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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871.

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[Spaltenumbruch] Dreihundert Schritte vom Bahnhof der Straße Duplessis, an deren Ende
Prinz Karl wohnt, läuft der Boulevard de la Reine; hier wird links ein-
gebogen, und eine der nächsten Straßen rechter Hand ist die "Rue de Pro-
vence," wo seit dem 5 October die Fahne des Bundeskanzleramtes weht.

Da die Berührungen mit Paris sich gemehrt haben, und man in
der Lage gewesen ist auch einige vernünftige Leute von dort zu sprechen,
hat sich der innere Zusammenhang von Favre's erster Mission so ziemlich
aufgeklärt. Die Besinnung kam über Paris als man die Karawane der
Leichen sah welche vom Kampfplatz des 19 Jan. in die Stadt geführt wurde.
Als dann in unabsehbaren Zügen die Ambulanzwagen mit den Verwun-
deten folgten -- es war noch Samstag Abends und Sonntag -- fragten
die einen: "Wozu noch mehr des Blutes?" und die andern verwünschten
das Gouvernement. Gleichzeitig erfuhr man näheres über die Stimmung
der Truppen. Es ist erwiesen daß auf Trochu, als er am 19 Jan. einige
Schlachtaufstellungen beritt, aus den Reihen der Soldaten geschossen wurde.
Sein Adjutant ist an seiner Seite von einer französischen Kugel verwundet
worden. Bei Jules Favre war an diesem Tage der Umschwung der Seele
schon erfolgt. Er hat selbst gestanden daß nach Empfang des bekannten
Briefes vom Grafen Bismarck aus Versailles, d. d. 15 Jan., ein unheim-
liches Gefühl der Verantwortlichkeit über ihn gekommen sei. Er habe dem
Bundeskanzler Recht geben müssen, und habe sich gesagt die Pflicht von
Paris das äußerste Schicksal abzuwenden ruhe auf ihm.


Alle französischen Schaaren haben
jetzt die Departements der Cote d'Or und des Jura vollständig geräumt,
und sind in das Departement der Saone et Loire zurückgegangen. Von der
Bourbaki'schen Armee, die am 15 Jan. 120,000 Mann betragen haben
soll, sind etwa 15,000 getödtet, ebensoviele gefangen genommen, an 70,000
über die Schweizer Gränze gegangen; den übrigen gelang es sich in größern
und kleinern Abtheilungen über die Demarcationslinie des Waffenstill-
stands in Sicherheit zu bringen. Garibaldi soll mit beiläufig 20,000 Mann
von Dijon aus abgezogen sein, und jetzt in Autun sein Hauptquartier
haben. So dürften -- sollte es wider alles Hoffen und Erwarten noch-
mals zum blutigen Kampfe der Waffen kommen -- kaum 40,000 Mann
uns in dem Departement der Saone et Loire entgegentreten können, wenn
unsere Truppen die Demarcationslinie überschreiten. Und unter dieser
Zahl befinden sich sehr viele kranke, erschöpfte, halb erfrorne und ziemlich
demoralisirte Menschen. Kann Frankreich unter solchen Umständen ohne
den größten Wahnsinn wohl noch an eine Fortführung des Kriegs denken?

