Badener Zeitung. Nr. 86, Baden (Niederösterreich), 26.10.1904. Nr. 86. Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. [Spaltenumbruch] missariate und hielt man sofort eine genaue Nach- -- Spende. Herr k. u. k. Oberleutnant von Korrespondenzen. [Eigenberichte der "Badener Zeitung".] Mödling. (Schoeffel-Memoiren.) Es verloutet, (Ein Sprenggeschoß) ist, wie bereits publiziert, (Eine Unglückliche.) In das Mödlinger Krankenhaus (Ein Wüstling), dem ein 13jähriges Mädchen zum (Dreihundert Mitglieder) zählt der Verein der (Ein alter Mödlinger,) Herr Franz Schöllinger, (Das Wohltätigkeits-Konzert) zugunsten des Vöslau. (Volks-Bibliotheks-Verein.) Mit [Spaltenumbruch] (Universitätskurs.) Vom 6. November an findet Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 21. d. M.: "Der Sohn der Ein Bild kraftstrotzender Männlichkeit stand in Eine liebreizende Partnerin hatte der werte Gast Leider waren die Episoden nicht ganz einwand- Auch Herr Zeemann schien als Fischer Lykon [Spaltenumbruch] a weißes Leibl und a schwarzsammtenes Miader", Therese hörte ihm aufmerksam zu; an das "No, no!" unterbrach sie Sepp ärgerlich. "Mir Nun kam es erst dem Sepp in den Sinn, daß Sepp glaubte damit seine Schuldigkeit getan zu [Spaltenumbruch] Im Leitenbauernhof wurden für die morgige Kathl erschrack beinahe über die plötzliche Sinnes- "Ah freili! Du bist no af koaner Lustbarkeit Kathl schien diese letzte Bemerkung gänzlich zu "Na, na, das sand lauter Ausred'n! Dö lass' Kathl war ratlos, sie schwieg. Da kam ihr aber Das war allerdings die empfindlichste Seite "Weg'n meiner braucht's enk dö Auslag'n net "Na, das wer'n weiter große Unköst'n sei für (Fortsetzung folgt.) *) Niader, niads = Jeder, jedes.
Nr. 86. Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904. [Spaltenumbruch] miſſariate und hielt man ſofort eine genaue Nach- — Spende. Herr k. u. k. Oberleutnant von Korreſpondenzen. [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.] Mödling. (Schoeffel-Memoiren.) Es verloutet, (Ein Sprenggeſchoß) iſt, wie bereits publiziert, (Eine Unglückliche.) In das Mödlinger Krankenhaus (Ein Wüſtling), dem ein 13jähriges Mädchen zum (Dreihundert Mitglieder) zählt der Verein der (Ein alter Mödlinger,) Herr Franz Schöllinger, (Das Wohltätigkeits-Konzert) zugunſten des Vöslau. (Volks-Bibliotheks-Verein.) Mit [Spaltenumbruch] (Univerſitätskurs.) Vom 6. November an findet Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 21. d. M.: „Der Sohn der Ein Bild kraftſtrotzender Männlichkeit ſtand in Eine liebreizende Partnerin hatte der werte Gaſt Leider waren die Epiſoden nicht ganz einwand- Auch Herr Zeemann ſchien als Fiſcher Lykon [Spaltenumbruch] a weißes Leibl und a ſchwarzſammtenes Miader“, Thereſe hörte ihm aufmerkſam zu; an das „No, no!“ unterbrach ſie Sepp ärgerlich. „Mir Nun kam es erſt dem Sepp in den Sinn, daß Sepp glaubte damit ſeine Schuldigkeit getan zu [Spaltenumbruch] Im Leitenbauernhof wurden für die morgige Kathl erſchrack beinahe über die plötzliche Sinnes- „Ah freili! Du biſt no af koaner Luſtbarkeit Kathl ſchien dieſe letzte Bemerkung gänzlich zu „Na, na, das ſand lauter Ausred’n! Dö laſſ’ Kathl war ratlos, ſie ſchwieg. Da kam ihr aber Das war allerdings die empfindlichſte Seite „Weg’n meiner braucht’s enk dö Auslag’n net „Na, das wer’n weiter große Unköſt’n ſei für (Fortſetzung folgt.) *) Niader, niads = Jeder, jedes.
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Nr. 86. Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904.</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="einbruch2" prev="#einbruch1" type="jArticle" n="2"> <p>miſſariate und hielt man ſofort eine genaue Nach-<lb/> ſuche im Hauſe, doch war keine Spur von dem Ein-<lb/> brecher mehr vorhanden. Derſelbe hatte wahrſcheinlich<lb/> mit einem Stemmeiſen die nur leicht verſperite Laden-<lb/> türe und einen im Lokale befindlichen Schreibtiſch<lb/> erbrochen und aus demſelben einen Betrag von 120 <hi rendition="#aq">K</hi><lb/> entwendet. Man vermutet, daß man es hier mit<lb/> einem mit den Ortsverhältniſſen vertrauten Indi-<lb/> viduum zu tun hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Spende.</hi> </head> <p>Herr k. u. k. Oberleutnant von<lb/><hi rendition="#g">Hahndel</hi> hat dem Rath’ſchen allgem. öffentlichen<lb/> Krankenhauſe in Baden einen Tragſeſſel und ein<lb/> Drahtbett für Dampfbehandlung geſpendet, wofür<lb/> hiermit herzlichſt gedankt wird.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Korreſpondenzen.</hi></hi><lb/> [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]</head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mödling.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Schoeffel-Memoiren.)