Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
elf dem Tribus gehörige Häuser verbrannt; derselbe hat 20 seiner Mitglieder London, 14 Jun. Im Unterhaus kündigt Hr. Kinglake an daß er Paris, 15 Jun. Der Moniteur berichtet über das gesiern abge- Der Constitutionnel bespricht einen Plan, dem ufolge Algier um- Das Journal des Debats widerlegt indirect die Behauptung der Der Siecle feiert das Annexationsfest, und erwähnt daß auf den Bou- Der Monde berichtet über mehrere Wunder in Folge der am letzten Nach der Patrie bestätigt es sich daß die neapolitanischen Kreuzer zwei Die bereits in den Hauptpositionen veröffentlichte Bilanz der Bank ist Nach dem Messager de Nice ist das Lottospiel in Nizza unterdrückt, Paris, 16 Jun. Martino, der neapolitanische Unterhändler, hat Turin, 13 Jun. In Salerno und Celenza haben politische Demon- Trebinje, 7 Jun. Während man unsererseits jede Offensivbewegung Handels- und Börsennachrichten. Frankfurt a. M., 15 Jun. Württemb. 41/2proc. Oblig. b. R. 1041/2 G.; * Landshut, 15 Jun. Der Gesammtstand der heutigen Schranne bezif- b Aus Niederbayern, 14 Jun. (Donau- und Janverkehr im Monat ^ Wien, 12 Jun. Für unsere Bahnen, sowie für den Stand der Valuta Paris, 15 Jun. 3proc. 68.65; 41/2proc. 96.75; Bankactien 2880; landw. Deutschland. Wien. (Schluß der Sitzung des Reichsraths vom 8 d. Mis.) Graf Andrassy. [Spaltenumbruch]
elf dem Tribus gehörige Häuſer verbrannt; derſelbe hat 20 ſeiner Mitglieder London, 14 Jun. Im Unterhaus kündigt Hr. Kinglake an daß er Paris, 15 Jun. Der Moniteur berichtet über das geſiern abge- Der Conſtitutionnel beſpricht einen Plan, dem ufolge Algier um- Das Journal des Débats widerlegt indirect die Behauptung der Der Siècle feiert das Annexationsfeſt, und erwähnt daß auf den Bou- Der Monde berichtet über mehrere Wunder in Folge der am letzten Nach der Patrie beſtätigt es ſich daß die neapolitaniſchen Kreuzer zwei Die bereits in den Hauptpoſitionen veröffentlichte Bilanz der Bank iſt Nach dem Meſſager de Nice iſt das Lottoſpiel in Nizza unterdrückt, Paris, 16 Jun. Martino, der neapolitaniſche Unterhändler, hat Turin, 13 Jun. In Salerno und Celenza haben politiſche Demon- Trebinje, 7 Jun. Während man unſererſeits jede Offenſivbewegung Handels- und Börſennachrichten. Frankfurt a. M., 15 Jun. Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104½ G.; * Landshut, 15 Jun. Der Geſammtſtand der heutigen Schranne bezif- β Aus Niederbayern, 14 Jun. (Donau- und Janverkehr im Monat △ Wien, 12 Jun. Für unſere Bahnen, ſowie für den Stand der Valuta Paris, 15 Jun. 3proc. 68.65; 4½proc. 96.75; Bankactien 2880; landw. Deutſchland. Wien. (Schluß der Sitzung des Reichsraths vom 8 d. Mis.) Graf Andráſſy. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0013" n="2825"/><cb/> elf dem Tribus gehörige Häuſer verbrannt; derſelbe hat 20 ſeiner Mitglieder<lb/> ausliefern müſſen. Die Mauren ſind in vollſter Entrüſtung. (T. H.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 14 Jun.</dateline> <p>Im Unterhaus kündigt Hr. Kinglake an daß er<lb/> gelegentlich der Motion auf Vertagung des Hauſes die Aufmerkſamkeit des<lb/> Hauſes auf die Ratification des Turiner Vertrags durch Louis Napoleon len-<lb/> ken wird. Hr. Kinglake wird außerdem an Lord John Ruſſell die Frage<lb/> richten, ob er dem Hauſe ſagen könne in welcher Art die franzöſiſche Regie-<lb/> rung den Artikel 2 des Vertrags auszuführen gedenke, welcher feſtſetzt daß ſie<lb/> ſich mit den übrigen Unterzeichnern des Wiener Vertrags und mit der Eid-<lb/> genoſſenſchaft über die den neutraliſirten Gebieten zu gebenden Garantien zu<lb/> verſtändigen habe. (T. H.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 15 Jun.