Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 4. Februar 1850.[Spaltenumbruch]
zweiten Theil erhalten, in welchem die gleichzeitig mit dem Urentwurf Mecklenburg.Schwerin, 28 Jan. Der Verwaltungsrath Oesterreich. ss Wien, 28 Jan. Die 16 Gendarmerieregimenter § Wien, 31 Jan. Die Eröffnung der telegraphischen Verbindung * Wien, 31 Jan. Dem Unterrichtsminister sind 39,700 fl. be- * Wien, 1 Febr. Die heutige Wiener Zeitung enthält einen Ge- nisterwechselgerüchte, z. B. daß Minister Bach austreten, Fürst Windisch- Grätz eintreten, dem Föderatismus namentlich in Ungarn Concessionen gemacht, die Bildung der Woiwodina zurückgenommen werden solle. Bis jetzt wird weniganderer Grund für diese Gerüchte angegeben als daß einige ungarische Altconservative und Fürst Windisch-Grätz nach Wien berufen seyn sollen; dazu kommen die wachsenden Schwierigkeiten in Südungarn, zu denen der Geist der Unbotmäßigkeit in Dalmatien sich gesellte. Diese Dinge würden schwer in die Wagschale fallen, wenn die englischen Ge- waltstreiche in Griechenland zu einem größern Bruche führten. ** Aus Südtirol, 28 Jan. Die Farben der Parteien verschwim- [Spaltenumbruch]
zweiten Theil erhalten, in welchem die gleichzeitig mit dem Urentwurf Mecklenburg.Schwerin, 28 Jan. Der Verwaltungsrath Oeſterreich. ſſ Wien, 28 Jan. Die 16 Gendarmerieregimenter § Wien, 31 Jan. Die Eröffnung der telegraphiſchen Verbindung * Wien, 31 Jan. Dem Unterrichtsminiſter ſind 39,700 fl. be- * Wien, 1 Febr. Die heutige Wiener Zeitung enthält einen Ge- niſterwechſelgerüchte, z. B. daß Miniſter Bach austreten, Fürſt Windiſch- Grätz eintreten, dem Föderatismus namentlich in Ungarn Conceſſionen gemacht, die Bildung der Woiwodina zurückgenommen werden ſolle. Bis jetzt wird weniganderer Grund für dieſe Gerüchte angegeben als daß einige ungariſche Altconſervative und Fürſt Windiſch-Grätz nach Wien berufen ſeyn ſollen; dazu kommen die wachſenden Schwierigkeiten in Südungarn, zu denen der Geiſt der Unbotmäßigkeit in Dalmatien ſich geſellte. Dieſe Dinge würden ſchwer in die Wagſchale fallen, wenn die engliſchen Ge- waltſtreiche in Griechenland zu einem größern Bruche führten. ** Aus Südtirol, 28 Jan. Die Farben der Parteien verſchwim- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0004" n="548"/><cb/> zweiten Theil erhalten, in welchem die gleichzeitig mit dem Urentwurf<lb/> dem Reichstage vorzulegenden tranſitoriſchen Beſtimmungen feſtgeſtellt<lb/> werden, auf Grund deren die Einſetzung der Bundesregierung zu erfolgen<lb/> hat. Für die Feſtſetzung ſolcher Beftimmungen ſcheint aber noch keine Majo-<lb/> rität im Verwaltungsrathe zu ſeyn: In der Sitzung vom 29 Jan. endlich<lb/> faßte der Verwaltungsrath in der mecklenburgiſchen Angelegenheit einen Be-<lb/> ſchluß, und zwar in Folge der von dem ſchweriniſchen und ſtrelitziſchen Bevoll-<lb/> mächtigten in früheren Sitzungen geſtellten Anträge. <hi rendition="#g">Er legte dem von<lb/> der Bundescommiſſion erlaſſenen ſogenannten Inhibito-<lb/> riu|m lediglich die Bedeutung des Ausſprucheseiner Rechts-<lb/> anſichtbei;</hi> erließ an die ſchwerin. Regierung die Mahnung: in der Strei-<lb/> tigkeit ſelbſt nichts durch übereilte Maßregeln zu überſtürzen; an die ſtre-<lb/> litziſche die ernſte Forderung: nicht ferner mehr über die Inſtanz hinaus-<lb/> zugehen zu welcher die verbündeten Regierungen vertragsmäßig in ihren<lb/> Streitigkeiten untereinauder verpflichtet ſeyen (zu dem Bundesſchiedsge-<lb/> richt nämlich), und wohl darauf zu achten daß ſie die Competenz der Bundes-<lb/> commiſſion nicht weiter ausdehnen als ihr nach dem Interim v. 30 Sept.