Eine Correspondenz des "Standard," d. d. Pontarlier, 29 Jan.,
enthält interessante und bisher noch unbekannte Details über die so traurig
verunglückte Campagne des Generals Bourbaki im Osten Frankreichs. Der
Correspondent beschränkt sich hauptsächlich auf eine Erzählung der Abenteuer
von General Cremers Division, die ursprünglich einen Theil des 24. Armee-
Corps bildete, aber detaschirt worden war und anscheinend ganz unabhängig
agirte. Bourbaki's Armee zählte 143,000 Mann und 300 Geschütze, sie war in
vier Corps organisirt nämlich das 15., 18., 20, und 24. Armeecorps. Am
30. Dec. setzte sich die Armee in bestmöglicher Stimmung in Bewegung.
Von Anfang an zeigte sich indessen Bourbaki -- dessen Verstand, wie man
zu vermuthen Grund hatte, ein wenig wankte -- unfähig für das Com-
mando einer großen Armee. Kaum hatte die Campagne begonnen als er
den Plan änderte und alle seine Truppen das nördliche oder rechte Doubs-
ufer entlang marschiren ließ, wo die Natur des Landes, nachdem Viller-
sexel passirt war, für einen so großen Truppenkörper keine längeren Märsche
als 8 oder 9 engl. Meilen täglich gestattete. Cremers Division verbrachte auf
Bourbaki's Ordre hin neun Tage mit fruchtlosen Märschen und Contre-
märschen zu, bis die Mannschaften ermüdet und die Provisionen nahezu
erschöpft waren. Am 8 Januar erhielt Cremer Befehl Gray zu besetzen,
das die Deutschen fünf Tage vorher geräumt hatten; und von da marschirte
Cremer über Vesoul nach Lure. Auf dem Marsch litten die Truppen
fürchterlich; die Dorfbewohner unterstützten sie zwar reichlich von dem
wenigen was ihnen geblieben, aber in den Städten zeigte sich ein höchst
selbfüchtiger und unpatriotischer Geist. Selbst baares Geld konnte nur
mit Schwierigkeit Fourrage und Provision beschaffen, und in Gray mußten
die Soldaten nach einem Marsch von 25 Meilen drei Stunden lang auf
den Straßen frieren, indem Einquartierungsbillets erst dann zum Vor-
schein kamen als der Brigadegeneral Carroll Tevis den Maire zu erschießen
drohte, falls er nicht unverzüglich für die Unterkunft der Truppen Sorge
trage. General Cremer scheint strenge Disciplin geübt zu haben; er setzte
einen Oberst und einen Major ab, ließ mehrere Spione und Deserteure er-
schießen, und flößte seinen Leuten Respectsgewohnheiten gegen deren Offi-
ciere ein, dagegen aber mangelte es ihm gänzlich an Administrationstalent.
Jn Lure requirirte er für die Truppen Schuhwerk -- es gab aber nicht ein
einziges Paar fertiger Schuhe in der Stadt -- eine Ration Wein, eine
doppelte Ration Cognac, und sogar eine solche für die Pferde. Er küm-
merte sich aber nicht darum ob seine Befehle ausgeführt wurden oder wer-
den konnten, und folglich erhielten die Truppen gar nichts. Jn den Ge-
fechten welche nach dem Verlassen von Lure begannen, stellten sich die Trup-
pen mit Ausnahme einiger gelegentlichen Paniken ziemlich gut an, wurden
aber über alle Maßen schlecht geführt. Besondere Unfähigkeit legte der
[Spaltenumbruch] Generalstab bezüglich der Auswahl der Routen an den Tag. Nach der
Ankunft an einem Punkt innerhalb der langen Schußweite der Linien des
Belagerungscorps von Belfort, nach der Stürmung mehrerer Positionen
und Vereitelung eines Versuchs der Deutschen den französischen Flügel zu
umgehen, erhielten Cremers Division und die übrige Armee den Befehl zum
Rückzug. Cremers Division und anscheinend drei der genannten vier Corps zo-
gen sich auf Besancon zurück, das nach Erduldung großer Strapazen schließlich
erreicht wurde, wobei Cremers Division genöthigt war sich ihren Weg durch die
Deutschen in Villargent zu bahnen. Fast unmittelbar nach seiner Ankunft in
Besancon wurde Cremer abgesandt um den Rückzug des 24. Corps zu decken,
das sich auf Pontarlier zurückgezogen hatte. Jn Grande Fontaine nahm
Cremers Division mehrere Anhöhen und Gehölze mit dem Bajonnett, ver-
hinderte die Verfolgung und trug zweifelsohne in hohem Grade dazu bei
das Entrinnen des 24. Corps zu ermöglichen. Alle Vorkehrungen waren ge-
troffen um am nächsten Morgen Dannemarie anzugreifen, als Bourbaki den
Rückzug befahl. Jn derselben Nacht erschoß er sich. Die Leiden der Trup-
pen während des Rückzuges vergleicht der Correspondent mit denen welche
Napoleons Armee während des Rückzuges von Moskau zu ertragen hatte.

Auch im Süden von Dijon ist jetzt Waffenruhe eingetreten. Auf
dem Departement Cote d'Or meldet das "Journal de Geneve": "Die
Preußen haben die Stadt Beaune besetzt. Die Dheune, welcher Fluß die
Gränze der Departements Cote d'Or und Saone et Loire bildet, trennt die
beiderseitigen Vorposten. Die Armee Garibaldi's steht zur Hälfte bei
Chagny, zur Hälfte bei Bourg en Bresse, wohin das Hauptquartier ver-
legt worden ist. Der Eisenbahndienst zwischen Chagny und Autun auf
der Linie über Epinac und Rolay ist suspendirt, da dieselbe über nicht neu-
tralisirtes Gebiet läuft. Die Feindseligkeiten sind, nachdem die Demarca-
tionslinie festgestellt worden, vollständig eingestellt."

Eine in Liverpool eingetroffene Depesche, d. d. Habana, 23 Jan.,
gibt nachstehenden Bericht über einen deutschen Flottensieg im Stillen
Meer: "Etwa am 20 Dec. fand im Pacific (die genaue Localität ist nicht
angegeben) ein Gefecht zwischen der preußischen Kriegsfregatte "Medusa"
und zwei kleinen französischen Kanonenbooten, dem "Curieux" und dem
"Bruix" statt, das damit endete daß die französischen Kanonenboote ge-
schlagen und in den Grund gebohrt wurden. Der "Curieux," welcher zu
derselben Classe von Kriegsfahrzeugen wie der "d'Entre Casteaux" gehört,
führte vier Bronze-Zwölfpfünder, der "Bruix" zwei Zwölfpfünder und
einen 24 Pfünder, während die preußische Fregatte mit dreizehn Ge-
schützen vom schwersten Kaliber armirt ist." Ohne Zweifel fand das
Seegefecht irgendwo in der Nähe der südamerikanischen Küste statt,
da die französische Fregatte "Circe," sobald sie die Nachricht davon
erhielt, unverzüglich den Hafen von Montevideo verließ um die "Medusa"
aufzusuchen.



