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Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 23. Mai 1920.

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Ich bin den Ausbruch meiner Kur
Fast jeden Augenblick gewärtig." --
Drauf legt sie sich, wie manchmal eine Braut
Vor ihrem Hochzeitstage, nieder,
Und seufzte leis: "Mit heiler Haut
&q;Geschieht es doch gewiß nicht wieder!" --
Die Alte wachte wundersam,
Um ja durch nichts der Kranken Schlaf zu stören,
Und wedelte den Arm sich lahm
Von ihr die Fliegen abzuwehren.
Wer sieht nicht gern den Schlaf von einer solchen Kranken,
Als Fräulein Karoline war?
Da werden oft die heimlichsten Gedanken
In jeder Wendung offenbar.
Wie viel verriet auch hier die angenehme Röte,
Die immer mehr sich im Gesicht
Der schönen Träumerin erhöhte,
Wie viel verriet der Trieb, der ihren Busen blähte,
Den Augen des Bemerkers nicht!
Wenn's eine Wette gält, den Traum wollt' ich erzählen,
Es sollte mir kein Umstand fehlen. --
Das alte Weib, trotz seiner Schläfrigkeit,
Blieb treulich wach, bis zu der Morgenzeit,
Wo Karoline sich dem Schlummer
Mit einem Seufzerchen entwandt,
Und immer noch ihr Herz voll Kummer
Und nach Besichtigung des Busens und der Hand
Kein Merkmal noch von Blattern fand. (Schluß folgt.)

Von unseren Hochschulen

Am 16. und 17. Mai trat in Dresden der außer-
ordentliche Deutsche Studententag
zusammen. Auf
der Tagesordnung standen die drei Punkte: Das neue Studenten-
recht; Die Wahlforderungen der deutschen Studentenschaft an die
politischen Parteien; Verschiedenes. Von 76 Hochschulen waren
66 durch 135 Vertreter mit 176 Stimmen vertreten. Auch die
Ausländerfrage wurde eingehend besprochen. Folgender Antrag
wurde mit großer Mehrheit angenommen: "Die deutsche Studen-
tenschaft sieht es als selbstverständlich an, daß alle deutschen
Studierenden, die die deutsche Staatsangehörigkeit vor August
1914 erworben haben, in allen studentischen Angelegenheiten die
gleichen Rechte besitzen."


Die zahnärztliche Poliklinik in Halle, die unter der Lei-
tung von Geheimrat Professor Dr. Körner steht, hat umfang-
reiche Erweiterungen erfahren. Zur Vergrößerung wurden bau-

[Spaltenumbruch]

liche Veränderungen vorgenommen und neue Einrichtungen be-
schafft. Ein anderer Füllsaal und eine technische Abteilung sind
völlig neu errichtet worden. Während bisher in der Poliklinik
nur 25 Studierende der Zahnheilkunde arbeiten konnten, können
jetzt 100 an den praktischen Uebungen teilnehmen. Die Kosten
für die Erweiterungen wurden aus Staatsmitteln gedeckt.

Aus Vorträgen und Vereinen
Münchener Alteriums-Verein e. V. Sitzung vom 19. April 1920.
(Allgemeiner Abend.)

Der erste Vorsitzende Professor Franz Wolter begrüßt
die 45 anwesenden Mitglieder und bespricht die Neueinläufe an
Büchern und Zeitschriften.

