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Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] nennen: 1) Ernennung eines Generallieutenants des Bundes. Ein solcher Stell-
verkreter des Bundesfeldherrn ist in der Bundesverfassung vorgesehen. Durch
die Ernennung eines Generallieutenants wird die so schwierige Bundesfeld-
herrnfrage vertagt, gleichwohl kann der Generallieutenant für die Entwicklung
der Bundeswehrkraft Sorge tragen, und jedenfalls viele Einrichtungen treffen
zu welchen der nur im Augenblick des unmittelbarsten Bedürfnisses ernannte
Bundesfeldherr nicht mehr Zeit haben dürfte. Dem Bundesgenerallieutenant,
der mit dem Bundestag und der Bundesmilitärcommission in unmittelbare
Beziehung zu treten hätte, würde ein entsprechender Generalstab zuzugesellen
seyn; das Standquartier wäre selbstredend Frankfurt am Main. Ihm unter-
stehen würden zunächst nur die Truppen der Regierungen welche sich dazu
bereit erklären.

2) Ernennung von Commandeuren mit bezüglichem Generalstab
für alle zusammengesetzten deutschen Armeecorps. Ein solcher Armee-
corpscommandeur würde keine entscheidenden Anordnungen zu treffen
haben, wohl aber ihm das Recht zu Vorschlägen aller Art zustehen,
und andrerseits würden die Contingente vor Einführung einer Anord-
nung stets das Gutachten des Corpscommandeurs einzuholen haben.
Das Ernennungsrecht zu diesem Posten würde den einzelnen Contin-
genten nach der Reihenfolge ihres Umfangs zufallen. Dem Armeecorps.
commandenr müßte namentlich das Recht der Wahl seines Stabes, das
der Inspection, das des Vorschlags zu Besörderungen und das der Führung
im Fall der Concentration des Armeecorps zugestanden werden. 3) Formi-
rung der gesetzmäßigen Bundescontingente nach der wirklichen Größe der
Einwohneranzahl der Staaten. 4) Einreihung der Reserve-Infanteriedivi-
sion in die reindeutschen Armeecorps. 5) Zusammenziehung der letztern zu
großen Herbstübungen und Inspicirung während derselben durch den Bun-
desgenerallieutenant. 6) Aufhebung der Contingentspflicht der Hansestädte
und Verwendung ihres bezüglichen Militärbudgets zur Begründung einer
Bundesmarine, für die Ausbildung der Handelsmarine der reindeutschen
Staaten und die Vertheidigung der Küsten. 7) Directe und indirecte Ver-
stärkung der Bundesfestungen. (Die Erweiterung von Mainz, die Er-
bauung des Forts bei Kehl, von Küstenbefestigungen namentlich an den
Flußmündungen der Nordseeküste, Anlegung eines verschanzten Lagers im
südlichen Theile Badens, die Erbauung einer Eisenbahn von Bruchsal nach
Germersheim.) 8) Die Legung von permanenten Telegraphenlinien wo die-
selben nützlich seyn können, Errichtung eines Bundesheertelegraphencorps mit
entsprechender Ausrüstung zur Legung provisorischer Telegraphendräthe. 9)
Legung von Doppelgeleisen auf allen Bahnstrecken, wo ersichtlich dieselben
zum Zweck der unausgesetzten Förderung großer Transporte nothwendig
werden dürften. Ausbildung eines militärischen Eisenbahnpersonals um
dem erhöhten Bedürfniß nach einem solchen bei plötzlichen großen Militär-
transporten entsprechen zu können. 10) Ausarbeitung von allgemeinen Vor-
schriften für das Bundesheer in Betreff des Verpflegs-, des Sanitäts- und
des Verkehrswesens etc., wo solche Bestimmungen fehlen. Anfertigung von
Uebersichten über die Productionskraft der deutschen und der etwa disponiblen
fremden Waffenfabriken, des vorhandenen Pferdebestandes, der sonstigen
Ausrüstungs- und Unterhaltsbedürfnisse der Truppen u. s. w. Wir könn-
ten die Zahl dieser Maßnahmen zur Förderung der Widerstandskraft Deutsch-
lands und zur Wahrung seiner Unabhängigkeit noch vielfach vermehren; die
vorliegenden, deren Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit auch ohne weitern
Nachweis selbst dem militärischen Laien klar seyn werden, dürsten genügen
um zu zeigen daß schwerlich irgendeine Gegend unseres großen Vaterlan-
des, nirgends ein Stamm des deutschen Volks gefunden werden dürfte
der nicht locale Vorwürfe, unmittelbar vorliegende concrete Ziele in dieser
Beziehung ins Auge fassen und verfolgen könnte. Man werfe uns nicht ein daß
diese Maßnahmen zum Theil viel zu fachlich um allgemeines Interesse zu er-
regen. Wir würden wenigstens darauf erwiedern daß nur in diesem concreten
Gebiet überhaupt eine erfolgreiche gemeinsame nachhaltige Vereinsthätigkeit
möglich ist, daß die Wirksamkeit aller jener Maßnahmen mit geringer Mühe
für das allgemeine Verständniß nachgewiesen werden kann, daß, wenn das
deutsche Volk nicht unmittelbar für ihre Verwirklichung sorgt, dieselben trotz
ihrer Bedeutsamkeit unausgeführt bleiben werden, wie sie seit 1816 unausge-
führt geblieben sind. Ueberall wird man das allgemeine Vertrauen genießende
Fachmänner finden, welche die concreten Ziele aufzufinden und zu behandeln
im Stande sind, und die Mittel anzugeben vermögen wie sie zu fördern.