<lb/> vertragsmäßig zukomme. <hi rendition="#g">Der Verwaltungsrath erkennt übri-<lb/> gens, wie es ſich bei dieſer Gelegenheit herausgeſtellt hat,<lb/> die Competenz der Bundescommiſſion: die Obhut über die<lb/> Garantieen des Bun des zu üben, nicht an</hi>. Dieſer Punkt iſt<lb/> von äußerſter Wichtigkeit, |da anzunehmen iſt daß auch die preußiſche Re-<lb/> gierung, welche mit dem Verwaltungsrath die Garantie des Bundes als<lb/> beſtehend betrachtet, dieſe durch Voten der einzelnen Regierungen wird<lb/> geübt wiſſen wollen, wie das Recht des Faiedensabſchluſſes im däniſchen<lb/> Kriege. Hiernach dürfte der mecklenburgiſche Streit bald eine andere<lb/> Wendung erhalten, und der Verwaltungsrath, in welchem die Majorität<lb/> der deutſchen Regierungen vertreten iſt, dabei von weit größerer Bedeu-<lb/> tung ſeyn als die Bundescommiſſion. Er würde ſogar vollſtändig in der<lb/> Sache den Ausſchlag geben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head><hi rendition="#g">Mecklenburg</hi>.</head> <dateline><hi rendition="#b">Schwerin,</hi> 28 Jan.</dateline> <p>Der Verwaltungsrath<lb/> hat in der Sitzung vom 18 Jan. (in Folge des von Strelitz geſtellten An-<lb/> trags auf ein Inhibitorium) den Beſchluß gefaßt: bei dem preußiſchen<lb/> Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten unverzüglich das dringende<lb/> Erſuchen zu ſtellen daß der Verwaltungsrath durch die preußiſche Regie-<lb/> rung auf das baldigſte in den Stand geſetzt werde ſich über die von der<lb/> mecklenburg-ſtrelitziſchen Regierung mittels Antrags vom 6 Jan. d. J.<lb/> bei der Bundescommiſſion anhängig gemachte Streitſache vor weiterm<lb/> Vorgehen in derſelben auszuſprechen. Nachdem von Seite des preußiſchen<lb/> Miniſteriums dieſem Antrag Folge gegeben worden, hat am 25 Jan. eine<lb/> weitere Verhandlung im Verwaltungsrath ſtattgehabt, und iſt darauf be-<lb/> ſchloſſen worden: der Verwaltungsrath ſchließe ſich der Ausführung des<lb/> Referenten (<hi rendition="#aq">Dr.</hi> Liebe) vollkommen an. Er erſuche die mecklenburg-<lb/> ſtrelitziſche Regierung um Zurücknahme ihres Antrags bei der Bundes-<lb/> commiſſion. Er theile die Ausführung des Reſerenten als die Anſicht des<lb/> Verwaltungsraths zur Richtſchnur für die preußiſchen Commiſſäre in der<lb/> Bundescommiſſion mit. Er theile ferner das Schreiben des Verwaltungs-<lb/> raths an die ſtrelitziſche Regierung wegen Zurücknahme ihres Antrags der<lb/> mecklenburg-ſchweriniſchen Regierung mit, und drücke den Wunſch aus<lb/> die mecklenburgiſch-ſchwerinſche Regierung möge ſich über die von der<lb/> ſtrelitziſchen Regierung ihr vorgeworfenen Beſitzſtörungen äußern. Bisher<lb/> iſt die formelle Ausfertigung dieſes Beſchluſſes bei der hieſigen Regierung<lb/> noch nicht eingetroffen. Hoffentlich werden wir uns bald in den Stand<lb/> geſetzt ſehen dieſe Verhandlungen ausführlicher mitzutheilen da, dem Ver-<lb/> nehmen nach, der Verwaltungsrath ſelbſt die Abſicht hegt ſeine Verhand-<lb/> lungen über die mecklenburgiſche Angelegenheit drucken und publiciren zu<lb/> laſſen. <hi rendition="#g">(Mecklenb. 