſehr zurückgeſetzt<lb/> ſcheint. Sie kommt noch immer erſt fünf Tage nach der Ausgabe hier an,<lb/> während preußiſche Blätter nur vier Tage brauchen. Dazu kommt noch daß<lb/> Ihre hieſigen Abonnenten mitten im Lauf des Abonnements oft auf längere<lb/> Zeit, eben bis in dieſen Monat herein wieder ganze ſechs Wochen lang, gar<lb/> keine Zeitung mehr erhielten, ohne daß die Poſtbeamten im Stande wären<lb/> für das unerklärliche Ausbleiben oder für das plötzliche Wiedererſcheinen<lb/> einen Grund anzugeben. — Die venetianiſchen Emigranten gründen hier ein<lb/> Wochenblatt für die Befreiung ihrer Provinz von öſterreichiſcher Herrſchaft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><supplied>&#x1D706;</supplied><hi rendition="#b">Turin,</hi> 1 Jun.</dateline><lb/> <p>Der General Lanza in Palermo ſoll, die Unmög-<lb/> lichkeit einſehend ſeinen Poſten noch länger zu behaupten, bereits ange-<lb/> fangen haben einen Theil der Truppen einzuſchiffen. Ich habe Ihnen neulich<lb/> ſchon mitgetheilt daß eine zweite Expedition Freiwilliger im Begriff ſtehe nach<lb/> Sicilien abzugehen. Dießmal wird ſie von La Farina (bekanntlich aus Sici-<lb/> lien gebürtig) ſelbſt geleitet werden, der dort als der Repräſentant der bürger-<lb/> lichen Ordnung auftreten wird, um die allgemeine Abſtimmung der „Annexion“<lb/> Siciliens an Piemont zu leiten, da Garibaldi ſich mit der Politik nicht be-<lb/> ſchäftigen kann, und die Abſtimmung ſo ſchnell und ſo energiſch als möglich<lb/> durchgeführt werden ſoll, um den auswärtigen Mächten keine Zeit zu Re-<lb/> clamationen zu laſſen. Uebrigens glaubt man daß La Farina außerdem noch<lb/> den Auftrag hat Garibaldi zu überwachen, da man befürchtet er möchte ſich<lb/> wiederum von den Republicanern zu thörichten und verzweifelten Schritten<lb/> verleiten laſſen. Der Plan der hieſigen Unioniſten iſt übrigens ſchon klar ge-<lb/> zeichnet: ſobald La Farina eine proviſoriſche Regierung inſtallirt, und die In-<lb/> ſel durch Garibaldi vollkommen von den königl. Truppen befreit iſt, wird letz-<lb/> terer die Meerenge überſchreiten, und die Revolution nach Calabrien tragen.<lb/> Man ſpricht hier ganz offen von der unabweisbaren Nothwendigkeit: das<lb/> ganze Königreich Neapel mit dem neuen Italien zu vereinigen unter Victor<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2619/0007]
erheben und ſie abſchneiden *). Die Nacht iſt ruhig vorübergegangen. Die
Infurgenten, ſo vermuthet man, werden zu einer entſcheidenden Bewegung
concentrirt, und man erwartet dieſe von einem Moment zum andern. Daß
die Niederlage der Neapolitaner bei Calataſimi beträchtlich war, unterliegt
keinem Zweifel; ſie koſtete ihnen mehrere hundert Mann und eine Kanone.
Die Inſurgenten fiengen bei ihrem Vorrücken einen Brief **) des Generals
Landi auf, worin er um Hülfe fleht, und den Verluſt des Geſchützes damit
entſchuldigt daß das Maulthier welches es trug getödtet worden ſey. Dem
wird aber auf Seite der Inſurgenten widerſprochen; die Kanone war geladen
und lag auf der Lafette. Alles geſchieht im Namen Italiens und Victor
Emmanuels. „Annexion“ iſt das Feldgeſchrei, und dazu: „Keinen Ver-
gleich!“ und: „Keine Republik!“ Der neu angekommene neapolitaniſche
General Lanza, derſelbe der im Jahr 1848 in Sicilien war, iſt ein guter
Regimentsoberſter, aber kein Feldherr. Er ſoll eine liberale Conſtitution in
der Taſche haben, aber die Sicilianer ſagen: Es iſt zu ſpät.
 Florenz, 30 Mai.
