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Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] politische Verwaltung in den Kronländern 17,820,000 fl., Strafanstal-
ten 2,397,700 fl., landwirthschaftliche Lehranstalt zu Ungarisch-Altenburg
17,400 fl., Landescultur 145,900 fl., Landstände 45,700 fl., Wohlthätigkeits-
anstalten 615,900 fl., Neubauten 700,000 fl., Reichsbaudienst 14,085,500 fl.,
Gendarmerie 3,250,000 fl, in Summa 39,807,500 fl. Die Centralleitung
besteht aus: dem Minister des Innern, derselbe erhält außer Naturalquar-
tier 21,000 fl.; vier Sectionschefs mit 31,500 fl., vierzehn Ministerialräthen
mit 74,970 fl., sieben Sectionsräthen mit 23,415 fl., zwanzig Ministerial-
Secretären mit 44,310 fl., vierzig Concipisten 48,300 fl., einem Rechnungs-
rath 1890 fl., zwei Rechnungsofficialen 2100 fl., einem Ingrossisten, einem
Bibliotheksvorstand, einem Adjuncten zusammen 4137 fl., drei Hülfsämter-
directoren 6695 fl, sieben Directionsadjuncten 9450 fl., achtundvierzig Of-
ficialen 44,016 fl., zwölf Kanzlisten 7200 fl., zwei Thorhütern, fünfzehn
Kanzleidienern, fünfzehn Amtsboten, fünfzehn Dienersgehülfen, sechs Aus-
helfern, zusammen 21,509 fl. Für Personen in zeitweiliger Verwendung sind
veranschlagt 124,215 fl. In der politischen Verwaltung entfallen auf Nieder-
österreich 990,487 fl., Oberösterreich 509,297 fl., Salzburg 159,348 fl.,
Tirol 837,800 fl., Steiermark 770,674 fl., Kärnten 255,362 fl., Krain
385,943 fl., Küstenland 412,498 fl., Dalmatien 443,454 fl., Böhmen
2,321,016 fl., Mähren 1,026,447 fl., Schlesien 241,830 fl., Ostgalizien
1,462,276 fl., Westgalizien 894,940 fl., Bukowina 222,312 fl., Lombardo-
Venetien 801,349 fl., Ungarn 3,843,976 fl., Croatien und Slavonien
588,102 fl., Wojwodschaft 499,037 fl., Siebenbürgen 1,154,452 fl. Der
Hofstaat hat sechs Hauptposten: Hofzahlamt, Oberhofmeisterstab, Oberstkäm-
mererstab, Oberststallmeisterstab und besonderes Erforderniß für Italien.
Das Hofzahlamt hat die Auszahlungen für den Unterhalt der kaiserlichen
Familie, und zwar für Se. Majestät den Kaiser mit 315,000 fl., die Kai-
serin-Mutter 52,500 fl., die Kaiserin Elisabeth 105,000 fl., die Erzherzogin
Sophie 52,500 fl., die Erzherzoge Franz Karl, Ludwig und Rainer 109,200 fl.,
Erzherzog Stephan als Güterentschädigung 4445 fl. Die Unterstützungs-
gelder des Kaisers betragen 66,150 fl. Der Unterhalt der Hofstaatsdiener
beträgt 1,096,709 fl.; Ordensauslagen sind 43,724 fl. Die Garden bean-
spruchen 412,251 fl., die Hoftheater 294,000 fl., davon 210,000 fl. das
Operntheater und 84,000 fl. das Burgtheater. Die Dotation des Kaisers
Ferdinand beträgt 525,000 fl; Spennadelgelder der Kaiserin Maria Anna
sind 52,500 fl., der Erzherzogin Charlotte 21,000 fl.; die Apanage des Erz-
herzogs Maximilian ist 157,500 fl., des Erzherzogs Karl Ludwig 110,250 fl.

Die Verordnung des Ministeriums des Innern vom 5 Jun. 1860 wegen
Auflassung des Generalgouvernements und der Statthaltereiabtheilungen in
Ungarn, und wegen Activirung einer Statthalterei in Ofen lautet:

Se. k. k. apostolische Majestät hat mit dem allerhöchsten Cabinetsschreiben vom
4 Jun. d. J. allergnädigst anzuordnen geruht daß die im Grunde des allerhöchsten
Handschreibens vom 19 April d. J. zu bildende Statthalterei für Ungarn am
1 Jul. d. J. in Wirksamkeit trete. In Durchführung dieser allerhöchsten Bestim-
mung wird die Amtswirksamkeit des Generalgouvernements und der Statthalterei-
abtheilungen in Ofen, Oedenburg, Preßburg, Kaschau und Großwardein mit 30 Jun.
d. J. eingestellt. Vom 1 Jul. d. J. an beginnt die Amtswirksamkeit der Statt-
halterei für Ungarn mit dem Amtssitz in Ofen auf Grund der allerhöchsten Be-
stimmungen über die Einrichtung und Amtswirksamkeit der Statthaltereien im
allgemeinen vom 14 Sept. 1852, und es verbleiben zeitweilig nur noch in Preß-
burg, Oedenburg, Kaschau und Großwardein besondere politische Organe, welche in
Gemäßheit des allerhöchsten Handschreibens vom 19 April d. J. zur anleitenden
und überwachenden Mitwirkung bei Durchführung des neuen Organismus, insbe-
sondere der Comitatsverwaltung und des Gemeindewesens, bestimmt sind, die jedoch
keine besondere Zwischeninstanz bilden. Die Einrichtung und Amtswirksamkeit der
Grundentlastungsfonds-Directionen, Comitatsbehörden und Stuhlrichterämter wird
hierdurch vorläufig nicht berührt.
Graf Golnchowski m. p.

