Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914.Allgemeine Zeitung 5. September 1914. [Spaltenumbruch]
Flammende Worte Die Nebel zerstieben, im Osten es loht, Schon schmücket das himmlische Morgenrot Mit güldenen Kronen gewaltige Eichen. Die Sonne sich spiegelt im tiefblauen See. Nun sei auch begraben das zehrende Weh! Den Herzenstrank frisch wir den Brüdern jetzt reichen. Und fromm überschauert es unser Gemüt, Die Sehnsucht zum Vaterland heißer erglüht, Wir werben, um Sieg oder Tod zu ereilen. O Vaterland, lasse uns kämpfen mit Mut! Den Sinn machst du fröhlich. -- Das herrlichste Gut Ist: frei einst auf deutscher Erde zu weilen. 1) Verlag Thormann & Goetsch, Berlin. Deutschlands Söhne. Eine Welt ist wider Dich entbrannt, Deutsches edles starkes Vaterland. Zürnend ziehen Deine Söhne her, Eisern schreitend durch ein blut'ges Meer. Franzmann, meiner Väter Feind, Dein Blut Löscht Dir Deinen Rachedurst so gut. Weißt Du noch, wie Dich mein Vater schlug? War Dir das noch immer nicht genug? Hinterlist'ger Russe Du, Kalmück, In die Steppe stoß ich Dich zurück. Groß und tückisch bist Du, aber stark Treff ich tief Dich in Dein Lebensmark. Bei Kosaken und Tartaren Du, Angelsachse? Schließ die Augen zu, Bruder! Sollen sie voll Scham Dich sehn Mit Baschkiren gegen Deutsche stehn? Eine Welt ist wider Dich entbrannt, Deutsches edles starkes Vaterland. Zürnend ziehen Deine Söhne her, Eisern schreitend durch ein blut'ges Meer. Lesefrüchte über den Krieg. Es gibt Rhetoriker, die heutzutage den Krieg als letztes Rechts- Man sagt oft, daß die Kriege das Bewußtsein der Völker
Bücheranzeigen. Deutsche Mystiker. Band I: Seuse. Ausgewählt und heraus- gegeben von Dr. Wilhelm Oehl. Band II: Mechtild von Magdeburg. In Auswahl übersetzt von Dr. Wilh. Oehl. Josef Kösel'sche Buchhandlung, Ver- lag Kempten und München. Preis je 1 Mk. Erst kürzlich ist an dieser Stelle auf die auffallende Tatsache hin- Allgemeine Zeitung 5. September 1914. [Spaltenumbruch]
Flammende Worte Die Nebel zerſtieben, im Oſten es loht, Schon ſchmücket das himmliſche Morgenrot Mit güldenen Kronen gewaltige Eichen. Die Sonne ſich ſpiegelt im tiefblauen See. Nun ſei auch begraben das zehrende Weh! Den Herzenstrank friſch wir den Brüdern jetzt reichen. Und fromm überſchauert es unſer Gemüt, Die Sehnſucht zum Vaterland heißer erglüht, Wir werben, um Sieg oder Tod zu ereilen. O Vaterland, laſſe uns kämpfen mit Mut! Den Sinn machſt du fröhlich. — Das herrlichſte Gut Iſt: frei einſt auf deutſcher Erde zu weilen. 1) Verlag Thormann & Goetſch, Berlin. Deutſchlands Söhne. Eine Welt iſt wider Dich entbrannt, Deutſches edles ſtarkes Vaterland. Zürnend ziehen Deine Söhne her, Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer. Franzmann, meiner Väter Feind, Dein Blut Löſcht Dir Deinen Rachedurſt ſo gut. Weißt Du noch, wie Dich mein Vater ſchlug? War Dir das noch immer nicht genug? Hinterliſt’ger Ruſſe Du, Kalmück, In die Steppe ſtoß ich Dich zurück. Groß und tückiſch biſt Du, aber ſtark Treff ich tief Dich in Dein Lebensmark. Bei Koſaken und Tartaren Du, Angelſachſe? Schließ die Augen zu, Bruder! Sollen ſie voll Scham Dich ſehn Mit Baſchkiren gegen Deutſche ſtehn? Eine Welt iſt wider Dich entbrannt, Deutſches edles ſtarkes Vaterland. Zürnend ziehen Deine Söhne her, Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer. Leſefrüchte über den Krieg. Es gibt Rhetoriker, die heutzutage den Krieg als letztes Rechts- Man ſagt oft, daß die Kriege das Bewußtſein der Völker