</hi> </head> <p>Es verloutet,<lb/> daß der <supplied>f</supplied>rühere Abgeordnete und Landesausſchuß <hi rendition="#g">Schoeffel,</hi><lb/> der bei der letzten Landtagswahl gegen den chriſtlichſozialen<lb/> Kuhſchelm unterlag, worauf er ſich vom politiſchen Leben<lb/> gänzlich zurückzog, im Begriffe ſieht, ſeine „Memoiren“ zu<lb/> ſchreiben, die zweifellos für weitere Kreiſe vom Intereſſe ſein<lb/> dürften.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Ein Sprenggeſchoß)</hi> </head> <p>iſt, wie bereits publiziert,<lb/> von ſpielenden Kindern auf einer Wieſe nächſt dem Mödl-<lb/> hammer’ſchen Materialplatze bei der Bahnſtation gefunden<lb/> worden. Die Kinder waren ſo klug, ſich mit dem gefährlichen<lb/> Shrapnel nicht zu ſpielen, ſondern von ihrem Funde raſch<lb/> Meldung zu machen, worauf polizeilicherſeits eine Unterſuchung<lb/> desſelben vorgenommen und feſtgeſtellt wurde, daß das Geſchoß<lb/> ſcharf montiert ſei. Woher das Ding gekommen ſein mag,<lb/> darüber gab es bloß Vermutungen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Eine Unglückliche.)</hi> </head> <p>In das Mödlinger Krankenhaus<lb/> wurde vor einigen Tagen die 26jährige ihrer Entbindung nahe<lb/> Eliſabeth Sch. gebracht, die wegen unglücklicher Liebe einen<lb/> Verſuch, ſich mit Salzſäure zu vergiften, gemacht hatte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Ein Wüſtling),</hi> </head> <p>dem ein 13jähriges Mädchen zum<lb/> Opfer fiel, wurde kürzlich verhaftet. Der verheiratete Privat-<lb/> beamte Robert H. hatte, wie die vorgefundenen Briefe dartun,<lb/> ſeine verwerflichen Machinationen bei Kindern im zarten Alter<lb/> zwiſſchen 11 und 15 Jahren verſucht und ſchließlich die erſt<lb/> 13jährige Leopoldine Sch. mißbraucht. Bemerkenswert iſt, daß<lb/> letztere im Hauſe ihrer Mutter wohnte, woſelbſt der Verhaftete<lb/> Zutritt hatte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Dreihundert Mitglieder)</hi> </head> <p>zählt der Verein der<lb/> Mödlinger Hausbeſitzer, deſſen Gründung, wie ſeinerzeit be-<lb/> richtet, erſt im Frühjahre d. J. ſtattgefunden hat. Dieſen<lb/> Aufſchwung dürfte der Verein hauptſächlich dem Umſtande zu<lb/> danken haben, daß er ſich nur mit wirtſchaftlichen Fragen<lb/> beſchäftigt und auch jetzt beiſpielsweiſe wieder die wichtige<lb/> Augelegenheit, den Realbeſitz möglichſt zu entlaſten, zum<lb/> Gegenſtand eifrigen Studiums gemacht hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Ein alter Mödlinger,)</hi> </head> <p>Herr Franz <hi rendition="#g">Schöllinger,</hi><lb/> der durch ſeine geſanglichen Leiſtungen als Mitglied des<lb/> Männer-Geſangvereines „Liederkranz“ dem Publikum wohl-<lb/> bekannt iſt, hat ſich nach längerer Abweſenheit wieder in<lb/> Mödling etabliert und das Bartik’ſche Bäckergeſchäft in der<lb/> Schöffelvorſtadt übernommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Das Wohltätigkeits-Konzert)</hi> </head> <p>zugunſten des<lb/> Vereines der Heilanſtalt Alland, das am 23. d. M. im großen<lb/> Muſikoereinsſaale in Wien ſtattfand, hat eine glänzende Ge-<lb/> ſellſchaft dort verſammelt, die mit Vergnügen der herrlichen<lb/> Muſik lauſchte. Das überaus gediegene und ſeine Programm,<lb/> durchwegs beſtehend aus Kompoſitionen des k. u. k. Hofmuſikers<lb/> Herrn Joſef <hi rendition="#g">Klein,</hi> bot reiche Abwechslung, Der Komponiſt<lb/> hatte die perſönliche Leitung ſeiner Werke übernommen und<lb/><cb/> beſorgte bei einzelnen Piecen auch die Klavierbeeleitung. Er<lb/> wurde vom Publikum mit lebhaften Applaus begrüßt und<lb/> wiederholt durch Beifallskundgebungen geehrt. Den Eingang<lb/> bildeten drei Orcheſtervorträge, ausgeführt von Mitgliedern<lb/> des k. u. k. Hofopern-Orcheſters <hi rendition="#aq">a)</hi> Ouver<supplied>t</supplied>ure zu dem Ballet<lb/> „Junker Leichtſinn“, <hi rendition="#aq">b)</hi> Novelette (Perſidie), <hi rendition="#aq">c)</hi> Humoreske<lb/> (Arlequin). In allen drei Piecen machte ſich die gediegene,<lb/> exakte Schule des Hoftheaters angenehm bemerkbar. Als zweite<lb/> Nummer brachte der <hi rendition="#g">Geſangverein öſterreichiſcher<lb/> Eiſenbahnbeamten</hi> zwei Chöre, welche mit Präziſion<lb/> und in feiner ſtimmungsvoller Weiſe zu Gehör gebracht<lb/> wurden: „Dahin“ (ein altdeutſches Lied von Dr. Jakob Dont)<lb/> und „Wanderſehnſucht“ mit Text von Naaff wurde von Herrn<lb/> Hans <hi rendition="#g">Klein</hi> am Klavier begleitet. In Nr. 3, Romanze für<lb/> Cello mit Klavierbegleitung brillierte Herr Franz <hi rendition="#g">Klein,</hi><lb/> Mitglied der k. k Hofkapelle, als Celliſt. Mit ſeltener Reinheit<lb/> und vorzüglicher Technik geſpielt, erntete dieſe Nummer<lb/> ſtürmiſchen Applaus, an welchem der Komponiſt, der den<lb/> Klavierpart beſorgte, ſein redlich Teil hatte. Als Anziehung<lb/> für Muſikenthuſiaſten galt Nr. 4, Nocturne für Harfe, zwei<lb/> Violinen und Cello. Auf der Harfe zeigte ſich Herr Alfred<lb/><hi rendition="#g">Holy,</hi> königl.