Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 24. April 1915.24. April 1915. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Aus Bädern und Kurorten. Moorbad Aibling -- Kurhaus Wittelsbach. (Offizier-Genesungsheim.) Wer kennt nicht den freundlichen Bade- und Sommerfrische- Bad Aibling ist demnach auch ein sehr günstiges Standquartier Der Badeort ist heute ein modernes nationales Moor- und Welches Vertrauen das Kurhaus Wittelsbach als Genesungs- Hervorgehoben verdient auch noch zu werden, daß im Parke [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Bad Homburg. Ostern bildet hier den Auftakt der Sommersaison, und wenn Die Veranstaltungen der Kurverwaltung, insbesondere die Eine Franzensbader Bismarck Reminißenz. Von seinem Kuraufenthalte in Gastein kommend, war Fürst Der langen Konferenz der beiden Minister folgte um 5 Uhr Fürst Bismarck nahm am folgenden Tage abermals als Gast Von der Familie v. Giers zum Bahnhofe geleitet, verließen Bad Nauheim. Das im Großherzogtum Hessen, am Ausläufer des herrlichen 24. April 1915. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Aus Bädern und Kurorten. Moorbad Aibling — Kurhaus Wittelsbach. (Offizier-Geneſungsheim.) Wer kennt nicht den freundlichen Bade- und Sommerfriſche- Bad Aibling iſt demnach auch ein ſehr günſtiges Standquartier Der Badeort iſt heute ein modernes nationales Moor- und Welches Vertrauen das Kurhaus Wittelsbach als Geneſungs- Hervorgehoben verdient auch noch zu werden, daß im Parke [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Bad Homburg. Oſtern bildet hier den Auftakt der Sommerſaiſon, und wenn Die Veranſtaltungen der Kurverwaltung, insbeſondere die Eine Franzensbader Bismarck Reminiſzenz. Von ſeinem Kuraufenthalte in Gaſtein kommend, war Fürſt Der langen Konferenz der beiden Miniſter folgte um 5 Uhr Fürſt Bismarck nahm am folgenden Tage abermals als Gaſt Von der Familie v. Giers zum Bahnhofe geleitet, verließen Bad Nauheim. Das im Großherzogtum Heſſen, am Ausläufer des herrlichen <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <pb facs="#f0017" n="Seite 263.[263]"/> <fw place="top" type="header">24. April 1915. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Aus Bädern und Kurorten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Moorbad Aibling — Kurhaus Wittelsbach.</hi><lb/> <hi rendition="#g">(Offizier-Geneſungsheim.)</hi> </hi> </head><lb/> <p>Wer kennt nicht den freundlichen Bade- und Sommerfriſche-<lb/> Ort an den Ausläufern der Bayeriſchen und Tiroler Berge, der<lb/> ſchon ſeit den älteſten Zeiten des Reiſeverkehrs zum Lieblings-<lb/> aufenthalte der erholungsbedürftigen Menſchen und auch der<lb/> Freunde der Natur und einer geſunden Sommerfriſche geworden<lb/> iſt. Der Reiſende, der über München oder über Roſenheim mit<lb/> der Eiſenbahn ſich dem Badeorte nähert, iſt freudig überraſcht über<lb/> die Schönheit des Landſchaftsbildes und über den Ort ſelbſt, der<lb/> in ſonnigſter, freier Lage nahe am Wald in ſchmucker Bauart und<lb/> von Gärten durchzogen, errichtet iſt. Nur 45 Kilometer trennen<lb/> Aibling von München, dem Iſarathen, und von München aus<lb/> erreicht man mit bequemen Tagesſchnellzügen den ganzen Kon-<lb/> tinent. Man kann alſo ruhig ſagen, daß das Moorbad Aiblina in<lb/> engſter Fühlung mit dem großen europäiſchen Schienennetz ſteht,<lb/> was auch teilweiſe die raſche