Allgemeine Zeitung, Nr. 78, 18. März 1848.[Spaltenumbruch]
schäften vorstehen würden bis ihre Nachfolger ernannt worden wären. Dresden, 14 März. Die Truppen find aus der Umgegend K. Hannover. Hannover, 9 März. In Peine ist ein Gesuch Preußen. Sun Köln, 14 März. Der Prinz von Preußen, von G Berlin, 14 März. In der heutigen Mittagsstunde fand die -- Berlin, 14 März Mittags 11 Uhr. Der Vereinigte Landtag -- Berlin, 14 März. Abends 7 Uhr. Berlin ist heute den gan- Berlin. Patent wegen Einberufung des Vereinigten [Spaltenumbruch]
ſchäften vorſtehen würden bis ihre Nachfolger ernannt worden wären. ♂ Dresden, 14 März. Die Truppen find aus der Umgegend K. Hannover. Hannover, 9 März. In Peine iſt ein Geſuch Preußen. ☉ Köln, 14 März. Der Prinz von Preußen, von Γ Berlin, 14 März. In der heutigen Mittagsſtunde fand die — Berlin, 14 März Mittags 11 Uhr. Der Vereinigte Landtag — Berlin, 14 März. Abends 7 Uhr. Berlin iſt heute den gan- Berlin. Patent wegen Einberufung des Vereinigten <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0004" n="1236"/><cb/> ſchäften vorſtehen würden bis ihre Nachfolger ernannt worden wären.<lb/> Dieſe Nachricht erregt hier große Freude. Nun erſt wird ſich Leipzig<lb/> beruhigen. Hr. v. Karlowitz hat ſich in Leipzig ſelbſt überzeugt daß die<lb/> dortige Aufregung nicht bloß von einer Partei herrühre, ſondern eine<lb/> allgemeine ſey, welche beſonders durch die Erinnerung an die unſeligen<lb/> Auguſtereigniſſe begreiflich wird. So verdanken wir ihm wohl mit die<lb/> glückliche Entſcheidung dieſer Angelegenheit. Die Spannung in den<lb/> letzten Tagen war höchſt bedenklich. Hier bemühte man ſich auf jede<lb/> Weiſe durch Demonſtrationen aller Art den König in Unkunde über die<lb/> Wünſche des Landes zu erhalten, und die Dresdener Spießbürger gegen<lb/> die Leipziger aufzuregen. Gott ſey Dank daß unſer König enttäuſcht<lb/> worden iſt. Als Miniſter werden unter andern Braun, Zſchinsky, v.<lb/> Ehrenftein (zeither Finanzrath) und von der Pfordten aus Leipzig<lb/> genannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>♂ <hi rendition="#b">Dresden</hi>, 14 März.</dateline><lb/> <p>Die Truppen find aus der Umgegend<lb/> Leipzigs zurückgezogen. 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Ueber Preßfreiheit<lb/> nämlich äußerte der König: „Völlig ungeregelte Preßlicenz werden Sie<lb/> ſelbſt nicht wollen. Die Aufhebung der Cenſur iſt aber nicht ausrei-<lb/> chend um den Zuſtand der Preſſe zu regeln. Es bedarf dazu weiterer<lb/> Beſtimmungen und Garantien gegen den Mißbrauch der Preſſe, rück-<lb/> ſichtlich deren eine vorgängige Benehmung mit Meinen Nachbarn und<lb/> Verbündeten ſowohl als mit Meinen Landſtänden unerläßlich iſt. Jch<lb/> verſpreche nichts was Ich nicht gewiß bin halten zu können. Jch kann<lb/> deßhalb auch in dieſer Hinficht keine umfaſſenden Zuſicherungen erthei-<lb/> len, ſo lange Jch nicht beſtimmt weiß was Ich an die Stelle der Cenſur<lb/> ſetzen will. Die Verſicherung aber ertheile Ich Ihnen daß Ich Ihren<lb/> Wünſchen die thunlichſte Berückſichtigung ſchenken werde.“</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Preußen</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>☉ <hi rendition="#b">Köln</hi>, 14 März.