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Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860.

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die Bewilligung des Großherrn eingeholt werden. Es ist dieß allerdings ein
Zeichen daß man ernstlich an eine Verbesserung der traurigen Finanzlage des
Reichs denkt, doch haben sich die Befehle Ersparnisse zu machen im Laufe des
letzten Jahrs so oft wiederholt, und sind jedesmal nach wenigen Tagen schon
in vollkommene Vergessenheit gerathen, obgleich sie stets mit großem Nachdruck
veröffentlicht wurden, daß man ihnen durchans keine Bedeutung mehr beilegt.
Auch ist es nicht die Verschwendung in der Staatsverwaltung welche die jetzige
Krisis herbeigeführt hat, und wenn gleich noch mancherlei Reductionen an den
hohen Gehalten, namentlich an den Pensionen, zu ermöglichen wären, so wür-
den diese doch nicht hinreichen um eine Regelung der verwirrten Finanzwirth-
schaft herbeizuführen. Der kaiserl. Harem erkennt sehr richtig den wahren
Werth aller Befehle welche der Berschwendung ein Ziel setzen sollen, und nach
wie vor muß von Zeit zu Zeit eine Commission eingesetzt werden um die
Schuldenmasse der Civilliste zu ordnen, ein Abkommen mit den Gläubigern
zu treffen, und den hohen Damen hiedurch neuen Credit zu eröffnen. Die
Bekanntmachungen welche geradezu verbieten den Damen des Serails zu bor-
gen, müssen natürlich wirkungslos bleiben solange die Staatscassen die Be-
zahlung solcher Schulden übernehmen. Jetzt ist wiederum eine Commission
in Topchane beschäftigt die Ansprüche der vielen Gläubiger des Palastes zu
untersuchen. Rachdem der Großwesir drei Wochen lang vergeblich von allerlei
Händlern und Wucherern in seiner Wohnung belagert war, wurde er schließ-
lich auf der Gasse von ihnen angefallen, und sah sich genöthigt die genannte
Commission einzusetzen. -- Mit den Aussichten auf Errichtung der Bank ist
es, wie es scheint, endlich aus, indem die Compagnie ihren Rücktritt angezeigt
hat. Unter solchen Verhältnissen, die mit der Zeit in allen Bolksclassen be-
kannt werden mußten, erregen einzelne Ausgaben die zur Aufrechthaltung des
kaiserl. Glanzes für nöthig erachtet wurden allgemeine Mißbilligung. Be-
sonders stark wird ein Geschenk, bestehend aus mehreren Pfeifenspitzen und
zwei Wasserpfeifen, zusammen im Werth von 750,000 Piastern, welches der
Sultan seinem Gaft, dem Herzog von Brabant, machte, als dieser seine Be-
wunderung über diese Stücke ausdrückte, vom Volk besprochen, und der "Le-
vant Herald" macht sich ein Vergnügen daraus hiemit die Geschenke welche
der Herzog an einige Würdenträger vertheilte, deren Werth er auf 250 Pf.
St. veranschlagt, zu vergleichen. -- Viele Ordensverleihungen sind hier in
den letzten Tagen vorgenommen worden. Ein außerordentlicher Gesandter,
Chahia Chan aus Persien, ist mit der Decoration des Sonnen- und Löwen-
ordens in Brillanten für den Sultan, so wie mit verschiedenen kleinern Son-
nen und Löwen für einige Minister, hier angekommen, und soll morgen vom
Sultan empfangen werden, um die Decoration überreichen zu können. Auch
der Marquis v. Lavalette hat eine ganze Menge Orden der Ehrenlegion für
diejenigen Großen des Reichs welche nicht schon damit bedacht sind mitge-
bracht; wahrscheinlich als Erwiederung auf eine Ladung von Medschidie-Or-
den, welche kürzlich auf Verlangen Achmed Vefik Effendis, des türkischen Ge-
sandten in Paris, dorthin abgesendet wurde. Dem König der Belgier soll
für den Leopoldorden der Medschidie in Brillanten überschickt werden. Die
Türken machen sich übrigens sehr wenig aus allen fremden Orden, von denen
sie ganz besonders diejenigen welche die Form des Kreuzes haben verabscheuen,
und legen sie nur bei folchen Gelegenheiten an wo es die Etikette drin-
gend gebietet. -- Der neu ernannte englische Gesandte am Hof von Teheran,
Hr. Alison, bisher erster Secretär der hiesigen Gesandtschaft, hat sich auf dem
englischen Stationsschiff "Banshee" eingeschifft, um sich nach Trapezunt und
dann weiter nach seinem Bestimmungsort zu begeben. Hr. Rawlinson, der
frühere Gesandte in Persien, wird seinen Posten bis zur Ankunft des Hrn.
Alison nicht verlassen. Hr. Rawlinson hat gewußt sich während seines kurzen
Aufenthalts in Teheran einen bedeutenden Einfluß auf die Regierung zu ver-
schaffen, der den Ruffen zu verschiedenenmalen unangenehm bemerkbar wurde,
und hoffentlich wird der neue Gesandte es verstehen ihn zu bewahren,
um dem weitern Vordringen der Russen dort kräftig entgegenarbeiten zu kön-
nen. -- Wie man sagt, soll der sardinische Gesandte in Konstantinopel künftig-
hin mit dem Rang eines Ministerresidenten bekleidet werden. -- Der griechi-
sche Patriarch Cyrillus hat bei der Pforte seine Entlassung erbeten, die ihm
auch ohne Umstände gewährt wurde. Es soll so schnell als möglich, nach den
durch die kürzlich versammelt gewesene Nationalsynode festgesetzten Bestim-
mungen, zur Neuwahl geschritten werden, bis zur Bestätigung derselben aber
ein Vicar eingesetzt werden. -- Der neu erwählte und bestätigte armenische
Patriarch ist noch nicht hier eingetroffen. -- Die Commission welche mit der
Untersuchung der Rechnungen des frühern ersten Kammerherrn Osman Bey
beauftragt war, hat ihre Arbeiten beendet, welche weder diesen hohen Würden-
träger, der jetzt mit dem Rang eines Muschirs im großen Rath sitzt, noch
einige andere Palastbeamte vom Verdacht gereinigt haben. -- Endlich ist
Omer Pascha hier eingetroffen. Er ist noch in Ungnade, wird deßhalb von
den Ministern nicht empfangen werden, und darf auch seine Wohnung in der
Stadt nicht beziehen. Vorläufig ist er im Hause Hafiz Pascha's abgestiegen,
begibt sich aber in wenigen Tagen nach seinem Gut bei Tschekmekdsche.



