Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860.die Bewilligung des Großherrn eingeholt werden. Es ist dieß allerdings ein Neueste Posten. München, 6 Jun. Vorgestern verließ der großh. toscanische Ge- München, 6 Jun. Nachrichten aus Darmstadt zufolge beab- Hannover, 6 Jun. Minister v. Borries ist in Anbetracht seiner Ver- Berlin, 5 Jun. Der Prinz-Regent ist vorgestern Nachmittags in Wien, 4 Jun. Heute Vormittag um 11 Uhr fand im Statthalterei- Madrid, 4 Jun. Der Senat hat einstimmig den Vorschlag eines London, 5 Jun. Die Times veröffentlicht eine Erklärung von Don Paris, 6 Jun. Der Moniteur meldet daß die Besserung im Zu- Nach dem Constitutionnel verlangt General Garibaldi fortwäh- Der Constitutionnel hält den Sieg der Revolution in Sicilien für Das J. des Debats vertheidigt sich gegen die Angriffe des Constitu- die Bewilligung des Großherrn eingeholt werden. Es iſt dieß allerdings ein Neueſte Poſten. München, 6 Jun. Vorgeſtern verließ der großh. toscaniſche Ge- ⊙ München, 6 Jun. Nachrichten aus Darmſtadt zufolge beab- Hannover, 6 Jun. Miniſter v. Borries iſt in Anbetracht ſeiner Ver- Berlin, 5 Jun. Der Prinz-Regent iſt vorgeſtern Nachmittags in Wien, 4 Jun. Heute Vormittag um 11 Uhr fand im Statthalterei- Madrid, 4 Jun. Der Senat hat einſtimmig den Vorſchlag eines London, 5 Jun. Die Times veröffentlicht eine Erklärung von Don Paris, 6 Jun. Der Moniteur meldet daß die Beſſerung im Zu- Nach dem Conſtitutionnel verlangt General Garibaldi fortwäh- Der Conſtitutionnel hält den Sieg der Revolution in Sicilien für Das J. des Débats vertheidigt ſich gegen die Angriffe des Conſtitu- <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0012" n="2656"/> die Bewilligung des Großherrn eingeholt werden. Es iſt dieß allerdings ein<lb/> Zeichen daß man ernſtlich an eine Verbeſſerung der traurigen Finanzlage des<lb/> Reichs denkt, doch haben ſich die Befehle Erſparniſſe zu machen im Laufe des<lb/> letzten Jahrs ſo oft wiederholt, und ſind jedesmal nach wenigen Tagen ſchon<lb/> in vollkommene Vergeſſenheit gerathen, obgleich ſie ſtets mit großem Nachdruck<lb/> veröffentlicht wurden, daß man ihnen durchans keine Bedeutung mehr beilegt.<lb/> Auch iſt es nicht die Verſchwendung in der Staatsverwaltung welche die jetzige<lb/> Kriſis herbeigeführt hat, und wenn gleich noch mancherlei Reductionen an den<lb/> hohen Gehalten, namentlich an den Penſionen, zu ermöglichen wären, ſo wür-<lb/> den dieſe doch nicht hinreichen um eine Regelung der verwirrten Finanzwirth-<lb/> ſchaft herbeizuführen. Der kaiſerl. Harem erkennt ſehr richtig den wahren<lb/> Werth aller Befehle welche der Berſchwendung ein Ziel ſetzen ſollen, und nach<lb/> wie vor muß von Zeit zu Zeit eine Commiſſion eingeſetzt werden um die<lb/> Schuldenmaſſe der Civilliſte zu ordnen, ein Abkommen mit den Gläubigern<lb/> zu treffen, und den hohen Damen hiedurch neuen Credit zu eröffnen. Die<lb/> Bekanntmachungen welche geradezu verbieten den Damen des Serails zu bor-<lb/> gen, müſſen