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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929.

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AZ - Neuigkeiten aus München
Liebe AZ!
Wird Selbstmordversuch bestraft?

Ich wollte mich nicht selbstmorden, aber viel-
leicht will sichs einmal ein anderer bei dieser Ge-
legenheit, und deshalb frage ich: ist Selbstmord-
versuch strafbar? Um Antwort wird gebeten!

Die Sache ist ganz einfach: ich sprang im sehr
langsamen Fahren bei der Schleife des Send-
lingertorplatzes von der Trambahn ab, ein --
übrigens sehr höflicher, reizender -- Schutzmann
bekam mich zu fassen und knöpfte mir eine Mark
ab. Ich tue das an derselben Stelle seit Jahren
und noch nie etwa wurde die öffentliche Sicher-
heit durch mich bedroht oder sonstwie Aergernis
durch meinen "tollkühnen" Absprung (Absprünge
sind ja schließlich in München eine Spezialität
sowieso!) erregt.

Also frage ich mich: weshalb kann mich die hohe
Polizei gebührenpflichtig, wie man die Sache
nennt, verwarnen?! Auf welcher juristischen Basis
ist eine solche "Strafbarkeit" aufgebaut? Ich störe
keinen Verkehr, der Verkehr stört höchstens mich,
ich trete niemanden auf die Zehen, höchstens tritt
die Trambahn mir auf die Zehen, hat man aber
jemals gehört, daß man bestraft werden kann,
weil man sich etwa ein paar Knochen abfahren
läßt? Hat man je gehört, daß Bremser oder An-
kuppler beispielsweise bestraft werden, weil sie,
entgegen dem Dienstreglement, von Maschine oder
Wagen abgesprungen sind -- einem Dienstregle-
ment, das, genau eingehalten. die Unmöglichkeit
der ordentlichen Verkehrsdurchführung zur Folge
hätte?! Hat man jemals davon gehört, daß ein
Selbstmordkandidat, der mit dem Leben davon-
kam, bestraft wurde?! Denn schließlich müßte es
dann noch etliche obrigkeitliche Verordnungen
geben, etwa dergestalt, daß man nicht von vierten
Stöcken, von Großhesseloher Brücken abspringen,
Revolver an die eigene Stirne bringen oder sich
einen Strick um den Hals binden darf.

Abert die Sache hat auch ihre ernste Seite! Sie
[heißt] Bevormundung! Sind wir wieder bereits
so sehr gewohnt. uns am Gängelband führen zu
lassen, daß wir selbst das Recht auf uns selbst uns
beeinträchtigen lassen?! Um Antwort wird noch-
mals gebeten!



Führungs- und Filmvorträge
im Deutschen Museum

Dienstag. 22. Januar, 20 Uhr Führungsvor-
trag von Th. Conzelmann über "Akustik und
Musikinstrumente"; die Gesetze der Töne und
Stimme, Entwicklung der Musikinstrumente und
Vorführungen. Preis 50 &, für Mitglieder und
Studierende 25 &.

Da bei dem großen Andrange zu den beiden
ersten Vorträgen zahlreiche Besucher nicht mehr
zugelassen werden konnten, finden am Dienstag.
22. Januar, 20 Uhr Wiederholungen der Füh-
rungsvorträge "Astronomie" (ausverkauft) und
"Bergwesen" statt.

Am Montag, 21., Mittwoch, 23., und Freitag,
25. Januar, jeweils 17.15 Uhr Filmvortrag der
Bayer. Landesfilmbühne: "Die Milch eine Quelle
der Volkskraft". Eintritt für Museumsbesucher
frei.



Raketenfahrten.

Hierüber spricht Montag,
21. Januar, 20 Uhr, Max Valier, der bekannte
Verfechter der Raketenfahrzeuge für Land- und
Raumfahrten, beim gemeinsamen Vortragsabend
des Polytechnischen Vereins in Bayern und des
Münchener (Oberbayerischen) Architekten- und
Ingenieur-Vereins. (Im großen Physikalischen
Hörsaal der Technischen Hochschule, Eingang II,
Arcisstraße, 1. Tür von der Gabelsbergerstraße
aus.) Eintritt frei.



Geh. Baurat Prof. Dr. Pressel +

Geheimer Baurat und ord. Professor der Tech-
nischen Hochschule München, Dr Konrad Pres-
sel,
ist am Sonntag nachmittag gestorben. Ge-
heimrat Pressel war auf der Straße Icking--
Wolfratshausen bewußtlos aufgefunden worden,
von wo er in das Krankenhaus Wolfratshausen
eingeliefert wurde. Dort ist er einem Herzschlag
erlegen.



Beerdigungen am 22. Januar 1929
Ostfriedhof.

Ernst Franz Xaver. Beamter,
46 J., 21/2 Uhr; Gleinser Albert, Drechslerskind,
1 Monat, 2 Uhr; Kaltenstadler Agnes, Kom-
missionärswitwe, 85 J., 3 2/3 Uhr; Aschenbrenner
Joseph, Münzoffiziant a. D., 71 J., 31/4 Uhr;
Oettler Maria, Schieferdeckersgattin, 37 J., 21/4
Uhr; Spitaler Peter, ehem. Hausmeister, 84 J.,
23/4 Uhr; Branner Andreas, Oberlokomotivheizer
a. D., 68 J., 21/2 Uhr; Härtl Johann, städt. Pen-
sionist, 67 J., 3 Uhr; Streicher Margar., Groß-
händlerswitwe, 68 J., 31/2 Uhr. -- Feuer-
bestattung:
Engel Rotburga, Geschäfts-
inhaberin, 62 J., 10 Uhr; Pampel Joseph, ehem.
Aufseher, 61 J., 9 Uhr; Schuster Amalie, Ober-
registratorsgattin, 61 J., 91/2 Uhr; Jäger Laura,
Kassierin, 31 J., 11 Uhr; Kirschner August, Metz-
ger, 68 J., 111/2 Uhr.

Westfriedhof:

Weber Alfons, Ministerialober-
inspektor a. D., 66 J., 31/4 Uhr; Pfingstl Therese,
Livreedienerswitwe, 87 J., 21/2 Uhr; Haag Ma-
thias, Gastwirt, 63 J., 3 Uhr.

Neuer nördl. Friedhof:

Vogl Joseph, Beizer
und Polierer. 441/2 J., 2 Uhr; Spannagl Anton,
Straßenbahnoberschaffnerssohn, 26 J., 21/2 Uhr;
Blaum Augusta, Direktorswitwe, 66 J., 31/2 Uhr;
Lutz Karl, Ziegeleibesitzer, 54 J., 3 Uhr.

Waldfriedhof:

Prückl Maria, Metzgermeisters-
gattin, 56 J., 3 Uhr; Gehring Anton, Chauffeur,
60 J., 31/2 Uhr.

Südlicher Friedhof:

Ott Amalle, Privatiere,
83 J. (Transport nach Miesbach).

[Spaltenumbruch]
Lawinen, Lawinen!

Wie wir in unserer Samstagnummer warnend
voraussagten, sind in den Bergen zahlreiche
schwere Lawinen niedergegangen.

Am Nordwesthang der Hochriß wurden drei
Münchener Skiläufer von einer Lawine ver-
schüttet. Einer von ihnen, namens Klehmann,
konnte erst nach mehrstündigem Suchen tot ge-
borgen werden.

Unter der Alplspitze im Schlierseer Gebiet er-
eignete sich ein Lawinenunglück, das ebenfalls
einem Pasinger Skiläufer, Kreuzer, das Leben
kostete.

An der Hohen Salve ist ein Münchner, Karl
Siack, von einer Lawine verschüttet worden.

Eine Reihe anderer Lawinenunfälle ist noch
gemeldet, jedoch noch nicht klargestellt.



Die Reichsgründungsfeier der Universität

Es war ein feierlicher Moment, als in der
großen Aula der Universität weltliche und geist-
liche Würdenträger, Rektor, Professoren und
Dozenten in ihrer Amtstracht unter den Klängen
eines feierlichen Marsches einzogen. Die beiden
Seiten des Saales und der Hintergrund waren
umsäumt von den Chargierten der Studenten-
verbindungen.

Der Trauermarsch aus Beethovens Eroica,
vom Orchester des Staatstheaters gespielt, leitete
den Akt ein, dann hielt Rektor Dr Bumke
die Ansprache, in der er den großen Krieg als
den Kampf um den deutschen Gedanken bezeich-
nete, ein Kampf, der noch heute an allen Gren-
zen des bedrohten Reiches fortdauere. In Mün-
chen wende sich der Blick dabei nach der baye-
rischen, der deutschen Pfalz. Um den Männern
zu danken, die das Deutschtum an dieser Grenze
zu verteidigen und zu erhalten verstehen, habe der
akademische Senat beschlossen, den Bischof von
Speyer, Ludwig Sebastian, und den frühe-
ren Regierungspräsidenten der Pfalz, Dr. Jakob
Mattheus, zu Ehrenbürgern der Uni-
versität zu ernennen. Dann hielt Geheimrat Pro-
fessor Dr. von Drygalsky die Festrede über
"Raum und Glieder des Reiches", die in weit-
ausgreifender Weise die Bedeutung der Glieder
der deutschen Räume als Nutzen der deutschen
Kultur dartat. Mit dem letzten Satz aus der
Eroica schloß die Feier.

Vorausgegangen war ihr ein kurzer Weiheakt
in der Speerträgerhalle der Universität, bei der
zwei neue marmorne Gedenktafeln für
die Gefallenen
mit einer Ansprache des
Rektors enthüllt wurden.



Bundeskanzler Dr. Seipel
spricht über Demokratie

Am Dienstag, 22. Januar, 20 Uhr spricht der
österreichische Bundeskanzler Dr. J. Seipel im
Auditorium Maximum der Universität über
"Kritik der Demokratie".

Vorverkauf der Karten ab Mittwoch, 16. Jan.:
J. J. Lentnersche Buchhandlung, Dienerstraße 9;
Buchhandlungen: Adam, Rotkreuzplatz 3, Herder,
Löwengrube 14, Hufnagel, Brunnstraße 8, J.
Pfeiffer, Herzogspitalstraße 6, und beim Haus-
verwalter der Universität. Karten auch an der
Abendkasse. Eintrittspreise für numerierte Sitz-
plätze M 3.--, 2.--, 1.50; Stehplatz M 1.--.



Bayer. Städtebund gegen
Erhöhung der Biersteuer

Der Bayerische Städtebund protestiert in einer
Eingabe an das Reichsfinanzministerium gegen
die geplante Erhöhung der Biersteuer und weist
darauf hin, daß dieser Plan für Bayern unan-
nehmbar sei. Der Bierpreis müßte bei der be-
absichtigten Steigerung der Biersteuer um einen
Mehrertrag von 165 Millionen um etwa zehn
Pfennig hinaufgesetzt werden, trotzdem der Bier-
preis bereits heute mehr als das Doppelte des
Friedenspreises betrage.

Dadurch ergäbe sich für die arbeitende Bevölke-
rung Bayerns, für die das Bier größtenteils ein
Nahrungsmittel sei, eine schwere Belastung. was
wiederum zu Lohnforderungen und in diesem
Zusammenhange zu einer weiteren Erhöhung der
Produktionskosten der Landwirtschaft führen
müßte. Einer der größten und ältesten baye-
rischen Wirtschaftszweige würde durch dieses
Vorgehen schwer getroffen. Bayern müßte so-
dann mit seinem Neuntel der Bevölkerung des
Reiches fast ein Drittel der Biersteuer auf-
bringen. Die Eingabe ersucht dringend, alles
daranzusetzen, um eine solche einseitige Bier-
steuererhöhung zu vermeiden.



Hotel und Pension Feldhütter ganz neu

Zwei Monate nur hatte Anton Schlech, der
in München als früherer Eigentümer des Cafe
Orient und des Europäischen Hofes bekannt ist,
sein jetziges Besitztum geschlossen, um nach dieser
kurzen Zeit die Pension Feldhütter, Elisen-
straße 5, als wäre sie ein neues Privathotel, er-
öffnen zu können.

Wenn die Vereinigten Werkstätten für Kunst
und Handwerk die vom Möblement bis ins De-
tail, Tapete, Teppich, gehende Ausstattung über-
tragen erhielten, so haben sie die auf sie gefallene
Wahl wieder einmal bestens gerechtfertigt. Sieb-
zig Zimmer sind neu eingerichtet in den vier
Stockwerken, natürlich mit fließendem Kalt- und
Warmwasser versorgt, zum Teil mit modernen
Bädern kombiniert.

Das Erdgeschoß hat ein schmuckes Schreib- und
Lesezimmer; in einem behaglichen Speiseraum
locken-ausgezeichnete Speisen und wohlgepflegter
Trunk auch Freunde des Hauses, die nicht
Wohngäste sind.

Besonders auffallend der erstklassige Bilder-
schmuck, kein Wunder, wenn der junge Schlech,
als Zügel-Schüler ein tüchtiger Maler, die
kunstsinnigen Eltern beriet.

Ein besonderer Vorzug: Ruhige Lage, zwei
Minuten vom Hauptbahnhof. R.




Im Bayerischen Kunstgewerbeverein hält am
Dienstag, 22. Januar, 20 Uhr im Künstlerhaus
Kurt Hielscher einen Vortrag über "Das unbe-
kannte Spanien". Seine hervorragenden Aufnah-
men der schönsten spanischen Gegenden versprechen
einen genußreichen Abend. Der Eintritt ist frei.
Reservierte Plätze sind in der Verkaufshalle des
Bayer. Kunstgewerbevereins, Pfandhausstraße 7,
zu 1 M im Vorverkauf erhältlich.

[Spaltenumbruch]
Polizeibericht
Mord und Selbstmord

Im Anwesen Landwehrstraße 43 ereignete sich
Sonntag abend ein tragischer Vorfall. Dort
wohnt seit 11/2 Jahren der 42jährige Vollkriegs-
invalide und Reisende Marlin Müller mit seiner
Ehefrau, seinem Kind und seiner Mutter. Schon
seit längerer Zeit äußerte er, daß er Selbstmord
verüben wolle und auch seine Mutter mituehmen
wolle. Sonntag abend zog er in der Küche plötz-
lich einen Revolver, gab auf seine Mutter einen
Schuß ab und verletzte sie durch einen Kopfschuß
schwer. Darauf brachte er sich selbst einen Schuß
in den Kopf bei, der seinen sofortigen Tod herbei-
führte. Die Mutter wurde ins Krankenhaus ge-
bracht, wo sie kurz darauf starb.

Selbstmord im Gasthaus

In einer Gastwirtschaft in der Altstadt hat sich
am 18. Januar abends ein 57 Jahre alter Zu-
schneider in selbstmörderischer Absicht in den Kopf
geschossen und verschied alsbald.

Wieder Schaukasteneinbrecher

Schaukastendiebe schlugen den Auslagekasten
eines Optikers an der Maximilianstraße ein und
entwendeten ein Oigeletglas im Wert von
75 Mark und ein Universalgies im Wert von
50 Mark, beide mit dem Stempel Emmerich.

Sicherung gegen Einbruch und gegen
Diebstahl

Die vielen, gerade wieder in der letzten Zeit
verübten Einbruchdiebstähle in Wohn- und Ge-
schäftsräume sowie in Läden und Schaukästen
haben bewiesen, daß es den Einbrechern und Die-
ben immer noch ein leichtes ist, sich zu der er-
strebten Beute Zutritt zu verschaffen, da in den
meisten Fällen gerade diejenigen Räume und Be-
hältnisse, in denen Geld oder Wertsachen unter-
gebracht sind, nur sehr mangelhaft und durchaus
ungenügend gesichert und geschützt sind.

Um sein Eigentum entsprechend zu schützen und
sich vor Schaden zu bewahren, ist es unbedingt
notwendig, daß man sich besser sichert und der
vorgeschrittenen Einbrecher- und Verbrechertechnik
insoferne wirksam entgegentritt, als man von
dem Gebrauch veralteter Sicherungsmittel abläßt
und nur wesentlich verbesserte, neuzeitliche Ein-
richtungen anwendet.

Alle Sicherungsmittel haben aber nur dann
wirklich Wert und Zweck, wenn sie mit Ueber-
legung ausgewählt, sachgemäß angebracht und
entsprechend gut befestigt sind.

Ueber zweckentsprechende Sicherungsmaßnah-
men erteilt die bei der Polizeidirektion errichtete
"Amtliche Beratungsstelle zum Schutz gegen Ein-
bruch und Diebstahl" kostenlose Auskunft.

Die Beratungsstelle verfügt über eine große
Anzahl neuzeitlicher Sicherungseinrichtungen und
hat an Neuzugängen verschiedene zum Teil sehr
interessante Sicherheitsschlösser, ein in bezug auf
eine bessere Befestigungsart neu erstelltes Schließ-
blech für Einsteckschlösser, ein verbessertes Tür-
fischband mit Lappen und Innenverschraubung
und ein Muster einer automatischen Fahrrad-An-
schlußsicherung zu verzeichnen.

Die Beratungsstelle befindet sich auf Zimmer
319 im dritten Stock des Polizeigebäudes an der
Ettstraße und ist für den allgemeinen Besuch ge-
öffnet Dienstag und Freitag von 9--12 und 3--5
Uhr.



Tschechoslowakisches Konsulat in München

Der Präsident der Republik enthob den Lega-
tionsrat Dr. Karl Feistmantel von der Leitung
des Konsulats der Tschechoslowakischen Republik
in München. Er wird mit dem 1. Februar 1929
in die Prager Zentrale berufen.

[Spaltenumbruch]
Warum?

Warum hat München die abscheulichste Kehr-
richtabfuhr? Eine Wolke von Staub und Asche,
große Verunreinigung und übler Geruch kenn-
zeichnen die Stätte dieses altertümlichen Betriebs.
Eine Modernisierung in dieser Beziehung wäre
für die Kunststadt München schon aus hygieni-
schen Gründen sehr am Platze. Warum nimmt
man sich bei uns nicht ein Vorbild an anderen
Städten, auch an kleineren, wie z. B. Innsbruck.
Man verwendet dort sehr sinnreich gebaute Spe-
zial-Lastautomobile. Beim Aufsetzen und Ein-
hängen der Tonne öffnet sich der Deckel des Wa-
gens automatisch und beim Abnehmen der Tonne
schließt er sich wieder ebenso. Diese Einrichtung
ermöglicht ein sauberes Arbeiten und belästigt
auch die Straßenpassanten in keiner Weise. Die
Bedienungsmannschaften sind einheitlich und
sauber gekleidet, blauer Monteuranzug, Mütze
und Gürtel.

Lessingfeier der Staatstheater

In Verbindung mit dem Bayerischen Volks-
bildungsverband, der Deutschen Akademie, dem
Euckenbund und dem Münchener Volksbildungs-
verein begingen die Staatstheater den 200. Ge-
burtstag Lessings mit einer Morgenfeier im Resi-
denztheater. Universitätsprofessor Dr. Hans Hein-
rich Borcherdt hielt die Gedächtnisrede, die
Lessings Persönlichkeit aus seinen Werken und
aus seinem an inneren Konflikten reichen Le-
ben zeichnete, ein Leben. das eine Verwirklichung
des Faust-Problems war. Lessing ist so, wie er
sich in den Gestaltungen seiner Dichtungen wider-
spiegelt, der gestellte, geschlossene, im Innern ge-
festigte Mensch, der seine Persönlichkeit behauptet
gegenüber dem äußeren Schicksal, der als Mensch
größer war als alle seine Werke und alle seine
Talente.

Anna Larsen und Alois Wohlmuth rezi-
tierten dann aus Lessings Werken, in der Haupt-
sache kleinere Fragmente und die Stelle aus dem
prächtigen Schlußstück der Hamburgischen Dra-
maturgie: "Ich bin weder Schauspieler noch Dich-
ter". Das Birkigt-Quartett des Staatsorchesters,
Hugo Birkigt, Ludwig Jäger, Theo Mül-
ler
und Willy Vocke, begannen und schlossen
die Feier mit zwei feingespielten Haydnschen
Streichquartetten.



Wer will Verkehrsflieger werden?

Die Berufsberatungsstelle München veranstaltet
Donnerstag, 24. Januar, 20 Uhr im Rosental-
schulhaus einen berufskundlichen Aufklärungsvor-
trag über die Ausbildung und die Aussichten
eines Verkehrsfliegers. Referent des Abends ist
der Leiter der Verkehrsfliegerschule Schleißheim,
Hauptmann a. D. Bierling. Eintritt frei.



Meisterkonzert im Odeon

Die Gesellschaft für Altersfreunde hatte am
Sonntag ein Konzert der Meister im Odeon durch-
geführt. Als Mitwirkende hatten sich zur Ver-
fügung gestellt Frau Kammersängerin E. Feuge,
Frau Kammersängerin L. Willer, Kammer-
sänger P. Bender, Staatskapellmeister K.
Elmendorff, Frau Kammervirtuosin H.
Studeny, Frl. L. Harburger, J. Ernst,
K. List.
An Stelle des erkrankten Staatsopern-
sängers J. Patzak sprang Frau Kammersängerin
Kraft ein. Kammersänger W. Rode war ver-
hindert.

Mit lebhaftem Beifall dankte das zahlreiche
Publikum für die hervorragenden Darbietungen.

Der Reinertrag des Konzertes ist für die
Altersfürsorge der Veranstalter bestimmt. R.

[irrelevantes Material]
AZ – Neuigkeiten aus München
Liebe AZ!
Wird Selbſtmordverſuch beſtraft?

Ich wollte mich nicht ſelbſtmorden, aber viel-
leicht will ſichs einmal ein anderer bei dieſer Ge-
legenheit, und deshalb frage ich: iſt Selbſtmord-
verſuch ſtrafbar? Um Antwort wird gebeten!

Die Sache iſt ganz einfach: ich ſprang im ſehr
langſamen Fahren bei der Schleife des Send-
lingertorplatzes von der Trambahn ab, ein —
übrigens ſehr höflicher, reizender — Schutzmann
bekam mich zu faſſen und knöpfte mir eine Mark
ab. Ich tue das an derſelben Stelle ſeit Jahren
und noch nie etwa wurde die öffentliche Sicher-
heit durch mich bedroht oder ſonſtwie Aergernis
durch meinen „tollkühnen“ Abſprung (Abſprünge
ſind ja ſchließlich in München eine Spezialität
ſowieſo!) erregt.

Alſo frage ich mich: weshalb kann mich die hohe
Polizei gebührenpflichtig, wie man die Sache
nennt, verwarnen?! Auf welcher juriſtiſchen Baſis
iſt eine ſolche „Strafbarkeit“ aufgebaut? Ich ſtöre
keinen Verkehr, der Verkehr ſtört höchſtens mich,
ich trete niemanden auf die Zehen, höchſtens tritt
die Trambahn mir auf die Zehen, hat man aber
jemals gehört, daß man beſtraft werden kann,
weil man ſich etwa ein paar Knochen abfahren
läßt? Hat man je gehört, daß Bremſer oder An-
kuppler beiſpielsweiſe beſtraft werden, weil ſie,
entgegen dem Dienſtreglement, von Maſchine oder
Wagen abgeſprungen ſind — einem Dienſtregle-
ment, das, genau eingehalten. die Unmöglichkeit
der ordentlichen Verkehrsdurchführung zur Folge
hätte?! Hat man jemals davon gehört, daß ein
Selbſtmordkandidat, der mit dem Leben davon-
kam, beſtraft wurde?! Denn ſchließlich müßte es
dann noch etliche obrigkeitliche Verordnungen
geben, etwa dergeſtalt, daß man nicht von vierten
Stöcken, von Großheſſeloher Brücken abſpringen,
Revolver an die eigene Stirne bringen oder ſich
einen Strick um den Hals binden darf.

Abert die Sache hat auch ihre ernſte Seite! Sie
[heißt] Bevormundung! Sind wir wieder bereits
ſo ſehr gewohnt. uns am Gängelband führen zu
laſſen, daß wir ſelbſt das Recht auf uns ſelbſt uns
beeinträchtigen laſſen?! Um Antwort wird noch-
mals gebeten!



Führungs- und Filmvorträge
im Deutſchen Muſeum

Dienstag. 22. Januar, 20 Uhr Führungsvor-
trag von Th. Conzelmann über „Akuſtik und
Muſikinſtrumente“; die Geſetze der Töne und
Stimme, Entwicklung der Muſikinſtrumente und
Vorführungen. Preis 50 &, für Mitglieder und
Studierende 25 &.

Da bei dem großen Andrange zu den beiden
erſten Vorträgen zahlreiche Beſucher nicht mehr
zugelaſſen werden konnten, finden am Dienstag.
22. Januar, 20 Uhr Wiederholungen der Füh-
rungsvorträge „Aſtronomie“ (ausverkauft) und
„Bergweſen“ ſtatt.

Am Montag, 21., Mittwoch, 23., und Freitag,
25. Januar, jeweils 17.15 Uhr Filmvortrag der
Bayer. Landesfilmbühne: „Die Milch eine Quelle
der Volkskraft“. Eintritt für Muſeumsbeſucher
frei.



Raketenfahrten.

Hierüber ſpricht Montag,
21. Januar, 20 Uhr, Max Valier, der bekannte
Verfechter der Raketenfahrzeuge für Land- und
Raumfahrten, beim gemeinſamen Vortragsabend
des Polytechniſchen Vereins in Bayern und des
Münchener (Oberbayeriſchen) Architekten- und
Ingenieur-Vereins. (Im großen Phyſikaliſchen
Hörſaal der Techniſchen Hochſchule, Eingang II,
Arcisſtraße, 1. Tür von der Gabelsbergerſtraße
aus.) Eintritt frei.



Geh. Baurat Prof. Dr. Preſſel †

Geheimer Baurat und ord. Profeſſor der Tech-
niſchen Hochſchule München, Dr Konrad Preſ-
ſel,
iſt am Sonntag nachmittag geſtorben. Ge-
heimrat Preſſel war auf der Straße Icking—
Wolfratshauſen bewußtlos aufgefunden worden,
von wo er in das Krankenhaus Wolfratshauſen
eingeliefert wurde. Dort iſt er einem Herzſchlag
erlegen.



Beerdigungen am 22. Januar 1929
Oſtfriedhof.

Ernſt Franz Xaver. Beamter,
46 J., 2½ Uhr; Gleinſer Albert, Drechſlerskind,
1 Monat, 2 Uhr; Kaltenſtadler Agnes, Kom-
miſſionärswitwe, 85 J., 3⅔ Uhr; Aſchenbrenner
Joſeph, Münzoffiziant a. D., 71 J., 3¼ Uhr;
Oettler Maria, Schieferdeckersgattin, 37 J., 2¼
Uhr; Spitaler Peter, ehem. Hausmeiſter, 84 J.,
2¾ Uhr; Branner Andreas, Oberlokomotivheizer
a. D., 68 J., 2½ Uhr; Härtl Johann, ſtädt. Pen-
ſioniſt, 67 J., 3 Uhr; Streicher Margar., Groß-
händlerswitwe, 68 J., 3½ Uhr. — Feuer-
beſtattung:
Engel Rotburga, Geſchäfts-
inhaberin, 62 J., 10 Uhr; Pampel Joſeph, ehem.
Aufſeher, 61 J., 9 Uhr; Schuſter Amalie, Ober-
regiſtratorsgattin, 61 J., 9½ Uhr; Jäger Laura,
Kaſſierin, 31 J., 11 Uhr; Kirſchner Auguſt, Metz-
ger, 68 J., 11½ Uhr.

Weſtfriedhof:

Weber Alfons, Miniſterialober-
inſpektor a. D., 66 J., 3¼ Uhr; Pfingſtl Thereſe,
Livreedienerswitwe, 87 J., 2½ Uhr; Haag Ma-
thias, Gaſtwirt, 63 J., 3 Uhr.

Neuer nördl. Friedhof:

Vogl Joſeph, Beizer
und Polierer. 44½ J., 2 Uhr; Spannagl Anton,
Straßenbahnoberſchaffnersſohn, 26 J., 2½ Uhr;
Blaum Auguſta, Direktorswitwe, 66 J., 3½ Uhr;
Lutz Karl, Ziegeleibeſitzer, 54 J., 3 Uhr.

Waldfriedhof:

Prückl Maria, Metzgermeiſters-
gattin, 56 J., 3 Uhr; Gehring Anton, Chauffeur,
60 J., 3½ Uhr.

Südlicher Friedhof:

Ott Amalle, Privatiere,
83 J. (Transport nach Miesbach).

[Spaltenumbruch]
Lawinen, Lawinen!

Wie wir in unſerer Samstagnummer warnend
vorausſagten, ſind in den Bergen zahlreiche
ſchwere Lawinen niedergegangen.

Am Nordweſthang der Hochriß wurden drei
Münchener Skiläufer von einer Lawine ver-
ſchüttet. Einer von ihnen, namens Klehmann,
konnte erſt nach mehrſtündigem Suchen tot ge-
borgen werden.

Unter der Alplſpitze im Schlierſeer Gebiet er-
eignete ſich ein Lawinenunglück, das ebenfalls
einem Paſinger Skiläufer, Kreuzer, das Leben
koſtete.

An der Hohen Salve iſt ein Münchner, Karl
Siack, von einer Lawine verſchüttet worden.

Eine Reihe anderer Lawinenunfälle iſt noch
gemeldet, jedoch noch nicht klargeſtellt.



Die Reichsgründungsfeier der Univerſität

Es war ein feierlicher Moment, als in der
großen Aula der Univerſität weltliche und geiſt-
liche Würdenträger, Rektor, Profeſſoren und
Dozenten in ihrer Amtstracht unter den Klängen
eines feierlichen Marſches einzogen. Die beiden
Seiten des Saales und der Hintergrund waren
umſäumt von den Chargierten der Studenten-
verbindungen.

Der Trauermarſch aus Beethovens Eroica,
vom Orcheſter des Staatstheaters geſpielt, leitete
den Akt ein, dann hielt Rektor Dr Bumke
die Anſprache, in der er den großen Krieg als
den Kampf um den deutſchen Gedanken bezeich-
nete, ein Kampf, der noch heute an allen Gren-
zen des bedrohten Reiches fortdauere. In Mün-
chen wende ſich der Blick dabei nach der baye-
riſchen, der deutſchen Pfalz. Um den Männern
zu danken, die das Deutſchtum an dieſer Grenze
zu verteidigen und zu erhalten verſtehen, habe der
akademiſche Senat beſchloſſen, den Biſchof von
Speyer, Ludwig Sebaſtian, und den frühe-
ren Regierungspräſidenten der Pfalz, Dr. Jakob
Matthéus, zu Ehrenbürgern der Uni-
verſität zu ernennen. Dann hielt Geheimrat Pro-
feſſor Dr. von Drygalſky die Feſtrede über
„Raum und Glieder des Reiches“, die in weit-
ausgreifender Weiſe die Bedeutung der Glieder
der deutſchen Räume als Nutzen der deutſchen
Kultur dartat. Mit dem letzten Satz aus der
Eroica ſchloß die Feier.

Vorausgegangen war ihr ein kurzer Weiheakt
in der Speerträgerhalle der Univerſität, bei der
zwei neue marmorne Gedenktafeln für
die Gefallenen
mit einer Anſprache des
Rektors enthüllt wurden.



Bundeskanzler Dr. Seipel
ſpricht über Demokratie

Am Dienstag, 22. Januar, 20 Uhr ſpricht der
öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. J. Seipel im
Auditorium Maximum der Univerſität über
„Kritik der Demokratie“.

Vorverkauf der Karten ab Mittwoch, 16. Jan.:
J. J. Lentnerſche Buchhandlung, Dienerſtraße 9;
Buchhandlungen: Adam, Rotkreuzplatz 3, Herder,
Löwengrube 14, Hufnagel, Brunnſtraße 8, J.
Pfeiffer, Herzogſpitalſtraße 6, und beim Haus-
verwalter der Univerſität. Karten auch an der
Abendkaſſe. Eintrittspreiſe für numerierte Sitz-
plätze M 3.—, 2.—, 1.50; Stehplatz M 1.—.



Bayer. Städtebund gegen
Erhöhung der Bierſteuer

Der Bayeriſche Städtebund proteſtiert in einer
Eingabe an das Reichsfinanzminiſterium gegen
die geplante Erhöhung der Bierſteuer und weiſt
darauf hin, daß dieſer Plan für Bayern unan-
nehmbar ſei. Der Bierpreis müßte bei der be-
abſichtigten Steigerung der Bierſteuer um einen
Mehrertrag von 165 Millionen um etwa zehn
Pfennig hinaufgeſetzt werden, trotzdem der Bier-
preis bereits heute mehr als das Doppelte des
Friedenspreiſes betrage.

