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Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 23. Januar 1929.

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"AZ"-Neuigkeiten aus München
Rattenbekämpfung

Rattenbekämpfung? Rattenschäden? Wegen
dem bissel, was so eine Ratte frißt? Irre dich
nicht! Freilich frißt die einzelne Ratte im Tag
nur etwa für zwei Pfennig.

Aber 100 Ratten -- du hast vielleicht mehrere
100, wenn du es auch nicht weißt, in deinem An-
wesen, oder sie kommen aus der näheren oder
weiteren Nachbarschaft zu dir auf Besuch --
100 Ratten fressen im Jahr Lebens- und Futter-
mittel oder dergleichen billigst berechnet, im Wert
von mindestens 450 Mark.

Dazu zerstören sie vielleicht das doppelte und
dreifache und noch mehr durch Beschmutzen, Zer-
nagen, Unterwuhlen usw. Und wenn ein oder
mehrere Stück Vieh an Maul- und Klauenseuche
und dergleichen eingehen, oder wenn gar ein
liebes Kind an einer ansteckenden Krankheit stirbt,
so war öfters, als du ahnst, eine Ratte der Ueber-
träger dieser tödlichen Krankheit.

Darum müssen diese frechen, gefräßigen, sich
zahllos vermehrenden Nager auf das äußerste be-
kämpft werden.

Polizeibericht
Kraftwagendiebstahl

Gestohlen wurde in der Nacht zum 23. Januar
ein in der Sonnenstraße hinterstellter Kraft-
wagen mit dem polizeilichen Kennzeichen II A
20250. Auf Schechner lautende Zulassungs-
papiere und Zeugnisse wurden mitgestohlen.

Seltsame Menschenfreunde

Beim Abtransport von Verletzten wurde in
der letzten Zeit wiederholt die Erfahrung gemacht,
daß Touristen, die von den Sanitätsleuten der
Bergwacht um ihre Mithilfe angegangen worden
sind, diese Unterstützung aus nichtigen Gründen
verweigert haben.

Es sollte eigentlich nicht besonders darauf auf-
merksam gemacht werden müssen, daß es selbst-
verständliche Menschenpflicht auch im Gebirge ist,
wenn nötig, bei der Versorgung eines Verletzten
mit Hand anzulegen.


In der Scala finden heute abend 20.45 Uhr
zwei Erstaufführungen statt. Der verstorbene
Darsteller Werner Pittschau ist zu sehen in "Das
Geheimnis der Villa Sarenburg". Außerdem:
"Herzblut einer Mutter" mit dem kindlichen Film-
star "Bobby".


Münchner Journalisten- und Schriftsteller-Ver-
ein.
Am Donnerstag abend 81/2 Uhr findet im
Presseheim eine geschäftliche Sitzung statt. Zahl-
reiches Erscheinen erwünscht.

Personalnachrichten

# Für ausgezeichnete Bearbeitung des von der
Akademie der bildenden Künste in München ge-
stellten Preisthemas "Sport" wurde dem Studie-
renden der Akademie Bildhauer Elmar Dietz-
Großhadern -- Professor Hahnklasse -- ein erster
Preis zuerkannt.

Beerdigungen am 24. Januar 1929
Ostfriedhof:

Dietrich Berta, Reichsbahnober-
inspektorsgattin, 70 J., 3 Uhr; Herrmann Mar-
garete, ehem. Spülerin, 58 J., 21/2 Uhr; Schiller
Katharina, Zeitungsträgerin, 44 J., 2 Uhr; Achatz
Mathilde, Büglerin, 29 J., 21/4 Uhr; Drescher
Agathe, Oberregierungsratswitwe, 81 J., 31/2
Uhr; Roth Wilhelm, Klaviertechniker, 76 J.,
31/2 Uhr; Graschitz Kreßenz, Taglöhnersgattin,
77 J., 13/4 Uhr. -- Feuerbestattung:
Dr. Preffel Konrad, Geh. Rat und Professor der
Technischen Hochschule, 71 J., 111/2 Uhr; Franz
Johann, Schreiner, 20 J., 10 Uhr; Goetz Louis,
Kaufmann, 82 J., 101/2 Uhr; Winsi Joseph, ehem.
städt. Arbeiter, 65 J., 9 Uhr.

Westlicher Friedhof:

Kuhn Joseph, Ausgeher,
27 J., 21/4 Uhr; Bockmaier Johann, Oberloko-
motivführer, 58 J., 23/4 Uhr; Kleemann Her-
mann, Student, 22 J., 31/4 Uhr; Kratzer Michael,
Kohlenhändler, 57 J., 13/4 Uhr; Wittmann Mar-
garete, Baumeisterswitwe, 56 J. (kommt nach
Ingbert).

Südlicher Friedhof:

Gargallo Christine, Che-
mikerswitwe, 50 J. (kommt nach Barcelona);
Boppel Anna, Schlosserswitwe, 69 J., 111/4 Uhr.

Sendling:

Holzner Babette, Fleischführers-
gattin, 80 J., 11 Uhr.

Schwabing (Neuer nördl. Friedhof):

Seiffert
Emilie, Regierungsratswitwe, 67 J., 31/2 Uhr;
Siebenrock Karl, Tapezierermeister, 76 J., 21/2
Uhr; Stiefenhafer Anna, Verlagsbuchhändlers-
gattin, 36 J., 3 Uhr; Wölfle Maria, Privatiere,
54 J., 2 Uhr; Barth Johann, 4 Mt., 4 Uhr;
Peterreins Peter, Bahngehilfe, 42 J., 31/4 Uhr;
Michel Georg, Friseurgeschäftsinhaber, 62 J.,
41/4 Uhr.

Waldfriedhof:

Stich Philomena, Verkäuferin,
24 J., 2 Uhr; Kleber Ferdinand, Direktor, 50 J.,
3 Uhr; Heilmayr Katharina, ehem. Köchin, 70 J.,
11/2 Uhr; Halder Rolf, Ingenieurskind, 11 Mt.,
21/2 Uhr.

[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Die Tagung der Vereinigung
Deutscher Reisebüros

Frühstück der Handelskammer und des Verkehrsverbandes
Empfang der Stadt * Die Hauptversammlung

Bei dem bereits gestern kurz gemeldeten Früh-
stück, das Handelskammer und Verkehrsverband in
der "Neuen Börse" gaben, begrüßte Geheimrat
Pschorr erstmals offiziell die Gäste, besonders
warm die aus dem Ausland.

Er betonte die schlichtere bayerische Repräsen-
tation, die er mit dem geringen wirtschaftlichen
Optimismus der Süddeutschen begründete, führte
aus, daß die gesellschaftliche Umschichtung ein-
schneidend im gesamten Verkehrsgewerbe in Er-
scheinung trete. Die erstrangigen Hotels seien auf
den Besuch aus dem Ausland angewiesen, das
deutsche Reisepublikum könne sich keinen Luxus
leisten. Der Redner unterstrich, daß es bei uns
keinen Haß gegen ehemalige Feinde mehr gebe,
Hotelrazzia, Paß- und Zollschwierigkeiten seien
aufgehoben.

Der Präsident der Vereinigung, Göllerich, Bre-
men, pries die Arbeit des Verkehrsverbandes
München und Südbayern als vorbildlich und
bahnbrechend.

O. Schrumpf, Bonn, dankte für die herzliche
Begrüßung und Aufnahme der Ausländer. Kon-
sul Eichborn, 2. Vorsitzender der Vereinigung,
toastete auf die Damen.

Karl Steinacker brachte als Kollege Dienst-
mann eine humoristisch-satirische Szene, die ver-
dienten Beifall fand.

*

Am Abend empfing die Stadt die Vereinigung
der deutschen Reisebüros im alten Rathaussaale,
dem alten Ballsaal der Münchener Bürgerschaft.
Oberbürgermeister Scharnagl empfahl, die Stadt
städtebaulich, künstlerisch und gerade jetzt in ihrem
gesellschaftlichen Leben zu betrachten und draußen
die gewonnenen Eindrücke als überzeugte Wer-
bung wirken zu lassen.

Der Präsident der Vereinigung sprach den
Wunsch aus, München möge reiche Früchte aus
der deutschen Verkehrsarbeit ernten.

Eine Kostprobe des künstlerischen München
gaben Lieder von Kammersänger Nissen, die
Kapellmeister am Staatstheater, Ellmendorff, be-
gleitete. Domkaplan Hartwig zeigte seine "Deut-
schen Städtebilder" im Lichtbildvortrag. Viel Bei-
fall fand das Doppelquartett vom Schobert-Chor.

[Spaltenumbruch]

Hauptversammlung der Vereinigung Deutscher
Reisebüros im Bayerischen Hof am 23. Januar

Nach Begrüßung zahlreicher prominenter An-
wesender und nach Dankesworten an die Stadt
München für den herzlichen Empfang warf der
erste Vorsitzende einen Rückblick über die ver-
gangenen zwölf Monate, welche in hervorragen-
der Weise heraustreten aus der Spanne der letzt-
vergangenen Jahre. Er erinnerte an die Ereig-
nisse von weltumspannender Bedeutung, welche
sich im vergangenen Jahre drängten und ihre
Wirkungen noch weit in die Zukunft hineinwerfen
werden.

