Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 1. Rudolstadt, 3. Januar 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] britanien selbst denn Fluch der Sclaverei aufdrang, so sehen wir,
daß sie sich nicht scheut, Deutsche als Arbeiter für die westindi-
schen Kolonien zu werben. Wenige gingen in die Schlinge,
die ihnen den Tod brachte. Jn Südamerika schreiten wir
neben dem sich überall öffnenden Abgrunde der Revolution und
des Bürgerkrieges durch die La Plata- und die übrigen soge-
nannten Freistaaten hin, in deren keinem wir einen Punkt erblicken,
auf welchem dem Einwanderer Sicherheit für seine Person und
für sein Eigenthum geboten wird. Wir haben daher zu verschie-
denen Malen vor der Uebersiedelung dahin gewarnt, und müssen
diese Warnung auch für so lange noch auf Brasilien aus-
dehnen, bis dort dem Fremden Garantieen geboten werden, die
ihn zum Bürger, nicht blos zum im Reiche Geduldeten machen.
Jn Mittel = Amerika ward von Belgien aus die Gründung
einer Kolonie in Guatemala versucht, von Preußen eine solche
an der Musquito-Küste. Beide Unternehmungen scheiterten
völlig. Nach den Bermudas=Jnseln sind erst vor Kurzem
die ersten Deutschen übergesiedelt, von denen wir ehestens Nachricht
erwarten dürfen, welche wir dann zur Vervollständigung der bereits
gegebenen Beschreibung dieser, der englischen Krone gehörenden,
an der Nordostküste Amerika's liegenden Jnselgruppe, sofort mit-
theilen werden. Zu den Besitzungen Großbritanniens in Nord-
Amerika gehören ferner noch: der nördliche Theil des Oregon-
Gebietes, der, gleich dem südlichen, zu den nordamerikanischen
Freistaaten gehörenden Theile, fast noch gar nicht bewohnt ist und
erst dann für deutsche Auswanderungen in Betracht kommen wird,
wenn die Pioniere und die Squatters des fernen Westens der
Civilisation den Weg dahin gebahnt haben werden. Das britische
Nordamerika besteht endlich noch aus Unter- und Ober=Canada,
Neu=Schottland
und Neu=Braunschweig. Von diesen
sind Ober=Canada und Neu=Braunschweig, ihres gesunden Klima's
wegen, am meisten für deutsche Niederlassungen geeignet; weil
aber die langen Winter die Feldarbeiten auf wenige Monate zu-
sammendrängen, und bewirken, daß der Landmann sein Vieh 7
bis 8 Monate lang im Stalle halten, also in den kurzen Sommern
noch einen großen Theil seiner ohnehin äußerst beschränkten Zeit auf
Gewinnung von Viehfutter verwenden muß, so haben wir sie den Deut-
schen nicht empfehlen zu dürfen geglaubt. Californien, welches zur
Zeit noch einen Theil der merikanischen Republik bildet, allem
Anscheine nach aber in nächster Zukunft schon an die Vereinigten
Staaten von Nordamerika fallen wird, wurde von uns als ein
üppiges, für die Auswanderung höchst beachtenswerthes Land ge-
schildert, welches zwar für jetzt noch erst wenige, aus den Frei-
staaten eingewanderte Ansiedler zählt, bald aber auch wohl von
Deutschen zur neuen Heimath auserkoren werden wird. Von den
Vereinigten Staaten von Nordamerika, als Auswanderungs-
ziel des deutschen Landmannes, brachte No. 22 eine, wenn gleich
kurze, so doch getreue Skizze, welche wir beflissen sind bis ins
kleinste Detail nach und nach weiter auszuführen. Aus dem,
was wir seit dem Entstehen unserer Zeitschrift über die einzelnen
Staaten und Gebiete der Union berichteten, geht, wenn wir das
Gesagte nochmals kurz wiederholen, hervor, daß das von uns,
[Spaltenumbruch] wie vorstehend erwähnt, gegen deutsche Ansiedelungen in Ober-
Canada und Neu = Braunschweig Angeführte, in gleichem Maße
auf die Staaten Maine, New=Hampshire, Vermont,
Rhode=Jsland
und Connecticut Anwendung findet. Der
Staat Newyork, dessen Hauptstadt der Landungsplatz fast
aller von Deutschland nach Nordamerika Auswandernden ist, zieht
