Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung, Nr. 83, 26. März 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

München, Montag Allgemeine Zeitung 26. März 1900. Nr. 83.
[Spaltenumbruch] schuß schon seit einiger Zeit beschäftigt und wir haben im
Dezember v. J. ein neues Organisationsstatut be-
rathen und beschlossen, was nach unsrer Meinung dazu führen
könnte, daß wir diese nothwendige Organisation erreichen.
Unsre Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn
ihre Anhänger sich eng zusammenschließen und ein reges
Vereinsleben bethätigen. Eine stramme energische Vereins-
leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, ist geboten. Ferner
muß in der Partei Zucht und Disciplin herrschen und sich
der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden müssen
bei einer Zentralstelle zusammenlaufen, wo man über alles
unterrichtet sein muß. Diese Richtpunkte hat der Landesaus-
schuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt
und genehmigt. Redner legte im Anschluß hieran und
an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden "Organi-
sationsstatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh."
in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine stramme
Organisation herbeizuführen hoffen, die unsrer Partei neues
Leben einflößen soll, und schloß mit der dringenden Aufforde-
rung, sich der Landespartei anzuschließen. Einigkeit, fester
Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge-
lingen der Partei, die mit gutem Grund von sich behaupten
darf, daß sie die nationalste im Reich ist, der Partei, die
so opferwillig an der Gründung des Deutschen Reichs und
seiner Verfassung mitgewirkt hat und unentbehrlich ist, den
alten Einfluß wieder zurückzuerobern. "Sorgen Sie dafür,
daß die Fehler, die gemacht worden sind, wieder gut gemacht
werden. Das wird und muß uns gelingen und es wird nicht
nur zum Segen der Partei, sondern zum Segen unsres Vater-
landes sein."

Der brausende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die
liberale Sache, daß er den richtigen Ton getroffen und Allen
aus dem Herzen geredet habe. Vorsitzender Schön dankte
auch diesem Redner herzlichst für seine Ausführungen, mit
denen er die Anwesenden in die Neuorganisation der Partei
eingeweiht, und schloß hierauf den in allen seinen Theilen
wirklich schön verlaufenen politischen Abend, der bei jedem
Theilnehmer nur den Eindruck der größten Zufriedenheit und
einen ermuthigenden Ausblick in die Zukunft unsrer Partei
zurückließ.



* Nationalliberale Landespartei.

Gestern Vor-
mittag trat der geschäftsführende Ausschuß der
nationalliberalen Landespartei in Bayern r. d. Rh. im Hotel
Trefler zu einer Sitzung zusammen, in der mehr interne
Angelegenheiten der Landespartei verhandelt wurden.
Der Vorsitzende, Hr. Justizrath Frhr. v. Kreß, begrüßte
die Ausschußmitglieder, die Vertreter des Nationallibe-
ralen Vereins München und Hrn. Reichstagsabgeordneten
Kettler, führte die neuen Ausschußmitglieder, Buchdruckerei-
besitzer Schön, München, Fabrikbesitzer und Magistrats-
rath Schönner, Nürnberg, Landgerichtsrath Pohn, Schwein-
furt, Ersten Bürgermeister Wolfram, Augsburg, und den Ge-
schäftsführer der Landespartei, A. Baist, Nürnberg, ein
und empfahl die Kooptation des Redakteurs Dr. Büchl,
Hof. Er berichtete, inwieweit die letzten Beschlüsse durch-
geführt wurden und welche Thätigkeit die Geschäftsstelle
schon entfalten konnte. In sehr eingehender Weise wurden
die Verhältnisse in den einzelnen Wahlkreisen (Amberg,
Bayreuth, Kaufbeuren, Straubing etc.) und die künftige
Thätigkeit der Geschäftsstelle besprochen. Die Vorschläge
des Vorsitzenden wurden ohne Ausnahme gutgeheißen
und auf weitere Anregungen entsprechende Beschlüsse gefaßt.
Den herzlichsten Dank für das treue und erfolgreiche
Wirken, den nie erlahmenden Eifer sprach dem Vorsitzenden
Baron Kreß Bürgermeister Wolfram aus.



Bayerische Chronik.

* Hof- und Personalnachrichten.

Se. kgl. Hoh.
der Prinz-Regent wohnte gestern, Sonntag Vormittag,
dem Gottesdienste in der Allerheiligen-Hofkirche an und be-
suchte später die Wochenausstellung des Kunstvereins. In
Abschiedsandienz empfing gestern der Regent den k. k. öster-
reichisch-ungarischen interimistischen Geschäftsträger, Legations-
rath Frhrn. Kuhn v. Kuhnenfeld und verlieh ihm das
Komthurkreuz des Michaelsordens. Ferner wurden in Andienz
empfaugen: Wilhelm Frhr. v. Hertling, General-
major z. D.; Max Sand, Senatspräsident am Oberlandes-
gerichte München; Karl Arnold, Oberlandesgerichtsrath;
Oberlandesgerichtsrath Michael Schuster, Oberamtsrichter
in Lindau; Dr. Rudolf Emmerich, kgl. Universitätsprofessor
Karl Erhard, erster Staatsanwalt bei dem Landgericht
München II, und Maler Prof. Lonis Braun. Zur Tafel
waren gestern geladen: Otto Frhr. v. Kuhn von Kuhnen-
feld,
k. k. Legationsrath, mit Gemahlin; Sigmund Frhr.
v. Ow, bischöfl. geistlicher Rath und Stiftskanonikus; Friedrich
Frhr. Kreß von Kreßenstein, Major und Bataillonskomman-
deur im Inf.-Leib-Regt., mit Gemahlin; Max Frhr. v. Red-
witz,
Rittmeister a l. s. des 1. Ulanen-Regts., pers. Adjutant
des Herzogs Siegfried in Bayern, mit Gemahlin. -- Prinz
Ludwig wohnte heute Vormittag einer Sitzung des Finanz-
ausschusses der Kammer der Reichsräthe an. Gestern und
vorgestern besichtigten Prinz Ludwig, sowie die Prinzessinnen
Gisela und Ludwig Ferdinand die Frühjahrsausstellung
der "Secession". -- Geh. Hofrath Prof. Dr. Brentano ist
seit einigen Tagen an Gesichtsrose bedenklich erkrankt. --
In Regensburg ist der fürstl. Thurn und Taxis'sche Bau-
rath a. D. Friedrich Sauer, Ehrenbürger von Regensburg,
im 90. Lebensjahre gestorben.

t. Ministerrath.

Gestern, Sonntag, Vormittag fand
im Ministerium des Aeußern ein Ministerrath statt.

l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie-
werkstätten.

Am Samstag Abend fand im großen Saale
des Löwenbräukellers das von ehemaligen Ouvriers anläßlich
des hundertjährigen Jubiläums der Artilleriewerkstätten ge-
gebene Fest statt, das sich eines sehr zahlreichen Besuches
ersrente. Vom königlichen Hause war Prinz Ludwig er-
schienen. Auch der Inspekteur der Fußartillerie, General-
leutnant v. Keller, und der ehemalige Inspekteur der Fuß-
artillerie, Generalleutnant z. D. v. Reinhard, Sektionschef
Oberst Straßner, Oberst Vogel, früherer Direktor der
Artilleriewerlstätten, und zahlreiche andere Offiziere, vor-
nehmlich der Artilleriewaffe, sowie die Offiziere, Beamten
und Angestellten des Instituts waren der Einladung gefolgt.
Der Festsaal war prächtig dekorirt. In der Mitte der
rechten Wandseite erhob sich auf hohem, von zwei auf-
gerichteten Löwen flankirten Sockel die Büste Sr. kgl. Hoheit
des Prinz-Regenten in einem Haine von Blattpflauzen
and Zierbäumen. Der Orchesterraum, der als Bühne diente,
[Spaltenumbruch] zeigte eine Feldschmiede in Winterlandschaft. Das Fest wurde
durch den Prinz-Regent Luitpold-Marsch von Dietrich ein-
geleitet. Der Vorstand der Vereinigung ehemaliger Ouvriers,
Obermeister der Artilleriewerkstätten Huber, hieß die er-
schienenen Festgäste willkommen und betonte die treue An-
hänglichkeit der alten Ouvriers an die Werkstätten. Seine
herzliche Ansprache klang aus in ein dreifaches Hoch auf
Se. kgl. Hoheit den Prinz-Negenten, das in der Festversamm-
lung begeisterten Wiederhall fand. Der Direktor der
Artilleriewerkstätten, Hauptmann Ries, hob in seiner Er-
widerung insbesondere die Theilnahme der alten Veteranen
der Artilleriewerkstätten, der alten Ouvriers, an dem
Jubiläum hervor, wies darauf hin, wie die Artillerie-
werkstätten durch die Ouvriers auf eine lange, ehren-
volle Vergangenheit zurückblicken könnten, und betonte zum
Schluß, daß die alten Ouvriers durch ihre Theilnahme be-
kundet hätten, wie sehr sie an ihre Thätigkeit in den Werk-
stätten sich erinnert und wie treue Kameradschaft sie mit den
jetzigen Angstellten der Artillerie-Werkstätten hielten, die sie
zu ihrem Fest eingeladen hätten, wofür er namens derselben
herzlich danke. Sein Hoch galt der treuen Kameradschaft
und ihren Trägern, den Ouvriers. Prinz Ludwig verließ um
9 1/2 Uhr das Fest. Reichen Beifall fand das von dem
Kunstmaler A. Hoffmann im Verein mit dem ehemaligen
Ouvrier, Hofinstallateur Schnitzler arrangirte lebende Bild,
das eine Episode aus der Thätigkeit ehemaliger Ouvriers
aus dem Winterfeldzug an der Loire 1870 darstellte. Auch die
von dem Nechnungsrath Uebelacker vorgesührten Projektions-
bilder aus dem militärischen Leben wurden lebhaft acclamirt.
Das Sängerkorps des Veteranen- und Kriegervereins und
der Sängerbund "Arion" verschönten den Abend durch ihre
köstlichen Männerchöre, während den instrumentalen Theil
des Programms das Musikkorps des 1. Feld-Artillerie-Regi-
ments unter Keilberths bewährter Leitung in anerkeunens-
werther Weise durchführte. Erst spät nach Mitternacht endete
das schön verlaufene Fest.

Gestern Nachmittag vereinigte ein Festmahl im Russischen
Hof die Offiziere und Ingenieure der Artillerie-Werkstätten
mit den geladenen Herren von der Inspektion der Fuß-
artillerie, Generalleutnant v. Keller an der Spitze, dem
früheren Inspekteur der Fußartillerie, Generalleutnant z. D.
v. Reinhard, den Herren des Fußartillerie-Detachements,
dem Professor Manuel, Bildhauer Wünsche und Kunst-
maler Hoffmann, welch letztere beim Arrangement des Festes
in liebenswürdigster Weise behülflich waren. Um 2 Uhr
erschienen die Prinzen Ludwig, Leopold und Arunlf.
Während der Tafel erhob sich Hauptmann Ries, um den
Prinzen den tiefgefühlten Dank auszusprechen. Er wies dann
darauf hin, daß der Prinz-Regent dem Festakt beiwohnte
und diesem durch seine Worte die höchste Weihe gab. Es
wäre dies ein hoher Ansporn für die Angehörigen des
Instituts, ihre ganze Kraft dem Dienst zu weihen. Schließlich
betonte er, daß die Artillerie-Werkstätten hinter keiner Ab-
theilung der Armee zurückstehen werden. Sein Hoch
galt dem Regenten, das lebhaften Wiederhall in
der Festversammlung fand. Prinz Ludwig erwiderte,
indem er ausführte, daß die Errichtung der Ouvriers-Kom-
pagnie, aus der die heutigen Artilleriewerkstätten hervorgiugen,
in eine Zeit fiel, wie sie schwerer Bayern noch nie gesehen.
Seit dieser Zeit hätten die Ouvriers theils vor dem Feinde,
theils in den Werkstätten mitgeholfen, das Ansehen und die
Schlagfertigkeit des bayerischen Heeres zu erhöhen. Im
weiteren Verlauf seiner Rede wies er darauf hin, daß in den
jetzigen Artilleriewerkstätten bürgerliche Arbeiter unter mili-
tärischer Leitung thätig sind und daß diese Arbeiter an-
scheinend zusrieden sind, wobei er bemerkte, daß es bedauer-
lich wäre, wenn die Arbeiter eines Staatsbetriebes unzu-
frieden wären. Zum Schlusse wünsche er, daß die Artillerie-
werkstätten in 100 Jahren ebenso freudig und stolz auf das
heutige Fest zurückblicken mögen, wie sie jetzt auf den Verlauf
der vergangenen 100 Jahre zurücksehen. Sein Trinkspruch
klang in ein Hoch auf die Artilleriewerkstätten aus.

hd. Oeffentliche Bürgerversammlung.