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Un-<lb/> ter der Ueberſchrift, wie ſich die Gendarmen bei Eindringen in Privat-<lb/> häuſer zu verhalten haben, finden wir die Beſtimmung daß es nur auf<lb/> ſchriftlichen Befehl, beim Verfolgen eines Verbrechers, aber wo möglich<lb/> mit Hinzuziehung einer öffentlichen Perſon, zu geſchehen habe. Ueberhaupt<lb/> wird es als etwas weſentliches im Dienſt bezeichnet daß die Schutzwachen<lb/> einen mündlichen Befehl nur befolgen ſollen, wenn er von ihren Officie-<lb/> ren ausgeht, ſonſt müſſen ſie immer eine ſchriftliche Inſtruction aufzuwei-<lb/> ſen haben. Der Lloyd berichtigt eine Angabe die ich Ihnen neulich mit-<lb/><cb/> theilte. Der Patriarch Rajachich hat nicht ſeine Stelle als „Woiwode“ nieder-<lb/> gelegt, ſondern nur ſeine bisherigen Functionen nach Ernennung des<lb/> G. M. v. Mayerhoffer zum Woiwoden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>§ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 31 Jan.</dateline> <p>Die Eröffnung der telegraphiſchen Verbindung<lb/> für die Privatcorreſpondenz zwiſchen hier und München, welche mit dem<lb/> 1 Febr. hätte beginnen ſollen, erleidet noch eine kleine Verzögerung, da<lb/> die dießfalls mit der königl. bayeriſchen Regierung eingeleitete Ueberein-<lb/> kunft noch nicht ganz zum Abſchluß gediehen iſt. Sicherm Vernehmen<lb/> nach ſoll aber dieſe Angelegenheit binnen wenigen Tagen geordnet ſeyn,<lb/> und ich hoffe längſtens binnen vierzehn Tagen Ihnen meinen erſten tele-<lb/> graphiſchen Bericht von hier direct nach Augsburg ſenden zu können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Wien,</hi> 31 Jan.</dateline> <p>Dem Unterrichtsminiſter ſind 39,700 fl. be-<lb/> willigt worden, um den Lehrern an den 38 Staatsgymnafien vorläufig<lb/> eine Erhöhung ihres ſchmalen Gehalts zu gewähren. Dieſe Summe<lb/> kommt vorderhand nur 266 Perſonen zu gut, und es iſt daher zu erwar-<lb/> ten daß auch die armen Gemeindeſchullehrer bald eine ähnliche Wohlthat<lb/> empfinden, damit wir nicht wieder hören müſſen wie ſie zum Schneeſchau-<lb/> feln ſich hergeben. Da von den Gymnafiallehrern eine erhöhte Thätigkeit<lb/> gefordert wurde, auch die ſogenannten „Nachſtunden“ (Privatſtunden für<lb/> weniger begabte Schüler) geſetzlich eingeſtellt worden, ſo war jene Ent-<lb/> ſchädigung für den beſchränkten Nebenverdienſt eine Forderung der Billig-<lb/> keit. Aus Böhmen hören wir von allen Orten daß von Seite der Arbei-<lb/> ter die Arbeit eingeſtellt worden um einen höhern Lohn zu erzielen. Was<lb/> die einzelnen Urſachen dieſer kleinen paſſiven Revolutionen ſeyn mögen,<lb/> iſt noch nicht bekannt; indeſſen weiß ein jeder der durch die nordöſtlichen<lb/> Fabrikdiſtricte von Böhmen gekommen, daß ſich die dortige Induſtrie in<lb/> nicht ſehr chriſtlichen Händen befindet, und die großen und kleinen Bedrü-<lb/> ckungen der Fabrikherrn engliſcher oder franzöſiſcher Erſindung dort längſt<lb/> ſchon einheimiſch geworden. Möglich auch daß die Schuld auf Seite der<lb/> Arbeiter iſt. Die ſächſiſche Nations-Univerſität hat am 19 Jan. folgenden<lb/> Paragraph angenommen: „Im Sachſenland tritt nach dem Vollzug der<lb/> neuen Gerichtsorganiſation das öſterreiſche bürgerliche und Strafrecht in<lb/> Kraft und Wirkung.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Wien,</hi> 1 Febr.