</dateline><lb/> <p>Der Prinz von Preußen, von<lb/> ſeinem königl. Bruder zum Generalgouverneur der Rheinprovinz und<lb/> Weſtfalens ernannt, iſt geſtern Abend hier angekommen, und im Regie-<lb/> rungsgebäude abgeſtiegen. Gleichzeitig war eine neue Bürgerverſamm-<lb/> lung angeſagt von einer Partei welcher die neulich genehmigte nach-<lb/> drückliche Adreſſe an den König noch nicht ſtark genug war. Aeußer-<lb/> lich iſt alles ruhig, nur find Truppen angekommen und die Einquartie-<lb/> rung iſt verſtärkt. Vorgeſtern wurde bei vollem Hauſe die Stumme<lb/> von Portici gegeben, und Stellen wie: „der Tag der Freiheit naht ꝛc.“<lb/> wurden mit tumultuariſchem Jubel begrüßt. Die Abgeordneten der<lb/> Rheinprovinz haben ſich in Bonn verſammelt und beſchloſſen gemein-<lb/> ſchaftlich eine ehrerbietige aber eindringliche Vorſtellung an den Kö-<lb/> nig zu richten und ihm das Eine was noththut anzurathen. In der<lb/> Stadt laufen Aufrufe um voll des wildeſten Republicanismus; ſie ſchei-<lb/> nen in Brüſſel oder London gedruckt und werden mit der Poſt ins Haus<lb/> geſandt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>Γ <hi rendition="#b">Berlin</hi>, 14 März.</dateline><lb/> <p>In der heutigen Mittagsſtunde fand die<lb/> Audienz des hieſigen Magiſtrates und der Stadtwerordneten bei Sr.<lb/> Maj. dem König ſtatt. Auf die Anrede des Oberbürgermeiſters er-<lb/> wiederte Se. Majeſtät: „Es iſt mir lieb daß die Bürger meiner lieben<lb/> Stadt Berlin die erſten ſind die mir ihre Wünſche offen und treu dar-<lb/> legen. Wie überall, ſo iſt geſtern auch hier die Ruhe nicht von den<lb/> friedliebenden Bürgern, ſondern von Plünderern und Ruheſtörern ge-<lb/> ſtört worden, und ich habe meine Truppen zum Schutze des Eigenthums<lb/> einſchreiten laſſen. Wenn es in ganz Deutſchland kocht, kann es hier<lb/> nicht unter Null bleiben. Was Jhre Wünſche betrifft, ſo bin ich Ihnen<lb/> ſchon zuvorgekommen. Ich habe meine getreuen Stände mit denen ich<lb/> gemeinſchaftlich aller Wohl berathen will, zum 27 April zuſammenbe-<lb/> rufen. Sie haben die Männer kennen gelernt die mein und Jhr Ver-<lb/> trauen verdienen. Ich will freie Völker, aber auch die Fürſten müſſen<lb/> frei ſeyn. Halten Sie das was ich Jhnen hier ſage für keine leere<lb/> Phraſe ꝛc.“ Der Miniſter v. Bodelſchwingh ſagte der Deputation au-<lb/> ßerdem daß, wenn nicht der Fürſtencongreß in Dresden beabſichtigt<lb/><cb/> wäre, der Landtag noch früher zuſammentreten würde, und es ſey mög-<lb/> lich daß wenn aus erſterem nichts werde, dieſe Einberufung auch früher<lb/> geſchehen würde. Jedenfalls wird alſo der preußiſche Landtag gleich-<lb/> zeitig mit der Pariſer Nationalverſammlung (20 April) ſeine Bera-<lb/> thungen pflegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>— <hi rendition="#b">Berlin</hi>, 14 März Mittags 11 Uhr.</dateline><lb/> <p>Der Vereinigte Landtag<lb/> iſt auf den 26 April einberufen. Dieß iſt geſtern Mittags, alſo bereits<lb/> mehrere Stunden vor dem Ausbruch des Krawalls, im Staatsrath<lb/> beſchloſſen worden. Ein ſpecieller Zweck der Einberufung wird nicht<lb/> angegeben, ſondern Se. Majeſtät empfindet das Bedürfniß zur „Regene-<lb/> ration des deutſchen Volks“ ſich mit den Vertretern des Landes zu ver-<lb/> einen. Heute Abends wird wahrſcheinlich die Allg. Preuß. Zeitung be-<lb/> reits das Einberufungspatent enthalten. — Auf den 25 März ſollte ein<lb/> deutſcher Fürſtencongreß in Dresden ſtattfinden. Jn Anbetracht der<lb/> dringenden Verhältniſſe wird es indeß ſchwerlich dazu kommen, und es iſt<lb/> demnach ſehr wahrſcheinlich daß der Vereinigte Landtag noch früher zu-<lb/> ſammentreten wird. Dieſe Entſchließung wird dem Lande Ruhe und<lb/> Vertrauen und der Regierung Stärke geben. Berlin iſt ruhig.