Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 93. Berlin, 5. August 1741.[Beginn Spaltensatz]
court, Gallerande, Lauterec, Phelippes, Contades, Turin, vom 18. Julii. Unmittelbar nach dem Tode der Königin begab Der P. Maccabei, Beicht=Vater Sr. Päbstl. Helsingör, vom 27. Julii. Jn der Nacht zwischen dem 24sten und 25sten Rom, vom 20. Julii. Es ist nunmehro bekannt genung, daß der Cardi- Schafhausen, vom 25. Julii. Ohnlängst wurde ein gewisser junger Mensch aus Fürtrefliche und mächtige Herrn, Es ist mir in der That sehr leid, daß der Herr [Beginn Spaltensatz]
court, Gallerande, Lauterec, Phelippes, Contades, Turin, vom 18. Julii. Unmittelbar nach dem Tode der Königin begab Der P. Maccabei, Beicht=Vater Sr. Päbstl. Helsingör, vom 27. Julii. Jn der Nacht zwischen dem 24sten und 25sten Rom, vom 20. Julii. Es ist nunmehro bekannt genung, daß der Cardi- Schafhausen, vom 25. Julii. Ohnlängst wurde ein gewisser junger Mensch aus Fürtrefliche und mächtige Herrn, Es ist mir in der That sehr leid, daß der Herr <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003"/><cb type="start"/> court, Gallerande, Lauterec, Phelippes, Contades,<lb/> und Allieres, stehen. Der General=Lieutenant von<lb/> Givry soll das Commando über ein Corps von<lb/> 20000 Mann in Flandern, und der Hertzog von<lb/> Harcourt über ein andres von 30000 Mann in Jta-<lb/> lien führen. Sonst wird auch noch berichtet, die<lb/> Frantzösischen Armateurs hätten schon Erlaubniß er-<lb/> halten, auf die Englischen Schiffe zur Caperey aus-<lb/> zulauffen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Turin, vom 18. Julii.</head><lb/> <p>Unmittelbar nach dem Tode der Königin begab<lb/> sich der König, nebst dem Printzen von Piemont, in<lb/> das bey hiesiger Residentz=Stadt liegende Cartheuser-<lb/> Closter, um daselbst dieser preißwürdigsten Prin-<lb/> tzeßin in der Stille ein gerechtes Thränen=Opfer zu<lb/> widmen. Der verblichene Cörper Jhro Majest.<lb/> hat 3 Tage auf einem prächtigen Parade=Bette gele-<lb/> gen, und ist den 7ten des jetzigen Monaths in unse-<lb/> rer Cathedral=Kirche beygesetzt worden.</p><lb/> <p>Der P. Maccabei, Beicht=Vater Sr. Päbstl.<lb/> Heiligkeit, soll so lange an unserm Hofe verbleiben,<lb/> bis man siehet, was die jetzigen Conjuncturen in<lb/> Jtalien vor einen Ausschlag gewinnen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Helsingör, vom 27. Julii.</head><lb/> <p>Jn der Nacht zwischen dem 24sten und 25sten<lb/> dieses gieng der Frantzösische Cabinets=Curier, Ba-<lb/> nieres, welcher von Paris kam, durch hiesige Stadt<lb/> nach Stockholm. Selbiger wolte versichern, daß die<lb/> Sachen in Norden nun ehestens zum völligen Aus-<lb/> bruche kommen würden.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Rom, vom 20. Julii.</head><lb/> <p>Es ist nunmehro bekannt genung, daß der Cardi-<lb/> nal Coscia seine Reise nach Neapolis nicht bloß in<lb/> der Absicht angetreten hat, die Bäder von Jschia<lb/> zu gebrauchen, sondern hauptsächlich deswegen, damit<lb/> er das Ende seines Processes beschleunigen, und<lb/> Se. Sicilianische Majest. um Dero kräftiges Vor-<lb/> wort bey dem Pabst ersuchen möge. Denn, als der<lb/> jetzige Pabst den Stuhl Petri bestieg, bat der Car-<lb/> dinal Coscia Se. Heiligkeit, ihn von dem bisherigen<lb/> so sehr verdrießlichen Processe völlig loß zu sprechen;<lb/> allein Dieselben gaben ihm zur Antwort: Die Sa-<lb/> che ist einmahl gerichtlich angefangen, und<lb/> muß folglich auch gerichtlich geendiget werden.<lb/> Hierauf überreichte der Cardinal dem Pabst ein Me-<lb/> morial, mit Bitte, ihm <hi rendition="#aq">Reviſionem Actorum</hi> zu ver-<lb/> statten, welches Se. Heiligkeit vor genehm hielten,<lb/><cb n="2"/> und sich also erklärten: Wir werden unverzüg-<lb/> lich eine besondere Congreation anordnen,<lb/> die in unserm Namen diese Revision verrich-<lb/> ten soll. Das ist nun der wahre Bewegungs-<lb/> Grund der Reise des Cardinals nach Neapolis, und<lb/> man glaubt, der König beyder Sicilien dürfte keine<lb/> Schwierigkeit machen, dem noch immer beängstigten<lb/> Coscia mit Seinem Vorwort bey dem Pabst zu Hülfe<lb/> zu kommen; weil er jederzeit vor das Spanische<lb/> Haus eine grosse Hochachtung geheget hat. Neulich<lb/> fragte Marforio den Pasquinum: Jst es denn<lb/> gewiß, daß der Cardinal Coscia sich aus<lb/> keiner andern Ursache nach Neapolis begeben<lb/> hat, als nur die Bäder von Jschia zu ge-<lb/> brauchen? Pasquinus antwortete: Se. Eminentz<lb/> haben diese Reise wircklich in dem Vorsatz<lb/> gethan, sich rechtschaffen zu waschen und zu<lb/> reinigen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Schafhausen, vom 25. Julii.</head><lb/> <p>Ohnlängst wurde ein gewisser junger Mensch aus<lb/> dem Canton Basel, welcher von der Reformirten Re-<lb/> ligion zur Catholischen übergetreten war, und seine<lb/> Sicherheit im Elsaß gesucht hatte, daselbst heimlich<lb/> aufgehoben, und nach Basel zurück geführet. Der<lb/> Marschall von Broglio, der diesen Eingrif in die<lb/> Gerechtsame seines Königs nicht leiden wollte, ließ<lb/> drey Bürger aus gemeldetem Canton, die sich wegen<lb/> einiger Geschäfte im Elsaß befanden, in Arrest neh-<lb/> men. Die Regierung zu Basel gab dem Herrn<lb/> Cardinal von Fleury in einem Briefe Nachricht von<lb/> der gantzen Sache, und bat um die Loßlassung ihrer<lb/> Bürger, worauf Se. Eminentz folgende schriftliche<lb/> Antwort ertheilten.</p><lb/> <p><space dim="horizontal"/> Fürtrefliche und mächtige Herrn,</p><lb/> <p>Es ist mir in der That sehr leid, daß der Herr<lb/> Marschall von Broglio auf die von dem Ammtmann<lb/> zu Landsee erhaltene Nachricht, wie man einen von<lb/> Dero Unterthanen, welcher zur Catholischen Reli-<lb/> gion übergetreten sey, auf Frantzösischem Grund und<lb/> Boden weggenommen, und ihm aus Erbitterung<lb/> über seine Religion=Veränderung in Jhrer Stadt<lb/> sehr hart begegnet habe, fest geglaubt hat, er müsse<lb/> zu den ergriffenen Gegen=Mitteln unumgänglich<lb/> schreiten. Der Herr Marschall von Broglio, dem<lb/> alle Umstände dieser Aufhebung nicht so genau, wie<lb/> es wohl hätte seyn sollen, bewust waren, konnte nichts<lb/> anders thun, als den Bewegungen seines Eifers vor<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
court, Gallerande, Lauterec, Phelippes, Contades,
und Allieres, stehen. Der General=Lieutenant von
Givry soll das Commando über ein Corps von
20000 Mann in Flandern, und der Hertzog von
Harcourt über ein andres von 30000 Mann in Jta-
lien führen. Sonst wird auch noch berichtet, die
Frantzösischen Armateurs hätten schon Erlaubniß er-
halten, auf die Englischen Schiffe zur Caperey aus-
zulauffen.
Turin, vom 18. Julii.
Unmittelbar nach dem Tode der Königin begab
sich der König, nebst dem Printzen von Piemont, in
das bey hiesiger Residentz=Stadt liegende Cartheuser-
Closter, um daselbst dieser preißwürdigsten Prin-
tzeßin in der Stille ein gerechtes Thränen=Opfer zu
widmen. Der verblichene Cörper Jhro Majest.
hat 3 Tage auf einem prächtigen Parade=Bette gele-
gen, und ist den 7ten des jetzigen Monaths in unse-
rer Cathedral=Kirche beygesetzt worden.
Der P. Maccabei, Beicht=Vater Sr. Päbstl.
Heiligkeit, soll so lange an unserm Hofe verbleiben,
bis man siehet, was die jetzigen Conjuncturen in
Jtalien vor einen Ausschlag gewinnen.
Helsingör, vom 27. Julii.
Jn der Nacht zwischen dem 24sten und 25sten
dieses gieng der Frantzösische Cabinets=Curier, Ba-
nieres, welcher von Paris kam, durch hiesige Stadt
nach Stockholm. Selbiger wolte versichern, daß die
Sachen in Norden nun ehestens zum völligen Aus-
bruche kommen würden.
Rom, vom 20. Julii.
Es ist nunmehro bekannt genung, daß der Cardi-
nal Coscia seine Reise nach Neapolis nicht bloß in
der Absicht angetreten hat, die Bäder von Jschia
zu gebrauchen, sondern hauptsächlich deswegen, damit
er das Ende seines Processes beschleunigen, und
Se. Sicilianische Majest. um Dero kräftiges Vor-
wort bey dem Pabst ersuchen möge. Denn, als der
jetzige Pabst den Stuhl Petri bestieg, bat der Car-
dinal Coscia Se. Heiligkeit, ihn von dem bisherigen
so sehr verdrießlichen Processe völlig loß zu sprechen;
allein Dieselben gaben ihm zur Antwort: Die Sa-
che ist einmahl gerichtlich angefangen, und
muß folglich auch gerichtlich geendiget werden.
Hierauf überreichte der Cardinal dem Pabst ein Me-
morial, mit Bitte, ihm Reviſionem Actorum zu ver-
statten, welches Se. Heiligkeit vor genehm hielten,
und sich also erklärten: Wir werden unverzüg-
lich eine besondere Congreation anordnen,
die in unserm Namen diese Revision verrich-
ten soll. Das ist nun der wahre Bewegungs-
Grund der Reise des Cardinals nach Neapolis, und
man glaubt, der König beyder Sicilien dürfte keine
Schwierigkeit machen, dem noch immer beängstigten
Coscia mit Seinem Vorwort bey dem Pabst zu Hülfe
zu kommen; weil er jederzeit vor das Spanische
Haus eine grosse Hochachtung geheget hat. Neulich
fragte Marforio den Pasquinum: Jst es denn
gewiß, daß der Cardinal Coscia sich aus
keiner andern Ursache nach Neapolis begeben
hat, als nur die Bäder von Jschia zu ge-
brauchen? Pasquinus antwortete: Se. Eminentz
haben diese Reise wircklich in dem Vorsatz
gethan, sich rechtschaffen zu waschen und zu
reinigen.
Schafhausen, vom 25. Julii.
Ohnlängst wurde ein gewisser junger Mensch aus
dem Canton Basel, welcher von der Reformirten Re-
ligion zur Catholischen übergetreten war, und seine
Sicherheit im Elsaß gesucht hatte, daselbst heimlich
aufgehoben, und nach Basel zurück geführet. Der
Marschall von Broglio, der diesen Eingrif in die
Gerechtsame seines Königs nicht leiden wollte, ließ
drey Bürger aus gemeldetem Canton, die sich wegen
einiger Geschäfte im Elsaß befanden, in Arrest neh-
men. Die Regierung zu Basel gab dem Herrn
Cardinal von Fleury in einem Briefe Nachricht von
der gantzen Sache, und bat um die Loßlassung ihrer
Bürger, worauf Se. Eminentz folgende schriftliche
Antwort ertheilten.
Fürtrefliche und mächtige Herrn,
Es ist mir in der That sehr leid, daß der Herr
Marschall von Broglio auf die von dem Ammtmann
zu Landsee erhaltene Nachricht, wie man einen von
Dero Unterthanen, welcher zur Catholischen Reli-
gion übergetreten sey, auf Frantzösischem Grund und
Boden weggenommen, und ihm aus Erbitterung
über seine Religion=Veränderung in Jhrer Stadt
sehr hart begegnet habe, fest geglaubt hat, er müsse
zu den ergriffenen Gegen=Mitteln unumgänglich
schreiten. Der Herr Marschall von Broglio, dem
alle Umstände dieser Aufhebung nicht so genau, wie
es wohl hätte seyn sollen, bewust waren, konnte nichts
anders thun, als den Bewegungen seines Eifers vor
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Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung
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