Dadurch ergäbe ſich für die arbeitende Bevölke-
rung Bayerns, für die das Bier größtenteils ein
Nahrungsmittel ſei, eine ſchwere Belaſtung. was
wiederum zu Lohnforderungen und in dieſem
Zuſammenhange zu einer weiteren Erhöhung der
Produktionskoſten der Landwirtſchaft führen
müßte. Einer der größten und älteſten baye-
riſchen Wirtſchaftszweige würde durch dieſes
Vorgehen ſchwer getroffen. Bayern müßte ſo-
dann mit ſeinem Neuntel der Bevölkerung des
Reiches faſt ein Drittel der Bierſteuer auf-
bringen. Die Eingabe erſucht dringend, alles
daranzuſetzen, um eine ſolche einſeitige Bier-
ſteuererhöhung zu vermeiden.



Hotel und Penſion Feldhütter ganz neu

Zwei Monate nur hatte Anton Schlech, der
in München als früherer Eigentümer des Café
Orient und des Europäiſchen Hofes bekannt iſt,
ſein jetziges Beſitztum geſchloſſen, um nach dieſer
kurzen Zeit die Penſion Feldhütter, Eliſen-
ſtraße 5, als wäre ſie ein neues Privathotel, er-
öffnen zu können.

Wenn die Vereinigten Werkſtätten für Kunſt
und Handwerk die vom Möblement bis ins De-
tail, Tapete, Teppich, gehende Ausſtattung über-
tragen erhielten, ſo haben ſie die auf ſie gefallene
Wahl wieder einmal beſtens gerechtfertigt. Sieb-
zig Zimmer ſind neu eingerichtet in den vier
Stockwerken, natürlich mit fließendem Kalt- und
Warmwaſſer verſorgt, zum Teil mit modernen
Bädern kombiniert.

Das Erdgeſchoß hat ein ſchmuckes Schreib- und
Leſezimmer; in einem behaglichen Speiſeraum
locken-ausgezeichnete Speiſen und wohlgepflegter
Trunk auch Freunde des Hauſes, die nicht
Wohngäſte ſind.

Beſonders auffallend der erſtklaſſige Bilder-
ſchmuck, kein Wunder, wenn der junge Schlech,
als Zügel-Schüler ein tüchtiger Maler, die
kunſtſinnigen Eltern beriet.

Ein beſonderer Vorzug: Ruhige Lage, zwei
Minuten vom Hauptbahnhof. R.




Im Bayeriſchen Kunſtgewerbeverein hält am
Dienstag, 22. Januar, 20 Uhr im Künſtlerhaus
Kurt Hielſcher einen Vortrag über „Das unbe-
kannte Spanien“. Seine hervorragenden Aufnah-
men der ſchönſten ſpaniſchen Gegenden verſprechen
einen genußreichen Abend. Der Eintritt iſt frei.
Reſervierte Plätze ſind in der Verkaufshalle des
Bayer. Kunſtgewerbevereins, Pfandhausſtraße 7,
zu 1 M im Vorverkauf erhältlich.

[Spaltenumbruch]
Polizeibericht
Mord und Selbſtmord

Im Anweſen Landwehrſtraße 43 ereignete ſich
Sonntag abend ein tragiſcher Vorfall. Dort
wohnt ſeit 1½ Jahren der 42jährige Vollkriegs-
invalide und Reiſende Marlin Müller mit ſeiner
Ehefrau, ſeinem Kind und ſeiner Mutter. Schon
ſeit längerer Zeit äußerte er, daß er Selbſtmord
verüben wolle und auch ſeine Mutter mituehmen
wolle. Sonntag abend zog er in der Küche plötz-
lich einen Revolver, gab auf ſeine Mutter einen
Schuß ab und verletzte ſie durch einen Kopfſchuß
ſchwer. Darauf brachte er ſich ſelbſt einen Schuß
in den Kopf bei, der ſeinen ſofortigen Tod herbei-
führte. Die Mutter wurde ins Krankenhaus ge-
bracht, wo ſie kurz darauf ſtarb.

Selbſtmord im Gaſthaus

In einer Gaſtwirtſchaft in der Altſtadt hat ſich
am 18. Januar abends ein 57 Jahre alter Zu-
ſchneider in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Kopf
geſchoſſen und verſchied alsbald.

Wieder Schaukaſteneinbrecher

Schaukaſtendiebe ſchlugen den Auslagekaſten
eines Optikers an der Maximilianſtraße ein und
entwendeten ein Oigeletglas im Wert von
75 Mark und ein Univerſalgies im Wert von
50 Mark, beide mit dem Stempel Emmerich.

Sicherung gegen Einbruch und gegen
Diebſtahl

Die vielen, gerade wieder in der letzten Zeit
verübten Einbruchdiebſtähle in Wohn- und Ge-
ſchäftsräume ſowie in Läden und Schaukäſten
haben bewieſen, daß es den Einbrechern und Die-
ben immer noch ein leichtes iſt, ſich zu der er-
ſtrebten Beute Zutritt zu verſchaffen, da in den
meiſten Fällen gerade diejenigen Räume und Be-
hältniſſe, in denen Geld oder Wertſachen unter-
gebracht ſind, nur ſehr mangelhaft und durchaus
ungenügend geſichert und geſchützt ſind.

Um ſein Eigentum entſprechend zu ſchützen und
ſich vor Schaden zu bewahren, iſt es unbedingt
notwendig, daß man ſich beſſer ſichert und der
vorgeſchrittenen Einbrecher- und Verbrechertechnik
inſoferne wirkſam entgegentritt, als man von
dem Gebrauch veralteter Sicherungsmittel abläßt
und nur weſentlich verbeſſerte, neuzeitliche Ein-
richtungen anwendet.

Alle Sicherungsmittel haben aber nur dann
wirklich Wert und Zweck, wenn ſie mit Ueber-
legung ausgewählt, ſachgemäß angebracht und
entſprechend gut befeſtigt ſind.

Ueber zweckentſprechende Sicherungsmaßnah-
men erteilt die bei der Polizeidirektion errichtete
„Amtliche Beratungsſtelle zum Schutz gegen Ein-
bruch und Diebſtahl“ koſtenloſe Auskunft.

Die Beratungsſtelle verfügt über eine große
Anzahl neuzeitlicher Sicherungseinrichtungen und
hat an Neuzugängen verſchiedene zum Teil ſehr
intereſſante Sicherheitsſchlöſſer, ein in bezug auf
eine beſſere Befeſtigungsart neu erſtelltes Schließ-
blech für Einſteckſchlöſſer, ein verbeſſertes Tür-
fiſchband mit Lappen und Innenverſchraubung
und ein Muſter einer automatiſchen Fahrrad-An-
ſchlußſicherung zu verzeichnen.

Die Beratungsſtelle befindet ſich auf Zimmer
319 im dritten Stock des Polizeigebäudes an der
Ettſtraße und iſt für den allgemeinen Beſuch ge-
öffnet Dienstag und Freitag von 9—12 und 3—5
Uhr.



Tſchechoſlowakiſches Konſulat in München

Der Präſident der Republik enthob den Lega-
tionsrat Dr. Karl Feiſtmantel von der Leitung
des Konſulats der Tſchechoſlowakiſchen Republik
in München. Er wird mit dem 1. Februar 1929
in die Prager Zentrale berufen.

[Spaltenumbruch]
Warum?

Warum hat München die abſcheulichſte Kehr-
richtabfuhr? Eine Wolke von Staub und Aſche,
große Verunreinigung und übler Geruch kenn-
zeichnen die Stätte dieſes altertümlichen Betriebs.
Eine Moderniſierung in dieſer Beziehung wäre
für die Kunſtſtadt München ſchon aus hygieni-
ſchen Gründen ſehr am Platze. Warum nimmt
man ſich bei uns nicht ein Vorbild an anderen
Städten, auch an kleineren, wie z. B. Innsbruck.
Man verwendet dort ſehr ſinnreich gebaute Spe-
zial-Laſtautomobile. Beim Aufſetzen und Ein-
hängen der Tonne öffnet ſich der Deckel des Wa-
gens automatiſch und beim Abnehmen der Tonne
ſchließt er ſich wieder ebenſo. Dieſe Einrichtung
ermöglicht ein ſauberes Arbeiten und beläſtigt
auch die Straßenpaſſanten in keiner Weiſe. Die
Bedienungsmannſchaften ſind einheitlich und
ſauber gekleidet, blauer Monteuranzug, Mütze
und Gürtel.

Leſſingfeier der Staatstheater

In Verbindung mit dem Bayeriſchen Volks-
bildungsverband, der Deutſchen Akademie, dem
Euckenbund und dem Münchener Volksbildungs-
verein begingen die Staatstheater den 200. Ge-
burtstag Leſſings mit einer Morgenfeier im Reſi-
denztheater. Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Hein-
rich Borcherdt hielt die Gedächtnisrede, die
Leſſings Perſönlichkeit aus ſeinen Werken und
aus ſeinem an inneren Konflikten reichen Le-
ben zeichnete, ein Leben. das eine Verwirklichung
des Fauſt-Problems war. Leſſing iſt ſo, wie er
ſich in den Geſtaltungen ſeiner Dichtungen wider-
ſpiegelt, der geſtellte, geſchloſſene, im Innern ge-
feſtigte Menſch, der ſeine Perſönlichkeit behauptet
gegenüber dem äußeren Schickſal, der als Menſch
größer war als alle ſeine Werke und alle ſeine
Talente.

Anna Larſen und Alois Wohlmuth rezi-
tierten dann aus Leſſings Werken, in der Haupt-
ſache kleinere Fragmente und die Stelle aus dem
prächtigen Schlußſtück der Hamburgiſchen Dra-
maturgie: „Ich bin weder Schauſpieler noch Dich-
ter“. Das Birkigt-Quartett des Staatsorcheſters,
Hugo Birkigt, Ludwig Jäger, Theo Mül-
ler
und Willy Vocke, begannen und ſchloſſen
die Feier mit zwei feingeſpielten Haydnſchen
Streichquartetten.



Wer will Verkehrsflieger werden?

Die Berufsberatungsſtelle München veranſtaltet
Donnerstag, 24. Januar, 20 Uhr im Roſental-
ſchulhaus einen berufskundlichen Aufklärungsvor-
trag über die Ausbildung und die Ausſichten
eines Verkehrsfliegers. Referent des Abends iſt
der Leiter der Verkehrsfliegerſchule Schleißheim,
Hauptmann a. D. Bierling. Eintritt frei.



Meiſterkonzert im Odeon

Die Geſellſchaft für Altersfreunde hatte am
Sonntag ein Konzert der Meiſter im Odeon durch-
geführt. Als Mitwirkende hatten ſich zur Ver-
fügung geſtellt Frau Kammerſängerin E. Feuge,
Frau Kammerſängerin L. Willer, Kammer-
ſänger P. Bender, Staatskapellmeiſter K.
Elmendorff, Frau Kammervirtuoſin H.
Studeny, Frl. L. Harburger, J. Ernſt,
K. Liſt.
An Stelle des erkrankten Staatsopern-
ſängers J. Patzak ſprang Frau Kammerſängerin
Kraft ein. Kammerſänger W. Rode war ver-
hindert.

Mit lebhaftem Beifall dankte das zahlreiche
Publikum für die hervorragenden Darbietungen.

Der Reinertrag des Konzertes iſt für die
Altersfürſorge der Veranſtalter beſtimmt. R.

