Badener Zeitung. Nr. 21, Baden (Niederösterreich), 14.03.1906.Mittwoch Badener Zeitung 14. März 1906 Nr. 21. [Spaltenumbruch] der auch Kaftan schwärmte. Fremde Finger in Die Polen dürfen sich wahrlich nicht wundern, Der Stein im Rollen. Nun haben wir die erste Woche der Wahl- Wenn wir das, was an den ersten zwei Tagen Gar zu früh nach herrschenden Majoritäten Wenn die Polen, wie Graf Dziedusczycki aus- Was die nach den ersten Haupttagen folgenden Um bis heute eine Abrechnung über die laut [Spaltenumbruch] Prozeß wegen der Einkehr von Fremden im Herzog- Vielleicht durch dieses Verbot, vielleicht auch Die Stadt hatte mit diesem Kauf das im Her- Das Bad am Ursprunge, noch zu Beginn des Da das alte natürliche, ziemlich enge und 1796 wurden die Badehütten weggerissen. Nach Am 24. April 1717 kaufte die Stadt um 300 fl. Das Frauenbad bereitete der Stadt manche Die Frauenkirche wurde 1787 entweiht. Sie Die Stadt kaufte 1793 die Frauenkirche den Wie das Frauenbad verlangte auch das Neu- 1758 wurde das Theresienbad auf Kosten der Über die Verwaltung der Bäder gibt der Be- Das Gefälle des Herzogs- und Antonsbades Frauenbad. Dieses Baad ist der Stadt Baaden Bis 1743 war für dieses Bad keine Badtaxe *) Der Leitkauf oder Leikauf war ursprünglich das beim
Abschluß eines Handels zum Vertrinken bestimmte Geld. Für die als Leikauf gerechnete Summe wurde keine Steuer bezahlt. Mittwoch Badener Zeitung 14. März 1906 Nr. 21. [Spaltenumbruch] der auch Kaftan ſchwärmte. Fremde Finger in Die Polen dürfen ſich wahrlich nicht wundern, Der Stein im Rollen. Nun haben wir die erſte Woche der Wahl- Wenn wir das, was an den erſten zwei Tagen Gar zu früh nach herrſchenden Majoritäten Wenn die Polen, wie Graf Dziedusczycki aus- Was die nach den erſten Haupttagen folgenden Um bis heute eine Abrechnung über die laut [Spaltenumbruch] Prozeß wegen der Einkehr von Fremden im Herzog- Vielleicht durch dieſes Verbot, vielleicht auch Die Stadt hatte mit dieſem Kauf das im Her- Das Bad am Urſprunge, noch zu Beginn des Da das alte natürliche, ziemlich enge und 1796 wurden die Badehütten weggeriſſen. Nach Am 24. April 1717 kaufte die Stadt um 300 fl. Das Frauenbad bereitete der Stadt manche Die Frauenkirche wurde 1787 entweiht. Sie Die Stadt kaufte 1793 die Frauenkirche den Wie das Frauenbad verlangte auch das Neu- 1758 wurde das Thereſienbad auf Koſten der Über die Verwaltung der Bäder gibt der Be- Das Gefälle des Herzogs- und Antonsbades Frauenbad. Dieſes Baad iſt der Stadt Baaden Bis 1743 war für dieſes Bad keine Badtaxe *) Der Leitkauf oder Leikauf war urſprünglich das beim
Abſchluß eines Handels zum Vertrinken beſtimmte Geld. Für die als Leikauf gerechnete Summe wurde keine Steuer bezahlt. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 14. März 1906 Nr. 21.</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="schlachta2" prev="#schlachta1" type="jArticle" n="2"> <p>der auch Kaftan ſchwärmte. Fremde Finger in<lb/> deutſchen Taſchen. Nein, Graf Dziedusczycki, wir<lb/> danken für die zugedachte föderaliſtiſche Beglückung;<lb/> allzugroßes Glück verhärtet das Herz. Die<lb/> Deutſchböhmen müßten ſich da auf die Rolle der<lb/> Ruthenen beſchränken. Zu viel Wohlwollen! Ver-<lb/> bindlichen Dank auch für die Bemühung, die<lb/> Tſchechen gegen uns aufzureizen. Uebrigens hat<lb/> Graf Dziedusczycki mit ſeinen hungrigen Ratten<lb/> in einem Kaſten nichts trefflicher verſinnbildlicht<lb/> als die Politik der ewig hungrigen Schlachzizen.