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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871.

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[Spaltenumbruch] es wird und muß sich auch das zweite Wort erfüllen: apres nous le de-
luge.
Und schon haben wir dieses Wort oft genug von jenen schwachen
oder unsauberen Geistern gehört welche ihr Gewissen mit dem Gedanken
beruhigen: "Wir haben in dieser Sache nichts zu verantworten; was nach
uns kommt geht uns nichts an." Die Sündfluth (deluge) ist die langsam
aber sicher steigende Fluth der Wahrheit, welche die Lüge und alles Unreine
begräbt. Zweimal ist an Rom der Mahnruf ergangen, das erstemal im 16.
Jahrhundert bei dem Abfall jener Millionen die zusammen mit ihren der
altkatholischen Kirche treu gebliebenen Brüdern den politischen Kern
Europa's bilden, und im Begriff stehen ein mächtiges, die Geschicke
Europa's bestimmendes Reich (die ehemalige Schutzmacht der Päpste, zu
deren Zertrümmerung sie selbst am meisten beigetragen) aufzurichten; das
zweitemal vor kurzem bei dem Untergange der weltlichen Herrschaft des
Päpstes, der träumte so eben die Sonnenhöhe seiner Macht erstiegen zu
haben. Welche tragisch erschütternden Gegensätze, welche Feuermale des
göttlichen Gerichtes in der Geschichte! Die Mahnrufe wurden nicht gehört.
Der Geist Gottes geht einen langsamen Gang in der Geschichte und läßt
Zeit zur Buße. Aber es scheint daß die Augen in Rom verschlossen bleiben.
Der Ruf wird zum drittenmal erfolgen, kein Mahnruf mehr, der Schreckens-
ruf des göttlichen Zornes. Sollten dann auch die Augen in Rom auf-
gehen -- es wird sich das weitere weltgeschichtliche Wort erfüllen: c'est
trop tard.
Wer vermag die Veränderungen zu ermessen die dann vor
sich gehen werden! Eines aber wissen wir gewiß: der Staat gieng mit dem
Absolutismus nicht zu Grunde, sondern verjüngte sich -- die christliche
Kirche wird mit dem römischen Absolutismns auch nicht zu Grunde gehen,
sondern auferstehen in neuem Glanze, in der Freiheit der Kinder Gottes.
Die Feuerlohe aber wird hineinleuchten in die düstere Behausung der un-
heimlichen Schaar, die auf Nimmerwiederkehr zerstieben wird.

Aut sint ut sunt, aut non siat.



Neueste Posten.

Vorgestern nahm Se. Maj. der König
den Vortrag des Staatsministers v. Braun und gestern des Staatsmini-
sters v. Bray entgegen. -- Se. Maj. der König hat, um den außerordent-
lichen Leistungen der heldenmüthigen Armee und deren tapferen Offi-
cieren eine weitere verdiente Anerkennung zu zollen, befohlen: daß für
die bereits in Ausführung begriffenen und die in nächster Zeit weiter
zu gießenden bronzenen Geschützrohre die Namen aus dem gegenwär-
tigen Krieg entnommen werden, und daß demnach die neu zu er-
zeugenden Geschütze ihre Namen nach den Schlachten und Gefechten
dieses Krieges an welchen die bayerischen Truppen ruhmreichen Antheil
genommen haben, den festen Plätzen und Positionen welche von den
bayerischen Truppen oder unter deren Mitwirkung eingenommen wor-
den sind, oder endlich die Namen von bayerischen Officieren zu erhalten
haben welche in treuer Pflichterfüllung vor dem Feinde gefallen, oder den
im Kampfe erhaltenen Wunden erlegen sind. -- Die in den letzten Tagen
nach Bayern verbrachten Kriegsgefangenen wurden in Roggenburg und
Ottobeuren, und zwar in der für diese beiden Depots bestimmten Anzahl,
internirt. Jn Roggenburg sind nun 1409 und in Ottobeuern 1309 Mann
untergebracht.


Bei der Berathung der Nachweisungen
über die Militärrechnungen des Jahres 1868 im Finanzausschusse der
Kammer der Abgeordneten hat, wie wir vernehmen, der k. Kriegsminister
für die ohne vorausgegangene Bewilligung erfolgten Ausgaben für die
Festung Landau die nachträgliche Genehmigung derselben nachgesucht, und
vom Ausschuß ward beantragt dieselben zu bewilligen und den Rechnun-
gen überhaupt die Anerkennung zu ertheilen. Jn dem heute ausgegebenen
ersten Verzeichniß derjenigen Unterofficiere und Soldaten der bayerischen
Armee welche aus der Kriegsgefangenschaft aus Paris bei ihren Abthei-
lungen wieder eingetroffen sind, werden vom 3. Bataillon des 1. Jnf.-Reg.
22 Mann (3 sind in Paris gestorben), vom 2. Bataillon des 6. Jnf.-Reg.
20 Mann und vom 5. Jäger-Bataillon 30 Mann aufgeführt.