natürlich wirkungslos bleiben ſolange die Staatscaſſen die Be-<lb/> zahlung ſolcher Schulden übernehmen. Jetzt iſt wiederum eine Commiſſion<lb/> in Topchane beſchäftigt die Anſprüche der vielen Gläubiger des Palaſtes zu<lb/> unterſuchen. Rachdem der Großweſir drei Wochen lang vergeblich von allerlei<lb/> Händlern und Wucherern in ſeiner Wohnung belagert war, wurde er ſchließ-<lb/> lich auf der Gaſſe von ihnen angefallen, und ſah ſich genöthigt die genannte<lb/> Commiſſion einzuſetzen. — Mit den Ausſichten auf Errichtung der Bank iſt<lb/> es, wie es ſcheint, endlich aus, indem die Compagnie ihren Rücktritt angezeigt<lb/> hat. Unter ſolchen Verhältniſſen, die mit der Zeit in allen Bolksclaſſen be-<lb/> kannt werden mußten, erregen einzelne Ausgaben die zur Aufrechthaltung des<lb/> kaiſerl. Glanzes für nöthig erachtet wurden allgemeine Mißbilligung. Be-<lb/> ſonders ſtark wird ein Geſchenk, beſtehend aus mehreren Pfeifenſpitzen und<lb/> zwei Waſſerpfeifen, zuſammen im Werth von 750,000 Piaſtern, welches der<lb/> Sultan ſeinem Gaft, dem Herzog von Brabant, machte, als dieſer ſeine Be-<lb/> wunderung über dieſe Stücke ausdrückte, vom Volk beſprochen, und der „Le-<lb/> vant Herald“ macht ſich ein Vergnügen daraus hiemit die Geſchenke welche<lb/> der Herzog an einige Würdenträger vertheilte, deren Werth er auf 250 Pf.<lb/> St. veranſchlagt, zu vergleichen. — Viele Ordensverleihungen ſind hier in<lb/> den letzten Tagen vorgenommen worden. Ein außerordentlicher Geſandter,<lb/> Chahia Chan aus Perſien, iſt mit der Decoration des Sonnen- und Löwen-<lb/> ordens in Brillanten für den Sultan, ſo wie mit verſchiedenen kleinern Son-<lb/> nen und Löwen für einige Miniſter, hier angekommen, und ſoll morgen vom<lb/> Sultan empfangen werden, um die Decoration überreichen zu können. Auch<lb/> der Marquis v. Lavalette hat eine ganze Menge Orden der Ehrenlegion für<lb/> diejenigen Großen des Reichs welche nicht ſchon damit bedacht ſind mitge-<lb/> bracht; wahrſcheinlich als Erwiederung auf eine Ladung von Medſchidie-Or-<lb/> den, welche kürzlich auf Verlangen Achmed Vefik Effendis, des türkiſchen Ge-<lb/> ſandten in Paris, dorthin abgeſendet wurde. Dem König der Belgier ſoll<lb/> für den Leopoldorden der Medſchidie in Brillanten überſchickt werden. Die<lb/> Türken machen ſich übrigens ſehr wenig aus allen fremden Orden, von denen<lb/> ſie ganz beſonders diejenigen welche die Form des Kreuzes haben verabſcheuen,<lb/> und legen ſie nur bei folchen Gelegenheiten an wo es die Etikette drin-<lb/> gend gebietet. — Der neu ernannte engliſche Geſandte am Hof von Teheran,<lb/> Hr. Aliſon, bisher erſter Secretär der hieſigen Geſandtſchaft, hat ſich auf dem<lb/> engliſchen Stationsſchiff „Banſhee“ eingeſchifft, um ſich nach Trapezunt und<lb/> dann weiter nach ſeinem Beſtimmungsort zu begeben. Hr. Rawlinſon, der<lb/> frühere Geſandte in Perſien, wird ſeinen Poſten bis zur Ankunft des Hrn.