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Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860.

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Mit der wiederholt von warmem Beifall begrüßten Festrede und ihrem
patriotischen Grundton war dem Schillerfest sein dem jetzigen nationalen
Streben entsprechender Charakter verliehen. Jetzt sang der Männerchor den
Siegesgesang aus Klopstocks Hermannsschlacht, von Fr. Lachner so wirksam
componirt, und nachher des kaum heimgegangenen Barden E. M. Arndt
"Deutsches Vaterland." Hofschauspieler Wentzel trug das Eleusinische Fest
mit Schwung und Ausdruck vor, und der gemischte Chor sang zwei liebliche
Lieder: "an die Musik" von L. Stark und ein Mendelssohn'sches Lied. Den
Schluß aber bildete wie immer das Frühlingslied, von einem Mitglied der
Gesellschaft unter Begleitung des Chors sehr ausdrucksvoll gesungen. Gerade
vor 30 Jahren, für das Schillerfest von 1830, war dieses Lied von Ritter
gedichtet und von Lindpaintner damals für Pezolds unvergleichliche Stimme
componirt worden. Was braucht es mehr als seine ununterbrochene Wie-
derholung an allen Schillerfesten seither um zu zeigen wie dieses gemüthvolle
Lied das Lieblingslied aller geworden und geblieben ist? Auf dem Schiller-
platz hatte sich inzwischen eine unabsehbare Menge um das Denkmal ver-
sammelt, Kopf an Kopf standen die Tausende; mit Einbruch der Nacht zogen
die Sänger auf dem Platz ein, das Standbild erglänzte in der Beleuchtung,
die Sänger betraten die Stufen, und noch einmal wurde Arndts Vaterlands-
lied mit Begeisterung angestimmt. Das Hoch, dießmal in Schillers Anden-
ken auf das Vaterland, wurde von den Stufen des Denkmals aus mit folgen-
den Worten dargebracht: "Vor des unsterblichen Dichters Standbild, auf
der Stätte wo vor wenigen Monden in den ewig denkwürdigen deutschen Festta-
gen Schillers Heimath ihrem größten Sohn die dankbare Huldigung dargebracht
hat, sind wir in Schillers Geist auch heute versammelt, und wir feiern in diesen
Tagen der Bedrängniß, da die deutsche Nation wie einst zur Zeit seines Heim-
gangs von fremder Gewalt und wälschem Uebermuth bedroht ist, sein An-
denken, wenn wir all' unser Sehnen und Denken, all' unser Handeln dem ge-
liebten Vaterlande weihen. So erschalle denn heute vor Deinen verklärten
Zügen und im Aufblick zu Deinem unsterblichen Geist, hoher Meister, un-
serem deutschen Vaterland, seiner Einheit und Größe unser begeistertes
Hoch!" Begeistert stimmte die Menge, die bis dahin lautlos gehorcht, mit
ein, und weithin hallte durch die Nacht der Jubelruf. Die Sänger beschlo-
ßen den Abend mit einem im Bürgergesellschaftssaal veranstalteten und durch
manche kernige Trinksprüche gewürzten Mahle. Wir freuen uns daß der Lie-
derkranz die Reihenfolge seiner jährlichen Frühlingsschillerfeste auch nach dem
großen Jubiläum der unvergeßlichen Novembertage in so tüchtiger Weise ein-
gehalten hat. (Schw. M.)



Telegraphische Berichte.


Mazzini ist von Genua aus in
Palermo eingetroffen; er ist begleitet von 80 seiner Parteigenossen.

Gestern 81/4 Uhr Abends
sandte der Prinz-Regent den Rittmeister Lon zu L. Napoleon, sich
ansagend, nachdem er auch andere Souveräne zuerst besucht. Dem
Prinz-Regenten wollte L. Napoleon zuerst Besuche machen, indessen
erschien der Prinz-Regent um halb 9 Uhr in der Stephanie-Villa bei
dem Kaiser, und blieb bis 91/4 Uhr. Später nahm L. Napoleon
Thee bei dem Großherzog im Schloß, wobei nur die daselbst woh-
nenden Fürsten von Weimar und Koburg anwesend waren. Heute
Dejeauner auf dem Altschloß.