Der ruhelose Erfindergeist jedoch arbeitet an
den höchsten je von Menschen erdachten Ver-
kehrszielen, der lebendigen Erforschung des
Weltenraumes und der Herstellung der Verbin-
dung mit anderen Weltkörpern.

Der Redner gedachte mit launigen Worten
späterer Zeiten, in welchen in deutschen Reise-
büros Fahrscheinhefte nach dem Mars oder
Sirius verkauft würden.

Die Beziehungen der vereinigten deutschen
Reisebüros zu allen in- und ausländischen Ver-
kehrsorganisationen sind ausgezeichnete und
die beste Basis für vollendete Ausgestallung
des Dienstes am Kunden.

Die Erfolge des letzten Jahres lasse die Vereini-
gung mit gesundem Optimismus an die Weiter-
arbeit gehen.

Erneut sei darauf hingewiesen, daß Fahr-,
Platz- und Schlafwagenkarten in den Reisebüros
zu Originalpreisen ohne jeglichen Aufschlag zu
haben sind, daß also das Reisepublikum sich
selber nützt, wenn es die Bequemlichkeiten der
Büros in Anspruch nimmt.

Dies gilt auch bezüglich sämtlicher anderer
Verkehrsgeschäfte, Besorgung von Paßvisen,
Studien-, Erholungs-, Pauschal- und Gesell-
schaftsreisen zu Wasser und zu Land.

Die Mannigfaltigkeit dieser Art von Reisen
haben die Zahlen der Vorkriegszeit nicht nur er-
reicht, sondern sogar überboten. Ein Beweis für
die Beliebtheit dieser Art des Reisens.

Heute mittag hatte die Münchener Ortsgruppe
die Mitglieder der Vereinigung zu einem Früh-
stück im Bayerischen Hof geladen.

Rückreise des Bundeskanzlers
Dr. Seipel

Nach seinem Vortrag im Auditorium Maximum
der Universität trat Bundeskanzler Dr. Seipel
um 22 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug
über Salzburg die Rückreise nach Wien an. Auf
dem Bahnhof hatten sich Ministerpräsident Dr.
Held und Legationsrat Günther eingefunden.

Der Bundeskanzler benützte den Nachmittag,
um persönliche Besuche zu machen. Unter ande-
rem besichtigte er das Münchener Studentenhaus
und stattete seinem Jugendfreund Hermann
Barth einen längeren Besuch ab.

Die Argentinischen Wissenschaftler im Studenten-
haus

Um der hier weilenden Argentinischen Studien-
gesellschaft auch einen gemütlichen, munteren
Abend zu bieten, hatte man sie zu einer heiteren,
musikalischen Veranstaltung ins Studenten-
haus
geladen. Es war nett und vergnüglich,
und man bemühte sich, den Argentiniern und
ihren Demen ein paar Stunden des Ausruhens
und der Unterhaltung zu bieten.

Direktor Beck vom Verein Studentenhaus be-
grüßte für die Deutsche Akademische Auslands-
stelle und für das Studentenhaus, der argentini-
sche Generalkonsul von Fremery dankte mit
einem Hoch auf das Studentenhaus, auf München
und auf das "herrliche Land Bayern". Dann folg-
ten Musik- und Gesangsdarbietungen. Fräulein
Jukia Hütter, eine Schülerin der Akademie der
Tonkunst, sang mit geschulter, sympathischer
Stimme und heiterem Temperament drei Lieder,
Hermengilde Schnell zeigte sich unter großem
Beifall als ausgezeichnete junge Harfenistin und
leitete mit dem zuletzt gespielten Tanzlied von
Trunk zum allgemeinen fröhlichen Tanz über, der
nach schöner, alter Art mit einem Walzer be-
gann. Der Chor des Studentenhauses und das
Studentenhausorchester erfreuten ebenfalls durch
gute Darbietungen, ebenso der Gebirgstrachten-
verein "Almenrausch", dessen Gesänge und Tänze
fröhlichen Beifall fanden.

Die Argentinier, die während ihrer Deutsch-
landfahrt sich auf dem Dampfer von einem ihrer
Reisegenossen, dem Professor für Mathematik und
Handelswissenschaften Hurwitz, Santa Fee, not-
dürftig in der deutschen Sprache unterrichten
ließen, haben bis jetzt Bremen, Hamburg, Berlin,
Dresden und München besucht und werden nach
einem Ausflug in die Umgebung Münchens am
Sonntag nach Berchtesgaden, Salzburg, Wien,
nach der Schweiz, dann wieder nach Deutschland
zurück nach Heidelberg, Frankfurt, Köln und
schließlich nach Frankreich und Spanien fahren,
um dann wieder die Heimreise anzutreten. Sie
sind von ihrem Münchener Aufenthalt außer-
ordentlich zufrieden, namentlich hatte ihnen das
Deutsche Museum imponiert.

[Spaltenumbruch]
Platzkarten

Den beiden laufkartenführenden Stellen Amt-
liches Bayerisches Reisebüro-Stadt und Amtliches
Bayerisches Reisebüro-Hauptbahnhof sind die
Plätze in den D-Zug-Wagen annähernd gleich-
mäßig zugeteilt, so daß in Richtung Berlin,
Dresden, Köln usw. in beiden Büros Raucher-
und Nichtraucherabteile zur Verfügung stehen.
Wo allerdings -- besonders im Winter, im Som-
mer kommt dieser Fall fast nicht vor -- nur je
ein Raucher- oder Nichtraucherabteil eingerichtet
ist, wie z. B. im Wagen München--Chur und
München--Hamburg, müssen, da die Laufkarte nur
an einer Stelle geführt werden kann, auch die
sämtlichen Plätze eines Abteils von einem Büro
abgegeben werden.

Eine Teilung dieser Abteile selbst in zwei Hälf-
ten ist ohne Verzögerung in der Ausgabe nicht
durchführbar und unpraktisch, insbesondere wenn
Plätze einander gegenüber bestellt werden. Die
telephonische Zuteilung der Plätze des gleichen
Abteils von einer Stelle zur anderen hatte nicht
selten Hörfehler und Doppelverkäufe zur Folge.
Außerdem mußten die Karten erst wieder im an-
deren Ausgabebüro abgeholt werden. Aus diesem
Grunde wurde die von dem Herrn Einsender be-
anstandete Regelung getroffen.

Wir haben nunmehr angeordnet, daß in Fällen,
in denen nur eines unserer Büros mit Plätzen
ausgerüstet ist, telephonisch der Platz bei der zu-
ständigen Ausgabestelle angefordert, belegt und
die Karte dem Reisenden sofort herausgeschrieben
wird.


Hochschulgruppe München der Deutschen Volks-
partei -- Nationalliberalen Partei.
Vortrags-
abend Donnerstag, 24. Januar, 20 Uhr, im Kon-
ferenzzimmer II des Hotels Deutscher Kaiser,
Arnulfstraße. Es spricht Diplomvolkswirt Eduard
Gartmayr über "Agrarstaat oder Industrie-
staat". Eintritt frei Gäste willkommen. An-
schließend Aussprache.


Frauengruppe der Deutschen Volkspartei --
Nationalliberalen Partei. Politischer Nachmit-
tagstee Freitag, 25. Januar, 16 30 Uhr, im Hotel
Deutscher Kaiser, Arnulfstraße (Konferenzzim-
mer I). Frau Dr. Gertraud Wolf wird über
"Deutschland und der Völkerbund" sprechen.
Gäste willkommen.

Vergrößerung des Warenhauses Tietz

Wir brachten in unsrer Nummer vom 17. Ja-
nuar unter dieser Ueberschrift die Nachricht von
dem Erwerb mehrerer Häuser durch die Firma
Hermann Tietz, wobei wir erwähnten, daß die
betreffenden Wohnungs- und Geschäftsinhaber
von der Firma Tietz in entsprechender Weise ab-
gefunden worden seien. Wie wir hören, ent-
spricht diese Meldung nicht den Tatsachen Von
den Geschäfts- und Wohnungsinhabern der an-
gekauften Häuser ist bis jetzt niemand abgefun-
den worden und auch eine offizielle Kündigung
ist noch nicht erfolgt.

[Spaltenumbruch]
Liebe AZ!

Ich möchte die Angelegenheit "Heizung der
Straßenbahn in München" anschneiden. Ich
glaube nicht, daß es nötig ist, die Einzelheiten
näher anzugeben, aber auch die Schaffner sind
Menschen und müssen einen 5--6stündigen Dienst
im kalten Raum verrichten.

Augsburg, Nürnberg, Ulm-Neu-Ulm, haben ge-
heizte Straßenbahnen und jedenfalls noch viele
Städte mehr. Was in diesen Städten geht, muß
doch auch in München möglich sein. Besonders bei
der jetzt herrschenden Kälte wäre ein entsprechen-
der Hinweis in Ihrem geschätzten Blatte dringend
geboten.

