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Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] Transportmittel vorhanden seyen um die ganze Zahl unterzubringen. In
der That sey in Cork eine telegraphische Depesche aus London angekommen
mit der Weisung die Anwerbungen einstweilen einzustellen, indem die Londo-
ner Herbergen für die päpstlichen Streiter überfüllt seyen, und kein neuer An-
kömmling Unterkunft finden könne bevor es möglich geworden einen Trupp
nach dem Continent zu schaffen.

Frankreich.

Die letzten Nachrichten aus Sicilien constatiren nicht bloß den vollstän-
digen Sieg der Revolution, sondern auch eine ganz unglaubliche und für
Deutschland kaum begreifliche Machtlosigkeit der neapolitanischen Regie-
rung. Für diese möchte die Insel verloren seyn, weniger gewiß erscheint daß
sie Victor Emmanuel in den Schooß fällt. Die Lust sie zu annexiren ist
jedenfalls viel zu wenig ausgesprochen, als daß man unbedingt vorhersagen
könnte daß die Niederlage des Gegners sich unmittelbar zu einem Siege für
Victor Emmanuel gestalten werde. Dieser Sieg würde unzweifelhaft weit
sicherer seyn, wenn die Revolutionirung nicht eher unternommen worden
als bis die Organisation des kaum äußerlich begründeten norditalienischen
Königreichs vollendet wäre. Wozu die Ueberstürzung in der Revolution
und Einverleibung? Die einzige Antwort darauf ist offenbar die daß Louis
Napoleon keine Zeit gestattete; Graf Cavour betrieb die Revolutionirung
auf Geheiß des zweiten Decembers. Bei der Revolutionirung der Herzog-
thümer trat die französische Corruption offen zu Tage, das Einverstänoniß
mit Sardinien war ein offenes; je mehr die Revolutionirung Siciliens ein
bloßes Werk Piemonts zu seyn scheint, desto sicherer steht Louis Napoleon
als leitende Gewalt hinter den Coulissen. Daß die Revolutionirung Sici-
liens nicht ohne Zustimmung des Imperators unternommen werden konnte, daß
er es war welcher Piemont Garantien gegen alle ungünstigen Chancen gab,
ist unzweifelhaft; wenn er also hier die Gefahr trug ohne die Italiener offen-
kundig zur Dantbarkeit im Fall eines Sieges zu verpflichten, sich also dadurch
die Einverleibung Liguriens erschwerte, so müssen dazu besondere Gründe
getrieben haben. Für uns bestehen diese in dem entschiedenen Erkalten der
Beziehungen des zweiten Decembers zu dem englischen Cabinet. Die italie-
nische Politik des neuen französischen Kaiserreichs beginnt dem englischen Volke
Mißtrauen einzuflößen, der Handelsvertrag hat weniger Blinde jenseits des
Canals gemacht als beabsichtigt war. Louis Napoleon hält sich in der
ficilischen Revolution nur zurück um eben diesen beginnenden Bruch mit
England nicht offenkundiger zu machen. In Sicilien gehen die beiden Cabi-
nette sichtlich nicht mehr mit einander. Die argwöhnische und reservirte Hal-
tung der französischen Regierung constatirt das deutlich. Sie hält sich nur
in Sicilien so zurück um England zu gleicher Reserve zu zwingen; wenn die Har-
monie im Handeln nicht herbeizuführen, so soll man auf sie wenigstens durch
gemeinschaftliches Nichtsthun schließen. Das englische Cabinet scheint dazu nicht
gesonnen. Vielleicht hätte es die Rolle welche es einhält nicht gespielt, wenn die
Revolutionirung Siciliens zu verhindern gewesen; da die englische Regierung
aber, einmal unternommen, den Sieg der Revolution voraussay, hat sie dieselbe
unterstützt, und scheint andrerseits verhindern zu wollen daß dem zweiten Decem
der daraus Vortheile erwachsen. Eins ist unzweiselhaft, wir folgern es ebensowohl
aus den offenkundigen Vorgängen als aus directen Nachrichten: das englische Ca-
binet hat gegenüber dem zweiten December eine durchaus fremde, abweichende
Haltung angenommen. Der nächste Grund dazu ist allerdings in der An-
nexion Savoyens und Nizza's zu suchen, in den endlich dem englischen Cabi-
net und Volk deutlich gewordenen Planen Louis Napoleons, in den darüber
bekannt gewordenen Verträgen, die schon in Plombieres definitiv abgeschlossen
worden sind. Das englische Cabinet erfuhr erst in neuester Zeit die Bestim-
mungen über die weitern Annexionen, namentlich der ehemaligen ligurischen
Republik und die Plane in Betreff der Balearen. Es scheint jetzt nicht mehr
zweifelhaft daß der Graf v. Montemolin das Unternehmen das für ihn und