<lb/> Aliſon nicht verlaſſen. Hr. Rawlinſon hat gewußt ſich während ſeines kurzen<lb/> Aufenthalts in Teheran einen bedeutenden Einfluß auf die Regierung zu ver-<lb/> ſchaffen, der den Ruffen zu verſchiedenenmalen unangenehm bemerkbar wurde,<lb/> und hoffentlich wird der neue Geſandte es verſtehen ihn zu bewahren,<lb/> um dem weitern Vordringen der Ruſſen dort kräftig entgegenarbeiten zu kön-<lb/> nen. — Wie man ſagt, ſoll der ſardiniſche Geſandte in Konſtantinopel künftig-<lb/> hin mit dem Rang eines Miniſterreſidenten bekleidet werden. — Der griechi-<lb/> ſche Patriarch Cyrillus hat bei der Pforte ſeine Entlaſſung erbeten, die ihm<lb/> auch ohne Umſtände gewährt wurde. Es ſoll ſo ſchnell als möglich, nach den<lb/> durch die kürzlich verſammelt geweſene Nationalſynode feſtgeſetzten Beſtim-<lb/> mungen, zur Neuwahl geſchritten werden, bis zur Beſtätigung derſelben aber<lb/> ein Vicar eingeſetzt werden. — Der neu erwählte und beſtätigte armeniſche<lb/> Patriarch iſt noch nicht hier eingetroffen. — Die Commiſſion welche mit der<lb/> Unterſuchung der Rechnungen des frühern erſten Kammerherrn Osman Bey<lb/> beauftragt war, hat ihre Arbeiten beendet, welche weder dieſen hohen Würden-<lb/> träger, der jetzt mit dem Rang eines Muſchirs im großen Rath ſitzt, noch<lb/> einige andere Palaſtbeamte vom Verdacht gereinigt haben. — Endlich iſt<lb/> Omer Paſcha hier eingetroffen. Er iſt noch in Ungnade, wird deßhalb von<lb/> den Miniſtern nicht empfangen werden, und darf auch ſeine Wohnung in der<lb/> Stadt nicht beziehen. Vorläufig iſt er im Hauſe Hafiz Paſcha’s abgeſtiegen,<lb/> begibt ſich aber in wenigen Tagen nach ſeinem Gut bei Tſchekmekdſche.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Neueſte Poſten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 6 Jun.</dateline><lb/> <p>Vorgeſtern verließ der großh. toscaniſche Ge-<lb/> ſandte in Paris, Marcheſe Nerly, unſere Stadt, um ſich wiederum auf ſeinen<lb/> Poſten zu begeben. Er tritt alſo nicht, wie italieniſche Blätter behaupteten,<lb/> von ſeinem Poſten ab. (N. M. Ztg.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">⊙ München,</hi> 6 Jun.</dateline><lb/> <p>Nachrichten aus Darmſtadt zufolge beab-<lb/> ſichtigt Se. Maj. der König Max im Laufe der kommenden Woche auch einen<lb/> kurzen Beſuch in der bayeriſchen Pfalz zu machen. Wahrſcheinlich wird auch J.<lb/> Maj. die Königin den König dahin begleiten. — Leider ſind heute auch aus<lb/> der Salzach-Gegend Hiobspoſten über Verheerungen eingetroffen welche gleich-<lb/> falls am vorigen Sonntag ein ſchweres Hagelwetter, namentlich in der Gegend<lb/> von Burghauſen auf bayeriſchem und öſterreichiſchem Gebiet, angerichtet hat.<lb/> Zu Reichenhall dagegen, alſo hinter dem Gebirgszug, hatte man den ganzen<lb/> Tag über ſchönes Wetter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Hannover,</hi> 6 Jun.</dateline><lb/> <p>Miniſter v. Borries iſt in Anbetracht ſeiner Ver-<lb/> dienſte in den Grafenſtand erhohen worden. (T. <hi rendition="#g">Schw.</hi> M.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 5 Jun.