Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929.Montag. den 21. Januar "AZ am Abend" Nr. 17 tungen der Vereinigten Vaterlän- Und die bayerische Regierung? Nun wir wollen Italien ehrt den Nobile-Retter
[Abbildung]
Zu Ehren des schwedischen Fliegers Lundborg (siehe Pfeil), der als Hauptzeuge bei der Er gibt das Spiel noch nicht verloren Amanullah sammelt neue Truppen "Die Wahrheit" über den König * Ein Englandfeind? "Daily Expreß" Unter der fettgedruckten Ueberschrift "Die Die Gröner-Denkschrift Berlin, 20. Januar.Einleitung eines Landesverrats- verfahrens Wie gemeldet wird Vater wollte seinen Sohn Spandau, 20. Januar.retten Tödlicher Unglücksfall auf dem Eise Ein tragischer Un- Trotz eifrigen Nachsuchens konnte die Autonomistischer Wahlsieg in Colmar Paris, 20. Januar.Bei der Stichwahl Besondere Räuberfrechheit Wechselstube in belebter Straße überfallen Verwegene Flucht * Leichte Gefangennahme Gestern abend über- Kyffhäuser-Bund Berlin, 20. Januar.und Kriegsschuldlüge Drei Millionen Soldaten demonstrieren Der Vorstand des In dem Aufruf, durch den ein erheblicher Das Schuldbekenntnis wurde dem, der Freispruch im Wiener Journalistenprozeß In dem Prozeß gegen den ehemaligen Redak- Rußland, Polen Moskau, 20. Januar.und Kelloggpakt Polnische Regierung jetzt bereit Der gestern in Zur Ehrung Roald Amundsens,
[Abbildung]
der bei dem Versuch zur Rettung der "Italia" -Besatzung sein Leben geopfert hat, wurde Die bayerische Wahlanfechtungsklage vor dem Staatsgerichtshof Er erklärt seine Unzuständigkeit Der Staatsgerichts- Für das bayerische Staatsministerium war Samstag abend noch fällte der Staats- Die Anträge der Demokratischen Partei [irrelevantes Material] Unzuständigkeit des Staatsgerichtshofes für Zur Begründung führte der Vorsitzende, Dadurch daß sich die §§ 70 und 19 der [irrelevantes Material] Montag. den 21. Januar „AZ am Abend“ Nr. 17 tungen der Vereinigten Vaterlän- Und die bayeriſche Regierung? Nun wir wollen Italien ehrt den Nobile-Retter
[Abbildung]
Zu Ehren des ſchwediſchen Fliegers Lundborg (ſiehe Pfeil), der als Hauptzeuge bei der Er gibt das Spiel noch nicht verloren Amanullah ſammelt neue Truppen „Die Wahrheit“ über den König * Ein Englandfeind? „Daily Expreß“ Unter der fettgedruckten Ueberſchrift „Die Die Gröner-Denkſchrift Berlin, 20. Januar.Einleitung eines Landesverrats- verfahrens Wie gemeldet wird Vater wollte ſeinen Sohn Spandau, 20. Januar.retten Tödlicher Unglücksfall auf dem Eiſe Ein tragiſcher Un- Trotz eifrigen Nachſuchens konnte die Autonomiſtiſcher Wahlſieg in Colmar Paris, 20. Januar.Bei der Stichwahl Besondere Räuberfrechheit Wechſelſtube in belebter Straße überfallen Verwegene Flucht * Leichte Gefangennahme Geſtern abend über- Kyffhäuſer-Bund Berlin, 20. Januar.und Kriegsſchuldlüge Drei Millionen Soldaten demonſtrieren Der Vorſtand des In dem Aufruf, durch den ein erheblicher Das Schuldbekenntnis wurde dem, der Freiſpruch im Wiener Journaliſtenprozeß In dem Prozeß gegen den ehemaligen Redak- Rußland, Polen Moskau, 20. Januar.und Kelloggpakt Polniſche Regierung jetzt bereit Der geſtern in Zur Ehrung Roald Amundſens,
[Abbildung]
der bei dem Verſuch zur Rettung der „Italia“ -Beſatzung ſein Leben geopfert hat, wurde Die bayeriſche Wahlanfechtungsklage vor dem Staatsgerichtshof Er erklärt ſeine Unzuſtändigkeit Der Staatsgerichts- Für das bayeriſche Staatsminiſterium war Samstag abend noch fällte der Staats- Die Anträge der Demokratiſchen Partei [irrelevantes Material] Unzuſtändigkeit des Staatsgerichtshofes für Zur Begründung führte der Vorſitzende, Dadurch daß ſich die §§ 70 und 19 der [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jComment" n="2"> <pb facs="#f0003" n="Seite 3[3]"/> <fw place="top" type="header">Montag. den 21. Januar „AZ am Abend“ Nr. 17</fw><lb/> <p>tungen der <hi rendition="#g">Vereinigten Vaterlän-<lb/> diſchen Verbände</hi> im Zirkus Krone und<lb/> des <hi rendition="#g">Bundes Chiemgau in Roſenheim</hi><lb/> herzlich wenig zu merken geweſen. Im Gegenteil.