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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 58. Rudolstadt, 8. November 1847.

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[Spaltenumbruch] den Dreimasterschiffen den größten Theil der Auswanderer zu-
wenden möchte; nur sollen die Plätze auf denselben nicht durch
Vorausabschlüsse mit den concessionirten Agenten, sondern im Hafen
selbst engagirt, die Auswanderer also auf's Gerathewohl in die
Hafenstadt gesandt und dort allen Zufälligkeiten preisgegeben wer-
den. Hieraus erklärt sich denn auch die unverkennbare Partei-
lichkeit des Hrn. Consuls gegen Hrn. Finlay's Beförderung mit
Dreimasterschiffen zu Gunsten ähnlicher Beförderungen von Seiten
der Agenten eines Hrn. Barbe in Havre. Hrn. Barbe's Agen-
ten aber sind in den französischen Grenzstädten angestellt, also der
Controle der deutschen Regierungen entrückt; Hrn. Finlay's Agen-
tur und seine Unteragenturen stehen dagegen unter Aufsicht der
resp. Regierungen. Diese beaufsichtigte und dadurch Vertrauen
erweckende Stellung des Hrn. Finlay nennt sein Gegner eine
privilegirte, eine concurrenzfreie und monopolartige, wodurch der
Hr. Consul zu unserer großen Verwunderung verräth, daß er
gar nichts davon weiß, daß neben Hrn. Finlay's Agenturen noch
viele andere, mit ihm concurrirende Agenturen in Bayern bestehen.
Das Ziel, nach welchem Hr. Consul Meinel vor Allem strebt,
ist, daß ein Marimum = Ueberfahrtspreis festgestellt werde, und
daß es dem Consul im Einschiffungshafen obliegen solle, diesen
zu bestimmen, oder, was dasselbe sein würde, nach seinem Be-
lieben oder Dafürhalten dem Agenten eine Einbuße oder einen
Gewinn zu dictiren. Ein Marimumpreis, d. h. ein im voraus
zu bestimmender, ist durchaus nicht denkbar; der Ueberfahrtspreis
für die Auswanderer hängt lediglich von dem Befrachtungspreise
der Schiffe ab, und letzterer kann nie einem Marimum unter-
worfen werden, indem er von Conjuncturen abhängt, welche die
Umstände bestimmen. Die Frachtpreise der Schiffe und durch sie
die Passagepreise für die Auswanderer stehen bald hoch, bald
niedrig, und ihr Schwanken kann kein consularischer Marimum-
oder Minimumpreis hemmen, und welches Handlungshaus würde
sich auch wohl der willkürlichen Bestimmung desselben unter-
werfen? Wir möchten auch wohl wissen, wie dieser Marimum-
preis im Voraus zu bestimmen wäre, und gegen die Berechnungs-
weise desselben von Seiten des Hrn. Consul Meinel müßten wir
ohnehin von vornherein gerechtes Mißtrauen hegen, wenn wir
sehen, wie er den Durchschnittspreis für einen verflossenen
Zeitraum berechnet. Der Merkwürdigkeit wegen wollen wir die
Durchschnittspreis = Berechnungsart des Hrn. M. hier folgen lassen,
und der Leser wird gewiß mit uns bezweifeln, daß eine von Hrn.
M. zu machende Wahrscheinlichkeits = Rechnung zur Aufsindung
künftiger Preise ein richtiges Facit liefern dürfte.

Hr. Meinel stellt S. 38 in seiner Schrift folgende Durch-
schnitts = Berechnung auf:

"Uebernahmspreise des Hrn. Finlay im Jahre 1847.
Von Mainz nach Newyork.   Von Havre nach Newyork.
Tage.erw. Pers.Kind.Franes.
flfl
1. Jan. bis 20. Febr. 517050.macht per Kopf101
21. Feb. " 31. März39 8055.   "   117
1. April " 9. April98560.   "   127
10. = " 25. "169580.   "   154
26. = " 11. Mai1612590.   "   206
12. Mai " 21. =1011580.   "   185
22. = " 31. =1010575.   "   166
1. Juni " 30. Juni30 95 80.   "   154
1. Juli " 31. Juli 3185 60.   "   127
1. Aug. " 31. Aug.318055.   "   117

   243 Tage, gibt folglich einen Durch-
schnittspreis von 133 Franken per Kopf."

Auf diese Berechnung, von welcher Hr. Finlay sehr richtig
sagt, man müsse daraus schließen, er verkaufe Tage statt
[Spaltenumbruch] Plätze,
stützt Hr. Consul Meinel seine Klage, Hr. Finlay fordere
zu hohe Ueberfahrtspreise!