Die Wiener Ztg. veröffentlicht zugleich die Ernennungen für die neu
organisirte ungarische Statthalterei.

Schweiz.

Nicht morgen, sondern erst auf nächsten Donnerstag,
den 24 Juni, wird der Savoyer-Kuchen definitiv von Frankreich verzehrt werden.
So lautet ein aus Chambery aus guter Quelle uns zugehender Bericht. Gestern
sollte, wie Ihren Lesern bekannt seyn wird, der sardinische Senat dem Vertrag
vom 24 März die letzte Sanction ertheilen, und somit, wird Frankreich be-
haupten, hat die Annexion ihren legitimen Gang genommen: die definitive
Besitzergreifung kann vor sich gehen. Ob die Napoleonische Küche Frankreich
mit dem Savoyer Kuchen ein gut Gericht bereitet hat, wird die Zeit lehren.
Viele behaupten daß es des Teufels Mahlzeit sey. Französische Truppen
sind zu Annecy und St. Julien erwartet, und möglicherweise rücken solche
auch in Bonneville und Thonon ein. Zu diesem Zweck sollen bereits 1500
bis 2000 Mann unter dem Commando eines Generals zu Seyssel liegen. --
Gestern hat sich Ständerath Welti, einer der zur Untersuchung des Savoyer
Putsches erwählten eidgenössischen Commissäre, im Auftrag des Bundesraths
wieder nach Genf begeben. Es ist dieß eine von jener Untersuchung gesonderte
Mission, welche von der Genfer Regierung für die Dauer des Kantonalschießens
in Carouge verlangt ward, um etwaigen französischen Lügenberichten sofort
officiell entgegen treten zu können. An französischen Spionen und agents
[Spaltenumbruch] provocateurs
wird es bei dieser Gelegenheit nicht fehlen. -- Was sagen Sie
zu dem angeblich in Paris entdeckten, von der preußischen Regierung inspirir-
ten polnischen Complott auf das Leben Louis Napoleons? Nicht wahr, ein
hübsches Polizeistückchen? -- Der Bundesrath hat gestern das Obercom-
mando und den Generalstab in Genf bestätigt. Einem Entlassungsgesuch des
Oberst Ziegler ward von ihm nicht entsprochen.

Wie die "Revue de Geneve" aus sicherer Quelle
erfährt, wird die amtliche Besitzergreifung Savoyens durch die Franzosen am
14 Jun. erfolgen. An demselben Tag werden auch die ersten französischen
Truppen in St. Julien, Bonneville und Thonon einrücken. Außer der sehr
starken Besatzung von Chambery sollen sich noch 1500 Mann unter den Be-
fehlen eines Generals in Seyssel befinden. In Annecy hat die Municipalität
750 Betten für die Truppen in Bereitschaft zu halten. Die Annexion selbst
wird in verschiedenen Städten durch ein neues Fest gefeiert werden, womit
auch eine kirchliche Feier verbunden seyn wird. -- In der Nähe des savoyi-
schen Wallfahrtsorts Myans soll ein Jesuitenhaus errichtet werden. -- Von
J. Dessaix, einem bekannten savoyischen Schriftsteller, der auch eine illustrirte
savoyische Geschichte herausgab, ist eine dramatische Posse erschienen unter
dem Titel: "La Savoie a la recherche du Montblanc," welche sich auf
die Annexion bezieht, so daß sie als Nr. 37 in der Broschürensammlung auf-
geführt wird.

Großbritannien.

Am 7 Jun. beehrte die Königin von Windsor aus das Wettrennen zu
Ascot mit ihrer Gegenwart. Der königl. Zug verließ gegen Mittag das
Schloß, und bewegte sich in elf mit vier Pferden bespannten Wagen fort.
Den ersten Wagen nahmen Ihre Maj. die Königin, die Herzogin von Cam-
bridge, der Graf von Flandern und der Prinz Ludwig von Hessen ein; im zwei-
ten Wagen saßen der Prinz Gemahl, die Prinzessin Alice, die Prinzessin Mary
v. Cambridge, und der Prinz von Wales; der preußische Gesandte befand
sich mit Lord Palmerston und einigen Damen im sechsten Wagen. Der
König der Belgier hatte es denn doch vorgezogen auf das nasse Ascotvergnü-
gen -- denn es fiel den ganzen Tag über ein feiner Regen -- zu verzichten,
und statt dessen Hrn. und Frau Van de Weyer in der New Lodge besucht.
Bald nach 5 Uhr Abends kehrte der Hof mit allen Gästen nach dem Schloß
zurück. Der unverwüstliche Premier, Lord Palmerston, begab sich Abends
noch nach London, und wohnte der Unterhaussitzung bis zu Ende, nämlich bis
2 Uhr Morgens, bei. -- "Rupei," der Sieger von Ascot, soll kurz vor dem
Rennen vom Grafen v. Stamford gekauft worden seyn.