<lb/> Aus allen Angriffen, die aus den verſchiedenen<lb/> Lagern kommen und ſich letzten Endes treffen<lb/> im gemeinſamen Angriffsziel, und das iſt die<lb/> Staatsform des Deutſchen Reiches, ſpricht bewuß-<lb/> ter Zerſtörungswille. Es iſt deshalb an der Zeit,<lb/><cb/> daß ein energiſcher Trennungsſtrich gezogen wird.<lb/> Längeres Zuſehen könnte den Eindruck erwecken,<lb/> als wenn wirklich das ganze bayeriſche Volk<lb/> hinter dieſer aufgeputſchten Minderheit ſtände.</p><lb/> <p>Und die bayeriſche Regierung? Nun wir wollen<lb/> nicht hoffen, daß ſie in mißverſtandener Staats-<lb/> kunſt dieſe Stimmen der Unzufriedenheit für ein<lb/> brauchbares Inſtrument im Kampf um einen<lb/> günſtigen Finanzausgleich hält.</p><lb/> <byline>K.</byline> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Italien ehrt den Nobile-Retter</hi> </hi> </head><lb/> <figure> <p>Zu Ehren des ſchwediſchen Fliegers Lundborg (ſiehe Pfeil), der als Hauptzeuge bei der<lb/> Unterſuchung der Vorgänge bei der Rettung Nobiles und der „Italia“-Befatzung zur-<lb/> zeit in Rom weilt, gab der Italieniſche Aviatik-Klub ein Feſtbankett.</p> </figure> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Er gibt das Spiel noch nicht verloren</hi><lb/> <hi rendition="#b">Amanullah ſammelt neue Truppen</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">„Die Wahrheit“ über den König * Ein Englandfeind?</hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#g">London,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>„Daily Expreß“<lb/> berichtet aus Kandahar, Amanullah beab-<lb/> ſichtige, mit finanzieller Unterſtützung ſeiner<lb/> Mutter ſeinen Thron wieder zu gewin-<lb/> nen. Er erſuchte die Bewohner von Kanda-<lb/> har um ihre Hilfe bei dieſem Unternehmen<lb/> und verſprach gute Bezahlung. Die Agenten<lb/> Amanullahs ſeien bereits unterwegs zum<lb/> Einkauf von Geſchützen, Flugzeugen, Muni-<lb/> tion und anderem Kriegsmaterial.</p><lb/> <p>Unter der fettgedruckten Ueberſchrift „Die<lb/> Wahrheit über Amanullah“ bringt „Sunday<lb/> Dispatch“ in ſenſationeller Aufmachung<lb/> einen Artikel des ehemaligen Generalgouver-<lb/> neurs des Pundſchab Sir Michael O. Dwyer<lb/> über ein angebliches Komplott Amanullahs<lb/> im Jahre 1919, das die<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Invaſion Indiens und den Sturz der<lb/> britiſchen Herrſchaft</hi></hi><lb/> zum Ziele gehabt habe. O. Dwyer bringt<lb/> den Aufſtand in Amritſar, der bekanntlich<lb/> vom Generalgouverneur O. Dwyer unter-<lb/> drückt wurde, damit in Zuſammenhang und<lb/> erklärt, Amanullah habe Truppen an der<lb/> Nordweſtgrenze für ein Eindringen nach In-<lb/> dien bereitgehalten, das aber durch die<lb/> prompte Unterdrückung des indiſchen Auf-<lb/> ſtandes verhindert worden ſei. Der Vater<lb/> Amanullahs, der treue Verbündete Eng-<lb/> lands, Habibullah, ſei<lb/><hi rendition="#b">vor zehn Jahren ermordet worden, weil<lb/> er ſich den Bemühungen der antiengli-<lb/> ſchen Kreiſe in Kabul widerſetzt habe,</hi><lb/> die haben wollten, daß er ſich den Deutſchen<lb/> und Türken anſchlöſſe und in Indien ein-<lb/> dringe. Amanullahs Anteil an dieſer Ver-<lb/> ſchwörung ſei nicht ganz klar.