Gerade das, was Hr. Meinel in seiner Schrift ganz außer
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Agenten fordern, nämlich: treue und pünktliche Erfüllung aller
Bedingungen der Ueberfahrts = Contracte, welche den Auswanderern
prompte, regelmäßige und sichere Beförderung, und genügende
Entschädigung im Fall einer Verzögerung garantiren. Hierzu
haben sich die concessionirten Agenten verpflichtet, hiefür haben
sie Caution gestellt, und zur Erfüllung dieser eingegangenen Ver-
bindlichkeiten werden sie angehalten. Solche Garantieen sind für das
auswandernde Publicum, für die resp. Staaten viel gewichtiger, als
die ängstliche Besorgniß des Hrn. M., der eine oder der andere
Auswanderer könnte einige Gulden Passagegeld mehr bezahlen
müssen, als der Preis im Einschiffungshafen sein würde, wobei
er denn natürlich aber auch das Risiko zu tragen hätte, bei seiner
Ankunft im Hafen höhere Preise oder gar keine Schiffsgelegenheit
zu finden.

Wir haben bei früherer Gelegenheit schon unsere Ansicht
dahin ausgesprochen, daß unter Controle des Staats stehende
Agenturen dem Auswanderer die größtmöglichste Sicher-
heit bieten;
Hrn. Consul Meinel's Broschüre hat diese unsere
Ansicht nicht im geringsten erschüttert.

   
Fragmente aus Briefen.

   

Jn Newyork setzten wir uns aufs Dampfboot "Jsaak Newton",
eins der schönsten in Amerika, das 2000 ( ? ) Personen faßt und 1000 ( ? )
Personen in der Cajüte logiren kann, und fuhren in 8 Stunden auf
dem Hudsonflusse nach Albany, von da ohne weiteren Aufenthalt
per Eisenbahn nach Buffalo. Ueber die Eisenbahnen in Amerika
habe ich mich amüsirt; wir fuhren 300 Meilen in 36 Stunden, Tag
und Nacht; die Einrichtung ist ganz anders als in Deutschland, keine
Bahnwärter sind zu erblicken. Statt deren sieht man oft weidende
Ochsen auf der Bahn, die wir erst verjagen mußten. Doch ist die
Einrichtung der Wagen sehr bequem und vor denselben Gänge, wo
man spazieren kann. Jn Buffalo angekommen hatten wir leider keine
Zeit, den 8 Meilen entfernten Niagara fall zu besuchen, den größten
Wasserfall der Welt, da das Dampfboot "Madison" sogleich nach
Milwaukie abfuhr, und zogen es vor, diese Partie für spätere
Zeiten zu verschieben. Die Fahrt auf dem Steamboot ist sehr billig,
da auf den Binnenseen an 40 Steamboote mit einander concurriren.
Die Einrichtung und Tafel ist äußerst bequem und elegant. Doch ist
die Schiffahrt auf diesen Seen, wegen der vielen Untiefen und Klippen
sehr gefährlich und passiren mehr Unglücksfälle als auf dem Ocean.
Ein Pröbchen davon sollten auch wir bald erfahren. Wir hatten
bereits den Erie durchfahren und den größten Theil des Huron-
Lake, als eines Nachts mich plötzlich ein furchtbarer Stoß weckte.
Da ich gewahr wurde, daß das Schiff hielt, sprang ich aufs Verdeck,
und siehe! unser Madison war in die Nähe einer Jnsel auf die Felsen
gelaufen. Der Steuermann hatte bei dichtem Nebel sich über die
Nähe des Landes getäuscht. Die lange Reise hatte mich gegen Ge-
fahren so gleichgültig gemacht, daß, als ich erfahren, daß das Schiff
nur einen kleinen Leck bekommen, ich mich sogleich wieder ins Bett legte
und weiter schlief. Am Morgen wurden alle möglichen Versuche ge-
macht, das Schiff flott zu machen, doch vergebens; währenddem ver-
trieben wir uns die Zeit mit Angeln und erst nach 12 Stunden
befreite uns ein vorüberfahrendes Dampfschiff aus unserer langweiligen
und gefährlichen Lage. Daher erreichten wir Milwaukie erst am 5.,