Von den 20 Herren, die heute Gegenstände alter Kunst zur
Vorlage und Besprechung mitgebracht hatten, waren in der über-
wiegenden Mehrheit graphische Kunstblätter und Gemälde vor-
gezeigt. Vor allem eine prächtige Kartonminiatur, die Porträte
dreier Knaben, gemalt von Franz Xaver Winterhalter (1806 bis
1873), 6 Miniaturen auf Elfenbein, Kopien der Winterhalterschen
Porträte. eine prächtige aquarellierte Handzeichnung des Ita-
lieners Matteo Roselli (1578--1651), eine männliche Figur dar-
stellend ein Paar süddeutsche großzügige Röthelzeichnungen um
1750, Maria Himmelfahrt und eine Madonna mit Kind, ein
Nachstich des Dürerschen Blattes "Ritter, Tod und Teufel" von
Joh. Wirtz, dem Züricher Meister (1640--1710), eine Serie kleiner
Holzschnitte (Alphabet) von Unger in Berlin. nach Zeichnungen
von Mail, zwei prächtige Elfenbeinminiaturen, ovales Bildnis
König Ludwigs I. von Bavern, wohl von A. Einsle (1801--1871),
und in Rechteck ein Mädchenporträt mit Blumenvase (Wien?)
um 1840 Aber auch ein paar gute Zinngegenstände, eine Re-
naissanceplatte, reich graviert, zwei Notkelche aus dem 18. Jahr-
hundert, ein Rokokozinnteller, ein siebartig durchbrochener Zinn-
topf, der wohl zur Käsebereitung diente (um 1700), zwei hübsch
ornamentierte Weihwasserkessel, 18. Jahrhundert, und Klein-
kunstarbeiten, wie drei dem 13. Jahrhundert angehörende kup-
ferne, mit Emaileinlagen verzierte Weihemünzen, ein Bieder-
meierring mit schön geschnittenem Stein, eine Kupferemaildose
in Form eines Cigerkopfes, ein Paar reichdekorierte, französische
Vorzellanvasen. Zeit Napoleon III., eine geschnittene Eisenplatte
für Druckzwecke. 18. Jahrhundert. eine kleine Solnhofenerplatte
mit erhaben geschnittener Schrift, datiert 1568, ein Porzellan-
papagei, weiß, mit der frühesten Nymphenburger Marke, eine
ungarische Schließe mit Grubenemail (um 1600), ein feuerver-
goldeter Silberanhänger (Mater dolorosa, 17. Jahrhundert), ein
kleines Holzrelief um 1700, Christus auf dem Oelberg, in später
Fassung, eine Meißener Porträtplakeite in Biskuitporzellan, eine
runde große Reiseuhr in Silbergehäuse um 1700, ein in Sand-
stein geschnittener Kopf eines "Schmerzensmannes" um 1500, ein
Stück kostbaren italienischen Samtes aus dem 16. Jahrhundert,
aus gleicher Zeit ein kleines, schön patiniertes Kupferkreuz und
eine silberne Taufmedaille um 1600 von hervorragend geschmack-
voller Arbeit.

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23. Mai 1920 Allgemeine Zeitung
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Ich bin den Ausbruch meiner Kur
Faſt jeden Augenblick gewärtig.“ —
Drauf legt ſie ſich, wie manchmal eine Braut
Vor ihrem Hochzeitstage, nieder,
Und ſeufzte leis: „Mit heiler Haut
&q;Geſchieht es doch gewiß nicht wieder!“ —
Die Alte wachte wunderſam,
Um ja durch nichts der Kranken Schlaf zu ſtören,
Und wedelte den Arm ſich lahm
Von ihr die Fliegen abzuwehren.
Wer ſieht nicht gern den Schlaf von einer ſolchen Kranken,
Als Fräulein Karoline war?
Da werden oft die heimlichſten Gedanken
In jeder Wendung offenbar.
Wie viel verriet auch hier die angenehme Röte,
Die immer mehr ſich im Geſicht
Der ſchönen Träumerin erhöhte,
Wie viel verriet der Trieb, der ihren Buſen blähte,
Den Augen des Bemerkers nicht!
Wenn’s eine Wette gält, den Traum wollt’ ich erzählen,
Es ſollte mir kein Umſtand fehlen. —
Das alte Weib, trotz ſeiner Schläfrigkeit,
Blieb treulich wach, bis zu der Morgenzeit,
Wo Karoline ſich dem Schlummer
Mit einem Seufzerchen entwandt,
Und immer noch ihr Herz voll Kummer
Und nach Beſichtigung des Buſens und der Hand
Kein Merkmal noch von Blattern fand. (Schluß folgt.)

Von unſeren Hochſchulen

Am 16. und 17. Mai trat in Dresden der außer-
ordentliche Deutſche Studententag
zuſammen. Auf
der Tagesordnung ſtanden die drei Punkte: Das neue Studenten-
recht; Die Wahlforderungen der deutſchen Studentenſchaft an die
politiſchen Parteien; Verſchiedenes. Von 76 Hochſchulen waren
66 durch 135 Vertreter mit 176 Stimmen vertreten. Auch die
Ausländerfrage wurde eingehend beſprochen. Folgender Antrag
wurde mit großer Mehrheit angenommen: „Die deutſche Studen-
tenſchaft ſieht es als ſelbſtverſtändlich an, daß alle deutſchen
Studierenden, die die deutſche Staatsangehörigkeit vor Auguſt
1914 erworben haben, in allen ſtudentiſchen Angelegenheiten die
gleichen Rechte beſitzen.“