Wie in unserer vorgestrigen Beilage gemeldet, ward am 7 Jun. die ver-
tagte Committee-Berathung des Unterhauses über die Russell'sche Re-
formbill fortgesetzt. Es war in einem langen Für und Wider die alte Leier,
und obgleich ein paar auf Vereitelung der Bill gerichtete Amendements mit
größern oder kleinern ministeriellen Majoritäten verworfen wurden, so hat
doch sichtbarlich niemand, die Mehrzahl der Minister selbst nicht, ein rechtes
Herz bei der Sache, und man sieht voraus daß die Maßregel, für die jetzige
ohnehin schon weit vorgerückte Session wenigstens, so oder so zu Boden fallen
wird. Schließlich ward, auf Lord Palmerstons Antrag, der nächste Montag
zur Fortsetzung der Debatte festgesetzt; die zweite Lesung der beiden Nebenbills
aber, der schottischen und der irischen Reformbill, vorläufig von der Tages-
ordnung gestrichen. -- Die Oberhaussitzung war unerheblich. (Näheres
über die Parlamentssitzungen vom 8 Jun. morgen.)

Auch der Pariser Correspondent der Post versichert als bestimmt "daß der
Kaiser Napoleon in kurzem eine Zusammenkunft mit dem Prinz-Regenten von
Preußen haben werde, um einen Argwohn zu verscheuchen der keinen legitimen
Grund hat."

Gestern fand auf dem Friedhofe von Brompton in London die Beerdigung
des Majors Leopold v. Orlich statt. Den religiösen Theil der Ceremonie
vollzog der hochw. J. Hamilton, ein angeheiratheter Oheim des Verewigten,
und unter den leidtragenden Freunden und Verwandten bemerkte man den
Prinzen Friedrich von Schleswig-Holstein; Hrn. de la Rive (Gesandten der
Eidgenossenschaft); den Marquis of Sligo; Generalmajor Lord West;
Viset Galway; Oberst Sir Alfred Horsford; Admiral Hamilton; Admiral
Gambier; Admiral George Gambier; Hrn. Grant-Duff, M. P.; Hrn.
Monckton Milnes, M. P. u. s. w.

Hr. Humphrey Brown, weiland Parlamentsmitglied für Tewkesbury
und Director der unglückseligen "British Bank," ist dieser Tage in London
gestorben. Seit der Enthüllung seines Antheils an dem Ruin der British
Bank hatte er in tiefster Zurückgezogenheit gelebt.

Die Dubliner Abendblätter bringen ein Telegramm aus Cork
des Inhalts daß nach der Angabe des dortigen Blattes "Constitution" die
Werbungen für die päpstliche Armee einen ganz fabelhaften Fortschritt ma-
chen. Am Dienstag allein sollen in der North Chapel 350 Mann geworben
worden seyn. Die freiwilligen Anmeldungen mehren sich angeblich in einer
Weise welche die Werber in Verlegenheit setzt, indem nicht genug Geld und

[Spaltenumbruch] politiſche Verwaltung in den Kronländern 17,820,000 fl., Strafanſtal-
ten 2,397,700 fl., landwirthſchaftliche Lehranſtalt zu Ungariſch-Altenburg
17,400 fl., Landescultur 145,900 fl., Landſtände 45,700 fl., Wohlthätigkeits-
anſtalten 615,900 fl., Neubauten 700,000 fl., Reichsbaudienſt 14,085,500 fl.,
Gendarmerie 3,250,000 fl, in Summa 39,807,500 fl. Die Centralleitung
beſteht aus: dem Miniſter des Innern, derſelbe erhält außer Naturalquar-
tier 21,000 fl.; vier Sectionschefs mit 31,500 fl., vierzehn Miniſterialräthen
mit 74,970 fl., ſieben Sectionsräthen mit 23,415 fl., zwanzig Miniſterial-
Secretären mit 44,310 fl., vierzig Concipiſten 48,300 fl., einem Rechnungs-
rath 1890 fl., zwei Rechnungsofficialen 2100 fl., einem Ingroſſiſten, einem
Bibliotheksvorſtand, einem Adjuncten zuſammen 4137 fl., drei Hülfsämter-
directoren 6695 fl, ſieben Directionsadjuncten 9450 fl., achtundvierzig Of-
ficialen 44,016 fl., zwölf Kanzliſten 7200 fl., zwei Thorhütern, fünfzehn
Kanzleidienern, fünfzehn Amtsboten, fünfzehn Dienersgehülfen, ſechs Aus-
helfern, zuſammen 21,509 fl. Für Perſonen in zeitweiliger Verwendung ſind
veranſchlagt 124,215 fl. In der politiſchen Verwaltung entfallen auf Nieder-
öſterreich 990,487 fl., Oberöſterreich 509,297 fl., Salzburg 159,348 fl.,
Tirol 837,800 fl., Steiermark 770,674 fl., Kärnten 255,362 fl., Krain
385,943 fl., Küſtenland 412,498 fl., Dalmatien 443,454 fl., Böhmen
2,321,016 fl., Mähren 1,026,447 fl., Schleſien 241,830 fl., Oſtgalizien
1,462,276 fl., Weſtgalizien 894,940 fl., Bukowina 222,312 fl., Lombardo-
Venetien 801,349 fl., Ungarn 3,843,976 fl., Croatien und Slavonien
588,102 fl., Wojwodſchaft 499,037 fl., Siebenbürgen 1,154,452 fl. Der
Hofſtaat hat ſechs Hauptpoſten: Hofzahlamt, Oberhofmeiſterſtab, Oberſtkäm-
mererſtab, Oberſtſtallmeiſterſtab und beſonderes Erforderniß für Italien.
Das Hofzahlamt hat die Auszahlungen für den Unterhalt der kaiſerlichen
Familie, und zwar für Se. Majeſtät den Kaiſer mit 315,000 fl., die Kai-
ſerin-Mutter 52,500 fl., die Kaiſerin Eliſabeth 105,000 fl., die Erzherzogin
Sophie 52,500 fl., die Erzherzoge Franz Karl, Ludwig und Rainer 109,200 fl.,
Erzherzog Stephan als Güterentſchädigung 4445 fl. Die Unterſtützungs-
gelder des Kaiſers betragen 66,150 fl. Der Unterhalt der Hofſtaatsdiener
beträgt 1,096,709 fl.; Ordensauslagen ſind 43,724 fl. Die Garden bean-
ſpruchen 412,251 fl., die Hoftheater 294,000 fl., davon 210,000 fl. das
Operntheater und 84,000 fl. das Burgtheater. Die Dotation des Kaiſers
Ferdinand beträgt 525,000 fl; Spennadelgelder der Kaiſerin Maria Anna
ſind 52,500 fl., der Erzherzogin Charlotte 21,000 fl.; die Apanage des Erz-
herzogs Maximilian iſt 157,500 fl., des Erzherzogs Karl Ludwig 110,250 fl.

