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Allgemeine Zeitung, Nr. 166, 14. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] Sicherheit einige Mäßigung schuldig zu seyn, indem sie, gegen ihre Drohung
und gegen das Gesetz, nicht jeden einzelnen schuldigen Priester zur Strafe zog,
sondern sich mit der Verhaftung des Mons. Provicar Ratta begnügte. Die
Berstimmung ward durch diesen Schritt noch höher gesteigert, und, wie man
vernimmt, will der Papst mit dem Interdict vorgehen sobald sich ähnliche
gubernative Acte gegen die Diener der Kirche wiederholen.

Diese Woche schifften sich in Genua wieder
2000 Freiwillige aus der Stadt und Umgebung ein. Auch von England
wissen wir des bestimmtesten daß ein neuer Dampfer gelandet hat mit 60 Frei-
willigen, 4000 Stutzen und 1000 Pf. St. für Garibaldi. Ueber den Verlust
beider Sicilien für die bourbonische Königsfamilie spricht man hier mit einer
Offenheit und Bestimmtheit die aus Ekelhafte gränzt. Jeder Geselle treibt
darüber Politik. Das gleiche thun die Blätter mit einer unverschämten
Arroganz. Das ministerielle Blatt "Perseveranza" in Mailand ent-
blödete sich nicht in zwei Nummern einen Leitartikel, überschrieben "die Bour-
bonen," zu bringen, der sich mit jedem Pamphlet unserer Tage mißt. Ver-
nehmen Sie die Einleitung: "Es existirt in Europa eine Fürstenfamilie deren
Namen wir mit dem größten Unglück und mit den größten Verbrechen der
neuern Geschichte befleckt finden; es sind Fürsten denen die Beispiele der Ge-
schichte, die Lectionen der Erfahrung, die Fingerzeige der Civilisation nichts
nützen, deren einziger Zweck despotische Macht, einziges Mittel die Gewalt,
und einziges Gesetz die individuelle Leidenschaft ist. Blut und Ruhm und
Mitleidlosigkeit ist Recht. (E diritto il sangue e gloria, il non aver
pieta.
)" Und solches schreibt ein ministerielles Blatt, ein Blatt das
von den Großen des Landes seine Winke erhält! Wie lange noch
werden die Regierungen selbst solchen Zunder in die erhitzten Massen werfen?
Aus Sicilien wissen wir aus Briefen daß Garibaldi für die ganze Insel eine
Conscription angeordnet in drei Classen von 17 bis 30, 30 bis 40 und 40
bis 50 Jahren. Ebenso wird eine Nationalgarde gebildet. Es entstehen natio-
nale Zeitungen, Garibaldi erläßt viele Decrete in jedem Geschäftszweige.
Königliche Truppen sind um Palermo herum 12,000 bis 13,000 Mann.
Der Schaden der Stadt ist ungeheuer. Menschenleben vermißt man verhält-
nißmäßig wenige. General Nunziante ist in Palermo angekommen; Bixio
wenig, Corini stark verwundet. Garibaldi nahm den Waffenstillstand an,
machte aber nicht die geringste Gegenvorstellung -- er will freie Hand. Das
Land bewaffnet sich fürchterlich; es organisirt sich auch ein Corps Aetnajäger.
Unter den vielen Briefen aus Palermo finden sich auch solche von Garibaldi
selbst. Er schreibt an Bertani: "Palermo, 31 Mai. Lieber Bertani! Wir sind
in Palermo. Der Feind hat noch einige Stellungen der Stadt inne, deren
wir in kurzer Zeit Herr werden. Ausgezeichnet ist der Muth unserer tapfern
Jäger; aber sie sind mehr als decimirt, und wir hätten Ersatz unserer Tapfern
nöthig. Das Volk ist begeistert, und hofft viel. Der neapolitanische General
erbat von mir zwanzig Stunden Waffenstillstand um die Verwundeten an
Bord bringen zu können. Heute Mittag mußten die Feindseligkeiten wieder
beginnen. Als aber die Verwundeten nicht eingeschifft werden konnten, wurde
eine neue Stipulation auf drei Tage abgeschlossen, denn auch die Todten,
nicht wenige an Zahl, müssen beerdigt werden. Es mögen also Leute, Waffen
und Munition kommen, und wir haben unser Werk bald vollendet. Adieu,
Euer Garibaldi."
Am 3 Jun. schrieb er an denselben: "Ich ermächtige
euch nicht nur zu irgendeinem Anlehen für Sicilien, sondern mehr, contra-
hiret welche Schuld immer, denn hier haben wir ungeheure Mittel genug
um die ganze Welt zu befriedigen. Schickt uns Leute, Waffen und Munition,
soviel ihr könnt. Immer der Eurige J. Garibaldi."
