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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 1. Rudolstadt, 3. Januar 1846.

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Vermischte Nachrichten.

Blutige Händel sind in Texas zwischen den Herren Ko-
lonial = Directoren Spieß und Shubbert vorgekommen. Letzterem
war es gelungen, Herrn Spieß aus seinem Gute zu verdrängen,
der nun, weil er keine gerichtliche Genugthuung erlangen konnte, die
Farm mit Gewalt zu nehmen sich entschloß. Jn dieser Absicht drang
er des Nachts in das Gehöft ein, hielt sich aber bis zum Morgen
nur in den Außenhäusern auf. Als bei Tagesanbruch einer von Dr.
Shubberts Freunden, Cpt. Sommers, aus dem Wohnhause her-
austrat, sank er, plötzlich von einer Kugel getroffen, alsbald entseelt
nieder. Ein anderer Deutscher, Namens Bestic ( ? ) erschien nun
mit einer Doppelflinte, tödtete den unter den Angreifern befindlichen
Landschaftsmaler Rohrdorf, ohne daß er selbst von einem der 8 -- 10
auf ihn gerichteten Schüsse getroffen wurde. Nun entspann sich ein
hitziges Gefecht, in Folge dessen die Angreifer mit Verlust eines Ge-
fangenen vertrieben wurden. Seit dieser Meuterei, welche ganz Texas
in größte Aufregung versetzt hat, soll Hr. Spieß verschwunden sein.

Jn den letzten Tagen des November entzündete sich auf dem Michi-
gan=See
das Dampfboot Phönix. Die Flammen griffen mit
reißender, verzehrender Gewalt um sich. Viele Passagiere stürzten sich,
Rettung hoffend, in den See, und kamen in den Wellen um, Andere
starben den Feuertod. Fast 200 Personen, wovon 150 deutsche
Auswanderer waren,
wurden ein Opfer dieses Ereignisses. ( D. Z. )

Dr. med. Bayer aus Erlangen ging im vorigen Jahre als
Arzt und Naturforscher nach Südaustralien, wo er sich, obschon
er dort nichts weniger als Mangel an Aerzten fand, niederließ, um
zu practiciren. "Erstaunt -- schreibt er unterm 17. Mai 1847
aus Adelaide -- war ich in der That über die Fortschritte, welche
diese Kolonie binnen elf Jahren gemacht hat. Nur Engländern ist
es möglich, ein Land so schnell zu heben, und in Flor zu bringen.
Die anderwärts so drückenden Hafenabgaben sind hier sehr unbedeu-
tend und von den Hafenbeamten wird man auf's gentilste behandelt.
Die Fruchtbarkeit des Landes und die günstige Lage der nach einem
äußerst großartigen Plane angelegten und täglich an Häuser = und
Einwohnerzahl zunehmenden Stadt -- Alles trägt zu dem außeror-
dentlich lebhaften Verkehre fördernd bei. Handwerker, vorausgesetzt, daß
sie ihr Geschäft tüchtig verstehen, finden hier jederzeit Beschäftigung. Zwar
im Anfange wachsen auch hier keine goldenen Trauben und man darf keine
Mühe scheuen. Aber die Arbeit wird gut bezahlt, und der rechtliche
Arbeitsmann kann auf rechtliche Weise reichlichen Erwerb haben. Or-
dentliche deutsche Dienstmägde sind sehr gesucht.
Jch
habe, wenn ich offen reden soll, wahrlich nur ganz wenige Deutsche
gefunden, die nicht zufrieden wären. Jst auch der Anfang nicht immer
gleich so gewesen, wie sie es wünschten, so hat es sich doch mit der
Zeit, sobald sie ans Kolonialleben gewöhnt waren, gemacht. ( Corresp. )

Der deutschen Zeitung wird unterm 8. Dec. aus Galizien ge-
schrieben: "Der Thätigkeit des unter der Leitung eines sehr wackeren
und geschickten Mannes seit mehreren Monaten ins Leben getretenen
" Handels=, Jndustrie= und landwirthschaftlichen Ge-
schäftscomptoirs
" verdanken wir es, daß bereits mehrere sehr
achtbare deutsche Familien sich hier Güter angekauft und angesiedelt
haben. Sie sind von uns mit offenen Armen empfangen worden,
befinden sich schon gut heimisch hier, und durch sie hoffen wir auch
bald das Vorurtheil bekämpft zu sehen, das so manchen biedern Aus-
länder bisher abgehalten hat, sich hier unter gesetzlichen Formen anzu-
siedeln und östreichischer Unterthan zu werden.