Die Verordnung des Miniſteriums des Innern vom 5 Jun. 1860 wegen
Auflaſſung des Generalgouvernements und der Statthaltereiabtheilungen in
Ungarn, und wegen Activirung einer Statthalterei in Ofen lautet:

Se. k. k. apoſtoliſche Majeſtät hat mit dem allerhöchſten Cabinetsſchreiben vom
4 Jun. d. J. allergnädigſt anzuordnen geruht daß die im Grunde des allerhöchſten
Handſchreibens vom 19 April d. J. zu bildende Statthalterei für Ungarn am
1 Jul. d. J. in Wirkſamkeit trete. In Durchführung dieſer allerhöchſten Beſtim-
mung wird die Amtswirkſamkeit des Generalgouvernements und der Statthalterei-
abtheilungen in Ofen, Oedenburg, Preßburg, Kaſchau und Großwardein mit 30 Jun.
d. J. eingeſtellt. Vom 1 Jul. d. J. an beginnt die Amtswirkſamkeit der Statt-
halterei für Ungarn mit dem Amtsſitz in Ofen auf Grund der allerhöchſten Be-
ſtimmungen über die Einrichtung und Amtswirkſamkeit der Statthaltereien im
allgemeinen vom 14 Sept. 1852, und es verbleiben zeitweilig nur noch in Preß-
burg, Oedenburg, Kaſchau und Großwardein beſondere politiſche Organe, welche in
Gemäßheit des allerhöchſten Handſchreibens vom 19 April d. J. zur anleitenden
und überwachenden Mitwirkung bei Durchführung des neuen Organismus, insbe-
ſondere der Comitatsverwaltung und des Gemeindeweſens, beſtimmt ſind, die jedoch
keine beſondere Zwiſcheninſtanz bilden. Die Einrichtung und Amtswirkſamkeit der
Grundentlaſtungsfonds-Directionen, Comitatsbehörden und Stuhlrichterämter wird
hierdurch vorläufig nicht berührt.
Graf Golnchowski m. p.

Die Wiener Ztg. veröffentlicht zugleich die Ernennungen für die neu
organiſirte ungariſche Statthalterei.

Schweiz.

Nicht morgen, ſondern erſt auf nächſten Donnerſtag,
den 24 Juni, wird der Savoyer-Kuchen definitiv von Frankreich verzehrt werden.
So lautet ein aus Chambery aus guter Quelle uns zugehender Bericht. Geſtern
ſollte, wie Ihren Leſern bekannt ſeyn wird, der ſardiniſche Senat dem Vertrag
vom 24 März die letzte Sanction ertheilen, und ſomit, wird Frankreich be-
haupten, hat die Annexion ihren legitimen Gang genommen: die definitive
Beſitzergreifung kann vor ſich gehen. Ob die Napoleoniſche Küche Frankreich
mit dem Savoyer Kuchen ein gut Gericht bereitet hat, wird die Zeit lehren.
Viele behaupten daß es des Teufels Mahlzeit ſey. Franzöſiſche Truppen
ſind zu Annecy und St. Julien erwartet, und möglicherweiſe rücken ſolche
auch in Bonneville und Thonon ein. Zu dieſem Zweck ſollen bereits 1500
bis 2000 Mann unter dem Commando eines Generals zu Seyſſel liegen. —
Geſtern hat ſich Ständerath Welti, einer der zur Unterſuchung des Savoyer
Putſches erwählten eidgenöſſiſchen Commiſſäre, im Auftrag des Bundesraths
wieder nach Genf begeben. Es iſt dieß eine von jener Unterſuchung geſonderte
Miſſion, welche von der Genfer Regierung für die Dauer des Kantonalſchießens
in Carouge verlangt ward, um etwaigen franzöſiſchen Lügenberichten ſofort
officiell entgegen treten zu können. An franzöſiſchen Spionen und agents
[Spaltenumbruch] provocateurs
wird es bei dieſer Gelegenheit nicht fehlen. — Was ſagen Sie
zu dem angeblich in Paris entdeckten, von der preußiſchen Regierung inſpirir-
ten polniſchen Complott auf das Leben Louis Napoleons? Nicht wahr, ein
hübſches Polizeiſtückchen? — Der Bundesrath hat geſtern das Obercom-
mando und den Generalſtab in Genf beſtätigt. Einem Entlaſſungsgeſuch des
Oberſt Ziegler ward von ihm nicht entſprochen.