Zu Ehren des bekanntlich auf einige Tage
vom Kriegsschauplatze zurückgekehrten Großherzogs fand gestern ein großer
Fackelzug seitens der Bürgerschaft und eine allgemeine Beleuchtung der
Residenz statt. Die Ansprache des Senators Bade beantwortete der Groß-
herzog, den "Meckl. Anz." zufolge, sichtlich bewegt mit folgenden Worten:
"Jch kann es nicht aussprechen wie froh und glücklich ich bin wieder unter
Jhnen zu sein und in meinem lieben Mecklenburg, und ich danke Jhnen
von Herzen für den Empfang welchen Sie mir heute hereitet haben. Wir
haben eine große und ernste Zeit durchlebt, und es sind schwere Opfer von
unserem Volk erfordert worden. Auch unserem engeren Vaterlande sind sie
nicht erspart worden, und es kehrt manches liebe Herz das von hier ausge-
zogen nicht wieder zurück. Aber es ist uns auch vergönnt gewesen einen
hervorragenden und glänzenden Antheil an dem Riesenkampfe zu nehmen
der dort geschlagen wurde, und das kann ich Jhnen sagen daß die mecklen-
[Spaltenumbruch] burgischen Truppen zu den besten gehören die dort gefochten haben. Jetzt
steht Deutschland groß und einig da; lassen Sie uns durch die reinste
Vaterlandsliebe und durch treue Mitarbeit an dem großen Werke der neuen
Zeit würdig zeigen! Unser großes deutsches Vaterland, unser deutscher
Kaiser lebe hoch!"
Diesem Hoch schloß sich die zahlreiche, den ganzem Um-
kreis des Schloßplatzes füllende Versammlung begeistert an.

Graf Bismarck hat die gestern erwähnte Er-
klärung des englischen Cabinets dem Vernehmen nach mit dem Ausdruck
seiner Genugthuung über einen Entschluß entgegengenommen, der nach
seiner festen Ueberzeugung das Zustandekommen eines dauernden Friedens
wesentlich erleichtere, selbstverständlich aber im Uebrigen England in der.
jenigen vollen Actionsfreiheit nicht behindere die jeder Staat, und im vor-
liegenden Fall auch Preußen, nach Maßgabe seiner eigenen Jnteressen
sich zu vindiciren sich berechtigt und verpflichtet erachen müsse.

Der in der "Allg. Ztg." veröffentlichte
Brief des Fürsten Karl hat auf die Rumänen einen geradezu verblüffenden
Eindruck gemacht. Die größten Schreier sind plötzlich verstummt, und
wissen vorläufig nicht was sie im gegebenen Falle thun sollen. Zwar ist
das Schreiben bereits in den nichtöffentlichen Sitzungen der Kammerabthei-
lungen zur Sprache gekommen, ohne aber ein Ergebniß oder einen Ent-
schluß herbeizuführen. Selbst die Zeitungen wissen nicht was sie sagen
sollen. Die beiden bedeutendsten, "Romanul" und "Pressa," schweigen
über den Brief bis jetzt gänzlich. "Terra" -- das Blatt des wüthendsten
Gegners des Fürsten -- hat es für zweckmäßig erachtet fürs erste nicht
mehr zu erscheinen. Die "Trompetta" gibt sich den Anschein als ob sie
den Brief für apokryph halte, und nur die "Gazetta de Sera" fordert von
der Regierung eine Erklärung im Amtsblatt: ob der Brief echt sei, oder
nicht. Jm allgemeinen hat der Brief eine gute Wirkung hervorgebracht.
Vielen sind die Augen aufgegangen über die gränzenlose Verwirrung und
die ungeheuern Nachtheile welche eine Abdankung des Fürsten Karl für
das Land zur Folge haben würde; und selbst die Republicaner, welche ihre
Hoffnung auf die französische Republik gesetzt hatten um in gewohnter
Weise Frankreich nachzuahmen, begreifen daß sie mit ihren Berechnungen
schmählich in die Brüche gerathen sind. -- Was die Londoner Conferenz
in der rumänischen Frage beschließen wird muß abgewartet werden. Um
dieß mit Ruhe und einiger Würde thun zu können, würde die Regierung
am liebsten die Kammer nach Hause schicken; aber das geht nicht an, weil
das Bedürfniß nach einer Anleihe für den Staat nachgerade zu einer bren-
nenden Frage geworden ist, und die Regierung ohne die Zustimmung der
Kammer keine Anleihe machen darf, ohne dieselbe auch keinen Credit fin-
den würde. -- An Stelle des zurückgetretenen Agenten Steege wurde
Th. Rosetti zum rumänischen Eisenbahn-Commissär in Berlin ernannt.