Von den vielen Pro-
clamationen übersende ich Ihnen eine von Garibaldi, seine Schriften wie seine
Thaten haben ein eigenes Interesse: "Sicilianer! Fast immer folgt auf den
Sturm Ruhe; wir müssen uns aber noch für den Sturm fassen weil das er-
sehnte Ziel noch nicht erreicht ist. Die Verhältnisse der nationalen Sache
waren ausgezeichnet, der Triumph war gewiß vom Moment an da ein edles
Volk, demüthigende Vorschläge mit Füßen tretend, sich entschied zu siegen oder
sterben. Ja, unsere Lage bessert sich jeden Augenblick. Dieß enthebt uns
aber nicht der Verpflichtung unsere Aufgabe zu lösen und den Triumph der
heiligen Sache zu beschleunigen. Waffen also und Bewaffnete! Die Schwerter
geschliffen, und jedes Mittel zu Vertheidigung und Angriff vorbereitet! Für
Jubel und Hurrahruf haben wir noch Zeit wenn das Land von Feinden ge-
sänbert ist. Ich wiederhole, Waffen und Bewaffnete! Wer in diesen drei
Tagen nicht an Waffen denkt, ist ein Verräther oder ein Feigling, und das Volk
das unter eigenem Dach für Freiheit, für das Leben der Kinder und Frauen
kämpft, kann nicht feig und verrätherisch seyn.
Palermo, 1 Jun. 1860.
Jos. Garibaldi."

Annecy und mancher Hochgestellte
Savoyens sind heute durch eine definitive Sentenz aus Paris enttäuscht wor-
den: die Stadt erhält nur eine Unterpräfectur, und diese ist an den bisheri-
gen Beamten in Valenciennes vergeben. Als eine Tröstung wird eine ständige
Garnison von einem Linienbataillon und zwei Schwadronen Dragoner ein-
ziehen. Zugleich wurde eröffnet daß keine zweite Douanenlinie stattfindet.
[Spaltenumbruch] Jedoch haben alle Händler genan ihre verzollbaren Vorräthe anzuzeigen. In
Myans wird ein Jesuitencollegium errichtet. (Bekanntlich war dieser Orden
unter piemontesischer Herrschaft nicht geduldet.) Als eine weitere Vergünsti-
gung der Geistlichkeit darf die Duldung der Petersgroschen angesehen werden,
deren Sammlung in den alten Departements verboten ist. Aus Turin ver-
lautet die Annahme des Cessionsvertrags durch den Senat. Da nun aber
auch der in Paris einen hierauf bezüglichen Act der Formalität zu vollziehen
hat, so werden trotz dessen Bereitstehen noch einige Tage hingehen bis man
zu dem officiellen Einverleibungsfest schreiten kann. Hinsichtlich des morgen
beginnenden Genfer Festes gibt man den Leuten unterderhand den guten Rath
zu Hause zu bleiben und sich keinen Verdruß zu machen. Man werde sein
Geld an der Landesfeier brauchen können u. s. w. Die ständige Garnison
wächst zusehends; auch spricht man von der Befestigung Thonons, wodurch
allerdings die viel beanstandete französische Kriegsflottille auf dem Genfer
See überflüssig gemacht würde. Von hier aus kann man mit gezogenen Ka-
nonen, weiter südlich mit einfachen Büchsen das schweizerische Ufer bestreichen.
Als Grund dieser Maßnahmen bezeichnen die Bonapartisten daß die Schweiz
mit der Befestigung der Walliser Pässe umgehe. Wahrscheinlich hat das
dortige Erscheinen eidgenössischer Genieofficiere den willkommenen Vorwand
gegeben. Das sonst überfüllte Bad Aix-les-Bains zählt bis heute 300 Num-
mern, neben den erwähnten Türken einen und den andern Russen. Mehrere
Journalisten, welche in Lyon den Assisenverhandlungen über den dreifachen
Mord und die doppelte Leichenschändung von Saint-Cyr beiwohnen wollten,
sind ohne einen Platz erlangen zu können heimgekehrt. Der Andrang des
Publicums ist ungeheuer, obwohl das weibliche Geschlecht dießmal die Neu-
gierde dem Schamgefühl unterordnet, und sich ferne hält. Obschon der Vo-
napartismus nicht für solche Scheußlichkeiten en detail verantwortlich ge-
macht werden kann, so fällt ihm doch das Ensemble, der den Unterthanen zu
Grunde liegende Geist der Verwilderung und Entsittlichung, zur Last. Die
bodenlose Verworfenheit und Frechheit des Hauptmörders ist nur eine Ueber-
tragung aus der hohen Sphäre in eine tiefere.