Deutsches Reich.

Briefe aus dem Hauptquartier stellen die
Rückkehr des Kaisers nach Berlin gegen den 24 d. in Aussicht. Selbst-
verständlich liegt dieser Disposition die Voraussetzung zu Grunde daß
unsere Friedensbedingungen von der Nationalversammlung in Bordeaux
angenommen werden. Ob die deutschen Truppen in diesem Fall noch
ihren Einzug in Paris halten werden, scheint noch keineswegs so ausge-
macht zu sein wie einige englische Blätter glauben machen wollen. Gewiß
ist daß der Kaiser Wilhelm seit Wochen von ihm nahe stehenden Personen
bestürmt wird diesen Einzug mit Rücksicht auf die sehr gereizte Stimmung
der Pariser Bevölkerung und auf den gefährlichen Charakter des dortigen
Pöbels zu unterlassen. -- Förmliche Verhandlungen wegen einer Ver-
legung des Sitzes der Constituante von Bordeaux nach einer den Ein-
flüssen des Pöbels weniger ausgesetzten französischen Stadt sind von dem
Bundeskanzler mit Hrn. Favre nicht angeknüpft worden, und werden auch
angesichts der gegenwärtigen Lage der Dinge sicher unterbleiben. Die
entgegenstehenden Behauptungen eines hiesigen Blattes beruhen lediglich
auf Conjectur, ebenso wie die Meldung der "Köln. Ztg." bezüglich des
bevorstehenden Rücktritts des Kriegsministers v. Noon. -- Das Abgeord-
netenhaus bewilligte gestern die von der Regierung geforderten Mittel
für den Bau einer Eisenbahn von Hanau nach Offenbach, die Herstellung
einer Verbindungscurve zwischen der Frankfurt-Offenbacher und Main-
Neckar-Bahn, die Anlegung eines zweiten Geleises auf einer Strecke der
Frankfurt-Offenbacher Bahn, den Ankauf des großh. hessischen Theiles
dieser Bahn und die Vermehrung des Betriebsmaterials der Staatsbah-
nen, nachdem ein Antrag des Abg. Richter (Hagen) abgelehnt worden
war, dahin gehend: diese Mittel nicht durch eine consolidirte Anleihe, son-
dern durch Veräußerung von Staatsactien-Capitalien, und nur in so weit
durch eine Anleihe zu beschaffen als die Etatsüberschüsse dazu nicht aus-
reichten. Neu eingegangene Petitionen, in denen um die Bewilligung
der Mittel zum Bau einer Eisenbahn von Tilsit nach Memel gebeten
wird, sollen, nach dem Antrag der Finanzcommission, der Negierung zur
Berücksichtigung überwiesen werden, und zwar mit der Erklärung daß das
Haus bereit sei noch in dieser Session die nöthigen Credite zur Jnangriff-
nahme der Bauarbeiten zu bewilligen. -- Am Montag wird das Abgeord-

[Spaltenumbruch] Dreihundert Schritte vom Bahnhof der Straße Dupleſſis, an deren Ende
Prinz Karl wohnt, läuft der Boulevard de la Reine; hier wird links ein-
gebogen, und eine der nächſten Straßen rechter Hand iſt die „Rue de Pro-
vence,“ wo ſeit dem 5 October die Fahne des Bundeskanzleramtes weht.

Da die Berührungen mit Paris ſich gemehrt haben, und man in
der Lage geweſen iſt auch einige vernünftige Leute von dort zu ſprechen,
hat ſich der innere Zuſammenhang von Favre’s erſter Miſſion ſo ziemlich
aufgeklärt. Die Beſinnung kam über Paris als man die Karawane der
Leichen ſah welche vom Kampfplatz des 19 Jan. in die Stadt geführt wurde.
Als dann in unabſehbaren Zügen die Ambulanzwagen mit den Verwun-
deten folgten — es war noch Samſtag Abends und Sonntag — fragten
die einen: „Wozu noch mehr des Blutes?“ und die andern verwünſchten
das Gouvernement. Gleichzeitig erfuhr man näheres über die Stimmung
der Truppen. Es iſt erwieſen daß auf Trochu, als er am 19 Jan. einige
Schlachtaufſtellungen beritt, aus den Reihen der Soldaten geſchoſſen wurde.
Sein Adjutant iſt an ſeiner Seite von einer franzöſiſchen Kugel verwundet
worden. Bei Jules Favre war an dieſem Tage der Umſchwung der Seele
ſchon erfolgt. Er hat ſelbſt geſtanden daß nach Empfang des bekannten
Briefes vom Grafen Bismarck aus Verſailles, d. d. 15 Jan., ein unheim-
liches Gefühl der Verantwortlichkeit über ihn gekommen ſei. Er habe dem
Bundeskanzler Recht geben müſſen, und habe ſich geſagt die Pflicht von
Paris das äußerſte Schickſal abzuwenden ruhe auf ihm.