Unser goldenes Gemüt

Linie 3 mit 50 Sekunden Verspätung in voller
Fahrt die Anlagen hinauf. Plötzlich: ruck, zuck,
hineingehauene Bremse. Die Passagiere schlagen
sich Beulen an die Köpfe, teils am Holz, teils
am Nachbarschädel.

"A solch ein Saustall" will gerade ein Mann
auf der Plattform rufen, als die Stimme des
Führers ihn übertönt: "Malesizviech, mistiges!"

Der Mann auf der Plattform macht einen lan-
gen Hals und schaut angestrengt dorthin, wohin
der Führer schaut: vor den Wagen. Dann ver-
kündet er sachlich: "A Hund!"

Fünf Frauen schreien in Tönen höchsten Mit-
leids: "A Hunderl, is ihm was gischehen?"

Der Schaffner sagt: "Nir is passiert, dem
Herrn Hund, guat is ganga!"

Alles stürzt an die Scheiben. Draußen geht ein
weißer Foxi im spanischen Schritt langsam über
die Gleise, macht ein Geschau wie eine Prima-
donna, vornehm und indigniert. Vom Randstein
her wirft er einen verächtlichen Augenaufschlag
herüber.

"A solch a herzigs Viecherl!" zwitschern die
Frauen.

"Fahrn ma zua", sagt der Schaffner.

Die Linie 3 hat nun 70 Sekunden Verspätung.

Keine Einschränkung der deutschen Einwanderung
in Kanada

In den letzten Tagen wurden Meldungen ver-
breitet, wonach die Einwanderung in Kanada
durch die kanadische Regierung erheblich einge-
schränkt worden sei. Von der Hamburg-Amerika-
Linie hören wir, daß nach der entsprechenden Ver-
ordnung des kanadischen Einwanderungsministers,
deren Wortlaut nunmehr vorliegt, sich diese Ein-
schränkung lediglich gegen die nicht bevorzugten
Länder richtet, zu denen in der Hauptsache die
östlichen Staaten Europas gehören.

Die Einwanderung deutscher Staatsange-
höriger in Kanada wird durch diese Verordnung
nicht getroffen und kann unverändert wie bis-
her erfolgen.

Nähere Auskunft über die Zulassungsbestim-
mungen in Kanada sowie wegen Ueberfahrts-
gelegenheiten dorthin wird durch die Hamburg-
Amerika-Linie, Theatinerstraße 38, jederzeit gerne
kostenlos erteilt.

Andreas Hofer

Heute, Mittwoch, Krone-Premiere! Wir ma-
chen auf die heutige Erstaufführung von "Andreas
Hofer" im Circus Krone aufmerksam, die dadurch
noch an Interesse gewinnt, daß Alfred Delbosg,
der Verfasser des Manegen-Schaustückes, selbst
in der Titelrolle auftritt. Außer "Andreas Hofer"
wird noch ein vollständiges artistisch-zirzensisches
Programm gezeigt, in dem u. a. "Afra", die
rätselhafte Gedankenleserin, die 10 Casi-Husaren
und der 9jährige "Breitbart" Hellmuth Lichterfeld
des großen Erfolges wegen auch weiterhin ver-
pflichtet sind.


Moderne Frauenprobleme werden von namhaf-
ten Autoren im Januarheft von Wester-
manns Monatsheften
behandelt. Prof.
Dr. Max Wolff schreibt über "Geburtenausfall
und Bevölkerungsrückgang, Julie Wolfthorn
schreibt eine interessante Abhandlung über "Mo-
derne Frauentypen" mit mehreren farbigen Ab-
bildungen H. von Soyters bringt ein fesselndes,
klug geschriebenes Ehekapitel "Die Wahl", und
auch der Roman "Zwischen den Spiegeln" dringt
in moderne Frauenprobleme ein. Auch sonst bie-
tet das Heft eine Menge interessanter, aktueller
Artikel und Aufsätze, wie "Das Problem des
Fernsehens," "Von Kunst und Künstlern", Opern-
und Operettenschau. Dramatische Rundschau und
viele vollendete Wiedergaben von Gemälden,
usw. von Hodler.

Das Jahrbuch für die deutschen Kriegsopfer 192[3]

ist erschienen. Wieder in bekanntem gediegenem
Leinengewand mit reich gestaltetem Inhalt. Das
Kalendarium enthielt den Aufbau der Versor-
gungs- und Spruchbehörden wie auch der Für-
sorgeorgane im Reichsgebiet mit genauen An-
schriften. Auch der Wortlaut des Gesetzes über die
Beschäftigung Schwerbeschädigter nach dem
neuesten Stand mit Ausführungsbestimmungen ist
dem Inhalt eingegliedert Ausführliche Tabellen
über die monatlichen Renten, Zusatzrenten, Ka-
pltalabfindung, Abfindung bei Wiederverheira-
tung und monatlichen Einkommensgrenzen für die
Gewährung der Elternversorgung verleihen dem
Werk den Wert eines für die Tasche bestimmten
Nachschlagewerkes für jeden, der sich mit den
Fragen der Kriegsopfer zu beschaftigen hat.

Bei dem geringen Preis von 85 Pfennig bei
portofreier Zustellung wird die Anschaffung wei-
testen Kreisen möglich gemacht. Bestellungen sind
zu richten an die Hauptgeschäftsstelle des Reichs-
verbandes Deutscher Kriegsbeschädigter und
Kriegerhinterbliebener, Berlin SW 68, Char-
lottenstraße 85.

„AZ“-Neuigkeiten aus München
Rattenbekämpfung

Rattenbekämpfung? Rattenſchäden? Wegen
dem biſſel, was ſo eine Ratte frißt? Irre dich
nicht! Freilich frißt die einzelne Ratte im Tag
nur etwa für zwei Pfennig.

Aber 100 Ratten — du haſt vielleicht mehrere
100, wenn du es auch nicht weißt, in deinem An-
weſen, oder ſie kommen aus der näheren oder
weiteren Nachbarſchaft zu dir auf Beſuch —
100 Ratten freſſen im Jahr Lebens- und Futter-
mittel oder dergleichen billigſt berechnet, im Wert
von mindeſtens 450 Mark.

Dazu zerſtören ſie vielleicht das doppelte und
dreifache und noch mehr durch Beſchmutzen, Zer-
nagen, Unterwuhlen uſw. Und wenn ein oder
mehrere Stück Vieh an Maul- und Klauenſeuche
und dergleichen eingehen, oder wenn gar ein
liebes Kind an einer anſteckenden Krankheit ſtirbt,
ſo war öfters, als du ahnſt, eine Ratte der Ueber-
träger dieſer tödlichen Krankheit.

Darum müſſen dieſe frechen, gefräßigen, ſich
zahllos vermehrenden Nager auf das äußerſte be-
kämpft werden.

Polizeibericht
Kraftwagendiebſtahl

Geſtohlen wurde in der Nacht zum 23. Januar
ein in der Sonnenſtraße hinterſtellter Kraft-
wagen mit dem polizeilichen Kennzeichen II A
20250. Auf Schechner lautende Zulaſſungs-
papiere und Zeugniſſe wurden mitgeſtohlen.

Seltſame Menſchenfreunde

Beim Abtransport von Verletzten wurde in
der letzten Zeit wiederholt die Erfahrung gemacht,
daß Touriſten, die von den Sanitätsleuten der
Bergwacht um ihre Mithilfe angegangen worden
ſind, dieſe Unterſtützung aus nichtigen Gründen
verweigert haben.

Es ſollte eigentlich nicht beſonders darauf auf-
merkſam gemacht werden müſſen, daß es ſelbſt-
verſtändliche Menſchenpflicht auch im Gebirge iſt,
wenn nötig, bei der Verſorgung eines Verletzten
mit Hand anzulegen.


In der Scala finden heute abend 20.45 Uhr
zwei Erſtaufführungen ſtatt. Der verſtorbene
Darſteller Werner Pittſchau iſt zu ſehen in „Das
Geheimnis der Villa Sarenburg“. Außerdem:
„Herzblut einer Mutter“ mit dem kindlichen Film-
ſtar „Bobby“.


Münchner Journaliſten- und Schriftſteller-Ver-
ein.
Am Donnerstag abend 8½ Uhr findet im
Preſſeheim eine geſchäftliche Sitzung ſtatt. Zahl-
reiches Erſcheinen erwünſcht.

Perſonalnachrichten

□ Für ausgezeichnete Bearbeitung des von der
Akademie der bildenden Künſte in München ge-
ſtellten Preisthemas „Sport“ wurde dem Studie-
renden der Akademie Bildhauer Elmar Dietz-
Großhadern — Profeſſor Hahnklaſſe — ein erſter
Preis zuerkannt.