Der bekannte Brief des Fürsten Karl hat
zunächst, wie telegraphisch gemeldet, eine Jnterpellation des Deputirten
Blaramberg zur Folge gehabt. Der Ministerpräsident beantwortete die-
selbe in der heutigen Sitzung mit der Erklärung: daß der Brief in einem
Moment der Abspannung geschrieben scheine, daß aber die darin angedeutete
Gefahr bereits vorüber sei. Die Kammer gieng sodann unter der Ver-
sicherung der Treue gegen den Fürsten und die Verfassung zur Tagesord-
nung über. Fürst Karl hat übrigens aus Jassy von den angesehensten
Persönlichkeiten telegraphische Ergebenheitsadressen erhalten, mit der Bitte
das Land nicht zu verlassen. Die Kammer hat heute ferner beschlossen:
an das italienische Parlament eine Glückwunschadresse anläßlich seines
Beschlusses wegen die Verlegung der Hauptstadt nach Rom zu über-
senden. Die Regierung legte einen neuen Gesetzentwurf zur Convertirung
der schwebenden Staatsschuld in Bons vor, indem sie gleichzeitig den
früheren Entwurf, die Tilgung der schwebenden Schuld betreffend, zurück-
zog. -- Die Nachricht der "Times" daß die Pforte bei Schumla ein Ob-
servationscorps aufftelle, wird als "ungenau" bezeichnet. Richtig sei daß
die Pforte in Erwartung einer Katastrophe in der Walachei militärische
Vorkehrungen getroffen hatte. Aber dieselben gediehen nicht bis zur Auf-
stellung einer Observations-Armee, weil es den Bemühungen der Cabinete
von Wien, Berlin und London gelungen den Großwessier zu bewegen dar-
auf vorläufig zu verzichten, unter Berufung auf Art. 27 des Pariser Trac-
tats, von den Signatärmächten die Zustimmung zu einem eventuellen Ein-
schreiten in der Walachei zu verlangen.

Jndustrie, Handel und Verkehr.
(Börsenwoche)

Die Speculation ist
matt und müde. Das beweist auch der Geschäftsgang der verfloffenen Woche.
Sie fristet, so zu sagen, nur ein kümmerliches Dasein selbst in der Auffassung und
Phraseologie der Börsencorrespondenz quand meme. Auf den Gang der Welt-
geschichte einzuwirken hat sie vorerst aufgehört, und mit bitterem Schmerz, wie
Napoleon III, schaut sie zurück auf die schönen Tage von Araujnez, die nun vor-
bei sind. Es überstiege den Raum der wenigen Zeilen die uns für die "Börsen-
woche" zugewiesen sind, wenn wir alles referiren wollten was sich in dem inner-
flen Leben unsers Geldmarktes vorbereitet, denn, leider, macht sich in der letzten
Zeit ein Bestreben geltend welches den Traditionen des alten Frankfurter Börsen-
und Wechselmarktes keineswegs entspricht. Neue Banken tauchen wie Pilze aus
dem feiten, sonst weltbekannten und in allen enropäischen Krisen bewährten Boden
unsers soliden Capitalmarktes auf. Die Verführung wirkt und wächst wie ein

[Spaltenumbruch] es wird und muß ſich auch das zweite Wort erfüllen: après nous le dé-
luge.
Und ſchon haben wir dieſes Wort oft genug von jenen ſchwachen
oder unſauberen Geiſtern gehört welche ihr Gewiſſen mit dem Gedanken
beruhigen: „Wir haben in dieſer Sache nichts zu verantworten; was nach
uns kommt geht uns nichts an.“ Die Sündfluth (déluge) iſt die langſam
aber ſicher ſteigende Fluth der Wahrheit, welche die Lüge und alles Unreine
begräbt. Zweimal iſt an Rom der Mahnruf ergangen, das erſtemal im 16.
Jahrhundert bei dem Abfall jener Millionen die zuſammen mit ihren der
altkatholiſchen Kirche treu gebliebenen Brüdern den politiſchen Kern
Europa’s bilden, und im Begriff ſtehen ein mächtiges, die Geſchicke
Europa’s beſtimmendes Reich (die ehemalige Schutzmacht der Päpſte, zu
deren Zertrümmerung ſie ſelbſt am meiſten beigetragen) aufzurichten; das
zweitemal vor kurzem bei dem Untergange der weltlichen Herrſchaft des
Päpſtes, der träumte ſo eben die Sonnenhöhe ſeiner Macht erſtiegen zu
haben. Welche tragiſch erſchütternden Gegenſätze, welche Feuermale des
göttlichen Gerichtes in der Geſchichte! Die Mahnrufe wurden nicht gehört.
Der Geiſt Gottes geht einen langſamen Gang in der Geſchichte und läßt
Zeit zur Buße. Aber es ſcheint daß die Augen in Rom verſchloſſen bleiben.
Der Ruf wird zum drittenmal erfolgen, kein Mahnruf mehr, der Schreckens-
ruf des göttlichen Zornes. Sollten dann auch die Augen in Rom auf-
gehen — es wird ſich das weitere weltgeſchichtliche Wort erfüllen: c’est
trop tard.
Wer vermag die Veränderungen zu ermeſſen die dann vor
ſich gehen werden! Eines aber wiſſen wir gewiß: der Staat gieng mit dem
Abſolutismus nicht zu Grunde, ſondern verjüngte ſich — die chriſtliche
Kirche wird mit dem römiſchen Abſolutismns auch nicht zu Grunde gehen,
ſondern auferſtehen in neuem Glanze, in der Freiheit der Kinder Gottes.
Die Feuerlohe aber wird hineinleuchten in die düſtere Behauſung der un-
heimlichen Schaar, die auf Nimmerwiederkehr zerſtieben wird.