Man kann ſich in Deutſchland wohl nicht
leicht einen Begriff machen mit welchen Schwierigkeiten man hier zu kämpfen
hat um aus dem täglichen Wirrwarr von Lügen und Parteifärbungen die
Wahrheit herauszufinden. Auch nicht eine Partei ſagt die Wahrheit um der
Wahrheit willen. Die „Unità Italiana“ Mazzini’s läßt den Frhrn. v. Bach
ſich im Gefängniß zu Venedig erhängen, und der Monitore Toscano leiſtet
dem Gerücht Vorſchub daß ein Sohn des Frhrn. v. Bruck in einer Audienz
dem Kaiſer von Oeſterreich einen Dolchſtich verſetzt habe! Aus Rom haben
nicht nur Depeſchen der Regierung den im Scharmützel bei Le Grotte angeb-
lich erfolgten Tod des Freiſchärlers Ceſare Orſini gemeldet, ſondern der Be-
richt des Oberſten Pimodan an Lamoricière beſtätigt, nach der „Gazzetta di
Venezia,“ dieſe Nachricht, aber ein Brief aus Scanſano vom 25 Mai beſagt
daß die beiden Hauptleute des Zambianchi’ſchen Corps, nämlich Andrea Sga-
rallino und Ceſare Orſini, in Ketten geſchloſſen nach Florenz abgeführt wur-
den, und heute erfahren wir daß ſich dieſe beiden Herren hier in der Fortezza
dabbaſſo befinden, aus der man, wie es heißt, geſtern Abends 9 Uhr 27 Frei-
ſchärler desſelben Corps, die am 24 Mai hieher gebracht wurden, wieder in
Freiheit geſetzt hat. Jene Hauptleute ſollen übrigens durch eine vor Abgabe
der Waffen abgemachte Capitulation gegen jede ernſte Strafe geſichert ſeyn.
Dieſe Capitulation iſt vielleicht gar auf römiſchem Gebiet gemacht worden,
denn der Rückzug Zambianchi’s von Latera nach Le Grotte, noch ehe man
einen Feind, oder vielmehr die päpſtlichen Gendarmen, geſehen, ſoll in Folge
einer Depeſche der Regierung erfolgt ſeyn, was „L’Unità Italiana“ als be-
ſtätigt wieder gibt. Aber nicht die Rückſichten auf das Völkerrecht, ſondern die
Furcht vor den ächten Republicanern von denen ſich etwa 30 in der Freiſchaar
befanden, hätte die Regierung zur Rückzugsordre veranlaßt, was jene Repu-
blicaner wieder ſehr ungerecht finden, da ſie bei jener Gelegenheit ja offen er-
klärt hätten daß die einzige mögliche Regierung in Italien die des Hauſes
Savoyen ſey — ſolange dasſelbe für die nationale Einheit kämpfe. Die ge-
nauen Berichte hieſiger Blätter über das Scharmützel bei Le Grotte beſagen
endgültig daß auch die zwei früher als todt gemeldeten Freiſchärler ſich wieder
eingefunden haben, daß ein dritter von ſeinen Wunden geneſen wird, daß mit-
hin gar kein Verluſt zu beklagen iſt, wiewohl, als beſtimmt erwieſen, nur 18
bis 20 Freiſchärler bei dem Handgemenge mit den Gendarmen, die von 60
bis auf 100 angegeben werden, zugegen waren, und von dieſen letztern wenig-
ſtens 20 mauſetodt machten, alſo nach der erfahrungsmäßigen Proportion
bei Gefechten wahrſcheinlich auch noch 60 Gendarmen verwundeten, die nicht
exiſtirten. — Ein neues Journal „La Bandiera Italiana,“ das eine bedeu-
tende Stelle einnehmen zu wollen ſcheint, ſagt: daß Piemont ſich gegen Sici-
lien nicht ſo zögernd wie gegen Toscana zeigen dürfe, ſondern daß es die In-
ſel gleich nach dem Anſchlußvotum „annexiren“ müſſe. — In Bezug auf
Giovachino Taddei, berühmten Chemiker, Mitglied vieler Akademien, Sena-
tor, und einen der Vierzig der „Italieniſchen Geſellſchaft,“ der geſtern früh im
69. Lebensjahr geſtorben iſt, und heute unter patriotiſchen Ehren und Beglei-
tung der Nationalgarde beerdigt wird, ſagt dieſes Blatt: daß er zehn Jahre
lang durch die großh. Regierung Verfolgungen erlitten habe. — Als der Car-
dinal Corſi in Turin in den Convent der Miſſionari geführt wurde, frug er:
ob das ſein Gefängniß ſey? Nein, antwortete man, er ſey in voller Freiheit.