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Gröner-Denkſchrift<lb/> Einleitung eines Landesverrats-<lb/> verfahrens</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Wie gemeldet wird<lb/> hat die Oberreichsanwaltſchaft wegen der<lb/> Veröffentlichung der Grönerſchen Panzer-<lb/> kreuzer-Denkſchrift in der engliſchen Zeit-<lb/> ſchrift „Review of Reviews“ ein Landes-<lb/> verratsverfahren gegen „Unbekannt“ einge-<lb/> leitet. Sie ſieht in der Veröffentlichung einen<lb/> Landesverrat, weil die Denkſchrift geheim<lb/> war und ihre Bekanntgabe durch die eng-<lb/> liſche Preſſe dem Wohle des Deutſchen Rei-<lb/> ches ſchädlich iſt. Die Reichsanwaltſchaft<lb/> wird für ihr Verfahren das Ermittlungs-<lb/> ergebnis der Behörden zur Grundlage<lb/> machen, die ſich bereits während der letzten<lb/> Tage mit der Aufklärung des Dokumenten-<lb/> verrates beſchäftigt haben. Die Denkſchriften-<lb/> exemplare, die Parlamentarier erhalten<lb/> haben, ſind zurückgefordert worden und voll-<lb/> zählig vorhanden. Nach dem Blatt erſcheint<lb/> es ſicher, daß ein Original der Denkſchrift<lb/> unbefugt abgeſchrieben und die Abſchrift nach<lb/> England geſchickt worden iſt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Vater wollte ſeinen Sohn<lb/> retten<lb/> Tödlicher Unglücksfall auf dem Eiſe</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Spandau,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Ein tragiſcher Un-<lb/> glücksfall ereignet ſich geſtern nachmittag<lb/> auf der Havel in der Nähe von Schildhorn.<lb/> Der Sohn des Tiſchlermeiſters Guhl aus<lb/> der Potsdamerſtraße geriet beim Schlitt-<lb/> ſchuhlaufen an eine offene Stelle und fiel<lb/> ins Waſſer. Schnell entſchloſſen, lief der<lb/> Vater herbei, um ſeinen Sohn aus dem<lb/> Waſſer zu ziehen. Das gelang ihm auch,<lb/> aber das Eis brach unter ſeinen Füßen und<lb/> er ging ſofort unter. Wie es ſcheint, hat<lb/> Guhl einen Herzſchlag erlitten.</p><lb/> <p>Trotz eifrigen Nachſuchens konnte die<lb/> Leiche nicht geborgen werden. Der vom<lb/> Vater gerettete Sohn wurde von den Ange-<lb/> hörigen nach Hauſe gebracht.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Autonomiſtiſcher Wahlſieg in Colmar</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Paris,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Bei der Stichwahl<lb/> in Colmar, die heute für den durch Ungültig-<lb/> keitserklärung des Mandats Roffés freige-<lb/> wordenen Kammerſitz ſtattfand, ſiegte der<lb/> autonomiſtiſche Kandidat Hauß mit 10 251<lb/> Stimmen. Sein Gegenkandidat (Elſäſſiſche<lb/> National-Katholiſche Partei), Abbe Hanſer,<lb/> erzielte 6303 und der Kommuniſt Murſchell<lb/> 1611 Stimmen. Auf den Sozialiſten Richard,<lb/> deſſen Kandidatur offiziell zurückgezogen<lb/> war, entfielen 137 Stimmen. Insgeſamt<lb/> waren 18 302 gültige Stimmen abgegeben<lb/> worden.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Besondere Räuberfrechheit<lb/> Wechſelſtube in belebter Straße überfallen</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Verwegene Flucht * Leichte Gefangennahme</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Warſchau,</hi> 20. Jan.</dateline><lb/> <p>Geſtern abend über-<lb/> fielen vier Banditen in einer belebten Geſchäfts-<lb/> ſtraße eine Wechſelſtube und zwangen mit vor-<lb/> gehaltenen Revolvern die Beamten, dan Kaſſen-<lb/> inhalt auszuliefern. Sie verſuchten dann zu ent-<lb/> kommen. Ein Paſſant, der Alarm ſchlug und<lb/> einen der Flüchtenden aufzuhalten verſuchte,<lb/> wurde von den Banditen durch Revolverſchüſſe<lb/> niedergeſtreckt. Ein Schutzmann nahm die Ver-<lb/> folgung auf. Als ſich die Entfernung zwiſchen<lb/> dem Banditen und ihm immer mehr vergrößerte,<lb/> machte er von ſeiner Waffe Gebrauch und tötete<lb/><cb/> durch einen Schuß einen Banditen. Die drei an-<lb/> deren verſchwanden in der Menge. Der getötete<lb/> Räuber trug das geſamte gerauble Geld bei ſich.