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Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] gegen. Alle Welt ist verdutzt, und weiß nicht wie dieses Zugeständniß zu
deuten sey. Gewiß ist's daß die Truppen in Trapani Befehl erhalten haben
sich zur Räumung der Stadt anzuschicken, so viele Kanonen als thunlich mit
sich zu nehmen, und die andern unbrauchbar zu machen. Von den Schiffen
kehrt alles was sich geflüchtet hatte nach der Stadt zurück.
(Beschluß folgt.)



Deutschland.

Bis zum 5 d. M. wurde Bad
Empfing bei Traunstein von 55 Curgästen besucht, von denen 16 im Cur-
haus, 39 in der nahen Stadt wohnten. Bad Rosenheim zählte bis zum
2 d. M. 36 Gäste. -- Vergangenen Sonntag Abends wurde die Umgebung
von Aibling und Holzkirchen durch Hagelschlag arg verwüstet.

Von den Zinnen des Schlosses Greifenstein ob Bonn-
land wehte in diesen Tagen neben den bayerischen Landesfarben die grün-
gelbe (sachsen-weimarische) Flagge, denn der königl. Kammerherr Frhr. Adal-
bert v. Gleichen-Rußwurm hatte einen hohen Gast in seine Mauern eingeführt,
den regierenden Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Karl Alexander.
Sein Besuch bildete einen würdigen Abschluß der Huldigungen die der edlen
Gemahlin des Frhrn. v. Gleichen-Rußwurm, Schillers einzig noch lebender
Tochter, in Folge des Schillerfestes aus allen Theilen des Erdkreises darge-
bracht wurden; und es war ein schöner Gedanke von dem die alten herrlichen
Erinnerungen Weimars liebevoll pflegenden Großherzog bei diesem Besuch
im Hause des Enkels von Schiller, des Frhrn. Ludwig v. Gleichen-Rußwurm,
einen Enkel Goethe's, Frhrn. Walther v. Goethe, mitzubringen, so daß sich
auf Schloß Greifenstein die drei Enkel von jenen drei erhabenen deutschen
Landes- und Dichterfürsten die Hand reichen konnten, auf die Deutschland
allezeit stolz seyn, und deren Andenken allezeit unzertrennlich verbunden seyn
wird -- Karl August, Goethe und Schiller. (N. K.)

Die Nachforschung über das Schicksal
des Reisenden Dr. Eduard Bogel in Afrika scheint in Folge mehrfacher
Anregungen zur Nationalsache zu werden, wenigstens hat die Bildung von
Ausschüssen für Sammlungen an mehreren Orten bereits begonnen, und
Nürnberg wird auch hierin sich in erste Reihe stellen; wie das Kreisamtsblatt
für Mittelfranken meldet, hat der König bereits die Bildung eines Aus-
schusses in Nürnberg für obigen Zweck bewilligt. -- Nach der "Chronik des
germanischen Museums" steht dieser sonst so erfreulich aufblühenden Anstalt
der Verlust mancher der besten gelehrten und künstlerischen Kräfte bevor, wenn
nicht bald die freiwilligen Beiträge noch einen erwünschten Zufluß erhalten.
Besonders die beiden Großstaaten und mehrere unserer ersten deutschen Städte
sollten es an etwas erhöhtem Eifer nicht fehlen lassen. -- Die Ausstellung
der Gegenstände für die Schillerlotterie hat binnen vier Tagen an die 70 fl.
eingebracht, was bei dem Eintrittspreis von 6 kr. für die Person eine starke
Anziehungskraft beweist. -- Das Eindrängen des 2ten Decembers in die
Versammlung deutscher Fürsten zu Baden Baden macht hier wie überall den
widerwärtigsten Eindruck, und man fragt nicht ohne Grund: warum man
das sonst so erfreuliche Zusammentreffen deutscher Fürsten so knapp vor der
Fuchshöhle veranstalten mochte?

Württemberg.

In der am 11 zu Reut-
lingen gehaltenen Wanderversammlung der württembergischen Gewerbe-
vereine haben sich sämmtliche Vereine für das Princip der Gewerbefreiheit
ausgesprochen. (W. Bl.)

Gr. Baden.

Der Kaiser Louis Napoleon kam diesen
Abend halb 6 Uhr hier an. Bevor er seine Reise nach Baden fortsetzte besich-
tigte er die Brückenbauten, über welche er sich den Ingenieuren gegenüber
sehr schmeichelhaft äußerte, und die Hoffnung ausdrückte daß diese Arbeiten
sehr rasch vollendet werden. Es ward ihm die Zusicherung daß die Brücke
im nächsten Herbst gleichzeitig mit der Verbindungsbahn nach Straßburg
dem Verkehr übergeben werde. Es wird versichert daß L. Napoleon ver-
sprochen habe dem Fest der Einweihung beizuwohnen. Nach officiellen Mit-
theilungen wird der unmittelbare Dienst der Eisenbahn von hier nach Wien
am 20 k. M. beginnen, und wird die Fahrt von der französischen Gränze
nach der österreichischen Hauptstadt etwa 25--26 Stunden in Anspruch neh-
men. Die betreffenden Verwaltungen sind bereits mit der Einrichtung eines
gemeinschaftlichen Fahrtenplans beschäftigt.