<lb/> Es wurde wirklich an der Tafel, Oeſterreich ge-<lb/> nannt, nichts ſerviert ohne daß die Herren Stan-<lb/> czyken nicht den allergrößten Schöpflöffel in den<lb/> Suppentopf geſteckt hätten. Immer mußten ſie<lb/> zuerſt abgefüttert werden, dann erſt kamen die<lb/> Staatsnotwendigkeiten, dann erſt nickten ſie gnädig<lb/> ihr Ja und der Hofſchlachzize Gniewosz ließ ſich<lb/> ſpäter bei Hofe gelegentlich den Fleißzettel aus-<lb/> ſtellen. Wenn dieſe Herrlichkeit ein Ende nimmt,<lb/> ſo gehört dieſer Umſtand zu den Lichtſeiten der<lb/> Wahlreform.</p><lb/> <p>Die Polen dürfen ſich wahrlich nicht wundern,<lb/> daß ſie mit ihren drei bisherigen Rednern Abra-<lb/> hamowicz, Moyſa und Dziedusezycki eine ſo kläg-<lb/> liche parlamentariſche Figur ſpielten. 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Klaſſiſch ge-<lb/> formte, oratoriſch vollendete Darlegungen in frei-<lb/> mütiger Vortragsweiſe bannten die ſonſt ſo allgemein<lb/> gebräuchliche Unruhe des Hauſes. Mit großer Auf-<lb/> merkſamkeit folgten alle Anweſenden den lichtvollen<lb/> Ausführungen der Redner. Nicht einmal unliebſame<lb/> Zwiſchenrufe vernahm man: es iſt offenkundig, daß<lb/> der Ernſt des großen Werkes einen verdienten Ein-<lb/> fluß auf alle ausübt. Und weit über die Grenzen<lb/> unſeres Landes horchen aufmerkſame Ohren dem, was<lb/> im Parlament vorgetragen wird. Mit größter Spannung<lb/> werden die Berichte erwartet und geleſen, zwar noch<lb/> wenig beſprochen, aber doch eifrig überlegt, wie es<lb/> die Schwierigkeit des Problems eben erheiſcht.</p><lb/> <p>Wenn wir das, was an den erſten zwei Tagen<lb/> geſprochen worden, erwägen, müſſen wir die Reden<lb/> der Herren Dr. Grabmayr, Dr. Weißkirchner und<lb/> Grafen Dziedusczycki hervorheben, da ſie ſich in ihrer<lb/> ganzen Eigentümlichkeit zeigten. Es wäre verfrüht,<lb/> wollte man ſchon heute ein endgiltiges Urteil fällen,<lb/> man kann nur wieder und wieder ſagen, daß es<lb/> vieler Abänderungen bedürfen wird, um alle Uneben-<lb/> heiten und Ungleichheiten in gerechter und billiger<lb/> Art zu beſeitigen und ein Werk zu ſchaffen, das zwar<lb/> nicht <hi rendition="#aq">„aere perennius“</hi> — „dauernder als Erz“ —<lb/> doch für die nächſten Generationen das beſte ſein<lb/> ſoll! Welche Stellung die Großgrundbeſitzer, die<lb/> Polen, die tſchechiſchen Parteien einnehmen, das zeigte<lb/> ſich deutlich, doch gewiß noch nicht endgiltig in den<lb/> Reden der hervorragendſten Vertreter der erſten zwei<lb/> Verhandlungstage; was die chriſtlichſozialen ſo unbe-<lb/> dingt betonen — — nun, man darf niemand ſeparate<lb/> und geheimhoffende Pläne unterſchieben; aber es iſt<lb/> etwas zum Nachdenken! Es wird ſich ja doch von<lb/> ſelbſt erweiſen, wo ſelbſtloſes Streben nach Erkennt-<lb/> nis des Rechtes und der Gerechtigkeit vorherrſcht —<lb/> dieſes Schlagwort <hi rendition="#g">„Gerechtigkeit der Wahl-<lb/> reform“</hi> iſt von uns ausgegangen; es wird jetzt<lb/> ſowohl im Parlamente als auch in den Zeitungen<lb/> betont. Und das iſt ganz richtig! Wir wir zuerſt im<lb/> Artikel „Gerechtigkeit, erſtehe!“ und dann „Der<lb/> Wille zur Gerechtigkeit“ ausgeführt haben, wie in<lb/> verſchiedenen Betrachtungen die Lebensfähigkeit einer<lb/> wohldurchdachten und demgemäß durchgeführten Wahl-<lb/> reform anerkannt wurde, muß ſich trotz der neuge-<lb/> hörten, teilweiſe ganz unerhörten Einwendungen doch<lb/> das Mittel finden laſſen.</p><lb/> <p>Gar zu früh nach herrſchenden Majoritäten<lb/> auszublicken, ſcheint in dieſem embryonalen Stadium<lb/> der Verhandlungen nicht paſſend. Wie immer ſich die<lb/> verſchiedenen Parteien und Parteichen ſtellen mögen,<lb/><cb/> man ſieht jetzt ſchon aus den letzten Verhandlungen<lb/> der Vorwoche, daß ſie ſich herumſchmiegen möchten!