<lb/> Während Paſſanten um den am Boden liegenden<lb/> Räuber einen dichten Kreis bildeten, ſtürzten ſich<lb/> plötzlich die mittlerweile zurückgekehrlen Banditen<lb/> auf den Toten und verſuchten angeſichts des<lb/> herumſtehenden Volkes das Geld aus der Taſche<lb/> zu reißen. Bei dieſem tollkühnen Verſuch wurden<lb/> ſie von inzwiſchen eingetroffenen Schutzleuten<lb/> verhaftet und in das Polizeigefängnis einge-<lb/> liefert.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#c">Kyffhäuſer-Bund<lb/> und Kriegsſchuldlüge<lb/> Drei Millionen Soldaten demonſtrieren</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Der Vorſtand des<lb/> Kyffhäuſer-Bundes hat eine Kundgebung<lb/> erlaſſen, durch die er ſeine drei Millionen<lb/> Mitglieder auffordert, in dieſem zehnten<lb/> Jahre des Verſailler Diktats mit allen zu<lb/> Gebote ſtehenden Mitteln für Wahrheit und<lb/> Ehre gegen die Kriegsſchuldlüge zu kämpfen.<lb/> Als Einleitung hierzu ſollen alle 30 000<lb/><hi rendition="#g">Kriegervereine am 2. oder 3. Fe-<lb/> bruar im ganzen Reiche Kund-<lb/> gebungen</hi> veranſtalten.</p><lb/> <p>In dem Aufruf, durch den ein erheblicher<lb/> Teil der deutſchen Weltkriegsſoldaten zur<lb/> Kriegsſchuldlüge Stellung nimmt, heißt es:</p><lb/> <cit> <quote>Das Schuldbekenntnis wurde dem, der<lb/> übermächtigen Gewalt weichenden, waffen-<lb/> loſen deutſchen Volke mit dem Schwerte er-<lb/> preßt, um ihm die moraliſche Kraft zu<lb/> brechen. Niemals hat das deutſche Volk<lb/> dieſe Schuld anerkannt. Niemand, der bei<lb/> der Wahrheit bleibt, kann das deutſche Volk<lb/> der ungeheuren Vergehen bezichtigen, für<lb/> die es durch den Verſailler Vertrag für<lb/> immer gebrandmarkt werden ſoll.<lb/> Wir deutſchen Soldaten, die reinen Her-<lb/> zens zur Verteidigung des Vaterlandes in<lb/> den Krieg zogen, und mit reinen Händen<lb/> das Schwert führten, empfinden die Schmach<lb/> des Verſailler Schuldſpruchs als tiefe Ehr-<lb/> verletzung unſerer Nation.</quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c">Freiſpruch im Wiener Journaliſtenprozeß</hi> </head><lb/> <p>In dem Prozeß gegen den ehemaligen Redak-<lb/> teur des „Neuen Wiener Journals“, Oskar Pöffl,<lb/> der den Redakleur Bruno Wolf im Gerichtsſaal<lb/> durch mehrere Schüſſe niedergeſtreckt hatte, wurde<lb/> in ſpäter Nachtſtunde das Urteil gefällt. Die Ge-<lb/> ſchworenen bejahten einſtimmig die Schuldfrage,<lb/> erkannten aber mit 9 Stimmen auf Sinnesver-<lb/> wirrung. Auf Grund dieſes Verdikts wurde<lb/> Pöffl freigeſprochen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rußland, Polen<lb/> und Kelloggpakt<lb/> Polniſche Regierung jetzt bereit</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Moskau,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Der geſtern in<lb/> Moskau eingetroffene polniſche Geſandte<lb/> überreichte dem ſtellvertretenden Volkskom-<lb/> miſſar für Auswärtiges die polniſche Ant-<lb/> wortnote auf die ruſſiſche Note in der An-<lb/> gelegenheit der vorzeitigen Inkraftſetzung des<lb/> Kelloggpaktes. Die polniſche Reigerung er-<lb/> klärt, daß ſie jetzt in der Lage ſei, die Ver-<lb/> handlungen mit der Sowjetregierung über<lb/> die Form und die Prozedur der Unterzeich-<lb/> nung des ruſſiſcherſeits vorgeſchlagenen<lb/> Protokolls aufzunehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Zur Ehrung Roald Amundſens,</hi> </hi> </head><lb/> <figure> <p> <hi rendition="#b">der bei dem Verſuch zur Rettung der „Italia“ -Beſatzung ſein Leben geopfert hat, wurde<lb/> in ſeiuer Vaterſtadt Sarpsborg ein Denkmal errichtet und kürzlich enthüllt.<lb/> (Photo Ufa-Wochenſchau.)</hi> </p> </figure> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die bayeriſche<lb/> Wahlanfechtungsklage<lb/> vor dem Staatsgerichtshof</hi> </hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Er erklärt ſeine Unzuſtändigkeit</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Leipzig,</hi> 20. Januar.