Die Art wie sich die Vereine dabei zu betheiligen, wie sie die Regierungen
darin zu unterstützen hätten, dürfte für den Augenblick etwa folgende seyn. Alle
Vereine stehen unter einem Generalausschuß, der aus etwa 15, 18 etc. Männern
zu bilden wäre deren Vaterlandsliebe über jeden Zweifel erhaben ist. Man
wird leicht 5 bis 6 Männer je in Preußen, in Oesterreich und in den rein-
deutschen Staaten zu nennen vermögen die das allgemeine Vertrauen im höch-
sten Grade genießen. Diesen Männern sind alle Vorschläge zu Maßnahmen
der obenerwähnten Art zu unterbreiten, dieselben werden außerdem Preisauf-
gaben in dieser Beziehung auszuschreiben haben. Nach eigener oder fremder
[Spaltenumbruch] zuverlässiger Fach- und Localkenntniß wird der Generalausschuß die zweck-
mäßigsten unter den bezüglichen Maßnahmen und die Art ihrer Verwirk-
lichung bestimmen. Die so festgestellten Vorwürfe mit allen gesetzmäßigen,
moralischen und materiellen Mitteln zu unterstützen, sind sämmtliche Vereine
verpflichtet. Wir rechnen dahin die Bearbeitung der Preisaufgaben unmittel-
bar, als Material für die Regierungen, die Ausführungen einzelner
Maßnahmen auf eigene Kosten, Petitionen an die Regierungen und
Stände in den bezüglichen Richtungen, Unterstützung der Regierungen
durch Ausschüsse welche sich der Ausführung bestimmter ihrer Befähigung
besonders entsprechender Aufgaben freiwillig unterziehen. Um in solcher Weise
thätig seyn zu können, sind natürlich bestimmte Geldbeiträge der Vereins-
mitglieder unerläßlich. Von diesen würden zunächst die Ausgaben für das
Bureau und der bezügliche Personalaufwand jedes Mitglieds des General-
ausschusses zu bestreiten seyn; denn da die Zusammenkünfte derselben nur
gelegentlich seyn könnten, so würde die Verbindung der Mitglieder unter sich
wie mit den Vereinen eine ausgebreitete Correspondenz, lithographische Ver-
vielsältigung der Schreiben etc. nöthig machen. Ferner wären davon die
Preise für die Preisaufgaben, dann die selbständig auszuführenden Maß-
nahmen zu bestreiten. Vielleicht würde es von großem Werth seyn für die
Geschäftsordnung der Vereine den einen Punkt festzusetzen: daß dieselben für
ihre Geschäfte Sitzungen hielten, aber sich nicht zu diesem Zweck gesellig ver-
sammeln. Alles Rauchen, Essen, Trinken würde selbstredend bei den Sitzun-
gen wegfallen müssen. Daß der Ernst der Sache dieselbe Rücksicht verlangt
die bei jeder Amtshandlung beachtet wird, bedarf wohl keines Beweises, und
die kleine Disciplin würde alle Elemente von den Vereinen fernhalten welche
dieselben etwa lediglich als Zeitvertreib zu benützen trachten sollten. Wer
sich den Vereinszwecken widmet, der wird auch ein Opfer seinen Mußestunden
bringen können. Sicher ist daß durch diese Disciplin mancher Zeitvergeu-
dung vorgebeugt würde. Wenn die Vereinsmitglieder dadurch an Zahl gemin-
dert werden, so wird dadurch die Zahl der Vereine doch sicher nicht leiden,
und jeder einzelne das Vertrauen seiner Mitbürger in um so höhererm Grade
besitzen. Was dadurch an Beiträgen von Vereinsmitgliedern verloren geht,
würden also die freiwillige Gaben um so sicherer ersetzen.