Neueste Posten.

Vorgestern verließ der großh. toscanische Ge-
sandte in Paris, Marchese Nerly, unsere Stadt, um sich wiederum auf seinen
Posten zu begeben. Er tritt also nicht, wie italienische Blätter behaupteten,
von seinem Posten ab. (N. M. Ztg.)


Nachrichten aus Darmstadt zufolge beab-
sichtigt Se. Maj. der König Max im Laufe der kommenden Woche auch einen
kurzen Besuch in der bayerischen Pfalz zu machen. Wahrscheinlich wird auch J.
Maj. die Königin den König dahin begleiten. -- Leider sind heute auch aus
der Salzach-Gegend Hiobsposten über Verheerungen eingetroffen welche gleich-
falls am vorigen Sonntag ein schweres Hagelwetter, namentlich in der Gegend
von Burghausen auf bayerischem und österreichischem Gebiet, angerichtet hat.
Zu Reichenhall dagegen, also hinter dem Gebirgszug, hatte man den ganzen
Tag über schönes Wetter.


Minister v. Borries ist in Anbetracht seiner Ver-
dienste in den Grafenstand erhohen worden. (T. Schw. M.)


Der Prinz-Regent ist vorgestern Nachmittags in
Königsberg eingetroffen, und mit herzlichem und begeistertem Jubelruf empfan-
gen worden. In Gumbinnen wird der Prinz-Regent vom Fürsten Gortscha-
koff, dem Statthalter Polens, im Namen des Kaisers von Rußland begrüßt
werden. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist heute Nachmittags
hier angekommen.


Heute Vormittag um 11 Uhr fand im Statthalterei-
gebände die erste ordentliche Sitzung des verstärkten Reichsraths statt, dem
von Seite der Regierung Vorlagen über den Staatshaushalt gemacht wur-
den. Sie sind mit einzelnen sehr detaillirten Nachweisungen versehen, und
betreffen: den Hofstaat und die Cabinetskanzlei des Kaisers, den Reichsrath,
die Ministerconferenz, das Ministerium des Innern und jenes der Justiz.
Diese Vorlagen werden an einen Ausschuß zur Vorberathung gewiesen. Auch
die Revision der Geschäftsordnung dürfte in Anregung gekommen seyn. Am
Nachmittag sind die sämmtlichen Mitglieder zum Diner an der kaiserl. Tafel
in der Hofburg gezogen. Jeden Dienstag wird in den Salons des Hrn. Mi-
nisterpräsidenten Empfang stattfinden, bei welcher Gelegenheit den HH. Reichs-
räthen mannichfache Gelegenheit geboten seyn wird sich auch außerhalb der
Sitzungen zu sprechen und kennen zu lernen. -- Erzherzog Albrecht hat sich
gestern nach Böhmen begeben. (Oest. Z.)


