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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 93. Berlin, 5. August 1741.

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[Beginn Spaltensatz] ren sähen dem Harlequin in seiner Krieges=Rüstung
nicht gar zu unähnlich, und in Betrachtung der
abentheuerlichen Art ihrer Bewafnung scheinet es,
daß sie sich sehr vor uns fürchten müssen.

Was nun die ernsthaften Sachen betrift, so dürf-
fen Sie gantz gewiß glauben, daß man niemahls eine
Cavallerie gesehen hat, die der unsrigen gleich gekom-
men ist. An dem Tage, da Se. Majest. die Revüe
über selbige hielten, waren Mannschaft und Pferde
in völligem Stande, und die Pferde so fett und dicke,
als wenn sie sich auf dem Lande befänden.

Die fremden Ministers, welche dieser Revüe mit
beywohneten, schienen darüber, wiewohl aus verschie-
denen Bewegungs=Gründen, voller Verwunderung,
und sehr vergnügt. Die fernere Auswechselung der
Krieges=Gefangenen geschiehet den 1sten Augusti, und
mit solcher Auswechselung wird man den ersten Tag
eines jeden Monaths fortfahren.

Die jetzige Ruhe unserer Armee giebt Gelegenheit
zu vielen Muthmassungen. Einige bilden sich ein,
diese sanfte Stille sey der Vorbote von einem starcken
Ungewitter; andere aber halten solche vor ein Zeichen
des nahen Friedens. Sie können davon glauben,
was Jhnen beliebt, wenn Sie nur meiner Neigung
Gerechtigkeit wiederfahren lassen, mit welcher
ich bin

P. S.
Sie haben ohne Zweifel in verschiedenen gedruck-
ten Zeitungen eine ziemliche Anzahl von Scharmü-
tzeln gelesen, die mit Verlust unserer Hussaren sollen
vorgefallen seyn, und sie werden bald so viel, bald
wieder noch mehr Todte und Verwundete von ihnen
auf dem Papier finden; allein ich versichere Sie, daß
kein eintziges Wort davon wahr ist. Wenn ich gleich
denn und wenn mit Jhnen schertze, so schreibe ich Jh-
nen doch auch die Wahrheit, ohne die Sachen zu
vergrössern, oder zu vermindern. Alle diese falsche
Zeitungen kommen aus Prag, und Glatz, wo die
müßigen Mönche deren so viel erdencken, als sie nur
selber wolten.

Berlin, vom 5. Augusti.

Gestern frühe ist das Füsilier=Regiment des Herrn
Obristen, Grafen von Dohna, von hier nach Schle-
sien aufgebrochen, und hat zugleich eine gute Anzahl
Recruten vor die neu errichtete Escadron Gens d' Ar-
mes mit genommen.

[Spaltenumbruch]

Selbigen Vormittag wurden 14. aus Schlesien
angekommene eroberte Oesterreichische Fahnen durch
ein Detachement vom Printz Ferdinandischen Regi-
mente mit klingendem Spiel in das hiesige Arsenal
gebracht.

Aus Eisenach hat man die Nachricht erhalten, daß
Se. Hochfüstl. Durchl. der regierende Hertzog,
Wilhelm Heinrich, den 26. Julii an einem Schlag-
Flusse im 50. Jahre Dero Alters das Zeitliche ge-
seegnet haben.

Haag, vom 28. Julii.

Von Versailles wird gemeldet, es habe vor etli-
chen Tagen ein gewisser Ambassadeur auf Befehl
seines Hofes den Herrn Cardinal von Fleury gefragt:
Sind denn Se Allerchristlichste Majest. ent-
schlossen, eine Flotte nach der Ost=See abzu-
schicken? Worauf Se. Eminentz geantwortet hätten:
Nein, wofern nehmlich die Engelländer keine
dahin senden. Als nun der Ambassadeur sich fer-
ner erkundiget: Aber wird denn der König gantz
gewiß eine Flotte nach der Ost=See abseegeln
lassen, wenn sich eine Englische dort einfindet?
so wäre von dem Herrn Cardinal folgende sehr deut-
liche Erklährung geschehen. Ja, mein Herr, Sie
können sicher glauben, daß eine starcke Fran-
tzosische Flotte nach der Ost=See bestimmet
ist, welche allda unverzüglich zum Vorschein
kommen soll, wenn man höret, daß eine Eng-
lische ihren Lauf dorthin richtet. Jn einem
andern Schreiben aus gedachtem Versailles siehet man
die Liste von den Generals, denen der König das
Commando über die verschiedenen Läger anvertrauet
hat. Der Marschall von Belle=Jsle soll 25 Batail-
lons, deren jedes 2 Feld=Stücken mit sich führen wird,
und 66 Escadrons, commandiren, und die General-
Lieutenants Aubigny, Louville, Gaßion, Montal,
Farre, die Grafen von Sachsen, und von Bayern,
Clermont, Mauburg, Polastron, Menze, und Cayla,
wie auch die Marschalls de Camp, Putanges, Cha-
stel, Luxemburg, Breze, Eselimont, Estrees, Clare,
Dechiny, Boufleurs, und Ache, unter sich haben.
Diese Armee wird jenseits des Rheins agiren. Der
Marschall von Maillebois soll eine Armee von
40000 Mann an der Maas commandiren, und un-
ter ihm werden die Generals Ballincourt, Cherisy,
Vauldry, Luteau, Espianay, la Motte=Haudan-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] ren sähen dem Harlequin in seiner Krieges=Rüstung
nicht gar zu unähnlich, und in Betrachtung der
abentheuerlichen Art ihrer Bewafnung scheinet es,
daß sie sich sehr vor uns fürchten müssen.