</p><lb/> <p>Wenn die Polen, wie Graf Dziedusczycki aus-<lb/> führlich darlegte, dieſe von der Regierung vorgelegte<lb/> Wahlreform vom Grund aus verabſcheuen und für<lb/> den Fall von deren Annahme eine Verfaſſungsände-<lb/> rung wünſchenswert finden, ſo dürften ſie bei ver-<lb/> ſchiedenen Parlamentariern Anhänger finden, ob <hi rendition="#aq">„bona“</hi><lb/> oder <hi rendition="#aq">„mala fide“,</hi> darüber ließe ſich ſtreiten. Daß<lb/> der Polenklub etwas prätendiert, was ihm bisher —<lb/> gutmütig zugeſtanden war — nämlich die Regierung<lb/> der Regierung — das kann man ſich lebhaft vor-<lb/> ſtellen und die Beglückwünſchungen der um das Wohl<lb/> Oeſterreichs ſo beſorgten Schlachzizen haben es herr-<lb/> lich bewieſen! 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Ob aber<lb/> die hiſtoriſche, jedenfalls ſchon ſehr veraltete „Länder-<lb/> und Königreichen-Idee“ für die moderne Neuſchaffung<lb/> von berückſichtigungswertem Belang iſt, kann man<lb/> füglich dahingeſtellt laſſen; was werden muß, wird<lb/> auch geſchehen!</p><lb/> <p>Um bis heute eine Abrechnung über die laut<lb/> gewordenen Stimmen anzuſtellen, dazu gehört mehr<lb/> „Vorbedacht“ als „Gehört“; denn es war nur<lb/> Plänkelei mit ein paar aufgeführten Geſchützen. Und<lb/> das war unnotwendig. Es ſollte kein Gefecht ſein —<lb/> die Wahlreformlage iſt keine Gefechtsdispoſition —<lb/> es ſollte eine wohlüberlegte Prüfung des Möglichen<lb/> und Notwendigen ſein, das ſich jedem billig denkenden<lb/> Menſchen, wenn er auch nicht Abgeordneter iſt, von<lb/> ſelbſt aufdrängt. Wenn aber die Völker merken, dieſer,<lb/> jener Stämmling habe etwas im Hinterhalte, dann<lb/> iſt das ehrliche Vertrauen weg und das große Werk<lb/> wird durch Kleinlichkeiten verekelt und verhunzt!<lb/> — Und ſo wollen wir hoffen, daß aus den unfrucht-<lb/> baren und ganz wertloſen Plänkeleien, die leider<lb/> unſere Volksvertreter nicht entbehren zu können ſcheinen,<lb/> ernſtliche Vorſchläge hervorgehen werden, wie man<lb/> es nach dem erſten Anfange hätte erwarten können!<lb/> — Weg daher mit Redeſpiel und Schimpfſpiel; denn<lb/> es wäre gar zu ernſt, Unnachgiebigkeit zu predigen,<lb/> die ſchließlich doch böſe Folgen haben könnte. All-<lb/> gemeines Bewußtſein der Völker iſt es, das eine<lb/> Aenderung der jetzigen Verhältniſſe unaufſchiebbar iſt!</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#baden3" xml:id="baden2" prev="#baden1" type="jArticle" n="2"> <p>Prozeß wegen der Einkehr von Fremden im Herzog-<lb/> hof gehabt und ihn gewonnen. Der Rat verbot daher<lb/> im Jahre 1716 dem Grafen die Aufnahme von<lb/> Fremden behufs Einkehr im Herzoghof „bey zehn<lb/> Duggaten pöenfahl (Strafe).</p><lb/> <p>Vielleicht durch dieſes Verbot, vielleicht auch<lb/> durch die finanzielle Lage getrieben, entſchloß ſich<lb/> der Graf zum Verkaufe des Herzoghofes. Am 28. Sep-<lb/> tember 1716 kaufte die Stadt unter dem Stadt-<lb/> richter Georg Reinwald den Herzoghof mit allem<lb/> Zubehör um 25.000 fl. und 500 fl. Leikauf.<note place="foot" n="*)"><note type="editorial">Einweisung der Fußnote in den Text fehlt, ihr Ort wurde erschlossen.</note>Der Leitkauf oder Leikauf war urſprünglich das beim<lb/> Abſchluß eines Handels zum Vertrinken beſtimmte Geld. Für<lb/> die als Leikauf gerechnete Summe wurde keine Steuer bezahlt.</note> Von<lb/> nun an erſchien der Herzoghof im Landſchafts-Gült-<lb/> buch unter dem Namen „die Pfleg von Baden“.</p><lb/> <p>Die Stadt hatte mit dieſem Kauf das im Her-<lb/> zoghof liegende Herzogs- und Antonsbad, die Urſprung-<lb/> quelle, 84 Pfund Weingärten, 30 Tagwerk Wieſen<lb/> und 4 Joch Äcker erworben.