Der Senat hat einstimmig den Vorschlag eines
Mitglieds angenommen, zu proclamiren daß die afrikanische Armee sich um
das Vaterland wohl verdient gemacht habe. Die Gazeta veröffentlicht den
Friedensvertrag mit Marocco. Die erste Einzahlung der maroccanischen
Kriegsgelder ist auf den 1 Jul. festgesetzt. (P. Bl.)


Die Times veröffentlicht eine Erklärung von Don
Juan, welche an die Cortes von Spanien gerichtet ist, und worin er sagt daß
die Entsagung seines Bruders auf den Thron von Spanien ihm, Don Juan,
die Verpflichtung auferlege heute seine Rechte wie die Rechte seiner Familie
auf den Thron seiner Ahnen geltend zu machen, daß er entschlossen ist diesel-
ben aufrecht zu erhalten, ebenso wie das Princip der Gesetzlichkeit auf dem sie
beruhen. Er werde aber keinerlei Berufung an die Waffen gestatten um den
Sieg seiner Sache herbeizuführen, noch überhaupt Blutvergießen, denn er setze
sein ganzes Vertrauen in die Vorsehung, in den Patriotismus des spanischen Vol-
kes und in die Kraft der Verhältnisse. -- Die Morning Post sagt: es werde
wohl niemand einfallen England zuzumuthen, daß es in die von Neapel ver-
langte Garantie seiner Besitzungen einwilligen werde.


Der Moniteur meldet daß die Besserung im Zu-
stand des Prinzen Jerome anhält. -- Es heißt die Stadt Paris werde ein
Anlehen von 150 Millionen abschließen.

Nach dem Constitutionnel verlangt General Garibaldi fortwäh-
rend peremtorisch daß die Garnison die Waffen niederlege.

Der Constitutionnel hält den Sieg der Revolution in Sicilien für
sehr wahrscheinlich, theils aus militärischen Gründen die er näher entwickelt,
theils weil die öffentliche Meinung von ganz Europa eine moralische Unter-
stützung derselben bilde. Auch gebiete die Insurrection über ganz andere
Mittel und Leute als früher. Wir wissen nicht, heißt es am Schluß, ob Si-
cilien seine vollständige Unabhängigkeit sich sichern wird. Nur deß sind wir
gewiß daß ein Uebertreiben der Gewaltmittel nie eine Regierung retten konnte,
wenn sie nichts that um die Zustimmung ihres Volkes (suffrage de son
peuple)
zu verdienen. Es wäre Zeit daß die ganze Welt dieß Princip er-
kenne, und daß die Politik sich überall darnach richte. Wir sagen: es ist
Zeit. Wir möchten für Sicilien hoffen daß es noch Zeit ist.

Das J. des Debats vertheidigt sich gegen die Angriffe des Constitu-
tionnel und der Patrie (s. d. gestr. Ztg.), ihm liege die Ehre Frankreichs in
der auswärtigen Politik gleich sehr am Herzen, allein den Angriffen dieser
Blätter auf die Julimonarchie gegenüber hält es an der Behauptung fest daß
diese Epoche in der Geschichte Frankreichs nicht die mindest ruhmreiche ge-
wesen sey.