Wir wissen daß eine solche Organisation dem deutschen Charakter im
allgemeinen nicht munden wird; aber ist das Ziel in welchem nach den Wor-
ten des Prinz-Regenten alle deutschen Regierungen und alle deutschen Stämme
übereinstimmen, vielleicht allein übereinstimmen, anders zu erreichen? Und
ist nicht die Erreichung dieses Ziels das Rothwendigste das Dringendste
was überhaupt vorliegt? Mit allem Debattiren über Doctrinen und
Theorien fördern wir die Widerstandskraft unseres Vaterlandes um kein
Atom. Indem das deutsche Volk selbständig die Erstrebung concreter Maß-
nahmen ins Auge faßt, welche den Wünschen und Interessen aller deut-
schen Regierungen zweifelsohne entsprechen, werden diese nicht bloß zu ener-
gischerem Thun als bisher angetrieben, sie werden nicht bloß fester, vertrau-
ensvoller der Zukunft ins Auge schauen, und den Prüfungen die sich vorbe-
reiten gerüsteten Armes und Sinnes entgegengehen, sondern dem ganzen
Auslande
wird auch die unwiderlegliche Ueberzeugung aufgezwungen daß
wirklich, wo es "die Vertheidigung der Unabhängigkeit des deutschen Volkes,
die Unverletzbarkeit des vaterländischen Bodens gilt," alle innern Meinungs-
verschiedenheiten schweigen, und das ganze deutsche Volk nur von einem Ge-
fühl beseelt ist. Der unsere Freiheit bedrohende Gegner wird es dann jeden-
falls viel schwerer finden die durch einen unerhörten Gewaltact und Rechts-
bruch ihm unterworfene Nation über die Gefahr des Kampfes zu täuschen
in welche er sie zu stürzen beabsichtigt, über die Schwierigkeit eines Sieges,
der ihr sonst als spielend zu erringen erscheinen könnte. Vor allem werden
aber die Wehrvereine uns selbst in unsern Entschlüssen kräftigen, denn vergessen
wir nur nicht daß gerade unser kaum erwachtes und noch schwaches Gemein-
gefühl von dem so schlauen und unsere Schwäche wohl erkennenden Gegner
auf eine harte Probe gestellt werden wird. Wie derselbe im Orient und in
Italien den Krieg localisirte um, die Kurzsichtigkeit und die Zerrissenheit aus-
beutend, jede Coalition der Bedrohten zu verhindern, so wird er auch am
Rhein das l'un apres l'autre versuchen.

Er wird vielleicht nur einen Theil des Rheinlandes, jedenfalls nur dieses
zu überraschen und zu erobern, und dann auf Grund des fait accompli zu
unterhandeln suchen. Wird man in ganz Deutschland mit gleicher Energie
entschlossen seyn wirklich lieber das Aeußerste zu wagen, den letzten Bluts-
tropfen daran zu setzen, damit hinfort wenigstens kein Zollbreit deutscher Erde
mehr fremden Eroberern preisgegeben werde? Je größer die Apathie und
leider die nur zu berechtigte Verstimmung in manchen Theilen Deutschlands
ist, desto größer und begründeter ist die Befürchtung daß nicht das Aeußerste
zur Vertheidigung geschieht. Und gerade gegen diese Apathie und Verstim-
mung ist Organisation und Action das beste Gegenmittel, dem vielleicht auch
manche innere Schäden weichen würden. In jedem Fall muß etwas in die-
ser Richtung geschehen, wenn uns nicht der Gegner factisch in bloßen Projec-
ten zum einigen Widerstand, aber mit zerrissenen und unausgebildeten Kräf-
ten überraschen soll.



[Spaltenumbruch] nennen: 1) Ernennung eines Generallieutenants des Bundes. Ein ſolcher Stell-
verkreter des Bundesfeldherrn iſt in der Bundesverfaſſung vorgeſehen. Durch
die Ernennung eines Generallieutenants wird die ſo ſchwierige Bundesfeld-
herrnfrage vertagt, gleichwohl kann der Generallieutenant für die Entwicklung
der Bundeswehrkraft Sorge tragen, und jedenfalls viele Einrichtungen treffen
zu welchen der nur im Augenblick des unmittelbarſten Bedürfniſſes ernannte
Bundesfeldherr nicht mehr Zeit haben dürfte. Dem Bundesgenerallieutenant,
der mit dem Bundestag und der Bundesmilitärcommiſſion in unmittelbare
Beziehung zu treten hätte, würde ein entſprechender Generalſtab zuzugeſellen
ſeyn; das Standquartier wäre ſelbſtredend Frankfurt am Main. Ihm unter-
ſtehen würden zunächſt nur die Truppen der Regierungen welche ſich dazu
bereit erklären.

2) Ernennung von Commandeuren mit bezüglichem Generalſtab
für alle zuſammengeſetzten deutſchen Armeecorps. Ein ſolcher Armee-
corpscommandeur würde keine entſcheidenden Anordnungen zu treffen
haben, wohl aber ihm das Recht zu Vorſchlägen aller Art zuſtehen,
und andrerſeits würden die Contingente vor Einführung einer Anord-
nung ſtets das Gutachten des Corpscommandeurs einzuholen haben.
