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Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1872.

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[Spaltenumbruch]
General Halleck.

* Generalmajor Halleck, dessen Tod durch eine Kabeldepesche aus
New-York gemeldet wurde, war einer von denjenigen Officieren welche im ameri-
kanischen Bürgerkrieg eine hervorragende und leitende Rolle gespielt haben. Im
Jahre 1816 im Dorfe Western bei Utica im Staate New-York geboren, trat er
nach zurückgelegter Schulbildung im Jahre 1835 in die Militär-Akademie zu West-
Point, vollendete den regelmäßigen Cursus der Anstalt und bestand im Jahre 1839
ein glänzendes Examen, worauf er alsbald auch sein Patent als Secondlieutenant
im Ingenieur-Corps erhielt. Seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiete
der Ingenieurwissenschaften waren so bedeutend, daß er gleichzeitig die Stelle als
Hülfslehrer für dieses Fach an der Militär-Akademie erhielt; doch vertauschte er
diese Beschäftigung schon im folgenden Jahre gegen eine praktische Verwendung
bei den Hafenbauten in New-York, welche ihn fünf Jahre lang in Anspruch nahm.
Das Jahr 1845 brachte seine Beförderung zum Premierlieutenant, und als solcher
diente er während des mexicanischen Krieges in Untercalifornien, wo er im Jahre
1847 den Charakter als Hauptmann erhielt. Im Jahre 1853 rückte er in eine
Hauptmannsstelle des Ingenieur-Corps ein, trat aber kurz nachher aus der Armee
aus, und ließ sich in San Francisco nieder, wo er bis zum Jahre 1861 ein sehr ge-
schäftiges Leben führte und als Advocat, Agent und Leiter von Bergwerken thätig
war. Der Ausbruch des Bürgerkrieges rief ihn von dieser friedlichen Beschäftigung
ab, und brachte dem verabschiedeten Hauptmann mit einem Schlage die Beförde-
rung zum Generalmajor. General Scott, der iha vorgeschlagen hatte, gab bald
die für seine hohen Jahre zu beschwerliche Aufgabe der Leitung der Bewegungen
für die Bundesheere auf, und Halleck war sein Nachfolger. Ihm wird auch haupt-
sächlich das Verdienst der Kette von Erfolgen zugeschrieben welche von den Trup-
pen des Nordens von der Einnahme von Fort Donelson bis zur Räumung von
Corinth durch Beauregard und bis zur Einnahme von Memphis errungen wurden.
Im November 1861 folgte General Halleck auf General Fremont im Commando
des westlichen Militärdepartements. In dieser neuen Stellung entwickelte er die
größte Festigkeit. Er wahrte in der Armee die schärfste Disciplin, reinigte sie von
Negern und Zeitungscorrespondenten, und machte bekannt daß alle Rebellen und
ihre Helfershelfer verhaftet und Spione erschossen werden sollten, und daß ihr
Eigenthum der Confiscation anheimfalle. Er stellte die Schifffahrt auf dem Missouri
und Mississippi unter die unumschränkte Macht der Militärbehörden und bedrohte
alle Uebertreter seiner Bestimmungen mit dem Kriegsrechte. Schließlich auch legte
er der Geistlichkeit, den Universitätsmitgliedern, Eisenbahndirectoren, überhaupt
allen öffentlichen Beamten, den Eid der Treue gegen die Regierung der Vereinig-
ten Staaten auf. Am 11 März 1862 wurde General Halleck an die Spitze des
Mississippi-Departements gestellt. Nach der unentschiedenen Schlacht von Pitts-
burg Landing trat er an die Stelle Grants als Befehlshaber der Armee und er-
zielte eine Reihe bedeutender Erfolge. Zum Oberbefehlshaber der Heere der Union
ernannt, gieng Halleck darauf nach Washington zurück und leitete von dort aus
durch seine Befehle die Operationen der unter ihm stehenden Heere. Zum Theil
waren seine Plane durch die Eifersucht der Unterbefehlshaber und die der Aus-
führung im Wege stehenden politischen Schwierigkeiten nicht von Erfolg gekrönt,
und im Jahre 1864 wurde General Grant Obergeneral und zog als solcher zu
Felde, während Halleck als Chef des Generalstabes in Washington blieb. Nach
Beendigung des Krieges wurde er zum Commandeur der Militärdivision des James
River mit dem Hauptquartier in Richmond ernannt, und von dort zuerst zur
pacifischen Division mit dem Hauptquartier in San Francisco versetzt, und dann 1869
zum Commandeur des Militär-Departements im Süden ernannt, aus welcher
Stellung ihn der Tod im 55. Jahre seines Alters abrief. Halleck war Verfasser
mehrerer Werke, von welchen das bedeutendste: "Elements of Military Art and
Science,"
im Jahre 1846 erschien, und neu aufgelegt und vermehrt durch "Critical
Notes on the Mexican and Crimean Wars"
1856 wieder veröffentlicht wurde.



Neueste Posten.

Das Abgeordnetenhaus setzte die Etats - Berathung
fort. Im Laufe der Debatte über den Etat des Handelsministeriums verhieß der
Handelsminister für die nächste Session die nochmalige Einbringung einer Wege-
Ordnung, wenn die Kreisordnung in dieser Session vollendet würde. Bezüglich
des Nord- und Ostseecanals bemerkt der Handelsminister: daß neuerdings wieder
Bedenken über dessen Richtung eingetreten seien, was die Inangriffnahme der Ar-
beiten bisher verhindert habe. Das Extraordinarium des Handelsministeriums
wurde ohne Debatte erledigt. Nächste Sitzung Montag. (T. N.)