Louis Napoleon empfieng
Besuche von dem Herzog von Koburg und dem Großherzog von
Sachsen-Weimar um 10 Uhr, der Könige von Württemberg um
11 Uhr, von Sachsen, Bayern und Hannover um 1 Uhr. Auf den
Wunsch des französischen Kaisers war deßhalb das Dejeauner abbe-
stellt. Louis Napoleon erwiederte die Besuche nach 3 Uhr, traf aber
den König von Hannover nicht zu Hause. Er besuchte um 4 Uhr
die Frau Prinzessin von Preußen. Um 5 Uhr Abends war großes
Diner bei dem Großherzog von Baden. Alle Besuche geschahen in
Civilkleidern, um den rein persönlichen Charakter der Zusammenkunft
zu wahren. Die Nachricht der französischen Blätter die Kaiserin-
Wittwe von Rußland habe in Lyon die Zusammenkunft vermittelt,
ist durchaus falsch und rein erfunden. Der Herzog von Naffau ist
ebenfalls eingetroffen.


Oesterr. 5proc. National-Anleihe 621/4;
5proc. Metall. 53; Bankactien 784; Lotterie-Anlehensloose von 1854 76;
von 1858 98; von 1860 743/4; Ludwigshafen-Berbacher E.-B.-A. 1261/4; bayer.
Ostbahn-Actien 1011/4; voll eingezahlt 1013/4; österr. Credit-Mobilier-Actien
174. Wechselcurse: Paris 931/4; London 117; Wien 911/4. Schluß günstigst.

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Oesterr. 5proc. National-Anleihe 79.50; 5proc. Metak.
69.70; Lotterie-Aulehensloose von 1854 99.25; von 1858 106.25; von 1860
95.50; Bankactien 859; österr. Credit-Mobilieractien 188.90; Donaubampfschiff-
fahrtsactien 442; Staatsbahnactien 265.50; Nordbahnactien 187.60. Wechsel-
curse:
Augsburg 3 Mouat 108; London 126.25.

3proc. Consols 931/2.



Neueste Posten.

Die norddeutsche Post ist uns wegen ver-
säumten Anschlusses bei Bamberg heute Abend nicht zugegangen.

Die Bundesversammlung beschäf-
tigte sich in ihrer heutigen Sitzung ausschließlich mit Gegenständen welche
die Verwaltung der Bundesfestungen betreffen.

Die Ztg. für Nordd. schreibt über die un-
erwartete Reise des Königs nach Berlin: Man bringt die Reise in Zusam-
menhang mit dem Fürstencongreß in Baden-Baden; jedoch sollen preußische
Auffassungen unserer innern Verhältnisse derselben gleichfalls nicht fremd
seyn.

Die N. Hannov. Ztg. bezeichnet in sehr gereiztem Ton die gestrige
Nachricht der Weser-Ztg. Graf v. Borries werde sein Portefeuille niederlegen
und Hr. v. Münchhausen ein neues Ministerium bilden als völlig erfunden.

In der vorgestrigen Sitzung des Grundbuchcomite's
soll Graf Barkoczy seinen Antrag: diese ganze Vorlage ohne Erörterung der
Details an die Landesvertretungen zu weisen, daher in diesem Sinn alsogleich
einen Bericht an den Reichsrath abzustatten, erneuert haben. Die Berathun-
gen hierüber dauerten vier volle Stunden. Frhr. v. Salvotti unterstützte den
Antrag gegen Frhrn. v. Lichtenfels, der die paragraphenweise Erörterung in
Schutz nahm. Die Discussion zwischen den beiden genannten Herren soll sehr
lebhaft gewesen seyn. Der anwesende Justizminister vertheidigte gleichfalls die
Detailberathungen, und nachdem diesem auch die HH. Straffer, Polanski und
Hein sich anschlossen, wurde die Erörterung der einzelnen Bestimmungen be-
schlossen. Hierauf erklärte Graf Barkoczy: daß er an diesen Berathungen,
welche die Competenz der Landesvertretungen präjudiciren, nicht theilnehmen
könne, und aufhöre Mitglied des Comite's zu seyn, worüber er dem Erzherzog-
Präsidenten die Anzeige machen werde. -- Gestern wurde die zweite Sitzung
des Comite's abgehalten. -- Frhr. v. Seebach hatte gestern besondere Audienz
bei dem Kaiser. Der Unterrichtsminister Graf Thun hat sich auf einige Tage
nach Prag begeben. (Wand.)