Das Ernennungsrecht zu dieſem Poſten würde den einzelnen Contin-
genten nach der Reihenfolge ihres Umfangs zufallen. Dem Armeecorps.
commandenr müßte namentlich das Recht der Wahl ſeines Stabes, das
der Inſpection, das des Vorſchlags zu Beſörderungen und das der Führung
im Fall der Concentration des Armeecorps zugeſtanden werden. 3) Formi-
rung der geſetzmäßigen Bundescontingente nach der wirklichen Größe der
Einwohneranzahl der Staaten. 4) Einreihung der Reſerve-Infanteriedivi-
ſion in die reindeutſchen Armeecorps. 5) Zuſammenziehung der letztern zu
großen Herbſtübungen und Inſpicirung während derſelben durch den Bun-
desgenerallieutenant. 6) Aufhebung der Contingentspflicht der Hanſeſtädte
und Verwendung ihres bezüglichen Militärbudgets zur Begründung einer
Bundesmarine, für die Ausbildung der Handelsmarine der reindeutſchen
Staaten und die Vertheidigung der Küſten. 7) Directe und indirecte Ver-
ſtärkung der Bundesfeſtungen. (Die Erweiterung von Mainz, die Er-
bauung des Forts bei Kehl, von Küſtenbefeſtigungen namentlich an den
Flußmündungen der Nordſeeküſte, Anlegung eines verſchanzten Lagers im
ſüdlichen Theile Badens, die Erbauung einer Eiſenbahn von Bruchſal nach
Germersheim.) 8) Die Legung von permanenten Telegraphenlinien wo die-
ſelben nützlich ſeyn können, Errichtung eines Bundesheertelegraphencorps mit
entſprechender Ausrüſtung zur Legung proviſoriſcher Telegraphendräthe. 9)
Legung von Doppelgeleiſen auf allen Bahnſtrecken, wo erſichtlich dieſelben
zum Zweck der unausgeſetzten Förderung großer Transporte nothwendig
werden dürften. Ausbildung eines militäriſchen Eiſenbahnperſonals um
dem erhöhten Bedürfniß nach einem ſolchen bei plötzlichen großen Militär-
transporten entſprechen zu können. 10) Ausarbeitung von allgemeinen Vor-
ſchriften für das Bundesheer in Betreff des Verpflegs-, des Sanitäts- und
des Verkehrsweſens ꝛc., wo ſolche Beſtimmungen fehlen. Anfertigung von
Ueberſichten über die Productionskraft der deutſchen und der etwa disponiblen
fremden Waffenfabriken, des vorhandenen Pferdebeſtandes, der ſonſtigen
Ausrüſtungs- und Unterhaltsbedürfniſſe der Truppen u. ſ. w. Wir könn-
ten die Zahl dieſer Maßnahmen zur Förderung der Widerſtandskraft Deutſch-
lands und zur Wahrung ſeiner Unabhängigkeit noch vielfach vermehren; die
vorliegenden, deren Zweckmäßigkeit und Wirkſamkeit auch ohne weitern
Nachweis ſelbſt dem militäriſchen Laien klar ſeyn werden, dürſten genügen
um zu zeigen daß ſchwerlich irgendeine Gegend unſeres großen Vaterlan-
des, nirgends ein Stamm des deutſchen Volks gefunden werden dürfte
der nicht locale Vorwürfe, unmittelbar vorliegende concrete Ziele in dieſer
Beziehung ins Auge faſſen und verfolgen könnte. Man werfe uns nicht ein daß
dieſe Maßnahmen zum Theil viel zu fachlich um allgemeines Intereſſe zu er-
regen. Wir würden wenigſtens darauf erwiedern daß nur in dieſem concreten
Gebiet überhaupt eine erfolgreiche gemeinſame nachhaltige Vereinsthätigkeit
möglich iſt, daß die Wirkſamkeit aller jener Maßnahmen mit geringer Mühe
für das allgemeine Verſtändniß nachgewieſen werden kann, daß, wenn das
deutſche Volk nicht unmittelbar für ihre Verwirklichung ſorgt, dieſelben trotz
ihrer Bedeutſamkeit unausgeführt bleiben werden, wie ſie ſeit 1816 unausge-
führt geblieben ſind. Ueberall wird man das allgemeine Vertrauen genießende
Fachmänner finden, welche die concreten Ziele aufzufinden und zu behandeln
im Stande ſind, und die Mittel anzugeben vermögen wie ſie zu fördern.

