Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 1. Februar 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] für Caricatur und Pas quille zu danken hat. Ernstgemeintes und Richtig-
gegebenes fehlt am Ende auch nicht; aber davon reden wir hier nicht,
sondern nur von jenen Veiläufigkeiten und Seitenblicken mit welchen man
Tirolisches gern abfertigt. Um so mehr erfreut uns ein gelungener Wurf,
der als Seltenheit dazwischen fällt, und wir erwähnen seiner mit so be-
stimmterem Nachdruck als in demselben die beste Abwehr gegen die gewöhn-
lichen Faseleien und Höflichkeiten liegt. Solch einen Wurf nun hat die
"Reichszeitung" in einer ihrer letzten Nummern gethan mit einem "Brief
aus Tirol". Der Schreiber desselben hat uns mehr als ergötzt; er hat
durch seinen sichern, freien und treuen Federstrich gezeigt daß es an offe-
nen, lichten Augen nicht fehlt welche die Dinge sehen wie sie sind, und
ohne Zagen die feste Hand brauchen um das Gesehene darzustellen. Ge-
schieht dieß obendrein mit der beitern Gefälligkeit und schlichten Redselig-
keit eines ruhigen Gemüths, so faßt das Wahre und Lebendige daran nur
desto sicherer Platz. Es steht in dem besagten Brief ein Genrebild vor
uns -- ein politisches -- so gut als wir lange keines sahen unter jenen
zu deren Gegenständen Modelle und Zugehör in dem Malerstudium dieses
Landes geborgt werden. Eine Skizze die wir darnach zu nehmen ver-
suchen, werden Sie wohl unterbringen. Auf einem Marktplatze macht
sich der Maler an eine Gruppe Bauern, die zwar "wenig, sehr wenig
reden, auf welche es aber in Tirol am Ende allein ankommt." Es geht
die Frage: wann einmal das ordentliche Geld statt der Papierfetzen
komme, und ob es Krieg gebe, weil der Kaiser so viele Soldaten ins
Land schicke? Einer findet es seltsam "daß bei etwas Rechtem man doch
ohne die Gamaschen hab' fertig werden müssen", und ein anderer, ein
kecker Robler, fragt: "ob man ihnen wohl auch die Stutzen nehmen werde
wie man |es anderswo gethan hat?" -- "Aft!" ruft ein Bub aus dem
Unterland, "da wollten wir ihnen schon zünden!" Und der Alte begütigt:
"Das wird etwa doch nit seyn!" -- "Aber mit den 15,000 Schützen ist's
nichts", wirft der Schnurrbart ein, "die das Landl stellen soll -- daß sie
alles so| abmachen ohne uns zu fragen, taugt mir gar nicht. Wir sind
stets ausgezogen wenn Gefahr war, aber zwingen lassen wir uns nicht;
Anno | 1805 haben auch die Commissäre im Spatzenfrack commandirt --
extra nit! hat aber mein Vater gesagt." -- "'S ist im Wirthshaus er-
zählt worden", sagt ein Bube der Recrut werden soll, "bei den Kaiser-
jägern gäb' es jetzt einen zweiten Oberst und nochmal so viele Bataillone
als früher. Offenbar will die Regierung noch ein Regiment vom Land
-- aber man mache das so hinterm Rücken ab." -- "Und mit dem Tabak-
pflanzen?" meint einer wieder, "der Erzherzog Johann hat uns Anno 48
versprochen, es werde freigegeben; jetzt Anno 1850 soll es schon nicht
mehr gelten? Es wär' doch zum saggrisch werden, wenn man uns Tirolern
nur etwas verspräch' -- sobald man uns braucht." Darauf antwortet ein
Bäuerlein: "Am Landtage werde man mit den Herren schon abrechnen",
aber der Unterinnthaler-Schütze fährt ihm dazwischen: "Sey still mit dem
Landtag, der sagt gewiß wieder zu allem: Ja, ja!" -- "Das wird er
nicht thun -- wirst's schon sehen", hofft der Alte, und ein Oberländer,
ein findig stiller, meint: "'S beste wär|, wir thäten uns selbst regieren",
bis endlich ein offenbar höchst einseitiger Fuhrknecht aus dem Etschlande
glaubt "noch besser wär's bayerisch zu werden, um den Wein verkaufen zu
können -- und so weiter." Der Lauscher im Hintergrunde zieht nun den
Schluß "daß diese Leute bei aller Loyalität auch noch einige andere Wün-
sche hätten als den einen das Kaiserlied mit neuen Variationen abfingen
zu dürfen"; er meint es werde der unausweichliche Landtag dem Ministe-
[Spaltenumbruch] rium einige harte Nüsse vom Baum schütteln; auch der Thätigkeit der
frommen Vereine -- die natürlich sich nie in die Politik mischen -- ge-
denkt er unter anderm. Uns hat nur jene Bauernscene mit ihm vollkom-
men befreundet. Was jetzt im Munde des Volkes umgeht an Wunsch
und Klage und Bedenken, hat er von seinen Innthaler-Marktbesuchern
auf den Ragelkopf treffend sagen lassen. Da haben Sie einige Notizen,
im Vorübergehen gemacht, die mehr sagen als ein Leitartikel oder ein
officieller Bericht über die Volksstimmung. Könnten wir nicht mit Aehn-
lichem aus eigenen Heften das hier Gegebene bestätigen, wir hätten es
nicht zur Beachtung befingerzeigt. Noch eins, Palazky's Manifest hat
hier mächtig angeklungen. Es würde keine Auffallenheit heißen können,
wenn nach Abzug der tschechischen Beigaben das meiste und gewichtigste
desselben von hier aus durch gewisse Leute unterschrieben würde. Die
Südtirolerin sprach sich in ihrer Weise hierüber aus, bezeichnete die Be-
freundeten des centrifugalen Bündlerwesens und der Nationalitätserfinder,
aber auch für die Reformer schien sie vorsprechen zu wollen, welche sich
den Gedanken einer parlamentarischen Gruppirung der Stammgenossen
allmählich vertraut machen.



Paris.