Bücheranzeigen. Deutſche Myſtiker. Band I: Seuſe. Ausgewählt und heraus- gegeben von Dr. Wilhelm Oehl. Band II: Mechtild von Magdeburg. In Auswahl überſetzt von Dr. Wilh. Oehl. Joſef Köſel’ſche Buchhandlung, Ver- lag Kempten und München. Preis je 1 Mk. Erſt kürzlich iſt an dieſer Stelle auf die auffallende Tatſache hin- <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <pb facs="#f0008" n="546"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 5. 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Aber wenn<lb/> es auch wirklich den Freunden des allgemeinen Friedens gelingen<lb/> ſollte, Europa den Appell an die Waffen zu verleiden, ſo müßten<lb/> ſie auch die menſchlichen Leidenſchaften dahin bringen, daß ſie ſich<lb/> für immer verwandelten. Weder Seneca noch die Brahmanen<lb/> haben dieſen Sieg errungen. Es iſt zweifelhaft, ob er uns vor-<lb/> behalten iſt. ...<lb/><bibl>(Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom <hi rendition="#g">Grafen<lb/> Gobineau,</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Band, Seite 215.)</bibl></quote> </cit><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cit> <quote>Man ſagt oft, daß die Kriege das Bewußtſein der Völker<lb/> trüben, ſie zur Unwiſſenheit zurückführen und ſie hindern, ſich eine<lb/> rechte Vorſtellung von ihren Bedürfniſſen zu machen. Nun gab<lb/> es aber im Innern des Reiches vor der Schlacht bei Actium bis<lb/><cb/> zum Tode des Commodus keine andere Schilderhebung als den<lb/> Kampf der Flavier gegen Vitellius. Der materielle Wohlſtand<lb/> war ſehr bedeutend; aber die Macht blieb unregelmäßig, behielt<lb/> ihre Unbeſtändigkeit und die geiſtigen Fähigkeiten nahmen immer<lb/> mehr ab.<lb/><bibl>(Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom <hi rendition="#g">Grafen<lb/> Gobineau,</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi> Band, Seite 377, Anm.)</bibl></quote> </cit><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cit> <quote> <p>Keine Beſchäftigung iſt ſo angenehm, als die eines Kriegers.<lb/> Sie iſt edel in ihrer Ausführung (denn die ſtärkſte, großmütigſte<lb/> und erhabenſte aller Tugenden iſt die Tapferkeit) und edel in ihrer<lb/> Urſache. Wer weiß etwas Nützlicheres und allgemein Gerechteres,<lb/> als die Beſchützung der Ruhe und Größe ſeines Vaterlandes?<lb/> Es iſt etwas Reizendes und Angenehmes in der Geſellſchaft ſo<lb/> vieler edlen jungen und tätigen Männer; in dem täglichen Anblicke<lb/> tragiſcher Schauſpiele; in der Freiheit dieſes ungekünſtelten Um-<lb/> ganges und der männlichen ungezwungenen Lebensart; in der<lb/> Mannigfaltigkeit tauſend verſchiedener Handlungen; in der herz-<lb/> erhebenden Harmonie der kriegeriſchen Muſik, die uns ermuntert<lb/> und Ohr und Seele erwärmt; in der Ehre, welche mit dieſer Uebung<lb/> verknüpft iſt. Selbſt in ihrer läſtigen Beſchwerlichkeit, welche<lb/> Plato ſo gering achtet, daß er in ſeiner Republik Weiber und<lb/> Kinder daran Anteil nehmen läßt. Man übernimmt freilich eine<lb/> Rolle oder ein Wageſtück, je nachdem man dieſelbe für glänzend<lb/> und auffällig hält, man wird gern Soldat und verdient Entſchuldi-<lb/> gung, daß man ſogar ſein Leben dafür aufopfert: <hi rendition="#aq">Pulchrumque<lb/> mori succurrit in armis.