nicht allein als derjenige Punkt, von welchem aus wir dem Ein-
wanderer bis auf die Scholle folgen, der er seine eigene und die
Zukunft seiner Familie anvertraut, unsere Aufmerksamkeit auf sich,
sondern er birgt selbst auch in seinen großen und kleinen Städten
und auf dem Lande eine große Anzahl Deutscher, über deren
Schicksal wir manche interessante Nachricht brachten. Unsere topo-
graphischen Nachrichten über diesen Staat, welche sich bisher nur
auf einige Cantone erstreckten, werden wir nach und nach ver-
vollständigen. Ueber New=Jersey haben wir ebenfalls aus-
führliche Nachricht gegeben, sowohl hinsichtlich seines Klimas wie
seiner industriellen, agronomischen und merkantilischen Verhältnisse,
worin wir durch Briefe dort angesiedelter Deutscher kräftig unter-
stützt worden. Pennsylvanien haben wir in gleicher Weise
besprochen, so auch Delawara, welches, wie wir näher nach-
wiesen, nur in seinen nördlichen Theilen gesund ist. Ueber Mary-
land
gab ein aus kundiger Feder geflossener Aufsatz in No. 34
höchst beachtenswerthe Aufschlüsse; über Virginien, Süd=Ca-
rolina,
den größten Theil von Nord=Carolina, Georgia,
Florida, Alabama, Mississippi, Arkansas
und Loui-
siana
waren unsere Berichte nur kurz, weil das ungesunde Klima
dieser Staaten der deutschen Ansiedelung in ihnen unüberwindliche
Schwierigkeiten in den Weg legt. Jn unseren verschiedenen Be-
sprechungen des Staates Tennessee haben wir den Osten als
fruchtbar und für Deutsche gesund empfohlen und uns dabei be-
sonders günstig über Lage und Beschaffenheit der der Tennessee-
Kolonisations = Gesellschaft gehörenden Ländereien ausgesprochen.
Briefe von in jener Gegend lebenden Deutschen gaben ein dem
unsrigen gleiches Urtheil ab. Von Kentucky haben wir eben-
falls genau die für deutsche Einwanderer günstigen Gegenden an-
gegeben. Ohio ist nicht allein in mehreren Artikeln dieser Zeitung
besprochen worden, sondern wir hatten auch Gelegenheit unsern
Lesern eine Reihe interessanter Briefe aus verschiedenen Gegenden
dieses Staates zu bringen, nach welchen die klimatischen, socialen,
agronomischen und merkantilischen Verhältnisse daselbst kaum
etwas zu wünschen übrig lassen. Die von uns gebrachten
Nachrichten über Jndiana beweisen, gleich denen über Jlli-
nois,
daß in vielen Theilen dieser Staaten Fieber herr-
schen, weßhalb wir auf diejenigen Cantone aufmerksam machten,
welche von diesem Uebel verschont sind. So günstig wir uns
über Missouri's für den Acker = wie für den Bergbau höchst
ergiebigen Boden aussprechen mußten, so ungünstig lautete unser
Urtheil über das dort herrschende Klima. Michigan, gleich
sehr durch fast durchgängig fruchtbaren Boden und durch eine
höchst vortheilhafte Lage ausgezeichnet, konnte ebenfalls von uns
nicht als ein sich in allen seinen Theilen eines gesunden Klima's
und guten, der Gesundheit zuträglichen Trinkwassers erfreuender

[Spaltenumbruch] britanien selbst denn Fluch der Sclaverei aufdrang, so sehen wir,
daß sie sich nicht scheut, Deutsche als Arbeiter für die westindi-
schen Kolonien zu werben. Wenige gingen in die Schlinge,
die ihnen den Tod brachte. Jn Südamerika schreiten wir
neben dem sich überall öffnenden Abgrunde der Revolution und
des Bürgerkrieges durch die La Plata- und die übrigen soge-
nannten Freistaaten hin, in deren keinem wir einen Punkt erblicken,
auf welchem dem Einwanderer Sicherheit für seine Person und
für sein Eigenthum geboten wird. Wir haben daher zu verschie-
denen Malen vor der Uebersiedelung dahin gewarnt, und müssen
diese Warnung auch für so lange noch auf Brasilien aus-
dehnen, bis dort dem Fremden Garantieen geboten werden, die
ihn zum Bürger, nicht blos zum im Reiche Geduldeten machen.
Jn Mittel = Amerika ward von Belgien aus die Gründung
einer Kolonie in Guatemala versucht, von Preußen eine solche
an der Musquito-Küste. Beide Unternehmungen scheiterten
völlig. Nach den Bermudas=Jnseln sind erst vor Kurzem
die ersten Deutschen übergesiedelt, von denen wir ehestens Nachricht
erwarten dürfen, welche wir dann zur Vervollständigung der bereits
gegebenen Beschreibung dieser, der englischen Krone gehörenden,
an der Nordostküste Amerika's liegenden Jnselgruppe, sofort mit-
theilen werden. Zu den Besitzungen Großbritanniens in Nord-
Amerika gehören ferner noch: der nördliche Theil des Oregon-
Gebietes, der, gleich dem südlichen, zu den nordamerikanischen
Freistaaten gehörenden Theile, fast noch gar nicht bewohnt ist und
erst dann für deutsche Auswanderungen in Betracht kommen wird,
wenn die Pioniere und die Squatters des fernen Westens der
Civilisation den Weg dahin gebahnt haben werden. Das britische
Nordamerika besteht endlich noch aus Unter- und Ober=Canada,
Neu=Schottland
und Neu=Braunschweig. Von diesen
sind Ober=Canada und Neu=Braunschweig, ihres gesunden Klima's
wegen, am meisten für deutsche Niederlassungen geeignet; weil
aber die langen Winter die Feldarbeiten auf wenige Monate zu-
sammendrängen, und bewirken, daß der Landmann sein Vieh 7
bis 8 Monate lang im Stalle halten, also in den kurzen Sommern
noch einen großen Theil seiner ohnehin äußerst beschränkten Zeit auf
Gewinnung von Viehfutter verwenden muß, so haben wir sie den Deut-
schen nicht empfehlen zu dürfen geglaubt. Californien, welches zur
Zeit noch einen Theil der merikanischen Republik bildet, allem
Anscheine nach aber in nächster Zukunft schon an die Vereinigten
Staaten von Nordamerika fallen wird, wurde von uns als ein
üppiges, für die Auswanderung höchst beachtenswerthes Land ge-
schildert, welches zwar für jetzt noch erst wenige, aus den Frei-
staaten eingewanderte Ansiedler zählt, bald aber auch wohl von
Deutschen zur neuen Heimath auserkoren werden wird. Von den
Vereinigten Staaten von Nordamerika, als Auswanderungs-
ziel des deutschen Landmannes, brachte No. 22 eine, wenn gleich
kurze, so doch getreue Skizze, welche wir beflissen sind bis ins
kleinste Detail nach und nach weiter auszuführen. Aus dem,
was wir seit dem Entstehen unserer Zeitschrift über die einzelnen
Staaten und Gebiete der Union berichteten, geht, wenn wir das
Gesagte nochmals kurz wiederholen, hervor, daß das von uns,
[Spaltenumbruch] wie vorstehend erwähnt, gegen deutsche Ansiedelungen in Ober-
Canada und Neu = Braunschweig Angeführte, in gleichem Maße
auf die Staaten Maine, New=Hampshire, Vermont,
Rhode=Jsland
und Connecticut Anwendung findet. Der
Staat Newyork, dessen Hauptstadt der Landungsplatz fast
aller von Deutschland nach Nordamerika Auswandernden ist, zieht
nicht allein als derjenige Punkt, von welchem aus wir dem Ein-
wanderer bis auf die Scholle folgen, der er seine eigene und die
Zukunft seiner Familie anvertraut, unsere Aufmerksamkeit auf sich,
sondern er birgt selbst auch in seinen großen und kleinen Städten
und auf dem Lande eine große Anzahl Deutscher, über deren
Schicksal wir manche interessante Nachricht brachten. Unsere topo-
graphischen Nachrichten über diesen Staat, welche sich bisher nur
auf einige Cantone erstreckten, werden wir nach und nach ver-
vollständigen. Ueber New=Jersey haben wir ebenfalls aus-
führliche Nachricht gegeben, sowohl hinsichtlich seines Klimas wie
seiner industriellen, agronomischen und merkantilischen Verhältnisse,
worin wir durch Briefe dort angesiedelter Deutscher kräftig unter-
stützt worden. Pennsylvanien haben wir in gleicher Weise
besprochen, so auch Delawara, welches, wie wir näher nach-
wiesen, nur in seinen nördlichen Theilen gesund ist. Ueber Mary-
land
gab ein aus kundiger Feder geflossener Aufsatz in No. 34
höchst beachtenswerthe Aufschlüsse; über Virginien, Süd=Ca-
rolina,
den größten Theil von Nord=Carolina, Georgia,
Florida, Alabama, Mississippi, Arkansas
und Loui-
siana
waren unsere Berichte nur kurz, weil das ungesunde Klima
dieser Staaten der deutschen Ansiedelung in ihnen unüberwindliche
Schwierigkeiten in den Weg legt. Jn unseren verschiedenen Be-
sprechungen des Staates Tennessee haben wir den Osten als
fruchtbar und für Deutsche gesund empfohlen und uns dabei be-
sonders günstig über Lage und Beschaffenheit der der Tennessee-
Kolonisations = Gesellschaft gehörenden Ländereien ausgesprochen.
Briefe von in jener Gegend lebenden Deutschen gaben ein dem
unsrigen gleiches Urtheil ab. Von Kentucky haben wir eben-
falls genau die für deutsche Einwanderer günstigen Gegenden an-
gegeben. Ohio ist nicht allein in mehreren Artikeln dieser Zeitung
besprochen worden, sondern wir hatten auch Gelegenheit unsern
Lesern eine Reihe interessanter Briefe aus verschiedenen Gegenden
dieses Staates zu bringen, nach welchen die klimatischen, socialen,
agronomischen und merkantilischen Verhältnisse daselbst kaum
etwas zu wünschen übrig lassen. Die von uns gebrachten
Nachrichten über Jndiana beweisen, gleich denen über Jlli-
nois,
daß in vielen Theilen dieser Staaten Fieber herr-
schen, weßhalb wir auf diejenigen Cantone aufmerksam machten,
welche von diesem Uebel verschont sind. So günstig wir uns
über Missouri's für den Acker = wie für den Bergbau höchst
ergiebigen Boden aussprechen mußten, so ungünstig lautete unser
Urtheil über das dort herrschende Klima. Michigan, gleich
sehr durch fast durchgängig fruchtbaren Boden und durch eine
höchst vortheilhafte Lage ausgezeichnet, konnte ebenfalls von uns
nicht als ein sich in allen seinen Theilen eines gesunden Klima's
und guten, der Gesundheit zuträglichen Trinkwassers erfreuender

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003"/><cb n="5"/>
britanien selbst denn Fluch der Sclaverei aufdrang, so sehen wir,<lb/>
daß sie sich nicht scheut, Deutsche als Arbeiter für die westindi-<lb/>
schen Kolonien zu werben. Wenige gingen in die Schlinge,<lb/>
die ihnen den Tod brachte. Jn <hi rendition="#g">Südamerika</hi> schreiten wir<lb/>
neben dem sich überall öffnenden Abgrunde der Revolution und<lb/>
des Bürgerkrieges durch die <hi rendition="#g">La Plata-</hi> und die übrigen soge-<lb/>
nannten Freistaaten hin, in deren keinem wir einen Punkt erblicken,<lb/>
auf welchem dem Einwanderer Sicherheit für seine Person und<lb/>
für sein Eigenthum geboten wird. Wir haben daher zu verschie-<lb/>
denen Malen vor der Uebersiedelung dahin gewarnt, und müssen<lb/>
diese Warnung auch für so lange noch auf Brasilien aus-<lb/>
dehnen, bis dort dem Fremden Garantieen geboten werden, die<lb/>
ihn zum Bürger, nicht blos zum im Reiche Geduldeten machen.<lb/>
Jn Mittel = Amerika ward von Belgien aus die Gründung<lb/>
