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Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 12. September 1914.

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Allgemeine Zeitung 12. September 1914.
[Spaltenumbruch] auf die Entwicklung Deutschland und in dem Gefühle, daß es durch
deutsche Tüchtigkeit und deutschen Fleiß auf manchen Gebieten über-
flügelt werde, wünschte es Deutschland mit roher Gewalt nieder-
zuwerfen, wie es seinerzeit Spanien, Holland und Frankreich nieder-
warf. Diesen Moment hielt es jetzt für gekommen, und so bot ihm
der Einmarsch deutscher Truppen in Belgien einen willkommenen
Vorwand, am Kriege teilzunehmen.

Zu diesem Einmarsch aber war Deutschland gezwungen, weil
es dem beabsichtigten französischen Vormarsch zuvorkommen mußte
und Belgien nur auf diesen wartete, um sich Frankreich anzuschlie-
ßen. Daß es für England nur ein Vorwand war, beweist die Tat-
sache, daß Grey bereits am 2. August, also bevor die Verletzung
der belgischen Neutralität durch Deutschland erfolgte, dem franzö-
sischen Botschafter die Hilfe Englands bedingungslos für den Fall
zusicherte, daß die deutsche Flotte die französische Küste angreift.
Moralische Skrupel aber kennt die englische Politik nicht. Und so
hat das englische Volk, das sich stets als Vorkämpfer für Freiheit
und Recht gebärdet, sich mit Rußland, dem Vertreter des furcht-
baren Despotismus verbündet, mit dem Lande, das keine geistige
und keine religiöse Freiheit kennt und das die Freiheit der Völker
wie der Individuen mit Füßen tritt.

Schon beginnt England einzusehen, daß es sich verrechnet hat,
und daß Deutschland seiner Feinde Herr wird. Daher versucht es
denn mit kleinlichen Mitteln, Deutschland wenigstens nach Mög-
lichkeit in seinem Handel und seinen Kolonien zu schädigen, indem
es, unbekümmert um die Kulturgemeinschaft der weißen Rasse,
Japan zu einem Raubzuge gegen Kiautschou aufhetzt und die Neger
in Afrika zum Kampfe gegen die Deutschen in den Kolonien führt,
und, nachdem es den Nachrichtendienst Deutschlands in der ganzen
Welt unterbunden hat, einen Feldzug der Lüge gegen uns eröffnet.
So wird es ihren Landsleuten erzählen, daß deutsche Soldaten belgische
Dörfer und Städte niederbrannten, ihnen aber verschweigen, daß
belgische Mädchen Verwundeten auf dem Schlachtfelde die Augen
ausgestochen haben. Beamte belgischer Städte haben unsere Offiziere
zum Essen geladen und über den Tisch hinüber erschossen. Gegen
alles Völkerrecht wurde die ganze Zivilbevölkerung Belgiens aufge-
boten, die im Rücken unserer Truppen nach anfänglich freundlichem
Empfang mit versteckten Waffen sich in grausamster Weise erhob.
Belgische Frauen durchschnitten Soldaten, die sie im Quartier auf-
genommen hatten, und die sich zur Ruhe gelegt hatten, die Hälse.
England wird auch nichts von den Dum-Dum-Geschossen erzählen,
die von den Engländern und Franzosen trotz aller Abkommen und
heuchlerisch verkündeter Humanität verwendet worden sind, und die
Sie hier in der Originalpackung einsehen können, so wie sie bei eng-
lischen und französischen Gefangenen gefunden wurden. Der Kai-
ser ermächtigte mich, alles dieses zu sagen
und zu
erklären, daß er volles Vertrauen in das Gerechtigkeitsgefühl des
amerikanischen Volkes hat, das sich durch den Lügenkrieg, den
unsere Gegner uns führen, nicht täuschen lassen wird. Wer seit
Ausbruch des Krieges in Deutschland gelebt hat, hat die große
moralische Volkserhebung der Deutschen, die, von allen Seiten be-
drängt, zur Verteidigung ihres Rechtes auf Existenz freudig ins
Feld ziehen, selbst beobachten können, und weiß, daß dieses Volk
keiner unnötigen Grausamkeit und keiner Rohheit fähig ist. Wir
werden siegen dank der moralischen Wucht, die die gerechte Sache
unseren Truppen gibt -- und schließlich werden auch die größten
Lügen unsere Siege so wenig wie unser Recht verdunkeln können.




Auch Fürst Bülow, der Vorgänger unseres Reichskanzlers,
hat sich in eindringlichen und kraftvollen Worten über den Krieg
geäußert. Dieses aus Stockholm vom 7. ds. datierte Interview
veröffentlicht das Wolffsche Telegraphenbureau wie folgt:

Die Zeitung "Nya Dagligt Allehanda", sowie die Zeitungen
"Dagan" und "Aftenbladet" veröffentlichen ein Interview, das
Fürst Bülow dem norwegischen Schriftsteller Björn Björn-
son
gewährte.

Der Fürst drückte in dem Interview seine Ansichten über den
weiteren Verlauf des Riesenkampfes aus, der jetzt die Welt mit Ge-
töse erfüllt, und kennzeichnet seine Ueberzeugung mit den Worten:
"Wir werden siegen, weil wir siegen müssen.
Das deutsche Volk erlag noch nie seinen Feinden, wenn es einig war,
und niemals im Laufe seiner langen und wechselvollen Geschichte
war es so einig wie heute."

Der Fürst nimmt dann darauf Bezug, daß Deutschland in die-
sem Kriege auch für europäische Kultur und ihren Fortbestand in
[Spaltenumbruch] der Zukunft kämpft und geht des weiteren auf Deutschlands Stel-
lung zu den neutralen Staaten ein, um schließlich die Stellung der
Feinde Deutschlands zu kennzeichnen: Frankreichs Rachsucht, Ruß-
lands panslawistische Ziele, Belgiens Torheit, Japans Heimtücke und
Englands brutalen Konkurrenzneid.

Von England, das uns Japan auf den Hals hetzte, sagte der
Fürst:

"Das war ein Hochverrat an der weißen Rasse. Es wird viel
Wasser die deutschen Ströme herabfließen, bis der Deutsche das Eng-
land vergißt, dessen Freundschaft von uns in erster Linie von un-
serem Kaiser so beharrlich und so ehrlich gesucht wurde, mit dem
wir so gut in Frieden und Freundschaft hätten leben können, wenn
England uns nur den Platz an der Sonne gönnte, worauf das
deutsche Volk ein Recht hat, und den es sich -- und wenn die Welt
voll Teufel wäre -- nicht nehmen lassen wird, aber glauben Sie
mir, wir werden das Feld behalten, wir werden kämpfen, bis wir
einen Frieden erlangen, würdig der Opfer, die unser Volk mit hei-
ligem Ernst bringt, für Europa und für die Welt

Wenn wir russische Herrschsucht, englischer Scheelsucht, franzö-
sischer Rachsucht erlägen, müßte der Genius Europas sein Haupt
verhüllen. Napoleon hat auf St. Helena gesagt, die Welt werde
in 100 Jahren kosakisch oder republikanisch sein. Ueber die Vor-
züge dieser oder jener Regierungsform wollen wir uns jetzt nicht
den Kopf zerbrechen. Ich persönlich glaube felsenfest an die Ueber-
legenheit und Dauerhaftigkeit vernünftiger monarchischer Institu-
tionen für unser deutsches Volk. Das aber steht fest, der Ausgang
dieses Krieges wird darüber entscheiden, ob deutscher Geist und deut-
sche Kultur belebend und befruchtend auf die Welt wirken werden
oder ob diese der Barbarei, Verderbtheit und Verknechtung zum
Opfer fallen soll.

Und darum werden wir das Schwert nicht aus der Hand legen,
bis wir unser Land gegen die Wiederkehr eines so ruchlosen Ueber-
falles gründlich und für lange hinaus gesichert und bis wir in
Europa einen Zustand hergestellt haben, der die Möglichkeit fried-
lichen und ruhigen Nebeneinanderlebens der Völker im Interesse
der Förderung ihrer materiellen und geistigen Wohlfahrt wirklich
gewährleistet.

Daß ein langer Krieg große Opfer fordern, daß er gewaltige
Anforderungen an die militärische, die wirtschaftliche und vor allem
die sittliche Kraft des deutschen Volkes stellen würde, wissen wir alle.

Aber das Volk, dessen größter König sieben Jahre lang gegen
halb Europa im Felde stand, das vor 100 Jahren mit dem ausge-
sogenen und zerschlagenen Preußen für den Befreiungskampf Euro-
pas gegen französische Weltherrschaft die Kerntruppe stellte, wird auch
in einem langen Krieg sicherlich nicht nutzlos das Schwert sinken
lassen."

Unsere Kriegsschiffe in Ostasien.

Eine Uebersicht über unsere Kriegsschiffe in Ostasien gibt die
Kölnische Zeitung:

Das Kreuzergeschwader, das den Schutz der deutschen Interessen
in Ostasien ausübt, besteht im Augenblick aus zwölf Kriegsschiffen
und Kriegsfahrzeugen, nämlich den Panzerkreuzern "Scharnhorst"
und "Gneisenau", den Kleinen Kreuzern "Leipzig" und "Emden",
den Kanonenbooten "Iltis", "Jaguar", "Tiger" und "Luchs", den
Flußkanonenbooten "Tsingtau", "Vaterland" und "Otter" und dem
Hochseetorpedoboot S. 90. Chef des Kreuzergeschwaders ist Vize-
admiral Graf v. Spee, sein Flaggschiff ist der "Scharnhorst". Die
Panzerkreuzer haben einen Tonnengehalt von 14,000, indizierte
Pferdekräfte 30,600, Geschütze über 10 Zentimeter 20, unter 10 Zen-
timeter 13, Torpedorohre 4, Bemannungsstand 775. "Scharnhorst"
und "Gneisenau" stammen aus dem Jahre 1906. Die Kleinen Kreu-
zer "Leipzig" und "Emden" sind geschützte Kreuzer von je 4000 Ton-
nen, 10,000 indizierten Pferdekräften, 6 Geschützen über und 3 unter
10 Zentimeter, 1 bis 2 Torpedorohren und 325 Mann Besatzung. Die
"Leipzig" stammt von 1905, die "Emden" von 1908. Von den
Kanonenbooten stammen "Iltis" und "Jaguar" von 1898, "Luchs"
und "Tiger" von 1899. Sie haben 1500 Tonnen, 2400 indizierte
Pferdekräfte, 5 Geschütze über und 1 Geschütz unter 10 Zentimeter,
1 Torpedorohr und 180 Mann Besatzung.

Unsere Rechtfertigung.

Eine Rechtfertigung der Haltung der deutschen Truppen gegen
heimtückische Ueberfälle durch die Bevölkerung in Feindesland bringt
folgende Bekanntmachung des stellvertretenden kommandierenden
Generals des VII. Armeekorps:

Allgemeine Zeitung 12. September 1914.
[Spaltenumbruch] auf die Entwicklung Deutſchland und in dem Gefühle, daß es durch
deutſche Tüchtigkeit und deutſchen Fleiß auf manchen Gebieten über-
flügelt werde, wünſchte es Deutſchland mit roher Gewalt nieder-
zuwerfen, wie es ſeinerzeit Spanien, Holland und Frankreich nieder-
warf. Dieſen Moment hielt es jetzt für gekommen, und ſo bot ihm
der Einmarſch deutſcher Truppen in Belgien einen willkommenen
Vorwand, am Kriege teilzunehmen.

Zu dieſem Einmarſch aber war Deutſchland gezwungen, weil
es dem beabſichtigten franzöſiſchen Vormarſch zuvorkommen mußte
und Belgien nur auf dieſen wartete, um ſich Frankreich anzuſchlie-
ßen. Daß es für England nur ein Vorwand war, beweiſt die Tat-
ſache, daß Grey bereits am 2. Auguſt, alſo bevor die Verletzung
der belgiſchen Neutralität durch Deutſchland erfolgte, dem franzö-
ſiſchen Botſchafter die Hilfe Englands bedingungslos für den Fall
zuſicherte, daß die deutſche Flotte die franzöſiſche Küſte angreift.
Moraliſche Skrupel aber kennt die engliſche Politik nicht. Und ſo
hat das engliſche Volk, das ſich ſtets als Vorkämpfer für Freiheit
und Recht gebärdet, ſich mit Rußland, dem Vertreter des furcht-
baren Deſpotismus verbündet, mit dem Lande, das keine geiſtige
und keine religiöſe Freiheit kennt und das die Freiheit der Völker
wie der Individuen mit Füßen tritt.

Schon beginnt England einzuſehen, daß es ſich verrechnet hat,
und daß Deutſchland ſeiner Feinde Herr wird. Daher verſucht es
denn mit kleinlichen Mitteln, Deutſchland wenigſtens nach Mög-
lichkeit in ſeinem Handel und ſeinen Kolonien zu ſchädigen, indem
es, unbekümmert um die Kulturgemeinſchaft der weißen Raſſe,
Japan zu einem Raubzuge gegen Kiautſchou aufhetzt und die Neger
in Afrika zum Kampfe gegen die Deutſchen in den Kolonien führt,
und, nachdem es den Nachrichtendienſt Deutſchlands in der ganzen
Welt unterbunden hat, einen Feldzug der Lüge gegen uns eröffnet.
So wird es ihren Landsleuten erzählen, daß deutſche Soldaten belgiſche
Dörfer und Städte niederbrannten, ihnen aber verſchweigen, daß
belgiſche Mädchen Verwundeten auf dem Schlachtfelde die Augen
ausgeſtochen haben. Beamte belgiſcher Städte haben unſere Offiziere
zum Eſſen geladen und über den Tiſch hinüber erſchoſſen. Gegen
alles Völkerrecht wurde die ganze Zivilbevölkerung Belgiens aufge-
boten, die im Rücken unſerer Truppen nach anfänglich freundlichem
Empfang mit verſteckten Waffen ſich in grauſamſter Weiſe erhob.
Belgiſche Frauen durchſchnitten Soldaten, die ſie im Quartier auf-
genommen hatten, und die ſich zur Ruhe gelegt hatten, die Hälſe.
England wird auch nichts von den Dum-Dum-Geſchoſſen erzählen,
die von den Engländern und Franzoſen trotz aller Abkommen und
heuchleriſch verkündeter Humanität verwendet worden ſind, und die
Sie hier in der Originalpackung einſehen können, ſo wie ſie bei eng-
liſchen und franzöſiſchen Gefangenen gefunden wurden. Der Kai-
ſer ermächtigte mich, alles dieſes zu ſagen
und zu
erklären, daß er volles Vertrauen in das Gerechtigkeitsgefühl des
amerikaniſchen Volkes hat, das ſich durch den Lügenkrieg, den
unſere Gegner uns führen, nicht täuſchen laſſen wird. Wer ſeit
Ausbruch des Krieges in Deutſchland gelebt hat, hat die große
moraliſche Volkserhebung der Deutſchen, die, von allen Seiten be-
drängt, zur Verteidigung ihres Rechtes auf Exiſtenz freudig ins
Feld ziehen, ſelbſt beobachten können, und weiß, daß dieſes Volk
keiner unnötigen Grauſamkeit und keiner Rohheit fähig iſt. Wir
werden ſiegen dank der moraliſchen Wucht, die die gerechte Sache
unſeren Truppen gibt — und ſchließlich werden auch die größten
Lügen unſere Siege ſo wenig wie unſer Recht verdunkeln können.




Auch Fürſt Bülow, der Vorgänger unſeres Reichskanzlers,
hat ſich in eindringlichen und kraftvollen Worten über den Krieg
geäußert. Dieſes aus Stockholm vom 7. ds. datierte Interview
veröffentlicht das Wolffſche Telegraphenbureau wie folgt:

Die Zeitung „Nya Dagligt Allehanda“, ſowie die Zeitungen
„Dagan“ und „Aftenbladet“ veröffentlichen ein Interview, das
Fürſt Bülow dem norwegiſchen Schriftſteller Björn Björn-
ſon
gewährte.

Der Fürſt drückte in dem Interview ſeine Anſichten über den
weiteren Verlauf des Rieſenkampfes aus, der jetzt die Welt mit Ge-
töſe erfüllt, und kennzeichnet ſeine Ueberzeugung mit den Worten:
Wir werden ſiegen, weil wir ſiegen müſſen.
Das deutſche Volk erlag noch nie ſeinen Feinden, wenn es einig war,
und niemals im Laufe ſeiner langen und wechſelvollen Geſchichte
war es ſo einig wie heute.“

Der Fürſt nimmt dann darauf Bezug, daß Deutſchland in die-
ſem Kriege auch für europäiſche Kultur und ihren Fortbeſtand in
[Spaltenumbruch] der Zukunft kämpft und geht des weiteren auf Deutſchlands Stel-
lung zu den neutralen Staaten ein, um ſchließlich die Stellung der
Feinde Deutſchlands zu kennzeichnen: Frankreichs Rachſucht, Ruß-
lands panſlawiſtiſche Ziele, Belgiens Torheit, Japans Heimtücke und
Englands brutalen Konkurrenzneid.

Von England, das uns Japan auf den Hals hetzte, ſagte der
Fürſt:

„Das war ein Hochverrat an der weißen Raſſe. Es wird viel
Waſſer die deutſchen Ströme herabfließen, bis der Deutſche das Eng-
land vergißt, deſſen Freundſchaft von uns in erſter Linie von un-
ſerem Kaiſer ſo beharrlich und ſo ehrlich geſucht wurde, mit dem
wir ſo gut in Frieden und Freundſchaft hätten leben können, wenn
England uns nur den Platz an der Sonne gönnte, worauf das
deutſche Volk ein Recht hat, und den es ſich — und wenn die Welt
voll Teufel wäre — nicht nehmen laſſen wird, aber glauben Sie
mir, wir werden das Feld behalten, wir werden kämpfen, bis wir
einen Frieden erlangen, würdig der Opfer, die unſer Volk mit hei-
ligem Ernſt bringt, für Europa und für die Welt

Wenn wir ruſſiſche Herrſchſucht, engliſcher Scheelſucht, franzö-
ſiſcher Rachſucht erlägen, müßte der Genius Europas ſein Haupt
verhüllen. Napoleon hat auf St. Helena geſagt, die Welt werde
in 100 Jahren koſakiſch oder republikaniſch ſein. Ueber die Vor-
züge dieſer oder jener Regierungsform wollen wir uns jetzt nicht
den Kopf zerbrechen. Ich perſönlich glaube felſenfeſt an die Ueber-
legenheit und Dauerhaftigkeit vernünftiger monarchiſcher Inſtitu-
tionen für unſer deutſches Volk. Das aber ſteht feſt, der Ausgang
dieſes Krieges wird darüber entſcheiden, ob deutſcher Geiſt und deut-
ſche Kultur belebend und befruchtend auf die Welt wirken werden
oder ob dieſe der Barbarei, Verderbtheit und Verknechtung zum
Opfer fallen ſoll.

Und darum werden wir das Schwert nicht aus der Hand legen,
bis wir unſer Land gegen die Wiederkehr eines ſo ruchloſen Ueber-
falles gründlich und für lange hinaus geſichert und bis wir in
Europa einen Zuſtand hergeſtellt haben, der die Möglichkeit fried-
lichen und ruhigen Nebeneinanderlebens der Völker im Intereſſe
der Förderung ihrer materiellen und geiſtigen Wohlfahrt wirklich
gewährleiſtet.

Daß ein langer Krieg große Opfer fordern, daß er gewaltige
Anforderungen an die militäriſche, die wirtſchaftliche und vor allem
die ſittliche Kraft des deutſchen Volkes ſtellen würde, wiſſen wir alle.

Aber das Volk, deſſen größter König ſieben Jahre lang gegen
halb Europa im Felde ſtand, das vor 100 Jahren mit dem ausge-
ſogenen und zerſchlagenen Preußen für den Befreiungskampf Euro-
pas gegen franzöſiſche Weltherrſchaft die Kerntruppe ſtellte, wird auch
in einem langen Krieg ſicherlich nicht nutzlos das Schwert ſinken
laſſen.“

Unſere Kriegsſchiffe in Oſtaſien.

Eine Ueberſicht über unſere Kriegsſchiffe in Oſtaſien gibt die
Kölniſche Zeitung:

Das Kreuzergeſchwader, das den Schutz der deutſchen Intereſſen
in Oſtaſien ausübt, beſteht im Augenblick aus zwölf Kriegsſchiffen
und Kriegsfahrzeugen, nämlich den Panzerkreuzern „Scharnhorſt“
und „Gneiſenau“, den Kleinen Kreuzern „Leipzig“ und „Emden“,
den Kanonenbooten „Iltis“, „Jaguar“, „Tiger“ und „Luchs“, den
Flußkanonenbooten „Tſingtau“, „Vaterland“ und „Otter“ und dem
Hochſeetorpedoboot S. 90. Chef des Kreuzergeſchwaders iſt Vize-
admiral Graf v. Spee, ſein Flaggſchiff iſt der „Scharnhorſt“. Die
Panzerkreuzer haben einen Tonnengehalt von 14,000, indizierte
Pferdekräfte 30,600, Geſchütze über 10 Zentimeter 20, unter 10 Zen-
timeter 13, Torpedorohre 4, Bemannungsſtand 775. „Scharnhorſt“
und „Gneiſenau“ ſtammen aus dem Jahre 1906. Die Kleinen Kreu-
zer „Leipzig“ und „Emden“ ſind geſchützte Kreuzer von je 4000 Ton-
nen, 10,000 indizierten Pferdekräften, 6 Geſchützen über und 3 unter
10 Zentimeter, 1 bis 2 Torpedorohren und 325 Mann Beſatzung. Die
„Leipzig“ ſtammt von 1905, die „Emden“ von 1908. Von den
Kanonenbooten ſtammen „Iltis“ und „Jaguar“ von 1898, „Luchs“
und „Tiger“ von 1899. Sie haben 1500 Tonnen, 2400 indizierte
Pferdekräfte, 5 Geſchütze über und 1 Geſchütz unter 10 Zentimeter,
1 Torpedorohr und 180 Mann Beſatzung.

Unſere Rechtfertigung.

Eine Rechtfertigung der Haltung der deutſchen Truppen gegen
heimtückiſche Ueberfälle durch die Bevölkerung in Feindesland bringt
folgende Bekanntmachung des ſtellvertretenden kommandierenden
Generals des VII. Armeekorps:

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[556/0006] Allgemeine Zeitung 12. September 1914. auf die Entwicklung Deutſchland und in dem Gefühle, daß es durch deutſche Tüchtigkeit und deutſchen Fleiß auf manchen Gebieten über- flügelt werde, wünſchte es Deutſchland mit roher Gewalt nieder- zuwerfen, wie es ſeinerzeit Spanien, Holland und Frankreich nieder- warf. Dieſen Moment hielt es jetzt für gekommen, und ſo bot ihm der Einmarſch deutſcher Truppen in Belgien einen willkommenen Vorwand, am Kriege teilzunehmen. Zu dieſem Einmarſch aber war Deutſchland gezwungen, weil es dem beabſichtigten franzöſiſchen Vormarſch zuvorkommen mußte und Belgien nur auf dieſen wartete, um ſich Frankreich anzuſchlie- ßen. Daß es für England nur ein Vorwand war, beweiſt die Tat- ſache, daß Grey bereits am 2. Auguſt, alſo bevor die Verletzung der belgiſchen Neutralität durch Deutſchland erfolgte, dem franzö- ſiſchen Botſchafter die Hilfe Englands bedingungslos für den Fall zuſicherte, daß die deutſche Flotte die franzöſiſche Küſte angreift. Moraliſche Skrupel aber kennt die engliſche Politik nicht. Und ſo hat das engliſche Volk, das ſich ſtets als Vorkämpfer für Freiheit und Recht gebärdet, ſich mit Rußland, dem Vertreter des furcht- baren Deſpotismus verbündet, mit dem Lande, das keine geiſtige und keine religiöſe Freiheit kennt und das die Freiheit der Völker wie der Individuen mit Füßen tritt. Schon beginnt England einzuſehen, daß es ſich verrechnet hat, und daß Deutſchland ſeiner Feinde Herr wird. Daher verſucht es denn mit kleinlichen Mitteln, Deutſchland wenigſtens nach Mög- lichkeit in ſeinem Handel und ſeinen Kolonien zu ſchädigen, indem es, unbekümmert um die Kulturgemeinſchaft der weißen Raſſe, Japan zu einem Raubzuge gegen Kiautſchou aufhetzt und die Neger in Afrika zum Kampfe gegen die Deutſchen in den Kolonien führt, und, nachdem es den Nachrichtendienſt Deutſchlands in der ganzen Welt unterbunden hat, einen Feldzug der Lüge gegen uns eröffnet. So wird es ihren Landsleuten erzählen, daß deutſche Soldaten belgiſche Dörfer und Städte niederbrannten, ihnen aber verſchweigen, daß belgiſche Mädchen Verwundeten auf dem Schlachtfelde die Augen ausgeſtochen haben. Beamte belgiſcher Städte haben unſere Offiziere zum Eſſen geladen und über den Tiſch hinüber erſchoſſen. Gegen alles Völkerrecht wurde die ganze Zivilbevölkerung Belgiens aufge- boten, die im Rücken unſerer Truppen nach anfänglich freundlichem Empfang mit verſteckten Waffen ſich in grauſamſter Weiſe erhob. Belgiſche Frauen durchſchnitten Soldaten, die ſie im Quartier auf- genommen hatten, und die ſich zur Ruhe gelegt hatten, die Hälſe. England wird auch nichts von den Dum-Dum-Geſchoſſen erzählen, die von den Engländern und Franzoſen trotz aller Abkommen und heuchleriſch verkündeter Humanität verwendet worden ſind, und die Sie hier in der Originalpackung einſehen können, ſo wie ſie bei eng- liſchen und franzöſiſchen Gefangenen gefunden wurden. Der Kai- ſer ermächtigte mich, alles dieſes zu ſagen und zu erklären, daß er volles Vertrauen in das Gerechtigkeitsgefühl des amerikaniſchen Volkes hat, das ſich durch den Lügenkrieg, den unſere Gegner uns führen, nicht täuſchen laſſen wird. Wer ſeit Ausbruch des Krieges in Deutſchland gelebt hat, hat die große moraliſche Volkserhebung der Deutſchen, die, von allen Seiten be- drängt, zur Verteidigung ihres Rechtes auf Exiſtenz freudig ins Feld ziehen, ſelbſt beobachten können, und weiß, daß dieſes Volk keiner unnötigen Grauſamkeit und keiner Rohheit fähig iſt. Wir werden ſiegen dank der moraliſchen Wucht, die die gerechte Sache unſeren Truppen gibt — und ſchließlich werden auch die größten Lügen unſere Siege ſo wenig wie unſer Recht verdunkeln können. Auch Fürſt Bülow, der Vorgänger unſeres Reichskanzlers, hat ſich in eindringlichen und kraftvollen Worten über den Krieg geäußert. Dieſes aus Stockholm vom 7. ds. datierte Interview veröffentlicht das Wolffſche Telegraphenbureau wie folgt: Die Zeitung „Nya Dagligt Allehanda“, ſowie die Zeitungen „Dagan“ und „Aftenbladet“ veröffentlichen ein Interview, das Fürſt Bülow dem norwegiſchen Schriftſteller Björn Björn- ſon gewährte. Der Fürſt drückte in dem Interview ſeine Anſichten über den weiteren Verlauf des Rieſenkampfes aus, der jetzt die Welt mit Ge- töſe erfüllt, und kennzeichnet ſeine Ueberzeugung mit den Worten: „Wir werden ſiegen, weil wir ſiegen müſſen. Das deutſche Volk erlag noch nie ſeinen Feinden, wenn es einig war, und niemals im Laufe ſeiner langen und wechſelvollen Geſchichte war es ſo einig wie heute.“ Der Fürſt nimmt dann darauf Bezug, daß Deutſchland in die- ſem Kriege auch für europäiſche Kultur und ihren Fortbeſtand in der Zukunft kämpft und geht des weiteren auf Deutſchlands Stel- lung zu den neutralen Staaten ein, um ſchließlich die Stellung der Feinde Deutſchlands zu kennzeichnen: Frankreichs Rachſucht, Ruß- lands panſlawiſtiſche Ziele, Belgiens Torheit, Japans Heimtücke und Englands brutalen Konkurrenzneid. Von England, das uns Japan auf den Hals hetzte, ſagte der Fürſt: „Das war ein Hochverrat an der weißen Raſſe. Es wird viel Waſſer die deutſchen Ströme herabfließen, bis der Deutſche das Eng- land vergißt, deſſen Freundſchaft von uns in erſter Linie von un- ſerem Kaiſer ſo beharrlich und ſo ehrlich geſucht wurde, mit dem wir ſo gut in Frieden und Freundſchaft hätten leben können, wenn England uns nur den Platz an der Sonne gönnte, worauf das deutſche Volk ein Recht hat, und den es ſich — und wenn die Welt voll Teufel wäre — nicht nehmen laſſen wird, aber glauben Sie mir, wir werden das Feld behalten, wir werden kämpfen, bis wir einen Frieden erlangen, würdig der Opfer, die unſer Volk mit hei- ligem Ernſt bringt, für Europa und für die Welt Wenn wir ruſſiſche Herrſchſucht, engliſcher Scheelſucht, franzö- ſiſcher Rachſucht erlägen, müßte der Genius Europas ſein Haupt verhüllen. Napoleon hat auf St. Helena geſagt, die Welt werde in 100 Jahren koſakiſch oder republikaniſch ſein. Ueber die Vor- züge dieſer oder jener Regierungsform wollen wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ich perſönlich glaube felſenfeſt an die Ueber- legenheit und Dauerhaftigkeit vernünftiger monarchiſcher Inſtitu- tionen für unſer deutſches Volk. Das aber ſteht feſt, der Ausgang dieſes Krieges wird darüber entſcheiden, ob deutſcher Geiſt und deut- ſche Kultur belebend und befruchtend auf die Welt wirken werden oder ob dieſe der Barbarei, Verderbtheit und Verknechtung zum Opfer fallen ſoll. Und darum werden wir das Schwert nicht aus der Hand legen, bis wir unſer Land gegen die Wiederkehr eines ſo ruchloſen Ueber- falles gründlich und für lange hinaus geſichert und bis wir in Europa einen Zuſtand hergeſtellt haben, der die Möglichkeit fried- lichen und ruhigen Nebeneinanderlebens der Völker im Intereſſe der Förderung ihrer materiellen und geiſtigen Wohlfahrt wirklich gewährleiſtet. Daß ein langer Krieg große Opfer fordern, daß er gewaltige Anforderungen an die militäriſche, die wirtſchaftliche und vor allem die ſittliche Kraft des deutſchen Volkes ſtellen würde, wiſſen wir alle. Aber das Volk, deſſen größter König ſieben Jahre lang gegen halb Europa im Felde ſtand, das vor 100 Jahren mit dem ausge- ſogenen und zerſchlagenen Preußen für den Befreiungskampf Euro- pas gegen franzöſiſche Weltherrſchaft die Kerntruppe ſtellte, wird auch in einem langen Krieg ſicherlich nicht nutzlos das Schwert ſinken laſſen.“ Unſere Kriegsſchiffe in Oſtaſien. Eine Ueberſicht über unſere Kriegsſchiffe in Oſtaſien gibt die Kölniſche Zeitung: Das Kreuzergeſchwader, das den Schutz der deutſchen Intereſſen in Oſtaſien ausübt, beſteht im Augenblick aus zwölf Kriegsſchiffen und Kriegsfahrzeugen, nämlich den Panzerkreuzern „Scharnhorſt“ und „Gneiſenau“, den Kleinen Kreuzern „Leipzig“ und „Emden“, den Kanonenbooten „Iltis“, „Jaguar“, „Tiger“ und „Luchs“, den Flußkanonenbooten „Tſingtau“, „Vaterland“ und „Otter“ und dem Hochſeetorpedoboot S. 90. Chef des Kreuzergeſchwaders iſt Vize- admiral Graf v. Spee, ſein Flaggſchiff iſt der „Scharnhorſt“. Die Panzerkreuzer haben einen Tonnengehalt von 14,000, indizierte Pferdekräfte 30,600, Geſchütze über 10 Zentimeter 20, unter 10 Zen- timeter 13, Torpedorohre 4, Bemannungsſtand 775. „Scharnhorſt“ und „Gneiſenau“ ſtammen aus dem Jahre 1906. Die Kleinen Kreu- zer „Leipzig“ und „Emden“ ſind geſchützte Kreuzer von je 4000 Ton- nen, 10,000 indizierten Pferdekräften, 6 Geſchützen über und 3 unter 10 Zentimeter, 1 bis 2 Torpedorohren und 325 Mann Beſatzung. Die „Leipzig“ ſtammt von 1905, die „Emden“ von 1908. Von den Kanonenbooten ſtammen „Iltis“ und „Jaguar“ von 1898, „Luchs“ und „Tiger“ von 1899. Sie haben 1500 Tonnen, 2400 indizierte Pferdekräfte, 5 Geſchütze über und 1 Geſchütz unter 10 Zentimeter, 1 Torpedorohr und 180 Mann Beſatzung. Unſere Rechtfertigung. Eine Rechtfertigung der Haltung der deutſchen Truppen gegen heimtückiſche Ueberfälle durch die Bevölkerung in Feindesland bringt folgende Bekanntmachung des ſtellvertretenden kommandierenden Generals des VII. Armeekorps:

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 12. September 1914, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine37_1914/6>, abgerufen am 03.12.2024.