</p><lb/> <p>Das Bad am Urſprunge, noch zu Beginn des<lb/> 17. Jahrhunderts eine offene Quelle, war im 18. Jahr-<lb/> hundert nur ein Fußbad in einer vor der Felſen-<lb/> höhle gelegenen Grube, die 1737 mit einem Dache<lb/> verſehen wurde. 1748 wurde dieſe Hütte mit einer<lb/> zweiten Hütte in Verbindung gebracht nnd als Halb-<lb/> bad (Bad bis an den halben Leib) eingerichtet.</p><lb/> <p>Da das alte natürliche, ziemlich enge und<lb/> niedrige Felſengewölbe der Urſprungsquelle, von den<lb/> Dünſten teilweiſe zerſtört, einzuſtürzen drohte, wurde<lb/> es 1764 abgetragen, der Zugang ſamt der Höhle<lb/> erweitert und überwölbt. Außen, gerade über der<lb/> Felſenhöhle, wurde ein Denkſtein geſetzt.</p><lb/> <p>1796 wurden die Badehütten weggeriſſen. Nach<lb/> einem von dem Kavallerie-General Grafen Lamberti<lb/> entworfenen Plane erbaute der Stadtbaumeiſter<lb/><cb/> Anton Hantl ein Badegebäude im orientaliſchen Stile,<lb/> wie es noch heute beſteht. Beim Abgraben ſtieß man<lb/> auf Reſte eines römiſchen Dunſtbades. Das umgebende<lb/> alte Mauerwerk beſtand aus Ziegeln, wovon einige<lb/> den Legionsſtempel der <hi rendition="#aq">X.,</hi> andere den der <hi rendition="#aq">XIV.</hi><lb/> Legion trugen.</p><lb/> <p>Am 24. April 1717 kaufte die Stadt um 300 fl.<lb/> und 12 Reichstaler Leikauf noch von dem Grafen<lb/> Lamberg Gründe vor dem Frauen- und Spitaltor<lb/> ſamt zwei daſelbſt befindlichen Fiſchwäſſern.</p><lb/> <p>Das Frauenbad bereitete der Stadt manche<lb/> Sorge, weil ſich die Qnelle immer mehr ausbreitete<lb/> und der Zufluß daher geringer wurde. Der Richter<lb/> und Rat der Stadt erklärten deshalb am 5. Fe-<lb/> bruar 1721, daß es notwendig ſei, unter der Frauen-<lb/> kirche hineinzugraben, um die Quelle ganz ins<lb/> Frauenbad zu leiten. Zugleich verpflichtete ſich die<lb/> Stadt, für ſolche Fälle um die Erlaubnis hiezu<lb/> jedesmal beim Auguſtiner-Konvente anzuſuchen und<lb/> auch den Schaden gutzumachen, der erwieſenermaßen<lb/> durch ſolche Arbeiten an der Frauenkirche entſtehen<lb/> könnte.</p><lb/> <p>Die Frauenkirche wurde 1787 entweiht. Sie<lb/> war nebſt dem Galgen eines der Wahrzeichen Badens<lb/> wegen der merkwürdigen Stellung des Turmes, der<lb/> ohne Fundament über der großen Eingangstür, aus<lb/> einer Spitze ſich allmählich erweiternd, in die Höhe<lb/> ſtieg. Seine ganze Laſt ſtützte ſich auf eine feſt ver-<lb/> kittete Maſſe und auf zwei über der gewölbten Decke<lb/> der Kirche geſpannte Gurtbögen. Die Kirche hatte alſo<lb/> einen „Turm, der auf der Spitze ſteht“.</p><lb/> <p>Die Stadt kaufte 1793 die Frauenkirche den<lb/> Auguſtinern ab und verwendete das ſchöne, gotiſche<lb/> Bauwerk als Holzmagazin.</p><lb/> <p>Wie das Frauenbad verlangte auch das Neu-<lb/> bad (jetzt Karolinenbad) die ſorgfältigſte Beachtung.<lb/> Als 1800 im Mühlbache gegraben wurde, erlitt die<lb/><cb/> Quelle ſofort einen beträchtlichen Schaden, den man<lb/> erſt im folgenden Jahre durch eine tiefe Ver-<lb/> dämmung beheben konnte.</p><lb/> <p>1758 wurde das Thereſienbad auf Koſten der<lb/> Stadt erbaut. Die Kaiſerin Maria Thereſia ſpendete<lb/> dazu einen Beitrag von 1000 Dukaten unter der<lb/> Bedingung, daß verwundete Offiziere unentgeltlich<lb/> dort baden durften. So blieb es bis zur Errichtung<lb/> des k. k. Militärbadehauſes im Jahre 1796. Das<lb/> Thereſienbadhaus wurde 1885 niedergeriſſen und<lb/> im Anſchluß an das Herzogbad ein neues Bade-<lb/> gebäude errichtet.