die Bewilligung des Großherrn eingeholt werden. Es iſt dieß allerdings ein
Zeichen daß man ernſtlich an eine Verbeſſerung der traurigen Finanzlage des
Reichs denkt, doch haben ſich die Befehle Erſparniſſe zu machen im Laufe des
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in vollkommene Vergeſſenheit gerathen, obgleich ſie ſtets mit großem Nachdruck
veröffentlicht wurden, daß man ihnen durchans keine Bedeutung mehr beilegt.
Auch iſt es nicht die Verſchwendung in der Staatsverwaltung welche die jetzige
Kriſis herbeigeführt hat, und wenn gleich noch mancherlei Reductionen an den
hohen Gehalten, namentlich an den Penſionen, zu ermöglichen wären, ſo wür-
den dieſe doch nicht hinreichen um eine Regelung der verwirrten Finanzwirth-
ſchaft herbeizuführen. Der kaiſerl. Harem erkennt ſehr richtig den wahren
Werth aller Befehle welche der Berſchwendung ein Ziel ſetzen ſollen, und nach
wie vor muß von Zeit zu Zeit eine Commiſſion eingeſetzt werden um die
Schuldenmaſſe der Civilliſte zu ordnen, ein Abkommen mit den Gläubigern
zu treffen, und den hohen Damen hiedurch neuen Credit zu eröffnen. Die
Bekanntmachungen welche geradezu verbieten den Damen des Serails zu bor-
gen, müſſen natürlich wirkungslos bleiben ſolange die Staatscaſſen die Be-
zahlung ſolcher Schulden übernehmen. Jetzt iſt wiederum eine Commiſſion
in Topchane beſchäftigt die Anſprüche der vielen Gläubiger des Palaſtes zu
unterſuchen. Rachdem der Großweſir drei Wochen lang vergeblich von allerlei
Händlern und Wucherern in ſeiner Wohnung belagert war, wurde er ſchließ-
lich auf der Gaſſe von ihnen angefallen, und ſah ſich genöthigt die genannte
Commiſſion einzuſetzen. — Mit den Ausſichten auf Errichtung der Bank iſt
es, wie es ſcheint, endlich aus, indem die Compagnie ihren Rücktritt angezeigt
hat. Unter ſolchen Verhältniſſen, die mit der Zeit in allen Bolksclaſſen be-
kannt werden mußten, erregen einzelne Ausgaben die zur Aufrechthaltung des
kaiſerl. Glanzes für nöthig erachtet wurden allgemeine Mißbilligung. Be-
ſonders ſtark wird ein Geſchenk, beſtehend aus mehreren Pfeifenſpitzen und
zwei Waſſerpfeifen, zuſammen im Werth von 750,000 Piaſtern, welches der
Sultan ſeinem Gaft, dem Herzog von Brabant, machte, als dieſer ſeine Be-
wunderung über dieſe Stücke ausdrückte, vom Volk beſprochen, und der „Le-
vant Herald“ macht ſich ein Vergnügen daraus hiemit die Geſchenke welche
der Herzog an einige Würdenträger vertheilte, deren Werth er auf 250 Pf.
St. veranſchlagt, zu vergleichen. — Viele Ordensverleihungen ſind hier in
den letzten Tagen vorgenommen worden. Ein außerordentlicher Geſandter,
Chahia Chan aus Perſien, iſt mit der Decoration des Sonnen- und Löwen-
ordens in Brillanten für den Sultan, ſo wie mit verſchiedenen kleinern Son-
nen und Löwen für einige Miniſter, hier angekommen, und ſoll morgen vom
Sultan empfangen werden, um die Decoration überreichen zu können. Auch
der Marquis v. Lavalette hat eine ganze Menge Orden der Ehrenlegion für
diejenigen Großen des Reichs welche nicht ſchon damit bedacht ſind mitge-
bracht; wahrſcheinlich als Erwiederung auf eine Ladung von Medſchidie-Or-
den, welche kürzlich auf Verlangen Achmed Vefik Effendis, des türkiſchen Ge-
ſandten in Paris, dorthin abgeſendet wurde. Dem König der Belgier ſoll
für den Leopoldorden der Medſchidie in Brillanten überſchickt werden. Die
Türken machen ſich übrigens ſehr wenig aus allen fremden Orden, von denen
ſie ganz beſonders diejenigen welche die Form des Kreuzes haben verabſcheuen,
und legen ſie nur bei folchen Gelegenheiten an wo es die Etikette drin-
gend gebietet. — Der neu ernannte engliſche Geſandte am Hof von Teheran,
Hr. Aliſon, bisher erſter Secretär der hieſigen Geſandtſchaft, hat ſich auf dem
engliſchen Stationsſchiff „Banſhee“ eingeſchifft, um ſich nach Trapezunt und
dann weiter nach ſeinem Beſtimmungsort zu begeben. Hr. Rawlinſon, der
frühere Geſandte in Perſien, wird ſeinen Poſten bis zur Ankunft des Hrn.
Aliſon nicht verlaſſen. Hr. Rawlinſon hat gewußt ſich während ſeines kurzen
Aufenthalts in Teheran einen bedeutenden Einfluß auf die Regierung zu ver-
ſchaffen, der den Ruffen zu verſchiedenenmalen unangenehm bemerkbar wurde,
und hoffentlich wird der neue Geſandte es verſtehen ihn zu bewahren,
um dem weitern Vordringen der Ruſſen dort kräftig entgegenarbeiten zu kön-
nen. — Wie man ſagt, ſoll der ſardiniſche Geſandte in Konſtantinopel künftig-
hin mit dem Rang eines Miniſterreſidenten bekleidet werden. — Der griechi-
ſche Patriarch Cyrillus hat bei der Pforte ſeine Entlaſſung erbeten, die ihm
auch ohne Umſtände gewährt wurde. Es ſoll ſo ſchnell als möglich, nach den
durch die kürzlich verſammelt geweſene Nationalſynode feſtgeſetzten Beſtim-
mungen, zur Neuwahl geſchritten werden, bis zur Beſtätigung derſelben aber
ein Vicar eingeſetzt werden. — Der neu erwählte und beſtätigte armeniſche
Patriarch iſt noch nicht hier eingetroffen. — Die Commiſſion welche mit der
Unterſuchung der Rechnungen des frühern erſten Kammerherrn Osman Bey
beauftragt war, hat ihre Arbeiten beendet, welche weder dieſen hohen Würden-
träger, der jetzt mit dem Rang eines Muſchirs im großen Rath ſitzt, noch
einige andere Palaſtbeamte vom Verdacht gereinigt haben. — Endlich iſt
Omer Paſcha hier eingetroffen. Er iſt noch in Ungnade, wird deßhalb von
den Miniſtern nicht empfangen werden, und darf auch ſeine Wohnung in der
Stadt nicht beziehen. Vorläufig iſt er im Hauſe Hafiz Paſcha’s abgeſtiegen,
begibt ſich aber in wenigen Tagen nach ſeinem Gut bei Tſchekmekdſche.