Die Verhaftungen der Welt- sowohl als
Ordenspriester fangen an einen großartigen Maßstab anzunehmen. So
spricht man auch von den beiden Bischöfen von Bergamo und Pavia, welche
der gerichtlichen Untersuchung, und zwar angeblich wegen politischer Umtriebe,
unterzogen werden sollen. Obwohl die Regierung diese Verhaftungen so
geheim als möglich vorzunehmen glaubt, so kann sie es doch nicht verhindern
daß dieselben dem Publicum bekannt werden. Die nächste Ursache der
Verhaftung des Bischofes von Bergamo könnte die seyn: weil er die
"Societa Ecclesiastica Patriotica" in Bergamo aufgelöst, und sich
dadurch die Regierung zum Feind gemacht hat. Dieses Vorgehen macht
natürlich und hauptsächlich beim Landvolk äußerst böses Blut, und ich glaube
nicht zu irren wenn ich behaupte daß, sollte je etwas gegen Piemont unter-
nommen werden, das Landvolk sicher nicht zu Gunsten des letztern handeln
würde. Ueberhaupt war und ist das Landvolk von jeher Oesterreich geneigt,
und würde dessen Wiederkehr als das höchste Glück betrachten. -- Wie es
heißt, soll der Graf Annoni, ehemaliger k. k. österreichischer und im Jahr
1848 fahnenflüchtig gewordener Husaren-Oberstlieutenant, seine Entlassung
als Commandant der Mailänder Nationalgarde gegeben haben. Man spricht
davon er werde sich in ein Kloster zurückziehen. -- Der bekannte Improvi-
sator Bindoni will, nachdem er schon in Pavia und Bergamo zum Besten
der Garibaldi'schen Gewehr Million Vorstellungen gegeben, nun auch hier am
11 d. und zu eben demselben Zweck eine seiner Vorstellungen geben. Der
hiesige Gouverneur jedoch, Massimo Azeglio, hat verboten daß in den Ein-
ladungen zur Akademie weder von der sicilischen Revolution, noch von
der Million Gewehre Garibaldi's, noch des sogenannten "danaro dell' Ita-
lia,
" noch irgendeines andern Ausdrucks Erwähnung geschehe die einen
patriotischen Zweck anzeigt. Ueber dieses Verbot nun ist die hiesige Tages-
presse außer sich, und spricht von absurdem, antipatriotischem, illegalem und
vexatorischem Vorgehen des Gouverneurs. -- Der Vertrag mit Piemont,
kraft dessen diesem die ehemaligen zwei österreichischen Langensee-Dampfer,
"Radetzky" und "Benedek," von der Schweiz in Pacht überlassen werden, ist
vom Bundesrath genehmigt. -- Das Mästen der Piemontesen mit fetten
Stellen auf Unkosten der Einheimischen nimmt seinen ungestörten Fort-
gang. So wurde neuerdings, nachdem der hiesige Quästor (Polizeidirector)
Moris eine andere Bestimmung erhalten, ein unbekanntes Subject, Adv.
Ritter Strada, der bis jetzt die Stelle eines Secretärs der Eisenbahn-
gesellschaft von Cuneo bekleidete, an diesen wichtigen Posten berufen. Ob
er nun dazu geeignet ist, oder nicht, darum kümmert sich das Ministerium
nicht. Es genügt daß man der persönlichen Freundschaft dieses oder jenes
Ministers sich erfreue, und man wird wie durch eine Zauberruthe zum In-
tendanten, Gouverneur, Generalprocurator etc. improvisirt. So ist es auch
hier der Fall mit diesem Adv. und Ritter Strada, der ganz und gar keine
Präcedentien hat, die für seine Tauglichkeit zu diesem wichtigen Posten
Bürgschaft leisten.

Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] Sicherheit einige Mäßigung ſchuldig zu ſeyn, indem ſie, gegen ihre Drohung
und gegen das Geſetz, nicht jeden einzelnen ſchuldigen Prieſter zur Strafe zog,
ſondern ſich mit der Verhaftung des Monſ. Provicar Ratta begnügte. Die
Berſtimmung ward durch dieſen Schritt noch höher geſteigert, und, wie man
vernimmt, will der Papſt mit dem Interdict vorgehen ſobald ſich ähnliche
gubernative Acte gegen die Diener der Kirche wiederholen.

Dieſe Woche ſchifften ſich in Genua wieder
2000 Freiwillige aus der Stadt und Umgebung ein. Auch von England
wiſſen wir des beſtimmteſten daß ein neuer Dampfer gelandet hat mit 60 Frei-
willigen, 4000 Stutzen und 1000 Pf. St. für Garibaldi. Ueber den Verluſt
beider Sicilien für die bourboniſche Königsfamilie ſpricht man hier mit einer
Offenheit und Beſtimmtheit die aus Ekelhafte gränzt. Jeder Geſelle treibt
darüber Politik. Das gleiche thun die Blätter mit einer unverſchämten
Arroganz. Das miniſterielle Blatt „Perſeveranza“ in Mailand ent-
blödete ſich nicht in zwei Nummern einen Leitartikel, überſchrieben „die Bour-
bonen,“ zu bringen, der ſich mit jedem Pamphlet unſerer Tage mißt. Ver-
nehmen Sie die Einleitung: „Es exiſtirt in Europa eine Fürſtenfamilie deren
Namen wir mit dem größten Unglück und mit den größten Verbrechen der
neuern Geſchichte befleckt finden; es ſind Fürſten denen die Beiſpiele der Ge-
ſchichte, die Lectionen der Erfahrung, die Fingerzeige der Civiliſation nichts
nützen, deren einziger Zweck deſpotiſche Macht, einziges Mittel die Gewalt,
und einziges Geſetz die individuelle Leidenſchaft iſt. Blut und Ruhm und
Mitleidloſigkeit iſt Recht. (E diritto il sangue e gloria, il non aver
pietà.