In heutiger Reichsrathssitzung wurde die Adreß-
berathung in der Generaldebatte beendigt. Im Namen der Polen begrüßte der Abg.
Dr. v. Czerkawski die Absicht der Regierung, den Wünschen Galiziens entgegenzu-
kommen. Mißtrauen bringe die galizische Delegation der Regierung daher nicht ent-
gegen, allein solange nicht klar sei ob die Regierung auf die Wünsche des galizischen
Landtages einzugehen beabsichtige, sei für die polnischen Abgeordneten nur eine reser-
virte Haltung möglich, und "wir müssen jede Kundgebung des Vertrauens als verfrüht
unbedingt ablehnen. Im weiteren Verlaufe spricht der Adreßentwurf ein Verdict über die
Ausgleichsverhandlungen aus, und weist dieselben für alle Zukunft zurück. Wir rechnen es
der früheren Regierung als Verdienst an (Widerspruch links) daß sie kein Mittel unversucht
ließ um die außer der Verfassung Stehenden auf den Boden der Verfassung herüberzuziehen
(Oho! links) -- ein Ziel welchem jede loyale Negierung mit Entschiedenheit zustreben soll."
(Ironische Bravos links.) Czerkawski fährt fort: "Es ist hier nicht der Ort die An-
sprüche des Königreichs Böhmen einer näheren Prüfung zu unterziehen. Ohne eine
solche scheint es uns aber unstatthaft, wie es im Adreßentwurfe geschieht, sie als mit
der Verfassung unvereinbar zu erklären und sie im voraus zu verwerfen. Wir verwahren
uns überhaupt gegen die Zumuthung irgendeine Grundlage der Ausgleichsverhand-
lungen, der Verständigung inr voraus und ohne daß der Gegenstand ordnungsgemäß
einer Discussion, Berathung und Beschlußfassung unterzogen worden wäre, als unzu-
lässig zu bezeichnen und zu verwerfen. Auch können wir den unversöhnlichen, heraus-
fordernden Ton, der im Adreßentwurfe Böhmen gegenüber angeschlagen wird (Rufe
links: den Tschechen gegenüber!), nicht billigen. Während die galizische Angelegenheit
in der Thronrede als spruchreif hingestellt wird, knüpft sie der Adreßentwurf an die Be-
dingung der Wahlreform, wodurch die Frage nur verwirrt, ihre Lösung in unabsehbare
[Spaltenumbruch] Ferne gerückt und vielleicht sogar unmöglich gemacht wird." Redner erklärt daß es
einen Zusammenhang zwischen der galizischen Frage und der Wahlreform nicht gebe.
Es ist im Jahre 1867 ausdrücklich als ein Recht der Landtage erklärt worden den
Reichsrath zu beschicken, und nun heiße es: die Loslösung der Landtage vom Reichsrath
sei nothwendig. Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen wendet er sich speciell
gegen die Volksschulgesetze. Der Ursprung dieser Gesetze ist unrechtmäßig und
gesetzwidrig
. (Lebhafter Widerspruch links.) Die Kirche erscheine im Adreßentwurf
als ein staatsgefährliches Institut." Wir werden deßhalb gegen die Absätze stimmen welche
die Schule und die Kirche betreffen, und behalten uns vor: bei der Specialdebatte bei dem die
galizische Frage behandelnden Alinea ein Amendement zu beantragen." (Beifall rechts.)
Nachdem noch die Abgg. Kochanowski und Tomaßuk gesprochen, ergriff auch P.
Greuter das Wort, um vor Anwendung von Gewalt bei Durchführung der Verfas-
sung zu warnen. Nach dem Schlusse der Generaldebatte gab der Ministerpräsident fol-
gende Erklärung ab: die Regierung werde an dem in der Thronrede ausgesprochenen
Programm unerschütterlich festhalten; sie erblicke in dem Adreßentwurf ein Vertrauens-
votum des Reichsraths, die Regierung wünsche aber über Vergangenes einen Schleier
zu werfen, und hoffe die vollständige Uebereinstimmung mit dem Reichsrath gesichert.

Im Abgeordnetenhause hat heute die Adreßdebatte
begonnen: ein Antrag sie bis zur nächsten Woche hinauszuschieben, wurde in einer
gestrigen Versammlung der Mitglieder der Verfassungspartei abgelehnt. Die
Debatte dürfte, wenn nicht einzelne niemals zu bändigende Abgeordnete die Blumen
ihrer Beredsamkeit zu sehr in Saat schießen lassen, kaum sehr umfangreich werden,
denn eine Reihe von Amendements wurde schon in jener Versammlung zum Falle
gebracht, und daß die staatsrechtliche Opposition sich jeder Betheiligung an der
Discussion enthält, ist mindestens wahrscheinlich. Was die Vorgänge in der Partei-
sitzung im übrigen betrifft, so haben die Mitglieder sich wieder einmal zur strengsten
Geheimhaltung verpflichtet, und wir werden also erst auf dem nicht mehr ungewöhn-
lichen Weg über Pest näheres erfahren. Die vertrauten Wiener Blätter wissen
zunächst nur zu melden daß die Regierung sich fest entschlossen erklärt habe die
directen Wahlen nicht auf die lange Bank zu schieben, und daß die Berathung
"reich an interessanten Details gewesen, deren Veröffentlichung jedoch nicht für
zweckmäßig erachtet worden." -- Das Reichsgesetzblatt publicirt heute den zwischen
Oesterreich und Rußland über die Regulirung der Weichsel und des San-Flusses
in den österreichisch-polnischen Gränzstrecken abgeschlossenen Staatsvertrag. Für
die Ausführung dieser Regulirung ist eine Zeit von 20 Jahren bestimmt; in erster
Linie ist festgesetzt daß auch bei kleinerm Wasserstande die für die Schifffahrt noth-
wendige Wassertiefe von wenigstens drei Fuß in der Stromrinne sichergestellt werden
soll. Alle Kosten werden von den beiden Regierungen zu gleichen Theilen getragen. --
Graf Andrassy ist gestern auf einige Tage nach Pest gegangen; er führt dort den
Vorsitz in einer Generalversammlung des Honved-Untersützungsvereins, wird abet
sicher bei dieser Gelegenheit auch auf anderen Gebieten zum Rechten sehen.