-prenßiſcher Kammermuſiker und erſter Harfen-<lb/> ſoliſt der Hofoper, als Meiſter. Er beherrſchte das Inſtrument mit<lb/> vollendeter Virtuoſität und brachte ebenſo wie ſeine Partner alle<lb/> Feinheiten der Kompoſition zur Geltung. Die Violinen und Cello<lb/> wurden von den Herren Hans, Karl und Franz <hi rendition="#g">Klein</hi> geſpielt.<lb/> Eine aus 7 Sätzen beſtehende Orcheſter-Piece <hi rendition="#aq">„Suite de ballet“</hi><lb/> brachte viel Stimmung in das Publikum. Die dröhnende<lb/> volle Muſik im <hi rendition="#aq">Marche d’entrée,</hi> das raſche, feurige Tempo<lb/> des <hi rendition="#aq">Pas espagnol,</hi> die ſchwere, drückende Melodie des <hi rendition="#aq">Danse<lb/> oriental</hi> wurde von dem <hi rendition="#aq">IV.</hi> Satz <hi rendition="#aq">Danse piquant,</hi> den ſprudeln-<lb/> den, heiteren, koketten Klängen abgelöſt. Im <hi rendition="#aq">Pas de deux</hi><lb/> hörte man die <hi rendition="#aq">grandezza</hi> und im Satz <hi rendition="#aq">VI.</hi> wiegte und<lb/> ſchmiegte ſich Note an Note und Klang an Klang, bis der<lb/> letzte Satz <hi rendition="#aq">danse russe,</hi> mit mächtigem, vollem Harmonium<lb/> abſchloß. Lauter Beifall lohnte dieſes meiſterhafte Spiel. Eine<lb/> Phantaſie-Polonaiſe für Fagott mit Klavierbegleitung (Herren<lb/> Karl <hi rendition="#g">Strobl</hi> und Joſef <hi rendition="#g">Klein</hi>) forderte viel techniſche<lb/> Fertigkeit, die ſich auch angenehm bemerkbar machte. In Varia-<lb/> tionen für Horn-Quartett trat<supplied>en</supplied> die Herren Karl <hi rendition="#g">Stiegler,</hi><lb/> Karl <hi rendition="#g">Romagnoli,</hi> Rudolf <hi rendition="#g">Vargics</hi> und Karl <hi rendition="#g">Weſecky,</hi><lb/> ſämtlich Mitglieder des Hofopern-Orcheſters, auf; auch dieſe<lb/> Programmnummer fand wohlverdienten Beifall. Als Nr. 8 <hi rendition="#aq">a</hi><lb/> und 8 <hi rendition="#aq">b</hi> brachte das Orcheſter zwei Vorführungen: Fragmeute<lb/> aus dem Ballett „Maleratelier“ und Ouverture zur Operette<lb/> „Zaunkönig“, beide voll reizender, prickelnder Weiſen, die ein-<lb/> ſchmeichelnd an unſer Ohr klingen. Frl. Betty <hi rendition="#g">Schubert</hi><lb/> ſang in dem Entreelied und einem Solo aus dem „Zaunkönig“<lb/> (Operetten-Manuſkript) mit wohltönender, voller, weicher<lb/> Stimme einen reinen Sopran, der auch in der höchſten Lage<lb/> nichts von ſeiner Klarheit verlor. Die Dame wurde mit<lb/> rauſchendem Applaus gelohnt und mußte wiederholt dankend<lb/> am Podium erſcheinen. Zum Schluſſe noch drei Orcheſter-<lb/> vorträge: <hi rendition="#aq">Danse pittoresque,</hi> Gavotte aus dem Ballet „Die<lb/> roten Domino“ und ein Sezeſſions-Marſch. Damit endete das<lb/> Konzert, zu welchem, wie erwähnt, Frau Ida <hi rendition="#g">Fiedler</hi> aus<lb/> Mödling die Anregung gegeben hatte.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vöslau.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Volks-Bibliotheks-Verein.)</hi> </head> <p>Mit<lb/> 22. d. ſtellte der hieſige Verein ſeine rund 3500 Bände um-<lb/> faſſende Bibliothek dem Publikum zur Verfügung, u. zw. wie<lb/> alljährlich gegen einen Jahresbetrag von <hi rendition="#aq">K</hi> 2·40. Dieſer ſeit<lb/> Jahren beſtehende Verein, an deſſen Spitze Herr Bürgermeiſter<lb/><hi rendition="#g">Reiter</hi> ſteht und der von Lehrern und Beamten aufs eifrigſte<lb/> unterſtützt wird, bietet in der Reichhaltigkeit ſeiner Samm-<lb/> lung einen großen Schatz, aus welchem die Vöslauer viele<lb/> Stunden des geiſtigen Genuſſes und der Unterhaltung ſchöpfen.<lb/> Die Bibliothek umfaßt großenteils Unterhaltungsliteratur, be-<lb/> achtenswerte Jugendſchriften, eine ſtattliche Anzahl Zeitſchriften<lb/> über Geſchichte, Politik, Geographie, Naturwiſſenſchaft, Geſund-<lb/> heitslehre, Philoſophie, Land- und Volkswirtſchaft, Handel<lb/> und Induſtrie, Geſetzeskunde, Muſik und Kunſt Auskunft er-<lb/> teilende Werke und iſt ſomit imſtande, ihrem Zwecke als Volks<lb/> bibliothek vollſtändig nachzukommen. Der Beſuch derſelben iſt<lb/> ein äußerſt reger.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Univerſitätskurs.)