Wie die „Revue de Genève“ aus ſicherer Quelle
erfährt, wird die amtliche Beſitzergreifung Savoyens durch die Franzoſen am
14 Jun. erfolgen. An demſelben Tag werden auch die erſten franzöſiſchen
Truppen in St. Julien, Bonneville und Thonon einrücken. Außer der ſehr
ſtarken Beſatzung von Chambery ſollen ſich noch 1500 Mann unter den Be-
fehlen eines Generals in Seyſſel befinden. In Annecy hat die Municipalität
750 Betten für die Truppen in Bereitſchaft zu halten. Die Annexion ſelbſt
wird in verſchiedenen Städten durch ein neues Feſt gefeiert werden, womit
auch eine kirchliche Feier verbunden ſeyn wird. — In der Nähe des ſavoyi-
ſchen Wallfahrtsorts Myans ſoll ein Jeſuitenhaus errichtet werden. — Von
J. Deſſaix, einem bekannten ſavoyiſchen Schriftſteller, der auch eine illuſtrirte
ſavoyiſche Geſchichte herausgab, iſt eine dramatiſche Poſſe erſchienen unter
dem Titel: „La Savoie à la recherche du Montblanc,“ welche ſich auf
die Annexion bezieht, ſo daß ſie als Nr. 37 in der Broſchürenſammlung auf-
geführt wird.

Großbritannien.

Am 7 Jun. beehrte die Königin von Windſor aus das Wettrennen zu
Aſcot mit ihrer Gegenwart. Der königl. Zug verließ gegen Mittag das
Schloß, und bewegte ſich in elf mit vier Pferden beſpannten Wagen fort.
Den erſten Wagen nahmen Ihre Maj. die Königin, die Herzogin von Cam-
bridge, der Graf von Flandern und der Prinz Ludwig von Heſſen ein; im zwei-
ten Wagen ſaßen der Prinz Gemahl, die Prinzeſſin Alice, die Prinzeſſin Mary
v. Cambridge, und der Prinz von Wales; der preußiſche Geſandte befand
ſich mit Lord Palmerſton und einigen Damen im ſechsten Wagen. Der
König der Belgier hatte es denn doch vorgezogen auf das naſſe Aſcotvergnü-
gen — denn es fiel den ganzen Tag über ein feiner Regen — zu verzichten,
und ſtatt deſſen Hrn. und Frau Van de Weyer in der New Lodge beſucht.
Bald nach 5 Uhr Abends kehrte der Hof mit allen Gäſten nach dem Schloß
zurück. Der unverwüſtliche Premier, Lord Palmerſton, begab ſich Abends
noch nach London, und wohnte der Unterhausſitzung bis zu Ende, nämlich bis
2 Uhr Morgens, bei. — „Rupî,“ der Sieger von Aſcot, ſoll kurz vor dem
Rennen vom Grafen v. Stamford gekauft worden ſeyn.

Wie in unſerer vorgeſtrigen Beilage gemeldet, ward am 7 Jun. die ver-
tagte Committee-Berathung des Unterhauſes über die Ruſſell’ſche Re-
formbill fortgeſetzt. Es war in einem langen Für und Wider die alte Leier,
und obgleich ein paar auf Vereitelung der Bill gerichtete Amendements mit
größern oder kleinern miniſteriellen Majoritäten verworfen wurden, ſo hat
doch ſichtbarlich niemand, die Mehrzahl der Miniſter ſelbſt nicht, ein rechtes
Herz bei der Sache, und man ſieht voraus daß die Maßregel, für die jetzige
ohnehin ſchon weit vorgerückte Seſſion wenigſtens, ſo oder ſo zu Boden fallen
wird. Schließlich ward, auf Lord Palmerſtons Antrag, der nächſte Montag
zur Fortſetzung der Debatte feſtgeſetzt; die zweite Leſung der beiden Nebenbills
aber, der ſchottiſchen und der iriſchen Reformbill, vorläufig von der Tages-
ordnung geſtrichen. — Die Oberhausſitzung war unerheblich. (Näheres
über die Parlamentsſitzungen vom 8 Jun. morgen.)