Um gegen-
über den Mißständen des "Nangirbahnhofs" in der Lud-
wigstraße Stellung zu nehmen, fand am Samstag auf Ver-
aulassung des Bürgervereins des 22. Stadtbezirks (Schwabing)
bei Petuel in Schwabing eine Versammlung von Bürgern
aller Parteischattirungen statt. Das Referat hatte Hr. Rechts-
anwalt Kohl übernommen. Redner ging von der Erregung
aus, die sich in der Magistratssitzung vom 22. März ge-
legentlich der Bekanntgabe der die Trambahngeleiseführung
in der Maximilianstraße betreffenden Ministerialentschließung
kundgab und meinte, sie sei so groß gewesen und es seien so
drastische Worte gefallen, weil man befürchtete, die Miß-
stände, wie sie im Trambahnbetrieb der Ludwigstraße zutage
getreten sind, könnten in der Maximilianstraße ihre Wieder-
holung sinden. Betreffs der Frage, ob für das Publikum
ein Aulaß gegeben war, mit dem Accumulatorlokomotiven-
Vorspannbetrieb unzufrieden zu sein, erklärte Redner, ein
modernes Verkehrsmittel müsse vier Bedingungen erfüllen:
es müsse 1. billig, 2. rasch, 3. zuverlässig arbeiten
und es müsse 4. sich dem wechselnd starken Verkehr einzelner
Tage und Stunden aupassen können. Billig für das Publi-
kum
sei die Strecke allerdings, aber nicht für die Stadt;
bei Durchführung der oberirdischen Stromzuleitung hätten
die Betriebskosten 9000 M. pro Jahr betragen, während sie
bei Accumulatorlokomotiven-Vorspannbetrieb das Vierfache aus-
machten. Rasch sei dieser Betrieb auch nicht, sondern lang-
samer als auf irgend einer anderen Strecke. Zuverlässig sei
der Betrieb ebensowenig; denn sobald eine Störung einge-
treten sei, so verbreite sich die Verschleppung auf die ganze
Strecke; wenn man nothwendig einen Wagen brauche, sei
keiner da, andrerseits kämen sie dann wieder in mehreren
Exemplaren hintereinander. Endlich sei dieser Betrieb ganz
selbstverständlich auch nicht anpassungsfähig, er könne einem
momentan anschwellenden Bedarf, wie dies mittags und
abends, sowie während der Badesaison nachmittags der Fall
sei, nicht gerecht werden, weil keine Reservewagen befördert
werden könnten. Redner kam dann auf den Antrag des
Gemeindebevollmächtigten Kommerzienraths Weidert, betr.
Zulassung der oberirdischen Stromzuführung
auch auf der Theilstrecke Schiller- Monument-Galleriestraße
zu sprechen, wobei er sich eifrigst für den Inhalt dieses An-
trags aussprach. Die weiter naheliegende Frage: Was
hindert die Einführung des oberirdischen Stromzuleitungs-
systems, gab dem Referenten Anlaß, zu konstatiren, die Ueber-
spannung des Odeonsplatzes mit Kabeln könne wohl vom
künstlerischen Standpunkt aus Bedenken erregen, auf das
Publikum wirke sie aber keineswegs auffallend, und schließ-
lich überwiege das Verkehrs- doch das ästhelische Interesse.
Uebrigens würden Ludwigstraße und Odeonsplatz durch die
fortwährend hin- und herfahrenden Rangirlokomotiven in
[Spaltenumbruch] ihrem Bild weit mehr beeinträchtigt, als durch fast unsicht-
bare Drähte. Mit dem Hinweis auf den Weg, den der
Magistrat selbst jüngst gezeigt habe (Nachsuchung einer
Audienz für das Magistratsdirektorium an Allerhöchster
Stelle) schloß Rechtsanwalt Kohl sein Referat. Nach kurzer
Debatte wurde einstimmig folgende Resolution ange-
nommen:

"Die am 24. März im Saale der Schwabinger
Brauerei tagende öffentliche Bürgerversammlung mit der
Tagesordnung: "Die Zustände beim Trambahubetrieb auf dem
Odeonsplatz" richtet an den Magistrat das ergebenste Ersuchen,
dieser möge mit allen zulässigen Mitteln beim hohen
Ministerium des Aeußern dahin wirken, daß die Erlaubniß
zur Einführung der provisorischen oberirdischen
Stromzuführung
auf der Theilstrecke Galleriestraße-
Schiller-Monument so bald als möglich ertheilt
werde.
Für den Fall, daß die erbetene Erlaubniß wider
Erwarten versagt würde, möge der Magistrat durch
sein Direktorium bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinz-
Regenten vorstellig werden
und die Wünsche der Be-
völkerung zur Kenntniß bringen."

* Post- und Telegraphenpersonal - Verband.

Aehnlich dem Eifenbahnerverbande soll nunmehr auch für
das Postpersonal ein Verband gegründet werden, der, unter
der Herrschaft des Centrums stehend, bei den zukünftigen
Wahlen gute Dienste leisten soll. Zu diesem Zwecke ist laut
"Augsb. Abdztg." für Donnerstag, den 5. April, abends
8 Uhr, im Gabelsbergerkeller eine Versammlung einberufen
worden, in der Landtagsabgeordneter Schirmer über den
nennen Verband des Post- und Telegraphenpersonals sprechen
wird. Nur Angehörige der Post und Telegraphie können an
der Versammlung theilnehmen. Wie weit das Post- und
Telegraphenpersonal geneigt ist, diesem neuen Verbande bei-
zutreten, wissen wir nicht, aber die eine Thatsache sollte doch
das Verkehrspersonal im Auge behalten, daß es gerade das
Centrum ist, das fast immer gegen die Aufbesserung der
Gehälter stimmt. Das Centrum möchte am liebsten die Aeude-
rung des Gehaltsregulatios möglichst lauge hinausschieben
und man wird ja sehen, wie sich das Centrum gegen den
Wohnungsgeldzuschuß verhalten wird. In Versprechungen
leistet das Centrum allerdings sehr viel.

* Der diesjährige Salvator-Ausschank der
Paulaner-Branerei auf dem Nockherberg hat am gestrigen
Sonntag Nachmittag, nach nur achttägiger Dauer, sein Ende
erreicht. Der Besuch am letzten Tage war kolossal.

d. Diebstahl.

Bei der Firma Schwarz u. Weigl,
Lüsterfabrik dahier, sind durch angestellte Arbeiterinnen be-
deutende Metalldiebstähle längere Zeit hindurch verübt
worden. Der Schaden, den die Firma erleidet, ist ziemlich
beträchtlich. In die bereits eingeleitete strafrechtliche Unter-
suchung ist auch ein hiesiger Altmetallwaarenhändler verwickelt,
der das gestohlene Gut zu Schleuderpreisen ankaufte.

* Sonntagsverkehr.

Die Isarthalbahn beförderte
gestern 2429 Personen.

* Alpenvereinssektion München (E. V.).

Am Mittwoch,
28. März, wird im Vereinssaale, Mathildenstr. 4, Hr. Gott-
fried Merzbacher einen Vortrag über "Gebirgswande-
rungen in Kaschmir
" halten mit Projektion von 80 photographi-
schen Originalaufnahmen. Der Vortrag des Hrn. Merzbacher
wird der erste Bericht über seine schon vor längerer Zeit so er-
folgreich ausgeführte Reise in Kaschmir sein.

* XII. Kaim-Konzert.

Das letzte Kaim-Konzert dieser
Saison findes Mittwoch, den 28. März statt. Den Abschluß wird
auch heuer wieder die Aufführung der neunten Symphonie von
Beethoven unter Leitung Felix Weingartners bilden. Die
Soli im Schlußsatz werden von den Damen Marie Berg (Sopran),
Elisabeth Exter (Alt), den HH. Richard Fischer (Tenor), Eduard
Schuegraf (Baß) gesungen. Dieser letzten Symphonie des
Meisters gehen die Wiedergabe einer ersten in C und als Ein-
leitung die Ouvertüre zu "Coriolan" voraus. Den Kartenverkauf
beforgen der Kaim-Saal (Laden), A. Schmid Nachf., Theatiner-
straße 34, und der Billettenkiosk am Maximiliansplatz.

* Im Volkstheater geht morgen, Dienstag, "Epidemisch",
Schwank in vier Akten von Dr. J. B. v. Schweitzer, zum ersten-
mal in Scene. Nachdem erst jüngst desselben Versassers "Groß-
städtisch
" und "Drei Staatsverbrecher" im Volkstheater
vielen Beifall fanden, ist es sicher kein Mißgriff, auch "Epidemisch"
zu bringen, das beste und lustigste Stück von Schweitzer, das
früher an zahlreichen Bühnen und auch am Theater am Gärtner-
platz viele Wiederholungen erlebte.



Ueber das Baunnglück,
das sich am 22. d. M. hier ereignete, berichtet der "Niederb.
Anz." noch folgendes: Am Neubau des Zuchthauses waren
18 Maurer damit beschäftigt, die Wandelgänge im obersten
Stockwerk zu überwölben, zu welchem Zweck sie auf einem
vom Keller bis zum vierten Stock reichenden Gerüst standen.
Kurz vor Beendigung der Arbeitszeit krachte plötzlich dieses
und brach in sich zusammen, sämmtliche Arbeiter mit sich
in die Tiefe reißend. Zwei Maurer wurden todt, 16 meistens
schwer verletzt aus den Trümmern gezogen. Von den Ver-
wundeten ist bereits einer in vergangener Nacht gestorben.
Ueber die Ursache des Unglücksfalls gehen verschiedene Ge-
rüchte, u. a., daß das Gerüst überlastet war, allein Näheres
wird erst die eingeleitete Untersuchung ergeben. Seit Beginn
des Zuchthausbaues war der gestrige, bisher schwerste, der
18. Unglücksfall, der sich dort ereiguete.

Die Auswanderung
jüngerer Lehrer
aus der Oberpfalz in andere Kreise,
namentlich nach Oberbayern, dauert fort und nimmt nach-
gerade Dimensionen an, die auch im oberpfälzischen Landrath
Bedeuken erregen müssen. Seit Neujahr haben bereits sechs
Hülfslehrer ihrem Heimathkreise den Rücken gekehrt.

("R. Tgbl.")

Ein interessantes Bild
über den bäuerlichen Großgrundbesitz in Oberfranken
gibt die z. Z. wieder aufliegende Landraths-Wählerliste der
wahlberechtigten großen Grundbesitzer. Es sind deren im
ganzen Kreise 82; hievon gehören 38 dem herzoglichen Hause
und dem höchsten und höheren Adel des Landes an. Das
bayerische Herzogshaus hat bekanntlich die großen Güter in
Banz im Besitz; ihm reihen sich an die Crailsheim, Feilitzsch,
Castell, Stauffenberg, Schönborn, Tucher, Rotenhan, Aufseß,
Giech u. s. w. Es besinden sich darunter sieben Mitglieder
der Kammer der Reichsräthe. Ein eigentlicher Großbauern-
stand kommt noch vor in Kappel bei Burgwindheim und in
Seibelsdorf, A.-G. Stadtsteinach; Beide nennen sich noch
Bauern.

Tel. Der kgl. Ober-
landesgerichtsrath Heinrich Papellier ist gestern hier im
Alter von 62 Jahren nach kurzer Krantheit gestorben,
nachdem seine Fran ihm vor acht Tagen im Tode voran-
gegangen war.

Bezüglich der großen in
München anhängigen, hierher nach Nürnberg spielenden Unter-
suchungssache
wegen Verbrechens gegen das keimende

München, Montag Allgemeine Zeitung 26. März 1900. Nr. 83.
[Spaltenumbruch] ſchuß ſchon ſeit einiger Zeit beſchäftigt und wir haben im
Dezember v. J. ein neues Organiſationsſtatut be-
rathen und beſchloſſen, was nach unſrer Meinung dazu führen
könnte, daß wir dieſe nothwendige Organiſation erreichen.
Unſre Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn
ihre Anhänger ſich eng zuſammenſchließen und ein reges
Vereinsleben bethätigen. Eine ſtramme energiſche Vereins-
leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, iſt geboten. Ferner
muß in der Partei Zucht und Diſciplin herrſchen und ſich
der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden müſſen
bei einer Zentralſtelle zuſammenlaufen, wo man über alles
unterrichtet ſein muß. Dieſe Richtpunkte hat der Landesaus-
ſchuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt
und genehmigt. Redner legte im Anſchluß hieran und
an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden „Organi-
ſationsſtatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh.“
in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine ſtramme
Organiſation herbeizuführen hoffen, die unſrer Partei neues
Leben einflößen ſoll, und ſchloß mit der dringenden Aufforde-
rung, ſich der Landespartei anzuſchließen. Einigkeit, feſter
Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge-
lingen der Partei, die mit gutem Grund von ſich behaupten
darf, daß ſie die nationalſte im Reich iſt, der Partei, die
ſo opferwillig an der Gründung des Deutſchen Reichs und
ſeiner Verfaſſung mitgewirkt hat und unentbehrlich iſt, den
alten Einfluß wieder zurückzuerobern. „Sorgen Sie dafür,
daß die Fehler, die gemacht worden ſind, wieder gut gemacht
werden. Das wird und muß uns gelingen und es wird nicht
nur zum Segen der Partei, ſondern zum Segen unſres Vater-
landes ſein.“

Der brauſende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die
liberale Sache, daß er den richtigen Ton getroffen und Allen
aus dem Herzen geredet habe. Vorſitzender Schön dankte
auch dieſem Redner herzlichſt für ſeine Ausführungen, mit
denen er die Anweſenden in die Neuorganiſation der Partei
eingeweiht, und ſchloß hierauf den in allen ſeinen Theilen
wirklich ſchön verlaufenen politiſchen Abend, der bei jedem
Theilnehmer nur den Eindruck der größten Zufriedenheit und
einen ermuthigenden Ausblick in die Zukunft unſrer Partei
zurückließ.



* Nationalliberale Landespartei.

Geſtern Vor-
mittag trat der geſchäftsführende Ausſchuß der
nationalliberalen Landespartei in Bayern r. d. Rh. im Hotel
Trefler zu einer Sitzung zuſammen, in der mehr interne
Angelegenheiten der Landespartei verhandelt wurden.
Der Vorſitzende, Hr. Juſtizrath Frhr. v. Kreß, begrüßte
die Ausſchußmitglieder, die Vertreter des Nationallibe-
ralen Vereins München und Hrn. Reichstagsabgeordneten
Kettler, führte die neuen Ausſchußmitglieder, Buchdruckerei-
beſitzer Schön, München, Fabrikbeſitzer und Magiſtrats-
rath Schönner, Nürnberg, Landgerichtsrath Pohn, Schwein-
furt, Erſten Bürgermeiſter Wolfram, Augsburg, und den Ge-
ſchäftsführer der Landespartei, A. Baiſt, Nürnberg, ein
und empfahl die Kooptation des Redakteurs Dr. Büchl,
Hof. Er berichtete, inwieweit die letzten Beſchlüſſe durch-
geführt wurden und welche Thätigkeit die Geſchäftsſtelle
ſchon entfalten konnte. In ſehr eingehender Weiſe wurden
die Verhältniſſe in den einzelnen Wahlkreiſen (Amberg,
Bayreuth, Kaufbeuren, Straubing ꝛc.) und die künftige
Thätigkeit der Geſchäftsſtelle beſprochen. Die Vorſchläge
des Vorſitzenden wurden ohne Ausnahme gutgeheißen
und auf weitere Anregungen entſprechende Beſchlüſſe gefaßt.
Den herzlichſten Dank für das treue und erfolgreiche
Wirken, den nie erlahmenden Eifer ſprach dem Vorſitzenden
Baron Kreß Bürgermeiſter Wolfram aus.



Bayeriſche Chronik.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Se. kgl. Hoh.
der Prinz-Regent wohnte geſtern, Sonntag Vormittag,
dem Gottesdienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an und be-
ſuchte ſpäter die Wochenausſtellung des Kunſtvereins. In
Abſchiedsandienz empfing geſtern der Regent den k. k. öſter-
reichiſch-ungariſchen interimiſtiſchen Geſchäftsträger, Legations-
rath Frhrn. Kuhn v. Kuhnenfeld und verlieh ihm das
Komthurkreuz des Michaelsordens. Ferner wurden in Andienz
empfaugen: Wilhelm Frhr. v. Hertling, General-
major z. D.; Max Sand, Senatspräſident am Oberlandes-
gerichte München; Karl Arnold, Oberlandesgerichtsrath;
Oberlandesgerichtsrath Michael Schuſter, Oberamtsrichter
in Lindau; Dr. Rudolf Emmerich, kgl. Univerſitätsprofeſſor
Karl Erhard, erſter Staatsanwalt bei dem Landgericht
München II, und Maler Prof. Lonis Braun. Zur Tafel
waren geſtern geladen: Otto Frhr. v. Kuhn von Kuhnen-
feld,
k. k. Legationsrath, mit Gemahlin; Sigmund Frhr.
v. Ow, biſchöfl. geiſtlicher Rath und Stiftskanonikus; Friedrich
Frhr. Kreß von Kreßenſtein, Major und Bataillonskomman-
deur im Inf.-Leib-Regt., mit Gemahlin; Max Frhr. v. Red-
witz,
Rittmeiſter à l. s. des 1. Ulanen-Regts., perſ. Adjutant
des Herzogs Siegfried in Bayern, mit Gemahlin. — Prinz
Ludwig wohnte heute Vormittag einer Sitzung des Finanz-
ausſchuſſes der Kammer der Reichsräthe an. Geſtern und
vorgeſtern beſichtigten Prinz Ludwig, ſowie die Prinzeſſinnen
Giſela und Ludwig Ferdinand die Frühjahrsausſtellung
der „Seceſſion“. — Geh. Hofrath Prof. Dr. Brentano iſt
ſeit einigen Tagen an Geſichtsroſe bedenklich erkrankt. —
In Regensburg iſt der fürſtl. Thurn und Taxis’ſche Bau-
rath a. D. Friedrich Sauer, Ehrenbürger von Regensburg,
im 90. Lebensjahre geſtorben.

t. Miniſterrath.

Geſtern, Sonntag, Vormittag fand
im Miniſterium des Aeußern ein Miniſterrath ſtatt.

l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie-
werkſtätten.

Am Samſtag Abend fand im großen Saale
des Löwenbräukellers das von ehemaligen Ouvriers anläßlich
des hundertjährigen Jubiläums der Artilleriewerkſtätten ge-
gebene Feſt ſtatt, das ſich eines ſehr zahlreichen Beſuches
erſrente. Vom königlichen Hauſe war Prinz Ludwig er-
ſchienen. Auch der Inſpekteur der Fußartillerie, General-
leutnant v. Keller, und der ehemalige Inſpekteur der Fuß-
artillerie, Generalleutnant z. D. v. Reinhard, Sektionschef
Oberſt Straßner, Oberſt Vogel, früherer Direktor der
Artilleriewerlſtätten, und zahlreiche andere Offiziere, vor-
nehmlich der Artilleriewaffe, ſowie die Offiziere, Beamten
und Angeſtellten des Inſtituts waren der Einladung gefolgt.
Der Feſtſaal war prächtig dekorirt. In der Mitte der
rechten Wandſeite erhob ſich auf hohem, von zwei auf-
gerichteten Löwen flankirten Sockel die Büſte Sr. kgl. Hoheit
des Prinz-Regenten in einem Haine von Blattpflauzen
and Zierbäumen. Der Orcheſterraum, der als Bühne diente,
[Spaltenumbruch] zeigte eine Feldſchmiede in Winterlandſchaft. Das Feſt wurde
durch den Prinz-Regent Luitpold-Marſch von Dietrich ein-
geleitet. Der Vorſtand der Vereinigung ehemaliger Ouvriers,
Obermeiſter der Artilleriewerkſtätten Huber, hieß die er-
ſchienenen Feſtgäſte willkommen und betonte die treue An-
hänglichkeit der alten Ouvriers an die Werkſtätten. Seine
herzliche Anſprache klang aus in ein dreifaches Hoch auf
Se. kgl. Hoheit den Prinz-Negenten, das in der Feſtverſamm-
lung begeiſterten Wiederhall fand. Der Direktor der
Artilleriewerkſtätten, Hauptmann Ries, hob in ſeiner Er-
widerung insbeſondere die Theilnahme der alten Veteranen
der Artilleriewerkſtätten, der alten Ouvriers, an dem
Jubiläum hervor, wies darauf hin, wie die Artillerie-
werkſtätten durch die Ouvriers auf eine lange, ehren-
volle Vergangenheit zurückblicken könnten, und betonte zum
Schluß, daß die alten Ouvriers durch ihre Theilnahme be-
kundet hätten, wie ſehr ſie an ihre Thätigkeit in den Werk-
ſtätten ſich erinnert und wie treue Kameradſchaft ſie mit den
jetzigen Angſtellten der Artillerie-Werkſtätten hielten, die ſie
zu ihrem Feſt eingeladen hätten, wofür er namens derſelben
herzlich danke. Sein Hoch galt der treuen Kameradſchaft
und ihren Trägern, den Ouvriers. Prinz Ludwig verließ um
9 ½ Uhr das Feſt. Reichen Beifall fand das von dem
Kunſtmaler A. Hoffmann im Verein mit dem ehemaligen
Ouvrier, Hofinſtallateur Schnitzler arrangirte lebende Bild,
das eine Epiſode aus der Thätigkeit ehemaliger Ouvriers
aus dem Winterfeldzug an der Loire 1870 darſtellte. Auch die
von dem Nechnungsrath Uebelacker vorgeſührten Projektions-
bilder aus dem militäriſchen Leben wurden lebhaft acclamirt.
Das Sängerkorps des Veteranen- und Kriegervereins und
der Sängerbund „Arion“ verſchönten den Abend durch ihre
köſtlichen Männerchöre, während den inſtrumentalen Theil
des Programms das Muſikkorps des 1. Feld-Artillerie-Regi-
ments unter Keilberths bewährter Leitung in anerkeunens-
werther Weiſe durchführte. Erſt ſpät nach Mitternacht endete
das ſchön verlaufene Feſt.

Geſtern Nachmittag vereinigte ein Feſtmahl im Ruſſiſchen
Hof die Offiziere und Ingenieure der Artillerie-Werkſtätten
mit den geladenen Herren von der Inſpektion der Fuß-
artillerie, Generalleutnant v. Keller an der Spitze, dem
früheren Inſpekteur der Fußartillerie, Generalleutnant z. D.
v. Reinhard, den Herren des Fußartillerie-Detachements,
dem Profeſſor Manuel, Bildhauer Wünſche und Kunſt-
maler Hoffmann, welch letztere beim Arrangement des Feſtes
in liebenswürdigſter Weiſe behülflich waren. Um 2 Uhr
erſchienen die Prinzen Ludwig, Leopold und Arunlf.
Während der Tafel erhob ſich Hauptmann Ries, um den
Prinzen den tiefgefühlten Dank auszuſprechen. Er wies dann
darauf hin, daß der Prinz-Regent dem Feſtakt beiwohnte
und dieſem durch ſeine Worte die höchſte Weihe gab. Es
wäre dies ein hoher Anſporn für die Angehörigen des
Inſtituts, ihre ganze Kraft dem Dienſt zu weihen. Schließlich
betonte er, daß die Artillerie-Werkſtätten hinter keiner Ab-
theilung der Armee zurückſtehen werden. Sein Hoch
galt dem Regenten, das lebhaften Wiederhall in
der Feſtverſammlung fand. Prinz Ludwig erwiderte,
indem er ausführte, daß die Errichtung der Ouvriers-Kom-
pagnie, aus der die heutigen Artilleriewerkſtätten hervorgiugen,
in eine Zeit fiel, wie ſie ſchwerer Bayern noch nie geſehen.
Seit dieſer Zeit hätten die Ouvriers theils vor dem Feinde,
theils in den Werkſtätten mitgeholfen, das Anſehen und die
Schlagfertigkeit des bayeriſchen Heeres zu erhöhen. Im
weiteren Verlauf ſeiner Rede wies er darauf hin, daß in den
jetzigen Artilleriewerkſtätten bürgerliche Arbeiter unter mili-
täriſcher Leitung thätig ſind und daß dieſe Arbeiter an-
ſcheinend zuſrieden ſind, wobei er bemerkte, daß es bedauer-
lich wäre, wenn die Arbeiter eines Staatsbetriebes unzu-
frieden wären. Zum Schluſſe wünſche er, daß die Artillerie-
werkſtätten in 100 Jahren ebenſo freudig und ſtolz auf das
heutige Feſt zurückblicken mögen, wie ſie jetzt auf den Verlauf
der vergangenen 100 Jahre zurückſehen. Sein Trinkſpruch
klang in ein Hoch auf die Artilleriewerkſtätten aus.

hd. Oeffentliche Bürgerverſammlung.

Um gegen-
über den Mißſtänden des „Nangirbahnhofs“ in der Lud-
wigſtraße Stellung zu nehmen, fand am Samſtag auf Ver-
aulaſſung des Bürgervereins des 22. Stadtbezirks (Schwabing)
bei Petuel in Schwabing eine Verſammlung von Bürgern
aller Parteiſchattirungen ſtatt. Das Referat hatte Hr. Rechts-
anwalt Kohl übernommen. Redner ging von der Erregung
aus, die ſich in der Magiſtratsſitzung vom 22. März ge-
legentlich der Bekanntgabe der die Trambahngeleiſeführung
in der Maximilianſtraße betreffenden Miniſterialentſchließung
kundgab und meinte, ſie ſei ſo groß geweſen und es ſeien ſo
draſtiſche Worte gefallen, weil man befürchtete, die Miß-
ſtände, wie ſie im Trambahnbetrieb der Ludwigſtraße zutage
getreten ſind, könnten in der Maximilianſtraße ihre Wieder-
holung ſinden. Betreffs der Frage, ob für das Publikum
ein Aulaß gegeben war, mit dem Accumulatorlokomotiven-
Vorſpannbetrieb unzufrieden zu ſein, erklärte Redner, ein
modernes Verkehrsmittel müſſe vier Bedingungen erfüllen:
es müſſe 1. billig, 2. raſch, 3. zuverläſſig arbeiten
und es müſſe 4. ſich dem wechſelnd ſtarken Verkehr einzelner
Tage und Stunden aupaſſen können. Billig für das Publi-
kum
ſei die Strecke allerdings, aber nicht für die Stadt;
bei Durchführung der oberirdiſchen Stromzuleitung hätten
die Betriebskoſten 9000 M. pro Jahr betragen, während ſie
bei Accumulatorlokomotiven-Vorſpannbetrieb das Vierfache aus-
machten. Raſch ſei dieſer Betrieb auch nicht, ſondern lang-
ſamer als auf irgend einer anderen Strecke. Zuverläſſig ſei
der Betrieb ebenſowenig; denn ſobald eine Störung einge-
treten ſei, ſo verbreite ſich die Verſchleppung auf die ganze
Strecke; wenn man nothwendig einen Wagen brauche, ſei
keiner da, andrerſeits kämen ſie dann wieder in mehreren
Exemplaren hintereinander. Endlich ſei dieſer Betrieb ganz
ſelbſtverſtändlich auch nicht anpaſſungsfähig, er könne einem
momentan anſchwellenden Bedarf, wie dies mittags und
abends, ſowie während der Badeſaiſon nachmittags der Fall
ſei, nicht gerecht werden, weil keine Reſervewagen befördert
werden könnten. Redner kam dann auf den Antrag des
Gemeindebevollmächtigten Kommerzienraths Weidert, betr.
Zulaſſung der oberirdiſchen Stromzuführung
auch auf der Theilſtrecke Schiller- Monument-Gallerieſtraße
zu ſprechen, wobei er ſich eifrigſt für den Inhalt dieſes An-
trags ausſprach. Die weiter naheliegende Frage: Was
hindert die Einführung des oberirdiſchen Stromzuleitungs-
ſyſtems, gab dem Referenten Anlaß, zu konſtatiren, die Ueber-
ſpannung des Odeonsplatzes mit Kabeln könne wohl vom
künſtleriſchen Standpunkt aus Bedenken erregen, auf das
Publikum wirke ſie aber keineswegs auffallend, und ſchließ-
lich überwiege das Verkehrs- doch das äſtheliſche Intereſſe.
Uebrigens würden Ludwigſtraße und Odeonsplatz durch die
fortwährend hin- und herfahrenden Rangirlokomotiven in
[Spaltenumbruch] ihrem Bild weit mehr beeinträchtigt, als durch faſt unſicht-
bare Drähte. Mit dem Hinweis auf den Weg, den der
Magiſtrat ſelbſt jüngſt gezeigt habe (Nachſuchung einer
Audienz für das Magiſtratsdirektorium an Allerhöchſter
Stelle) ſchloß Rechtsanwalt Kohl ſein Referat. Nach kurzer
Debatte wurde einſtimmig folgende Reſolution ange-
nommen:

„Die am 24. März im Saale der Schwabinger
Brauerei tagende öffentliche Bürgerverſammlung mit der
Tagesordnung: „Die Zuſtände beim Trambahubetrieb auf dem
Odeonsplatz“ richtet an den Magiſtrat das ergebenſte Erſuchen,
dieſer möge mit allen zuläſſigen Mitteln beim hohen
Miniſterium des Aeußern dahin wirken, daß die Erlaubniß
zur Einführung der proviſoriſchen oberirdiſchen
Stromzuführung
auf der Theilſtrecke Gallerieſtraße-
Schiller-Monument ſo bald als möglich ertheilt
werde.
Für den Fall, daß die erbetene Erlaubniß wider
Erwarten verſagt würde, möge der Magiſtrat durch
ſein Direktorium bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinz-
Regenten vorſtellig werden
und die Wünſche der Be-
völkerung zur Kenntniß bringen.“

* Poſt- und Telegraphenperſonal – Verband.

Aehnlich dem Eifenbahnerverbande ſoll nunmehr auch für
das Poſtperſonal ein Verband gegründet werden, der, unter
der Herrſchaft des Centrums ſtehend, bei den zukünftigen
Wahlen gute Dienſte leiſten ſoll. Zu dieſem Zwecke iſt laut
„Augsb. Abdztg.“ für Donnerſtag, den 5. April, abends
8 Uhr, im Gabelsbergerkeller eine Verſammlung einberufen
worden, in der Landtagsabgeordneter Schirmer über den
nennen Verband des Poſt- und Telegraphenperſonals ſprechen
wird. Nur Angehörige der Poſt und Telegraphie können an
der Verſammlung theilnehmen. Wie weit das Poſt- und
Telegraphenperſonal geneigt iſt, dieſem neuen Verbande bei-
zutreten, wiſſen wir nicht, aber die eine Thatſache ſollte doch
das Verkehrsperſonal im Auge behalten, daß es gerade das
Centrum iſt, das faſt immer gegen die Aufbeſſerung der
Gehälter ſtimmt. Das Centrum möchte am liebſten die Aeude-
rung des Gehaltsregulatios möglichſt lauge hinausſchieben
und man wird ja ſehen, wie ſich das Centrum gegen den
Wohnungsgeldzuſchuß verhalten wird. In Verſprechungen
leiſtet das Centrum allerdings ſehr viel.