</dateline><lb/> <p>Der Staatsgerichts-<lb/> hof für das Deutſche Reich verhandelte am<lb/> Samstag unter dem Vorſitz des Reichs-<lb/> gerichtspräſidenten Dr. Simons über die<lb/> Klagen der Deutſchen Demokratiſchen Par-<lb/> tei in Bayern und des Landesverbandes<lb/> Bayern der Reichspartei des deutſchen Mit-<lb/> telſtandes (Wirtſchaftspartei) gegen das<lb/> Land Bayern<lb/><hi rendition="#c">auf Feſtſtellung der Verfaſſungswidrig-<lb/> keit von Beſtimmungen des bayeriſchen<lb/> Landeswahlgeſetzes.</hi><lb/> Urſprünglich war die Klage auch von der<lb/> Freien Vereinigung des Bayeriſchen Land-<lb/> tags (Zentrum, Demokraten und Beamten-<lb/> gruppe) erhoben worden. Da die Freie Ver-<lb/> einigung nach den letzten Wahlen jedoch nicht<lb/> mehr beſteht und ſomit auch nicht die<lb/> Parteifähigkeit vor dem Staatsgerichtshof<lb/> hat, wurde in der Verhandlung der Antrag<lb/> dieſer Vereinigung zurückgezogen.</p><lb/> <p>Für das bayeriſche Staatsminiſterium war<lb/> Miniſterialrat von Jan erſchienen, während<lb/> die klagenden Parteien durch die Rechts-<lb/> anwälte Juſtizrat Müller-Heintz, Dr. Löwen-<lb/> ſtein und Dr. Ehrhardt, ſämtlich München,<lb/> vertreten wurden.</p><lb/> <p>Samstag abend noch fällte der Staats-<lb/> gerichtshof für das Deutſche Reich in<lb/> Leipzig<lb/><hi rendition="#c">folgende Entſcheidung:</hi></p><lb/> <p>Die Anträge der Demokratiſchen Partei<lb/> in Bayern und des Landesverbandes Bay-<lb/> ern der Reichspartei des deutſchen Mittel-<lb/> ſtandes (Wirtſchaftspartei) werden wegen</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> <p>Unzuſtändigkeit des Staatsgerichtshofes für<lb/> das Deutſche Reich zurückgewieſen.</p><lb/> <p>Zur Begründung führte der Vorſitzende,<lb/> Reichsgerichtspräſident Dr. Simons u. a.<lb/> aus.</p><lb/> <p>Dadurch daß ſich die §§ 70 und 19 der<lb/> bayeriſchen, bzw. der Reichsverfaſſung decken,<lb/> iſt die Zuſtändigkeit des auf Grund des<lb/> § 70 eingeſetzten bayeriſchen Staatsgerichts-<lb/> hofes gegeben. Bei Prüfung der Frage, ob<lb/> der bayeriſche Staatsgerichtshof in ſeiner<lb/> gegenwärtigen Zuſammenſetzung funktions-<lb/> fähig iſt oder nicht, iſt der Gerichtshof zu<lb/> einer Bejahung gekommen. Die bloße An-<lb/> fechtung des Landtagswahlgeſetzes bedeutet<lb/> noch nicht, daß die Tätigkeit des Landtags<lb/> und die Wahlen ungültig ſind. Sollte ſich<lb/> der bayeriſche Staatsgerichtshof aber eben-<lb/> falls für unzuſtändig erklären, ſo wäre es<lb/> möglich, daß eine neue Klage vor dem<lb/> Staatsgerichtshof für das Deutſche Reich zu-<lb/> gelaſſen werde. Eine ſolche Möglichkeit gebe<lb/> aber noch keinen Grund, nach dem Antrag<lb/> des bayeriſchen Vertreters das Verfahren<lb/> auszuſetzen oder aber es dem bayeriſchen<lb/> Staatsgerichtshof zu überweiſen. Infolge-<lb/> deſſen mußte auf Abweiſung der Anträge<lb/> wegen<lb/><hi rendition="#c">Unzuſtändigkeit des Staatsgerichts-<lb/> hofes</hi><lb/> für das Deutſche Reich erkannt werden.</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [Seite 3[3]/0003]
Montag. den 21. Januar „AZ am Abend“ Nr. 17
tungen der Vereinigten Vaterlän-
diſchen Verbände im Zirkus Krone und
des Bundes Chiemgau in Roſenheim
herzlich wenig zu merken geweſen. Im Gegenteil.
Aus allen Angriffen, die aus den verſchiedenen
Lagern kommen und ſich letzten Endes treffen
im gemeinſamen Angriffsziel, und das iſt die
Staatsform des Deutſchen Reiches, ſpricht bewuß-
ter Zerſtörungswille. Es iſt deshalb an der Zeit,
daß ein energiſcher Trennungsſtrich gezogen wird.
Längeres Zuſehen könnte den Eindruck erwecken,
als wenn wirklich das ganze bayeriſche Volk
hinter dieſer aufgeputſchten Minderheit ſtände.