)“ Und ſolches ſchreibt ein miniſterielles Blatt, ein Blatt das
von den Großen des Landes ſeine Winke erhält! Wie lange noch
werden die Regierungen ſelbſt ſolchen Zunder in die erhitzten Maſſen werfen?
Aus Sicilien wiſſen wir aus Briefen daß Garibaldi für die ganze Inſel eine
Conſcription angeordnet in drei Claſſen von 17 bis 30, 30 bis 40 und 40
bis 50 Jahren. Ebenſo wird eine Nationalgarde gebildet. Es entſtehen natio-
nale Zeitungen, Garibaldi erläßt viele Decrete in jedem Geſchäftszweige.
Königliche Truppen ſind um Palermo herum 12,000 bis 13,000 Mann.
Der Schaden der Stadt iſt ungeheuer. Menſchenleben vermißt man verhält-
nißmäßig wenige. General Nunziante iſt in Palermo angekommen; Bixio
wenig, Corini ſtark verwundet. Garibaldi nahm den Waffenſtillſtand an,
machte aber nicht die geringſte Gegenvorſtellung — er will freie Hand. Das
Land bewaffnet ſich fürchterlich; es organiſirt ſich auch ein Corps Aetnajäger.
Unter den vielen Briefen aus Palermo finden ſich auch ſolche von Garibaldi
ſelbſt. Er ſchreibt an Bertani: „Palermo, 31 Mai. Lieber Bertani! Wir ſind
in Palermo. Der Feind hat noch einige Stellungen der Stadt inne, deren
wir in kurzer Zeit Herr werden. Ausgezeichnet iſt der Muth unſerer tapfern
Jäger; aber ſie ſind mehr als decimirt, und wir hätten Erſatz unſerer Tapfern
nöthig. Das Volk iſt begeiſtert, und hofft viel. Der neapolitaniſche General
erbat von mir zwanzig Stunden Waffenſtillſtand um die Verwundeten an
Bord bringen zu können. Heute Mittag mußten die Feindſeligkeiten wieder
beginnen. Als aber die Verwundeten nicht eingeſchifft werden konnten, wurde
eine neue Stipulation auf drei Tage abgeſchloſſen, denn auch die Todten,
nicht wenige an Zahl, müſſen beerdigt werden. Es mögen alſo Leute, Waffen
und Munition kommen, und wir haben unſer Werk bald vollendet. Adieu,
Euer Garibaldi.“
Am 3 Jun. ſchrieb er an denſelben: „Ich ermächtige
euch nicht nur zu irgendeinem Anlehen für Sicilien, ſondern mehr, contra-
hiret welche Schuld immer, denn hier haben wir ungeheure Mittel genug
um die ganze Welt zu befriedigen. Schickt uns Leute, Waffen und Munition,
ſoviel ihr könnt. Immer der Eurige J. Garibaldi.“
Von den vielen Pro-
clamationen überſende ich Ihnen eine von Garibaldi, ſeine Schriften wie ſeine
Thaten haben ein eigenes Intereſſe: „Sicilianer! Faſt immer folgt auf den
Sturm Ruhe; wir müſſen uns aber noch für den Sturm faſſen weil das er-
ſehnte Ziel noch nicht erreicht iſt. Die Verhältniſſe der nationalen Sache
waren ausgezeichnet, der Triumph war gewiß vom Moment an da ein edles
Volk, demüthigende Vorſchläge mit Füßen tretend, ſich entſchied zu ſiegen oder
ſterben. Ja, unſere Lage beſſert ſich jeden Augenblick. Dieß enthebt uns
aber nicht der Verpflichtung unſere Aufgabe zu löſen und den Triumph der
heiligen Sache zu beſchleunigen. Waffen alſo und Bewaffnete! Die Schwerter
geſchliffen, und jedes Mittel zu Vertheidigung und Angriff vorbereitet! Für
Jubel und Hurrahruf haben wir noch Zeit wenn das Land von Feinden ge-
ſänbert iſt. Ich wiederhole, Waffen und Bewaffnete! Wer in dieſen drei
Tagen nicht an Waffen denkt, iſt ein Verräther oder ein Feigling, und das Volk
das unter eigenem Dach für Freiheit, für das Leben der Kinder und Frauen
kämpft, kann nicht feig und verrätheriſch ſeyn.
Palermo, 1 Jun. 1860.
Joſ. Garibaldi.“

Annecy und mancher Hochgeſtellte
Savoyens ſind heute durch eine definitive Sentenz aus Paris enttäuſcht wor-
den: die Stadt erhält nur eine Unterpräfectur, und dieſe iſt an den bisheri-
gen Beamten in Valenciennes vergeben. Als eine Tröſtung wird eine ſtändige
Garniſon von einem Linienbataillon und zwei Schwadronen Dragoner ein-
ziehen. Zugleich wurde eröffnet daß keine zweite Douanenlinie ſtattfindet.