einer Kolonie in <hi rendition="#g">Guatemala</hi> versucht, von Preußen eine solche<lb/>
an der <hi rendition="#g">Musquito-</hi>Küste. Beide Unternehmungen scheiterten<lb/>
völlig. Nach den <hi rendition="#g">Bermudas=Jnseln</hi> sind erst vor Kurzem<lb/>
die ersten Deutschen übergesiedelt, von denen wir ehestens Nachricht<lb/>
erwarten dürfen, welche wir dann zur Vervollständigung der bereits<lb/>
gegebenen Beschreibung dieser, der englischen Krone gehörenden,<lb/>
an der Nordostküste Amerika's liegenden Jnselgruppe, sofort mit-<lb/>
theilen werden. Zu den Besitzungen Großbritanniens in Nord-<lb/>
Amerika gehören ferner noch: der nördliche Theil des <hi rendition="#g">Oregon-</hi><lb/>
Gebietes, der, gleich dem südlichen, zu den nordamerikanischen<lb/>
Freistaaten gehörenden Theile, fast noch gar nicht bewohnt ist und<lb/>
erst dann für deutsche Auswanderungen in Betracht kommen wird,<lb/>
wenn die Pioniere und die Squatters des fernen Westens der<lb/>
Civilisation den Weg dahin gebahnt haben werden. Das britische<lb/>
Nordamerika besteht endlich noch aus <hi rendition="#g">Unter-</hi> und <hi rendition="#g">Ober=Canada,<lb/>
Neu=Schottland</hi> und <hi rendition="#g">Neu=Braunschweig.</hi> Von diesen<lb/>
sind Ober=Canada und Neu=Braunschweig, ihres gesunden Klima's<lb/>
wegen, am meisten für deutsche Niederlassungen geeignet; weil<lb/>
aber die langen Winter die Feldarbeiten auf wenige Monate zu-<lb/>
sammendrängen, und bewirken, daß der Landmann sein Vieh 7<lb/>
bis 8 Monate lang im Stalle halten, also in den kurzen Sommern<lb/>
noch einen großen Theil seiner ohnehin äußerst beschränkten Zeit auf<lb/>
Gewinnung von Viehfutter verwenden muß, so haben wir sie den Deut-<lb/>
schen nicht empfehlen zu dürfen geglaubt. Californien, welches zur<lb/>
Zeit noch einen Theil der merikanischen Republik bildet, allem<lb/>
Anscheine nach aber in nächster Zukunft schon an die Vereinigten<lb/>
Staaten von Nordamerika fallen wird, wurde von uns als ein<lb/>
üppiges, für die Auswanderung höchst beachtenswerthes Land ge-<lb/>
schildert, welches zwar für jetzt noch erst wenige, aus den Frei-<lb/>
staaten eingewanderte Ansiedler zählt, bald aber auch wohl von<lb/>
Deutschen zur neuen Heimath auserkoren werden wird. Von den<lb/>
Vereinigten Staaten von Nordamerika, als Auswanderungs-<lb/>
ziel des deutschen Landmannes, brachte <hi rendition="#aq">No</hi>. 22 eine, wenn gleich<lb/>
kurze, so doch getreue Skizze, welche wir beflissen sind bis ins<lb/>
kleinste Detail nach und nach weiter auszuführen. Aus dem,<lb/>
was wir seit dem Entstehen unserer Zeitschrift über die einzelnen<lb/>
Staaten und Gebiete der Union berichteten, geht, wenn wir das<lb/>
Gesagte nochmals kurz wiederholen, hervor, daß das von uns,<lb/><cb n="6"/>
wie vorstehend erwähnt, gegen deutsche Ansiedelungen in Ober-<lb/>
Canada und Neu = Braunschweig Angeführte, in gleichem Maße<lb/>
auf die Staaten <hi rendition="#g">Maine, New=Hampshire, Vermont,<lb/>
Rhode=Jsland</hi> und <hi rendition="#g">Connecticut</hi> Anwendung findet. Der<lb/>
Staat <hi rendition="#g">Newyork,</hi> dessen Hauptstadt der Landungsplatz fast<lb/>
aller von Deutschland nach Nordamerika Auswandernden ist, zieht<lb/>
nicht allein als derjenige Punkt, von welchem aus wir dem Ein-<lb/>
wanderer bis auf die Scholle folgen, der er seine eigene und die<lb/>
Zukunft seiner Familie anvertraut, unsere Aufmerksamkeit auf sich,<lb/>