Alle franzöſiſchen Schaaren haben
jetzt die Departements der Côte d’Or und des Jura vollſtändig geräumt,
und ſind in das Departement der Saône et Loire zurückgegangen. Von der
Bourbaki’ſchen Armee, die am 15 Jan. 120,000 Mann betragen haben
ſoll, ſind etwa 15,000 getödtet, ebenſoviele gefangen genommen, an 70,000
über die Schweizer Gränze gegangen; den übrigen gelang es ſich in größern
und kleinern Abtheilungen über die Demarcationslinie des Waffenſtill-
ſtands in Sicherheit zu bringen. Garibaldi ſoll mit beiläufig 20,000 Mann
von Dijon aus abgezogen ſein, und jetzt in Autun ſein Hauptquartier
haben. So dürften — ſollte es wider alles Hoffen und Erwarten noch-
mals zum blutigen Kampfe der Waffen kommen — kaum 40,000 Mann
uns in dem Departement der Saône et Loire entgegentreten können, wenn
unſere Truppen die Demarcationslinie überſchreiten. Und unter dieſer
Zahl befinden ſich ſehr viele kranke, erſchöpfte, halb erfrorne und ziemlich
demoraliſirte Menſchen. Kann Frankreich unter ſolchen Umſtänden ohne
den größten Wahnſinn wohl noch an eine Fortführung des Kriegs denken?

Eine Correſpondenz des „Standard,“ d. d. Pontarlier, 29 Jan.,
enthält intereſſante und bisher noch unbekannte Details über die ſo traurig
verunglückte Campagne des Generals Bourbaki im Oſten Frankreichs. Der
Correſpondent beſchränkt ſich hauptſächlich auf eine Erzählung der Abenteuer
von General Cremers Diviſion, die urſprünglich einen Theil des 24. Armee-
Corps bildete, aber detaſchirt worden war und anſcheinend ganz unabhängig
agirte. Bourbaki’s Armee zählte 143,000 Mann und 300 Geſchütze, ſie war in
vier Corps organiſirt nämlich das 15., 18., 20, und 24. Armeecorps. Am
30. Dec. ſetzte ſich die Armee in beſtmöglicher Stimmung in Bewegung.
Von Anfang an zeigte ſich indeſſen Bourbaki — deſſen Verſtand, wie man
zu vermuthen Grund hatte, ein wenig wankte — unfähig für das Com-
mando einer großen Armee. Kaum hatte die Campagne begonnen als er
den Plan änderte und alle ſeine Truppen das nördliche oder rechte Doubs-
ufer entlang marſchiren ließ, wo die Natur des Landes, nachdem Viller-
ſexel paſſirt war, für einen ſo großen Truppenkörper keine längeren Märſche
als 8 oder 9 engl. Meilen täglich geſtattete. Cremers Diviſion verbrachte auf
Bourbaki’s Ordre hin neun Tage mit fruchtloſen Märſchen und Contre-
märſchen zu, bis die Mannſchaften ermüdet und die Proviſionen nahezu
erſchöpft waren. Am 8 Januar erhielt Cremer Befehl Gray zu beſetzen,
das die Deutſchen fünf Tage vorher geräumt hatten; und von da marſchirte
Cremer über Véſoul nach Lure. Auf dem Marſch litten die Truppen
fürchterlich; die Dorfbewohner unterſtützten ſie zwar reichlich von dem
wenigen was ihnen geblieben, aber in den Städten zeigte ſich ein höchſt
ſelbfüchtiger und unpatriotiſcher Geiſt. Selbſt baares Geld konnte nur
mit Schwierigkeit Fourrage und Proviſion beſchaffen, und in Gray mußten
die Soldaten nach einem Marſch von 25 Meilen drei Stunden lang auf
den Straßen frieren, indem Einquartierungsbillets erſt dann zum Vor-
ſchein kamen als der Brigadegeneral Carroll Tevis den Maire zu erſchießen
drohte, falls er nicht unverzüglich für die Unterkunft der Truppen Sorge
trage. General Cremer ſcheint ſtrenge Diſciplin geübt zu haben; er ſetzte
einen Oberſt und einen Major ab, ließ mehrere Spione und Deſerteure er-
ſchießen, und flößte ſeinen Leuten Reſpectsgewohnheiten gegen deren Offi-
ciere ein, dagegen aber mangelte es ihm gänzlich an Adminiſtrationstalent.
Jn Lure requirirte er für die Truppen Schuhwerk — es gab aber nicht ein
einziges Paar fertiger Schuhe in der Stadt — eine Ration Wein, eine
doppelte Ration Cognac, und ſogar eine ſolche für die Pferde. Er küm-
merte ſich aber nicht darum ob ſeine Befehle ausgeführt wurden oder wer-
den konnten, und folglich erhielten die Truppen gar nichts. Jn den Ge-
fechten welche nach dem Verlaſſen von Lure begannen, ſtellten ſich die Trup-
pen mit Ausnahme einiger gelegentlichen Paniken ziemlich gut an, wurden
aber über alle Maßen ſchlecht geführt. Beſondere Unfähigkeit legte der
[Spaltenumbruch] Generalſtab bezüglich der Auswahl der Routen an den Tag. Nach der
Ankunft an einem Punkt innerhalb der langen Schußweite der Linien des
Belagerungscorps von Belfort, nach der Stürmung mehrerer Poſitionen
und Vereitelung eines Verſuchs der Deutſchen den franzöſiſchen Flügel zu
umgehen, erhielten Cremers Diviſion und die übrige Armee den Befehl zum
Rückzug. Cremers Diviſion und anſcheinend drei der genannten vier Corps zo-
gen ſich auf Beſançon zurück, das nach Erduldung großer Strapazen ſchließlich
erreicht wurde, wobei Cremers Diviſion genöthigt war ſich ihren Weg durch die
Deutſchen in Villargent zu bahnen. Faſt unmittelbar nach ſeiner Ankunft in
Beſançon wurde Cremer abgeſandt um den Rückzug des 24. Corps zu decken,
das ſich auf Pontarlier zurückgezogen hatte. Jn Grande Fontaine nahm
Cremers Diviſion mehrere Anhöhen und Gehölze mit dem Bajonnett, ver-
hinderte die Verfolgung und trug zweifelsohne in hohem Grade dazu bei
das Entrinnen des 24. Corps zu ermöglichen. Alle Vorkehrungen waren ge-
troffen um am nächſten Morgen Dannemarie anzugreifen, als Bourbaki den
Rückzug befahl. Jn derſelben Nacht erſchoß er ſich. Die Leiden der Trup-
pen während des Rückzuges vergleicht der Correſpondent mit denen welche
Napoleons Armee während des Rückzuges von Moskau zu ertragen hatte.