Beerdigungen am 24. Januar 1929
Oſtfriedhof:

Dietrich Berta, Reichsbahnober-
inſpektorsgattin, 70 J., 3 Uhr; Herrmann Mar-
garete, ehem. Spülerin, 58 J., 2½ Uhr; Schiller
Katharina, Zeitungsträgerin, 44 J., 2 Uhr; Achatz
Mathilde, Büglerin, 29 J., 2¼ Uhr; Dreſcher
Agathe, Oberregierungsratswitwe, 81 J., 3½
Uhr; Roth Wilhelm, Klaviertechniker, 76 J.,
3½ Uhr; Graſchitz Kreſzenz, Taglöhnersgattin,
77 J., 1¾ Uhr. — Feuerbeſtattung:
Dr. Preffel Konrad, Geh. Rat und Profeſſor der
Techniſchen Hochſchule, 71 J., 11½ Uhr; Franz
Johann, Schreiner, 20 J., 10 Uhr; Goetz Louis,
Kaufmann, 82 J., 10½ Uhr; Winſi Joſeph, ehem.
ſtädt. Arbeiter, 65 J., 9 Uhr.

Weſtlicher Friedhof:

Kuhn Joſeph, Ausgeher,
27 J., 2¼ Uhr; Bockmaier Johann, Oberloko-
motivführer, 58 J., 2¾ Uhr; Kleemann Her-
mann, Student, 22 J., 3¼ Uhr; Kratzer Michael,
Kohlenhändler, 57 J., 1¾ Uhr; Wittmann Mar-
garete, Baumeiſterswitwe, 56 J. (kommt nach
Ingbert).

Südlicher Friedhof:

Gargallo Chriſtine, Che-
mikerswitwe, 50 J. (kommt nach Barcelona);
Boppel Anna, Schloſſerswitwe, 69 J., 11¼ Uhr.

Sendling:

Holzner Babette, Fleiſchführers-
gattin, 80 J., 11 Uhr.

Schwabing (Neuer nördl. Friedhof):

Seiffert
Emilie, Regierungsratswitwe, 67 J., 3½ Uhr;
Siebenrock Karl, Tapezierermeiſter, 76 J., 2½
Uhr; Stiefenhafer Anna, Verlagsbuchhändlers-
gattin, 36 J., 3 Uhr; Wölfle Maria, Privatiere,
54 J., 2 Uhr; Barth Johann, 4 Mt., 4 Uhr;
Peterreins Peter, Bahngehilfe, 42 J., 3¼ Uhr;
Michel Georg, Friſeurgeſchäftsinhaber, 62 J.,
4¼ Uhr.

Waldfriedhof:

Stich Philomena, Verkäuferin,
24 J., 2 Uhr; Kleber Ferdinand, Direktor, 50 J.,
3 Uhr; Heilmayr Katharina, ehem. Köchin, 70 J.,
1½ Uhr; Halder Rolf, Ingenieurskind, 11 Mt.,
2½ Uhr.

[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Die Tagung der Vereinigung
Deutſcher Reiſebüros

Frühſtück der Handelskammer und des Verkehrsverbandes
Empfang der Stadt * Die Hauptverſammlung

Bei dem bereits geſtern kurz gemeldeten Früh-
ſtück, das Handelskammer und Verkehrsverband in
der „Neuen Börſe“ gaben, begrüßte Geheimrat
Pſchorr erſtmals offiziell die Gäſte, beſonders
warm die aus dem Ausland.

Er betonte die ſchlichtere bayeriſche Repräſen-
tation, die er mit dem geringen wirtſchaftlichen
Optimismus der Süddeutſchen begründete, führte
aus, daß die geſellſchaftliche Umſchichtung ein-
ſchneidend im geſamten Verkehrsgewerbe in Er-
ſcheinung trete. Die erſtrangigen Hotels ſeien auf
den Beſuch aus dem Ausland angewieſen, das
deutſche Reiſepublikum könne ſich keinen Luxus
leiſten. Der Redner unterſtrich, daß es bei uns
keinen Haß gegen ehemalige Feinde mehr gebe,
Hotelrazzia, Paß- und Zollſchwierigkeiten ſeien
aufgehoben.

Der Präſident der Vereinigung, Göllerich, Bre-
men, pries die Arbeit des Verkehrsverbandes
München und Südbayern als vorbildlich und
bahnbrechend.

O. Schrumpf, Bonn, dankte für die herzliche
Begrüßung und Aufnahme der Ausländer. Kon-
ſul Eichborn, 2. Vorſitzender der Vereinigung,
toaſtete auf die Damen.

Karl Steinacker brachte als Kollege Dienſt-
mann eine humoriſtiſch-ſatiriſche Szene, die ver-
dienten Beifall fand.

*

Am Abend empfing die Stadt die Vereinigung
der deutſchen Reiſebüros im alten Rathausſaale,
dem alten Ballſaal der Münchener Bürgerſchaft.
Oberbürgermeiſter Scharnagl empfahl, die Stadt
ſtädtebaulich, künſtleriſch und gerade jetzt in ihrem
geſellſchaftlichen Leben zu betrachten und draußen
die gewonnenen Eindrücke als überzeugte Wer-
bung wirken zu laſſen.

Der Präſident der Vereinigung ſprach den
Wunſch aus, München möge reiche Früchte aus
der deutſchen Verkehrsarbeit ernten.

Eine Koſtprobe des künſtleriſchen München
gaben Lieder von Kammerſänger Niſſen, die
Kapellmeiſter am Staatstheater, Ellmendorff, be-
gleitete. Domkaplan Hartwig zeigte ſeine „Deut-
ſchen Städtebilder“ im Lichtbildvortrag. Viel Bei-
fall fand das Doppelquartett vom Schobert-Chor.

[Spaltenumbruch]

Hauptverſammlung der Vereinigung Deutſcher
Reiſebüros im Bayeriſchen Hof am 23. Januar

Nach Begrüßung zahlreicher prominenter An-
weſender und nach Dankesworten an die Stadt
München für den herzlichen Empfang warf der
erſte Vorſitzende einen Rückblick über die ver-
gangenen zwölf Monate, welche in hervorragen-
der Weiſe heraustreten aus der Spanne der letzt-
vergangenen Jahre. Er erinnerte an die Ereig-
niſſe von weltumſpannender Bedeutung, welche
ſich im vergangenen Jahre drängten und ihre
Wirkungen noch weit in die Zukunft hineinwerfen
werden.

Der ruheloſe Erfindergeiſt jedoch arbeitet an
den höchſten je von Menſchen erdachten Ver-
kehrszielen, der lebendigen Erforſchung des
Weltenraumes und der Herſtellung der Verbin-
dung mit anderen Weltkörpern.

Der Redner gedachte mit launigen Worten
ſpäterer Zeiten, in welchen in deutſchen Reiſe-
büros Fahrſcheinhefte nach dem Mars oder
Sirius verkauft würden.

Die Beziehungen der vereinigten deutſchen
Reiſebüros zu allen in- und ausländiſchen Ver-
kehrsorganiſationen ſind ausgezeichnete und
die beſte Baſis für vollendete Ausgeſtallung
des Dienſtes am Kunden.

Die Erfolge des letzten Jahres laſſe die Vereini-
gung mit geſundem Optimismus an die Weiter-
arbeit gehen.

Erneut ſei darauf hingewieſen, daß Fahr-,
Platz- und Schlafwagenkarten in den Reiſebüros
zu Originalpreiſen ohne jeglichen Aufſchlag zu
haben ſind, daß alſo das Reiſepublikum ſich
ſelber nützt, wenn es die Bequemlichkeiten der
Büros in Anſpruch nimmt.

Dies gilt auch bezüglich ſämtlicher anderer
Verkehrsgeſchäfte, Beſorgung von Paßviſen,
Studien-, Erholungs-, Pauſchal- und Geſell-
ſchaftsreiſen zu Waſſer und zu Land.

Die Mannigfaltigkeit dieſer Art von Reiſen
haben die Zahlen der Vorkriegszeit nicht nur er-
reicht, ſondern ſogar überboten. Ein Beweis für
die Beliebtheit dieſer Art des Reiſens.

Heute mittag hatte die Münchener Ortsgruppe
die Mitglieder der Vereinigung zu einem Früh-
ſtück im Bayeriſchen Hof geladen.

Rückreiſe des Bundeskanzlers
Dr. Seipel

Nach ſeinem Vortrag im Auditorium Maximum
der Univerſität trat Bundeskanzler Dr. Seipel
um 22 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug
über Salzburg die Rückreiſe nach Wien an. Auf
dem Bahnhof hatten ſich Miniſterpräſident Dr.
Held und Legationsrat Günther eingefunden.

Der Bundeskanzler benützte den Nachmittag,
um perſönliche Beſuche zu machen. Unter ande-
rem beſichtigte er das Münchener Studentenhaus
und ſtattete ſeinem Jugendfreund Hermann
Barth einen längeren Beſuch ab.

Die Argentiniſchen Wiſſenſchaftler im Studenten-
haus

Um der hier weilenden Argentiniſchen Studien-
geſellſchaft auch einen gemütlichen, munteren
Abend zu bieten, hatte man ſie zu einer heiteren,
muſikaliſchen Veranſtaltung ins Studenten-
haus
geladen. Es war nett und vergnüglich,
und man bemühte ſich, den Argentiniern und
ihren Demen ein paar Stunden des Ausruhens
und der Unterhaltung zu bieten.