</hi> </head> <p>Vom 6. November an findet<lb/> durch ſechs Sonntage hindurch immer nachmittags 3 Uhr, der<lb/> fünfte Kurs in der Turnhalle ſtatt, abgehalten vom Univer-<lb/> ſitäts-Dozenten Dr. Joſef <hi rendition="#g">Hockauf</hi> über „Nahrungsmittel<lb/> und ihre Verfälſchungen“. Der Betrag beträgt wie üblich für<lb/> alle ſechs Vorleſungen eine Krone. Die Sache dürfte äußerſt<lb/> intereſſant und auch einen großen praktiſchen Nutzen haben,<lb/> nicht nur für diejenigen, welche die Nahrungsmittel dann noch<lb/> mehr fälſchen könnten, falls deren Kenntniſſe bereichert werden<lb/> und ſie die Abſicht hätten, ſondern beſonders für das Publi-<lb/> kum, welches dann umſo eher imſtande iſt, dieſe Fälſchungen<lb/> zu erkennen und zurückzuweiſen; daher ſollten beſonders die<lb/> Frauen dieſe Gelegenheit nicht unbenützt vorübergehen laſſen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Theater.</hi> </hi> </head><lb/> <div xml:id="theater1" next="#theater2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater in Baden.</hi> </head><lb/> <p>Freitag, den 21. d. M.: <hi rendition="#g">„Der Sohn der<lb/> Wildnis“.</hi> Herr Hermann <hi rendition="#g">Benke,</hi> eine bekannte<lb/> Größe des Wiener Stadttheaters, abſolvierte in<lb/> Friedrich Halm’s dramatiſchem Gedicht „Der Sohn<lb/> der Wildnis“ ein Gaſtſpiel, das ſelbſtverſtändlich<lb/> großes Intereſſe hervorrief, obwohl der geſchätzte<lb/> Gaſt, nicht den Namen nach, aber perſönlich weitaus<lb/> dem größten Teile des Badener Publikums noch<lb/> unbekannt war. Das Kaiſer-Jubiläums-Stadttheater<lb/> liegt eben ziemlich entfernt und eignet ſich für Pro-<lb/> vinzbeſuche daher nicht ſo gut wie andere Wiener<lb/> Bühnen. Umſo erfreulicher iſt es für uns, nun auch<lb/> eine erſte Kraft dieſes Theaters zu ſehen und kennen<lb/> zu lernen.</p><lb/> <p>Ein Bild kraftſtrotzender Männlichkeit ſtand in<lb/> Hermann <hi rendition="#g">Benke’s</hi> Ingomar auf der Szene. Das<lb/> mächtige, klangſchöne Organ und ſein tiefdurchdachtes<lb/> Spiel ſicherten dem Anführer der Tektoſagen jenen<lb/> großen Erfolg und den ſtarken Beifall, welcher als<lb/> höchſtverdiente Anerkennung ſeitens des Auditoriums<lb/> der ſchönen künſtleriſchen Leiſtung des vorzüglichen<lb/> Heldendarſtellers zuteil wurde. Dem Vernehmen nach<lb/> ſoll dieſer erſten Gaſtvorſtellung Herrn <hi rendition="#g">Benke’s</hi><lb/> bald eine zweite folgen, was gewiß allſeits mit Be-<lb/> friedigung begrüßt werden wird.</p><lb/> <p>Eine liebreizende Partnerin hatte der werte Gaſt<lb/> in Fräulein <hi rendition="#g">Sewaroff,</hi> deren Parthenia hier zur<lb/> Genüge bekannt iſt.</p><lb/> <p>Leider waren die Epiſoden nicht ganz einwand-<lb/> frei, was umſomehr beſprochen werden muß, als faſt<lb/> ſämtliche kleinere Rollen in dem Werke Halm’s bei<lb/> mangelhafter Wiedergabe ſehr leicht zu ſogenannten<lb/> „Anblaſerollen“ werden können. So eignet ſich zum<lb/> Beiſpiel Fräulein <hi rendition="#g">Lieder</hi> gar nicht für die Theano.<lb/> Sie hat zwar nur einige Sätze zu ſprechen, die<lb/> wären aber bei Fräulein <hi rendition="#g">Baer</hi> oder eventuell<lb/> Fräulein <hi rendition="#g">Kraft</hi> wohl beſſer aufgehoben geweſen.</p><lb/> <p>Auch Herr <hi rendition="#g">Zeemann</hi> ſchien als Fiſcher Lykon<lb/> recht unſicher. Den Timarch von Maſſalia ſpielte<lb/> Herr <hi rendition="#g">Sußmann.</hi> Die Herren <hi rendition="#g">Verſtl</hi> (Myron),</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="amor5" prev="#amor4" type="jArticle" n="2"> <p>a weißes Leibl und a ſchwarzſammtenes Miader“,<lb/> ſo ſchilderte Sepp, etwas unbeholfen zwar, die Herr-<lb/> lichkeiten, die er geſehen.</p><lb/> <p>Thereſe hörte ihm aufmerkſam zu; an das<lb/> Sammtmieder aber wollte ſie bei dem bekannten Geiz<lb/> der Leitnerin nicht recht glauben. Nichtsdeſtoweniger<lb/> aber trug das neue Gewand bedeutend dazu bei, den<lb/> Groll gegen die Kathl zu verſchärfen. Ganz unbewußt<lb/> trug der Sepp auch noch das ſeinige bei, indem er<lb/> ſagte: „In dera Kluft is morg’n die Kathl ’s ſcheanſte<lb/> Deandl af weit und brat und der Toni, der kann<lb/> ſei Freud’ af ihr hab’n“.</p><lb/> <p>„No, no!“ unterbrach ſie Sepp ärgerlich. „Mir<lb/> ziemt, du wirſt ſelber a no narriſch weg’n den fad’n<lb/> Ding dort drent’n“.</p><lb/> <p>Nun kam es erſt dem Sepp in den Sinn, daß<lb/> er mit dem „ſcheanſt’n Deandl“ einen groben Fehler<lb/> gemacht hatte und er bemühte ſich, ihn ſo raſch als<lb/> möglich wieder auszubeſſern. „A Nieda <note place="foot" n="*)">Niader, niads = Jeder, jedes.</note> dumm, der<lb/> af’s G’wand ban an Deandl ſchaut, Putz kann ſi a<lb/> niad’s kaf’n, aber ſo ſcheane liachte Zöpf wia du ſie<lb/> haſt, dö kriagt mer um koa Geld net und d’ſchwarz’n<lb/> Haar ſand a net an Niad’n ſei Guſto. D’Kathl is<lb/> halt ſauber weil’s jung is, aber in a paar Jahrln<lb/> ſchaut’s akrat ſo aus wiar ihr Muatter — und das<lb/> is do koa ſcheane Bäuerin net“, er ſpukte ſogar aus,<lb/> „— pfui Teufl!“</p><lb/> <p>Sepp glaubte damit ſeine Schuldigkeit getan zu<lb/> haben und ging. „Weg’n dera Pfeif’n muaß mer<lb/> ſcho a niads Wort af d’Goldwag leg’n“, murmelte<lb/> er, als er wieder zu ſeiner Arbeit ging.