Auch der Pariſer Correſpondent der Poſt verſichert als beſtimmt „daß der
Kaiſer Napoleon in kurzem eine Zuſammenkunft mit dem Prinz-Regenten von
Preußen haben werde, um einen Argwohn zu verſcheuchen der keinen legitimen
Grund hat.“

Geſtern fand auf dem Friedhofe von Brompton in London die Beerdigung
des Majors Leopold v. Orlich ſtatt. Den religiöſen Theil der Ceremonie
vollzog der hochw. J. Hamilton, ein angeheiratheter Oheim des Verewigten,
und unter den leidtragenden Freunden und Verwandten bemerkte man den
Prinzen Friedrich von Schleswig-Holſtein; Hrn. de la Rive (Geſandten der
Eidgenoſſenſchaft); den Marquis of Sligo; Generalmajor Lord Weſt;
Viſet Galway; Oberſt Sir Alfred Horsford; Admiral Hamilton; Admiral
Gambier; Admiral George Gambier; Hrn. Grant-Duff, M. P.; Hrn.
Monckton Milnes, M. P. u. ſ. w.

Hr. Humphrey Brown, weiland Parlamentsmitglied für Tewkesbury
und Director der unglückſeligen „Britiſh Bank,“ iſt dieſer Tage in London
geſtorben. Seit der Enthüllung ſeines Antheils an dem Ruin der Britiſh
Bank hatte er in tiefſter Zurückgezogenheit gelebt.

Die Dubliner Abendblätter bringen ein Telegramm aus Cork
des Inhalts daß nach der Angabe des dortigen Blattes „Conſtitution“ die
Werbungen für die päpſtliche Armee einen ganz fabelhaften Fortſchritt ma-
chen. Am Dienſtag allein ſollen in der North Chapel 350 Mann geworben
worden ſeyn. Die freiwilligen Anmeldungen mehren ſich angeblich in einer
Weiſe welche die Werber in Verlegenheit ſetzt, indem nicht genug Geld und

