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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.

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24. April 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] aus den überseeischen Ländern, erhebliche Preissteigerungen
hervorgerufen. Den großen Gewinnen, die infolgedessen im
Berichtsjahre der Norddeutschen Wollkämmerei und Kamm-
garnspinnerei zugeflossen sind und im laufenden Jahre noch
zufließen werden, stehen die Verluste gegenüber, die aus der
Abwicklung ihrer Engagements im Auslande erwachsen
können und die in den Betriebsschwierigkeiten, vornehmlich
in der bereits erfolgten und voraussichtlich noch zunehmenden
Einschränkung der Arbeit ihrer Fabriken, begründet sind.
Es müsse demnach Aufgabe des Vorstandes sein, nicht nur die
Betriebe in jeder Beziehung zur Wiederaufnahme ihrer vollen
Tätigkeit bereit zu halten, sondern auch nach Möglichkeit den
Arbeitern über die schweren Zeiten hinwegzuhelfen. --
Angesichts dieser Umstände wurde die Bilanz mit besonderer
Vorsicht gestellt. Für alle möglicherweise entstehenden Ver-
luste aus Forderungen an das Ausland ist durch die auf De-
bitoren-Konto erfolgte Rückstellung von zwei Millionen Mark
(Kriegsrücklage) in jedem Falle voll Deckung getroffen. Die
Vorräte sind so niedrig bewertet worden, daß deren Reali-
sierung dem laufenden Jahre einen erheblichen Gewinn sichert.
Die starken Abschreibungen auf den Anlage-Konten sind
lediglich in der Absicht erfolgt, die Gesellschaft innerlich weiter
erstarken zu lassen und somit auf eine nach dem Frieden zu er-
hoffende Periode kräftiger Vorwärtsentwicklung vorzu-
bereiten.

Aus dem Reingewinn von 4,484,639 M wird der
Spezial-Reservefonds um 500,000 M auf 5 Millionen Mark
erhöht und ein Betrag in gleicher Höhe dem Arbeiter-Wohl-
fahrts-Fonds zugeführt, dem außerdem ein den im abge-
lausenen Jahre aus ihm gemachten Aufwendungen gleich-
kommender Betrag von 179,368 M überwiesen wurde.

Die mit dem Bremer Unternehmen eng verbundenen
Firmen: Bischoff und Rodatz, G. m. b. H., Hamburger Woll-
kämmerei, beide in Hamburg, Hoepner und Sohn, G. m. b. H.,
Delmenhorst, und die Sächsische Wollgarnfabrit A.-G., vorm.
Tittel und Krüger, Leipzig-Plagwitz, haben durchaus be-
friedigende Ergebnisse erzielt. Die im Berichtsjahre verein-
nahmten Gewinnanteile aus der Beteiligung an den ge-
nannten Gesellschaften sind dem letztjährigen Erträgnis zugute
gekommen.

Aus dem Reingewinn werden 10 Prozent Dividende mit
2,250,000 M verteilt. Außer der Zuweisung an den Spezial-
Reservefonds mit 500,000 M erhält der Fonds zum Besten der
Beamten und Arbeiter 50,000 M, wie oben erwähnt, erfolgt
neue Rückstellung für allgemeine, dem Wohle der Arbeiter
gewidmete Zwecke von 500,000 M. Für die Talonsteuer
werden 50,000 M zurückgestellt. Die Tantiemen an Vorstand
und Aufsichtsrat erfordern 330,281 M, und zum Vortrag auf
1915 gelangen 803,357 M, ein im Vergleich zu früheren
Jahren wesentlich hoher Betrag.

Bilanz und Gewinn und Verlustkonto wird in der vor-
liegenden Nummer veröffentlicht.



Union-Bank.

Nach den Darlegungen des Geschäftsberichtes hat in der
ersten Hälfte des Jahres 1914 der schwere Druck, der seit Be-
ginn der Balkankriege auf Industrie und Handel lastete, all-
mählich einer Erleichterung Platz gemacht. Die damit ver-
bundene Verbilligung des Geldpreises brachte aber, haupt-
sächlich infolge der fortdauernden Unsicherheit der internatio-
nalen politischen Verhältnisse, vorerst keine Steigerung der
Unternehmungslust mit sich und wurde zumeist für die Zwecke
der Anleihebedürfnisse des Staates und der Länder nutzbar
gemacht. Der erhoffte Aufschwung im geschäftlichen Verkehr
der Monarchie war noch nicht eingetreten, als der gewaltige
Krieg über Europa hereinbrach, der eine völlige Umwälzung
des gesamten staatlichen Lebens herbeiführte. Der Umfang
des wirtschaftlichen Schadens, den die weltbewegenden Er-
eignisse bereits verursacht haben und noch weiter nach sich
ziehen werden, läßt sich heute, da der Kampf noch tobt, auch
nicht annähernd ermessen; insbesondere ist ein sicheres Urteil
über die Wertzerstörung und die künstigen Verhältnisse in den
durch den Krieg unmittelbar betroffenen Landesteilen ganz
ausgeschlossen.

[Spaltenumbruch]

Für die Union-Bank kommen in letzterer Hinsicht haupt-
sächlich die Außenstände der Lemberger Filiale in Betracht,
welche kurz vor der Besetzung der galizischen Landeshaupt-
stadt den Betrieb einstellte und die interimistische Geschäfts-
führung nach Wien verlegte. Bei Aufstellung der Bilanz
werde den tatsächlichen Umständen im gebotenen Maße Rech-
nung getragen, indem aus den ausgewiesenen Erträgnissen
ein Betrag von 3,560,078 Kronen für Abschreibungen und Re-
servierungen ausgeschieden werde. Mit einem Teile dieses Be-
trages wird eine für die galizischen Engagements bestimmte
Reserve geschaffen; demselben Zwecke dienen das gesamte von
der Lemberger Filiale im Bilanzjahre erzielte Erträgnis und
die bei dieser Zweigniederlassung von früher her bestehenden
Reserven. Ein weiterer Teil ist dazu bestimmt, bei Konsor-
tialbeteiligungen der Bank angemessene Minderbewertungen
durchzuführen und an den Forderungen aus dem laufenden
Geschäste der Zentrale Abschreibungen vorzunehmen. Die
Frage, ob die bei der Lemberger Filiale zu gewärtigenden
Verluste durch die eben erwähnte Vorsorge volle Deckung
sinden werden, kann dermalen nicht beantwortet werden. Um
jedoch eine künftige Belastung des Geschäftsbetriebes durch
diese mit dem Krieg zusammenhängenden Verluste für alle
Fälle auszuschließen, soll der für Abschreibungen an gali-
zischen Engagements eventuell erforderliche Mehrbetrag dem
Kapitalreservefonds entnommen werden.

Die Bestände der Bank an eigenen, nicht in Konsortien
gebundenen Effekten beliefen sich am 31. Dezember 1914 auf
34,485,222 Kronen gegen 22,937,082 Kronen im Vorjahre.
Der bilanzmäßigen Bewertung der Effekten ist im allge-
meinen die Kursnotiz vom letzten Börsetage, dem 25. Juli
v. J., zugrunde gelegt, in einzelne Fallen aber sind unter Be-
rücksichtigung der besonderen Sachlage wesentlich niedrigere
Preise angesetzt worden. Die beträchtliche Vermehrung des
Effektenbesitzes ist zum weitaus größten Teile durch den Besitz
der Bank an Titres der österreichischen und der ungarischen
Kriegsanleihe hervorgerufen. Der Bericht erwähnt sodann
eingehend die Beteiligungen an den verschiedenen Staats-
anleihen und die zahlreichen Konsortialgeschäfte. Das
Konto Konsortialgeschäfte ist mit 19,049,187 Kronen gegen
22,473,031 Kronen im Vorjahre in die Bilanz eingestellt.
Die Umsätze im Bank-Kommissions-Geschäfte haben im
Jahre 1914 insgesamt 8988 Millionen Kronen betragen; der
Umsatz in Effekten bezifferte sich auf 1328 Millionen, jener in
Wechseln auf 4828 Millionen Kronen. Am 1. Januar 1914 be-
trugen die gegen Waren und Warrants von der Zentrale
gewährten Konto-Korrent-Kredite 9,221,088 Kronen; vom
1. Januar bis 31. Dezember 1914 wurden solche Kredite im
Betrage von 88,934,720 Kronen bewilligt. Zur Rückzahlung
gelangten in der Berichtsperiode 91,117,685 Kronen, so daß
am 31. Dezember 1914 ein Betrag von 7,038,123 Kronen ver-
blieb. Der Erlös der durch die Zentrale zum Verkaufe ge-
langten Waren belief sich im Berichtsjahre auf 27,206,400 Kr.
Die Summe der Debitoren im Bank- und Warengeschäfte ist
mit 193,947,464 Kronen gegen 191,669,344 Kronen, die
Summe der Kreditoren mit 182,531,672 Kronen gegen
194,694,090 Kronen im Vorjahre ausgewiesen. Die auf die



[irrelevantes Material]

24. April 1915. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] aus den überſeeiſchen Ländern, erhebliche Preisſteigerungen
hervorgerufen. Den großen Gewinnen, die infolgedeſſen im
Berichtsjahre der Norddeutſchen Wollkämmerei und Kamm-
garnſpinnerei zugefloſſen ſind und im laufenden Jahre noch
zufließen werden, ſtehen die Verluſte gegenüber, die aus der
Abwicklung ihrer Engagements im Auslande erwachſen
können und die in den Betriebsſchwierigkeiten, vornehmlich
in der bereits erfolgten und vorausſichtlich noch zunehmenden
Einſchränkung der Arbeit ihrer Fabriken, begründet ſind.
Es müſſe demnach Aufgabe des Vorſtandes ſein, nicht nur die
Betriebe in jeder Beziehung zur Wiederaufnahme ihrer vollen
Tätigkeit bereit zu halten, ſondern auch nach Möglichkeit den
Arbeitern über die ſchweren Zeiten hinwegzuhelfen. —
Angeſichts dieſer Umſtände wurde die Bilanz mit beſonderer
Vorſicht geſtellt. Für alle möglicherweiſe entſtehenden Ver-
luſte aus Forderungen an das Ausland iſt durch die auf De-
bitoren-Konto erfolgte Rückſtellung von zwei Millionen Mark
(Kriegsrücklage) in jedem Falle voll Deckung getroffen. Die
Vorräte ſind ſo niedrig bewertet worden, daß deren Reali-
ſierung dem laufenden Jahre einen erheblichen Gewinn ſichert.
Die ſtarken Abſchreibungen auf den Anlage-Konten ſind
lediglich in der Abſicht erfolgt, die Geſellſchaft innerlich weiter
erſtarken zu laſſen und ſomit auf eine nach dem Frieden zu er-
hoffende Periode kräftiger Vorwärtsentwicklung vorzu-
bereiten.

Aus dem Reingewinn von 4,484,639 ℳ wird der
Spezial-Reſervefonds um 500,000 ℳ auf 5 Millionen Mark
erhöht und ein Betrag in gleicher Höhe dem Arbeiter-Wohl-
fahrts-Fonds zugeführt, dem außerdem ein den im abge-
lauſenen Jahre aus ihm gemachten Aufwendungen gleich-
kommender Betrag von 179,368 ℳ überwieſen wurde.

Die mit dem Bremer Unternehmen eng verbundenen
Firmen: Biſchoff und Rodatz, G. m. b. H., Hamburger Woll-
kämmerei, beide in Hamburg, Hoepner und Sohn, G. m. b. H.,
Delmenhorſt, und die Sächſiſche Wollgarnfabrit A.-G., vorm.
Tittel und Krüger, Leipzig-Plagwitz, haben durchaus be-
friedigende Ergebniſſe erzielt. Die im Berichtsjahre verein-
nahmten Gewinnanteile aus der Beteiligung an den ge-
nannten Geſellſchaften ſind dem letztjährigen Erträgnis zugute
gekommen.

Aus dem Reingewinn werden 10 Prozent Dividende mit
2,250,000 ℳ verteilt. Außer der Zuweiſung an den Spezial-
Reſervefonds mit 500,000 ℳ erhält der Fonds zum Beſten der
Beamten und Arbeiter 50,000 ℳ, wie oben erwähnt, erfolgt
neue Rückſtellung für allgemeine, dem Wohle der Arbeiter
gewidmete Zwecke von 500,000 ℳ. Für die Talonſteuer
werden 50,000 ℳ zurückgeſtellt. Die Tantiemen an Vorſtand
und Aufſichtsrat erfordern 330,281 ℳ, und zum Vortrag auf
1915 gelangen 803,357 ℳ, ein im Vergleich zu früheren
Jahren weſentlich hoher Betrag.

Bilanz und Gewinn und Verluſtkonto wird in der vor-
liegenden Nummer veröffentlicht.



Union-Bank.

Nach den Darlegungen des Geſchäftsberichtes hat in der
erſten Hälfte des Jahres 1914 der ſchwere Druck, der ſeit Be-
ginn der Balkankriege auf Induſtrie und Handel laſtete, all-
mählich einer Erleichterung Platz gemacht. Die damit ver-
bundene Verbilligung des Geldpreiſes brachte aber, haupt-
ſächlich infolge der fortdauernden Unſicherheit der internatio-
nalen politiſchen Verhältniſſe, vorerſt keine Steigerung der
Unternehmungsluſt mit ſich und wurde zumeiſt für die Zwecke
der Anleihebedürfniſſe des Staates und der Länder nutzbar
gemacht. Der erhoffte Aufſchwung im geſchäftlichen Verkehr
der Monarchie war noch nicht eingetreten, als der gewaltige
Krieg über Europa hereinbrach, der eine völlige Umwälzung
des geſamten ſtaatlichen Lebens herbeiführte. Der Umfang
des wirtſchaftlichen Schadens, den die weltbewegenden Er-
eigniſſe bereits verurſacht haben und noch weiter nach ſich
ziehen werden, läßt ſich heute, da der Kampf noch tobt, auch
nicht annähernd ermeſſen; insbeſondere iſt ein ſicheres Urteil
über die Wertzerſtörung und die künſtigen Verhältniſſe in den
durch den Krieg unmittelbar betroffenen Landesteilen ganz
ausgeſchloſſen.

[Spaltenumbruch]

Für die Union-Bank kommen in letzterer Hinſicht haupt-
ſächlich die Außenſtände der Lemberger Filiale in Betracht,
welche kurz vor der Beſetzung der galiziſchen Landeshaupt-
ſtadt den Betrieb einſtellte und die interimiſtiſche Geſchäfts-
führung nach Wien verlegte. Bei Aufſtellung der Bilanz
werde den tatſächlichen Umſtänden im gebotenen Maße Rech-
nung getragen, indem aus den ausgewieſenen Erträgniſſen
ein Betrag von 3,560,078 Kronen für Abſchreibungen und Re-
ſervierungen ausgeſchieden werde. Mit einem Teile dieſes Be-
trages wird eine für die galiziſchen Engagements beſtimmte
Reſerve geſchaffen; demſelben Zwecke dienen das geſamte von
der Lemberger Filiale im Bilanzjahre erzielte Erträgnis und
die bei dieſer Zweigniederlaſſung von früher her beſtehenden
Reſerven. Ein weiterer Teil iſt dazu beſtimmt, bei Konſor-
tialbeteiligungen der Bank angemeſſene Minderbewertungen
durchzuführen und an den Forderungen aus dem laufenden
Geſchäſte der Zentrale Abſchreibungen vorzunehmen. Die
Frage, ob die bei der Lemberger Filiale zu gewärtigenden
Verluſte durch die eben erwähnte Vorſorge volle Deckung
ſinden werden, kann dermalen nicht beantwortet werden. Um
jedoch eine künftige Belaſtung des Geſchäftsbetriebes durch
dieſe mit dem Krieg zuſammenhängenden Verluſte für alle
Fälle auszuſchließen, ſoll der für Abſchreibungen an gali-
ziſchen Engagements eventuell erforderliche Mehrbetrag dem
Kapitalreſervefonds entnommen werden.

Die Beſtände der Bank an eigenen, nicht in Konſortien
gebundenen Effekten beliefen ſich am 31. Dezember 1914 auf
34,485,222 Kronen gegen 22,937,082 Kronen im Vorjahre.
Der bilanzmäßigen Bewertung der Effekten iſt im allge-
meinen die Kursnotiz vom letzten Börſetage, dem 25. Juli
v. J., zugrunde gelegt, in einzelne Fallen aber ſind unter Be-
rückſichtigung der beſonderen Sachlage weſentlich niedrigere
Preiſe angeſetzt worden. Die beträchtliche Vermehrung des
Effektenbeſitzes iſt zum weitaus größten Teile durch den Beſitz
der Bank an Titres der öſterreichiſchen und der ungariſchen
Kriegsanleihe hervorgerufen. Der Bericht erwähnt ſodann
eingehend die Beteiligungen an den verſchiedenen Staats-
anleihen und die zahlreichen Konſortialgeſchäfte. Das
Konto Konſortialgeſchäfte iſt mit 19,049,187 Kronen gegen
22,473,031 Kronen im Vorjahre in die Bilanz eingeſtellt.
Die Umſätze im Bank-Kommiſſions-Geſchäfte haben im
Jahre 1914 insgeſamt 8988 Millionen Kronen betragen; der
Umſatz in Effekten bezifferte ſich auf 1328 Millionen, jener in
Wechſeln auf 4828 Millionen Kronen. Am 1. Januar 1914 be-
trugen die gegen Waren und Warrants von der Zentrale
gewährten Konto-Korrent-Kredite 9,221,088 Kronen; vom
1. Januar bis 31. Dezember 1914 wurden ſolche Kredite im
Betrage von 88,934,720 Kronen bewilligt. Zur Rückzahlung
gelangten in der Berichtsperiode 91,117,685 Kronen, ſo daß
am 31. Dezember 1914 ein Betrag von 7,038,123 Kronen ver-
blieb. Der Erlös der durch die Zentrale zum Verkaufe ge-
langten Waren belief ſich im Berichtsjahre auf 27,206,400 Kr.
Die Summe der Debitoren im Bank- und Warengeſchäfte iſt
mit 193,947,464 Kronen gegen 191,669,344 Kronen, die
Summe der Kreditoren mit 182,531,672 Kronen gegen
194,694,090 Kronen im Vorjahre ausgewieſen. Die auf die



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[Seite 261.[261]/0015] 24. April 1915. Allgemeine Zeitung aus den überſeeiſchen Ländern, erhebliche Preisſteigerungen hervorgerufen. Den großen Gewinnen, die infolgedeſſen im Berichtsjahre der Norddeutſchen Wollkämmerei und Kamm- garnſpinnerei zugefloſſen ſind und im laufenden Jahre noch zufließen werden, ſtehen die Verluſte gegenüber, die aus der Abwicklung ihrer Engagements im Auslande erwachſen können und die in den Betriebsſchwierigkeiten, vornehmlich in der bereits erfolgten und vorausſichtlich noch zunehmenden Einſchränkung der Arbeit ihrer Fabriken, begründet ſind. Es müſſe demnach Aufgabe des Vorſtandes ſein, nicht nur die Betriebe in jeder Beziehung zur Wiederaufnahme ihrer vollen Tätigkeit bereit zu halten, ſondern auch nach Möglichkeit den Arbeitern über die ſchweren Zeiten hinwegzuhelfen. — Angeſichts dieſer Umſtände wurde die Bilanz mit beſonderer Vorſicht geſtellt. Für alle möglicherweiſe entſtehenden Ver- luſte aus Forderungen an das Ausland iſt durch die auf De- bitoren-Konto erfolgte Rückſtellung von zwei Millionen Mark (Kriegsrücklage) in jedem Falle voll Deckung getroffen. Die Vorräte ſind ſo niedrig bewertet worden, daß deren Reali- ſierung dem laufenden Jahre einen erheblichen Gewinn ſichert. Die ſtarken Abſchreibungen auf den Anlage-Konten ſind lediglich in der Abſicht erfolgt, die Geſellſchaft innerlich weiter erſtarken zu laſſen und ſomit auf eine nach dem Frieden zu er- hoffende Periode kräftiger Vorwärtsentwicklung vorzu- bereiten. Aus dem Reingewinn von 4,484,639 ℳ wird der Spezial-Reſervefonds um 500,000 ℳ auf 5 Millionen Mark erhöht und ein Betrag in gleicher Höhe dem Arbeiter-Wohl- fahrts-Fonds zugeführt, dem außerdem ein den im abge- lauſenen Jahre aus ihm gemachten Aufwendungen gleich- kommender Betrag von 179,368 ℳ überwieſen wurde. Die mit dem Bremer Unternehmen eng verbundenen Firmen: Biſchoff und Rodatz, G. m. b. H., Hamburger Woll- kämmerei, beide in Hamburg, Hoepner und Sohn, G. m. b. H., Delmenhorſt, und die Sächſiſche Wollgarnfabrit A.-G., vorm. Tittel und Krüger, Leipzig-Plagwitz, haben durchaus be- friedigende Ergebniſſe erzielt. Die im Berichtsjahre verein- nahmten Gewinnanteile aus der Beteiligung an den ge- nannten Geſellſchaften ſind dem letztjährigen Erträgnis zugute gekommen. Aus dem Reingewinn werden 10 Prozent Dividende mit 2,250,000 ℳ verteilt. Außer der Zuweiſung an den Spezial- Reſervefonds mit 500,000 ℳ erhält der Fonds zum Beſten der Beamten und Arbeiter 50,000 ℳ, wie oben erwähnt, erfolgt neue Rückſtellung für allgemeine, dem Wohle der Arbeiter gewidmete Zwecke von 500,000 ℳ. Für die Talonſteuer werden 50,000 ℳ zurückgeſtellt. Die Tantiemen an Vorſtand und Aufſichtsrat erfordern 330,281 ℳ, und zum Vortrag auf 1915 gelangen 803,357 ℳ, ein im Vergleich zu früheren Jahren weſentlich hoher Betrag. Bilanz und Gewinn und Verluſtkonto wird in der vor- liegenden Nummer veröffentlicht. Union-Bank. Nach den Darlegungen des Geſchäftsberichtes hat in der erſten Hälfte des Jahres 1914 der ſchwere Druck, der ſeit Be- ginn der Balkankriege auf Induſtrie und Handel laſtete, all- mählich einer Erleichterung Platz gemacht. Die damit ver- bundene Verbilligung des Geldpreiſes brachte aber, haupt- ſächlich infolge der fortdauernden Unſicherheit der internatio- nalen politiſchen Verhältniſſe, vorerſt keine Steigerung der Unternehmungsluſt mit ſich und wurde zumeiſt für die Zwecke der Anleihebedürfniſſe des Staates und der Länder nutzbar gemacht. Der erhoffte Aufſchwung im geſchäftlichen Verkehr der Monarchie war noch nicht eingetreten, als der gewaltige Krieg über Europa hereinbrach, der eine völlige Umwälzung des geſamten ſtaatlichen Lebens herbeiführte. Der Umfang des wirtſchaftlichen Schadens, den die weltbewegenden Er- eigniſſe bereits verurſacht haben und noch weiter nach ſich ziehen werden, läßt ſich heute, da der Kampf noch tobt, auch nicht annähernd ermeſſen; insbeſondere iſt ein ſicheres Urteil über die Wertzerſtörung und die künſtigen Verhältniſſe in den durch den Krieg unmittelbar betroffenen Landesteilen ganz ausgeſchloſſen. Für die Union-Bank kommen in letzterer Hinſicht haupt- ſächlich die Außenſtände der Lemberger Filiale in Betracht, welche kurz vor der Beſetzung der galiziſchen Landeshaupt- ſtadt den Betrieb einſtellte und die interimiſtiſche Geſchäfts- führung nach Wien verlegte. Bei Aufſtellung der Bilanz werde den tatſächlichen Umſtänden im gebotenen Maße Rech- nung getragen, indem aus den ausgewieſenen Erträgniſſen ein Betrag von 3,560,078 Kronen für Abſchreibungen und Re- ſervierungen ausgeſchieden werde. Mit einem Teile dieſes Be- trages wird eine für die galiziſchen Engagements beſtimmte Reſerve geſchaffen; demſelben Zwecke dienen das geſamte von der Lemberger Filiale im Bilanzjahre erzielte Erträgnis und die bei dieſer Zweigniederlaſſung von früher her beſtehenden Reſerven. Ein weiterer Teil iſt dazu beſtimmt, bei Konſor- tialbeteiligungen der Bank angemeſſene Minderbewertungen durchzuführen und an den Forderungen aus dem laufenden Geſchäſte der Zentrale Abſchreibungen vorzunehmen. Die Frage, ob die bei der Lemberger Filiale zu gewärtigenden Verluſte durch die eben erwähnte Vorſorge volle Deckung ſinden werden, kann dermalen nicht beantwortet werden. Um jedoch eine künftige Belaſtung des Geſchäftsbetriebes durch dieſe mit dem Krieg zuſammenhängenden Verluſte für alle Fälle auszuſchließen, ſoll der für Abſchreibungen an gali- ziſchen Engagements eventuell erforderliche Mehrbetrag dem Kapitalreſervefonds entnommen werden. Die Beſtände der Bank an eigenen, nicht in Konſortien gebundenen Effekten beliefen ſich am 31. Dezember 1914 auf 34,485,222 Kronen gegen 22,937,082 Kronen im Vorjahre. Der bilanzmäßigen Bewertung der Effekten iſt im allge- meinen die Kursnotiz vom letzten Börſetage, dem 25. Juli v. J., zugrunde gelegt, in einzelne Fallen aber ſind unter Be- rückſichtigung der beſonderen Sachlage weſentlich niedrigere Preiſe angeſetzt worden. Die beträchtliche Vermehrung des Effektenbeſitzes iſt zum weitaus größten Teile durch den Beſitz der Bank an Titres der öſterreichiſchen und der ungariſchen Kriegsanleihe hervorgerufen. Der Bericht erwähnt ſodann eingehend die Beteiligungen an den verſchiedenen Staats- anleihen und die zahlreichen Konſortialgeſchäfte. Das Konto Konſortialgeſchäfte iſt mit 19,049,187 Kronen gegen 22,473,031 Kronen im Vorjahre in die Bilanz eingeſtellt. Die Umſätze im Bank-Kommiſſions-Geſchäfte haben im Jahre 1914 insgeſamt 8988 Millionen Kronen betragen; der Umſatz in Effekten bezifferte ſich auf 1328 Millionen, jener in Wechſeln auf 4828 Millionen Kronen. Am 1. Januar 1914 be- trugen die gegen Waren und Warrants von der Zentrale gewährten Konto-Korrent-Kredite 9,221,088 Kronen; vom 1. Januar bis 31. Dezember 1914 wurden ſolche Kredite im Betrage von 88,934,720 Kronen bewilligt. Zur Rückzahlung gelangten in der Berichtsperiode 91,117,685 Kronen, ſo daß am 31. Dezember 1914 ein Betrag von 7,038,123 Kronen ver- blieb. Der Erlös der durch die Zentrale zum Verkaufe ge- langten Waren belief ſich im Berichtsjahre auf 27,206,400 Kr. Die Summe der Debitoren im Bank- und Warengeſchäfte iſt mit 193,947,464 Kronen gegen 191,669,344 Kronen, die Summe der Kreditoren mit 182,531,672 Kronen gegen 194,694,090 Kronen im Vorjahre ausgewieſen. Die auf die _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-24T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915, S. Seite 261.[261]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1915/15>, abgerufen am 03.12.2024.