Die erste Frage die man gestern aufwarf, nach-
dem man im Journal des Debats einen Auszug aus der Einleitung ge-
lesen hatte womit Hr. Guizot die vierte Auflage seiner Geschichte der eng-
lischen Revolution ausgestattet, war die: Ist diese Einleitung wirklich für
die Revolution geschrieben die fast zwei Jahrhunderte, oder für die welche
kaum zwei Jahre hinter uns liegt? Die Antwort darauf lautete ziemlich
einstimmig dahin daß Guizot, ohne der englischen Revolution einen fran-
zösischen Zuschnitt zu geben, ihr manche Seiten abgewonnen und hervor-
gehoben, daß man glauben könnte er spräche von Sachen und Personen
die so zu sagen aus unserer Gegenwart herausgegriffen sind. Ohne für
diese Ansicht einzustehen -- was wohl erst dann möglich ist wenn man die
Einleitung vollständig gelesen und mit dem Geschichtswerke selbst in wür-
digenden Zusammenhang gebracht hat -- glaube ich als bloßer Verichter-
statter der öffentlichen Meinung Ihnen Stellen anführen zu müssen, in
welchen man unsere Zeit und unsere Zeitgenossen zu erkennen glaubt:
"In diesem Zwischenreich von zwanzig Monaten, mitten im Durcheinander
der absonderlichsten Prätendenten, erschien gerade derjenige nicht an den
ganz England, sey es in Hoffnung, sey es in Furcht als an den einzig
ernsten Prätendenten dachte. ... Richard Cromwell hatte den Gedanken
und den Wunsch der allgemeinen wie seiner eigenen Agonie ein Ende zu
machen, indem er mit dem König unterhandelte. Es fehlte ihm weder
Geist noch redlicher Wille; er besaß weder Ehrgeiz noch Größe. Das
Schicksal seines Vaters hatte in seinem Gemüthe eher das Gefühl der Ab-
spannung als das des Bertrauens erweckt. Er glaubte für sich selbst nicht
an die Rückkehr eines so großen Triumphs; er fühlte sich unfähig eine so
große Last zu tragen. Aber er konnte es ebensowenig in so außerordent-
lichen Angelegenheiten zu einer überwiegenden Entschließung bringen. Er
war unentschieden und schwach, und tappte aus einer vertieften Verschul-
dung heraus rechts und links, rückwärts und vorwärts nach der Zukunft.
Er blieb das Spielzeug eines glücklichen Zufalls, dessen Eitelkeit ihm
nicht verborgen blieb, und das Werkzeug von Menschen die weniger ge-
sunden Sinn als er selbst besaßen."



[irrelevantes Material]

[256--258] Ankündigung.

Der Ausschuß der mechanischen Baumwoll-Spinn- und Weberei in Augsburg hat die Ehre, in Gemäßheit des §. 17 der Statu-
ten, die HH. Actien-Inhaber zu einer

Dienstag den 3 März d. J., Vormittags 9 Uhr,

in der Fabrik abzuhaltenden Generalversammlung einzuladen, um

die üdlichen Vorträge anzuhören;

Beschluß zu fassen über das Ergedniß des Jahres 1849;

über allanfallsige Anträge von Gesellschaftsmitgliedern zu berathen und zu beschließen, insoferne solche, dem §. 18, Absatz 9, der

Statuten gemäß vier Wochen vor der Generalversammlung dem Ausschusse übergeben werden;

und endlich um die Nummern von 20 Anlehens-Obligationen zu ziehen, welche am künftigen 1 September heimbezahlt werden.

Die Versammlung beginnt mit der in §. 14 der Statuten vorgeschriebenen Legitimation der erscheinenden Gesellschaftsmitgliedern.

Augsburg, den 19 Januar 1850. Der Vorstand: F. Schmid.



[350] Erledigte Lehrstelle.

An der königlichen Landwirthschafts- und Gewerbsschule dahier wird ein Lehrer der Arithmethik und Geometrie gesucht, welcher
abwechselnd mit den übrigen Lehrern zur Abhaltung der Sonntagsschule bereit und nöthigen Falls zum Unterricht in der französischen Sprache
befähigt ist.

Bewerber um diese Stelle, womit vorläufig eine monatliche Remuneration von 40 fl. verbunden ist, haben ihre Gesuche nebst vorschrifts-
mäßigen Zeugnissen bis zum 28sten Februar d. J. bei unterfertigter Behörde einzureichen.

Kempten, den 28 Jan. 1850.

Der Magistrat.

d. vac.

Zethner, Rechtsrath.