Aus dem Herzogthum Braunschweig sind nach amtlichen
Bekanntmachungen im Laufe vor. Jahres 578 Personen ausgewandert;
im J. 1846 betrug die Zahl 642 ( vgl. Ausw. Z. No. 12, S. 88 ) .
Jn den Aemtern, wo Getreidebau und Viehzucht, war die Auswan-
derung gering; am beträchtlichsten zeigte sich dieselbe in den Aemtern
[Spaltenumbruch] Holzminden, Salder und Vechelde. Von den 260 ausgewanderten
Männern gehörten etwa 70 dem landwirthschaftlichen Stande, und
110 den Gewerbetreibenden an, und von diesen waren Schmiede und
sonstige Metallarbeiter, Schneider, Schuhmacher, Tischler und Stell-
macher die zahlreichsten; ferner etwa 20 Handarbeiter; die übrigen
sind Aerzte, Künstler, Handlungsbeflissene ec. Sie wanderten fast sämmt-
lich nach Amerika, nur 8 Personen nach Süd = Australien aus.

Nach einer Correspondenz in der Südd. pol. Ztg. wird die Aus-
wanderung aus Kurhessen nach Nordamerika in diesem Jahre noch
stärker als im jüngst verflossenen werden. Aus den gebildeten Stän-
den wandern namentlich viele Apotheker und Aerzte aus, aber auch
Herren vom Adel, Militairpersonen, Forstmänner und Volksschullehrer
ziehen weg, um sich in Amerika der Landwirthschaft oder der Jndustrie
zu widmen. Ja selbst die jungen Damen werden von der Wanderlust
ergriffen und gehen nach der neuen Welt, wo sie ihr Heirathsglück
versuchen. Den meisten dieser unternehmenden Töchter Deutschlands
gelingt es, jenseits des Meeres ein recht anständiges Unterkommen zu fin-
den, während in Deutschland von Jahr zu Jahr die Zahl der unverhei-
ratheten Frauenzimmer wächst, von denen die meisten keinen Mann finden.

Einen sehr erfreulichen Beweis ehrenhafter Sorgfalt in der Auswan-
dererbeförderung hat W. Finlay in Mainz soeben dadurch geliefert,
daß er, nachdem ihm auf seine dießfallsigen energischen Schritte von der Direc-
tion der Newyork=Havrer Dampfbootlinie Abstellung aller bisher gerüg-
ten Uebelstände zugesichert worden war, sich davon, daß dieselbe auch wirklich
erfolgt sei, auf Grund eigener Prüfung überzeugen wollte. Jn dieser Ab
sicht schloß er sich den Passagieren der Dampffregatte "Philadelphia" auf ihrer
letzten Fahrt nach Newyork an, gewann aber leider auf dieser Reise gerade die
entgegengesetzte Ueberzeugung, daß nämlich unter den jetzigen Verhältnissen ( d. h.
so lange die Herren Herout & de Handel in Paris die oberste Leitung in
Händen haben ) die General = Agentur für dieses Jnstitut sich nicht mit Ehren
führen lasse, weßhalb er dieselbe nach seiner Rückkehr alsbald niederlegte. Erst,
wenn die mangelhafte Organisation dieses wichtigen Geschäfts beseitigt sein wird,
wozu Aussicht vorhanden ist, wird auch Finlay seine Hand wieder dazu bieten.
Ein solches Beispiel verdient Nachahmung! Wie sehr würde eine zeitgemäße,
hier und da dringend nöthige Reform des ganzen Passagewesens gefördert wer-
den, wenn alle Herren Schiffs=Erpedienten, oder wenigstens Diejenigen, gegen
welche die lautesten und häufigsten Klagen erschallen, zuweilen selber eine Reise
mitmachten, um die Versündigungen an der Humanität durch Selbstanschauung
kennen zu lernen! --