[Spaltenumbruch] den Dreimasterschiffen den größten Theil der Auswanderer zu-
wenden möchte; nur sollen die Plätze auf denselben nicht durch
Vorausabschlüsse mit den concessionirten Agenten, sondern im Hafen
selbst engagirt, die Auswanderer also auf's Gerathewohl in die
Hafenstadt gesandt und dort allen Zufälligkeiten preisgegeben wer-
den. Hieraus erklärt sich denn auch die unverkennbare Partei-
lichkeit des Hrn. Consuls gegen Hrn. Finlay's Beförderung mit
Dreimasterschiffen zu Gunsten ähnlicher Beförderungen von Seiten
der Agenten eines Hrn. Barbe in Havre. Hrn. Barbe's Agen-
ten aber sind in den französischen Grenzstädten angestellt, also der
Controle der deutschen Regierungen entrückt; Hrn. Finlay's Agen-
tur und seine Unteragenturen stehen dagegen unter Aufsicht der
resp. Regierungen. Diese beaufsichtigte und dadurch Vertrauen
erweckende Stellung des Hrn. Finlay nennt sein Gegner eine
privilegirte, eine concurrenzfreie und monopolartige, wodurch der
Hr. Consul zu unserer großen Verwunderung verräth, daß er
gar nichts davon weiß, daß neben Hrn. Finlay's Agenturen noch
viele andere, mit ihm concurrirende Agenturen in Bayern bestehen.
Das Ziel, nach welchem Hr. Consul Meinel vor Allem strebt,
ist, daß ein Marimum = Ueberfahrtspreis festgestellt werde, und
daß es dem Consul im Einschiffungshafen obliegen solle, diesen
zu bestimmen, oder, was dasselbe sein würde, nach seinem Be-
lieben oder Dafürhalten dem Agenten eine Einbuße oder einen
Gewinn zu dictiren. Ein Marimumpreis, d. h. ein im voraus
zu bestimmender, ist durchaus nicht denkbar; der Ueberfahrtspreis
für die Auswanderer hängt lediglich von dem Befrachtungspreise
der Schiffe ab, und letzterer kann nie einem Marimum unter-
worfen werden, indem er von Conjuncturen abhängt, welche die
Umstände bestimmen. Die Frachtpreise der Schiffe und durch sie
die Passagepreise für die Auswanderer stehen bald hoch, bald
niedrig, und ihr Schwanken kann kein consularischer Marimum-
oder Minimumpreis hemmen, und welches Handlungshaus würde
sich auch wohl der willkürlichen Bestimmung desselben unter-
werfen? Wir möchten auch wohl wissen, wie dieser Marimum-
preis im Voraus zu bestimmen wäre, und gegen die Berechnungs-
weise desselben von Seiten des Hrn. Consul Meinel müßten wir
ohnehin von vornherein gerechtes Mißtrauen hegen, wenn wir
sehen, wie er den Durchschnittspreis für einen verflossenen
Zeitraum berechnet. Der Merkwürdigkeit wegen wollen wir die
Durchschnittspreis = Berechnungsart des Hrn. M. hier folgen lassen,
und der Leser wird gewiß mit uns bezweifeln, daß eine von Hrn.
M. zu machende Wahrscheinlichkeits = Rechnung zur Aufsindung
künftiger Preise ein richtiges Facit liefern dürfte.

Hr. Meinel stellt S. 38 in seiner Schrift folgende Durch-
schnitts = Berechnung auf:

„Uebernahmspreise des Hrn. Finlay im Jahre 1847.
Von Mainz nach Newyork.   Von Havre nach Newyork.
Tage.erw. Pers.Kind.Franes.
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1. Jan. bis 20. Febr. 517050.macht per Kopf101
21. Feb. „ 31. März39 8055.   „   117
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1. Juli „ 31. Juli 3185 60.   „   127
1. Aug. „ 31. Aug.318055.   „   117

   243 Tage, gibt folglich einen Durch-
schnittspreis von 133 Franken per Kopf.“

Auf diese Berechnung, von welcher Hr. Finlay sehr richtig
sagt, man müsse daraus schließen, er verkaufe Tage statt
[Spaltenumbruch] Plätze,
stützt Hr. Consul Meinel seine Klage, Hr. Finlay fordere
zu hohe Ueberfahrtspreise!