Dem Vernehmen nach haben die ärztlichen Rathgeber
des Prinzen von Wales beschlossen daß derselbe seine vollständige Wiedergenesung
in Sandringham abwarten und nicht, wie ursprünglich in Aussicht genommen war,
nach dem Seebad Torquay gehen soll. Die Prinzessin Ludwig von Hessen reiste heute
mit ihren Kindern nach Deutschland ab. Vor ihrer Rückkehr nach Darmstadt wird
sie in Brüssel auf einige Tage beim König der Belgier zu Gast bleiben. -- Für
Freitag, 19 d., ist ein Cabinetsrath nach der Amtswohnung Gladstone's einbe-
rufen worden. John Stuart Mill wird im Laufe dieser Woche aus Avignon hier
erwartet. -- Aus Newbury wird gemeldet daß der Graf v. Carnarvon auf seinem
Stammsitze, Schloß Highclere, ans Bett gefesselt ist. Bis jetzt ist noch kein Fieber
eingetreten, und sind die Symptome im ganzen günstig. Als Grund des Unwohl-
seins werden Ueberarbeitung und Trauer um den Tod seines Schwagers, Lord
Chesterfields, angegeben. -- Das Bankett zu Ehren des Advocaten Butt, des Führers
der neuen irischen Repealbewegung, ist am verwichenen Abend in Limerick von
statten gegangen, nachdem vorher der Gefeierte von einer bedeutenden Volksmenge
an der Eisenbahnstation abgeholt worden war. Bei dieser Demonstration waren
die besseren Classen der Bevölkerung fast gar nicht vertreten, und auch das Bankett,
an dem statt 180 nur etwa 100 Personen theilnahmen, war ziemlich gemischt.
Außer Butt waren noch die Parlamentsmitglieder Maguire, Smyth, Synan und
Martins zugegen, und die gehaltenen Reden, welche sich zum großen Theil gegen
Lord Hartingtons Aeußerungen über Irland richteten, ließen an Kraft des Aus-
drucks gegen die Regierung nichts zu wünschen übrig. -- In Nottingham tagt seit
Beginn dieser Woche der vierte Jahrescongreß der englischen Gewerkvereine. Die
verschiedenen Gewerkvereine sind durch Abgesandte vertreten, und auch mehrere
Repräsentanten des Capitals nehmen an den Verhandlungen theil, so unter andern
die beiden Abgeordneten für den genannten Vorort, Hr. Morley und Hr. Mundella,
welche die Delegirten auf einem Bankett bewirtheten und Ansprachen an dieselben
richteten. Die Verhandlungen befassen sich mit den Beziehungen zwischen Capital
und Arbeit, mit der Criminalgesetzgebung, den Bergwerksregulativen u. s. w. --
Auf Antrag des Abg. Reed hat die Londoner Schulverwaltung beschlossen im
westlichen Bezirk Stepney eine Schule nach dem deutschen Classensystem für tausend
Kinder zu errichten. -- Derjenige Theil des Staatswerftes von Deptford welcher
nicht in den neuen Markt für ausländisches Vieh hineingezogen worden ist, kam,
in vier Parcellen getheilt, unter den Hammer, und realisirte bei lebhaftem Angebot
14,000 Pf. St. -- In Salisbury ist ein Bürger Namens George Richardson vom
Friedensgericht zu einer Geldbuße von 100 Pf. St. verurtheilt worden, weil er
sich geweigert hat das Amt eines Mayor für genannte Stadt, zu welchem er ge-
wählt worden war, zu übernehmen. Hr. Richardson stellt die Gültigkeit dieser Ent-
scheidung in Frage, und der Fall wird vor dem Gerichtshof der Queen's Bench zur
Entscheidung kommen. -- Das Riesengeschütz von 35 Tonnen Gewicht, welches den
Namen "Woolwich Infant" (Sängling von Woolwich) führt, ist nicht mehr abge-
feuert worden feitdem das innere Rohr einen Sprung erhalten hat; jedoch sind
noch weitere Experimente mit demselben in Aussicht genommen. Inzwischen ist
ein zweites Riesengeschütz vom nämlichen Gewicht fertig gestellt worden, und drei-
zehn andere, alle für Panzerschiffe zur Küstenvertheidigung bestimmt, sind im Kriegs-
arsenal in Arbeit.

Der "London Gazette" zufolge ist in den italienischen
Häfen die Quarantäne für Schiffe aus Buenos Aires und den La-Plata-Staaten
aufgehoben worden. Dagegen ist Quarantäne angeordnet in Rustschuk für Schiffe
aus Rumänien, sowie in den spanischen Häfen für Schiffe aus Persien, in Folge
der daselbst ausgebrochenen Pest. (T. N.)

Aus dem Eifer womit die in der Regel von dem
Generalstabe des Hrn. Thiers inspirirten Blätter die Idee des Hrn. Picard und
des linken Centrums befürworten, durch die Nationalversammlung die definitive

[Spaltenumbruch]
General Halleck.

* Generalmajor Halleck, deſſen Tod durch eine Kabeldepeſche aus
New-York gemeldet wurde, war einer von denjenigen Officieren welche im ameri-
kaniſchen Bürgerkrieg eine hervorragende und leitende Rolle geſpielt haben. Im
Jahre 1816 im Dorfe Weſtern bei Utica im Staate New-York geboren, trat er
nach zurückgelegter Schulbildung im Jahre 1835 in die Militär-Akademie zu Weſt-
Point, vollendete den regelmäßigen Curſus der Anſtalt und beſtand im Jahre 1839
ein glänzendes Examen, worauf er alsbald auch ſein Patent als Secondlieutenant
im Ingenieur-Corps erhielt. Seine wiſſenſchaftlichen Leiſtungen auf dem Gebiete
der Ingenieurwiſſenſchaften waren ſo bedeutend, daß er gleichzeitig die Stelle als
Hülfslehrer für dieſes Fach an der Militär-Akademie erhielt; doch vertauſchte er
dieſe Beſchäftigung ſchon im folgenden Jahre gegen eine praktiſche Verwendung
bei den Hafenbauten in New-York, welche ihn fünf Jahre lang in Anſpruch nahm.
Das Jahr 1845 brachte ſeine Beförderung zum Premierlieutenant, und als ſolcher
diente er während des mexicaniſchen Krieges in Untercalifornien, wo er im Jahre
1847 den Charakter als Hauptmann erhielt. Im Jahre 1853 rückte er in eine
Hauptmannsſtelle des Ingenieur-Corps ein, trat aber kurz nachher aus der Armee
aus, und ließ ſich in San Francisco nieder, wo er bis zum Jahre 1861 ein ſehr ge-
ſchäftiges Leben führte und als Advocat, Agent und Leiter von Bergwerken thätig
war. Der Ausbruch des Bürgerkrieges rief ihn von dieſer friedlichen Beſchäftigung
ab, und brachte dem verabſchiedeten Hauptmann mit einem Schlage die Beförde-
rung zum Generalmajor. General Scott, der iha vorgeſchlagen hatte, gab bald
die für ſeine hohen Jahre zu beſchwerliche Aufgabe der Leitung der Bewegungen
für die Bundesheere auf, und Halleck war ſein Nachfolger. Ihm wird auch haupt-
ſächlich das Verdienſt der Kette von Erfolgen zugeſchrieben welche von den Trup-
pen des Nordens von der Einnahme von Fort Donelſon bis zur Räumung von
Corinth durch Beauregard und bis zur Einnahme von Memphis errungen wurden.
Im November 1861 folgte General Halleck auf General Fremont im Commando
des weſtlichen Militärdepartements. In dieſer neuen Stellung entwickelte er die
größte Feſtigkeit. Er wahrte in der Armee die ſchärfſte Disciplin, reinigte ſie von
Negern und Zeitungscorreſpondenten, und machte bekannt daß alle Rebellen und
ihre Helfershelfer verhaftet und Spione erſchoſſen werden ſollten, und daß ihr
Eigenthum der Confiscation anheimfalle. Er ſtellte die Schifffahrt auf dem Miſſouri
und Miſſiſſippi unter die unumſchränkte Macht der Militärbehörden und bedrohte
alle Uebertreter ſeiner Beſtimmungen mit dem Kriegsrechte. Schließlich auch legte
er der Geiſtlichkeit, den Univerſitätsmitgliedern, Eiſenbahndirectoren, überhaupt
allen öffentlichen Beamten, den Eid der Treue gegen die Regierung der Vereinig-
ten Staaten auf. Am 11 März 1862 wurde General Halleck an die Spitze des
Miſſiſſippi-Departements geſtellt. Nach der unentſchiedenen Schlacht von Pitts-
burg Landing trat er an die Stelle Grants als Befehlshaber der Armee und er-
zielte eine Reihe bedeutender Erfolge. Zum Oberbefehlshaber der Heere der Union
ernannt, gieng Halleck darauf nach Waſhington zurück und leitete von dort aus
durch ſeine Befehle die Operationen der unter ihm ſtehenden Heere. Zum Theil
waren ſeine Plane durch die Eiferſucht der Unterbefehlshaber und die der Aus-
führung im Wege ſtehenden politiſchen Schwierigkeiten nicht von Erfolg gekrönt,
und im Jahre 1864 wurde General Grant Obergeneral und zog als ſolcher zu
Felde, während Halleck als Chef des Generalſtabes in Waſhington blieb. Nach
Beendigung des Krieges wurde er zum Commandeur der Militärdiviſion des James
River mit dem Hauptquartier in Richmond ernannt, und von dort zuerſt zur
pacifiſchen Diviſion mit dem Hauptquartier in San Francisco verſetzt, und dann 1869
zum Commandeur des Militär-Departements im Süden ernannt, aus welcher
Stellung ihn der Tod im 55. Jahre ſeines Alters abrief. Halleck war Verfaſſer
mehrerer Werke, von welchen das bedeutendſte: „Elements of Military Art and
Science,“
im Jahre 1846 erſchien, und neu aufgelegt und vermehrt durch „Critical
Notes on the Mexican and Crimean Wars“
1856 wieder veröffentlicht wurde.