Gestern sind, nach der Oesterr. Ztg., die Reinschristen der Gesetzes-
entwürfe für die Regelung der kirchlichen Verhältnisse der Evangelischen in
den deutsch-slavischen Provinzen zur Vorlage an das Cultusministerium voll-
endet worden.

Ein Wiener Blatt bringt sogar aus Venedig die
Nachricht daß die Fregatte "Donau" und die Brig "Pylades" zum Geschwader
des Commodore Wüllerstorf stoßen sollen. Ich kann versichern daß dieß nicht
der Fall ist. Jenes Geschwader ist groß genug um die österreichischen Unter-
thanen in Sicilien und Neapel zu schützen, und einen andern Zweck hatte des-
sen Absendung nicht. Ja es wird den neuesten Verfügungen gemäß selbst das
Linienschiff "Kaiser" nicht bemannt, sondern es bleibt in Seebereitschaft in
Pola, und Contre-Admiral Ritter v. Fautz ist von dort zurückgekehrt. Mögen
die piemontesischen Blätter in die Allarmtrompeten stoßen so viel sie wollen,
Sie können überzeugt seyn daß Oesterreich nicht im mindesten gesonnen ist
eine offensive Action gegen das "regno d'Italia" anzunehmen, wo sich ohne-
hin allmählich die Entwicklung vorbereitet welche jeder denkende Politiker
der sich durch die schimmernden Erfolge Cavours und die Waffenthaten Gari-
baldi's nicht verblenden ließ voraussah. Es könnte keinen größern politischen
Mißgriff geben als in diesem Augenblick irgendeine Intervention in die italie-
nischen Angelegenheiten. -- Geftern Abend hat sich die Dampf-Yacht "Phan-
tasie" nach Miramar begeben, von wo das erzherzogliche Paar einen Ausflug
nach Dalmatien unternehmen wird. -- Heute ist der Lloyddampfer "Stam-
bul" von hier nach Ancona und den neapolitanischen Häfen abgegangen, er
nahm 320 Freiwillige mit, davon 205 -- worunter 61 Irländer -- nach An-
cona, 115 nach Molfetta. Auch schifften sich wieder sieben Officiere nach dem
Kirchenstaat ein. Von den Irländern kehren aber manche in ihre Hei-
math zurück. Theils haben sie wirkliche Gründe zur Unzufriedenheit, theils wer-
den sie von den Agenten des englischen Consuls bearbeitet, der ihnen anderer-
seits jede Unterstützung verweigert, da sie, wie er meint, durch den Eintritt in
päpstliche Dienste ihr Bürgerrecht verloren haben. Viel mehr jedoch als die
Organisirung seiner Armee macht dem General Lamoriciere die römische Ad-
ministration zu schaffen, wie mir eine in Ancona ansässige Person mittheilt,
und es gehört die ganze Ausdauer des Generals dazu um nicht den Muth zu
verlieren.

Zwei Mauren haben den Brigadier Nanetti ver-
wundet und einen Capitän getödtet. Beide jagten bei Cap Negro. Die mit
der Bestrafung dieses Verbrechens beauftragte maroccanische Commission hat