Großherzogthum Hessen. Das großh. Ministerium des Jnnern
und der Justiz hat folgende Verfügung an die Provinzial=Commissäre und
an sämmtliche Kreisräthe erlassen: "Obgleich die Agenten zur Vermittelung
des Transports von Auswanderern durch die bestehenden Vorschriften bereits
unter die Aufsicht der Staatsbehörden gestellt sind, so halten wir es doch für
zweckmäßig, daß in Mainz, wo die meisten Contracte wegen der Ueberfahrt der
Auswanderer abgeschlossen wurden und wo der größte Theil der Auswan-
derer sich einschifft, noch für[unleserliches Material] eine speciellere Controle gegen die
zur Vermittlung des Transports von Auswanderern aus dem Großherzogthum
concessionirten Agenten gesorgt werde. Wir haben zu diesem Behufe in der
Person des großh. Hafencommissairs Friedrich zu Mainz einen Beamten
bestellt, bei welchem die Auswanderer aus dem Großherzogthum die von ihnen
mit den Agenten abgeschlossenen Contracte und deren Uebereinstimmung mit den
bestehenden Vorschriften prüfen und, falls bei deren Jnhalt nichts zu erinnern
ist, visiren lassen können, und an welchen die Angehörigen des Großherzogthums
überhaupt, wenn sie eines Rathes in Auswanderungs = Angelegenheiten bedürfen,
sich wenden können." -- Diese, gewiß äußerst zweckmäßige Anordnung wird
den Auswandernden sehr zu statten kommen, wenn sie davon Gebrauch machen
und eben dadurch die Ueberzeugung erlangen wollen, daß ihre mit den Agenten
abgeschlossenen Accorde vollkommen in Ordnung sind. ( Corresp. )

Nach Briefen vom Cap ( von Ende October ) hat sich der Kaffern-
häuptling Santilla, welcher die Triebfeder des letzten Krieges war, mit
80 seiner Kriegsgesellen gegen das bloße Versprechen, daß ihnen das Leben
geschenkt werde, ergeben; ein Gleiches soll der gefürchtete Pato beabsichtigen,
und man sieht dann den Krieg als beendigt an.

Hatze auf Einwanderer. Während der Fahrt von Rom nach
Durhamville im Staate New = York verließen zwei deutsche Einwanderer
das Schiff, um eine Strecke zu Fuß zu gehen. An einem Obstgarten vorüber-
kommend wollten sie ein paar Aepfel abpflücken; aber der geizige Besitzer hetzte
einen großen Bullenbeißer auf sie, welcher die armen Teufel förmlich zerfleischte.
Dem Einen riß die Bestie große Fleischstücke aus verschiedenen Theilen des
Körpers, so daß man ihn kaum noch retten zu können hofft.

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Vermischte Nachrichten.

Blutige Händel sind in Texas zwischen den Herren Ko-
lonial = Directoren Spieß und Shubbert vorgekommen. Letzterem
war es gelungen, Herrn Spieß aus seinem Gute zu verdrängen,
der nun, weil er keine gerichtliche Genugthuung erlangen konnte, die
Farm mit Gewalt zu nehmen sich entschloß. Jn dieser Absicht drang
er des Nachts in das Gehöft ein, hielt sich aber bis zum Morgen
nur in den Außenhäusern auf. Als bei Tagesanbruch einer von Dr.
Shubberts Freunden, Cpt. Sommers, aus dem Wohnhause her-
austrat, sank er, plötzlich von einer Kugel getroffen, alsbald entseelt
nieder. Ein anderer Deutscher, Namens Bestic ( ? ) erschien nun
mit einer Doppelflinte, tödtete den unter den Angreifern befindlichen
Landschaftsmaler Rohrdorf, ohne daß er selbst von einem der 8 -- 10
auf ihn gerichteten Schüsse getroffen wurde. Nun entspann sich ein
hitziges Gefecht, in Folge dessen die Angreifer mit Verlust eines Ge-
fangenen vertrieben wurden. Seit dieser Meuterei, welche ganz Texas
in größte Aufregung versetzt hat, soll Hr. Spieß verschwunden sein.