Gerade das, was Hr. Meinel in seiner Schrift ganz außer
Augen läßt, ist das, was die Regierungen von den concessionirten
Agenten fordern, nämlich: treue und pünktliche Erfüllung aller
Bedingungen der Ueberfahrts = Contracte, welche den Auswanderern
prompte, regelmäßige und sichere Beförderung, und genügende
Entschädigung im Fall einer Verzögerung garantiren. Hierzu
haben sich die concessionirten Agenten verpflichtet, hiefür haben
sie Caution gestellt, und zur Erfüllung dieser eingegangenen Ver-
bindlichkeiten werden sie angehalten. Solche Garantieen sind für das
auswandernde Publicum, für die resp. Staaten viel gewichtiger, als
die ängstliche Besorgniß des Hrn. M., der eine oder der andere
Auswanderer könnte einige Gulden Passagegeld mehr bezahlen
müssen, als der Preis im Einschiffungshafen sein würde, wobei
er denn natürlich aber auch das Risiko zu tragen hätte, bei seiner
Ankunft im Hafen höhere Preise oder gar keine Schiffsgelegenheit
zu finden.

Wir haben bei früherer Gelegenheit schon unsere Ansicht
dahin ausgesprochen, daß unter Controle des Staats stehende
Agenturen dem Auswanderer die größtmöglichste Sicher-
heit bieten;
Hrn. Consul Meinel's Broschüre hat diese unsere
Ansicht nicht im geringsten erschüttert.

   
Fragmente aus Briefen.

   

Jn Newyork setzten wir uns aufs Dampfboot „Jsaak Newton“,
eins der schönsten in Amerika, das 2000 ( ? ) Personen faßt und 1000 ( ? )
Personen in der Cajüte logiren kann, und fuhren in 8 Stunden auf
dem Hudsonflusse nach Albany, von da ohne weiteren Aufenthalt
per Eisenbahn nach Buffalo. Ueber die Eisenbahnen in Amerika
habe ich mich amüsirt; wir fuhren 300 Meilen in 36 Stunden, Tag
und Nacht; die Einrichtung ist ganz anders als in Deutschland, keine
Bahnwärter sind zu erblicken. Statt deren sieht man oft weidende
Ochsen auf der Bahn, die wir erst verjagen mußten. Doch ist die
Einrichtung der Wagen sehr bequem und vor denselben Gänge, wo
man spazieren kann. Jn Buffalo angekommen hatten wir leider keine
Zeit, den 8 Meilen entfernten Niagara fall zu besuchen, den größten
Wasserfall der Welt, da das Dampfboot „Madison“ sogleich nach
Milwaukie abfuhr, und zogen es vor, diese Partie für spätere
Zeiten zu verschieben. Die Fahrt auf dem Steamboot ist sehr billig,
da auf den Binnenseen an 40 Steamboote mit einander concurriren.
Die Einrichtung und Tafel ist äußerst bequem und elegant. Doch ist
die Schiffahrt auf diesen Seen, wegen der vielen Untiefen und Klippen
sehr gefährlich und passiren mehr Unglücksfälle als auf dem Ocean.
Ein Pröbchen davon sollten auch wir bald erfahren. Wir hatten
bereits den Erie durchfahren und den größten Theil des Huron-
Lake, als eines Nachts mich plötzlich ein furchtbarer Stoß weckte.
Da ich gewahr wurde, daß das Schiff hielt, sprang ich aufs Verdeck,
und siehe! unser Madison war in die Nähe einer Jnsel auf die Felsen
gelaufen. Der Steuermann hatte bei dichtem Nebel sich über die
Nähe des Landes getäuscht. Die lange Reise hatte mich gegen Ge-
fahren so gleichgültig gemacht, daß, als ich erfahren, daß das Schiff
nur einen kleinen Leck bekommen, ich mich sogleich wieder ins Bett legte
und weiter schlief. Am Morgen wurden alle möglichen Versuche ge-
macht, das Schiff flott zu machen, doch vergebens; währenddem ver-
trieben wir uns die Zeit mit Angeln und erst nach 12 Stunden
befreite uns ein vorüberfahrendes Dampfschiff aus unserer langweiligen
und gefährlichen Lage. Daher erreichten wir Milwaukie erst am 5.,