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>— <hi rendition="#b">Berlin</hi>, 14 März. Abends 7 Uhr.</dateline><lb/> <p>Berlin iſt heute den gan-<lb/> zen Tag über durchaus ruhig geweſen, und nichts hat an die Scenen<lb/> des geſtrigen Abends erinnert. Nach den Details welche uns noch im<lb/> Laufe des Tages über die geſtrigen Ereigniſſe zugingen, ſcheint es aber<lb/> doch an manchen Stellen mit Kolbenſtößen und Säbelhieben ſchärfer zu-<lb/> gegangen zu ſeyn als auf den erſten Blick erſcheinen wollte. Leider<lb/> fürchten wir daß die Unruhen ſich auch heute erneuen werden, wenig-<lb/> ſtens nimmt die Bewegung auf den Straßen mit Einbruch der Dunkel-<lb/> heit ſichtlich zu und die gleichzeitig patrouillirenden ſtarken Militärab-<lb/> theilungen ſind nicht gerade geeignet beſänftigend zu wirken. Es ſind<lb/> dieſe militäriſchen Demonſtrationen meiſtentheils der Anfangs- und An-<lb/> haltspunkt unſerer Krawalle, ohne daß man bis jetzt davon abzuſtehen<lb/> veranlaßt wäre. Dieſen Nachmittag um 4 Uhr iſt an allen Straßen-<lb/> ecken eine große polizeiliche Bekanntmachung angeſchlagen, worin die<lb/> beſtehenden Geſetze über Tumult und Aufruhr in Erinnerung gebracht,<lb/> und zugleich alle Hausväter, Fabrikherren u. ſ. w. angewieſen wer-<lb/> den ihre Angehörigen zu Hauſe zu halten, und reſpective die Wohnun-<lb/> gen zu ſchließen. Den Hötelbeſitzern, Speiſewirthen und ſonſtigen Jn-<lb/> habern öffentlicher Locale iſt mit Bezug auf ein beſtehendes Geſetz aus<lb/> den dreißiger Jahren aufgegeben bei Verluſt der Conceſſion alle politi-<lb/> ſchen Unterhaltungen in ihren Localen zu verbieten. Das meiſte ver-<lb/> ſpricht man ſich von der vermuthlich heute Abend ſchon in der Allgemei-<lb/> nen Preußiſchen Zeitung erſcheinenden Einberufung des Vereinigten<lb/> Landtages. Das Staatsminiſterium iſt bereits heut Abend zuſam-<lb/> men getreten, um im Verfolg der allerhöchſten Beſtimmungen vom<lb/> 8 d. M. über die Preſſe die nöthigen Vorbereitungen zur eventuellen<lb/> ſofortigen Emanirung eines proviſoriſchen Preßgeſetzes zu treffen. Be-<lb/> kanntlich hat der König das letztere für den Fall in Ausſicht geſtellt daß<lb/> ſeine Beſtrebungen für eine gemeinſame deutſche Bundesgeſetzgebung ſich<lb/> zu lang hinausziehen ſollten. Die allgemeine Meinung fordert ein ſol-<lb/> ches proviſoriſches Geſetz täglich dringlicher, da man eine Bundesgeſetz-<lb/> gebung gerade im gegenwärtigen Augenblick wohl nicht mit Unrecht ſehr<lb/> weit ausſehend glaubt. Unſere Buchhändler und Buchdrucker hielten<lb/> heute Nachmittag eine große Verſammlung zur Entwerfung einer Adreſſe<lb/> an den König, in welcher jene Anficht ebenfalls vertreten werden ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline> <hi rendition="#b">Berlin.</hi> </dateline><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g">Patent wegen Einberufung des Vereinigten<lb/> Landtags</hi>. 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Dieſerhalb und weil Wir überhaupt in ſo großen und entſchei-<lb/> denden Epochen, wie die gegenwärtige, Uns nur in Vereinigung mit<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1236/0004]
ſchäften vorſtehen würden bis ihre Nachfolger ernannt worden wären.