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Moniteur</hi> berichtet über das geſiern abge-<lb/> haltene Tedeum und über die Revue auf dem Marsfeld.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Conſtitutionnel</hi> beſpricht einen Plan, dem ufolge Algier um-<lb/> gebaut und nebenbei befeſtigt werden ſoll. Unſeres Wiſſens handelt es ſich<lb/> weniger um den Umbau als um die Vollendung der Befeſtigung, namentlich<lb/> auf der <hi rendition="#g">Seeſeite,</hi> welche unter dem Vorwand eines Umbaues der Stadt<lb/> weniger auffallend gemacht werden ſoll.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Journal des D<hi rendition="#aq">é</hi>bats</hi> widerlegt indirect die Behauptung der<lb/> inſpirirten Preſſe daß der Prinz-Regent den Beſuch L. Napoleons gewünſcht.<lb/> Die D<hi rendition="#aq">é</hi>bats melden daß alle deutſchen Nachrichten darin übereinſtimmen daß<lb/> der franzöſiſche Kaiſer auf dem Beſuch beſtanden habe. Der Prinz-Regent<lb/> habe die andern deutſchen Fürſten eingeladen um jedes Mißtrauen deutſcher-<lb/> ſeits zu heben.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Si<hi rendition="#aq">è</hi>cle</hi> feiert das Annexationsfeſt, und erwähnt daß auf den Bou-<lb/> levards dabei zwei Medaillen verkauft worden, die eine mit dem Bildniß Louis<lb/> Napoleons, die andere mit dem Garibaldi’s, der gegen die Annexion auf das<lb/> energiſchſte proteſtirt hat.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Monde</hi> berichtet über mehrere Wunder in Folge der am letzten<lb/> Sonntag geſchehenen Seligſprechung Benoit Labre’s. Ein Bild desſelben<lb/> auf das Knie eines Knaben gebunden, deſſen Bein amputirt werden ſollte,<lb/> heilte dasſelbe in einer Nacht. Bei einer Frau wurde der Krebs geheilt durch<lb/> Auflegen des Löffels mit welchem St. Labre die Suppe an die Armen ver-<lb/> theilt hatte.</p><lb/> <p>Nach der <hi rendition="#g">Patrie</hi> beſtätigt es ſich daß die neapolitaniſchen Kreuzer zwei<lb/> Schiffe mit 400 Freiſchärlern und 5000 Gewehren gecapert und nach Neapel<lb/> abgeführt haben.</p><lb/> <p>Die bereits in den Hauptpoſitionen veröffentlichte Bilanz der Bank iſt<lb/> wenig günſtig, und zeigt von der Fortdauer einer großen Stockung in Handel<lb/> und Geſchäften. Der Metallbeſtand nahm um 29 Millionen zu und beträgt<lb/> nunmehr 551½ Mill. Das Portefeuille im Gegentheil fiel um 25¾ Mill.<lb/> in Paris und um 4¾ Mill. in den Departements. Es beläuft ſich nur<lb/> noch auf 437¾ Mill. Der Banknotenumlauf nahm gleichfalls um 20½ Mill.<lb/> ab. Das Guthaben des Saats hat ſich nur unweſentlich (um 197,852 Fr.)<lb/> vermindert; die Privat Conti dagegen ſteigen in Paris von 173 auf 209,<lb/> und in den Provinzen von 36 auf 39 Millionen. Die Vorſchüſſe der Bank<lb/> nahmen zu: um 947,000 Fr. auf Staatsfonds, um 13¾ Mill. auf Actien<lb/> und Eiſenbahn-Obligationen. (L. C.)</p><lb/> <p>Nach dem <hi rendition="#g">Meſſager de Nice</hi> iſt das Lottoſpiel in Nizza unterdrückt,<lb/> und die bezüglichen Acten entfernt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 16 Jun.</dateline> <p>Martino, der neapolitaniſche Unterhändler, hat<lb/> Paris bereits wieder verlaſſen, und geht direcet nach Neapel. Jerome hat<lb/> neue Anfälle gehabt, man iſt lebhaft beſorgt wegen ſeines Zuſtandes. (T.<lb/> d. <hi rendition="#g">Schw.</hi> M.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Turin,</hi> 13 Jun.</dateline> <p>In Salerno und Celenza haben politiſche Demon-<lb/> ſtrationen ſtattgefunden. Einige in den Abruzzen vorgekommene unruhige<lb/> Bewegungen wurden unterdrückt. — Der Biſchof von Piacenza iſt nach Turin<lb/> berufen worden, um über ſeine in der letzten Zeit beobachtete Haltung Nechen-<lb/> ſchaft abzulegen. (<hi rendition="#g">Oeſt. Bl.