Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929."AZ am Abend" Nr. 17 Montag, den 21. Januar Erklärung für dieses Verhalten wohl in gewissenErfahrungen, die die Zentrumsführer während der letzten großen Tagungen gemacht haben. Man hat ihnen dort entgegengehalten, daß man ihre Entlastung von der Verantwortung der Re- gierungsarbeit nicht anerkennen könne. Denn wenn sie erklärten, daß sie nur mit einem ein- zigen Minister im Kabinett vertreten seien, so sei [d][unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt][r] Minister Herr von Guerard ihr bisheriger Fraktionsführer ist. Man sagt sich also im Zentrum. daß die Ent- lastung von der Verantwortung doch nicht mög- lich ist, daß man aber, wenn die Verantwortung getragen werden soll, auch einen entsprechenden Ausgleich in der Uebernahme möglichst wichtiger Zweige der Reichsverwaltung haben will. Wenn die Sozialdemokratie zögert und man die preußischen und die Reichsverhältnisse Der Reichstag wird also an seine umfang- Bayerische Landesbauernkammer München, 20. Januar.Die Unrentabilität der Landwirtschaft Im Anschluß an Zur Lage der Landwirtschaft wird fol- Der Produktionswert 1927/28 der bayeri- 60--90 Verhandlungstage Der ergänzte Dawesplan Eine Erklärung von Owen D. Young * Lob für Gilbert Der britische Bot- In einer formellen Erklärung führt Eine derartige Annahme gehe von einer ganz "Es ist weit besser," so heißt es in der Zu der Haltung Washingtons, erklärte Wie verlautet, werden die amerikanischen Laut "Times" lehnte in dem erwähnten "Herald and Tribune" bringt einen viel- [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Der neue Wehretat 704 Millionen für Heer und Marine Verringerung um 23 Millionen eingetreten Die Ausgaben für Von einmaligen Ausgaben beansprucht das Die Stahlhelm-Führer-Tagung Beitragserhöhung zur Bildung eines "Kriegsschatzes" Einleitung des Volksbegehrens auf Verfassungsänderung Der Stahlhelm hielt Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand Die anwesenden etwa 6000 Stahlhelmführer, B. B. B. und Chiemgau München, 21. JanuarDie gestrigen Kundgebungen Die Bereinigten Vaterländischen Verbände hiel- Rosenheim, 21. Januar Der Bund Chiemgau veranstaltete in Rosen- Das Jahr 1929 wird eines der schwersten und Von solchem Geist [verantwortungsbewußter] „AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar Erklärung für dieſes Verhalten wohl in gewiſſenErfahrungen, die die Zentrumsführer während der letzten großen Tagungen gemacht haben. Man hat ihnen dort entgegengehalten, daß man ihre Entlaſtung von der Verantwortung der Re- gierungsarbeit nicht anerkennen könne. Denn wenn ſie erklärten, daß ſie nur mit einem ein- zigen Miniſter im Kabinett vertreten ſeien, ſo ſei [d][unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt][r] Miniſter Herr von Guerard ihr bisheriger Fraktionsführer iſt. Man ſagt ſich alſo im Zentrum. daß die Ent- laſtung von der Verantwortung doch nicht mög- lich iſt, daß man aber, wenn die Verantwortung getragen werden ſoll, auch einen entſprechenden Ausgleich in der Uebernahme möglichſt wichtiger Zweige der Reichsverwaltung haben will. Wenn die Sozialdemokratie zögert und man die preußiſchen und die Reichsverhältniſſe Der Reichstag wird alſo an ſeine umfang- Bayerische Landesbauernkammer München, 20. Januar.Die Unrentabilität der Landwirtſchaft Im Anſchluß an Zur Lage der Landwirtſchaft wird fol- Der Produktionswert 1927/28 der bayeri- 60—90 Verhandlungstage Der ergänzte Dawesplan Eine Erklärung von Owen D. Young * Lob für Gilbert Der britiſche Bot- In einer formellen Erklärung führt Eine derartige Annahme gehe von einer ganz „Es iſt weit beſſer,“ ſo heißt es in der Zu der Haltung Waſhingtons, erklärte Wie verlautet, werden die amerikaniſchen Laut „Times“ lehnte in dem erwähnten „Herald and Tribune“ bringt einen viel- [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Der neue Wehretat 704 Millionen für Heer und Marine Verringerung um 23 Millionen eingetreten Die Ausgaben für Von einmaligen Ausgaben beanſprucht das Die Stahlhelm-Führer-Tagung Beitragserhöhung zur Bildung eines „Kriegsſchatzes“ Einleitung des Volksbegehrens auf Verfaſſungsänderung Der Stahlhelm hielt Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen ſtand Die anweſenden etwa 6000 Stahlhelmführer, B. B. B. und Chiemgau München, 21. JanuarDie geſtrigen Kundgebungen Die Bereinigten Vaterländiſchen Verbände hiel- Roſenheim, 21. Januar Der Bund Chiemgau veranſtaltete in Roſen- Das Jahr 1929 wird eines der ſchwerſten und Von ſolchem Geiſt [verantwortungſbewußter] <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="Seite 2[2]"/><fw place="top" type="header">„AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar</fw><lb/> Erklärung für dieſes Verhalten wohl in gewiſſen<lb/> Erfahrungen, die die Zentrumsführer während<lb/> der letzten großen Tagungen gemacht haben.