den Obersten Ortega so verhängnißvoll werden sollte, im Einverständniß mit
dem zweiten December unternahm. Es sollte zur Ausführung kommen wäh-
rend Spanien in Marocco beschäftigt war. Aber die Intervention Englands
bewog den Kaiser von Marocco rascher zum Nachgeben als man in Paris er-
wartete, und Oberst Ortega war zu ungeschickt, oder bereits zu weit gegangen,
um Halt machen zu können. Den kleinen Dienst hatte Graf v. Montemolin
mit den Balearen und Navarra zu belohnen versprochen, wogegen Louis Na-
poleon zugesagt hatte sich der Annexion Portugals nicht zu widersetzen. Es
sind das freilich Uebereinkommen welche die Stellung Englands im Mittel-
meer auf das allerernsthafteste bedrohen, und geeignet sind die letzten
Fäden zwischen ihm und dem zweiten December zu zerreißen. Derselbe
bemüht sich in Folge dessen sichtlich jeden gar zu grellen Anlaß zu weiterm Argwohn
für den Augenblick zu vermeiden, namentlich auch die deutschen Regierungen ein-
zuschläfern und zu beruhigen, desto mehr ist die größte Thätigkeit von unserer Seite
geboten. Wir unsererseits werden uns durch keinen äußern Schritt der deut-
schen Regierungen bewegen lassen ihrer äußern Politik zu mißtrauen, noch der
des zweiten Decembers zu trauen. Es ist dieß der einzige Weg der den In-
[Spaltenumbruch] teressen unseres großen Vaterlands entsprechen kann. Die Königin Victoria
besuchte sogar die Einweihung von Cherbourg, und trotzdem rüstete England
fort und fort; für Deutschland ist das eine Lehre die es nicht vergessen darf.
Die Rüstungen in Frankreich dauern in der energischsten Weise ununterbrochen
fort; Deutschland darf seine Sicherheit von nichts erwarten als der Entwick-
lung seiner Vertheidigungkraft. Wie die französischen Rüstungen im Innern
ununterbrochen fordauern, so auch die Ereignisse in Sicilien. Der Siecle
verkündigt schon offen den baldigen Beginn der Revolutionirung Neapels und
den Sturz der Bourbonen. Keinen Augenblick rastet so der unsere Unab-
hängigkeit und Freiheit bedrohende Gegner, in allen Richtungen ist er ununter-
brochen thätig den letzten Schlag gegen uns vorzubereiten, ja sogar mit
Friedensversicherungen überschüttet uns bereits der Moniteur und Hr. Achilles
Fould im höchsten Auftrag. Der "Courrier du Dimanche" antwortet darauf
heute mit folgenden in einem Pariser Blatt doppelt zu beherzigenden Worten:
"Kein Verständiger wird das Bedürfniß Europa's nach Frieden in Abrede
stellen. Aber ist diesem Bedürfnisse genügt? Durchaus nicht. Warum?
Weil, was man auch dazu sagen mag, dieses Bedürfniß weder das dringendste
ist noch das was unsern alten Continent am starksten spornt. Was dieser
vor allem wünscht und verlangt, ist aus seiner gegenwärtigen Lage heraus-
zukommen und eine vollständige Umwandlung herbeizuführen.
Europa ist seiner alten politischen Organisation müde, es desorganisirt sich eifeigst;
in Erwartung des Neubaues überdeckt es sich mit Ruinen, und es ist noch nicht am
Ziel. Man spricht von Frieden, man liebt den Frieden, man will den Frieden,
ich gebe das zu. Wir werden indessen diesen Frieden nicht haben, solange
man den Degen nur mit der einen Hand in die Scheide steckt um mit der andern
den Degengriff zu lüften, solange man unfähig sich ruhig und zu heuchlerisch
um sich ruhig zu verhalten, solange man gleichzeitig das Grab der gescheiter-
ten wie die Wiege der keimenden Hoffnungen schützt, solange man mit einem
Lächeln die Fürsten beruhigt und die Völker durch einen Blick auf der Hut er-
hält, solange endlich als man im selben Augenblick den friedlichen nach Reich-
thum lechzenden Kaufmann, den loyalen nach Ueberfluß sich sehnenden Kauf-
mann und den jungen glühenden, von Ruhm und Kämpfen träumenden Sol-
daten ermuthigt." Wir sollten meinen solche Worte aus Pariser Blätteru
müßten in Deutschland wie Posaunen tönen.

Die Depesche des Moniteur aus Cagliari
verschweigt die Besetzung eines Forts durch die Engländer, und der Flotten-
moniteur
gibt zu verstehen daß die Regierung hierüber bereits Aufklärun-
gen verlangte. Der Courrier de Paris mußte es gestern schon erfahren
daß es jemandem welcher gegen die Fusion der Orleanisten und gemäßigten
Republicaner das herrschende Regime acceptirt und sich seiner Toleranz er-
freut, am wenigsten gestattet wird den liberalen Demokraten zu spielen.
