Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Altonaischer Mercurius. Nr. 94, Altona, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

der Venetianische Ambassadeur den Mediatoren die Visite/
und wurde von 2. Compagnien Reutern begleitet. Den 2ten
Novemb. haben die Herren Mediatores die von den Türcken
bekommene Zeitung denen Kayserl. Plenipotentiarien com-
municiret/ woraus man verstanden/ daß die Türcken aus Bos-
nien einen Einfall in Dalmatien gegen Syn gethan/ dies- und
jenseits Ersanor mit zwey Feld-Stücken und einem Mortier in
selbigen Lande 117. Thürnen/ nebst 20. mit Pallisaden verwahr-
ten Schantzen/ theils mit Gewalt eingenommen/ theils verlas-
sen gefunden/ und insgesampt mehr den 4000. Häuser ver-
brannt/ auch über 1000. Husaren darbey nieder gemacht/ und
darauf mit grosser Beute/ ohne einigen ihren Verlust nach Vau-
per oberhalb Wihatz/ wiederum zurück gekehret.

   

Durch
Constantinopel
ist/ laut jüngsten Briefen vom 16. Sept. ein Aga von dem Bas-
sa von Babilonien nach dem Sultan zu Adrianopel gegangen/
welcher Zeitung bringet/ daß unterschiedliche Arabische Für-
sten sehr mißvergnüget waren/ weiln der Sophy von Persien
die auf den äusersten Gräntzen des wüsten Arabien liegende
Städte und Vestung Bassara an den grossen Herrn abgetre-
ten/ und sich dahero mehr als 300000. Araber zusammen ge-
rottet/ mit welcher Macht sie das bey weiten nicht so starck ge-
wesene Lager des Sophy in unterschiedlichen Treffen sehr ge-
schwächet/ darauf die Gräntzen der Perser mit Feuer und
Schwerdt verwüstet/ und gar bis in Armenien durch zu drin-
gen/ daferne ihnen obgedachte Vestung nicht wieder abgetreten
würde. Aus der schwartzen See hat man auch Zeitung bekom-
men/ daß 120000. Moscowiter/ unter Commando des Cossacki-
schen General Mazeppa/ die Tartarn/ so die Stadt Or entsetzen
wollen/ geschlagen/ daß der Tartarn mehr als 40000. Mann
auf den Platz geblieben/ und den Moscowitern über 30000.
Pferde zu theil geworden: Des Hans Sohn aber hätte das
Glück gehabt/ sich währenden Gefechts mit 10000. Mann in
gedachte Stadt Or zu werffen. Man hat grosse Hoffnung
zum Frieden/ und dahero soll der Muffti nach Belgrad gehen/
daß nichts wider den Alcoran geschlossen werde/ auch wird der
Frantzösische Ambassadeur mit den Töckely dahin gehen/ welche
öffters geheime Conferentien gepflogen. Von der Armee aus
Ungarn sind wegen Mangel des Geldes mehr als 15000. Ja-

der Venetianische Ambassadeur den Mediatoren die Visite/
und wurde von 2. Compagnien Reutern begleitet. Den 2ten
Novemb. haben die Herren Mediatores die von den Türcken
bekommene Zeitung denen Kayserl. Plenipotentiarien com-
municiret/ woraus man verstanden/ daß die Türcken aus Bos-
nien einen Einfall in Dalmatien gegen Syn gethan/ dies- und
jenseits Ersanor mit zwey Feld-Stücken und einem Mortier in
selbigen Lande 117. Thürnen/ nebst 20. mit Pallisaden verwahr-
ten Schantzen/ theils mit Gewalt eingenommen/ theils verlas-
sen gefunden/ und insgesampt mehr den 4000. Häuser ver-
brannt/ auch über 1000. Husaren darbey nieder gemacht/ und
darauf mit grosser Beute/ ohne einigen ihren Verlust nach Vau-
per oberhalb Wihatz/ wiederum zurück gekehret.