Neueſte Poſten.

Das Abgeordnetenhaus ſetzte die Etats - Berathung
fort. Im Laufe der Debatte über den Etat des Handelsminiſteriums verhieß der
Handelsminiſter für die nächſte Seſſion die nochmalige Einbringung einer Wege-
Ordnung, wenn die Kreisordnung in dieſer Seſſion vollendet würde. Bezüglich
des Nord- und Oſtſeecanals bemerkt der Handelsminiſter: daß neuerdings wieder
Bedenken über deſſen Richtung eingetreten ſeien, was die Inangriffnahme der Ar-
beiten bisher verhindert habe. Das Extraordinarium des Handelsminiſteriums
wurde ohne Debatte erledigt. Nächſte Sitzung Montag. (T. N.)

In heutiger Reichsrathsſitzung wurde die Adreß-
berathung in der Generaldebatte beendigt. Im Namen der Polen begrüßte der Abg.
Dr. v. Czerkawski die Abſicht der Regierung, den Wünſchen Galiziens entgegenzu-
kommen. Mißtrauen bringe die galiziſche Delegation der Regierung daher nicht ent-
gegen, allein ſolange nicht klar ſei ob die Regierung auf die Wünſche des galiziſchen
Landtages einzugehen beabſichtige, ſei für die polniſchen Abgeordneten nur eine reſer-
virte Haltung möglich, und „wir müſſen jede Kundgebung des Vertrauens als verfrüht
unbedingt ablehnen. Im weiteren Verlaufe ſpricht der Adreßentwurf ein Verdict über die
Ausgleichsverhandlungen aus, und weist dieſelben für alle Zukunft zurück. Wir rechnen es
der früheren Regierung als Verdienſt an (Widerſpruch links) daß ſie kein Mittel unverſucht
ließ um die außer der Verfaſſung Stehenden auf den Boden der Verfaſſung herüberzuziehen
(Oho! links) — ein Ziel welchem jede loyale Negierung mit Entſchiedenheit zuſtreben ſoll.“
(Ironiſche Bravos links.) Czerkawski fährt fort: „Es iſt hier nicht der Ort die An-
ſprüche des Königreichs Böhmen einer näheren Prüfung zu unterziehen. Ohne eine
ſolche ſcheint es uns aber unſtatthaft, wie es im Adreßentwurfe geſchieht, ſie als mit
der Verfaſſung unvereinbar zu erklären und ſie im voraus zu verwerfen. Wir verwahren
uns überhaupt gegen die Zumuthung irgendeine Grundlage der Ausgleichsverhand-
lungen, der Verſtändigung inr voraus und ohne daß der Gegenſtand ordnungsgemäß
einer Discuſſion, Berathung und Beſchlußfaſſung unterzogen worden wäre, als unzu-
läſſig zu bezeichnen und zu verwerfen. Auch können wir den unverſöhnlichen, heraus-
fordernden Ton, der im Adreßentwurfe Böhmen gegenüber angeſchlagen wird (Rufe
links: den Tſchechen gegenüber!), nicht billigen. Während die galiziſche Angelegenheit
in der Thronrede als ſpruchreif hingeſtellt wird, knüpft ſie der Adreßentwurf an die Be-
dingung der Wahlreform, wodurch die Frage nur verwirrt, ihre Löſung in unabſehbare
[Spaltenumbruch] Ferne gerückt und vielleicht ſogar unmöglich gemacht wird.“ Redner erklärt daß es
einen Zuſammenhang zwiſchen der galiziſchen Frage und der Wahlreform nicht gebe.
Es iſt im Jahre 1867 ausdrücklich als ein Recht der Landtage erklärt worden den
Reichsrath zu beſchicken, und nun heiße es: die Loslöſung der Landtage vom Reichsrath
ſei nothwendig. Im weiteren Verlaufe ſeiner Ausführungen wendet er ſich ſpeciell
gegen die Volksſchulgeſetze. Der Urſprung dieſer Geſetze iſt unrechtmäßig und
geſetzwidrig
. (Lebhafter Widerſpruch links.) Die Kirche erſcheine im Adreßentwurf
als ein ſtaatsgefährliches Inſtitut.“ Wir werden deßhalb gegen die Abſätze ſtimmen welche
die Schule und die Kirche betreffen, und behalten uns vor: bei der Specialdebatte bei dem die
galiziſche Frage behandelnden Alinea ein Amendement zu beantragen.“ (Beifall rechts.)
Nachdem noch die Abgg. Kochanowski und Tomaſzuk geſprochen, ergriff auch P.
Greuter das Wort, um vor Anwendung von Gewalt bei Durchführung der Verfaſ-
ſung zu warnen. Nach dem Schluſſe der Generaldebatte gab der Miniſterpräſident fol-
gende Erklärung ab: die Regierung werde an dem in der Thronrede ausgeſprochenen
Programm unerſchütterlich feſthalten; ſie erblicke in dem Adreßentwurf ein Vertrauens-
votum des Reichsraths, die Regierung wünſche aber über Vergangenes einen Schleier
zu werfen, und hoffe die vollſtändige Uebereinſtimmung mit dem Reichsrath geſichert.