Die Art wie ſich die Vereine dabei zu betheiligen, wie ſie die Regierungen
darin zu unterſtützen hätten, dürfte für den Augenblick etwa folgende ſeyn. Alle
Vereine ſtehen unter einem Generalausſchuß, der aus etwa 15, 18 ꝛc. Männern
zu bilden wäre deren Vaterlandsliebe über jeden Zweifel erhaben iſt. Man
wird leicht 5 bis 6 Männer je in Preußen, in Oeſterreich und in den rein-
deutſchen Staaten zu nennen vermögen die das allgemeine Vertrauen im höch-
ſten Grade genießen. Dieſen Männern ſind alle Vorſchläge zu Maßnahmen
der obenerwähnten Art zu unterbreiten, dieſelben werden außerdem Preisauf-
gaben in dieſer Beziehung auszuſchreiben haben. Nach eigener oder fremder
[Spaltenumbruch] zuverläſſiger Fach- und Localkenntniß wird der Generalausſchuß die zweck-
mäßigſten unter den bezüglichen Maßnahmen und die Art ihrer Verwirk-
lichung beſtimmen. Die ſo feſtgeſtellten Vorwürfe mit allen geſetzmäßigen,
moraliſchen und materiellen Mitteln zu unterſtützen, ſind ſämmtliche Vereine
verpflichtet. Wir rechnen dahin die Bearbeitung der Preisaufgaben unmittel-
bar, als Material für die Regierungen, die Ausführungen einzelner
Maßnahmen auf eigene Koſten, Petitionen an die Regierungen und
Stände in den bezüglichen Richtungen, Unterſtützung der Regierungen
durch Ausſchüſſe welche ſich der Ausführung beſtimmter ihrer Befähigung
beſonders entſprechender Aufgaben freiwillig unterziehen. Um in ſolcher Weiſe
thätig ſeyn zu können, ſind natürlich beſtimmte Geldbeiträge der Vereins-
mitglieder unerläßlich. Von dieſen würden zunächſt die Ausgaben für das
Bureau und der bezügliche Perſonalaufwand jedes Mitglieds des General-
ausſchuſſes zu beſtreiten ſeyn; denn da die Zuſammenkünfte derſelben nur
gelegentlich ſeyn könnten, ſo würde die Verbindung der Mitglieder unter ſich
wie mit den Vereinen eine ausgebreitete Correſpondenz, lithographiſche Ver-
vielſältigung der Schreiben ꝛc. nöthig machen. Ferner wären davon die
Preiſe für die Preisaufgaben, dann die ſelbſtändig auszuführenden Maß-
nahmen zu beſtreiten. Vielleicht würde es von großem Werth ſeyn für die
Geſchäftsordnung der Vereine den einen Punkt feſtzuſetzen: daß dieſelben für
ihre Geſchäfte Sitzungen hielten, aber ſich nicht zu dieſem Zweck geſellig ver-
ſammeln. Alles Rauchen, Eſſen, Trinken würde ſelbſtredend bei den Sitzun-
gen wegfallen müſſen. Daß der Ernſt der Sache dieſelbe Rückſicht verlangt
die bei jeder Amtshandlung beachtet wird, bedarf wohl keines Beweiſes, und
die kleine Disciplin würde alle Elemente von den Vereinen fernhalten welche
dieſelben etwa lediglich als Zeitvertreib zu benützen trachten ſollten. Wer
ſich den Vereinszwecken widmet, der wird auch ein Opfer ſeinen Mußeſtunden
bringen können. Sicher iſt daß durch dieſe Disciplin mancher Zeitvergeu-
dung vorgebeugt würde. Wenn die Vereinsmitglieder dadurch an Zahl gemin-
dert werden, ſo wird dadurch die Zahl der Vereine doch ſicher nicht leiden,
und jeder einzelne das Vertrauen ſeiner Mitbürger in um ſo höhererm Grade
beſitzen. Was dadurch an Beiträgen von Vereinsmitgliedern verloren geht,
würden alſo die freiwillige Gaben um ſo ſicherer erſetzen.

Wir wiſſen daß eine ſolche Organiſation dem deutſchen Charakter im
allgemeinen nicht munden wird; aber iſt das Ziel in welchem nach den Wor-
ten des Prinz-Regenten alle deutſchen Regierungen und alle deutſchen Stämme
übereinſtimmen, vielleicht allein übereinſtimmen, anders zu erreichen? Und
iſt nicht die Erreichung dieſes Ziels das Rothwendigſte das Dringendſte
was überhaupt vorliegt? Mit allem Debattiren über Doctrinen und
Theorien fördern wir die Widerſtandskraft unſeres Vaterlandes um kein
Atom. Indem das deutſche Volk ſelbſtändig die Erſtrebung concreter Maß-
nahmen ins Auge faßt, welche den Wünſchen und Intereſſen aller deut-
ſchen Regierungen zweifelsohne entſprechen, werden dieſe nicht bloß zu ener-
giſcherem Thun als bisher angetrieben, ſie werden nicht bloß feſter, vertrau-
ensvoller der Zukunft ins Auge ſchauen, und den Prüfungen die ſich vorbe-
reiten gerüſteten Armes und Sinnes entgegengehen, ſondern dem ganzen
Auslande
wird auch die unwiderlegliche Ueberzeugung aufgezwungen daß
wirklich, wo es „die Vertheidigung der Unabhängigkeit des deutſchen Volkes,
die Unverletzbarkeit des vaterländiſchen Bodens gilt,“ alle innern Meinungs-
verſchiedenheiten ſchweigen, und das ganze deutſche Volk nur von einem Ge-
fühl beſeelt iſt. Der unſere Freiheit bedrohende Gegner wird es dann jeden-
falls viel ſchwerer finden die durch einen unerhörten Gewaltact und Rechts-
bruch ihm unterworfene Nation über die Gefahr des Kampfes zu täuſchen
in welche er ſie zu ſtürzen beabſichtigt, über die Schwierigkeit eines Sieges,
der ihr ſonſt als ſpielend zu erringen erſcheinen könnte. Vor allem werden
aber die Wehrvereine uns ſelbſt in unſern Entſchlüſſen kräftigen, denn vergeſſen
wir nur nicht daß gerade unſer kaum erwachtes und noch ſchwaches Gemein-
gefühl von dem ſo ſchlauen und unſere Schwäche wohl erkennenden Gegner
auf eine harte Probe geſtellt werden wird. Wie derſelbe im Orient und in
Italien den Krieg localiſirte um, die Kurzſichtigkeit und die Zerriſſenheit aus-
beutend, jede Coalition der Bedrohten zu verhindern, ſo wird er auch am
Rhein das l’un après l’autre verſuchen.