* Der diesjährige Salvator-Ausſchank der
Paulaner-Branerei auf dem Nockherberg hat am geſtrigen
Sonntag Nachmittag, nach nur achttägiger Dauer, ſein Ende
erreicht. Der Beſuch am letzten Tage war koloſſal.

d. Diebſtahl.

Bei der Firma Schwarz u. Weigl,
Lüſterfabrik dahier, ſind durch angeſtellte Arbeiterinnen be-
deutende Metalldiebſtähle längere Zeit hindurch verübt
worden. Der Schaden, den die Firma erleidet, iſt ziemlich
beträchtlich. In die bereits eingeleitete ſtrafrechtliche Unter-
ſuchung iſt auch ein hieſiger Altmetallwaarenhändler verwickelt,
der das geſtohlene Gut zu Schleuderpreiſen ankaufte.

* Sonntagsverkehr.

Die Iſarthalbahn beförderte
geſtern 2429 Perſonen.

* Alpenvereinsſektion München (E. V.).

Am Mittwoch,
28. März, wird im Vereinsſaale, Mathildenſtr. 4, Hr. Gott-
fried Merzbacher einen Vortrag über „Gebirgswande-
rungen in Kaſchmir
“ halten mit Projektion von 80 photographi-
ſchen Originalaufnahmen. Der Vortrag des Hrn. Merzbacher
wird der erſte Bericht über ſeine ſchon vor längerer Zeit ſo er-
folgreich ausgeführte Reiſe in Kaſchmir ſein.

* XII. Kaim-Konzert.

Das letzte Kaim-Konzert dieſer
Saiſon findes Mittwoch, den 28. März ſtatt. Den Abſchluß wird
auch heuer wieder die Aufführung der neunten Symphonie von
Beethoven unter Leitung Felix Weingartners bilden. Die
Soli im Schlußſatz werden von den Damen Marie Berg (Sopran),
Eliſabeth Exter (Alt), den HH. Richard Fiſcher (Tenor), Eduard
Schuegraf (Baß) geſungen. Dieſer letzten Symphonie des
Meiſters gehen die Wiedergabe einer erſten in C und als Ein-
leitung die Ouvertüre zu „Coriolan“ voraus. Den Kartenverkauf
beforgen der Kaim-Saal (Laden), A. Schmid Nachf., Theatiner-
ſtraße 34, und der Billettenkiosk am Maximiliansplatz.

* Im Volkstheater geht morgen, Dienſtag, „Epidemiſch“,
Schwank in vier Akten von Dr. J. B. v. Schweitzer, zum erſten-
mal in Scene. Nachdem erſt jüngſt desſelben Verſaſſers „Groß-
ſtädtiſch
“ und „Drei Staatsverbrecher“ im Volkstheater
vielen Beifall fanden, iſt es ſicher kein Mißgriff, auch „Epidemiſch
zu bringen, das beſte und luſtigſte Stück von Schweitzer, das
früher an zahlreichen Bühnen und auch am Theater am Gärtner-
platz viele Wiederholungen erlebte.



Ueber das Baunnglück,
das ſich am 22. d. M. hier ereignete, berichtet der „Niederb.
Anz.“ noch folgendes: Am Neubau des Zuchthauſes waren
18 Maurer damit beſchäftigt, die Wandelgänge im oberſten
Stockwerk zu überwölben, zu welchem Zweck ſie auf einem
vom Keller bis zum vierten Stock reichenden Gerüſt ſtanden.
Kurz vor Beendigung der Arbeitszeit krachte plötzlich dieſes
und brach in ſich zuſammen, ſämmtliche Arbeiter mit ſich
in die Tiefe reißend. Zwei Maurer wurden todt, 16 meiſtens
ſchwer verletzt aus den Trümmern gezogen. Von den Ver-
wundeten iſt bereits einer in vergangener Nacht geſtorben.
Ueber die Urſache des Unglücksfalls gehen verſchiedene Ge-
rüchte, u. a., daß das Gerüſt überlaſtet war, allein Näheres
wird erſt die eingeleitete Unterſuchung ergeben. Seit Beginn
des Zuchthausbaues war der geſtrige, bisher ſchwerſte, der
18. Unglücksfall, der ſich dort ereiguete.

Die Auswanderung
jüngerer Lehrer
aus der Oberpfalz in andere Kreiſe,
namentlich nach Oberbayern, dauert fort und nimmt nach-
gerade Dimenſionen an, die auch im oberpfälziſchen Landrath
Bedeuken erregen müſſen. Seit Neujahr haben bereits ſechs
Hülfslehrer ihrem Heimathkreiſe den Rücken gekehrt.

(„R. Tgbl.“)

Ein intereſſantes Bild
über den bäuerlichen Großgrundbeſitz in Oberfranken
gibt die z. Z. wieder aufliegende Landraths-Wählerliſte der
wahlberechtigten großen Grundbeſitzer. Es ſind deren im
ganzen Kreiſe 82; hievon gehören 38 dem herzoglichen Hauſe
und dem höchſten und höheren Adel des Landes an. Das
bayeriſche Herzogshaus hat bekanntlich die großen Güter in
Banz im Beſitz; ihm reihen ſich an die Crailsheim, Feilitzſch,
Caſtell, Stauffenberg, Schönborn, Tucher, Rotenhan, Aufſeß,
Giech u. ſ. w. Es beſinden ſich darunter ſieben Mitglieder
der Kammer der Reichsräthe. Ein eigentlicher Großbauern-
ſtand kommt noch vor in Kappel bei Burgwindheim und in
Seibelsdorf, A.-G. Stadtſteinach; Beide nennen ſich noch
Bauern.

Tel. Der kgl. Ober-
landesgerichtsrath Heinrich Papellier iſt geſtern hier im
Alter von 62 Jahren nach kurzer Krantheit geſtorben,
nachdem ſeine Fran ihm vor acht Tagen im Tode voran-
gegangen war.

