Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 3. Oktober 1914.3. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
dings überschritten haben, auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz einekurze Operationspause eingetreten. Unsere Truppen stehen insge- samt auf serbischem Territorium und behaupten sich vorerst in den blutig errungenen Positionen gegen unausgesetzte hartnäckige An- griffe. Die Angriffe endeten mit bedeutenden Verlusten des Gegners. In den letzten Kämpfen wurden insgesamt 14 Geschütze und mehrere Maschinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen ist bedeutend, ebenso die der Deserteure. Die Nachrichten über die serbisch-montenegrinische Offensive nach Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich mittags, 29. Sep- Der Oberkommandant des österreichisch-ungarischen Heeres, "Die Situation ist für uns und das deutsche Heer günstig. Die Sechs serbische Divisionen, und zwar die beiden Nach der herrlichen Tat unseres deutschen Unterseebootes 9
Ueber die Vorgeschichte des Krieges schreibt das
England. Die heroische Tat des Kapitänleutnant Weddigen und seiner Zu Ehren der Helden von U 9 hat die Stadt Kiel reich be- "Die Reichskriegshafenstadt Kiel, die sich innig mit der Kaiser- Dem Kommandanten des U 9, Kapitänleutnant Otto Wed- Ueber die Persönlichkeit des Seehelden Weddigen gehen dem Am 16. August machte Kapitänleutnant Otto Weddigen 3. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
dings überſchritten haben, auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz einekurze Operationspauſe eingetreten. Unſere Truppen ſtehen insge- ſamt auf ſerbiſchem Territorium und behaupten ſich vorerſt in den blutig errungenen Poſitionen gegen unausgeſetzte hartnäckige An- griffe. Die Angriffe endeten mit bedeutenden Verluſten des Gegners. In den letzten Kämpfen wurden insgeſamt 14 Geſchütze und mehrere Maſchinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen iſt bedeutend, ebenſo die der Deſerteure. Die Nachrichten über die ſerbiſch-montenegriniſche Offenſive nach Aus dem Kriegspreſſequartier wird amtlich mittags, 29. Sep- Der Oberkommandant des öſterreichiſch-ungariſchen Heeres, „Die Situation iſt für uns und das deutſche Heer günſtig. Die Sechs ſerbiſche Diviſionen, und zwar die beiden Nach der herrlichen Tat unſeres deutſchen Unterſeebootes 9
Ueber die Vorgeſchichte des Krieges ſchreibt das
England. Die heroiſche Tat des Kapitänleutnant Weddigen und ſeiner Zu Ehren der Helden von U 9 hat die Stadt Kiel reich be- „Die Reichskriegshafenſtadt Kiel, die ſich innig mit der Kaiſer- Dem Kommandanten des U 9, Kapitänleutnant Otto Wed- Ueber die Perſönlichkeit des Seehelden Weddigen gehen dem Am 16. Auguſt machte Kapitänleutnant Otto Weddigen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0003" n="587"/><fw place="top" type="header">3. Oktober 1914. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/><cb/> dings überſchritten haben, auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz eine<lb/> kurze Operationspauſe eingetreten. Unſere Truppen ſtehen insge-<lb/> ſamt auf ſerbiſchem Territorium und behaupten ſich vorerſt in den<lb/> blutig errungenen Poſitionen gegen unausgeſetzte hartnäckige An-<lb/> griffe. Die Angriffe endeten mit bedeutenden Verluſten des Gegners.<lb/> In den letzten Kämpfen wurden insgeſamt 14 Geſchütze und mehrere<lb/> Maſchinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen iſt bedeutend,<lb/> ebenſo die der Deſerteure.</p><lb/> <p>Die Nachrichten über die ſerbiſch-montenegriniſche Offenſive nach<lb/><hi rendition="#g">Bosnien</hi> ſind durch den Einfall untergeordneter Kräfte in das Ge-<lb/> biet an der <hi rendition="#g">Sandſchakgrenze</hi> hervorgerufen worden. Maß-<lb/> regeln zur Säuberung dieſes Gebietes werden unverzüglich getroffen.