</dateline><lb/> <p>Der Prinz-Regent iſt vorgeſtern Nachmittags in<lb/> Königsberg eingetroffen, und mit herzlichem und begeiſtertem Jubelruf empfan-<lb/> gen worden. In Gumbinnen wird der Prinz-Regent vom Fürſten Gortſcha-<lb/> koff, dem Statthalter Polens, im Namen des Kaiſers von Rußland begrüßt<lb/> werden. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin iſt heute Nachmittags<lb/> hier angekommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 4 Jun.</dateline><lb/> <p>Heute Vormittag um 11 Uhr fand im Statthalterei-<lb/> gebände die erſte ordentliche Sitzung des verſtärkten Reichsraths ſtatt, dem<lb/> von Seite der Regierung Vorlagen über den Staatshaushalt gemacht wur-<lb/> den. Sie ſind mit einzelnen ſehr detaillirten Nachweiſungen verſehen, und<lb/> betreffen: den Hofſtaat und die Cabinetskanzlei des Kaiſers, den Reichsrath,<lb/> die Miniſterconferenz, das Miniſterium des Innern und jenes der Juſtiz.<lb/> Dieſe Vorlagen werden an einen Ausſchuß zur Vorberathung gewieſen. Auch<lb/> die Reviſion der Geſchäftsordnung dürfte in Anregung gekommen ſeyn. Am<lb/> Nachmittag ſind die ſämmtlichen Mitglieder zum Diner an der kaiſerl. Tafel<lb/> in der Hofburg gezogen. Jeden Dienſtag wird in den Salons des Hrn. Mi-<lb/> niſterpräſidenten Empfang ſtattfinden, bei welcher Gelegenheit den HH. Reichs-<lb/> räthen mannichfache Gelegenheit geboten ſeyn wird ſich auch außerhalb der<lb/> Sitzungen zu ſprechen und kennen zu lernen. — Erzherzog Albrecht hat ſich<lb/> geſtern nach Böhmen begeben. (<hi rendition="#g">Oeſt.</hi> Z.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 4 Jun.</dateline><lb/> <p>Der Senat hat einſtimmig den Vorſchlag eines<lb/> Mitglieds angenommen, zu proclamiren daß die afrikaniſche Armee ſich um<lb/> das Vaterland wohl verdient gemacht habe. Die <hi rendition="#g">Gazeta</hi> veröffentlicht den<lb/> Friedensvertrag mit Marocco. Die erſte Einzahlung der maroccaniſchen<lb/> Kriegsgelder iſt auf den 1 Jul. feſtgeſetzt. (P. Bl.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 5 Jun.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Times</hi> veröffentlicht eine Erklärung von Don<lb/> Juan, welche an die Cortes von Spanien gerichtet iſt, und worin er ſagt daß<lb/> die Entſagung ſeines Bruders auf den Thron von Spanien ihm, Don Juan,<lb/> die Verpflichtung auferlege heute ſeine Rechte wie die Rechte ſeiner Familie<lb/> auf den Thron ſeiner Ahnen geltend zu machen, daß er entſchloſſen iſt dieſel-<lb/> ben aufrecht zu erhalten, ebenſo wie das Princip der Geſetzlichkeit auf dem ſie<lb/> beruhen. Er werde aber keinerlei Berufung an die Waffen geſtatten um den<lb/> Sieg ſeiner Sache herbeizuführen, noch überhaupt Blutvergießen, denn er ſetze<lb/> ſein ganzes Vertrauen in die Vorſehung, in den Patriotismus des ſpaniſchen Vol-<lb/> kes und in die Kraft der Verhältniſſe. — Die Morning Poſt ſagt: es werde<lb/> wohl niemand einfallen England zuzumuthen, daß es in die von Neapel ver-<lb/> langte Garantie ſeiner Beſitzungen einwilligen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 6 Jun.