Direktor Beck vom Verein Studentenhaus be-
grüßte für die Deutſche Akademiſche Auslands-
ſtelle und für das Studentenhaus, der argentini-
ſche Generalkonſul von Fremery dankte mit
einem Hoch auf das Studentenhaus, auf München
und auf das „herrliche Land Bayern“. Dann folg-
ten Muſik- und Geſangsdarbietungen. Fräulein
Jukia Hütter, eine Schülerin der Akademie der
Tonkunſt, ſang mit geſchulter, ſympathiſcher
Stimme und heiterem Temperament drei Lieder,
Hermengilde Schnell zeigte ſich unter großem
Beifall als ausgezeichnete junge Harfeniſtin und
leitete mit dem zuletzt geſpielten Tanzlied von
Trunk zum allgemeinen fröhlichen Tanz über, der
nach ſchöner, alter Art mit einem Walzer be-
gann. Der Chor des Studentenhauſes und das
Studentenhausorcheſter erfreuten ebenfalls durch
gute Darbietungen, ebenſo der Gebirgstrachten-
verein „Almenrauſch“, deſſen Geſänge und Tänze
fröhlichen Beifall fanden.

Die Argentinier, die während ihrer Deutſch-
landfahrt ſich auf dem Dampfer von einem ihrer
Reiſegenoſſen, dem Profeſſor für Mathematik und
Handelswiſſenſchaften Hurwitz, Santa Fee, not-
dürftig in der deutſchen Sprache unterrichten
ließen, haben bis jetzt Bremen, Hamburg, Berlin,
Dresden und München beſucht und werden nach
einem Ausflug in die Umgebung Münchens am
Sonntag nach Berchtesgaden, Salzburg, Wien,
nach der Schweiz, dann wieder nach Deutſchland
zurück nach Heidelberg, Frankfurt, Köln und
ſchließlich nach Frankreich und Spanien fahren,
um dann wieder die Heimreiſe anzutreten. Sie
ſind von ihrem Münchener Aufenthalt außer-
ordentlich zufrieden, namentlich hatte ihnen das
Deutſche Muſeum imponiert.

[Spaltenumbruch]
Platzkarten

Den beiden laufkartenführenden Stellen Amt-
liches Bayeriſches Reiſebüro-Stadt und Amtliches
Bayeriſches Reiſebüro-Hauptbahnhof ſind die
Plätze in den D-Zug-Wagen annähernd gleich-
mäßig zugeteilt, ſo daß in Richtung Berlin,
Dresden, Köln uſw. in beiden Büros Raucher-
und Nichtraucherabteile zur Verfügung ſtehen.
Wo allerdings — beſonders im Winter, im Som-
mer kommt dieſer Fall faſt nicht vor — nur je
ein Raucher- oder Nichtraucherabteil eingerichtet
iſt, wie z. B. im Wagen München—Chur und
München—Hamburg, müſſen, da die Laufkarte nur
an einer Stelle geführt werden kann, auch die
ſämtlichen Plätze eines Abteils von einem Büro
abgegeben werden.

Eine Teilung dieſer Abteile ſelbſt in zwei Hälf-
ten iſt ohne Verzögerung in der Ausgabe nicht
durchführbar und unpraktiſch, insbeſondere wenn
Plätze einander gegenüber beſtellt werden. Die
telephoniſche Zuteilung der Plätze des gleichen
Abteils von einer Stelle zur anderen hatte nicht
ſelten Hörfehler und Doppelverkäufe zur Folge.
Außerdem mußten die Karten erſt wieder im an-
deren Ausgabebüro abgeholt werden. Aus dieſem
Grunde wurde die von dem Herrn Einſender be-
anſtandete Regelung getroffen.

Wir haben nunmehr angeordnet, daß in Fällen,
in denen nur eines unſerer Büros mit Plätzen
ausgerüſtet iſt, telephoniſch der Platz bei der zu-
ſtändigen Ausgabeſtelle angefordert, belegt und
die Karte dem Reiſenden ſofort herausgeſchrieben
wird.


Hochſchulgruppe München der Deutſchen Volks-
partei — Nationalliberalen Partei.
Vortrags-
abend Donnerstag, 24. Januar, 20 Uhr, im Kon-
ferenzzimmer II des Hotels Deutſcher Kaiſer,
Arnulfſtraße. Es ſpricht Diplomvolkswirt Eduard
Gartmayr über „Agrarſtaat oder Induſtrie-
ſtaat“. Eintritt frei Gäſte willkommen. An-
ſchließend Ausſprache.


Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei
Nationalliberalen Partei. Politiſcher Nachmit-
tagstee Freitag, 25. Januar, 16 30 Uhr, im Hotel
Deutſcher Kaiſer, Arnulfſtraße (Konferenzzim-
mer I). Frau Dr. Gertraud Wolf wird über
„Deutſchland und der Völkerbund“ ſprechen.
Gäſte willkommen.

Vergrößerung des Warenhauſes Tietz

Wir brachten in unſrer Nummer vom 17. Ja-
nuar unter dieſer Ueberſchrift die Nachricht von
dem Erwerb mehrerer Häuſer durch die Firma
Hermann Tietz, wobei wir erwähnten, daß die
betreffenden Wohnungs- und Geſchäftsinhaber
von der Firma Tietz in entſprechender Weiſe ab-
gefunden worden ſeien. Wie wir hören, ent-
ſpricht dieſe Meldung nicht den Tatſachen Von
den Geſchäfts- und Wohnungsinhabern der an-
gekauften Häuſer iſt bis jetzt niemand abgefun-
den worden und auch eine offizielle Kündigung
iſt noch nicht erfolgt.

[Spaltenumbruch]
Liebe AZ!

Ich möchte die Angelegenheit „Heizung der
Straßenbahn in München“ anſchneiden. Ich
glaube nicht, daß es nötig iſt, die Einzelheiten
näher anzugeben, aber auch die Schaffner ſind
Menſchen und müſſen einen 5—6ſtündigen Dienſt
im kalten Raum verrichten.

Augsburg, Nürnberg, Ulm-Neu-Ulm, haben ge-
heizte Straßenbahnen und jedenfalls noch viele
Städte mehr. Was in dieſen Städten geht, muß
doch auch in München möglich ſein. Beſonders bei
der jetzt herrſchenden Kälte wäre ein entſprechen-
der Hinweis in Ihrem geſchätzten Blatte dringend
geboten.

Unſer goldenes Gemüt

Linie 3 mit 50 Sekunden Verſpätung in voller
Fahrt die Anlagen hinauf. Plötzlich: ruck, zuck,
hineingehauene Bremſe. Die Paſſagiere ſchlagen
ſich Beulen an die Köpfe, teils am Holz, teils
am Nachbarſchädel.

„A ſolch ein Sauſtall“ will gerade ein Mann
auf der Plattform rufen, als die Stimme des
Führers ihn übertönt: „Maleſizviech, miſtiges!“

Der Mann auf der Plattform macht einen lan-
gen Hals und ſchaut angeſtrengt dorthin, wohin
der Führer ſchaut: vor den Wagen. Dann ver-
kündet er ſachlich: „A Hund!“

Fünf Frauen ſchreien in Tönen höchſten Mit-
leids: „A Hunderl, is ihm was giſchehen?“

Der Schaffner ſagt: „Nir is paſſiert, dem
Herrn Hund, guat is ganga!“

Alles ſtürzt an die Scheiben. Draußen geht ein
weißer Foxi im ſpaniſchen Schritt langſam über
die Gleiſe, macht ein Geſchau wie eine Prima-
donna, vornehm und indigniert. Vom Randſtein
her wirft er einen verächtlichen Augenaufſchlag
herüber.

„A ſolch a herzigs Viecherl!“ zwitſchern die
Frauen.

„Fahrn ma zua“, ſagt der Schaffner.

Die Linie 3 hat nun 70 Sekunden Verſpätung.

Keine Einſchränkung der deutſchen Einwanderung
in Kanada

In den letzten Tagen wurden Meldungen ver-
breitet, wonach die Einwanderung in Kanada
durch die kanadiſche Regierung erheblich einge-
ſchränkt worden ſei. Von der Hamburg-Amerika-
Linie hören wir, daß nach der entſprechenden Ver-
ordnung des kanadiſchen Einwanderungsminiſters,
deren Wortlaut nunmehr vorliegt, ſich dieſe Ein-
ſchränkung lediglich gegen die nicht bevorzugten
Länder richtet, zu denen in der Hauptſache die
öſtlichen Staaten Europas gehören.

Die Einwanderung deutſcher Staatsange-
höriger in Kanada wird durch dieſe Verordnung
nicht getroffen und kann unverändert wie bis-
her erfolgen.

Nähere Auskunft über die Zulaſſungsbeſtim-
mungen in Kanada ſowie wegen Ueberfahrts-
gelegenheiten dorthin wird durch die Hamburg-
Amerika-Linie, Theatinerſtraße 38, jederzeit gerne
koſtenlos erteilt.