Bezüglich der großen in
München anhängigen, hierher nach Nürnberg ſpielenden Unter-
ſuchungsſache
wegen Verbrechens gegen das keimende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="jPoliticalNews" n="1">
              <div type="jComment" n="2">
                <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">München, Montag Allgemeine Zeitung</hi> 26. März 1900. Nr. 83.</fw><lb/><cb/>
&#x017F;chuß &#x017F;chon &#x017F;eit einiger Zeit be&#x017F;chäftigt und wir haben im<lb/>
Dezember v. J. ein <hi rendition="#g">neues Organi&#x017F;ations&#x017F;tatut</hi> be-<lb/>
rathen und be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, was nach un&#x017F;rer Meinung dazu führen<lb/>
könnte, daß wir die&#x017F;e nothwendige Organi&#x017F;ation erreichen.<lb/>
Un&#x017F;re Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn<lb/>
ihre Anhänger &#x017F;ich eng zu&#x017F;ammen&#x017F;chließen und ein reges<lb/>
Vereinsleben bethätigen. Eine &#x017F;tramme energi&#x017F;che Vereins-<lb/>
leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, i&#x017F;t geboten. Ferner<lb/>
muß in der Partei Zucht und Di&#x017F;ciplin herr&#x017F;chen und &#x017F;ich<lb/>
der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden mü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bei einer Zentral&#x017F;telle zu&#x017F;ammenlaufen, wo man über alles<lb/>
unterrichtet &#x017F;ein muß. Die&#x017F;e Richtpunkte hat der Landesaus-<lb/>
&#x017F;chuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt<lb/>
und genehmigt. Redner legte im An&#x017F;chluß hieran und<lb/>
an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden &#x201E;Organi-<lb/>
&#x017F;ations&#x017F;tatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh.&#x201C;<lb/>
in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine &#x017F;tramme<lb/>
Organi&#x017F;ation herbeizuführen hoffen, die un&#x017F;rer Partei neues<lb/>
Leben einflößen &#x017F;oll, und &#x017F;chloß mit der dringenden Aufforde-<lb/>
rung, &#x017F;ich der Landespartei anzu&#x017F;chließen. Einigkeit, fe&#x017F;ter<lb/>
Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge-<lb/>
lingen der Partei, die mit gutem Grund von &#x017F;ich behaupten<lb/>
darf, daß &#x017F;ie die <hi rendition="#g">national&#x017F;te im Reich</hi> i&#x017F;t, der Partei, die<lb/>
&#x017F;o opferwillig an der Gründung des Deut&#x017F;chen Reichs und<lb/>
&#x017F;einer Verfa&#x017F;&#x017F;ung mitgewirkt hat und unentbehrlich i&#x017F;t, den<lb/>
alten Einfluß wieder zurückzuerobern. <cit><quote>&#x201E;Sorgen Sie dafür,<lb/>
daß die Fehler, die gemacht worden &#x017F;ind, wieder gut gemacht<lb/>
werden. Das wird und muß uns gelingen und es wird nicht<lb/>
nur zum Segen der Partei, &#x017F;ondern zum Segen un&#x017F;res Vater-<lb/>
landes &#x017F;ein.&#x201C;</quote></cit></p><lb/>
                <p>Der brau&#x017F;ende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die<lb/>
liberale Sache, daß er den richtigen Ton getroffen und Allen<lb/>
aus dem Herzen geredet habe. Vor&#x017F;itzender <hi rendition="#g">Schön</hi> dankte<lb/>
auch die&#x017F;em Redner herzlich&#x017F;t für &#x017F;eine Ausführungen, mit<lb/>
denen er die Anwe&#x017F;enden in die Neuorgani&#x017F;ation der Partei<lb/>
eingeweiht, und &#x017F;chloß hierauf den in allen &#x017F;einen Theilen<lb/>
wirklich &#x017F;chön verlaufenen politi&#x017F;chen Abend, der bei jedem<lb/>
Theilnehmer nur den Eindruck der größten Zufriedenheit und<lb/>
einen ermuthigenden Ausblick in die Zukunft un&#x017F;rer Partei<lb/>
zurückließ.</p>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <div type="jArticle" n="2">
                <head>* <hi rendition="#b">Nationalliberale Landespartei.</hi></head>
                <p>Ge&#x017F;tern Vor-<lb/>
mittag trat der <hi rendition="#g">ge&#x017F;chäftsführende Aus&#x017F;chuß</hi> der<lb/>
nationalliberalen Landespartei in Bayern r. d. Rh. im Hotel<lb/>
Trefler zu einer Sitzung zu&#x017F;ammen, in der mehr interne<lb/>
Angelegenheiten der Landespartei verhandelt wurden.<lb/>
Der Vor&#x017F;itzende, Hr. Ju&#x017F;tizrath Frhr. v. Kreß, begrüßte<lb/>
die Aus&#x017F;chußmitglieder, die Vertreter des Nationallibe-<lb/>
ralen Vereins München und Hrn. Reichstagsabgeordneten<lb/>
Kettler, führte die neuen Aus&#x017F;chußmitglieder, Buchdruckerei-<lb/>
be&#x017F;itzer Schön, München, Fabrikbe&#x017F;itzer und Magi&#x017F;trats-<lb/>
rath Schönner, Nürnberg, Landgerichtsrath Pohn, Schwein-<lb/>
furt, Er&#x017F;ten Bürgermei&#x017F;ter Wolfram, Augsburg, und den Ge-<lb/>
&#x017F;chäftsführer der Landespartei, A. Bai&#x017F;t, Nürnberg, ein<lb/>
und empfahl die Kooptation des Redakteurs <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Büchl,<lb/>
Hof. Er berichtete, inwieweit die letzten Be&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e durch-<lb/>
geführt wurden und welche Thätigkeit die Ge&#x017F;chäfts&#x017F;telle<lb/>
&#x017F;chon entfalten konnte. In &#x017F;ehr eingehender Wei&#x017F;e wurden<lb/>
die Verhältni&#x017F;&#x017F;e in den einzelnen Wahlkrei&#x017F;en (Amberg,<lb/><hi rendition="#g">Bayreuth,</hi> Kaufbeuren, Straubing &#xA75B;c.) und die künftige<lb/>
Thätigkeit der Ge&#x017F;chäfts&#x017F;telle be&#x017F;prochen. Die Vor&#x017F;chläge<lb/>
des Vor&#x017F;itzenden wurden ohne Ausnahme gutgeheißen<lb/>
und auf weitere Anregungen ent&#x017F;prechende Be&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e gefaßt.<lb/>
Den herzlich&#x017F;ten Dank für das treue und erfolgreiche<lb/>
Wirken, den nie erlahmenden Eifer &#x017F;prach dem Vor&#x017F;itzenden<lb/>
Baron Kreß Bürgermei&#x017F;ter Wolfram aus.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div type="jVarious" n="1">
              <div n="2">
                <head> <hi rendition="#b">Bayeri&#x017F;che Chronik.</hi> </head><lb/>
                <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#b">München,</hi> 26. März.</hi> </dateline><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head>* <hi rendition="#b">Hof- und Per&#x017F;onalnachrichten.</hi></head>
                  <p>Se. kgl. Hoh.<lb/>
der <hi rendition="#g">Prinz-Regent</hi> wohnte ge&#x017F;tern, Sonntag Vormittag,<lb/>
dem Gottesdien&#x017F;te in der Allerheiligen-Hofkirche an und be-<lb/>
&#x017F;uchte &#x017F;päter die Wochenaus&#x017F;tellung des Kun&#x017F;tvereins. In<lb/>
Ab&#x017F;chiedsandienz empfing ge&#x017F;tern der Regent den k. k. ö&#x017F;ter-<lb/>
reichi&#x017F;ch-ungari&#x017F;chen interimi&#x017F;ti&#x017F;chen Ge&#x017F;chäftsträger, Legations-<lb/>
rath Frhrn. <hi rendition="#g">Kuhn v. Kuhnenfeld</hi> und verlieh ihm das<lb/>
Komthurkreuz des Michaelsordens. Ferner wurden in <hi rendition="#g">Andienz</hi><lb/>
empfaugen: Wilhelm Frhr. v. <hi rendition="#g">Hertling,</hi> General-<lb/>
major z. D.; Max <hi rendition="#g">Sand,</hi> Senatsprä&#x017F;ident am Oberlandes-<lb/>
gerichte München; Karl <hi rendition="#g">Arnold,</hi> Oberlandesgerichtsrath;<lb/>
Oberlandesgerichtsrath Michael <hi rendition="#g">Schu&#x017F;ter,</hi> Oberamtsrichter<lb/>
in Lindau; <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Rudolf <hi rendition="#g">Emmerich,</hi> kgl. Univer&#x017F;itätsprofe&#x017F;&#x017F;or<lb/>
Karl <hi rendition="#g">Erhard,</hi> er&#x017F;ter Staatsanwalt bei dem Landgericht<lb/>
München <hi rendition="#aq">II,</hi> und Maler Prof. Lonis <hi rendition="#g">Braun.</hi> Zur <hi rendition="#g">Tafel</hi><lb/>
waren ge&#x017F;tern geladen: Otto Frhr. v. <hi rendition="#g">Kuhn von Kuhnen-<lb/>
feld,</hi> k. k. Legationsrath, mit Gemahlin; Sigmund Frhr.<lb/>
v. <hi rendition="#g">Ow,</hi> bi&#x017F;chöfl. gei&#x017F;tlicher Rath und Stiftskanonikus; Friedrich<lb/>
Frhr. <hi rendition="#g">Kreß von Kreßen&#x017F;tein,</hi> Major und Bataillonskomman-<lb/>
deur im Inf.-Leib-Regt., mit Gemahlin; Max Frhr. v. <hi rendition="#g">Red-<lb/>
witz,</hi> Rittmei&#x017F;ter <hi rendition="#aq">à l. s.</hi> des 1. Ulanen-Regts., per&#x017F;. Adjutant<lb/>
des Herzogs Siegfried in Bayern, mit Gemahlin. &#x2014; Prinz<lb/><hi rendition="#g">Ludwig</hi> wohnte heute Vormittag einer Sitzung des Finanz-<lb/>
aus&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;es der Kammer der Reichsräthe an. Ge&#x017F;tern und<lb/>
vorge&#x017F;tern be&#x017F;ichtigten Prinz <hi rendition="#g">Ludwig,</hi> &#x017F;owie die Prinze&#x017F;&#x017F;innen<lb/><hi rendition="#g">Gi&#x017F;ela</hi> und <hi rendition="#g">Ludwig Ferdinand</hi> die Frühjahrsaus&#x017F;tellung<lb/>
der &#x201E;Sece&#x017F;&#x017F;ion&#x201C;. &#x2014; Geh. Hofrath Prof. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Brentano</hi> i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;eit einigen Tagen an Ge&#x017F;ichtsro&#x017F;e bedenklich erkrankt. &#x2014;<lb/>
In Regensburg i&#x017F;t der für&#x017F;tl. Thurn und Taxis&#x2019;&#x017F;che Bau-<lb/>
rath a. D. Friedrich <hi rendition="#g">Sauer,</hi> Ehrenbürger von Regensburg,<lb/>
im 90. Lebensjahre ge&#x017F;torben.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head>t. <hi rendition="#b">Mini&#x017F;terrath.</hi></head><lb/>
                  <p>Ge&#x017F;tern, Sonntag, Vormittag fand<lb/>
im Mini&#x017F;terium des Aeußern ein Mini&#x017F;terrath &#x017F;tatt.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head>l. <hi rendition="#b">Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie-<lb/>
werk&#x017F;tätten.</hi></head>
                  <p>Am Sam&#x017F;tag Abend fand im großen Saale<lb/>
des Löwenbräukellers das von ehemaligen Ouvriers anläßlich<lb/>
des hundertjährigen Jubiläums der Artilleriewerk&#x017F;tätten ge-<lb/>
gebene <hi rendition="#g">Fe&#x017F;t</hi> &#x017F;tatt, das &#x017F;ich eines &#x017F;ehr zahlreichen Be&#x017F;uches<lb/>
er&#x017F;rente. Vom königlichen Hau&#x017F;e war Prinz <hi rendition="#g">Ludwig</hi> er-<lb/>
&#x017F;chienen. Auch der In&#x017F;pekteur der Fußartillerie, General-<lb/>
leutnant v. <hi rendition="#g">Keller,</hi> und der ehemalige In&#x017F;pekteur der Fuß-<lb/>
artillerie, Generalleutnant z. D. v. <hi rendition="#g">Reinhard,</hi> Sektionschef<lb/>
Ober&#x017F;t <hi rendition="#g">Straßner,</hi> Ober&#x017F;t <hi rendition="#g">Vogel,</hi> früherer Direktor der<lb/>
Artilleriewerl&#x017F;tätten, und zahlreiche andere Offiziere, vor-<lb/>
nehmlich der Artilleriewaffe, &#x017F;owie die Offiziere, Beamten<lb/>
und Ange&#x017F;tellten des In&#x017F;tituts waren der Einladung gefolgt.<lb/>
Der Fe&#x017F;t&#x017F;aal war prächtig dekorirt. In der Mitte der<lb/>
rechten Wand&#x017F;eite erhob &#x017F;ich auf hohem, von zwei auf-<lb/>
gerichteten Löwen flankirten Sockel die Bü&#x017F;te Sr. kgl. Hoheit<lb/>
des <hi rendition="#g">Prinz-Regenten</hi> in einem Haine von Blattpflauzen<lb/>
and Zierbäumen. Der Orche&#x017F;terraum, der als Bühne diente,<lb/><cb/>
zeigte eine Feld&#x017F;chmiede in Winterland&#x017F;chaft. Das Fe&#x017F;t wurde<lb/>
durch den Prinz-Regent Luitpold-Mar&#x017F;ch von Dietrich ein-<lb/>
geleitet. Der Vor&#x017F;tand der Vereinigung ehemaliger Ouvriers,<lb/>
Obermei&#x017F;ter der Artilleriewerk&#x017F;tätten <hi rendition="#g">Huber,</hi> hieß die er-<lb/>
&#x017F;chienenen Fe&#x017F;tgä&#x017F;te willkommen und betonte die treue An-<lb/>
hänglichkeit der alten Ouvriers an die Werk&#x017F;tätten. Seine<lb/>
herzliche An&#x017F;prache klang aus in ein dreifaches Hoch auf<lb/>
Se. kgl. Hoheit den Prinz-Negenten, das in der Fe&#x017F;tver&#x017F;amm-<lb/>
lung begei&#x017F;terten Wiederhall fand. Der Direktor der<lb/>
Artilleriewerk&#x017F;tätten, Hauptmann <hi rendition="#g">Ries,</hi> hob in &#x017F;einer Er-<lb/>
widerung insbe&#x017F;ondere die Theilnahme der alten Veteranen<lb/>
der Artilleriewerk&#x017F;tätten, der alten Ouvriers, an dem<lb/>
Jubiläum hervor, wies darauf hin, wie die Artillerie-<lb/>
werk&#x017F;tätten durch die Ouvriers auf eine lange, ehren-<lb/>
volle Vergangenheit zurückblicken könnten, und betonte zum<lb/>
Schluß, daß die alten Ouvriers durch ihre Theilnahme be-<lb/>
kundet hätten, wie &#x017F;ehr &#x017F;ie an ihre Thätigkeit in den Werk-<lb/>
&#x017F;tätten &#x017F;ich erinnert und wie treue Kamerad&#x017F;chaft &#x017F;ie mit den<lb/>
jetzigen Ang&#x017F;tellten der Artillerie-Werk&#x017F;tätten hielten, die &#x017F;ie<lb/>
zu ihrem Fe&#x017F;t eingeladen hätten, wofür er namens der&#x017F;elben<lb/>
herzlich danke. Sein Hoch galt der treuen Kamerad&#x017F;chaft<lb/>
und ihren Trägern, den Ouvriers. Prinz Ludwig verließ um<lb/>
9 ½ Uhr das Fe&#x017F;t. Reichen Beifall fand das von dem<lb/>
Kun&#x017F;tmaler A. <hi rendition="#g">Hoffmann</hi> im Verein mit dem ehemaligen<lb/>
Ouvrier, Hofin&#x017F;tallateur <hi rendition="#g">Schnitzler</hi> arrangirte lebende Bild,<lb/>
das eine Epi&#x017F;ode aus der Thätigkeit ehemaliger Ouvriers<lb/>
aus dem Winterfeldzug an der Loire 1870 dar&#x017F;tellte. Auch die<lb/>
von dem Nechnungsrath <hi rendition="#g">Uebelacker</hi> vorge&#x017F;ührten Projektions-<lb/>
bilder aus dem militäri&#x017F;chen Leben wurden lebhaft acclamirt.<lb/>
Das Sängerkorps des Veteranen- und Kriegervereins und<lb/>