</dateline><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Moniteur</hi> meldet daß die Beſſerung im Zu-<lb/> ſtand des Prinzen Jerome anhält. — Es heißt die Stadt Paris werde ein<lb/> Anlehen von 150 Millionen abſchließen.</p><lb/> <p>Nach dem <hi rendition="#g">Conſtitutionnel</hi> verlangt <hi rendition="#g">General</hi> Garibaldi fortwäh-<lb/> rend peremtoriſch daß die Garniſon die Waffen niederlege.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Conſtitutionnel</hi> hält den Sieg der Revolution in Sicilien für<lb/> ſehr wahrſcheinlich, theils aus militäriſchen Gründen die er näher entwickelt,<lb/> theils weil die öffentliche Meinung von ganz Europa eine moraliſche Unter-<lb/> ſtützung derſelben bilde. Auch gebiete die Inſurrection über ganz andere<lb/> Mittel und Leute als früher. Wir wiſſen nicht, heißt es am Schluß, ob Si-<lb/> cilien ſeine vollſtändige Unabhängigkeit ſich ſichern wird. Nur deß ſind wir<lb/> gewiß daß ein Uebertreiben der Gewaltmittel nie eine Regierung retten konnte,<lb/> wenn ſie nichts that um die Zuſtimmung ihres Volkes <hi rendition="#aq">(suffrage de son<lb/> peuple)</hi> zu verdienen. Es wäre Zeit daß die ganze Welt dieß Princip er-<lb/> kenne, und daß die Politik ſich überall darnach richte. Wir ſagen: es iſt<lb/> Zeit. Wir möchten für Sicilien hoffen daß es noch Zeit iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das J. <hi rendition="#g">des D<hi rendition="#aq">é</hi>bats</hi> vertheidigt ſich gegen die Angriffe des Conſtitu-<lb/> tionnel und der Patrie (ſ. d. geſtr. Ztg.), ihm liege die Ehre Frankreichs in<lb/> der auswärtigen Politik gleich ſehr am Herzen, allein den Angriffen dieſer<lb/> Blätter auf die Julimonarchie gegenüber hält es an der Behauptung feſt daß<lb/> dieſe Epoche in der Geſchichte Frankreichs nicht die mindeſt ruhmreiche ge-<lb/> weſen ſey.</p> </div><lb/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [2656/0012]
die Bewilligung des Großherrn eingeholt werden. Es iſt dieß allerdings ein
Zeichen daß man ernſtlich an eine Verbeſſerung der traurigen Finanzlage des
Reichs denkt, doch haben ſich die Befehle Erſparniſſe zu machen im Laufe des
letzten Jahrs ſo oft wiederholt, und ſind jedesmal nach wenigen Tagen ſchon
in vollkommene Vergeſſenheit gerathen, obgleich ſie ſtets mit großem Nachdruck
veröffentlicht wurden, daß man ihnen durchans keine Bedeutung mehr beilegt.
Auch iſt es nicht die Verſchwendung in der Staatsverwaltung welche die jetzige
Kriſis herbeigeführt hat, und wenn gleich noch mancherlei Reductionen an den
hohen Gehalten, namentlich an den Penſionen, zu ermöglichen wären, ſo wür-
den dieſe doch nicht hinreichen um eine Regelung der verwirrten Finanzwirth-
ſchaft herbeizuführen. Der kaiſerl. Harem erkennt ſehr richtig den wahren
Werth aller Befehle welche der Berſchwendung ein Ziel ſetzen ſollen, und nach
wie vor muß von Zeit zu Zeit eine Commiſſion eingeſetzt werden um die