Falsche Freunde kann die Regierung noch weniger als offene Gegner dulden,
und fie konnte es nicht ignoriren daß jenes Journal mit seiner großen Stimme
vive l'empereur schreit, und mit seiner kleinen Stimme hinterher auf der
zweiten und dritten Seite vive la republique flüstert. Für die letztere Ver-
richtung wurde vorzüglich ein Hr. Jules Viard verwendet, welcher im Jahr
1848 noch jung genug war um nichts davon zu vergessen, und auch in seiner
Verstocktheit nichts mehr zu lernen, ein geistreicher, eleganter Schriftsteller,
welcher zu witzig ist um irgendwo Glück haben zu können. Er bringt mit
seinen Bonmots sich und andere um. Vorzüglich ihm verdankt das Blatt
seinen Erfolg seit wenigen Wochen, aber schon gestern war es nahe daran ihm
auch seinen Untergang zu verdanken. Die Regierung schickte gestern einen
höhern Ministerialbeamten an die Direction des Blattes. Dieser erklärte:
der Ton jenes Hrn. J. Viard werde unausstehlich befunden, und derselbe
müsse sofort aus der Redaction entlassen werden, wenn sich das Blatt weitere
Unannehmlichkeiten ersparen wolle. In einem solchen Fall heißt es: Friß
Vogel oder stirb. Um nicht allen Redacteuren den Futterkorb abzuschneiden,
muß der lose Vogel sich todt stellen. Der Artikel des J. Viard für das
Abendblatt war schon gesetzt. Er wurde aus dem Satz herausgenommen,
und der Verfasser ohne weiteres vor die Thür gesetzt. Es ist eben die
alte Geschichte von dem widerspänstigen Actionär der obrigkeitlich hinausge-
worfen wird, weil er sich nicht nach der Staatstheorie des Hrn. Gueroult an-
gesichts eines erprobten Geranten, welcher hübsche Dividenden gibt, auf eine
schweigende Zustimmung beschränken will. -- Wenn der Deputirte für Lyon
nichts gesprochen hat als was heute im Moniteur steht, so ist es unbegreiflich
daß die Kammer Gelegenheit hatte über unehrerbietige Aeußerungen bezüglich
höchster Personen sich zu entrüsten. Er sagte allerdings: es sey nichts als eine
banale Schmeichelei zum Gebrauch eines jeden Regime, wenn der Gesetzent-
wurf behauptet die Bevölkerung von Lyon habe um die Ehre gebeten die pro-
jectirte Gasse rue de l'Imperatrice zu taufen. Eine solche Aeußerung mag
im gesetzgebenden Körper Entsetzen hervorrufen, über den parlamentarischen
Anstand geht sie sicher nicht hinaus. Wichtiger sind die Worte des Hrn.
Henon über das Herabkommen der Stadt Lyon. Auf Grund seiner vor kur-
zem vorgenommenen Erhebungen bei unparteiischen Bürgern versichert er daß,
in Folge der Theuerung der Seide und des Mangels an Vertrauen in die

[Spaltenumbruch] Transportmittel vorhanden ſeyen um die ganze Zahl unterzubringen. In
der That ſey in Cork eine telegraphiſche Depeſche aus London angekommen
mit der Weiſung die Anwerbungen einſtweilen einzuſtellen, indem die Londo-
ner Herbergen für die päpſtlichen Streiter überfüllt ſeyen, und kein neuer An-
kömmling Unterkunft finden könne bevor es möglich geworden einen Trupp
nach dem Continent zu ſchaffen.

Frankreich.

Die letzten Nachrichten aus Sicilien conſtatiren nicht bloß den vollſtän-
digen Sieg der Revolution, ſondern auch eine ganz unglaubliche und für
Deutſchland kaum begreifliche Machtloſigkeit der neapolitaniſchen Regie-
rung. Für dieſe möchte die Inſel verloren ſeyn, weniger gewiß erſcheint daß
ſie Victor Emmanuel in den Schooß fällt. Die Luſt ſie zu annexiren iſt
jedenfalls viel zu wenig ausgeſprochen, als daß man unbedingt vorherſagen
könnte daß die Niederlage des Gegners ſich unmittelbar zu einem Siege für
Victor Emmanuel geſtalten werde. Dieſer Sieg würde unzweifelhaft weit
ſicherer ſeyn, wenn die Revolutionirung nicht eher unternommen worden
als bis die Organiſation des kaum äußerlich begründeten norditalieniſchen
Königreichs vollendet wäre. Wozu die Ueberſtürzung in der Revolution
und Einverleibung? Die einzige Antwort darauf iſt offenbar die daß Louis
Napoleon keine Zeit geſtattete; Graf Cavour betrieb die Revolutionirung
auf Geheiß des zweiten Decembers. Bei der Revolutionirung der Herzog-
thümer trat die franzöſiſche Corruption offen zu Tage, das Einverſtänoniß
mit Sardinien war ein offenes; je mehr die Revolutionirung Siciliens ein