Im Abgeordnetenhauſe hat heute die Adreßdebatte
begonnen: ein Antrag ſie bis zur nächſten Woche hinauszuſchieben, wurde in einer
geſtrigen Verſammlung der Mitglieder der Verfaſſungspartei abgelehnt. Die
Debatte dürfte, wenn nicht einzelne niemals zu bändigende Abgeordnete die Blumen
ihrer Beredſamkeit zu ſehr in Saat ſchießen laſſen, kaum ſehr umfangreich werden,
denn eine Reihe von Amendements wurde ſchon in jener Verſammlung zum Falle
gebracht, und daß die ſtaatsrechtliche Oppoſition ſich jeder Betheiligung an der
Discuſſion enthält, iſt mindeſtens wahrſcheinlich. Was die Vorgänge in der Partei-
ſitzung im übrigen betrifft, ſo haben die Mitglieder ſich wieder einmal zur ſtrengſten
Geheimhaltung verpflichtet, und wir werden alſo erſt auf dem nicht mehr ungewöhn-
lichen Weg über Peſt näheres erfahren. Die vertrauten Wiener Blätter wiſſen
zunächſt nur zu melden daß die Regierung ſich feſt entſchloſſen erklärt habe die
directen Wahlen nicht auf die lange Bank zu ſchieben, und daß die Berathung
„reich an intereſſanten Details geweſen, deren Veröffentlichung jedoch nicht für
zweckmäßig erachtet worden.“ — Das Reichsgeſetzblatt publicirt heute den zwiſchen
Oeſterreich und Rußland über die Regulirung der Weichſel und des San-Fluſſes
in den öſterreichiſch-polniſchen Gränzſtrecken abgeſchloſſenen Staatsvertrag. Für
die Ausführung dieſer Regulirung iſt eine Zeit von 20 Jahren beſtimmt; in erſter
Linie iſt feſtgeſetzt daß auch bei kleinerm Waſſerſtande die für die Schifffahrt noth-
wendige Waſſertiefe von wenigſtens drei Fuß in der Stromrinne ſichergeſtellt werden
ſoll. Alle Koſten werden von den beiden Regierungen zu gleichen Theilen getragen. —
Graf Andraſſy iſt geſtern auf einige Tage nach Peſt gegangen; er führt dort den
Vorſitz in einer Generalverſammlung des Honved-Unterſützungsvereins, wird abet
ſicher bei dieſer Gelegenheit auch auf anderen Gebieten zum Rechten ſehen.

Dem Vernehmen nach haben die ärztlichen Rathgeber
des Prinzen von Wales beſchloſſen daß derſelbe ſeine vollſtändige Wiedergeneſung
in Sandringham abwarten und nicht, wie urſprünglich in Ausſicht genommen war,
nach dem Seebad Torquay gehen ſoll. Die Prinzeſſin Ludwig von Heſſen reiste heute
mit ihren Kindern nach Deutſchland ab. Vor ihrer Rückkehr nach Darmſtadt wird
ſie in Brüſſel auf einige Tage beim König der Belgier zu Gaſt bleiben. — Für
Freitag, 19 d., iſt ein Cabinetsrath nach der Amtswohnung Gladſtone’s einbe-
rufen worden. John Stuart Mill wird im Laufe dieſer Woche aus Avignon hier
erwartet. — Aus Newbury wird gemeldet daß der Graf v. Carnarvon auf ſeinem
Stammſitze, Schloß Highclere, ans Bett gefeſſelt iſt. Bis jetzt iſt noch kein Fieber
eingetreten, und ſind die Symptome im ganzen günſtig. Als Grund des Unwohl-
ſeins werden Ueberarbeitung und Trauer um den Tod ſeines Schwagers, Lord
Cheſterfields, angegeben. — Das Bankett zu Ehren des Advocaten Butt, des Führers
der neuen iriſchen Repealbewegung, iſt am verwichenen Abend in Limerick von
ſtatten gegangen, nachdem vorher der Gefeierte von einer bedeutenden Volksmenge
an der Eiſenbahnſtation abgeholt worden war. Bei dieſer Demonſtration waren
die beſſeren Claſſen der Bevölkerung faſt gar nicht vertreten, und auch das Bankett,
an dem ſtatt 180 nur etwa 100 Perſonen theilnahmen, war ziemlich gemiſcht.
Außer Butt waren noch die Parlamentsmitglieder Maguire, Smyth, Synan und
Martins zugegen, und die gehaltenen Reden, welche ſich zum großen Theil gegen
Lord Hartingtons Aeußerungen über Irland richteten, ließen an Kraft des Aus-
drucks gegen die Regierung nichts zu wünſchen übrig. — In Nottingham tagt ſeit
Beginn dieſer Woche der vierte Jahrescongreß der engliſchen Gewerkvereine. Die
verſchiedenen Gewerkvereine ſind durch Abgeſandte vertreten, und auch mehrere
Repräſentanten des Capitals nehmen an den Verhandlungen theil, ſo unter andern
die beiden Abgeordneten für den genannten Vorort, Hr. Morley und Hr. Mundella,
welche die Delegirten auf einem Bankett bewirtheten und Anſprachen an dieſelben
richteten. Die Verhandlungen befaſſen ſich mit den Beziehungen zwiſchen Capital
und Arbeit, mit der Criminalgeſetzgebung, den Bergwerksregulativen u. ſ. w. —
Auf Antrag des Abg. Reed hat die Londoner Schulverwaltung beſchloſſen im
weſtlichen Bezirk Stepney eine Schule nach dem deutſchen Claſſenſyſtem für tauſend
Kinder zu errichten. — Derjenige Theil des Staatswerftes von Deptford welcher
nicht in den neuen Markt für ausländiſches Vieh hineingezogen worden iſt, kam,
in vier Parcellen getheilt, unter den Hammer, und realiſirte bei lebhaftem Angebot
14,000 Pf. St. — In Salisbury iſt ein Bürger Namens George Richardſon vom
Friedensgericht zu einer Geldbuße von 100 Pf. St. verurtheilt worden, weil er
ſich geweigert hat das Amt eines Mayor für genannte Stadt, zu welchem er ge-
wählt worden war, zu übernehmen. Hr. Richardſon ſtellt die Gültigkeit dieſer Ent-
ſcheidung in Frage, und der Fall wird vor dem Gerichtshof der Queen’s Bench zur
Entſcheidung kommen. — Das Rieſengeſchütz von 35 Tonnen Gewicht, welches den
Namen „Woolwich Infant“ (Sängling von Woolwich) führt, iſt nicht mehr abge-
feuert worden feitdem das innere Rohr einen Sprung erhalten hat; jedoch ſind
noch weitere Experimente mit demſelben in Ausſicht genommen. Inzwiſchen iſt
ein zweites Rieſengeſchütz vom nämlichen Gewicht fertig geſtellt worden, und drei-
zehn andere, alle für Panzerſchiffe zur Küſtenvertheidigung beſtimmt, ſind im Kriegs-
arſenal in Arbeit.