Kurhessen.

Heute ist der Landtagsabschied vom
16 Mai 1860 in der Kass. Z. veröffentlicht; es ist darin einer Reihe von
Gesetzen die landesherrliche Sanction ertheilt. Unter andern den Gesetzen
die Einführung einer Wechselordnung betreffend, Ermäßigung des Mainzolles
für Getreide und Hülsenfrüchte, Einführung eines allgemeinen Landesgewichts,
die Verjährung der Zinsen von den auf den Inhaber lautenden Schuldver-
schreibungen; sodann eine Verordnung vom 16 Mai 1860, die Bekannt-
machung der Uebersicht über den Staatsbedarf für die Jahre 1858, 1859
und 1860 und über die Mittel zu dessen Deckung betreffend etc. In Beziehung
auf das rücksichtlich der Erbauung einer Eisenbahn von Bebra über Fulda
[Spaltenumbruch] nach Hanau von den Ständen gestellte Desiderium behält sich der Landesherr
eine weitere Entschließung bis dahin vor, wo die eingeleiteten Vorarbeiten
beendigt seyn werden.

K. Hannover.

Die Conferenz über den
mehrerwähnten Häuserkanf ist erfolglos geblieben. Hr. v. Borries wünschte
nochmals dringend daß die Nachbewilligung ertheilt werde. Die zweite Kam-
mer blieb aber mit großer Majorität bei dem früheren Beschluß. Persönlich
hatte Hr. v. Borries noch zu bemerken daß die Presse seiner Aeußerung über
den englischen Gesandten eine ihm fernliegende Bedeutung beigelegt habe, die
für die Regierung nicht minder als für den Herrn Gefandten verletzend sey.
Er habe nichts weiter gesagt als daß die Regierung nicht in der Lage sey Con-
tracte mit Privatpersonen aufzulösen, und um so weniger mit Bertretern frem-
der Mächte, denn eine so rücksichtslose Forderung würde den Gesandten ver-
letzen, könne leicht das gute Einvernehmen unter beiden Regierungen trüben,
und dem Land, zumal im Augenblick wichtiger finanzieller Unterhandlungen,
nur schädlich seyn. Daß man in solchen Fällen vorsichtig zu Werke gehen
müsse, bemerkte Hr. v. Borries, habe die Folge schon gezeigt: der Herr Ge-
sandte habe nämlich seinerseits von dem Miethscontract zurückzutreten sich
bereit erklärt, ein Erbieten worauf die Regierung jedoch nicht eingegangen sey.
Die erste Kammer verlangte sofort eine verstärkte Conferenz, die man Höflich-
keitshalber nicht ablehnen wollte. Die Sitzung wurde eine halbe Stunde aus-
gesetzt um der verstärkten Conferenz Zeit zur Unterhandlung zu geben. Sie
brauchte diese Frist nicht einmal um wieder unverrichteter Sache auseinander
zu gehen. -- Ein königliches Schreiben lief ein und benachrichtigte die Kammer
daß zwar auch Se. Majestät das Budget, wie es von den Ständen geschlossen,
bewilliget habe, dem Ministerium aber vorbehalte auf die nicht nach den Aller-
höchsten Absichten erledigten Punkte zurückzukommen. Die erbetene Vorlegung
eines Verzeichnisses des nicht ausgeschiedenen Domanialgrundbesitzes wurde
sofort abgelehnt, weil Stände kein Recht auf eine solche Mittheilung hätten.
Nach Verlesung dieses Schreibens wurde sogleich die Vertagung und zugleich
der Schluß der zweiten ordentlichen Diät des 14. Landtags eröffnet, und die
zweite Kammer mit einem Lebewohl vom Präsidenten entlassen, nachdem die
erste bereits auseinandergegangen war. (Pr. Ztg.)

Preußen.