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[2734/0006] politiſche Verwaltung in den Kronländern 17,820,000 fl., Strafanſtal- ten 2,397,700 fl., landwirthſchaftliche Lehranſtalt zu Ungariſch-Altenburg 17,400 fl., Landescultur 145,900 fl., Landſtände 45,700 fl., Wohlthätigkeits- anſtalten 615,900 fl., Neubauten 700,000 fl., Reichsbaudienſt 14,085,500 fl., Gendarmerie 3,250,000 fl, in Summa 39,807,500 fl. Die Centralleitung beſteht aus: dem Miniſter des Innern, derſelbe erhält außer Naturalquar- tier 21,000 fl.; vier Sectionschefs mit 31,500 fl., vierzehn Miniſterialräthen mit 74,970 fl., ſieben Sectionsräthen mit 23,415 fl., zwanzig Miniſterial- Secretären mit 44,310 fl., vierzig Concipiſten 48,300 fl., einem Rechnungs- rath 1890 fl., zwei Rechnungsofficialen 2100 fl., einem Ingroſſiſten, einem Bibliotheksvorſtand, einem Adjuncten zuſammen 4137 fl., drei Hülfsämter- directoren 6695 fl, ſieben Directionsadjuncten 9450 fl., achtundvierzig Of- ficialen 44,016 fl., zwölf Kanzliſten 7200 fl., zwei Thorhütern, fünfzehn Kanzleidienern, fünfzehn Amtsboten, fünfzehn Dienersgehülfen, ſechs Aus- helfern, zuſammen 21,509 fl. Für Perſonen in zeitweiliger Verwendung ſind veranſchlagt 124,215 fl. In der politiſchen Verwaltung entfallen auf Nieder- öſterreich 990,487 fl., Oberöſterreich 509,297 fl., Salzburg 159,348 fl., Tirol 837,800 fl., Steiermark 770,674 fl., Kärnten 255,362 fl., Krain 385,943 fl., Küſtenland 412,498 fl., Dalmatien 443,454 fl., Böhmen 2,321,016 fl., Mähren 1,026,447 fl., Schleſien 241,830 fl., Oſtgalizien 1,462,276 fl., Weſtgalizien 894,940 fl., Bukowina 222,312 fl., Lombardo- Venetien 801,349 fl., Ungarn 3,843,976 fl., Croatien und Slavonien 588,102 fl., Wojwodſchaft 499,037 fl., Siebenbürgen 1,154,452 fl. Der Hofſtaat hat ſechs Hauptpoſten: Hofzahlamt, Oberhofmeiſterſtab, Oberſtkäm- mererſtab, Oberſtſtallmeiſterſtab und beſonderes Erforderniß für Italien. Das Hofzahlamt hat die Auszahlungen für den Unterhalt der kaiſerlichen Familie, und zwar für Se. Majeſtät den Kaiſer mit 315,000 fl., die Kai- ſerin-Mutter 52,500 fl., die Kaiſerin Eliſabeth 105,000 fl., die Erzherzogin Sophie 52,500 fl., die Erzherzoge Franz Karl, Ludwig und Rainer 109,200 fl., Erzherzog Stephan als Güterentſchädigung 4445 fl. Die Unterſtützungs- gelder des Kaiſers betragen 66,150 fl. Der Unterhalt der Hofſtaatsdiener beträgt 1,096,709 fl.; Ordensauslagen ſind 43,724 fl. Die Garden bean- ſpruchen 412,251 fl., die Hoftheater 294,000 fl., davon 210,000 fl. das Operntheater und 84,000 fl. das Burgtheater. Die Dotation des Kaiſers Ferdinand beträgt 525,000 fl; Spennadelgelder der Kaiſerin Maria Anna ſind 52,500 fl., der Erzherzogin Charlotte 21,000 fl.; die Apanage des Erz- herzogs Maximilian iſt 157,500 fl., des Erzherzogs Karl Ludwig 110,250 fl. Die Verordnung des Miniſteriums des Innern vom 5 Jun. 1860 wegen Auflaſſung des Generalgouvernements und der Statthaltereiabtheilungen in Ungarn, und wegen Activirung einer Statthalterei in Ofen lautet: Se. k. k. apoſtoliſche Majeſtät hat mit dem allerhöchſten Cabinetsſchreiben vom 4 Jun. d. J. allergnädigſt anzuordnen geruht daß die im Grunde des allerhöchſten Handſchreibens vom 19 April d. J. zu bildende Statthalterei für Ungarn am 1 Jul. d. J. in Wirkſamkeit trete. In Durchführung dieſer allerhöchſten Beſtim- mung wird die Amtswirkſamkeit des Generalgouvernements und der Statthalterei- abtheilungen in Ofen, Oedenburg, Preßburg, Kaſchau und Großwardein mit 30 Jun. d. J. eingeſtellt. Vom 1 Jul. d. J. an beginnt die Amtswirkſamkeit der Statt- halterei für Ungarn mit dem Amtsſitz in Ofen auf Grund der allerhöchſten Be- ſtimmungen über die Einrichtung und Amtswirkſamkeit der Statthaltereien im allgemeinen vom 14 Sept. 1852, und es verbleiben zeitweilig nur noch in Preß- burg, Oedenburg, Kaſchau und Großwardein beſondere politiſche Organe, welche in Gemäßheit des allerhöchſten Handſchreibens vom 19 April d. J. zur anleitenden und überwachenden Mitwirkung bei Durchführung des neuen Organismus, insbe- ſondere der Comitatsverwaltung und des Gemeindeweſens, beſtimmt ſind, die jedoch keine beſondere Zwiſcheninſtanz bilden. Die Einrichtung und Amtswirkſamkeit der Grundentlaſtungsfonds-Directionen, Comitatsbehörden und Stuhlrichterämter wird hierdurch vorläufig nicht berührt. Graf Golnchowski m. p. Die Wiener Ztg. veröffentlicht zugleich die Ernennungen für die neu organiſirte ungariſche Statthalterei. Schweiz.  Bern, 10 Jun. Nicht morgen, ſondern erſt auf nächſten Donnerſtag, den 24 Juni, wird der Savoyer-Kuchen definitiv von Frankreich verzehrt werden. So lautet ein aus Chambery aus guter Quelle uns zugehender Bericht. Geſtern ſollte, wie Ihren Leſern bekannt ſeyn wird, der ſardiniſche Senat dem Vertrag vom 24 März die letzte Sanction ertheilen, und ſomit, wird Frankreich be- haupten, hat die Annexion ihren legitimen Gang genommen: die definitive Beſitzergreifung kann vor ſich gehen. Ob die Napoleoniſche Küche Frankreich mit dem Savoyer Kuchen ein gut Gericht bereitet hat, wird die Zeit lehren. Viele behaupten daß es des Teufels Mahlzeit ſey. Franzöſiſche Truppen ſind zu Annecy und St. Julien erwartet, und möglicherweiſe rücken ſolche auch in Bonneville und Thonon ein. Zu dieſem Zweck ſollen bereits 1500 bis 2000 Mann unter dem Commando eines Generals zu Seyſſel liegen. — Geſtern hat ſich Ständerath Welti, einer der zur Unterſuchung des Savoyer Putſches erwählten eidgenöſſiſchen Commiſſäre, im Auftrag des Bundesraths wieder nach Genf begeben. Es