Die zahnärztliche Poliklinik in Halle, die unter der Lei-
tung von Geheimrat Profeſſor Dr. Körner ſteht, hat umfang-
reiche Erweiterungen erfahren. Zur Vergrößerung wurden bau-

[Spaltenumbruch]

liche Veränderungen vorgenommen und neue Einrichtungen be-
ſchafft. Ein anderer Füllſaal und eine techniſche Abteilung ſind
völlig neu errichtet worden. Während bisher in der Poliklinik
nur 25 Studierende der Zahnheilkunde arbeiten konnten, können
jetzt 100 an den praktiſchen Uebungen teilnehmen. Die Koſten
für die Erweiterungen wurden aus Staatsmitteln gedeckt.

Aus Vorträgen und Vereinen
Münchener Alteriums-Verein e. V. Sitzung vom 19. April 1920.
(Allgemeiner Abend.)

Der erſte Vorſitzende Profeſſor Franz Wolter begrüßt
die 45 anweſenden Mitglieder und beſpricht die Neueinläufe an
Büchern und Zeitſchriften.

Von den 20 Herren, die heute Gegenſtände alter Kunſt zur
Vorlage und Beſprechung mitgebracht hatten, waren in der über-
wiegenden Mehrheit graphiſche Kunſtblätter und Gemälde vor-
gezeigt. Vor allem eine prächtige Kartonminiatur, die Porträte
dreier Knaben, gemalt von Franz Xaver Winterhalter (1806 bis
1873), 6 Miniaturen auf Elfenbein, Kopien der Winterhalterſchen
Porträte. eine prächtige aquarellierte Handzeichnung des Ita-
lieners Matteo Roſelli (1578—1651), eine männliche Figur dar-
ſtellend ein Paar ſüddeutſche großzügige Röthelzeichnungen um
1750, Maria Himmelfahrt und eine Madonna mit Kind, ein
Nachſtich des Dürerſchen Blattes „Ritter, Tod und Teufel“ von
Joh. Wirtz, dem Züricher Meiſter (1640—1710), eine Serie kleiner
Holzſchnitte (Alphabet) von Unger in Berlin. nach Zeichnungen
von Mail, zwei prächtige Elfenbeinminiaturen, ovales Bildnis
König Ludwigs I. von Bavern, wohl von A. Einsle (1801—1871),
und in Rechteck ein Mädchenporträt mit Blumenvaſe (Wien?)
um 1840 Aber auch ein paar gute Zinngegenſtände, eine Re-
naiſſanceplatte, reich graviert, zwei Notkelche aus dem 18. Jahr-
hundert, ein Rokokozinnteller, ein ſiebartig durchbrochener Zinn-
topf, der wohl zur Käſebereitung diente (um 1700), zwei hübſch
ornamentierte Weihwaſſerkeſſel, 18. Jahrhundert, und Klein-
kunſtarbeiten, wie drei dem 13. Jahrhundert angehörende kup-
ferne, mit Emaileinlagen verzierte Weihemünzen, ein Bieder-
meierring mit ſchön geſchnittenem Stein, eine Kupferemaildoſe
in Form eines Cigerkopfes, ein Paar reichdekorierte, franzöſiſche
Vorzellanvaſen. Zeit Napoleon III., eine geſchnittene Eiſenplatte
für Druckzwecke. 18. Jahrhundert. eine kleine Solnhofenerplatte
mit erhaben geſchnittener Schrift, datiert 1568, ein Porzellan-
papagei, weiß, mit der früheſten Nymphenburger Marke, eine
ungariſche Schließe mit Grubenemail (um 1600), ein feuerver-
goldeter Silberanhänger (Mater dolorosa, 17. Jahrhundert), ein
kleines Holzrelief um 1700, Chriſtus auf dem Oelberg, in ſpäter
Faſſung, eine Meißener Porträtplakeite in Biskuitporzellan, eine
runde große Reiſeuhr in Silbergehäuſe um 1700, ein in Sand-
ſtein geſchnittener Kopf eines „Schmerzensmannes“ um 1500, ein
Stück koſtbaren italieniſchen Samtes aus dem 16. Jahrhundert,
aus gleicher Zeit ein kleines, ſchön patiniertes Kupferkreuz und
eine ſilberne Taufmedaille um 1600 von hervorragend geſchmack-
voller Arbeit.