<lb/> Man hat ihnen dort entgegengehalten, daß man<lb/> ihre Entlaſtung von der Verantwortung der Re-<lb/> gierungsarbeit nicht anerkennen könne. Denn<lb/> wenn ſie erklärten, daß ſie nur mit einem ein-<lb/> zigen Miniſter im Kabinett vertreten ſeien, ſo<lb/> ſei <supplied>d</supplied><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><supplied>r</supplied> Miniſter Herr<lb/> von Guerard ihr bisheriger Fraktionsführer iſt.<lb/> Man ſagt ſich alſo im Zentrum. daß die Ent-<lb/> laſtung von der Verantwortung doch nicht mög-<lb/> lich iſt, daß man aber, wenn die Verantwortung<lb/> getragen werden ſoll, auch einen entſprechenden<lb/> Ausgleich in der Uebernahme möglichſt wichtiger<lb/> Zweige der Reichsverwaltung haben will.</p><lb/> <p>Wenn die <hi rendition="#g">Sozialdemokratie</hi> zögert und<lb/> ſich zurückhält, ſo ſind ebenfalls innerparteillche<lb/> Ueberlegungen dafür maßgebend. Es hat ſich bei<lb/> der Panzerkreuzerdebatte als ſehr bequem für die<lb/> Sozialdemokraten erwieſen, daß ſie gegen ihre<lb/> eigenen Miniſter Oppoſition machen konnten. Es<lb/> kann ſich als ſehr bequem erweiſen, wenn ſie die<lb/> gleiche Freiheit bei dem Kampf um die Steuer-<lb/> geſetze behalten, wenn die Annahme von Steuer-<lb/> geſetzen durch eine Reichstagsmehrheit erfolgt, an<lb/> der ſie nicht teilnehmen müſſen. Die <hi rendition="#g">Demo-<lb/> kraten</hi> haben ſchließlich auch kein dringendes<lb/> Intereſſe an einer beſchleunigten Regierungs-<lb/> umbildung. Sie ſind jetzt mit zwei Miniſtern im<lb/> Kabinett vertreten und wenn man Plätze für das<lb/> Zentrum frei machen müßte, würden ſie wahr-<lb/> ſcheinlich auf eines ihrer Miniſterien verzichten<lb/> müſſen. So bleibl die <hi rendition="#g">Deutſche Volks-<lb/> partei.</hi> Und ſie hat in der Tat ein Intereſſe<lb/> an der Herſtellung der Großen Koalition, ſobald</p><lb/> <cb/> <p>man die preußiſchen und die Reichsverhältniſſe<lb/> in Zuſammenhang bringt, ſolange man daran<lb/> feſthält, daß die Vorausſetzung für den Eintritt<lb/> der Deutſchen Volkspartei in das preußiſche Ka-<lb/> binett die Schaffung des großen Regierungs-<lb/> bündniſſes im Reich ſein muß. Aus den Wunſch-<lb/> zetteln der Parteien ergibt ſich alſo, daß Sozial-<lb/> demokraten und Demokraten dem Koalitions-<lb/> gedanken nicht allzu freundlich gegenüberſtehen,<lb/> daß das Zentrum und die Deutſche Volkspartei<lb/> ihn fördern, daß das Zentrum aber noch zu zer-<lb/> riſſen iſt, um ſeinem Wunſch Geltung zu ver-<lb/> ſchaffen, daß die Volkspartei nicht ſtark genug<lb/> erſcheint, ihn — durchzuſetzen. Sie iſt ſchließlich<lb/> auch dadurch gebunden, daß ſie durch Dr. Streſe-<lb/> mann und Dr. Curtius zwei wichtige Reichs-<lb/> ämter beſetzt hat und ſomit nicht Ultimaten<lb/> ſtellen kann.</p><lb/> <p>Der Reichstag wird alſo an ſeine umfang-<lb/> reichen Arbeiten nicht mit einem unbedingt feſten<lb/> und zuſammenhängenden Plan herangehen. Er<lb/> wird — das kann man ſchon jetzt vorausſehen —<lb/> neben dem ſachlichen Kampf um die Geſtaltung<lb/> von Steuer und Haushaltsvorlagen, den Kampf<lb/> der Parteien untereinander über ſich ergehen<lb/> laſſen müſſen. Man kann das bedauern, weil es<lb/> die Gefahr einer Störung ſachlicher Arbeit mit<lb/> ſich bringt. Aber es hat ſich bisher nach manchen<lb/> wochen- und monatelangen Reichstagsverhand-<lb/> lungen, in denen ähnliche innere Kämpfe aus-<lb/> getragen wurden, doch ſchließlich gezeigt, daß<lb/> ſehr brauchbare und wirkſame Ergebniſſe ent-<lb/> ſtehen und daß dieſes Syſtem, das manchen Zeit-<lb/> verluſt immerhin mit der Garantie verbindet,<lb/> einen Ausgleich zahlreicher Wunſchzettel herbei-<lb/> zuführen, ſeine großen Vorteile hat.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Bayerische Landesbauernkammer</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Unrentabilität der Landwirtſchaft</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München</hi>, 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Im Anſchluß an<lb/> die Landwirtſchaftliche Woche und die gemein-<lb/> ſame Notkundgebung der Kreis- und Be-<lb/> zirksbauernkammern tagte am Samstag die<lb/> Landesbauernkammer in Anweſenheit des<lb/> Landwirtſchaftsminiſters Dr. <hi rendition="#g">Fehr</hi> und<lb/> höherer Beamter des Landwirtſchaftsmim-<lb/> ſteriums in einer öffentlſchen Plenarſitzung,<lb/> in der der Präſident der Landesbauern-<lb/> kammer, Geheimer Landesökonomierat<lb/><hi rendition="#g">Prieger,</hi> den Vorſitz führte. Geheimrat<lb/> Prieger erklärte zur geſtrigen großen Not-<lb/> kundgebung, daß dieſe den Zweck hatte ein-<lb/> mal die breiteſte Oeffentlichkeit neuerdings<lb/> eindringlich auf die unhaltbaren Verhält-<lb/> niſſe in der Landwirtſchaft hinzuweiſen,<lb/> anderſeits den eigenen Berufsgenoſſen zu<lb/> zeigen, daß die verantwortlichen Führer<lb/> auf ihrem Poſten ſind. Im großen und gan-<lb/> zen ſeien dieſe Zwecke auch erreicht worden.