der Sängerbund &#x201E;Arion&#x201C; ver&#x017F;chönten den Abend durch ihre<lb/>&#x017F;tlichen Männerchöre, während den in&#x017F;trumentalen Theil<lb/>
des Programms das Mu&#x017F;ikkorps des 1. Feld-Artillerie-Regi-<lb/>
ments unter Keilberths bewährter Leitung in anerkeunens-<lb/>
werther Wei&#x017F;e durchführte. Er&#x017F;t &#x017F;pät nach Mitternacht endete<lb/>
das &#x017F;chön verlaufene Fe&#x017F;t.</p><lb/>
                  <p>Ge&#x017F;tern Nachmittag vereinigte ein <hi rendition="#g">Fe&#x017F;tmahl</hi> im Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Hof die Offiziere und Ingenieure der Artillerie-Werk&#x017F;tätten<lb/>
mit den geladenen Herren von der In&#x017F;pektion der Fuß-<lb/>
artillerie, Generalleutnant v. <hi rendition="#g">Keller</hi> an der Spitze, dem<lb/>
früheren In&#x017F;pekteur der Fußartillerie, Generalleutnant z. D.<lb/>
v. <hi rendition="#g">Reinhard,</hi> den Herren des Fußartillerie-Detachements,<lb/>
dem Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Manuel,</hi> Bildhauer <hi rendition="#g">Wün&#x017F;che</hi> und Kun&#x017F;t-<lb/>
maler <hi rendition="#g">Hoffmann,</hi> welch letztere beim Arrangement des Fe&#x017F;tes<lb/>
in liebenswürdig&#x017F;ter Wei&#x017F;e behülflich waren. Um 2 Uhr<lb/>
er&#x017F;chienen die Prinzen <hi rendition="#g">Ludwig, Leopold</hi> und <hi rendition="#g">Arunlf.</hi><lb/>
Während der Tafel erhob &#x017F;ich Hauptmann <hi rendition="#g">Ries,</hi> um den<lb/>
Prinzen den tiefgefühlten Dank auszu&#x017F;prechen. Er wies dann<lb/>
darauf hin, daß der Prinz-Regent dem Fe&#x017F;takt beiwohnte<lb/>
und die&#x017F;em durch &#x017F;eine Worte die höch&#x017F;te Weihe gab. Es<lb/>
wäre dies ein hoher An&#x017F;porn für die Angehörigen des<lb/>
In&#x017F;tituts, ihre ganze Kraft dem Dien&#x017F;t zu weihen. Schließlich<lb/>
betonte er, daß die Artillerie-Werk&#x017F;tätten hinter keiner Ab-<lb/>
theilung der Armee zurück&#x017F;tehen werden. Sein Hoch<lb/>
galt dem Regenten, das lebhaften Wiederhall in<lb/>
der Fe&#x017F;tver&#x017F;ammlung fand. Prinz <hi rendition="#g">Ludwig</hi> erwiderte,<lb/>
indem er ausführte, daß die Errichtung der Ouvriers-Kom-<lb/>
pagnie, aus der die heutigen Artilleriewerk&#x017F;tätten hervorgiugen,<lb/>
in eine Zeit fiel, wie &#x017F;ie &#x017F;chwerer Bayern noch nie ge&#x017F;ehen.<lb/>
Seit die&#x017F;er Zeit hätten die Ouvriers theils vor dem Feinde,<lb/>
theils in den Werk&#x017F;tätten mitgeholfen, das An&#x017F;ehen und die<lb/>
Schlagfertigkeit des bayeri&#x017F;chen Heeres zu erhöhen. Im<lb/>
weiteren Verlauf &#x017F;einer Rede wies er darauf hin, daß in den<lb/>
jetzigen Artilleriewerk&#x017F;tätten bürgerliche Arbeiter unter mili-<lb/>
täri&#x017F;cher Leitung thätig &#x017F;ind und daß die&#x017F;e Arbeiter an-<lb/>
&#x017F;cheinend zu&#x017F;rieden &#x017F;ind, wobei er bemerkte, daß es bedauer-<lb/>
lich wäre, wenn die Arbeiter eines Staatsbetriebes unzu-<lb/>
frieden wären. Zum Schlu&#x017F;&#x017F;e wün&#x017F;che er, daß die Artillerie-<lb/>
werk&#x017F;tätten in 100 Jahren eben&#x017F;o freudig und &#x017F;tolz auf das<lb/>
heutige Fe&#x017F;t zurückblicken mögen, wie &#x017F;ie jetzt auf den Verlauf<lb/>
der vergangenen 100 Jahre zurück&#x017F;ehen. Sein Trink&#x017F;pruch<lb/>
klang in ein Hoch auf die Artilleriewerk&#x017F;tätten aus.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head> <hi rendition="#aq">hd.</hi> <hi rendition="#b">Oeffentliche Bürgerver&#x017F;ammlung.</hi> </head>
                  <p>Um gegen-<lb/>
über den Miß&#x017F;tänden des &#x201E;<hi rendition="#g">Nangirbahnhofs</hi>&#x201C; in der Lud-<lb/>
wig&#x017F;traße Stellung zu nehmen, fand am Sam&#x017F;tag auf Ver-<lb/>
aula&#x017F;&#x017F;ung des Bürgervereins des 22. Stadtbezirks (Schwabing)<lb/>
bei Petuel in Schwabing eine Ver&#x017F;ammlung von Bürgern<lb/>
aller Partei&#x017F;chattirungen &#x017F;tatt. Das Referat hatte Hr. Rechts-<lb/>
anwalt <hi rendition="#g">Kohl</hi> übernommen. Redner ging von der Erregung<lb/>
aus, die &#x017F;ich in der Magi&#x017F;trats&#x017F;itzung vom 22. März ge-<lb/>
legentlich der Bekanntgabe der die Trambahngelei&#x017F;eführung<lb/>
in der Maximilian&#x017F;traße betreffenden Mini&#x017F;terialent&#x017F;chließung<lb/>
kundgab und meinte, &#x017F;ie &#x017F;ei &#x017F;o groß gewe&#x017F;en und es &#x017F;eien &#x017F;o<lb/>
dra&#x017F;ti&#x017F;che Worte gefallen, weil man befürchtete, die Miß-<lb/>
&#x017F;tände, wie &#x017F;ie im Trambahnbetrieb der Ludwig&#x017F;traße zutage<lb/>
getreten &#x017F;ind, könnten in der Maximilian&#x017F;traße ihre Wieder-<lb/>
holung &#x017F;inden. Betreffs der Frage, ob für das Publikum<lb/>
ein Aulaß gegeben war, mit dem Accumulatorlokomotiven-<lb/>
Vor&#x017F;pannbetrieb unzufrieden zu &#x017F;ein, erklärte Redner, ein<lb/>
modernes Verkehrsmittel mü&#x017F;&#x017F;e vier Bedingungen erfüllen:<lb/>
es mü&#x017F;&#x017F;e 1. <hi rendition="#g">billig, 2. ra&#x017F;ch, 3. zuverlä&#x017F;&#x017F;ig</hi> arbeiten<lb/>
und es mü&#x017F;&#x017F;e 4. &#x017F;ich dem wech&#x017F;elnd &#x017F;tarken Verkehr einzelner<lb/>
Tage und Stunden aupa&#x017F;&#x017F;en können. Billig für das <hi rendition="#g">Publi-<lb/>
kum</hi> &#x017F;ei die Strecke allerdings, aber nicht für die Stadt;<lb/>
bei Durchführung der <hi rendition="#g">oberirdi&#x017F;chen</hi> Stromzuleitung hätten<lb/>
die Betriebsko&#x017F;ten 9000 M. pro Jahr betragen, während &#x017F;ie<lb/>
bei Accumulatorlokomotiven-Vor&#x017F;pannbetrieb das Vierfache aus-<lb/>
machten. Ra&#x017F;ch &#x017F;ei die&#x017F;er Betrieb auch nicht, &#x017F;ondern lang-<lb/>
&#x017F;amer als auf irgend einer anderen Strecke. Zuverlä&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;ei<lb/>
der Betrieb eben&#x017F;owenig; denn &#x017F;obald eine Störung einge-<lb/>
treten &#x017F;ei, &#x017F;o verbreite &#x017F;ich die Ver&#x017F;chleppung auf die ganze<lb/>
Strecke; wenn man nothwendig einen Wagen brauche, &#x017F;ei<lb/>
keiner da, andrer&#x017F;eits kämen &#x017F;ie dann wieder in mehreren<lb/>
Exemplaren hintereinander. Endlich &#x017F;ei die&#x017F;er Betrieb ganz<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;tver&#x017F;tändlich auch nicht anpa&#x017F;&#x017F;ungsfähig, er könne einem<lb/>
momentan an&#x017F;chwellenden Bedarf, wie dies mittags und<lb/>
abends, &#x017F;owie während der Bade&#x017F;ai&#x017F;on nachmittags der Fall<lb/>
&#x017F;ei, nicht gerecht werden, weil keine Re&#x017F;ervewagen befördert<lb/>
werden könnten. Redner kam dann auf den Antrag des<lb/>
Gemeindebevollmächtigten Kommerzienraths Weidert, betr.<lb/><hi rendition="#g">Zula&#x017F;&#x017F;ung der oberirdi&#x017F;chen Stromzuführung</hi><lb/>
auch auf der Theil&#x017F;trecke Schiller- Monument-Gallerie&#x017F;traße<lb/>
zu &#x017F;prechen, wobei er &#x017F;ich eifrig&#x017F;t für den Inhalt die&#x017F;es An-<lb/>
trags aus&#x017F;prach. Die weiter naheliegende Frage: Was<lb/>
hindert die Einführung des oberirdi&#x017F;chen Stromzuleitungs-<lb/>
&#x017F;y&#x017F;tems, gab dem Referenten Anlaß, zu kon&#x017F;tatiren, die Ueber-<lb/>
&#x017F;pannung des Odeonsplatzes mit Kabeln könne wohl vom<lb/><hi rendition="#g">kün&#x017F;tleri&#x017F;chen</hi> Standpunkt aus Bedenken erregen, auf das<lb/>
Publikum wirke &#x017F;ie aber keineswegs auffallend, und &#x017F;chließ-<lb/>
lich überwiege das Verkehrs- doch das ä&#x017F;theli&#x017F;che Intere&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Uebrigens würden Ludwig&#x017F;traße und Odeonsplatz durch die<lb/>
fortwährend hin- und herfahrenden Rangirlokomotiven in<lb/><cb/>
ihrem Bild weit mehr beeinträchtigt, als durch fa&#x017F;t un&#x017F;icht-<lb/>
bare Drähte. Mit dem Hinweis auf den Weg, den der<lb/>
Magi&#x017F;trat &#x017F;elb&#x017F;t jüng&#x017F;t gezeigt habe (Nach&#x017F;uchung einer<lb/>
Audienz für das Magi&#x017F;tratsdirektorium an Allerhöch&#x017F;ter<lb/>
Stelle) &#x017F;chloß Rechtsanwalt Kohl &#x017F;ein Referat. Nach kurzer<lb/>
Debatte wurde ein&#x017F;timmig folgende <hi rendition="#g">Re&#x017F;olution</hi> ange-<lb/>
nommen: <floatingText><body><div n="1"><p>&#x201E;Die am 24. März im Saale der Schwabinger<lb/>
Brauerei tagende öffentliche Bürgerver&#x017F;ammlung mit der<lb/>
Tagesordnung: &#x201E;Die Zu&#x017F;tände beim Trambahubetrieb auf dem<lb/>
Odeonsplatz&#x201C; richtet an den Magi&#x017F;trat das ergeben&#x017F;te Er&#x017F;uchen,<lb/>
die&#x017F;er möge mit allen zulä&#x017F;&#x017F;igen Mitteln beim hohen<lb/>
Mini&#x017F;terium des Aeußern dahin wirken, daß die Erlaubniß<lb/><hi rendition="#g">zur Einführung der provi&#x017F;ori&#x017F;chen oberirdi&#x017F;chen<lb/>
Stromzuführung</hi> auf der Theil&#x017F;trecke Gallerie&#x017F;traße-<lb/>
Schiller-Monument <hi rendition="#g">&#x017F;o bald als möglich ertheilt<lb/>
werde.</hi> Für den Fall, daß die erbetene Erlaubniß wider<lb/>
Erwarten ver&#x017F;agt würde, <hi rendition="#g">möge der Magi&#x017F;trat durch<lb/>
&#x017F;ein Direktorium bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinz-<lb/>
Regenten vor&#x017F;tellig werden</hi> und die Wün&#x017F;che der Be-<lb/>
völkerung zur Kenntniß bringen.&#x201C;</p></div></body></floatingText></p>
                </div><lb/>
                <div type="jComment" n="3">
                  <head>* <hi rendition="#b">Po&#x017F;t- und Telegraphenper&#x017F;onal &#x2013; Verband.</hi></head><lb/>
                  <p>Aehnlich dem Eifenbahnerverbande &#x017F;oll nunmehr auch für<lb/>
das Po&#x017F;tper&#x017F;onal ein Verband gegründet werden, der, unter<lb/>
der Herr&#x017F;chaft des Centrums &#x017F;tehend, bei den zukünftigen<lb/>
Wahlen gute Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten &#x017F;oll. Zu die&#x017F;em Zwecke i&#x017F;t laut<lb/>
&#x201E;Augsb. Abdztg.&#x201C; für Donner&#x017F;tag, den 5. April, abends<lb/>
8 Uhr, im Gabelsbergerkeller eine Ver&#x017F;ammlung einberufen<lb/>
worden, in der Landtagsabgeordneter Schirmer über den<lb/>
nennen Verband des Po&#x017F;t- und Telegraphenper&#x017F;onals &#x017F;prechen<lb/>
wird. Nur Angehörige der Po&#x017F;t und Telegraphie können an<lb/>
der Ver&#x017F;ammlung theilnehmen. Wie weit das Po&#x017F;t- und<lb/>
Telegraphenper&#x017F;onal geneigt i&#x017F;t, die&#x017F;em neuen Verbande bei-<lb/>
zutreten, wi&#x017F;&#x017F;en wir nicht, aber die eine That&#x017F;ache &#x017F;ollte doch<lb/>
das Verkehrsper&#x017F;onal im Auge behalten, daß es gerade das<lb/>
Centrum i&#x017F;t, das fa&#x017F;t immer gegen die Aufbe&#x017F;&#x017F;erung der<lb/>
Gehälter &#x017F;timmt. Das Centrum möchte am lieb&#x017F;ten die Aeude-<lb/>
rung des Gehaltsregulatios möglich&#x017F;t lauge hinaus&#x017F;chieben<lb/>
und man wird ja &#x017F;ehen, wie &#x017F;ich das Centrum gegen den<lb/>
Wohnungsgeldzu&#x017F;chuß verhalten wird. In Ver&#x017F;prechungen<lb/>
lei&#x017F;tet das Centrum allerdings &#x017F;ehr viel.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <p>* <hi rendition="#b">Der diesjährige Salvator-Aus&#x017F;chank</hi> der<lb/>
Paulaner-Branerei auf dem Nockherberg hat am ge&#x017F;trigen<lb/>
Sonntag Nachmittag, nach nur achttägiger Dauer, &#x017F;ein <hi rendition="#g">Ende</hi><lb/>
erreicht. Der Be&#x017F;uch am letzten Tage war kolo&#x017F;&#x017F;al.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head> <hi rendition="#aq">d.</hi> <hi rendition="#b">Dieb&#x017F;tahl.</hi> </head>
                  <p>Bei der Firma <hi rendition="#g">Schwarz u. Weigl,</hi><lb/>&#x017F;terfabrik dahier, &#x017F;ind durch ange&#x017F;tellte Arbeiterinnen be-<lb/>
deutende <hi rendition="#g">Metalldieb&#x017F;tähle</hi> längere Zeit hindurch verübt<lb/>
worden. Der Schaden, den die Firma erleidet, i&#x017F;t ziemlich<lb/>
beträchtlich. In die bereits eingeleitete &#x017F;trafrechtliche Unter-<lb/>
&#x017F;uchung i&#x017F;t auch ein hie&#x017F;iger Altmetallwaarenhändler verwickelt,<lb/>
der das ge&#x017F;tohlene Gut zu Schleuderprei&#x017F;en ankaufte.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head>* <hi rendition="#b">Sonntagsverkehr.</hi></head>
                  <p>Die <hi rendition="#g">I&#x017F;arthalbahn</hi> beförderte<lb/>
ge&#x017F;tern 2429 Per&#x017F;onen.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head>* <hi rendition="#b">Alpenvereins&#x017F;ektion München (E. V.).</hi></head>
                  <p>Am Mittwoch,<lb/>
28. März, wird im Vereins&#x017F;aale, Mathilden&#x017F;tr. 4, Hr. Gott-<lb/>
fried <hi rendition="#g">Merzbacher</hi> einen Vortrag über &#x201E;<hi rendition="#g">Gebirgswande-<lb/>
rungen in Ka&#x017F;chmir</hi>&#x201C; halten mit Projektion von 80 photographi-<lb/>
&#x017F;chen Originalaufnahmen. Der Vortrag des Hrn. Merzbacher<lb/>
wird der er&#x017F;te Bericht über &#x017F;eine &#x017F;chon vor längerer Zeit &#x017F;o er-<lb/>
folgreich ausgeführte Rei&#x017F;e in Ka&#x017F;chmir &#x017F;ein.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <head>* <hi rendition="#aq">XII.</hi> <hi rendition="#b">Kaim-Konzert.</hi></head>
                  <p>Das letzte Kaim-Konzert die&#x017F;er<lb/>
Sai&#x017F;on findes Mittwoch, den 28. März &#x017F;tatt. Den Ab&#x017F;chluß wird<lb/>