Entwicklung des Bades zur heutigen<lb/> vielbeſuchten Erholungsſtätte und Sommerfriſche bewirkt hat. Der<lb/> liebliche Ort bietet einen wirklich erfreuenden Anblick, wie er ſo<lb/> traulich in der Landſchaft liegt, überragt von den hohen Gipfeln<lb/> der nahen Berge, welche in endloſer Kette im Süden den Horizont<lb/> begrenzen. Der bekannte Gebirgszug des Wilden Kaiſers, die<lb/> Tauern, Großvenediger und die Bayeriſchen Alpen mit dem<lb/> Wendelſtein grüßen im Sonnenſcheine herüber und ſind von<lb/> Aibling aus mit ſehr günſtigen Verbindungen ſowohl zu Fuß wie<lb/> per Bahn bequem und in kürzeſter Zeit erreichbar.</p><lb/> <p>Bad Aibling iſt demnach auch ein ſehr günſtiges Standquartier<lb/> für jene, welche gerne Hochtouren in den Bergen machen, dabei<lb/> aber doch nicht zuweit von der Großſtadt München entfernt ſein<lb/> wollen.</p><lb/> <p>Der Badeort iſt heute ein modernes nationales Moor- und<lb/> Solbad geworden, in dem alle jene Einrichtungen vorhanden ſind,<lb/> die man heute in einem auf der Höhe ſtehenden Kurort überhaupt<lb/> verlangen kann. Die Natur war hier allerdings etwas freigebiger<lb/> als anderswo, indem ſie zu großen Schönheiten der Umgebung<lb/> noch die geſundheitlich unſchätzbaren Vorteile des Höhenklimas und<lb/> das Vorhandenſein von außerordentlich heilkräftigen ſaliniſchen<lb/> Moor- und Solbädern gegeben hat, ſo daß die Kurgäſte in Bad<lb/> Aibling eine Reihe von außerordentlich wichtigen Heilfaktoren ver-<lb/> eint vorfinden, die man anderswo nur einzeln zur Verfügung hat.<lb/> Aiblings Ruf als Badeort iſt feſt begründet und ſteht in der erſten<lb/> Reihe unſerer Bäder für Stoffwechſelkrankheiten aller Art, wie<lb/> Gicht, Rheumatismus, Ischias, Gelenk- und Knochenerkrankungen,<lb/> Schußwunden, Luxationen, Frauenleiden, Sterilität, Impotenz,<lb/> Nervenleiden uſw. — Der ausführliche Proſpekt, den unſer Ver-<lb/> kehrsbureau oder die Leitung des „Kurhaus Wittelsbach“ gerne<lb/> verſendet, gibt jedermann Auskunft über die außerordentlich großen<lb/> Heilwirkungen der Aiblinger, insbeſondere Wittelsbacher Kur-<lb/> mittel. Das „Kurhaus Wittelsbach“ iſt ein Geneſungs- und Er-<lb/> holungsheim in Verbindung mit einer Hotel-Penſion ohne Trink-<lb/> zwang. Daß es erſtklaſſig und mit den Anforderungen der neu-<lb/> zeitlichen Hygiene ausgeſtattet iſt, braucht bei einem Kurhauſe in<lb/> einem ſo bekannten Badeort wohl nicht betont zu werden. Die<lb/> Beſitzerin Frau Kommiſſionsrat <hi rendition="#g">Knobloch</hi> leitet das Haus ſeit<lb/> acht Jahren perſönlich und hat durch ihren Takt und ihre aus-<lb/> gezeichnete geſellſchaftliche Befähigung es nicht allein zu einer<lb/> Stätte, an der man ſich bald heimiſch fühlt und gerne weilt, ſon-<lb/> dern auch zu einem Heime für Geneſungs- und Erholungsbedürftige<lb/> ausgeſtaltet, wie es nicht beſſer gewünſcht werden kann.</p><lb/> <p>Welches Vertrauen das Kurhaus Wittelsbach als Geneſungs-<lb/> und Erholungsſtätte in den weiteſten Kreiſen genießt, beweiſt am<lb/> beſten, daß es vom Sanitätsamt, Kgl. bayeriſchen Kriegs-, wie auch<lb/> vom preuß. Kriegsminiſterium und Reichsmarineamt zum Ge-<lb/> neſungsheim für erholungsbedürftige Kriegsteilnehmer (Offiziere,<lb/> Sanitätsoffiziere uſw. des Heeres und der Marine) beſtimmt iſt.