</dateline> <p>Die heutige Wiener Zeitung enthält einen Ge-<lb/> ſetzesvortrag des Handelsminiſters, wonach künftig in Trieſt eine „Cen-<lb/> tral-Seebehörde“ <hi rendition="#aq">(governo centrale marittimo)</hi> beſtehen ſoll, deren<lb/> Aufgabe es ſeyn wird die Ausführung der Reichsgeſetze in Bezug auf das<lb/> Seeweſen zu überwachen. Sie wird die Aufficht über die Hafen-, Sa-<lb/> nitäts- und Contumazämter führen, die Werften überwachen, und um mich<lb/> ſo auszudrücken, das maritime Notariat verwalten. In der Reichszeitung<lb/> finden wir heute gleichzeitig mit der Wiener Zeitung den Bankausweis<lb/> vom 1 Februar. Nach dem letzten Bankausweis vom 8 Jan. betrug der<lb/> Banknotenumlauf 250,447,658 fl., der heutige beträgt 250,326,428 fl.<lb/> Die Einzahlungen des Staates betrugen am 8 Jan. 6,020,763 fl., von<lb/> der ſardinifchen Contribution 33,563,500 fl. von dem 4½ proc. Anlehen,<lb/> heute ſind ſie 6,973,263 fl. und 40,675,041 fl., alſo hat ſich das Gut-<lb/> haben der Bank um beiläufig 9 Mill., nämlich von 189 Mill. auf 180<lb/> Mill. vermindert. Die Einzahlungen auf das neue Anlehen ſind großen-<lb/> theils wieder in 3procentigen Caſſenanweiſungen geleiſtet worden, ſo daß<lb/> der Hauptſache nach das Ergebniß des letzten Monats darin beſteht daß<lb/> ſich die Summe jenes Papiergeldes in den Händen der Bank vermehrt<lb/> hat. — Die Zahl der beim letzten Froſt erfrorenen Soldaten beträgt jetzt<lb/> 43, 18 werden außerdem noch vermißt. Das Armeecorps in Böhmen<lb/> hat ſich ſeit September von 50 auf 80,000 Mann verſtärkt und beſteht<lb/> aus auserwählten Truppen. Ihre Maj. die Kaiſerin Mutter wird An-<lb/> fangs März ihrem hohen Verwandten in München einen Beſuch abſtatten.<lb/> Die Nachricht über das brutale Auftreten der Engländer in Griechenland<lb/> erregt hier großes Aufſehen. Es iſt die alte orientaliſche Frage, die wie-<lb/> derkehrt, und die Engländer ſcheinen dießmal weniger Umſtände und glatte<lb/> Worte machen zu wollen. Die Börſe iſt bis jetzt auf die Nachricht hin<lb/> gleichgültig geblieben.</p><lb/> <trailer>* Unſre übrigen Briefe aus Wien berühren wieder umlaufende Mi-<lb/> niſterwechſelgerüchte, z. B. daß Miniſter Bach austreten, Fürſt Windiſch-<lb/> Grätz eintreten, dem Föderatismus namentlich in Ungarn Conceſſionen<lb/> gemacht, die Bildung der Woiwodina zurückgenommen werden ſolle. Bis<lb/> jetzt wird weniganderer Grund für dieſe Gerüchte angegeben als daß einige<lb/> ungariſche Altconſervative und Fürſt Windiſch-Grätz nach Wien berufen<lb/> ſeyn ſollen; dazu kommen die wachſenden Schwierigkeiten in Südungarn,<lb/> zu denen der Geiſt der Unbotmäßigkeit in Dalmatien ſich geſellte. Dieſe<lb/> Dinge würden ſchwer in die Wagſchale fallen, wenn die engliſchen Ge-<lb/> waltſtreiche in Griechenland zu einem größern Bruche führten.</trailer> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">** Aus Südtirol,</hi> 28 Jan.</dateline> <p>Die Farben der Parteien verſchwim-<lb/> men hier zu Lande anſcheinend ineinander, anſtellige Ruhe und Mäßigung<lb/> laſſen den wahren Ton kaum unterſcheiden; leichter erkennt man ihn,<lb/> wenn man das Vorausgegangene miterlebte. Dieß kommt uns auch zum<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [548/0004]
zweiten Theil erhalten, in welchem die gleichzeitig mit dem Urentwurf
dem Reichstage vorzulegenden tranſitoriſchen Beſtimmungen feſtgeſtellt
werden, auf Grund deren die Einſetzung der Bundesregierung zu erfolgen
hat. Für die Feſtſetzung ſolcher Beftimmungen ſcheint aber noch keine Majo-
rität im Verwaltungsrathe zu ſeyn: In der Sitzung vom 29 Jan. endlich
faßte der Verwaltungsrath in der mecklenburgiſchen Angelegenheit einen Be-
ſchluß, und zwar in Folge der von dem ſchweriniſchen und ſtrelitziſchen Bevoll-