Neueſte Poſten.

Vorgeſtern verließ der großh. toscaniſche Ge-
ſandte in Paris, Marcheſe Nerly, unſere Stadt, um ſich wiederum auf ſeinen
Poſten zu begeben. Er tritt alſo nicht, wie italieniſche Blätter behaupteten,
von ſeinem Poſten ab. (N. M. Ztg.)


Nachrichten aus Darmſtadt zufolge beab-
ſichtigt Se. Maj. der König Max im Laufe der kommenden Woche auch einen
kurzen Beſuch in der bayeriſchen Pfalz zu machen. Wahrſcheinlich wird auch J.
Maj. die Königin den König dahin begleiten. — Leider ſind heute auch aus
der Salzach-Gegend Hiobspoſten über Verheerungen eingetroffen welche gleich-
falls am vorigen Sonntag ein ſchweres Hagelwetter, namentlich in der Gegend
von Burghauſen auf bayeriſchem und öſterreichiſchem Gebiet, angerichtet hat.
Zu Reichenhall dagegen, alſo hinter dem Gebirgszug, hatte man den ganzen
Tag über ſchönes Wetter.


Miniſter v. Borries iſt in Anbetracht ſeiner Ver-
dienſte in den Grafenſtand erhohen worden. (T. Schw. M.)


Der Prinz-Regent iſt vorgeſtern Nachmittags in
Königsberg eingetroffen, und mit herzlichem und begeiſtertem Jubelruf empfan-
gen worden. In Gumbinnen wird der Prinz-Regent vom Fürſten Gortſcha-
koff, dem Statthalter Polens, im Namen des Kaiſers von Rußland begrüßt
werden. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin iſt heute Nachmittags
hier angekommen.


Heute Vormittag um 11 Uhr fand im Statthalterei-
gebände die erſte ordentliche Sitzung des verſtärkten Reichsraths ſtatt, dem
von Seite der Regierung Vorlagen über den Staatshaushalt gemacht wur-
den. Sie ſind mit einzelnen ſehr detaillirten Nachweiſungen verſehen, und
betreffen: den Hofſtaat und die Cabinetskanzlei des Kaiſers, den Reichsrath,
die Miniſterconferenz, das Miniſterium des Innern und jenes der Juſtiz.
Dieſe Vorlagen werden an einen Ausſchuß zur Vorberathung gewieſen. Auch
die Reviſion der Geſchäftsordnung dürfte in Anregung gekommen ſeyn. Am
Nachmittag ſind die ſämmtlichen Mitglieder zum Diner an der kaiſerl. Tafel
in der Hofburg gezogen. Jeden Dienſtag wird in den Salons des Hrn. Mi-
niſterpräſidenten Empfang ſtattfinden, bei welcher Gelegenheit den HH. Reichs-
räthen mannichfache Gelegenheit geboten ſeyn wird ſich auch außerhalb der
Sitzungen zu ſprechen und kennen zu lernen. — Erzherzog Albrecht hat ſich
geſtern nach Böhmen begeben. (Oeſt. Z.)


Der Senat hat einſtimmig den Vorſchlag eines
Mitglieds angenommen, zu proclamiren daß die afrikaniſche Armee ſich um
das Vaterland wohl verdient gemacht habe. Die Gazeta veröffentlicht den
Friedensvertrag mit Marocco. Die erſte Einzahlung der maroccaniſchen
Kriegsgelder iſt auf den 1 Jul. feſtgeſetzt. (P. Bl.)


Die Times veröffentlicht eine Erklärung von Don
Juan, welche an die Cortes von Spanien gerichtet iſt, und worin er ſagt daß
die Entſagung ſeines Bruders auf den Thron von Spanien ihm, Don Juan,
die Verpflichtung auferlege heute ſeine Rechte wie die Rechte ſeiner Familie
auf den Thron ſeiner Ahnen geltend zu machen, daß er entſchloſſen iſt dieſel-
ben aufrecht zu erhalten, ebenſo wie das Princip der Geſetzlichkeit auf dem ſie
beruhen. Er werde aber keinerlei Berufung an die Waffen geſtatten um den
Sieg ſeiner Sache herbeizuführen, noch überhaupt Blutvergießen, denn er ſetze
ſein ganzes Vertrauen in die Vorſehung, in den Patriotismus des ſpaniſchen Vol-
kes und in die Kraft der Verhältniſſe. — Die Morning Poſt ſagt: es werde
wohl niemand einfallen England zuzumuthen, daß es in die von Neapel ver-
langte Garantie ſeiner Beſitzungen einwilligen werde.