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <p>Im Leitenbauernhof wurden für die morgige<lb/> Kirchtagsfahrt wirklich Vorbereitungen getroffen und<lb/> das, was niemand -recht glauben wollte, ſchien zur<lb/> Tatſache zu werden. Die Bäuerin fuhr mit ihrer<lb/> älteſten Tochter zur Kirmeß. Sie, die noch vor<lb/> vierzehn Tagen, als Kathl eine leiſe Anſpielung<lb/> darauf gemacht, einen koloſſalen Lärm geſchlagen<lb/> hatte, man müſſe nicht überall dabei ſei, was man<lb/> denn glaube, ob ſo ein Kirchtag nichts koſte und ob<lb/> ſie das Geld auf der Gaſſe finde. Im Laufe dieſer<lb/> Woche aber, da hatte ſie ſich plötzlich eines anderen<lb/> beſonnen. Als ſie erfahren hatte, daß der junge Hof-<lb/> bauer den Kirchtag beſuchen werde, da ſagte ſie zu<lb/> zu ihrer Kathl: „J han mer’s überlegt, ſullſt a amol<lb/> a Freud’ hab’n, mei allerliabſt’s Kind, af’n Sunnta<lb/> fahr’ mer af Wulfgang aufi“.</p><lb/> <p>Kathl erſchrack beinahe über die plötzliche Sinnes-<lb/> änderung ihrer Mutter. Ja, vor wenigen Tagen<lb/> hätte ihr dieſelbe damit die größte Freude bereitet,<lb/> heute aber, nachdem ſie wußte, welchem Umſtande ſie<lb/> das Vergnügen zu danken hätte, berührte ſie dieſe<lb/> Eröffnung höchſt unangenehm, denn wie ſie den<lb/> Charakter ihrer Mutter kannte, würde ihr dieſe Kirch-<lb/> tagsfahrt noch ſehr teuer zu ſtehen kommen. „Na,<lb/> na, Muatter, bleib’ mer na dahoam, mer muaß net<lb/> überall dabei ſein“, ſagte Kathl, die eigentlich in<lb/> ihrem Leben noch auf keiner Unterhaltung war.</p><lb/> <p>„Ah freili! Du biſt no af koaner Luſtbarkeit<lb/> net g’weſ’n und i will net hab’n, daß d’amol ſogſt,<lb/> d’Muaiter hiat der koa Freud’ vergunnt — wer woaß<lb/> a wia lang i di no dahoam han“, proteſtierte die<lb/> Alte.</p><lb/> <p>Kathl ſchien dieſe letzte Bemerkung gänzlich zu<lb/> überhören; ſie ſagte nur: „So was wir i enk nia<lb/><cb/> net nachred’n, Muatter, und das mit’m Kirchta, das<lb/> war eah na a G’ſpoaß das ſelbige Mal. J han<lb/> ſcho lang neammer d’rauf denkt und hiat a gar koa<lb/> Luſt mehr drauf“.</p><lb/> <p>„Na, na, das ſand lauter Ausred’n! Dö laſſ’<lb/> i net gelt’n. A jung’s Deandl und koa Luſt af a<lb/> Muſik z’geahn — das glabt der koa Menſch net“,<lb/> ſagte lebhaft die Bäuerin.</p><lb/> <p>Kathl war ratlos, ſie ſchwieg. Da kam ihr aber<lb/> noch ein Einfall, der vielleicht Rettung bringen konnte.<lb/> „Mir ziemt, Muatter, ’s war a ſchad’ um’s Geld;<lb/> ſo a Kirta koſt’ allerweil a Menge — und das zahlt<lb/> ſi net aus für das bisl Umaſpring’“.</p><lb/> <p>Das war allerdings die empfindlichſte Seite<lb/> der Leitenbäuerin, die ihre Tochter jetzt berührte,<lb/> aber auch die war heute unanfechtbar; die Arme in<lb/> die Seite geſtemmt trat die Bäuerin vor ihre Tochter<lb/> hin, indem ſie ſagte: „Na freili! Was andere tan<lb/> kinnan, das kinnan mir a; wann der Hofbauer und<lb/> der Schwarzböck net war’n, oft war’n mir d’reichſt’n<lb/> Leut’ im Dorf und i moan, ’s war net z’viel, wann<lb/> ſi die Leitnerin a amol ſehg’n laſſert afr an Kirchta<lb/> — was tuat mer net alles für ſo a liab’s Kind“,<lb/> ſetzte ſie wieder zärtlich werdend zu.</p><lb/> <p>„Weg’n meiner braucht’s enk dö Auslag’n net<lb/> z’mach’n, Muatter!“ wand die Tochter der Leiten-<lb/> bäuerin noch einmal ein, „i ſag’ enk noch amol, ’s<lb/> is ſchad’ für’s Geld“.</p><lb/> <p>„Na, das wer’n weiter große Unköſt’n ſei für<lb/> uns zwoa; der Vater, der muaß dahoam bleib’n —<lb/> wann der in’s Wirtshaus kimmt, das reißt ſie freili<lb/> ins Geld“.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 86. Mittwoch Badener Zeitung 26. Oktober 1904.
miſſariate und hielt man ſofort eine genaue Nach-
ſuche im Hauſe, doch war keine Spur von dem Ein-
brecher mehr vorhanden. Derſelbe hatte wahrſcheinlich
mit einem Stemmeiſen die nur leicht verſperite Laden-
türe und einen im Lokale befindlichen Schreibtiſch
erbrochen und aus demſelben einen Betrag von 120 K
entwendet. Man vermutet, daß man es hier mit
einem mit den Ortsverhältniſſen vertrauten Indi-
viduum zu tun hat.
— Spende. Herr k. u. k. Oberleutnant von
Hahndel hat dem Rath’ſchen allgem. öffentlichen
Krankenhauſe in Baden einen Tragſeſſel und ein
Drahtbett für Dampfbehandlung geſpendet, wofür
hiermit herzlichſt gedankt wird.
Korreſpondenzen.
[Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]
Mödling.
(Schoeffel-Memoiren.) Es verloutet,
daß der frühere Abgeordnete und Landesausſchuß Schoeffel,
der bei der letzten Landtagswahl gegen den chriſtlichſozialen
Kuhſchelm unterlag, worauf er ſich vom politiſchen Leben
gänzlich zurückzog, im Begriffe ſieht, ſeine „Memoiren“ zu
ſchreiben, die zweifellos für weitere Kreiſe vom Intereſſe ſein
dürften.