mächtigten in früheren Sitzungen geſtellten Anträge. Er legte dem von
der Bundescommiſſion erlaſſenen ſogenannten Inhibito-
riu|m lediglich die Bedeutung des Ausſprucheseiner Rechts-
anſichtbei; erließ an die ſchwerin. Regierung die Mahnung: in der Strei-
tigkeit ſelbſt nichts durch übereilte Maßregeln zu überſtürzen; an die ſtre-
litziſche die ernſte Forderung: nicht ferner mehr über die Inſtanz hinaus-
zugehen zu welcher die verbündeten Regierungen vertragsmäßig in ihren
Streitigkeiten untereinauder verpflichtet ſeyen (zu dem Bundesſchiedsge-
richt nämlich), und wohl darauf zu achten daß ſie die Competenz der Bundes-
commiſſion nicht weiter ausdehnen als ihr nach dem Interim v. 30 Sept.
vertragsmäßig zukomme. Der Verwaltungsrath erkennt übri-
gens, wie es ſich bei dieſer Gelegenheit herausgeſtellt hat,
die Competenz der Bundescommiſſion: die Obhut über die
Garantieen des Bun des zu üben, nicht an. Dieſer Punkt iſt
von äußerſter Wichtigkeit, |da anzunehmen iſt daß auch die preußiſche Re-
gierung, welche mit dem Verwaltungsrath die Garantie des Bundes als
beſtehend betrachtet, dieſe durch Voten der einzelnen Regierungen wird
geübt wiſſen wollen, wie das Recht des Faiedensabſchluſſes im däniſchen
Kriege. Hiernach dürfte der mecklenburgiſche Streit bald eine andere
Wendung erhalten, und der Verwaltungsrath, in welchem die Majorität
der deutſchen Regierungen vertreten iſt, dabei von weit größerer Bedeu-
tung ſeyn als die Bundescommiſſion. Er würde ſogar vollſtändig in der
Sache den Ausſchlag geben.
Mecklenburg.Schwerin, 28 Jan. Der Verwaltungsrath
hat in der Sitzung vom 18 Jan. (in Folge des von Strelitz geſtellten An-
trags auf ein Inhibitorium) den Beſchluß gefaßt: bei dem preußiſchen
Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten unverzüglich das dringende
Erſuchen zu ſtellen daß der Verwaltungsrath durch die preußiſche Regie-
rung auf das baldigſte in den Stand geſetzt werde ſich über die von der
mecklenburg-ſtrelitziſchen Regierung mittels Antrags vom 6 Jan. d. J.
bei der Bundescommiſſion anhängig gemachte Streitſache vor weiterm
Vorgehen in derſelben auszuſprechen. Nachdem von Seite des preußiſchen
Miniſteriums dieſem Antrag Folge gegeben worden, hat am 25 Jan. eine
weitere Verhandlung im Verwaltungsrath ſtattgehabt, und iſt darauf be-
ſchloſſen worden: der Verwaltungsrath ſchließe ſich der Ausführung des
Referenten (Dr. Liebe) vollkommen an. Er erſuche die mecklenburg-
ſtrelitziſche Regierung um Zurücknahme ihres Antrags bei der Bundes-
commiſſion. Er theile die Ausführung des Reſerenten als die Anſicht des
Verwaltungsraths zur Richtſchnur für die preußiſchen Commiſſäre in der
Bundescommiſſion mit. Er theile ferner das Schreiben des Verwaltungs-
raths an die ſtrelitziſche Regierung wegen Zurücknahme ihres Antrags der
mecklenburg-ſchweriniſchen Regierung mit, und drücke den Wunſch aus
die mecklenburgiſch-ſchwerinſche Regierung möge ſich über die von der
ſtrelitziſchen Regierung ihr vorgeworfenen Beſitzſtörungen äußern. Bisher
iſt die formelle Ausfertigung dieſes Beſchluſſes bei der hieſigen Regierung
noch nicht eingetroffen. Hoffentlich werden wir uns bald in den Stand
geſetzt ſehen dieſe Verhandlungen ausführlicher mitzutheilen da, dem Ver-
nehmen nach, der Verwaltungsrath ſelbſt die Abſicht hegt ſeine Verhand-
lungen über die mecklenburgiſche Angelegenheit drucken und publiciren zu
laſſen. (Mecklenb. Ztg.)