Aut ſint ut ſunt, aut non siat.



Neueſte Poſten.

Vorgeſtern nahm Se. Maj. der König
den Vortrag des Staatsminiſters v. Braun und geſtern des Staatsmini-
ſters v. Bray entgegen. — Se. Maj. der König hat, um den außerordent-
lichen Leiſtungen der heldenmüthigen Armee und deren tapferen Offi-
cieren eine weitere verdiente Anerkennung zu zollen, befohlen: daß für
die bereits in Ausführung begriffenen und die in nächſter Zeit weiter
zu gießenden bronzenen Geſchützrohre die Namen aus dem gegenwär-
tigen Krieg entnommen werden, und daß demnach die neu zu er-
zeugenden Geſchütze ihre Namen nach den Schlachten und Gefechten
dieſes Krieges an welchen die bayeriſchen Truppen ruhmreichen Antheil
genommen haben, den feſten Plätzen und Poſitionen welche von den
bayeriſchen Truppen oder unter deren Mitwirkung eingenommen wor-
den ſind, oder endlich die Namen von bayeriſchen Officieren zu erhalten
haben welche in treuer Pflichterfüllung vor dem Feinde gefallen, oder den
im Kampfe erhaltenen Wunden erlegen ſind. — Die in den letzten Tagen
nach Bayern verbrachten Kriegsgefangenen wurden in Roggenburg und
Ottobeuren, und zwar in der für dieſe beiden Depots beſtimmten Anzahl,
internirt. Jn Roggenburg ſind nun 1409 und in Ottobeuern 1309 Mann
untergebracht.


Bei der Berathung der Nachweiſungen
über die Militärrechnungen des Jahres 1868 im Finanzausſchuſſe der
Kammer der Abgeordneten hat, wie wir vernehmen, der k. Kriegsminiſter
für die ohne vorausgegangene Bewilligung erfolgten Ausgaben für die
Feſtung Landau die nachträgliche Genehmigung derſelben nachgeſucht, und
vom Ausſchuß ward beantragt dieſelben zu bewilligen und den Rechnun-
gen überhaupt die Anerkennung zu ertheilen. Jn dem heute ausgegebenen
erſten Verzeichniß derjenigen Unterofficiere und Soldaten der bayeriſchen
Armee welche aus der Kriegsgefangenſchaft aus Paris bei ihren Abthei-
lungen wieder eingetroffen ſind, werden vom 3. Bataillon des 1. Jnf.-Reg.
22 Mann (3 ſind in Paris geſtorben), vom 2. Bataillon des 6. Jnf.-Reg.
20 Mann und vom 5. Jäger-Bataillon 30 Mann aufgeführt.

Zu Ehren des bekanntlich auf einige Tage
vom Kriegsſchauplatze zurückgekehrten Großherzogs fand geſtern ein großer
Fackelzug ſeitens der Bürgerſchaft und eine allgemeine Beleuchtung der
Reſidenz ſtatt. Die Anſprache des Senators Bade beantwortete der Groß-
herzog, den „Meckl. Anz.“ zufolge, ſichtlich bewegt mit folgenden Worten:
„Jch kann es nicht ausſprechen wie froh und glücklich ich bin wieder unter
Jhnen zu ſein und in meinem lieben Mecklenburg, und ich danke Jhnen
von Herzen für den Empfang welchen Sie mir heute hereitet haben. Wir
haben eine große und ernſte Zeit durchlebt, und es ſind ſchwere Opfer von
unſerem Volk erfordert worden. Auch unſerem engeren Vaterlande ſind ſie
nicht erſpart worden, und es kehrt manches liebe Herz das von hier ausge-
zogen nicht wieder zurück. Aber es iſt uns auch vergönnt geweſen einen
hervorragenden und glänzenden Antheil an dem Rieſenkampfe zu nehmen
der dort geſchlagen wurde, und das kann ich Jhnen ſagen daß die mecklen-
[Spaltenumbruch] burgiſchen Truppen zu den beſten gehören die dort gefochten haben. Jetzt
ſteht Deutſchland groß und einig da; laſſen Sie uns durch die reinſte
Vaterlandsliebe und durch treue Mitarbeit an dem großen Werke der neuen
Zeit würdig zeigen! Unſer großes deutſches Vaterland, unſer deutſcher
Kaiſer lebe hoch!“
Dieſem Hoch ſchloß ſich die zahlreiche, den ganzem Um-
kreis des Schloßplatzes füllende Verſammlung begeiſtert an.

Graf Bismarck hat die geſtern erwähnte Er-
klärung des engliſchen Cabinets dem Vernehmen nach mit dem Ausdruck
ſeiner Genugthuung über einen Entſchluß entgegengenommen, der nach
ſeiner feſten Ueberzeugung das Zuſtandekommen eines dauernden Friedens
weſentlich erleichtere, ſelbſtverſtändlich aber im Uebrigen England in der.
jenigen vollen Actionsfreiheit nicht behindere die jeder Staat, und im vor-
liegenden Fall auch Preußen, nach Maßgabe ſeiner eigenen Jntereſſen
ſich zu vindiciren ſich berechtigt und verpflichtet erachen müſſe.

Der in der „Allg. Ztg.“ veröffentlichte
Brief des Fürſten Karl hat auf die Rumänen einen geradezu verblüffenden
Eindruck gemacht. Die größten Schreier ſind plötzlich verſtummt, und
wiſſen vorläufig nicht was ſie im gegebenen Falle thun ſollen. Zwar iſt
das Schreiben bereits in den nichtöffentlichen Sitzungen der Kammerabthei-
lungen zur Sprache gekommen, ohne aber ein Ergebniß oder einen Ent-
ſchluß herbeizuführen. Selbſt die Zeitungen wiſſen nicht was ſie ſagen
ſollen. Die beiden bedeutendſten, „Romanul“ und „Preſſa,“ ſchweigen
über den Brief bis jetzt gänzlich. „Terra“ — das Blatt des wüthendſten
Gegners des Fürſten — hat es für zweckmäßig erachtet fürs erſte nicht
mehr zu erſcheinen. Die „Trompetta“ gibt ſich den Anſchein als ob ſie
den Brief für apokryph halte, und nur die „Gazetta de Sera“ fordert von
der Regierung eine Erklärung im Amtsblatt: ob der Brief echt ſei, oder
nicht. Jm allgemeinen hat der Brief eine gute Wirkung hervorgebracht.
Vielen ſind die Augen aufgegangen über die gränzenloſe Verwirrung und
die ungeheuern Nachtheile welche eine Abdankung des Fürſten Karl für
das Land zur Folge haben würde; und ſelbſt die Republicaner, welche ihre
Hoffnung auf die franzöſiſche Republik geſetzt hatten um in gewohnter
Weiſe Frankreich nachzuahmen, begreifen daß ſie mit ihren Berechnungen
ſchmählich in die Brüche gerathen ſind. — Was die Londoner Conferenz
in der rumäniſchen Frage beſchließen wird muß abgewartet werden. Um
dieß mit Ruhe und einiger Würde thun zu können, würde die Regierung
am liebſten die Kammer nach Hauſe ſchicken; aber das geht nicht an, weil
das Bedürfniß nach einer Anleihe für den Staat nachgerade zu einer bren-
nenden Frage geworden iſt, und die Regierung ohne die Zuſtimmung der
Kammer keine Anleihe machen darf, ohne dieſelbe auch keinen Credit fin-
den würde. — An Stelle des zurückgetretenen Agenten Steege wurde
Th. Roſetti zum rumäniſchen Eiſenbahn-Commiſſär in Berlin ernannt.

Der bekannte Brief des Fürſten Karl hat
zunächſt, wie telegraphiſch gemeldet, eine Jnterpellation des Deputirten
Blaramberg zur Folge gehabt. Der Miniſterpräſident beantwortete die-
ſelbe in der heutigen Sitzung mit der Erklärung: daß der Brief in einem
Moment der Abſpannung geſchrieben ſcheine, daß aber die darin angedeutete
Gefahr bereits vorüber ſei. Die Kammer gieng ſodann unter der Ver-
ſicherung der Treue gegen den Fürſten und die Verfaſſung zur Tagesord-
nung über. Fürſt Karl hat übrigens aus Jaſſy von den angeſehenſten
Perſönlichkeiten telegraphiſche Ergebenheitsadreſſen erhalten, mit der Bitte
das Land nicht zu verlaſſen. Die Kammer hat heute ferner beſchloſſen:
an das italieniſche Parlament eine Glückwunſchadreſſe anläßlich ſeines
Beſchluſſes wegen die Verlegung der Hauptſtadt nach Rom zu über-
ſenden. Die Regierung legte einen neuen Geſetzentwurf zur Convertirung
der ſchwebenden Staatsſchuld in Bons vor, indem ſie gleichzeitig den
früheren Entwurf, die Tilgung der ſchwebenden Schuld betreffend, zurück-
zog. — Die Nachricht der „Times“ daß die Pforte bei Schumla ein Ob-
ſervationscorps aufftelle, wird als „ungenau“ bezeichnet. Richtig ſei daß
die Pforte in Erwartung einer Kataſtrophe in der Walachei militäriſche
Vorkehrungen getroffen hatte. Aber dieſelben gediehen nicht bis zur Auf-
ſtellung einer Obſervations-Armee, weil es den Bemühungen der Cabinete
von Wien, Berlin und London gelungen den Großweſſier zu bewegen dar-
auf vorläufig zu verzichten, unter Berufung auf Art. 27 des Pariſer Trac-
tats, von den Signatärmächten die Zuſtimmung zu einem eventuellen Ein-
ſchreiten in der Walachei zu verlangen.