(Ein Sprenggeſchoß) iſt, wie bereits publiziert,
von ſpielenden Kindern auf einer Wieſe nächſt dem Mödl-
hammer’ſchen Materialplatze bei der Bahnſtation gefunden
worden. Die Kinder waren ſo klug, ſich mit dem gefährlichen
Shrapnel nicht zu ſpielen, ſondern von ihrem Funde raſch
Meldung zu machen, worauf polizeilicherſeits eine Unterſuchung
desſelben vorgenommen und feſtgeſtellt wurde, daß das Geſchoß
ſcharf montiert ſei. Woher das Ding gekommen ſein mag,
darüber gab es bloß Vermutungen.
(Eine Unglückliche.) In das Mödlinger Krankenhaus
wurde vor einigen Tagen die 26jährige ihrer Entbindung nahe
Eliſabeth Sch. gebracht, die wegen unglücklicher Liebe einen
Verſuch, ſich mit Salzſäure zu vergiften, gemacht hatte.
(Ein Wüſtling), dem ein 13jähriges Mädchen zum
Opfer fiel, wurde kürzlich verhaftet. Der verheiratete Privat-
beamte Robert H. hatte, wie die vorgefundenen Briefe dartun,
ſeine verwerflichen Machinationen bei Kindern im zarten Alter
zwiſſchen 11 und 15 Jahren verſucht und ſchließlich die erſt
13jährige Leopoldine Sch. mißbraucht. Bemerkenswert iſt, daß
letztere im Hauſe ihrer Mutter wohnte, woſelbſt der Verhaftete
Zutritt hatte.
(Dreihundert Mitglieder) zählt der Verein der
Mödlinger Hausbeſitzer, deſſen Gründung, wie ſeinerzeit be-
richtet, erſt im Frühjahre d. J. ſtattgefunden hat. Dieſen
Aufſchwung dürfte der Verein hauptſächlich dem Umſtande zu
danken haben, daß er ſich nur mit wirtſchaftlichen Fragen
beſchäftigt und auch jetzt beiſpielsweiſe wieder die wichtige
Augelegenheit, den Realbeſitz möglichſt zu entlaſten, zum
Gegenſtand eifrigen Studiums gemacht hat.
(Ein alter Mödlinger,) Herr Franz Schöllinger,
der durch ſeine geſanglichen Leiſtungen als Mitglied des
Männer-Geſangvereines „Liederkranz“ dem Publikum wohl-
bekannt iſt, hat ſich nach längerer Abweſenheit wieder in
Mödling etabliert und das Bartik’ſche Bäckergeſchäft in der
Schöffelvorſtadt übernommen.
(Das Wohltätigkeits-Konzert) zugunſten des
Vereines der Heilanſtalt Alland, das am 23. d. M. im großen
Muſikoereinsſaale in Wien ſtattfand, hat eine glänzende Ge-
ſellſchaft dort verſammelt, die mit Vergnügen der herrlichen
Muſik lauſchte. Das überaus gediegene und ſeine Programm,
durchwegs beſtehend aus Kompoſitionen des k. u. k. Hofmuſikers
Herrn Joſef Klein, bot reiche Abwechslung, Der Komponiſt
hatte die perſönliche Leitung ſeiner Werke übernommen und
beſorgte bei einzelnen Piecen auch die Klavierbeeleitung. Er
wurde vom Publikum mit lebhaften Applaus begrüßt und
wiederholt durch Beifallskundgebungen geehrt. Den Eingang
bildeten drei Orcheſtervorträge, ausgeführt von Mitgliedern
des k. u. k. Hofopern-Orcheſters a) Ouverture zu dem Ballet
„Junker Leichtſinn“, b) Novelette (Perſidie), c) Humoreske
(Arlequin). In allen drei Piecen machte ſich die gediegene,
exakte Schule des Hoftheaters angenehm bemerkbar. Als zweite
Nummer brachte der Geſangverein öſterreichiſcher
Eiſenbahnbeamten zwei Chöre, welche mit Präziſion
und in feiner ſtimmungsvoller Weiſe zu Gehör gebracht
wurden: „Dahin“ (ein altdeutſches Lied von Dr. Jakob Dont)
und „Wanderſehnſucht“ mit Text von Naaff wurde von Herrn
Hans Klein am Klavier begleitet. In Nr. 3, Romanze für
Cello mit Klavierbegleitung brillierte Herr Franz Klein,
Mitglied der k. k Hofkapelle, als Celliſt. Mit ſeltener Reinheit
und vorzüglicher Technik geſpielt, erntete dieſe Nummer
ſtürmiſchen Applaus, an welchem der Komponiſt, der den
Klavierpart beſorgte, ſein redlich Teil hatte. Als Anziehung
für Muſikenthuſiaſten galt Nr. 4, Nocturne für Harfe, zwei
Violinen und Cello. Auf der Harfe zeigte ſich Herr Alfred
Holy, königl.-prenßiſcher Kammermuſiker und erſter Harfen-
ſoliſt der Hofoper, als Meiſter. Er beherrſchte das Inſtrument mit
vollendeter Virtuoſität und brachte ebenſo wie ſeine Partner alle
Feinheiten der Kompoſition zur Geltung. Die Violinen und Cello
wurden von den Herren Hans, Karl und Franz Klein geſpielt.