Andreas Hofer

Heute, Mittwoch, Krone-Premiere! Wir ma-
chen auf die heutige Erſtaufführung von „Andreas
Hofer“ im Circus Krone aufmerkſam, die dadurch
noch an Intereſſe gewinnt, daß Alfred Delboſg,
der Verfaſſer des Manegen-Schauſtückes, ſelbſt
in der Titelrolle auftritt. Außer „Andreas Hofer“
wird noch ein vollſtändiges artiſtiſch-zirzenſiſches
Programm gezeigt, in dem u. a. „Afra“, die
rätſelhafte Gedankenleſerin, die 10 Caſi-Huſaren
und der 9jährige „Breitbart“ Hellmuth Lichterfeld
des großen Erfolges wegen auch weiterhin ver-
pflichtet ſind.


Moderne Frauenprobleme werden von namhaf-
ten Autoren im Januarheft von Weſter-
manns Monatsheften
behandelt. Prof.
Dr. Max Wolff ſchreibt über „Geburtenausfall
und Bevölkerungsrückgang, Julie Wolfthorn
ſchreibt eine intereſſante Abhandlung über „Mo-
derne Frauentypen“ mit mehreren farbigen Ab-
bildungen H. von Soyters bringt ein feſſelndes,
klug geſchriebenes Ehekapitel „Die Wahl“, und
auch der Roman „Zwiſchen den Spiegeln“ dringt
in moderne Frauenprobleme ein. Auch ſonſt bie-
tet das Heft eine Menge intereſſanter, aktueller
Artikel und Aufſätze, wie „Das Problem des
Fernſehens,“ „Von Kunſt und Künſtlern“, Opern-
und Operettenſchau. Dramatiſche Rundſchau und
viele vollendete Wiedergaben von Gemälden,
uſw. von Hodler.

Das Jahrbuch für die deutſchen Kriegsopfer 192[3]

iſt erſchienen. Wieder in bekanntem gediegenem
Leinengewand mit reich geſtaltetem Inhalt. Das
Kalendarium enthielt den Aufbau der Verſor-
gungs- und Spruchbehörden wie auch der Für-
ſorgeorgane im Reichsgebiet mit genauen An-
ſchriften. Auch der Wortlaut des Geſetzes über die
Beſchäftigung Schwerbeſchädigter nach dem
neueſten Stand mit Ausführungsbeſtimmungen iſt
dem Inhalt eingegliedert Ausführliche Tabellen
über die monatlichen Renten, Zuſatzrenten, Ka-
pltalabfindung, Abfindung bei Wiederverheira-
tung und monatlichen Einkommensgrenzen für die
Gewährung der Elternverſorgung verleihen dem
Werk den Wert eines für die Taſche beſtimmten
Nachſchlagewerkes für jeden, der ſich mit den
Fragen der Kriegsopfer zu beſchaftigen hat.

Bei dem geringen Preis von 85 Pfennig bei
portofreier Zuſtellung wird die Anſchaffung wei-
teſten Kreiſen möglich gemacht. Beſtellungen ſind
zu richten an die Hauptgeſchäftsſtelle des Reichs-
verbandes Deutſcher Kriegsbeſchädigter und
Kriegerhinterbliebener, Berlin SW 68, Char-
lottenſtraße 85.