[Spaltenumbruch] für Caricatur und Pas quille zu danken hat. Ernſtgemeintes und Richtig-
gegebenes fehlt am Ende auch nicht; aber davon reden wir hier nicht,
ſondern nur von jenen Veiläufigkeiten und Seitenblicken mit welchen man
Tiroliſches gern abfertigt. Um ſo mehr erfreut uns ein gelungener Wurf,
der als Seltenheit dazwiſchen fällt, und wir erwähnen ſeiner mit ſo be-
ſtimmterem Nachdruck als in demſelben die beſte Abwehr gegen die gewöhn-
lichen Faſeleien und Höflichkeiten liegt. Solch einen Wurf nun hat die
„Reichszeitung“ in einer ihrer letzten Nummern gethan mit einem „Brief
aus Tirol“. Der Schreiber desſelben hat uns mehr als ergötzt; er hat
durch ſeinen ſichern, freien und treuen Federſtrich gezeigt daß es an offe-
nen, lichten Augen nicht fehlt welche die Dinge ſehen wie ſie ſind, und
ohne Zagen die feſte Hand brauchen um das Geſehene darzuſtellen. Ge-
ſchieht dieß obendrein mit der beitern Gefälligkeit und ſchlichten Redſelig-
keit eines ruhigen Gemüths, ſo faßt das Wahre und Lebendige daran nur
deſto ſicherer Platz. Es ſteht in dem beſagten Brief ein Genrebild vor
uns — ein politiſches — ſo gut als wir lange keines ſahen unter jenen
zu deren Gegenſtänden Modelle und Zugehör in dem Malerſtudium dieſes
Landes geborgt werden. Eine Skizze die wir darnach zu nehmen ver-
ſuchen, werden Sie wohl unterbringen. Auf einem Marktplatze macht
ſich der Maler an eine Gruppe Bauern, die zwar „wenig, ſehr wenig
reden, auf welche es aber in Tirol am Ende allein ankommt.“ Es geht
die Frage: wann einmal das ordentliche Geld ſtatt der Papierfetzen
komme, und ob es Krieg gebe, weil der Kaiſer ſo viele Soldaten ins
Land ſchicke? Einer findet es ſeltſam „daß bei etwas Rechtem man doch
ohne die Gamaſchen hab’ fertig werden müſſen“, und ein anderer, ein
kecker Robler, fragt: „ob man ihnen wohl auch die Stutzen nehmen werde
wie man |es anderswo gethan hat?“ — „Aft!“ ruft ein Bub aus dem
Unterland, „da wollten wir ihnen ſchon zünden!“ Und der Alte begütigt:
„Das wird etwa doch nit ſeyn!“ — „Aber mit den 15,000 Schützen iſt’s
nichts“, wirft der Schnurrbart ein, „die das Landl ſtellen ſoll — daß ſie
alles ſo| abmachen ohne uns zu fragen, taugt mir gar nicht. Wir ſind
ſtets ausgezogen wenn Gefahr war, aber zwingen laſſen wir uns nicht;
Anno | 1805 haben auch die Commiſſäre im Spatzenfrack commandirt —
extra nit! hat aber mein Vater geſagt.“ — „’S iſt im Wirthshaus er-
zählt worden“, ſagt ein Bube der Recrut werden ſoll, „bei den Kaiſer-
jägern gäb’ es jetzt einen zweiten Oberſt und nochmal ſo viele Bataillone
als früher. Offenbar will die Regierung noch ein Regiment vom Land
— aber man mache das ſo hinterm Rücken ab.“ — „Und mit dem Tabak-
pflanzen?“ meint einer wieder, „der Erzherzog Johann hat uns Anno 48
verſprochen, es werde freigegeben; jetzt Anno 1850 ſoll es ſchon nicht
mehr gelten? Es wär’ doch zum ſaggriſch werden, wenn man uns Tirolern
nur etwas verſpräch’ — ſobald man uns braucht.“ Darauf antwortet ein
Bäuerlein: „Am Landtage werde man mit den Herren ſchon abrechnen“,
aber der Unterinnthaler-Schütze fährt ihm dazwiſchen: „Sey ſtill mit dem
Landtag, der ſagt gewiß wieder zu allem: Ja, ja!“ — „Das wird er
nicht thun — wirſt’s ſchon ſehen“, hofft der Alte, und ein Oberländer,
ein findig ſtiller, meint: „’S beſte wär|, wir thäten uns ſelbſt regieren“,
bis endlich ein offenbar höchſt einſeitiger Fuhrknecht aus dem Etſchlande
glaubt „noch beſſer wär’s bayeriſch zu werden, um den Wein verkaufen zu
können — und ſo weiter.“ Der Lauſcher im Hintergrunde zieht nun den
Schluß „daß dieſe Leute bei aller Loyalität auch noch einige andere Wün-
ſche hätten als den einen das Kaiſerlied mit neuen Variationen abfingen
zu dürfen“; er meint es werde der unausweichliche Landtag dem Miniſte-
[Spaltenumbruch] rium einige harte Nüſſe vom Baum ſchütteln; auch der Thätigkeit der
frommen Vereine — die natürlich ſich nie in die Politik miſchen — ge-
denkt er unter anderm. Uns hat nur jene Bauernſcene mit ihm vollkom-
men befreundet. Was jetzt im Munde des Volkes umgeht an Wunſch
und Klage und Bedenken, hat er von ſeinen Innthaler-Marktbeſuchern
auf den Ragelkopf treffend ſagen laſſen. Da haben Sie einige Notizen,
im Vorübergehen gemacht, die mehr ſagen als ein Leitartikel oder ein
officieller Bericht über die Volksſtimmung. Könnten wir nicht mit Aehn-
lichem aus eigenen Heften das hier Gegebene beſtätigen, wir hätten es
nicht zur Beachtung befingerzeigt. Noch eins, Palazky’s Manifeſt hat
hier mächtig angeklungen. Es würde keine Auffallenheit heißen können,
wenn nach Abzug der tſchechiſchen Beigaben das meiſte und gewichtigſte
desſelben von hier aus durch gewiſſe Leute unterſchrieben würde. Die
Südtirolerin ſprach ſich in ihrer Weiſe hierüber aus, bezeichnete die Be-
freundeten des centrifugalen Bündlerweſens und der Nationalitätserfinder,
aber auch für die Reformer ſchien ſie vorſprechen zu wollen, welche ſich
den Gedanken einer parlamentariſchen Gruppirung der Stammgenoſſen
allmählich vertraut machen.



Paris.

Die erſte Frage die man geſtern aufwarf, nach-
dem man im Journal des Débats einen Auszug aus der Einleitung ge-
leſen hatte womit Hr. Guizot die vierte Auflage ſeiner Geſchichte der eng-
liſchen Revolution ausgeſtattet, war die: Iſt dieſe Einleitung wirklich für
die Revolution geſchrieben die faſt zwei Jahrhunderte, oder für die welche
kaum zwei Jahre hinter uns liegt? Die Antwort darauf lautete ziemlich
einſtimmig dahin daß Guizot, ohne der engliſchen Revolution einen fran-
zöſiſchen Zuſchnitt zu geben, ihr manche Seiten abgewonnen und hervor-
gehoben, daß man glauben könnte er ſpräche von Sachen und Perſonen
die ſo zu ſagen aus unſerer Gegenwart herausgegriffen ſind. Ohne für
dieſe Anſicht einzuſtehen — was wohl erſt dann möglich iſt wenn man die
Einleitung vollſtändig geleſen und mit dem Geſchichtswerke ſelbſt in wür-
digenden Zuſammenhang gebracht hat — glaube ich als bloßer Verichter-
ſtatter der öffentlichen Meinung Ihnen Stellen anführen zu müſſen, in
welchen man unſere Zeit und unſere Zeitgenoſſen zu erkennen glaubt:
„In dieſem Zwiſchenreich von zwanzig Monaten, mitten im Durcheinander
der abſonderlichſten Prätendenten, erſchien gerade derjenige nicht an den
ganz England, ſey es in Hoffnung, ſey es in Furcht als an den einzig
ernſten Prätendenten dachte. ... Richard Cromwell hatte den Gedanken
und den Wunſch der allgemeinen wie ſeiner eigenen Agonie ein Ende zu
machen, indem er mit dem König unterhandelte. Es fehlte ihm weder
Geiſt noch redlicher Wille; er beſaß weder Ehrgeiz noch Größe. Das
Schickſal ſeines Vaters hatte in ſeinem Gemüthe eher das Gefühl der Ab-
ſpannung als das des Bertrauens erweckt. Er glaubte für ſich ſelbſt nicht
an die Rückkehr eines ſo großen Triumphs; er fühlte ſich unfähig eine ſo
große Laſt zu tragen. Aber er konnte es ebenſowenig in ſo außerordent-
lichen Angelegenheiten zu einer überwiegenden Entſchließung bringen. Er
war unentſchieden und ſchwach, und tappte aus einer vertieften Verſchul-
dung heraus rechts und links, rückwärts und vorwärts nach der Zukunft.
Er blieb das Spielzeug eines glücklichen Zufalls, deſſen Eitelkeit ihm
nicht verborgen blieb, und das Werkzeug von Menſchen die weniger ge-
ſunden Sinn als er ſelbſt beſaßen.“