auch heuer wieder die Aufführung der neunten Symphonie von<lb/>
Beethoven unter Leitung Felix <hi rendition="#g">Weingartners</hi> bilden. Die<lb/>
Soli im Schluß&#x017F;atz werden von den Damen Marie <hi rendition="#g">Berg</hi> (Sopran),<lb/>
Eli&#x017F;abeth <hi rendition="#g">Exter</hi> (Alt), den HH. Richard <hi rendition="#g">Fi&#x017F;cher</hi> (Tenor), Eduard<lb/><hi rendition="#g">Schuegraf</hi> (Baß) ge&#x017F;ungen. Die&#x017F;er letzten Symphonie des<lb/>
Mei&#x017F;ters gehen die Wiedergabe einer er&#x017F;ten in C und als Ein-<lb/>
leitung die Ouvertüre zu &#x201E;Coriolan&#x201C; voraus. Den Kartenverkauf<lb/>
beforgen der Kaim-Saal (Laden), A. <hi rendition="#g">Schmid</hi> Nachf., Theatiner-<lb/>
&#x017F;traße 34, und der Billettenkiosk am Maximiliansplatz.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <p>* <hi rendition="#b">Im Volkstheater</hi> geht morgen, Dien&#x017F;tag, &#x201E;<hi rendition="#g">Epidemi&#x017F;ch</hi>&#x201C;,<lb/>
Schwank in vier Akten von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. B. v. Schweitzer, zum er&#x017F;ten-<lb/>
mal in Scene. Nachdem er&#x017F;t jüng&#x017F;t des&#x017F;elben Ver&#x017F;a&#x017F;&#x017F;ers &#x201E;<hi rendition="#g">Groß-<lb/>
&#x017F;tädti&#x017F;ch</hi>&#x201C; und &#x201E;<hi rendition="#g">Drei Staatsverbrecher</hi>&#x201C; im Volkstheater<lb/>
vielen Beifall fanden, i&#x017F;t es &#x017F;icher kein Mißgriff, auch &#x201E;<hi rendition="#g">Epidemi&#x017F;ch</hi>&#x201C;<lb/>
zu bringen, das be&#x017F;te und lu&#x017F;tig&#x017F;te Stück von Schweitzer, das<lb/>
früher an zahlreichen Bühnen und auch am Theater am Gärtner-<lb/>
platz viele Wiederholungen erlebte.</p>
                </div><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <dateline>* <hi rendition="#b">Stranbing,</hi> 24. März.</dateline>
                  <p>Ueber das <hi rendition="#g">Baunnglück,</hi><lb/>
das &#x017F;ich am 22. d. M. hier ereignete, berichtet der &#x201E;Niederb.<lb/>
Anz.&#x201C; noch folgendes: Am Neubau des Zuchthau&#x017F;es waren<lb/>
18 Maurer damit be&#x017F;chäftigt, die Wandelgänge im ober&#x017F;ten<lb/>
Stockwerk zu überwölben, zu welchem Zweck &#x017F;ie auf einem<lb/>
vom Keller bis zum vierten Stock reichenden Gerü&#x017F;t &#x017F;tanden.<lb/>
Kurz vor Beendigung der Arbeitszeit krachte plötzlich die&#x017F;es<lb/>
und brach in &#x017F;ich zu&#x017F;ammen, &#x017F;ämmtliche Arbeiter mit &#x017F;ich<lb/>
in die Tiefe reißend. Zwei Maurer wurden todt, 16 mei&#x017F;tens<lb/>
&#x017F;chwer verletzt aus den Trümmern gezogen. Von den Ver-<lb/>
wundeten i&#x017F;t bereits einer in vergangener Nacht ge&#x017F;torben.<lb/>
Ueber die Ur&#x017F;ache des Unglücksfalls gehen ver&#x017F;chiedene Ge-<lb/>
rüchte, u. a., daß das Gerü&#x017F;t überla&#x017F;tet war, allein Näheres<lb/>
wird er&#x017F;t die eingeleitete Unter&#x017F;uchung ergeben. Seit Beginn<lb/>
des Zuchthausbaues war der ge&#x017F;trige, bisher &#x017F;chwer&#x017F;te, der<lb/>
18. Unglücksfall, der &#x017F;ich dort ereiguete.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <dateline>* <hi rendition="#b">Regensburg,</hi> 23. März.</dateline>
                  <p>Die <hi rendition="#g">Auswanderung<lb/>
jüngerer Lehrer</hi> aus der Oberpfalz in andere Krei&#x017F;e,<lb/>
namentlich nach Oberbayern, dauert fort und nimmt nach-<lb/>
gerade Dimen&#x017F;ionen an, die auch im oberpfälzi&#x017F;chen Landrath<lb/>
Bedeuken erregen mü&#x017F;&#x017F;en. Seit Neujahr haben bereits &#x017F;echs<lb/>
Hülfslehrer ihrem Heimathkrei&#x017F;e den Rücken gekehrt.</p><lb/>
                  <p>(&#x201E;R. Tgbl.&#x201C;)</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <dateline>* Aus <hi rendition="#b">Oberfranken,</hi> 23. März.</dateline>
                  <p>Ein intere&#x017F;&#x017F;antes Bild<lb/>
über den <hi rendition="#g">bäuerlichen Großgrundbe&#x017F;itz</hi> in Oberfranken<lb/>
gibt die z. Z. wieder aufliegende Landraths-Wählerli&#x017F;te der<lb/>
wahlberechtigten großen Grundbe&#x017F;itzer. Es &#x017F;ind deren im<lb/>
ganzen Krei&#x017F;e 82; hievon gehören 38 dem herzoglichen Hau&#x017F;e<lb/>
und dem höch&#x017F;ten und höheren Adel des Landes an. Das<lb/>
bayeri&#x017F;che Herzogshaus hat bekanntlich die großen Güter in<lb/>
Banz im Be&#x017F;itz; ihm reihen &#x017F;ich an die Crailsheim, Feilitz&#x017F;ch,<lb/>
Ca&#x017F;tell, Stauffenberg, Schönborn, Tucher, Rotenhan, Auf&#x017F;eß,<lb/>
Giech u. &#x017F;. w. Es be&#x017F;inden &#x017F;ich darunter &#x017F;ieben Mitglieder<lb/>
der Kammer der Reichsräthe. Ein eigentlicher Großbauern-<lb/>
&#x017F;tand kommt noch vor in Kappel bei Burgwindheim und in<lb/>
Seibelsdorf, A.-G. Stadt&#x017F;teinach; Beide nennen &#x017F;ich noch<lb/>
Bauern.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <dateline><hi rendition="#aq">C. H.</hi><hi rendition="#b">Nürnberg,</hi> 26. März.</dateline>
                  <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Der kgl. Ober-<lb/>
landesgerichtsrath Heinrich <hi rendition="#g">Papellier</hi> i&#x017F;t ge&#x017F;tern hier im<lb/>
Alter von 62 Jahren nach kurzer Krantheit <hi rendition="#g">ge&#x017F;torben,</hi><lb/>
nachdem &#x017F;eine Fran ihm vor acht Tagen im Tode voran-<lb/>
gegangen war.</p>
                </div><lb/>
                <div type="jArticle" n="3">
                  <dateline>* <hi rendition="#b">Rürnberg,</hi> 24. März.</dateline>
                  <p>Bezüglich der großen in<lb/>
München anhängigen, hierher nach Nürnberg &#x017F;pielenden <hi rendition="#g">Unter-<lb/>
&#x017F;uchungs&#x017F;ache</hi> wegen Verbrechens gegen das keimende<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0006] München, Montag Allgemeine Zeitung 26. März 1900. Nr. 83. ſchuß ſchon ſeit einiger Zeit beſchäftigt und wir haben im Dezember v. J. ein neues Organiſationsſtatut be- rathen und beſchloſſen, was nach unſrer Meinung dazu führen könnte, daß wir dieſe nothwendige Organiſation erreichen. Unſre Partei kann ihren Einfluß nur zurückgewinnen, wenn ihre Anhänger ſich eng zuſammenſchließen und ein reges Vereinsleben bethätigen. Eine ſtramme energiſche Vereins- leitung, die lieber zum Angriff vorgeht, iſt geboten. Ferner muß in der Partei Zucht und Diſciplin herrſchen und ſich der Einzelne dem Ganzen unterordnen. Die Fäden müſſen bei einer Zentralſtelle zuſammenlaufen, wo man über alles unterrichtet ſein muß. Dieſe Richtpunkte hat der Landesaus- ſchuß im Dezember vorigen Jahres als richtig anerkannt und genehmigt. Redner legte im Anſchluß hieran und an der Hand des nunmehr gedruckt vorliegenden „Organi- ſationsſtatuts der nationalliberalen Landespartei r. d. Rh.“ in großen Zügen dar, durch welche Mittel wir eine ſtramme Organiſation herbeizuführen hoffen, die unſrer Partei neues Leben einflößen ſoll, und ſchloß mit der dringenden Aufforde- rung, ſich der Landespartei anzuſchließen. Einigkeit, feſter Wille, Ausdauer und Zähigkeit vermögen viel: es muß ge- lingen der Partei, die mit gutem Grund von ſich behaupten darf, daß ſie die nationalſte im Reich iſt, der Partei, die ſo opferwillig an der Gründung des Deutſchen Reichs und ſeiner Verfaſſung mitgewirkt hat und unentbehrlich iſt, den alten Einfluß wieder zurückzuerobern. „Sorgen Sie dafür, daß die Fehler, die gemacht worden ſind, wieder gut gemacht werden. Das wird und muß uns gelingen und es wird nicht nur zum Segen der Partei, ſondern zum Segen unſres Vater- landes ſein.“ Der brauſende Beifall zeigte dem treuen Kämpfer für die liberale Sache, daß er den richtigen Ton getroffen und Allen aus dem Herzen geredet habe. Vorſitzender Schön dankte auch dieſem Redner herzlichſt für ſeine Ausführungen, mit denen er die Anweſenden in die Neuorganiſation der Partei eingeweiht, und ſchloß hierauf den in allen ſeinen Theilen wirklich ſchön verlaufenen politiſchen Abend, der bei jedem Theilnehmer nur den Eindruck der größten Zufriedenheit und einen ermuthigenden Ausblick in die Zukunft unſrer Partei zurückließ. * Nationalliberale Landespartei. Geſtern Vor- mittag trat der geſchäftsführende Ausſchuß der nationalliberalen Landespartei in Bayern r. d. Rh. im Hotel Trefler zu einer Sitzung zuſammen, in der mehr interne Angelegenheiten der Landespartei verhandelt wurden. Der Vorſitzende, Hr. Juſtizrath Frhr. v. Kreß, begrüßte die Ausſchußmitglieder, die Vertreter des Nationallibe- ralen Vereins München und Hrn. Reichstagsabgeordneten Kettler, führte die neuen Ausſchußmitglieder, Buchdruckerei- beſitzer Schön, München, Fabrikbeſitzer und Magiſtrats- rath Schönner, Nürnberg, Landgerichtsrath Pohn, Schwein- furt, Erſten Bürgermeiſter Wolfram, Augsburg, und den Ge- ſchäftsführer der Landespartei, A. Baiſt, Nürnberg, ein und empfahl die Kooptation des Redakteurs Dr. Büchl, Hof. Er berichtete, inwieweit die letzten Beſchlüſſe durch- geführt wurden und welche Thätigkeit die Geſchäftsſtelle ſchon entfalten konnte. In ſehr eingehender Weiſe wurden die Verhältniſſe in den einzelnen Wahlkreiſen (Amberg, Bayreuth, Kaufbeuren, Straubing ꝛc.) und die künftige Thätigkeit der Geſchäftsſtelle beſprochen. Die Vorſchläge des Vorſitzenden wurden ohne Ausnahme gutgeheißen und auf weitere Anregungen entſprechende Beſchlüſſe gefaßt. Den herzlichſten Dank für das treue und erfolgreiche Wirken, den nie erlahmenden Eifer ſprach dem Vorſitzenden Baron Kreß Bürgermeiſter Wolfram aus. Bayeriſche Chronik. München, 26. März. * Hof- und Perſonalnachrichten. Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent wohnte geſtern, Sonntag Vormittag, dem Gottesdienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an und be- ſuchte ſpäter die Wochenausſtellung des Kunſtvereins. In Abſchiedsandienz empfing geſtern der Regent den k. k. öſter- reichiſch-ungariſchen interimiſtiſchen Geſchäftsträger, Legations- rath Frhrn. Kuhn v. Kuhnenfeld und verlieh ihm das Komthurkreuz des Michaelsordens. Ferner wurden in Andienz empfaugen: Wilhelm Frhr. v. Hertling, General- major z. D.; Max Sand, Senatspräſident am Oberlandes- gerichte München; Karl Arnold, Oberlandesgerichtsrath; Oberlandesgerichtsrath Michael Schuſter, Oberamtsrichter in Lindau; Dr. Rudolf Emmerich, kgl. Univerſitätsprofeſſor Karl Erhard, erſter Staatsanwalt bei dem Landgericht München II, und Maler Prof. Lonis Braun. Zur Tafel waren geſtern geladen: Otto Frhr. v. Kuhn von Kuhnen- feld, k. k. Legationsrath, mit Gemahlin; Sigmund Frhr. v. Ow, biſchöfl. geiſtlicher Rath und Stiftskanonikus; Friedrich Frhr. Kreß von Kreßenſtein, Major und Bataillonskomman- deur im Inf.-Leib-Regt., mit Gemahlin; Max Frhr. v. Red- witz, Rittmeiſter à l. s. des 1. Ulanen-Regts., perſ. Adjutant des Herzogs Siegfried in Bayern, mit Gemahlin. — Prinz Ludwig wohnte heute Vormittag einer Sitzung des Finanz- ausſchuſſes der Kammer der Reichsräthe an. Geſtern und vorgeſtern beſichtigten Prinz Ludwig, ſowie die Prinzeſſinnen Giſela und Ludwig Ferdinand die Frühjahrsausſtellung der „Seceſſion“. — Geh. Hofrath Prof. Dr. Brentano iſt ſeit einigen Tagen an Geſichtsroſe bedenklich erkrankt. — In Regensburg iſt der fürſtl. Thurn und Taxis’ſche Bau- rath a. D. Friedrich Sauer, Ehrenbürger von Regensburg, im 90. Lebensjahre geſtorben. t. Miniſterrath. Geſtern, Sonntag, Vormittag fand im Miniſterium des Aeußern ein Miniſterrath ſtatt. l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie- werkſtätten. Am Samſtag Abend fand im großen Saale des Löwenbräukellers das von ehemaligen Ouvriers anläßlich des hundertjährigen Jubiläums der Artilleriewerkſtätten ge- gebene Feſt ſtatt, das ſich eines ſehr zahlreichen Beſuches erſrente. Vom königlichen Hauſe war Prinz Ludwig er- ſchienen. Auch der Inſpekteur der Fußartillerie, General- leutnant v. Keller, und der ehemalige Inſpekteur der Fuß- artillerie, Generalleutnant z. D. v. Reinhard, Sektionschef Oberſt Straßner, Oberſt Vogel, früherer Direktor der Artilleriewerlſtätten, und zahlreiche andere Offiziere, vor- nehmlich der Artilleriewaffe, ſowie die Offiziere, Beamten und Angeſtellten des Inſtituts waren der Einladung gefolgt. Der Feſtſaal war prächtig dekorirt. In der Mitte der rechten Wandſeite erhob ſich auf hohem, von zwei auf- gerichteten Löwen flankirten Sockel die Büſte Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten in einem Haine von Blattpflauzen and Zierbäumen. Der Orcheſterraum, der als Bühne diente, zeigte eine Feldſchmiede in Winterlandſchaft. Das Feſt wurde durch den Prinz-Regent Luitpold-Marſch von Dietrich ein- geleitet. Der Vorſtand der Vereinigung ehemaliger Ouvriers, Obermeiſter der Artilleriewerkſtätten Huber, hieß die er- ſchienenen Feſtgäſte willkommen und betonte die treue An- hänglichkeit der alten Ouvriers an die Werkſtätten. Seine herzliche Anſprache klang aus in ein dreifaches Hoch auf Se. kgl. Hoheit den Prinz-Negenten, das in der Feſtverſamm- lung begeiſterten Wiederhall fand. Der Direktor der Artilleriewerkſtätten, Hauptmann Ries, hob in ſeiner Er- widerung insbeſondere die Theilnahme der alten Veteranen der Artilleriewerkſtätten, der alten Ouvriers, an dem Jubiläum hervor, wies darauf hin, wie die Artillerie- werkſtätten durch die Ouvriers auf eine lange, ehren- volle Vergangenheit zurückblicken könnten, und betonte zum Schluß, daß die alten