sondern er birgt selbst auch in seinen großen und kleinen Städten<lb/>
und auf dem Lande eine große Anzahl Deutscher, über deren<lb/>
Schicksal wir manche interessante Nachricht brachten. Unsere topo-<lb/>
graphischen Nachrichten über diesen Staat, welche sich bisher nur<lb/>
auf einige Cantone erstreckten, werden wir nach und nach ver-<lb/>
vollständigen. Ueber <hi rendition="#g">New=Jersey</hi> haben wir ebenfalls aus-<lb/>
führliche Nachricht gegeben, sowohl hinsichtlich seines Klimas wie<lb/>
seiner industriellen, agronomischen und merkantilischen Verhältnisse,<lb/>
worin wir durch Briefe dort angesiedelter Deutscher kräftig unter-<lb/>
stützt worden. <hi rendition="#g">Pennsylvanien</hi> haben wir in gleicher Weise<lb/>
besprochen, so auch <hi rendition="#g">Delawara,</hi> welches, wie wir näher nach-<lb/>
wiesen, nur in seinen nördlichen Theilen gesund ist. Ueber <hi rendition="#g">Mary-<lb/>
land </hi> gab ein aus kundiger Feder geflossener Aufsatz in <hi rendition="#aq">No</hi>. 34<lb/>
höchst beachtenswerthe Aufschlüsse; über <hi rendition="#g">Virginien, Süd=Ca-<lb/>
rolina,</hi> den größten Theil von <hi rendition="#g">Nord=Carolina, Georgia,<lb/>
Florida, Alabama, Mississippi, Arkansas</hi> und <hi rendition="#g">Loui-<lb/>
siana </hi> waren unsere Berichte nur kurz, weil das ungesunde Klima<lb/>
dieser Staaten der deutschen Ansiedelung in ihnen unüberwindliche<lb/>
Schwierigkeiten in den Weg legt. Jn unseren verschiedenen Be-<lb/>
sprechungen des Staates <hi rendition="#g">Tennessee</hi> haben wir den Osten als<lb/>
fruchtbar und für Deutsche gesund empfohlen und uns dabei be-<lb/>
sonders günstig über Lage und Beschaffenheit der der Tennessee-<lb/>
Kolonisations = Gesellschaft gehörenden Ländereien ausgesprochen.<lb/>
Briefe von in jener Gegend lebenden Deutschen gaben ein dem<lb/>
unsrigen gleiches Urtheil ab. Von <hi rendition="#g">Kentucky</hi> haben wir eben-<lb/>
falls genau die für deutsche Einwanderer günstigen Gegenden an-<lb/>
gegeben. <hi rendition="#g">Ohio</hi> ist nicht allein in mehreren Artikeln dieser Zeitung<lb/>
besprochen worden, sondern wir hatten auch Gelegenheit unsern<lb/>
Lesern eine Reihe interessanter Briefe aus verschiedenen Gegenden<lb/>
dieses Staates zu bringen, nach welchen die klimatischen, socialen,<lb/>
agronomischen und merkantilischen Verhältnisse daselbst kaum<lb/>
etwas zu wünschen übrig lassen. Die von uns gebrachten<lb/>
Nachrichten über <hi rendition="#g">Jndiana</hi> beweisen, gleich denen über <hi rendition="#g">Jlli-<lb/>
nois,</hi> daß in vielen Theilen dieser Staaten Fieber herr-<lb/>
schen, weßhalb wir auf diejenigen Cantone aufmerksam machten,<lb/>
welche von diesem Uebel verschont sind. So günstig wir uns<lb/>
über <hi rendition="#g">Missouri's</hi> für den Acker = wie für den Bergbau höchst<lb/>
ergiebigen Boden aussprechen mußten, so ungünstig lautete unser<lb/>
Urtheil über das dort herrschende Klima. <hi rendition="#g">Michigan,</hi> gleich<lb/>
sehr durch fast durchgängig fruchtbaren Boden und durch eine<lb/>
höchst vortheilhafte Lage ausgezeichnet, konnte ebenfalls von uns<lb/>
nicht als ein sich in allen seinen Theilen eines gesunden Klima's<lb/>
und guten, der Gesundheit zuträglichen Trinkwassers erfreuender<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0003] britanien selbst denn Fluch der Sclaverei aufdrang, so sehen wir, daß sie sich nicht scheut, Deutsche als Arbeiter für die westindi- schen Kolonien zu werben. Wenige gingen in die Schlinge, die ihnen den Tod brachte. Jn Südamerika schreiten wir neben dem sich überall öffnenden Abgrunde der Revolution und des Bürgerkrieges durch die La Plata- und die übrigen soge- nannten Freistaaten hin, in deren keinem wir einen Punkt erblicken, auf welchem dem Einwanderer Sicherheit für seine Person und für sein Eigenthum geboten wird. Wir haben daher zu verschie- denen Malen vor der Uebersiedelung dahin gewarnt, und müssen diese Warnung auch für so lange noch auf Brasilien aus- dehnen, bis dort dem Fremden Garantieen geboten werden, die ihn zum Bürger, nicht blos zum im Reiche Geduldeten machen. Jn Mittel = Amerika ward von Belgien aus die Gründung einer Kolonie in Guatemala versucht, von Preußen eine solche an der Musquito-Küste. Beide Unternehmungen scheiterten völlig. Nach den Bermudas=Jnseln sind erst vor Kurzem die ersten Deutschen übergesiedelt, von denen wir ehestens Nachricht erwarten dürfen, welche wir dann zur Vervollständigung der bereits gegebenen Beschreibung dieser, der englischen Krone gehörenden, an der Nordostküste Amerika's liegenden Jnselgruppe, sofort mit- theilen werden. Zu den Besitzungen Großbritanniens in Nord- Amerika gehören ferner noch: der nördliche Theil des Oregon- Gebietes, der, gleich dem südlichen, zu den nordamerikanischen Freistaaten gehörenden Theile, fast noch gar nicht bewohnt ist und erst dann für deutsche Auswanderungen in Betracht kommen wird, wenn die Pioniere und die Squatters des fernen Westens der Civilisation den Weg dahin gebahnt haben werden. Das britische Nordamerika besteht endlich noch aus Unter- und Ober=Canada, Neu=Schottland und Neu=Braunschweig. Von diesen sind Ober=Canada und Neu=Braunschweig, ihres gesunden Klima's wegen, am meisten für deutsche Niederlassungen geeignet; weil aber die langen Winter die Feldarbeiten auf wenige Monate zu- sammendrängen, und bewirken, daß der Landmann sein Vieh 7 bis 8 Monate lang im Stalle halten, also in den kurzen Sommern noch einen großen Theil seiner ohnehin äußerst beschränkten Zeit auf Gewinnung von Viehfutter verwenden muß, so haben wir sie den Deut- schen nicht empfehlen zu dürfen geglaubt. Californien, welches zur Zeit noch einen Theil der merikanischen Republik bildet, allem Anscheine nach aber in nächster Zukunft schon an die Vereinigten Staaten von Nordamerika fallen wird, wurde von uns als ein üppiges, für die Auswanderung höchst beachtenswerthes Land ge- schildert, welches zwar für jetzt noch erst wenige, aus den Frei- staaten eingewanderte Ansiedler zählt, bald aber auch wohl von Deutschen zur neuen Heimath auserkoren werden wird. Von den Vereinigten Staaten von Nordamerika, als Auswanderungs- ziel des deutschen Landmannes, brachte No. 22 eine, wenn gleich kurze, so doch getreue Skizze, welche wir beflissen sind bis ins kleinste Detail nach und nach weiter auszuführen. Aus dem, was wir seit dem Entstehen unserer Zeitschrift über die einzelnen Staaten und Gebiete der Union berichteten, geht, wenn wir das Gesagte nochmals kurz wiederholen, hervor, daß das von uns, wie vorstehend erwähnt, gegen deutsche Ansiedelungen in Ober- Canada und Neu = Braunschweig Angeführte, in gleichem Maße auf die Staaten Maine, New=Hampshire, Vermont, Rhode=Jsland und Connecticut