Oeſterreich.
ſſ Wien, 28 Jan. Die 16 Gendarmerieregimenter
werden ſo vertheilt, daß auf jedes Kronland etwa eines kommt; kleinere ſind
zuſammengeſchlagen, ſo beſteht z. B. für Oeſterreich ob und unter der Enus
und Salzburg, für Galizien und die Bukowina nur ein Regiment. Auf
Ungarn dagegen fallen drei. Gerade dort wird von der ſtattlichen Mann-
ſchaft, welche den Geſetzen Autorität verleihen ſoll, viel gutes gehofft,
da an vielen Orten namentlich jetzt die Rechtsunſicherheit ſo ſtark war
daß man ſich aus Furcht vor größerer Beſchädigung nicht getraute Ab-
hülfe eines Unrechts zu fordern, auch wenn der Thäter bekannt war. Un-
ter der Ueberſchrift, wie ſich die Gendarmen bei Eindringen in Privat-
häuſer zu verhalten haben, finden wir die Beſtimmung daß es nur auf
ſchriftlichen Befehl, beim Verfolgen eines Verbrechers, aber wo möglich
mit Hinzuziehung einer öffentlichen Perſon, zu geſchehen habe. Ueberhaupt
wird es als etwas weſentliches im Dienſt bezeichnet daß die Schutzwachen
einen mündlichen Befehl nur befolgen ſollen, wenn er von ihren Officie-
ren ausgeht, ſonſt müſſen ſie immer eine ſchriftliche Inſtruction aufzuwei-
ſen haben. Der Lloyd berichtigt eine Angabe die ich Ihnen neulich mit-
theilte. Der Patriarch Rajachich hat nicht ſeine Stelle als „Woiwode“ nieder-
gelegt, ſondern nur ſeine bisherigen Functionen nach Ernennung des
G. M. v. Mayerhoffer zum Woiwoden.
§ Wien, 31 Jan. Die Eröffnung der telegraphiſchen Verbindung
für die Privatcorreſpondenz zwiſchen hier und München, welche mit dem
1 Febr. hätte beginnen ſollen, erleidet noch eine kleine Verzögerung, da
die dießfalls mit der königl. bayeriſchen Regierung eingeleitete Ueberein-
kunft noch nicht ganz zum Abſchluß gediehen iſt. Sicherm Vernehmen
nach ſoll aber dieſe Angelegenheit binnen wenigen Tagen geordnet ſeyn,
und ich hoffe längſtens binnen vierzehn Tagen Ihnen meinen erſten tele-
graphiſchen Bericht von hier direct nach Augsburg ſenden zu können.
* Wien, 31 Jan. Dem Unterrichtsminiſter ſind 39,700 fl. be-
willigt worden, um den Lehrern an den 38 Staatsgymnafien vorläufig
eine Erhöhung ihres ſchmalen Gehalts zu gewähren. Dieſe Summe
kommt vorderhand nur 266 Perſonen zu gut, und es iſt daher zu erwar-
ten daß auch die armen Gemeindeſchullehrer bald eine ähnliche Wohlthat
empfinden, damit wir nicht wieder hören müſſen wie ſie zum Schneeſchau-
feln ſich hergeben. Da von den Gymnafiallehrern eine erhöhte Thätigkeit
gefordert wurde, auch die ſogenannten „Nachſtunden“ (Privatſtunden für
weniger begabte Schüler) geſetzlich eingeſtellt worden, ſo war jene Ent-
ſchädigung für den beſchränkten Nebenverdienſt eine Forderung der Billig-
keit. Aus Böhmen hören wir von allen Orten daß von Seite der Arbei-
ter die Arbeit eingeſtellt worden um einen höhern Lohn zu erzielen. Was
die einzelnen Urſachen dieſer kleinen paſſiven Revolutionen ſeyn mögen,
iſt noch nicht bekannt; indeſſen weiß ein jeder der durch die nordöſtlichen
Fabrikdiſtricte von Böhmen gekommen, daß ſich die dortige Induſtrie in
nicht ſehr chriſtlichen Händen befindet, und die großen und kleinen Bedrü-
ckungen der Fabrikherrn engliſcher oder franzöſiſcher Erſindung dort längſt
ſchon einheimiſch geworden. Möglich auch daß die Schuld auf Seite der