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Mit der wiederholt von warmem Beifall begrüßten Feſtrede und ihrem
patriotiſchen Grundton war dem Schillerfeſt ſein dem jetzigen nationalen
Streben entſprechender Charakter verliehen. Jetzt ſang der Männerchor den
Siegesgeſang aus Klopſtocks Hermannsſchlacht, von Fr. Lachner ſo wirkſam
componirt, und nachher des kaum heimgegangenen Barden E. M. Arndt
„Deutſches Vaterland.“ Hofſchauſpieler Wentzel trug das Eleuſiniſche Feſt
mit Schwung und Ausdruck vor, und der gemiſchte Chor ſang zwei liebliche
Lieder: „an die Muſik“ von L. Stark und ein Mendelsſohn’ſches Lied. Den
Schluß aber bildete wie immer das Frühlingslied, von einem Mitglied der
Geſellſchaft unter Begleitung des Chors ſehr ausdrucksvoll geſungen. Gerade
vor 30 Jahren, für das Schillerfeſt von 1830, war dieſes Lied von Ritter
gedichtet und von Lindpaintner damals für Pezolds unvergleichliche Stimme
componirt worden. Was braucht es mehr als ſeine ununterbrochene Wie-
derholung an allen Schillerfeſten ſeither um zu zeigen wie dieſes gemüthvolle
Lied das Lieblingslied aller geworden und geblieben iſt? Auf dem Schiller-
platz hatte ſich inzwiſchen eine unabſehbare Menge um das Denkmal ver-
ſammelt, Kopf an Kopf ſtanden die Tauſende; mit Einbruch der Nacht zogen
die Sänger auf dem Platz ein, das Standbild erglänzte in der Beleuchtung,
die Sänger betraten die Stufen, und noch einmal wurde Arndts Vaterlands-
lied mit Begeiſterung angeſtimmt. Das Hoch, dießmal in Schillers Anden-
ken auf das Vaterland, wurde von den Stufen des Denkmals aus mit folgen-
den Worten dargebracht: „Vor des unſterblichen Dichters Standbild, auf
der Stätte wo vor wenigen Monden in den ewig denkwürdigen deutſchen Feſtta-
gen Schillers Heimath ihrem größten Sohn die dankbare Huldigung dargebracht
hat, ſind wir in Schillers Geiſt auch heute verſammelt, und wir feiern in dieſen
Tagen der Bedrängniß, da die deutſche Nation wie einſt zur Zeit ſeines Heim-
gangs von fremder Gewalt und wälſchem Uebermuth bedroht iſt, ſein An-
denken, wenn wir all’ unſer Sehnen und Denken, all’ unſer Handeln dem ge-
liebten Vaterlande weihen. So erſchalle denn heute vor Deinen verklärten
Zügen und im Aufblick zu Deinem unſterblichen Geiſt, hoher Meiſter, un-
ſerem deutſchen Vaterland, ſeiner Einheit und Größe unſer begeiſtertes
Hoch!“ Begeiſtert ſtimmte die Menge, die bis dahin lautlos gehorcht, mit
ein, und weithin hallte durch die Nacht der Jubelruf. Die Sänger beſchlo-
ßen den Abend mit einem im Bürgergeſellſchaftsſaal veranſtalteten und durch
manche kernige Trinkſprüche gewürzten Mahle. Wir freuen uns daß der Lie-
derkranz die Reihenfolge ſeiner jährlichen Frühlingsſchillerfeſte auch nach dem
großen Jubiläum der unvergeßlichen Novembertage in ſo tüchtiger Weiſe ein-
gehalten hat. (Schw. M.)



Telegraphiſche Berichte.


Mazzini iſt von Genua aus in
Palermo eingetroffen; er iſt begleitet von 80 ſeiner Parteigenoſſen.

Geſtern 8¼ Uhr Abends
ſandte der Prinz-Regent den Rittmeiſter Lon zu L. Napoleon, ſich
anſagend, nachdem er auch andere Souveräne zuerſt beſucht. Dem
Prinz-Regenten wollte L. Napoleon zuerſt Beſuche machen, indeſſen
erſchien der Prinz-Regent um halb 9 Uhr in der Stephanie-Villa bei
dem Kaiſer, und blieb bis 9¼ Uhr. Später nahm L. Napoleon
Thee bei dem Großherzog im Schloß, wobei nur die daſelbſt woh-
nenden Fürſten von Weimar und Koburg anweſend waren. Heute
Déjeûner auf dem Altſchloß.