</hi>)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Trebinje,</hi> 7 Jun.</dateline> <p>Während man unſererſeits jede Offenſivbewegung<lb/> vermied, kamen die Bewohner von Brobimak und Scocks in Montenegro in<lb/> der Nacht von Montag über die Gränze, und griffen Ober-Kolaſchin an,<lb/> 12 Häuſer wurden verbrannt. Es entſpann ſich ein Kampf, wobei gegen 40<lb/> von den Angreifern und zwei montenegriniſche Hauptleute getödtet wurden,<lb/> ebenſoviele kamen am Torafluſſe um. Man ſagt die übrigen ſtehen auf dem<lb/> andern Ufer, und wollen abermals angreifen. (<hi rendition="#g">Pays.</hi>)</p> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Handels- und Börſennachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Frankfurt a. M.,</hi> 15 Jun.</dateline> <p>Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104½ G.;<lb/> 3½proc. 95¾ G.; bad. 4½proc. Obl. 102¾ P.; 4proc. 100¼ P.; 3½proc. von 1842<lb/> 93½ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95¾ P.; Rhein-Nahe-B. 43¾ G.; bad.<lb/> 50fl.-L. 87⅞ G.; 35fl.-L. 52⅜ G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42⅝ P.; gr. heff.<lb/> 50fl.-L. b. R. 122 G.; 25fl.-L. 33¼ G.; naff. 25fl.-L. b. R. 33¼ G.; Ansb.-Gunzenh.<lb/> 7fl.-L. 9½ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.57½-58½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.39½-<lb/> 40½; Randducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-St. fl. 9.18½-19½; engl. Sov. fl. 11.38 42.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">* Landshut,</hi> 15 Jun.</dateline><lb/> <p>Der Geſammtſtand der heutigen Schranne bezif-<lb/> fert 3202 Scheffel, wovon 2832 Scheffel umgeſetzt wurden. Die neue Zufuhr<lb/><cb/> betrug 2932 Scheffel, im Reſt blieben 370 Scheffel. Als Mittelpreiſe berechnen<lb/> ſich bei Weizen: 20 fl. 2 kr., geſtiegen 18 kr.; Korn 13 fl. 23 kr., gefallen 6 kr.<lb/> Gerſte wurde nicht zugeführt. Haber 7 fl. 24 kr., geſtiegen 14 kr. Linſen koſteten<lb/> 8 fl. 12 kr. bis 11 fl. 24 kr., und fielen um 40 kr.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">β</hi></hi><hi rendition="#b">Aus Niederbayern,</hi> 14 Jun.</dateline> <p>(Donau- und Janverkehr im Monat<lb/> Mai.) Zu Berg auf der Donau kamen während dieſes Zeitraums in Paſſan an:<lb/> 14 Perſonendampfſchiffe mit 1339 Ctrn. Kaufmannsgütern, 52 Remorqueurs mit 75<lb/> Schleppern und 70,731 Ctrn. Kaufmannsgütern, dann 810 Scheffel Getreide. Zu<lb/> Thal: 15 Perſonendampffchiffe mit 1827 Ctrn. Kaufmannsgütern, 38 Remorqueurs<lb/> mit 56 Schleppern und 40,925 Ctrn. Kaufmannsgütern, 44 Ruderſchiffe mit 49,611<lb/> Ctrn. Kaufmannsgütern, 82 Flöße mit 2220 Ctrn. Güter. Zu Berg auf dem Inn:<lb/> 3 Remorqueure mit 4 Schleppern und 2778 Ctrn. Güter, dann 564 Scheffel Ge-<lb/> treide; zu Thal: 1 Remorqueur mit 3 Schleppern und 2849 Ctrn. Güter, 285 Ru-<lb/> derſchiffe mit 110,125 Ctrn. Güter, 393 Scheffel Getreide, 3345 Klafter Brenn-<lb/> holz ꝛc., dann 4 Flöße mit 38 Ctrn. Güter und 183 Klaftern Brennholz.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>△ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 12 Jun.</dateline> <p>Für unſere Bahnen, ſowie für den Stand der Valuta<lb/> kann nichts erwünſchter kommen als ein ſtarker Getreidabgang ins Ausland, indem<lb/> ſich die Einnahmen der erſten in doppelter Beziehung vermehren, und zwar einer-<lb/> ſeits durch die Getreidetransporte an und für ſich, und andererſeits in Folge der<lb/> dann ſich ſteigeruden allgemeinen Verkehrsthätigkeit im allgemeinen. Da nun aber<lb/> der Ausländer Wiener Wechſel oder öſterreichiſche Banknoten kaufen muß, um das<lb/> in Oeſterreich gekaufte Getreide zu zahlen, ſo ſteigert ſich natürlich die Nachfrage in<lb/> den beiden erwähnten Zahlungsobjecten, und