bloßes Werk Piemonts zu ſeyn ſcheint, deſto ſicherer ſteht Louis Napoleon
als leitende Gewalt hinter den Couliſſen. Daß die Revolutionirung Sici-
liens nicht ohne Zuſtimmung des Imperators unternommen werden konnte, daß
er es war welcher Piemont Garantien gegen alle ungünſtigen Chancen gab,
iſt unzweifelhaft; wenn er alſo hier die Gefahr trug ohne die Italiener offen-
kundig zur Dantbarkeit im Fall eines Sieges zu verpflichten, ſich alſo dadurch
die Einverleibung Liguriens erſchwerte, ſo müſſen dazu beſondere Gründe
getrieben haben. Für uns beſtehen dieſe in dem entſchiedenen Erkalten der
Beziehungen des zweiten Decembers zu dem engliſchen Cabinet. Die italie-
niſche Politik des neuen franzöſiſchen Kaiſerreichs beginnt dem engliſchen Volke
Mißtrauen einzuflößen, der Handelsvertrag hat weniger Blinde jenſeits des
Canals gemacht als beabſichtigt war. Louis Napoleon hält ſich in der
ficiliſchen Revolution nur zurück um eben dieſen beginnenden Bruch mit
England nicht offenkundiger zu machen. In Sicilien gehen die beiden Cabi-
nette ſichtlich nicht mehr mit einander. Die argwöhniſche und reſervirte Hal-
tung der franzöſiſchen Regierung conſtatirt das deutlich. Sie hält ſich nur
in Sicilien ſo zurück um England zu gleicher Reſerve zu zwingen; wenn die Har-
monie im Handeln nicht herbeizuführen, ſo ſoll man auf ſie wenigſtens durch
gemeinſchaftliches Nichtsthun ſchließen. Das engliſche Cabinet ſcheint dazu nicht
geſonnen. Vielleicht hätte es die Rolle welche es einhält nicht geſpielt, wenn die
Revolutionirung Siciliens zu verhindern geweſen; da die engliſche Regierung
aber, einmal unternommen, den Sieg der Revolution vorausſay, hat ſie dieſelbe
unterſtützt, und ſcheint andrerſeits verhindern zu wollen daß dem zweiten Decem
der daraus Vortheile erwachſen. Eins iſt unzweiſelhaft, wir folgern es ebenſowohl
aus den offenkundigen Vorgängen als aus directen Nachrichten: das engliſche Ca-
binet hat gegenüber dem zweiten December eine durchaus fremde, abweichende
Haltung angenommen. Der nächſte Grund dazu iſt allerdings in der An-
nexion Savoyens und Nizza’s zu ſuchen, in den endlich dem engliſchen Cabi-
net und Volk deutlich gewordenen Planen Louis Napoleons, in den darüber
bekannt gewordenen Verträgen, die ſchon in Plombières definitiv abgeſchloſſen
worden ſind. Das engliſche Cabinet erfuhr erſt in neueſter Zeit die Beſtim-
mungen über die weitern Annexionen, namentlich der ehemaligen liguriſchen
Republik und die Plane in Betreff der Balearen. Es ſcheint jetzt nicht mehr
zweifelhaft daß der Graf v. Montemolin das Unternehmen das für ihn und
den Oberſten Ortega ſo verhängnißvoll werden ſollte, im Einverſtändniß mit
dem zweiten December unternahm. Es ſollte zur Ausführung kommen wäh-
rend Spanien in Marocco beſchäftigt war. Aber die Intervention Englands
bewog den Kaiſer von Marocco raſcher zum Nachgeben als man in Paris er-
wartete, und Oberſt Ortega war zu ungeſchickt, oder bereits zu weit gegangen,
um Halt machen zu können. Den kleinen Dienſt hatte Graf v. Montemolin
mit den Balearen und Navarra zu belohnen verſprochen, wogegen Louis Na-
poleon zugeſagt hatte ſich der Annexion Portugals nicht zu widerſetzen. Es
ſind das freilich Uebereinkommen welche die Stellung Englands im Mittel-
meer auf das allerernſthafteſte bedrohen, und geeignet ſind die letzten
Fäden zwiſchen ihm und dem zweiten December zu zerreißen. Derſelbe
bemüht ſich in Folge deſſen ſichtlich jeden gar zu grellen Anlaß zu weiterm Argwohn
für den Augenblick zu vermeiden, namentlich auch die deutſchen Regierungen ein-
zuſchläfern und zu beruhigen, deſto mehr iſt die größte Thätigkeit von unſerer Seite
geboten. Wir unſererſeits werden uns durch keinen äußern Schritt der deut-
ſchen Regierungen bewegen laſſen ihrer äußern Politik zu mißtrauen, noch der
des zweiten Decembers zu trauen. Es iſt dieß der einzige Weg der den In-
[Spaltenumbruch] tereſſen unſeres großen Vaterlands entſprechen kann. Die Königin Victoria
beſuchte ſogar die Einweihung von Cherbourg, und trotzdem rüſtete England
fort und fort; für Deutſchland iſt das eine Lehre die es nicht vergeſſen darf.