</p><lb/> <p>Zur Lage der Landwirtſchaft wird fol-<lb/> gende Entſchließung angenommen: Die über<lb/> mehr als 500 typiſche landwirtſchaftliche Be-<lb/> triebe Bayerns ausgedehnte Buchführungs-<lb/> ſtatiftik 1927/28 weiſt nach, daß die Land-<lb/> wirtſchaft Bayerns in dieſem Wirtſchafts-<lb/> jahr<lb/><hi rendition="#c">mit durchſchnittlichen negativen<lb/> Erträgniſſen gewirtſchaftet</hi><lb/> hat. Die Einnahmen haben die Grenze des<lb/> abſolut notwendigen Exiſtenzminimums be-<lb/> reits unterſchritten. Die Verſchuldung der<lb/> bayeriſchen Landwirtſchaft iſt im Wirt-<lb/> ſchaftsjahr 1927/28 gegenüber 1926/27 er-<lb/> neut geſtiegen. Nach Abzug der Steuern<lb/> (ohne Perſonalſteuern) ſind die ſozialen<lb/> Laſten mit rund 30 Mark pro Hektar land-<lb/> wirtſchaftlich genutzter Fläche unerträglich<lb/> geworden. Eine Rentabilität iſt, obwohl der<lb/> Witterungscharakter 1927/28 im allgemeinen<lb/> kein ungünſtiger war, im Durchſchnitt nicht<lb/> vorhanden. Dieſe Verhältniſſe ſind nicht nur<lb/> der Kern aller Wirtſchaftsſorgen der Land-<lb/> wirtſchaft, ſondern müſſen als eine ernſte<lb/> Sorge der geſamten Nationalwirtſchaft<lb/> gelten.</p><lb/> <p>Der Produktionswert 1927/28 der bayeri-<lb/> ſchen Landwirtſchaft (ohne Weide und<lb/> Nutzungsfläche der Nebenbetriebe) beziffert<lb/> ſich auf Grund der Buchführungsſtatiſtik auf<lb/> etwa 1,75 Milliarden; etwa eine Milliarde<lb/> fließt immer noch unmittelbar Handel, In-<lb/> duſtrie und Gewerbe zu. Eine Fortſetzung<lb/> des unrentablen Wirtſchaftslebens der Land-<lb/> wirtſchaft muß automatiſch von Jahr zu<lb/> Jahr größere Verluſte bringen, die Kauf-<lb/> kraft und Produktionsfähigkeit immer mehr<lb/> einſchränken, bis für die übrige Wirtſchaft<lb/> das Mißverhältnis von Unrentabilität und<lb/> Arbeitsloſigkeit gegeben ſein wird. Es iſt<lb/> die letzte Stunde, mit den Mitteln einer<lb/> geſunden Nationalwirtſchaftspolitik (vor<lb/> allem auch<lb/><hi rendition="#c">Zollpolikik.</hi><lb/> und mit dem in der Landwirtſchaft vorhan-<lb/> denen Willen zur Selbſthilfe zu helfen. In-<lb/> folge der erſchreckenden Kapitalarmut kann<lb/> die Landwirtſchaft allein aus eigenen Kräf-<lb/> ten die Unrentabilität nicht beheben. Die<lb/> Buchführungsſtatiſtik ſoll weiter ausgebaut,<lb/> die Zahl der in der Statiſtik zuſammen-<lb/> geſchloſſenen Betriebe weiter vermehrt wer-<lb/> den. Die Kammer erbittet von der bayeri-<lb/> ſchen Landwirtſchaft weitgehenbe Unter-<lb/><cb/> ſtützung dieſer Beſtrebung, und zwar da-<lb/> durch, daß mehr und mehr Betriebe den<lb/> Anſchluß an die Buchſtelle ſuchen, woraus<lb/> nach allen Richtungen hin produktionswirt-<lb/> ſchaftliche Vorteile erwachſen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">60—90 Verhandlungstage</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der ergänzte Dawesplan</hi> </hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eine Erklärung von Owen D. Young * Lob für Gilbert</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <dateline>Neuyork, 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Der britiſche Bot-<lb/> ſchafter gab nach einer Unterredung mit<lb/> John Pierpont Morgan und Owen D.<lb/> Young bekannt, daß der Bankier Thomas<lb/> Perkins als Erſatzmann für Young, und der<lb/> Teilhaber im Bankhaus Morgan, Thomas<lb/> Lamont, als Erſatzmann Morgans an den<lb/> Verhandlungen der Sachverſtändigenkonfe-<lb/> renz teilnehmen werden. Lament wohnte<lb/> der Unterredung, die der Botſchafter heute<lb/> mit Morgan und Young hatte, bei, während<lb/> Perkins durch dringende Geſchäfte in Boſton<lb/> abgehalten wurde.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">In einer formellen Erklärung führt<lb/> Owen D. Young aus, daß die Sachver-<lb/> ſtändigenkonferenz den Dawesplan nicht<lb/> revidieren werden.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Eine derartige Annahme gehe von einer ganz<lb/> falſchen Auffaſſung aus. Der Zweck der<lb/> Sachverſtändigenkonferenz ſei vielmehr, den<lb/> Dawesplan durch eine Feſtſetzung des Ge-<lb/> ſamtbetrages, den Deutſchland zu zahlen<lb/> habe, und durch eine Feſtſetzung der Zahl<lb/> der Annuitäten zu ergänzen. Es würde zu<lb/> Mißverſtändniſſen führen, falls der Eindruck<lb/> beſtünde, daß man an Stelle des „Dawes-<lb/> plans einen neuen Plan aufbauen wolle.“</p><lb/> <p>„Es iſt weit beſſer,“ ſo heißt es in der<lb/> Erklärung Youngs, „dieſen einheitlichen<lb/> Plan, den wir einmal haben, beizubehalten.<lb/> Das iſt wenigſtens meine perſönliche Anſicht.“<lb/> Young erklärte ferner, er betrachte die<lb/><hi rendition="#c">Durchführung des Dawesplanes durch<lb/> Parker Gllbert als eine der hervor-<lb/> ragendſten Leiſtungen der Nachkriegs-<lb/> zeit.</hi><lb/> Die Amerikaner könnten ſtolz ſein auf einen<lb/> Mann, der es in ſo jungen Jahren fertig-<lb/> gebracht habe, einen ſolch großen Apparat<lb/> unter dem Beifall der ganzen Welt zu hand-<lb/> haben. Die amerikaniſchen Sachverſtändigen<lb/> würden an den Beratungen des Sachver-<lb/> ſtändigenausſchuſſes bis zur völligen Erle-<lb/><cb/> digung der geſtellten Aufgaben teilnehmen.