</p><lb/> <p>Über die Verwaltung der Bäder gibt der Be-<lb/> richt des Grafen Gaisruck vom Jahre 1746 folgendes<lb/> an:</p><lb/> <p>Das Gefälle des Herzogs- und Antonsbades<lb/> verwalten 2 Badmeiſter, die Mitglieder des innern<lb/> Rates ſind. Der Oberbadmeiſter bezieht 30 fl. jähr-<lb/> lich, der Nebenbadmeiſter 20 fl. Beſoldung. Badtax<lb/> für einmal baden iſt: beim Herzogbad für einen<lb/> Erwachſenen 6 kr.; für ein Kind 3 kr.; beim Antoni-<lb/> bad 12 kr., für ein Kind 6 kr., das <hi rendition="#aq">s. v.</hi> Fußbad<lb/> für Einmal 1 kr.</p><lb/> <p>Frauenbad. Dieſes Baad iſt der Stadt Baaden<lb/> von einem, Nahmens Polz, mit dieſer <hi rendition="#aq">condition</hi> ver-<lb/> ſchafft worden, die Einkünfften davon zu ſelbigem Bau-<lb/> Erhalt, zu <hi rendition="#aq">appliciren,</hi> den Überreſt aber in andere<lb/> Gemeine Stadtgebäu zu verwendten. Dieſes iſt <hi rendition="#aq">ao.</hi><lb/> 1639 an Selbige um jährlich 40 fl. Beſtand ge-<lb/> laſſen, hernach aber den 17. <hi rendition="#aq">Martij</hi> 1642 zu Gemeiner<lb/> Stadt ſelbſt zugenüſſen <hi rendition="#aq">resolvirt</hi> worden.</p><lb/> <p>Bis 1743 war für dieſes Bad keine Badtaxe<lb/> fixiert, ſondern es wurde der <hi rendition="#aq">Discretion</hi> des<lb/> hohen Adels und der Standesperſonen überlaſſen,<lb/> was dieſelben freiwillig geben wollten. Weil aber in<lb/> der Wahl<hi rendition="#aq">relation anno</hi> 1743 dem Hofe angezeigt<lb/> wurde, es werde dieſes Bad vom hohen Adel weniger</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Mittwoch Badener Zeitung 14. März 1906 Nr. 21.
der auch Kaftan ſchwärmte. Fremde Finger in
deutſchen Taſchen. Nein, Graf Dziedusczycki, wir
danken für die zugedachte föderaliſtiſche Beglückung;
allzugroßes Glück verhärtet das Herz. Die
Deutſchböhmen müßten ſich da auf die Rolle der
Ruthenen beſchränken. Zu viel Wohlwollen! Ver-
bindlichen Dank auch für die Bemühung, die
Tſchechen gegen uns aufzureizen. Uebrigens hat
Graf Dziedusczycki mit ſeinen hungrigen Ratten
in einem Kaſten nichts trefflicher verſinnbildlicht
als die Politik der ewig hungrigen Schlachzizen.
Es wurde wirklich an der Tafel, Oeſterreich ge-
nannt, nichts ſerviert ohne daß die Herren Stan-
czyken nicht den allergrößten Schöpflöffel in den
Suppentopf geſteckt hätten. Immer mußten ſie
zuerſt abgefüttert werden, dann erſt kamen die
Staatsnotwendigkeiten, dann erſt nickten ſie gnädig
ihr Ja und der Hofſchlachzize Gniewosz ließ ſich
ſpäter bei Hofe gelegentlich den Fleißzettel aus-
ſtellen. Wenn dieſe Herrlichkeit ein Ende nimmt,
ſo gehört dieſer Umſtand zu den Lichtſeiten der
Wahlreform.
Die Polen dürfen ſich wahrlich nicht wundern,
daß ſie mit ihren drei bisherigen Rednern Abra-
hamowicz, Moyſa und Dziedusezycki eine ſo kläg-
liche parlamentariſche Figur ſpielten. Die zwei
Armenier und der Schlachzizenführer als Ver-
treter einer demokratiſchen Wahlreform, ein ſolcher
Ulk macht uns lachen. Die neuen Demütigungen
wären den Herren erſpart geblieben, wenn ſie
früher einen ehrlichen Vertrag mit den Deutſchen
zu einer feſten Mehrheit eingegangen und ſich
zuverläſſig erwieſen hätten. Nun wird Dziedus-
czycki auch von den Tſchechen, für deren Mehr-
rechte er ſich früher ſo erhitzt hatte, in der Tinte
ſtecken gelaſſen. Die Polen ernten nur die Früchte
ihrer ſtets zweideutigen, ſtets unzuverläſſigen Po-
litik. Die Deutſchen aber haben einen Grund
mehr, ſich entſchieden für die Gleichberechtigung
der Polen und Ruthenen einzuſetzen, insbeſondere
nicht zuzulaſſen, daß die Rückſichten, die das
Miniſterium betreffs der Proportionalwahlen in
Wien für überflüſſig hält, gerade den Polen zu
Gefallen, gelten ſollen. Gleiches Wahlrecht, gleiche
Behandlung überall! So will es ja doch der
Demokrat Dziedusczycki.