Die Rüſtungen in Frankreich dauern in der energiſchſten Weiſe ununterbrochen
fort; Deutſchland darf ſeine Sicherheit von nichts erwarten als der Entwick-
lung ſeiner Vertheidigungkraft. Wie die franzöſiſchen Rüſtungen im Innern
ununterbrochen fordauern, ſo auch die Ereigniſſe in Sicilien. Der Siècle
verkündigt ſchon offen den baldigen Beginn der Revolutionirung Neapels und
den Sturz der Bourbonen. Keinen Augenblick raſtet ſo der unſere Unab-
hängigkeit und Freiheit bedrohende Gegner, in allen Richtungen iſt er ununter-
brochen thätig den letzten Schlag gegen uns vorzubereiten, ja ſogar mit
Friedensverſicherungen überſchüttet uns bereits der Moniteur und Hr. Achilles
Fould im höchſten Auftrag. Der „Courrier du Dimanche“ antwortet darauf
heute mit folgenden in einem Pariſer Blatt doppelt zu beherzigenden Worten:
„Kein Verſtändiger wird das Bedürfniß Europa’s nach Frieden in Abrede
ſtellen. Aber iſt dieſem Bedürfniſſe genügt? Durchaus nicht. Warum?
Weil, was man auch dazu ſagen mag, dieſes Bedürfniß weder das dringendſte
iſt noch das was unſern alten Continent am ſtarkſten ſpornt. Was dieſer
vor allem wünſcht und verlangt, iſt aus ſeiner gegenwärtigen Lage heraus-
zukommen und eine vollſtändige Umwandlung herbeizuführen.
Europa iſt ſeiner alten politiſchen Organiſation müde, es desorganiſirt ſich eifeigſt;
in Erwartung des Neubaues überdeckt es ſich mit Ruinen, und es iſt noch nicht am
Ziel. Man ſpricht von Frieden, man liebt den Frieden, man will den Frieden,
ich gebe das zu. Wir werden indeſſen dieſen Frieden nicht haben, ſolange
man den Degen nur mit der einen Hand in die Scheide ſteckt um mit der andern
den Degengriff zu lüften, ſolange man unfähig ſich ruhig und zu heuchleriſch
um ſich ruhig zu verhalten, ſolange man gleichzeitig das Grab der geſcheiter-
ten wie die Wiege der keimenden Hoffnungen ſchützt, ſolange man mit einem
Lächeln die Fürſten beruhigt und die Völker durch einen Blick auf der Hut er-
hält, ſolange endlich als man im ſelben Augenblick den friedlichen nach Reich-
thum lechzenden Kaufmann, den loyalen nach Ueberfluß ſich ſehnenden Kauf-
mann und den jungen glühenden, von Ruhm und Kämpfen träumenden Sol-
daten ermuthigt.“ Wir ſollten meinen ſolche Worte aus Pariſer Blätteru
müßten in Deutſchland wie Poſaunen tönen.

Die Depeſche des Moniteur aus Cagliari
verſchweigt die Beſetzung eines Forts durch die Engländer, und der Flotten-
moniteur
gibt zu verſtehen daß die Regierung hierüber bereits Aufklärun-
gen verlangte. Der Courrier de Paris mußte es geſtern ſchon erfahren
daß es jemandem welcher gegen die Fuſion der Orleaniſten und gemäßigten
Republicaner das herrſchende Régime acceptirt und ſich ſeiner Toleranz er-
freut, am wenigſten geſtattet wird den liberalen Demokraten zu ſpielen.
Falſche Freunde kann die Regierung noch weniger als offene Gegner dulden,
und fie konnte es nicht ignoriren daß jenes Journal mit ſeiner großen Stimme
vive l’empereur ſchreit, und mit ſeiner kleinen Stimme hinterher auf der
zweiten und dritten Seite vive la république flüſtert. Für die letztere Ver-
richtung wurde vorzüglich ein Hr. Jules Viard verwendet, welcher im Jahr
1848 noch jung genug war um nichts davon zu vergeſſen, und auch in ſeiner
Verſtocktheit nichts mehr zu lernen, ein geiſtreicher, eleganter Schriftſteller,
welcher zu witzig iſt um irgendwo Glück haben zu können. Er bringt mit
ſeinen Bonmots ſich und andere um. Vorzüglich ihm verdankt das Blatt
ſeinen Erfolg ſeit wenigen Wochen, aber ſchon geſtern war es nahe daran ihm
auch ſeinen Untergang zu verdanken. Die Regierung ſchickte geſtern einen
höhern Miniſterialbeamten an die Direction des Blattes. Dieſer erklärte:
der Ton jenes Hrn. J. Viard werde unausſtehlich befunden, und derſelbe
müſſe ſofort aus der Redaction entlaſſen werden, wenn ſich das Blatt weitere
Unannehmlichkeiten erſparen wolle. In einem ſolchen Fall heißt es: Friß
Vogel oder ſtirb. Um nicht allen Redacteuren den Futterkorb abzuſchneiden,
muß der loſe Vogel ſich todt ſtellen. Der Artikel des J. Viard für das
Abendblatt war ſchon geſetzt. Er wurde aus dem Satz herausgenommen,
und der Verfaſſer ohne weiteres vor die Thür geſetzt. Es iſt eben die
alte Geſchichte von dem widerſpänſtigen Actionär der obrigkeitlich hinausge-
worfen wird, weil er ſich nicht nach der Staatstheorie des Hrn. Guéroult an-
geſichts eines erprobten Geranten, welcher hübſche Dividenden gibt, auf eine
ſchweigende Zuſtimmung beſchränken will. — Wenn der Deputirte für Lyon
nichts geſprochen hat als was heute im Moniteur ſteht, ſo iſt es unbegreiflich
daß die Kammer Gelegenheit hatte über unehrerbietige Aeußerungen bezüglich
höchſter Perſonen ſich zu entrüſten. Er ſagte allerdings: es ſey nichts als eine
banale Schmeichelei zum Gebrauch eines jeden Régime, wenn der Geſetzent-
wurf behauptet die Bevölkerung von Lyon habe um die Ehre gebeten die pro-
jectirte Gaſſe rue de l’Impératrice zu taufen. Eine ſolche Aeußerung mag
im geſetzgebenden Körper Entſetzen hervorrufen, über den parlamentariſchen
Anſtand geht ſie ſicher nicht hinaus. Wichtiger ſind die Worte des Hrn.