</p><lb/> <p>Hervorgehoben verdient auch noch zu werden, daß im Parke<lb/> des Kurhauſes Wittelsbach ſeit einigen Jahren eine radioaktive<lb/> Quelle erſchloſſen iſt, deren Waſſer mit großem Erfolg zu Trink-<lb/> kuren viel benutzt wird.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> <cb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bad Homburg.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Oſtern bildet hier den Auftakt der Sommerſaiſon, und wenn<lb/> uns die Feſttage auch Regen beſcherten, ſo änderten ſie an dem<lb/> regelmäßigen Gang nichts, da die Schar der Oſtergäſte groß war.<lb/> Der April brachte das ſchöne Frühlingswerk der Natur der Voll-<lb/> endung einen Schritt näher, da er mit ſeinem warmen Regen<lb/> Wunder wirkte. Wie durch einen Zauberſchlag hat ſich draußen<lb/> alles entfaltet. Wohin das Auge blickt, leuchten ihm aus jung-<lb/> friſchem Grün weiße Blüten entgegen, und aufkeimende Knoſpen<lb/> laſſen den Wanderer die kommende ſchöne Jahreszeit ahnen, wenn<lb/> ihn der ſonnige Morgen hinabführt in die Kuranlagen oder hinaus<lb/> in die nahen Wälder des Taunus. Das Leben hier und im Kur-<lb/> hauſe wird tagtäglich größer, eine zeitlich verhältnismäßig große<lb/> Zahl Kurgäſte ſorgt dafür und die ſtädtiſche Kur- und Badeverwal-<lb/> tung iſt im Verein mit der Bürgerſchaft beſtrebt, ihnen allen den<lb/> hieſigen Aufenthalt zu dem denkbar angenehmſten zu geſtalten.</p><lb/> <p>Die Veranſtaltungen der Kurverwaltung, insbeſondere die<lb/> Nachmittags- und Abendkonzerte der Kurkapelle und der Vorſtel-<lb/> lungen im Kurhaustheater, erfreuen ſich regen Beſuches, führen ſie<lb/> den Geiſt doch auf einige Stunden hinweg von dem Leid des Welt-<lb/> krieges und laſſen die Seele in dem Genuſſe herrlicher Kunſt auf-<lb/> gehen. Die Trink- und Badekur wird ſtark benutzt und unſere<lb/> hieſigen Verwundeten ſind des Lobes voll über die ſchönen Er-<lb/> folge, die ſie mit den Homburger Wäſſern im Bunde mit der guten<lb/> Taunusluft erreicht haben. Trotz der großen Ereigniſſe auf der<lb/> Weltbühne haben wir hier berechtigte Ausſicht auf einen Sommer,<lb/> der den vorangezogenen ſich ebenbürtig zeigen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eine Franzensbader Bismarck Reminiſzenz.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Von ſeinem Kuraufenthalte in Gaſtein kommend, war Fürſt<lb/> Bismarck mit Gemahlin und Gefolge am 26. Auguſt 1886 um<lb/> ½2 Uhr nachmittags zu einer politiſchen Begegnung mit dem dort<lb/> bereits ſeit Wochen zum Kurgebrauche weilenden ruſſiſchen Mi-<lb/> niſter des Aeußern, Exzellenz Nikolaus von Giers, in Franzensbad<lb/> eingetroffen. Es war die Zeit der Wirren in Bulgarien, die, wie<lb/> bekannt, mit der Abſetzung des bisherigen ruſſiſchen Günſtlings auf<lb/> dem bulgariſchen Throne, des Fürſten Alexander von Battenberg,<lb/> ihren Höhepunkt erreicht hatten. Dem Miniſterpräſidenten v. Giers<lb/> war es darum zu tun, ſich in dieſer Angelegenheit des Einverſtänd-<lb/> niſſes des Fürſten Bismarck zu verſichern. Der ruſſiſche Staats-<lb/> mann bewohnte mit ſeiner zahlreichen Familie eine Flucht von<lb/> Appartements in „Kopps Hotel Königsvilla“ und leitete von hier<lb/> aus während der Monate Juli und Auguſt 1886 die auswärtige<lb/> Politik Rußlands. Zu dieſem Behufe war in dem genannten Hotel<lb/> eine eigene Telegraphenſtation für die Abgabe von Chiffre-<lb/> Depeſchen eingerichtet worden, der des Miniſters älteſter