Schuldenmaſſe der Civilliſte zu ordnen, ein Abkommen mit den Gläubigern
zu treffen, und den hohen Damen hiedurch neuen Credit zu eröffnen. Die
Bekanntmachungen welche geradezu verbieten den Damen des Serails zu bor-
gen, müſſen natürlich wirkungslos bleiben ſolange die Staatscaſſen die Be-
zahlung ſolcher Schulden übernehmen. Jetzt iſt wiederum eine Commiſſion
in Topchane beſchäftigt die Anſprüche der vielen Gläubiger des Palaſtes zu
unterſuchen. Rachdem der Großweſir drei Wochen lang vergeblich von allerlei
Händlern und Wucherern in ſeiner Wohnung belagert war, wurde er ſchließ-
lich auf der Gaſſe von ihnen angefallen, und ſah ſich genöthigt die genannte
Commiſſion einzuſetzen. — Mit den Ausſichten auf Errichtung der Bank iſt
es, wie es ſcheint, endlich aus, indem die Compagnie ihren Rücktritt angezeigt
hat. Unter ſolchen Verhältniſſen, die mit der Zeit in allen Bolksclaſſen be-
kannt werden mußten, erregen einzelne Ausgaben die zur Aufrechthaltung des
kaiſerl. Glanzes für nöthig erachtet wurden allgemeine Mißbilligung. Be-
ſonders ſtark wird ein Geſchenk, beſtehend aus mehreren Pfeifenſpitzen und
zwei Waſſerpfeifen, zuſammen im Werth von 750,000 Piaſtern, welches der
Sultan ſeinem Gaft, dem Herzog von Brabant, machte, als dieſer ſeine Be-
wunderung über dieſe Stücke ausdrückte, vom Volk beſprochen, und der „Le-
vant Herald“ macht ſich ein Vergnügen daraus hiemit die Geſchenke welche
der Herzog an einige Würdenträger vertheilte, deren Werth er auf 250 Pf.
St. veranſchlagt, zu vergleichen. — Viele Ordensverleihungen ſind hier in
den letzten Tagen vorgenommen worden. Ein außerordentlicher Geſandter,
Chahia Chan aus Perſien, iſt mit der Decoration des Sonnen- und Löwen-
ordens in Brillanten für den Sultan, ſo wie mit verſchiedenen kleinern Son-
nen und Löwen für einige Miniſter, hier angekommen, und ſoll morgen vom
Sultan empfangen werden, um die Decoration überreichen zu können. Auch
der Marquis v. Lavalette hat eine ganze Menge Orden der Ehrenlegion für
diejenigen Großen des Reichs welche nicht ſchon damit bedacht ſind mitge-
bracht; wahrſcheinlich als Erwiederung auf eine Ladung von Medſchidie-Or-
den, welche kürzlich auf Verlangen Achmed Vefik Effendis, des türkiſchen Ge-
ſandten in Paris, dorthin abgeſendet wurde. Dem König der Belgier ſoll
für den Leopoldorden der Medſchidie in Brillanten überſchickt werden. Die
Türken machen ſich übrigens ſehr wenig aus allen fremden Orden, von denen
ſie ganz beſonders diejenigen welche die Form des Kreuzes haben verabſcheuen,
und legen ſie nur bei folchen Gelegenheiten an wo es die Etikette drin-
gend gebietet. — Der neu ernannte engliſche Geſandte am Hof von Teheran,
Hr. Aliſon, bisher erſter Secretär der hieſigen Geſandtſchaft, hat ſich auf dem
engliſchen Stationsſchiff „Banſhee“ eingeſchifft, um ſich nach Trapezunt und
dann weiter nach ſeinem Beſtimmungsort zu begeben. Hr. Rawlinſon, der
frühere Geſandte in Perſien, wird ſeinen Poſten bis zur Ankunft des Hrn.