Henon über das Herabkommen der Stadt Lyon. Auf Grund ſeiner vor kur-
zem vorgenommenen Erhebungen bei unparteiiſchen Bürgern verſichert er daß,
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[2735/0007] Transportmittel vorhanden ſeyen um die ganze Zahl unterzubringen. In der That ſey in Cork eine telegraphiſche Depeſche aus London angekommen mit der Weiſung die Anwerbungen einſtweilen einzuſtellen, indem die Londo- ner Herbergen für die päpſtlichen Streiter überfüllt ſeyen, und kein neuer An- kömmling Unterkunft finden könne bevor es möglich geworden einen Trupp nach dem Continent zu ſchaffen. Frankreich. Paris, 10 Jun. Die letzten Nachrichten aus Sicilien conſtatiren nicht bloß den vollſtän- digen Sieg der Revolution, ſondern auch eine ganz unglaubliche und für Deutſchland kaum begreifliche Machtloſigkeit der neapolitaniſchen Regie- rung. Für dieſe möchte die Inſel verloren ſeyn, weniger gewiß erſcheint daß ſie Victor Emmanuel in den Schooß fällt. Die Luſt ſie zu annexiren iſt jedenfalls viel zu wenig ausgeſprochen, als daß man unbedingt vorherſagen könnte daß die Niederlage des Gegners ſich unmittelbar zu einem Siege für Victor Emmanuel geſtalten werde. Dieſer Sieg würde unzweifelhaft weit ſicherer ſeyn, wenn die Revolutionirung nicht eher unternommen worden als bis die Organiſation des kaum äußerlich begründeten norditalieniſchen Königreichs vollendet wäre. Wozu die Ueberſtürzung in der Revolution und Einverleibung? Die einzige Antwort darauf iſt offenbar die daß Louis Napoleon keine Zeit geſtattete; Graf Cavour betrieb die Revolutionirung auf Geheiß des zweiten Decembers. Bei der Revolutionirung der Herzog- thümer trat die franzöſiſche Corruption offen zu Tage, das Einverſtänoniß mit Sardinien war ein offenes; je mehr die Revolutionirung Siciliens ein bloßes Werk Piemonts zu ſeyn ſcheint, deſto ſicherer ſteht Louis Napoleon als leitende Gewalt hinter den Couliſſen. Daß die Revolutionirung Sici- liens nicht ohne Zuſtimmung des Imperators unternommen werden konnte, daß er es war welcher Piemont Garantien gegen alle ungünſtigen Chancen gab, iſt unzweifelhaft; wenn er alſo hier die Gefahr trug ohne die Italiener offen- kundig zur Dantbarkeit im Fall eines Sieges zu verpflichten, ſich alſo dadurch die Einverleibung Liguriens erſchwerte, ſo müſſen dazu beſondere Gründe getrieben haben. Für uns beſtehen dieſe in dem entſchiedenen Erkalten der Beziehungen des zweiten Decembers zu dem engliſchen Cabinet. Die italie- niſche Politik des neuen franzöſiſchen Kaiſerreichs beginnt dem engliſchen Volke Mißtrauen einzuflößen, der Handelsvertrag hat weniger Blinde jenſeits des Canals gemacht als beabſichtigt war. Louis Napoleon hält ſich in der ficiliſchen Revolution nur zurück um eben dieſen beginnenden Bruch mit England nicht offenkundiger zu machen. In Sicilien gehen die beiden Cabi- nette ſichtlich nicht mehr mit einander. Die argwöhniſche und reſervirte Hal- tung der franzöſiſchen Regierung conſtatirt das deutlich. Sie hält ſich nur in Sicilien ſo zurück um England zu gleicher Reſerve zu zwingen; wenn die Har- monie im Handeln nicht herbeizuführen, ſo ſoll man auf ſie wenigſtens durch gemeinſchaftliches Nichtsthun ſchließen. Das engliſche Cabinet ſcheint dazu nicht geſonnen. Vielleicht hätte es die Rolle welche es einhält nicht geſpielt, wenn die Revolutionirung Siciliens zu verhindern geweſen; da die engliſche Regierung aber, einmal unternommen, den Sieg der Revolution vorausſay, hat ſie dieſelbe unterſtützt, und ſcheint andrerſeits verhindern zu wollen daß dem zweiten Decem der daraus Vortheile erwachſen. Eins iſt unzweiſelhaft, wir folgern es ebenſowohl aus den offenkundigen Vorgängen als aus directen Nachrichten: das engliſche Ca- binet hat gegenüber dem zweiten December eine durchaus fremde, abweichende