Dieſe Nachricht erregt hier große Freude. Nun erſt wird ſich Leipzig
beruhigen. Hr. v. Karlowitz hat ſich in Leipzig ſelbſt überzeugt daß die
dortige Aufregung nicht bloß von einer Partei herrühre, ſondern eine
allgemeine ſey, welche beſonders durch die Erinnerung an die unſeligen
Auguſtereigniſſe begreiflich wird. So verdanken wir ihm wohl mit die
glückliche Entſcheidung dieſer Angelegenheit. Die Spannung in den
letzten Tagen war höchſt bedenklich. Hier bemühte man ſich auf jede
Weiſe durch Demonſtrationen aller Art den König in Unkunde über die
Wünſche des Landes zu erhalten, und die Dresdener Spießbürger gegen
die Leipziger aufzuregen. Gott ſey Dank daß unſer König enttäuſcht
worden iſt. Als Miniſter werden unter andern Braun, Zſchinsky, v.
Ehrenftein (zeither Finanzrath) und von der Pfordten aus Leipzig
genannt.
♂ Dresden, 14 März.
Die Truppen find aus der Umgegend
Leipzigs zurückgezogen. Braun iſt Miniſterpräfident, der Geſandte in
London Graf Beuſt Miniſter des Auswärtigen; die andern Mitglieder
find Hübel, v. Ehrenſtein, v. d. Pfordten.
K. Hannover.
Hannover, 9 März.
In Peine iſt ein Geſuch
der Bürger mit den bekannten Wünſchen an den König fertig, in Osna-
brück wird es betrieben. Im allgemeinen nimmt ſich Hannover aufs ge-
mächlichſte Zeit zur Betheiligung an dem was ganz Deutſchland bewegt.
Der neulich erwähnten ſchriftlichen Antwort des Königs an den Magi-
ſtrat und die Bürgervorſteher ging nur um wenige Minuten eine münd-
liche voraus. Durch dieſe, in der Hannoveriſchen Zeitung vom 8 März
abgedruckte werden die geringen Hoffnungen die jene in Betreff der
Cenſur erwecken konnte, noch heruntergedrückt. Ueber Preßfreiheit
nämlich äußerte der König: „Völlig ungeregelte Preßlicenz werden Sie
ſelbſt nicht wollen. Die Aufhebung der Cenſur iſt aber nicht ausrei-
chend um den Zuſtand der Preſſe zu regeln. Es bedarf dazu weiterer
Beſtimmungen und Garantien gegen den Mißbrauch der Preſſe, rück-
ſichtlich deren eine vorgängige Benehmung mit Meinen Nachbarn und
Verbündeten ſowohl als mit Meinen Landſtänden unerläßlich iſt. Jch
verſpreche nichts was Ich nicht gewiß bin halten zu können. Jch kann
deßhalb auch in dieſer Hinficht keine umfaſſenden Zuſicherungen erthei-
len, ſo lange Jch nicht beſtimmt weiß was Ich an die Stelle der Cenſur
ſetzen will. Die Verſicherung aber ertheile Ich Ihnen daß Ich Ihren
Wünſchen die thunlichſte Berückſichtigung ſchenken werde.“
Preußen.
☉ Köln, 14 März.