[Spaltenumbruch] Jedoch haben alle Händler genan ihre verzollbaren Vorräthe anzuzeigen. In
Myans wird ein Jeſuitencollegium errichtet. (Bekanntlich war dieſer Orden
unter piemonteſiſcher Herrſchaft nicht geduldet.) Als eine weitere Vergünſti-
gung der Geiſtlichkeit darf die Duldung der Petersgroſchen angeſehen werden,
deren Sammlung in den alten Departements verboten iſt. Aus Turin ver-
lautet die Annahme des Ceſſionsvertrags durch den Senat. Da nun aber
auch der in Paris einen hierauf bezüglichen Act der Formalität zu vollziehen
hat, ſo werden trotz deſſen Bereitſtehen noch einige Tage hingehen bis man
zu dem officiellen Einverleibungsfeſt ſchreiten kann. Hinſichtlich des morgen
beginnenden Genfer Feſtes gibt man den Leuten unterderhand den guten Rath
zu Hauſe zu bleiben und ſich keinen Verdruß zu machen. Man werde ſein
Geld an der Landesfeier brauchen können u. ſ. w. Die ſtändige Garniſon
wächst zuſehends; auch ſpricht man von der Befeſtigung Thonons, wodurch
allerdings die viel beanſtandete franzöſiſche Kriegsflottille auf dem Genfer
See überflüſſig gemacht würde. Von hier aus kann man mit gezogenen Ka-
nonen, weiter ſüdlich mit einfachen Büchſen das ſchweizeriſche Ufer beſtreichen.
Als Grund dieſer Maßnahmen bezeichnen die Bonapartiſten daß die Schweiz
mit der Befeſtigung der Walliſer Päſſe umgehe. Wahrſcheinlich hat das
dortige Erſcheinen eidgenöſſiſcher Genieofficiere den willkommenen Vorwand
gegeben. Das ſonſt überfüllte Bad Aix-les-Bains zählt bis heute 300 Num-
mern, neben den erwähnten Türken einen und den andern Ruſſen. Mehrere
Journaliſten, welche in Lyon den Aſſiſenverhandlungen über den dreifachen
Mord und die doppelte Leichenſchändung von Saint-Cyr beiwohnen wollten,
ſind ohne einen Platz erlangen zu können heimgekehrt. Der Andrang des
Publicums iſt ungeheuer, obwohl das weibliche Geſchlecht dießmal die Neu-
gierde dem Schamgefühl unterordnet, und ſich ferne hält. Obſchon der Vo-
napartismus nicht für ſolche Scheußlichkeiten en détail verantwortlich ge-
macht werden kann, ſo fällt ihm doch das Enſemble, der den Unterthanen zu
Grunde liegende Geiſt der Verwilderung und Entſittlichung, zur Laſt. Die
bodenloſe Verworfenheit und Frechheit des Hauptmörders iſt nur eine Ueber-
tragung aus der hohen Sphäre in eine tiefere.

Die Verhaftungen der Welt- ſowohl als
Ordensprieſter fangen an einen großartigen Maßſtab anzunehmen. So
ſpricht man auch von den beiden Biſchöfen von Bergamo und Pavia, welche
der gerichtlichen Unterſuchung, und zwar angeblich wegen politiſcher Umtriebe,
unterzogen werden ſollen. Obwohl die Regierung dieſe Verhaftungen ſo
geheim als möglich vorzunehmen glaubt, ſo kann ſie es doch nicht verhindern
daß dieſelben dem Publicum bekannt werden. Die nächſte Urſache der
Verhaftung des Biſchofes von Bergamo könnte die ſeyn: weil er die
Società Ecclesiastica Patriotica“ in Bergamo aufgelöst, und ſich
dadurch die Regierung zum Feind gemacht hat. Dieſes Vorgehen macht
natürlich und hauptſächlich beim Landvolk äußerſt böſes Blut, und ich glaube
nicht zu irren wenn ich behaupte daß, ſollte je etwas gegen Piemont unter-
nommen werden, das Landvolk ſicher nicht zu Gunſten des letztern handeln
würde. Ueberhaupt war und iſt das Landvolk von jeher Oeſterreich geneigt,
und würde deſſen Wiederkehr als das höchſte Glück betrachten. — Wie es
heißt, ſoll der Graf Annoni, ehemaliger k. k. öſterreichiſcher und im Jahr
1848 fahnenflüchtig gewordener Huſaren-Oberſtlieutenant, ſeine Entlaſſung
als Commandant der Mailänder Nationalgarde gegeben haben. Man ſpricht
davon er werde ſich in ein Kloſter zurückziehen. — Der bekannte Improvi-
ſator Bindoni will, nachdem er ſchon in Pavia und Bergamo zum Beſten
der Garibaldi’ſchen Gewehr Million Vorſtellungen gegeben, nun auch hier am
11 d. und zu eben demſelben Zweck eine ſeiner Vorſtellungen geben. Der
hieſige Gouverneur jedoch, Maſſimo Azeglio, hat verboten daß in den Ein-
ladungen zur Akademie weder von der ſiciliſchen Revolution, noch von
der Million Gewehre Garibaldi’s, noch des ſogenannten „danaro dell’ Ita-
lia,
“ noch irgendeines andern Ausdrucks Erwähnung geſchehe die einen
patriotiſchen Zweck anzeigt. Ueber dieſes Verbot nun iſt die hieſige Tages-
preſſe außer ſich, und ſpricht von abſurdem, antipatriotiſchem, illegalem und
vexatoriſchem Vorgehen des Gouverneurs. — Der Vertrag mit Piemont,
kraft deſſen dieſem die ehemaligen zwei öſterreichiſchen Langenſee-Dampfer,
„Radetzky“ und „Benedek,“ von der Schweiz in Pacht überlaſſen werden, iſt
vom Bundesrath genehmigt. — Das Mäſten der Piemonteſen mit fetten
Stellen auf Unkoſten der Einheimiſchen nimmt ſeinen ungeſtörten Fort-
gang. So wurde neuerdings, nachdem der hieſige Quäſtor (Polizeidirector)
Moris eine andere Beſtimmung erhalten, ein unbekanntes Subject, Adv.