iſt dieß eine von jener Unterſuchung geſonderte Miſſion, welche von der Genfer Regierung für die Dauer des Kantonalſchießens in Carouge verlangt ward, um etwaigen franzöſiſchen Lügenberichten ſofort officiell entgegen treten zu können. An franzöſiſchen Spionen und agents provocateurs wird es bei dieſer Gelegenheit nicht fehlen. — Was ſagen Sie zu dem angeblich in Paris entdeckten, von der preußiſchen Regierung inſpirir- ten polniſchen Complott auf das Leben Louis Napoleons? Nicht wahr, ein hübſches Polizeiſtückchen? — Der Bundesrath hat geſtern das Obercom- mando und den Generalſtab in Genf beſtätigt. Einem Entlaſſungsgeſuch des Oberſt Ziegler ward von ihm nicht entſprochen. ‥ Genf, 9 Jun. Wie die „Revue de Genève“ aus ſicherer Quelle erfährt, wird die amtliche Beſitzergreifung Savoyens durch die Franzoſen am 14 Jun. erfolgen. An demſelben Tag werden auch die erſten franzöſiſchen Truppen in St. Julien, Bonneville und Thonon einrücken. Außer der ſehr ſtarken Beſatzung von Chambery ſollen ſich noch 1500 Mann unter den Be- fehlen eines Generals in Seyſſel befinden. In Annecy hat die Municipalität 750 Betten für die Truppen in Bereitſchaft zu halten. Die Annexion ſelbſt wird in verſchiedenen Städten durch ein neues Feſt gefeiert werden, womit auch eine kirchliche Feier verbunden ſeyn wird. — In der Nähe des ſavoyi- ſchen Wallfahrtsorts Myans ſoll ein Jeſuitenhaus errichtet werden. — Von J. Deſſaix, einem bekannten ſavoyiſchen Schriftſteller, der auch eine illuſtrirte ſavoyiſche Geſchichte herausgab, iſt eine dramatiſche Poſſe erſchienen unter dem Titel: „La Savoie à la recherche du Montblanc,“ welche ſich auf die Annexion bezieht, ſo daß ſie als Nr. 37 in der Broſchürenſammlung auf- geführt wird. Großbritannien. London, 9 Jun. Am 7 Jun. beehrte die Königin von Windſor aus das Wettrennen zu Aſcot mit ihrer Gegenwart. Der königl. Zug verließ gegen Mittag das Schloß, und bewegte ſich in elf mit vier Pferden beſpannten Wagen fort. Den erſten Wagen nahmen Ihre Maj. die Königin, die Herzogin von Cam- bridge, der Graf von Flandern und der Prinz Ludwig von Heſſen ein; im zwei- ten Wagen ſaßen der Prinz Gemahl, die Prinzeſſin Alice, die Prinzeſſin Mary v. Cambridge, und der Prinz von Wales; der preußiſche Geſandte befand ſich mit Lord Palmerſton und einigen Damen im ſechsten Wagen. Der König der Belgier hatte es denn doch vorgezogen auf das naſſe Aſcotvergnü- gen — denn es fiel den ganzen Tag über ein feiner Regen — zu verzichten, und ſtatt deſſen Hrn. und Frau Van de Weyer in der New Lodge beſucht. Bald nach 5 Uhr Abends kehrte der Hof mit allen Gäſten nach dem Schloß zurück. Der unverwüſtliche Premier, Lord Palmerſton, begab ſich Abends noch nach London, und wohnte der Unterhausſitzung bis zu Ende, nämlich bis 2 Uhr Morgens, bei. — „Rupî,“ der Sieger von Aſcot, ſoll kurz vor dem Rennen vom Grafen v. Stamford gekauft worden ſeyn. Wie in unſerer vorgeſtrigen Beilage gemeldet, ward am 7 Jun. die ver- tagte Committee-Berathung des Unterhauſes über die Ruſſell’ſche Re- formbill fortgeſetzt. Es war in einem langen Für und Wider die alte Leier, und obgleich ein paar auf Vereitelung der Bill gerichtete Amendements mit größern oder kleinern miniſteriellen Majoritäten verworfen wurden, ſo hat doch ſichtbarlich niemand, die Mehrzahl der Miniſter ſelbſt nicht, ein rechtes Herz bei der Sache, und man ſieht voraus daß die Maßregel, für die jetzige ohnehin ſchon weit vorgerückte Seſſion wenigſtens, ſo oder ſo zu Boden fallen wird. Schließlich ward, auf Lord Palmerſtons Antrag, der nächſte Montag zur Fortſetzung der Debatte feſtgeſetzt; die zweite Leſung der beiden Nebenbills aber, der ſchottiſchen und der iriſchen Reformbill, vorläufig von der Tages- ordnung geſtrichen. — Die Oberhausſitzung war unerheblich. (Näheres über die Parlamentsſitzungen vom 8 Jun. morgen.) Auch der Pariſer Correſpondent der Poſt verſichert als beſtimmt „daß der Kaiſer Napoleon in kurzem eine Zuſammenkunft mit dem Prinz-Regenten von Preußen haben werde, um einen Argwohn zu verſcheuchen der keinen legitimen Grund hat.“ Geſtern fand auf dem Friedhofe von Brompton in London die Beerdigung des Majors Leopold v. Orlich ſtatt. Den religiöſen Theil der Ceremonie vollzog der hochw. J. Hamilton, ein angeheiratheter Oheim des Verewigten, und unter den leidtragenden Freunden und Verwandten bemerkte man den Prinzen Friedrich von Schleswig-Holſtein; Hrn. de la Rive (Geſandten der Eidgenoſſenſchaft); den Marquis of Sligo; Generalmajor Lord Weſt; Viſet Galway; Oberſt Sir Alfred Horsford; Admiral Hamilton; Admiral Gambier; Admiral George Gambier; Hrn. Grant-Duff, M. P.; Hrn. Monckton Milnes, M. P. u. ſ. w. Hr. Humphrey Brown, weiland Parlamentsmitglied für Tewkesbury und Director der unglückſeligen „Britiſh Bank,“ iſt dieſer Tage in London geſtorben. Seit der Enthüllung ſeines Antheils an dem Ruin der Britiſh Bank hatte er in tiefſter Zurückgezogenheit gelebt. Die Dubliner Abendblätter bringen ein Telegramm aus Cork des Inhalts daß nach der Angabe des dortigen Blattes „Conſtitution“ die Werbungen für die päpſtliche Armee einen ganz fabelhaften Fortſchritt ma- chen. Am Dienſtag allein ſollen in der North Chapel 350 Mann geworben worden ſeyn. Die freiwilligen Anmeldungen mehren ſich angeblich in einer Weiſe welche die Werber in Verlegenheit ſetzt, indem nicht genug Geld und

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860, S. 2734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine164_1860/6>, abgerufen am 21.11.2024.