Louis Napoleon empfieng
Beſuche von dem Herzog von Koburg und dem Großherzog von
Sachſen-Weimar um 10 Uhr, der Könige von Württemberg um
11 Uhr, von Sachſen, Bayern und Hannover um 1 Uhr. Auf den
Wunſch des franzöſiſchen Kaiſers war deßhalb das Déjeûner abbe-
ſtellt. Louis Napoleon erwiederte die Beſuche nach 3 Uhr, traf aber
den König von Hannover nicht zu Hauſe. Er beſuchte um 4 Uhr
die Frau Prinzeſſin von Preußen. Um 5 Uhr Abends war großes
Diner bei dem Großherzog von Baden. Alle Beſuche geſchahen in
Civilkleidern, um den rein perſönlichen Charakter der Zuſammenkunft
zu wahren. Die Nachricht der franzöſiſchen Blätter die Kaiſerin-
Wittwe von Rußland habe in Lyon die Zuſammenkunft vermittelt,
iſt durchaus falſch und rein erfunden. Der Herzog von Naffau iſt
ebenfalls eingetroffen.


Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 62¼;
5proc. Metall. 53; Bankactien 784; Lotterie-Anlehenslooſe von 1854 76;
von 1858 98; von 1860 74¾; Ludwigshafen-Berbacher E.-B.-A. 126¼; bayer.
Oſtbahn-Actien 101¼; voll eingezahlt 101¾; öſterr. Credit-Mobilier-Actien
174. Wechſelcurſe: Paris 93¼; London 117; Wien 91¼. Schluß günſtigſt.

[Spaltenumbruch]

Oeſterr. 5proc. National-Anleihe 79.50; 5proc. Metak.
69.70; Lotterie-Aulehenslooſe von 1854 99.25; von 1858 106.25; von 1860
95.50; Bankactien 859; öſterr. Credit-Mobilieractien 188.90; Donaubampfſchiff-
fahrtsactien 442; Staatsbahnactien 265.50; Nordbahnactien 187.60. Wechſel-
curſe:
Augsburg 3 Mouat 108; London 126.25.

3proc. Conſols 93½.



Neueſte Poſten.

Die norddeutſche Poſt iſt uns wegen ver-
ſäumten Anſchluſſes bei Bamberg heute Abend nicht zugegangen.

Die Bundesverſammlung beſchäf-
tigte ſich in ihrer heutigen Sitzung ausſchließlich mit Gegenſtänden welche
die Verwaltung der Bundesfeſtungen betreffen.

Die Ztg. für Nordd. ſchreibt über die un-
erwartete Reiſe des Königs nach Berlin: Man bringt die Reiſe in Zuſam-
menhang mit dem Fürſtencongreß in Baden-Baden; jedoch ſollen preußiſche
Auffaſſungen unſerer innern Verhältniſſe derſelben gleichfalls nicht fremd
ſeyn.

Die N. Hannov. Ztg. bezeichnet in ſehr gereiztem Ton die geſtrige
Nachricht der Weſer-Ztg. Graf v. Borries werde ſein Portefeuille niederlegen
und Hr. v. Münchhauſen ein neues Miniſterium bilden als völlig erfunden.

In der vorgeſtrigen Sitzung des Grundbuchcomité’s
ſoll Graf Barkoczy ſeinen Antrag: dieſe ganze Vorlage ohne Erörterung der
Details an die Landesvertretungen zu weiſen, daher in dieſem Sinn alſogleich
einen Bericht an den Reichsrath abzuſtatten, erneuert haben. Die Berathun-
gen hierüber dauerten vier volle Stunden. Frhr. v. Salvotti unterſtützte den
Antrag gegen Frhrn. v. Lichtenfels, der die paragraphenweiſe Erörterung in
Schutz nahm. Die Discuſſion zwiſchen den beiden genannten Herren ſoll ſehr
lebhaft geweſen ſeyn. Der anweſende Juſtizminiſter vertheidigte gleichfalls die
Detailberathungen, und nachdem dieſem auch die HH. Straffer, Polanski und
Hein ſich anſchloſſen, wurde die Erörterung der einzelnen Beſtimmungen be-
ſchloſſen. Hierauf erklärte Graf Barkoczy: daß er an dieſen Berathungen,
welche die Competenz der Landesvertretungen präjudiciren, nicht theilnehmen
könne, und aufhöre Mitglied des Comité’s zu ſeyn, worüber er dem Erzherzog-
Präſidenten die Anzeige machen werde. — Geſtern wurde die zweite Sitzung
des Comité’s abgehalten. — Frhr. v. Seebach hatte geſtern beſondere Audienz
bei dem Kaiſer. Der Unterrichtsminiſter Graf Thun hat ſich auf einige Tage
nach Prag begeben. (Wand.)

