Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der Arbeitgeber. Nr. 671. Frankfurt a. M., 11. März 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Juden; 49 sind Bekenner anderer Religionen. Dem Beruf nach
zerfiel die Bevölkerung in folgende Klassen: Von Landwirthschaft, Vieh-
zucht, Weinbau und Gärtnerei lebten 48 pCt. Die Besitzenden mit
ihren Angehörigen zählten 5,761,436 und die Arbeiter mit ihren
Angehörigen zählten 5,766,004; von Forstwissenschaft und Jagd
lebten 128,865; von Fischerei 53,243; Bergbau und Hüttenwesen
628,284 ( 2,6 pCt. ) ; von der großen und kleinen Jndustrie incl.
Bauwesen lebten 23 pCt. Die Zahl der selbstthätigen Fabrikbesitzer
und Meister ist 821,588; die Zahl der Gesellen, Arbeiter ( beiderlei
Geschlechtes ) und Lehrlinge ist 3,158,218; vom Handel leben 3,5 pCt.,
vom Verkehr 1,8 pCt. ec., 1 pCt. waren Rentier. Die Zahl der
selbstthätigen aller Klassen betrug 6,528,951 männliche und 2,596,652
weibliche, zusammen 9,125,593 Einwohner.

* Zur Statistik des deutschen Buchhandels. Mit Leipzig
stehen 2083 Sortimentsbuchhandlungen in Verbindung. Dieselben
vertheilen sich auf 39 verschiedene Länder und auf 795 Städte;
hiervon kommen auf Preußen 826 Firmen, auf Oestreich 285, auf
Sachsen 207, auf Bayern 152 ec. -- Berlin hat 99 Sortiments-
buchhandlungen, Leipzig 88, Hamburg 36, Wien 35, Breslau 26,
Dresden 24, Prag 24. -- Seit Einführung der Gewerbefreiheit ist
eine außerordentliche Vermehrung der Firmen eingetreten.

-- Leipzigs Buchhandel. Die Bedeutung des Leipziger
Buchhandels läßt sich aus nachstehenden Zahlen ersehen. Es wurden
von Leipzig an Büchern versendet

im Jahr 1865124,900 Ctr.1867129,300 Ctr.
" " 1866116,900 "1868 138,200 "

Die versendeten Neuigkeiten betrugen

1865 11,719 Nummern186712,064 Nummern.
186610,756 "186812,936 "

Die Summen für den Baarbezug betrugen

18651,876,000 Thlr.18672,182,000 Thlr.
18661,767,000 " 18682,297,000 "

die für den Bezug in Rechnung

18653,510,000 Thlr.1867 3,546,000 Thlr.
18663,150,000 "18683,607,000 "

Die Vergleichung der beiden letzten Zahlenreihen zeigt die bemerkens-
werthe Erscheinung, daß der Baarbezug in rascherem Wachsthum be-
griffen ist als der Bezug in Rechnung. Der letztere verhält sich zu
dem ersteren

im Jahr 1865==1: 0,53im Jahr 1867==1: 0,61
" " 1866== 1: 0,67" " 1868== 1: 0,64

Es ist zu hoffen, daß diese erfreulichen Wahrnehmungen, welche den,
in unseren gesammten Handelsverhältnissen anzustrebenden Fortschritt
von der Kreditwirthschaft zur Baarwirthschaft bezeichnen, immer um-
fassender hervortreten werden.

* Mortalitätsstatistik. Nach dem "Wochenblatte für medici-
nische Statistik" sind in der Woche vom 11. bis 17. Febr. in den
17 deutschen Städten, welche regelmäßig ihre Mortalitätsstatistik ein-
senden, 1351 Personen gestorben oder 65 auf 100,000 Einwohner.
Dagegen in London 50, Paris 68, Wien 53, Florenz 117. Von
den Sterbefällen unter 5 Jahren erreichte den höchsten Satz ( auf je
10,000 ) Mainz mit 41, den niedrigsten hatte Frankfurt a. M. mit
10. Von 10,000 Einwohnern über 5 Jahren starben am meisten
in Köln ( 9,3 ) , am wenigsten in Kiel ( 1,6 ) . Frankfurt nimmt die
fünfte Stelle ein mit 3,7, in Berlin starben 4,0, in Darmstadt 3,6,
in Mainz 5,1, in Hanau 4,1. Die wiederum gesteigerte Sterblich-
keit ist vorzugsweise den Entzündungen der Athmungsorgane zuzu-
schreiben, welche 201 Todesfälle ( 39 mehr als in der Vorwoche )
veranlaßten. An phtysischen Krankheiten starben 305 Personen ( 12
mehr als in der Vorwoche ) . Von den epidemischen ist die Erysipelas
in Frankfurt a. M. und in Hanau je 5mal, in Elberfeld und Darm-
stadt je 1mal beobachtet. Ferner sind Erkrankungen an Blattern im
Allerheiligen=Hospital zu Berlin 5mal, im Pocken=Lazareth zu Berlin
10mal, im Rochus=Hospital zu Mainz 1mal ( aus Frankfurt einge-
schleppt ) und 1mal in Darmstadt notirt. Die Masern veranlaßten
9 ( 7 in Berlin ) , das Scharlachfieber 10 Todesfälle ( davon 6 in
Hamburg ) . Jn London starben 103 Personen am Scharlachfieber
und in Paris 83 an Blattern.

* Konsumvereine. Der Konsumverein in Ulm hat 308 Mit-
glieder. Der Umsatz im Ladengeschäfte betrug 23,028 fl. 46 kr.,
in Wein 4177 fl. 49 kr., in Brennmaterial 266 fl. 59 kr. Bei
62 Kaufleuten kamen für 35,163 fl. 7 kr. Marken zur Umwechs-
[Spaltenumbruch] lung. Es wurde eine Dividende von 5 pCt. vertheilt. Reserve-
fonds 1537 fl.

-- Der große Konsum=Verein in Zürich. Welche glän-
zende Resultate das Genossenschaftswesen herbeizuführen vermag, wenn
zur Begründung genügende Mittel vorhanden sind, beweist dieser
Verein. Derselbe hat seinen Hauptsitz in einem großen und beque-
men Gebäude, das geschmackvoll in verschiedene Abtheilungen für die
verschiedenen Vorräthe eingetheilt ist. Dies ist die Niederlage engros
der Gesellschaft; von ihr ausstrahlend gehen die zwölf Geschäfte für
Detailverkauf aus. Diese Association unterscheidet sich in verschie-
denen Dingen von jedem anderen Konsumverein in Europa. Sie hat
keine Schulden und ihr Besitzthum beläuft sich auf 567,000 Francs;
sie zählt 2300 Mitglieder, besitzt ein Jnventar im Werthe von
77,574 Frcs., und für 7000 Frcs. Pferde, Wagen, Geräthschaften.
Jhre monatlichen Baareinnahmen betragen durchschnittlich 117,204 Frcs.
und sie setzt einen besonderen Stolz darein, ihren Mitgliedern nur
zwei Prozent Dividende zu zahlen. Die zwölf Detailgeschäfte oder
Zweigverkaufsläden sind in passenden Lokalitäten über die ganze Stadt
verbreitet und haben unter den Krämern und Kleinhändlern dieselbe
Opposition zu bekämpfen, wie sie ähnlichen Unternehmungen in Eng-
land und anderwärts entgegentritt. Der Züricher Verein repräsentirt
und versorgt 9200 Personen oder fast ein Fünftel sämmtlicher Ein-
wohner der Stadt; der Verein ist im starken Wachsthum begriffen
und verspricht binnen Kurzem sämmtliche Einwohner Zürichs mit
billigen Eßwaaren zu versehen. Er besitzt eine große Bäckerei; hat
ausgedehnte Kellereien, aus denen ein guter Wein sehr billig verkauft
wird, und so durchweg. -- Der Richtung folgend, die solche Ge-
nossenschaften stets in England einschlagen, besitzt der Verein, obgleich
erst einige Jahre alt, ein Lesezimmer und eine Bibliothek, und hofft
bald eine genossenschaftliche Schule zu gründen. Außer dem außer-
ordentlichen großen Vortheil, den dieser Verein in jeder praktischen
Hinsicht gewährt, rühmt er sich noch eines andern, nicht minder großen:
der volkswirthschaftlich=politischen Bewegung, die er bei seinen Mit-
gliedern befördert. Es ist nämlich gegen die Grundsätze des Züricher
Konsumvereins, große Dividenden zu vertheilen. Auf der andern Seite
ist er nicht exclusiv, sondern verkauft der ganzen Welt zu denselben
Preisen, wie seinen Mitgliedern. Er kauft enorme Mengen von Lebens-
mitteln zu Engros=Preisen auf, und verkauft sie im Kleingeschäft zu
denselben Preisen, indem er nur die laufenden Verkehrskosten dazu
schlägt; er ist deshalb ein gefährlicher Feind für alle Kleinkrämer
und Höker jeder Art. Dies Alles thut er aus Grundsatz. Der Kon-
sumverein ist für direkten Verkehr zwischen dem Produzenten und dem
Konsumenten. So auch für direkten Unterricht des Kindes durch die
Eltern und ebenso für direkte Mitwirkung des Volkes bei der Gesetz-
gebung. Mit großer Konsequenz und Beharrlichkeit besteht die Ge-
sellschaft nur auf diesen Grundsätzen und steht in dieser Hinsicht ganz
einzig da.

* Schulwesen. Die landwirthschaftlichen Schulen in Bayern
wurden im Jahre 1868/69 von 5940 Schülern besucht. Hiervon
treffen auf die Centralschule Weihenstephan 100, auf die landwirth-
schaftliche Schule Lichtenhof und die landwirthschaftlichen Abtheilungen
der Gewerbschulen 135, auf die Ackerbauschulen 127, auf die Spezial-
schulen 84 und auf die Fortbildungsschulen 5044.

* Die Frauen als Lehrerinnen. Die "Neuen Bahnen", das
Organ des allgemeinen deutschen Frauen=Vereins schreiben: "Wo es
sich um die Einführung von Lehrerinnen handelt, heißt es gewöhnlich:
sie paßten nur für die kleinsten Klassen. Ein Gutachten der Schul-
Deputation Jauer ( Preußen ) spricht sich jetzt umgekehrt aus wie folgt:
"Zur Erziehung in den ersten Jahren des Schulbesuches sind männliche
Lehrer besser als weibliche. Erst wenn die Erziehung einige Grund-
lagen gewonnen, seien Lehrerinnen zu verwenden." Uns scheint, man
gibt auch in dieser Frage die Gutachten immer so ab, wie sie passen
( im vorliegenden Falle handelt es sich auch darum, Schulschwestern, d. h.
Nonnen zu entfernen ) ; man sagt in der Regel, wo Frauen den Ele-
mentarunterricht vielleicht erhalten könnten: dazu passen sie nicht,
sondern nur für ältere Mädchen, und wo sie diese unterrichten könnten,
heißt es: sie passen nur für den Elementarunterricht. Wir ziehen
unsererseits aus solchen Gutachten den Schluß: die weiblichen Lehrer
passen eben für alle Klassen."

* Lebensversicherung. Die preußischen Land= und Marine-
offiziere beabsichtigen eine Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit zu
gründen. Der König hat 300,000 Thaler zur Gesellschaftskasse
gezeichnet.

[Spaltenumbruch] Juden; 49 sind Bekenner anderer Religionen. Dem Beruf nach
zerfiel die Bevölkerung in folgende Klassen: Von Landwirthschaft, Vieh-
zucht, Weinbau und Gärtnerei lebten 48 pCt. Die Besitzenden mit
ihren Angehörigen zählten 5,761,436 und die Arbeiter mit ihren
Angehörigen zählten 5,766,004; von Forstwissenschaft und Jagd
lebten 128,865; von Fischerei 53,243; Bergbau und Hüttenwesen
628,284 ( 2,6 pCt. ) ; von der großen und kleinen Jndustrie incl.
Bauwesen lebten 23 pCt. Die Zahl der selbstthätigen Fabrikbesitzer
und Meister ist 821,588; die Zahl der Gesellen, Arbeiter ( beiderlei
Geschlechtes ) und Lehrlinge ist 3,158,218; vom Handel leben 3,5 pCt.,
vom Verkehr 1,8 pCt. ec., 1 pCt. waren Rentier. Die Zahl der
selbstthätigen aller Klassen betrug 6,528,951 männliche und 2,596,652
weibliche, zusammen 9,125,593 Einwohner.

* Zur Statistik des deutschen Buchhandels. Mit Leipzig
stehen 2083 Sortimentsbuchhandlungen in Verbindung. Dieselben
vertheilen sich auf 39 verschiedene Länder und auf 795 Städte;
hiervon kommen auf Preußen 826 Firmen, auf Oestreich 285, auf
Sachsen 207, auf Bayern 152 ec. -- Berlin hat 99 Sortiments-
buchhandlungen, Leipzig 88, Hamburg 36, Wien 35, Breslau 26,
Dresden 24, Prag 24. -- Seit Einführung der Gewerbefreiheit ist
eine außerordentliche Vermehrung der Firmen eingetreten.

-- Leipzigs Buchhandel. Die Bedeutung des Leipziger
Buchhandels läßt sich aus nachstehenden Zahlen ersehen. Es wurden
von Leipzig an Büchern versendet

im Jahr 1865124,900 Ctr.1867129,300 Ctr.
„ „ 1866116,900 „1868 138,200 „

Die versendeten Neuigkeiten betrugen

1865 11,719 Nummern186712,064 Nummern.
186610,756 „186812,936 „

Die Summen für den Baarbezug betrugen

18651,876,000 Thlr.18672,182,000 Thlr.
18661,767,000 „ 18682,297,000 „

die für den Bezug in Rechnung

18653,510,000 Thlr.1867 3,546,000 Thlr.
18663,150,000 „18683,607,000 „

Die Vergleichung der beiden letzten Zahlenreihen zeigt die bemerkens-
werthe Erscheinung, daß der Baarbezug in rascherem Wachsthum be-
griffen ist als der Bezug in Rechnung. Der letztere verhält sich zu
dem ersteren

im Jahr 1865==1: 0,53im Jahr 1867==1: 0,61
„ „ 1866== 1: 0,67„ „ 1868== 1: 0,64

Es ist zu hoffen, daß diese erfreulichen Wahrnehmungen, welche den,
in unseren gesammten Handelsverhältnissen anzustrebenden Fortschritt
von der Kreditwirthschaft zur Baarwirthschaft bezeichnen, immer um-
fassender hervortreten werden.

* Mortalitätsstatistik. Nach dem „Wochenblatte für medici-
nische Statistik“ sind in der Woche vom 11. bis 17. Febr. in den
17 deutschen Städten, welche regelmäßig ihre Mortalitätsstatistik ein-
senden, 1351 Personen gestorben oder 65 auf 100,000 Einwohner.
Dagegen in London 50, Paris 68, Wien 53, Florenz 117. Von
den Sterbefällen unter 5 Jahren erreichte den höchsten Satz ( auf je
10,000 ) Mainz mit 41, den niedrigsten hatte Frankfurt a. M. mit
10. Von 10,000 Einwohnern über 5 Jahren starben am meisten
in Köln ( 9,3 ) , am wenigsten in Kiel ( 1,6 ) . Frankfurt nimmt die
fünfte Stelle ein mit 3,7, in Berlin starben 4,0, in Darmstadt 3,6,
in Mainz 5,1, in Hanau 4,1. Die wiederum gesteigerte Sterblich-
keit ist vorzugsweise den Entzündungen der Athmungsorgane zuzu-
schreiben, welche 201 Todesfälle ( 39 mehr als in der Vorwoche )
veranlaßten. An phtysischen Krankheiten starben 305 Personen ( 12
mehr als in der Vorwoche ) . Von den epidemischen ist die Erysipelas
in Frankfurt a. M. und in Hanau je 5mal, in Elberfeld und Darm-
stadt je 1mal beobachtet. Ferner sind Erkrankungen an Blattern im
Allerheiligen=Hospital zu Berlin 5mal, im Pocken=Lazareth zu Berlin
10mal, im Rochus=Hospital zu Mainz 1mal ( aus Frankfurt einge-
schleppt ) und 1mal in Darmstadt notirt. Die Masern veranlaßten
9 ( 7 in Berlin ) , das Scharlachfieber 10 Todesfälle ( davon 6 in
Hamburg ) . Jn London starben 103 Personen am Scharlachfieber
und in Paris 83 an Blattern.

* Konsumvereine. Der Konsumverein in Ulm hat 308 Mit-
glieder. Der Umsatz im Ladengeschäfte betrug 23,028 fl. 46 kr.,
in Wein 4177 fl. 49 kr., in Brennmaterial 266 fl. 59 kr. Bei
62 Kaufleuten kamen für 35,163 fl. 7 kr. Marken zur Umwechs-
[Spaltenumbruch] lung. Es wurde eine Dividende von 5 pCt. vertheilt. Reserve-
fonds 1537 fl.

-- Der große Konsum=Verein in Zürich. Welche glän-
zende Resultate das Genossenschaftswesen herbeizuführen vermag, wenn
zur Begründung genügende Mittel vorhanden sind, beweist dieser
Verein. Derselbe hat seinen Hauptsitz in einem großen und beque-
men Gebäude, das geschmackvoll in verschiedene Abtheilungen für die
verschiedenen Vorräthe eingetheilt ist. Dies ist die Niederlage engros
der Gesellschaft; von ihr ausstrahlend gehen die zwölf Geschäfte für
Detailverkauf aus. Diese Association unterscheidet sich in verschie-
denen Dingen von jedem anderen Konsumverein in Europa. Sie hat
keine Schulden und ihr Besitzthum beläuft sich auf 567,000 Francs;
sie zählt 2300 Mitglieder, besitzt ein Jnventar im Werthe von
77,574 Frcs., und für 7000 Frcs. Pferde, Wagen, Geräthschaften.
Jhre monatlichen Baareinnahmen betragen durchschnittlich 117,204 Frcs.
und sie setzt einen besonderen Stolz darein, ihren Mitgliedern nur
zwei Prozent Dividende zu zahlen. Die zwölf Detailgeschäfte oder
Zweigverkaufsläden sind in passenden Lokalitäten über die ganze Stadt
verbreitet und haben unter den Krämern und Kleinhändlern dieselbe
Opposition zu bekämpfen, wie sie ähnlichen Unternehmungen in Eng-
land und anderwärts entgegentritt. Der Züricher Verein repräsentirt
und versorgt 9200 Personen oder fast ein Fünftel sämmtlicher Ein-
wohner der Stadt; der Verein ist im starken Wachsthum begriffen
und verspricht binnen Kurzem sämmtliche Einwohner Zürichs mit
billigen Eßwaaren zu versehen. Er besitzt eine große Bäckerei; hat
ausgedehnte Kellereien, aus denen ein guter Wein sehr billig verkauft
wird, und so durchweg. -- Der Richtung folgend, die solche Ge-
nossenschaften stets in England einschlagen, besitzt der Verein, obgleich
erst einige Jahre alt, ein Lesezimmer und eine Bibliothek, und hofft
bald eine genossenschaftliche Schule zu gründen. Außer dem außer-
ordentlichen großen Vortheil, den dieser Verein in jeder praktischen
Hinsicht gewährt, rühmt er sich noch eines andern, nicht minder großen:
der volkswirthschaftlich=politischen Bewegung, die er bei seinen Mit-
gliedern befördert. Es ist nämlich gegen die Grundsätze des Züricher
Konsumvereins, große Dividenden zu vertheilen. Auf der andern Seite
ist er nicht exclusiv, sondern verkauft der ganzen Welt zu denselben
Preisen, wie seinen Mitgliedern. Er kauft enorme Mengen von Lebens-
mitteln zu Engros=Preisen auf, und verkauft sie im Kleingeschäft zu
denselben Preisen, indem er nur die laufenden Verkehrskosten dazu
schlägt; er ist deshalb ein gefährlicher Feind für alle Kleinkrämer
und Höker jeder Art. Dies Alles thut er aus Grundsatz. Der Kon-
sumverein ist für direkten Verkehr zwischen dem Produzenten und dem
Konsumenten. So auch für direkten Unterricht des Kindes durch die
Eltern und ebenso für direkte Mitwirkung des Volkes bei der Gesetz-
gebung. Mit großer Konsequenz und Beharrlichkeit besteht die Ge-
sellschaft nur auf diesen Grundsätzen und steht in dieser Hinsicht ganz
einzig da.

* Schulwesen. Die landwirthschaftlichen Schulen in Bayern
wurden im Jahre 1868/69 von 5940 Schülern besucht. Hiervon
treffen auf die Centralschule Weihenstephan 100, auf die landwirth-
schaftliche Schule Lichtenhof und die landwirthschaftlichen Abtheilungen
der Gewerbschulen 135, auf die Ackerbauschulen 127, auf die Spezial-
schulen 84 und auf die Fortbildungsschulen 5044.

* Die Frauen als Lehrerinnen. Die „Neuen Bahnen“, das
Organ des allgemeinen deutschen Frauen=Vereins schreiben: „Wo es
sich um die Einführung von Lehrerinnen handelt, heißt es gewöhnlich:
sie paßten nur für die kleinsten Klassen. Ein Gutachten der Schul-
Deputation Jauer ( Preußen ) spricht sich jetzt umgekehrt aus wie folgt:
„Zur Erziehung in den ersten Jahren des Schulbesuches sind männliche
Lehrer besser als weibliche. Erst wenn die Erziehung einige Grund-
lagen gewonnen, seien Lehrerinnen zu verwenden.“ Uns scheint, man
gibt auch in dieser Frage die Gutachten immer so ab, wie sie passen
( im vorliegenden Falle handelt es sich auch darum, Schulschwestern, d. h.
Nonnen zu entfernen ) ; man sagt in der Regel, wo Frauen den Ele-
mentarunterricht vielleicht erhalten könnten: dazu passen sie nicht,
sondern nur für ältere Mädchen, und wo sie diese unterrichten könnten,
heißt es: sie passen nur für den Elementarunterricht. Wir ziehen
unsererseits aus solchen Gutachten den Schluß: die weiblichen Lehrer
passen eben für alle Klassen.“

* Lebensversicherung. Die preußischen Land= und Marine-
offiziere beabsichtigen eine Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit zu
gründen. Der König hat 300,000 Thaler zur Gesellschaftskasse
gezeichnet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0003"/><cb n="8254"/>
Juden; 49 sind Bekenner anderer Religionen. Dem Beruf nach<lb/>
zerfiel die Bevölkerung in folgende Klassen: Von Landwirthschaft, Vieh-<lb/>
zucht, Weinbau und Gärtnerei lebten 48 pCt. Die Besitzenden mit<lb/>
ihren Angehörigen zählten 5,761,436 und die Arbeiter mit ihren<lb/>
Angehörigen zählten 5,766,004; von Forstwissenschaft und Jagd<lb/>
lebten 128,865; von Fischerei 53,243; Bergbau und Hüttenwesen<lb/>
628,284 ( 2,6 pCt. ) ; von der großen und kleinen Jndustrie incl.<lb/>
Bauwesen lebten 23 pCt. Die Zahl der selbstthätigen Fabrikbesitzer<lb/>
und Meister ist 821,588; die Zahl der Gesellen, Arbeiter ( beiderlei<lb/>
Geschlechtes ) und Lehrlinge ist 3,158,218; vom Handel leben 3,5 pCt.,<lb/>
vom Verkehr 1,8 pCt. <abbr>ec.</abbr>, 1 pCt. waren Rentier. Die Zahl der<lb/>
selbstthätigen aller Klassen betrug 6,528,951 männliche und 2,596,652<lb/>
weibliche, zusammen 9,125,593 Einwohner.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#sup">*</hi> Zur Statistik des deutschen Buchhandels. Mit Leipzig<lb/>
stehen 2083 Sortimentsbuchhandlungen in Verbindung. Dieselben<lb/>
vertheilen sich auf 39 verschiedene Länder und auf 795 Städte;<lb/>
hiervon kommen auf Preußen 826 Firmen, auf Oestreich 285, auf<lb/>
Sachsen 207, auf Bayern 152 <abbr>ec.</abbr> -- Berlin hat 99 Sortiments-<lb/>
buchhandlungen, Leipzig 88, Hamburg 36, Wien 35, Breslau 26,<lb/>
Dresden 24, Prag 24. -- Seit Einführung der Gewerbefreiheit ist<lb/>
eine außerordentliche Vermehrung der Firmen eingetreten.</p><lb/>
          <p>-- <hi rendition="#g">Leipzigs Buchhandel.</hi> Die Bedeutung des Leipziger<lb/>
Buchhandels läßt sich aus nachstehenden Zahlen ersehen. Es wurden<lb/>
von Leipzig an Büchern versendet</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>im Jahr 1865</cell>
              <cell>124,900 Ctr.</cell>
              <cell>1867</cell>
              <cell>129,300 Ctr.</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>&#x201E; &#x201E; 1866</cell>
              <cell>116,900 &#x201E;</cell>
              <cell>1868 </cell>
              <cell>138,200 &#x201E;</cell>
            </row>
          </table><lb/>
          <p>Die versendeten Neuigkeiten betrugen</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>1865 </cell>
              <cell>11,719 Nummern</cell>
              <cell>1867</cell>
              <cell>12,064 Nummern.</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>1866</cell>
              <cell>10,756 &#x201E;</cell>
              <cell>1868</cell>
              <cell>12,936 &#x201E;</cell>
            </row>
          </table><lb/>
          <p>Die Summen für den Baarbezug betrugen</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>1865</cell>
              <cell>1,876,000 Thlr.</cell>
              <cell>1867</cell>
              <cell>2,182,000 Thlr.</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>1866</cell>
              <cell>1,767,000 &#x201E; </cell>
              <cell>1868</cell>
              <cell>2,297,000 &#x201E;</cell>
            </row>
          </table><lb/>
          <p>die für den Bezug in Rechnung</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>1865</cell>
              <cell>3,510,000 Thlr.</cell>
              <cell>1867 </cell>
              <cell>3,546,000 Thlr.</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>1866</cell>
              <cell>3,150,000 &#x201E;</cell>
              <cell>1868</cell>
              <cell>3,607,000 &#x201E;</cell>
            </row>
          </table><lb/>
          <p>Die Vergleichung der beiden letzten Zahlenreihen zeigt die bemerkens-<lb/>
werthe Erscheinung, daß der Baarbezug in rascherem Wachsthum be-<lb/>
griffen ist als der Bezug in Rechnung. Der letztere verhält sich zu<lb/>
dem ersteren</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>im Jahr 1865</cell>
              <cell>==</cell>
              <cell>1: 0,53</cell>
              <cell>im Jahr 1867</cell>
              <cell>==</cell>
              <cell>1: 0,61</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>&#x201E; &#x201E; 1866</cell>
              <cell>== </cell>
              <cell>1: 0,67</cell>
              <cell>&#x201E; &#x201E; 1868</cell>
              <cell>== </cell>
              <cell>1: 0,64</cell>
            </row>
          </table><lb/>
          <p>Es ist zu hoffen, daß diese erfreulichen Wahrnehmungen, welche den,<lb/>
in unseren gesammten Handelsverhältnissen anzustrebenden Fortschritt<lb/>
von der Kreditwirthschaft zur Baarwirthschaft bezeichnen, immer um-<lb/>
fassender hervortreten werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#sup">*</hi> Mortalitätsstatistik. Nach dem &#x201E;Wochenblatte für medici-<lb/>
nische Statistik&#x201C; sind in der Woche vom 11. bis 17. Febr. in den<lb/>
17 deutschen Städten, welche regelmäßig ihre Mortalitätsstatistik ein-<lb/>
senden, 1351 Personen gestorben oder 65 auf 100,000 Einwohner.<lb/>
Dagegen in London 50, Paris 68, Wien 53, Florenz 117. Von<lb/>
den Sterbefällen unter 5 Jahren erreichte den höchsten Satz ( auf je<lb/>
10,000 ) Mainz mit 41, den niedrigsten hatte Frankfurt a. M. mit<lb/>
10. Von 10,000 Einwohnern über 5 Jahren starben am meisten<lb/>
in Köln ( 9,3 ) , am wenigsten in Kiel ( 1,6 ) . Frankfurt nimmt die<lb/>
fünfte Stelle ein mit 3,7, in Berlin starben 4,0, in Darmstadt 3,6,<lb/>
in Mainz 5,1, in Hanau 4,1. Die wiederum gesteigerte Sterblich-<lb/>
keit ist vorzugsweise den Entzündungen der Athmungsorgane zuzu-<lb/>
schreiben, welche 201 Todesfälle ( 39 mehr als in der Vorwoche )<lb/>
veranlaßten. An phtysischen Krankheiten starben 305 Personen ( 12<lb/>
mehr als in der Vorwoche ) . Von den epidemischen ist die <hi rendition="#aq">Erysipelas</hi><lb/>
in Frankfurt a. M. und in Hanau je 5mal, in Elberfeld und Darm-<lb/>
stadt je 1mal beobachtet. Ferner sind Erkrankungen an Blattern im<lb/>
Allerheiligen=Hospital zu Berlin 5mal, im Pocken=Lazareth zu Berlin<lb/>
10mal, im Rochus=Hospital zu Mainz 1mal ( aus Frankfurt einge-<lb/>
schleppt ) und 1mal in Darmstadt notirt. Die Masern veranlaßten<lb/>
9 ( 7 in Berlin ) , das Scharlachfieber 10 Todesfälle ( davon 6 in<lb/>
Hamburg ) . Jn London starben 103 Personen am Scharlachfieber<lb/>
und in Paris 83 an Blattern.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#sup">*</hi> Konsumvereine. Der Konsumverein in <hi rendition="#g">Ulm</hi> hat 308 Mit-<lb/>
glieder. Der Umsatz im Ladengeschäfte betrug 23,028 fl. 46 kr.,<lb/>
in Wein 4177 fl. 49 kr., in Brennmaterial 266 fl. 59 kr. Bei<lb/>
62 Kaufleuten kamen für 35,163 fl. 7 kr. Marken zur Umwechs-<lb/><cb n="8255"/>
lung. Es wurde eine Dividende von 5 pCt. vertheilt. Reserve-<lb/>
fonds 1537 fl.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p>-- <hi rendition="#g">Der große Konsum=Verein in Zürich.</hi> Welche glän-<lb/>
zende Resultate das Genossenschaftswesen herbeizuführen vermag, wenn<lb/>
zur Begründung genügende Mittel vorhanden sind, beweist dieser<lb/>
Verein. Derselbe hat seinen Hauptsitz in einem großen und beque-<lb/>
men Gebäude, das geschmackvoll in verschiedene Abtheilungen für die<lb/>
verschiedenen Vorräthe eingetheilt ist. Dies ist die Niederlage engros<lb/>
der Gesellschaft; von ihr ausstrahlend gehen die zwölf Geschäfte für<lb/>
Detailverkauf aus. Diese Association unterscheidet sich in verschie-<lb/>
denen Dingen von jedem anderen Konsumverein in Europa. Sie hat<lb/>
keine Schulden und ihr Besitzthum beläuft sich auf 567,000 Francs;<lb/>
sie zählt 2300 Mitglieder, besitzt ein Jnventar im Werthe von<lb/>
77,574 Frcs., und für 7000 Frcs. Pferde, Wagen, Geräthschaften.<lb/>
Jhre monatlichen Baareinnahmen betragen durchschnittlich 117,204 Frcs.<lb/>
und sie setzt einen besonderen Stolz darein, ihren Mitgliedern nur<lb/>
zwei Prozent Dividende zu zahlen. Die zwölf Detailgeschäfte oder<lb/>
Zweigverkaufsläden sind in passenden Lokalitäten über die ganze Stadt<lb/>
verbreitet und haben unter den Krämern und Kleinhändlern dieselbe<lb/>
Opposition zu bekämpfen, wie sie ähnlichen Unternehmungen in Eng-<lb/>
land und anderwärts entgegentritt. Der Züricher Verein repräsentirt<lb/>
und versorgt 9200 Personen oder fast ein Fünftel sämmtlicher Ein-<lb/>
wohner der Stadt; der Verein ist im starken Wachsthum begriffen<lb/>
und verspricht binnen Kurzem sämmtliche Einwohner Zürichs mit<lb/>
billigen Eßwaaren zu versehen. Er besitzt eine große Bäckerei; hat<lb/>
ausgedehnte Kellereien, aus denen ein guter Wein sehr billig verkauft<lb/>
wird, und so durchweg. -- Der Richtung folgend, die solche Ge-<lb/>
nossenschaften stets in England einschlagen, besitzt der Verein, obgleich<lb/>
erst einige Jahre alt, ein Lesezimmer und eine Bibliothek, und hofft<lb/>
bald eine genossenschaftliche Schule zu gründen. Außer dem außer-<lb/>
ordentlichen großen Vortheil, den dieser Verein in jeder praktischen<lb/>
Hinsicht gewährt, rühmt er sich noch eines andern, nicht minder großen:<lb/>
der volkswirthschaftlich=politischen Bewegung, die er bei seinen Mit-<lb/>
gliedern befördert. Es ist nämlich gegen die Grundsätze des Züricher<lb/>
Konsumvereins, große Dividenden zu vertheilen. Auf der andern Seite<lb/>
ist er nicht exclusiv, sondern verkauft der ganzen Welt zu denselben<lb/>
Preisen, wie seinen Mitgliedern. Er kauft enorme Mengen von Lebens-<lb/>
mitteln zu Engros=Preisen auf, und verkauft sie im Kleingeschäft zu<lb/>
denselben Preisen, indem er nur die laufenden Verkehrskosten dazu<lb/>
schlägt; er ist deshalb ein gefährlicher Feind für alle Kleinkrämer<lb/>
und Höker jeder Art. Dies Alles thut er aus Grundsatz. Der Kon-<lb/>
sumverein ist für direkten Verkehr zwischen dem Produzenten und dem<lb/>
Konsumenten. So auch für direkten Unterricht des Kindes durch die<lb/>
Eltern und ebenso für direkte Mitwirkung des Volkes bei der Gesetz-<lb/>
gebung. Mit großer Konsequenz und Beharrlichkeit besteht die Ge-<lb/>
sellschaft nur auf diesen Grundsätzen und steht in dieser Hinsicht ganz<lb/>
einzig da.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#sup">*</hi> Schulwesen. Die landwirthschaftlichen Schulen in <hi rendition="#g">Bayern</hi><lb/>
wurden im Jahre 1868/69 von 5940 Schülern besucht. Hiervon<lb/>
treffen auf die Centralschule Weihenstephan 100, auf die landwirth-<lb/>
schaftliche Schule Lichtenhof und die landwirthschaftlichen Abtheilungen<lb/>
der Gewerbschulen 135, auf die Ackerbauschulen 127, auf die Spezial-<lb/>
schulen 84 und auf die Fortbildungsschulen 5044.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#sup">*</hi> Die Frauen als Lehrerinnen. Die &#x201E;Neuen Bahnen&#x201C;, das<lb/>
Organ des allgemeinen deutschen Frauen=Vereins schreiben: &#x201E;Wo es<lb/>
sich um die Einführung von Lehrerinnen handelt, heißt es gewöhnlich:<lb/>
sie paßten nur für die kleinsten Klassen. Ein Gutachten der Schul-<lb/>
Deputation Jauer ( Preußen ) spricht sich jetzt umgekehrt aus wie folgt:<lb/>
&#x201E;Zur Erziehung in den ersten Jahren des Schulbesuches sind männliche<lb/>
Lehrer besser als weibliche. Erst wenn die Erziehung einige Grund-<lb/>
lagen gewonnen, seien Lehrerinnen zu verwenden.&#x201C; Uns scheint, man<lb/>
gibt auch in dieser Frage die Gutachten immer so ab, wie sie passen<lb/>
( im vorliegenden Falle handelt es sich auch darum, Schulschwestern, d. h.<lb/>
Nonnen zu entfernen ) ; man sagt in der Regel, wo Frauen den Ele-<lb/>
mentarunterricht vielleicht erhalten könnten: dazu passen sie nicht,<lb/>
sondern nur für ältere Mädchen, und wo sie diese unterrichten könnten,<lb/>
heißt es: sie passen nur für den Elementarunterricht. Wir ziehen<lb/>
unsererseits aus solchen Gutachten den Schluß: die weiblichen Lehrer<lb/>
passen eben für alle Klassen.&#x201C;</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#sup">*</hi> Lebensversicherung. Die preußischen Land= und Marine-<lb/>
offiziere beabsichtigen eine Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit zu<lb/>
gründen. Der König hat 300,000 Thaler zur Gesellschaftskasse<lb/>
gezeichnet.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0003] Juden; 49 sind Bekenner anderer Religionen. Dem Beruf nach zerfiel die Bevölkerung in folgende Klassen: Von Landwirthschaft, Vieh- zucht, Weinbau und Gärtnerei lebten 48 pCt. Die Besitzenden mit ihren Angehörigen zählten 5,761,436 und die Arbeiter mit ihren Angehörigen zählten 5,766,004; von Forstwissenschaft und Jagd lebten 128,865; von Fischerei 53,243; Bergbau und Hüttenwesen 628,284 ( 2,6 pCt. ) ; von der großen und kleinen Jndustrie incl. Bauwesen lebten 23 pCt. Die Zahl der selbstthätigen Fabrikbesitzer und Meister ist 821,588; die Zahl der Gesellen, Arbeiter ( beiderlei Geschlechtes ) und Lehrlinge ist 3,158,218; vom Handel leben 3,5 pCt., vom Verkehr 1,8 pCt. ec., 1 pCt. waren Rentier. Die Zahl der selbstthätigen aller Klassen betrug 6,528,951 männliche und 2,596,652 weibliche, zusammen 9,125,593 Einwohner. * Zur Statistik des deutschen Buchhandels. Mit Leipzig stehen 2083 Sortimentsbuchhandlungen in Verbindung. Dieselben vertheilen sich auf 39 verschiedene Länder und auf 795 Städte; hiervon kommen auf Preußen 826 Firmen, auf Oestreich 285, auf Sachsen 207, auf Bayern 152 ec. -- Berlin hat 99 Sortiments- buchhandlungen, Leipzig 88, Hamburg 36, Wien 35, Breslau 26, Dresden 24, Prag 24. -- Seit Einführung der Gewerbefreiheit ist eine außerordentliche Vermehrung der Firmen eingetreten. -- Leipzigs Buchhandel. Die Bedeutung des Leipziger Buchhandels läßt sich aus nachstehenden Zahlen ersehen. Es wurden von Leipzig an Büchern versendet im Jahr 1865 124,900 Ctr. 1867 129,300 Ctr. „ „ 1866 116,900 „ 1868 138,200 „ Die versendeten Neuigkeiten betrugen 1865 11,719 Nummern 1867 12,064 Nummern. 1866 10,756 „ 1868 12,936 „ Die Summen für den Baarbezug betrugen 1865 1,876,000 Thlr. 1867 2,182,000 Thlr. 1866 1,767,000 „ 1868 2,297,000 „ die für den Bezug in Rechnung 1865 3,510,000 Thlr. 1867 3,546,000 Thlr. 1866 3,150,000 „ 1868 3,607,000 „ Die Vergleichung der beiden letzten Zahlenreihen zeigt die bemerkens- werthe Erscheinung, daß der Baarbezug in rascherem Wachsthum be- griffen ist als der Bezug in Rechnung. Der letztere verhält sich zu dem ersteren im Jahr 1865 == 1: 0,53 im Jahr 1867 == 1: 0,61 „ „ 1866 == 1: 0,67 „ „ 1868 == 1: 0,64 Es ist zu hoffen, daß diese erfreulichen Wahrnehmungen, welche den, in unseren gesammten Handelsverhältnissen anzustrebenden Fortschritt von der Kreditwirthschaft zur Baarwirthschaft bezeichnen, immer um- fassender hervortreten werden. * Mortalitätsstatistik. Nach dem „Wochenblatte für medici- nische Statistik“ sind in der Woche vom 11. bis 17. Febr. in den 17 deutschen Städten, welche regelmäßig ihre Mortalitätsstatistik ein- senden, 1351 Personen gestorben oder 65 auf 100,000 Einwohner. Dagegen in London 50, Paris 68, Wien 53, Florenz 117. Von den Sterbefällen unter 5 Jahren erreichte den höchsten Satz ( auf je 10,000 ) Mainz mit 41, den niedrigsten hatte Frankfurt a. M. mit 10. Von 10,000 Einwohnern über 5 Jahren starben am meisten in Köln ( 9,3 ) , am wenigsten in Kiel ( 1,6 ) . Frankfurt nimmt die fünfte Stelle ein mit 3,7, in Berlin starben 4,0, in Darmstadt 3,6, in Mainz 5,1, in Hanau 4,1. Die wiederum gesteigerte Sterblich- keit ist vorzugsweise den Entzündungen der Athmungsorgane zuzu- schreiben, welche 201 Todesfälle ( 39 mehr als in der Vorwoche ) veranlaßten. An phtysischen Krankheiten starben 305 Personen ( 12 mehr als in der Vorwoche ) . Von den epidemischen ist die Erysipelas in Frankfurt a. M. und in Hanau je 5mal, in Elberfeld und Darm- stadt je 1mal beobachtet. Ferner sind Erkrankungen an Blattern im Allerheiligen=Hospital zu Berlin 5mal, im Pocken=Lazareth zu Berlin 10mal, im Rochus=Hospital zu Mainz 1mal ( aus Frankfurt einge- schleppt ) und 1mal in Darmstadt notirt. Die Masern veranlaßten 9 ( 7 in Berlin ) , das