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[197/0011] 23. Mai 1920 Allgemeine Zeitung _ Ich bin den Ausbruch meiner Kur Faſt jeden Augenblick gewärtig.“ — Drauf legt ſie ſich, wie manchmal eine Braut Vor ihrem Hochzeitstage, nieder, Und ſeufzte leis: „Mit heiler Haut &q;Geſchieht es doch gewiß nicht wieder!“ — Die Alte wachte wunderſam, Um ja durch nichts der Kranken Schlaf zu ſtören, Und wedelte den Arm ſich lahm Von ihr die Fliegen abzuwehren. Wer ſieht nicht gern den Schlaf von einer ſolchen Kranken, Als Fräulein Karoline war? Da werden oft die heimlichſten Gedanken In jeder Wendung offenbar. Wie viel verriet auch hier die angenehme Röte, Die immer mehr ſich im Geſicht Der ſchönen Träumerin erhöhte, Wie viel verriet der Trieb, der ihren Buſen blähte, Den Augen des Bemerkers nicht! 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Folgender Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen: „Die deutſche Studen- tenſchaft ſieht es als ſelbſtverſtändlich an, daß alle deutſchen Studierenden, die die deutſche Staatsangehörigkeit vor Auguſt 1914 erworben haben, in allen ſtudentiſchen Angelegenheiten die gleichen Rechte beſitzen.“ Die zahnärztliche Poliklinik in Halle, die unter der Lei- tung von Geheimrat Profeſſor Dr. Körner ſteht, hat umfang- reiche Erweiterungen erfahren. Zur Vergrößerung wurden bau- liche Veränderungen vorgenommen und neue Einrichtungen be- ſchafft. Ein anderer Füllſaal und eine techniſche Abteilung ſind völlig neu errichtet worden. Während bisher in der Poliklinik nur 25 Studierende der Zahnheilkunde arbeiten konnten, können jetzt 100 an den praktiſchen Uebungen teilnehmen. Die Koſten für die Erweiterungen wurden aus Staatsmitteln gedeckt. Aus Vorträgen und Vereinen Münchener Alteriums-Verein e. V. Sitzung vom 19. April 1920. (Allgemeiner Abend.) Der erſte Vorſitzende Profeſſor Franz Wolter begrüßt die 45 anweſenden Mitglieder und beſpricht die Neueinläufe an Büchern und Zeitſchriften. Von den 20 Herren, die heute Gegenſtände alter Kunſt zur Vorlage und Beſprechung mitgebracht hatten, waren in der über- wiegenden Mehrheit graphiſche Kunſtblätter und Gemälde vor- gezeigt. Vor allem eine prächtige Kartonminiatur, die Porträte dreier Knaben, gemalt von Franz Xaver Winterhalter (1806 bis 1873), 6 Miniaturen auf Elfenbein, Kopien der Winterhalterſchen Porträte. eine prächtige aquarellierte Handzeichnung des Ita- lieners Matteo Roſelli (1578—1651), eine männliche Figur dar- ſtellend ein Paar ſüddeutſche großzügige Röthelzeichnungen um 1750, Maria Himmelfahrt und eine Madonna mit Kind, ein Nachſtich des Dürerſchen Blattes „Ritter, Tod und Teufel“ von Joh. Wirtz, dem Züricher Meiſter (1640—1710), eine Serie kleiner Holzſchnitte (Alphabet) von Unger in Berlin. nach Zeichnungen von Mail, zwei prächtige Elfenbeinminiaturen, ovales Bildnis König Ludwigs I. von Bavern, wohl von A. Einsle (1801—1871), und in Rechteck ein Mädchenporträt mit Blumenvaſe (Wien?) um 1840 Aber auch ein paar gute Zinngegenſtände, eine Re- naiſſanceplatte, reich graviert, zwei Notkelche aus dem 18. Jahr- hundert, ein Rokokozinnteller, ein ſiebartig durchbrochener Zinn- topf, der wohl zur Käſebereitung diente (um 1700), zwei hübſch ornamentierte Weihwaſſerkeſſel, 18. Jahrhundert, und Klein- kunſtarbeiten, wie drei dem 13. Jahrhundert angehörende kup- ferne, mit Emaileinlagen verzierte Weihemünzen, ein Bieder- meierring mit ſchön geſchnittenem Stein, eine Kupferemaildoſe in Form eines Cigerkopfes, ein Paar reichdekorierte, franzöſiſche Vorzellanvaſen. Zeit Napoleon III., eine geſchnittene Eiſenplatte für Druckzwecke. 18. 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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 20, 23. Mai 1920, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine20_1920/11>, abgerufen am 01.09.2024.