[irrelevantes Material]

[256—258] Ankündigung.

Der Ausſchuß der mechaniſchen Baumwoll-Spinn- und Weberei in Augsburg hat die Ehre, in Gemäßheit des §. 17 der Statu-
ten, die HH. Actien-Inhaber zu einer

Dienſtag den 3 März d. J., Vormittags 9 Uhr,

in der Fabrik abzuhaltenden Generalverſammlung einzuladen, um

die üdlichen Vorträge anzuhören;

Beſchluß zu faſſen über das Ergedniß des Jahres 1849;

über allanfallſige Anträge von Geſellſchaftsmitgliedern zu berathen und zu beſchließen, inſoferne ſolche, dem §. 18, Abſatz 9, der

Statuten gemäß vier Wochen vor der Generalverſammlung dem Ausſchuſſe übergeben werden;

und endlich um die Nummern von 20 Anlehens-Obligationen zu ziehen, welche am künftigen 1 September heimbezahlt werden.

Die Verſammlung beginnt mit der in §. 14 der Statuten vorgeſchriebenen Legitimation der erſcheinenden Geſellſchaftsmitgliedern.

Augsburg, den 19 Januar 1850. Der Vorſtand: F. Schmid.



[350] Erledigte Lehrſtelle.

An der königlichen Landwirthſchafts- und Gewerbsſchule dahier wird ein Lehrer der Arithmethik und Geometrie geſucht, welcher
abwechſelnd mit den übrigen Lehrern zur Abhaltung der Sonntagsſchule bereit und nöthigen Falls zum Unterricht in der franzöſiſchen Sprache
befähigt iſt.

Bewerber um dieſe Stelle, womit vorläufig eine monatliche Remuneration von 40 fl. verbunden iſt, haben ihre Geſuche nebſt vorſchrifts-
mäßigen Zeugniſſen bis zum 28ſten Februar d. J. bei unterfertigter Behörde einzureichen.

Kempten, den 28 Jan. 1850.

Der Magiſtrat.

d. vac.