Eine aus 7 Sätzen beſtehende Orcheſter-Piece „Suite de ballet“
brachte viel Stimmung in das Publikum. Die dröhnende
volle Muſik im Marche d’entrée, das raſche, feurige Tempo
des Pas espagnol, die ſchwere, drückende Melodie des Danse
oriental wurde von dem IV. Satz Danse piquant, den ſprudeln-
den, heiteren, koketten Klängen abgelöſt. Im Pas de deux
hörte man die grandezza und im Satz VI. wiegte und
ſchmiegte ſich Note an Note und Klang an Klang, bis der
letzte Satz danse russe, mit mächtigem, vollem Harmonium
abſchloß. Lauter Beifall lohnte dieſes meiſterhafte Spiel. Eine
Phantaſie-Polonaiſe für Fagott mit Klavierbegleitung (Herren
Karl Strobl und Joſef Klein) forderte viel techniſche
Fertigkeit, die ſich auch angenehm bemerkbar machte. In Varia-
tionen für Horn-Quartett traten die Herren Karl Stiegler,
Karl Romagnoli, Rudolf Vargics und Karl Weſecky,
ſämtlich Mitglieder des Hofopern-Orcheſters, auf; auch dieſe
Programmnummer fand wohlverdienten Beifall. Als Nr. 8 a
und 8 b brachte das Orcheſter zwei Vorführungen: Fragmeute
aus dem Ballett „Maleratelier“ und Ouverture zur Operette
„Zaunkönig“, beide voll reizender, prickelnder Weiſen, die ein-
ſchmeichelnd an unſer Ohr klingen. Frl. Betty Schubert
ſang in dem Entreelied und einem Solo aus dem „Zaunkönig“
(Operetten-Manuſkript) mit wohltönender, voller, weicher
Stimme einen reinen Sopran, der auch in der höchſten Lage
nichts von ſeiner Klarheit verlor. Die Dame wurde mit
rauſchendem Applaus gelohnt und mußte wiederholt dankend
am Podium erſcheinen. Zum Schluſſe noch drei Orcheſter-
vorträge: Danse pittoresque, Gavotte aus dem Ballet „Die
roten Domino“ und ein Sezeſſions-Marſch. Damit endete das
Konzert, zu welchem, wie erwähnt, Frau Ida Fiedler aus
Mödling die Anregung gegeben hatte.
Vöslau.
(Volks-Bibliotheks-Verein.) Mit
22. d. ſtellte der hieſige Verein ſeine rund 3500 Bände um-
faſſende Bibliothek dem Publikum zur Verfügung, u. zw. wie
alljährlich gegen einen Jahresbetrag von K 2·40. Dieſer ſeit
Jahren beſtehende Verein, an deſſen Spitze Herr Bürgermeiſter
Reiter ſteht und der von Lehrern und Beamten aufs eifrigſte
unterſtützt wird, bietet in der Reichhaltigkeit ſeiner Samm-
lung einen großen Schatz, aus welchem die Vöslauer viele
Stunden des geiſtigen Genuſſes und der Unterhaltung ſchöpfen.
Die Bibliothek umfaßt großenteils Unterhaltungsliteratur, be-
achtenswerte Jugendſchriften, eine ſtattliche Anzahl Zeitſchriften
über Geſchichte, Politik, Geographie, Naturwiſſenſchaft, Geſund-
heitslehre, Philoſophie, Land- und Volkswirtſchaft, Handel
und Induſtrie, Geſetzeskunde, Muſik und Kunſt Auskunft er-
teilende Werke und iſt ſomit imſtande, ihrem Zwecke als Volks
bibliothek vollſtändig nachzukommen. Der Beſuch derſelben iſt
ein äußerſt reger.
(Univerſitätskurs.) Vom 6. November an findet
durch ſechs Sonntage hindurch immer nachmittags 3 Uhr, der
fünfte Kurs in der Turnhalle ſtatt, abgehalten vom Univer-
ſitäts-Dozenten Dr. Joſef Hockauf über „Nahrungsmittel
und ihre Verfälſchungen“. Der Betrag beträgt wie üblich für
alle ſechs Vorleſungen eine Krone. Die Sache dürfte äußerſt
intereſſant und auch einen großen praktiſchen Nutzen haben,
nicht nur für diejenigen, welche die Nahrungsmittel dann noch
mehr fälſchen könnten, falls deren Kenntniſſe bereichert werden
und ſie die Abſicht hätten, ſondern beſonders für das Publi-
kum, welches dann umſo eher imſtande iſt, dieſe Fälſchungen
zu erkennen und zurückzuweiſen; daher ſollten beſonders die
Frauen dieſe Gelegenheit nicht unbenützt vorübergehen laſſen.
Theater.
Stadttheater in Baden.
Freitag, den 21. d. M.: „Der Sohn der
Wildnis“. Herr Hermann Benke, eine bekannte
Größe des Wiener Stadttheaters, abſolvierte in
Friedrich Halm’s dramatiſchem Gedicht „Der Sohn
der Wildnis“ ein Gaſtſpiel, das ſelbſtverſtändlich
großes Intereſſe hervorrief, obwohl der geſchätzte
Gaſt, nicht den Namen nach, aber perſönlich weitaus
dem größten Teile des Badener Publikums noch
unbekannt war. Das Kaiſer-Jubiläums-Stadttheater
liegt eben ziemlich entfernt und eignet ſich für Pro-
vinzbeſuche daher nicht ſo gut wie andere Wiener
Bühnen. Umſo erfreulicher iſt es für uns, nun auch
eine erſte Kraft dieſes Theaters zu ſehen und kennen
zu lernen.
Ein Bild kraftſtrotzender Männlichkeit ſtand in
Hermann Benke’s Ingomar auf der Szene. Das
mächtige, klangſchöne Organ und ſein tiefdurchdachtes
Spiel ſicherten dem Anführer der Tektoſagen jenen
großen Erfolg und den ſtarken Beifall, welcher als
höchſtverdiente Anerkennung ſeitens des Auditoriums
der ſchönen künſtleriſchen Leiſtung des vorzüglichen
Heldendarſtellers zuteil wurde. Dem Vernehmen nach
ſoll dieſer erſten Gaſtvorſtellung Herrn Benke’s
bald eine zweite folgen, was gewiß allſeits mit Be-
friedigung begrüßt werden wird.
Eine liebreizende Partnerin hatte der werte Gaſt
in Fräulein Sewaroff, deren Parthenia hier zur
Genüge bekannt iſt.
Leider waren die Epiſoden nicht ganz einwand-
frei, was umſomehr beſprochen werden muß, als faſt
ſämtliche kleinere Rollen in dem Werke Halm’s bei
mangelhafter Wiedergabe ſehr leicht zu ſogenannten
„Anblaſerollen“ werden können. So eignet ſich zum
Beiſpiel Fräulein Lieder gar nicht für die Theano.
Sie hat zwar nur einige Sätze zu ſprechen, die
wären aber bei Fräulein Baer oder eventuell
Fräulein Kraft wohl beſſer aufgehoben geweſen.
Auch Herr Zeemann ſchien als Fiſcher Lykon
recht unſicher. Den Timarch von Maſſalia ſpielte
Herr Sußmann. Die Herren Verſtl (Myron),
a weißes Leibl und a ſchwarzſammtenes Miader“,
ſo ſchilderte Sepp, etwas unbeholfen zwar, die Herr-
lichkeiten, die er geſehen.