„Nun wenn ich frei bin,“ meinte er, „ſo gehe ich lieber gleich wieder nach Piſa
zurück.“
 Florenz, 31 Mai.
Der „außerordentliche k. Commiſſär für die
Provinzen Neapel und Sicilien,“ Hr. La Farina, hat ſchon ſein Mini-
ſterium aus folgenden Mitgliedern gebildet: Poerio, Imbriani, Mancini,
Piſanelli und Interdonato. Nach La Nazione haben die Florentiniſchen
Frauen ſich zur Unterſtützung der Sicilianer vereinigt, und in allen toscani-
ſchen Orten beſtehen Vereine zur Sammlung von Geldern. Nach der Unità
Italiana dagegen hat ſich ein großer Theil der toscaniſchen Municipien,
darunter das Florentiniſche obenan, ziemlich karg gezeigt, indem ſie nicht
nur die Anträge auf eine directe Unterſtützung Siciliens zurückwieſen, ſon-
dern auch das während ſo vieler Monate für die Million Gewehre Gari-
baldi’s geſammelte Geld jetzt nicht herausgeben wollen. Das unter dem
Generalgouverneur Ricaſoli ſtehende Toscana macht hierin von den andern
italieniſchen Ländern eine wunderliche Ausnahme. Die Privatſammlungen
gehen indeß langſam vor ſich; pünktlich aber vor allen erweist ſich die Mazzi-
niſtiſche Partei, welche, wie eben die Collecte der hieſigen Unità Italiana mit
1260 Lire zeigt, zur angekündigten Stunde auch ihre Gelder abſchickt. In den
Summen, wie dieſe von den armen Arbeitern zuſammengebracht werden, ſtehen
die Liſten von La Nazione, die von allen Enden des Landes zuſammen etwa
15,000 Lire betragen, in einem ärmlichen Verhältniß zu dem Vermögen der
beſitzenden Claſſe. Das kleine Municipium von Seſto hat officiell 300 Lire
geſpendet. — Die außerordentlichen Beilagen der Allg. Ztg. kommen auch in
Toscana nie an, ſowie überhaupt dieſelbe durch die Poſt ſehr zurückgeſetzt
ſcheint. Sie kommt noch immer erſt fünf Tage nach der Ausgabe hier an,
während preußiſche Blätter nur vier Tage brauchen. Dazu kommt noch daß
Ihre hieſigen Abonnenten mitten im Lauf des Abonnements oft auf längere
Zeit, eben bis in dieſen Monat herein wieder ganze ſechs Wochen lang, gar
keine Zeitung mehr erhielten, ohne daß die Poſtbeamten im Stande wären
für das unerklärliche Ausbleiben oder für das plötzliche Wiedererſcheinen
einen Grund anzugeben. — Die venetianiſchen Emigranten gründen hier ein
Wochenblatt für die Befreiung ihrer Provinz von öſterreichiſcher Herrſchaft.
𝜆 Turin, 1 Jun.
Der General Lanza in Palermo ſoll, die Unmög-
lichkeit einſehend ſeinen Poſten noch länger zu behaupten, bereits ange-
fangen haben einen Theil der Truppen einzuſchiffen. Ich habe Ihnen neulich
ſchon mitgetheilt daß eine zweite Expedition Freiwilliger im Begriff ſtehe nach
Sicilien abzugehen. Dießmal wird ſie von La Farina (bekanntlich aus Sici-
lien gebürtig) ſelbſt geleitet werden, der dort als der Repräſentant der bürger-
lichen Ordnung auftreten wird, um die allgemeine Abſtimmung der „Annexion“
Siciliens an Piemont zu leiten, da Garibaldi ſich mit der Politik nicht be-
ſchäftigen kann, und die Abſtimmung ſo ſchnell und ſo energiſch als möglich
durchgeführt werden ſoll, um den auswärtigen Mächten keine Zeit zu Re-
clamationen zu laſſen. Uebrigens glaubt man daß La Farina außerdem noch
den Auftrag hat Garibaldi zu überwachen, da man befürchtet er möchte ſich
wiederum von den Republicanern zu thörichten und verzweifelten Schritten
verleiten laſſen. Der Plan der hieſigen Unioniſten iſt übrigens ſchon klar ge-
zeichnet: ſobald La Farina eine proviſoriſche Regierung inſtallirt, und die In-
ſel durch Garibaldi vollkommen von den königl. Truppen befreit iſt, wird letz-
terer die Meerenge überſchreiten, und die Revolution nach Calabrien tragen.