Auch im Süden von Dijon iſt jetzt Waffenruhe eingetreten. Auf
dem Departement Côte d’Or meldet das „Journal de Genève“: „Die
Preußen haben die Stadt Beaune beſetzt. Die Dheune, welcher Fluß die
Gränze der Departements Côte d’Or und Saone et Loire bildet, trennt die
beiderſeitigen Vorpoſten. Die Armee Garibaldi’s ſteht zur Hälfte bei
Chagny, zur Hälfte bei Bourg en Breſſe, wohin das Hauptquartier ver-
legt worden iſt. Der Eiſenbahndienſt zwiſchen Chagny und Autun auf
der Linie über Epinac und Rolay iſt ſuspendirt, da dieſelbe über nicht neu-
traliſirtes Gebiet läuft. Die Feindſeligkeiten ſind, nachdem die Demarca-
tionslinie feſtgeſtellt worden, vollſtändig eingeſtellt.“

Eine in Liverpool eingetroffene Depeſche, d. d. Habana, 23 Jan.,
gibt nachſtehenden Bericht über einen deutſchen Flottenſieg im Stillen
Meer: „Etwa am 20 Dec. fand im Pacific (die genaue Localität iſt nicht
angegeben) ein Gefecht zwiſchen der preußiſchen Kriegsfregatte „Meduſa“
und zwei kleinen franzöſiſchen Kanonenbooten, dem „Curieux“ und dem
„Bruix“ ſtatt, das damit endete daß die franzöſiſchen Kanonenboote ge-
ſchlagen und in den Grund gebohrt wurden. Der „Curieux,“ welcher zu
derſelben Claſſe von Kriegsfahrzeugen wie der „d’Entre Caſteaux“ gehört,
führte vier Bronze-Zwölfpfünder, der „Bruix“ zwei Zwölfpfünder und
einen 24 Pfünder, während die preußiſche Fregatte mit dreizehn Ge-
ſchützen vom ſchwerſten Kaliber armirt iſt.“ Ohne Zweifel fand das
Seegefecht irgendwo in der Nähe der ſüdamerikaniſchen Küſte ſtatt,
da die franzöſiſche Fregatte „Circé,“ ſobald ſie die Nachricht davon
erhielt, unverzüglich den Hafen von Montevideo verließ um die „Meduſa“
aufzuſuchen.



Deutſches Reich.