Jn den letzten Tagen des November entzündete sich auf dem Michi-
gan=See
das Dampfboot Phönix. Die Flammen griffen mit
reißender, verzehrender Gewalt um sich. Viele Passagiere stürzten sich,
Rettung hoffend, in den See, und kamen in den Wellen um, Andere
starben den Feuertod. Fast 200 Personen, wovon 150 deutsche
Auswanderer waren,
wurden ein Opfer dieses Ereignisses. ( D. Z. )

Dr. med. Bayer aus Erlangen ging im vorigen Jahre als
Arzt und Naturforscher nach Südaustralien, wo er sich, obschon
er dort nichts weniger als Mangel an Aerzten fand, niederließ, um
zu practiciren. „Erstaunt -- schreibt er unterm 17. Mai 1847
aus Adelaide -- war ich in der That über die Fortschritte, welche
diese Kolonie binnen elf Jahren gemacht hat. Nur Engländern ist
es möglich, ein Land so schnell zu heben, und in Flor zu bringen.
Die anderwärts so drückenden Hafenabgaben sind hier sehr unbedeu-
tend und von den Hafenbeamten wird man auf's gentilste behandelt.
Die Fruchtbarkeit des Landes und die günstige Lage der nach einem
äußerst großartigen Plane angelegten und täglich an Häuser = und
Einwohnerzahl zunehmenden Stadt -- Alles trägt zu dem außeror-
dentlich lebhaften Verkehre fördernd bei. Handwerker, vorausgesetzt, daß
sie ihr Geschäft tüchtig verstehen, finden hier jederzeit Beschäftigung. Zwar
im Anfange wachsen auch hier keine goldenen Trauben und man darf keine
Mühe scheuen. Aber die Arbeit wird gut bezahlt, und der rechtliche
Arbeitsmann kann auf rechtliche Weise reichlichen Erwerb haben. Or-
dentliche deutsche Dienstmägde sind sehr gesucht.
Jch
habe, wenn ich offen reden soll, wahrlich nur ganz wenige Deutsche
gefunden, die nicht zufrieden wären. Jst auch der Anfang nicht immer
gleich so gewesen, wie sie es wünschten, so hat es sich doch mit der
Zeit, sobald sie ans Kolonialleben gewöhnt waren, gemacht. ( Corresp. )

Der deutschen Zeitung wird unterm 8. Dec. aus Galizien ge-
schrieben: „Der Thätigkeit des unter der Leitung eines sehr wackeren
und geschickten Mannes seit mehreren Monaten ins Leben getretenen
Handels=, Jndustrie= und landwirthschaftlichen Ge-
schäftscomptoirs
“ verdanken wir es, daß bereits mehrere sehr
achtbare deutsche Familien sich hier Güter angekauft und angesiedelt
haben. Sie sind von uns mit offenen Armen empfangen worden,
befinden sich schon gut heimisch hier, und durch sie hoffen wir auch
bald das Vorurtheil bekämpft zu sehen, das so manchen biedern Aus-
länder bisher abgehalten hat, sich hier unter gesetzlichen Formen anzu-
siedeln und östreichischer Unterthan zu werden.

Aus dem Herzogthum Braunschweig sind nach amtlichen
Bekanntmachungen im Laufe vor. Jahres 578 Personen ausgewandert;
im J. 1846 betrug die Zahl 642 ( vgl. Ausw. Z. No. 12, S. 88 ) .
Jn den Aemtern, wo Getreidebau und Viehzucht, war die Auswan-
derung gering; am beträchtlichsten zeigte sich dieselbe in den Aemtern
[Spaltenumbruch] Holzminden, Salder und Vechelde. Von den 260 ausgewanderten
Männern gehörten etwa 70 dem landwirthschaftlichen Stande, und
110 den Gewerbetreibenden an, und von diesen waren Schmiede und
sonstige Metallarbeiter, Schneider, Schuhmacher, Tischler und Stell-
macher die zahlreichsten; ferner etwa 20 Handarbeiter; die übrigen
sind Aerzte, Künstler, Handlungsbeflissene ec. Sie wanderten fast sämmt-
lich nach Amerika, nur 8 Personen nach Süd = Australien aus.