Der „London Gazette“ zufolge iſt in den italieniſchen
Häfen die Quarantäne für Schiffe aus Buenos Aires und den La-Plata-Staaten
aufgehoben worden. Dagegen iſt Quarantäne angeordnet in Ruſtſchuk für Schiffe
aus Rumänien, ſowie in den ſpaniſchen Häfen für Schiffe aus Perſien, in Folge
der daſelbſt ausgebrochenen Peſt. (T. N.)

Aus dem Eifer womit die in der Regel von dem
Generalſtabe des Hrn. Thiers inſpirirten Blätter die Idee des Hrn. Picard und
des linken Centrums befürworten, durch die Nationalverſammlung die definitive

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(Oho! links) &#x2014; ein Ziel welchem jede loyale Negierung mit Ent&#x017F;chiedenheit zu&#x017F;treben &#x017F;oll.&#x201C;<lb/>
(Ironi&#x017F;che Bravos links.) <hi rendition="#g">Czerkawski</hi> fährt fort: &#x201E;Es i&#x017F;t hier nicht der Ort die An-<lb/>
&#x017F;prüche des Königreichs Böhmen einer näheren Prüfung zu unterziehen. Ohne eine<lb/>
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Es i&#x017F;t im Jahre 1867 ausdrücklich als ein Recht der Landtage erklärt worden den<lb/>
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          <p>Im Abgeordnetenhau&#x017F;e hat heute die Adreßdebatte<lb/>
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Reprä&#x017F;entanten des Capitals nehmen an den Verhandlungen theil, &#x017F;o unter andern<lb/>
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[212/0004] General Halleck. * Generalmajor Halleck, deſſen Tod durch eine Kabeldepeſche aus New-York gemeldet wurde, war einer von denjenigen Officieren welche im ameri- kaniſchen Bürgerkrieg eine hervorragende und leitende Rolle geſpielt haben. Im Jahre 1816 im Dorfe Weſtern bei Utica im Staate New-York geboren, trat er nach zurückgelegter Schulbildung im Jahre 1835 in die Militär-Akademie zu Weſt- Point, vollendete den regelmäßigen Curſus der Anſtalt und beſtand im Jahre 1839 ein glänzendes Examen, worauf er alsbald auch ſein Patent als Secondlieutenant im Ingenieur-Corps erhielt. Seine wiſſenſchaftlichen Leiſtungen auf dem Gebiete der Ingenieurwiſſenſchaften waren ſo bedeutend, daß er gleichzeitig die Stelle als Hülfslehrer für dieſes Fach an der Militär-Akademie erhielt; doch vertauſchte er dieſe Beſchäftigung ſchon im folgenden Jahre gegen eine praktiſche Verwendung bei den Hafenbauten in New-York, welche ihn fünf Jahre lang in Anſpruch nahm. Das Jahr 1845 brachte ſeine Beförderung zum Premierlieutenant, und als ſolcher diente er während des mexicaniſchen Krieges in Untercalifornien, wo er im Jahre 1847 den Charakter als Hauptmann erhielt. Im Jahre 1853 rückte er in eine Hauptmannsſtelle des Ingenieur-Corps ein, trat aber kurz nachher aus der Armee aus, und ließ ſich in San Francisco nieder, wo er bis zum Jahre 1861 ein ſehr ge- ſchäftiges Leben führte und als Advocat, Agent und Leiter von Bergwerken thätig war. Der Ausbruch des Bürgerkrieges rief ihn von dieſer friedlichen Beſchäftigung ab, und brachte dem verabſchiedeten Hauptmann mit einem Schlage die Beförde- rung zum Generalmajor. General Scott, der iha vorgeſchlagen hatte, gab bald die für ſeine hohen Jahre zu beſchwerliche Aufgabe der Leitung der Bewegungen für die Bundesheere auf, und Halleck war ſein Nachfolger. Ihm wird auch haupt- ſächlich das Verdienſt der Kette von Erfolgen zugeſchrieben welche von den Trup- pen des Nordens von der Einnahme von Fort Donelſon bis zur Räumung von Corinth durch Beauregard und bis zur Einnahme von Memphis errungen wurden. Im November 1861 folgte General Halleck auf General Fremont im Commando des weſtlichen Militärdepartements. In dieſer neuen Stellung entwickelte er die größte Feſtigkeit. Er wahrte in der Armee die ſchärfſte Disciplin, reinigte ſie von Negern und Zeitungscorreſpondenten, und machte bekannt daß alle Rebellen und ihre Helfershelfer verhaftet und Spione erſchoſſen werden ſollten, und daß ihr Eigenthum der Confiscation anheimfalle. Er ſtellte die Schifffahrt auf dem Miſſouri und Miſſiſſippi unter die unumſchränkte Macht der Militärbehörden und bedrohte alle Uebertreter ſeiner Beſtimmungen mit dem Kriegsrechte. Schließlich auch legte er der Geiſtlichkeit, den Univerſitätsmitgliedern, Eiſenbahndirectoren, überhaupt allen öffentlichen Beamten, den Eid der Treue gegen die Regierung der Vereinig- ten Staaten auf. Am 11 März 1862 wurde General Halleck an die Spitze des Miſſiſſippi-Departements geſtellt. Nach der unentſchiedenen Schlacht von Pitts- burg Landing trat er an die Stelle Grants als Befehlshaber der Armee und er- zielte eine Reihe bedeutender Erfolge. Zum Oberbefehlshaber der Heere der Union ernannt, gieng Halleck darauf nach Waſhington zurück und leitete von dort aus durch ſeine Befehle die Operationen der unter ihm ſtehenden Heere. Zum Theil waren ſeine Plane durch die Eiferſucht der Unterbefehlshaber und die der Aus- führung im Wege ſtehenden politiſchen Schwierigkeiten nicht von Erfolg gekrönt, und im Jahre 1864 wurde General Grant Obergeneral und zog als ſolcher zu Felde, während Halleck als Chef des Generalſtabes in Waſhington blieb. Nach Beendigung des Krieges wurde er zum Commandeur der Militärdiviſion des James River mit dem Hauptquartier in Richmond ernannt, und von dort zuerſt zur pacifiſchen Diviſion mit dem Hauptquartier in San Francisco verſetzt, und dann 1869 zum