   

Durch
Constantinopel
ist/ laut jüngsten Briefen vom 16. Sept. ein Aga von dem Bas-
sa von Babilonien nach dem Sultan zu Adrianopel gegangen/
welcher Zeitung bringet/ daß unterschiedliche Arabische Für-
sten sehr mißvergnüget waren/ weiln der Sophy von Persien
die auf den äusersten Gräntzen des wüsten Arabien liegende
Städte und Vestung Bassara an den grossen Herrn abgetre-
ten/ und sich dahero mehr als 300000. Araber zusammen ge-
rottet/ mit welcher Macht sie das bey weiten nicht so starck ge-
wesene Lager des Sophy in unterschiedlichen Treffen sehr ge-
schwächet/ darauf die Gräntzen der Perser mit Feuer und
Schwerdt verwüstet/ und gar bis in Armenien durch zu drin-
gen/ daferne ihnen obgedachte Vestung nicht wieder abgetreten
würde. Aus der schwartzen See hat man auch Zeitung bekom-
men/ daß 120000. Moscowiter/ unter Commando des Cossacki-
schen General Mazeppa/ die Tartarn/ so die Stadt Or entsetzen
wollen/ geschlagen/ daß der Tartarn mehr als 40000. Mann
auf den Platz geblieben/ und den Moscowitern über 30000.
Pferde zu theil geworden: Des Hans Sohn aber hätte das
Glück gehabt/ sich währenden Gefechts mit 10000. Mann in
gedachte Stadt Or zu werffen. Man hat grosse Hoffnung
zum Frieden/ und dahero soll der Muffti nach Belgrad gehen/
daß nichts wider den Alcoran geschlossen werde/ auch wird der
Frantzösische Ambassadeur mit den Töckely dahin gehen/ welche
öffters geheime Conferentien gepflogen. Von der Armee aus
Ungarn sind wegen Mangel des Geldes mehr als 15000. Ja-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0005" n="[5]"/>
der Venetianische Ambassadeur den Mediatoren die Visite/<lb/>
und wurde von 2. Compagnien Reutern begleitet. Den 2ten<lb/>
Novemb. haben die Herren Mediatores die von den Türcken<lb/>
bekommene Zeitung denen Kayserl. Plenipotentiarien com-<lb/>
municiret/ woraus man verstanden/ daß die Türcken aus Bos-<lb/>
nien einen Einfall in Dalmatien gegen Syn gethan/ dies- und<lb/>
jenseits Ersanor mit zwey Feld-Stücken und einem Mortier in<lb/>
selbigen Lande 117. Thürnen/ nebst 20. mit Pallisaden verwahr-<lb/>
ten Schantzen/ theils mit Gewalt eingenommen/ theils verlas-<lb/>
sen gefunden/ und insgesampt mehr den 4000. Häuser ver-<lb/>
brannt/ auch über 1000. Husaren darbey nieder gemacht/ und<lb/>
darauf mit grosser Beute/ ohne einigen ihren Verlust nach Vau-<lb/>
per oberhalb Wihatz/ wiederum zurück gekehret.</p>
      </div>
      <space dim="horizontal"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p>Durch<lb/><hi rendition="#c">Constantinopel</hi><lb/>
ist/ laut jüngsten Briefen vom 16. Sept. ein Aga von dem Bas-<lb/>
sa von Babilonien nach dem Sultan zu Adrianopel gegangen/<lb/>
welcher Zeitung bringet/ daß unterschiedliche Arabische Für-<lb/>
sten sehr mißvergnüget waren/ weiln der Sophy von Persien<lb/>
die auf den äusersten Gräntzen des wüsten Arabien liegende<lb/>
Städte und Vestung Bassara an den grossen Herrn abgetre-<lb/>
ten/ und sich dahero mehr als 300000. Araber zusammen ge-<lb/>
rottet/ mit welcher Macht sie das bey weiten nicht so starck ge-<lb/>
wesene Lager des Sophy in unterschiedlichen Treffen sehr ge-<lb/>
schwächet/ darauf die Gräntzen der Perser mit Feuer und<lb/>
Schwerdt verwüstet/ und gar bis in Armenien durch zu drin-<lb/>
gen/ daferne ihnen obgedachte Vestung nicht wieder abgetreten<lb/>
würde. Aus der schwartzen See hat man auch Zeitung bekom-<lb/>
men/ daß 120000. Moscowiter/ unter Commando des Cossacki-<lb/>
schen General Mazeppa/ die Tartarn/ so die Stadt Or entsetzen<lb/>
wollen/ geschlagen/ daß der Tartarn mehr als 40000. Mann<lb/>
auf den Platz geblieben/ und den Moscowitern über 30000.<lb/>
Pferde zu theil geworden: Des Hans Sohn aber hätte das<lb/>
Glück gehabt/ sich währenden Gefechts mit 10000. Mann in<lb/>
gedachte Stadt Or zu werffen. Man hat grosse Hoffnung<lb/>
zum Frieden/ und dahero soll der Muffti nach Belgrad gehen/<lb/>
daß nichts wider den Alcoran geschlossen werde/ auch wird der<lb/>
Frantzösische Ambassadeur mit den Töckely dahin gehen/ welche<lb/>
öffters geheime Conferentien gepflogen. Von der Armee aus<lb/>
Ungarn sind wegen Mangel des Geldes mehr als 15000. Ja-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[5]/0005] der Venetianische Ambassadeur den Mediatoren die Visite/ und wurde von 2. Compagnien Reutern begleitet. Den 2ten Novemb. haben die Herren Mediatores die von den Türcken bekommene Zeitung denen Kayserl. Plenipotentiarien com- municiret/ woraus man verstanden/ daß die Türcken aus Bos- nien einen Einfall in Dalmatien gegen Syn gethan/ dies- und jenseits Ersanor mit zwey Feld-Stücken und einem Mortier in selbigen Lande 117. Thürnen/ nebst 20. mit Pallisaden verwahr- ten Schantzen/ theils mit Gewalt eingenommen/ theils verlas- sen gefunden/ und insgesampt mehr den 4000. Häuser ver- brannt/ auch über 1000. Husaren darbey nieder gemacht/ und darauf mit grosser Beute/ ohne einigen ihren Verlust nach Vau- per oberhalb Wihatz/ wiederum zurück gekehret. Durch Constantinopel ist/ laut jüngsten Briefen vom 16. Sept. ein Aga von dem Bas- sa von Babilonien nach dem Sultan zu Adrianopel gegangen/ welcher Zeitung bringet/ daß unterschiedliche Arabische Für- sten sehr mißvergnüget waren/ weiln der Sophy von Persien die auf den äusersten Gräntzen des wüsten Arabien liegende Städte und Vestung Bassara an den grossen Herrn abgetre- ten/ und sich dahero mehr als 300000. Araber zusammen ge- rottet/ mit welcher Macht sie das bey weiten nicht so starck ge- wesene Lager des Sophy in unterschiedlichen Treffen sehr ge- schwächet/ darauf die Gräntzen der Perser mit Feuer und Schwerdt verwüstet/ und gar bis in Armenien durch zu drin- gen/ daferne ihnen obgedachte Vestung nicht wieder abgetreten würde. Aus der schwartzen See hat man auch Zeitung bekom- men/ daß 120000. Moscowiter/ unter Commando des Cossacki- schen General Mazeppa/ die Tartarn/ so die Stadt Or entsetzen wollen/ geschlagen/ daß der Tartarn mehr als 40000. Mann auf den Platz geblieben/ und den Moscowitern über 30000. Pferde zu theil geworden: Des Hans Sohn aber hätte das Glück gehabt/ sich währenden Gefechts mit 10000. Mann in gedachte Stadt Or zu werffen. Man hat grosse Hoffnung zum Frieden/ und dahero soll der Muffti nach Belgrad gehen/ daß nichts wider den Alcoran geschlossen werde/ auch wird der Frantzösische Ambassadeur mit den Töckely dahin gehen/ welche öffters geheime Conferentien gepflogen. Von der Armee aus Ungarn sind wegen Mangel des Geldes mehr als 15000. Ja-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Altona und der Verlag Christi… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-09-10T18:51:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-09-10T18:51:13Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_altonaischer0094_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_altonaischer0094_1698/5
Zitationshilfe: Altonaischer Mercurius. Nr. 94, Altona, 1698, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_altonaischer0094_1698/5>, abgerufen am 03.12.2024.