Sohn,<lb/> Michael v. Giers, zu jener Zeit Geſandter in Teheran und bis<lb/> vor Ausbruch des Weltkrieges 1914/15 Botſchafter in Konſtan-<lb/> tinopel, vorſtand. Die „Königsvilla“ bot ſchon in den Tagen der<lb/> unmittelbar bevorſtehenden politiſchen Zuſammenkunft eine Revue<lb/> der bedeutendſten Vertreter der auswärtigen ruſſiſchen Diplomatie,<lb/> ſowie der tonangebenden europäiſchen Tagespreſſe. Von den<lb/> vom Miniſterpräſidenten v. Giers zur perſönlichen Berichterſtattung<lb/> berufenen Botſchaftern und Geſandten hatten Graf Schuwaloff<lb/> (Berlin), Baron Mohrenheim (Paris), Baron Staal (London),<lb/> Baron Nelidoff (Konſtantinopel), Baron Struve (Waſhington),<lb/> Fürſt Koudacheff (Haag), Graf Toll (Kopenhagen), ſowie der<lb/> Miniſterialrat Baron Alexander von Korff, der kürzlich als Gou-<lb/> verneur von Warſchau in deutſche Kriegsgefangenſchaft geraten iſt,<lb/> in der „Königsvilla“ für die Dauer der Entrevue Aufenthalt ge-<lb/> nommen. Für den Fürſten Bismarck mit Gemahlin und Gefolge<lb/> war im „Hotel Hübner“ Quartier bereitet worden.</p><lb/> <p>Der langen Konferenz der beiden Miniſter folgte um 5 Uhr<lb/> in den Appartements des ruſſiſchen Miniſterpräſidenten ein großes<lb/> Diner. Nach aufgehobener Tafel, während welcher vor dem Hotel<lb/> die Franzensbader Kurkapelle konzertierte, betraten die beiden<lb/> Staatsmänner den Balkon, was zu brauſenden Ovationen der nach<lb/> Tauſenden zählenden Menſchenmenge Veranlaſſung bot. Auf die<lb/> vor dem Hotel verſammelten jubelnden Volksmaſſen weiſend, ſagte<lb/> Exzellenz v. Giers: <hi rendition="#aq">„Voyez, prince, comme on vous applaudit!“</hi><lb/> Beſcheiden ablehnend antwortete der Fürſt: <hi rendition="#aq">„Ce n’est pas pour<lb/> moi, c’est notre alliance, qu’on applaudit!“</hi> Hierauf ließ der<lb/> ruſſiſche Miniſter den Muſikdirektor der Franzensbader Kurkapelle<lb/> zu ſich bitten, ſprach demſelben den Dank für den bereiteten muſi-<lb/> kaliſchen Genuß aus und forderte ihn auf, die preußiſche Hymne<lb/> ſpielen zu laſſen. Fürſt Bismarck lehnte jedoch auch dieſesmal ab<lb/> und ſagte: „Nein, nein, ſpielen Sie die öſterreichiſche Volks-<lb/> hymne und dann einen prickelnden Wiener Walzer!“</p><lb/> <p>Fürſt Bismarck nahm am folgenden Tage abermals als Gaſt<lb/> des ruſſiſchen Miniſterpräſidenten an dem Diner in der „Königs-<lb/> villa“ teil, nach deſſen Beendigung ſowohl der Gaſtgeber, als auch<lb/> Fürſt Bismarck den Hotelier J. F. Kopp mit einer längeren huld-<lb/> vollen Anſprache auszeichneten.</p><lb/> <p>Von der Familie v. Giers zum Bahnhofe geleitet, verließen<lb/> Fürſt und Fürſtin Bismarck mit Gefolge am 27. Auguſt 1886<lb/> Franzensbad, um nach Berlin zurückzukehren. Die Entrevue hatte<lb/> dem Fürſten Alexander von Battenberg den bulgariſchen Thron<lb/> gekoſtet. <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">H—r.</hi></hi></p> </div><lb/> <div xml:id="a02a" next="#a02b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bad Nauheim.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Das im Großherzogtum Heſſen, am Ausläufer des herrlichen<lb/> Taunusgebirges gelegene Bad Nauheim, das in der Heilkunde ſchon<lb/> ſeit langen Jahren eine führende Stellung einnimmt, hat mit ſeiner<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [Seite 263.[263]/0017]
24. April 1915. Allgemeine Zeitung
Aus Bädern und Kurorten.