Der Stein im Rollen.
Nun haben wir die erſte Woche der Wahl-
reformberatung erlebt und genoſſen. Die Vorlage der
Regierung, der es insgeheim doch deutlich verſtändlich
vorgeworfen wird, ſie habe ein böſes Spiel inſzeniert,
dieſe Vorlage fand, wie ja anders nicht möglich,
unbedingte und bedingte Anhänger, aber auch ent-
ſchiedene Gegner, die jetzt alle in mehr oder weniger
klaren und durchdachten Reden ihre Meinung dar-
legen. Die erſten zwei Tage der Verhandlung zeigten
ein nobles Gepräge. Man hörte Reden wie in den
erſten Sitzungen des Schottentor-Parlamentes. Ein
klaſſiſcher Hauch wehte durchs Haus. Klaſſiſch ge-
formte, oratoriſch vollendete Darlegungen in frei-
mütiger Vortragsweiſe bannten die ſonſt ſo allgemein
gebräuchliche Unruhe des Hauſes. Mit großer Auf-
merkſamkeit folgten alle Anweſenden den lichtvollen
Ausführungen der Redner. Nicht einmal unliebſame
Zwiſchenrufe vernahm man: es iſt offenkundig, daß
der Ernſt des großen Werkes einen verdienten Ein-
fluß auf alle ausübt. Und weit über die Grenzen
unſeres Landes horchen aufmerkſame Ohren dem, was
im Parlament vorgetragen wird. Mit größter Spannung
werden die Berichte erwartet und geleſen, zwar noch
wenig beſprochen, aber doch eifrig überlegt, wie es
die Schwierigkeit des Problems eben erheiſcht.
Wenn wir das, was an den erſten zwei Tagen
geſprochen worden, erwägen, müſſen wir die Reden
der Herren Dr. Grabmayr, Dr. Weißkirchner und
Grafen Dziedusczycki hervorheben, da ſie ſich in ihrer
ganzen Eigentümlichkeit zeigten. Es wäre verfrüht,
wollte man ſchon heute ein endgiltiges Urteil fällen,
man kann nur wieder und wieder ſagen, daß es
vieler Abänderungen bedürfen wird, um alle Uneben-
heiten und Ungleichheiten in gerechter und billiger
Art zu beſeitigen und ein Werk zu ſchaffen, das zwar
nicht „aere perennius“ — „dauernder als Erz“ —
doch für die nächſten Generationen das beſte ſein
ſoll! Welche Stellung die Großgrundbeſitzer, die
Polen, die tſchechiſchen Parteien einnehmen, das zeigte
ſich deutlich, doch gewiß noch nicht endgiltig in den
Reden der hervorragendſten Vertreter der erſten zwei
Verhandlungstage; was die chriſtlichſozialen ſo unbe-
dingt betonen — — nun, man darf niemand ſeparate
und geheimhoffende Pläne unterſchieben; aber es iſt
etwas zum Nachdenken! Es wird ſich ja doch von
ſelbſt erweiſen, wo ſelbſtloſes Streben nach Erkennt-
nis des Rechtes und der Gerechtigkeit vorherrſcht —
dieſes Schlagwort „Gerechtigkeit der Wahl-
reform“ iſt von uns ausgegangen; es wird jetzt
ſowohl im Parlamente als auch in den Zeitungen
betont. Und das iſt ganz richtig! Wir wir zuerſt im
Artikel „Gerechtigkeit, erſtehe!“ und dann „Der
Wille zur Gerechtigkeit“ ausgeführt haben, wie in
verſchiedenen Betrachtungen die Lebensfähigkeit einer
wohldurchdachten und demgemäß durchgeführten Wahl-
reform anerkannt wurde, muß ſich trotz der neuge-
hörten, teilweiſe ganz unerhörten Einwendungen doch
das Mittel finden laſſen.
Gar zu früh nach herrſchenden Majoritäten
auszublicken, ſcheint in dieſem embryonalen Stadium
der Verhandlungen nicht paſſend. Wie immer ſich die
verſchiedenen Parteien und Parteichen ſtellen mögen,
man ſieht jetzt ſchon aus den letzten Verhandlungen
der Vorwoche, daß ſie ſich herumſchmiegen möchten!