<lb/> Nach ſeiner Schätzung werde die Erledigung<lb/> dieſer Aufgaben etwa<lb/><hi rendition="#c">60 bis 90 Tage branſpruchen.</hi></p><lb/> <p>Zu der Haltung Waſhingtons, erklärte<lb/> Young, die amerikaniſche Regierung habe<lb/> ſeinerzeit während der Arbeiten des Dawes-<lb/> komitees den amerikaniſchen Mitgliedern<lb/> des Komitees gegenüber keinerlei Bedenken<lb/> geäußert und er nehme an, daß die ameri-<lb/> kaniſche Regierung auf der kommenden Kon-<lb/> ferenz die gleiche Haltung einnehmen werde.<lb/> Sollte ſich jedoch die Regierung veranlaßt<lb/> ſehen, irgendwelche Wünſche zu äußern, ſo<lb/> würde dies zweifellos einen gewaltigen Ein-<lb/> fluß auf den Gang der Verhandlungen<lb/> haben.</p><lb/> <p>Wie verlautet, werden die amerikaniſchen<lb/> Sachverſtändigen am 1. Februar mit dem<lb/> Dampfer „Aquitania“ ihre Europareiſe an-<lb/> treten, um an den Verhandlungen im Sach-<lb/> verſtändigenausſchuſſe teilzunehmen.</p><lb/> <p>Laut „Times“ lehnte in dem erwähnten<lb/> Preſſeinterview Owen Young es ab, auf die<lb/> Frage nach <hi rendition="#g">Auflegung einer gro-<lb/> ßen Reparationsanleihe</hi> zu ant-<lb/> worten. Finanzkreiſe hätten erneut erklärt,<lb/> daß eine ſolche Anleihe vorläufig noch in<lb/> weiter Ferne liege, ſo daß zutreffende Vor-<lb/> ausſagen gegenwärtig unmöglich ſeien.</p><lb/> <p>„Herald and Tribune“ bringt einen viel-<lb/> ſpaltigen Artikel George P. Aulds, des<lb/> früheren Mitglieds der Reparationskommiſ-<lb/> ſion, in dem er aus einem Leitartikel eines<lb/> deutſchen Blattes zitiert: Es iſt nicht die<lb/> Frage, was Deutſchland zahlen muß, ſon-<lb/> dern was Deutſchland zu zahlen bereit iſt.<lb/> Auld bemerkt hierzu, dies ſei durchaus rich-<lb/> tig. Die kommende Vereinbarung müſſe ein<lb/> Vergleich ſein, der ſich dem deutſchen Volke<lb/> dadurch empfehle, daß er von dem Geiſt<lb/> politiſcher Klugheit getragen ſei, der manch-<lb/> mal von moraliſcher Verpflichtung ſchwer<lb/> unterſcheidbar ſei.</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Der neue Wehretat</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">704 Millionen für Heer und Marine</hi> </hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Verringerung um 23 Millionen eingetreten</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Die Ausgaben für<lb/> die Wehrmacht des Reiches ſind, wie der<lb/> „Demokratiſche Zeitungsdienſt“ mitteilt, im<lb/> neuen Haushaltplan mit rund <hi rendition="#g">704 Mil-<lb/> lionen</hi> R M. eingeſetzt. Gegenüber dem<lb/> Jahr 1928 bedeutet das eine <hi rendition="#g">Verringe-<lb/> rung um 23 Millionen</hi> R M. Dieſe<lb/> Verringerung iſt vorgenommen worden bei<lb/> den einmaligen Ausgaben, während die<lb/> fortdauernden Ausgaben gegenüber dem<lb/> Vorjahr ein Mehr von 4,5 Millionen RM.<lb/> aufweiſen. Dieſe fortdauernden Ausgaben<lb/> belaufen ſich im ganzen auf 615 Millionen<lb/> Reichsmark, während die einmaligen Aus-<lb/> gaben rund 88 Millionen RM. betragen.</p><lb/> <p>Von einmaligen Ausgaben beanſprucht das<lb/><cb/> Heer den Betrag von 24 Millionen RM.,<lb/> während die Reichsmarine 64 Millionen<lb/> Reichsmark als einmalige Ausgaben erfor-<lb/> dert. Unter dieſen befindet ſich die zweite<lb/> Rate des Panzerkreuzers <hi rendition="#aq">A.</hi> Für das Pan-<lb/> zerſchiff werden gefordert 9,8 Millionen<lb/> Reichsmark, gegenüber 6 Millionen RM.<lb/> im Etatjahr 1928. Dazu kommen 3,4 Milli-<lb/> onen RM. für die Artilleriearmierung und<lb/> 200 000 RM. für die Torpedoarmierung,<lb/> was insgeſamt 13,4 Millionen RM. aus-<lb/> macht. Für Neubauten werden im Marine-<lb/> etat ferner angefordert der Schlußbetrag für<lb/> den Bau des kleinen Kreuzers „Köln“ in<lb/> Höhe von 6,9 Millionen RM., ſowie der<lb/> dritte Teilbetrag für den Bau des kleinen<lb/> Kreuzers <hi rendition="#aq">E</hi> in Höhe von 6 Millionen RM.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Die Stahlhelm-Führer-Tagung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Beitragserhöhung zur Bildung eines<lb/> „Kriegsſchatzes“</hi> </hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Einleitung des Volksbegehrens auf Verfaſſungsänderung</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Magdeburg.</hi> 20. Jan.</dateline><lb/> <p>Der Stahlhelm hielt<lb/> geſtern und heute in Magdeburg eine große Füh-<lb/> rertagung ab, zu der etwa<lb/><hi rendition="#c">6000 Stahlhelmführer</hi><lb/> aus dem ganzen Reiche erſchienen waren. Neben<lb/> den führenden Männern des Bundes waren auch<lb/><cb/> erſchienen Prinz Auguſt Wilhelm von Preußen,<lb/> Prinz Wilhelm von Preußen, der älteſte Sohn<lb/> des Kronprinzen, ſowie der Herzog Karl Eduard<lb/> von Koburg-Gotha.</p><lb/> <p>Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen ſtand<lb/> heute der große Führerappell in der Stadthalle<lb/> Der erſte Bundesführer Franz <hi rendition="#g">Seldte</hi> hielt<lb/> eine Anſprache, in der er u. a. ausführte: Der<lb/> Stahlhelmgeiſt fordert Opfer, Leiſtung und Füh-<lb/> rerſinn. Scharf ſondere ſich dieſer Geiſt ab vom<lb/> Geiſte des Marxismus. Der Bundesbeitrag muß<lb/> erhöht werden, damit der Stahlhelm den Kampf<lb/> aus eigenen Mitteln führen kann, damit der<lb/> Stahlhelm einen Kriegsſchatz habe,<lb/><hi rendition="#c">„wenn wir eines Tages antreten“.