Er wird vielleicht nur einen Theil des Rheinlandes, jedenfalls nur dieſes
zu überraſchen und zu erobern, und dann auf Grund des fait accompli zu
unterhandeln ſuchen. Wird man in ganz Deutſchland mit gleicher Energie
entſchloſſen ſeyn wirklich lieber das Aeußerſte zu wagen, den letzten Bluts-
tropfen daran zu ſetzen, damit hinfort wenigſtens kein Zollbreit deutſcher Erde
mehr fremden Eroberern preisgegeben werde? Je größer die Apathie und
leider die nur zu berechtigte Verſtimmung in manchen Theilen Deutſchlands
iſt, deſto größer und begründeter iſt die Befürchtung daß nicht das Aeußerſte
zur Vertheidigung geſchieht. Und gerade gegen dieſe Apathie und Verſtim-
mung iſt Organiſation und Action das beſte Gegenmittel, dem vielleicht auch
manche innere Schäden weichen würden. In jedem Fall muß etwas in die-
ſer Richtung geſchehen, wenn uns nicht der Gegner factiſch in bloßen Projec-
ten zum einigen Widerſtand, aber mit zerriſſenen und unausgebildeten Kräf-
ten überraſchen ſoll.



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[2822/0010] nennen: 1) Ernennung eines Generallieutenants des Bundes. Ein ſolcher Stell- verkreter des Bundesfeldherrn iſt in der Bundesverfaſſung vorgeſehen. Durch die Ernennung eines Generallieutenants wird die ſo ſchwierige Bundesfeld- herrnfrage vertagt, gleichwohl kann der Generallieutenant für die Entwicklung der Bundeswehrkraft Sorge tragen, und jedenfalls viele Einrichtungen treffen zu welchen der nur im Augenblick des unmittelbarſten Bedürfniſſes ernannte Bundesfeldherr nicht mehr Zeit haben dürfte. Dem Bundesgenerallieutenant, der mit dem Bundestag und der Bundesmilitärcommiſſion in unmittelbare Beziehung zu treten hätte, würde ein entſprechender Generalſtab zuzugeſellen ſeyn; das Standquartier wäre ſelbſtredend Frankfurt am Main. Ihm unter- ſtehen würden zunächſt nur die Truppen der Regierungen welche ſich dazu bereit erklären. 2) Ernennung von Commandeuren mit bezüglichem Generalſtab für alle zuſammengeſetzten deutſchen Armeecorps. Ein ſolcher Armee- corpscommandeur würde keine entſcheidenden Anordnungen zu treffen haben, wohl aber ihm das Recht zu Vorſchlägen aller Art zuſtehen, und andrerſeits würden die Contingente vor Einführung einer Anord- nung ſtets das Gutachten des Corpscommandeurs einzuholen haben. Das Ernennungsrecht zu dieſem Poſten würde den einzelnen Contin- genten nach der Reihenfolge ihres Umfangs zufallen. Dem Armeecorps. commandenr müßte namentlich das Recht der Wahl ſeines Stabes, das der Inſpection, das des Vorſchlags zu Beſörderungen und das der Führung im Fall der Concentration des Armeecorps zugeſtanden werden. 3) Formi- rung der geſetzmäßigen Bundescontingente nach der wirklichen Größe der Einwohneranzahl der Staaten. 4) Einreihung der Reſerve-Infanteriedivi- ſion in die reindeutſchen Armeecorps. 5) Zuſammenziehung der letztern zu großen Herbſtübungen und Inſpicirung während derſelben durch den Bun- desgenerallieutenant. 6) Aufhebung der Contingentspflicht der Hanſeſtädte und Verwendung ihres bezüglichen Militärbudgets zur Begründung einer Bundesmarine, für die Ausbildung der Handelsmarine der reindeutſchen Staaten und die Vertheidigung der Küſten. 7) Directe und indirecte Ver- ſtärkung der Bundesfeſtungen. (Die Erweiterung von Mainz, die Er- bauung des Forts bei Kehl, von Küſtenbefeſtigungen namentlich an den Flußmündungen der Nordſeeküſte, Anlegung eines verſchanzten Lagers im ſüdlichen Theile Badens, die Erbauung einer Eiſenbahn von Bruchſal nach Germersheim.) 8) Die Legung von permanenten Telegraphenlinien wo die- ſelben nützlich ſeyn können, Errichtung eines Bundesheertelegraphencorps mit entſprechender Ausrüſtung zur Legung proviſoriſcher Telegraphendräthe. 9) Legung von Doppelgeleiſen auf allen Bahnſtrecken, wo erſichtlich dieſelben zum Zweck der unausgeſetzten Förderung großer Transporte nothwendig werden dürften. Ausbildung eines militäriſchen Eiſenbahnperſonals um dem erhöhten Bedürfniß nach einem ſolchen bei plötzlichen großen Militär- transporten entſprechen zu können. 