Wenn die Polen, wie Graf Dziedusczycki aus-
führlich darlegte, dieſe von der Regierung vorgelegte
Wahlreform vom Grund aus verabſcheuen und für
den Fall von deren Annahme eine Verfaſſungsände-
rung wünſchenswert finden, ſo dürften ſie bei ver-
ſchiedenen Parlamentariern Anhänger finden, ob „bona“
oder „mala fide“, darüber ließe ſich ſtreiten. Daß
der Polenklub etwas prätendiert, was ihm bisher —
gutmütig zugeſtanden war — nämlich die Regierung
der Regierung — das kann man ſich lebhaft vor-
ſtellen und die Beglückwünſchungen der um das Wohl
Oeſterreichs ſo beſorgten Schlachzizen haben es herr-
lich bewieſen! Wir Oeſterreicher, wir Alpenländler,
müſſen (ob leider oder gottlob — geniert uns auch
nicht —) anderer Meinung ſein. Ein Volk, das von
Millionengeſchenken unſererſeits die Idee der
Loyalität füttern läßt, darf für den Kern des
Staates nicht maßgebend ſein.
Was die nach den erſten Haupttagen folgenden
Reden bekundeten, ließe ſich kurz faſſen: alles ſtrebt
dahin, die „hiſtoriſchen“ Reichsteile, die ſogenannten
Landtage, mit einer größeren Macht auszugeſtalten,
dafür aber das „Zentralparlament“, das erſt geſchaffen
werden müßte, nur mit den Reichsagenden zu be-
trauen! — So ſtehen jetzt die Sachen. Ob aber
die hiſtoriſche, jedenfalls ſchon ſehr veraltete „Länder-
und Königreichen-Idee“ für die moderne Neuſchaffung
von berückſichtigungswertem Belang iſt, kann man
füglich dahingeſtellt laſſen; was werden muß, wird
auch geſchehen!
Um bis heute eine Abrechnung über die laut
gewordenen Stimmen anzuſtellen, dazu gehört mehr
„Vorbedacht“ als „Gehört“; denn es war nur
Plänkelei mit ein paar aufgeführten Geſchützen. Und
das war unnotwendig. Es ſollte kein Gefecht ſein —
die Wahlreformlage iſt keine Gefechtsdispoſition —
es ſollte eine wohlüberlegte Prüfung des Möglichen
und Notwendigen ſein, das ſich jedem billig denkenden
Menſchen, wenn er auch nicht Abgeordneter iſt, von
ſelbſt aufdrängt. Wenn aber die Völker merken, dieſer,
jener Stämmling habe etwas im Hinterhalte, dann
iſt das ehrliche Vertrauen weg und das große Werk
wird durch Kleinlichkeiten verekelt und verhunzt!
— Und ſo wollen wir hoffen, daß aus den unfrucht-
baren und ganz wertloſen Plänkeleien, die leider
unſere Volksvertreter nicht entbehren zu können ſcheinen,
ernſtliche Vorſchläge hervorgehen werden, wie man
es nach dem erſten Anfange hätte erwarten können!
— Weg daher mit Redeſpiel und Schimpfſpiel; denn
es wäre gar zu ernſt, Unnachgiebigkeit zu predigen,
die ſchließlich doch böſe Folgen haben könnte. All-
gemeines Bewußtſein der Völker iſt es, das eine
Aenderung der jetzigen Verhältniſſe unaufſchiebbar iſt!
Prozeß wegen der Einkehr von Fremden im Herzog-
hof gehabt und ihn gewonnen. Der Rat verbot daher
im Jahre 1716 dem Grafen die Aufnahme von
Fremden behufs Einkehr im Herzoghof „bey zehn
Duggaten pöenfahl (Strafe).
Vielleicht durch dieſes Verbot, vielleicht auch
durch die finanzielle Lage getrieben, entſchloß ſich
der Graf zum Verkaufe des Herzoghofes. Am 28. Sep-
tember 1716 kaufte die Stadt unter dem Stadt-
richter Georg Reinwald den Herzoghof mit allem
Zubehör um 25.000 fl. und 500 fl. Leikauf. *) Von
nun an erſchien der Herzoghof im Landſchafts-Gült-
buch unter dem Namen „die Pfleg von Baden“.
Die Stadt hatte mit dieſem Kauf das im Her-
zoghof liegende Herzogs- und Antonsbad, die Urſprung-
quelle, 84 Pfund Weingärten, 30 Tagwerk Wieſen
und 4 Joch Äcker erworben.
Das Bad am Urſprunge, noch zu Beginn des
17. Jahrhunderts eine offene Quelle, war im 18. Jahr-
hundert nur ein Fußbad in einer vor der Felſen-
höhle gelegenen Grube, die 1737 mit einem Dache
verſehen wurde. 1748 wurde dieſe Hütte mit einer
zweiten Hütte in Verbindung gebracht nnd als Halb-
bad (Bad bis an den halben Leib) eingerichtet.
Da das alte natürliche, ziemlich enge und
niedrige Felſengewölbe der Urſprungsquelle, von den
Dünſten teilweiſe zerſtört, einzuſtürzen drohte, wurde
es 1764 abgetragen, der Zugang ſamt der Höhle
erweitert und überwölbt. Außen, gerade über der
Felſenhöhle, wurde ein Denkſtein geſetzt.
