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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 77. Berlin, 29. Juni 1741.

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Wien, vom 18. Junii.

Seit etlichen Tagen siehet man bey Hofe ein ge-
gossenes Bildniß von purem Golde, welches eben so
viel Pfund wieget, als der junge Ertz=Hertzog bey
Seiner Geburt schwer war. Die Königin hat sol-
ches zu einem Geschencke auf den Altar des wunder-
thätigen Marien=Bildes zu Jnspruck bestimmet.
Den 12ten und 13ten dieses langeten in hiesiger
Stadt 2 Curiers aus Londen und Hannover an,
mit der Nachricht von den grossen Vortheilen, so die
Engelländer über die Spanier in America erhalten
haben. Von einem Vergleich zwischen unserem Hofe,
und dem Chur=Bayerischen, wird jetzo fast gar
nichts mehr geredet, und daher glaubt man, daß die
deswegen angefangenen Unterhandlungen völlig ab-
gebrochen sind. Der Graf von Salaburg soll ehe-
stens wieder nach Oesterreich reisen, um die dortigen
Magazins anfüllen zu lassen, auch die Einrichtung
etlicher neuen zu besorgen. Die beyden Feld=Mar-
schalls, der Fürst von Lobkowitz, und der Graf von
Wallis, halten mit den Staats=Ministern der Kö-
nigin noch sehr fleißig Conferenzen. Von Presburg
wird gemeldet, daß die daselbst versammelten Unga-
rischen Stände einen geheimen Ausschuß verordnet
hätten, welcher die Capitulations=Puncte entwerfen
solte, die man der Königin vor Jhrer Crönung zur
Unterschrifft überreichen werde. Der Gouverneur
von Mayland ist befehliget, den grösten Theil von un-
sern in der Lombardey befindlichen Truppen in
erwehntes Hertzogthum zu ziehen.

Franckfurt am Mayn, vom 22. Junii.

Der Marschall von Belle=Jsle, welcher seine Ge-
mahlin ehestens aus Paris allhier erwartet, hat sei-
ne Reise nach Hannover noch auf einige Zeit ver-
schoben. Briefe von Straßburg melden, daß im
Elsaß grosse Vorbereitungen zu einem Feldzuge ge-
macht würden, daß sich daselbst nächstens eine Fran-
tzösische Armee von 30000 Mann zusammen ziehen
solle, und daß der Krieg diesmahl unvermeidlich seyn
dürffte.

Hamburg, vom 25. Junii.

Den neuesten Briefen von Stockholm zu solge,
würden die dortigen Reichs=Tags=Beratschlagun-
gen noch immer mit unermüdetem Eyfer fortgesetzt;
man halte aber in Ansehung der gegenwärtigen Con-
juncturen alles so sehr geheim, daß nichts zuverläßi-
ges davon zu erfahren sey. Jnzwischen könne man
[Spaltenumbruch] doch aus den eyfrigen Krieges=Vorbereitungen, und
aus den jetzigen starcken Bewegungen des Französi-
schen Gesandten, Grafen von S. Severin, leicht ur-
theilen, es dürfte nunmehro zwischen Schweden, und
Rußland, nächstens zu Thätlichkeiten kommen. Der
Transport von Truppen und Krieges=Munition
nach Finnland daure noch beständig; man habe auch
wieder einige Fregatten und Galeeren nach Abo ab-
gesendet, um eine grosse Menge Korn zur Anfüllung
der dasigen Magazins zu überbringen. Briefe von
Londen versichern, der dort befindliche Französische
Minister, Herr von Bussy, habe bereits seinen Rap-
pel erhalten, und stehe im Begriff, nach Paris zu-
rück zu reisen, welches vermuthlich der Vorbote ei-
nes baldigen Krieges zwischen Franckreich, und En-
gelland, seyn möchte. Von Hannover wird geschrie-
ben, daß Se. Durchl. der Landgraf Wilhelm von
Hessen=Cassel täglich bey des Königs Maj. wären,
und daß der Hof zu Herrnhausen wegen der vielen
angekommenen fremden Standes= Personen ungemein
zahlreich sey.

Fortsetzung der Nachricht von dem Rußischen
Gesandten.

Den 23. Martii wurde erwehnter Cantzley=Rath
zur Pforte beruffen, und ihm daselbst von dem Reis-
Effendi kund gethan, wie das Türckische Ministe-
rium es gerne sehen würde, wenn der Rußische Ge-
sandte dem Groß=Vizir die Visite geben, und so
dann bey dem Groß=Sultan vor andern Gesandten
Audienz nehmen möchte; wozu denn auch der Ge-
sandte Herr Rumänzow, durch eine ordentliche Ab-
schickung des Cantzley=Rath Neplujews an die
Pforte sich bereit bezeigte. Nachdem hierauf mit
denen Türckischen Ministern wegen des Ceremoniels
Abrede genommen worden, gab der Herr Gesandte
den 26. dem Groß=Vizir die Visite. Um halb 10.
Uhr Vormittags fuhr er mit denen Staats=Räthen,
und der übrigen Suite, in reicher Galla zum Groß-
Vizir. Der Gesandte wurde unter Vorangehung
des Capidschi Bascha, und des Tschurbadschi, zu
Pferde, in einer Port=Chaise bis zum Topgan ge-
tragen, alwo er sich in eine Kaicke von 7. Rudern, und
die übrigen in andere Fahrzeuge setzten. Nachdem
der Gesandte den Meerbusen paßirt, und vor Con-
stantinopel bey der Anfahrt Vezier=Keleßi ans Land
gestiegen war, wurde er so lange in ein kleines mit
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Wien, vom 18. Junii.

Seit etlichen Tagen siehet man bey Hofe ein ge-
gossenes Bildniß von purem Golde, welches eben so
viel Pfund wieget, als der junge Ertz=Hertzog bey
Seiner Geburt schwer war. Die Königin hat sol-
ches zu einem Geschencke auf den Altar des wunder-
thätigen Marien=Bildes zu Jnspruck bestimmet.
Den 12ten und 13ten dieses langeten in hiesiger
Stadt 2 Curiers aus Londen und Hannover an,
mit der Nachricht von den grossen Vortheilen, so die
Engelländer über die Spanier in America erhalten
haben. Von einem Vergleich zwischen unserem Hofe,
und dem Chur=Bayerischen, wird jetzo fast gar
nichts mehr geredet, und daher glaubt man, daß die
deswegen angefangenen Unterhandlungen völlig ab-
gebrochen sind. Der Graf von Salaburg soll ehe-
stens wieder nach Oesterreich reisen, um die dortigen
Magazins anfüllen zu lassen, auch die Einrichtung
etlicher neuen zu besorgen. Die beyden Feld=Mar-
schalls, der Fürst von Lobkowitz, und der Graf von
Wallis, halten mit den Staats=Ministern der Kö-
nigin noch sehr fleißig Conferenzen. Von Presburg
wird gemeldet, daß die daselbst versammelten Unga-
rischen Stände einen geheimen Ausschuß verordnet
hätten, welcher die Capitulations=Puncte entwerfen
solte, die man der Königin vor Jhrer Crönung zur
Unterschrifft überreichen werde. Der Gouverneur
von Mayland ist befehliget, den grösten Theil von un-
sern in der Lombardey befindlichen Truppen in
erwehntes Hertzogthum zu ziehen.

Franckfurt am Mayn, vom 22. Junii.

Der Marschall von Belle=Jsle, welcher seine Ge-
mahlin ehestens aus Paris allhier erwartet, hat sei-
ne Reise nach Hannover noch auf einige Zeit ver-
schoben. Briefe von Straßburg melden, daß im
Elsaß grosse Vorbereitungen zu einem Feldzuge ge-
macht würden, daß sich daselbst nächstens eine Fran-
tzösische Armee von 30000 Mann zusammen ziehen
solle, und daß der Krieg diesmahl unvermeidlich seyn
dürffte.

Hamburg, vom 25. Junii.

Den neuesten Briefen von Stockholm zu solge,
würden die dortigen Reichs=Tags=Beratschlagun-
gen noch immer mit unermüdetem Eyfer fortgesetzt;
man halte aber in Ansehung der gegenwärtigen Con-
juncturen alles so sehr geheim, daß nichts zuverläßi-
ges davon zu erfahren sey. Jnzwischen könne man
[Spaltenumbruch] doch aus den eyfrigen Krieges=Vorbereitungen, und
aus den jetzigen starcken Bewegungen des Französi-
schen Gesandten, Grafen von S. Severin, leicht ur-
theilen, es dürfte nunmehro zwischen Schweden, und
Rußland, nächstens zu Thätlichkeiten kommen. Der
Transport von Truppen und Krieges=Munition
nach Finnland daure noch beständig; man habe auch
wieder einige Fregatten und Galeeren nach Abo ab-
gesendet, um eine grosse Menge Korn zur Anfüllung
der dasigen Magazins zu überbringen. Briefe von
Londen versichern, der dort befindliche Französische
Minister, Herr von Bussy, habe bereits seinen Rap-
pel erhalten, und stehe im Begriff, nach Paris zu-
rück zu reisen, welches vermuthlich der Vorbote ei-
nes baldigen Krieges zwischen Franckreich, und En-
gelland, seyn möchte. Von Hannover wird geschrie-
ben, daß Se. Durchl. der Landgraf Wilhelm von
Hessen=Cassel täglich bey des Königs Maj. wären,
und daß der Hof zu Herrnhausen wegen der vielen
angekommenen fremden Standes= Personen ungemein
zahlreich sey.

Fortsetzung der Nachricht von dem Rußischen
Gesandten.

Den 23. Martii wurde erwehnter Cantzley=Rath
zur Pforte beruffen, und ihm daselbst von dem Reis-
Effendi kund gethan, wie das Türckische Ministe-
rium es gerne sehen würde, wenn der Rußische Ge-
sandte dem Groß=Vizir die Visite geben, und so
dann bey dem Groß=Sultan vor andern Gesandten
Audienz nehmen möchte; wozu denn auch der Ge-
sandte Herr Rumänzow, durch eine ordentliche Ab-
schickung des Cantzley=Rath Neplujews an die
Pforte sich bereit bezeigte. Nachdem hierauf mit
denen Türckischen Ministern wegen des Ceremoniels
Abrede genommen worden, gab der Herr Gesandte
den 26. dem Groß=Vizir die Visite. Um halb 10.
Uhr Vormittags fuhr er mit denen Staats=Räthen,
und der übrigen Suite, in reicher Galla zum Groß-
Vizir. Der Gesandte wurde unter Vorangehung
des Capidschi Bascha, und des Tschurbadschi, zu
Pferde, in einer Port=Chaise bis zum Topgan ge-
tragen, alwo er sich in eine Kaicke von 7. Rudern, und
die übrigen in andere Fahrzeuge setzten. Nachdem
der Gesandte den Meerbusen paßirt, und vor Con-
stantinopel bey der Anfahrt Vezier=Keleßi ans Land
gestiegen war, wurde er so lange in ein kleines mit
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 77. Berlin, 29. Juni 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin077_1741/3>, abgerufen am 21.11.2024.