die Folge davon iſt daß es ſich für<lb/> den Wiener Platz wieder rentirt ſtärker als ſonſt auf das Ausland zu traſſiren, und<lb/> durch das ſtarke Ausgebot der fremden Deviſen den Curs derſelben zu drücken,<lb/> oder mit andern Worten das Silberagio herabzumindern. Die Thatſache daß an<lb/> den fremden Plätzen die Deviſe <hi rendition="#g">Wien</hi> ſtark in Nachfrage iſt, gilt hier mit Recht<lb/> als Beweis daß ſich auch die Nachfrage nach unſerem Getreide im Auslande mehrt,<lb/> und da die Getreideberichte aus dem ganzen Umfang der Monarchie, beſonders<lb/> aber aus Ungarn bisher äußerſt befriedigend lauten, ſo geſtaltet ſich ſowohl für die<lb/> Bahnen als auch für die Baluta die Zukunft viel günſtiger als man vor kurzem noch<lb/> zu erwarten berechtigt war. Die Weſtbahn dürfte aller Wahrſcheinlichkeit nach an<lb/> dieſen Getreidetransporten eben ſo gut als die Staats- und Nordbahn theilnehmen,<lb/> allein dieſe Transporte ſelbſt ſind nicht der alleinige Vortheil der Bahnen, ſondern<lb/> erſt durch die in Folge deſſen ſich lebhaſter geſtaltende Belebung des allgemeinen<lb/> Verkehrs gehen ihnen große Frachten zu, die ihre Einnahmen in ſchuellen Sprüngen<lb/> vermehren. Daß auch die Valuta einen Rückgang erleiden muß wenn der Börſe<lb/> fremde Deviſen reichlich zuſtrömen, iſt eine ſelbſtverſtändliche Thatſache, und wir wol-<lb/> len nur wünſchen daß der Curszettel unſere Anſchanungen bald noch mehr beſtä-<lb/> tigt als das bereits der Fall iſt. — Hr. J. Wertheimer, der verdienſivolle Re-<lb/> dacteur des Wiener Geſchäftsberichtes, hat den Franz-Joſephsorden bekommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 15 Jun.</dateline><lb/> <p>3proc. 68.65; 4½proc. 96.75; Bankactien 2880; landw.<lb/> Creditbank 837.50; Credit mobilier 671.25; piem. 5proc. 83: röm. 81½; ſpan.<lb/> äußere 1841 49; 1856 48¾; innere Schuld 47¾; 1proc. 38⅛; paſſive (neue)<lb/> 16⅞; Zaragoza 526.25; Röm. 330; ſchweiz. Weſtbahn 240; ſchweiz. Central-<lb/> bahn 422.50; Orkeans 1336.25; Nord 980; Oft 598.75; Paris-Lyon-Mittelmeer<lb/> 876.25; Süd 517.50; Weſt 567.50; öſterr. Geſellſchaft 522 50; Bictor-Emmanuel<lb/> 415; gr. ruff. Comp. 485.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſchland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Wien.</hi> </dateline> <p>(Schluß der Sitzung des Reichsraths vom 8 d. Mis.)</p><lb/> <p>Graf <hi rendition="#g">Andr<hi rendition="#aq">á</hi>ſſy.</hi> <cit><quote>„Man hat geſagt: in Oeſterreich, Böhmen, Krain und<lb/> anderen Kronländern beſtehen ſchon ſeit Jahrhunderten die Inſtitute der Grund-<lb/> bücher, und wie ich von vielen Seiten vernahm, iſt man damit vollkommen zufrie-<lb/> den. Sind dennoch Mängel vorhauden, ſo verbeſſere man ſie, und befrage diejeni-<lb/> gen welche am meiſten dabei betheiligt ſind, wie dieß am zweckmäßigſten zu be-<lb/> werkſtelligen wäre. Ich gehe noch weiter, und ſage: in Italien beſteht ſeit vierzig<lb/> Jahren kein Grundbuch. Ich frage nun, würde jemand dadurch gehindert werden<lb/> dahin Geld auszuleihen und Credit zu geben? Ich meinerſeits nicht, und ich glaube<lb/> behaupten zu können daß der italieniſche Credit gewiß einer der am feſteſten be-<lb/> ſteheude iſt. Das gleiche gilt bezüglich Tirols, wiewohl dort ganz andere In-<lb/> ſtitute, und zwar Verfachbücher beſtehen. Ich ſehe alſo die Nothwendigkeit der<lb/> Einführung der Grundbücher nicht ein, und ſtimme vollkommen der eben ſo licht-<lb/> vollen als klaren Darſtellung des Hrn. Vicepräſidenten Reichraths v. Szögy<hi rendition="#aq">é</hi>ny,<lb/> wie den mit der Meinung des Genannten ſo ziemlich übereinſtimmenden Anſichten<lb/> des Reichsraths Fürſten von Salm bei. Schließlich muß ich bitten hier ausſprechen zu<lb/> dürfen daß meines Erachtens für jetzt dasjenige weder opportun noch erſchöpfend war,<lb/> was bezüglich der ungariſcheu Sprache vorgebracht wurde. Es dürfte eine paſſen-<lb/> dere Geiegenheit kommen ſich darüber auszuſprechen; bei dem vorliegenden An-<lb/> laß halte ich es nicht für zweckmäßig die Sprachenfrage zu berühren und zu erörtern.