Die Pr. Ztg. über die Zusammenkunft
in Baden-Baden: "Heute wird der Kaiser Napoleon in Baden-Baden eintreffen
um den Prinz-Regenten auf deutschem Boden zu begrüßen. Es ist der in der
zuvorkommendsten Form ausgesprochene Wunsch des Kaisers gewesen dem
Prinz-Regenten diesen Beweis seiner friedlichen und freundschaftlichen Gesin-
nungen zu geben. Preußen hat Ursache sich dieses Entgegenkommens zu
freuen und die unverkennbare Bedeutung desselben vorurtheilsfrei zu wür-
digen. Es kann sich für Preußen nicht darum handeln seiner Politik neue
Ziele zu stecken; diese Politik ist stets offen, loyal, versöhnlich, stets bemüht
gewesen den europäischen Frieden und die bewährten Grundlagen desselben
zu erhalten; sie wird diesen Charakter bewahren. Aber die Schwierigkeit
der Zeiten hat Besorgnisse wach werden lassen, welche Europa gern wird zu-
rücktreten sehen vor dem freundschaftlichen Gedankenaustausch zweier mäch-
tigen Regenten, deren Verhalten auf die Geschicke des Erdtheils immer einen
gewichtigen, oft entscheidenden Einfluß ausübt. Deutschland wird es will-
kommen heißen, wenn der Kaiser der Franzosen in dem Prinz-Regenten die
Ueberzeugung befestigt daß die französische Politik ebenso friedlich als kräftig
ist, und Frankreich wird ein werthvolles Unterpfand für die Fortdauer seiner
freundnachbarlichen Beziehungen mit uns darin erblicken, wenn der Kaiser
Napoleon aus dem Prinz Regenten selbst die Gesinnungen und Entschlüsse
jener loyalen und gemäßigten Politik vernimmt welche den Handlungen
seiner Regierung zur unwandelbaren Richtschnur dient. Gleichzeitig mit
dieser Begegnung, welche das allgemeine europäische Interesse in An-
spruch nimmt, beschäftigt ein anderes Ereigniß erfreulichster Art die deutsche
Nation: die Zusammenkunst hervorragender Fürsten des deutschen Bundes. Es
war längst der lebhafte Wunsch aufrichtiger Vaterlandsfreunde daß, nach so
manchen Differenzen welche das innere Leben der deutschen Staatenwelt in
der letzten Zeit bewegt haben, eine persönliche Zusammenkunst deutscher Son-
veräne das Gefühl der Eintracht kräftige und belebe. Die Welt wird sich
davon überzeugen daß unter den deutschen Staaten wohl über die eine oder
andere bedeutsame Frage der innern Politik verschiedene Ansichten herrschen
können, daß diese Divergenzen aber stets vor der starken Gemeinsamkeit ver-
stummen welche die deutschen Staaten in allen Fragen nationaler Unabhän-
gigkeit und vaterländischer Größe zusammenhält. Der Streit der Parteien
kann nie die tiefbegründeten Beziehungen verdunkeln welche unter allen Um-
ständen Süd und Nord mit unzerreißbaren Banden umschlingen. So wer-
den denn die Tage von Baden-Baden, wir dürfen es hoffen, das Vertrauen
auf eine gedeihliche und gesicherte Zukunft Europa's beleben, und zugleich eine
der wesentlichsten Stützen dieser Zukunft kräftigen: die Eintracht Deutschlands."

Die "Corresp. Stern" gibt eine ausführliche Analyse einer preußischen
Note vom 2 d. Mts. in der Bundeskriegsverfassungsfrage. Diese Note, heißt
es, ist die Antwort auf ein vertranliches Memorandum und soll zum Abschluß

[Spaltenumbruch] gegen. Alle Welt iſt verdutzt, und weiß nicht wie dieſes Zugeſtändniß zu
deuten ſey. Gewiß iſt’s daß die Truppen in Trapani Befehl erhalten haben
ſich zur Räumung der Stadt anzuſchicken, ſo viele Kanonen als thunlich mit
ſich zu nehmen, und die andern unbrauchbar zu machen. Von den Schiffen
kehrt alles was ſich geflüchtet hatte nach der Stadt zurück.
(Beſchluß folgt.)



Deutſchland.

Bis zum 5 d. M. wurde Bad
Empfing bei Traunſtein von 55 Curgäſten beſucht, von denen 16 im Cur-
haus, 39 in der nahen Stadt wohnten. Bad Roſenheim zählte bis zum
2 d. M. 36 Gäſte. — Vergangenen Sonntag Abends wurde die Umgebung
von Aibling und Holzkirchen durch Hagelſchlag arg verwüſtet.

Von den Zinnen des Schloſſes Greifenſtein ob Bonn-
land wehte in dieſen Tagen neben den bayeriſchen Landesfarben die grün-
gelbe (ſachſen-weimariſche) Flagge, denn der königl. Kammerherr Frhr. Adal-
bert v. Gleichen-Rußwurm hatte einen hohen Gaſt in ſeine Mauern eingeführt,
den regierenden Großherzog von Sachſen-Weimar-Eiſenach, Karl Alexander.
Sein Beſuch bildete einen würdigen Abſchluß der Huldigungen die der edlen
Gemahlin des Frhrn. v. Gleichen-Rußwurm, Schillers einzig noch lebender
Tochter, in Folge des Schillerfeſtes aus allen Theilen des Erdkreiſes darge-
bracht wurden; und es war ein ſchöner Gedanke von dem die alten herrlichen
Erinnerungen Weimars liebevoll pflegenden Großherzog bei dieſem Beſuch
im Hauſe des Enkels von Schiller, des Frhrn. Ludwig v. Gleichen-Rußwurm,
einen Enkel Goethe’s, Frhrn. Walther v. Goethe, mitzubringen, ſo daß ſich
auf Schloß Greifenſtein die drei Enkel von jenen drei erhabenen deutſchen
Landes- und Dichterfürſten die Hand reichen konnten, auf die Deutſchland
allezeit ſtolz ſeyn, und deren Andenken allezeit unzertrennlich verbunden ſeyn
wird — Karl Auguſt, Goethe und Schiller. (N. K.)

Die Nachforſchung über das Schickſal
des Reiſenden Dr. Eduard Bogel in Afrika ſcheint in Folge mehrfacher
Anregungen zur Nationalſache zu werden, wenigſtens hat die Bildung von
Ausſchüſſen für Sammlungen an mehreren Orten bereits begonnen, und
Nürnberg wird auch hierin ſich in erſte Reihe ſtellen; wie das Kreisamtsblatt
für Mittelfranken meldet, hat der König bereits die Bildung eines Aus-
ſchuſſes in Nürnberg für obigen Zweck bewilligt. — Nach der „Chronik des
germaniſchen Muſeums“ ſteht dieſer ſonſt ſo erfreulich aufblühenden Anſtalt
der Verluſt mancher der beſten gelehrten und künſtleriſchen Kräfte bevor, wenn
nicht bald die freiwilligen Beiträge noch einen erwünſchten Zufluß erhalten.
Beſonders die beiden Großſtaaten und mehrere unſerer erſten deutſchen Städte
ſollten es an etwas erhöhtem Eifer nicht fehlen laſſen. — Die Ausſtellung
der Gegenſtände für die Schillerlotterie hat binnen vier Tagen an die 70 fl.
eingebracht, was bei dem Eintrittspreis von 6 kr. für die Perſon eine ſtarke
Anziehungskraft beweist. — Das Eindrängen des 2ten Decembers in die
Verſammlung deutſcher Fürſten zu Baden Baden macht hier wie überall den
widerwärtigſten Eindruck, und man fragt nicht ohne Grund: warum man
das ſonſt ſo erfreuliche Zuſammentreffen deutſcher Fürſten ſo knapp vor der
Fuchshöhle veranſtalten mochte?

Württemberg.

In der am 11 zu Reut-
lingen gehaltenen Wanderverſammlung der württembergiſchen Gewerbe-
vereine haben ſich ſämmtliche Vereine für das Princip der Gewerbefreiheit
ausgeſprochen. (W. Bl.)

Gr. Baden.

Der Kaiſer Louis Napoleon kam dieſen
Abend halb 6 Uhr hier an. Bevor er ſeine Reiſe nach Baden fortſetzte beſich-
tigte er die Brückenbauten, über welche er ſich den Ingenieuren gegenüber
ſehr ſchmeichelhaft äußerte, und die Hoffnung ausdrückte daß dieſe Arbeiten
ſehr raſch vollendet werden. Es ward ihm die Zuſicherung daß die Brücke
im nächſten Herbſt gleichzeitig mit der Verbindungsbahn nach Straßburg
dem Verkehr übergeben werde. Es wird verſichert daß L. Napoleon ver-
ſprochen habe dem Feſt der Einweihung beizuwohnen. Nach officiellen Mit-
theilungen wird der unmittelbare Dienſt der Eiſenbahn von hier nach Wien
am 20 k. M. beginnen, und wird die Fahrt von der franzöſiſchen Gränze
nach der öſterreichiſchen Hauptſtadt etwa 25—26 Stunden in Anſpruch neh-
men. Die betreffenden Verwaltungen ſind bereits mit der Einrichtung eines
gemeinſchaftlichen Fahrtenplans beſchäftigt.

Kurheſſen.

Heute iſt der Landtagsabſchied vom
16 Mai 1860 in der Kaſſ. Z. veröffentlicht; es iſt darin einer Reihe von
Geſetzen die landesherrliche Sanction ertheilt. Unter andern den Geſetzen
die Einführung einer Wechſelordnung betreffend, Ermäßigung des Mainzolles
für Getreide und Hülſenfrüchte, Einführung eines allgemeinen Landesgewichts,
die Verjährung der Zinſen von den auf den Inhaber lautenden Schuldver-
ſchreibungen; ſodann eine Verordnung vom 16 Mai 1860, die Bekannt-
machung der Ueberſicht über den Staatsbedarf für die Jahre 1858, 1859
und 1860 und über die Mittel zu deſſen Deckung betreffend ꝛc. In Beziehung
auf das rückſichtlich der Erbauung einer Eiſenbahn von Bebra über Fulda
[Spaltenumbruch] nach Hanau von den Ständen geſtellte Deſiderium behält ſich der Landesherr
eine weitere Entſchließung bis dahin vor, wo die eingeleiteten Vorarbeiten
beendigt ſeyn werden.

K. Hannover.

Die Conferenz über den
mehrerwähnten Häuſerkanf iſt erfolglos geblieben. Hr. v. Borries wünſchte
nochmals dringend daß die Nachbewilligung ertheilt werde. Die zweite Kam-
mer blieb aber mit großer Majorität bei dem früheren Beſchluß. Perſönlich
hatte Hr. v. Borries noch zu bemerken daß die Preſſe ſeiner Aeußerung über
den engliſchen Geſandten eine ihm fernliegende Bedeutung beigelegt habe, die
für die Regierung nicht minder als für den Herrn Gefandten verletzend ſey.
Er habe nichts weiter geſagt als daß die Regierung nicht in der Lage ſey Con-
tracte mit Privatperſonen aufzulöſen, und um ſo weniger mit Bertretern frem-
der Mächte, denn eine ſo rückſichtsloſe Forderung würde den Geſandten ver-
letzen, könne leicht das gute Einvernehmen unter beiden Regierungen trüben,
und dem Land, zumal im Augenblick wichtiger finanzieller Unterhandlungen,
nur ſchädlich ſeyn. Daß man in ſolchen Fällen vorſichtig zu Werke gehen
müſſe, bemerkte Hr. v. Borries, habe die Folge ſchon gezeigt: der Herr Ge-
ſandte habe nämlich ſeinerſeits von dem Miethscontract zurückzutreten ſich
bereit erklärt, ein Erbieten worauf die Regierung jedoch nicht eingegangen ſey.
Die erſte Kammer verlangte ſofort eine verſtärkte Conferenz, die man Höflich-
keitshalber nicht ablehnen wollte. Die Sitzung wurde eine halbe Stunde aus-
geſetzt um der verſtärkten Conferenz Zeit zur Unterhandlung zu geben. Sie
brauchte dieſe Friſt nicht einmal um wieder unverrichteter Sache auseinander
zu gehen. — Ein königliches Schreiben lief ein und benachrichtigte die Kammer
daß zwar auch Se. Majeſtät das Budget, wie es von den Ständen geſchloſſen,
bewilliget habe, dem Miniſterium aber vorbehalte auf die nicht nach den Aller-
höchſten Abſichten erledigten Punkte zurückzukommen. Die erbetene Vorlegung
eines Verzeichniſſes des nicht ausgeſchiedenen Domanialgrundbeſitzes wurde
ſofort abgelehnt, weil Stände kein Recht auf eine ſolche Mittheilung hätten.
Nach Verleſung dieſes Schreibens wurde ſogleich die Vertagung und zugleich
der Schluß der zweiten ordentlichen Diät des 14. Landtags eröffnet, und die
zweite Kammer mit einem Lebewohl vom Präſidenten entlaſſen, nachdem die
erſte bereits auseinandergegangen war. (Pr. Ztg.)

Preußen.

Die Pr. Ztg. über die Zuſammenkunft
in Baden-Baden: „Heute wird der Kaiſer Napoleon in Baden-Baden eintreffen
um den Prinz-Regenten auf deutſchem Boden zu begrüßen. Es iſt der in der
zuvorkommendſten Form ausgeſprochene Wunſch des Kaiſers geweſen dem
Prinz-Regenten dieſen Beweis ſeiner friedlichen und freundſchaftlichen Geſin-
nungen zu geben. Preußen hat Urſache ſich dieſes Entgegenkommens zu
freuen und die unverkennbare Bedeutung desſelben vorurtheilsfrei zu wür-
digen. Es kann ſich für Preußen nicht darum handeln ſeiner Politik neue
Ziele zu ſtecken; dieſe Politik iſt ſtets offen, loyal, verſöhnlich, ſtets bemüht
geweſen den europäiſchen Frieden und die bewährten Grundlagen desſelben
zu erhalten; ſie wird dieſen Charakter bewahren. Aber die Schwierigkeit
der Zeiten hat Beſorgniſſe wach werden laſſen, welche Europa gern wird zu-
rücktreten ſehen vor dem freundſchaftlichen Gedankenaustauſch zweier mäch-
tigen Regenten, deren Verhalten auf die Geſchicke des Erdtheils immer einen
gewichtigen, oft entſcheidenden Einfluß ausübt. Deutſchland wird es will-
kommen heißen, wenn der Kaiſer der Franzoſen in dem Prinz-Regenten die
Ueberzeugung befeſtigt daß die franzöſiſche Politik ebenſo friedlich als kräftig
iſt, und Frankreich wird ein werthvolles Unterpfand für die Fortdauer ſeiner
freundnachbarlichen Beziehungen mit uns darin erblicken, wenn der Kaiſer
Napoleon aus dem Prinz Regenten ſelbſt die Geſinnungen und Entſchlüſſe
jener loyalen und gemäßigten Politik vernimmt welche den Handlungen
ſeiner Regierung zur unwandelbaren Richtſchnur dient. Gleichzeitig mit
dieſer Begegnung, welche das allgemeine europäiſche Intereſſe in An-
ſpruch nimmt, beſchäftigt ein anderes Ereigniß erfreulichſter Art die deutſche
Nation: die Zuſammenkunſt hervorragender Fürſten des deutſchen Bundes. Es
war längſt der lebhafte Wunſch aufrichtiger Vaterlandsfreunde daß, nach ſo
manchen Differenzen welche das innere Leben der deutſchen Staatenwelt in
der letzten Zeit bewegt haben, eine perſönliche Zuſammenkunſt deutſcher Son-
veräne das Gefühl der Eintracht kräftige und belebe. Die Welt wird ſich
davon überzeugen daß unter den deutſchen Staaten wohl über die eine oder
andere bedeutſame Frage der innern Politik verſchiedene Anſichten herrſchen
können, daß dieſe Divergenzen aber ſtets vor der ſtarken Gemeinſamkeit ver-
ſtummen welche die deutſchen Staaten in allen Fragen nationaler Unabhän-
gigkeit und vaterländiſcher Größe zuſammenhält. Der Streit der Parteien
kann nie die tiefbegründeten Beziehungen verdunkeln welche unter allen Um-
ſtänden Süd und Nord mit unzerreißbaren Banden umſchlingen. So wer-
den denn die Tage von Baden-Baden, wir dürfen es hoffen, das Vertrauen
auf eine gedeihliche und geſicherte Zukunft Europa’s beleben, und zugleich eine
der weſentlichſten Stützen dieſer Zukunft kräftigen: die Eintracht Deutſchlands.“

Die „Correſp. Stern“ gibt eine ausführliche Analyſe einer preußiſchen
Note vom 2 d. Mts. in der Bundeskriegsverfaſſungsfrage. Dieſe Note, heißt
es, iſt die Antwort auf ein vertranliches Memorandum und ſoll zum Abſchluß

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[2815/0003] gegen. Alle Welt iſt verdutzt, und weiß nicht wie dieſes Zugeſtändniß zu deuten ſey. Gewiß iſt’s daß die Truppen in Trapani Befehl erhalten haben ſich zur Räumung der Stadt anzuſchicken, ſo viele Kanonen als thunlich mit ſich zu nehmen, und die andern unbrauchbar zu machen. Von den Schiffen kehrt alles was ſich geflüchtet hatte nach der Stadt zurück. (Beſchluß folgt.) Deutſchland. ᴕ Aus Oberbayern, 14 Jun. Bis zum 5 d. M. wurde Bad Empfing bei Traunſtein von 55 Curgäſten beſucht, von denen 16 im Cur- haus, 39 in der nahen Stadt wohnten. Bad Roſenheim zählte bis zum 2 d. M. 36 Gäſte. — Vergangenen Sonntag Abends wurde die Umgebung von Aibling und Holzkirchen durch Hagelſchlag arg verwüſtet. Aus Bayern. Von den Zinnen des Schloſſes Greifenſtein ob Bonn- land wehte in dieſen Tagen neben den bayeriſchen Landesfarben die grün- gelbe (ſachſen-weimariſche) Flagge, denn der königl. Kammerherr Frhr. Adal- bert v. Gleichen-Rußwurm hatte einen hohen Gaſt in ſeine Mauern eingeführt, den regierenden Großherzog von Sachſen-Weimar-Eiſenach, Karl Alexander. Sein Beſuch bildete einen würdigen Abſchluß der Huldigungen die der edlen Gemahlin des Frhrn. v. Gleichen-Rußwurm, Schillers einzig noch lebender Tochter, in Folge des Schillerfeſtes aus allen Theilen des Erdkreiſes darge- bracht wurden; und es war ein ſchöner Gedanke von dem die alten herrlichen Erinnerungen Weimars liebevoll pflegenden Großherzog bei dieſem Beſuch im Hauſe des Enkels von Schiller, des Frhrn. Ludwig v. Gleichen-Rußwurm, einen Enkel Goethe’s, Frhrn. Walther v. Goethe, mitzubringen, ſo daß ſich auf Schloß Greifenſtein die drei Enkel von jenen drei erhabenen deutſchen Landes- und Dichterfürſten die Hand reichen konnten, auf die Deutſchland allezeit ſtolz ſeyn, und deren Andenken allezeit unzertrennlich verbunden ſeyn wird — Karl Auguſt, Goethe und Schiller. (N. K.) = Nürnberg, 15 Jun. Die Nachforſchung über das Schickſal des Reiſenden Dr. Eduard Bogel in Afrika ſcheint in Folge mehrfacher Anregungen zur Nationalſache zu werden, wenigſtens hat die Bildung von Ausſchüſſen für Sammlungen an mehreren Orten bereits begonnen, und Nürnberg wird auch hierin ſich in erſte Reihe ſtellen; wie das Kreisamtsblatt für Mittelfranken meldet, hat der König bereits die Bildung eines Aus- ſchuſſes in Nürnberg für obigen Zweck bewilligt. — Nach der „Chronik des germaniſchen Muſeums“ ſteht dieſer ſonſt ſo erfreulich aufblühenden Anſtalt der Verluſt mancher der beſten gelehrten und künſtleriſchen Kräfte bevor, wenn nicht bald die freiwilligen Beiträge noch einen erwünſchten Zufluß erhalten. Beſonders die beiden Großſtaaten und mehrere unſerer erſten deutſchen Städte ſollten es an etwas erhöhtem Eifer nicht fehlen laſſen. — Die Ausſtellung der Gegenſtände für die Schillerlotterie hat binnen vier Tagen an die 70 fl. eingebracht, was bei dem Eintrittspreis von 6 kr. für die Perſon eine ſtarke Anziehungskraft beweist. — Das Eindrängen des 2ten Decembers in die Verſammlung deutſcher Fürſten zu Baden Baden macht hier wie überall den widerwärtigſten Eindruck, und man fragt nicht ohne Grund: warum man das ſonſt ſo erfreuliche Zuſammentreffen deutſcher Fürſten ſo knapp vor der Fuchshöhle veranſtalten mochte? Württemberg. Stuttgart, 13 Jun. In der am 11 zu Reut- lingen gehaltenen Wanderverſammlung der württembergiſchen Gewerbe- vereine haben ſich ſämmtliche Vereine für das Princip der Gewerbefreiheit ausgeſprochen. (W. Bl.) Gr. Baden. /// Kehl, 15 Jun. Der Kaiſer Louis Napoleon kam dieſen Abend halb 6 Uhr hier an. Bevor er ſeine Reiſe nach Baden fortſetzte beſich- tigte er die Brückenbauten, über welche er ſich den Ingenieuren gegenüber ſehr ſchmeichelhaft äußerte, und die Hoffnung ausdrückte daß dieſe Arbeiten ſehr raſch vollendet werden. Es ward ihm die Zuſicherung daß die Brücke im nächſten Herbſt gleichzeitig mit der Verbindungsbahn nach Straßburg dem Verkehr übergeben werde. Es wird verſichert daß L. Napoleon ver- ſprochen habe dem Feſt der Einweihung beizuwohnen. Nach officiellen Mit- theilungen wird der unmittelbare Dienſt der Eiſenbahn von hier nach Wien am 20 k. M. beginnen, und wird die Fahrt von der franzöſiſchen Gränze nach der öſterreichiſchen Hauptſtadt etwa 25—26 Stunden in Anſpruch neh- men. Die betreffenden Verwaltungen ſind bereits mit der Einrichtung eines gemeinſchaftlichen Fahrtenplans beſchäftigt. Kurheſſen. Kaſſel, 14 Jun. Heute iſt der Landtagsabſchied vom 16 Mai 1860 in der Kaſſ. Z. veröffentlicht; es iſt darin einer Reihe von Geſetzen die landesherrliche Sanction ertheilt. Unter andern den Geſetzen die Einführung einer Wechſelordnung betreffend, Ermäßigung des Mainzolles für Getreide und Hülſenfrüchte, Einführung eines allgemeinen Landesgewichts, die Verjährung der Zinſen von den auf den Inhaber lautenden Schuldver- ſchreibungen; ſodann eine Verordnung vom 16 Mai 1860, die Bekannt- machung der Ueberſicht über den Staatsbedarf für die Jahre 1858, 1859 und 1860 und über die Mittel zu deſſen Deckung betreffend ꝛc. In Beziehung auf das rückſichtlich der Erbauung einer Eiſenbahn von Bebra über Fulda nach Hanau von den Ständen geſtellte Deſiderium behält ſich der Landesherr eine weitere Entſchließung bis dahin vor, wo die eingeleiteten Vorarbeiten beendigt ſeyn werden. K. Hannover. Hannover, 13 Jun. Die Conferenz über den mehrerwähnten Häuſerkanf iſt erfolglos geblieben. Hr. v. Borries wünſchte nochmals dringend daß die Nachbewilligung ertheilt werde. Die zweite Kam- mer blieb aber mit großer Majorität bei dem früheren Beſchluß. Perſönlich hatte Hr. v. Borries noch zu bemerken daß die Preſſe ſeiner Aeußerung über den engliſchen Geſandten eine ihm fernliegende Bedeutung beigelegt habe, die für die Regierung nicht minder als für den Herrn Gefandten verletzend ſey. Er habe nichts weiter geſagt als daß die Regierung nicht in der Lage ſey Con- tracte mit Privatperſonen aufzulöſen, und um ſo weniger mit Bertretern frem- der Mächte, denn eine ſo rückſichtsloſe Forderung würde den Geſandten ver- letzen, könne leicht das gute Einvernehmen unter beiden Regierungen trüben, und dem Land, zumal im Augenblick wichtiger finanzieller Unterhandlungen, nur ſchädlich ſeyn. Daß man in ſolchen Fällen vorſichtig zu Werke gehen müſſe, bemerkte Hr. v. Borries, habe die Folge ſchon gezeigt: der Herr Ge- ſandte habe nämlich ſeinerſeits von dem Miethscontract zurückzutreten ſich bereit erklärt, ein Erbieten worauf die Regierung jedoch nicht eingegangen ſey. Die erſte Kammer verlangte ſofort eine verſtärkte Conferenz, die man Höflich- keitshalber nicht ablehnen wollte. Die Sitzung wurde eine halbe Stunde aus- geſetzt um der verſtärkten Conferenz Zeit zur Unterhandlung zu geben. Sie brauchte dieſe Friſt nicht einmal um wieder unverrichteter Sache auseinander zu gehen. — Ein königliches Schreiben lief ein und benachrichtigte die Kammer daß zwar auch Se. Majeſtät das Budget, wie es von den Ständen geſchloſſen, bewilliget habe, dem Miniſterium aber vorbehalte auf die nicht nach den Aller- höchſten Abſichten erledigten Punkte zurückzukommen. Die erbetene Vorlegung eines Verzeichniſſes des nicht ausgeſchiedenen Domanialgrundbeſitzes wurde ſofort abgelehnt, weil Stände kein Recht auf eine ſolche Mittheilung hätten. Nach Verleſung dieſes Schreibens wurde ſogleich die Vertagung und zugleich der Schluß der zweiten ordentlichen Diät des 14. Landtags eröffnet, und die zweite Kammer mit einem Lebewohl vom Präſidenten entlaſſen, nachdem die erſte bereits auseinandergegangen war. (Pr. Ztg.) Preußen. Berlin, 15 Jun. Die Pr. Ztg. über die Zuſammenkunft in Baden-Baden: „Heute wird der Kaiſer Napoleon in Baden-Baden eintreffen um den Prinz-Regenten auf deutſchem Boden zu begrüßen. Es iſt der in der zuvorkommendſten Form ausgeſprochene Wunſch des Kaiſers geweſen dem Prinz-Regenten dieſen Beweis ſeiner friedlichen und freundſchaftlichen Geſin- nungen zu geben. Preußen hat Urſache ſich dieſes Entgegenkommens zu freuen und die unverkennbare Bedeutung desſelben vorurtheilsfrei zu wür- digen. Es kann ſich für Preußen nicht darum handeln ſeiner Politik neue Ziele zu ſtecken; dieſe Politik iſt ſtets offen, loyal, verſöhnlich, ſtets bemüht geweſen den europäiſchen Frieden und die bewährten Grundlagen desſelben zu erhalten; ſie wird dieſen Charakter bewahren. Aber die Schwierigkeit der Zeiten hat Beſorgniſſe wach werden laſſen, welche Europa gern wird zu- rücktreten ſehen vor dem freundſchaftlichen Gedankenaustauſch zweier mäch- tigen Regenten, deren Verhalten auf die Geſchicke des Erdtheils immer einen gewichtigen, oft entſcheidenden Einfluß ausübt. Deutſchland wird es will- kommen heißen, wenn der Kaiſer der Franzoſen in dem Prinz-Regenten die Ueberzeugung befeſtigt daß die franzöſiſche Politik ebenſo friedlich als kräftig iſt, und Frankreich wird ein werthvolles Unterpfand für die Fortdauer ſeiner freundnachbarlichen Beziehungen mit uns darin erblicken, wenn der Kaiſer Napoleon aus dem Prinz Regenten ſelbſt die Geſinnungen und Entſchlüſſe jener loyalen und gemäßigten Politik vernimmt welche den Handlungen ſeiner Regierung zur unwandelbaren Richtſchnur dient. Gleichzeitig mit dieſer Begegnung, welche das allgemeine europäiſche Intereſſe in An- ſpruch nimmt, beſchäftigt ein anderes Ereigniß erfreulichſter Art die deutſche Nation: die Zuſammenkunſt hervorragender Fürſten des deutſchen Bundes. Es war längſt der lebhafte Wunſch aufrichtiger Vaterlandsfreunde daß, nach ſo manchen Differenzen welche das innere Leben der deutſchen Staatenwelt in der letzten Zeit bewegt haben, eine perſönliche Zuſammenkunſt deutſcher Son- veräne das Gefühl der Eintracht kräftige und belebe. Die Welt wird ſich davon überzeugen daß unter den deutſchen Staaten wohl über die eine oder andere bedeutſame Frage der innern Politik verſchiedene Anſichten herrſchen können, daß dieſe Divergenzen aber ſtets vor der ſtarken Gemeinſamkeit ver- ſtummen welche die deutſchen Staaten in allen Fragen nationaler Unabhän- gigkeit und vaterländiſcher Größe zuſammenhält. Der Streit der Parteien kann nie die tiefbegründeten Beziehungen verdunkeln welche unter allen Um- ſtänden Süd und Nord mit unzerreißbaren Banden umſchlingen. So wer- den denn die Tage von Baden-Baden, wir dürfen es hoffen, das Vertrauen auf eine gedeihliche und geſicherte Zukunft Europa’s beleben, und zugleich eine der weſentlichſten Stützen dieſer Zukunft kräftigen: die Eintracht Deutſchlands.“ Die „Correſp. Stern“ gibt eine ausführliche Analyſe einer preußiſchen Note vom 2 d. Mts. in der Bundeskriegsverfaſſungsfrage. Dieſe Note, heißt es, iſt die Antwort auf ein vertranliches Memorandum und ſoll zum Abſchluß

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860, S. 2815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine169_1860/3>, abgerufen am 21.11.2024.