Ritter Strada, der bis jetzt die Stelle eines Secretärs der Eiſenbahn-
geſellſchaft von Cuneo bekleidete, an dieſen wichtigen Poſten berufen. Ob
er nun dazu geeignet iſt, oder nicht, darum kümmert ſich das Miniſterium
nicht. Es genügt daß man der perſönlichen Freundſchaft dieſes oder jenes
Miniſters ſich erfreue, und man wird wie durch eine Zauberruthe zum In-
tendanten, Gouverneur, Generalprocurator ꝛc. improviſirt. So iſt es auch
hier der Fall mit dieſem Adv. und Ritter Strada, der ganz und gar keine
Präcedentien hat, die für ſeine Tauglichkeit zu dieſem wichtigen Poſten
Bürgſchaft leiſten.

Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges.

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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[2768/0008] Sicherheit einige Mäßigung ſchuldig zu ſeyn, indem ſie, gegen ihre Drohung und gegen das Geſetz, nicht jeden einzelnen ſchuldigen Prieſter zur Strafe zog, ſondern ſich mit der Verhaftung des Monſ. Provicar Ratta begnügte. Die Berſtimmung ward durch dieſen Schritt noch höher geſteigert, und, wie man vernimmt, will der Papſt mit dem Interdict vorgehen ſobald ſich ähnliche gubernative Acte gegen die Diener der Kirche wiederholen. × Turin, 10 Jun. Dieſe Woche ſchifften ſich in Genua wieder 2000 Freiwillige aus der Stadt und Umgebung ein. Auch von England wiſſen wir des beſtimmteſten daß ein neuer Dampfer gelandet hat mit 60 Frei- willigen, 4000 Stutzen und 1000 Pf. St. für Garibaldi. Ueber den Verluſt beider Sicilien für die bourboniſche Königsfamilie ſpricht man hier mit einer Offenheit und Beſtimmtheit die aus Ekelhafte gränzt. Jeder Geſelle treibt darüber Politik. Das gleiche thun die Blätter mit einer unverſchämten Arroganz. Das miniſterielle Blatt „Perſeveranza“ in Mailand ent- blödete ſich nicht in zwei Nummern einen Leitartikel, überſchrieben „die Bour- bonen,“ zu bringen, der ſich mit jedem Pamphlet unſerer Tage mißt. Ver- nehmen Sie die Einleitung: „Es exiſtirt in Europa eine Fürſtenfamilie deren Namen wir mit dem größten Unglück und mit den größten Verbrechen der neuern Geſchichte befleckt finden; es ſind Fürſten denen die Beiſpiele der Ge- ſchichte, die Lectionen der Erfahrung, die Fingerzeige der Civiliſation nichts nützen, deren einziger Zweck deſpotiſche Macht, einziges Mittel die Gewalt, und einziges Geſetz die individuelle Leidenſchaft iſt. Blut und Ruhm und Mitleidloſigkeit iſt Recht. (E diritto il sangue e gloria, il non aver pietà.)“ Und ſolches ſchreibt ein miniſterielles Blatt, ein Blatt das von den Großen des Landes ſeine Winke erhält! Wie lange noch werden die Regierungen ſelbſt ſolchen Zunder in die erhitzten Maſſen werfen? Aus Sicilien wiſſen wir aus Briefen daß Garibaldi für die ganze Inſel eine Conſcription angeordnet in drei Claſſen von 17 bis 30, 30 bis 40 und 40 bis 50 Jahren. Ebenſo wird eine Nationalgarde gebildet. Es entſtehen natio- nale Zeitungen, Garibaldi erläßt viele Decrete in jedem Geſchäftszweige. Königliche Truppen ſind um Palermo herum 12,000 bis 13,000 Mann. Der Schaden der Stadt iſt ungeheuer. Menſchenleben vermißt man verhält- nißmäßig wenige. General Nunziante iſt in Palermo angekommen; Bixio wenig, Corini ſtark verwundet. Garibaldi nahm den Waffenſtillſtand an, machte aber nicht die geringſte Gegenvorſtellung — er will freie Hand. Das Land bewaffnet ſich fürchterlich; es organiſirt ſich auch ein Corps Aetnajäger. Unter den vielen Briefen aus Palermo finden ſich auch ſolche von Garibaldi ſelbſt. Er ſchreibt an Bertani: „Palermo, 31 Mai. Lieber Bertani! Wir ſind in Palermo. Der Feind hat noch einige Stellungen der Stadt inne, deren