Und die bayeriſche Regierung? Nun wir wollen
nicht hoffen, daß ſie in mißverſtandener Staats-
kunſt dieſe Stimmen der Unzufriedenheit für ein
brauchbares Inſtrument im Kampf um einen
günſtigen Finanzausgleich hält.
K.
Italien ehrt den Nobile-Retter
[Abbildung Zu Ehren des ſchwediſchen Fliegers Lundborg (ſiehe Pfeil), der als Hauptzeuge bei der
Unterſuchung der Vorgänge bei der Rettung Nobiles und der „Italia“-Befatzung zur-
zeit in Rom weilt, gab der Italieniſche Aviatik-Klub ein Feſtbankett.]
Er gibt das Spiel noch nicht verloren
Amanullah ſammelt neue Truppen
„Die Wahrheit“ über den König * Ein Englandfeind?
London, 20. Januar.
„Daily Expreß“
berichtet aus Kandahar, Amanullah beab-
ſichtige, mit finanzieller Unterſtützung ſeiner
Mutter ſeinen Thron wieder zu gewin-
nen. Er erſuchte die Bewohner von Kanda-
har um ihre Hilfe bei dieſem Unternehmen
und verſprach gute Bezahlung. Die Agenten
Amanullahs ſeien bereits unterwegs zum
Einkauf von Geſchützen, Flugzeugen, Muni-
tion und anderem Kriegsmaterial.
Unter der fettgedruckten Ueberſchrift „Die
Wahrheit über Amanullah“ bringt „Sunday
Dispatch“ in ſenſationeller Aufmachung
einen Artikel des ehemaligen Generalgouver-
neurs des Pundſchab Sir Michael O. Dwyer
über ein angebliches Komplott Amanullahs
im Jahre 1919, das die
Invaſion Indiens und den Sturz der
britiſchen Herrſchaft
zum Ziele gehabt habe. O. Dwyer bringt
den Aufſtand in Amritſar, der bekanntlich
vom Generalgouverneur O. Dwyer unter-
drückt wurde, damit in Zuſammenhang und
erklärt, Amanullah habe Truppen an der
Nordweſtgrenze für ein Eindringen nach In-
dien bereitgehalten, das aber durch die
prompte Unterdrückung des indiſchen Auf-
ſtandes verhindert worden ſei. Der Vater
Amanullahs, der treue Verbündete Eng-
lands, Habibullah, ſei
vor zehn Jahren ermordet worden, weil
er ſich den Bemühungen der antiengli-
ſchen Kreiſe in Kabul widerſetzt habe,
die haben wollten, daß er ſich den Deutſchen
und Türken anſchlöſſe und in Indien ein-
dringe. Amanullahs Anteil an dieſer Ver-
ſchwörung ſei nicht ganz klar.
Die Gröner-Denkſchrift
Einleitung eines Landesverrats-
verfahrens
Berlin, 20. Januar.
Wie gemeldet wird
hat die Oberreichsanwaltſchaft wegen der
Veröffentlichung der Grönerſchen Panzer-
kreuzer-Denkſchrift in der engliſchen Zeit-
ſchrift „Review of Reviews“ ein Landes-
verratsverfahren gegen „Unbekannt“ einge-
leitet. Sie ſieht in der Veröffentlichung einen
Landesverrat, weil die Denkſchrift geheim
war und ihre Bekanntgabe durch die eng-
liſche Preſſe dem Wohle des Deutſchen Rei-
ches ſchädlich iſt. Die Reichsanwaltſchaft
wird für ihr Verfahren das Ermittlungs-
ergebnis der Behörden zur Grundlage
machen, die ſich bereits während der letzten
Tage mit der Aufklärung des Dokumenten-
verrates beſchäftigt haben. Die Denkſchriften-
exemplare, die Parlamentarier erhalten
haben, ſind zurückgefordert worden und voll-
zählig vorhanden. Nach dem Blatt erſcheint
es ſicher, daß ein Original der Denkſchrift
unbefugt abgeſchrieben und die Abſchrift nach
England geſchickt worden iſt.
Vater wollte ſeinen Sohn
retten
Tödlicher Unglücksfall auf dem Eiſe
Spandau, 20. Januar.
Ein tragiſcher Un-
glücksfall ereignet ſich geſtern nachmittag
auf der Havel in der Nähe von Schildhorn.
Der Sohn des Tiſchlermeiſters Guhl aus
der Potsdamerſtraße geriet beim Schlitt-
ſchuhlaufen an eine offene Stelle und fiel
ins Waſſer. Schnell entſchloſſen, lief der
Vater herbei, um ſeinen Sohn aus dem
Waſſer zu ziehen. Das gelang ihm auch,
aber das Eis brach unter ſeinen Füßen und
er ging ſofort unter. Wie es ſcheint, hat
Guhl einen Herzſchlag erlitten.