Zethner, Rechtsrath.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jSupplement" n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="jFeuilleton" n="2">
              <div type="jArticle" n="3">
                <p><pb facs="#f0014" n="510"/><cb/>
für Caricatur und Pas quille zu danken hat. Ern&#x017F;tgemeintes und Richtig-<lb/>
gegebenes fehlt am Ende auch nicht; aber davon reden wir hier nicht,<lb/>
&#x017F;ondern nur von jenen Veiläufigkeiten und Seitenblicken mit welchen man<lb/>
Tiroli&#x017F;ches gern abfertigt. Um &#x017F;o mehr erfreut uns ein gelungener Wurf,<lb/>
der als Seltenheit dazwi&#x017F;chen fällt, und wir erwähnen &#x017F;einer mit &#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;timmterem Nachdruck als in dem&#x017F;elben die be&#x017F;te Abwehr gegen die gewöhn-<lb/>
lichen Fa&#x017F;eleien und Höflichkeiten liegt. Solch einen Wurf nun hat die<lb/>
&#x201E;Reichszeitung&#x201C; in einer ihrer letzten Nummern gethan mit einem &#x201E;Brief<lb/>
aus Tirol&#x201C;. Der Schreiber des&#x017F;elben hat uns mehr als ergötzt; er hat<lb/>
durch &#x017F;einen &#x017F;ichern, freien und treuen Feder&#x017F;trich gezeigt daß es an offe-<lb/>
nen, lichten Augen nicht fehlt welche die Dinge &#x017F;ehen wie &#x017F;ie &#x017F;ind, und<lb/>
ohne Zagen die fe&#x017F;te Hand brauchen um das Ge&#x017F;ehene darzu&#x017F;tellen. Ge-<lb/>
&#x017F;chieht dieß obendrein mit der beitern Gefälligkeit und &#x017F;chlichten Red&#x017F;elig-<lb/>
keit eines ruhigen Gemüths, &#x017F;o faßt das Wahre und Lebendige daran nur<lb/>
de&#x017F;to &#x017F;icherer Platz. Es &#x017F;teht in dem be&#x017F;agten Brief ein Genrebild vor<lb/>
uns &#x2014; ein politi&#x017F;ches &#x2014; &#x017F;o gut als wir lange keines &#x017F;ahen unter jenen<lb/>
zu deren Gegen&#x017F;tänden Modelle und Zugehör in dem Maler&#x017F;tudium die&#x017F;es<lb/>
Landes geborgt werden. Eine Skizze die wir darnach zu nehmen ver-<lb/>
&#x017F;uchen, werden Sie wohl unterbringen. Auf einem Marktplatze macht<lb/>
&#x017F;ich der Maler an eine Gruppe Bauern, die zwar &#x201E;wenig, &#x017F;ehr wenig<lb/>
reden, auf welche es aber in Tirol am Ende allein ankommt.&#x201C; Es geht<lb/>
die Frage: wann einmal das ordentliche Geld &#x017F;tatt der Papierfetzen<lb/>
komme, und ob es Krieg gebe, weil der Kai&#x017F;er &#x017F;o viele Soldaten ins<lb/>
Land &#x017F;chicke? Einer findet es &#x017F;elt&#x017F;am &#x201E;daß bei etwas Rechtem man doch<lb/>
ohne die Gama&#x017F;chen hab&#x2019; fertig werden mü&#x017F;&#x017F;en&#x201C;, und ein anderer, ein<lb/>
kecker Robler, fragt: &#x201E;ob man ihnen wohl auch die Stutzen nehmen werde<lb/>
wie man |es anderswo gethan hat?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Aft!&#x201C; ruft ein Bub aus dem<lb/>
Unterland, &#x201E;da wollten wir ihnen &#x017F;chon zünden!&#x201C; Und der Alte begütigt:<lb/>
&#x201E;Das wird etwa doch nit &#x017F;eyn!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Aber mit den 15,000 Schützen i&#x017F;t&#x2019;s<lb/>
nichts&#x201C;, wirft der Schnurrbart ein, &#x201E;die das Landl &#x017F;tellen &#x017F;oll &#x2014; daß &#x017F;ie<lb/>
alles &#x017F;o| abmachen ohne uns zu fragen, taugt mir gar nicht. Wir &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;tets ausgezogen wenn Gefahr war, aber zwingen la&#x017F;&#x017F;en wir uns nicht;<lb/>
Anno | 1805 haben auch die Commi&#x017F;&#x017F;äre im Spatzenfrack commandirt &#x2014;<lb/>
extra nit! hat aber mein Vater ge&#x017F;agt.&#x201C; &#x2014; &#x201E;&#x2019;S i&#x017F;t im Wirthshaus er-<lb/>
zählt worden&#x201C;, &#x017F;agt ein Bube der Recrut werden &#x017F;oll, &#x201E;bei den Kai&#x017F;er-<lb/>
jägern gäb&#x2019; es jetzt einen zweiten Ober&#x017F;t und nochmal &#x017F;o viele Bataillone<lb/>
als früher. Offenbar will die Regierung noch ein Regiment vom Land<lb/>
&#x2014; aber man mache das &#x017F;o hinterm Rücken ab.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Und mit dem Tabak-<lb/>
pflanzen?&#x201C; meint einer wieder, &#x201E;der Erzherzog Johann hat uns Anno 48<lb/>
ver&#x017F;prochen, es werde freigegeben; jetzt Anno 1850 &#x017F;oll es &#x017F;chon nicht<lb/>
mehr gelten? Es wär&#x2019; doch zum &#x017F;aggri&#x017F;ch werden, wenn man uns Tirolern<lb/>
nur etwas ver&#x017F;präch&#x2019; &#x2014; &#x017F;obald man uns braucht.&#x201C; Darauf antwortet ein<lb/>
Bäuerlein: &#x201E;Am Landtage werde man mit den Herren &#x017F;chon abrechnen&#x201C;,<lb/>
aber der Unterinnthaler-Schütze fährt ihm dazwi&#x017F;chen: &#x201E;Sey &#x017F;till mit dem<lb/>
Landtag, der &#x017F;agt gewiß wieder zu allem: Ja, ja!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Das wird er<lb/>
nicht thun &#x2014; wir&#x017F;t&#x2019;s &#x017F;chon &#x017F;ehen&#x201C;, hofft der Alte, und ein Oberländer,<lb/>
ein findig &#x017F;tiller, meint: &#x201E;&#x2019;S be&#x017F;te wär|, wir thäten uns &#x017F;elb&#x017F;t regieren&#x201C;,<lb/>
bis endlich ein offenbar höch&#x017F;t ein&#x017F;eitiger Fuhrknecht aus dem Et&#x017F;chlande<lb/>
glaubt &#x201E;noch be&#x017F;&#x017F;er wär&#x2019;s bayeri&#x017F;ch zu werden, um den Wein verkaufen zu<lb/>
können &#x2014; und &#x017F;o weiter.&#x201C; Der Lau&#x017F;cher im Hintergrunde zieht nun den<lb/>
Schluß &#x201E;daß die&#x017F;e Leute bei aller Loyalität auch noch einige andere Wün-<lb/>
&#x017F;che hätten als den einen das Kai&#x017F;erlied mit neuen Variationen abfingen<lb/>
zu dürfen&#x201C;; er meint es werde der unausweichliche Landtag dem Mini&#x017F;te-<lb/><cb/>
rium einige harte Nü&#x017F;&#x017F;e vom Baum &#x017F;chütteln; auch der Thätigkeit der<lb/>
frommen Vereine &#x2014; die natürlich &#x017F;ich nie in die Politik mi&#x017F;chen &#x2014; ge-<lb/>