“<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Hein</hi> ſtimmt ebenfalls der Anſicht bei daß die Sprachenfrage heute vorzeitig<lb/> angeregt wurde. „Ich will daher nichts weiter darüber bemerken und nur über die<lb/> Bedeutung des ſogannten Germaniſirens noch einige Worte hinzufügen. Man pflegt<lb/> von gewiſſen Seiten her dieſen Ausdruck gewöhnlich dann zu gebrauchen, wenn es<lb/> ſich um die Durchführung von Regierungsmaßregeln handelt, und man glaubt dann<lb/> in dem Gebrauch der deutſchen Sprache als Geſchäftsſprache einen Germaniſtrungs-<lb/> verſuch zu erblicken. Dagegen möchte ich doch Verwahrung einlegen. Die Noth-<lb/> wendigkeit ſich der deutſchen Sprache bei Regierungsbehörden und den oberen In-<lb/> ſtanzen zu bedienen, läßt eine ſolche Auslegung nicht zu. Meiner Ueberzeugung<lb/> nach haben wir zuerſt nöthig Oeſterreicher zu ſeyn, mögen wir in was immer für<lb/> einem Idiom zu ſprechen von Haus aus gewohnt ſeyn; und wir können uns Glück<lb/> wünſchen, wenn der verſtärkte Reichsrath auseinander geht, und wir alle in dem<lb/> Gefühl übereinſtimmen daß wir vor allem Oeſterreicher ſind.“ Graf <hi rendition="#g">Hartig</hi> iſt<lb/> für die Bildung eines Comit<hi rendition="#aq">é</hi>’s, weil es unmöglich ſey über den vorliegenden Ge-<lb/> ſetzentwurf alsbald <hi rendition="#aq">in pleno</hi> zu entſcheiden. „Was die augeregten Principienfragen<lb/> betrifft, ſo handelt es ſich zunächſt um den Begriff der „Einheit.“ Ich bin für<lb/> eine einheitliche Monarchie, und werde ſtets dafür ſeyn, was für andere Meinungen<lb/> auch auftauchen mögen; ja ich werde dieſe Idee mit Gut und Blut vertheidigen.<lb/> Allein ich unterſcheide ſehr „Einheit“ von „Einförmigkeit,“ habe das von jeher ge-<lb/> than, und glaube daß, wenn dieſe Unterſcheidung ſtets gegenwärtig gehalten worden<lb/> ſeyn würde, dann nicht ſo viele Schwierigkeiten, auf die wir ſchon geſtoßen ſind,<lb/> entſtanden wären. Die Einheit beſteht: in der Einheit des Rechts, der Einheit der<lb/></quote></cit></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [2825/0013]
elf dem Tribus gehörige Häuſer verbrannt; derſelbe hat 20 ſeiner Mitglieder
ausliefern müſſen. Die Mauren ſind in vollſter Entrüſtung. (T. H.)
London, 14 Jun. Im Unterhaus kündigt Hr. Kinglake an daß er
gelegentlich der Motion auf Vertagung des Hauſes die Aufmerkſamkeit des
Hauſes auf die Ratification des Turiner Vertrags durch Louis Napoleon len-
ken wird. Hr. Kinglake wird außerdem an Lord John Ruſſell die Frage
richten, ob er dem Hauſe ſagen könne in welcher Art die franzöſiſche Regie-
rung den Artikel 2 des Vertrags auszuführen gedenke, welcher feſtſetzt daß ſie
ſich mit den übrigen Unterzeichnern des Wiener Vertrags und mit der Eid-
genoſſenſchaft über die den neutraliſirten Gebieten zu gebenden Garantien zu
verſtändigen habe. (T. H.)
Paris, 15 Jun. Der Moniteur berichtet über das geſiern abge-
haltene Tedeum und über die Revue auf dem Marsfeld.
Der Conſtitutionnel beſpricht einen Plan, dem ufolge Algier um-
gebaut und nebenbei befeſtigt werden ſoll. Unſeres Wiſſens handelt es ſich
weniger um den Umbau als um die Vollendung der Befeſtigung, namentlich
auf der Seeſeite, welche unter dem Vorwand eines Umbaues der Stadt
weniger auffallend gemacht werden ſoll.
Das Journal des Débats widerlegt indirect die Behauptung der
inſpirirten Preſſe daß der Prinz-Regent den Beſuch L. Napoleons gewünſcht.