</hi><lb/> Er forderte weiter rege Anteilnahme am öffent-<lb/> lichen, beſonders auch am kommunalen Leben.<lb/> Jetzt wolle man einen neuen Schritt tun auf dem<lb/> Wege des Befreiungskampfes, man wolle ein<lb/><hi rendition="#c">Volksbegehren.</hi><lb/> und zu dieſem Volksbegehren ſolle die Bundes-<lb/> leitung doch einmal beauftragt werden.</p><lb/> <p>Die anweſenden etwa 6000 Stahlhelmführer,<lb/> darunter auch die anweſenden Prinzen, trugen<lb/> ſich nun in eine Liſte zu einer Entſchließung ein.<lb/> In dieſer Entſchließung wird die Bundesführung<lb/> beauftragt und ermächtigt, ein Volksbegehren auf<lb/> Aenderung der Verfaſſung des Deutſchen Reichs<lb/> zu beantragen. Mit der durch die Verfaſſung<lb/> gegebenen Waffe des Volksbegehrens beginne<lb/> man den Kampf, deſſen erſtes Ziel es ſei, den<lb/> Willen zur Verantwortung freizumachen. Gefor-<lb/> dert wird in der Entſchließung die Beſeitigung<lb/> der Alleinherrſchaft des Parlaments, die Auſrich-<lb/> tung einer ſtarken Regierangsgewalt, die unab-<lb/> hängig von Intereſſenteneinflüſſen ſei und die<lb/> Verantwortung für das Schickſal des deutſchen<lb/> Volkes trage.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">B. B. B. und Chiemgau<lb/> Die geſtrigen Kundgebungen</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 21. Januar</dateline><lb/> <p>Die Bereinigten Vaterländiſchen Verbände hiel-<lb/> ten geſtern vormittag im Zirkus Krone in Mün-<lb/> chen eine Reichsgründungsfeier ab. Oberſt<lb/><hi rendition="#g">Xylander</hi> führte in ſeiner Feſtrede u. a. aus,<lb/> das heutige deutſche Staatsgebilde ſei ſein Deut-<lb/> ſches Reich mehr, ſondern nur ein Erſatz. Im<lb/> Kampf ſei das Deutſche Reich geworden. Nur<lb/> wenn Macht ſich mit Idee verbinde, werde es<lb/> gelingen, ein neues ſtarkes Deutſches Reich zu<lb/> errichten. In ſeinem Schlußwort wies Profeſſor<lb/><hi rendition="#g">Bauer</hi> darauf hin, das deutſche Volk werde den<lb/> erſten Satz der Weimarer Verfaſſung, daß alle<lb/> Gewalt vom Volke ausgehe, einmal in ganz an-<lb/> derer Weiſe verwirklichen, als der Mann ſich<lb/> träumen ließ, der dieſen Satz niedergeſchrieben<lb/> habe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline>Roſenheim, 21. Januar</dateline><lb/> <p>Der Bund Chiemgau veranſtaltete in Roſen-<lb/> heim eine Kundgebung für die Erhaltung der<lb/> Staatshoheit Bayerns, die von etwa 5—6000<lb/><hi rendition="#g">Angehörigen</hi> des Chiemgaus und des <supplied>Mang-</supplied><lb/> fallgaues beſucht war. Eine Entſchließung ſpricht<lb/> ſich für das Selbſtbeſtimmungsrecht der Länder<lb/> aus und betont, daß der Bund eine Politik ab-<lb/> lehne, die den freien Willen der Bevölkerung der<lb/> Länder verachtet. Der Kampf werde aber auch<lb/> aufgenommen werden gegen eine Politik der<lb/> Aushöhlung, die Geſetz und Vertrag und Recht<lb/> bricht.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"><lb/> <p>Das Jahr 1929 wird eines der ſchwerſten und<lb/> bedeutungsvollſten in der Nachkriegsgeſchichte des<lb/> deutſchen Volkes werden. <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>t mit Unrecht be-<lb/> zeichnet man es als Notjahr. In dieſer Woche<lb/> tritt der Reichstag zuſammen, um den Fehlbetrag<lb/> im Reichsetat zu decken. In der zweiten Februar-<lb/> woche wird der Sachverſtändigenausſchuß für<lb/> Reparationen ſeine Beratungen beginnen, die<lb/> entſcheidend werden ſollen für das Schickſal des<lb/> deutſchen Volkes auf lange Zeit hinaus. In ſol-<lb/> cher Schickſalsſtunde ſollte alles Trennende zu-<lb/> rückſtehen, aus gemeinſamer Not ſollte eine Not-<lb/> gemeinſchaft des ganzen Volkes entſtehen. Wo<lb/> Auseinanderſetzungen unvermeidlich ſind, ſollten<lb/> ſie ſich auf unbedingte Notwendigkeiten be-<lb/> ſchränken.</p><lb/> <p>Von ſolchem Geiſt <supplied>verantwortungſbewußter</supplied><lb/> Selbſtbeſchränkung iſt in den geſtrigen Veranſtal-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [Seite 2[2]/0002]
„AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar
Erklärung für dieſes Verhalten wohl in gewiſſen
Erfahrungen, die die Zentrumsführer während
der letzten großen Tagungen gemacht haben.
Man hat ihnen dort entgegengehalten, daß man
ihre Entlaſtung von der Verantwortung der Re-
gierungsarbeit nicht anerkennen könne. Denn
wenn ſie erklärten, daß ſie nur mit einem ein-
zigen Miniſter im Kabinett vertreten ſeien, ſo
ſei d_r Miniſter Herr
von Guerard ihr bisheriger Fraktionsführer iſt.
Man ſagt ſich alſo im Zentrum. daß die Ent-
laſtung von der Verantwortung doch nicht mög-
lich iſt, daß man aber, wenn die Verantwortung
getragen werden ſoll, auch einen entſprechenden
Ausgleich in der Uebernahme möglichſt wichtiger
Zweige der Reichsverwaltung haben will.