Haltung angenommen. Der nächſte Grund dazu iſt allerdings in der An- nexion Savoyens und Nizza’s zu ſuchen, in den endlich dem engliſchen Cabi- net und Volk deutlich gewordenen Planen Louis Napoleons, in den darüber bekannt gewordenen Verträgen, die ſchon in Plombières definitiv abgeſchloſſen worden ſind. Das engliſche Cabinet erfuhr erſt in neueſter Zeit die Beſtim- mungen über die weitern Annexionen, namentlich der ehemaligen liguriſchen Republik und die Plane in Betreff der Balearen. Es ſcheint jetzt nicht mehr zweifelhaft daß der Graf v. Montemolin das Unternehmen das für ihn und den Oberſten Ortega ſo verhängnißvoll werden ſollte, im Einverſtändniß mit dem zweiten December unternahm. Es ſollte zur Ausführung kommen wäh- rend Spanien in Marocco beſchäftigt war. Aber die Intervention Englands bewog den Kaiſer von Marocco raſcher zum Nachgeben als man in Paris er- wartete, und Oberſt Ortega war zu ungeſchickt, oder bereits zu weit gegangen, um Halt machen zu können. Den kleinen Dienſt hatte Graf v. Montemolin mit den Balearen und Navarra zu belohnen verſprochen, wogegen Louis Na- poleon zugeſagt hatte ſich der Annexion Portugals nicht zu widerſetzen. Es ſind das freilich Uebereinkommen welche die Stellung Englands im Mittel- meer auf das allerernſthafteſte bedrohen, und geeignet ſind die letzten Fäden zwiſchen ihm und dem zweiten December zu zerreißen. Derſelbe bemüht ſich in Folge deſſen ſichtlich jeden gar zu grellen Anlaß zu weiterm Argwohn für den Augenblick zu vermeiden, namentlich auch die deutſchen Regierungen ein- zuſchläfern und zu beruhigen, deſto mehr iſt die größte Thätigkeit von unſerer Seite geboten. Wir unſererſeits werden uns durch keinen äußern Schritt der deut- ſchen Regierungen bewegen laſſen ihrer äußern Politik zu mißtrauen, noch der des zweiten Decembers zu trauen. Es iſt dieß der einzige Weg der den In- tereſſen unſeres großen Vaterlands entſprechen kann. Die Königin Victoria beſuchte ſogar die Einweihung von Cherbourg, und trotzdem rüſtete England fort und fort; für Deutſchland iſt das eine Lehre die es nicht vergeſſen darf. Die Rüſtungen in Frankreich dauern in der energiſchſten Weiſe ununterbrochen fort; Deutſchland darf ſeine Sicherheit von nichts erwarten als der Entwick- lung ſeiner Vertheidigungkraft. Wie die franzöſiſchen Rüſtungen im Innern ununterbrochen fordauern, ſo auch die Ereigniſſe in Sicilien. Der Siècle verkündigt ſchon offen den baldigen Beginn der Revolutionirung Neapels und den Sturz der Bourbonen. Keinen Augenblick raſtet ſo der unſere Unab- hängigkeit und Freiheit bedrohende Gegner, in allen Richtungen iſt er ununter- brochen thätig den letzten Schlag gegen uns vorzubereiten, ja ſogar mit Friedensverſicherungen überſchüttet uns bereits der Moniteur und Hr. Achilles Fould im höchſten Auftrag. Der „Courrier du Dimanche“ antwortet darauf heute mit folgenden in einem Pariſer Blatt doppelt zu beherzigenden Worten: „Kein Verſtändiger wird das Bedürfniß Europa’s nach Frieden in Abrede ſtellen. Aber iſt dieſem Bedürfniſſe genügt? Durchaus nicht. Warum? Weil, was man auch dazu ſagen mag, dieſes Bedürfniß weder das dringendſte iſt noch das was unſern alten Continent am ſtarkſten ſpornt. Was dieſer vor allem wünſcht und verlangt, iſt aus ſeiner gegenwärtigen Lage heraus- zukommen und eine vollſtändige Umwandlung herbeizuführen. Europa iſt ſeiner alten politiſchen Organiſation müde, es desorganiſirt ſich eifeigſt; in Erwartung des Neubaues überdeckt es ſich mit Ruinen, und es iſt noch nicht am Ziel. Man ſpricht von Frieden, man liebt den Frieden, man will den Frieden, ich gebe das zu. Wir werden indeſſen dieſen Frieden nicht haben, ſolange man den Degen nur mit der einen Hand in die Scheide ſteckt um mit der andern den Degengriff zu lüften, ſolange man unfähig ſich ruhig und zu heuchleriſch um ſich ruhig zu verhalten, ſolange man gleichzeitig das Grab der geſcheiter- ten wie die Wiege der keimenden Hoffnungen ſchützt, ſolange man mit einem Lächeln die Fürſten beruhigt und die Völker durch einen Blick auf der Hut er- hält, ſolange endlich als man im ſelben Augenblick den friedlichen nach Reich- thum lechzenden Kaufmann, den loyalen nach Ueberfluß ſich ſehnenden Kauf- mann und den jungen glühenden, von Ruhm und Kämpfen träumenden Sol- daten ermuthigt.