Die Débats melden daß alle deutſchen Nachrichten darin übereinſtimmen daß
der franzöſiſche Kaiſer auf dem Beſuch beſtanden habe. Der Prinz-Regent
habe die andern deutſchen Fürſten eingeladen um jedes Mißtrauen deutſcher-
ſeits zu heben.
Der Siècle feiert das Annexationsfeſt, und erwähnt daß auf den Bou-
levards dabei zwei Medaillen verkauft worden, die eine mit dem Bildniß Louis
Napoleons, die andere mit dem Garibaldi’s, der gegen die Annexion auf das
energiſchſte proteſtirt hat.
Der Monde berichtet über mehrere Wunder in Folge der am letzten
Sonntag geſchehenen Seligſprechung Benoit Labre’s. Ein Bild desſelben
auf das Knie eines Knaben gebunden, deſſen Bein amputirt werden ſollte,
heilte dasſelbe in einer Nacht. Bei einer Frau wurde der Krebs geheilt durch
Auflegen des Löffels mit welchem St. Labre die Suppe an die Armen ver-
theilt hatte.
Nach der Patrie beſtätigt es ſich daß die neapolitaniſchen Kreuzer zwei
Schiffe mit 400 Freiſchärlern und 5000 Gewehren gecapert und nach Neapel
abgeführt haben.
Die bereits in den Hauptpoſitionen veröffentlichte Bilanz der Bank iſt
wenig günſtig, und zeigt von der Fortdauer einer großen Stockung in Handel
und Geſchäften. Der Metallbeſtand nahm um 29 Millionen zu und beträgt
nunmehr 551½ Mill. Das Portefeuille im Gegentheil fiel um 25¾ Mill.
in Paris und um 4¾ Mill. in den Departements. Es beläuft ſich nur
noch auf 437¾ Mill. Der Banknotenumlauf nahm gleichfalls um 20½ Mill.
ab. Das Guthaben des Saats hat ſich nur unweſentlich (um 197,852 Fr.)
vermindert; die Privat Conti dagegen ſteigen in Paris von 173 auf 209,
und in den Provinzen von 36 auf 39 Millionen. Die Vorſchüſſe der Bank
nahmen zu: um 947,000 Fr. auf Staatsfonds, um 13¾ Mill. auf Actien
und Eiſenbahn-Obligationen. (L. C.)
Nach dem Meſſager de Nice iſt das Lottoſpiel in Nizza unterdrückt,
und die bezüglichen Acten entfernt.
Paris, 16 Jun. Martino, der neapolitaniſche Unterhändler, hat
Paris bereits wieder verlaſſen, und geht direcet nach Neapel. Jerome hat
neue Anfälle gehabt, man iſt lebhaft beſorgt wegen ſeines Zuſtandes. (T.
d. Schw. M.)
Turin, 13 Jun. In Salerno und Celenza haben politiſche Demon-
ſtrationen ſtattgefunden. Einige in den Abruzzen vorgekommene unruhige
Bewegungen wurden unterdrückt. — Der Biſchof von Piacenza iſt nach Turin
berufen worden, um über ſeine in der letzten Zeit beobachtete Haltung Nechen-
ſchaft abzulegen. (Oeſt. Bl.)
Trebinje, 7 Jun. Während man unſererſeits jede Offenſivbewegung
vermied, kamen die Bewohner von Brobimak und Scocks in Montenegro in
der Nacht von Montag über die Gränze, und griffen Ober-Kolaſchin an,
12 Häuſer wurden verbrannt. Es entſpann ſich ein Kampf, wobei gegen 40
von den Angreifern und zwei montenegriniſche Hauptleute getödtet wurden,
ebenſoviele kamen am Torafluſſe um. Man ſagt die übrigen ſtehen auf dem
andern Ufer, und wollen abermals angreifen. (Pays.)
Handels- und Börſennachrichten.
Frankfurt a. M., 15 Jun. Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104½ G.;
3½proc. 95¾ G.; bad. 4½proc. Obl. 102¾ P.; 4proc. 100¼ P.; 3½proc. von 1842
93½ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95¾ P.; Rhein-Nahe-B. 43¾ G.; bad.
50fl.-L. 87⅞ G.; 35fl.-L. 52⅜ G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42⅝ P.; gr. heff.
50fl.-L. b. R. 122 G.; 25fl.-L. 33¼ G.; naff. 25fl.-L. b. R. 33¼ G.; Ansb.-Gunzenh.
7fl.-L. 9½ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.57½-58½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.39½-
40½; Randducaten fl. 5.29-30; 20Fr.-St. fl. 9.18½-19½; engl. Sov. fl. 11.38 42.
* Landshut, 15 Jun.