Der Moniteur meldet daß die Beſſerung im Zu-
ſtand des Prinzen Jerome anhält. — Es heißt die Stadt Paris werde ein
Anlehen von 150 Millionen abſchließen.

Nach dem Conſtitutionnel verlangt General Garibaldi fortwäh-
rend peremtoriſch daß die Garniſon die Waffen niederlege.

Der Conſtitutionnel hält den Sieg der Revolution in Sicilien für
ſehr wahrſcheinlich, theils aus militäriſchen Gründen die er näher entwickelt,
theils weil die öffentliche Meinung von ganz Europa eine moraliſche Unter-
ſtützung derſelben bilde. Auch gebiete die Inſurrection über ganz andere
Mittel und Leute als früher. Wir wiſſen nicht, heißt es am Schluß, ob Si-
cilien ſeine vollſtändige Unabhängigkeit ſich ſichern wird. Nur deß ſind wir
gewiß daß ein Uebertreiben der Gewaltmittel nie eine Regierung retten konnte,
wenn ſie nichts that um die Zuſtimmung ihres Volkes (suffrage de son
peuple)
zu verdienen. Es wäre Zeit daß die ganze Welt dieß Princip er-
kenne, und daß die Politik ſich überall darnach richte. Wir ſagen: es iſt
Zeit. Wir möchten für Sicilien hoffen daß es noch Zeit iſt.

Das J. des Débats vertheidigt ſich gegen die Angriffe des Conſtitu-
tionnel und der Patrie (ſ. d. geſtr. Ztg.), ihm liege die Ehre Frankreichs in
der auswärtigen Politik gleich ſehr am Herzen, allein den Angriffen dieſer
Blätter auf die Julimonarchie gegenüber hält es an der Behauptung feſt daß
dieſe Epoche in der Geſchichte Frankreichs nicht die mindeſt ruhmreiche ge-
weſen ſey.