Commandeur des Militär-Departements im Süden ernannt, aus welcher Stellung ihn der Tod im 55. Jahre ſeines Alters abrief. Halleck war Verfaſſer mehrerer Werke, von welchen das bedeutendſte: „Elements of Military Art and Science,“ im Jahre 1846 erſchien, und neu aufgelegt und vermehrt durch „Critical Notes on the Mexican and Crimean Wars“ 1856 wieder veröffentlicht wurde. Neueſte Poſten. Berlin, 13 Jan. Das Abgeordnetenhaus ſetzte die Etats - Berathung fort. Im Laufe der Debatte über den Etat des Handelsminiſteriums verhieß der Handelsminiſter für die nächſte Seſſion die nochmalige Einbringung einer Wege- Ordnung, wenn die Kreisordnung in dieſer Seſſion vollendet würde. Bezüglich des Nord- und Oſtſeecanals bemerkt der Handelsminiſter: daß neuerdings wieder Bedenken über deſſen Richtung eingetreten ſeien, was die Inangriffnahme der Ar- beiten bisher verhindert habe. Das Extraordinarium des Handelsminiſteriums wurde ohne Debatte erledigt. Nächſte Sitzung Montag. (T. N.) * Wien, 13 Jan. In heutiger Reichsrathsſitzung wurde die Adreß- berathung in der Generaldebatte beendigt. Im Namen der Polen begrüßte der Abg. Dr. v. Czerkawski die Abſicht der Regierung, den Wünſchen Galiziens entgegenzu- kommen. Mißtrauen bringe die galiziſche Delegation der Regierung daher nicht ent- gegen, allein ſolange nicht klar ſei ob die Regierung auf die Wünſche des galiziſchen Landtages einzugehen beabſichtige, ſei für die polniſchen Abgeordneten nur eine reſer- virte Haltung möglich, und „wir müſſen jede Kundgebung des Vertrauens als verfrüht unbedingt ablehnen. Im weiteren Verlaufe ſpricht der Adreßentwurf ein Verdict über die Ausgleichsverhandlungen aus, und weist dieſelben für alle Zukunft zurück. Wir rechnen es der früheren Regierung als Verdienſt an (Widerſpruch links) daß ſie kein Mittel unverſucht ließ um die außer der Verfaſſung Stehenden auf den Boden der Verfaſſung herüberzuziehen (Oho! links) — ein Ziel welchem jede loyale Negierung mit Entſchiedenheit zuſtreben ſoll.“ (Ironiſche Bravos links.) Czerkawski fährt fort: „Es iſt hier nicht der Ort die An- ſprüche des Königreichs Böhmen einer näheren Prüfung zu unterziehen. Ohne eine ſolche ſcheint es uns aber unſtatthaft, wie es im Adreßentwurfe geſchieht, ſie als mit der Verfaſſung unvereinbar zu erklären und ſie im voraus zu verwerfen. Wir verwahren uns überhaupt gegen die Zumuthung irgendeine Grundlage der Ausgleichsverhand- lungen, der Verſtändigung inr voraus und ohne daß der Gegenſtand ordnungsgemäß einer Discuſſion, Berathung und Beſchlußfaſſung unterzogen worden wäre, als unzu- läſſig zu bezeichnen und zu verwerfen. Auch können wir den unverſöhnlichen, heraus- fordernden Ton, der im Adreßentwurfe Böhmen gegenüber angeſchlagen wird (Rufe links: den Tſchechen gegenüber!), nicht billigen. Während die galiziſche Angelegenheit in der Thronrede als ſpruchreif hingeſtellt wird, knüpft ſie der Adreßentwurf an die Be- dingung der Wahlreform, wodurch die Frage nur verwirrt, ihre Löſung in unabſehbare Ferne gerückt und vielleicht ſogar unmöglich gemacht wird.“ Redner erklärt daß es einen Zuſammenhang zwiſchen der galiziſchen Frage und der Wahlreform nicht gebe. Es iſt im Jahre 1867 ausdrücklich als ein Recht der Landtage erklärt worden den Reichsrath zu beſchicken, und nun heiße es: die Loslöſung der Landtage vom Reichsrath ſei nothwendig. Im weiteren Verlaufe ſeiner Ausführungen wendet er ſich ſpeciell gegen die Volksſchulgeſetze. Der Urſprung dieſer Geſetze iſt unrechtmäßig und geſetzwidrig. (Lebhafter Widerſpruch links.) Die Kirche erſcheine im Adreßentwurf als ein ſtaatsgefährliches Inſtitut.“ Wir werden deßhalb gegen die Abſätze ſtimmen welche die Schule und die Kirche betreffen, und behalten uns vor: bei der Specialdebatte bei dem die galiziſche Frage behandelnden Alinea ein Amendement zu beantragen.“ (Beifall rechts.) Nachdem noch die Abgg. Kochanowski und Tomaſzuk geſprochen, ergriff auch P. Greuter das Wort, um vor Anwendung von Gewalt bei Durchführung der Verfaſ- ſung zu warnen. Nach dem Schluſſe der Generaldebatte gab der Miniſterpräſident fol- gende Erklärung ab: die Regierung werde an dem in der Thronrede ausgeſprochenen Programm unerſchütterlich feſthalten; ſie erblicke in dem Adreßentwurf ein Vertrauens- votum des Reichsraths, die Regierung wünſche aber über Vergangenes einen Schleier zu werfen, und hoffe die vollſtändige Uebereinſtimmung mit dem Reichsrath geſichert. ȋ Wien, 13 Jan. Im Abgeordnetenhauſe hat heute die Adreßdebatte begonnen: ein Antrag ſie bis zur nächſten Woche hinauszuſchieben, wurde in einer geſtrigen Verſammlung der Mitglieder der Verfaſſungspartei abgelehnt. Die Debatte dürfte, wenn nicht einzelne niemals zu bändigende Abgeordnete die Blumen ihrer Beredſamkeit zu ſehr in Saat ſchießen laſſen, kaum ſehr umfangreich werden, denn eine Reihe von Amendements wurde ſchon in jener Verſammlung zum Falle gebracht, und daß die ſtaatsrechtliche Oppoſition ſich jeder Betheiligung an der Discuſſion enthält, iſt mindeſtens wahrſcheinlich. Was die Vorgänge in der Partei- ſitzung im übrigen betrifft, ſo haben die Mitglieder ſich wieder einmal zur ſtrengſten Geheimhaltung verpflichtet, und wir werden alſo erſt auf dem nicht mehr ungewöhn- lichen Weg über Peſt näheres erfahren. Die vertrauten Wiener Blätter wiſſen zunächſt nur zu melden daß die Regierung ſich feſt entſchloſſen erklärt habe die directen Wahlen nicht auf die lange Bank zu ſchieben, und daß die Berathung „reich an intereſſanten Details geweſen, deren Veröffentlichung jedoch nicht für zweckmäßig erachtet worden.