wir in kurzer Zeit Herr werden. Ausgezeichnet iſt der Muth unſerer tapfern Jäger; aber ſie ſind mehr als decimirt, und wir hätten Erſatz unſerer Tapfern nöthig. Das Volk iſt begeiſtert, und hofft viel. Der neapolitaniſche General erbat von mir zwanzig Stunden Waffenſtillſtand um die Verwundeten an Bord bringen zu können. Heute Mittag mußten die Feindſeligkeiten wieder beginnen. Als aber die Verwundeten nicht eingeſchifft werden konnten, wurde eine neue Stipulation auf drei Tage abgeſchloſſen, denn auch die Todten, nicht wenige an Zahl, müſſen beerdigt werden. Es mögen alſo Leute, Waffen und Munition kommen, und wir haben unſer Werk bald vollendet. Adieu, Euer Garibaldi.“ Am 3 Jun. ſchrieb er an denſelben: „Ich ermächtige euch nicht nur zu irgendeinem Anlehen für Sicilien, ſondern mehr, contra- hiret welche Schuld immer, denn hier haben wir ungeheure Mittel genug um die ganze Welt zu befriedigen. Schickt uns Leute, Waffen und Munition, ſoviel ihr könnt. Immer der Eurige J. Garibaldi.“ Von den vielen Pro- clamationen überſende ich Ihnen eine von Garibaldi, ſeine Schriften wie ſeine Thaten haben ein eigenes Intereſſe: „Sicilianer! Faſt immer folgt auf den Sturm Ruhe; wir müſſen uns aber noch für den Sturm faſſen weil das er- ſehnte Ziel noch nicht erreicht iſt. Die Verhältniſſe der nationalen Sache waren ausgezeichnet, der Triumph war gewiß vom Moment an da ein edles Volk, demüthigende Vorſchläge mit Füßen tretend, ſich entſchied zu ſiegen oder ſterben. Ja, unſere Lage beſſert ſich jeden Augenblick. Dieß enthebt uns aber nicht der Verpflichtung unſere Aufgabe zu löſen und den Triumph der heiligen Sache zu beſchleunigen. Waffen alſo und Bewaffnete! Die Schwerter geſchliffen, und jedes Mittel zu Vertheidigung und Angriff vorbereitet! Für Jubel und Hurrahruf haben wir noch Zeit wenn das Land von Feinden ge- ſänbert iſt. Ich wiederhole, Waffen und Bewaffnete! Wer in dieſen drei Tagen nicht an Waffen denkt, iſt ein Verräther oder ein Feigling, und das Volk das unter eigenem Dach für Freiheit, für das Leben der Kinder und Frauen kämpft, kann nicht feig und verrätheriſch ſeyn. Palermo, 1 Jun. 1860. Joſ. Garibaldi.“ □ Aus Nordſavoyen, 9 Jun. Annecy und mancher Hochgeſtellte Savoyens ſind heute durch eine definitive Sentenz aus Paris enttäuſcht wor- den: die Stadt erhält nur eine Unterpräfectur, und dieſe iſt an den bisheri- gen Beamten in Valenciennes vergeben. Als eine Tröſtung wird eine ſtändige Garniſon von einem Linienbataillon und zwei Schwadronen Dragoner ein- ziehen. Zugleich wurde eröffnet daß keine zweite Douanenlinie ſtattfindet. Jedoch haben alle Händler genan ihre verzollbaren Vorräthe anzuzeigen. In Myans wird ein Jeſuitencollegium errichtet. (Bekanntlich war dieſer Orden unter piemonteſiſcher Herrſchaft nicht geduldet.) Als eine weitere Vergünſti- gung der Geiſtlichkeit darf die Duldung der Petersgroſchen angeſehen werden, deren Sammlung in den alten Departements verboten iſt. Aus Turin ver- lautet die Annahme des Ceſſionsvertrags durch den Senat. Da nun aber auch der in Paris einen hierauf bezüglichen Act der Formalität zu vollziehen hat, ſo werden trotz deſſen Bereitſtehen noch einige Tage hingehen bis man zu dem officiellen Einverleibungsfeſt ſchreiten kann. Hinſichtlich des morgen beginnenden Genfer Feſtes gibt man den Leuten unterderhand den guten Rath zu Hauſe zu bleiben und ſich keinen Verdruß zu machen. Man werde ſein Geld an der Landesfeier brauchen können u. ſ. w. Die ſtändige Garniſon wächst zuſehends; auch ſpricht man von der Befeſtigung Thonons, wodurch allerdings die viel beanſtandete franzöſiſche Kriegsflottille auf dem Genfer See überflüſſig gemacht würde. Von hier aus kann man mit gezogenen Ka- nonen, weiter ſüdlich mit einfachen Büchſen das ſchweizeriſche Ufer beſtreichen. 