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[460/0004] den Dreimasterschiffen den größten Theil der Auswanderer zu- wenden möchte; nur sollen die Plätze auf denselben nicht durch Vorausabschlüsse mit den concessionirten Agenten, sondern im Hafen selbst engagirt, die Auswanderer also auf's Gerathewohl in die Hafenstadt gesandt und dort allen Zufälligkeiten preisgegeben wer- den. Hieraus erklärt sich denn auch die unverkennbare Partei- lichkeit des Hrn. Consuls gegen Hrn. Finlay's Beförderung mit Dreimasterschiffen zu Gunsten ähnlicher Beförderungen von Seiten der Agenten eines Hrn. Barbe in Havre. Hrn. Barbe's Agen- ten aber sind in den französischen Grenzstädten angestellt, also der Controle der deutschen Regierungen entrückt; Hrn. Finlay's Agen- tur und seine Unteragenturen stehen dagegen unter Aufsicht der resp. Regierungen. Diese beaufsichtigte und dadurch Vertrauen erweckende Stellung des Hrn. Finlay nennt sein Gegner eine privilegirte, eine concurrenzfreie und monopolartige, wodurch der Hr. Consul zu unserer großen Verwunderung verräth, daß er gar nichts davon weiß, daß neben Hrn. Finlay's Agenturen noch viele andere, mit ihm concurrirende Agenturen in Bayern bestehen. Das Ziel, nach welchem Hr. Consul Meinel vor Allem strebt, ist, daß ein Marimum = Ueberfahrtspreis festgestellt werde, und daß es dem Consul im Einschiffungshafen obliegen solle, diesen zu bestimmen, oder, was dasselbe sein würde, nach seinem Be- lieben oder Dafürhalten dem Agenten eine Einbuße oder einen Gewinn zu dictiren. Ein Marimumpreis, d. h. ein im voraus zu bestimmender, ist durchaus nicht denkbar; der Ueberfahrtspreis für die Auswanderer hängt lediglich von dem Befrachtungspreise der Schiffe ab, und letzterer kann nie einem Marimum unter- worfen werden, indem er von Conjuncturen abhängt, welche die Umstände bestimmen. Die Frachtpreise der Schiffe und durch sie die Passagepreise für die Auswanderer stehen bald hoch, bald niedrig, und ihr Schwanken kann kein consularischer Marimum- oder Minimumpreis hemmen, und welches Handlungshaus würde sich auch wohl der willkürlichen Bestimmung desselben unter- werfen? Wir möchten auch wohl wissen, wie dieser Marimum- preis im Voraus zu bestimmen wäre, und gegen die Berechnungs- weise desselben von Seiten des Hrn. Consul Meinel müßten wir ohnehin von vornherein gerechtes Mißtrauen hegen, wenn wir sehen, wie er den Durchschnittspreis für einen verflossenen Zeitraum berechnet. Der Merkwürdigkeit wegen wollen wir die Durchschnittspreis = Berechnungsart des Hrn. M. hier folgen lassen, und der Leser wird gewiß mit uns bezweifeln, daß eine von Hrn. M. zu machende Wahrscheinlichkeits = Rechnung zur Aufsindung künftiger Preise ein richtiges Facit liefern dürfte. Hr. Meinel stellt S. 38 in seiner Schrift folgende Durch- schnitts = Berechnung auf: „Uebernahmspreise des Hrn. Finlay im Jahre 1847. Von Mainz nach Newyork. Von Havre nach Newyork. Tage. erw. Pers. Kind. Franes. fl fl 1. Jan. bis 20. Febr. 51 70 50. macht per Kopf 101 21. Feb. „ 31. März 39 80 55. „ 117 1. April „ 9. April 9 85 60. „ 127 10. = „ 25. „ 16 95 80. „ 154 26. = „ 11. Mai 16 125 90. „ 206 12. Mai „ 21. = 10 115 80. „ 185 22. = „ 31. = 10 105 75. „ 166 1. Juni „ 30. Juni 30 95 80. „ 154 1. Juli „ 31. Juli 31 85 60. „ 127 1. Aug. „ 31. Aug. 31 80 55. „ 117 243 Tage, gibt folglich einen Durch- schnittspreis von 133 Franken per Kopf.