Der Prinz von Preußen, von
ſeinem königl. Bruder zum Generalgouverneur der Rheinprovinz und
Weſtfalens ernannt, iſt geſtern Abend hier angekommen, und im Regie-
rungsgebäude abgeſtiegen. Gleichzeitig war eine neue Bürgerverſamm-
lung angeſagt von einer Partei welcher die neulich genehmigte nach-
drückliche Adreſſe an den König noch nicht ſtark genug war. Aeußer-
lich iſt alles ruhig, nur find Truppen angekommen und die Einquartie-
rung iſt verſtärkt. Vorgeſtern wurde bei vollem Hauſe die Stumme
von Portici gegeben, und Stellen wie: „der Tag der Freiheit naht ꝛc.“
wurden mit tumultuariſchem Jubel begrüßt. Die Abgeordneten der
Rheinprovinz haben ſich in Bonn verſammelt und beſchloſſen gemein-
ſchaftlich eine ehrerbietige aber eindringliche Vorſtellung an den Kö-
nig zu richten und ihm das Eine was noththut anzurathen. In der
Stadt laufen Aufrufe um voll des wildeſten Republicanismus; ſie ſchei-
nen in Brüſſel oder London gedruckt und werden mit der Poſt ins Haus
geſandt.
Γ Berlin, 14 März.
In der heutigen Mittagsſtunde fand die
Audienz des hieſigen Magiſtrates und der Stadtwerordneten bei Sr.
Maj. dem König ſtatt. Auf die Anrede des Oberbürgermeiſters er-
wiederte Se. Majeſtät: „Es iſt mir lieb daß die Bürger meiner lieben
Stadt Berlin die erſten ſind die mir ihre Wünſche offen und treu dar-
legen. Wie überall, ſo iſt geſtern auch hier die Ruhe nicht von den
friedliebenden Bürgern, ſondern von Plünderern und Ruheſtörern ge-
ſtört worden, und ich habe meine Truppen zum Schutze des Eigenthums
einſchreiten laſſen. Wenn es in ganz Deutſchland kocht, kann es hier
nicht unter Null bleiben. Was Jhre Wünſche betrifft, ſo bin ich Ihnen
ſchon zuvorgekommen. Ich habe meine getreuen Stände mit denen ich
gemeinſchaftlich aller Wohl berathen will, zum 27 April zuſammenbe-
rufen. Sie haben die Männer kennen gelernt die mein und Jhr Ver-
trauen verdienen. Ich will freie Völker, aber auch die Fürſten müſſen
frei ſeyn. Halten Sie das was ich Jhnen hier ſage für keine leere
Phraſe ꝛc.“ Der Miniſter v. Bodelſchwingh ſagte der Deputation au-
ßerdem daß, wenn nicht der Fürſtencongreß in Dresden beabſichtigt
wäre, der Landtag noch früher zuſammentreten würde, und es ſey mög-
lich daß wenn aus erſterem nichts werde, dieſe Einberufung auch früher
geſchehen würde. Jedenfalls wird alſo der preußiſche Landtag gleich-
zeitig mit der Pariſer Nationalverſammlung (20 April) ſeine Bera-
thungen pflegen.
— Berlin, 14 März Mittags 11 Uhr.
Der Vereinigte Landtag
iſt auf den 26 April einberufen. Dieß iſt geſtern Mittags, alſo bereits
mehrere Stunden vor dem Ausbruch des Krawalls, im Staatsrath
beſchloſſen worden. Ein ſpecieller Zweck der Einberufung wird nicht
angegeben, ſondern Se. Majeſtät empfindet das Bedürfniß zur „Regene-
ration des deutſchen Volks“ ſich mit den Vertretern des Landes zu ver-
einen. Heute Abends wird wahrſcheinlich die Allg. Preuß. Zeitung be-
reits das Einberufungspatent enthalten. — Auf den 25 März ſollte ein
deutſcher Fürſtencongreß in Dresden ſtattfinden. Jn Anbetracht der
dringenden Verhältniſſe wird es indeß ſchwerlich dazu kommen, und es iſt
demnach ſehr wahrſcheinlich daß der Vereinigte Landtag noch früher zu-
ſammentreten wird. Dieſe Entſchließung wird dem Lande Ruhe und
Vertrauen und der Regierung Stärke geben. Berlin iſt ruhig.
— Berlin, 14 März. Abends 7 Uhr.