[irrelevantes Material]
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[0004] AZ – Neuigkeiten aus München Liebe AZ! Wird Selbſtmordverſuch beſtraft? Ich wollte mich nicht ſelbſtmorden, aber viel- leicht will ſichs einmal ein anderer bei dieſer Ge- legenheit, und deshalb frage ich: iſt Selbſtmord- verſuch ſtrafbar? Um Antwort wird gebeten! Die Sache iſt ganz einfach: ich ſprang im ſehr langſamen Fahren bei der Schleife des Send- lingertorplatzes von der Trambahn ab, ein — übrigens ſehr höflicher, reizender — Schutzmann bekam mich zu faſſen und knöpfte mir eine Mark ab. Ich tue das an derſelben Stelle ſeit Jahren und noch nie etwa wurde die öffentliche Sicher- heit durch mich bedroht oder ſonſtwie Aergernis durch meinen „tollkühnen“ Abſprung (Abſprünge ſind ja ſchließlich in München eine Spezialität ſowieſo!) erregt. Alſo frage ich mich: weshalb kann mich die hohe Polizei gebührenpflichtig, wie man die Sache nennt, verwarnen?! Auf welcher juriſtiſchen Baſis iſt eine ſolche „Strafbarkeit“ aufgebaut? Ich ſtöre keinen Verkehr, der Verkehr ſtört höchſtens mich, ich trete niemanden auf die Zehen, höchſtens tritt die Trambahn mir auf die Zehen, hat man aber jemals gehört, daß man beſtraft werden kann, weil man ſich etwa ein paar Knochen abfahren läßt? Hat man je gehört, daß Bremſer oder An- kuppler beiſpielsweiſe beſtraft werden, weil ſie, entgegen dem Dienſtreglement, von Maſchine oder Wagen abgeſprungen ſind — einem Dienſtregle- ment, das, genau eingehalten. die Unmöglichkeit der ordentlichen Verkehrsdurchführung zur Folge hätte?! Hat man jemals davon gehört, daß ein Selbſtmordkandidat, der mit dem Leben davon- kam, beſtraft wurde?! Denn ſchließlich müßte es dann noch etliche obrigkeitliche Verordnungen geben, etwa dergeſtalt, daß man nicht von vierten Stöcken, von Großheſſeloher Brücken abſpringen, Revolver an die eigene Stirne bringen oder ſich einen Strick um den Hals binden darf. Abert die Sache hat auch ihre ernſte Seite! Sie heißt Bevormundung! Sind wir wieder bereits ſo ſehr gewohnt. uns am Gängelband führen zu laſſen, daß wir ſelbſt das Recht auf uns ſelbſt uns beeinträchtigen laſſen?! Um Antwort wird noch- mals gebeten! Führungs- und Filmvorträge im Deutſchen Muſeum Dienstag. 22. Januar, 20 Uhr Führungsvor- trag von Th. Conzelmann über „Akuſtik und Muſikinſtrumente“; die Geſetze der Töne und Stimme, Entwicklung der Muſikinſtrumente und Vorführungen. Preis 50 &, für Mitglieder und Studierende 25 &. Da bei dem großen Andrange zu den beiden erſten Vorträgen zahlreiche Beſucher nicht mehr zugelaſſen werden konnten, finden am Dienstag. 22. Januar, 20 Uhr Wiederholungen der Füh- rungsvorträge „Aſtronomie“ (ausverkauft) und „Bergweſen“ ſtatt. Am Montag, 21., Mittwoch, 23., und Freitag, 25. Januar, jeweils 17.15 Uhr Filmvortrag der Bayer. Landesfilmbühne: „Die Milch eine Quelle der Volkskraft“. Eintritt für Muſeumsbeſucher frei. Raketenfahrten. Hierüber ſpricht Montag, 21. Januar, 20 Uhr, Max Valier, der bekannte Verfechter der Raketenfahrzeuge für Land- und Raumfahrten, beim gemeinſamen Vortragsabend des Polytechniſchen Vereins in Bayern und des Münchener (Oberbayeriſchen) Architekten- und Ingenieur-Vereins. (Im großen Phyſikaliſchen Hörſaal der Techniſchen Hochſchule, Eingang II, Arcisſtraße, 1. Tür von der Gabelsbergerſtraße aus.) Eintritt frei. Geh. Baurat Prof. Dr. Preſſel † Geheimer Baurat und ord. Profeſſor der Tech- niſchen Hochſchule München, Dr Konrad Preſ- ſel, iſt am Sonntag nachmittag geſtorben. Ge- heimrat Preſſel war auf der Straße Icking— Wolfratshauſen bewußtlos aufgefunden worden, von wo er in das Krankenhaus Wolfratshauſen eingeliefert wurde. Dort iſt er einem Herzſchlag erlegen. Beerdigungen am 22. Januar 1929 Oſtfriedhof. Ernſt Franz Xaver. Beamter, 46 J., 2½ Uhr; Gleinſer Albert, Drechſlerskind, 1 Monat, 2 Uhr; Kaltenſtadler Agnes, Kom- miſſionärswitwe, 85 J., 3⅔ Uhr; Aſchenbrenner Joſeph, Münzoffiziant a. D., 71 J., 3¼ Uhr; Oettler Maria, Schieferdeckersgattin, 37 J., 2¼ Uhr; Spitaler Peter, ehem. Hausmeiſter, 84 J., 2¾ Uhr; Branner Andreas, Oberlokomotivheizer a. D., 68 J., 2½ Uhr; Härtl Johann, ſtädt. Pen- ſioniſt, 67 J., 3 Uhr; Streicher Margar., Groß- händlerswitwe, 68 J., 3½ Uhr. — Feuer- beſtattung: Engel Rotburga, Geſchäfts- inhaberin, 62 J., 10 Uhr; Pampel Joſeph, ehem. Aufſeher, 61 J., 9 Uhr; Schuſter Amalie, Ober- regiſtratorsgattin, 61 J., 9½ Uhr; Jäger Laura, Kaſſierin, 31 J., 11 Uhr; Kirſchner Auguſt, Metz- ger, 68 J., 11½ Uhr. Weſtfriedhof: Weber Alfons, Miniſterialober- inſpektor a. D., 66 J., 3¼ Uhr; Pfingſtl Thereſe, Livreedienerswitwe, 87 J., 2½ Uhr; Haag Ma- thias, Gaſtwirt, 63 J., 3 Uhr. Neuer nördl. Friedhof: Vogl Joſeph, Beizer und Polierer. 44½ J., 2 Uhr; Spannagl Anton, Straßenbahnoberſchaffnersſohn, 26 J., 2½ Uhr; Blaum Auguſta, Direktorswitwe, 66 J., 3½ Uhr; Lutz Karl, Ziegeleibeſitzer, 54 J., 3 Uhr. Waldfriedhof: Prückl Maria, Metzgermeiſters- gattin, 56 J., 3 Uhr; Gehring Anton, Chauffeur, 60 J., 3½ Uhr. Südlicher Friedhof: Ott Amalle, Privatiere, 83 J. (Transport nach Miesbach). Lawinen, Lawinen! Wie wir in unſerer Samstagnummer warnend vorausſagten, ſind in den Bergen zahlreiche ſchwere Lawinen niedergegangen. Am Nordweſthang der Hochriß wurden drei Münchener Skiläufer von einer Lawine ver- ſchüttet. Einer von ihnen, namens Klehmann, konnte erſt nach mehrſtündigem Suchen tot ge- borgen werden. Unter der Alplſpitze im Schlierſeer Gebiet er- eignete ſich ein Lawinenunglück, das ebenfalls einem Paſinger Skiläufer, Kreuzer, das Leben koſtete. An der Hohen Salve iſt ein Münchner, Karl Siack, von einer Lawine verſchüttet worden. Eine Reihe anderer Lawinenunfälle iſt noch gemeldet, jedoch noch nicht klargeſtellt. Die Reichsgründungsfeier der Univerſität Es war ein feierlicher Moment, als in der großen Aula der Univerſität weltliche und geiſt- liche Würdenträger, Rektor, Profeſſoren und Dozenten in ihrer Amtstracht unter den Klängen eines feierlichen Marſches einzogen. Die beiden Seiten des Saales und der Hintergrund waren umſäumt von den Chargierten der Studenten- verbindungen. Der Trauermarſch aus Beethovens Eroica, vom Orcheſter des Staatstheaters geſpielt, leitete den Akt ein, dann hielt Rektor Dr Bumke die Anſprache, in der er den großen Krieg als den Kampf um den deutſchen Gedanken bezeich- nete, ein Kampf, der noch heute an allen Gren- zen des bedrohten Reiches fortdauere. In Mün- chen wende ſich der Blick dabei nach der baye- riſchen, der deutſchen Pfalz. Um den Männern zu danken, die das Deutſchtum an dieſer Grenze zu verteidigen und zu erhalten verſtehen, habe der akademiſche Senat beſchloſſen, den Biſchof von Speyer, Ludwig Sebaſtian, und den frühe- ren Regierungspräſidenten der Pfalz, Dr. Jakob Matthéus, zu Ehrenbürgern der Uni- verſität zu ernennen. Dann hielt Geheimrat Pro- feſſor Dr. von Drygalſky die Feſtrede über „Raum und Glieder des Reiches“, die in weit- ausgreifender Weiſe die Bedeutung der Glieder der deutſchen Räume als Nutzen der deutſchen Kultur dartat. Mit dem letzten Satz aus der Eroica ſchloß die Feier. Vorausgegangen war ihr ein kurzer Weiheakt in der Speerträgerhalle der Univerſität, bei der zwei neue marmorne Gedenktafeln für die Gefallenen mit einer Anſprache des Rektors enthüllt wurden. Bundeskanzler Dr. Seipel ſpricht über Demokratie Am Dienstag, 22. Januar, 20 Uhr ſpricht der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. J. Seipel im Auditorium Maximum der Univerſität über „Kritik der Demokratie“. Vorverkauf der Karten ab Mittwoch, 16. Jan.: J. J. Lentnerſche Buchhandlung, Dienerſtraße 9; Buchhandlungen: Adam, Rotkreuzplatz 3, Herder, Löwengrube 14, Hufnagel, Brunnſtraße 8, J. Pfeiffer, Herzogſpitalſtraße 6, und beim Haus- verwalter der Univerſität. Karten auch an der Abendkaſſe. Eintrittspreiſe für numerierte Sitz- plätze M 3.—, 2.—, 1.50; Stehplatz M 1.