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Die bodenloſe Verworfenheit und Frechheit des Hauptmörders iſt nur eine Ueber- tragung aus der hohen Sphäre in eine tiefere. ɱ Mailand, 5 Jun. Die Verhaftungen der Welt- ſowohl als Ordensprieſter fangen an einen großartigen Maßſtab anzunehmen. So ſpricht man auch von den beiden Biſchöfen von Bergamo und Pavia, welche der gerichtlichen Unterſuchung, und zwar angeblich wegen politiſcher Umtriebe, unterzogen werden ſollen. Obwohl die Regierung dieſe Verhaftungen ſo geheim als möglich vorzunehmen glaubt, ſo kann ſie es doch nicht verhindern daß dieſelben dem Publicum bekannt werden. Die nächſte Urſache der Verhaftung des Biſchofes von Bergamo könnte die ſeyn: weil er die „Società Ecclesiastica Patriotica“ in Bergamo aufgelöst, und ſich dadurch die Regierung zum Feind gemacht hat. Dieſes Vorgehen macht natürlich und hauptſächlich beim Landvolk äußerſt böſes Blut, und ich glaube nicht zu irren wenn ich behaupte daß, ſollte je etwas gegen Piemont unter- nommen werden, das Landvolk ſicher nicht zu Gunſten des letztern handeln würde. Ueberhaupt war und iſt das Landvolk von jeher Oeſterreich geneigt, und würde deſſen Wiederkehr als das höchſte Glück betrachten. — Wie es heißt, ſoll der Graf Annoni, ehemaliger k. k. öſterreichiſcher und im Jahr 1848 fahnenflüchtig gewordener Huſaren-Oberſtlieutenant, ſeine Entlaſſung als Commandant der Mailänder Nationalgarde gegeben haben. Man ſpricht davon er werde ſich in ein Kloſter zurückziehen. — Der bekannte Improvi- ſator Bindoni will, nachdem er ſchon in Pavia und Bergamo zum Beſten der Garibaldi’ſchen Gewehr Million Vorſtellungen gegeben, nun auch hier am 11 d. und zu eben demſelben Zweck eine ſeiner Vorſtellungen geben. Der hieſige Gouverneur jedoch, Maſſimo Azeglio, hat verboten daß in den Ein- ladungen zur Akademie weder von der ſiciliſchen Revolution, noch von der Million Gewehre Garibaldi’s, noch des ſogenannten „danaro dell’ Ita- lia,“ noch irgendeines andern Ausdrucks Erwähnung geſchehe die einen patriotiſchen Zweck anzeigt. Ueber dieſes Verbot nun iſt die hieſige Tages- preſſe außer ſich, und ſpricht von abſurdem, antipatriotiſchem, illegalem und vexatoriſchem Vorgehen des Gouverneurs. — Der Vertrag mit Piemont, kraft deſſen dieſem die ehemaligen zwei öſterreichiſchen Langenſee-Dampfer, „Radetzky“ und „Benedek,“ von der Schweiz in Pacht überlaſſen werden, iſt vom Bundesrath genehmigt. — Das Mäſten der Piemonteſen mit fetten Stellen auf Unkoſten der Einheimiſchen nimmt ſeinen ungeſtörten Fort- gang. So wurde neuerdings, nachdem der hieſige Quäſtor (Polizeidirector) Moris eine andere Beſtimmung erhalten, ein unbekanntes Subject, Adv. Ritter Strada, der bis jetzt die Stelle eines Secretärs der Eiſenbahn- geſellſchaft von Cuneo bekleidete, an dieſen wichtigen Poſten berufen. Ob er nun dazu geeignet iſt, oder nicht, darum kümmert ſich das Miniſterium nicht. Es genügt daß man der perſönlichen Freundſchaft dieſes oder jenes Miniſters ſich erfreue, und man wird wie durch eine Zauberruthe zum In- tendanten, Gouverneur, Generalprocurator ꝛc. improviſirt. So iſt es auch hier der Fall mit dieſem Adv. und Ritter Strada, der ganz und gar keine Präcedentien hat, die für ſeine Tauglichkeit zu dieſem wichtigen Poſten Bürgſchaft leiſten. Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 166, 14. Juni 1860, S. 2768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine166_1860/8>, abgerufen am 21.11.2024.