</hi> (Jn Waffen ſterben iſt ein ſchöner Tod.)</p><lb/> <p>Gemeinſchaftliche Gefahren, welche ein ſo großer Haufen teilt,<lb/> ſcheuen; das nicht wagen, was ſo vielerlei Arten von Seelen und<lb/> ein ganzes Volk wagt, hieße ein weichliches und außer allem Maße<lb/> kleinmütiges Herz verraten. Geſellſchaft flößt ſelbſt Kindern Zu-<lb/> verſicht ein. Wenn andere uns an Wiſſenſchaft, an Anmut, an<lb/> Stärke, an Glück übertreffen, ſo kann man noch äußerlichen Urſachen<lb/> davon die Schuld aufbürden; anderen aber an Feſtigkeit der Seele<lb/> nachſtehen, daran kann niemand Schuld haben als wir ſelbſt. Der<lb/> Tod iſt verächtlicher, ſchmählicher und beſchwerlicher im Bette als<lb/> im Gefecht. Fieber und Flüſſe ebenſo ſchmerzhaft und tötlich als<lb/> eine Flintenkugel. Wer ſich gewöhnt hat, die Zufälle des ge-<lb/> meinen Lebens tapfer zu ertragen, würde nicht bedürfen, ſeinen<lb/> Mut zu vergrößern, um ein Kriegsmann zu werden: <hi rendition="#aq">Vivere,<lb/> mi Lucili, militare est.</hi> (Leben, mein Lucilius, heißt ſtreiten.)</p><lb/> <bibl>(<hi rendition="#g">Montaigne:</hi> Eſſahs, <hi rendition="#aq">III.</hi> 13.)</bibl> </quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bücheranzeigen.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#b">Deutſche Myſtiker.</hi> Band <hi rendition="#aq">I:</hi> <hi rendition="#g">Seuſe.</hi> Ausgewählt und heraus-<lb/> gegeben von Dr. Wilhelm <hi rendition="#g">Oehl.</hi><lb/> Band <hi rendition="#aq">II:</hi> <hi rendition="#g">Mechtild von Magdeburg.</hi> In Auswahl<lb/> überſetzt von Dr. Wilh. <hi rendition="#g">Oehl.</hi> Joſef Köſel’ſche Buchhandlung, Ver-<lb/> lag Kempten und München. 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Oehl wenn auch nicht zu wiſſen-<lb/> ſchaftlichen, ſo doch zu populären Zwecken die beiden vorliegenden<lb/> Bändchen herausgebracht haben. Die Seuſe-Ausgabe beruht natür-<lb/> lich ganz auf der von uns ſeinerzeit ausführlich gewürdigten text-<lb/> kritiſchen Geſamtausgabe der Deutſchen Schriften Heinrich Seuſes, die<lb/> Karl Bihlmeyer im Auftrage der württembergiſchen Kommiſſion für<lb/> Landesgeſchichte (Stuttgart 1907) herausgegeben hat. Oehl hat aber,<lb/> was ſehr verdienſtlich iſt, den Text ſelbſtändig und mit möglichſter<lb/> Annäherung an das mittelhochdeutſche Original überſetzt. Er gibt<lb/> eine vortreffliche Einleitung zu Seuſes Leben und Perſönlichkeit und<lb/> wählt zuſammenhängende Stücke aus deſſen Lebensbeſchreibung, aus<lb/> den „Büchlein der ewigen Weisheit“ und aus dem „Briefbüchlein“<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [546/0008]
Allgemeine Zeitung 5. September 1914.
Flammende Worte
aus
Karl Prölls Vermächtnis.
¹⁾
Die Nebel zerſtieben, im Oſten es loht,
Schon ſchmücket das himmliſche Morgenrot
Mit güldenen Kronen gewaltige Eichen.
Die Sonne ſich ſpiegelt im tiefblauen See.
Nun ſei auch begraben das zehrende Weh!
Den Herzenstrank friſch wir den Brüdern jetzt reichen.
Und fromm überſchauert es unſer Gemüt,
Die Sehnſucht zum Vaterland heißer erglüht,
Wir werben, um Sieg oder Tod zu ereilen.
O Vaterland, laſſe uns kämpfen mit Mut!
Den Sinn machſt du fröhlich. — Das herrlichſte Gut
Iſt: frei einſt auf deutſcher Erde zu weilen.
¹⁾ Verlag Thormann & Goetſch, Berlin.
Deutſchlands Söhne.
Eine Welt iſt wider Dich entbrannt,
Deutſches edles ſtarkes Vaterland.
Zürnend ziehen Deine Söhne her,
Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer.
Franzmann, meiner Väter Feind, Dein Blut
Löſcht Dir Deinen Rachedurſt ſo gut.
Weißt Du noch, wie Dich mein Vater ſchlug?
War Dir das noch immer nicht genug?
Hinterliſt’ger Ruſſe Du, Kalmück,
In die Steppe ſtoß ich Dich zurück.
Groß und tückiſch biſt Du, aber ſtark
Treff ich tief Dich in Dein Lebensmark.
Bei Koſaken und Tartaren Du,
Angelſachſe? Schließ die Augen zu,
Bruder! Sollen ſie voll Scham Dich ſehn
Mit Baſchkiren gegen Deutſche ſtehn?
Eine Welt iſt wider Dich entbrannt,
Deutſches edles ſtarkes Vaterland.
Zürnend ziehen Deine Söhne her,
Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer.
Sigismund Eichenberg.
Leſefrüchte über den Krieg.
Es gibt Rhetoriker, die heutzutage den Krieg als letztes Rechts-
mittel aus dem Geſetzbuch der Völker verſchwinden laſſen möchten.
Sie haben dieſe Theorie im Seneca aufgegriffen. Gewiſſe Weiſe
des Morgenlandes lehrten gleichfalls in dieſer Hinſicht ganz mit
denen der mähriſchen Brüder übereinſtimmende Jdeen. Aber wenn
es auch wirklich den Freunden des allgemeinen Friedens gelingen
ſollte, Europa den Appell an die Waffen zu verleiden, ſo müßten
ſie auch die menſchlichen Leidenſchaften dahin bringen, daß ſie ſich
für immer verwandelten. Weder Seneca noch die Brahmanen
haben dieſen Sieg errungen. Es iſt zweifelhaft, ob er uns vor-
behalten iſt. ...
(Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom Grafen
Gobineau, I. Band, Seite 215.)
Man ſagt oft, daß die Kriege das Bewußtſein der Völker
trüben, ſie zur Unwiſſenheit zurückführen und ſie hindern, ſich eine
rechte Vorſtellung von ihren Bedürfniſſen zu machen. Nun gab
es aber im Innern des Reiches vor der Schlacht bei Actium bis
zum Tode des Commodus keine andere Schilderhebung als den
Kampf der Flavier gegen Vitellius. Der materielle Wohlſtand
war ſehr bedeutend; aber die Macht blieb unregelmäßig, behielt
ihre Unbeſtändigkeit und die geiſtigen Fähigkeiten nahmen immer
mehr ab.
(Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom Grafen
Gobineau, III. Band, Seite 377, Anm.)
Keine Beſchäftigung iſt ſo angenehm, als die eines Kriegers.
Sie iſt edel in ihrer Ausführung (denn die ſtärkſte, großmütigſte
und erhabenſte aller Tugenden iſt die Tapferkeit) und edel in ihrer
Urſache. Wer weiß etwas Nützlicheres und allgemein Gerechteres,
als die Beſchützung der Ruhe und Größe ſeines Vaterlandes?
Es iſt etwas Reizendes und Angenehmes in der Geſellſchaft ſo
vieler edlen jungen und tätigen Männer; in dem täglichen Anblicke
tragiſcher Schauſpiele; in der Freiheit dieſes ungekünſtelten Um-
ganges und der männlichen ungezwungenen Lebensart; in der
Mannigfaltigkeit tauſend verſchiedener Handlungen; in der herz-
erhebenden Harmonie der kriegeriſchen Muſik, die uns ermuntert
und Ohr und Seele erwärmt; in der Ehre, welche mit dieſer Uebung
verknüpft iſt. Selbſt in ihrer läſtigen Beſchwerlichkeit, welche
Plato ſo gering achtet, daß er in ſeiner Republik Weiber und
Kinder daran Anteil nehmen läßt. Man übernimmt freilich eine
Rolle oder ein Wageſtück, je nachdem man dieſelbe für glänzend
und auffällig hält, man wird gern Soldat und verdient Entſchuldi-
gung, daß man ſogar ſein Leben dafür aufopfert: Pulchrumque
mori succurrit in armis. (Jn Waffen ſterben iſt ein ſchöner Tod.)