Jnduſtrie, Handel und Verkehr.
(Börſenwoche)

Die Speculation iſt
matt und müde. Das beweist auch der Geſchäftsgang der verfloffenen Woche.
Sie friſtet, ſo zu ſagen, nur ein kümmerliches Daſein ſelbſt in der Auffaſſung und
Phraſeologie der Börſencorreſpondenz quand même. Auf den Gang der Welt-
geſchichte einzuwirken hat ſie vorerſt aufgehört, und mit bitterem Schmerz, wie
Napoleon III, ſchaut ſie zurück auf die ſchönen Tage von Araujnez, die nun vor-
bei ſind. Es überſtiege den Raum der wenigen Zeilen die uns für die „Börſen-
woche“ zugewieſen ſind, wenn wir alles referiren wollten was ſich in dem inner-
flen Leben unſers Geldmarktes vorbereitet, denn, leider, macht ſich in der letzten
Zeit ein Beſtreben geltend welches den Traditionen des alten Frankfurter Börſen-
und Wechſelmarktes keineswegs entſpricht. Neue Banken tauchen wie Pilze aus
dem feiten, ſonſt weltbekannten und in allen enropäiſchen Kriſen bewährten Boden
unſers ſoliden Capitalmarktes auf. Die Verführung wirkt und wächst wie ein

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[752/0012] es wird und muß ſich auch das zweite Wort erfüllen: après nous le dé- luge. Und ſchon haben wir dieſes Wort oft genug von jenen ſchwachen oder unſauberen Geiſtern gehört welche ihr Gewiſſen mit dem Gedanken beruhigen: „Wir haben in dieſer Sache nichts zu verantworten; was nach uns kommt geht uns nichts an.“ Die Sündfluth (déluge) iſt die langſam aber ſicher ſteigende Fluth der Wahrheit, welche die Lüge und alles Unreine begräbt. Zweimal iſt an Rom der Mahnruf ergangen, das erſtemal im 16. Jahrhundert bei dem Abfall jener Millionen die zuſammen mit ihren der altkatholiſchen Kirche treu gebliebenen Brüdern den politiſchen Kern Europa’s bilden, und im Begriff ſtehen ein mächtiges, die Geſchicke Europa’s beſtimmendes Reich (die ehemalige Schutzmacht der Päpſte, zu deren Zertrümmerung ſie ſelbſt am meiſten beigetragen) aufzurichten; das zweitemal vor kurzem bei dem Untergange der weltlichen Herrſchaft des Päpſtes, der träumte ſo eben die Sonnenhöhe ſeiner Macht erſtiegen zu haben. Welche tragiſch erſchütternden Gegenſätze, welche Feuermale des göttlichen Gerichtes in der Geſchichte! Die Mahnrufe wurden nicht gehört. Der Geiſt Gottes geht einen langſamen Gang in der Geſchichte und läßt Zeit zur Buße. Aber es ſcheint daß die Augen in Rom verſchloſſen bleiben. Der Ruf wird zum drittenmal erfolgen, kein Mahnruf mehr, der Schreckens- ruf des göttlichen Zornes. Sollten dann auch die Augen in Rom auf- gehen — es wird ſich das weitere weltgeſchichtliche Wort erfüllen: c’est trop tard. Wer vermag die Veränderungen zu ermeſſen die dann vor ſich gehen werden! Eines aber wiſſen wir gewiß: der Staat gieng mit dem Abſolutismus nicht zu Grunde, ſondern verjüngte ſich — die chriſtliche Kirche wird mit dem römiſchen Abſolutismns auch nicht zu Grunde gehen, ſondern auferſtehen in neuem Glanze, in der Freiheit der Kinder Gottes. Die Feuerlohe aber wird hineinleuchten in die düſtere Behauſung der un- heimlichen Schaar, die auf Nimmerwiederkehr zerſtieben wird. Aut ſint ut ſunt, aut non siat. Neueſte Poſten. X München, 13 Febr. Vorgeſtern nahm Se. Maj. der König den Vortrag des Staatsminiſters v. Braun und geſtern des Staatsmini- ſters v. Bray entgegen. — Se. Maj. der König hat, um den außerordent- lichen Leiſtungen der heldenmüthigen Armee und deren tapferen Offi- cieren eine weitere verdiente Anerkennung zu zollen, befohlen: daß für die bereits in Ausführung begriffenen und die in nächſter Zeit weiter zu gießenden bronzenen Geſchützrohre die Namen aus dem gegenwär- tigen Krieg entnommen werden, und daß demnach die neu zu er- zeugenden Geſchütze ihre Namen nach den Schlachten und Gefechten dieſes Krieges an welchen die bayeriſchen Truppen ruhmreichen Antheil genommen haben, den feſten Plätzen und Poſitionen welche von den bayeriſchen Truppen oder unter deren Mitwirkung eingenommen wor- den ſind, oder endlich die Namen von bayeriſchen Officieren zu erhalten haben welche in treuer Pflichterfüllung vor dem Feinde gefallen, oder den im Kampfe erhaltenen Wunden erlegen ſind. — Die in den letzten Tagen nach Bayern verbrachten Kriegsgefangenen wurden in Roggenburg und Ottobeuren, und zwar in der für dieſe beiden Depots beſtimmten Anzahl, internirt. Jn Roggenburg ſind nun 1409 und in Ottobeuern 1309 Mann untergebracht.  München, 13 Febr. Bei der Berathung der Nachweiſungen über die Militärrechnungen des Jahres 1868 im Finanzausſchuſſe der Kammer der Abgeordneten hat, wie wir vernehmen, der k. Kriegsminiſter für die ohne vorausgegangene Bewilligung erfolgten Ausgaben für die Feſtung Landau die nachträgliche Genehmigung derſelben nachgeſucht, und vom Ausſchuß ward beantragt dieſelben zu bewilligen und den Rechnun- gen überhaupt die Anerkennung zu ertheilen. Jn dem heute ausgegebenen erſten Verzeichniß derjenigen Unterofficiere und Soldaten der bayeriſchen Armee welche aus der Kriegsgefangenſchaft aus Paris bei ihren Abthei- lungen wieder eingetroffen ſind, werden vom 3. Bataillon des 1. Jnf.-Reg. 22 Mann (3 ſind in Paris geſtorben), vom 2. Bataillon des 6. Jnf.-Reg. 20 Mann und vom 5. Jäger-Bataillon 30 Mann aufgeführt. Schwerin, 8 Febr. Zu Ehren des bekanntlich auf einige Tage vom Kriegsſchauplatze zurückgekehrten Großherzogs fand geſtern ein großer Fackelzug ſeitens der Bürgerſchaft und eine allgemeine Beleuchtung der Reſidenz ſtatt. Die Anſprache des Senators Bade beantwortete der Groß- herzog, den „Meckl. Anz.“ zufolge, ſichtlich bewegt mit folgenden Worten: „Jch kann es nicht ausſprechen wie froh und glücklich ich bin wieder unter Jhnen zu ſein und in meinem lieben Mecklenburg, und ich danke Jhnen von Herzen für den Empfang welchen Sie mir heute hereitet haben. Wir haben eine große und ernſte Zeit durchlebt, und es ſind ſchwere Opfer von unſerem Volk erfordert worden. Auch unſerem engeren Vaterlande ſind ſie nicht erſpart worden, und es kehrt manches liebe Herz das von hier ausge- zogen nicht wieder zurück. Aber es iſt uns auch vergönnt geweſen einen hervorragenden und glänzenden Antheil an dem Rieſenkampfe zu nehmen der dort geſchlagen wurde, und das kann ich Jhnen ſagen daß die mecklen- burgiſchen Truppen zu den beſten gehören die dort gefochten haben. Jetzt ſteht Deutſchland groß und einig da; laſſen Sie uns durch die reinſte Vaterlandsliebe und durch treue Mitarbeit an dem großen Werke der neuen Zeit würdig zeigen! Unſer großes deutſches Vaterland, unſer deutſcher Kaiſer lebe hoch!