Thereſe hörte ihm aufmerkſam zu; an das
Sammtmieder aber wollte ſie bei dem bekannten Geiz
der Leitnerin nicht recht glauben. Nichtsdeſtoweniger
aber trug das neue Gewand bedeutend dazu bei, den
Groll gegen die Kathl zu verſchärfen. Ganz unbewußt
trug der Sepp auch noch das ſeinige bei, indem er
ſagte: „In dera Kluft is morg’n die Kathl ’s ſcheanſte
Deandl af weit und brat und der Toni, der kann
ſei Freud’ af ihr hab’n“.
„No, no!“ unterbrach ſie Sepp ärgerlich. „Mir
ziemt, du wirſt ſelber a no narriſch weg’n den fad’n
Ding dort drent’n“.
Nun kam es erſt dem Sepp in den Sinn, daß
er mit dem „ſcheanſt’n Deandl“ einen groben Fehler
gemacht hatte und er bemühte ſich, ihn ſo raſch als
möglich wieder auszubeſſern. „A Nieda *) dumm, der
af’s G’wand ban an Deandl ſchaut, Putz kann ſi a
niad’s kaf’n, aber ſo ſcheane liachte Zöpf wia du ſie
haſt, dö kriagt mer um koa Geld net und d’ſchwarz’n
Haar ſand a net an Niad’n ſei Guſto. D’Kathl is
halt ſauber weil’s jung is, aber in a paar Jahrln
ſchaut’s akrat ſo aus wiar ihr Muatter — und das
is do koa ſcheane Bäuerin net“, er ſpukte ſogar aus,
„— pfui Teufl!“
Sepp glaubte damit ſeine Schuldigkeit getan zu
haben und ging. „Weg’n dera Pfeif’n muaß mer
ſcho a niads Wort af d’Goldwag leg’n“, murmelte
er, als er wieder zu ſeiner Arbeit ging.
Im Leitenbauernhof wurden für die morgige
Kirchtagsfahrt wirklich Vorbereitungen getroffen und
das, was niemand -recht glauben wollte, ſchien zur
Tatſache zu werden. Die Bäuerin fuhr mit ihrer
älteſten Tochter zur Kirmeß. Sie, die noch vor
vierzehn Tagen, als Kathl eine leiſe Anſpielung
darauf gemacht, einen koloſſalen Lärm geſchlagen
hatte, man müſſe nicht überall dabei ſei, was man
denn glaube, ob ſo ein Kirchtag nichts koſte und ob
ſie das Geld auf der Gaſſe finde. Im Laufe dieſer
Woche aber, da hatte ſie ſich plötzlich eines anderen
beſonnen. Als ſie erfahren hatte, daß der junge Hof-
bauer den Kirchtag beſuchen werde, da ſagte ſie zu
zu ihrer Kathl: „J han mer’s überlegt, ſullſt a amol
a Freud’ hab’n, mei allerliabſt’s Kind, af’n Sunnta
fahr’ mer af Wulfgang aufi“.
Kathl erſchrack beinahe über die plötzliche Sinnes-
änderung ihrer Mutter. Ja, vor wenigen Tagen
hätte ihr dieſelbe damit die größte Freude bereitet,
heute aber, nachdem ſie wußte, welchem Umſtande ſie
das Vergnügen zu danken hätte, berührte ſie dieſe
Eröffnung höchſt unangenehm, denn wie ſie den
Charakter ihrer Mutter kannte, würde ihr dieſe Kirch-
tagsfahrt noch ſehr teuer zu ſtehen kommen. „Na,
na, Muatter, bleib’ mer na dahoam, mer muaß net
überall dabei ſein“, ſagte Kathl, die eigentlich in
ihrem Leben noch auf keiner Unterhaltung war.
„Ah freili! Du biſt no af koaner Luſtbarkeit
net g’weſ’n und i will net hab’n, daß d’amol ſogſt,
d’Muaiter hiat der koa Freud’ vergunnt — wer woaß
a wia lang i di no dahoam han“, proteſtierte die
Alte.
Kathl ſchien dieſe letzte Bemerkung gänzlich zu
überhören; ſie ſagte nur: „So was wir i enk nia
net nachred’n, Muatter, und das mit’m Kirchta, das
war eah na a G’ſpoaß das ſelbige Mal. J han
ſcho lang neammer d’rauf denkt und hiat a gar koa
Luſt mehr drauf“.
„Na, na, das ſand lauter Ausred’n! Dö laſſ’
i net gelt’n. A jung’s Deandl und koa Luſt af a
Muſik z’geahn — das glabt der koa Menſch net“,
ſagte lebhaft die Bäuerin.
Kathl war ratlos, ſie ſchwieg. Da kam ihr aber
noch ein Einfall, der vielleicht Rettung bringen konnte.
„Mir ziemt, Muatter, ’s war a ſchad’ um’s Geld;
ſo a Kirta koſt’ allerweil a Menge — und das zahlt
ſi net aus für das bisl Umaſpring’“.
Das war allerdings die empfindlichſte Seite
der Leitenbäuerin, die ihre Tochter jetzt berührte,
aber auch die war heute unanfechtbar; die Arme in
die Seite geſtemmt trat die Bäuerin vor ihre Tochter
hin, indem ſie ſagte: „Na freili! Was andere tan
kinnan, das kinnan mir a; wann der Hofbauer und
der Schwarzböck net war’n, oft war’n mir d’reichſt’n
Leut’ im Dorf und i moan, ’s war net z’viel, wann
ſi die Leitnerin a amol ſehg’n laſſert afr an Kirchta
— was tuat mer net alles für ſo a liab’s Kind“,
ſetzte ſie wieder zärtlich werdend zu.
„Weg’n meiner braucht’s enk dö Auslag’n net
z’mach’n, Muatter!“ wand die Tochter der Leiten-
bäuerin noch einmal ein, „i ſag’ enk noch amol, ’s
is ſchad’ für’s Geld“.
„Na, das wer’n weiter große Unköſt’n ſei für
uns zwoa; der Vater, der muaß dahoam bleib’n —
wann der in’s Wirtshaus kimmt, das reißt ſie freili
ins Geld“.
(Fortſetzung folgt.)
*) Niader, niads = Jeder, jedes.
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