—. Bayer. Städtebund gegen Erhöhung der Bierſteuer Der Bayeriſche Städtebund proteſtiert in einer Eingabe an das Reichsfinanzminiſterium gegen die geplante Erhöhung der Bierſteuer und weiſt darauf hin, daß dieſer Plan für Bayern unan- nehmbar ſei. Der Bierpreis müßte bei der be- abſichtigten Steigerung der Bierſteuer um einen Mehrertrag von 165 Millionen um etwa zehn Pfennig hinaufgeſetzt werden, trotzdem der Bier- preis bereits heute mehr als das Doppelte des Friedenspreiſes betrage. Dadurch ergäbe ſich für die arbeitende Bevölke- rung Bayerns, für die das Bier größtenteils ein Nahrungsmittel ſei, eine ſchwere Belaſtung. was wiederum zu Lohnforderungen und in dieſem Zuſammenhange zu einer weiteren Erhöhung der Produktionskoſten der Landwirtſchaft führen müßte. Einer der größten und älteſten baye- riſchen Wirtſchaftszweige würde durch dieſes Vorgehen ſchwer getroffen. Bayern müßte ſo- dann mit ſeinem Neuntel der Bevölkerung des Reiches faſt ein Drittel der Bierſteuer auf- bringen. Die Eingabe erſucht dringend, alles daranzuſetzen, um eine ſolche einſeitige Bier- ſteuererhöhung zu vermeiden. Hotel und Penſion Feldhütter ganz neu Zwei Monate nur hatte Anton Schlech, der in München als früherer Eigentümer des Café Orient und des Europäiſchen Hofes bekannt iſt, ſein jetziges Beſitztum geſchloſſen, um nach dieſer kurzen Zeit die Penſion Feldhütter, Eliſen- ſtraße 5, als wäre ſie ein neues Privathotel, er- öffnen zu können. Wenn die Vereinigten Werkſtätten für Kunſt und Handwerk die vom Möblement bis ins De- tail, Tapete, Teppich, gehende Ausſtattung über- tragen erhielten, ſo haben ſie die auf ſie gefallene Wahl wieder einmal beſtens gerechtfertigt. Sieb- zig Zimmer ſind neu eingerichtet in den vier Stockwerken, natürlich mit fließendem Kalt- und Warmwaſſer verſorgt, zum Teil mit modernen Bädern kombiniert. Das Erdgeſchoß hat ein ſchmuckes Schreib- und Leſezimmer; in einem behaglichen Speiſeraum locken-ausgezeichnete Speiſen und wohlgepflegter Trunk auch Freunde des Hauſes, die nicht Wohngäſte ſind. Beſonders auffallend der erſtklaſſige Bilder- ſchmuck, kein Wunder, wenn der junge Schlech, als Zügel-Schüler ein tüchtiger Maler, die kunſtſinnigen Eltern beriet. Ein beſonderer Vorzug: Ruhige Lage, zwei Minuten vom Hauptbahnhof. R. Im Bayeriſchen Kunſtgewerbeverein hält am Dienstag, 22. Januar, 20 Uhr im Künſtlerhaus Kurt Hielſcher einen Vortrag über „Das unbe- kannte Spanien“. Seine hervorragenden Aufnah- men der ſchönſten ſpaniſchen Gegenden verſprechen einen genußreichen Abend. Der Eintritt iſt frei. Reſervierte Plätze ſind in der Verkaufshalle des Bayer. Kunſtgewerbevereins, Pfandhausſtraße 7, zu 1 M im Vorverkauf erhältlich. Polizeibericht Mord und Selbſtmord Im Anweſen Landwehrſtraße 43 ereignete ſich Sonntag abend ein tragiſcher Vorfall. Dort wohnt ſeit 1½ Jahren der 42jährige Vollkriegs- invalide und Reiſende Marlin Müller mit ſeiner Ehefrau, ſeinem Kind und ſeiner Mutter. Schon ſeit längerer Zeit äußerte er, daß er Selbſtmord verüben wolle und auch ſeine Mutter mituehmen wolle. Sonntag abend zog er in der Küche plötz- lich einen Revolver, gab auf ſeine Mutter einen Schuß ab und verletzte ſie durch einen Kopfſchuß ſchwer. Darauf brachte er ſich ſelbſt einen Schuß in den Kopf bei, der ſeinen ſofortigen Tod herbei- führte. Die Mutter wurde ins Krankenhaus ge- bracht, wo ſie kurz darauf ſtarb. Selbſtmord im Gaſthaus In einer Gaſtwirtſchaft in der Altſtadt hat ſich am 18. Januar abends ein 57 Jahre alter Zu- ſchneider in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Kopf geſchoſſen und verſchied alsbald. Wieder Schaukaſteneinbrecher Schaukaſtendiebe ſchlugen den Auslagekaſten eines Optikers an der Maximilianſtraße ein und entwendeten ein Oigeletglas im Wert von 75 Mark und ein Univerſalgies im Wert von 50 Mark, beide mit dem Stempel Emmerich. Sicherung gegen Einbruch und gegen Diebſtahl Die vielen, gerade wieder in der letzten Zeit verübten Einbruchdiebſtähle in Wohn- und Ge- ſchäftsräume ſowie in Läden und Schaukäſten haben bewieſen, daß es den Einbrechern und Die- ben immer noch ein leichtes iſt, ſich zu der er- ſtrebten Beute Zutritt zu verſchaffen, da in den meiſten Fällen gerade diejenigen Räume und Be- hältniſſe, in denen Geld oder Wertſachen unter- gebracht ſind, nur ſehr mangelhaft und durchaus ungenügend geſichert und geſchützt ſind. Um ſein Eigentum entſprechend zu ſchützen und ſich vor Schaden zu bewahren, iſt es unbedingt notwendig, daß man ſich beſſer ſichert und der vorgeſchrittenen Einbrecher- und Verbrechertechnik inſoferne wirkſam entgegentritt, als man von dem Gebrauch veralteter Sicherungsmittel abläßt und nur weſentlich verbeſſerte, neuzeitliche Ein- richtungen anwendet. Alle Sicherungsmittel haben aber nur dann wirklich Wert und Zweck, wenn ſie mit Ueber- legung ausgewählt, ſachgemäß angebracht und entſprechend gut befeſtigt ſind. Ueber zweckentſprechende Sicherungsmaßnah- men erteilt die bei der Polizeidirektion errichtete „Amtliche Beratungsſtelle zum Schutz gegen Ein- bruch und Diebſtahl“ koſtenloſe Auskunft. Die Beratungsſtelle verfügt über eine große Anzahl neuzeitlicher Sicherungseinrichtungen und hat an Neuzugängen verſchiedene zum Teil ſehr intereſſante Sicherheitsſchlöſſer, ein in bezug auf eine beſſere Befeſtigungsart neu erſtelltes Schließ- blech für Einſteckſchlöſſer, ein verbeſſertes Tür- fiſchband mit Lappen und Innenverſchraubung und ein Muſter einer automatiſchen Fahrrad-An- ſchlußſicherung zu verzeichnen. Die Beratungsſtelle befindet ſich auf Zimmer 319 im dritten Stock des Polizeigebäudes an der Ettſtraße und iſt für den allgemeinen Beſuch ge- öffnet Dienstag und Freitag von 9—12 und 3—5 Uhr. Tſchechoſlowakiſches Konſulat in München Der Präſident der Republik enthob den Lega- tionsrat Dr. Karl Feiſtmantel von der Leitung des Konſulats der Tſchechoſlowakiſchen Republik in München. Er wird mit dem 1. Februar 1929 in die Prager Zentrale berufen. Warum? Warum hat München die abſcheulichſte Kehr- richtabfuhr? Eine Wolke von Staub und Aſche, große Verunreinigung und übler Geruch kenn- zeichnen die Stätte dieſes altertümlichen Betriebs. Eine Moderniſierung in dieſer Beziehung wäre für die Kunſtſtadt München ſchon aus hygieni- ſchen Gründen ſehr am Platze. Warum nimmt man ſich bei uns nicht ein Vorbild an anderen Städten, auch an kleineren, wie z. B. Innsbruck. Man verwendet dort ſehr ſinnreich gebaute Spe- zial-Laſtautomobile. Beim Aufſetzen und Ein- hängen der Tonne öffnet ſich der Deckel des Wa- gens automatiſch und beim Abnehmen der Tonne ſchließt er ſich wieder ebenſo. Dieſe Einrichtung ermöglicht ein ſauberes Arbeiten und beläſtigt auch die Straßenpaſſanten in keiner Weiſe. Die Bedienungsmannſchaften ſind einheitlich und ſauber gekleidet, blauer Monteuranzug, Mütze und Gürtel. Jakob Lehmann. Leſſingfeier der Staatstheater In Verbindung mit dem Bayeriſchen Volks- bildungsverband, der Deutſchen Akademie, dem Euckenbund und dem Münchener Volksbildungs- verein begingen die Staatstheater den 200. Ge- burtstag Leſſings mit einer Morgenfeier im Reſi- denztheater. Univerſitätsprofeſſor Dr. Hans Hein- rich Borcherdt hielt die Gedächtnisrede, die Leſſings Perſönlichkeit aus ſeinen Werken und aus ſeinem an inneren Konflikten reichen Le- ben zeichnete, ein Leben. das eine Verwirklichung des Fauſt-Problems war. Leſſing iſt ſo, wie er ſich in den Geſtaltungen ſeiner Dichtungen wider- ſpiegelt, der geſtellte, geſchloſſene, im Innern ge- feſtigte Menſch, der ſeine Perſönlichkeit behauptet gegenüber dem äußeren Schickſal, der als Menſch größer war als alle ſeine Werke und alle ſeine Talente. Anna Larſen und Alois Wohlmuth rezi- tierten dann aus Leſſings Werken, in der Haupt- ſache kleinere Fragmente und die Stelle aus dem prächtigen Schlußſtück der Hamburgiſchen Dra- maturgie: „Ich bin weder Schauſpieler noch Dich- ter“. Das Birkigt-Quartett des Staatsorcheſters, Hugo Birkigt, Ludwig Jäger, Theo Mül- ler und Willy Vocke, begannen und ſchloſſen die Feier mit zwei feingeſpielten Haydnſchen Streichquartetten. Wer will Verkehrsflieger werden? Die Berufsberatungsſtelle München veranſtaltet Donnerstag, 24. Januar, 20 Uhr im Roſental- ſchulhaus einen berufskundlichen Aufklärungsvor- trag über die Ausbildung und die Ausſichten eines Verkehrsfliegers. Referent des Abends iſt der Leiter der Verkehrsfliegerſchule Schleißheim, Hauptmann a. D. Bierling. Eintritt frei. Meiſterkonzert im Odeon Die Geſellſchaft für Altersfreunde hatte am Sonntag ein Konzert der Meiſter im Odeon durch- geführt. Als Mitwirkende hatten ſich zur Ver- fügung geſtellt Frau Kammerſängerin E. Feuge, Frau Kammerſängerin L. Willer, Kammer- ſänger P. Bender, Staatskapellmeiſter K. Elmendorff, Frau Kammervirtuoſin H. Studeny, Frl. L. Harburger, J. Ernſt, K. Liſt. An Stelle des erkrankten Staatsopern- ſängers J. Patzak ſprang Frau Kammerſängerin Kraft ein. Kammerſänger W. Rode war ver- hindert. Mit lebhaftem Beifall dankte das zahlreiche Publikum für die hervorragenden Darbietungen. Der Reinertrag des Konzertes iſt für die Altersfürſorge der Veranſtalter beſtimmt. R. _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1929/4>, abgerufen am 01.06.2024.