10) Ausarbeitung von allgemeinen Vor- ſchriften für das Bundesheer in Betreff des Verpflegs-, des Sanitäts- und des Verkehrsweſens ꝛc., wo ſolche Beſtimmungen fehlen. Anfertigung von Ueberſichten über die Productionskraft der deutſchen und der etwa disponiblen fremden Waffenfabriken, des vorhandenen Pferdebeſtandes, der ſonſtigen Ausrüſtungs- und Unterhaltsbedürfniſſe der Truppen u. ſ. w. Wir könn- ten die Zahl dieſer Maßnahmen zur Förderung der Widerſtandskraft Deutſch- lands und zur Wahrung ſeiner Unabhängigkeit noch vielfach vermehren; die vorliegenden, deren Zweckmäßigkeit und Wirkſamkeit auch ohne weitern Nachweis ſelbſt dem militäriſchen Laien klar ſeyn werden, dürſten genügen um zu zeigen daß ſchwerlich irgendeine Gegend unſeres großen Vaterlan- des, nirgends ein Stamm des deutſchen Volks gefunden werden dürfte der nicht locale Vorwürfe, unmittelbar vorliegende concrete Ziele in dieſer Beziehung ins Auge faſſen und verfolgen könnte. Man werfe uns nicht ein daß dieſe Maßnahmen zum Theil viel zu fachlich um allgemeines Intereſſe zu er- regen. Wir würden wenigſtens darauf erwiedern daß nur in dieſem concreten Gebiet überhaupt eine erfolgreiche gemeinſame nachhaltige Vereinsthätigkeit möglich iſt, daß die Wirkſamkeit aller jener Maßnahmen mit geringer Mühe für das allgemeine Verſtändniß nachgewieſen werden kann, daß, wenn das deutſche Volk nicht unmittelbar für ihre Verwirklichung ſorgt, dieſelben trotz ihrer Bedeutſamkeit unausgeführt bleiben werden, wie ſie ſeit 1816 unausge- führt geblieben ſind. Ueberall wird man das allgemeine Vertrauen genießende Fachmänner finden, welche die concreten Ziele aufzufinden und zu behandeln im Stande ſind, und die Mittel anzugeben vermögen wie ſie zu fördern. Die Art wie ſich die Vereine dabei zu betheiligen, wie ſie die Regierungen darin zu unterſtützen hätten, dürfte für den Augenblick etwa folgende ſeyn. Alle Vereine ſtehen unter einem Generalausſchuß, der aus etwa 15, 18 ꝛc. Männern zu bilden wäre deren Vaterlandsliebe über jeden Zweifel erhaben iſt. Man wird leicht 5 bis 6 Männer je in Preußen, in Oeſterreich und in den rein- deutſchen Staaten zu nennen vermögen die das allgemeine Vertrauen im höch- ſten Grade genießen. Dieſen Männern ſind alle Vorſchläge zu Maßnahmen der obenerwähnten Art zu unterbreiten, dieſelben werden außerdem Preisauf- gaben in dieſer Beziehung auszuſchreiben haben. Nach eigener oder fremder zuverläſſiger Fach- und Localkenntniß wird der Generalausſchuß die zweck- mäßigſten unter den bezüglichen Maßnahmen und die Art ihrer Verwirk- lichung beſtimmen. Die ſo feſtgeſtellten Vorwürfe mit allen geſetzmäßigen, moraliſchen und materiellen Mitteln zu unterſtützen, ſind ſämmtliche Vereine verpflichtet. Wir rechnen dahin die Bearbeitung der Preisaufgaben unmittel- bar, als Material für die Regierungen, die Ausführungen einzelner Maßnahmen auf eigene Koſten, Petitionen an die Regierungen und Stände in den bezüglichen Richtungen, Unterſtützung der Regierungen durch Ausſchüſſe welche ſich der Ausführung beſtimmter ihrer Befähigung beſonders entſprechender Aufgaben freiwillig unterziehen. Um in ſolcher Weiſe thätig ſeyn zu können, ſind natürlich beſtimmte Geldbeiträge der Vereins- mitglieder unerläßlich. Von dieſen würden zunächſt die Ausgaben für das Bureau und der bezügliche Perſonalaufwand jedes Mitglieds des General- ausſchuſſes zu beſtreiten ſeyn; denn da die Zuſammenkünfte derſelben nur gelegentlich ſeyn könnten, ſo würde die Verbindung der Mitglieder unter ſich wie mit den Vereinen eine ausgebreitete Correſpondenz, lithographiſche Ver- vielſältigung der Schreiben ꝛc. nöthig machen. Ferner wären davon die Preiſe für die Preisaufgaben, dann die ſelbſtändig auszuführenden Maß- nahmen zu beſtreiten. Vielleicht würde es von großem Werth ſeyn für die Geſchäftsordnung der Vereine den einen Punkt feſtzuſetzen: daß dieſelben für ihre Geſchäfte Sitzungen hielten, aber ſich nicht zu dieſem Zweck geſellig ver- ſammeln. Alles Rauchen, Eſſen, Trinken würde ſelbſtredend bei den Sitzun- gen wegfallen müſſen. Daß der Ernſt der Sache dieſelbe Rückſicht verlangt die bei jeder Amtshandlung beachtet wird, bedarf wohl keines Beweiſes, und die kleine Disciplin würde alle Elemente von den Vereinen fernhalten welche dieſelben etwa lediglich als Zeitvertreib zu benützen trachten ſollten. Wer ſich den Vereinszwecken widmet, der wird auch ein Opfer ſeinen Mußeſtunden bringen können. Sicher iſt daß durch dieſe Disciplin mancher Zeitvergeu- dung vorgebeugt würde. Wenn die Vereinsmitglieder dadurch an Zahl gemin- dert werden, ſo wird dadurch die Zahl der Vereine doch ſicher nicht leiden, und jeder einzelne das Vertrauen ſeiner Mitbürger in um ſo höhererm Grade beſitzen. Was dadurch an Beiträgen von Vereinsmitgliedern verloren geht, würden alſo die freiwillige Gaben um ſo ſicherer erſetzen. Wir wiſſen daß eine ſolche Organiſation dem deutſchen Charakter im allgemeinen nicht munden wird; aber iſt das Ziel in welchem nach den Wor- ten des Prinz-Regenten alle deutſchen Regierungen und alle deutſchen Stämme übereinſtimmen, vielleicht allein übereinſtimmen, anders zu erreichen? Und iſt nicht die Erreichung dieſes Ziels das Rothwendigſte das Dringendſte was überhaupt vorliegt? Mit allem Debattiren über Doctrinen und Theorien fördern wir die Widerſtandskraft unſeres Vaterlandes um kein Atom. Indem das deutſche Volk ſelbſtändig die Erſtrebung concreter Maß- nahmen ins Auge faßt, welche den Wünſchen und Intereſſen aller deut- ſchen Regierungen zweifelsohne entſprechen, werden dieſe nicht bloß zu ener- giſcherem Thun als bisher angetrieben, ſie werden nicht bloß feſter, vertrau- ensvoller der Zukunft ins Auge ſchauen, und den Prüfungen die ſich vorbe- reiten gerüſteten Armes und Sinnes entgegengehen, ſondern dem ganzen Auslande wird auch die unwiderlegliche Ueberzeugung aufgezwungen daß wirklich, wo es „die Vertheidigung der Unabhängigkeit des deutſchen Volkes, die Unverletzbarkeit des vaterländiſchen Bodens gilt,“ alle innern Meinungs- verſchiedenheiten ſchweigen, und das ganze deutſche Volk nur von einem Ge- fühl beſeelt iſt. Der unſere Freiheit bedrohende Gegner wird es dann jeden- falls viel ſchwerer finden die durch einen unerhörten Gewaltact und Rechts- bruch ihm unterworfene Nation über die Gefahr des Kampfes zu täuſchen in welche er ſie zu ſtürzen beabſichtigt, über die Schwierigkeit eines Sieges, der ihr ſonſt als ſpielend zu erringen erſcheinen könnte. Vor allem werden aber die Wehrvereine uns ſelbſt in unſern Entſchlüſſen kräftigen, denn vergeſſen wir nur nicht daß gerade unſer kaum erwachtes und noch ſchwaches Gemein- gefühl von dem ſo ſchlauen und unſere Schwäche wohl erkennenden Gegner auf eine harte Probe geſtellt werden wird. Wie derſelbe im Orient und in Italien den Krieg localiſirte um, die Kurzſichtigkeit und die Zerriſſenheit aus- beutend, jede Coalition der Bedrohten zu verhindern, ſo wird er auch am Rhein das l’un après l’autre verſuchen. Er wird vielleicht nur einen Theil des Rheinlandes, jedenfalls nur dieſes zu überraſchen und zu erobern, und dann auf Grund des fait accompli zu unterhandeln ſuchen. Wird man in ganz Deutſchland mit gleicher Energie entſchloſſen ſeyn wirklich lieber das Aeußerſte zu wagen, den letzten Bluts- tropfen daran zu ſetzen, damit hinfort wenigſtens kein Zollbreit deutſcher Erde mehr fremden Eroberern preisgegeben werde? Je größer die Apathie und leider die nur zu berechtigte Verſtimmung in manchen Theilen Deutſchlands iſt, deſto größer und begründeter iſt die Befürchtung daß nicht das Aeußerſte zur Vertheidigung geſchieht. Und gerade gegen dieſe Apathie und Verſtim- mung iſt Organiſation und Action das beſte Gegenmittel, dem vielleicht auch manche innere Schäden weichen würden. In jedem Fall muß etwas in die- ſer Richtung geſchehen, wenn uns nicht der Gegner factiſch in bloßen Projec- ten zum einigen Widerſtand, aber mit zerriſſenen und unausgebildeten Kräf- ten überraſchen ſoll.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860, S. 2822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine169_1860/10>, abgerufen am 26.06.2024.