denkt er unter anderm. Uns hat nur jene Bauern&#x017F;cene mit ihm vollkom-<lb/>
men befreundet. Was jetzt im Munde des Volkes umgeht an Wun&#x017F;ch<lb/>
und Klage und Bedenken, hat er von &#x017F;einen Innthaler-Marktbe&#x017F;uchern<lb/>
auf den Ragelkopf treffend &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en. Da haben Sie einige Notizen,<lb/>
im Vorübergehen gemacht, die mehr &#x017F;agen als ein Leitartikel oder ein<lb/>
officieller Bericht über die Volks&#x017F;timmung. Könnten wir nicht mit Aehn-<lb/>
lichem aus eigenen Heften das hier Gegebene be&#x017F;tätigen, wir hätten es<lb/>
nicht zur Beachtung befingerzeigt. Noch eins, Palazky&#x2019;s Manife&#x017F;t hat<lb/>
hier mächtig angeklungen. Es würde keine Auffallenheit heißen können,<lb/>
wenn nach Abzug der t&#x017F;chechi&#x017F;chen Beigaben das mei&#x017F;te und gewichtig&#x017F;te<lb/>
des&#x017F;elben von hier aus durch gewi&#x017F;&#x017F;e Leute unter&#x017F;chrieben würde. Die<lb/>
Südtirolerin &#x017F;prach &#x017F;ich in ihrer Wei&#x017F;e hierüber aus, bezeichnete die Be-<lb/>
freundeten des centrifugalen Bündlerwe&#x017F;ens und der Nationalitätserfinder,<lb/>
aber auch für die Reformer &#x017F;chien &#x017F;ie vor&#x017F;prechen zu wollen, welche &#x017F;ich<lb/>
den Gedanken einer parlamentari&#x017F;chen Gruppirung der Stammgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
allmählich vertraut machen.</p>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <div type="jArticle" n="3">
                <head> <hi rendition="#b">Paris.</hi> </head><lb/>
                <dateline>&#x2024; <hi rendition="#b">Paris,</hi> 27 Jan.</dateline><lb/>
                <p>Die er&#x017F;te Frage die man ge&#x017F;tern aufwarf, nach-<lb/>
dem man im Journal des D<hi rendition="#aq">é</hi>bats einen Auszug aus der Einleitung ge-<lb/>
le&#x017F;en hatte womit Hr. Guizot die vierte Auflage &#x017F;einer Ge&#x017F;chichte der eng-<lb/>
li&#x017F;chen Revolution ausge&#x017F;tattet, war die: I&#x017F;t die&#x017F;e Einleitung wirklich für<lb/>
die Revolution ge&#x017F;chrieben die fa&#x017F;t zwei Jahrhunderte, oder für die welche<lb/>
kaum zwei Jahre hinter uns liegt? Die Antwort darauf lautete ziemlich<lb/>
ein&#x017F;timmig dahin daß Guizot, ohne der engli&#x017F;chen Revolution einen fran-<lb/>&#x017F;i&#x017F;chen Zu&#x017F;chnitt zu geben, ihr manche Seiten abgewonnen und hervor-<lb/>
gehoben, daß man glauben könnte er &#x017F;präche von Sachen und Per&#x017F;onen<lb/>
die &#x017F;o zu &#x017F;agen aus un&#x017F;erer Gegenwart herausgegriffen &#x017F;ind. Ohne für<lb/>
die&#x017F;e An&#x017F;icht einzu&#x017F;tehen &#x2014; was wohl er&#x017F;t dann möglich i&#x017F;t wenn man die<lb/>
Einleitung voll&#x017F;tändig gele&#x017F;en und mit dem Ge&#x017F;chichtswerke &#x017F;elb&#x017F;t in wür-<lb/>
digenden Zu&#x017F;ammenhang gebracht hat &#x2014; glaube ich als bloßer Verichter-<lb/>
&#x017F;tatter der öffentlichen Meinung Ihnen Stellen anführen zu mü&#x017F;&#x017F;en, in<lb/>
welchen man un&#x017F;ere Zeit und un&#x017F;ere Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en zu erkennen glaubt:<lb/><cit><quote>&#x201E;In die&#x017F;em Zwi&#x017F;chenreich von zwanzig Monaten, mitten im Durcheinander<lb/>
der ab&#x017F;onderlich&#x017F;ten Prätendenten, er&#x017F;chien gerade derjenige nicht an den<lb/>
ganz England, &#x017F;ey es in Hoffnung, &#x017F;ey es in Furcht als an den einzig<lb/>
ern&#x017F;ten Prätendenten dachte. ... Richard Cromwell hatte den Gedanken<lb/>
und den Wun&#x017F;ch der allgemeinen wie &#x017F;einer eigenen Agonie ein Ende zu<lb/>
machen, indem er mit dem König unterhandelte. Es fehlte ihm weder<lb/>
Gei&#x017F;t noch redlicher Wille; er be&#x017F;aß weder Ehrgeiz noch Größe. Das<lb/>
Schick&#x017F;al &#x017F;eines Vaters hatte in &#x017F;einem Gemüthe eher das Gefühl der Ab-<lb/>
&#x017F;pannung als das des Bertrauens erweckt. Er glaubte für &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
an die Rückkehr eines &#x017F;o großen Triumphs; er fühlte &#x017F;ich unfähig eine &#x017F;o<lb/>
große La&#x017F;t zu tragen. Aber er konnte es eben&#x017F;owenig in &#x017F;o außerordent-<lb/>
lichen Angelegenheiten zu einer überwiegenden Ent&#x017F;chließung bringen. Er<lb/>
war unent&#x017F;chieden und &#x017F;chwach, und tappte aus einer vertieften Ver&#x017F;chul-<lb/>
dung heraus rechts und links, rückwärts und vorwärts nach der Zukunft.<lb/>
Er blieb das Spielzeug eines glücklichen Zufalls, de&#x017F;&#x017F;en Eitelkeit ihm<lb/>
nicht verborgen blieb, und das Werkzeug von Men&#x017F;chen die weniger ge-<lb/>
&#x017F;unden Sinn als er &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;aßen.&#x201C;</quote></cit></p>
              </div>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div type="jAnnouncements" n="2">
              <gap reason="insignificant"/>
              <div type="jAn" n="3">
                <p>[256&#x2014;258] <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Ankündigung.</hi></hi></p><lb/>
                <p>Der Aus&#x017F;chuß der <hi rendition="#b">mechani&#x017F;chen Baumwoll-Spinn- und Weberei</hi> in <hi rendition="#b">Augsburg</hi> hat die Ehre, in Gemäßheit des §. 17 der Statu-<lb/>
ten, die HH. Actien-Inhaber zu einer</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Dien&#x017F;tag den 3 März d. J., Vormittags 9 Uhr,</hi> </hi> </p><lb/>