Anwendung findet. Der Staat Newyork, dessen Hauptstadt der Landungsplatz fast aller von Deutschland nach Nordamerika Auswandernden ist, zieht nicht allein als derjenige Punkt, von welchem aus wir dem Ein- wanderer bis auf die Scholle folgen, der er seine eigene und die Zukunft seiner Familie anvertraut, unsere Aufmerksamkeit auf sich, sondern er birgt selbst auch in seinen großen und kleinen Städten und auf dem Lande eine große Anzahl Deutscher, über deren Schicksal wir manche interessante Nachricht brachten. Unsere topo- graphischen Nachrichten über diesen Staat, welche sich bisher nur auf einige Cantone erstreckten, werden wir nach und nach ver- vollständigen. Ueber New=Jersey haben wir ebenfalls aus- führliche Nachricht gegeben, sowohl hinsichtlich seines Klimas wie seiner industriellen, agronomischen und merkantilischen Verhältnisse, worin wir durch Briefe dort angesiedelter Deutscher kräftig unter- stützt worden. Pennsylvanien haben wir in gleicher Weise besprochen, so auch Delawara, welches, wie wir näher nach- wiesen, nur in seinen nördlichen Theilen gesund ist. Ueber Mary- land gab ein aus kundiger Feder geflossener Aufsatz in No. 34 höchst beachtenswerthe Aufschlüsse; über Virginien, Süd=Ca- rolina, den größten Theil von Nord=Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Mississippi, Arkansas und Loui- siana waren unsere Berichte nur kurz, weil das ungesunde Klima dieser Staaten der deutschen Ansiedelung in ihnen unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg legt. Jn unseren verschiedenen Be- sprechungen des Staates Tennessee haben wir den Osten als fruchtbar und für Deutsche gesund empfohlen und uns dabei be- sonders günstig über Lage und Beschaffenheit der der Tennessee- Kolonisations = Gesellschaft gehörenden Ländereien ausgesprochen. Briefe von in jener Gegend lebenden Deutschen gaben ein dem unsrigen gleiches Urtheil ab. Von Kentucky haben wir eben- falls genau die für deutsche Einwanderer günstigen Gegenden an- gegeben. Ohio ist nicht allein in mehreren Artikeln dieser Zeitung besprochen worden, sondern wir hatten auch Gelegenheit unsern Lesern eine Reihe interessanter Briefe aus verschiedenen Gegenden dieses Staates zu bringen, nach welchen die klimatischen, socialen, agronomischen und merkantilischen Verhältnisse daselbst kaum etwas zu wünschen übrig lassen. Die von uns gebrachten Nachrichten über Jndiana beweisen, gleich denen über Jlli- nois, daß in vielen Theilen dieser Staaten Fieber herr- schen, weßhalb wir auf diejenigen Cantone aufmerksam machten, welche von diesem Uebel verschont sind. So günstig wir uns über Missouri's für den Acker = wie für den Bergbau höchst ergiebigen Boden aussprechen mußten, so ungünstig lautete unser Urtheil über das dort herrschende Klima. Michigan, gleich sehr durch fast durchgängig fruchtbaren Boden und durch eine höchst vortheilhafte Lage ausgezeichnet, konnte ebenfalls von uns nicht als ein sich in allen seinen Theilen eines gesunden Klima's und guten, der Gesundheit zuträglichen Trinkwassers erfreuender

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer01_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer01_1848/3
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 1. Rudolstadt, 3. Januar 1846, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer01_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.