Berlin iſt heute den gan-
zen Tag über durchaus ruhig geweſen, und nichts hat an die Scenen
des geſtrigen Abends erinnert. Nach den Details welche uns noch im
Laufe des Tages über die geſtrigen Ereigniſſe zugingen, ſcheint es aber
doch an manchen Stellen mit Kolbenſtößen und Säbelhieben ſchärfer zu-
gegangen zu ſeyn als auf den erſten Blick erſcheinen wollte. Leider
fürchten wir daß die Unruhen ſich auch heute erneuen werden, wenig-
ſtens nimmt die Bewegung auf den Straßen mit Einbruch der Dunkel-
heit ſichtlich zu und die gleichzeitig patrouillirenden ſtarken Militärab-
theilungen ſind nicht gerade geeignet beſänftigend zu wirken. Es ſind
dieſe militäriſchen Demonſtrationen meiſtentheils der Anfangs- und An-
haltspunkt unſerer Krawalle, ohne daß man bis jetzt davon abzuſtehen
veranlaßt wäre. Dieſen Nachmittag um 4 Uhr iſt an allen Straßen-
ecken eine große polizeiliche Bekanntmachung angeſchlagen, worin die
beſtehenden Geſetze über Tumult und Aufruhr in Erinnerung gebracht,
und zugleich alle Hausväter, Fabrikherren u. ſ. w. angewieſen wer-
den ihre Angehörigen zu Hauſe zu halten, und reſpective die Wohnun-
gen zu ſchließen. Den Hötelbeſitzern, Speiſewirthen und ſonſtigen Jn-
habern öffentlicher Locale iſt mit Bezug auf ein beſtehendes Geſetz aus
den dreißiger Jahren aufgegeben bei Verluſt der Conceſſion alle politi-
ſchen Unterhaltungen in ihren Localen zu verbieten. Das meiſte ver-
ſpricht man ſich von der vermuthlich heute Abend ſchon in der Allgemei-
nen Preußiſchen Zeitung erſcheinenden Einberufung des Vereinigten
Landtages. Das Staatsminiſterium iſt bereits heut Abend zuſam-
men getreten, um im Verfolg der allerhöchſten Beſtimmungen vom
8 d. M. über die Preſſe die nöthigen Vorbereitungen zur eventuellen
ſofortigen Emanirung eines proviſoriſchen Preßgeſetzes zu treffen. Be-
kanntlich hat der König das letztere für den Fall in Ausſicht geſtellt daß
ſeine Beſtrebungen für eine gemeinſame deutſche Bundesgeſetzgebung ſich
zu lang hinausziehen ſollten. Die allgemeine Meinung fordert ein ſol-
ches proviſoriſches Geſetz täglich dringlicher, da man eine Bundesgeſetz-
gebung gerade im gegenwärtigen Augenblick wohl nicht mit Unrecht ſehr
weit ausſehend glaubt. Unſere Buchhändler und Buchdrucker hielten
heute Nachmittag eine große Verſammlung zur Entwerfung einer Adreſſe
an den König, in welcher jene Anficht ebenfalls vertreten werden ſoll.
Berlin.
Patent wegen Einberufung des Vereinigten
Landtags. Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König
von Preußen ꝛc. haben im Verein mit der kaiſerlich öſterreichiſchen Re-
gierung Unſere deutſchen Bundesgenoſſen eingeladen ſich unverzüglich
zu einer gemeinſamen Berathung über diejenigen Maßregeln zu verei-
nigen welche unter den gegenwärtigen ſchwierigen und gefahrvollen
Verhältniſſen das Wohl des deutſchen Vaterlandes erheiſcht, und ſind
entſchloſſen mit allen Unſern Kräften dahin zu wirken daß dieſe Bera-
thungen zu einer wirklichen Regeneration des deutſchen Bundes füh-
ren, damit das deutſche Volk in ihm wahrhaft vereinigt, durch freie
Jnſtitutionen gekräftigt, nicht minder aber auch gegen die Gefahren des
Umſturzes und der Anarchie geſchützt, die alte Größe wieder gewinne,
damit Deutſchland den ihm gebührenden Rang in Europa einnehme.
Welches aber auch der Erſolg dieſer Unſerer Bemühungen ſeyn möge,
ſo werden jedenfalls dadurch Maßregeln für Unſere Staaten bedingt zu
deren Ausführung Wir der Mitwirkung Unſerer getreuen Stände be-
dürfen. Dieſerhalb und weil Wir überhaupt in ſo großen und entſchei-
denden Epochen, wie die gegenwärtige, Uns nur in Vereinigung mit
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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