“ Auf diese Berechnung, von welcher Hr. Finlay sehr richtig sagt, man müsse daraus schließen, er verkaufe Tage statt Plätze, stützt Hr. Consul Meinel seine Klage, Hr. Finlay fordere zu hohe Ueberfahrtspreise! Gerade das, was Hr. Meinel in seiner Schrift ganz außer Augen läßt, ist das, was die Regierungen von den concessionirten Agenten fordern, nämlich: treue und pünktliche Erfüllung aller Bedingungen der Ueberfahrts = Contracte, welche den Auswanderern prompte, regelmäßige und sichere Beförderung, und genügende Entschädigung im Fall einer Verzögerung garantiren. Hierzu haben sich die concessionirten Agenten verpflichtet, hiefür haben sie Caution gestellt, und zur Erfüllung dieser eingegangenen Ver- bindlichkeiten werden sie angehalten. Solche Garantieen sind für das auswandernde Publicum, für die resp. Staaten viel gewichtiger, als die ängstliche Besorgniß des Hrn. M., der eine oder der andere Auswanderer könnte einige Gulden Passagegeld mehr bezahlen müssen, als der Preis im Einschiffungshafen sein würde, wobei er denn natürlich aber auch das Risiko zu tragen hätte, bei seiner Ankunft im Hafen höhere Preise oder gar keine Schiffsgelegenheit zu finden. Wir haben bei früherer Gelegenheit schon unsere Ansicht dahin ausgesprochen, daß unter Controle des Staats stehende Agenturen dem Auswanderer die größtmöglichste Sicher- heit bieten; Hrn. Consul Meinel's Broschüre hat diese unsere Ansicht nicht im geringsten erschüttert. R. Fragmente aus Briefen. Milwaukie, 8. Aug. 1847. Jn Newyork setzten wir uns aufs Dampfboot „Jsaak Newton“, eins der schönsten in Amerika, das 2000 ( ? ) Personen faßt und 1000 ( ? ) Personen in der Cajüte logiren kann, und fuhren in 8 Stunden auf dem Hudsonflusse nach Albany, von da ohne weiteren Aufenthalt per Eisenbahn nach Buffalo. Ueber die Eisenbahnen in Amerika habe ich mich amüsirt; wir fuhren 300 Meilen in 36 Stunden, Tag und Nacht; die Einrichtung ist ganz anders als in Deutschland, keine Bahnwärter sind zu erblicken. Statt deren sieht man oft weidende Ochsen auf der Bahn, die wir erst verjagen mußten. Doch ist die Einrichtung der Wagen sehr bequem und vor denselben Gänge, wo man spazieren kann. Jn Buffalo angekommen hatten wir leider keine Zeit, den 8 Meilen entfernten Niagara fall zu besuchen, den größten Wasserfall der Welt, da das Dampfboot „Madison“ sogleich nach Milwaukie abfuhr, und zogen es vor, diese Partie für spätere Zeiten zu verschieben. Die Fahrt auf dem Steamboot ist sehr billig, da auf den Binnenseen an 40 Steamboote mit einander concurriren. Die Einrichtung und Tafel ist äußerst bequem und elegant. Doch ist die Schiffahrt auf diesen Seen, wegen der vielen Untiefen und Klippen sehr gefährlich und passiren mehr Unglücksfälle als auf dem Ocean. Ein Pröbchen davon sollten auch wir bald erfahren. Wir hatten bereits den Erie durchfahren und den größten Theil des Huron- Lake, als eines Nachts mich plötzlich ein furchtbarer Stoß weckte. Da ich gewahr wurde, daß das Schiff hielt, sprang ich aufs Verdeck, und siehe! unser Madison war in die Nähe einer Jnsel auf die Felsen gelaufen. Der Steuermann hatte bei dichtem Nebel sich über die Nähe des Landes getäuscht. Die lange Reise hatte mich gegen Ge- fahren so gleichgültig gemacht, daß, als ich erfahren, daß das Schiff nur einen kleinen Leck bekommen, ich mich sogleich wieder ins Bett legte und weiter schlief. Am Morgen wurden alle möglichen Versuche ge- macht, das Schiff flott zu machen, doch vergebens; währenddem ver- trieben wir uns die Zeit mit Angeln und erst nach 12 Stunden befreite uns ein vorüberfahrendes Dampfschiff aus unserer langweiligen und gefährlichen Lage. Daher erreichten wir Milwaukie erst am 5.,

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 58. Rudolstadt, 8. November 1847, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer58_1847/4>, abgerufen am 29.04.2024.