Moorbad Aibling — Kurhaus Wittelsbach.
(Offizier-Geneſungsheim.)
Wer kennt nicht den freundlichen Bade- und Sommerfriſche-
Ort an den Ausläufern der Bayeriſchen und Tiroler Berge, der
ſchon ſeit den älteſten Zeiten des Reiſeverkehrs zum Lieblings-
aufenthalte der erholungsbedürftigen Menſchen und auch der
Freunde der Natur und einer geſunden Sommerfriſche geworden
iſt. Der Reiſende, der über München oder über Roſenheim mit
der Eiſenbahn ſich dem Badeorte nähert, iſt freudig überraſcht über
die Schönheit des Landſchaftsbildes und über den Ort ſelbſt, der
in ſonnigſter, freier Lage nahe am Wald in ſchmucker Bauart und
von Gärten durchzogen, errichtet iſt. Nur 45 Kilometer trennen
Aibling von München, dem Iſarathen, und von München aus
erreicht man mit bequemen Tagesſchnellzügen den ganzen Kon-
tinent. Man kann alſo ruhig ſagen, daß das Moorbad Aiblina in
engſter Fühlung mit dem großen europäiſchen Schienennetz ſteht,
was auch teilweiſe die raſche Entwicklung des Bades zur heutigen
vielbeſuchten Erholungsſtätte und Sommerfriſche bewirkt hat. Der
liebliche Ort bietet einen wirklich erfreuenden Anblick, wie er ſo
traulich in der Landſchaft liegt, überragt von den hohen Gipfeln
der nahen Berge, welche in endloſer Kette im Süden den Horizont
begrenzen. Der bekannte Gebirgszug des Wilden Kaiſers, die
Tauern, Großvenediger und die Bayeriſchen Alpen mit dem
Wendelſtein grüßen im Sonnenſcheine herüber und ſind von
Aibling aus mit ſehr günſtigen Verbindungen ſowohl zu Fuß wie
per Bahn bequem und in kürzeſter Zeit erreichbar.
Bad Aibling iſt demnach auch ein ſehr günſtiges Standquartier
für jene, welche gerne Hochtouren in den Bergen machen, dabei
aber doch nicht zuweit von der Großſtadt München entfernt ſein
wollen.
Der Badeort iſt heute ein modernes nationales Moor- und
Solbad geworden, in dem alle jene Einrichtungen vorhanden ſind,
die man heute in einem auf der Höhe ſtehenden Kurort überhaupt
verlangen kann. Die Natur war hier allerdings etwas freigebiger
als anderswo, indem ſie zu großen Schönheiten der Umgebung
noch die geſundheitlich unſchätzbaren Vorteile des Höhenklimas und
das Vorhandenſein von außerordentlich heilkräftigen ſaliniſchen
Moor- und Solbädern gegeben hat, ſo daß die Kurgäſte in Bad
Aibling eine Reihe von außerordentlich wichtigen Heilfaktoren ver-
eint vorfinden, die man anderswo nur einzeln zur Verfügung hat.
Aiblings Ruf als Badeort iſt feſt begründet und ſteht in der erſten
Reihe unſerer Bäder für Stoffwechſelkrankheiten aller Art, wie
Gicht, Rheumatismus, Ischias, Gelenk- und Knochenerkrankungen,
Schußwunden, Luxationen, Frauenleiden, Sterilität, Impotenz,
Nervenleiden uſw. — Der ausführliche Proſpekt, den unſer Ver-
kehrsbureau oder die Leitung des „Kurhaus Wittelsbach“ gerne
verſendet, gibt jedermann Auskunft über die außerordentlich großen
Heilwirkungen der Aiblinger, insbeſondere Wittelsbacher Kur-
mittel. Das „Kurhaus Wittelsbach“ iſt ein Geneſungs- und Er-
holungsheim in Verbindung mit einer Hotel-Penſion ohne Trink-
zwang. Daß es erſtklaſſig und mit den Anforderungen der neu-
zeitlichen Hygiene ausgeſtattet iſt, braucht bei einem Kurhauſe in
einem ſo bekannten Badeort wohl nicht betont zu werden. Die
Beſitzerin Frau Kommiſſionsrat Knobloch leitet das Haus ſeit
acht Jahren perſönlich und hat durch ihren Takt und ihre aus-
gezeichnete geſellſchaftliche Befähigung es nicht allein zu einer
Stätte, an der man ſich bald heimiſch fühlt und gerne weilt, ſon-
dern auch zu einem Heime für Geneſungs- und Erholungsbedürftige
ausgeſtaltet, wie es nicht beſſer gewünſcht werden kann.
Welches Vertrauen das Kurhaus Wittelsbach als Geneſungs-
und Erholungsſtätte in den weiteſten Kreiſen genießt, beweiſt am
beſten, daß es vom Sanitätsamt, Kgl. bayeriſchen Kriegs-, wie auch
vom preuß. Kriegsminiſterium und Reichsmarineamt zum Ge-
neſungsheim für erholungsbedürftige Kriegsteilnehmer (Offiziere,
Sanitätsoffiziere uſw. des Heeres und der Marine) beſtimmt iſt.
Hervorgehoben verdient auch noch zu werden, daß im Parke
des Kurhauſes Wittelsbach ſeit einigen Jahren eine radioaktive
Quelle erſchloſſen iſt, deren Waſſer mit großem Erfolg zu Trink-
kuren viel benutzt wird.
_
Bad Homburg.
Oſtern bildet hier den Auftakt der Sommerſaiſon, und wenn
uns die Feſttage auch Regen beſcherten, ſo änderten ſie an dem
regelmäßigen Gang nichts, da die Schar der Oſtergäſte groß war.
Der April brachte das ſchöne Frühlingswerk der Natur der Voll-
endung einen Schritt näher, da er mit ſeinem warmen Regen
Wunder wirkte. Wie durch einen Zauberſchlag hat ſich draußen
alles entfaltet. Wohin das Auge blickt, leuchten ihm aus jung-
friſchem Grün weiße Blüten entgegen, und aufkeimende Knoſpen
laſſen den Wanderer die kommende ſchöne Jahreszeit ahnen, wenn
ihn der ſonnige Morgen hinabführt in die Kuranlagen oder hinaus
in die nahen Wälder des Taunus. Das Leben hier und im Kur-
hauſe wird tagtäglich größer, eine zeitlich verhältnismäßig große
Zahl Kurgäſte ſorgt dafür und die ſtädtiſche Kur- und Badeverwal-
tung iſt im Verein mit der Bürgerſchaft beſtrebt, ihnen allen den
hieſigen Aufenthalt zu dem denkbar angenehmſten zu geſtalten.
Die Veranſtaltungen der Kurverwaltung, insbeſondere die
Nachmittags- und Abendkonzerte der Kurkapelle und der Vorſtel-
lungen im Kurhaustheater, erfreuen ſich regen Beſuches, führen ſie
den Geiſt doch auf einige Stunden hinweg von dem Leid des Welt-
krieges und laſſen die Seele in dem Genuſſe herrlicher Kunſt auf-
gehen. Die Trink- und Badekur wird ſtark benutzt und unſere
hieſigen Verwundeten ſind des Lobes voll über die ſchönen Er-
folge, die ſie mit den Homburger Wäſſern im Bunde mit der guten
Taunusluft erreicht haben. Trotz der großen Ereigniſſe auf der
Weltbühne haben wir hier berechtigte Ausſicht auf einen Sommer,
der den vorangezogenen ſich ebenbürtig zeigen wird.
Eine Franzensbader Bismarck Reminiſzenz.
Von ſeinem Kuraufenthalte in Gaſtein kommend, war Fürſt
Bismarck mit Gemahlin und Gefolge am 26. Auguſt 1886 um
½2 Uhr nachmittags zu einer politiſchen Begegnung mit dem dort
bereits ſeit Wochen zum Kurgebrauche weilenden ruſſiſchen Mi-
niſter des Aeußern, Exzellenz Nikolaus von Giers, in Franzensbad
eingetroffen. Es war die Zeit der Wirren in Bulgarien, die, wie
bekannt, mit der Abſetzung des bisherigen ruſſiſchen Günſtlings auf
dem bulgariſchen Throne, des Fürſten Alexander von Battenberg,
ihren Höhepunkt erreicht hatten. Dem Miniſterpräſidenten v. Giers
war es darum zu tun, ſich in dieſer Angelegenheit des Einverſtänd-
niſſes des Fürſten Bismarck zu verſichern. Der ruſſiſche Staats-
mann bewohnte mit ſeiner zahlreichen Familie eine Flucht von
Appartements in „Kopps Hotel Königsvilla“ und leitete von hier
aus während der Monate Juli und Auguſt 1886 die auswärtige
Politik Rußlands. Zu dieſem Behufe war in dem genannten Hotel
eine eigene Telegraphenſtation für die Abgabe von Chiffre-
Depeſchen eingerichtet worden, der des Miniſters älteſter Sohn,
Michael v. Giers, zu jener Zeit Geſandter in Teheran und bis
vor Ausbruch des Weltkrieges 1914/15 Botſchafter in Konſtan-
tinopel, vorſtand. Die „Königsvilla“ bot ſchon in den Tagen der
unmittelbar bevorſtehenden politiſchen Zuſammenkunft eine Revue
der bedeutendſten Vertreter der auswärtigen ruſſiſchen Diplomatie,
ſowie der tonangebenden europäiſchen Tagespreſſe. Von den
vom Miniſterpräſidenten v. Giers zur perſönlichen Berichterſtattung
berufenen Botſchaftern und Geſandten hatten Graf Schuwaloff
(Berlin), Baron Mohrenheim (Paris), Baron Staal (London),
Baron Nelidoff (Konſtantinopel), Baron Struve (Waſhington),
Fürſt Koudacheff (Haag), Graf Toll (Kopenhagen), ſowie der
Miniſterialrat Baron Alexander von Korff, der kürzlich als Gou-
verneur von Warſchau in deutſche Kriegsgefangenſchaft geraten iſt,
in der „Königsvilla“ für die Dauer der Entrevue Aufenthalt ge-
nommen. Für den Fürſten Bismarck mit Gemahlin und Gefolge
war im „Hotel Hübner“ Quartier bereitet worden.
Der langen Konferenz der beiden Miniſter folgte um 5 Uhr
in den Appartements des ruſſiſchen Miniſterpräſidenten ein großes
Diner. Nach aufgehobener Tafel, während welcher vor dem Hotel
die Franzensbader Kurkapelle konzertierte, betraten die beiden
Staatsmänner den Balkon, was zu brauſenden Ovationen der nach
Tauſenden zählenden Menſchenmenge Veranlaſſung bot. Auf die
vor dem Hotel verſammelten jubelnden Volksmaſſen weiſend, ſagte
Exzellenz v. Giers: „Voyez, prince, comme on vous applaudit!“
Beſcheiden ablehnend antwortete der Fürſt: „Ce n’est pas pour
moi, c’est notre alliance, qu’on applaudit!“ Hierauf ließ der
ruſſiſche Miniſter den Muſikdirektor der Franzensbader Kurkapelle
zu ſich bitten, ſprach demſelben den Dank für den bereiteten muſi-
kaliſchen Genuß aus und forderte ihn auf, die preußiſche Hymne
ſpielen zu laſſen. Fürſt Bismarck lehnte jedoch auch dieſesmal ab
und ſagte: „Nein, nein, ſpielen Sie die öſterreichiſche Volks-
hymne und dann einen prickelnden Wiener Walzer!“
Fürſt Bismarck nahm am folgenden Tage abermals als Gaſt
des ruſſiſchen Miniſterpräſidenten an dem Diner in der „Königs-
villa“ teil, nach deſſen Beendigung ſowohl der Gaſtgeber, als auch
Fürſt Bismarck den Hotelier J. F. Kopp mit einer längeren huld-
vollen Anſprache auszeichneten.
Von der Familie v. Giers zum Bahnhofe geleitet, verließen
Fürſt und Fürſtin Bismarck mit Gefolge am 27. Auguſt 1886
Franzensbad, um nach Berlin zurückzukehren. Die Entrevue hatte
dem Fürſten Alexander von Battenberg den bulgariſchen Thron
gekoſtet. H—r.
Bad Nauheim.
Das im Großherzogtum Heſſen, am Ausläufer des herrlichen
Taunusgebirges gelegene Bad Nauheim, das in der Heilkunde ſchon
ſeit langen Jahren eine führende Stellung einnimmt, hat mit ſeiner
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-04-24T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |