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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 14. Berlin, 30. Juli 1740.

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[Beginn Spaltensatz] Stockholm gehen sollen, lassen hier an einer kostbaren
Equipage arbeiten. Briefe von Madrid melden, daß
die Aerzte der Königin gerathen, die Bäder zu gebrau-
chen, weil sie sich von Zeit zu Zeit nicht wohl be-
findet.

Brüssel, vom 18. Julii.

Der Herzog von Ahrenberg ist nach Enguien[unleserliches Material] gegan-
gen, nachdem er die Einrichtung gemacht, wie die
Völker, welche aus Ungarn kommen, vertheilet werden
sollen.

Haag, vom 19. Julii.

Die Vermehrung der Völker, welche vor einiger
Zeit für eine beschlossene Sache angesehen wurde, ist
gleichwohl noch nicht vor sich gegangen, und man glaubt
auch, daß sie noch eine Zeitlang anstehen wird, weil der
Cardinal Fleury unserm Minister zu Paris, beständig
wiederholet, daß seine Absicht allezeit wäre, den Frieden
in Europa ehestens wieder herzustellen. Es sind aber
noch immer einige, welche glauben, daß es mit dieser
Herstellung schwer halten wird. Jnzwischen dürfte
sich dieses alles aufklären, wenn man erst siehet, wozu
die englische Flotte, welche der Admiral Norris com-
mandiret, gebraucht werden soll. Das Gerüchte,
welches sich hier und an andern Orten ausgebreitet,
als ob die Republick die Neutralität ergriffen hätte,
ist allerdings falsch, und gründet sich blos auf eine
irrige Auslegung, welche der Hof zu Madrid von einer
Erklärung gemacht, die unser Gesandter demselben ge-
geben. Dieser Minister trug dem Hofe nur in [unleserliches Material - 12 Zeichen fehlen]all-
gemeinen Ausdrückungen vor, daß die General- Staa-
ten nichts mehr wünschten, als mit Spanien ein be-
ständiges gutes Vernehmen zu erhalten. Das spani-
sche Ministerium, welches diese Erklärung als eine Ver-
sicherung auslegte, daß die Republick neutral bleiben
wollte, trug dem Herrn von St. Gille auf, die Staa-
ten zu versichern, daß Se. Catholische Majestät die
Nachricht von der Neutralität der vereinigten Nieder-
lande mit Vergnügen angenommen hätten, und daß
sie nicht zugeben würden, daß man die Handlung ih-
rer Einwohner stöhrte, wann sie sich in den Grenzen
hielten, die ihnen von den Tractaten vorgeschrieben
worden. Die Herren von der Regierung antworteten,
daß sie von der freundschaftlichen Erklärung des Kö-
nigs sehr zufrieden wären, was aber die Neutralität
anbeträfe, die ihr Gesandter versichert haben solte, so sä-
hen sie sich gezwungen sie zu verneinen, weil sie ihrem Mi-
nister nicht die geringste Ordre dazu gegeben hätten,
[Spaltenumbruch] Jm übrigen wolte die Republick hoffen, daß der König
bereits befohlen haben würde, ihre Schiffe nicht weiter
in der See durch die Besichtigung zu beunruhigen.
Man erwartet nunmehro den französischen Gesandten,
Marquis von Fenelon, welcher bereits von Paris aufge-
brochen ist, täglich hier wieder zurück.

Wien, vom 16. Julii.