Geſtern ſind, nach der Oeſterr. Ztg., die Reinſchriſten der Geſetzes-
entwürfe für die Regelung der kirchlichen Verhältniſſe der Evangeliſchen in
den deutſch-ſlaviſchen Provinzen zur Vorlage an das Cultusminiſterium voll-
endet worden.

Ein Wiener Blatt bringt ſogar aus Venedig die
Nachricht daß die Fregatte „Donau“ und die Brig „Pylades“ zum Geſchwader
des Commodore Wüllerſtorf ſtoßen ſollen. Ich kann verſichern daß dieß nicht
der Fall iſt. Jenes Geſchwader iſt groß genug um die öſterreichiſchen Unter-
thanen in Sicilien und Neapel zu ſchützen, und einen andern Zweck hatte deſ-
ſen Abſendung nicht. Ja es wird den neueſten Verfügungen gemäß ſelbſt das
Linienſchiff „Kaiſer“ nicht bemannt, ſondern es bleibt in Seebereitſchaft in
Pola, und Contre-Admiral Ritter v. Fautz iſt von dort zurückgekehrt. Mögen
die piemonteſiſchen Blätter in die Allarmtrompeten ſtoßen ſo viel ſie wollen,
Sie können überzeugt ſeyn daß Oeſterreich nicht im mindeſten geſonnen iſt
eine offenſive Action gegen das „regno d’Italia“ anzunehmen, wo ſich ohne-
hin allmählich die Entwicklung vorbereitet welche jeder denkende Politiker
der ſich durch die ſchimmernden Erfolge Cavours und die Waffenthaten Gari-
baldi’s nicht verblenden ließ vorausſah. Es könnte keinen größern politiſchen
Mißgriff geben als in dieſem Augenblick irgendeine Intervention in die italie-
niſchen Angelegenheiten. — Geftern Abend hat ſich die Dampf-Yacht „Phan-
taſie“ nach Miramar begeben, von wo das erzherzogliche Paar einen Ausflug
nach Dalmatien unternehmen wird. — Heute iſt der Lloyddampfer „Stam-
bul“ von hier nach Ancona und den neapolitaniſchen Häfen abgegangen, er
nahm 320 Freiwillige mit, davon 205 — worunter 61 Irländer — nach An-
cona, 115 nach Molfetta. Auch ſchifften ſich wieder ſieben Officiere nach dem
Kirchenſtaat ein. Von den Irländern kehren aber manche in ihre Hei-
math zurück. Theils haben ſie wirkliche Gründe zur Unzufriedenheit, theils wer-
den ſie von den Agenten des engliſchen Conſuls bearbeitet, der ihnen anderer-
ſeits jede Unterſtützung verweigert, da ſie, wie er meint, durch den Eintritt in
päpſtliche Dienſte ihr Bürgerrecht verloren haben. Viel mehr jedoch als die
Organiſirung ſeiner Armee macht dem General Lamoricière die römiſche Ad-
miniſtration zu ſchaffen, wie mir eine in Ancona anſäſſige Perſon mittheilt,
und es gehört die ganze Ausdauer des Generals dazu um nicht den Muth zu
verlieren.