                <p>in der Fabrik abzuhaltenden Generalver&#x017F;ammlung einzuladen, um</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">die üdlichen Vorträge anzuhören;</hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Be&#x017F;chluß zu fa&#x017F;&#x017F;en über das Ergedniß des Jahres 1849;</hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">über allanfall&#x017F;ige Anträge von Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftsmitgliedern zu berathen und zu be&#x017F;chließen, in&#x017F;oferne &#x017F;olche, dem §. 18, Ab&#x017F;atz 9, der</hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Statuten gemäß vier Wochen vor der Generalver&#x017F;ammlung dem Aus&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;e übergeben werden;</hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">und endlich um die Nummern von 20 Anlehens-Obligationen zu ziehen, welche am künftigen 1 September heimbezahlt werden.</hi> </p><lb/>
                <p>Die Ver&#x017F;ammlung beginnt mit der in §. 14 der Statuten vorge&#x017F;chriebenen Legitimation der er&#x017F;cheinenden Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftsmitgliedern.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Augsburg</hi>, den 19 Januar 1850. <hi rendition="#et">Der Vor&#x017F;tand: <hi rendition="#b">F. Schmid.</hi></hi></p><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
                <p>[350] <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Erledigte Lehr&#x017F;telle.</hi></hi></p><lb/>
                <p>An der königlichen Landwirth&#x017F;chafts- und Gewerbs&#x017F;chule dahier wird ein Lehrer der <hi rendition="#b">Arithmethik</hi> und <hi rendition="#b">Geometrie</hi> ge&#x017F;ucht, welcher<lb/>
abwech&#x017F;elnd mit den übrigen Lehrern zur Abhaltung der Sonntags&#x017F;chule bereit und nöthigen Falls zum Unterricht in der franzö&#x017F;i&#x017F;chen Sprache<lb/>
befähigt i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Bewerber um die&#x017F;e Stelle, womit vorläufig eine monatliche Remuneration von 40 fl. verbunden i&#x017F;t, haben ihre Ge&#x017F;uche neb&#x017F;t vor&#x017F;chrifts-<lb/>
mäßigen Zeugni&#x017F;&#x017F;en bis zum 28&#x017F;ten Februar d. J. bei unterfertigter Behörde einzureichen.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Kempten,</hi> den 28 Jan. 1850.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Der Magi&#x017F;trat.</hi> </hi> </hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">d. vac.</hi> </hi> </p><lb/>
                <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Zethner,</hi> Rechtsrath.</hi> </p><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[510/0014] für Caricatur und Pas quille zu danken hat. Ernſtgemeintes und Richtig- gegebenes fehlt am Ende auch nicht; aber davon reden wir hier nicht, ſondern nur von jenen Veiläufigkeiten und Seitenblicken mit welchen man Tiroliſches gern abfertigt. Um ſo mehr erfreut uns ein gelungener Wurf, der als Seltenheit dazwiſchen fällt, und wir erwähnen ſeiner mit ſo be- ſtimmterem Nachdruck als in demſelben die beſte Abwehr gegen die gewöhn- lichen Faſeleien und Höflichkeiten liegt. Solch einen Wurf nun hat die „Reichszeitung“ in einer ihrer letzten Nummern gethan mit einem „Brief aus Tirol“. Der Schreiber desſelben hat uns mehr als ergötzt; er hat durch ſeinen ſichern, freien und treuen Federſtrich gezeigt daß es an offe- nen, lichten Augen nicht fehlt welche die Dinge ſehen wie ſie ſind, und ohne Zagen die feſte Hand brauchen um das Geſehene darzuſtellen. Ge- ſchieht dieß obendrein mit der beitern Gefälligkeit und ſchlichten Redſelig- keit eines ruhigen Gemüths, ſo faßt das Wahre und Lebendige daran nur deſto ſicherer Platz. Es ſteht in dem beſagten Brief ein Genrebild vor uns — ein politiſches — ſo gut als wir lange keines ſahen unter jenen zu deren Gegenſtänden Modelle und Zugehör in dem Malerſtudium dieſes Landes geborgt werden. Eine Skizze die wir darnach zu nehmen ver- ſuchen, werden Sie wohl unterbringen. Auf einem Marktplatze macht ſich der Maler an eine Gruppe Bauern, die zwar „wenig, ſehr wenig reden, auf welche es aber in Tirol am Ende allein ankommt.“ Es geht die Frage: wann einmal das ordentliche Geld ſtatt der Papierfetzen komme, und ob es Krieg gebe, weil der Kaiſer ſo viele Soldaten ins Land ſchicke? Einer findet es ſeltſam „daß bei etwas Rechtem man doch ohne die Gamaſchen hab’ fertig werden müſſen“, und ein anderer, ein kecker Robler, fragt: „ob man ihnen wohl auch die Stutzen nehmen werde wie man |es anderswo gethan hat?“ — „Aft!“ ruft ein Bub aus dem Unterland, „da wollten wir ihnen ſchon zünden!“ Und der Alte begütigt: „Das wird etwa doch nit ſeyn!“ — „Aber mit den 15,000 Schützen iſt’s nichts“, wirft der Schnurrbart ein, „die das Landl ſtellen ſoll — daß ſie alles ſo| abmachen ohne uns zu fragen, taugt mir gar nicht. Wir ſind ſtets ausgezogen wenn Gefahr war, aber zwingen laſſen wir uns nicht; Anno | 1805 haben auch die Commiſſäre im Spatzenfrack commandirt — extra nit! hat aber mein Vater geſagt.“ — „’S iſt im Wirthshaus er- zählt worden“, ſagt ein Bube der Recrut werden ſoll, „bei den Kaiſer- jägern gäb’ es jetzt einen zweiten Oberſt und nochmal ſo viele Bataillone als früher. Offenbar will die Regierung noch ein Regiment vom Land — aber man mache das ſo hinterm Rücken ab.“ — „Und mit dem Tabak- pflanzen?“ meint einer wieder, „der Erzherzog Johann hat uns Anno 48 verſprochen, es werde freigegeben; jetzt Anno 1850 ſoll es ſchon nicht mehr gelten? Es wär’ doch zum ſaggriſch werden, wenn man uns Tirolern nur etwas verſpräch’ — ſobald man uns braucht.“ Darauf antwortet ein Bäuerlein: „Am Landtage werde man mit den Herren ſchon abrechnen“, aber der Unterinnthaler-Schütze fährt ihm dazwiſchen: „Sey ſtill mit dem Landtag, der ſagt gewiß wieder zu allem: Ja, ja!