Trotz eifrigen Nachſuchens konnte die
Leiche nicht geborgen werden. Der vom
Vater gerettete Sohn wurde von den Ange-
hörigen nach Hauſe gebracht.
Autonomiſtiſcher Wahlſieg in Colmar
Paris, 20. Januar.
Bei der Stichwahl
in Colmar, die heute für den durch Ungültig-
keitserklärung des Mandats Roffés freige-
wordenen Kammerſitz ſtattfand, ſiegte der
autonomiſtiſche Kandidat Hauß mit 10 251
Stimmen. Sein Gegenkandidat (Elſäſſiſche
National-Katholiſche Partei), Abbe Hanſer,
erzielte 6303 und der Kommuniſt Murſchell
1611 Stimmen. Auf den Sozialiſten Richard,
deſſen Kandidatur offiziell zurückgezogen
war, entfielen 137 Stimmen. Insgeſamt
waren 18 302 gültige Stimmen abgegeben
worden.
Besondere Räuberfrechheit
Wechſelſtube in belebter Straße überfallen
Verwegene Flucht * Leichte Gefangennahme
Warſchau, 20. Jan.
Geſtern abend über-
fielen vier Banditen in einer belebten Geſchäfts-
ſtraße eine Wechſelſtube und zwangen mit vor-
gehaltenen Revolvern die Beamten, dan Kaſſen-
inhalt auszuliefern. Sie verſuchten dann zu ent-
kommen. Ein Paſſant, der Alarm ſchlug und
einen der Flüchtenden aufzuhalten verſuchte,
wurde von den Banditen durch Revolverſchüſſe
niedergeſtreckt. Ein Schutzmann nahm die Ver-
folgung auf. Als ſich die Entfernung zwiſchen
dem Banditen und ihm immer mehr vergrößerte,
machte er von ſeiner Waffe Gebrauch und tötete
durch einen Schuß einen Banditen. Die drei an-
deren verſchwanden in der Menge. Der getötete
Räuber trug das geſamte gerauble Geld bei ſich.
Während Paſſanten um den am Boden liegenden
Räuber einen dichten Kreis bildeten, ſtürzten ſich
plötzlich die mittlerweile zurückgekehrlen Banditen
auf den Toten und verſuchten angeſichts des
herumſtehenden Volkes das Geld aus der Taſche
zu reißen. Bei dieſem tollkühnen Verſuch wurden
ſie von inzwiſchen eingetroffenen Schutzleuten
verhaftet und in das Polizeigefängnis einge-
liefert.
Kyffhäuſer-Bund
und Kriegsſchuldlüge
Drei Millionen Soldaten demonſtrieren
Berlin, 20. Januar.
Der Vorſtand des
Kyffhäuſer-Bundes hat eine Kundgebung
erlaſſen, durch die er ſeine drei Millionen
Mitglieder auffordert, in dieſem zehnten
Jahre des Verſailler Diktats mit allen zu
Gebote ſtehenden Mitteln für Wahrheit und
Ehre gegen die Kriegsſchuldlüge zu kämpfen.
Als Einleitung hierzu ſollen alle 30 000
Kriegervereine am 2. oder 3. Fe-
bruar im ganzen Reiche Kund-
gebungen veranſtalten.
In dem Aufruf, durch den ein erheblicher
Teil der deutſchen Weltkriegsſoldaten zur
Kriegsſchuldlüge Stellung nimmt, heißt es:
Das Schuldbekenntnis wurde dem, der
übermächtigen Gewalt weichenden, waffen-
loſen deutſchen Volke mit dem Schwerte er-
preßt, um ihm die moraliſche Kraft zu
brechen. Niemals hat das deutſche Volk
dieſe Schuld anerkannt. Niemand, der bei
der Wahrheit bleibt, kann das deutſche Volk
der ungeheuren Vergehen bezichtigen, für
die es durch den Verſailler Vertrag für
immer gebrandmarkt werden ſoll.
Wir deutſchen Soldaten, die reinen Her-
zens zur Verteidigung des Vaterlandes in
den Krieg zogen, und mit reinen Händen
das Schwert führten, empfinden die Schmach
des Verſailler Schuldſpruchs als tiefe Ehr-
verletzung unſerer Nation.
Freiſpruch im Wiener Journaliſtenprozeß
In dem Prozeß gegen den ehemaligen Redak-
teur des „Neuen Wiener Journals“, Oskar Pöffl,
der den Redakleur Bruno Wolf im Gerichtsſaal
durch mehrere Schüſſe niedergeſtreckt hatte, wurde
in ſpäter Nachtſtunde das Urteil gefällt. Die Ge-
ſchworenen bejahten einſtimmig die Schuldfrage,
erkannten aber mit 9 Stimmen auf Sinnesver-
wirrung. Auf Grund dieſes Verdikts wurde
Pöffl freigeſprochen.