Wenn die Sozialdemokratie zögert und
ſich zurückhält, ſo ſind ebenfalls innerparteillche
Ueberlegungen dafür maßgebend. Es hat ſich bei
der Panzerkreuzerdebatte als ſehr bequem für die
Sozialdemokraten erwieſen, daß ſie gegen ihre
eigenen Miniſter Oppoſition machen konnten. Es
kann ſich als ſehr bequem erweiſen, wenn ſie die
gleiche Freiheit bei dem Kampf um die Steuer-
geſetze behalten, wenn die Annahme von Steuer-
geſetzen durch eine Reichstagsmehrheit erfolgt, an
der ſie nicht teilnehmen müſſen. Die Demo-
kraten haben ſchließlich auch kein dringendes
Intereſſe an einer beſchleunigten Regierungs-
umbildung. Sie ſind jetzt mit zwei Miniſtern im
Kabinett vertreten und wenn man Plätze für das
Zentrum frei machen müßte, würden ſie wahr-
ſcheinlich auf eines ihrer Miniſterien verzichten
müſſen. So bleibl die Deutſche Volks-
partei. Und ſie hat in der Tat ein Intereſſe
an der Herſtellung der Großen Koalition, ſobald
man die preußiſchen und die Reichsverhältniſſe
in Zuſammenhang bringt, ſolange man daran
feſthält, daß die Vorausſetzung für den Eintritt
der Deutſchen Volkspartei in das preußiſche Ka-
binett die Schaffung des großen Regierungs-
bündniſſes im Reich ſein muß. Aus den Wunſch-
zetteln der Parteien ergibt ſich alſo, daß Sozial-
demokraten und Demokraten dem Koalitions-
gedanken nicht allzu freundlich gegenüberſtehen,
daß das Zentrum und die Deutſche Volkspartei
ihn fördern, daß das Zentrum aber noch zu zer-
riſſen iſt, um ſeinem Wunſch Geltung zu ver-
ſchaffen, daß die Volkspartei nicht ſtark genug
erſcheint, ihn — durchzuſetzen. Sie iſt ſchließlich
auch dadurch gebunden, daß ſie durch Dr. Streſe-
mann und Dr. Curtius zwei wichtige Reichs-
ämter beſetzt hat und ſomit nicht Ultimaten
ſtellen kann.
Der Reichstag wird alſo an ſeine umfang-
reichen Arbeiten nicht mit einem unbedingt feſten
und zuſammenhängenden Plan herangehen. Er
wird — das kann man ſchon jetzt vorausſehen —
neben dem ſachlichen Kampf um die Geſtaltung
von Steuer und Haushaltsvorlagen, den Kampf
der Parteien untereinander über ſich ergehen
laſſen müſſen. Man kann das bedauern, weil es
die Gefahr einer Störung ſachlicher Arbeit mit
ſich bringt. Aber es hat ſich bisher nach manchen
wochen- und monatelangen Reichstagsverhand-
lungen, in denen ähnliche innere Kämpfe aus-
getragen wurden, doch ſchließlich gezeigt, daß
ſehr brauchbare und wirkſame Ergebniſſe ent-
ſtehen und daß dieſes Syſtem, das manchen Zeit-
verluſt immerhin mit der Garantie verbindet,
einen Ausgleich zahlreicher Wunſchzettel herbei-
zuführen, ſeine großen Vorteile hat.
Bayerische Landesbauernkammer
Die Unrentabilität der Landwirtſchaft
München, 20. Januar.
Im Anſchluß an
die Landwirtſchaftliche Woche und die gemein-
ſame Notkundgebung der Kreis- und Be-
zirksbauernkammern tagte am Samstag die
Landesbauernkammer in Anweſenheit des
Landwirtſchaftsminiſters Dr. Fehr und
höherer Beamter des Landwirtſchaftsmim-
ſteriums in einer öffentlſchen Plenarſitzung,
in der der Präſident der Landesbauern-
kammer, Geheimer Landesökonomierat
Prieger, den Vorſitz führte. Geheimrat
Prieger erklärte zur geſtrigen großen Not-
kundgebung, daß dieſe den Zweck hatte ein-
mal die breiteſte Oeffentlichkeit neuerdings
eindringlich auf die unhaltbaren Verhält-
niſſe in der Landwirtſchaft hinzuweiſen,
anderſeits den eigenen Berufsgenoſſen zu
zeigen, daß die verantwortlichen Führer
auf ihrem Poſten ſind. Im großen und gan-
zen ſeien dieſe Zwecke auch erreicht worden.
Zur Lage der Landwirtſchaft wird fol-
gende Entſchließung angenommen: Die über
mehr als 500 typiſche landwirtſchaftliche Be-
triebe Bayerns ausgedehnte Buchführungs-
ſtatiftik 1927/28 weiſt nach, daß die Land-
wirtſchaft Bayerns in dieſem Wirtſchafts-
jahr
mit durchſchnittlichen negativen
Erträgniſſen gewirtſchaftet
hat. Die Einnahmen haben die Grenze des
abſolut notwendigen Exiſtenzminimums be-
reits unterſchritten. Die Verſchuldung der
bayeriſchen Landwirtſchaft iſt im Wirt-
ſchaftsjahr 1927/28 gegenüber 1926/27 er-
neut geſtiegen. Nach Abzug der Steuern
(ohne Perſonalſteuern) ſind die ſozialen
Laſten mit rund 30 Mark pro Hektar land-
wirtſchaftlich genutzter Fläche unerträglich
geworden. Eine Rentabilität iſt, obwohl der
Witterungscharakter 1927/28 im allgemeinen
kein ungünſtiger war, im Durchſchnitt nicht
vorhanden. Dieſe Verhältniſſe ſind nicht nur
der Kern aller Wirtſchaftsſorgen der Land-
wirtſchaft, ſondern müſſen als eine ernſte
Sorge der geſamten Nationalwirtſchaft
gelten.
Der Produktionswert 1927/28 der bayeri-
ſchen Landwirtſchaft (ohne Weide und
Nutzungsfläche der Nebenbetriebe) beziffert
ſich auf Grund der Buchführungsſtatiſtik auf
etwa 1,75 Milliarden; etwa eine Milliarde
fließt immer noch unmittelbar Handel, In-
duſtrie und Gewerbe zu. Eine Fortſetzung
des unrentablen Wirtſchaftslebens der Land-
wirtſchaft muß automatiſch von Jahr zu
Jahr größere Verluſte bringen, die Kauf-
kraft und Produktionsfähigkeit immer mehr
einſchränken, bis für die übrige Wirtſchaft
das Mißverhältnis von Unrentabilität und
Arbeitsloſigkeit gegeben ſein wird. Es iſt
die letzte Stunde, mit den Mitteln einer
geſunden Nationalwirtſchaftspolitik (vor
allem auch
Zollpolikik.
und mit dem in der Landwirtſchaft vorhan-
denen Willen zur Selbſthilfe zu helfen. In-
folge der erſchreckenden Kapitalarmut kann
die Landwirtſchaft allein aus eigenen Kräf-
ten die Unrentabilität nicht beheben. Die
Buchführungsſtatiſtik ſoll weiter ausgebaut,
die Zahl der in der Statiſtik zuſammen-
geſchloſſenen Betriebe weiter vermehrt wer-
den. Die Kammer erbittet von der bayeri-
ſchen Landwirtſchaft weitgehenbe Unter-
ſtützung dieſer Beſtrebung, und zwar da-
durch, daß mehr und mehr Betriebe den
Anſchluß an die Buchſtelle ſuchen, woraus
nach allen Richtungen hin produktionswirt-
ſchaftliche Vorteile erwachſen.
60—90 Verhandlungstage
Der ergänzte Dawesplan
Eine Erklärung von Owen D. Young * Lob für Gilbert
Neuyork, 20. Januar.
Der britiſche Bot-
ſchafter gab nach einer Unterredung mit
John Pierpont Morgan und Owen D.
Young bekannt, daß der Bankier Thomas
Perkins als Erſatzmann für Young, und der
Teilhaber im Bankhaus Morgan, Thomas
Lamont, als Erſatzmann Morgans an den
Verhandlungen der Sachverſtändigenkonfe-
renz teilnehmen werden. Lament wohnte
der Unterredung, die der Botſchafter heute
mit Morgan und Young hatte, bei, während
Perkins durch dringende Geſchäfte in Boſton
abgehalten wurde.
In einer formellen Erklärung führt
Owen D. Young aus, daß die Sachver-
ſtändigenkonferenz den Dawesplan nicht
revidieren werden.
Eine derartige Annahme gehe von einer ganz
falſchen Auffaſſung aus. Der Zweck der
Sachverſtändigenkonferenz ſei vielmehr, den
Dawesplan durch eine Feſtſetzung des Ge-
ſamtbetrages, den Deutſchland zu zahlen
habe, und durch eine Feſtſetzung der Zahl
der Annuitäten zu ergänzen. Es würde zu
Mißverſtändniſſen führen, falls der Eindruck
beſtünde, daß man an Stelle des „Dawes-
plans einen neuen Plan aufbauen wolle.“
„Es iſt weit beſſer,“ ſo heißt es in der
Erklärung Youngs, „dieſen einheitlichen
Plan, den wir einmal haben, beizubehalten.
Das iſt wenigſtens meine perſönliche Anſicht.“
Young erklärte ferner, er betrachte die
Durchführung des Dawesplanes durch
Parker Gllbert als eine der hervor-
ragendſten Leiſtungen der Nachkriegs-
zeit.
Die Amerikaner könnten ſtolz ſein auf einen
Mann, der es in ſo jungen Jahren fertig-
gebracht habe, einen ſolch großen Apparat
unter dem Beifall der ganzen Welt zu hand-
haben. Die amerikaniſchen Sachverſtändigen
würden an den Beratungen des Sachver-
ſtändigenausſchuſſes bis zur völligen Erle-
digung der geſtellten Aufgaben teilnehmen.
Nach ſeiner Schätzung werde die Erledigung
dieſer Aufgaben etwa
60 bis 90 Tage branſpruchen.
Zu der Haltung Waſhingtons, erklärte
Young, die amerikaniſche Regierung habe
ſeinerzeit während der Arbeiten des Dawes-
komitees den amerikaniſchen Mitgliedern
des Komitees gegenüber keinerlei Bedenken
geäußert und er nehme an, daß die ameri-
kaniſche Regierung auf der kommenden Kon-
ferenz die gleiche Haltung einnehmen werde.
Sollte ſich jedoch die Regierung veranlaßt
ſehen, irgendwelche Wünſche zu äußern, ſo
würde dies zweifellos einen gewaltigen Ein-
fluß auf den Gang der Verhandlungen
haben.
Wie verlautet, werden die amerikaniſchen
Sachverſtändigen am 1. Februar mit dem
Dampfer „Aquitania“ ihre Europareiſe an-
treten, um an den Verhandlungen im Sach-
verſtändigenausſchuſſe teilzunehmen.
Laut „Times“ lehnte in dem erwähnten
Preſſeinterview Owen Young es ab, auf die
Frage nach Auflegung einer gro-
ßen Reparationsanleihe zu ant-
worten. Finanzkreiſe hätten erneut erklärt,
daß eine ſolche Anleihe vorläufig noch in
weiter Ferne liege, ſo daß zutreffende Vor-
ausſagen gegenwärtig unmöglich ſeien.
„Herald and Tribune“ bringt einen viel-
ſpaltigen Artikel George P. Aulds, des
früheren Mitglieds der Reparationskommiſ-
ſion, in dem er aus einem Leitartikel eines
deutſchen Blattes zitiert: Es iſt nicht die
Frage, was Deutſchland zahlen muß, ſon-
dern was Deutſchland zu zahlen bereit iſt.
Auld bemerkt hierzu, dies ſei durchaus rich-
tig. Die kommende Vereinbarung müſſe ein
Vergleich ſein, der ſich dem deutſchen Volke
dadurch empfehle, daß er von dem Geiſt
politiſcher Klugheit getragen ſei, der manch-
mal von moraliſcher Verpflichtung ſchwer
unterſcheidbar ſei.
_
Der neue Wehretat
704 Millionen für Heer und Marine
Verringerung um 23 Millionen eingetreten
Berlin, 20. Januar.
Die Ausgaben für
die Wehrmacht des Reiches ſind, wie der
„Demokratiſche Zeitungsdienſt“ mitteilt, im
neuen Haushaltplan mit rund 704 Mil-
lionen R M. eingeſetzt. Gegenüber dem
Jahr 1928 bedeutet das eine Verringe-
rung um 23 Millionen R M. Dieſe
Verringerung iſt vorgenommen worden bei
den einmaligen Ausgaben, während die
fortdauernden Ausgaben gegenüber dem
Vorjahr ein Mehr von 4,5 Millionen RM.
aufweiſen. Dieſe fortdauernden Ausgaben
belaufen ſich im ganzen auf 615 Millionen
Reichsmark, während die einmaligen Aus-
gaben rund 88 Millionen RM. betragen.
Von einmaligen Ausgaben beanſprucht das
Heer den Betrag von 24 Millionen RM.,
während die Reichsmarine 64 Millionen
Reichsmark als einmalige Ausgaben erfor-
dert. Unter dieſen befindet ſich die zweite
Rate des Panzerkreuzers A. Für das Pan-
zerſchiff werden gefordert 9,8 Millionen
Reichsmark, gegenüber 6 Millionen RM.
im Etatjahr 1928. Dazu kommen 3,4 Milli-
onen RM. für die Artilleriearmierung und
200 000 RM. für die Torpedoarmierung,
was insgeſamt 13,4 Millionen RM. aus-
macht. Für Neubauten werden im Marine-
etat ferner angefordert der Schlußbetrag für
den Bau des kleinen Kreuzers „Köln“ in
Höhe von 6,9 Millionen RM., ſowie der
dritte Teilbetrag für den Bau des kleinen
Kreuzers E in Höhe von 6 Millionen RM.
Die Stahlhelm-Führer-Tagung
Beitragserhöhung zur Bildung eines
„Kriegsſchatzes“
Einleitung des Volksbegehrens auf Verfaſſungsänderung
Magdeburg. 20. Jan.
Der Stahlhelm hielt
geſtern und heute in Magdeburg eine große Füh-
rertagung ab, zu der etwa
6000 Stahlhelmführer
aus dem ganzen Reiche erſchienen waren. Neben
den führenden Männern des Bundes waren auch
erſchienen Prinz Auguſt Wilhelm von Preußen,
Prinz Wilhelm von Preußen, der älteſte Sohn
des Kronprinzen, ſowie der Herzog Karl Eduard
von Koburg-Gotha.
Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen ſtand
heute der große Führerappell in der Stadthalle
Der erſte Bundesführer Franz Seldte hielt
eine Anſprache, in der er u. a. ausführte: Der
Stahlhelmgeiſt fordert Opfer, Leiſtung und Füh-
rerſinn. Scharf ſondere ſich dieſer Geiſt ab vom
Geiſte des Marxismus. Der Bundesbeitrag muß
erhöht werden, damit der Stahlhelm den Kampf
aus eigenen Mitteln führen kann, damit der
Stahlhelm einen Kriegsſchatz habe,
„wenn wir eines Tages antreten“.
Er forderte weiter rege Anteilnahme am öffent-
lichen, beſonders auch am kommunalen Leben.
Jetzt wolle man einen neuen Schritt tun auf dem
Wege des Befreiungskampfes, man wolle ein
Volksbegehren.
und zu dieſem Volksbegehren ſolle die Bundes-
leitung doch einmal beauftragt werden.
Die anweſenden etwa 6000 Stahlhelmführer,
darunter auch die anweſenden Prinzen, trugen
ſich nun in eine Liſte zu einer Entſchließung ein.
In dieſer Entſchließung wird die Bundesführung
beauftragt und ermächtigt, ein Volksbegehren auf
Aenderung der Verfaſſung des Deutſchen Reichs
zu beantragen. Mit der durch die Verfaſſung
gegebenen Waffe des Volksbegehrens beginne
man den Kampf, deſſen erſtes Ziel es ſei, den
Willen zur Verantwortung freizumachen. Gefor-
dert wird in der Entſchließung die Beſeitigung
der Alleinherrſchaft des Parlaments, die Auſrich-
tung einer ſtarken Regierangsgewalt, die unab-
hängig von Intereſſenteneinflüſſen ſei und die
Verantwortung für das Schickſal des deutſchen
Volkes trage.
B. B. B. und Chiemgau
Die geſtrigen Kundgebungen
München, 21. Januar
Die Bereinigten Vaterländiſchen Verbände hiel-
ten geſtern vormittag im Zirkus Krone in Mün-
chen eine Reichsgründungsfeier ab. Oberſt
Xylander führte in ſeiner Feſtrede u. a. aus,
das heutige deutſche Staatsgebilde ſei ſein Deut-
ſches Reich mehr, ſondern nur ein Erſatz. Im
Kampf ſei das Deutſche Reich geworden. Nur
wenn Macht ſich mit Idee verbinde, werde es
gelingen, ein neues ſtarkes Deutſches Reich zu
errichten. In ſeinem Schlußwort wies Profeſſor
Bauer darauf hin, das deutſche Volk werde den
erſten Satz der Weimarer Verfaſſung, daß alle
Gewalt vom Volke ausgehe, einmal in ganz an-
derer Weiſe verwirklichen, als der Mann ſich
träumen ließ, der dieſen Satz niedergeſchrieben
habe.
Roſenheim, 21. Januar
Der Bund Chiemgau veranſtaltete in Roſen-
heim eine Kundgebung für die Erhaltung der
Staatshoheit Bayerns, die von etwa 5—6000
Angehörigen des Chiemgaus und des Mang-
fallgaues beſucht war. Eine Entſchließung ſpricht
ſich für das Selbſtbeſtimmungsrecht der Länder
aus und betont, daß der Bund eine Politik ab-
lehne, die den freien Willen der Bevölkerung der
Länder verachtet. Der Kampf werde aber auch
aufgenommen werden gegen eine Politik der
Aushöhlung, die Geſetz und Vertrag und Recht
bricht.
Das Jahr 1929 wird eines der ſchwerſten und
bedeutungsvollſten in der Nachkriegsgeſchichte des
deutſchen Volkes werden. _t mit Unrecht be-
zeichnet man es als Notjahr. In dieſer Woche
tritt der Reichstag zuſammen, um den Fehlbetrag
im Reichsetat zu decken. In der zweiten Februar-
woche wird der Sachverſtändigenausſchuß für
Reparationen ſeine Beratungen beginnen, die
entſcheidend werden ſollen für das Schickſal des
deutſchen Volkes auf lange Zeit hinaus. In ſol-
cher Schickſalsſtunde ſollte alles Trennende zu-
rückſtehen, aus gemeinſamer Not ſollte eine Not-
gemeinſchaft des ganzen Volkes entſtehen. Wo
Auseinanderſetzungen unvermeidlich ſind, ſollten
ſie ſich auf unbedingte Notwendigkeiten be-
ſchränken.
Von ſolchem Geiſt verantwortungſbewußter
Selbſtbeſchränkung iſt in den geſtrigen Veranſtal-
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(2023-01-02T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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