“ Dieſem Hoch ſchloß ſich die zahlreiche, den ganzem Um- kreis des Schloßplatzes füllende Verſammlung begeiſtert an. ȋ Wien, 12 Febr. Graf Bismarck hat die geſtern erwähnte Er- klärung des engliſchen Cabinets dem Vernehmen nach mit dem Ausdruck ſeiner Genugthuung über einen Entſchluß entgegengenommen, der nach ſeiner feſten Ueberzeugung das Zuſtandekommen eines dauernden Friedens weſentlich erleichtere, ſelbſtverſtändlich aber im Uebrigen England in der. jenigen vollen Actionsfreiheit nicht behindere die jeder Staat, und im vor- liegenden Fall auch Preußen, nach Maßgabe ſeiner eigenen Jntereſſen ſich zu vindiciren ſich berechtigt und verpflichtet erachen müſſe. ♋ Bukareſt, 7 Febr. Der in der „Allg. Ztg.“ veröffentlichte Brief des Fürſten Karl hat auf die Rumänen einen geradezu verblüffenden Eindruck gemacht. Die größten Schreier ſind plötzlich verſtummt, und wiſſen vorläufig nicht was ſie im gegebenen Falle thun ſollen. Zwar iſt das Schreiben bereits in den nichtöffentlichen Sitzungen der Kammerabthei- lungen zur Sprache gekommen, ohne aber ein Ergebniß oder einen Ent- ſchluß herbeizuführen. Selbſt die Zeitungen wiſſen nicht was ſie ſagen ſollen. Die beiden bedeutendſten, „Romanul“ und „Preſſa,“ ſchweigen über den Brief bis jetzt gänzlich. „Terra“ — das Blatt des wüthendſten Gegners des Fürſten — hat es für zweckmäßig erachtet fürs erſte nicht mehr zu erſcheinen. Die „Trompetta“ gibt ſich den Anſchein als ob ſie den Brief für apokryph halte, und nur die „Gazetta de Sera“ fordert von der Regierung eine Erklärung im Amtsblatt: ob der Brief echt ſei, oder nicht. Jm allgemeinen hat der Brief eine gute Wirkung hervorgebracht. Vielen ſind die Augen aufgegangen über die gränzenloſe Verwirrung und die ungeheuern Nachtheile welche eine Abdankung des Fürſten Karl für das Land zur Folge haben würde; und ſelbſt die Republicaner, welche ihre Hoffnung auf die franzöſiſche Republik geſetzt hatten um in gewohnter Weiſe Frankreich nachzuahmen, begreifen daß ſie mit ihren Berechnungen ſchmählich in die Brüche gerathen ſind. — Was die Londoner Conferenz in der rumäniſchen Frage beſchließen wird muß abgewartet werden. Um dieß mit Ruhe und einiger Würde thun zu können, würde die Regierung am liebſten die Kammer nach Hauſe ſchicken; aber das geht nicht an, weil das Bedürfniß nach einer Anleihe für den Staat nachgerade zu einer bren- nenden Frage geworden iſt, und die Regierung ohne die Zuſtimmung der Kammer keine Anleihe machen darf, ohne dieſelbe auch keinen Credit fin- den würde. — An Stelle des zurückgetretenen Agenten Steege wurde Th. Roſetti zum rumäniſchen Eiſenbahn-Commiſſär in Berlin ernannt. Bukareſt, 11 Febr. Der bekannte Brief des Fürſten Karl hat zunächſt, wie telegraphiſch gemeldet, eine Jnterpellation des Deputirten Blaramberg zur Folge gehabt. Der Miniſterpräſident beantwortete die- ſelbe in der heutigen Sitzung mit der Erklärung: daß der Brief in einem Moment der Abſpannung geſchrieben ſcheine, daß aber die darin angedeutete Gefahr bereits vorüber ſei. Die Kammer gieng ſodann unter der Ver- ſicherung der Treue gegen den Fürſten und die Verfaſſung zur Tagesord- nung über. Fürſt Karl hat übrigens aus Jaſſy von den angeſehenſten Perſönlichkeiten telegraphiſche Ergebenheitsadreſſen erhalten, mit der Bitte das Land nicht zu verlaſſen. Die Kammer hat heute ferner beſchloſſen: an das italieniſche Parlament eine Glückwunſchadreſſe anläßlich ſeines Beſchluſſes wegen die Verlegung der Hauptſtadt nach Rom zu über- ſenden. Die Regierung legte einen neuen Geſetzentwurf zur Convertirung der ſchwebenden Staatsſchuld in Bons vor, indem ſie gleichzeitig den früheren Entwurf, die Tilgung der ſchwebenden Schuld betreffend, zurück- zog. — Die Nachricht der „Times“ daß die Pforte bei Schumla ein Ob- ſervationscorps aufftelle, wird als „ungenau“ bezeichnet. Richtig ſei daß die Pforte in Erwartung einer Kataſtrophe in der Walachei militäriſche Vorkehrungen getroffen hatte. Aber dieſelben gediehen nicht bis zur Auf- ſtellung einer Obſervations-Armee, weil es den Bemühungen der Cabinete von Wien, Berlin und London gelungen den Großweſſier zu bewegen dar- auf vorläufig zu verzichten, unter Berufung auf Art. 27 des Pariſer Trac- tats, von den Signatärmächten die Zuſtimmung zu einem eventuellen Ein- ſchreiten in der Walachei zu verlangen. Jnduſtrie, Handel und Verkehr. * Frankfurt a. M., 12 Febr. (Börſenwoche) Die Speculation iſt matt und müde. Das beweist auch der Geſchäftsgang der verfloffenen Woche. Sie friſtet, ſo zu ſagen, nur ein kümmerliches Daſein ſelbſt in der Auffaſſung und Phraſeologie der Börſencorreſpondenz quand même. Auf den Gang der Welt- geſchichte einzuwirken hat ſie vorerſt aufgehört, und mit bitterem Schmerz, wie Napoleon III, ſchaut ſie zurück auf die ſchönen Tage von Araujnez, die nun vor- bei ſind. Es überſtiege den Raum der wenigen Zeilen die uns für die „Börſen- woche“ zugewieſen ſind, wenn wir alles referiren wollten was ſich in dem inner- flen Leben unſers Geldmarktes vorbereitet, denn, leider, macht ſich in der letzten Zeit ein Beſtreben geltend welches den Traditionen des alten Frankfurter Börſen- und Wechſelmarktes keineswegs entſpricht. Neue Banken tauchen wie Pilze aus dem feiten, ſonſt weltbekannten und in allen enropäiſchen Kriſen bewährten Boden unſers ſoliden Capitalmarktes auf. Die Verführung wirkt und wächst wie ein

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1871/12>, abgerufen am 21.11.2024.