Briefe aus dem Hauptquartier ſtellen die
Rückkehr des Kaiſers nach Berlin gegen den 24 d. in Ausſicht. Selbſt-
verſtändlich liegt dieſer Dispoſition die Vorausſetzung zu Grunde daß
unſere Friedensbedingungen von der Nationalverſammlung in Bordeaux
angenommen werden. Ob die deutſchen Truppen in dieſem Fall noch
ihren Einzug in Paris halten werden, ſcheint noch keineswegs ſo ausge-
macht zu ſein wie einige engliſche Blätter glauben machen wollen. Gewiß
iſt daß der Kaiſer Wilhelm ſeit Wochen von ihm nahe ſtehenden Perſonen
beſtürmt wird dieſen Einzug mit Rückſicht auf die ſehr gereizte Stimmung
der Pariſer Bevölkerung und auf den gefährlichen Charakter des dortigen
Pöbels zu unterlaſſen. — Förmliche Verhandlungen wegen einer Ver-
legung des Sitzes der Conſtituante von Bordeaux nach einer den Ein-
flüſſen des Pöbels weniger ausgeſetzten franzöſiſchen Stadt ſind von dem
Bundeskanzler mit Hrn. Favre nicht angeknüpft worden, und werden auch
angeſichts der gegenwärtigen Lage der Dinge ſicher unterbleiben. Die
entgegenſtehenden Behauptungen eines hieſigen Blattes beruhen lediglich
auf Conjectur, ebenſo wie die Meldung der „Köln. Ztg.“ bezüglich des
bevorſtehenden Rücktritts des Kriegsminiſters v. Noon. — Das Abgeord-
netenhaus bewilligte geſtern die von der Regierung geforderten Mittel
für den Bau einer Eiſenbahn von Hanau nach Offenbach, die Herſtellung
einer Verbindungscurve zwiſchen der Frankfurt-Offenbacher und Main-
Neckar-Bahn, die Anlegung eines zweiten Geleiſes auf einer Strecke der
Frankfurt-Offenbacher Bahn, den Ankauf des großh. heſſiſchen Theiles
dieſer Bahn und die Vermehrung des Betriebsmaterials der Staatsbah-
nen, nachdem ein Antrag des Abg. Richter (Hagen) abgelehnt worden
war, dahin gehend: dieſe Mittel nicht durch eine conſolidirte Anleihe, ſon-
dern durch Veräußerung von Staatsactien-Capitalien, und nur in ſo weit
durch eine Anleihe zu beſchaffen als die Etatsüberſchüſſe dazu nicht aus-
reichten. Neu eingegangene Petitionen, in denen um die Bewilligung
der Mittel zum Bau einer Eiſenbahn von Tilſit nach Memel gebeten
wird, ſollen, nach dem Antrag der Finanzcommiſſion, der Negierung zur
Berückſichtigung überwieſen werden, und zwar mit der Erklärung daß das
Haus bereit ſei noch in dieſer Seſſion die nöthigen Credite zur Jnangriff-
nahme der Bauarbeiten zu bewilligen. — Am Montag wird das Abgeord-

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[745/0005] Dreihundert Schritte vom Bahnhof der Straße Dupleſſis, an deren Ende Prinz Karl wohnt, läuft der Boulevard de la Reine; hier wird links ein- gebogen, und eine der nächſten Straßen rechter Hand iſt die „Rue de Pro- vence,“ wo ſeit dem 5 October die Fahne des Bundeskanzleramtes weht. Da die Berührungen mit Paris ſich gemehrt haben, und man in der Lage geweſen iſt auch einige vernünftige Leute von dort zu ſprechen, hat ſich der innere Zuſammenhang von Favre’s erſter Miſſion ſo ziemlich aufgeklärt. Die Beſinnung kam über Paris als man die Karawane der Leichen ſah welche vom Kampfplatz des 19 Jan. in die Stadt geführt wurde. Als dann in unabſehbaren Zügen die Ambulanzwagen mit den Verwun- deten folgten — es war noch Samſtag Abends und Sonntag — fragten die einen: „Wozu noch mehr des Blutes?“ und die andern verwünſchten das Gouvernement. Gleichzeitig erfuhr man näheres über die Stimmung der Truppen. Es iſt erwieſen daß auf Trochu, als er am 19 Jan. einige Schlachtaufſtellungen beritt, aus den Reihen der Soldaten geſchoſſen wurde. Sein Adjutant iſt an ſeiner Seite von einer franzöſiſchen Kugel verwundet worden. Bei Jules Favre war an dieſem Tage der Umſchwung der Seele ſchon erfolgt. Er hat ſelbſt geſtanden daß nach Empfang des bekannten Briefes vom Grafen Bismarck aus Verſailles, d. d. 15 Jan., ein unheim- liches Gefühl der Verantwortlichkeit über ihn gekommen ſei. Er habe dem Bundeskanzler Recht geben müſſen, und habe ſich geſagt die Pflicht von Paris das äußerſte Schickſal abzuwenden ruhe auf ihm. w. Montbéltard, 8 Febr. Alle franzöſiſchen Schaaren haben jetzt die Departements der Côte d’Or und des Jura vollſtändig geräumt, und ſind in das Departement der Saône et Loire zurückgegangen. Von der Bourbaki’ſchen Armee, die am 15 Jan. 120,000 Mann betragen haben ſoll, ſind etwa 15,000 getödtet, ebenſoviele gefangen genommen, an 70,000 über die Schweizer Gränze gegangen; den übrigen gelang es ſich in größern und kleinern Abtheilungen über die Demarcationslinie des Waffenſtill- ſtands in Sicherheit zu bringen. Garibaldi ſoll mit beiläufig 20,000 Mann von Dijon aus abgezogen ſein, und jetzt in Autun ſein Hauptquartier haben. So dürften — ſollte es wider alles Hoffen und Erwarten noch- mals zum blutigen Kampfe der Waffen kommen — kaum 40,000 Mann uns in dem Departement der Saône et Loire entgegentreten können, wenn unſere Truppen die Demarcationslinie überſchreiten. Und unter dieſer Zahl befinden ſich ſehr viele kranke, erſchöpfte, halb erfrorne und ziemlich demoraliſirte Menſchen. Kann Frankreich unter ſolchen Umſtänden ohne den größten Wahnſinn wohl noch an eine Fortführung des Kriegs denken? Eine Correſpondenz des „Standard,“ d. d. Pontarlier, 29 Jan., enthält intereſſante und bisher noch unbekannte Details über die ſo traurig verunglückte Campagne des Generals Bourbaki im Oſten Frankreichs. Der Correſpondent beſchränkt ſich hauptſächlich auf eine Erzählung der Abenteuer von General Cremers Diviſion, die urſprünglich einen Theil des 24. Armee- Corps bildete, aber detaſchirt worden war und anſcheinend ganz unabhängig agirte. Bourbaki’s Armee zählte 143,000 Mann und 300 Geſchütze, ſie war in vier Corps organiſirt nämlich das 15., 18., 20, und 24. Armeecorps. Am 30. Dec. ſetzte ſich die Armee in beſtmöglicher Stimmung in Bewegung. Von Anfang an zeigte ſich indeſſen Bourbaki — deſſen Verſtand, wie man zu vermuthen Grund hatte, ein wenig wankte — unfähig für das Com- mando einer großen Armee. Kaum hatte die Campagne begonnen als er den Plan änderte und alle ſeine Truppen das nördliche oder rechte Doubs- ufer entlang marſchiren ließ, wo die Natur des Landes, nachdem Viller- ſexel paſſirt war, für einen ſo großen Truppenkörper keine längeren Märſche als 8 oder 9 engl. Meilen täglich geſtattete. Cremers Diviſion verbrachte auf Bourbaki’s Ordre hin neun Tage mit fruchtloſen Märſchen und Contre- märſchen zu, bis die Mannſchaften ermüdet und die Proviſionen nahezu erſchöpft waren. Am 8 Januar erhielt Cremer Befehl Gray zu beſetzen, das die Deutſchen fünf Tage vorher geräumt hatten; und von da marſchirte Cremer über Véſoul nach Lure. Auf dem Marſch litten die Truppen fürchterlich; die Dorfbewohner unterſtützten ſie zwar reichlich von dem wenigen was ihnen geblieben, aber in den Städten zeigte ſich ein höchſt ſelbfüchtiger und unpatriotiſcher Geiſt. Selbſt baares Geld konnte nur mit Schwierigkeit Fourrage und Proviſion beſchaffen, und in Gray mußten die Soldaten nach einem Marſch von 25 Meilen drei Stunden lang auf den Straßen frieren, indem Einquartierungsbillets erſt dann zum Vor- ſchein kamen als der Brigadegeneral Carroll Tevis den Maire zu erſchießen drohte, falls er nicht unverzüglich für die Unterkunft der Truppen Sorge trage. General Cremer ſcheint ſtrenge Diſciplin geübt zu haben; er ſetzte einen Oberſt und einen Major ab, ließ mehrere Spione und Deſerteure er- ſchießen, und flößte ſeinen Leuten Reſpectsgewohnheiten gegen deren Offi- ciere ein, dagegen aber mangelte es ihm gänzlich an Adminiſtrationstalent. Jn Lure requirirte er für die Truppen Schuhwerk — es gab aber nicht ein einziges Paar fertiger Schuhe in der Stadt — eine Ration Wein, eine doppelte Ration Cognac, und ſogar eine ſolche für die Pferde. Er küm- merte ſich aber nicht darum ob ſeine Befehle ausgeführt