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[2656/0012] die Bewilligung des Großherrn eingeholt werden. Es iſt dieß allerdings ein Zeichen daß man ernſtlich an eine Verbeſſerung der traurigen Finanzlage des Reichs denkt, doch haben ſich die Befehle Erſparniſſe zu machen im Laufe des letzten Jahrs ſo oft wiederholt, und ſind jedesmal nach wenigen Tagen ſchon in vollkommene Vergeſſenheit gerathen, obgleich ſie ſtets mit großem Nachdruck veröffentlicht wurden, daß man ihnen durchans keine Bedeutung mehr beilegt. Auch iſt es nicht die Verſchwendung in der Staatsverwaltung welche die jetzige Kriſis herbeigeführt hat, und wenn gleich noch mancherlei Reductionen an den hohen Gehalten, namentlich an den Penſionen, zu ermöglichen wären, ſo wür- den dieſe doch nicht hinreichen um eine Regelung der verwirrten Finanzwirth- ſchaft herbeizuführen. Der kaiſerl. Harem erkennt ſehr richtig den wahren Werth aller Befehle welche der Berſchwendung ein Ziel ſetzen ſollen, und nach wie vor muß von Zeit zu Zeit eine Commiſſion eingeſetzt werden um die Schuldenmaſſe der Civilliſte zu ordnen, ein Abkommen mit den Gläubigern zu treffen, und den hohen Damen hiedurch neuen Credit zu eröffnen. Die Bekanntmachungen welche geradezu verbieten den Damen des Serails zu bor- gen, müſſen natürlich wirkungslos bleiben ſolange die Staatscaſſen die Be- zahlung ſolcher Schulden übernehmen. Jetzt iſt wiederum eine Commiſſion in Topchane beſchäftigt die Anſprüche der vielen Gläubiger des Palaſtes zu unterſuchen. Rachdem der Großweſir drei Wochen lang vergeblich von allerlei Händlern und Wucherern in ſeiner Wohnung belagert war, wurde er ſchließ- lich auf der Gaſſe von ihnen angefallen, und ſah ſich genöthigt die genannte Commiſſion einzuſetzen. — Mit den Ausſichten auf Errichtung der Bank iſt es, wie es ſcheint, endlich aus, indem die Compagnie ihren Rücktritt angezeigt hat. Unter ſolchen Verhältniſſen, die mit der Zeit in allen Bolksclaſſen be- kannt werden mußten, erregen einzelne Ausgaben die zur Aufrechthaltung des kaiſerl. Glanzes für nöthig erachtet wurden allgemeine Mißbilligung. Be- ſonders ſtark wird ein Geſchenk, beſtehend aus mehreren Pfeifenſpitzen und zwei Waſſerpfeifen, zuſammen im Werth von 750,000 Piaſtern, welches der Sultan ſeinem Gaft, dem Herzog von Brabant, machte, als dieſer ſeine Be- wunderung über dieſe Stücke ausdrückte, vom Volk beſprochen, und der „Le- vant Herald“ macht ſich ein Vergnügen daraus hiemit die Geſchenke welche der Herzog an einige Würdenträger vertheilte, deren Werth er auf 250 Pf. St. veranſchlagt, zu vergleichen. — Viele Ordensverleihungen ſind hier in den letzten Tagen vorgenommen worden. Ein außerordentlicher Geſandter, Chahia Chan aus Perſien, iſt mit der Decoration des Sonnen- und Löwen- ordens in Brillanten für den Sultan, ſo wie mit verſchiedenen kleinern Son- nen und Löwen für einige Miniſter, hier angekommen, und ſoll morgen vom Sultan empfangen werden, um die Decoration überreichen zu können. Auch der Marquis v. Lavalette hat eine ganze Menge Orden der Ehrenlegion für diejenigen Großen des Reichs welche nicht ſchon damit bedacht ſind mitge- bracht; wahrſcheinlich als Erwiederung auf eine Ladung von Medſchidie-Or- den, welche kürzlich auf Verlangen Achmed Vefik Effendis, des türkiſchen Ge- ſandten in Paris, dorthin abgeſendet wurde. Dem König der Belgier ſoll für den Leopoldorden der Medſchidie in Brillanten überſchickt werden. Die Türken machen ſich übrigens ſehr wenig aus allen fremden Orden, von denen ſie ganz beſonders diejenigen welche die Form des Kreuzes haben verabſcheuen, und legen ſie nur bei folchen Gelegenheiten an wo es die Etikette drin- gend gebietet. — Der neu ernannte engliſche Geſandte am Hof von Teheran, Hr. Aliſon, bisher erſter Secretär der hieſigen Geſandtſchaft, hat ſich auf dem engliſchen Stationsſchiff „Banſhee“ eingeſchifft, um ſich nach Trapezunt und dann weiter nach ſeinem Beſtimmungsort zu begeben. Hr. Rawlinſon, der frühere Geſandte in Perſien, wird ſeinen Poſten bis zur Ankunft des Hrn. Aliſon nicht verlaſſen. Hr. Rawlinſon hat gewußt ſich während ſeines kurzen Aufenthalts in Teheran einen bedeutenden Einfluß auf die Regierung zu ver- ſchaffen, der den Ruffen zu verſchiedenenmalen unangenehm bemerkbar wurde, und hoffentlich wird der neue Geſandte es verſtehen ihn zu bewahren, um dem weitern Vordringen der Ruſſen dort kräftig entgegenarbeiten zu kön- nen. — Wie man ſagt, ſoll der ſardiniſche Geſandte in Konſtantinopel künftig- hin mit dem Rang eines Miniſterreſidenten bekleidet werden. — Der griechi- ſche Patriarch Cyrillus hat bei der Pforte ſeine Entlaſſung erbeten, die ihm auch ohne Umſtände gewährt wurde. 