Arbeiter iſt. Die ſächſiſche Nations-Univerſität hat am 19 Jan. folgenden
Paragraph angenommen: „Im Sachſenland tritt nach dem Vollzug der
neuen Gerichtsorganiſation das öſterreiſche bürgerliche und Strafrecht in
Kraft und Wirkung.“
* Wien, 1 Febr. Die heutige Wiener Zeitung enthält einen Ge-
ſetzesvortrag des Handelsminiſters, wonach künftig in Trieſt eine „Cen-
tral-Seebehörde“ (governo centrale marittimo) beſtehen ſoll, deren
Aufgabe es ſeyn wird die Ausführung der Reichsgeſetze in Bezug auf das
Seeweſen zu überwachen. Sie wird die Aufficht über die Hafen-, Sa-
nitäts- und Contumazämter führen, die Werften überwachen, und um mich
ſo auszudrücken, das maritime Notariat verwalten. In der Reichszeitung
finden wir heute gleichzeitig mit der Wiener Zeitung den Bankausweis
vom 1 Februar. Nach dem letzten Bankausweis vom 8 Jan. betrug der
Banknotenumlauf 250,447,658 fl., der heutige beträgt 250,326,428 fl.
Die Einzahlungen des Staates betrugen am 8 Jan. 6,020,763 fl., von
der ſardinifchen Contribution 33,563,500 fl. von dem 4½ proc. Anlehen,
heute ſind ſie 6,973,263 fl. und 40,675,041 fl., alſo hat ſich das Gut-
haben der Bank um beiläufig 9 Mill., nämlich von 189 Mill. auf 180
Mill. vermindert. Die Einzahlungen auf das neue Anlehen ſind großen-
theils wieder in 3procentigen Caſſenanweiſungen geleiſtet worden, ſo daß
der Hauptſache nach das Ergebniß des letzten Monats darin beſteht daß
ſich die Summe jenes Papiergeldes in den Händen der Bank vermehrt
hat. — Die Zahl der beim letzten Froſt erfrorenen Soldaten beträgt jetzt
43, 18 werden außerdem noch vermißt. Das Armeecorps in Böhmen
hat ſich ſeit September von 50 auf 80,000 Mann verſtärkt und beſteht
aus auserwählten Truppen. Ihre Maj. die Kaiſerin Mutter wird An-
fangs März ihrem hohen Verwandten in München einen Beſuch abſtatten.
Die Nachricht über das brutale Auftreten der Engländer in Griechenland
erregt hier großes Aufſehen. Es iſt die alte orientaliſche Frage, die wie-
derkehrt, und die Engländer ſcheinen dießmal weniger Umſtände und glatte
Worte machen zu wollen. Die Börſe iſt bis jetzt auf die Nachricht hin
gleichgültig geblieben.
* Unſre übrigen Briefe aus Wien berühren wieder umlaufende Mi-
niſterwechſelgerüchte, z. B. daß Miniſter Bach austreten, Fürſt Windiſch-
Grätz eintreten, dem Föderatismus namentlich in Ungarn Conceſſionen
gemacht, die Bildung der Woiwodina zurückgenommen werden ſolle. Bis
jetzt wird weniganderer Grund für dieſe Gerüchte angegeben als daß einige
ungariſche Altconſervative und Fürſt Windiſch-Grätz nach Wien berufen
ſeyn ſollen; dazu kommen die wachſenden Schwierigkeiten in Südungarn,
zu denen der Geiſt der Unbotmäßigkeit in Dalmatien ſich geſellte. Dieſe
Dinge würden ſchwer in die Wagſchale fallen, wenn die engliſchen Ge-
waltſtreiche in Griechenland zu einem größern Bruche führten.
** Aus Südtirol, 28 Jan. Die Farben der Parteien verſchwim-
men hier zu Lande anſcheinend ineinander, anſtellige Ruhe und Mäßigung
laſſen den wahren Ton kaum unterſcheiden; leichter erkennt man ihn,
wenn man das Vorausgegangene miterlebte. Dieß kommt uns auch zum
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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