“ — „Das wird er nicht thun — wirſt’s ſchon ſehen“, hofft der Alte, und ein Oberländer, ein findig ſtiller, meint: „’S beſte wär|, wir thäten uns ſelbſt regieren“, bis endlich ein offenbar höchſt einſeitiger Fuhrknecht aus dem Etſchlande glaubt „noch beſſer wär’s bayeriſch zu werden, um den Wein verkaufen zu können — und ſo weiter.“ Der Lauſcher im Hintergrunde zieht nun den Schluß „daß dieſe Leute bei aller Loyalität auch noch einige andere Wün- ſche hätten als den einen das Kaiſerlied mit neuen Variationen abfingen zu dürfen“; er meint es werde der unausweichliche Landtag dem Miniſte- rium einige harte Nüſſe vom Baum ſchütteln; auch der Thätigkeit der frommen Vereine — die natürlich ſich nie in die Politik miſchen — ge- denkt er unter anderm. Uns hat nur jene Bauernſcene mit ihm vollkom- men befreundet. Was jetzt im Munde des Volkes umgeht an Wunſch und Klage und Bedenken, hat er von ſeinen Innthaler-Marktbeſuchern auf den Ragelkopf treffend ſagen laſſen. Da haben Sie einige Notizen, im Vorübergehen gemacht, die mehr ſagen als ein Leitartikel oder ein officieller Bericht über die Volksſtimmung. Könnten wir nicht mit Aehn- lichem aus eigenen Heften das hier Gegebene beſtätigen, wir hätten es nicht zur Beachtung befingerzeigt. Noch eins, Palazky’s Manifeſt hat hier mächtig angeklungen. Es würde keine Auffallenheit heißen können, wenn nach Abzug der tſchechiſchen Beigaben das meiſte und gewichtigſte desſelben von hier aus durch gewiſſe Leute unterſchrieben würde. Die Südtirolerin ſprach ſich in ihrer Weiſe hierüber aus, bezeichnete die Be- freundeten des centrifugalen Bündlerweſens und der Nationalitätserfinder, aber auch für die Reformer ſchien ſie vorſprechen zu wollen, welche ſich den Gedanken einer parlamentariſchen Gruppirung der Stammgenoſſen allmählich vertraut machen. Paris. ․ Paris, 27 Jan. Die erſte Frage die man geſtern aufwarf, nach- dem man im Journal des Débats einen Auszug aus der Einleitung ge- leſen hatte womit Hr. Guizot die vierte Auflage ſeiner Geſchichte der eng- liſchen Revolution ausgeſtattet, war die: Iſt dieſe Einleitung wirklich für die Revolution geſchrieben die faſt zwei Jahrhunderte, oder für die welche kaum zwei Jahre hinter uns liegt? Die Antwort darauf lautete ziemlich einſtimmig dahin daß Guizot, ohne der engliſchen Revolution einen fran- zöſiſchen Zuſchnitt zu geben, ihr manche Seiten abgewonnen und hervor- gehoben, daß man glauben könnte er ſpräche von Sachen und Perſonen die ſo zu ſagen aus unſerer Gegenwart herausgegriffen ſind. Ohne für dieſe Anſicht einzuſtehen — was wohl erſt dann möglich iſt wenn man die Einleitung vollſtändig geleſen und mit dem Geſchichtswerke ſelbſt in wür- digenden Zuſammenhang gebracht hat — glaube ich als bloßer Verichter- ſtatter der öffentlichen Meinung Ihnen Stellen anführen zu müſſen, in welchen man unſere Zeit und unſere Zeitgenoſſen zu erkennen glaubt: „In dieſem Zwiſchenreich von zwanzig Monaten, mitten im Durcheinander der abſonderlichſten Prätendenten, erſchien gerade derjenige nicht an den ganz England, ſey es in Hoffnung, ſey es in Furcht als an den einzig ernſten Prätendenten dachte. ... Richard Cromwell hatte den Gedanken und den Wunſch der allgemeinen wie ſeiner eigenen Agonie ein Ende zu machen, indem er mit dem König unterhandelte. Es fehlte ihm weder Geiſt noch redlicher Wille; er beſaß weder Ehrgeiz noch Größe. Das Schickſal ſeines Vaters hatte in ſeinem Gemüthe eher das Gefühl der Ab- ſpannung als das des Bertrauens erweckt. Er glaubte für ſich ſelbſt nicht an die Rückkehr eines ſo großen Triumphs; er fühlte ſich unfähig eine ſo große Laſt zu tragen. Aber er konnte es ebenſowenig in ſo außerordent- lichen Angelegenheiten zu einer überwiegenden Entſchließung bringen. Er war unentſchieden und ſchwach, und tappte aus einer vertieften Verſchul- dung heraus rechts und links, rückwärts und vorwärts nach der Zukunft. Er blieb das Spielzeug eines glücklichen Zufalls, deſſen Eitelkeit ihm nicht verborgen blieb, und das Werkzeug von Menſchen die weniger ge- ſunden Sinn als er ſelbſt beſaßen.“ _ [256—258] Ankündigung. Der Ausſchuß der mechaniſchen Baumwoll-Spinn- und Weberei in Augsburg hat die Ehre, in Gemäßheit des §. 17 der Statu- ten, die HH. Actien-Inhaber zu einer Dienſtag den 3 März d. J., Vormittags 9 Uhr, in der Fabrik abzuhaltenden Generalverſammlung einzuladen, um die üdlichen Vorträge anzuhören; Beſchluß zu faſſen über das Ergedniß des Jahres 1849; über allanfallſige Anträge von Geſellſchaftsmitgliedern zu berathen und zu beſchließen, inſoferne ſolche, dem §. 18, Abſatz 9, der Statuten gemäß vier Wochen vor der Generalverſammlung dem Ausſchuſſe übergeben werden; und endlich um die Nummern von 20 Anlehens-Obligationen zu ziehen, welche am künftigen 1 September heimbezahlt werden. Die Verſammlung beginnt mit der in §. 14 der Statuten vorgeſchriebenen Legitimation der erſcheinenden Geſellſchaftsmitgliedern. Augsburg, den 19 Januar 1850. Der Vorſtand: F. Schmid. [350] Erledigte Lehrſtelle. An der königlichen Landwirthſchafts- und Gewerbsſchule dahier wird ein Lehrer der Arithmethik und Geometrie geſucht, welcher abwechſelnd mit den übrigen Lehrern zur Abhaltung der Sonntagsſchule bereit und nöthigen Falls zum Unterricht in der franzöſiſchen Sprache befähigt iſt. Bewerber um dieſe Stelle, womit vorläufig eine monatliche Remuneration von 40 fl. verbunden iſt, haben ihre Geſuche nebſt vorſchrifts- mäßigen Zeugniſſen bis zum 28ſten Februar d. J. bei unterfertigter Behörde einzureichen. Kempten, den 28 Jan. 1850. Der Magiſtrat. d. vac. Zethner, Rechtsrath.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine32_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine32_1850/14
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 1. Februar 1850, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine32_1850/14>, abgerufen am 01.06.2024.