wurden oder wer- den konnten, und folglich erhielten die Truppen gar nichts. Jn den Ge- fechten welche nach dem Verlaſſen von Lure begannen, ſtellten ſich die Trup- pen mit Ausnahme einiger gelegentlichen Paniken ziemlich gut an, wurden aber über alle Maßen ſchlecht geführt. Beſondere Unfähigkeit legte der Generalſtab bezüglich der Auswahl der Routen an den Tag. Nach der Ankunft an einem Punkt innerhalb der langen Schußweite der Linien des Belagerungscorps von Belfort, nach der Stürmung mehrerer Poſitionen und Vereitelung eines Verſuchs der Deutſchen den franzöſiſchen Flügel zu umgehen, erhielten Cremers Diviſion und die übrige Armee den Befehl zum Rückzug. Cremers Diviſion und anſcheinend drei der genannten vier Corps zo- gen ſich auf Beſançon zurück, das nach Erduldung großer Strapazen ſchließlich erreicht wurde, wobei Cremers Diviſion genöthigt war ſich ihren Weg durch die Deutſchen in Villargent zu bahnen. Faſt unmittelbar nach ſeiner Ankunft in Beſançon wurde Cremer abgeſandt um den Rückzug des 24. Corps zu decken, das ſich auf Pontarlier zurückgezogen hatte. Jn Grande Fontaine nahm Cremers Diviſion mehrere Anhöhen und Gehölze mit dem Bajonnett, ver- hinderte die Verfolgung und trug zweifelsohne in hohem Grade dazu bei das Entrinnen des 24. Corps zu ermöglichen. Alle Vorkehrungen waren ge- troffen um am nächſten Morgen Dannemarie anzugreifen, als Bourbaki den Rückzug befahl. Jn derſelben Nacht erſchoß er ſich. Die Leiden der Trup- pen während des Rückzuges vergleicht der Correſpondent mit denen welche Napoleons Armee während des Rückzuges von Moskau zu ertragen hatte. Auch im Süden von Dijon iſt jetzt Waffenruhe eingetreten. Auf dem Departement Côte d’Or meldet das „Journal de Genève“: „Die Preußen haben die Stadt Beaune beſetzt. Die Dheune, welcher Fluß die Gränze der Departements Côte d’Or und Saone et Loire bildet, trennt die beiderſeitigen Vorpoſten. Die Armee Garibaldi’s ſteht zur Hälfte bei Chagny, zur Hälfte bei Bourg en Breſſe, wohin das Hauptquartier ver- legt worden iſt. Der Eiſenbahndienſt zwiſchen Chagny und Autun auf der Linie über Epinac und Rolay iſt ſuspendirt, da dieſelbe über nicht neu- traliſirtes Gebiet läuft. Die Feindſeligkeiten ſind, nachdem die Demarca- tionslinie feſtgeſtellt worden, vollſtändig eingeſtellt.“ Eine in Liverpool eingetroffene Depeſche, d. d. Habana, 23 Jan., gibt nachſtehenden Bericht über einen deutſchen Flottenſieg im Stillen Meer: „Etwa am 20 Dec. fand im Pacific (die genaue Localität iſt nicht angegeben) ein Gefecht zwiſchen der preußiſchen Kriegsfregatte „Meduſa“ und zwei kleinen franzöſiſchen Kanonenbooten, dem „Curieux“ und dem „Bruix“ ſtatt, das damit endete daß die franzöſiſchen Kanonenboote ge- ſchlagen und in den Grund gebohrt wurden. Der „Curieux,“ welcher zu derſelben Claſſe von Kriegsfahrzeugen wie der „d’Entre Caſteaux“ gehört, führte vier Bronze-Zwölfpfünder, der „Bruix“ zwei Zwölfpfünder und einen 24 Pfünder, während die preußiſche Fregatte mit dreizehn Ge- ſchützen vom ſchwerſten Kaliber armirt iſt.“ Ohne Zweifel fand das Seegefecht irgendwo in der Nähe der ſüdamerikaniſchen Küſte ſtatt, da die franzöſiſche Fregatte „Circé,“ ſobald ſie die Nachricht davon erhielt, unverzüglich den Hafen von Montevideo verließ um die „Meduſa“ aufzuſuchen. Deutſches Reich. (—) Berlin, 10 Febr. Briefe aus dem Hauptquartier ſtellen die Rückkehr des Kaiſers nach Berlin gegen den 24 d. in Ausſicht. Selbſt- verſtändlich liegt dieſer Dispoſition die Vorausſetzung zu Grunde daß unſere Friedensbedingungen von der Nationalverſammlung in Bordeaux angenommen werden. Ob die deutſchen Truppen in dieſem Fall noch ihren Einzug in Paris halten werden, ſcheint noch keineswegs ſo ausge- macht zu ſein wie einige engliſche Blätter glauben machen wollen. Gewiß iſt daß der Kaiſer Wilhelm ſeit Wochen von ihm nahe ſtehenden Perſonen beſtürmt wird dieſen Einzug mit Rückſicht auf die ſehr gereizte Stimmung der Pariſer Bevölkerung und auf den gefährlichen Charakter des dortigen Pöbels zu unterlaſſen. — Förmliche Verhandlungen wegen einer Ver- legung des Sitzes der Conſtituante von Bordeaux nach einer den Ein- flüſſen des Pöbels weniger ausgeſetzten franzöſiſchen Stadt ſind von dem Bundeskanzler mit Hrn. Favre nicht angeknüpft worden, und werden auch angeſichts der gegenwärtigen Lage der Dinge ſicher unterbleiben. Die entgegenſtehenden Behauptungen eines hieſigen Blattes beruhen lediglich auf Conjectur, ebenſo wie die Meldung der „Köln. Ztg.“ bezüglich des bevorſtehenden Rücktritts des Kriegsminiſters v. Noon. — Das Abgeord- netenhaus bewilligte geſtern die von der Regierung geforderten Mittel für den Bau einer Eiſenbahn von Hanau nach Offenbach, die Herſtellung einer Verbindungscurve zwiſchen der Frankfurt-Offenbacher und Main- Neckar-Bahn, die Anlegung eines zweiten Geleiſes auf einer Strecke der Frankfurt-Offenbacher Bahn, den Ankauf des großh. heſſiſchen Theiles dieſer Bahn und die Vermehrung des Betriebsmaterials der Staatsbah- nen, nachdem ein Antrag des Abg. Richter (Hagen) abgelehnt worden war, dahin gehend: dieſe Mittel nicht durch eine conſolidirte Anleihe, ſon- dern durch Veräußerung von Staatsactien-Capitalien, und nur in ſo weit durch eine Anleihe zu beſchaffen als die Etatsüberſchüſſe dazu nicht aus- reichten. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1871/5>, abgerufen am 23.11.2024.