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[0004] „AZ“-Neuigkeiten aus München Rattenbekämpfung Rattenbekämpfung? Rattenſchäden? Wegen dem biſſel, was ſo eine Ratte frißt? Irre dich nicht! Freilich frißt die einzelne Ratte im Tag nur etwa für zwei Pfennig. Aber 100 Ratten — du haſt vielleicht mehrere 100, wenn du es auch nicht weißt, in deinem An- weſen, oder ſie kommen aus der näheren oder weiteren Nachbarſchaft zu dir auf Beſuch — 100 Ratten freſſen im Jahr Lebens- und Futter- mittel oder dergleichen billigſt berechnet, im Wert von mindeſtens 450 Mark. Dazu zerſtören ſie vielleicht das doppelte und dreifache und noch mehr durch Beſchmutzen, Zer- nagen, Unterwuhlen uſw. Und wenn ein oder mehrere Stück Vieh an Maul- und Klauenſeuche und dergleichen eingehen, oder wenn gar ein liebes Kind an einer anſteckenden Krankheit ſtirbt, ſo war öfters, als du ahnſt, eine Ratte der Ueber- träger dieſer tödlichen Krankheit. Darum müſſen dieſe frechen, gefräßigen, ſich zahllos vermehrenden Nager auf das äußerſte be- kämpft werden. Polizeibericht Kraftwagendiebſtahl Geſtohlen wurde in der Nacht zum 23. Januar ein in der Sonnenſtraße hinterſtellter Kraft- wagen mit dem polizeilichen Kennzeichen II A 20250. Auf Schechner lautende Zulaſſungs- papiere und Zeugniſſe wurden mitgeſtohlen. Seltſame Menſchenfreunde Beim Abtransport von Verletzten wurde in der letzten Zeit wiederholt die Erfahrung gemacht, daß Touriſten, die von den Sanitätsleuten der Bergwacht um ihre Mithilfe angegangen worden ſind, dieſe Unterſtützung aus nichtigen Gründen verweigert haben. Es ſollte eigentlich nicht beſonders darauf auf- merkſam gemacht werden müſſen, daß es ſelbſt- verſtändliche Menſchenpflicht auch im Gebirge iſt, wenn nötig, bei der Verſorgung eines Verletzten mit Hand anzulegen. In der Scala finden heute abend 20.45 Uhr zwei Erſtaufführungen ſtatt. Der verſtorbene Darſteller Werner Pittſchau iſt zu ſehen in „Das Geheimnis der Villa Sarenburg“. Außerdem: „Herzblut einer Mutter“ mit dem kindlichen Film- ſtar „Bobby“. Münchner Journaliſten- und Schriftſteller-Ver- ein. Am Donnerstag abend 8½ Uhr findet im Preſſeheim eine geſchäftliche Sitzung ſtatt. Zahl- reiches Erſcheinen erwünſcht. Perſonalnachrichten □ Für ausgezeichnete Bearbeitung des von der Akademie der bildenden Künſte in München ge- ſtellten Preisthemas „Sport“ wurde dem Studie- renden der Akademie Bildhauer Elmar Dietz- Großhadern — Profeſſor Hahnklaſſe — ein erſter Preis zuerkannt. Beerdigungen am 24. Januar 1929 Oſtfriedhof: Dietrich Berta, Reichsbahnober- inſpektorsgattin, 70 J., 3 Uhr; Herrmann Mar- garete, ehem. Spülerin, 58 J., 2½ Uhr; Schiller Katharina, Zeitungsträgerin, 44 J., 2 Uhr; Achatz Mathilde, Büglerin, 29 J., 2¼ Uhr; Dreſcher Agathe, Oberregierungsratswitwe, 81 J., 3½ Uhr; Roth Wilhelm, Klaviertechniker, 76 J., 3½ Uhr; Graſchitz Kreſzenz, Taglöhnersgattin, 77 J., 1¾ Uhr. — Feuerbeſtattung: Dr. Preffel Konrad, Geh. Rat und Profeſſor der Techniſchen Hochſchule, 71 J., 11½ Uhr; Franz Johann, Schreiner, 20 J., 10 Uhr; Goetz Louis, Kaufmann, 82 J., 10½ Uhr; Winſi Joſeph, ehem. ſtädt. Arbeiter, 65 J., 9 Uhr. Weſtlicher Friedhof: Kuhn Joſeph, Ausgeher, 27 J., 2¼ Uhr; Bockmaier Johann, Oberloko- motivführer, 58 J., 2¾ Uhr; Kleemann Her- mann, Student, 22 J., 3¼ Uhr; Kratzer Michael, Kohlenhändler, 57 J., 1¾ Uhr; Wittmann Mar- garete, Baumeiſterswitwe, 56 J. (kommt nach Ingbert). Südlicher Friedhof: Gargallo Chriſtine, Che- mikerswitwe, 50 J. (kommt nach Barcelona); Boppel Anna, Schloſſerswitwe, 69 J., 11¼ Uhr. Sendling: Holzner Babette, Fleiſchführers- gattin, 80 J., 11 Uhr. Schwabing (Neuer nördl. Friedhof): Seiffert Emilie, Regierungsratswitwe, 67 J., 3½ Uhr; Siebenrock Karl, Tapezierermeiſter, 76 J., 2½ Uhr; Stiefenhafer Anna, Verlagsbuchhändlers- gattin, 36 J., 3 Uhr; Wölfle Maria, Privatiere, 54 J., 2 Uhr; Barth Johann, 4 Mt., 4 Uhr; Peterreins Peter, Bahngehilfe, 42 J., 3¼ Uhr; Michel Georg, Friſeurgeſchäftsinhaber, 62 J., 4¼ Uhr. Waldfriedhof: Stich Philomena, Verkäuferin, 24 J., 2 Uhr; Kleber Ferdinand, Direktor, 50 J., 3 Uhr; Heilmayr Katharina, ehem. Köchin, 70 J., 1½ Uhr; Halder Rolf, Ingenieurskind, 11 Mt., 2½ Uhr. _ Die Tagung der Vereinigung Deutſcher Reiſebüros Frühſtück der Handelskammer und des Verkehrsverbandes Empfang der Stadt * Die Hauptverſammlung Bei dem bereits geſtern kurz gemeldeten Früh- ſtück, das Handelskammer und Verkehrsverband in der „Neuen Börſe“ gaben, begrüßte Geheimrat Pſchorr erſtmals offiziell die Gäſte, beſonders warm die aus dem Ausland. Er betonte die ſchlichtere bayeriſche Repräſen- tation, die er mit dem geringen wirtſchaftlichen Optimismus der Süddeutſchen begründete, führte aus, daß die geſellſchaftliche Umſchichtung ein- ſchneidend im geſamten Verkehrsgewerbe in Er- ſcheinung trete. Die erſtrangigen Hotels ſeien auf den Beſuch aus dem Ausland angewieſen, das deutſche Reiſepublikum könne ſich keinen Luxus leiſten. Der Redner unterſtrich, daß es bei uns keinen Haß gegen ehemalige Feinde mehr gebe, Hotelrazzia, Paß- und Zollſchwierigkeiten ſeien aufgehoben. Der Präſident der Vereinigung, Göllerich, Bre- men, pries die Arbeit des Verkehrsverbandes München und Südbayern als vorbildlich und bahnbrechend. O. Schrumpf, Bonn, dankte für die herzliche Begrüßung und Aufnahme der Ausländer. Kon- ſul Eichborn, 2. Vorſitzender der Vereinigung, toaſtete auf die Damen. Karl Steinacker brachte als Kollege Dienſt- mann eine humoriſtiſch-ſatiriſche Szene, die ver- dienten Beifall fand. * Am Abend empfing die Stadt die Vereinigung der deutſchen Reiſebüros im alten Rathausſaale, dem alten Ballſaal der Münchener Bürgerſchaft. Oberbürgermeiſter Scharnagl empfahl, die Stadt ſtädtebaulich, künſtleriſch und gerade jetzt in ihrem geſellſchaftlichen Leben zu betrachten und draußen die gewonnenen Eindrücke als überzeugte Wer- bung wirken zu laſſen. Der Präſident der Vereinigung ſprach den Wunſch aus, München möge reiche Früchte aus der deutſchen Verkehrsarbeit ernten. Eine Koſtprobe des künſtleriſchen München gaben Lieder von Kammerſänger Niſſen, die Kapellmeiſter am Staatstheater, Ellmendorff, be- gleitete. Domkaplan Hartwig zeigte ſeine „Deut- ſchen Städtebilder“ im Lichtbildvortrag. Viel Bei- fall fand das Doppelquartett vom Schobert-Chor. Hauptverſammlung der Vereinigung Deutſcher Reiſebüros im Bayeriſchen Hof am 23. Januar Nach Begrüßung zahlreicher prominenter An- weſender und nach Dankesworten an die Stadt München für den herzlichen Empfang warf der erſte Vorſitzende einen Rückblick über die ver- gangenen zwölf Monate, welche in hervorragen- der Weiſe heraustreten aus der Spanne der letzt- vergangenen Jahre. Er erinnerte an die Ereig- niſſe von weltumſpannender Bedeutung, welche ſich im vergangenen Jahre drängten und ihre Wirkungen noch weit in die Zukunft hineinwerfen werden. Der ruheloſe Erfindergeiſt jedoch arbeitet an den höchſten je von Menſchen erdachten Ver- kehrszielen, der lebendigen Erforſchung des Weltenraumes und der Herſtellung der Verbin- dung mit anderen Weltkörpern. Der Redner gedachte mit launigen Worten ſpäterer Zeiten, in welchen in deutſchen Reiſe- büros Fahrſcheinhefte nach dem Mars oder Sirius verkauft würden. Die Beziehungen der vereinigten deutſchen Reiſebüros zu allen in- und ausländiſchen Ver- kehrsorganiſationen ſind ausgezeichnete und die beſte Baſis für vollendete Ausgeſtallung des Dienſtes am Kunden. Die Erfolge des letzten Jahres laſſe die Vereini- gung mit geſundem Optimismus an die Weiter- arbeit gehen. Erneut ſei darauf hingewieſen, daß Fahr-, Platz- und Schlafwagenkarten in den Reiſebüros zu Originalpreiſen ohne jeglichen Aufſchlag zu haben ſind, daß alſo das Reiſepublikum ſich ſelber nützt, wenn es die Bequemlichkeiten der Büros in Anſpruch nimmt. Dies gilt auch bezüglich ſämtlicher anderer Verkehrsgeſchäfte, Beſorgung von Paßviſen, Studien-, Erholungs-, Pauſchal- und Geſell- ſchaftsreiſen zu Waſſer und zu Land. Die Mannigfaltigkeit dieſer Art von Reiſen haben die Zahlen der Vorkriegszeit nicht nur er- reicht, ſondern ſogar überboten. Ein Beweis für die Beliebtheit dieſer Art des Reiſens. Heute mittag hatte die Münchener Ortsgruppe die Mitglieder der Vereinigung zu einem Früh- ſtück im Bayeriſchen Hof geladen. Rückreiſe des Bundeskanzlers Dr. Seipel Nach ſeinem Vortrag im Auditorium Maximum der Univerſität trat Bundeskanzler Dr. Seipel um 22 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug über Salzburg die Rückreiſe nach Wien an. Auf dem Bahnhof hatten ſich Miniſterpräſident Dr. Held und Legationsrat Günther eingefunden. Der Bundeskanzler benützte den Nachmittag, um perſönliche Beſuche zu machen. Unter ande- rem beſichtigte er das Münchener Studentenhaus und ſtattete ſeinem Jugendfreund Hermann Barth einen längeren Beſuch ab. Die Argentiniſchen Wiſſenſchaftler im Studenten- haus Um der hier weilenden Argentiniſchen Studien- geſellſchaft auch einen gemütlichen, munteren Abend zu bieten, hatte man ſie zu einer heiteren, muſikaliſchen Veranſtaltung ins Studenten- haus geladen. Es war nett und vergnüglich, und man bemühte ſich, den Argentiniern und ihren Demen ein paar Stunden des Ausruhens und der Unterhaltung zu bieten. Direktor Beck vom Verein Studentenhaus be- grüßte für die