Der Geſammtſtand der heutigen Schranne bezif-
fert 3202 Scheffel, wovon 2832 Scheffel umgeſetzt wurden. Die neue Zufuhr
betrug 2932 Scheffel, im Reſt blieben 370 Scheffel. Als Mittelpreiſe berechnen
ſich bei Weizen: 20 fl. 2 kr., geſtiegen 18 kr.; Korn 13 fl. 23 kr., gefallen 6 kr.
Gerſte wurde nicht zugeführt. Haber 7 fl. 24 kr., geſtiegen 14 kr. Linſen koſteten
8 fl. 12 kr. bis 11 fl. 24 kr., und fielen um 40 kr.
β Aus Niederbayern, 14 Jun. (Donau- und Janverkehr im Monat
Mai.) Zu Berg auf der Donau kamen während dieſes Zeitraums in Paſſan an:
14 Perſonendampfſchiffe mit 1339 Ctrn. Kaufmannsgütern, 52 Remorqueurs mit 75
Schleppern und 70,731 Ctrn. Kaufmannsgütern, dann 810 Scheffel Getreide. Zu
Thal: 15 Perſonendampffchiffe mit 1827 Ctrn. Kaufmannsgütern, 38 Remorqueurs
mit 56 Schleppern und 40,925 Ctrn. Kaufmannsgütern, 44 Ruderſchiffe mit 49,611
Ctrn. Kaufmannsgütern, 82 Flöße mit 2220 Ctrn. Güter. Zu Berg auf dem Inn:
3 Remorqueure mit 4 Schleppern und 2778 Ctrn. Güter, dann 564 Scheffel Ge-
treide; zu Thal: 1 Remorqueur mit 3 Schleppern und 2849 Ctrn. Güter, 285 Ru-
derſchiffe mit 110,125 Ctrn. Güter, 393 Scheffel Getreide, 3345 Klafter Brenn-
holz ꝛc., dann 4 Flöße mit 38 Ctrn. Güter und 183 Klaftern Brennholz.
△ Wien, 12 Jun. Für unſere Bahnen, ſowie für den Stand der Valuta
kann nichts erwünſchter kommen als ein ſtarker Getreidabgang ins Ausland, indem
ſich die Einnahmen der erſten in doppelter Beziehung vermehren, und zwar einer-
ſeits durch die Getreidetransporte an und für ſich, und andererſeits in Folge der
dann ſich ſteigeruden allgemeinen Verkehrsthätigkeit im allgemeinen. Da nun aber
der Ausländer Wiener Wechſel oder öſterreichiſche Banknoten kaufen muß, um das
in Oeſterreich gekaufte Getreide zu zahlen, ſo ſteigert ſich natürlich die Nachfrage in
den beiden erwähnten Zahlungsobjecten, und die Folge davon iſt daß es ſich für
den Wiener Platz wieder rentirt ſtärker als ſonſt auf das Ausland zu traſſiren, und
durch das ſtarke Ausgebot der fremden Deviſen den Curs derſelben zu drücken,
oder mit andern Worten das Silberagio herabzumindern. Die Thatſache daß an
den fremden Plätzen die Deviſe Wien ſtark in Nachfrage iſt, gilt hier mit Recht
als Beweis daß ſich auch die Nachfrage nach unſerem Getreide im Auslande mehrt,
und da die Getreideberichte aus dem ganzen Umfang der Monarchie, beſonders
aber aus Ungarn bisher äußerſt befriedigend lauten, ſo geſtaltet ſich ſowohl für die
Bahnen als auch für die Baluta die Zukunft viel günſtiger als man vor kurzem noch
zu erwarten berechtigt war. Die Weſtbahn dürfte aller Wahrſcheinlichkeit nach an
dieſen Getreidetransporten eben ſo gut als die Staats- und Nordbahn theilnehmen,
allein dieſe Transporte ſelbſt ſind nicht der alleinige Vortheil der Bahnen, ſondern
erſt durch die in Folge deſſen ſich lebhaſter geſtaltende Belebung des allgemeinen
Verkehrs gehen ihnen große Frachten zu, die ihre Einnahmen in ſchuellen Sprüngen
vermehren. Daß auch die Valuta einen Rückgang erleiden muß wenn der Börſe
fremde Deviſen reichlich zuſtrömen, iſt eine ſelbſtverſtändliche Thatſache, und wir wol-
len nur wünſchen daß der Curszettel unſere Anſchanungen bald noch mehr beſtä-
tigt als das bereits der Fall iſt. — Hr. J. Wertheimer, der verdienſivolle Re-
dacteur des Wiener Geſchäftsberichtes, hat den Franz-Joſephsorden bekommen.
Paris, 15 Jun.
3proc. 68.65; 4½proc. 96.75; Bankactien 2880; landw.
Creditbank 837.50; Credit mobilier 671.25; piem. 5proc. 83: röm. 81½; ſpan.
äußere 1841 49; 1856 48¾; innere Schuld 47¾; 1proc. 38⅛; paſſive (neue)
16⅞; Zaragoza 526.25; Röm. 330; ſchweiz. Weſtbahn 240; ſchweiz. Central-
bahn 422.50; Orkeans 1336.25; Nord 980; Oft 598.75; Paris-Lyon-Mittelmeer
876.25; Süd 517.50; Weſt 567.50; öſterr. Geſellſchaft 522 50; Bictor-Emmanuel
415; gr. ruff. Comp. 485.
Deutſchland.
Wien. (Schluß der Sitzung des Reichsraths vom 8 d. Mis.)
Graf Andráſſy. „Man hat geſagt: in Oeſterreich, Böhmen, Krain und
anderen Kronländern beſtehen ſchon ſeit Jahrhunderten die Inſtitute der Grund-
bücher, und wie ich von vielen Seiten vernahm, iſt man damit vollkommen zufrie-
den. Sind dennoch Mängel vorhauden, ſo verbeſſere man ſie, und befrage diejeni-
gen welche am meiſten dabei betheiligt ſind, wie dieß am zweckmäßigſten zu be-
werkſtelligen wäre. Ich gehe noch weiter, und ſage: in Italien beſteht ſeit vierzig
Jahren kein Grundbuch. Ich frage nun, würde jemand dadurch gehindert werden
dahin Geld auszuleihen und Credit zu geben? Ich meinerſeits nicht, und ich glaube
behaupten zu können daß der italieniſche Credit gewiß einer der am feſteſten be-
ſteheude iſt. Das gleiche gilt bezüglich Tirols, wiewohl dort ganz andere In-
ſtitute, und zwar Verfachbücher beſtehen. Ich ſehe alſo die Nothwendigkeit der
Einführung der Grundbücher nicht ein, und ſtimme vollkommen der eben ſo licht-
vollen als klaren Darſtellung des Hrn. Vicepräſidenten Reichraths v. Szögyény,
wie den mit der Meinung des Genannten ſo ziemlich übereinſtimmenden Anſichten
des Reichsraths Fürſten von Salm bei. Schließlich muß ich bitten hier ausſprechen zu
dürfen daß meines Erachtens für jetzt dasjenige weder opportun noch erſchöpfend war,
was bezüglich der ungariſcheu Sprache vorgebracht wurde. Es dürfte eine paſſen-
dere Geiegenheit kommen ſich darüber auszuſprechen; bei dem vorliegenden An-
laß halte ich es nicht für zweckmäßig die Sprachenfrage zu berühren und zu erörtern.“
Dr. Hein ſtimmt ebenfalls der Anſicht bei daß die Sprachenfrage heute vorzeitig
angeregt wurde. „Ich will daher nichts weiter darüber bemerken und nur über die
Bedeutung des ſogannten Germaniſirens noch einige Worte hinzufügen. Man pflegt
von gewiſſen Seiten her dieſen Ausdruck gewöhnlich dann zu gebrauchen, wenn es
ſich um die Durchführung von Regierungsmaßregeln handelt, und man glaubt dann
in dem Gebrauch der deutſchen Sprache als Geſchäftsſprache einen Germaniſtrungs-
verſuch zu erblicken. Dagegen möchte ich doch Verwahrung einlegen. Die Noth-
wendigkeit ſich der deutſchen Sprache bei Regierungsbehörden und den oberen In-
ſtanzen zu bedienen, läßt eine ſolche Auslegung nicht zu. Meiner Ueberzeugung
nach haben wir zuerſt nöthig Oeſterreicher zu ſeyn, mögen wir in was immer für
einem Idiom zu ſprechen von Haus aus gewohnt ſeyn; und wir können uns Glück
wünſchen, wenn der verſtärkte Reichsrath auseinander geht, und wir alle in dem
Gefühl übereinſtimmen daß wir vor allem Oeſterreicher ſind.“ Graf Hartig iſt
für die Bildung eines Comité’s, weil es unmöglich ſey über den vorliegenden Ge-
ſetzentwurf alsbald in pleno zu entſcheiden. „Was die augeregten Principienfragen
betrifft, ſo handelt es ſich zunächſt um den Begriff der „Einheit.“ Ich bin für
eine einheitliche Monarchie, und werde ſtets dafür ſeyn, was für andere Meinungen
auch auftauchen mögen; ja ich werde dieſe Idee mit Gut und Blut vertheidigen.
Allein ich unterſcheide ſehr „Einheit“ von „Einförmigkeit,“ habe das von jeher ge-
than, und glaube daß, wenn dieſe Unterſcheidung ſtets gegenwärtig gehalten worden
ſeyn würde, dann nicht ſo viele Schwierigkeiten, auf die wir ſchon geſtoßen ſind,
entſtanden wären. Die Einheit beſteht: in der Einheit des Rechts, der Einheit der
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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