Ouvriers durch ihre Theilnahme be- kundet hätten, wie ſehr ſie an ihre Thätigkeit in den Werk- ſtätten ſich erinnert und wie treue Kameradſchaft ſie mit den jetzigen Angſtellten der Artillerie-Werkſtätten hielten, die ſie zu ihrem Feſt eingeladen hätten, wofür er namens derſelben herzlich danke. Sein Hoch galt der treuen Kameradſchaft und ihren Trägern, den Ouvriers. Prinz Ludwig verließ um 9 ½ Uhr das Feſt. Reichen Beifall fand das von dem Kunſtmaler A. Hoffmann im Verein mit dem ehemaligen Ouvrier, Hofinſtallateur Schnitzler arrangirte lebende Bild, das eine Epiſode aus der Thätigkeit ehemaliger Ouvriers aus dem Winterfeldzug an der Loire 1870 darſtellte. Auch die von dem Nechnungsrath Uebelacker vorgeſührten Projektions- bilder aus dem militäriſchen Leben wurden lebhaft acclamirt. Das Sängerkorps des Veteranen- und Kriegervereins und der Sängerbund „Arion“ verſchönten den Abend durch ihre köſtlichen Männerchöre, während den inſtrumentalen Theil des Programms das Muſikkorps des 1. Feld-Artillerie-Regi- ments unter Keilberths bewährter Leitung in anerkeunens- werther Weiſe durchführte. Erſt ſpät nach Mitternacht endete das ſchön verlaufene Feſt. Geſtern Nachmittag vereinigte ein Feſtmahl im Ruſſiſchen Hof die Offiziere und Ingenieure der Artillerie-Werkſtätten mit den geladenen Herren von der Inſpektion der Fuß- artillerie, Generalleutnant v. Keller an der Spitze, dem früheren Inſpekteur der Fußartillerie, Generalleutnant z. D. v. Reinhard, den Herren des Fußartillerie-Detachements, dem Profeſſor Manuel, Bildhauer Wünſche und Kunſt- maler Hoffmann, welch letztere beim Arrangement des Feſtes in liebenswürdigſter Weiſe behülflich waren. Um 2 Uhr erſchienen die Prinzen Ludwig, Leopold und Arunlf. Während der Tafel erhob ſich Hauptmann Ries, um den Prinzen den tiefgefühlten Dank auszuſprechen. Er wies dann darauf hin, daß der Prinz-Regent dem Feſtakt beiwohnte und dieſem durch ſeine Worte die höchſte Weihe gab. Es wäre dies ein hoher Anſporn für die Angehörigen des Inſtituts, ihre ganze Kraft dem Dienſt zu weihen. Schließlich betonte er, daß die Artillerie-Werkſtätten hinter keiner Ab- theilung der Armee zurückſtehen werden. Sein Hoch galt dem Regenten, das lebhaften Wiederhall in der Feſtverſammlung fand. Prinz Ludwig erwiderte, indem er ausführte, daß die Errichtung der Ouvriers-Kom- pagnie, aus der die heutigen Artilleriewerkſtätten hervorgiugen, in eine Zeit fiel, wie ſie ſchwerer Bayern noch nie geſehen. Seit dieſer Zeit hätten die Ouvriers theils vor dem Feinde, theils in den Werkſtätten mitgeholfen, das Anſehen und die Schlagfertigkeit des bayeriſchen Heeres zu erhöhen. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede wies er darauf hin, daß in den jetzigen Artilleriewerkſtätten bürgerliche Arbeiter unter mili- täriſcher Leitung thätig ſind und daß dieſe Arbeiter an- ſcheinend zuſrieden ſind, wobei er bemerkte, daß es bedauer- lich wäre, wenn die Arbeiter eines Staatsbetriebes unzu- frieden wären. Zum Schluſſe wünſche er, daß die Artillerie- werkſtätten in 100 Jahren ebenſo freudig und ſtolz auf das heutige Feſt zurückblicken mögen, wie ſie jetzt auf den Verlauf der vergangenen 100 Jahre zurückſehen. Sein Trinkſpruch klang in ein Hoch auf die Artilleriewerkſtätten aus. hd. Oeffentliche Bürgerverſammlung. Um gegen- über den Mißſtänden des „Nangirbahnhofs“ in der Lud- wigſtraße Stellung zu nehmen, fand am Samſtag auf Ver- aulaſſung des Bürgervereins des 22. Stadtbezirks (Schwabing) bei Petuel in Schwabing eine Verſammlung von Bürgern aller Parteiſchattirungen ſtatt. Das Referat hatte Hr. Rechts- anwalt Kohl übernommen. Redner ging von der Erregung aus, die ſich in der Magiſtratsſitzung vom 22. März ge- legentlich der Bekanntgabe der die Trambahngeleiſeführung in der Maximilianſtraße betreffenden Miniſterialentſchließung kundgab und meinte, ſie ſei ſo groß geweſen und es ſeien ſo draſtiſche Worte gefallen, weil man befürchtete, die Miß- ſtände, wie ſie im Trambahnbetrieb der Ludwigſtraße zutage getreten ſind, könnten in der Maximilianſtraße ihre Wieder- holung ſinden. Betreffs der Frage, ob für das Publikum ein Aulaß gegeben war, mit dem Accumulatorlokomotiven- Vorſpannbetrieb unzufrieden zu ſein, erklärte Redner, ein modernes Verkehrsmittel müſſe vier Bedingungen erfüllen: es müſſe 1. billig, 2. raſch, 3. zuverläſſig arbeiten und es müſſe 4. ſich dem wechſelnd ſtarken Verkehr einzelner Tage und Stunden aupaſſen können. Billig für das Publi- kum ſei die Strecke allerdings, aber nicht für die Stadt; bei Durchführung der oberirdiſchen Stromzuleitung hätten die Betriebskoſten 9000 M. pro Jahr betragen, während ſie bei Accumulatorlokomotiven-Vorſpannbetrieb das Vierfache aus- machten. Raſch ſei dieſer Betrieb auch nicht, ſondern lang- ſamer als auf irgend einer anderen Strecke. Zuverläſſig ſei der Betrieb ebenſowenig; denn ſobald eine Störung einge- treten ſei, ſo verbreite ſich die Verſchleppung auf die ganze Strecke; wenn man nothwendig einen Wagen brauche, ſei keiner da, andrerſeits kämen ſie dann wieder in mehreren Exemplaren hintereinander. Endlich ſei dieſer Betrieb ganz ſelbſtverſtändlich auch nicht anpaſſungsfähig, er könne einem momentan anſchwellenden Bedarf, wie dies mittags und abends, ſowie während der Badeſaiſon nachmittags der Fall ſei, nicht gerecht werden, weil keine Reſervewagen befördert werden könnten. Redner kam dann auf den Antrag des Gemeindebevollmächtigten Kommerzienraths Weidert, betr. Zulaſſung der oberirdiſchen Stromzuführung auch auf der Theilſtrecke Schiller- Monument-Gallerieſtraße zu ſprechen, wobei er ſich eifrigſt für den Inhalt dieſes An- trags ausſprach. Die weiter naheliegende Frage: Was hindert die Einführung des oberirdiſchen Stromzuleitungs- ſyſtems, gab dem Referenten Anlaß, zu konſtatiren, die Ueber- ſpannung des Odeonsplatzes mit Kabeln könne wohl vom künſtleriſchen Standpunkt aus Bedenken erregen, auf das Publikum wirke ſie aber keineswegs auffallend, und ſchließ- lich überwiege das Verkehrs- doch das äſtheliſche Intereſſe. Uebrigens würden Ludwigſtraße und Odeonsplatz durch die fortwährend hin- und herfahrenden Rangirlokomotiven in ihrem Bild weit mehr beeinträchtigt, als durch faſt unſicht- bare Drähte. Mit dem Hinweis auf den Weg, den der Magiſtrat ſelbſt jüngſt gezeigt habe (Nachſuchung einer Audienz für das Magiſtratsdirektorium an Allerhöchſter Stelle) ſchloß Rechtsanwalt Kohl ſein Referat. Nach kurzer Debatte wurde einſtimmig folgende Reſolution ange- nommen: „Die am 24. März im Saale der Schwabinger Brauerei tagende öffentliche Bürgerverſammlung mit der Tagesordnung: „Die Zuſtände beim Trambahubetrieb auf dem Odeonsplatz“ richtet an den Magiſtrat das ergebenſte Erſuchen, dieſer möge mit allen zuläſſigen Mitteln beim hohen Miniſterium des Aeußern dahin wirken, daß die Erlaubniß zur Einführung der proviſoriſchen oberirdiſchen Stromzuführung auf der Theilſtrecke Gallerieſtraße- Schiller-Monument ſo bald als möglich ertheilt werde. Für den Fall, daß die erbetene Erlaubniß wider Erwarten verſagt würde, möge der Magiſtrat durch ſein Direktorium bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinz- Regenten vorſtellig werden und die Wünſche der Be- völkerung zur Kenntniß bringen.“ * Poſt- und Telegraphenperſonal – Verband. Aehnlich dem Eifenbahnerverbande ſoll nunmehr auch für das Poſtperſonal ein Verband gegründet werden, der, unter der Herrſchaft des Centrums ſtehend, bei den zukünftigen Wahlen gute Dienſte leiſten ſoll. Zu dieſem Zwecke iſt laut „Augsb. Abdztg.“ für Donnerſtag, den 5. April, abends 8 Uhr, im Gabelsbergerkeller eine Verſammlung einberufen worden, in der Landtagsabgeordneter Schirmer über den nennen Verband des Poſt- und Telegraphenperſonals ſprechen wird. Nur Angehörige der Poſt und Telegraphie können an der Verſammlung theilnehmen. Wie weit das Poſt- und Telegraphenperſonal geneigt iſt, dieſem neuen Verbande bei- zutreten, wiſſen wir nicht, aber die eine Thatſache ſollte doch das Verkehrsperſonal im Auge behalten, daß es gerade das Centrum iſt, das faſt immer gegen die Aufbeſſerung der Gehälter ſtimmt. Das Centrum möchte am liebſten die Aeude- rung des Gehaltsregulatios möglichſt lauge hinausſchieben und man wird ja ſehen, wie ſich das Centrum gegen den Wohnungsgeldzuſchuß verhalten wird. In Verſprechungen leiſtet das Centrum allerdings ſehr viel. * Der diesjährige Salvator-Ausſchank der Paulaner-Branerei auf dem Nockherberg hat am geſtrigen Sonntag Nachmittag, nach nur achttägiger Dauer, ſein Ende erreicht. Der Beſuch am letzten Tage war koloſſal. d. Diebſtahl. Bei der Firma Schwarz u. Weigl, Lüſterfabrik dahier, ſind durch angeſtellte Arbeiterinnen be- deutende Metalldiebſtähle längere Zeit hindurch verübt worden. Der Schaden, den die Firma erleidet, iſt ziemlich beträchtlich. In die bereits eingeleitete ſtrafrechtliche Unter- ſuchung iſt auch ein hieſiger Altmetallwaarenhändler verwickelt, der das geſtohlene Gut zu Schleuderpreiſen ankaufte. * Sonntagsverkehr. Die Iſarthalbahn beförderte geſtern 2429 Perſonen. * Alpenvereinsſektion München (E. V.). Am Mittwoch, 28. März, wird im Vereinsſaale, Mathildenſtr. 4, Hr. Gott- fried Merzbacher einen Vortrag über „Gebirgswande- rungen in Kaſchmir“ halten mit Projektion von 80 photographi- ſchen Originalaufnahmen. Der Vortrag des Hrn. Merzbacher wird der erſte Bericht über ſeine ſchon vor längerer Zeit ſo er- folgreich ausgeführte Reiſe in Kaſchmir ſein. * XII. Kaim-Konzert. Das letzte Kaim-Konzert dieſer Saiſon findes Mittwoch, den 28. März ſtatt. Den Abſchluß wird auch heuer wieder die Aufführung der neunten Symphonie von Beethoven unter Leitung Felix Weingartners bilden. Die Soli im Schlußſatz werden von den Damen Marie Berg (Sopran), Eliſabeth Exter (Alt), den HH. Richard Fiſcher (Tenor), Eduard Schuegraf (Baß) geſungen. Dieſer letzten Symphonie des Meiſters gehen die Wiedergabe einer erſten in C und als Ein- leitung die Ouvertüre zu „Coriolan“ voraus. Den Kartenverkauf beforgen der Kaim-Saal (Laden), A. Schmid Nachf., Theatiner- ſtraße 34, und der Billettenkiosk am Maximiliansplatz. * Im Volkstheater geht morgen, Dienſtag, „Epidemiſch“, Schwank in vier Akten von Dr. J. B. v. Schweitzer, zum erſten- mal in Scene. Nachdem erſt jüngſt desſelben Verſaſſers „Groß- ſtädtiſch“ und „Drei Staatsverbrecher“ im Volkstheater vielen Beifall fanden, iſt es ſicher kein Mißgriff, auch „Epidemiſch“ zu bringen, das beſte und luſtigſte Stück von Schweitzer, das früher an zahlreichen Bühnen und auch am Theater am Gärtner- platz viele Wiederholungen erlebte. * Stranbing, 24. März. Ueber das Baunnglück, das ſich am 22. d. M. hier ereignete, berichtet der „Niederb. Anz.“ noch folgendes: Am Neubau des Zuchthauſes waren 18 Maurer damit beſchäftigt, die Wandelgänge im oberſten Stockwerk zu überwölben, zu welchem Zweck ſie auf einem vom Keller bis zum vierten Stock reichenden Gerüſt ſtanden. Kurz vor Beendigung der Arbeitszeit krachte plötzlich dieſes und brach in ſich zuſammen, ſämmtliche Arbeiter mit ſich in die Tiefe reißend. Zwei Maurer wurden todt, 16 meiſtens ſchwer verletzt aus den Trümmern gezogen. Von den Ver- wundeten iſt bereits einer in vergangener Nacht geſtorben. Ueber die Urſache des Unglücksfalls gehen verſchiedene Ge- rüchte, u. a., daß das Gerüſt überlaſtet war, allein Näheres wird erſt die eingeleitete Unterſuchung ergeben. Seit Beginn des Zuchthausbaues war der geſtrige, bisher ſchwerſte, der 18. Unglücksfall, der ſich dort ereiguete. * Regensburg, 23. März. Die Auswanderung jüngerer Lehrer aus der Oberpfalz in andere Kreiſe, namentlich nach Oberbayern, dauert fort und nimmt nach- gerade Dimenſionen an, die auch im oberpfälziſchen Landrath Bedeuken erregen müſſen. Seit Neujahr haben bereits ſechs Hülfslehrer ihrem Heimathkreiſe den Rücken gekehrt. („R. Tgbl.“) * Aus Oberfranken, 23. März. Ein intereſſantes Bild über den bäuerlichen Großgrundbeſitz in Oberfranken gibt die z. Z. wieder aufliegende Landraths-Wählerliſte der wahlberechtigten großen Grundbeſitzer. Es ſind deren im ganzen Kreiſe 82; hievon gehören 38 dem herzoglichen Hauſe und dem höchſten und höheren Adel des Landes an. Das bayeriſche Herzogshaus hat bekanntlich die großen Güter in Banz im Beſitz; ihm reihen ſich an die Crailsheim, Feilitzſch, Caſtell, Stauffenberg, Schönborn, Tucher, Rotenhan, Aufſeß, Giech u. ſ. w. Es beſinden ſich darunter ſieben Mitglieder der Kammer der Reichsräthe. Ein eigentlicher Großbauern- ſtand kommt noch vor in Kappel bei Burgwindheim und in Seibelsdorf, A.-G. Stadtſteinach; Beide nennen ſich noch Bauern. C. H. Nürnberg, 26. März. Tel. Der kgl. Ober- landesgerichtsrath Heinrich Papellier iſt geſtern hier im Alter von 62 Jahren nach kurzer Krantheit geſtorben, nachdem ſeine Fran ihm vor acht Tagen im Tode voran- gegangen war. * Rürnberg, 24. März. Bezüglich der großen in München anhängigen, hierher nach Nürnberg ſpielenden Unter- ſuchungsſache wegen Verbrechens gegen das keimende

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine83_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine83_1900/6
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 83, 26. März 1900, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine83_1900/6>, abgerufen am 03.12.2024.