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Vorgeſtern verließ der großh. toscaniſche Ge- ſandte in Paris, Marcheſe Nerly, unſere Stadt, um ſich wiederum auf ſeinen Poſten zu begeben. Er tritt alſo nicht, wie italieniſche Blätter behaupteten, von ſeinem Poſten ab. (N. M. Ztg.) ⊙ München, 6 Jun. Nachrichten aus Darmſtadt zufolge beab- ſichtigt Se. Maj. der König Max im Laufe der kommenden Woche auch einen kurzen Beſuch in der bayeriſchen Pfalz zu machen. Wahrſcheinlich wird auch J. Maj. die Königin den König dahin begleiten. — Leider ſind heute auch aus der Salzach-Gegend Hiobspoſten über Verheerungen eingetroffen welche gleich- falls am vorigen Sonntag ein ſchweres Hagelwetter, namentlich in der Gegend von Burghauſen auf bayeriſchem und öſterreichiſchem Gebiet, angerichtet hat. Zu Reichenhall dagegen, alſo hinter dem Gebirgszug, hatte man den ganzen Tag über ſchönes Wetter. Hannover, 6 Jun. Miniſter v. Borries iſt in Anbetracht ſeiner Ver- dienſte in den Grafenſtand erhohen worden. (T. Schw. M.) Berlin, 5 Jun. Der Prinz-Regent iſt vorgeſtern Nachmittags in Königsberg eingetroffen, und mit herzlichem und begeiſtertem Jubelruf empfan- gen worden. In Gumbinnen wird der Prinz-Regent vom Fürſten Gortſcha- koff, dem Statthalter Polens, im Namen des Kaiſers von Rußland begrüßt werden. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin iſt heute Nachmittags hier angekommen. Wien, 4 Jun. Heute Vormittag um 11 Uhr fand im Statthalterei- gebände die erſte ordentliche Sitzung des verſtärkten Reichsraths ſtatt, dem von Seite der Regierung Vorlagen über den Staatshaushalt gemacht wur- den. Sie ſind mit einzelnen ſehr detaillirten Nachweiſungen verſehen, und betreffen: den Hofſtaat und die Cabinetskanzlei des Kaiſers, den Reichsrath, die Miniſterconferenz, das Miniſterium des Innern und jenes der Juſtiz. Dieſe Vorlagen werden an einen Ausſchuß zur Vorberathung gewieſen. Auch die Reviſion der Geſchäftsordnung dürfte in Anregung gekommen ſeyn. Am Nachmittag ſind die ſämmtlichen Mitglieder zum Diner an der kaiſerl. Tafel in der Hofburg gezogen. Jeden Dienſtag wird in den Salons des Hrn. Mi- niſterpräſidenten Empfang ſtattfinden, bei welcher Gelegenheit den HH. Reichs- räthen mannichfache Gelegenheit geboten ſeyn wird ſich auch außerhalb der Sitzungen zu ſprechen und kennen zu lernen. — Erzherzog Albrecht hat ſich geſtern nach Böhmen begeben. (Oeſt. Z.) Madrid, 4 Jun. Der Senat hat einſtimmig den Vorſchlag eines Mitglieds angenommen, zu proclamiren daß die afrikaniſche Armee ſich um das Vaterland wohl verdient gemacht habe. Die Gazeta veröffentlicht den Friedensvertrag mit Marocco. Die erſte Einzahlung der maroccaniſchen Kriegsgelder iſt auf den 1 Jul. feſtgeſetzt. (P. Bl.) London, 5 Jun. Die Times veröffentlicht eine Erklärung von Don Juan, welche an die Cortes von Spanien gerichtet iſt, und worin er ſagt daß die Entſagung ſeines Bruders auf den Thron von Spanien ihm, Don Juan, die Verpflichtung auferlege heute ſeine Rechte wie die Rechte ſeiner Familie auf den Thron ſeiner Ahnen geltend zu machen, daß er entſchloſſen iſt dieſel- ben aufrecht zu erhalten, ebenſo wie das Princip der Geſetzlichkeit auf dem ſie beruhen. Er werde aber keinerlei Berufung an die Waffen geſtatten um den Sieg ſeiner Sache herbeizuführen, noch überhaupt Blutvergießen, denn er ſetze ſein ganzes Vertrauen in die Vorſehung, in den Patriotismus des ſpaniſchen Vol- kes und in die Kraft der Verhältniſſe. — Die Morning Poſt ſagt: es werde wohl niemand einfallen England zuzumuthen, daß es in die von Neapel ver- langte Garantie ſeiner Beſitzungen einwilligen werde. Paris, 6 Jun. Der Moniteur meldet daß die Beſſerung im Zu- ſtand des Prinzen Jerome anhält. — Es heißt die Stadt Paris werde ein Anlehen von 150 Millionen abſchließen. Nach dem Conſtitutionnel verlangt General Garibaldi fortwäh- rend peremtoriſch daß die Garniſon die Waffen niederlege. Der Conſtitutionnel hält den Sieg der Revolution in Sicilien für ſehr wahrſcheinlich, theils aus militäriſchen Gründen die er näher entwickelt, theils weil die öffentliche Meinung von ganz Europa eine moraliſche Unter- ſtützung derſelben bilde. Auch gebiete die Inſurrection über ganz andere Mittel und Leute als früher. Wir wiſſen nicht, heißt es am Schluß, ob Si- cilien ſeine vollſtändige Unabhängigkeit ſich ſichern wird. Nur deß ſind wir gewiß daß ein Uebertreiben der Gewaltmittel nie eine Regierung retten konnte, wenn ſie nichts that um die Zuſtimmung ihres Volkes (suffrage de son peuple) zu verdienen. Es wäre Zeit daß die ganze Welt dieß Princip er- kenne, und daß die Politik ſich überall darnach richte. Wir ſagen: es iſt Zeit. Wir möchten für Sicilien hoffen daß es noch Zeit iſt. Das J. des Débats vertheidigt ſich gegen die Angriffe des Conſtitu- tionnel und der Patrie (ſ. d. geſtr. Ztg.), ihm liege die Ehre Frankreichs in der auswärtigen Politik gleich ſehr am Herzen, allein den Angriffen dieſer Blätter auf die Julimonarchie gegenüber hält es an der Behauptung feſt daß dieſe Epoche in der Geſchichte Frankreichs nicht die mindeſt ruhmreiche ge- weſen ſey.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-01-12T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860, S. 2656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine159_1860/12>, abgerufen am 21.11.2024.