1796 wurden die Badehütten weggeriſſen. Nach
einem von dem Kavallerie-General Grafen Lamberti
entworfenen Plane erbaute der Stadtbaumeiſter
Anton Hantl ein Badegebäude im orientaliſchen Stile,
wie es noch heute beſteht. Beim Abgraben ſtieß man
auf Reſte eines römiſchen Dunſtbades. Das umgebende
alte Mauerwerk beſtand aus Ziegeln, wovon einige
den Legionsſtempel der X., andere den der XIV.
Legion trugen.
Am 24. April 1717 kaufte die Stadt um 300 fl.
und 12 Reichstaler Leikauf noch von dem Grafen
Lamberg Gründe vor dem Frauen- und Spitaltor
ſamt zwei daſelbſt befindlichen Fiſchwäſſern.
Das Frauenbad bereitete der Stadt manche
Sorge, weil ſich die Qnelle immer mehr ausbreitete
und der Zufluß daher geringer wurde. Der Richter
und Rat der Stadt erklärten deshalb am 5. Fe-
bruar 1721, daß es notwendig ſei, unter der Frauen-
kirche hineinzugraben, um die Quelle ganz ins
Frauenbad zu leiten. Zugleich verpflichtete ſich die
Stadt, für ſolche Fälle um die Erlaubnis hiezu
jedesmal beim Auguſtiner-Konvente anzuſuchen und
auch den Schaden gutzumachen, der erwieſenermaßen
durch ſolche Arbeiten an der Frauenkirche entſtehen
könnte.
Die Frauenkirche wurde 1787 entweiht. Sie
war nebſt dem Galgen eines der Wahrzeichen Badens
wegen der merkwürdigen Stellung des Turmes, der
ohne Fundament über der großen Eingangstür, aus
einer Spitze ſich allmählich erweiternd, in die Höhe
ſtieg. Seine ganze Laſt ſtützte ſich auf eine feſt ver-
kittete Maſſe und auf zwei über der gewölbten Decke
der Kirche geſpannte Gurtbögen. Die Kirche hatte alſo
einen „Turm, der auf der Spitze ſteht“.
Die Stadt kaufte 1793 die Frauenkirche den
Auguſtinern ab und verwendete das ſchöne, gotiſche
Bauwerk als Holzmagazin.
Wie das Frauenbad verlangte auch das Neu-
bad (jetzt Karolinenbad) die ſorgfältigſte Beachtung.
Als 1800 im Mühlbache gegraben wurde, erlitt die
Quelle ſofort einen beträchtlichen Schaden, den man
erſt im folgenden Jahre durch eine tiefe Ver-
dämmung beheben konnte.
1758 wurde das Thereſienbad auf Koſten der
Stadt erbaut. Die Kaiſerin Maria Thereſia ſpendete
dazu einen Beitrag von 1000 Dukaten unter der
Bedingung, daß verwundete Offiziere unentgeltlich
dort baden durften. So blieb es bis zur Errichtung
des k. k. Militärbadehauſes im Jahre 1796. Das
Thereſienbadhaus wurde 1885 niedergeriſſen und
im Anſchluß an das Herzogbad ein neues Bade-
gebäude errichtet.
Über die Verwaltung der Bäder gibt der Be-
richt des Grafen Gaisruck vom Jahre 1746 folgendes
an:
Das Gefälle des Herzogs- und Antonsbades
verwalten 2 Badmeiſter, die Mitglieder des innern
Rates ſind. Der Oberbadmeiſter bezieht 30 fl. jähr-
lich, der Nebenbadmeiſter 20 fl. Beſoldung. Badtax
für einmal baden iſt: beim Herzogbad für einen
Erwachſenen 6 kr.; für ein Kind 3 kr.; beim Antoni-
bad 12 kr., für ein Kind 6 kr., das s. v. Fußbad
für Einmal 1 kr.
Frauenbad. Dieſes Baad iſt der Stadt Baaden
von einem, Nahmens Polz, mit dieſer condition ver-
ſchafft worden, die Einkünfften davon zu ſelbigem Bau-
Erhalt, zu appliciren, den Überreſt aber in andere
Gemeine Stadtgebäu zu verwendten. Dieſes iſt ao.
1639 an Selbige um jährlich 40 fl. Beſtand ge-
laſſen, hernach aber den 17. Martij 1642 zu Gemeiner
Stadt ſelbſt zugenüſſen resolvirt worden.
Bis 1743 war für dieſes Bad keine Badtaxe
fixiert, ſondern es wurde der Discretion des
hohen Adels und der Standesperſonen überlaſſen,
was dieſelben freiwillig geben wollten. Weil aber in
der Wahlrelation anno 1743 dem Hofe angezeigt
wurde, es werde dieſes Bad vom hohen Adel weniger
*) Der Leitkauf oder Leikauf war urſprünglich das beim
Abſchluß eines Handels zum Vertrinken beſtimmte Geld. Für
die als Leikauf gerechnete Summe wurde keine Steuer bezahlt.
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