Was nun die ernsthaften Sachen betrift, so dürf-
fen Sie gantz gewiß glauben, daß man niemahls eine
Cavallerie gesehen hat, die der unsrigen gleich gekom-
men ist. An dem Tage, da Se. Majest. die Revüe
über selbige hielten, waren Mannschaft und Pferde
in völligem Stande, und die Pferde so fett und dicke,
als wenn sie sich auf dem Lande befänden.

Die fremden Ministers, welche dieser Revüe mit
beywohneten, schienen darüber, wiewohl aus verschie-
denen Bewegungs=Gründen, voller Verwunderung,
und sehr vergnügt. Die fernere Auswechselung der
Krieges=Gefangenen geschiehet den 1sten Augusti, und
mit solcher Auswechselung wird man den ersten Tag
eines jeden Monaths fortfahren.

Die jetzige Ruhe unserer Armee giebt Gelegenheit
zu vielen Muthmassungen. Einige bilden sich ein,
diese sanfte Stille sey der Vorbote von einem starcken
Ungewitter; andere aber halten solche vor ein Zeichen
des nahen Friedens. Sie können davon glauben,
was Jhnen beliebt, wenn Sie nur meiner Neigung
Gerechtigkeit wiederfahren lassen, mit welcher
ich bin

P. S.
Sie haben ohne Zweifel in verschiedenen gedruck-
ten Zeitungen eine ziemliche Anzahl von Scharmü-
tzeln gelesen, die mit Verlust unserer Hussaren sollen
vorgefallen seyn, und sie werden bald so viel, bald
wieder noch mehr Todte und Verwundete von ihnen
auf dem Papier finden; allein ich versichere Sie, daß
kein eintziges Wort davon wahr ist. Wenn ich gleich
denn und wenn mit Jhnen schertze, so schreibe ich Jh-
nen doch auch die Wahrheit, ohne die Sachen zu
vergrössern, oder zu vermindern. Alle diese falsche
Zeitungen kommen aus Prag, und Glatz, wo die
müßigen Mönche deren so viel erdencken, als sie nur
selber wolten.

Berlin, vom 5. Augusti.

Gestern frühe ist das Füsilier=Regiment des Herrn
Obristen, Grafen von Dohna, von hier nach Schle-
sien aufgebrochen, und hat zugleich eine gute Anzahl
Recruten vor die neu errichtete Escadron Gens d' Ar-
mes mit genommen.

[Spaltenumbruch]

Selbigen Vormittag wurden 14. aus Schlesien
angekommene eroberte Oesterreichische Fahnen durch
ein Detachement vom Printz Ferdinandischen Regi-
mente mit klingendem Spiel in das hiesige Arsenal
gebracht.

Aus Eisenach hat man die Nachricht erhalten, daß
Se. Hochfüstl. Durchl. der regierende Hertzog,
Wilhelm Heinrich, den 26. Julii an einem Schlag-
Flusse im 50. Jahre Dero Alters das Zeitliche ge-
seegnet haben.

Haag, vom 28. Julii.

Von Versailles wird gemeldet, es habe vor etli-
chen Tagen ein gewisser Ambassadeur auf Befehl
seines Hofes den Herrn Cardinal von Fleury gefragt:
Sind denn Se Allerchristlichste Majest. ent-
schlossen, eine Flotte nach der Ost=See abzu-
schicken? Worauf Se. Eminentz geantwortet hätten:
Nein, wofern nehmlich die Engelländer keine
dahin senden. Als nun der Ambassadeur sich fer-
ner erkundiget: Aber wird denn der König gantz
gewiß eine Flotte nach der Ost=See abseegeln
lassen, wenn sich eine Englische dort einfindet?
so wäre von dem Herrn Cardinal folgende sehr deut-
liche Erklährung geschehen. Ja, mein Herr, Sie
können sicher glauben, daß eine starcke Fran-
tzosische Flotte nach der Ost=See bestimmet
ist, welche allda unverzüglich zum Vorschein
kommen soll, wenn man höret, daß eine Eng-
lische ihren Lauf dorthin richtet. Jn einem
andern Schreiben aus gedachtem Versailles siehet man
die Liste von den Generals, denen der König das
Commando über die verschiedenen Läger anvertrauet
hat. Der Marschall von Belle=Jsle soll 25 Batail-
lons, deren jedes 2 Feld=Stücken mit sich führen wird,
und 66 Escadrons, commandiren, und die General-
Lieutenants Aubigny, Louville, Gaßion, Montal,
Farre, die Grafen von Sachsen, und von Bayern,
Clermont, Mauburg, Polastron, Menze, und Cayla,
wie auch die Marschalls de Camp, Putanges, Cha-
stel, Luxemburg, Breze, Eselimont, Estrees, Clare,
Dechiny, Boufleurs, und Ache, unter sich haben.
Diese Armee wird jenseits des Rheins agiren. Der
Marschall von Maillebois soll eine Armee von
40000 Mann an der Maas commandiren, und un-
ter ihm werden die Generals Ballincourt, Cherisy,
Vauldry, Luteau, Espianay, la Motte=Haudan-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 93. Berlin, 5. August 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin093_1741/2>, abgerufen am 31.10.2024.