Nach einer Correspondenz in der Südd. pol. Ztg. wird die Aus-
wanderung aus Kurhessen nach Nordamerika in diesem Jahre noch
stärker als im jüngst verflossenen werden. Aus den gebildeten Stän-
den wandern namentlich viele Apotheker und Aerzte aus, aber auch
Herren vom Adel, Militairpersonen, Forstmänner und Volksschullehrer
ziehen weg, um sich in Amerika der Landwirthschaft oder der Jndustrie
zu widmen. Ja selbst die jungen Damen werden von der Wanderlust
ergriffen und gehen nach der neuen Welt, wo sie ihr Heirathsglück
versuchen. Den meisten dieser unternehmenden Töchter Deutschlands
gelingt es, jenseits des Meeres ein recht anständiges Unterkommen zu fin-
den, während in Deutschland von Jahr zu Jahr die Zahl der unverhei-
ratheten Frauenzimmer wächst, von denen die meisten keinen Mann finden.

Einen sehr erfreulichen Beweis ehrenhafter Sorgfalt in der Auswan-
dererbeförderung hat W. Finlay in Mainz soeben dadurch geliefert,
daß er, nachdem ihm auf seine dießfallsigen energischen Schritte von der Direc-
tion der Newyork=Havrer Dampfbootlinie Abstellung aller bisher gerüg-
ten Uebelstände zugesichert worden war, sich davon, daß dieselbe auch wirklich
erfolgt sei, auf Grund eigener Prüfung überzeugen wollte. Jn dieser Ab
sicht schloß er sich den Passagieren der Dampffregatte „Philadelphia“ auf ihrer
letzten Fahrt nach Newyork an, gewann aber leider auf dieser Reise gerade die
entgegengesetzte Ueberzeugung, daß nämlich unter den jetzigen Verhältnissen ( d. h.
so lange die Herren Herout & de Handel in Paris die oberste Leitung in
Händen haben ) die General = Agentur für dieses Jnstitut sich nicht mit Ehren
führen lasse, weßhalb er dieselbe nach seiner Rückkehr alsbald niederlegte. Erst,
wenn die mangelhafte Organisation dieses wichtigen Geschäfts beseitigt sein wird,
wozu Aussicht vorhanden ist, wird auch Finlay seine Hand wieder dazu bieten.
Ein solches Beispiel verdient Nachahmung! Wie sehr würde eine zeitgemäße,
hier und da dringend nöthige Reform des ganzen Passagewesens gefördert wer-
den, wenn alle Herren Schiffs=Erpedienten, oder wenigstens Diejenigen, gegen
welche die lautesten und häufigsten Klagen erschallen, zuweilen selber eine Reise
mitmachten, um die Versündigungen an der Humanität durch Selbstanschauung
kennen zu lernen! --

Großherzogthum Hessen. Das großh. Ministerium des Jnnern
und der Justiz hat folgende Verfügung an die Provinzial=Commissäre und
an sämmtliche Kreisräthe erlassen: „Obgleich die Agenten zur Vermittelung
des Transports von Auswanderern durch die bestehenden Vorschriften bereits
unter die Aufsicht der Staatsbehörden gestellt sind, so halten wir es doch für
zweckmäßig, daß in Mainz, wo die meisten Contracte wegen der Ueberfahrt der
Auswanderer abgeschlossen wurden und wo der größte Theil der Auswan-
derer sich einschifft, noch für[unleserliches Material] eine speciellere Controle gegen die
zur Vermittlung des Transports von Auswanderern aus dem Großherzogthum
concessionirten Agenten gesorgt werde. Wir haben zu diesem Behufe in der
Person des großh. Hafencommissairs Friedrich zu Mainz einen Beamten
bestellt, bei welchem die Auswanderer aus dem Großherzogthum die von ihnen
mit den Agenten abgeschlossenen Contracte und deren Uebereinstimmung mit den
bestehenden Vorschriften prüfen und, falls bei deren Jnhalt nichts zu erinnern
ist, visiren lassen können, und an welchen die Angehörigen des Großherzogthums
überhaupt, wenn sie eines Rathes in Auswanderungs = Angelegenheiten bedürfen,
sich wenden können.“ -- Diese, gewiß äußerst zweckmäßige Anordnung wird
den Auswandernden sehr zu statten kommen, wenn sie davon Gebrauch machen
und eben dadurch die Ueberzeugung erlangen wollen, daß ihre mit den Agenten
abgeschlossenen Accorde vollkommen in Ordnung sind. ( Corresp. )