Die Ordre, welche der Graf von Kherenhüller erhal-
ten, ohne Aufschub wieder nach Regenspurg zu kehren,
und die Absendung eines Secretarii von der Canzelley
nach Maynz, welcher noch eher abgegangen ist, ehe der
Hr. von Bartenstein auf seine Güter reisete, lassen vermu-
then, daß man den Churfürsten zu einem Vergleiche mit
dem Casselschen Hause bewegen will. Man sendet
täglich eine Staffette von hier nach dem Herrn von
Bartenstein, und es kommt auch alle Tage wenigstens
eine von ihm hier an. Eine jede Staffette braucht in-
zwischen 32 Stunden ehe sie sein Guth erreichen kann.
Man hat in Segedin und den umliegenden Gegenden
sich genau erkundiget, ob man dort etwas von einer anste-
ckenden Krankheit vermerkte, allein man hat daselbst nicht
das geringste Merkzeichen davon gefunden. Hingegen
berichten aber die ausgeschickten Commissarien, daß
zu Arrad und in einigen nahe gelegenen Dörfern,
verschiedene Personen plötzlich gestorben sind. Jn-
dessen macht die Annäherung des türkischen Ge-
sandten hier nicht die geringste Furcht, weil er sei-
ne Reise allemal disseits des Donau= Flusses fort-
gesetzt hat, und weil noch bis itzo keine einzige Person
von seinem Gefolge krank geworden ist. Der General
Schmettan hat berichtet, daß zu Bellgrad ein neuer
Tumult gewesen, und daß der Ali Bassa nicht mehr
im Stande wäre, den Janitscharen Einhalt zu thun,
die täglich die Bezahlung ihres rückständigen Soldes,
mit grossem Ungestüm forderten, und unter diesem Schein
allerhand Ausschweifungen verübten. Verschiedene
Officier, welche diesen Bassa etwas näher kennen, kön-
nen nicht begreifen, wie es ihm am Gelde fehlen sollte,
da ihn der Groß= Sultan wegen seines Wohlverhaltens
bey Krotzka sehr ansehnlich beschenkt, und da man von
sicherer Hand weiß, daß diese Geschenke sich über hun-
dert und achzig tausend Löwenthaler betragen. Der
Prinz von Lobkowitz wird ehestens den Orden vom gül-
denen Vließ erhalten. Das Beylager seiner Tochter
mit dem Herzoge von Ursel ist bloß deßwegen so lange
aufgeschoben, weil er dieses Gepränge erst abwarten
wollen.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Stockholm gehen sollen, lassen hier an einer kostbaren
Equipage arbeiten. Briefe von Madrid melden, daß
die Aerzte der Königin gerathen, die Bäder zu gebrau-
chen, weil sie sich von Zeit zu Zeit nicht wohl be-
findet.

Brüssel, vom 18. Julii.

Der Herzog von Ahrenberg ist nach Enguien[unleserliches Material] gegan-
gen, nachdem er die Einrichtung gemacht, wie die
Völker, welche aus Ungarn kommen, vertheilet werden
sollen.

Haag, vom 19. Julii.

Die Vermehrung der Völker, welche vor einiger
Zeit für eine beschlossene Sache angesehen wurde, ist
gleichwohl noch nicht vor sich gegangen, und man glaubt
auch, daß sie noch eine Zeitlang anstehen wird, weil der
Cardinal Fleury unserm Minister zu Paris, beständig
wiederholet, daß seine Absicht allezeit wäre, den Frieden
in Europa ehestens wieder herzustellen. Es sind aber
noch immer einige, welche glauben, daß es mit dieser
Herstellung schwer halten wird. Jnzwischen dürfte
sich dieses alles aufklären, wenn man erst siehet, wozu
die englische Flotte, welche der Admiral Norris com-
mandiret, gebraucht werden soll. Das Gerüchte,
welches sich hier und an andern Orten ausgebreitet,
als ob die Republick die Neutralität ergriffen hätte,
ist allerdings falsch, und gründet sich blos auf eine
irrige Auslegung, welche der Hof zu Madrid von einer
Erklärung gemacht, die unser Gesandter demselben ge-
geben. Dieser Minister trug dem Hofe nur in [unleserliches Material – 12 Zeichen fehlen]all-
gemeinen Ausdrückungen vor, daß die General- Staa-
ten nichts mehr wünschten, als mit Spanien ein be-
ständiges gutes Vernehmen zu erhalten. Das spani-
sche Ministerium, welches diese Erklärung als eine Ver-
sicherung auslegte, daß die Republick neutral bleiben
wollte, trug dem Herrn von St. Gille auf, die Staa-
ten zu versichern, daß Se. Catholische Majestät die
Nachricht von der Neutralität der vereinigten Nieder-
lande mit Vergnügen angenommen hätten, und daß
sie nicht zugeben würden, daß man die Handlung ih-
rer Einwohner stöhrte, wann sie sich in den Grenzen
hielten, die ihnen von den Tractaten vorgeschrieben
worden. Die Herren von der Regierung antworteten,
daß sie von der freundschaftlichen Erklärung des Kö-
nigs sehr zufrieden wären, was aber die Neutralität
anbeträfe, die ihr Gesandter versichert haben solte, so sä-
hen sie sich gezwungen sie zu verneinen, weil sie ihrem Mi-
nister nicht die geringste Ordre dazu gegeben hätten,
[Spaltenumbruch] Jm übrigen wolte die Republick hoffen, daß der König
bereits befohlen haben würde, ihre Schiffe nicht weiter
in der See durch die Besichtigung zu beunruhigen.
Man erwartet nunmehro den französischen Gesandten,
Marquis von Fenelon, welcher bereits von Paris aufge-
brochen ist, täglich hier wieder zurück.