Deutſche Akademiſche Auslands- ſtelle und für das Studentenhaus, der argentini- ſche Generalkonſul von Fremery dankte mit einem Hoch auf das Studentenhaus, auf München und auf das „herrliche Land Bayern“. Dann folg- ten Muſik- und Geſangsdarbietungen. Fräulein Jukia Hütter, eine Schülerin der Akademie der Tonkunſt, ſang mit geſchulter, ſympathiſcher Stimme und heiterem Temperament drei Lieder, Hermengilde Schnell zeigte ſich unter großem Beifall als ausgezeichnete junge Harfeniſtin und leitete mit dem zuletzt geſpielten Tanzlied von Trunk zum allgemeinen fröhlichen Tanz über, der nach ſchöner, alter Art mit einem Walzer be- gann. Der Chor des Studentenhauſes und das Studentenhausorcheſter erfreuten ebenfalls durch gute Darbietungen, ebenſo der Gebirgstrachten- verein „Almenrauſch“, deſſen Geſänge und Tänze fröhlichen Beifall fanden. Die Argentinier, die während ihrer Deutſch- landfahrt ſich auf dem Dampfer von einem ihrer Reiſegenoſſen, dem Profeſſor für Mathematik und Handelswiſſenſchaften Hurwitz, Santa Fee, not- dürftig in der deutſchen Sprache unterrichten ließen, haben bis jetzt Bremen, Hamburg, Berlin, Dresden und München beſucht und werden nach einem Ausflug in die Umgebung Münchens am Sonntag nach Berchtesgaden, Salzburg, Wien, nach der Schweiz, dann wieder nach Deutſchland zurück nach Heidelberg, Frankfurt, Köln und ſchließlich nach Frankreich und Spanien fahren, um dann wieder die Heimreiſe anzutreten. Sie ſind von ihrem Münchener Aufenthalt außer- ordentlich zufrieden, namentlich hatte ihnen das Deutſche Muſeum imponiert. Platzkarten Den beiden laufkartenführenden Stellen Amt- liches Bayeriſches Reiſebüro-Stadt und Amtliches Bayeriſches Reiſebüro-Hauptbahnhof ſind die Plätze in den D-Zug-Wagen annähernd gleich- mäßig zugeteilt, ſo daß in Richtung Berlin, Dresden, Köln uſw. in beiden Büros Raucher- und Nichtraucherabteile zur Verfügung ſtehen. Wo allerdings — beſonders im Winter, im Som- mer kommt dieſer Fall faſt nicht vor — nur je ein Raucher- oder Nichtraucherabteil eingerichtet iſt, wie z. B. im Wagen München—Chur und München—Hamburg, müſſen, da die Laufkarte nur an einer Stelle geführt werden kann, auch die ſämtlichen Plätze eines Abteils von einem Büro abgegeben werden. Eine Teilung dieſer Abteile ſelbſt in zwei Hälf- ten iſt ohne Verzögerung in der Ausgabe nicht durchführbar und unpraktiſch, insbeſondere wenn Plätze einander gegenüber beſtellt werden. Die telephoniſche Zuteilung der Plätze des gleichen Abteils von einer Stelle zur anderen hatte nicht ſelten Hörfehler und Doppelverkäufe zur Folge. Außerdem mußten die Karten erſt wieder im an- deren Ausgabebüro abgeholt werden. Aus dieſem Grunde wurde die von dem Herrn Einſender be- anſtandete Regelung getroffen. Wir haben nunmehr angeordnet, daß in Fällen, in denen nur eines unſerer Büros mit Plätzen ausgerüſtet iſt, telephoniſch der Platz bei der zu- ſtändigen Ausgabeſtelle angefordert, belegt und die Karte dem Reiſenden ſofort herausgeſchrieben wird. Hochſchulgruppe München der Deutſchen Volks- partei — Nationalliberalen Partei. Vortrags- abend Donnerstag, 24. Januar, 20 Uhr, im Kon- ferenzzimmer II des Hotels Deutſcher Kaiſer, Arnulfſtraße. Es ſpricht Diplomvolkswirt Eduard Gartmayr über „Agrarſtaat oder Induſtrie- ſtaat“. Eintritt frei Gäſte willkommen. An- ſchließend Ausſprache. Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei — Nationalliberalen Partei. Politiſcher Nachmit- tagstee Freitag, 25. Januar, 16 30 Uhr, im Hotel Deutſcher Kaiſer, Arnulfſtraße (Konferenzzim- mer I). Frau Dr. Gertraud Wolf wird über „Deutſchland und der Völkerbund“ ſprechen. Gäſte willkommen. Vergrößerung des Warenhauſes Tietz Wir brachten in unſrer Nummer vom 17. Ja- nuar unter dieſer Ueberſchrift die Nachricht von dem Erwerb mehrerer Häuſer durch die Firma Hermann Tietz, wobei wir erwähnten, daß die betreffenden Wohnungs- und Geſchäftsinhaber von der Firma Tietz in entſprechender Weiſe ab- gefunden worden ſeien. Wie wir hören, ent- ſpricht dieſe Meldung nicht den Tatſachen Von den Geſchäfts- und Wohnungsinhabern der an- gekauften Häuſer iſt bis jetzt niemand abgefun- den worden und auch eine offizielle Kündigung iſt noch nicht erfolgt. Liebe AZ! Ich möchte die Angelegenheit „Heizung der Straßenbahn in München“ anſchneiden. Ich glaube nicht, daß es nötig iſt, die Einzelheiten näher anzugeben, aber auch die Schaffner ſind Menſchen und müſſen einen 5—6ſtündigen Dienſt im kalten Raum verrichten. Augsburg, Nürnberg, Ulm-Neu-Ulm, haben ge- heizte Straßenbahnen und jedenfalls noch viele Städte mehr. Was in dieſen Städten geht, muß doch auch in München möglich ſein. Beſonders bei der jetzt herrſchenden Kälte wäre ein entſprechen- der Hinweis in Ihrem geſchätzten Blatte dringend geboten. M. D. Unſer goldenes Gemüt Linie 3 mit 50 Sekunden Verſpätung in voller Fahrt die Anlagen hinauf. Plötzlich: ruck, zuck, hineingehauene Bremſe. Die Paſſagiere ſchlagen ſich Beulen an die Köpfe, teils am Holz, teils am Nachbarſchädel. „A ſolch ein Sauſtall“ will gerade ein Mann auf der Plattform rufen, als die Stimme des Führers ihn übertönt: „Maleſizviech, miſtiges!“ Der Mann auf der Plattform macht einen lan- gen Hals und ſchaut angeſtrengt dorthin, wohin der Führer ſchaut: vor den Wagen. Dann ver- kündet er ſachlich: „A Hund!“ Fünf Frauen ſchreien in Tönen höchſten Mit- leids: „A Hunderl, is ihm was giſchehen?“ Der Schaffner ſagt: „Nir is paſſiert, dem Herrn Hund, guat is ganga!“ Alles ſtürzt an die Scheiben. Draußen geht ein weißer Foxi im ſpaniſchen Schritt langſam über die Gleiſe, macht ein Geſchau wie eine Prima- donna, vornehm und indigniert. Vom Randſtein her wirft er einen verächtlichen Augenaufſchlag herüber. „A ſolch a herzigs Viecherl!“ zwitſchern die Frauen. „Fahrn ma zua“, ſagt der Schaffner. Die Linie 3 hat nun 70 Sekunden Verſpätung. (K-B-E). Keine Einſchränkung der deutſchen Einwanderung in Kanada In den letzten Tagen wurden Meldungen ver- breitet, wonach die Einwanderung in Kanada durch die kanadiſche Regierung erheblich einge- ſchränkt worden ſei. Von der Hamburg-Amerika- Linie hören wir, daß nach der entſprechenden Ver- ordnung des kanadiſchen Einwanderungsminiſters, deren Wortlaut nunmehr vorliegt, ſich dieſe Ein- ſchränkung lediglich gegen die nicht bevorzugten Länder richtet, zu denen in der Hauptſache die öſtlichen Staaten Europas gehören. Die Einwanderung deutſcher Staatsange- höriger in Kanada wird durch dieſe Verordnung nicht getroffen und kann unverändert wie bis- her erfolgen. Nähere Auskunft über die Zulaſſungsbeſtim- mungen in Kanada ſowie wegen Ueberfahrts- gelegenheiten dorthin wird durch die Hamburg- Amerika-Linie, Theatinerſtraße 38, jederzeit gerne koſtenlos erteilt. Andreas Hofer Heute, Mittwoch, Krone-Premiere! Wir ma- chen auf die heutige Erſtaufführung von „Andreas Hofer“ im Circus Krone aufmerkſam, die dadurch noch an Intereſſe gewinnt, daß Alfred Delboſg, der Verfaſſer des Manegen-Schauſtückes, ſelbſt in der Titelrolle auftritt. Außer „Andreas Hofer“ wird noch ein vollſtändiges artiſtiſch-zirzenſiſches Programm gezeigt, in dem u. a. „Afra“, die rätſelhafte Gedankenleſerin, die 10 Caſi-Huſaren und der 9jährige „Breitbart“ Hellmuth Lichterfeld des großen Erfolges wegen auch weiterhin ver- pflichtet ſind. Moderne Frauenprobleme werden von namhaf- ten Autoren im Januarheft von Weſter- manns Monatsheften behandelt. Prof. Dr. Max Wolff ſchreibt über „Geburtenausfall und Bevölkerungsrückgang, Julie Wolfthorn ſchreibt eine intereſſante Abhandlung über „Mo- derne Frauentypen“ mit mehreren farbigen Ab- bildungen H. von Soyters bringt ein feſſelndes, klug geſchriebenes Ehekapitel „Die Wahl“, und auch der Roman „Zwiſchen den Spiegeln“ dringt in moderne Frauenprobleme ein. Auch ſonſt bie- tet das Heft eine Menge intereſſanter, aktueller Artikel und Aufſätze, wie „Das Problem des Fernſehens,“ „Von Kunſt und Künſtlern“, Opern- und Operettenſchau. Dramatiſche Rundſchau und viele vollendete Wiedergaben von Gemälden, uſw. von Hodler. Das Jahrbuch für die deutſchen Kriegsopfer 1923 iſt erſchienen. Wieder in bekanntem gediegenem Leinengewand mit reich geſtaltetem Inhalt. Das Kalendarium enthielt den Aufbau der Verſor- gungs- und Spruchbehörden wie auch der Für- ſorgeorgane im Reichsgebiet mit genauen An- ſchriften. Auch der Wortlaut des Geſetzes über die Beſchäftigung Schwerbeſchädigter nach dem neueſten Stand mit Ausführungsbeſtimmungen iſt dem Inhalt eingegliedert Ausführliche Tabellen über die monatlichen Renten, Zuſatzrenten, Ka- pltalabfindung, Abfindung bei Wiederverheira- tung und monatlichen Einkommensgrenzen für die Gewährung der Elternverſorgung verleihen dem Werk den Wert eines für die Taſche beſtimmten Nachſchlagewerkes für jeden, der ſich mit den Fragen der Kriegsopfer zu beſchaftigen hat. Bei dem geringen Preis von 85 Pfennig bei portofreier Zuſtellung wird die Anſchaffung wei- teſten Kreiſen möglich gemacht. Beſtellungen ſind zu richten an die Hauptgeſchäftsſtelle des Reichs- verbandes Deutſcher Kriegsbeſchädigter und Kriegerhinterbliebener, Berlin SW 68, Char- lottenſtraße 85.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 19, 23. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine19_1929/4>, abgerufen am 21.11.2024.