Nach Briefen vom Cap ( von Ende October ) hat sich der Kaffern-
häuptling Santilla, welcher die Triebfeder des letzten Krieges war, mit
80 seiner Kriegsgesellen gegen das bloße Versprechen, daß ihnen das Leben
geschenkt werde, ergeben; ein Gleiches soll der gefürchtete Pato beabsichtigen,
und man sieht dann den Krieg als beendigt an.

Hatze auf Einwanderer. Während der Fahrt von Rom nach
Durhamville im Staate New = York verließen zwei deutsche Einwanderer
das Schiff, um eine Strecke zu Fuß zu gehen. An einem Obstgarten vorüber-
kommend wollten sie ein paar Aepfel abpflücken; aber der geizige Besitzer hetzte
einen großen Bullenbeißer auf sie, welcher die armen Teufel förmlich zerfleischte.
Dem Einen riß die Bestie große Fleischstücke aus verschiedenen Theilen des
Körpers, so daß man ihn kaum noch retten zu können hofft.

[Ende Spaltensatz]
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[0007] Vermischte Nachrichten. Blutige Händel sind in Texas zwischen den Herren Ko- lonial = Directoren Spieß und Shubbert vorgekommen. Letzterem war es gelungen, Herrn Spieß aus seinem Gute zu verdrängen, der nun, weil er keine gerichtliche Genugthuung erlangen konnte, die Farm mit Gewalt zu nehmen sich entschloß. Jn dieser Absicht drang er des Nachts in das Gehöft ein, hielt sich aber bis zum Morgen nur in den Außenhäusern auf. Als bei Tagesanbruch einer von Dr. Shubberts Freunden, Cpt. Sommers, aus dem Wohnhause her- austrat, sank er, plötzlich von einer Kugel getroffen, alsbald entseelt nieder. Ein anderer Deutscher, Namens Bestic ( ? ) erschien nun mit einer Doppelflinte, tödtete den unter den Angreifern befindlichen Landschaftsmaler Rohrdorf, ohne daß er selbst von einem der 8 -- 10 auf ihn gerichteten Schüsse getroffen wurde. Nun entspann sich ein hitziges Gefecht, in Folge dessen die Angreifer mit Verlust eines Ge- fangenen vertrieben wurden. Seit dieser Meuterei, welche ganz Texas in größte Aufregung versetzt hat, soll Hr. Spieß verschwunden sein. Jn den letzten Tagen des November entzündete sich auf dem Michi- gan=See das Dampfboot Phönix. Die Flammen griffen mit reißender, verzehrender Gewalt um sich. Viele Passagiere stürzten sich, Rettung hoffend, in den See, und kamen in den Wellen um, Andere starben den Feuertod. Fast 200 Personen, wovon 150 deutsche Auswanderer waren, wurden ein Opfer dieses Ereignisses. ( D. Z. ) Dr. med. Bayer aus Erlangen ging im vorigen Jahre als Arzt und Naturforscher nach Südaustralien, wo er sich, obschon er dort nichts weniger als Mangel an Aerzten fand, niederließ, um zu practiciren. „Erstaunt -- schreibt er unterm 17. Mai 1847 aus Adelaide -- war ich in der That über die Fortschritte, welche diese Kolonie binnen elf Jahren gemacht hat. Nur Engländern ist es möglich, ein Land so schnell zu heben, und in Flor zu bringen. Die anderwärts so drückenden Hafenabgaben sind hier sehr unbedeu- tend und von den Hafenbeamten wird man auf's gentilste behandelt. Die Fruchtbarkeit des Landes und die günstige Lage der nach einem äußerst großartigen Plane angelegten und täglich an Häuser = und Einwohnerzahl zunehmenden Stadt -- Alles trägt zu dem außeror- dentlich lebhaften Verkehre fördernd bei. Handwerker, vorausgesetzt, daß sie ihr Geschäft tüchtig verstehen, finden hier jederzeit Beschäftigung. Zwar im Anfange wachsen auch hier keine goldenen Trauben und man