Rußland, Polen
und Kelloggpakt
Polniſche Regierung jetzt bereit
Moskau, 20. Januar.
Der geſtern in
Moskau eingetroffene polniſche Geſandte
überreichte dem ſtellvertretenden Volkskom-
miſſar für Auswärtiges die polniſche Ant-
wortnote auf die ruſſiſche Note in der An-
gelegenheit der vorzeitigen Inkraftſetzung des
Kelloggpaktes. Die polniſche Reigerung er-
klärt, daß ſie jetzt in der Lage ſei, die Ver-
handlungen mit der Sowjetregierung über
die Form und die Prozedur der Unterzeich-
nung des ruſſiſcherſeits vorgeſchlagenen
Protokolls aufzunehmen.
Zur Ehrung Roald Amundſens,
[Abbildung der bei dem Verſuch zur Rettung der „Italia“ -Beſatzung ſein Leben geopfert hat, wurde
in ſeiuer Vaterſtadt Sarpsborg ein Denkmal errichtet und kürzlich enthüllt.
(Photo Ufa-Wochenſchau.)]
Die bayeriſche
Wahlanfechtungsklage
vor dem Staatsgerichtshof
Er erklärt ſeine Unzuſtändigkeit
Leipzig, 20. Januar.
Der Staatsgerichts-
hof für das Deutſche Reich verhandelte am
Samstag unter dem Vorſitz des Reichs-
gerichtspräſidenten Dr. Simons über die
Klagen der Deutſchen Demokratiſchen Par-
tei in Bayern und des Landesverbandes
Bayern der Reichspartei des deutſchen Mit-
telſtandes (Wirtſchaftspartei) gegen das
Land Bayern
auf Feſtſtellung der Verfaſſungswidrig-
keit von Beſtimmungen des bayeriſchen
Landeswahlgeſetzes.
Urſprünglich war die Klage auch von der
Freien Vereinigung des Bayeriſchen Land-
tags (Zentrum, Demokraten und Beamten-
gruppe) erhoben worden. Da die Freie Ver-
einigung nach den letzten Wahlen jedoch nicht
mehr beſteht und ſomit auch nicht die
Parteifähigkeit vor dem Staatsgerichtshof
hat, wurde in der Verhandlung der Antrag
dieſer Vereinigung zurückgezogen.
Für das bayeriſche Staatsminiſterium war
Miniſterialrat von Jan erſchienen, während
die klagenden Parteien durch die Rechts-
anwälte Juſtizrat Müller-Heintz, Dr. Löwen-
ſtein und Dr. Ehrhardt, ſämtlich München,
vertreten wurden.
Samstag abend noch fällte der Staats-
gerichtshof für das Deutſche Reich in
Leipzig
folgende Entſcheidung:
Die Anträge der Demokratiſchen Partei
in Bayern und des Landesverbandes Bay-
ern der Reichspartei des deutſchen Mittel-
ſtandes (Wirtſchaftspartei) werden wegen
_ Unzuſtändigkeit des Staatsgerichtshofes für
das Deutſche Reich zurückgewieſen.
Zur Begründung führte der Vorſitzende,
Reichsgerichtspräſident Dr. Simons u. a.
aus.
Dadurch daß ſich die §§ 70 und 19 der
bayeriſchen, bzw. der Reichsverfaſſung decken,
iſt die Zuſtändigkeit des auf Grund des
§ 70 eingeſetzten bayeriſchen Staatsgerichts-
hofes gegeben. Bei Prüfung der Frage, ob
der bayeriſche Staatsgerichtshof in ſeiner
gegenwärtigen Zuſammenſetzung funktions-
fähig iſt oder nicht, iſt der Gerichtshof zu
einer Bejahung gekommen. Die bloße An-
fechtung des Landtagswahlgeſetzes bedeutet
noch nicht, daß die Tätigkeit des Landtags
und die Wahlen ungültig ſind. Sollte ſich
der bayeriſche Staatsgerichtshof aber eben-
falls für unzuſtändig erklären, ſo wäre es
möglich, daß eine neue Klage vor dem
Staatsgerichtshof für das Deutſche Reich zu-
gelaſſen werde. Eine ſolche Möglichkeit gebe
aber noch keinen Grund, nach dem Antrag
des bayeriſchen Vertreters das Verfahren
auszuſetzen oder aber es dem bayeriſchen
Staatsgerichtshof zu überweiſen. Infolge-
deſſen mußte auf Abweiſung der Anträge
wegen
Unzuſtändigkeit des Staatsgerichts-
hofes
für das Deutſche Reich erkannt werden.
_
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-01-02T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |