Allgemeine Zeitung, Nr. 169, 17. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
gegen. Alle Welt ist verdutzt, und weiß nicht wie dieses Zugeständniß zu Deutschland. Aus Oberbayern, 14 Jun. Bis zum 5 d. M. wurde Bad Aus Bayern. Von den Zinnen des Schlosses Greifenstein ob Bonn- = Nürnberg, 15 Jun. Die Nachforschung über das Schicksal Württemberg. Stuttgart, 13 Jun. In der am 11 zu Reut- Gr. Baden. /// Kehl, 15 Jun. Der Kaiser Louis Napoleon kam diesen Kurhessen. Kassel, 14 Jun. Heute ist der Landtagsabschied vom K. Hannover. Hannover, 13 Jun. Die Conferenz über den Preußen. Berlin, 15 Jun. Die Pr. Ztg. über die Zusammenkunft Die "Corresp. Stern" gibt eine ausführliche Analyse einer preußischen [Spaltenumbruch]
gegen. Alle Welt iſt verdutzt, und weiß nicht wie dieſes Zugeſtändniß zu Deutſchland. ᴕ Aus Oberbayern, 14 Jun. Bis zum 5 d. M. wurde Bad Aus Bayern. Von den Zinnen des Schloſſes Greifenſtein ob Bonn- = Nürnberg, 15 Jun. Die Nachforſchung über das Schickſal Württemberg. Stuttgart, 13 Jun. In der am 11 zu Reut- Gr. Baden. /// Kehl, 15 Jun. Der Kaiſer Louis Napoleon kam dieſen Kurheſſen. Kaſſel, 14 Jun. Heute iſt der Landtagsabſchied vom K. Hannover. Hannover, 13 Jun. Die Conferenz über den Preußen. Berlin, 15 Jun. Die Pr. Ztg. über die Zuſammenkunft Die „Correſp. Stern“ gibt eine ausführliche Analyſe einer preußiſchen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="2815"/><cb/> gegen. Alle Welt iſt verdutzt, und weiß nicht wie dieſes Zugeſtändniß zu<lb/> deuten ſey. Gewiß iſt’s daß die Truppen in Trapani Befehl erhalten haben<lb/> ſich zur Räumung der Stadt anzuſchicken, ſo viele Kanonen als thunlich mit<lb/> ſich zu nehmen, und die andern unbrauchbar zu machen. Von den Schiffen<lb/> kehrt alles was ſich geflüchtet hatte nach der Stadt zurück.<lb/> (Beſchluß folgt.)</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſchland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>ᴕ <hi rendition="#b">Aus Oberbayern,</hi> 14 Jun.</dateline> <p>Bis zum 5 d. M. wurde Bad<lb/> Empfing bei Traunſtein von 55 Curgäſten beſucht, von denen 16 im Cur-<lb/> haus, 39 in der nahen Stadt wohnten. Bad Roſenheim zählte bis zum<lb/> 2 d. 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Gleichen-Rußwurm, Schillers einzig noch lebender<lb/> Tochter, in Folge des Schillerfeſtes aus allen Theilen des Erdkreiſes darge-<lb/> bracht wurden; und es war ein ſchöner Gedanke von dem die alten herrlichen<lb/> Erinnerungen Weimars liebevoll pflegenden Großherzog bei dieſem Beſuch<lb/> im Hauſe des Enkels von Schiller, des Frhrn. Ludwig v. Gleichen-Rußwurm,<lb/> einen Enkel Goethe’s, Frhrn. Walther v. Goethe, mitzubringen, ſo daß ſich<lb/> auf Schloß Greifenſtein die drei Enkel von jenen drei erhabenen deutſchen<lb/> Landes- und Dichterfürſten die Hand reichen konnten, auf die Deutſchland<lb/> allezeit ſtolz ſeyn, und deren Andenken allezeit unzertrennlich verbunden ſeyn<lb/> wird — Karl Auguſt, Goethe und Schiller. (N. 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Unter andern den Geſetzen<lb/> die Einführung einer Wechſelordnung betreffend, Ermäßigung des Mainzolles<lb/> für Getreide und Hülſenfrüchte, Einführung eines allgemeinen Landesgewichts,<lb/> die Verjährung der Zinſen von den auf den Inhaber lautenden Schuldver-<lb/> ſchreibungen; ſodann eine Verordnung vom 16 Mai 1860, die Bekannt-<lb/> machung der Ueberſicht über den Staatsbedarf für die Jahre 1858, 1859<lb/> und 1860 und über die Mittel zu deſſen Deckung betreffend ꝛc. In Beziehung<lb/> auf das rückſichtlich der Erbauung einer Eiſenbahn von Bebra über Fulda<lb/><cb/> nach Hanau von den Ständen geſtellte Deſiderium behält ſich der Landesherr<lb/> eine weitere Entſchließung bis dahin vor, wo die eingeleiteten Vorarbeiten<lb/> beendigt ſeyn werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">K. 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Borries noch zu bemerken daß die Preſſe ſeiner Aeußerung über<lb/> den engliſchen Geſandten eine ihm fernliegende Bedeutung beigelegt habe, die<lb/> für die Regierung nicht minder als für den Herrn Gefandten verletzend ſey.<lb/> Er habe nichts weiter geſagt als daß die Regierung nicht in der Lage ſey Con-<lb/> tracte mit Privatperſonen aufzulöſen, und um ſo weniger mit Bertretern frem-<lb/> der Mächte, denn eine ſo rückſichtsloſe Forderung würde den Geſandten ver-<lb/> letzen, könne leicht das gute Einvernehmen unter beiden Regierungen trüben,<lb/> und dem Land, zumal im Augenblick wichtiger finanzieller Unterhandlungen,<lb/> nur ſchädlich ſeyn. Daß man in ſolchen Fällen vorſichtig zu Werke gehen<lb/> müſſe, bemerkte Hr. v. Borries, habe die Folge ſchon gezeigt: der Herr Ge-<lb/> ſandte habe nämlich ſeinerſeits von dem Miethscontract zurückzutreten ſich<lb/> bereit erklärt, ein Erbieten worauf die Regierung jedoch nicht eingegangen ſey.<lb/> Die erſte Kammer verlangte ſofort eine verſtärkte Conferenz, die man Höflich-<lb/> keitshalber nicht ablehnen wollte. Die Sitzung wurde eine halbe Stunde aus-<lb/> geſetzt um der verſtärkten Conferenz Zeit zur Unterhandlung zu geben. Sie<lb/> brauchte dieſe Friſt nicht einmal um wieder unverrichteter Sache auseinander<lb/> zu gehen. — Ein königliches Schreiben lief ein und benachrichtigte die Kammer<lb/> daß zwar auch Se. Majeſtät das Budget, wie es von den Ständen geſchloſſen,<lb/> bewilliget habe, dem Miniſterium aber vorbehalte auf die nicht nach den Aller-<lb/> höchſten Abſichten erledigten Punkte zurückzukommen. Die erbetene Vorlegung<lb/> eines Verzeichniſſes des nicht ausgeſchiedenen Domanialgrundbeſitzes wurde<lb/> ſofort abgelehnt, weil Stände kein Recht auf eine ſolche Mittheilung hätten.<lb/> Nach Verleſung dieſes Schreibens wurde ſogleich die Vertagung und zugleich<lb/> der Schluß der zweiten ordentlichen Diät des 14. Landtags eröffnet, und die<lb/> zweite Kammer mit einem Lebewohl vom Präſidenten entlaſſen, nachdem die<lb/> erſte bereits auseinandergegangen war. (<hi rendition="#g">Pr. Ztg.</hi>)</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Preußen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 15 Jun.</dateline> <p>Die <hi rendition="#g">Pr. Ztg.</hi> über die Zuſammenkunft<lb/> in Baden-Baden: „Heute wird der Kaiſer Napoleon in Baden-Baden eintreffen<lb/> um den Prinz-Regenten auf deutſchem Boden zu begrüßen. Es iſt der in der<lb/> zuvorkommendſten Form ausgeſprochene Wunſch des Kaiſers geweſen dem<lb/> Prinz-Regenten dieſen Beweis ſeiner friedlichen und freundſchaftlichen Geſin-<lb/> nungen zu geben. Preußen hat Urſache ſich dieſes Entgegenkommens zu<lb/> freuen und die unverkennbare Bedeutung desſelben vorurtheilsfrei zu wür-<lb/> digen. Es kann ſich für Preußen nicht darum handeln ſeiner Politik neue<lb/> Ziele zu ſtecken; dieſe Politik iſt ſtets offen, loyal, verſöhnlich, ſtets bemüht<lb/> geweſen den europäiſchen Frieden und die bewährten Grundlagen desſelben<lb/> zu erhalten; ſie wird dieſen Charakter bewahren. Aber die Schwierigkeit<lb/> der Zeiten hat Beſorgniſſe wach werden laſſen, welche Europa gern wird zu-<lb/> rücktreten ſehen vor dem freundſchaftlichen Gedankenaustauſch zweier mäch-<lb/> tigen Regenten, deren Verhalten auf die Geſchicke des Erdtheils immer einen<lb/> gewichtigen, oft entſcheidenden Einfluß ausübt. Deutſchland wird es will-<lb/> kommen heißen, wenn der Kaiſer der Franzoſen in dem Prinz-Regenten die<lb/> Ueberzeugung befeſtigt daß die franzöſiſche Politik ebenſo friedlich als kräftig<lb/> iſt, und Frankreich wird ein werthvolles Unterpfand für die Fortdauer ſeiner<lb/> freundnachbarlichen Beziehungen mit uns darin erblicken, wenn der Kaiſer<lb/> Napoleon aus dem Prinz Regenten ſelbſt die Geſinnungen und Entſchlüſſe<lb/> jener loyalen und gemäßigten Politik vernimmt welche den Handlungen<lb/> ſeiner Regierung zur unwandelbaren Richtſchnur dient. Gleichzeitig mit<lb/> dieſer Begegnung, welche das allgemeine europäiſche Intereſſe in An-<lb/> ſpruch nimmt, beſchäftigt ein anderes Ereigniß erfreulichſter Art die deutſche<lb/> Nation: die Zuſammenkunſt hervorragender Fürſten des deutſchen Bundes. Es<lb/> war längſt der lebhafte Wunſch aufrichtiger Vaterlandsfreunde daß, nach ſo<lb/> manchen Differenzen welche das innere Leben der deutſchen Staatenwelt in<lb/> der letzten Zeit bewegt haben, eine perſönliche Zuſammenkunſt deutſcher Son-<lb/> veräne das Gefühl der Eintracht kräftige und belebe. Die Welt wird ſich<lb/> davon überzeugen daß unter den deutſchen Staaten wohl über die eine oder<lb/> andere bedeutſame Frage der innern Politik verſchiedene Anſichten herrſchen<lb/> können, daß dieſe Divergenzen aber ſtets vor der ſtarken Gemeinſamkeit ver-<lb/> ſtummen welche die deutſchen Staaten in allen Fragen nationaler Unabhän-<lb/> gigkeit und vaterländiſcher Größe zuſammenhält. Der Streit der Parteien<lb/> kann nie die tiefbegründeten Beziehungen verdunkeln welche unter allen Um-<lb/> ſtänden Süd und Nord mit unzerreißbaren Banden umſchlingen. So wer-<lb/> den denn die Tage von Baden-Baden, wir dürfen es hoffen, das Vertrauen<lb/> auf eine gedeihliche und geſicherte Zukunft Europa’s beleben, und zugleich eine<lb/> der weſentlichſten Stützen dieſer Zukunft kräftigen: die Eintracht Deutſchlands.“</p><lb/> <p>Die „Correſp. Stern“ gibt eine ausführliche Analyſe einer preußiſchen<lb/> Note vom 2 d. Mts. in der Bundeskriegsverfaſſungsfrage. Dieſe Note, heißt<lb/> es, iſt die Antwort auf ein vertranliches Memorandum und ſoll zum Abſchluß<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2815/0003]
gegen. Alle Welt iſt verdutzt, und weiß nicht wie dieſes Zugeſtändniß zu
deuten ſey. Gewiß iſt’s daß die Truppen in Trapani Befehl erhalten haben
ſich zur Räumung der Stadt anzuſchicken, ſo viele Kanonen als thunlich mit
ſich zu nehmen, und die andern unbrauchbar zu machen. Von den Schiffen
kehrt alles was ſich geflüchtet hatte nach der Stadt zurück.
(Beſchluß folgt.)
Deutſchland.
ᴕ Aus Oberbayern, 14 Jun. Bis zum 5 d. M. wurde Bad
Empfing bei Traunſtein von 55 Curgäſten beſucht, von denen 16 im Cur-
haus, 39 in der nahen Stadt wohnten. Bad Roſenheim zählte bis zum
2 d. M. 36 Gäſte. — Vergangenen Sonntag Abends wurde die Umgebung
von Aibling und Holzkirchen durch Hagelſchlag arg verwüſtet.
Aus Bayern. Von den Zinnen des Schloſſes Greifenſtein ob Bonn-
land wehte in dieſen Tagen neben den bayeriſchen Landesfarben die grün-
gelbe (ſachſen-weimariſche) Flagge, denn der königl. Kammerherr Frhr. Adal-
bert v. Gleichen-Rußwurm hatte einen hohen Gaſt in ſeine Mauern eingeführt,
den regierenden Großherzog von Sachſen-Weimar-Eiſenach, Karl Alexander.
Sein Beſuch bildete einen würdigen Abſchluß der Huldigungen die der edlen
Gemahlin des Frhrn. v. Gleichen-Rußwurm, Schillers einzig noch lebender
Tochter, in Folge des Schillerfeſtes aus allen Theilen des Erdkreiſes darge-
bracht wurden; und es war ein ſchöner Gedanke von dem die alten herrlichen
Erinnerungen Weimars liebevoll pflegenden Großherzog bei dieſem Beſuch
im Hauſe des Enkels von Schiller, des Frhrn. Ludwig v. Gleichen-Rußwurm,
einen Enkel Goethe’s, Frhrn. Walther v. Goethe, mitzubringen, ſo daß ſich
auf Schloß Greifenſtein die drei Enkel von jenen drei erhabenen deutſchen
Landes- und Dichterfürſten die Hand reichen konnten, auf die Deutſchland
allezeit ſtolz ſeyn, und deren Andenken allezeit unzertrennlich verbunden ſeyn
wird — Karl Auguſt, Goethe und Schiller. (N. K.)
= Nürnberg, 15 Jun. Die Nachforſchung über das Schickſal
des Reiſenden Dr. Eduard Bogel in Afrika ſcheint in Folge mehrfacher
Anregungen zur Nationalſache zu werden, wenigſtens hat die Bildung von
Ausſchüſſen für Sammlungen an mehreren Orten bereits begonnen, und
Nürnberg wird auch hierin ſich in erſte Reihe ſtellen; wie das Kreisamtsblatt
für Mittelfranken meldet, hat der König bereits die Bildung eines Aus-
ſchuſſes in Nürnberg für obigen Zweck bewilligt. — Nach der „Chronik des
germaniſchen Muſeums“ ſteht dieſer ſonſt ſo erfreulich aufblühenden Anſtalt
der Verluſt mancher der beſten gelehrten und künſtleriſchen Kräfte bevor, wenn
nicht bald die freiwilligen Beiträge noch einen erwünſchten Zufluß erhalten.
Beſonders die beiden Großſtaaten und mehrere unſerer erſten deutſchen Städte
ſollten es an etwas erhöhtem Eifer nicht fehlen laſſen. — Die Ausſtellung
der Gegenſtände für die Schillerlotterie hat binnen vier Tagen an die 70 fl.
eingebracht, was bei dem Eintrittspreis von 6 kr. für die Perſon eine ſtarke
Anziehungskraft beweist. — Das Eindrängen des 2ten Decembers in die
Verſammlung deutſcher Fürſten zu Baden Baden macht hier wie überall den
widerwärtigſten Eindruck, und man fragt nicht ohne Grund: warum man
das ſonſt ſo erfreuliche Zuſammentreffen deutſcher Fürſten ſo knapp vor der
Fuchshöhle veranſtalten mochte?
Württemberg.
Stuttgart, 13 Jun. In der am 11 zu Reut-
lingen gehaltenen Wanderverſammlung der württembergiſchen Gewerbe-
vereine haben ſich ſämmtliche Vereine für das Princip der Gewerbefreiheit
ausgeſprochen. (W. Bl.)
Gr. Baden.
/// Kehl, 15 Jun. Der Kaiſer Louis Napoleon kam dieſen
Abend halb 6 Uhr hier an. Bevor er ſeine Reiſe nach Baden fortſetzte beſich-
tigte er die Brückenbauten, über welche er ſich den Ingenieuren gegenüber
ſehr ſchmeichelhaft äußerte, und die Hoffnung ausdrückte daß dieſe Arbeiten
ſehr raſch vollendet werden. Es ward ihm die Zuſicherung daß die Brücke
im nächſten Herbſt gleichzeitig mit der Verbindungsbahn nach Straßburg
dem Verkehr übergeben werde. Es wird verſichert daß L. Napoleon ver-
ſprochen habe dem Feſt der Einweihung beizuwohnen. Nach officiellen Mit-
theilungen wird der unmittelbare Dienſt der Eiſenbahn von hier nach Wien
am 20 k. M. beginnen, und wird die Fahrt von der franzöſiſchen Gränze
nach der öſterreichiſchen Hauptſtadt etwa 25—26 Stunden in Anſpruch neh-
men. Die betreffenden Verwaltungen ſind bereits mit der Einrichtung eines
gemeinſchaftlichen Fahrtenplans beſchäftigt.
Kurheſſen.
Kaſſel, 14 Jun. Heute iſt der Landtagsabſchied vom
16 Mai 1860 in der Kaſſ. Z. veröffentlicht; es iſt darin einer Reihe von
Geſetzen die landesherrliche Sanction ertheilt. Unter andern den Geſetzen
die Einführung einer Wechſelordnung betreffend, Ermäßigung des Mainzolles
für Getreide und Hülſenfrüchte, Einführung eines allgemeinen Landesgewichts,
die Verjährung der Zinſen von den auf den Inhaber lautenden Schuldver-
ſchreibungen; ſodann eine Verordnung vom 16 Mai 1860, die Bekannt-
machung der Ueberſicht über den Staatsbedarf für die Jahre 1858, 1859
und 1860 und über die Mittel zu deſſen Deckung betreffend ꝛc. In Beziehung
auf das rückſichtlich der Erbauung einer Eiſenbahn von Bebra über Fulda
nach Hanau von den Ständen geſtellte Deſiderium behält ſich der Landesherr
eine weitere Entſchließung bis dahin vor, wo die eingeleiteten Vorarbeiten
beendigt ſeyn werden.
K. Hannover.
Hannover, 13 Jun. Die Conferenz über den
mehrerwähnten Häuſerkanf iſt erfolglos geblieben. Hr. v. Borries wünſchte
nochmals dringend daß die Nachbewilligung ertheilt werde. Die zweite Kam-
mer blieb aber mit großer Majorität bei dem früheren Beſchluß. Perſönlich
hatte Hr. v. Borries noch zu bemerken daß die Preſſe ſeiner Aeußerung über
den engliſchen Geſandten eine ihm fernliegende Bedeutung beigelegt habe, die
für die Regierung nicht minder als für den Herrn Gefandten verletzend ſey.
Er habe nichts weiter geſagt als daß die Regierung nicht in der Lage ſey Con-
tracte mit Privatperſonen aufzulöſen, und um ſo weniger mit Bertretern frem-
der Mächte, denn eine ſo rückſichtsloſe Forderung würde den Geſandten ver-
letzen, könne leicht das gute Einvernehmen unter beiden Regierungen trüben,
und dem Land, zumal im Augenblick wichtiger finanzieller Unterhandlungen,
nur ſchädlich ſeyn. Daß man in ſolchen Fällen vorſichtig zu Werke gehen
müſſe, bemerkte Hr. v. Borries, habe die Folge ſchon gezeigt: der Herr Ge-
ſandte habe nämlich ſeinerſeits von dem Miethscontract zurückzutreten ſich
bereit erklärt, ein Erbieten worauf die Regierung jedoch nicht eingegangen ſey.
Die erſte Kammer verlangte ſofort eine verſtärkte Conferenz, die man Höflich-
keitshalber nicht ablehnen wollte. Die Sitzung wurde eine halbe Stunde aus-
geſetzt um der verſtärkten Conferenz Zeit zur Unterhandlung zu geben. Sie
brauchte dieſe Friſt nicht einmal um wieder unverrichteter Sache auseinander
zu gehen. — Ein königliches Schreiben lief ein und benachrichtigte die Kammer
daß zwar auch Se. Majeſtät das Budget, wie es von den Ständen geſchloſſen,
bewilliget habe, dem Miniſterium aber vorbehalte auf die nicht nach den Aller-
höchſten Abſichten erledigten Punkte zurückzukommen. Die erbetene Vorlegung
eines Verzeichniſſes des nicht ausgeſchiedenen Domanialgrundbeſitzes wurde
ſofort abgelehnt, weil Stände kein Recht auf eine ſolche Mittheilung hätten.
Nach Verleſung dieſes Schreibens wurde ſogleich die Vertagung und zugleich
der Schluß der zweiten ordentlichen Diät des 14. Landtags eröffnet, und die
zweite Kammer mit einem Lebewohl vom Präſidenten entlaſſen, nachdem die
erſte bereits auseinandergegangen war. (Pr. Ztg.)
Preußen.
Berlin, 15 Jun. Die Pr. Ztg. über die Zuſammenkunft
in Baden-Baden: „Heute wird der Kaiſer Napoleon in Baden-Baden eintreffen
um den Prinz-Regenten auf deutſchem Boden zu begrüßen. Es iſt der in der
zuvorkommendſten Form ausgeſprochene Wunſch des Kaiſers geweſen dem
Prinz-Regenten dieſen Beweis ſeiner friedlichen und freundſchaftlichen Geſin-
nungen zu geben. Preußen hat Urſache ſich dieſes Entgegenkommens zu
freuen und die unverkennbare Bedeutung desſelben vorurtheilsfrei zu wür-
digen. Es kann ſich für Preußen nicht darum handeln ſeiner Politik neue
Ziele zu ſtecken; dieſe Politik iſt ſtets offen, loyal, verſöhnlich, ſtets bemüht
geweſen den europäiſchen Frieden und die bewährten Grundlagen desſelben
zu erhalten; ſie wird dieſen Charakter bewahren. Aber die Schwierigkeit
der Zeiten hat Beſorgniſſe wach werden laſſen, welche Europa gern wird zu-
rücktreten ſehen vor dem freundſchaftlichen Gedankenaustauſch zweier mäch-
tigen Regenten, deren Verhalten auf die Geſchicke des Erdtheils immer einen
gewichtigen, oft entſcheidenden Einfluß ausübt. Deutſchland wird es will-
kommen heißen, wenn der Kaiſer der Franzoſen in dem Prinz-Regenten die
Ueberzeugung befeſtigt daß die franzöſiſche Politik ebenſo friedlich als kräftig
iſt, und Frankreich wird ein werthvolles Unterpfand für die Fortdauer ſeiner
freundnachbarlichen Beziehungen mit uns darin erblicken, wenn der Kaiſer
Napoleon aus dem Prinz Regenten ſelbſt die Geſinnungen und Entſchlüſſe
jener loyalen und gemäßigten Politik vernimmt welche den Handlungen
ſeiner Regierung zur unwandelbaren Richtſchnur dient. Gleichzeitig mit
dieſer Begegnung, welche das allgemeine europäiſche Intereſſe in An-
ſpruch nimmt, beſchäftigt ein anderes Ereigniß erfreulichſter Art die deutſche
Nation: die Zuſammenkunſt hervorragender Fürſten des deutſchen Bundes. Es
war längſt der lebhafte Wunſch aufrichtiger Vaterlandsfreunde daß, nach ſo
manchen Differenzen welche das innere Leben der deutſchen Staatenwelt in
der letzten Zeit bewegt haben, eine perſönliche Zuſammenkunſt deutſcher Son-
veräne das Gefühl der Eintracht kräftige und belebe. Die Welt wird ſich
davon überzeugen daß unter den deutſchen Staaten wohl über die eine oder
andere bedeutſame Frage der innern Politik verſchiedene Anſichten herrſchen
können, daß dieſe Divergenzen aber ſtets vor der ſtarken Gemeinſamkeit ver-
ſtummen welche die deutſchen Staaten in allen Fragen nationaler Unabhän-
gigkeit und vaterländiſcher Größe zuſammenhält. Der Streit der Parteien
kann nie die tiefbegründeten Beziehungen verdunkeln welche unter allen Um-
ſtänden Süd und Nord mit unzerreißbaren Banden umſchlingen. So wer-
den denn die Tage von Baden-Baden, wir dürfen es hoffen, das Vertrauen
auf eine gedeihliche und geſicherte Zukunft Europa’s beleben, und zugleich eine
der weſentlichſten Stützen dieſer Zukunft kräftigen: die Eintracht Deutſchlands.“
Die „Correſp. Stern“ gibt eine ausführliche Analyſe einer preußiſchen
Note vom 2 d. Mts. in der Bundeskriegsverfaſſungsfrage. Dieſe Note, heißt
es, iſt die Antwort auf ein vertranliches Memorandum und ſoll zum Abſchluß
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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