</p><lb/> <p>Aus dem Kriegspreſſequartier wird amtlich mittags, 29. Sep-<lb/> tember, gemeldet: Angeſichts der von den <hi rendition="#g">verbündeten deut-<lb/> ſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Streitkräf-<lb/> ten</hi> eingeleiteten neuen Operationen ſind beiderſeits der <hi rendition="#g">Weichſel</hi><lb/> ſtarke <hi rendition="#g">rückgängige</hi> Bewegungen des Feindes im Zuge. 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Auf dem<lb/> Balkan-Kriegsſchauplatz kämpfen wir gleichfalls im Feindesland.<lb/> Innere Unruhen, Aufſtand, Elend und Hungersnot bedrohen unſere<lb/> Feinde im Rücken, während die Monarchie und das verbündete<lb/> Deutſchland einig und in ſtarker Zuverſicht daſtehen, um dieſen uns<lb/> freventlich aufgezwungenen Krieg bis ans ſiegreiche Ende durchzu-<lb/> kämpfen.“</quote> </cit><lb/> <p><hi rendition="#g">Sechs ſerbiſche Diviſionen,</hi> und zwar die beiden<lb/> Drina-Diviſionen, das zweite Aufgebot der Morawa-Diviſion und<lb/> eine aus der Ueberzahl von überzähligen Regimentern zuſammen-<lb/> geſtellte Diviſion, die von der Save zugeſchobene Donaudiviſion<lb/> erſten Aufgebots und Teile der Donau-Diviſion zweiten Aufgebots,<lb/> ſowie zahlreiche Erſatztruppen und Truppen dritten Aufgebots ver-<lb/> ſuchen durch unausgeſetzte Angriffe bei Tag und Nacht vergeblich,<lb/> die Höhen bei Krupani und Losnica wieder in Beſitz zu nehmen.<lb/> Die Verluſte der von den Offizieren mit dem Revolver vorgetriebe-<lb/> nen ſerbiſchen Aufgebote ſind ungeheuer. 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Bei dieſer Gelegenheit fingen wir eine drahtloſe<lb/> Depeſche der franzöſiſchen Flotte an Montenegro ab, worin letzteres<lb/> von den Franzoſen aufgefordert wird, am 19. ds. Mts. um 7 Uhr<lb/> früh einen allgemeinen Angriff auf die Bocche di Cattaro zu unter-<lb/> nehmen, das gleichzeitig durch die Franzoſen von der Südſeite ange-<lb/> griffen würde. Da man alſo unſrerſeits über die Abſicht des Fein-<lb/> des genau unterrichtet war, ſo konnten die entſprechenden Vorkehrun-<lb/> gen getroffen werden.</p><lb/> <p>Am 19. September 7¾ Uhr begaben ſich drei kleine und 15<lb/> große franzöſiſche Schiffe nach der Bocche und kamen im Nebel bis<lb/> auf 6 Kilometer an die Küſte heran. Unſrerſeits wollte man ſie auf<lb/> die Minen laufen laſſen, doch machten die Schiffe plötzlich Halt und<lb/> begannen umzukehren. In dem Augenblicke, als ſie ſich unſeren<lb/> Befeſtigungen auf der Breitſeite zeigten, fiel von der Feſtung <hi rendition="#g">Ko-<lb/> bila</hi> ein Signalſchuß, worauf ſofort vier Batterieſalven von den<lb/> Forts <hi rendition="#g">Luſtica</hi> und <hi rendition="#g">Mamula</hi> losgingen. Die Kanonade dauerte<lb/> ungefähr eine Viertelſtunde. Die Wirkung iſt nicht ausgeblieben,<lb/><cb/> denn gleich die erſte Salve vernichtete ein franzöſiſches Kriegsſchiff,<lb/> das von nicht weniger als 24 Granaten auf einmal getroffen wurde,<lb/> wobei die ſechs Schornſteine ſamt der Kommandobrücke in die Luft<lb/> flogen. Dann folgte eine Feuerſäule und als der Rauch verflüchtigt<lb/> war, war die Stelle, wo vorher der Franzoſe ſtand leer. Zwei<lb/> andere erlitten ſchwere Havarien, die übrigen verſchwanden ſchleu-<lb/> nigſt. Die Franzoſen hatten insgeſamt zwei Treffer gemacht, wobei<lb/> auf unſerer Seite ein Mann ſchwer und einer leicht verwundet wurde.<lb/> Die Abſicht der Franzoſen, die Radioſtation Luſtica zu vernichten,<lb/> iſt kläglich mißlungen.</p> </quote> </cit><lb/> <p>Ueber die <hi rendition="#g">Vorgeſchichte des Krieges</hi> ſchreibt das<lb/> Wiener offiziöſe Fremdenblatt:</p><lb/> <cit> <quote> <p>„In dem von der britiſchen Regierung veröffentlichten Bericht<lb/> des früheren großbritanniſchen Botſchafters in Wien vom 1. Sep-<lb/> tember 1914 betreffend die Vorgeſchichte des gegenwärtigen Krieges<lb/> findet ſich die von ſeinem ruſſiſchen Kollegen ſtammende Behauptung,<lb/> der öſterreichiſch-ungariſche Botſchafter in Petersburg, Szapary, habe<lb/> dem Miniſter Sſaſonow mitgeteilt, daß Oeſterreich-Ungarn zuſtimme,<lb/> diejenigen Punkte der Note an Serbien — die mit der Erhaltung<lb/> der ſerbiſchen Unabhängigkeit unvereinbar ſchienen — einer Ver-<lb/> mittlung zu unterbreiten.</p><lb/> <p>Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, entſpricht dieſe<lb/> Angabe keineswegs den Tatſachen. Nach der Natur des von der<lb/> Monarchie in Belgrad unternommenen Schrittes wäre dies auch ganz<lb/> undenkbar geweſen. Die angeführte Stelle des Botſchafterberichtes<lb/> ſowie einige andere Wendungen in ihm ſind offenbar von dem Be-<lb/> ſtreben eingegeben, durch die Behauptung einer angeblichen Nach-<lb/> giebigkeit Oeſterreich-Ungarns das Vorgehen der deutſchen Diplo-<lb/> matie als die eigentliche Urſache des Kriegsausbruches hinzuſtellen.<lb/> Solche Verſuche können die Wahrheit nicht verdunkeln, daß Oeſter-<lb/> reich-Ungarn und Deutſchland ſich in dem Wunſche nach Erhaltung<lb/> des europäiſchen Friedens begegneten. Wenn dieſer Wunſch nicht<lb/> in Erfüllung gegangen iſt und aus lokalen Abrechnungen der euro-<lb/> päiſche Konflikt entſtand, ſo kann dies ausſchließlich nur dem Um-<lb/> ſtande zugeſchrieben werden, daß Rußland — indem es zuerſt Oeſter-<lb/> reich-Ungarn und dann Deutſchland durch ſeine ungerechtfertigte<lb/> Mobiliſierungen bedrohte — den beiden Zentralmächten den Kampf<lb/> aufgedrungen und dadurch den Anſtoß zur allgemeinen Konflagra-<lb/> tion gab.“</p> </quote> </cit> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">England.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Die heroiſche Tat des Kapitänleutnant <hi rendition="#g">Weddigen</hi> und ſeiner<lb/> Helden von <hi rendition="#aq">U</hi> 9 zieht immer weitere Kreiſe:</p><lb/> <p>Zu Ehren der Helden von <hi rendition="#aq">U</hi> 9 hat die Stadt <hi rendition="#g">Kiel</hi> reich be-<lb/> flaggt. In allen Schulen wurden Feiern abgehalten. 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3. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung
dings überſchritten haben, auf dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz eine
kurze Operationspauſe eingetreten. Unſere Truppen ſtehen insge-
ſamt auf ſerbiſchem Territorium und behaupten ſich vorerſt in den
blutig errungenen Poſitionen gegen unausgeſetzte hartnäckige An-
griffe. Die Angriffe endeten mit bedeutenden Verluſten des Gegners.
In den letzten Kämpfen wurden insgeſamt 14 Geſchütze und mehrere
Maſchinengewehre erbeutet. Die Zahl der Gefangenen iſt bedeutend,
ebenſo die der Deſerteure.
Die Nachrichten über die ſerbiſch-montenegriniſche Offenſive nach
Bosnien ſind durch den Einfall untergeordneter Kräfte in das Ge-
biet an der Sandſchakgrenze hervorgerufen worden. Maß-
regeln zur Säuberung dieſes Gebietes werden unverzüglich getroffen.
Aus dem Kriegspreſſequartier wird amtlich mittags, 29. Sep-
tember, gemeldet: Angeſichts der von den verbündeten deut-
ſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Streitkräf-
ten eingeleiteten neuen Operationen ſind beiderſeits der Weichſel
ſtarke rückgängige Bewegungen des Feindes im Zuge. Starke
ruſſiſche Kavallerie wurde unſrerſeits bei Biecz verſprengt. Nörd-
lich der Weichſel werden mehrere feindliche Kavilleriediviſionen vor
den Verbündeten hergetrieben.
Der Oberkommandant des öſterreichiſch-ungariſchen Heeres,
Erzherzog Friedrich erläßt einen Armeebefehl, in dem
es u. a. heißt:
„Die Situation iſt für uns und das deutſche Heer günſtig. Die
ruſſiſche Offenſive in Galizien iſt im Begriffe, zuſammenzubrechen.
Gegen Frankreich ſteht ein neuer großer Sieg bevor. Auf dem
Balkan-Kriegsſchauplatz kämpfen wir gleichfalls im Feindesland.
Innere Unruhen, Aufſtand, Elend und Hungersnot bedrohen unſere
Feinde im Rücken, während die Monarchie und das verbündete
Deutſchland einig und in ſtarker Zuverſicht daſtehen, um dieſen uns
freventlich aufgezwungenen Krieg bis ans ſiegreiche Ende durchzu-
kämpfen.“
Sechs ſerbiſche Diviſionen, und zwar die beiden
Drina-Diviſionen, das zweite Aufgebot der Morawa-Diviſion und
eine aus der Ueberzahl von überzähligen Regimentern zuſammen-
geſtellte Diviſion, die von der Save zugeſchobene Donaudiviſion
erſten Aufgebots und Teile der Donau-Diviſion zweiten Aufgebots,
ſowie zahlreiche Erſatztruppen und Truppen dritten Aufgebots ver-
ſuchen durch unausgeſetzte Angriffe bei Tag und Nacht vergeblich,
die Höhen bei Krupani und Losnica wieder in Beſitz zu nehmen.
Die Verluſte der von den Offizieren mit dem Revolver vorgetriebe-
nen ſerbiſchen Aufgebote ſind ungeheuer. In den letzten Tagen grif-
fen die Serben zu einem neuen Mittel, um die Widerſtandskraft
unſerer, zum Teil aus Südſlaven beſtehenden Regimenter zu
ſchwächen, indem ſie vor dem Angriff die kroatiſche Hymne anſtimm-
ten. Ein wohlgezieltes Salvenfeuer war die Antwort unſerer
Truppen.
Nach der herrlichen Tat unſeres deutſchen Unterſeebootes 9
wird nun auch von öſterreichiſcher Seite von einem glücklichen Erfolg
zur See gemeldet, bei dem ein franzöſiſches Kregsſchiff
verloren gegangen iſt:
Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Igalo (Dalmatien): Am
18. ds. Mts. nachmittags bombardierten öſterreichiſch-ungariſche
Kriegsſchiffe Antivari und vernichteten dabei eine größere Abteilung
Montenegriner. Bei dieſer Gelegenheit fingen wir eine drahtloſe
Depeſche der franzöſiſchen Flotte an Montenegro ab, worin letzteres
von den Franzoſen aufgefordert wird, am 19. ds. Mts. um 7 Uhr
früh einen allgemeinen Angriff auf die Bocche di Cattaro zu unter-
nehmen, das gleichzeitig durch die Franzoſen von der Südſeite ange-
griffen würde. Da man alſo unſrerſeits über die Abſicht des Fein-
des genau unterrichtet war, ſo konnten die entſprechenden Vorkehrun-
gen getroffen werden.
Am 19. September 7¾ Uhr begaben ſich drei kleine und 15
große franzöſiſche Schiffe nach der Bocche und kamen im Nebel bis
auf 6 Kilometer an die Küſte heran. Unſrerſeits wollte man ſie auf
die Minen laufen laſſen, doch machten die Schiffe plötzlich Halt und
begannen umzukehren. In dem Augenblicke, als ſie ſich unſeren
Befeſtigungen auf der Breitſeite zeigten, fiel von der Feſtung Ko-
bila ein Signalſchuß, worauf ſofort vier Batterieſalven von den
Forts Luſtica und Mamula losgingen. Die Kanonade dauerte
ungefähr eine Viertelſtunde. Die Wirkung iſt nicht ausgeblieben,
denn gleich die erſte Salve vernichtete ein franzöſiſches Kriegsſchiff,
das von nicht weniger als 24 Granaten auf einmal getroffen wurde,
wobei die ſechs Schornſteine ſamt der Kommandobrücke in die Luft
flogen. Dann folgte eine Feuerſäule und als der Rauch verflüchtigt
war, war die Stelle, wo vorher der Franzoſe ſtand leer. Zwei
andere erlitten ſchwere Havarien, die übrigen verſchwanden ſchleu-
nigſt. Die Franzoſen hatten insgeſamt zwei Treffer gemacht, wobei
auf unſerer Seite ein Mann ſchwer und einer leicht verwundet wurde.
Die Abſicht der Franzoſen, die Radioſtation Luſtica zu vernichten,
iſt kläglich mißlungen.
Ueber die Vorgeſchichte des Krieges ſchreibt das
Wiener offiziöſe Fremdenblatt:
„In dem von der britiſchen Regierung veröffentlichten Bericht
des früheren großbritanniſchen Botſchafters in Wien vom 1. Sep-
tember 1914 betreffend die Vorgeſchichte des gegenwärtigen Krieges
findet ſich die von ſeinem ruſſiſchen Kollegen ſtammende Behauptung,
der öſterreichiſch-ungariſche Botſchafter in Petersburg, Szapary, habe
dem Miniſter Sſaſonow mitgeteilt, daß Oeſterreich-Ungarn zuſtimme,
diejenigen Punkte der Note an Serbien — die mit der Erhaltung
der ſerbiſchen Unabhängigkeit unvereinbar ſchienen — einer Ver-
mittlung zu unterbreiten.
Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, entſpricht dieſe
Angabe keineswegs den Tatſachen. Nach der Natur des von der
Monarchie in Belgrad unternommenen Schrittes wäre dies auch ganz
undenkbar geweſen. Die angeführte Stelle des Botſchafterberichtes
ſowie einige andere Wendungen in ihm ſind offenbar von dem Be-
ſtreben eingegeben, durch die Behauptung einer angeblichen Nach-
giebigkeit Oeſterreich-Ungarns das Vorgehen der deutſchen Diplo-
matie als die eigentliche Urſache des Kriegsausbruches hinzuſtellen.
Solche Verſuche können die Wahrheit nicht verdunkeln, daß Oeſter-
reich-Ungarn und Deutſchland ſich in dem Wunſche nach Erhaltung
des europäiſchen Friedens begegneten. Wenn dieſer Wunſch nicht
in Erfüllung gegangen iſt und aus lokalen Abrechnungen der euro-
päiſche Konflikt entſtand, ſo kann dies ausſchließlich nur dem Um-
ſtande zugeſchrieben werden, daß Rußland — indem es zuerſt Oeſter-
reich-Ungarn und dann Deutſchland durch ſeine ungerechtfertigte
Mobiliſierungen bedrohte — den beiden Zentralmächten den Kampf
aufgedrungen und dadurch den Anſtoß zur allgemeinen Konflagra-
tion gab.“
England.
Die heroiſche Tat des Kapitänleutnant Weddigen und ſeiner
Helden von U 9 zieht immer weitere Kreiſe:
Zu Ehren der Helden von U 9 hat die Stadt Kiel reich be-
flaggt. In allen Schulen wurden Feiern abgehalten. Der Unter-
richt fiel aus. Die ſtädtiſchen Behörden haben an den Kom-
mandanten des U 9 folgendes Schreiben geſandt:
„Die Reichskriegshafenſtadt Kiel, die ſich innig mit der Kaiſer-
lichen Marine in Freud und Leid verbunden weiß, beglückwünſcht
aufs herzlichſte den heldenmütigen Kommandanten von U 9, den
ruhmvollen Träger des Eiſernen Kreuzes erſter Klaſſe, und ſeine
ihm ebenbürtige Mannſchaft zu dem einzig daſtehenden Erfolg
über die engliſche Streitmacht zur See. Der Heldengeiſt des U 9
iſt derſelbe, der die ganze Flotte beſeelt und welcher der Stolz
und die Zuverſicht unſeres Vaterlandes iſt.“
Dem Kommandanten des U 9, Kapitänleutnant Otto Wed-
digen, iſt das Eiſerne Kreuz erſter und zweiter Klaſſe ver-
liehen worden. Alle übrigen Offiziere und Mannſchaften haben das
Eiſerne Kreuz zweiter Klaſſe erhalten.
Ueber die Perſönlichkeit des Seehelden Weddigen gehen dem
Berliner Lokalanzeiger nachſtehende intereſſante Mitteilungen zu,
die den Mann und Helden kennzeichnen:
Am 16. Auguſt machte Kapitänleutnant Otto Weddigen
in Wilhelmshaven Hochzeit. Nichts war bezeichnender für dieſen
Mann als der für ſeine Vermählung gewählte Zeitpunkt. Da war
er nämlich gerade von einer wichtigen Unternehmung heimgekehrt,
die unſere Unterſeeboote an die Shettlandsinſeln geführt hatte. Sein
Boot „U 9“, das nun für alle Zeiten mit der ſo ruhmreich ſich ge-
ſtaltenden Geſchichte unſerer Marine verknüpft iſt und das er ſeit
Einführung dieſer Waffe in der Marine kommandierte, mußte ſich
einiger Reparaturen unterwerfen, und dieſe kurze Zeit des Still-
liegens benutzte er, um in Wilhelmshaven im Hauſe ſeines Bruders,
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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