“ — Das Reichsgeſetzblatt publicirt heute den zwiſchen Oeſterreich und Rußland über die Regulirung der Weichſel und des San-Fluſſes in den öſterreichiſch-polniſchen Gränzſtrecken abgeſchloſſenen Staatsvertrag. Für die Ausführung dieſer Regulirung iſt eine Zeit von 20 Jahren beſtimmt; in erſter Linie iſt feſtgeſetzt daß auch bei kleinerm Waſſerſtande die für die Schifffahrt noth- wendige Waſſertiefe von wenigſtens drei Fuß in der Stromrinne ſichergeſtellt werden ſoll. Alle Koſten werden von den beiden Regierungen zu gleichen Theilen getragen. — Graf Andraſſy iſt geſtern auf einige Tage nach Peſt gegangen; er führt dort den Vorſitz in einer Generalverſammlung des Honved-Unterſützungsvereins, wird abet ſicher bei dieſer Gelegenheit auch auf anderen Gebieten zum Rechten ſehen. * London, 11 Jan. Dem Vernehmen nach haben die ärztlichen Rathgeber des Prinzen von Wales beſchloſſen daß derſelbe ſeine vollſtändige Wiedergeneſung in Sandringham abwarten und nicht, wie urſprünglich in Ausſicht genommen war, nach dem Seebad Torquay gehen ſoll. Die Prinzeſſin Ludwig von Heſſen reiste heute mit ihren Kindern nach Deutſchland ab. Vor ihrer Rückkehr nach Darmſtadt wird ſie in Brüſſel auf einige Tage beim König der Belgier zu Gaſt bleiben. — Für Freitag, 19 d., iſt ein Cabinetsrath nach der Amtswohnung Gladſtone’s einbe- rufen worden. John Stuart Mill wird im Laufe dieſer Woche aus Avignon hier erwartet. — Aus Newbury wird gemeldet daß der Graf v. Carnarvon auf ſeinem Stammſitze, Schloß Highclere, ans Bett gefeſſelt iſt. Bis jetzt iſt noch kein Fieber eingetreten, und ſind die Symptome im ganzen günſtig. Als Grund des Unwohl- ſeins werden Ueberarbeitung und Trauer um den Tod ſeines Schwagers, Lord Cheſterfields, angegeben. — Das Bankett zu Ehren des Advocaten Butt, des Führers der neuen iriſchen Repealbewegung, iſt am verwichenen Abend in Limerick von ſtatten gegangen, nachdem vorher der Gefeierte von einer bedeutenden Volksmenge an der Eiſenbahnſtation abgeholt worden war. Bei dieſer Demonſtration waren die beſſeren Claſſen der Bevölkerung faſt gar nicht vertreten, und auch das Bankett, an dem ſtatt 180 nur etwa 100 Perſonen theilnahmen, war ziemlich gemiſcht. Außer Butt waren noch die Parlamentsmitglieder Maguire, Smyth, Synan und Martins zugegen, und die gehaltenen Reden, welche ſich zum großen Theil gegen Lord Hartingtons Aeußerungen über Irland richteten, ließen an Kraft des Aus- drucks gegen die Regierung nichts zu wünſchen übrig. — In Nottingham tagt ſeit Beginn dieſer Woche der vierte Jahrescongreß der engliſchen Gewerkvereine. Die verſchiedenen Gewerkvereine ſind durch Abgeſandte vertreten, und auch mehrere Repräſentanten des Capitals nehmen an den Verhandlungen theil, ſo unter andern die beiden Abgeordneten für den genannten Vorort, Hr. Morley und Hr. Mundella, welche die Delegirten auf einem Bankett bewirtheten und Anſprachen an dieſelben richteten. Die Verhandlungen befaſſen ſich mit den Beziehungen zwiſchen Capital und Arbeit, mit der Criminalgeſetzgebung, den Bergwerksregulativen u. ſ. w. — Auf Antrag des Abg. Reed hat die Londoner Schulverwaltung beſchloſſen im weſtlichen Bezirk Stepney eine Schule nach dem deutſchen Claſſenſyſtem für tauſend Kinder zu errichten. — Derjenige Theil des Staatswerftes von Deptford welcher nicht in den neuen Markt für ausländiſches Vieh hineingezogen worden iſt, kam, in vier Parcellen getheilt, unter den Hammer, und realiſirte bei lebhaftem Angebot 14,000 Pf. St. — In Salisbury iſt ein Bürger Namens George Richardſon vom Friedensgericht zu einer Geldbuße von 100 Pf. St. verurtheilt worden, weil er ſich geweigert hat das Amt eines Mayor für genannte Stadt, zu welchem er ge- wählt worden war, zu übernehmen. Hr. Richardſon ſtellt die Gültigkeit dieſer Ent- ſcheidung in Frage, und der Fall wird vor dem Gerichtshof der Queen’s Bench zur Entſcheidung kommen. — Das Rieſengeſchütz von 35 Tonnen Gewicht, welches den Namen „Woolwich Infant“ (Sängling von Woolwich) führt, iſt nicht mehr abge- feuert worden feitdem das innere Rohr einen Sprung erhalten hat; jedoch ſind noch weitere Experimente mit demſelben in Ausſicht genommen. Inzwiſchen iſt ein zweites Rieſengeſchütz vom nämlichen Gewicht fertig geſtellt worden, und drei- zehn andere, alle für Panzerſchiffe zur Küſtenvertheidigung beſtimmt, ſind im Kriegs- arſenal in Arbeit. London, 13 Jan. Der „London Gazette“ zufolge iſt in den italieniſchen Häfen die Quarantäne für Schiffe aus Buenos Aires und den La-Plata-Staaten aufgehoben worden. Dagegen iſt Quarantäne angeordnet in Ruſtſchuk für Schiffe aus Rumänien, ſowie in den ſpaniſchen Häfen für Schiffe aus Perſien, in Folge der daſelbſt ausgebrochenen Peſt. (T. N.) ᜯ Paris, 12 Jan. Aus dem Eifer womit die in der Regel von dem Generalſtabe des Hrn. Thiers inſpirirten Blätter die Idee des Hrn. Picard und des linken Centrums befürworten, durch die Nationalverſammlung die definitive

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1872, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1872/4>, abgerufen am 21.11.2024.