Aliſon nicht verlaſſen. Hr. Rawlinſon hat gewußt ſich während ſeines kurzen
Aufenthalts in Teheran einen bedeutenden Einfluß auf die Regierung zu ver-
ſchaffen, der den Ruffen zu verſchiedenenmalen unangenehm bemerkbar wurde,
und hoffentlich wird der neue Geſandte es verſtehen ihn zu bewahren,
um dem weitern Vordringen der Ruſſen dort kräftig entgegenarbeiten zu kön-
nen. — Wie man ſagt, ſoll der ſardiniſche Geſandte in Konſtantinopel künftig-
hin mit dem Rang eines Miniſterreſidenten bekleidet werden. — Der griechi-
ſche Patriarch Cyrillus hat bei der Pforte ſeine Entlaſſung erbeten, die ihm
auch ohne Umſtände gewährt wurde. Es ſoll ſo ſchnell als möglich, nach den
durch die kürzlich verſammelt geweſene Nationalſynode feſtgeſetzten Beſtim-
mungen, zur Neuwahl geſchritten werden, bis zur Beſtätigung derſelben aber
ein Vicar eingeſetzt werden. — Der neu erwählte und beſtätigte armeniſche
Patriarch iſt noch nicht hier eingetroffen. — Die Commiſſion welche mit der
Unterſuchung der Rechnungen des frühern erſten Kammerherrn Osman Bey
beauftragt war, hat ihre Arbeiten beendet, welche weder dieſen hohen Würden-
träger, der jetzt mit dem Rang eines Muſchirs im großen Rath ſitzt, noch
einige andere Palaſtbeamte vom Verdacht gereinigt haben. — Endlich iſt
Omer Paſcha hier eingetroffen. Er iſt noch in Ungnade, wird deßhalb von
den Miniſtern nicht empfangen werden, und darf auch ſeine Wohnung in der
Stadt nicht beziehen. Vorläufig iſt er im Hauſe Hafiz Paſcha’s abgeſtiegen,
begibt ſich aber in wenigen Tagen nach ſeinem Gut bei Tſchekmekdſche.
Neueſte Poſten.
München, 6 Jun.
Vorgeſtern verließ der großh. toscaniſche Ge-
ſandte in Paris, Marcheſe Nerly, unſere Stadt, um ſich wiederum auf ſeinen
Poſten zu begeben. Er tritt alſo nicht, wie italieniſche Blätter behaupteten,
von ſeinem Poſten ab. (N. M. Ztg.)
⊙ München, 6 Jun.
Nachrichten aus Darmſtadt zufolge beab-
ſichtigt Se. Maj. der König Max im Laufe der kommenden Woche auch einen
kurzen Beſuch in der bayeriſchen Pfalz zu machen. Wahrſcheinlich wird auch J.
Maj. die Königin den König dahin begleiten. — Leider ſind heute auch aus
der Salzach-Gegend Hiobspoſten über Verheerungen eingetroffen welche gleich-
falls am vorigen Sonntag ein ſchweres Hagelwetter, namentlich in der Gegend
von Burghauſen auf bayeriſchem und öſterreichiſchem Gebiet, angerichtet hat.
Zu Reichenhall dagegen, alſo hinter dem Gebirgszug, hatte man den ganzen
Tag über ſchönes Wetter.
Hannover, 6 Jun.
Miniſter v. Borries iſt in Anbetracht ſeiner Ver-
dienſte in den Grafenſtand erhohen worden. (T. Schw. M.)
Berlin, 5 Jun.
Der Prinz-Regent iſt vorgeſtern Nachmittags in
Königsberg eingetroffen, und mit herzlichem und begeiſtertem Jubelruf empfan-
gen worden. In Gumbinnen wird der Prinz-Regent vom Fürſten Gortſcha-
koff, dem Statthalter Polens, im Namen des Kaiſers von Rußland begrüßt
werden. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin iſt heute Nachmittags
hier angekommen.
Wien, 4 Jun.
Heute Vormittag um 11 Uhr fand im Statthalterei-
gebände die erſte ordentliche Sitzung des verſtärkten Reichsraths ſtatt, dem
von Seite der Regierung Vorlagen über den Staatshaushalt gemacht wur-
den. Sie ſind mit einzelnen ſehr detaillirten Nachweiſungen verſehen, und
betreffen: den Hofſtaat und die Cabinetskanzlei des Kaiſers, den Reichsrath,
die Miniſterconferenz, das Miniſterium des Innern und jenes der Juſtiz.