darf keine Mühe scheuen. Aber die Arbeit wird gut bezahlt, und der rechtliche Arbeitsmann kann auf rechtliche Weise reichlichen Erwerb haben. Or- dentliche deutsche Dienstmägde sind sehr gesucht. Jch habe, wenn ich offen reden soll, wahrlich nur ganz wenige Deutsche gefunden, die nicht zufrieden wären. Jst auch der Anfang nicht immer gleich so gewesen, wie sie es wünschten, so hat es sich doch mit der Zeit, sobald sie ans Kolonialleben gewöhnt waren, gemacht. ( Corresp. ) Der deutschen Zeitung wird unterm 8. Dec. aus Galizien ge- schrieben: „Der Thätigkeit des unter der Leitung eines sehr wackeren und geschickten Mannes seit mehreren Monaten ins Leben getretenen „ Handels=, Jndustrie= und landwirthschaftlichen Ge- schäftscomptoirs “ verdanken wir es, daß bereits mehrere sehr achtbare deutsche Familien sich hier Güter angekauft und angesiedelt haben. Sie sind von uns mit offenen Armen empfangen worden, befinden sich schon gut heimisch hier, und durch sie hoffen wir auch bald das Vorurtheil bekämpft zu sehen, das so manchen biedern Aus- länder bisher abgehalten hat, sich hier unter gesetzlichen Formen anzu- siedeln und östreichischer Unterthan zu werden. Aus dem Herzogthum Braunschweig sind nach amtlichen Bekanntmachungen im Laufe vor. Jahres 578 Personen ausgewandert; im J. 1846 betrug die Zahl 642 ( vgl. Ausw. Z. No. 12, S. 88 ) . Jn den Aemtern, wo Getreidebau und Viehzucht, war die Auswan- derung gering; am beträchtlichsten zeigte sich dieselbe in den Aemtern Holzminden, Salder und Vechelde. Von den 260 ausgewanderten Männern gehörten etwa 70 dem landwirthschaftlichen Stande, und 110 den Gewerbetreibenden an, und von diesen waren Schmiede und sonstige Metallarbeiter, Schneider, Schuhmacher, Tischler und Stell- macher die zahlreichsten; ferner etwa 20 Handarbeiter; die übrigen sind Aerzte, Künstler, Handlungsbeflissene ec. Sie wanderten fast sämmt- lich nach Amerika, nur 8 Personen nach Süd = Australien aus. Nach einer Correspondenz in der Südd. pol. Ztg. wird die Aus- wanderung aus Kurhessen nach Nordamerika in diesem Jahre noch stärker als im jüngst verflossenen werden. Aus den gebildeten Stän- den wandern namentlich viele Apotheker und Aerzte aus, aber auch Herren vom Adel, Militairpersonen, Forstmänner und Volksschullehrer ziehen weg, um sich in Amerika der Landwirthschaft oder der Jndustrie zu widmen. Ja selbst die jungen Damen werden von der Wanderlust ergriffen und gehen nach der neuen Welt, wo sie ihr Heirathsglück versuchen. Den meisten dieser unternehmenden Töchter Deutschlands gelingt es, jenseits des Meeres ein recht anständiges Unterkommen zu fin- den, während in Deutschland von Jahr zu Jahr die Zahl der unverhei- ratheten Frauenzimmer wächst, von denen die meisten keinen Mann finden. Einen sehr erfreulichen Beweis ehrenhafter Sorgfalt in der Auswan- dererbeförderung hat W. Finlay in Mainz soeben dadurch geliefert, daß er, nachdem ihm auf seine dießfallsigen energischen Schritte von der Direc- tion der Newyork=Havrer Dampfbootlinie Abstellung aller bisher gerüg- ten Uebelstände zugesichert worden war, sich davon, daß dieselbe auch wirklich erfolgt sei, auf Grund eigener Prüfung überzeugen wollte. Jn dieser Ab sicht schloß er sich den Passagieren der Dampffregatte „Philadelphia“ auf ihrer letzten Fahrt nach Newyork an, gewann aber leider auf dieser Reise gerade die