Zwei Mauren haben den Brigadier Nanetti ver-
wundet und einen Capitän getödtet. Beide jagten bei Cap Negro. Die mit
der Beſtrafung dieſes Verbrechens beauftragte maroccaniſche Commiſſion hat

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[2824/0012] Mit der wiederholt von warmem Beifall begrüßten Feſtrede und ihrem patriotiſchen Grundton war dem Schillerfeſt ſein dem jetzigen nationalen Streben entſprechender Charakter verliehen. Jetzt ſang der Männerchor den Siegesgeſang aus Klopſtocks Hermannsſchlacht, von Fr. Lachner ſo wirkſam componirt, und nachher des kaum heimgegangenen Barden E. M. Arndt „Deutſches Vaterland.“ Hofſchauſpieler Wentzel trug das Eleuſiniſche Feſt mit Schwung und Ausdruck vor, und der gemiſchte Chor ſang zwei liebliche Lieder: „an die Muſik“ von L. Stark und ein Mendelsſohn’ſches Lied. Den Schluß aber bildete wie immer das Frühlingslied, von einem Mitglied der Geſellſchaft unter Begleitung des Chors ſehr ausdrucksvoll geſungen. Gerade vor 30 Jahren, für das Schillerfeſt von 1830, war dieſes Lied von Ritter gedichtet und von Lindpaintner damals für Pezolds unvergleichliche Stimme componirt worden. Was braucht es mehr als ſeine ununterbrochene Wie- derholung an allen Schillerfeſten ſeither um zu zeigen wie dieſes gemüthvolle Lied das Lieblingslied aller geworden und geblieben iſt? Auf dem Schiller- platz hatte ſich inzwiſchen eine unabſehbare Menge um das Denkmal ver- ſammelt, Kopf an Kopf ſtanden die Tauſende; mit Einbruch der Nacht zogen die Sänger auf dem Platz ein, das Standbild erglänzte in der Beleuchtung, die Sänger betraten die Stufen, und noch einmal wurde Arndts Vaterlands- lied mit Begeiſterung angeſtimmt. Das Hoch, dießmal in Schillers Anden- ken auf das Vaterland, wurde von den Stufen des Denkmals aus mit folgen- den Worten dargebracht: „Vor des unſterblichen Dichters Standbild, auf der Stätte wo vor wenigen Monden in den ewig denkwürdigen deutſchen Feſtta- gen Schillers Heimath ihrem größten Sohn die dankbare Huldigung dargebracht hat, ſind wir in Schillers Geiſt auch heute verſammelt, und wir feiern in dieſen Tagen der Bedrängniß, da die deutſche Nation wie einſt zur Zeit ſeines Heim- gangs von fremder Gewalt und wälſchem Uebermuth bedroht iſt, ſein An- denken, wenn wir all’ unſer Sehnen und Denken, all’ unſer Handeln dem ge- liebten Vaterlande weihen. So erſchalle denn heute vor Deinen verklärten Zügen und im Aufblick zu Deinem unſterblichen Geiſt, hoher Meiſter, un- ſerem deutſchen Vaterland, ſeiner Einheit und Größe unſer begeiſtertes Hoch!“ Begeiſtert ſtimmte die Menge, die bis dahin lautlos gehorcht, mit ein, und weithin hallte durch die Nacht der Jubelruf. Die Sänger beſchlo- ßen den Abend mit einem im Bürgergeſellſchaftsſaal veranſtalteten und durch manche kernige Trinkſprüche gewürzten Mahle. Wir freuen uns daß der Lie- derkranz die Reihenfolge ſeiner jährlichen Frühlingsſchillerfeſte auch nach dem großen Jubiläum der unvergeßlichen Novembertage in ſo tüchtiger Weiſe ein- gehalten hat. (Schw. M.) Telegraphiſche Berichte. * München, 16 Jun. Mazzini iſt von Genua aus in Palermo eingetroffen; er iſt begleitet von 80 ſeiner Parteigenoſſen. ⸫ Baden-Baden, 16 Jun. Geſtern 8¼ Uhr Abends ſandte der Prinz-Regent den Rittmeiſter Lon zu L. Napoleon, ſich anſagend, nachdem er auch andere Souveräne zuerſt beſucht. Dem Prinz-Regenten wollte L. Napoleon zuerſt Beſuche machen, indeſſen erſchien der Prinz-Regent um halb 9 Uhr in der Stephanie-Villa bei dem Kaiſer, und blieb bis 9¼ Uhr. Später nahm L. Napoleon Thee bei dem Großherzog im Schloß, wobei nur die daſelbſt woh- nenden Fürſten von Weimar und Koburg anweſend waren. 