Dieſe Vorlagen werden an einen Ausſchuß zur Vorberathung gewieſen. Auch
die Reviſion der Geſchäftsordnung dürfte in Anregung gekommen ſeyn. Am
Nachmittag ſind die ſämmtlichen Mitglieder zum Diner an der kaiſerl. Tafel
in der Hofburg gezogen. Jeden Dienſtag wird in den Salons des Hrn. Mi-
niſterpräſidenten Empfang ſtattfinden, bei welcher Gelegenheit den HH. Reichs-
räthen mannichfache Gelegenheit geboten ſeyn wird ſich auch außerhalb der
Sitzungen zu ſprechen und kennen zu lernen. — Erzherzog Albrecht hat ſich
geſtern nach Böhmen begeben. (Oeſt. Z.)
Madrid, 4 Jun.
Der Senat hat einſtimmig den Vorſchlag eines
Mitglieds angenommen, zu proclamiren daß die afrikaniſche Armee ſich um
das Vaterland wohl verdient gemacht habe. Die Gazeta veröffentlicht den
Friedensvertrag mit Marocco. Die erſte Einzahlung der maroccaniſchen
Kriegsgelder iſt auf den 1 Jul. feſtgeſetzt. (P. Bl.)
London, 5 Jun.
Die Times veröffentlicht eine Erklärung von Don
Juan, welche an die Cortes von Spanien gerichtet iſt, und worin er ſagt daß
die Entſagung ſeines Bruders auf den Thron von Spanien ihm, Don Juan,
die Verpflichtung auferlege heute ſeine Rechte wie die Rechte ſeiner Familie
auf den Thron ſeiner Ahnen geltend zu machen, daß er entſchloſſen iſt dieſel-
ben aufrecht zu erhalten, ebenſo wie das Princip der Geſetzlichkeit auf dem ſie
beruhen. Er werde aber keinerlei Berufung an die Waffen geſtatten um den
Sieg ſeiner Sache herbeizuführen, noch überhaupt Blutvergießen, denn er ſetze
ſein ganzes Vertrauen in die Vorſehung, in den Patriotismus des ſpaniſchen Vol-
kes und in die Kraft der Verhältniſſe. — Die Morning Poſt ſagt: es werde
wohl niemand einfallen England zuzumuthen, daß es in die von Neapel ver-
langte Garantie ſeiner Beſitzungen einwilligen werde.
Paris, 6 Jun.
Der Moniteur meldet daß die Beſſerung im Zu-
ſtand des Prinzen Jerome anhält. — Es heißt die Stadt Paris werde ein
Anlehen von 150 Millionen abſchließen.
Nach dem Conſtitutionnel verlangt General Garibaldi fortwäh-
rend peremtoriſch daß die Garniſon die Waffen niederlege.
Der Conſtitutionnel hält den Sieg der Revolution in Sicilien für
ſehr wahrſcheinlich, theils aus militäriſchen Gründen die er näher entwickelt,
theils weil die öffentliche Meinung von ganz Europa eine moraliſche Unter-
ſtützung derſelben bilde. Auch gebiete die Inſurrection über ganz andere
Mittel und Leute als früher. Wir wiſſen nicht, heißt es am Schluß, ob Si-
cilien ſeine vollſtändige Unabhängigkeit ſich ſichern wird. Nur deß ſind wir
gewiß daß ein Uebertreiben der Gewaltmittel nie eine Regierung retten konnte,
wenn ſie nichts that um die Zuſtimmung ihres Volkes (suffrage de son
peuple) zu verdienen. Es wäre Zeit daß die ganze Welt dieß Princip er-
kenne, und daß die Politik ſich überall darnach richte. Wir ſagen: es iſt
Zeit. Wir möchten für Sicilien hoffen daß es noch Zeit iſt.
Das J. des Débats vertheidigt ſich gegen die Angriffe des Conſtitu-
tionnel und der Patrie (ſ. d. geſtr. Ztg.), ihm liege die Ehre Frankreichs in
der auswärtigen Politik gleich ſehr am Herzen, allein den Angriffen dieſer
Blätter auf die Julimonarchie gegenüber hält es an der Behauptung feſt daß
dieſe Epoche in der Geſchichte Frankreichs nicht die mindeſt ruhmreiche ge-
weſen ſey.
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(2021-01-12T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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