Gemeinſchaftliche Gefahren, welche ein ſo großer Haufen teilt,
ſcheuen; das nicht wagen, was ſo vielerlei Arten von Seelen und
ein ganzes Volk wagt, hieße ein weichliches und außer allem Maße
kleinmütiges Herz verraten. Geſellſchaft flößt ſelbſt Kindern Zu-
verſicht ein. Wenn andere uns an Wiſſenſchaft, an Anmut, an
Stärke, an Glück übertreffen, ſo kann man noch äußerlichen Urſachen
davon die Schuld aufbürden; anderen aber an Feſtigkeit der Seele
nachſtehen, daran kann niemand Schuld haben als wir ſelbſt. Der
Tod iſt verächtlicher, ſchmählicher und beſchwerlicher im Bette als
im Gefecht. Fieber und Flüſſe ebenſo ſchmerzhaft und tötlich als
eine Flintenkugel. Wer ſich gewöhnt hat, die Zufälle des ge-
meinen Lebens tapfer zu ertragen, würde nicht bedürfen, ſeinen
Mut zu vergrößern, um ein Kriegsmann zu werden: Vivere,
mi Lucili, militare est. (Leben, mein Lucilius, heißt ſtreiten.)
(Montaigne: Eſſahs, III. 13.)
Bücheranzeigen.
Deutſche Myſtiker. Band I: Seuſe. Ausgewählt und heraus-
gegeben von Dr. Wilhelm Oehl.
Band II: Mechtild von Magdeburg. In Auswahl
überſetzt von Dr. Wilh. Oehl. Joſef Köſel’ſche Buchhandlung, Ver-
lag Kempten und München. Preis je 1 Mk.
Erſt kürzlich iſt an dieſer Stelle auf die auffallende Tatſache hin-
gewieſen worden, daß der katholiſche Verlag die Herausgabe Deut-
ſcher Myſtiker beinahe ausſchließlich proteſtantiſchen und jüdiſchen
Herausgebern und Verlegern überlaſſen hat. Dies trifft ganz be-
ſonders bei den neuhochdeutſchen Uebertragungen Meiſter Eckeharts
zu. Seuſe und Tauler ſind von Diederichs’ſchen Verlag in ſchönen
Ausgaben verlegt worden. Sein Eckehart iſt unvollſtändig geblie-
ben, und für ihn könnte und ſollte eigentlich am meiſten geſchehen.
Nun hat der Köſel’ſche Verlag in Kempten Deutſche Myſtiker in ſeine
Sammlung aufgenommen und verſpricht auch den Eckehart. Leider
handelt es ſich immer nur um eine Auswahl, nicht um vollſtändige
Uebertragungen. Gerade aber bei Eckehart könnte Köſel jeder Kon-
kurrenz zuvorkommen. Wir wollen jedoch dankbar ſein, daß der Ver-
lag und der Herausgeber Dr. Wilh. Oehl wenn auch nicht zu wiſſen-
ſchaftlichen, ſo doch zu populären Zwecken die beiden vorliegenden
Bändchen herausgebracht haben. Die Seuſe-Ausgabe beruht natür-
lich ganz auf der von uns ſeinerzeit ausführlich gewürdigten text-
kritiſchen Geſamtausgabe der Deutſchen Schriften Heinrich Seuſes, die
Karl Bihlmeyer im Auftrage der württembergiſchen Kommiſſion für
Landesgeſchichte (Stuttgart 1907) herausgegeben hat. Oehl hat aber,
was ſehr verdienſtlich iſt, den Text ſelbſtändig und mit möglichſter
Annäherung an das mittelhochdeutſche Original überſetzt. Er gibt
eine vortreffliche Einleitung zu Seuſes Leben und Perſönlichkeit und
wählt zuſammenhängende Stücke aus deſſen Lebensbeſchreibung, aus
den „Büchlein der ewigen Weisheit“ und aus dem „Briefbüchlein“
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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