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Die Ztg. für Nordd. ſchreibt über die un- erwartete Reiſe des Königs nach Berlin: Man bringt die Reiſe in Zuſam- menhang mit dem Fürſtencongreß in Baden-Baden; jedoch ſollen preußiſche Auffaſſungen unſerer innern Verhältniſſe derſelben gleichfalls nicht fremd ſeyn. Die N. Hannov. Ztg. bezeichnet in ſehr gereiztem Ton die geſtrige Nachricht der Weſer-Ztg. Graf v. Borries werde ſein Portefeuille niederlegen und Hr. v. Münchhauſen ein neues Miniſterium bilden als völlig erfunden. Wien, 14 Jun. In der vorgeſtrigen Sitzung des Grundbuchcomité’s ſoll Graf Barkoczy ſeinen Antrag: dieſe ganze Vorlage ohne Erörterung der Details an die Landesvertretungen zu weiſen, daher in dieſem Sinn alſogleich einen Bericht an den Reichsrath abzuſtatten, erneuert haben. Die Berathun- gen hierüber dauerten vier volle Stunden. Frhr. v. Salvotti unterſtützte den Antrag gegen Frhrn. v. Lichtenfels, der die paragraphenweiſe Erörterung in Schutz nahm. Die Discuſſion zwiſchen den beiden genannten Herren ſoll ſehr lebhaft geweſen ſeyn. Der anweſende Juſtizminiſter vertheidigte gleichfalls die Detailberathungen, und nachdem dieſem auch die HH. Straffer, Polanski und Hein ſich anſchloſſen, wurde die Erörterung der einzelnen Beſtimmungen be- ſchloſſen. Hierauf erklärte Graf Barkoczy: daß er an dieſen Berathungen, welche die Competenz der Landesvertretungen präjudiciren, nicht theilnehmen könne, und aufhöre Mitglied des Comité’s zu ſeyn, worüber er dem Erzherzog- Präſidenten die Anzeige machen werde. — Geſtern wurde die zweite Sitzung des Comité’s abgehalten. — Frhr. v. Seebach hatte geſtern beſondere Audienz bei dem Kaiſer. Der Unterrichtsminiſter Graf Thun hat ſich auf einige Tage nach Prag begeben. (Wand.) Geſtern ſind, nach der Oeſterr. 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Mögen die piemonteſiſchen Blätter in die Allarmtrompeten ſtoßen ſo viel ſie wollen, Sie können überzeugt ſeyn daß Oeſterreich nicht im mindeſten geſonnen iſt eine offenſive Action gegen das „regno d’Italia“ anzunehmen, wo ſich ohne- hin allmählich die Entwicklung vorbereitet welche jeder denkende Politiker der ſich durch die ſchimmernden Erfolge Cavours und die Waffenthaten Gari- baldi’s nicht verblenden ließ vorausſah. Es könnte keinen größern politiſchen Mißgriff geben als in dieſem Augenblick irgendeine Intervention in die italie- niſchen Angelegenheiten. — Geftern Abend hat ſich die Dampf-Yacht „Phan- taſie“ nach Miramar begeben, von wo das erzherzogliche Paar einen Ausflug nach Dalmatien unternehmen wird. — Heute iſt der Lloyddampfer „Stam- bul“ von hier nach Ancona und den neapolitaniſchen Häfen abgegangen, er nahm 320 Freiwillige mit, davon 205 — worunter 61 Irländer — nach An- cona, 115 nach Molfetta. Auch ſchifften ſich wieder ſieben Officiere nach dem Kirchenſtaat ein. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860, S. 2824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine169_1860/12>, abgerufen am 21.11.2024.