Scharlachfieber 10 Todesfälle ( davon 6 in Hamburg ) . Jn London starben 103 Personen am Scharlachfieber und in Paris 83 an Blattern. * Konsumvereine. Der Konsumverein in Ulm hat 308 Mit- glieder. Der Umsatz im Ladengeschäfte betrug 23,028 fl. 46 kr., in Wein 4177 fl. 49 kr., in Brennmaterial 266 fl. 59 kr. Bei 62 Kaufleuten kamen für 35,163 fl. 7 kr. Marken zur Umwechs- lung. Es wurde eine Dividende von 5 pCt. vertheilt. Reserve- fonds 1537 fl. -- Der große Konsum=Verein in Zürich. Welche glän- zende Resultate das Genossenschaftswesen herbeizuführen vermag, wenn zur Begründung genügende Mittel vorhanden sind, beweist dieser Verein. Derselbe hat seinen Hauptsitz in einem großen und beque- men Gebäude, das geschmackvoll in verschiedene Abtheilungen für die verschiedenen Vorräthe eingetheilt ist. Dies ist die Niederlage engros der Gesellschaft; von ihr ausstrahlend gehen die zwölf Geschäfte für Detailverkauf aus. Diese Association unterscheidet sich in verschie- denen Dingen von jedem anderen Konsumverein in Europa. Sie hat keine Schulden und ihr Besitzthum beläuft sich auf 567,000 Francs; sie zählt 2300 Mitglieder, besitzt ein Jnventar im Werthe von 77,574 Frcs., und für 7000 Frcs. Pferde, Wagen, Geräthschaften. Jhre monatlichen Baareinnahmen betragen durchschnittlich 117,204 Frcs. und sie setzt einen besonderen Stolz darein, ihren Mitgliedern nur zwei Prozent Dividende zu zahlen. Die zwölf Detailgeschäfte oder Zweigverkaufsläden sind in passenden Lokalitäten über die ganze Stadt verbreitet und haben unter den Krämern und Kleinhändlern dieselbe Opposition zu bekämpfen, wie sie ähnlichen Unternehmungen in Eng- land und anderwärts entgegentritt. Der Züricher Verein repräsentirt und versorgt 9200 Personen oder fast ein Fünftel sämmtlicher Ein- wohner der Stadt; der Verein ist im starken Wachsthum begriffen und verspricht binnen Kurzem sämmtliche Einwohner Zürichs mit billigen Eßwaaren zu versehen. Er besitzt eine große Bäckerei; hat ausgedehnte Kellereien, aus denen ein guter Wein sehr billig verkauft wird, und so durchweg. -- Der Richtung folgend, die solche Ge- nossenschaften stets in England einschlagen, besitzt der Verein, obgleich erst einige Jahre alt, ein Lesezimmer und eine Bibliothek, und hofft bald eine genossenschaftliche Schule zu gründen. Außer dem außer- ordentlichen großen Vortheil, den dieser Verein in jeder praktischen Hinsicht gewährt, rühmt er sich noch eines andern, nicht minder großen: der volkswirthschaftlich=politischen Bewegung, die er bei seinen Mit- gliedern befördert. Es ist nämlich gegen die Grundsätze des Züricher Konsumvereins, große Dividenden zu vertheilen. Auf der andern Seite ist er nicht exclusiv, sondern verkauft der ganzen Welt zu denselben Preisen, wie seinen Mitgliedern. Er kauft enorme Mengen von Lebens- mitteln zu Engros=Preisen auf, und verkauft sie im Kleingeschäft zu denselben Preisen, indem er nur die laufenden Verkehrskosten dazu schlägt; er ist deshalb ein gefährlicher Feind für alle Kleinkrämer und Höker jeder Art. Dies Alles thut er aus Grundsatz. Der Kon- sumverein ist für direkten Verkehr zwischen dem Produzenten und dem Konsumenten. So auch für direkten Unterricht des Kindes durch die Eltern und ebenso für direkte Mitwirkung des Volkes bei der Gesetz- gebung. Mit großer Konsequenz und Beharrlichkeit besteht die Ge- sellschaft nur auf diesen Grundsätzen und steht in dieser Hinsicht ganz einzig da. * Schulwesen. Die landwirthschaftlichen Schulen in Bayern wurden im Jahre 1868/69 von 5940 Schülern besucht. Hiervon treffen auf die Centralschule Weihenstephan 100, auf die landwirth- schaftliche Schule Lichtenhof und die landwirthschaftlichen Abtheilungen der Gewerbschulen 135, auf die Ackerbauschulen 127, auf die Spezial- schulen 84 und auf die Fortbildungsschulen 5044. * Die Frauen als Lehrerinnen. Die „Neuen Bahnen“, das Organ des allgemeinen deutschen Frauen=Vereins schreiben: „Wo es sich um die Einführung von Lehrerinnen handelt, heißt es gewöhnlich: sie paßten nur für die kleinsten Klassen. Ein Gutachten der Schul- Deputation Jauer ( Preußen ) spricht sich jetzt umgekehrt aus wie folgt: „Zur Erziehung in den ersten Jahren des Schulbesuches sind männliche Lehrer besser als weibliche. Erst wenn die Erziehung einige Grund- lagen gewonnen, seien Lehrerinnen zu verwenden.“ Uns scheint, man gibt auch in dieser Frage die Gutachten immer so ab, wie sie passen ( im vorliegenden Falle handelt es sich auch darum, Schulschwestern, d. h. Nonnen zu entfernen ) ; man sagt in der Regel, wo Frauen den Ele- mentarunterricht vielleicht erhalten könnten: dazu passen sie nicht, sondern nur für ältere Mädchen, und wo sie diese unterrichten könnten, heißt es: sie passen nur für den Elementarunterricht. Wir ziehen unsererseits aus solchen Gutachten den Schluß: die weiblichen Lehrer passen eben für alle Klassen.“ * Lebensversicherung. Die preußischen Land= und Marine- offiziere beabsichtigen eine Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit zu gründen. Der König hat 300,000 Thaler zur Gesellschaftskasse gezeichnet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0671_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0671_1870/3
Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 671. Frankfurt a. M., 11. März 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0671_1870/3>, abgerufen am 03.12.2024.