Wien, vom 16. Julii.

Die Ordre, welche der Graf von Kherenhüller erhal-
ten, ohne Aufschub wieder nach Regenspurg zu kehren,
und die Absendung eines Secretarii von der Canzelley
nach Maynz, welcher noch eher abgegangen ist, ehe der
Hr. von Bartenstein auf seine Güter reisete, lassen vermu-
then, daß man den Churfürsten zu einem Vergleiche mit
dem Casselschen Hause bewegen will. Man sendet
täglich eine Staffette von hier nach dem Herrn von
Bartenstein, und es kommt auch alle Tage wenigstens
eine von ihm hier an. Eine jede Staffette braucht in-
zwischen 32 Stunden ehe sie sein Guth erreichen kann.
Man hat in Segedin und den umliegenden Gegenden
sich genau erkundiget, ob man dort etwas von einer anste-
ckenden Krankheit vermerkte, allein man hat daselbst nicht
das geringste Merkzeichen davon gefunden. Hingegen
berichten aber die ausgeschickten Commissarien, daß
zu Arrad und in einigen nahe gelegenen Dörfern,
verschiedene Personen plötzlich gestorben sind. Jn-
dessen macht die Annäherung des türkischen Ge-
sandten hier nicht die geringste Furcht, weil er sei-
ne Reise allemal disseits des Donau= Flusses fort-
gesetzt hat, und weil noch bis itzo keine einzige Person
von seinem Gefolge krank geworden ist. Der General
Schmettan hat berichtet, daß zu Bellgrad ein neuer
Tumult gewesen, und daß der Ali Bassa nicht mehr
im Stande wäre, den Janitscharen Einhalt zu thun,
die täglich die Bezahlung ihres rückständigen Soldes,
mit grossem Ungestüm forderten, und unter diesem Schein
allerhand Ausschweifungen verübten. Verschiedene
Officier, welche diesen Bassa etwas näher kennen, kön-
nen nicht begreifen, wie es ihm am Gelde fehlen sollte,
da ihn der Groß= Sultan wegen seines Wohlverhaltens
bey Krotzka sehr ansehnlich beschenkt, und da man von
sicherer Hand weiß, daß diese Geschenke sich über hun-
dert und achzig tausend Löwenthaler betragen. Der
Prinz von Lobkowitz wird ehestens den Orden vom gül-
denen Vließ erhalten. Das Beylager seiner Tochter
mit dem Herzoge von Ursel ist bloß deßwegen so lange
aufgeschoben, weil er dieses Gepränge erst abwarten
wollen.

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 14. Berlin, 30. Juli 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin014_1740/3>, abgerufen am 21.11.2024.