entgegengesetzte Ueberzeugung, daß nämlich unter den jetzigen Verhältnissen ( d. h. so lange die Herren Herout & de Handel in Paris die oberste Leitung in Händen haben ) die General = Agentur für dieses Jnstitut sich nicht mit Ehren führen lasse, weßhalb er dieselbe nach seiner Rückkehr alsbald niederlegte. Erst, wenn die mangelhafte Organisation dieses wichtigen Geschäfts beseitigt sein wird, wozu Aussicht vorhanden ist, wird auch Finlay seine Hand wieder dazu bieten. Ein solches Beispiel verdient Nachahmung! Wie sehr würde eine zeitgemäße, hier und da dringend nöthige Reform des ganzen Passagewesens gefördert wer- den, wenn alle Herren Schiffs=Erpedienten, oder wenigstens Diejenigen, gegen welche die lautesten und häufigsten Klagen erschallen, zuweilen selber eine Reise mitmachten, um die Versündigungen an der Humanität durch Selbstanschauung kennen zu lernen! -- Großherzogthum Hessen. Das großh. Ministerium des Jnnern und der Justiz hat folgende Verfügung an die Provinzial=Commissäre und an sämmtliche Kreisräthe erlassen: „Obgleich die Agenten zur Vermittelung des Transports von Auswanderern durch die bestehenden Vorschriften bereits unter die Aufsicht der Staatsbehörden gestellt sind, so halten wir es doch für zweckmäßig, daß in Mainz, wo die meisten Contracte wegen der Ueberfahrt der Auswanderer abgeschlossen wurden und wo der größte Theil der Auswan- derer sich einschifft, noch für_ eine speciellere Controle gegen die zur Vermittlung des Transports von Auswanderern aus dem Großherzogthum concessionirten Agenten gesorgt werde. Wir haben zu diesem Behufe in der Person des großh. Hafencommissairs Friedrich zu Mainz einen Beamten bestellt, bei welchem die Auswanderer aus dem Großherzogthum die von ihnen mit den Agenten abgeschlossenen Contracte und deren Uebereinstimmung mit den bestehenden Vorschriften prüfen und, falls bei deren Jnhalt nichts zu erinnern ist, visiren lassen können, und an welchen die Angehörigen des Großherzogthums überhaupt, wenn sie eines Rathes in Auswanderungs = Angelegenheiten bedürfen, sich wenden können.“ -- Diese, gewiß äußerst zweckmäßige Anordnung wird den Auswandernden sehr zu statten kommen, wenn sie davon Gebrauch machen und eben dadurch die Ueberzeugung erlangen wollen, daß ihre mit den Agenten abgeschlossenen Accorde vollkommen in Ordnung sind. ( Corresp. ) Nach Briefen vom Cap ( von Ende October ) hat sich der Kaffern- häuptling Santilla, welcher die Triebfeder des letzten Krieges war, mit 80 seiner Kriegsgesellen gegen das bloße Versprechen, daß ihnen das Leben geschenkt werde, ergeben; ein Gleiches soll der gefürchtete Pato beabsichtigen, und man sieht dann den Krieg als beendigt an. Hatze auf Einwanderer. Während der Fahrt von Rom nach Durhamville im Staate New = York verließen zwei deutsche Einwanderer das Schiff, um eine Strecke zu Fuß zu gehen. An einem Obstgarten vorüber- kommend wollten sie ein paar Aepfel abpflücken; aber der geizige Besitzer hetzte einen großen Bullenbeißer auf sie, welcher die armen Teufel förmlich zerfleischte. Dem Einen riß die Bestie große Fleischstücke aus verschiedenen Theilen des Körpers, so daß man ihn kaum noch retten zu können hofft.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 1. Rudolstadt, 3. Januar 1846, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer01_1848/7>, abgerufen am 28.04.2024.