Man ſpricht hier ganz offen von der unabweisbaren Nothwendigkeit: das
ganze Königreich Neapel mit dem neuen Italien zu vereinigen unter Victor
*) „Palermo,“ ſagt ein Pariſer Blatt, „liegt in der Biegung einer Bay, an
der Mündung des Flüßchens Oreto. Die alte Stadt iſt mit einem 2½ Lieues
langen baſtionirten Wall umſchloſſen, der ſich in ziemlich ſchlechtem Zuſtand be-
findet. Die neue Stadt erſtreckt ſich jenſeits der Fortificationen, an der Straße
nach Monreale. An dieſer Stelle hat die Umwallung eine ungefähr 300 Mètres
breite Lücke. Die eigentliche Schutzwehr Palermo’s ſind die Werke nach dem
Meer hin, beſtehend aus zwei Hauptforts, das eine, Caſtel-Lucio am äußerſten
Ende des Hafens, das andere, Caſtellamare, eine ſehr große rechtwinklige
Citadelle. Der Hafen iſt durch einen 400 Mètres langen Molo geſchloſſen,
mit einem Leuchtthurm auf der einen, einer Batterie auf der andern Seite.
Garibaldi kam am 26 Mai vor Palermo an, und beſetzte am folgenden Tag
die neue Stadt. Die Bevölkerung erklärte ſich alsbald zu Gunſten des Auf-
ſtands, und General Lanza fand es rathſam die Vertheidigung des ſüdlichen
Stadttheils nicht fortzuſetzen, ſondern ſich auf das ſtarke Caſtellamare zurück-
zuziehen.“
**) Dieſer Brief lautete (nach der Neapeler Correſpondenz der Times) alſo:
„Calataſimi, 15 Mai. (Höchſt dringend.) Excellenz! Hülfe, Hülfe! (ajuto!
pronto ajuto!) Die heute Morgens von Salemi ausgerückten Banden haben
alle Höhen ſüdlich und ſüdweſtlich von Calataſimi beſetzt. Die eine Hälfte
meiner Colonne rückte auf Schußweite vor, und griff die Rebellen an, welche
zu Tauſenden auf allen Punkten hervorkamen. Das Feuer wurde gut unter-
halten, aber Maſſen von Sicilianern hatten ſich mit den italieniſcheu Banden
vereinigt. Wir haben den Befehlshaber der italieniſchen Freiſchaaren getödtet,
und ihre Fahne erobert. Unglücklicherweiſe fiel ein Geſchütz vom Rücken eines
Maulthiers das erſchoſſen wurde, und blieb in den Händen der Rebellen; das
durchſchneidet meine Seele mit Schmerz. Meine Colonne war genöthigt unter
fortwährendem Feuer auf Calatafimi zurückzugehen, wo ich mich auf der
Defenſive halte, da die Rebellen in großer Anzahl uns anzugreifen Miene
machen. Ich bitte daher Ew. Exc. dringend mir eine tüchtige Verſtärkung an
Infanterie und wenigſtens noch eine halbe Batterie zu ſchicken, da die ſeind-
lichen Maſſen zahlreich und hartnäckig (ostinatamente) kampfluſtig ſind. Ich
fürchte in meiner Stellung angegriffen zu werden. Ich will mich vertheidigen
ſo lang als möglich; aber wenn ich nicht ſchnelle Hülfe erhalte, ſo weiß ich in
der That nicht wie es ausgehen wird. Die Munition der Artillerie iſt faſt
erſchöpft, die der Infanterie beträchtlich vermindert. Ich habe 62 Verwundete;
die Todten kann ich im Augenblick nicht genau angeben, da ich gleich nach dem
Rückzug ſchreibe. Nöthigenfalls muß ich mich auf Alcamo zurückziehen. Meine
Eolonne iſt von Feinden umringt welche die Mühlen angegriffen, und das für
die Truppen bereitete Mehl genommen haben. Die Colonne focht lebhaft von
10 Uhr Bormittags bis Nachmittags 5 Uhr, wo ich meinen Rückzug antrat.
Der commandirende General, Marſchall Landi.“ — Derſelbe Correſpondent
fügt bei: wenn die Truppen in Sicilien nicht gut zuſammengehalten würden,
wäre „ausgedehute Deſertion“ zu befürchten. Eine ſolche ſcheint wirklich ſtatt-
gefunden zu haben.
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(2021-08-16T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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