“ Wir ſollten meinen ſolche Worte aus Pariſer Blätteru müßten in Deutſchland wie Poſaunen tönen. :// //: Paris, 10 Jun. Die Depeſche des Moniteur aus Cagliari verſchweigt die Beſetzung eines Forts durch die Engländer, und der Flotten- moniteur gibt zu verſtehen daß die Regierung hierüber bereits Aufklärun- gen verlangte. Der Courrier de Paris mußte es geſtern ſchon erfahren daß es jemandem welcher gegen die Fuſion der Orleaniſten und gemäßigten Republicaner das herrſchende Régime acceptirt und ſich ſeiner Toleranz er- freut, am wenigſten geſtattet wird den liberalen Demokraten zu ſpielen. Falſche Freunde kann die Regierung noch weniger als offene Gegner dulden, und fie konnte es nicht ignoriren daß jenes Journal mit ſeiner großen Stimme vive l’empereur ſchreit, und mit ſeiner kleinen Stimme hinterher auf der zweiten und dritten Seite vive la république flüſtert. Für die letztere Ver- richtung wurde vorzüglich ein Hr. Jules Viard verwendet, welcher im Jahr 1848 noch jung genug war um nichts davon zu vergeſſen, und auch in ſeiner Verſtocktheit nichts mehr zu lernen, ein geiſtreicher, eleganter Schriftſteller, welcher zu witzig iſt um irgendwo Glück haben zu können. Er bringt mit ſeinen Bonmots ſich und andere um. Vorzüglich ihm verdankt das Blatt ſeinen Erfolg ſeit wenigen Wochen, aber ſchon geſtern war es nahe daran ihm auch ſeinen Untergang zu verdanken. Die Regierung ſchickte geſtern einen höhern Miniſterialbeamten an die Direction des Blattes. Dieſer erklärte: der Ton jenes Hrn. J. Viard werde unausſtehlich befunden, und derſelbe müſſe ſofort aus der Redaction entlaſſen werden, wenn ſich das Blatt weitere Unannehmlichkeiten erſparen wolle. In einem ſolchen Fall heißt es: Friß Vogel oder ſtirb. Um nicht allen Redacteuren den Futterkorb abzuſchneiden, muß der loſe Vogel ſich todt ſtellen. Der Artikel des J. Viard für das Abendblatt war ſchon geſetzt. Er wurde aus dem Satz herausgenommen, und der Verfaſſer ohne weiteres vor die Thür geſetzt. Es iſt eben die alte Geſchichte von dem widerſpänſtigen Actionär der obrigkeitlich hinausge- worfen wird, weil er ſich nicht nach der Staatstheorie des Hrn. Guéroult an- geſichts eines erprobten Geranten, welcher hübſche Dividenden gibt, auf eine ſchweigende Zuſtimmung beſchränken will. — Wenn der Deputirte für Lyon nichts geſprochen hat als was heute im Moniteur ſteht, ſo iſt es unbegreiflich daß die Kammer Gelegenheit hatte über unehrerbietige Aeußerungen bezüglich höchſter Perſonen ſich zu entrüſten. Er ſagte allerdings: es ſey nichts als eine banale Schmeichelei zum Gebrauch eines jeden Régime, wenn der Geſetzent- wurf behauptet die Bevölkerung von Lyon habe um die Ehre gebeten die pro- jectirte Gaſſe rue de l’Impératrice zu taufen. Eine ſolche Aeußerung mag im geſetzgebenden Körper Entſetzen hervorrufen, über den parlamentariſchen Anſtand geht ſie ſicher nicht hinaus. Wichtiger ſind die Worte des Hrn. Henon über das Herabkommen der Stadt Lyon. Auf Grund ſeiner vor kur- zem vorgenommenen Erhebungen bei unparteiiſchen Bürgern verſichert er daß, in Folge der Theuerung der Seide und des Mangels an Vertrauen in die

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 164, 12. Juni 1860, S. 2735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine164_1860/7>, abgerufen am 03.12.2024.